Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

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    über Cop Car

    "Cop Car" unter der Regie des für die Spider-Man Trilogie des MCU verantwortlichen Jon Watts ist ein schnörkelloser Roadmovie-Thriller mit ein paar Gewaltspitzen, der über keine sonderlich ausgefeilte Story verfügt, dafür aber dank gut aufgelegter Darsteller und einer großen Portion schwarzen Humors dennoch zu unterhalten versteht.

    Die beiden Freunde Travis (James Freedson-Jackson) und Harrison (Hays Wellford) sind von Zuhause ausgerissen und durchstreifen zu Fuß den Bundesstaat Colorado. In einem kleinen Waldstück stoßen die zwei Jungen auf ein verlassenes Polizeiauto, welches sie nach kurzen Anlaufschwierigkeiten gestartet bekommen und damit davonfahren. Schon bald ist der Besitzer des Wagens - der zwielichtige Sheriff Kretzer (Kevin Bacon) - hinter den beiden Ausreißern her, sieht er sich durch die Jungen doch bei seinen finsteren Machenschaften gestört...

    "Cop Car" verfügt über einen eher langsamen Aufbau und vermittelt zunächst das typische Gefühl eines Coming of Age-Films. So wird erst ganz allmählich deutlich, in welche Richtung sich die insgesamt doch sehr realitätsferne und mitunter kuriose Geschichte bewegen wird. So ist Watts Film trotz der knappen Laufzeit nicht unbedingt kompakt erzählt, sondern nimmt sich immer wieder Zeit, um einzelne Situationen - wie etwa das Öffnen einer Autotür mittels eines Schlaufentricks - in aller Ausführlichkeit auszuspielen.

    Dass "Cop Car" dennoch nicht in Langeweile versinkt, liegt zum einen am spielfreudigen Cast, welchem u.a. noch Camryn Manheim (Twisted) und Shea Whigham (Kong: Skull Island) angehören, und zum anderen an der Unvorhersehbarkeit des Geschehens. Da zudem einige der politisch inkorrekten Pointen genau ins Schwarze treffen, lässt sich auch recht leicht über so manch unglaubwürdige Entwicklung hinwegsehen.

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    • 7 .5
      Kenduskeag 13.06.2022, 10:02 Geändert 13.06.2022, 10:10

      Mit dem in Echtzeit spielenden "Zwölf Uhr mittags" schuf der Österreicher Fred Zinnemann (Verdammt in alle Ewigkeit, Der Schakal) einen ebenso temporeichen wie kurzweiligen Westernklassiker, der mit simplen Mitteln sehr viel Spannung zu erzeugen weiß und zugleich großen Wert auf moralische Auseinandersetzungen legt.

      Sheriff Will Kane (Gary Cooper) hat seinen Posten als Ordnungshüter des kleinen Provinznests Hadleyville aufgegeben und die Quäkerin Amy Fowler (Grace Kelly) geheiratet. Unmittelbar nach der Trauung erreicht ihn jedoch die Nachricht, dass drei Mitglieder der gewaltbereiten Miller-Bande im Ort eingetroffen sind. Diese erwarten die Ankunft des 12-Uhr-Zuges, dem ihr Anführer Frank Miller (Ian MacDonald) entsteigen soll, der nach fünf Jahren im Gefängnis begnadigt wurde und nun auf Rache für seine damalige Verhaftung durch Sheriff Kane sinnt. Zur Mittagsstunde wird daher eine blutige Konfrontation erwartet...

      Zinnemanns Western läuft lediglich 85 Minuten, doch steckt in dieser kurzen Laufzeit mehr an ethischen und gesellschaftskritischen Diskursen als in manch dreistündigem Epos. Im Mittelpunkt steht dabei die Suche des Protagonisten nach Verbündeten, die ihm im Kampf gegen Frank Miller und seine Gefolgsleute beistehen. Mit zunehmender Verzweiflung muss der Sheriff jedoch erkennen, dass nahezu sämtliche Ortsbewohner ihm ihre Hilfe versagen. "Zwölf Uhr mittags" kreist dabei um Themen wie Gerechtigkeit, Feigheit, Ehre und die Sinnlosigkeit von gewalttätigen Auseinandersetzungen, an deren Ende es nur Verlierer geben kann. Eine besondere Rolle kommt dabei den Frauen in der Geschichte zu, wobei neben Kanes frisch angetrauter Gattin auch der Part seiner früheren Geliebten (Katy Jurado) von Bedeutung ist.

      Neben den großartigen Schwarzweiß-Bildern und den guten Leistungen der Castmitglieder, zu welchen u.a. noch Thomas Mitchell (Höllenfahrt nach Santa Fé), Lloyd Bridges (Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug) und Lee Van Cleef (Zwei glorreiche Halunken) zählen, bleibt indes speziell der von Dimitri Tiomkin komponierte Titelsong mit Ohrwurmcharakter im Gedächtnis. Vorwerfen lässt sich Zinnemanns Film allenfalls, dass sich die Handlung um den hilflos durch die Stadt tigernden Protagonisten nicht besonders abwechslungsreich gestaltet, da "Zwölf Uhr mittags" nun mal sehr geradlinig angelegt ist und sich von Beginn an auf den finalen Showdown ausrichtet.

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        "Höllenfahrt nach Santa Fé", welcher in Deutschland auch unter dem Alternativtitel "Ringo" firmiert, verhalf dem bis dahin hauptsächlich aus B-Movies bekannten John Wayne zum großen Durchbruch und gilt als einer der prägendsten Filme des Westerngenres. Der von Regielegende John Ford (Früchte des Zorns, Der schwarze Falke) inszenierte Klassiker enthält bereits zahlreiche Topoi, die bis in die Gegenwart hinein immer wieder aufgegriffen werden, fühlt sich aber auch wohl deshalb aus heutiger Sicht recht klischeehaft an.

        Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe Reisender bricht mit einer Postkutsche von Tonto in Arizona auf. Ihr Ziel ist Lordsburg in New Mexico, welches sie jedoch nur erreichen können, indem sie durch das Gebiet der Apachen fahren, die sich bereits seit einiger Zeit auf dem Kriegspfad befinden. Unterwegs treffen die Reisenden auf den Outlaw Ringo (John Wayne), der noch eine Rechnung mit den drei Plummer-Brüdern offen hat, die seinen Vater und seinen Bruder ermordet haben...

        Fords Western lebt über weite Strecken von der Auseinandersetzung der einzelnen Mitglieder der heterogenen Reisegruppe, zu der etwa eine aus der Stadt vertriebene Prostituierte (Claire Trevor), ein ständig alkoholisierter Doktor (Thomas Mitchell) und eine vornehme Offiziersgattin (Louise Platt) zählen. Entsprechen kreisen zwei Drittel des Films hauptsächlich um die Betrachtung der sozialen Unterschiede zwischen den Reisenden sowie ihre jeweiligen Konflikte und Vorurteile. Erst im letzten Drittel bietet der bis dahin dialoggetriebene Film auch einige durchaus spektakuläre Actionszenen vor dem Hintergrund des in hübschen Schwarzweiß Bildern eingefangenen Monument Valley.

        Einerseits gestaltet sich Fords Genreklassiker recht kurzweilig und erzeugt speziell gegen Ende auch ein paar intensive Spannungsmomente, andererseits kommen die Charaktere aus heutiger Sicht doch recht stereotyp daher, sodass ihre individuellen Schicksale nicht durchgängig zu interessieren vermögen. So hat man etwa den Typus des gutherzigen Schurken, wie er hier von John Wayne verkörpert wird, inzwischen schon sehr häufig gesehen. Hinzu kommt, dass die Apachen hier ausschließlich als bösartige Wilde dargestellt werden und Ford es somit verpasst, auch ihren Standpunkt zu beleuchten.

        Trotz dieser Defizite steht am Ende jedoch ein nach wie vor recht unterhaltsamer Frühwestern, der nicht umsonst einem der größten amerikanischen Leinwandstars einen ersten Achtungserfolg bescherte.

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        • 6

          2009 war das Vertrauen in Banken und Konzerne in Folge der Weltfinanzkrise so stark erschüttert wie selten zuvor, hatte die Pleite der Lehman Brothers und anderer Großbanken doch in zahlreichen Ländern zu einer enorm hohen Staatsverschuldung geführt und viele Unternehmen in die Insolvenz getrieben. "The International" unter der Regie Tom Tykwers (Lola rennt, Das Parfum) griff diese brandaktuelle Thematik auf und ließ sie zum Ausgangspunkt für einen über weite Strecken fesselnden Thriller werden, welcher sich an den großen Vorbildern aus den 70ern orientiert.

          Interpol-Agent Louis Salinger (Clive Owen) ermittelt gemeinsam mit der Staatsanwältin Eleanor Whitman (Naomi Watts) gegen die IBBC, eine global agierende Privatbank, welcher vorgeworfen wird, Profit aus Terrorismus, Waffenhandel und Putschversuchen zu schlagen. Als sich die Todesfälle im Umfeld der Bank häufen und sogar einer ihrer Kollegen durch eine Giftinjektion ermordet wird, müssen Salinger und Whitman bei ihrer Jagd nach den Strippenziehern schon bald auch um ihr eigenes Leben fürchten...

          Der sich lose an realen Ereignissen orientierende Thriller bietet zwar keine sonderlich originelle Story, weiß die typischen Genrezutaten in Form von Verfolgungsjagden, Attentaten und Abhöraktionen aber gut auszuspielen und so für einen recht hohen Unterhaltungswert zu sorgen. Wie der Titel des Films schon andeutet, reisen die beiden Protagonisten bei ihren Ermittlungen rund um den Globus, wobei die Vielzahl an unterschiedlichen Schauplätzen dazu führt, dass nicht alle gleichermaßen im Gedächtnis bleiben. Zu den Highlights hierbei lassen sich aber in jedem Fall die Begegnung mit einem Auftragskiller im italienischen Berufsverkehr sowie eine spektakuläre Schießerei im New Yorker Guggenheim Museum zählen.

          Schwächen offenbart "The International" vor allem bei den mitunter sehr gestelzt wirkenden Dialogen sowie einigen unglaubwürdigen Aktionen, wozu etwa die Art und Weise zählt, wie die beiden Protagonisten die Flugbahn von Gewehrkugeln berechnen. Auch ist Tykwers Thriller nicht frei von Klischees, welche der Story ein Stück weit ihre Unvorhersehbarkeit nehmen. Positiv hingegen zu erwähnen sind die Leistungen der Darstellerriege, der u.a. noch Patrick Baladi (Rush - Alles für den Sieg), Ulrich Thomsen (Adams Äpfel) und Armin Mueller-Stahl (Eastern Promises) angehören. Speziell Clive Owen erweist sich mit seinem stoischen Spiel als Idealbesetzung für die Hauptrolle des Agenten, der zum Ende hin auch noch eine interessante - wenngleich auch moralisch fragwürdige - Wandlung durchlebt.

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          • 5

            Der von Simon West (Con Air, The Mechanic) inszenierte "Wehrlos" ist ein eher spannungsarmer Militärthriller mit einer sehr kruden Story, der aber zumindest visuell überzeugt.

            Der für die Militärstrafverfolgungsbehörde CID arbeitende Paul Brenner (John Travolta) lernt bei einer Reifenpanne Captain Elisabeth Campbell (Leslie Stefanson) kennen, die sich mit psychologischer Kriegsführung befasst und deren Vater der einflussreiche Generalleutnant Joseph Campbell (James Cromwell) ist. Kurz darauf wird Elisabeth ermordet auf dem Stützpunktgelände aufgefunden, wobei alles darauf hindeutet, dass sie vor ihrem Tod vergewaltigt und gefoltert wurde. Gemeinsam mit seiner Kollegin Sara Sunhill (Madeleine Stowe) setzt Brenner alles daran, um den Mörder dingfest zu machen...

            Die mit Abstand größte Stärke von Wests Film sind seine atmosphärischen, farbintensiven Bildern, die "Wehrlos" auch heute noch hochwertig aussehen lassen. Die Geschichte um geheime Sexvideos, Gruppenvergewaltigung und Machtspielchen innerhalb der Army hingegen weiß deutlich weniger zu überzeugen, gestaltet sie sich doch weder wirklich nachvollziehbar noch sonderlich fesselnd. Was Wests Thriller trotz der ungelenken Erzählweise noch ins Mittelmaß rettet, sind somit die überzeugenden Leistungen der Castmitglieder, zu welchen u.a. noch Clarence Williams III (Die Legende vom Ozeanpianisten), Timothy Hutton (Stark - The Dark Half) und James Woods (Es war einmal in Amerika) gehören.

            Als vollkommen unpassend erweisen sich derweil die flotten Oneliner, die speziell dem von Travolta verkörperten Protagonisten bei jeder sich bietenden Gelegenheit über die Lippen kommen. Diese sind für sich genommen zwar sogar recht witzig (wie etwa der Spruch über seinen Säufervater), hätten aber besser in eine launige Buddy-Komödie statt in einen doch ziemlich düsteren und brutalen Thriller gepasst und fühlen sich bei einer Mordermittlung schlichtweg deplatziert an. Dies führt sogar soweit, dass die emotionalen Momente des Films durch die Späße des Protagonisten einen Großteil ihrer Wirkung einbüßen.

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            • 7

              36 Jahre nach dem ersten Teil streift Tom Cruise abermals die Fliegerjacke über und schwingt sich als Kampfpilot Maverick mit Überschallgeschwindigkeit in die Lüfte. Die Fortsetzung zu Tony Scotts Actionkracher begeistert mit spektakulären Flugsequenzen und packenden Kampfmanövern und dürfte zugleich ein wahres Freudenfest für all jene darstellen, die gerne in 80er Jahre Nostalgie schwelgen.

              Nachdem er sich beim Testflug eines neuartigen Hyperschallflugzeugs zum wiederholten Mal den Befehlen seiner Vorgesetzten widersetzt hat, befürchtet Pete 'Maverick' Mitchell (Tom Cruise), man könne ihn unehrenhaft aus der Navy entlassen. Stattdessen jedoch wird er aufgrund der Intervention des inzwischen zum Oberbefehlshaber der Pazifikflotte aufgestiegenen Tom 'Iceman' Kazanski (Val Kilmer) zur Eliteschule Top Gun abkommandiert, wo er eine Gruppe von Absolventen auf eine extrem gefährliche Mission vorbereiten soll, bei der eine unterirdische Atomanlage zerstört werden muss. Teil der Gruppe ist auch Bradley 'Rooster' Bradshaw (Miles Teller), der Sohn von Mavericks verstorbenem Freund 'Goose', der seinen neuen Ausbilder für den Tod seines Vaters verantwortlich macht...

              "Top Gun: Maverick" knüpft sowohl inhaltlich als auch von seiner Bildästhetik her an den zum Kultfilm avancierten Vorgänger an und bietet zahlreiche Querverweise und Referenzen. Dies fängt schon mit dem Eingangstext und der daran anschließenden Eröffnungsszene an, welche nahezu 1 zu 1 vom Original übernommen wurden. Überhaupt liefert die von Joseph Kosinski (Oblivion, No Way Out - Gegen die Flammen) inszenierte Fortsetzung wenig Neues, versteht es dafür aber, an die Stärken des Erstlings anzudocken.

              Zwar trägt die Fortsetzung mitunter sehr dick auf, wenn minutenlang alte Fotos begutachtet werden und immer wieder die bekannten Hits erklingen, schafft es aber dennoch, stets rechtzeitig das Tempo wieder anzuziehen, ehe "Top Gun: Maverick" zu einer überlangen Huldigung an das Original zu verkommen droht. Zum Erfolg trägt dabei auch der sichtlich spielfreudige Cast bei, dem in weiteren Rollen u.a. noch Jennifer Connelly (A Beautiful Mind), Jon Hamm (The Town) und Glen Powell (The Expendables 3) angehören.

              Speziell das fulminante Finale entschädigt dann für manch kleineren Durchhänger und drückt den Zuschauer angesichts der bombastischen Flugaction regelrecht in den Kinosessel.

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              • 7
                über Tootsie

                Anders als viele andere Filme dieser Art, ist "Tootsie" unter der Regie Sydney Pollacks (Die drei Tage des Condor, Die Firma) keine überdrehte Geschlechtertauschkomödie mit schrillen Slapstick-Momenten, sondern vielmehr eine bissige Satire über das Filmbusiness und den dort vorherrschenden Sexismus, weshalb sich Pollacks Werk in Zeiten des Weinstein-Skandals und der MeToo-Bewegung nach wie vor aktuell anfühlt.

                Schauspieler Michael Dorsey (Dustin Hoffman) eilt der Ruf eines Querulanten voraus, der sich aufgrund seines Hangs zum Perfektionismus schon wiederholt mit Regisseuren angelegt hat und daher keine Rollenangebote mehr bekommt. Als für eine erfolgreiche Krankenhausserie eine weibliche Hauptrolle gesucht wird, verkleidet sich Michael kurzerhand als resolute Dorothy und erhält kurz darauf tatsächlich die Rolle als Krankenschwester. Während er so der attraktiven Julie (Jessica Lange) näher kommt, muss er sich gegen gleich mehrere übergriffige Männer erwehren...

                "Tootsie" unterscheidet sich von ähnlich angelegten Komödien vor allem durch das Fehlen sonst üblicher Sequenzen, die etwa die aufwendige Verwandlung vom Mann zur Frau oder die Gefahr des Entdecktwerdens in den Mittelpunkt stellen. Stattdessen rückt Pollacks Film die teils extrem frauenfeindlichen Gepflogenheiten der Filmbranche in den Fokus, setzt sich kritisch mit neurotischen Stars und selbstverliebten Regisseuren auseinander und holt so aus der im Grunde sehr simplen Story nahezu das Maximum heraus.

                Verlassen kann sich Pollack dabei neben einem großartig aufspielenden Dustin Hoffman auch auf die Riege der Nebendarsteller, zu denen u.a. noch Teri Garr (Die Zeit nach Mitternacht), Dabney Coleman (WarGames) und Bill Murray (Ghostbusters) zählen. So verfügt "Tootsie" trotz des vorhersehbaren Handlungsverlaufs und des altbackenen Soundtrack-Gedudels nach wie vor über einen hohen Unterhaltungswert.

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                • 6 .5
                  Kenduskeag 31.05.2022, 13:13 Geändert 31.05.2022, 13:18

                  "Ondine" unter der Regie von Neil Jordan (The Crying Game, Interview mit einem Vampir) ist ein poetisch angehauchtes Liebesdrama mit Fantasyelementen, das mit märchenhaften Bildern der irischen Küste, guten Darstellerleistungen und einer symbolisch aufgeladenen Geschichte zu gefallen weiß.

                  Dem irischen Fischer Syracuse (Colin Farrell) geht eines Tages eine junge Frau ins Netz, die sich ihm als Ondine (Alicja Bachleda) vorstellt und die er in einer abgelegenen Fischerhütte vor den anderen Dorfbewohnern versteckt. Schon bald ist Syracuse der festen Überzeugung, dass die geheimnisvolle Schönheit ein mythisches Wesen sein muss, verhält sie sich doch sehr rätselhaft und scheint ihm mit ihrem Gesang Glück beim Fischfang zu bringen. Seine schwerkranke Tochter Annie (Alison Barry) ist indes der Ansicht, dass Ondine eine Selkie sein muss, die ihr Robbenfell abgestreift hat und nun an Land gekommen ist...

                  Mit dem ruhig angelegten Drama nach eigenem Drehbuch stellt Neil Jordan einmal mehr sein Talent für das Geschichtenerzählen unter Beweis, obschon "Ondine" nicht ganz die Qualität einiger seiner früheren Werke erreicht. Dies liegt vor allem daran, dass Jordan die grausamen und düsteren Aspekte der Sage ausspart und stattdessen eher leichtes Wohlfühlkino bieten möchte. So fühlt sich "Ondine" trotz des alkoholkranken Protagonisten, der von seiner ebenfalls dem Alkohol verfallenen Ex-Frau und anderen Ortsbewohnern als Clown verspottet wird, nicht unbedingt nach einem deprimierenden Werk an, sondern bewegt sich vielmehr stets zwischen Melancholie und leisem Humor.

                  Obgleich es der Geschichte zuweilen an Spannung und den Dialogen ein wenig an Cleverness mangelt, ist Jordan mit "Ondine" ein gefühlvolles Drama in mystisch-romantischer Atmosphäre gelungen.

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                  • 6

                    Action-Legende Jackie Chan ist hauptsächlich für die Darstellung gutherziger Charaktere bekannt und speziell die westlichen Produktionen mit seiner Beteiligung verfügen fast immer über sehr viel Humor. Beides trifft jedoch nicht auf "The Foreigner" unter der Regie Martin Campbells (Die Maske des Zorro, Vertical Limit) zu, in dem Chan einen auf Rache sinnenden Vater mimt, der in Rambo-Manier seine Widersacher aufmischt.

                    Der Alleinerziehende Quan Ngoc Minh (Jackie Chan) lebt seit seiner Flucht aus Vietnam mit seiner Tochter Fan (Katie Leung) in London. Als Fan bei einem Bombenanschlag, zu welchem sich eine Splittergruppe der IRA bekennt, getötet wird, setzt der verzweifelte Vater alles daran, um die Terroristen aufzuspüren und grausame Vergeltung an ihnen zu üben. Antworten auf seine Fragen erhofft er sich vom Politiker Liam Hennessy (Pierce Brosnan) zu erhalten, der früher selbst für die IRA kämpfte...

                    "The Foreigner" ist ein grimmiger, ungeschönter Rachethriller, der zwar über keine sonderlich ausgeklügelte Story verfügt, dafür aber kompetent in Szene gesetzt ist und mit dem stark aufspielenden Jackie Chan in der Hauptrolle über einen echten Trumpf verfügt. Dabei hält sich Chan mit akrobatischen Kampfkunsteinlagen vergleichsweise zurück und überzeugt vielmehr als verbitterte Kombination aus MacGyver und John Rambo, der aus Alltagsgegenständen Bomben bastelt und Fallen im Wald aufstellt.

                    Weniger fesselnd wird Campbells Thriller immer dann, wenn er sich zu sehr von seinem Hauptcharakter entfernt und auf das politische Ränkespiel fokussiert. Zwar weiß auch Pierce Brosnan mit seiner Performance als zwielichtiger Machtmensch durchaus zu gefallen, doch wirken speziell die außerehelichen Affären, die er und seine Frau (Orla Brady) eingehen, wie bloßes Füllmaterial und sorgen für ein paar unnötige Längen.

                    Immer dann aber, wenn Chan wieder die Bühne betritt, bietet "The Foreigner" packende Actionunterhaltung.

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                    • 7

                      Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.

                      Kommentar Nr. 8: Gewidmet MareikeHB

                      Mit Mareike bin ich schon seit längerer Zeit befreundet und ich schätze ihre fairen und fundierten Kommentare genauso wie ihre freundliche und sympathische Art. Sie gehört zu den größten Klassikerfreundinnen unter meinen Buddys, weiß aber auch Filme neueren Datums zu schätzen. Zudem ist sie auch bei Community-Aktionen wie dem 80er Jahre Voting immer gerne dabei. Zu Mareikes Lieblingen gehören entsprechend ihrer Vorliebe einige Klassiker wie zB Zwölf Uhr mittags, Der unsichtbare Dritte oder Nur die Sonne war Zeuge, aber auch vergleichsweise neuere Werke wie Inland Empire und Gran Torino. Zu den Filmen, die wir beide hervorragend finden, gehören indes u.a. noch Das Fenster zum Hof, Mission und Jackie Brown.

                      Ausgesucht habe ich mir aus ihrer Liste eine satirische Komödie von Billy Wilder (Sunset Boulevard, Das Appartement) vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, die durch ihr rasantes Tempo, hintersinnige Dialoge und eindrucksvolle Schwarzweiß-Bilder besticht.

                      Mr. MacNamara (James Cagney) ist Direktor der Coca-Cola Filiale in West-Berlin und träumt von einer Beförderung. Vom Vorstandsvorsitzenden des Konzerns wird er gebeten, dessen Tochter Scarlett (Pamela Tiffin) während ihres Aufenthalts in Berlin bei sich aufzunehmen. Schon bald stürzt sich die attraktive junge Frau ins Partyleben und verbringt die Nächte außerhalb des Hauses der MacNamaras. Als Scarlett ihrem schockierten Gastgeber schließlich offenbart, dass sie heimlich geheiratet hat, sieht dieser seine Karrierepläne dahinschwinden. Umso mehr, da es sich bei ihrem Gatten Otto (Horst Buchholz) um einen Kommunisten aus Ost-Berlin handelt…

                      „Eins, zwei, drei“ bietet ein ganzes Füllhorn an kuriosen Ideen und gelungenen Seitenhieben auf das angespannte Verhältnis zwischen Ost und West, auf Kapitalismus und Kommunismus sowie die deutsche NS-Vergangenheit. Die schlagfertigen Dialoge werden mit der Geschwindigkeit von Maschinengewehrsalven vorgetragen, sodass es geradezu unmöglich ist, sämtliche Details und Anspielungen in nur einer Sichtung zu erfassen. Als eines von vielen solcher witzigen Details sei etwa nur die Art und Weise genannt, wie Otto im DDR-Gewahrsam mittels Schlagermusik gefoltert wird. Neben den zahlreichen bissigen Pointen ist Wilders Komödie aber auch unter historischen Gesichtspunkten interessiert, liefert der Film doch einen spannenden Einblick in das gesellschaftliche Leben unmittelbar vor dem Mauerbau. Einige rasante Autoverfolgungsjagden sorgen darüber hinaus für eine Prise Action in dem ansonsten vornehmlich dialoggetriebenen Werk.

                      Woran es „Eins, zwei, drei“ im Unterschied zu manch anderer Wilder-Komödie allenfalls mangelt, sind Sympathieträger unter den Hauptfiguren, schielt hier doch jeder der Charaktere in erster Linie auf seinen eigenen Vorteil. Dazu sorgt die enorme Gagdichte dafür, dass manche Pointe im turbulenten Treiben einfach untergeht, was dem insgesamt hohen Unterhaltungswert aber letztlich kaum einen Abbruch tut.

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                      • 6 .5

                        "Berüchtigt" unter der Regie Alfred Hitchcocks (Das Fenster zum Hof, Psycho) ist eine eher einfach gehaltene Thrillerromanze, die durch gute Darstellerleistungen und hervorragende Kameraarbeit punktet.

                        Alicia Huberman (Ingrid Bergman), die Tochter eines kürzlich verurteilten Nazi-Spions, wird vom US-Geheimdienstmitarbeiter Devlin (Cary Grant) angeworben, um einer Bande von nach Brasilien geflohenen Nazis eine Falle zu stellen. Die junge Frau soll sich zum Schein auf die Avancen von Alexander Sebastian (Claude Rains) einlassen, der als einer der Köpfe der Bande gilt, und so dessen Vertrauen gewinnen. Die Mission wird jedoch dadurch verkompliziert, dass Alicia und Devlin schon bald Gefühle füreinander hegen...

                        "Berüchtigt" ist anders als manch anderer Hitchcock-Film sehr geradlinig angelegt und zeichnet sich nicht etwa durch Doppelbödigkeit oder überraschende Wendungen aus. Auch steht das Beziehungsgeflecht der Hauptfiguren hier deutlich mehr im Vordergrund, sodass der Film über weite Strecke eher einer Lovestory gleicht, bei der der Thrilleranteil nur Beiwerk ist. Dennoch gibt es aber auch hier ein paar intensive Spannungsmomente sowie einige für Hitchcock typische Motive (wie etwa die dominante Mutter) zu bewundern.

                        Wenngleich es der Geschichte ein wenig an Genialität mangelt, weiß "Berüchtigt" doch auf visueller Ebene dafür umso mehr zu gefallen. So bietet der Film nicht nur einige für seine Entstehungszeit erstaunlich lange Kamerafahrten, sondern weiß etwa auch den zeitweiligen Rauschzustand der Protagonistin kreativ zu visualisieren. Positiv hervorzuheben sind neben den starken Leistungen von Bergman, Grant und Co. außerdem vor allem die längere Partysequenz im Mittelteil sowie das gelungene Finale, dass die recht simpel gestrickte, aber nicht uninteressante Geschichte zu einem runden Abschluss führt.

                        Erwähnenswert ist zudem noch, dass die erste deutsche Synchronisation aus den Nazis Rauschgifthändler machte und dementsprechend auch Namen und Nationalitäten veränderte, da man so kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs die heikle Thematik scheute.

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                        • Bester Film:
                          Stand by me
                          Das Geheimnis des verborgenen Tempels
                          Zurück in die Zukunft
                          Der Elefantenmensch
                          Paris, Texas
                          Mission
                          Birdy
                          Rain Man
                          Rambo
                          Der Name der Rose

                          Bester Animationsfilm:
                          Feivel, der Mauwanderer
                          Arielle, die Meerjungfrau
                          Mein Nachbar Totoro

                          Beste Serie:
                          Die Gummibärenbande
                          Alfred J. Kwak
                          Das A-Team
                          Knight Rider
                          Magnum

                          Bester Soundtrack:
                          Mission
                          Das Boot
                          Fame
                          Blues Brothers
                          Top Gun

                          Bester Schauspieler:
                          Harry Dean Stanton (Paris, Texas)
                          Dustin Hoffman (Rain Man)
                          F. Murray Abraham (Amadeus)
                          Matthew Modine (Birdy)
                          Joe Spinell (Maniac)

                          Beste Schauspielerin:
                          Nastassja Kinski (Paris, Texas)
                          Anne Bancroft (Der Elefantenmensch)
                          Linda Hamilton (Terminator)
                          Glenn Close (Eine verhängnisvolle Affäre)
                          Sigourney Weaver (Gorillas im Nebel)

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                          • Statt bei meiner Freundin zu übernachten, mache ich mich auf den Weg nach Hause. Ich werde sie erst viele Jahre später wiedersehen.

                            Wer bin ich?

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                              Kenduskeag 18.05.2022, 11:24 Geändert 18.05.2022, 12:12

                              Der vom inzwischen verstorbenen Altmeister Wes Craven (A Nightmare on Elm Street, Scream) inszenierte „Verflucht“ bietet passable Horrorkost mit ein paar humorigen Elementen, sorgt aber weder für sonderlich viel Grusel noch fügt er dem Werwolf-Subgenre etwas wirklich Neues hinzu.

                              Los Angeles: Ellie (Christina Ricci) und ihr jüngerer Bruder Jimmy (Jesse Eisenberg) werden auf dem Mulholland Drive in einen schweren Autounfall verwickelt. Während sie versuchen, der in ihrem Fahrzeug eingeklemmten Insassin des anderen Unfallwagens zu helfen, taucht eine riesige Bestie auf, reißt die Frau in Stücke und verletzt auch die Geschwister. Jimmy ist fortan der festen Überzeugung, dass es sich bei der Bestie um einen Werwolf handelt, Ellie jedoch schenkt ihrem Bruder zunächst keinen Glauben. Nach und nach mehren sich allerdings bei ihnen seltsame Symptome…

                              Wie so manchem populären Teenhorrorfilm jener Zeit liegt auch „Verflucht“ ein Drehbuch von Kevin Williamson zu Grunde. Anders als etwa noch „Scream“ (1996) oder „The Faculty“ (1998) mangelt es diesem aber spürbar an Raffinesse und zündenden Ideen, sodass der Werwolf-Schocker deutlich weniger spannend daherkommt und sich weitgehend vorhersehbar gestaltet. Darüber hinaus entsprechen auch die Charaktere den typischen Genre-Schablonen, sodass sich recht früh absehen lässt, wem hier letztlich welche Rolle zugedacht ist. Dem solide agierenden Cast, welchem u.a. noch Judy Greer (Halloween Kills), Michael Rosenbaum (Düstere Legenden) und Joshua Jackson (Scream 2) angehören, kann dabei aber kaum ein Vorwurf gemacht werden, obgleich die Chemie untereinander speziell bei den Liebespaaren nicht wirklich stimmen will.

                              Wenn Cravens Film dann mal zur Sache kommt, gestaltet sich „Verflucht“ zumindest halbwegs unterhaltsam. So etwa bei einer Verfolgungsjagd durch eine Tiefgarage, die in einem Fahrstuhl ihr Ende findet. Auch die Effekte gehen größtenteils in Ordnung, obschon die Werwolf-Verwandlung qualitativ meilenweit hinter der berühmten Sequenz aus „American Werewolf“ (1981) zurücksteht, sodass unterm Strich nur konventioneller Durchschnittshorror bleibt.

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                                "The Contract" ist ein kurzweiliger, von Regisseur Bruce Beresford (Black Robe, Doppelmord) souverän in Szene gesetzter Thriller mit ein paar guten Actionszenen, der jedoch mit einer sehr konstruiert wirkenden und vorhersehbaren Story daherkommt.

                                Sportlehrer Ray Keene (John Cusack) unternimmt mit seinem Sohn Chris (Jamie Anderson) einen Campingausflug in den Wäldern, um ihre Beziehung zueinander wieder zu verbessern, welche seit dem Krebstod von Rays Frau stark gelitten hat. Dabei stoßen sie auf den mit Handschellen gefesselten Auftragsmörder Frank Carden (Morgan Freeman), der nach einem unglücklich gelaufenen Befreiungsversuch durch seine Komplizen mit einem Polizeiwagen einen Abhang hinuntergestürzt ist. Ray entschließt sich, den Killer schnellstmöglich den zuständigen Behörden zu übergeben, wohlwissend, dass Cardens Leute ihnen schon dicht auf den Fersen sind...

                                Berefords Thriller bietet keine sonderlich innovative Handlung, sodass sich der weitere Verlauf schon sehr früh erahnen lässt. Dafür liefert "The Contract" jedoch immerhin ein paar recht hübsche Naturpanoramen sowie ein paar knackige Actionmomente, wozu u.a. ein durchaus spektakulärer Hubschrauberabsturz zählen. Den beiden routiniert agierenden Hauptdarstellern Cusack und Freeman ist es derweil zu verdanken, dass der Zuschauer den nicht sonderlich gut ausgearbeiteten Charakteren immerhin ein gewisses Maß an Interesse entgegenbringt. Die Nebenfiguren hingegen bleiben durchgehend blass und speziell die politische Rahmenhandlung um die von Alice Krige (Star Trek: Der erste Kontakt) verkörperte FBI-Agentin will sich überhaupt nicht stimmig in das Gesamtbild fügen.

                                Da zudem einzelne Aktionen - wie etwa das Hinunterklettern an einer steilen, regennassen Felswand ohne jede Ausrüstung - nicht sonderlich glaubwürdig erscheinen, hinterlässt "The Contract" letztlich nur einen mittelmäßigen Eindruck

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                                  Zu Beginn der 00er Jahre waren Mysterythriller ungemein populär, was wohl vornehmlich aus dem großen Kassenerfolg von "The Sixth Sense" (1999) resultierte. Auch Sam Raimi (Tanz der Teufel, Ein einfacher Plan) probierte sich mit "The Gift" in diesen Gefilden und schuf einen zwar atmosphärischen, aber nur mäßig spannenden Genrevertreter.

                                  Die Witwe Annie (Cate Blanchett) lebt mit ihren drei Söhnen in einer Kleinstadt in den Südstaaten. Sie verfügt über hellseherische Fähigkeiten, mit denen sie auch ihren Lebensunterhalt verdient, indem sie anderen Leuten ihre Zukunft vorhersagt. Zu ihren Kundinnen gehört auch die unsichere Valerie (Hilary Swank), die sehr unter ihrem gewalttätigen Ehemann Donnie (Keanu Reeves) leidet. Als die junge Verlobte des Schulleiters (Katie Holmes) plötzlich wie vom Erdboden verschwindet, soll Annie der Polizei mit ihren Fähigkeiten helfen. Schon bald führen sämtliche Spuren zum brutalen Donnie...

                                  Raimis Film erzeugt durch sein unheilvoll in Szene gesetztes Südstaaten-Setting eine durchaus einnehmende Gruselstimmung und zeichnet darüber hinaus ein recht präzises Bild von der Kleinstadt und ihren Bewohnern. Als gelungen erweist sich zudem die Einführung und die Interaktion der wichtigsten Charaktere, die beinahe alle im weiteren Verlauf eine verborgene Seite offenbaren. Hierzu trägt vor allem auch der gut aufspielende Cast in entscheidender Weise bei, zu welchem in weiteren Rollen u.a. noch Greg Kinnear (Little Miss Sunshine), Giovanni Ribisi (Avatar) und J.K. Simmons (Whiplash) gehören.

                                  Als große Schwäche hingegen entpuppt sich der im Zentrum der Handlung stehende Kriminalfall, gestaltet sich dieser doch nur selten mitreißend und extrem vorhersehbar. Speziell die finale Auflösung erweist sich als große Enttäuschung und lässt jegliche Finesse vermissen. Interessanter gestalten sich da schon der im Mittelteil stattfindende Gerichtsprozess oder auch die Nebenhandlung um den von Ribisi verkörperten Autohändler.

                                  "The Gift" hätte zudem gut daran getan, die Gabe der Protagonistin näher zu definieren. So wirkt es recht willkürlich, wie Annie mal aus ihren Karten die Zukunft vorhersieht, um dann wiederum Träume zu deuten oder auch durch das Aufsuchen eines bestimmten Ortes Erkenntnisse erhält. Hier macht es sich das Drehbuch an vielen Stellen zu einfach und greift auf die jeweilige Fähigkeit zurück, die dem Fortlauf der Geschichte grade zuträglich ist.

                                  Auch dank einer überzeugenden Cate Blanchett und der wie erwähnt dichten Schaueratmosphäre hinterlässt Raimis Mysterythriller aber dennoch insgesamt einen recht soliden Eindruck.

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                                    Kenduskeag 13.05.2022, 12:31 Geändert 13.05.2022, 12:40

                                    "Weißer Jäger, schwarzes Herz" dürfte zu den ungewöhnlichsten Einträgen in Clint Eastwoods langer Filmographie zählen. Das vom Leben des berühmten Regisseurs John Huston und seinen Dreharbeiten zum Abenteuerklassiker "African Queen" (1951) inspirierte Charakterdrama wird vor allem für all jene interessant sein, die gerne einen Einblick hinter die Kulissen des Filmemachens erhalten.

                                    Dem erfolgreichen Regisseur John Wilson (Clint Eastwood) eilt der Ruf eines verrückten Exzentrikers voraus, der um jeden Preis seine Vision umsetzen will und sich wenig um die Meinung von Produzenten, Kritikern oder die des Publikums schert. Für sein neuestes Projekt reist er gemeinsam mit dem Drehbuchautor Pete Verrill (Jeff Fahey) nach Afrika, um einen aufwendigen Abenteuerstreifen zu drehen. Vor Ort angekommen, geht Wilson jedoch lieber auf Elefantenjagd, statt sich auf sein Filmprojekt zu konzentrieren...

                                    Eastwoods zum Teil fiktives Biopic lebt in erster Linie von der Porträtierung des eigenwilligen Filmemachers, den herrlich anzusehenden Naturbildern sowie der detailreichen 50er Jahre-Ausstattung und weniger von großartiger Action oder intensiven Spannungsmomenten. Das Aufeinandertreffen des meinungsstarken Protagonisten mit seinen Mitmenschen entwickelt jedoch durchaus eine gewisse Faszination und ist mitunter auch humorvoll verpackt, wenn etwa Wilson einer antisemitisch eingestellten Gesprächspartnerin beim Abendessen den Spiegel vorhält. Auch das Zusammenspiel mit dem von Jeff Fahey verkörperten Drehbuchautor, für den Wilson eine Art Mentor darstellt, sorgt für einige sehr gelungene Momente, während der restliche Cast um Timothy Spall (The King's Speech) und George Dzundza (Die durch die Hölle gehen) nicht allzu viel zu tun bekommt.

                                    So stellt der relativ zähe Handlungsfortschritt die wohl größte Schwäche von Eastwoods Film dar, gibt die im Grunde simpel gestrickte Story doch nicht genug her, um über knapp zwei Stunden hinweg durchgängig zu fesseln. Allein schon aufgrund des bestens aufgelegten Hauptdarstellers und der imposanten Bilder des schwarzen Kontinents, ist "Weißer Jäger, schwarzes Herz" aber dennoch eine Sichtung wert, zumal auch das emotionale Finale zu gefallen weiß.

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                                      Im Laufe der Filmgeschichte gab es zahlreiche Regisseure, die sich in satirischer Weise mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt haben. Angefangen bei Werken wie Charlie Chaplins mit Slapstick-Elementen angereichertem Menschenrechtsplädoyer „Der große Diktator“ (1940) und Ernst Lubitschs schwarzhumoriger Theaterkomödie „Sein oder Nichtsein“ (1942) nahmen Filmemacher immer wieder Führerkult und blinden Gehorsam aufs Korn. Der Neuseeländer Taika Waititi (5 Zimmer Küche Sarg, Wo die wilden Menschen jagen) fügt mit „Jojo Rabbit“ den Nazi-Satiren ein weiteres Kapitel hinzu und nimmt dazu die kindliche Sichtweise auf die Diktatur ein.

                                      Der 10-jährige Johannes Betzler (Roman Griffin Davis) begeistert sich sehr für die NS-Ideologie und engagiert sich mit großer Freude in der Hitlerjugend. Dies geht so weit, dass er sogar eine imaginäre Version Adolf Hitlers (Taika Waititi) als seinen besten Freund ansieht und immer wieder Zwiegespräche mit diesem führt. Als Johannes bei sich Zuhause hinter einer Wand seltsame Geräusche hört und dort schließlich auf die Jüdin Elsa (Thomasin McKenzie) stößt, gerät der kleine Nachwuchs-Nazi jedoch in einen Gewissenkonflikt…

                                      „Jojo Rabbit“ ist wesentlich bunter und märchenhafter angelegt als die meisten anderen Filme, die in der NS-Zeit spielen. Waititis Satire vermittelt dem Zuschauer nie den Eindruck, das reale Deutschland während des Zweiten Weltkriegs zu sehen, sondern fühlt sich eher so an, als ob sie in einem farbenfrohen Regenbogenland spiele. Wer sich trotz aller ironischer Spitzen dennoch eine akkurate Darstellung von Nazi-Deutschland erhofft, wird somit definitiv enttäuscht werden.

                                      Speziell das erste Drittel des Films gestaltet sich reichlich albern, ehe Waititi im späteren Verlauf auch ernstere Töne anschlägt. So hat „Jojo Rabbit“ immer dann seine stärksten Phasen, wenn der Regisseur selbst als umherhüpfende Hitler-Imagination für einige Zeit von der Bildfläche verschwindet und er stattdessen die stark aufspielende Riege der Nebendarsteller um Scarlett Johansson und Sam Rockwell glänzen lässt. Lange Zeit jedoch fehlt der Geschichte eine klare Zielrichtung, sodass sich „Jojo Rabbit“ immer wieder in Details verliert und nur sehr langsam vom Fleck kommt.

                                      Als problematisch erweist sich darüber hinaus, dass Waititis Film über keinen echten Antagonisten verfügt. Vielmehr sind beinahe ausnahmslos alle auftretenden Nazis skurrile Gestalten, die eher naiv als bedrohlich erscheinen. Dies wurde in der Vergangenheit etwa in „Inglourious Basterds“ (2009) bedeutend besser gelöst, indem der von Christoph Waltz verkörperte Hans Landa trotz aller schräger Marotten immer auch extreme Boshaftigkeit ausstrahlte.

                                      Da aber die im Mittelpunkt stehende Charakterentwicklung des jungen Protagonisten zu überzeugen weiß und gegen Ende gar für ein paar anrührende Momente sorgt, hinterlässt Waititis Satire trotz aller Schwächen dennoch einen relativ positiven Eindruck.

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                                      • 6

                                        In "Sag' kein Wort" agiert Charaktermime Michael Douglas einmal mehr als Mann der Oberschicht, der aus seinem Alltag herausgerissen und in eine aussichtslos erscheinende Situation gebracht wird. Der von Regisseur Gary Fleder (Das Urteil - Jeder ist käuflich, Homefront) inszenierte Thriller erscheint zwar reichlich konstruiert, gestaltet sich dafür aber recht spannend und überzeugt mit einem gut aufspielenden Darstellerensemble.

                                        Der Psychiater Nathan Conrad (Michael Douglas) behandelt die seit einem furchtbaren Ereignis in ihrer Kindheit schwer traumatisierte Elisabeth Burrows (Brittany Murphy). Als eine Bande von Gangstern um den skrupellosen Patrick Koster (Sean Bean) Nathans kleine Tochter (Skye McCole Bartusiak) entführt, wird der Familienvater dazu genötigt, eine bestimmte Zahlenkombination aus seiner Patientin herauszubekommen, andernfalls werde er seine Tochter nicht lebend wiedersehen...

                                        "Sag' kein Wort" ist handwerklich mehr als solide in Szene gesetzt und weiß durch seine geschickte Kameraarbeit sowie die stilvolle, von Grau- und Blautönen dominierte Farbgebung zu gefallen. Die Story hingegen kann da nicht ganz mithalten und bietet letztlich nicht viel mehr als einen Entführungsfall mit einem als MacGuffin dienenden Diamanten, wie man ihn in ähnlicher Form schon häufiger präsentiert bekommen hat. Als gelungener Kniff erweist sich dabei allerdings, dass sich der Film anfangs in drei Handlungsstränge aufteilt (Familie/Polizei/Gangster), deren Zusammenhänge erst nach und nach deutlich werden. Im Mittelteil hingegen erlebt "Sag' kein Wort" zeitweise einen spürbaren Spannungsdurchhänger, was auch damit zusammenhängt, dass mit der in der Nervenklinik eingesperrten Elisabeth und mit der aufgrund eines gebrochenen Beins ans Bett gefesselten Ehefrau Nathans (Famke Janssen) gleich zwei Hauptfiguren nur geringe Aktionsmöglichkeiten haben. Zum Finale hin nimmt Fleders Thriller dann aber wieder Fahrt auf und liefert zudem auch ein paar kleinere Actionmomente.

                                        Die hier zusammen vor der Kamera zu sehenden Brittany Murphy und Skye McCole Bartusiak eint die traurige Gemeinsamkeit, dass beide Frauen jung verstarben. Sowohl Murphy als auch Bartusiak vermutlich in Zusammenhang mit einer Medikamentenüberdosis.

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                                          Kenduskeag 09.05.2022, 11:31 Geändert 09.05.2022, 11:54

                                          "Idiocracy" unter der Regie des Beavis and Butt-Head Schöpfers Mike Judge ist eine dystopische SciFi-Komödie mit einer durchaus spannenden, in ihrer vom biologistischen Determinismus geprägten Weltanschauung aber auch extrem bedenklichen Prämisse.

                                          Army-Bibliothekar Joe Bauers (Luke Wilson) wird aufgrund seiner in jeder Hinsicht durchschnittlichen Testergebnisse für ein geheimes Experiment ausgewählt. Gemeinsam mit der Prostituierten Rita (Maya Rudolph) soll er ein Jahr lang im Kälteschlaf verbringen. Da der Leiter des Experiments in dieser Zeit jedoch verhaftet und der Stützpunkt abgerissen wird, erwachen Joe und Rita erst 500 Jahre später. Inzwischen ist die Menschheit geistig vollkommen degeneriert und jede Form der Infrastruktur zusammengebrochen. Schon bald stellt sich heraus, dass Joe in dieser Zukunftswelt der mit Abstand intelligenteste Mann ist...

                                          Ein Off-Sprecher stellt zu Beginn von "Idiocracy" die These auf, dass Bildung und Intelligenz im 21. Jahrhundert nicht mehr als Selektionsvorteile gelten können. Veranschaulicht wird dies anhand eines kinderlosen Akademiker-Ehepaars, welchem eine kinderreiche Unterschichtsfamilie gegenübergestellt wird. Judges Film vertritt somit die Ansicht, dass die Intelligenz eines Menschen ausschließlich von dessen Genen abhängig sei und überträgt biologische Gesetze unreflektiert auf die moderne Gesellschaft.

                                          Statt etwa zu verdeutlichen, wie schlecht die Bildungschancen für Kinder stehen, die nicht aus einer Akademiker-Familie stammen, reitet "Idiocracy" viel zu sehr auf dem Intelligenzquotienten herum und sieht ihn als wichtigsten Maßstab für die Selektion zwischen Schlauen und Dummen. Judges Zeitreisekomödie gerät mit seinen Aussagen dabei schnell an den rechten Rand und erinnert zuweilen gar an die Denkweise der Euthanasie während der NS-Diktatur.

                                          Demgegenüber stehen jedoch auch einige gelungene Aspekte. So wird die Macht der Konzerne ebenso pointiert auf die Schippe genommen wie die zunehmende Vermüllung unseres Planeten angeprangert wird. Diese wenigen Stärken können allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass "Idiocracy" ein höchst fragwürdiges Weltbild repräsentiert.

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                                          • 5 .5

                                            Der von Christopher Landon (Scouts vs. Zombies, Freaky) inszenierte "Happy Deathday" ist eine recht muntere Horrorkomödie, die sich bei vielen bekannten Vorbildern bedient und so manches Genre-Klischee auf den Kopf stellt. Zwar geht es hier weder sonderlich spannend, noch besonders gruselig zu, doch kann Landons Film zumindest mit einigen gelungenen Gags, einer niedlichen Lovestory und einer gut aufgelegten Hauptdarstellerin punkten.

                                            Studentin Theresa (Jessica Rothe) ist eine oberflächliche Partygöre, die sich wenig um das Wohlergehen ihrer Mitmenschen schert. An ihrem Geburtstag erwacht sie verkatert im Bett ihrer Zufallsbekanntschaft Carter (Israel Broussard) und wird am Abend auf dem Weg zu einer Feier von einem maskierten Killer ermordet. Daraufhin jedoch erwacht sie abermals in Carters Bett und muss feststellen, dass sie den gleichen Tag immer und immer wieder durchlebt. Nach und nach sammelt sie Indizien, wer ihr Mörder sein könnte...

                                            Landons Zeitschleifen-Slasher ist so zahm und spaßig, dass er auch solche Zuschauer abholen dürfte, die sonst nur wenig mit dem Horrorgenre anfangen können. Selbst eine ebenfalls das Morbide auf heitere Weise zelebrierende Reihe wie "Final Destination" erscheint im Vergleich zu "Happy Deathday" noch recht düster und schaurig, sodass sich höchstens die Allerkleinsten nach Sichtung von Landons Film Sorgen machen müssen, dass sie später mit Alpträumen zu kämpfen haben könnten.

                                            Auch wenn sich der Verlauf der Handlung im Groben vorhersehen lässt, in inszenatorischer Hinsicht keine Bäume ausgerissen werden und zudem immer wieder das Tempo verschleppt wird, weiß doch insbesondere die kokett aufspielende Jessica Rothe die (ebenfalls vorhersehbare) Entwicklung ihrer Figur auf charmante Weise zu transportieren. Dies in Kombination mit dem unbekümmerten Humor des Slashers sorgt somit trotz aller Schwächen für einen soliden Gesamteindruck.

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                                            • 5
                                              Kenduskeag 05.05.2022, 10:08 Geändert 05.05.2022, 10:10

                                              "Regression" unter der Regie von Alejandro Amenabar (The Others, Das Meer in mir) ist ein in düstere, an klassische Noir-Werke erinnernde Bilder gehüllter Psychothriller, der Themen wie Satanismus, Missbrauch sowie die Lückenhaftigkeit menschlicher Erinnerungen anschneidet, dabei jedoch die Chance verpasst, diese zu einem funktionierenden Ganzen zusammenzufügen.

                                              Minnesota 1990: Kleinstadt-Polizist Bruce Kenner (Ethan Hawke) ermittelt in einem Fall schwerer Kindesmisshandlung. Die 17-jährige Angela Gray (Emma Watson) wirft ihrem Vater John (David Dencik) vor, sie wiederholt sexuell missbraucht zu haben. Da John abstreitet, sich an die Vorkommnisse erinnern zu können, wird der Psychologe Kenneth Raines (David Thewlis) zu Rate gezogen. Dieser will mittels der Regression, einem neuartigen Hypnoseverfahren, in das Unterbewusstsein der Beteiligten vordringen und so verlorene Erinnerungen wieder hervorholen. Als die Hypnose bei John angewendet wird, fördert diese Ungeheuerliches zu Tage...

                                              Amenabars Thriller verfügt über eine einnehmende, zuweilen gruselige Atmosphäre, welche neben dem ambivalenten Hauptcharakter den mit Abstand stärksten Trumpf des Films repräsentiert. Die Story hingegen steht von Beginn auf wackligen Beinen und erweckt immer wieder den Eindruck, als ob "Regression" radikalen Drehbuchkürzungen zum Opfer gefallen wäre. So besitzt Amenabars Film speziell in der ersten Hälfte zwar ein recht hohes Erzähltempo, verpasst es dabei allerdings gleich an mehreren Stellen, tief genug in die Materie vorzudringen. Dies fängt schon damit an, dass sich der im Mittelpunkt stehende Kriminalfall sehr rasch von Kindesmissbrauch hin zu satanischen Ritualen entwickelt, ohne das diese Entwicklung für den Zuschauer angemessen verständlich gemacht würde. Ebenso wird das für den Fortlauf der Handlung sehr bedeutsame Verfahren der Regression nur unzureichend erläutert. Aufgrund dieses mangelhaften Aufbaus fehlt dem Psychothriller dann auch später die Grundlage, um seine Wendungen effektvoll ausspielen zu können, sodass sich "Regression" trotz durchaus ansprechender Darstellerleistungen und ein paar starker Schauermomente eher schlecht als recht ins Ziel rettet.

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                                              • 7 .5

                                                Für Hollywood-Star Leonardo DiCaprio bedeutete seine erste Kino-Hauptrolle im von Michael Caton-Jones (Rob Roy, Der Schakal) inszenierten "This Boy's Life" den endgültigen Durchbruch. Das auf Tobias Wolffs gleichnamiger Autobiografie beruhende Coming of Age Drama erzählt auf feinfühlige Weise die Geschichte eines haltsuchenden Jugendlichen in einer von Missgunst und Gewalt geprägten Umgebung.

                                                Tobias Wolff (Leonardo DiCaprio) reist gemeinsam mit seiner alleinerziehenden Mutter Caroline (Ellen Barkin) in den 1950ern durch die USA. Seit der Trennung von Tobias' Vater pflegt Caroline wechselnde Männerbekanntschaften, aus denen sich jedoch nie eine ernsthafte Beziehung ergibt. Dies ändert sich erst, als sie Dwight (Robert De Niro) kennenlernt, der einen sehr charmanten Eindruck auf sie macht und mit seinen Kindern in Concrete, einem verschlafenen Nest im Bundesstaat Washington lebt. Als Mutter und Sohn nach einer überstürzten Hochzeit zu Dwight nach Concrete ziehen, zeigt der verbitterte Familienvater jedoch sein wahres Gesicht...

                                                "This Boy's Life" bietet in erster Linie großes Schauspielerkino, bei dem das sowohl auf psychischer wie auch auf körperlicher Ebene stattfindende Duell zwischen DiCaprio und De Niro besonders hervorsticht. So sind es dann auch die Szenen, in denen es zur direkten Konfrontation der Beiden kommt, die zu den stärksten des gesamten Films gehören. Unter den Nebendarstellern, zu denen u.a. noch Eliza Dushku (Wrong Turn), Tobey Maguire (Spider-Man) und Chris Cooper (American Beauty) zählen, sticht indes besonders Jonah Blechman als homosexueller Außenseiter Arthur hervor, dessen Freundschaft zu Tobias sehr sensibel und anrührend porträtiert wird.

                                                Trotz aller Melancholie sowie einiger wahrhaft erschütternder Szenen verfügt Caton-Jones' Drama jedoch auch über einige sehr humorvolle Momente, so etwa wenn der rebellische Teenager den gestelzten Umgangston seines Stiefvaters perfekt imitiert und ihn damit der Lächerlichkeit preisgibt. Darüber hinaus bringt auch der mitreißende Rock 'n' Roll-Soundtrack immer wieder Schwung in das Geschehen, sodass die aufwühlende Geschichte den Zuschauer nach einem vielleicht etwas zu episodenhaft geratenen Beginn schnell in ihren Bann zieht.

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                                                • 5 .5

                                                  Wer sich im Netz Kritiken zu „Dark Tide“ durchliest, kann schnell den Eindruck gewinnen, dass es sich bei dem Abenteuerdrama unter der Regie von John Stockwell (Into the Blue, Turistas) um eines der miserabelsten Machwerke der vergangenen Dekade handeln muss. Dabei lässt sich aus den meisten der zahlreichen negativen Stimmen deutlich herauslesen, dass der Großteil der Enttäuschten mit einer völlig anderen Erwartungshaltung an den Film herangegangen ist. Und tatsächlich – wer sich ein actionreiches Hai-Spektakel im Stile von „Deep Blue Sea“ (1999) oder „Meg“ (2018) erhofft, wird sich von "Dark Tide" zwangsläufig frustriert abwenden. Stockwells Film fühlt sich stattdessen über weite Strecken vielmehr nach einem Beziehungsdrama auf hoher See an, in dem die Bedrohung durch die gewaltigen Fische eher als Beiwerk angesehen werden kann.

                                                  Kapstadt, Südafrika: Seit ein gemeinsamer Freund durch eine Hai-Attacke ums Leben gekommen ist, haben sich Kate Mathieson (Halle Berry) und ihr Ehemann Jeff (Olivier Martinez) auseinandergelebt und auch ihre Pläne von einem Dokumentarfilm über die Meeresbewohner auf Eis gelegt. Erst als der schwerreiche Geschäftsmann William Brady (Ralph Brown) ihnen ein lukratives Angebot macht, das sie nicht ausschlagen können, fahren sie wieder gemeinsam mit ihrem Boot hinaus. Was ursprünglich als bloße Touristenattraktion gedacht war, entwickelt sich jedoch schon bald zu einem Kampf um Leben und Tod...

                                                  „Dark Tide“ gefällt durch viele hübsch eingefangene Bilder von Land und Meer sowie einige durchaus spektakuläre Unterwasseraufnahmen, die Stockwells Film eine authentische Atmosphäre verleihen. Überhaupt mutet "Dark Tide" eine ganze Spur realistischer an als der Großteil der Genrebeiträge, was allein schon darin begründet liegt, dass die Haie hier nicht aus dem Rechner stammen. Zugleich verfügt "Dark Tide" aber über eine nur sehr dünne Story, die unnötigerweise auf zwei Stunden ausgedehnt wird und nicht durchgängig zu fesseln vermag. Als vollkommen unnütz erweist sich zudem ein Nebenhandlungsstrang um drei jugendliche Muschelsucher, der später überhaupt nicht mehr aufgegriffen wird.

                                                  Überzeugender sind da schon die Leistungen der Darsteller, die hier mehr zu tun bekommen als in vergleichbaren Filmen, in denen eher die Haie im Vordergrund stehen. Speziell Berry und Martinez, die sich am Set sogar ineinander verliebten, haben eine angenehme Chemie miteinander. Aber auch Ralph Brown weiß als miesepetriger Millionär Akzente zu setzen. Wer sich also auf ein eher dialoggetriebenes Abenteuer statt auf das nächste Trash-Fest einstellt, bekommt mit "Dark Tide" trotz der teilweise eklatanten Schwächen solide Unterhaltung geboten.

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                                                  • 5

                                                    Michael Crichton, der kreative Kopf hinter Filmen wie "Westworld" (1973), "Jurassic Park" (1993) und "Twister" (1996) gehörte zu jener Sorte von Autoren, deren jeweils neueste Drehbücher und Romane ihnen in Hollywood regelrecht aus der Hand gerissen wurden, um sie schnellstmöglich für die große Leinwand zu adaptieren. Crichton scheint dabei jedoch stets eine sehr genaue Vorstellung von der Umsetzung seiner Geschichten gehabt zu haben, weshalb man immer wieder davon liest, dass er bei vielen Regisseuren aneckte. Häufig konnte sich das Endergebnis trotz aller Differenzen jedoch sehr gut sehen lassen. Für "Die Wiege der Sonne" unter der Regie von Philip Kaufman (Die Körperfresser kommen, Henry & June) gilt dies allerdings nur bedingt.

                                                    Verbindungsoffizier Web Smith (Wesley Snipes) wird zum neu eingeweihten Bürogebäude eines japanischen Konzerns gerufen, in dessen Konferenzraum ein ermordetes Callgirl (Tatjana Patitz) aufgefunden wurde. Ihm bei den Ermittlungen zur Seite stehen soll Polizei-Captain John Connor (Sean Connery), der über umfangreiches Wissen über Japan und seine Traditionen verfügt. Die beiden ungleichen Ermittler kommen nach und nach einer groß angelegten Vertuschungsaktion auf die Spur...

                                                    Kaufmans Film bietet zwar einige interessante Ansätze, ist aber zu spröde und langatmig erzählt, um durchgängig bei Laune halten zu können. Statt sich ganz auf den Mordfall zu konzentrieren, werden immer wieder neue Nebenhandlungsstränge eröffnet und neue Charaktere eingeführt. So fühlen sich etwa die Korruptionsvorwürfe gegen den von Snipes verkörperten Protagonisten, der Sorgerechtsstreit mit seiner Frau und das zwielichtige Verhalten seines Vorgesetzten (Harvey Keitel) wie unnötiger Ballast an, der die Geschichte immer wieder ausbremst. Statt sich mit solchen Nebenschauplätzen aufzuhalten, hätte der Fokus des Films viel mehr auf dem Mord und den Tatverdächtigen liegen müssen. Doch so erfährt man darüber lange Zeit nicht sonderlich viel und beginnt sich zu fragen, was an dieser speziellen Tat denn eigentlich so brisant sein soll.

                                                    Dem Cast indes lässt sich kaum ein Vorwurf machen, liefern alle Beteiligten doch mehr als solide Leistungen ab. Dass Connerys Charakter für jede Situation die passende japanische Weisheit parat hat, verliert zwar schon nach kurzer Zeit seinen Effekt, doch zugleich ist seine Figur aber die am besten herausgearbeitete im ganzen Film. Und auch in visueller Hinsicht kann "Die Wiege der Sonne" ein paar Punkte einfahren, obschon die Szenenübergänge in Form von zahlreichen Wischblenden ziemlich veraltet daherkommen und so wohl heutzutage nur noch in der in dieser Hinsicht sehr traditionsbewussten "Star Wars"- Reihe vorzufinden sind.

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