Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Die unter der Regie von Karyn Kusama (The Invitation, Destroyer) entstandene Horrorkomödie "Jennifer's Body" variiert und persifliert auf gelungene Weise typische Motive des Teen-Slasher Genres und versteht sich dabei gleichzeitig als Plädoyer für weibliche Selbstermächtigung.
Needy (Amanda Seyfried) und Jennifer (Megan Fox) sind seit gemeinsamen Sandkastentagen beste Freundinnen. Während Needy an der High School jedoch der Ruf der braven Streberin anhaftet, gilt Cheerleaderin Jennifer als heiße Verführerin, die allen Jungs den Kopf verdreht. Als Jennifer nach einem Brand bei einem Konzert mit den Mitgliedern einer Indie-Rock-Band im Wald verschwindet, macht sich Needy große Sorgen um das Wohl ihrer Freundin, welche bei ihrer Rückkehr dann auch völlig verändert zu sein scheint...
"Jennifer's Body" befasst sich eingehend mit Themen wie der Veränderung des weiblichen Körpers während der Pubertät und erinnert damit an Horrorwerke wie "Carrie" (1976) oder "Ginger Snaps" (2000). Zugleich greift Kusamas Film zahlreiche Elemente des Slashergenres auf und reichert diese mit einer guten Portion schwarzen Humors an. In Kombination mit den durchaus atmosphärischen Bildern von einsamen Wäldern und dunklen Vorstadtstraßen ergibt sich somit ein recht positiver Gesamteindruck, zumal auch der Cast, dem u.a. noch Adam Brody (Ready or Not), Johnny Simmons (Vielleicht lieber morgen) und J.K. Simmons (Whiplash) angehören, vollauf zu überzeugen weiß.
Negativ ankreiden kann man "Jennifer's Body" indes vor allem, dass der Film insgesamt noch zu zahm daherkommt und nur selten wirklich gruselige oder schockierende Momente kreiert, hätte die eine oder andere explizite Gore-Szene Kusamas Film doch sicher gut zu Gesicht gestanden. Obgleich die Horrorkomödie somit ihr volles Potenzial nicht ausschöpft und gerne auch etwas fester an der Spannungsschraube hätte drehen dürfen, verfügt "Jennifer's Body" dennoch über einige sehr erfrischende Ansätze und Ideen, zumal das Ende auch die Option offen lässt, dass die gesamte Handlung ausschließlich im Kopf der Protagonistin stattgefunden haben könnte.
"Godzilla" unter der Regie von Gareth Edwards (Monsters, Rogue One: A Star Wars Story), welcher den Startschuss für eine neue amerikanische Reihe um die beliebte Monsterechse gab, ist ein generischer Blockbuster nach Schema F, dessen dünne Story unnötig in die Länge gezogen wird und somit nur sehr selten Spannung erzeugt.
1999 erlebt Familienvater Joe Brody (Bryan Cranston) hautnah mit, wie ein japanischer Atommeiler sowie die angrenzende Großstadt durch ein plötzliches Erdbeben vollständig zerstört werden. Fünfzehn Jahre später sucht Joe immer noch nach der Ursache für die Katastrophe und begibt sich deshalb mit seinem inzwischen erwachsenen Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson) in die Sperrzone. Mit Entsetzen müssen Vater und Sohn feststellen, dass ein prähistorisches Monster für das Unglück von damals verantwortlich war, welches sich inzwischen verpuppt hat und im Sperrgebiet versteckt gehalten wird. Sollte die grauenvolle Kreatur schlüpfen, gibt es nur ein Wesen, das es aufhalten kann: Godzilla...
Edwards' Beitrag zum populären Monsterfranchise ist ein sehr spröder und vollkommen humorbefreiter Film geworden, der sich viel zu lange auf faden Nebenkriegsschauplätzen aufhält. Die Entscheidung, die gigantische Hauptdarstellerin erst nach etwa einer Stunde auftreten zu lassen, ist dabei an sich gar nicht so verkehrt, doch schafft es Edwards' Film anders als etwa Spielberg in "Der weiße Hai" (1975) oder Peter Jackson in seiner Version von "King Kong" (2005) nicht, die Zeit bis zum Auftauchen der Kreatur abwechslungsreich und anregend zu gestalten. Vielmehr plätschert die Handlung von "Godzilla" lange Zeit über nur so dahin, wobei einige der interessantesten Charaktere erstaunlich früh aus dem Film verschwinden und angerissene Konflikte nicht konsequent fortgeführt werden. Dies ist umso bedauerlicher, da Aaron Taylor-Johnson, der von allen Figuren mit die meiste Screentime hat, in seiner Rolle als junger Soldat relativ blass bleibt.
Einen deutlich positiveren Eindruck hinterlässt da schon die starke Effektarbeit, wobei es allerdings schade ist, dass sich viele der Kampfhandlungen im Halbdunkel abspielen und diese somit gar nicht so sehr zur Geltung kommen. Wenn man als Zuschauer schließlich das Gefühl hat, dass "Godzilla" nun endlich richtig Fahrt aufnimmt, ist der Film dann auf einmal recht abrupt zu Ende.
Basierend auf der populären Bestseller-Reihe von Dean Koontz, schuf der für seine Effektspektakel bekannte Stephen Sommers (Die Mumie, Van Helsing) eine ungewöhnliche Mischung aus Fantasyhorror und Coming of Age Komödie, die ein hohes Erzähltempo an den Tag legt, dabei aber nur selten in die Tiefe geht und kaum erinnerungswürdige Momente schafft.
Der zwanzigjährige Odd Thomas (Anton Yelchin), welcher als Koch in einem Schnellimbiss arbeitet, verfügt über die Gabe, die Geister der Toten sehen zu können. Auf diese Weise nehmen die Opfer von Verbrechen Kontakt zu ihm auf, damit er in ihrem Namen Vergeltung üben kann. Als immer mehr der gruseligen Bodachs - gespentischer Vorboten nahender Katastrophen - in seiner Nähe auftauchen, sieht Odd dies als Zeichen eines bevorstehenden Unglücks. Gemeinsam mit seiner Freundin Stormy (Addison Timlin) und dem Polizeibeamten Wyatt (Willem Dafoe) setzt Odd alles daran, die Katastrophe zu verhindern...
"Odd Thomas" dürfte zu den Filmen zählen, die sich bei Erscheinen sicherlich nur sehr schwer vermarkten ließen. Einerseits enthält Sommers' Romanadaption viele Elemente eines typischen Coming of Age Abenteuers - inklusive eines skurrilen jugendlichen Helden, der sich mit seiner sexy auftretenden Freundin einige neckische Wortgefechte liefert. Gleichzeitig enthält der Film jedoch zu viele düstere und brutale Passagen und zu viel makabren Witz, um für die ganz junge Generation geeignet zu sein. Halbwegs hartgesottene Horrorfans wiederum dürften sich von der poppig-bunten Inszenierung und der kitschigen Lovestory wohl auch abgeschreckt fühlen.
So funktioniert "Odd Thomas" allenfalls dann, wenn man ihn als Kuriosum betrachtet. Ein Film, der ebenso zwischen den Welten wandelt wie sein schräger Protagonist, welcher von Yelchin dafür aber sehr charmant verkörpert wird.
"Der Rausch" unter der Regie Thomas Vinterbergs (Die Jagd, Kursk) ist eine zwischen tragischen und komischen Sequenzen pendelnde Sozialsatire über vier Lehrer in der Midlife-Crisis, welche die ambivalente Wirkung der Volksdroge Alkohol differenziert darzustellen versteht.
Lehrer Martin (Mads Mikkelsen) fühlt sich seit geraumer Zeit antriebslos und ausgebrannt, was auch seiner Familie und seinem Geschichts-LK inzwischen nicht mehr verborgen bleibt. Gemeinsam mit drei befreundeten Kollegen setzt er es sich in den Kopf, per Selbstexperiment der These eines norwegischen Psychiaters nachzugehen, wonach der Mensch mit 0,5 Promille zu wenig im Blut auf die Welt kommt. Während die vier Freunde anfangs durch die Wirkung des Alkohols regelrecht beflügelt werden und ungeahnte Erfolge beim Unterrichten erzielen, droht das Experiment mit steigendem Konsum bald völlig aus dem Ruder zu laufen...
Vinterbergs anfangs noch eher ruhig und nüchtern erzählter Film wird mit zunehmender Laufzeit gleichsam zur ebenso leichtfüßigen wie beschwingten Buddy-Komödie wie auch zum emotionalen Charakterdrama und sorgt so sowohl für mitreißende Momente, in denen die pure Freude am Leben gefeiert wird, wie auch für einige tragische Situationen, die sehr ans Herz gehen. Die große Stärke von "Der Rausch" liegt dabei darin, dass Alkoholgenuss hier weder allzu sehr verteufelt noch allzu stark glorifiziert wird, sondern Vinterberg stets beide Seiten der Medaille zu beleuchten versucht. Darüber hinaus versteht es der Film, jedem der vier Freunde genügend Charaktertiefe zu verleihen, damit man als Zuschauer an jedem der vier Schicksale gleichermaßen interessiert ist. Entscheidend dazu bei tragen auch die vier ausgezeichneten Hauptdarsteller um Mads Mikkelsen, welcher im Finale zusätzlich noch eine ganz ungeahnte neue Facette seines Könnens zum Besten geben darf.
Vorwerfen kann man Vinterbergs Werk derweil allenfalls, dass die Geschichte ohne besondere Wendungen daherkommt und somit einen sehr geradlinigen Verlauf nimmt. So wäre es sicherlich spannend gewesen, als kleine Überraschung etwa den Placebo-Effekt mit einzubinden, um zu erleben, ob das Selbstwertgefühl der Lehrer auch nach dem Genuss von alkoholfreien Getränken ansteigt. Doch auch so fällt die Beobachtung dieses außergewöhnlichen Experiments gleichermaßen unterhaltsam wie nachdenklich stimmend aus.
Der auf einem Roman des Briten Neil Gaiman basierende "Der Sternwanderer" ist ein zuckersüßes Fantasymärchen unter der Regie Matthew Vaughns (Kick-Ass, Kingsman: The Secret Service), das mit sehr viel Romantik und Humor sowie einer ganzen Riege an spielfreudigen Stars für großes Vergnügen sorgt.
Das kleine englische Dorf, in dem der Ladengehilfe Tristan (Charlie Cox) lebt, wird durch eine Steinmauer vom angrenzenden magischen Königreich Stormhold getrennt. Tristan ist unsterblich in die hübsche Victoria (Sienna Miller) verliebt, welche seine Gefühle allerdings nicht erwidert. Um ihr Herz dennoch zu erobern, macht er sich auf in das magische Königreich, um seiner Angebeteten einen gefallenen Stern als Geschenk zu bringen. Der Stern jedoch hat inzwischen die Gestalt einer jungen Frau (Claire Danes) angenommen, hinter der neben den um den Platz als Thronfolger streitenden Königssöhnen auch eine böse Hexe (Michelle Pfeiffer) und ihre Gefährtinnen her sind...
"Der Sternwanderer" ist deutlich weniger epochal aufgezogen als viele andere Fantasyfilme der 2000er Jahre und verfügt über eine recht klassische Figurenkonstellation und ein ebenso typisches Gut-Böse Schema. Diese Rückkehr zu den Wurzeln des Genres bietet jedoch eine angenehme Abwechslung von all den auf mehrere Fortsetzungen ausgerichteten Fantasy-Blockbustern. Darüber hinaus unterscheidet sich Vaughns Film auch durch seinen schwarzen Humor, welcher am ehesten mit dem in Terry Pratchett Verfilmungen wie "The Color of Magic" (2008) zu vergleichen ist, von den meisten anderen Vertretern des Genres.
Mühelos versteht es Vaughn, die verschiedenen Handlungsstränge seines Werks stimmig miteinander zu verknüpfen und dabei auch den Nebenfiguren genug Platz einzuräumen. Möglich wird dies insbesondere aufgrund des bestens aufgelegten Star-Aufgebots, dem u.a. noch Mark Strong (Robin Hood), Robert De Niro (Taxi Driver) und Peter O'Toole (Lawrence von Arabien) angehören.
Abstriche machen muss man hingegen bei den schlecht gealterten CGI-Effekten, welche allerdings die meiste Zeit über nicht allzu sehr im Vordergrund stehen, da "Der Sternwanderer" deutlich mehr vom Zusammenspiel seiner skurrilen Charaktere als etwa von groß angelegtem Schlachtengetümmel lebt. Lediglich das im Vergleich zum vorherigen Geschehen eher wenig kreative Finale fällt somit etwas ab, was aber dem charmanten Gesamteindruck letztlich keinen Schaden zufügt.
"Verdacht" unter der Regie Alfred Hitchcocks (Vertigo, Die Vögel) ist ein in stilvolle Schwarzweiß Bilder gekleideter Thriller, der mit einer simplen, aber geschickt aufgebauten Geschichte und guten Schauspielleistungen überzeugt, dabei allerdings im Bezug auf Spannung und Suspense klar hinter den Großtaten des Meisters zurückbleibt.
Während einer Zugfahrt lernt die schüchterne Lina (Joan Fontaine) den charmanten Frauenheld Johnnie (Cary Grant) kennen. Trotz aller Bedenken ihrer Eltern, die Johnnie für einen Taugenichts halten, werden die beiden ein Paar und beziehen nach der Hochzeit eine luxuriöse Villa im Süden Englands. Schon nach kurzer Zeit muss Lina jedoch feststellen, dass ihr Ehemann ihr immer neue Lügenmärchen erzählt und statt arbeiten zu gehen, ihr Geld bei dubiosen Wetten verprasst. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, kommt Lina schließlich auch noch ein furchtbarer Verdacht...
"Verdacht" gefällt besonders durch den eleganten Übergang von der heiteren Lovestory zum düsteren Thriller, versteht es Hitchcock doch bravourös, aus dem Aufeinandertreffen des naiven Mauerblümchens mit dem gerissenen Scharlatan Kapital zu schlagen. Anders als manch anderer Beitrag in Hitchcocks Filmografie ist der Genrewechsel jedoch nicht mit einem cleveren Twist verbunden, sodass "Verdacht" über weite Strecken einen erwartbaren Verlauf nimmt und keine besonderen Überraschungen für den Zuschauer bereithält. Darüber hinaus wird die Naivität und die Gutmütigkeit der Protagonistin im Verlauf der Geschichte ein wenig überstrapaziert, sodass man sich alsbald verwundert fragt, wie sie denn immer noch auf die Lügen ihres Gatten hereinfallen kann. Gleichzeitig ist Hitchcocks Thriller aber jederzeit unterhaltsam und temporeich genug, um so manche Schwäche zu kaschieren und weiß wieder einmal auch durch psychologische Komponenten zu überzeugen.
Als größter Malus des Films erweist sich somit schließlich das spürbar unter den strengen Vorgaben des Hays-Codes leidende Finale, welches den vorherigen Entwicklungen vollkommen zuwider läuft, glücklicherweise jedoch immerhin noch ein kleines Hintertürchen offen lässt.
"Gattaca" unter der Regie von Andrew Niccol (Lord of War, In Time) ist ein in kühle Bilder getauchter, dystopischer SciFi Film der leisen Töne, der sich auf unaufdringliche Weise mit ethischen Fragen über die Gefahren von Genmanipulation und den Wert menschlichen Lebens auseinandersetzt.
In naher Zukunft gibt die moderne DNA-Analyse detailliert Aufschluss über geistige und körperliche Fähigkeiten, Lebenserwartung und eventuelle Erbkrankheiten. Kinder kommen daher kaum noch auf natürliche Weise zur Welt, sondern werden per In-vitro Fertilisation gezeugt und durch fortgeschrittene Präimplantationsdiagnostik selektiert. Trotz eines Gesetzes, welches die Diskriminierung der auf natürliche Weise geborenen Menschen verbietet, werden diese ausgegrenzt und ausschließlich zu niederen Arbeiten herangezogen. Vincent Freeman (Ethan Hawke) hat diese Form der Diskriminierung seit seiner Kindheit am eigenen Leib erfahren, will sich mit dem Leben als Mensch zweiter Klasse jedoch auf keinen Fall abfinden und sich seinen großen Traum von einer Karriere als Astronaut erfüllen. Da ihm dies allerdings auf legalem Weg unmöglich ist, nimmt er die Identität des seit einem Unfall im Rollstuhl sitzenden Jerome (Jude Law) an, welcher alle nötigen genetischen Anforderungen erfüllt. Als an Vincents Arbeitsstelle bei der Raumfahrtbehörde jedoch ein Mord geschieht, droht sein Schwindel plötzlich aufzufliegen...
Obwohl in der Zukunft spielend, erinnert Niccols Dystopie doch in ihrer Ausstattung eher an die Hochzeit des Filmnoir, wozu auch der Verzicht auf jeglichen Actionkrawall und die sterilen, von Grüntönen dominierten Bilder passen. So strahlt "Gattaca" dann auch von Beginn an eine zur gesellschaftskritischen Story passende Trostlosigkeit gepaart mit einer zeitlosen Eleganz aus. Hinzu kommen einige clevere visuelle Details, wie die sicherlich nicht zufällig an eine Helix erinnernde Wendeltreppe in Jeromes Haus.
Ohne diese von seinen Figuren offensiv verhandeln zu lassen, befasst sich Niccols Werk ausgiebig mit Themen wie dem Wunsch nach Freiheit und Selbstverwirklichung in einer auf Hochleistung getrimmten Gesellschaft. Anhand des von Ethan Hawke glaubhaft verkörperten Protagonisten vermittelt der Film zudem die Botschaft, dass eigener Antrieb, unbedingter Wille und harte Arbeit gegen jede Form der genetischen Determination bestehen können. Entsprechend fiebert man als Zuschauer mit Vincent mit, wenn er seinem großen Traum vom Flug ins All entgegen aller Widerstände nach und nach ein Stück näher kommt.
Speziell in der zweiten Hälfte reichert Niccols sein Werk zusätzlich noch mit vielen Thrillerelementen an, welche für einige intensive Spannungsmomente in diesem ansonsten eher ruhig erzählten SciFi Film sorgen. Diese werden aber ebenso wie die Liebesgeschichte um Vincent und seine von Uma Thurman verkörperte Arbeitskollegin stimmig in das Gesamtgefüge integriert ohne die philosophischen Exkurse zu verdrängen. Störend fällt dabei allenfalls auf, dass die Ermittler Vincents Identitätsdiebstahl trotz seines nur minimal veränderten Äußerens nicht früher bemerken. Andererseits passt dieses Detail jedoch auch ausgezeichnet in eine Welt, in der die genetische Veranlagung mehr zählt, als der Mensch, der direkt vor einem steht.
Der sechste Teil der berühmten SciFi Reihe um die Killermaschinen aus der Zukunft wirkt wie ein schwacher Abklatsch seiner teils grandiosen Vorgänger, der neue Impulse gänzlich vermissen lässt und stattdessen lediglich ein paar neue Hauptfiguren hinzufügt und den Handlungsort nach Mexiko verlegt.
Die junge Dani Ramos (Natalia Reyes), welche in der Zukunft den menschlichen Widerstand gegen die Maschinen anführen wird, muss plötzlich um ihr Leben bangen, als ein hochentwickelter Terminator (Gabriel Luna) ihr nach dem Leben trachtet. Gemeinsam mit der von ihrem zukünftigen Ich als Beschützerin entsandten Grace (Mackenzie Davis) sowie der seit der Ermordung ihres Sohnes auf Rache sinnenden Sarah Connor (Linda Hamilton) nimmt die junge Mexikanerin den Kampf gegen die todbringende Maschine auf...
Statt frische Ideen einzubringen, klammert sich "Deadpool"-Regisseur Tim Miller in seiner Fortsetzung der Saga derart verzweifelt an alte Handlungsmuster, dass sich "Terminator: Dark Fate" über weite Strecken eher wie ein liebloses Remake statt wie ein würdiger Nachfolger anfühlt. Dabei gelingt es dem sechsten Teil jedoch zu keiner Zeit, die enorme Spannung und Intensität der von James Cameron persönlich inszenierten Filme zu erreichen.
So bleiben die neuen Charaktere furchtbar profillos und vergessenswert, während Franchise-Rückkehrerin Linda Hamilton als gealterte Sarah Connor mit ihrer betont grimmigen Miene und ihren platten Onelinern nur noch für Kopfschütteln sorgt. Der erst ab der Mitte des Films auftretende Arnold Schwarzenegger bringt dann zwar kurzzeitig ein wenig Licht ins Dunkel, kann aus seiner auf geradezu hanebüchene Weise umgeschriebenen Rolle aber auch nicht mehr viel herausholen.
So hangelt sich "Terminator: Dark Fate" mehr schlecht als recht von einer CGI-lastigen Actionsequenz zur nächsten, welchen es aber allesamt an der nötigen Wucht und Dynamik mangelt, um wirklich mitreißen zu können und die - wie Millers gesamter Film - vollkommen austauschbar und einfallslos daherkommen.
"Todeszug nach Yuma" unter der Regie von James Mangold (Walk the Line, Le Mans 66) ist ein ebenso schnörkelloser wie spannungsreicher Western, der mit sehenswerten Landschaftsbildern, packender Action und einer hervorragenden Darstellerriege auftrumpft.
Der Familienvater und Bürgerkriegsinvalide Dan Evans (Christian Bale), dem wegen massiver Überschuldung der Verlust seiner Farm droht, wird zufällig Zeuge, wie der gesetzlose Räuber Ben Wade (Russell Crowe) mit seiner Bande eine Kutsche überfällt und anschließend festgenommen wird. Da die Eisenbahngesellschaft die Rache von Wades Männern fürchtet, suchen sie nach Freiwilligen, die gegen Bezahlung dabei helfen sollen, den Verbrecher zum Bahnhof von Contention zu überführen, von wo aus ihn der Zug zum Bundesgerichtshof in Yuma fahren soll. Evans meldet sich als Bewacher für die gefahrvolle Wegstrecke, wohlwissend, dass Wades Bande ihnen dicht auf den Fersen ist...
Mangold holt in seinem fesselnden Remake des Genreklassikers "Zähl bis drei und bete" (1957) nahezu das Maximum an Intensität aus der im Grunde recht simplen Geschichte vom Gefangenentransport heraus und begeistert neben der dichten Atmosphäre und den knackigen Schusswechseln vor allem mit dem nervenaufreibenden Psychoduell der beiden Hauptfiguren, welche von Bale und Crowe gleichermaßen charismatisch verkörpert werden. Hinzu kommt, dass auch der restliche Cast um Ben Foster (Leave No Trace), Logan Lerman (Vielleicht lieber morgen) und Peter Fonda (Easy Rider) vollauf zu überzeugen weiß und ein für das Genre erstaunlich hohes Erzähltempo dazu beiträgt, dass keinerlei Längen entstehen.
Pluspunkte sammelt "Todeszug nach Yuma" zusätzlich dadurch, dass der Film auf eine bloße Schwarzweiß-Zeichnung der Charaktere verzichtet und selbst dem aufrichtigen Farmer ein paar Grauschattierungen zugesteht. Als etwas weniger gelungen erweist sich hingegen die Charakterentwicklung seines Gegenspielers, fällt diese doch ziemlich überhastet aus. In diesem Fall wäre es wohl sinnvoller gewesen, sich hierfür vor dem großen Showdown noch ein paar Minuten Zeit zu nehmen.
Die skandinavische Koproduktion "Breaking Surface" stellt trotz ansprechender Bilder der rauen norwegischen Natur nur einen mittelmäßigen Beitrag zum Subgenre des Survival-Thrillers dar, was in erster Linie mehreren dramaturgischen Schwächen und zwei extrem nervigen Hauptfiguren geschuldet ist.
Schon seit gemeinsamen Kindertagen gehen die beiden Halbschwestern Ida (Moa Hammel) und Tuva (Madeleine Martin) gerne zusammen tauchen und so haben sie sich für die Weihnachtsfeiertage zu einem Tauchgang an einem abgelegenen Fjord verabredet. Als jedoch ein unerwarteter Steinschlag dafür sorgt, dass Tuva in über dreißig Metern Tiefe unter einem großen Felsen eingeklemmt wird, muss Ida plötzlich alles daran setzen, das Leben ihrer Halbschwester zu retten...
Anders als in vielen Hollywood-Vertretern - wie etwa "47 Meters Down" (2017) - bedarf es in diesem Survival-Thriller keiner als blutrünstige Bestien dargestellten Haie, um eine lebensbedrohliche Lage für die beiden Protagonistinnen zu kreieren, was sich rasch als sehr willkommene Abwechslung erweist. Zudem punktet "Breaking Surface" mit einigen hübsch eingefangenen Aufnahmen der eisigen Winterlandschaft und einer durchaus realistisch anmutenden Darstellung des Tauchvorgangs.
Zugleich aber weist der Film auch einige eklatante Schwächen auf, welche bereits mit der halbgaren Hintergrundgeschichte der Halbschwestern beginnen und auch im weiteren Verlauf sehr störend auffallen. Als besonders schwerwiegend erweist sich dabei, dass es als Zuschauer zu keiner Zeit gelingt, echte Sympathien für die beiden in Not geratenen Frauen zu entwickeln. Während Tuva zunächst vor allem durch ihre empathielose Art gegenüber ihrer unter einem Trauma leidenden Halbschwester auffällt und dann nach ihrem Unglück situationsbedingt nicht mehr allzu viel zu tun bekommt, stellt sich Ida bei ihrer Rettungsmission oftmals so tollpatschig und dämlich an, dass es beinahe unfreiwillig komisch wirkt. So kommt es dann auch, dass man ihr als Zuschauer gedanklich immer einen Schritt voraus ist und sich eigentlich nur fragt, wann sie denn endlich auf die zündende Idee kommen wird.
"Breaking Surface" hinterlässt somit trotz der zuvor genannten Stärken einen allenfalls soliden Eindruck, vergeudet der Film doch zu viel Zeit mit oberflächlichen Familienkonflikten und verfügt darüber hinaus über zwei zickige Protagonistinnen, denen speziell Hundeliebhaber wohl eher den schnellen Untergang wünschen dürften.
Der von Kurt Wimmer (One Tough Bastard, Ultraviolet) inszenierte "Equilibrium" ist ein dystopischer SciFi Thriller, der zahlreiche Elemente von Genreklassikern wie Ray Bradburys "Fahrenheit 451" und George Orwells "1984" übernimmt und daraus ein zwar wenig eigenständiges, aber durchaus unterhaltsames Werk kreiert, das fehlenden Tiefgang durch furiose Action auszugleichen versucht.
In naher Zukunft sind in Folge des Dritten Weltkriegs menschliche Emotionen als Hauptursache für Gewalt und Leid auf der Erde ausgemacht worden. Unter der Führung eines Diktators, der sich per Videobotschaft an seine Untertanen wendet, ist ein Überwachungsstaat errichtet worden, in welchem durch die regelmäßige Einnahme einer psychotropischen Substanz sämtliche Gefühle unterdrückt werden sollen. John Preston (Christian Bale) gehört als sogenannter Grammaton-Kleriker einer Spezialeinheit an, deren Aufgabe darin besteht, Widerständler gegen das System ausfindig zu machen und umzubringen. Eines Tages jedoch vergisst John selbst, seine Dosis einzunehmen...
Zwar erweist sich die Einführung in die dystopische SciFi Welt, welche in ihrer Ausgetaltung starke Ähnlichkeiten mit der Architektur der Nazi-Zeit aufweist, als relativ interessant, doch wird gleichzeitig auch sehr schnell klar, dass "Equilibrium" kaum über eigene Ideen verfügt und lediglich Altbekanntes variiert. Da sich Wimmer allerdings einige der besten Stoffe des Genres zum Vorbild genommen hat, gerät sein Film über weite Strecken dennoch einigermaßen spannend und kurzweilig. Entscheidend dazu bei trägt auch die überzeugende Performance von Hauptdarsteller Christian Bale, im Vergleich zu der die Leistungen einiger Nebendarsteller wie Taye Diggs (Haunted Hill) und Angus Macfadyen (Braveheart) allerdings schon ein gutes Stück abfallen.
Als weiteres Manko erweisen sich ausgerechnet die an asiatische Actionfilme angelehnten Kampfsequenzen, wollen diese doch nicht so recht zur ansonsten eher ruhigen und melancholischen Stimmung des Films passen und wirken daher wie ein bloßes Zugeständnis an ein Publikum, welches wie zuvor in "Matrix" (1999) von neuartigen Kampfstilen überrascht werden will. Wer die Logik des Geschehens jedoch nicht allzu sehr hinterfragt und sich womöglich sogar an der seltsamen Mischung aus Schwertkampf und Schießerei erfreuen kann, wird mit "Equilibrium" aber dennoch einen recht gelungenen Filmabend verbringen.
Mit dem oscarprämierten Genre-Hybrid "Rebecca" feierte der Brite Alfred Hitchcock (Das Fenster zum Hof, Psycho) seinerzeit einen sehr erfolgreichen Einstand in Hollywood. Die auf einem Roman von Daphne Du Maurier basierende Kombination aus Liebesdrama, Psychothriller und Spukhausfilm begeistert mit einer ebenso clever aufgezogenen wie emotional mitreißenden Geschichte, einer ungemein dichten und schwermütigen Atmosphäre sowie einer glänzend aufgelegten Hauptdarstellerin.
Eine junge, schüchterne Frau (Joan Fontaine), welche als Gesellschafterin für eine strenge Herrin arbeitet, begegnet während eines Aufenthalts in Monte Carlo dem wohlhabenden Großgrundbesitzer Maxim de Winter (Laurence Olivier), just als dieser sich offenbar durch einen Sprung von der Klippe das Leben nehmen will. Die junge Frau verliebt sich Hals über Kopf in den geheimnisvollen Maxim, der ihr schon bald einen Heiratsantrag macht und sie zu sich auf sein prachtvolles Anwesen Manderley in Cornwall mitnimmt. Dort jedoch erinnert alles noch an Maxims erste Ehefrau Rebecca, die vor einem Jahr beim Segeln verunglückte und deren Geist noch immer im Haus umherzugehen scheint...
Obwohl sie niemals persönlich in Erscheinung tritt, ist die verstorbene Rebecca dennoch die Hauptfigur in Hitchcocks düsterem Schwarzweiß-Klassiker, dominiert die Tote doch das Geschehen noch aus dem Grab heraus und lastet dabei wie ein dunkler Schatten auf der Ehe der sensiblen Protagonistin und ihres von Selbstzweifeln geplagten Ehemanns. Deutlich wird dies allein schon anhand der Tatsache, dass der Name Rebecca im Verlauf des Films immer wieder betont wird, während Maxims zweite Ehefrau bis zum Schluss namenlos bleibt.
"Rebecca" mag zwar nicht so sehr auf Suspense und Thrill setzen wie manch andere Einträge in Hitchcocks Filmografie, zählt dafür aber sicherlich zu seinen emotionalsten Werken, weiß die Geschichte der jungen Frau, die sich im Vergleich zu ihrer alles überstrahlenden Vorgängerin wie ein Aschenputtel vorkommt, doch sehr zu berühren, was zu einem Großteil auch der starken Performance von Joan Fontaine zu verdanken ist. Besonders auffällig dabei ist, dass sie mit ihrer zurückhaltenden, beinahe kindlichen Art einen ganz anderen Frauentypus verkörpert, als man dies aus Hitchcocks Filmen normalerweise gewohnt ist. Auch erscheint es so, als sehe ihr Ehemann in ihr eher einen Tochterersatz statt eine Liebhaberin.
Unbedingt erwähnenswert ist zudem der Schauplatz des Geschehens, lässt Hitchcock das riesige Anwesen mit seiner detaillierten Ausstattung doch zu einem weiteren Hauptakteur werden, welches sich gemeinsam mit seiner alten Herrin gegen die neue Frau an Maxims Seite verschworen zu haben scheint.
Der auf der gleichnamigen Erzählung des Dschungelbuch-Autors Rudyard Kipling basierende "Der Mann, der König sein wollte" ist ein nur mäßig gelungenes Spätwerk des Regisseurs John Huston (Die Spur des Falken, Moby Dick), welches sich über weite Strecken recht zäh und spannungsarm gestaltet und mit seiner undistanzierten Betrachtung des britischen Kolonialismus für Irritationen sorgt.
Britisch-Indien in den 1880er Jahren: Die beiden Hochstapler Daniel (Sean Connery) und Peachy (Michael Caine) haben es sich in den Kopf gesetzt, das sagenumwobene Kafiristan aufzusuchen und unter Vortäuschung falscher Tatsachen zu Königen der dort ansässigen Bevölkerung zu werden. Nach einer beschwerlichen Reise erreichen die zwei Freunde tatsächlich die abgelegene Bergregion und schaffen es binnen kurzer Zeit, das Vertrauen und die Anerkennung der Einheimischen zu gewinnen. Schon bald jedoch müssen sie erkennen, dass die Verehrung der Kafiren ihnen gegenüber auch ihre Grenzen hat...
Hustons Film umgibt ein gewisser altmodischer Abenteuercharme und ist dazu mit dem sichtlich spielfreudigen Hauptdarstellerduo Connery und Caine sowie dem in der Rahmenhandlung als Rudyard Kipling auftretenden Christopher Plummer auch sehr prominent besetzt. Darüber hinaus punktet der Film mit einer detailreichen Ausstattung und einigen wunderbaren Landschaftsaufnahmen der sich im heutigen Afghanistan befindlichen Bergregion.
Gleichzeitig jedoch ist "Der Mann, der König sein wollte" nur in wenigen Momenten wirklich spannend und einnehmend, da die im Grunde relativ simple Geschichte nur langsam vorangetrieben und mit dem Eintreffen der beiden Protagonisten an ihrem Zielort kaum noch um neue Aspekte erweitert wird. Als deutlich schwerwiegender im Bezug auf die Bewertung erweist sich allerdings der völlig unkritische Umgang des Films mit der imperialistischen Denkweise der beiden Hauptfiguren. So machen sich Daniel und Peachy aus dem Gefühl der eigenen Überlegenheit heraus fortwährend über die als primitive Barbaren dargestellten Kafiren, ihre dunkle Hautfarbe und ihre Kultur lustig, was zu gleich mehreren von rassistischen Ressentiments geprägten Dialogen führt. Statt jedoch zu den abwertenden Äußerungen der Beiden auf Distanz zu gehen, will der Film die zwei Betrüger seinem Publikum als liebenswerte Glücksritter und ihre unpassend wirkenden Albernheiten als großen Spaß verkaufen.
Angesichts dieses unreflektierten Blicks auf Ausbeutung und Herrenmenschen-Denken werden dann auch die Stärken des Films alsbald überschattet, sodass auch das im Grunde sehr gelungene und konsequente Ende nicht mehr versöhnlich stimmen kann.
Der vom in erster Linie als Cutter bekannten Stuart Baird (Auf der Jagd, Star Trek - Nemesis) inszenierte "Einsame Entscheidung" ist ein geradliniger und durchgehend fesselnder Actionthriller, der die durch "Stirb langsam" (1988) populär gewordene Handlungsschablone der Terrorismusbekämpfung auf begrenztem Raum gekonnt variiert.
Als eine Boeing 747 auf dem Flug nach Washington von radikal-islamischen Terroristen entführt wird, zieht die US-Regierung den Militärberater Dr. David Grant (Kurt Russell) als Experten hinzu. Zwar geben die Terroristen an, die Freilassung ihres Anführers erwirken zu wollen, doch vermutet Grant andere Pläne hinter der Entführung. So glaubt er, dass sich eine große Menge an Nervengas an Bord befinden könnte, mit welcher die halbe Ostküste der Vereinigten Staaten dem Erdboden gleichgemacht werden könnte. Mittels eines neuartigen Stealth-Flugzeugs soll daher eine Spezialeinheit an Bord der Maschine geschmuggelt werden, welche den Entführern den Garaus machen soll...
Mitte der 90er Jahre hätte noch niemand ahnen können, dass eine derartige Flugzeugentführung, bei der die Maschine selbst als taktische Waffe fungiert, nur wenige Jahre später furchtbare Realität werden könnte. Entsprechend ist Bairds Terrorismus-Thriller noch nicht vom Trauma des 11. September geprägt und setzt stattdessen vornehmlich auf rasantes Actionkino, obschon immer mal wieder die eine oder andere Moralfrage im Bezug auf einen möglichen Abschuss der Maschine aufkommt.
Bemerkenswert dabei ist jedoch, dass "Einsame Entscheidung" lange Zeit über nur wenige Schusswechsel und Zweikämpfe bietet, sondern seine Spannung eher aus Aktionen wie dem Andockmanöver mit dem Stealth-Flugzeug oder dem Anbringen von Mini-Kameras an Bord bezieht. Hinzu kommt, dass ein überraschender Figurentod im ersten Drittel dafür sorgt, dass man sich als Zuschauer nicht mehr sicher sein kann, welche der Charaktere den weiteren Storyverlauf überleben werden. Was Bairds Film schließlich von anderen Actionthrillern dieser Art unterscheidet, ist, dass hier keine Ein-Mann-Armee sondern ein ganzes Team gegen das Böse antritt und man auch mit Nebenfiguren wie der von Halle Berry verkörperten Stewardess, dem von Oliver Platt gespielten Ingenieur oder dem von J.T. Walsh dargestellten Senator mitfiebert.
Was "Einsame Entscheidung" letztlich zum Aufstieg in den Olymp des Actionkinos fehlt, ist lediglich ein hervorstechendes Alleinstellungsmerkmal, erscheint der Handlungsverlauf doch vornehmlich wie ein aus verschiedenen Versatzstücken zusammengesetztes Best Of des Genres - inklusive einiger gängiger Klischees. Dies kann aber andererseits natürlich auch als großes Kompliment angesehen werden.
Der nicht sonderlich einfallsreiche, aber teils durchaus spektakuläre Actionthriller "Projekt: Peacemaker" unter der Regie von Mimi Leder (Deep Impact, The Code) schickt zwei der größten Stars der 90er Jahre in bester James Bond-Manier auf eine rasante Hetzjagd rund um den Globus.
Als sich während des Transports von zehn ausrangierten russischen Atomwaffen eine gewaltige Nuklearexplosion am Ural ereignet, werden der Army Ranger Thomas Devoe (George Clooney) und die Analystin Dr. Julia Kelly (Nicole Kidman) auf den Fall angesetzt. Ihre Ermittlungen ergeben, dass der Transportzug vor der Explosion von Terroristen entführt und die neun verbliebenen Atomsprengköpfe gestohlen wurden. Für Devoe und Kelly beginnt daraufhin ein Wettlauf gegen die Zeit, müssen sie die Atomwaffen doch rechtzeitig finden, ehe diese von den Terroristen auf amerikanischem Boden gezündet werden können...
"Projekt: Peacemaker" ist handwerklich kompetent in Szene gesetzt und überzeugt vor allem durch mehrere packende Actionsequenzen, darunter etwa eine Autoverfolungsjagd durch Wien und ein aufsehenerregender Hubschraubereinsatz an der iranischen Grenze. Während es also phasenweise ordentlich kracht und rumst, kommt Leders Film hinsichtlich der Charakterzeichnung nicht über bloßes Mittelmaß hinaus. So bekommen weder der von Clooney mit leicht überheblicher Machoattitude verkörperte Army Ranger noch die von Kidman gespielte Analystin sonderlich viel Profil zugestanden und können entsprechend auch keine besonderen Sympathien wecken. Auch tut sich "Projekt: Peacemaker" keinen Gefallen damit, in jedem Akt auf einen neuen Bösewicht zu setzen, statt die Motivation von nur einem Antagonisten genauer zu ergründen. Hinzu kommt außerdem, dass die dünne Story um die Jagd nach den Atomwaffen einfach nicht genügend hergibt, um die Spannung über die volle Laufzeit auf einem konstant hohen Level zu halten.
Wer jedoch vor allem Freude an fulminanter Action hat und keinen gesteigerten Wert auf eine komplexe Handlung legt, wird bei Leders Regiedebüt aber dennoch auf seine Kosten kommen.
Ein wirklich gut geschriebener, informativer Artikel, kann da Eudora und smartbo nur zustimmen 👍
Kritisch sehe ich ja den Trend der letzten Jahre, statt gestandene Sprecher immer häufiger YouTube Stars zu engagieren, um somit mit deren Prominenz werben zu können. Was nicht heißen soll, dass unter diesen nicht auch große Talente zu finden sind, aber es wirkt doch gegenüber den etablierten Sprecher ziemlich unverschämt, ihnen einen YouTuber vor die Nase zu setzen.
Sprecher/innen, die mir besonders im Ohr geblieben sind, sind zB Thomas Fritsch (zB als Scar in König der Löwen), Tobias Meister (spricht zB Kiefer Sutherland und Gary Sinise), Achim Höppner (zB für Ian McKellen in Herr der Ringe), Luise Helm (spricht zB Scarlett Johansson), Claudia Urbschat-Mingues (zB für Angelina Jolie) und Veronika Neugebauer (zB für Neve Campbell).
Wenn nach vielen Jahren ein Sprecherwechsel stattfindet, ist das auch oft gewöhnungsbedürftig. Ich verbinde zB Tom Hanks weiterhin mit der Stimme von Arne Elsholtz und Arnold Schwarzenegger mit der von Thomas Danneberg.
Mit "Sein Mädchen für besondere Fälle" schuf Howard Hawks (Scarface, Rio Bravo) eine temporeiche Screwball-Komödie, in der ein wahres Feuerwerk an rasanten Dialogen abgebrannt wird und die gleichzeitig die Skrupellosigkeit der Medienlandschaft kritisch hinterfragt.
Hildegard Johnson (Rosalind Russell) möchte nach der Scheidung von ihrem Ehemann Walter (Cary Grant), der gleichzeitig auch ihr Chef bei einem großen Zeitungsblatt ist, ihr altes Leben hinter sich lassen, ihren Job als Journalistin aufgeben und ihren Verlobten Bruce (Ralph Bellamy), einen braven Versicherungsvertreter, heiraten. Walter jedoch setzt alles daran, damit seine Ex-Frau bei ihm bleibt, wobei ihm der Presserummel um einen zum Tode verurteilten Mörder, der in Kürze hingerichtet werden soll, gerade recht kommt...
Hawks' schwungvolle Komödie verlangt von Beginn an eine hohe Aufmerksamkeit, um den in Höchstgeschwindigkeit vorgetragenen Dialogen, bei denen sich die Charaktere häufiger gegenseitig ins Wort fallen, folgen zu können und somit keine Pointe zu verpassen. Aus den geistreichen Wortwitzen in Kombination mit einer Prise Situationskomik ergeben sich dann auch einige starke Lacher, etwa in einer Szene, in der Walter den naiven Verlobten seiner Ex während eines gemeinsamen Essens bloßstellt.
Im späteren Verlauf der Handlung rückt schließlich das Schicksal des Verurteilten immer mehr in den Mittelpunkt, anhand dessen der Film verlorengegangenen Anstand in der Pressewelt anprangert und auch einige Seitenhiebe in Richtung der Politik verteilt. Als eher unglücklich lässt sich derweil die Entscheidung bezeichnen, den von Cary Grant verkörperten Chefredakteur für eine Weile von der Bühne verschwinden zu lassen, gestaltet sich das Geschehen in seiner Abwesenheit doch längst nicht mehr so humorvoll wie zuvor. Hinzu kommt, dass auch die Auflösung des Ganzen nicht ganz so ausgeklügelt ausfällt, wie man sich dies als Zuschauer erhofft. So wirkt etwa die Einbindung der Nebenfigur, die den beiden Protagonisten letztlich aus der Patsche hilft, doch eher etwas bemüht und nicht sonderlich elegant.
Trotz dieser kleineren Schwächen weiß "Sein Mädchen für besondere Fälle" jedoch insgesamt auf ebenso kurzweilige wie charmante Art zu unterhalten.
Das von Martin Campbell (Die Maske des Zorro, The Protégé) inszenierte Bergsteiger-Actiondrama "Vertical Limit" liefert einige herrlich anzusehende Bilder schneebedeckter Gipfel, leidet jedoch unter einer reichlich klischeebeladenen Story sowie merklichen Längen.
Nachdem sie ihren Vater durch einen Absturz an der Felswand verloren haben, hat sich das Geschwisterpaar Peter (Chris O'Donnell) und Annie (Robin Tunney) immer mehr entzweit. Jahre nach dem Unglück begegnen sie sich im Basislager des K2 wieder, wo Annie sich auf eine Expedition unter der Leitung des Millionärs Elliot Vaughn (Bill Paxton) vorbereitet, der zu PR-Zwecken zu einer bestimmten Zeit den Gipfel erreichen möchte. Während des Aufstiegs kommt es jedoch zu einem unerwarteten Wetterumschwung, welcher dazu führt, dass Annie und ihre Begleiter in eine Gletscherspalte stürzen. Daraufhin stellt ihr Bruder einen Rettungstrupp zusammen, um den Verunglückten zu helfen...
Die eher dünne, nach bewährtem Strickmuster angelegte Story von "Vertical Limit" reicht eigentlich nicht aus, um eine über zweistündige Laufzeit zu rechtfertigen, weshalb Campbells Film trotz einiger dramatischer Zuspitzungen mit vielen Spannungsdurchhängern zu kämpfen hat. Schon die Einführung der Charaktere, welche allesamt sehr stereotyp angelegt sind, gerät deutlich zu lang, sodass fast eine Dreiviertelstunde vergeht, ehe der Aufstieg überhaupt in Angriff genommen wird.
Die wunderbaren Panoramabilder vom Berg entschädigen dann allerdings ein Stück weit für die lange Anlaufzeit, obgleich bei den Nahaufnahmen erkennbar oft der Greenscreen zum Einsatz kam. Da die Actionsequenzen aber auch heute noch gut funktionieren und auch der Cast, dem u.a. noch Izabella Scorupco (James Bond 007 - GoldenEye), Alexander Siddig (Königreich der Himmel) und Scott Glenn (Das Schweigen der Lämmer) angehören, solide Leistungen zeigt, reicht es insgesamt für einen recht ordentlichen Eindruck.
"Election" unter der Regie von Alexander Payne (The Descendants, Nebraska) ist eine als Highschool-Komödie getarnte Politsatire, die mit viel Biss und Ironie den amerikanischen Wahlkampfzirkus auf die Schippe nimmt.
Seit ihre Affäre mit seinem besten Freund und Kollegen zu dessen Entlassung geführt hat, ist die überehrgeizige Tracy Flick (Reese Witherspoon) ihrem Lehrer Jim McAllister (Matthew Broderick) ein Dorn im Auge. Zugleich jedoch ist Jim von Tracys enormer Zielstrebigkeit auch seltsam fasziniert. Als ausgerechnet sie als Einzige für die Wahl zur Schulsprecherin kandidiert, motiviert Jim den allseits beliebten Paul (Chris Klein) dazu, als Gegenkandidat ins Rennen zu gehen. Fortan setzt Tracy alles daran, die Wahl für sich zu entscheiden...
Obwohl an einer Highschool spielend, weist "Election" doch zahlreiche Parallelen zum Geschehen rund um das Weiße Haus auf und hat deshalb mit zotigen Teenie-Komödien - wie etwa dem im gleichen Jahr erschienen "American Pie" - außer der Beteiligung von Chris Klein auch so gut wie nichts gemein. Eher schon erinnert das Ringen um das Schulsprecheramt an jenes um die Präsidentschaft, während man sich die mit allen Wassern gewaschene Protagonistin sehr gut als Monica Lewinsky von Morgen vorstellen kann.
Einen besonderen Reiz zieht Paynes Satire dabei aus dem Kontrast zwischen den gezeigten Bildern und den von den Hauptfiguren gesprochenen Off-Kommentaren, welche eine geradezu demaskierende Wirkung entfalten und die Fassade aus Moral und Anstand, die alle Beteiligten so mühsam aufrecht zu erhalten versuchen, gehörig bröckeln lassen. Auch dank des gut aufgelegten Casts sorgt "Election" somit für einige starke Lacher, weshalb man ihm auch ein paar Durchhänger und kleinere Längen gerne verzeiht.
Der auf einem Roman von Patricia Highsmith basierende "Die zwei Gesichter des Januars" ist ein noirartiger Thriller vor herrlicher Mittelmeer-Kulisse, der eine zwar nicht sonderlich innovative, aber dafür auch aufgrund des hervorragenden Hauptdarstellertrios durchaus spannende Dreiecksgeschichte erzählt.
Griechenland 1962: Das wohlhabende amerikanische Ehepaar Chester (Viggo Mortensen) und Colette (Kirsten Dunst) lernt in Athen den Fremdenführer Rydal (Oscar Isaac) kennen, der sich mit kleinen Gaunereien durchs Leben schlägt. Als Rydal zufällig mitbekommt, wie Chester die Leiche eines auf ihn angesetzten Geldeintreibers zu beseitigen versucht, bittet der den Fremdenführer um Hilfe, um seinen Gläubigern zu entkommen...
Der vom Iraner Hossein Amini (Drehbuchautor von "Drive") inszenierte Thriller fokussiert sich ganz auf das im Mittelpunkt stehende Figurendreieck, sodass alle weiteren Charaktere lediglich Randerscheinungen bleiben. Dabei kreist Aminis Film um Themen wie Eifersucht, Geldgier und Schuldgefühle und kombiniert diese mit reichlich Urlaubsflair, funktioniert "Die zwei Gesichter des Januars" doch über weite Strecken auch als in helles Sonnenlicht getauchtes Roadmovie.
Zwar mangelt es der Geschichte ein wenig an Raffinesse und auch die ganz großen Überraschungen bleiben hier letztlich aus, doch wird dies durch die starken Performances von Mortensen, Isaac und Dunst recht gut ausgeglichen. Gefallen finden zudem die Bezüge zur griechischen Mythologie, die allerdings mitunter noch deutlicher in die Handlung eingebunden hätten werden können. Doch auch so sorgt Aminis Thriller auch dank seiner knapp gehaltenen Laufzeit für kurzweilige und auf charmante Art altmodische Unterhaltung.
Visuell finde ich "Die letzte Vorstellung " und "Paper Moon" absolut herausragend. So großartige Schwarzweiß Bilder hab ich bisher selten gesehen. "Paper Moon" hat mich auch emotional berührt, "Die letzte Vorstellung " fand ich in der Hinsicht schon etwas weniger zugänglich, aber als amerikanische Milieustudie dennoch sehr interessant. Mehr Filme von Bogdanovich hab ich leider noch nicht gesehen.
Dafür hab ich mich aber über seinen kleinen Cameo in "ES 2" gefreut.
R.I.P.
Frohes Fest für alle🙂🎅
Bleibt vor allem gesund!
Der dystopische SciFi Klassiker "Planet der Affen" unter der Regie von Franklin J. Schaffner (Patton, Papillon) kombiniert auf gelungene Weise Anspruch und Unterhaltung, indem er die mit packender Action gewürzte Geschichte vom Affenplaneten als Gesellschaftsparabel mit eindeutiger Öko-Botschaft präsentiert.
Der Astronaut Taylor (Charlton Heston) erwacht gemeinsam mit den übrigen Mitgliedern seiner Crew nach Jahrhunderten aus dem Kälteschlaf und muss feststellen, dass ihr Raumschiff auf einem unwirtlichen Planeten abgestürzt ist, auf dem kein Leben zu existieren scheint. Nach Durchquerung eines kargen Wüstengebietes stoßen die Astronauten überraschend auf eine Gruppe von Menschen, die sich jedoch sehr primitiv verhalten. Bald darauf werden sie von einem Trupp bewaffneter Affen attackiert, welche als weiterentwickelte Spezies offenkundig über den Planeten herrschen...
Schon in der Eröffnungsszene, in der Taylor scharfe Kritik an der Menschheit übt, wird deutlich, dass Schaffner nicht nur eine simple SciFi Geschichte mit fantasievollem Setting erzählen möchte, sondern dass die Geschehnisse in "Planet der Affen" als Allegorie auf das Fehlverhalten der menschlichen Rasse aufgefasst werden können. Dies geschieht, indem etwa die Ausbeutung von Tier und Natur oder auch der fortwährende Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft, bei dem sich Kreationisten und Evolutionstheoretiker gegenüberstehen, durch die Affen gespiegelt werden. Besonders deutlich wird dies in einer längeren Szene, in der ein Tribunal darüber entscheiden soll, ob Taylor tatsächlich einer intelligenten Lebensform angehört und in deren Verlauf etwa auch auf das berühmte japanische Sprichwort über die drei Affen angespielt wird. Zudem lässt sich in Schaffners Film eine antirassistische Botschaft entdecken, indem aufgezeigt wird, wie das an die Zeit des Kolonialismus erinnernde Verhalten der Affen zu immer neuen Gewalttaten führt.
Besonders zu loben sind außerdem die gut gealterten Masken und die kreativen Setbauten, die in Verbindung mit der wunderbar eingefangenen Wüstenlandschaft für eine authentische Atmosphäre sorgen. Lediglich die nicht mehr zeitgemäßen Szenen im Raumschiff fallen dagegen ein wenig ab. Doch auch wenn der Einstieg in den Film nicht ganz ideal gelungen ist, so wartet "Planet der Affen" schließlich mit einer umso genialeren Schlusspointe auf.
Mit "Systemsprenger" gelang Nora Fingscheidt (The Unforgivable) ein enorm kraftvolles und energiegeladenes Regiedebüt, welches auf einfühlsame Weise von einem jungen Mädchen erzählt, das durch jedes pädagogische Raster zu fallen droht.
Die 9 Jährige Bernadette, genannt Benni (Helena Zengel), zeigt extreme Verhaltensauffälligkeiten, darunter auch unkontrollierbare Wutausbrüche. Alle Versuche des Jugendamtes, sie dauerhaft in einem Heim oder einer Pflegefamilie unterzubringen, schlagen fehl. Die Teilnahme an einem Anti-Aggressions Training unter der Obhut ihres Schulbegleiters Michael (Albrecht Schuch) scheint deshalb die letzte verbliebene Möglichkeit für das Mädchen zu sein...
Dass in der Fachliteratur überhaupt ein Begriff wie 'Systemsprenger' für Kinder und Jugendliche, bei denen keine Hilfsmaßnahmen mehr greifen, existiert, besitzt schon eine ganz eigene Aussagekraft. Fingscheidts Film beleuchtet auf sehr sensible Art den Leidensweg eines solchen Kindes, welches von einer Einrichtung zur nächsten weitergereicht wird, weil niemand sich im Stande sieht, eine dauerhafte Lösung für Benni zu finden. Dabei ist "Systemsprenger" jedoch keinesfalls eine Anklage geworden, die den erhobenen Zeigefinger auf Eltern und Jugendamtsmitarbeiter richtet, sondern vielmehr eine differenzierte Darstellung der Gegebenheiten, welche speziell die Ohnmacht aller Beteiligten angesichts dieses Härtefalls in den Fokus rückt.
Trotz seiner komplexen Thematik suhlt sich "Systemsprenger" keineswegs im Elend, sondern begleitet Bennis Alltag auf eine außerordentlich rasante und mitreißende Weise. Besonders hervorzuheben sind dabei die Szenen, in denen Benni mal wieder einen Fluchtversuch startet und dabei von der wild hin und her schwingenden Kamera verfolgt wie eine pöbelnde und wutentbrannte Urgewalt durch die Straßen zieht. Gleichwohl gelingt es Fingscheidt, jederzeit Verständnis beim Zuschauer für das schwer traumatisierte Mädchen zu wecken, sodass man inständig hofft, dass sie doch noch irgendwo ein echtes Zuhause finden möge. Dies ist zu einem Großteil auch der Verdienst der jungen Hauptdarstellerin Helena Zengel, welche eine absolut herausragende Performance abliefert.
Glücklicherweise begeht "Systemsprenger" auch nicht den Fehler, irgendwann in falsche Sentimentaliät abzudriften, sondern bleibt sich und seinem einmal eingeschlagenen Weg bis zum Schluss treu.
Last night I was out clubbing with Jonny boy
We had a hard time getting over girls, me and Jonny boy
The world was shaking so I turned to Jonny boy
And we went out
I know myself
And think it doesn't work
To be myself
And easyness, no I
Don't know what that's about
So I go out
~Kite~
Psychische Erkrankungen sind im Profifußball nach wie vor ein Tabuthema, jegliche Form der Schwäche nicht gerne gesehen. Zahlreiche Beispiele von Sebastian Deisler bis Robert Enke belegen dies. Das schwedische Sportlerdrama "Tigers" unter der Regie von Ronnie Sandahl (Drehbuchautor von Borg/McEnroe), welches auf der Autobiografie des einstigen Fußballtalents Martin Bengtsson basiert, setzt sich auf ebenso intensive wie emotional mitreißende Weise mit der schwierigen Thematik auseinander.
Der 16 Jährige Martin (Erik Enge) gilt als eines der größten Spielertalente in Europa und wähnt sich seinem großen Traum von der Profikarriere ein gutes Stück näher, als er einen Vertrag beim italienischen Spitzenclub Inter Mailand unterzeichnet. Schon bald muss Martin jedoch feststellen, dass das Leben im Jugendinternat des Vereins so ganz anders aussieht, als er es sich vorgestellt hat. Nicht nur herrscht ein enormer Leistungsdruck, auch das Klima unter den Spielern ist aufgrund des harten Konkurrenzkampfes extrem vergiftet. Einzig in Torwart Ryan (Alfred Enoch) findet Martin einen Freund, der ihm die Gnadenlosigkeit der Branche offen aufzeigt. Nach einiger Zeit ist Martin jedoch seelisch so ausgebrannt, dass er jede Freude am Leben verloren hat...
Auf ganz und gar schonungslose Art beleuchtet "Tigers" die unmenschlichen Mechanismen des Leistungssports, in dem der Marktwert eines Spielers wichtiger ist als seine psychische Gesundheit und all diejenigen gnadenlos ausgemustert werden, die nicht bereit sind, sich den sozialen Standards der Branche anzupassen. Zugleich ist Sandahls Film aber auch das Porträt eines vom Ehrgeiz regelrecht besessenen Jungen, der alsbald an den eigenen Erwartungen zu zerbrechen droht.
In kühle Blautöne gehalten und mit einer ungemeinen Sogwirkung ausgestattet, entfaltet sich so ein gleichsam packendes wie erschütterndes Drama, das zwar nicht allzu viele Spielszenen enthält, dafür aber die Vorgänge abseits des Platzes mit beinahe dokumentarischer Präzision aufbereitet. Getragen von einem hervorragenden Hauptdarsteller ist "Tigers", welcher als schwedischer Beitrag für den Besten Internationalen Film ins Oscar-Rennen 2022 geht, somit das aufwühlende Psychogramm eines Jugendlichen, der in die Fänge eines wahren Raubtiers gerät.