Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 6 .5

    Mit rund 6,5 Mio. Kinozuschauern ist "Was Frauen wollen" nach wie vor einer der erfolgreichsten Filme in Deutschland der letzten Jahrzehnte und lässt damit selbst weltweite Megahits wie "Die Eiskönigin" (2013) oder "Avengers: Endgame" (2019) klar hinter sich. Nancy Meyers (Ein Zwilling kommt selten allein, Was das Herz begehrt) inszeniert den Kampf der Geschlechter in Anlehnung an altmodische Screwball Komödien und profitiert dabei vor allem von einem Hauptdarsteller, dem die Rolle des selbstverliebten Machos wie auf den Leib geschrieben ist.

    Der Chauvinist Nick Marshall (Mel Gibson) ist Mitarbeiter einer Werbeagentur und spekuliert auf eine baldige Beförderung. Als der von ihm ersehnte Posten stattdessen an die forsch auftretende Darcy McGuire (Helen Hunt) geht, ist Nick entsprechend verärgert und will es seiner neuen Vorgesetzten so schwer wie möglich machen. Dennoch folgt er einer von ihr gestellten Hausaufgabe und versucht sich in die Denkweise des schönen Geschlechts hineinzuversetzen, um einen Werbeslogan für eine neue Produktkampagne zu entwickeln. Dabei jedoch kommt es zu einem fatalen Missgeschick, in Folge dessen Nick plötzlich hören kann, was Frauen denken...

    "Was Frauen wollen" gefällt als charmante RomCom mit durchaus origineller Prämisse, die zwar die gängigen Geschlechterklischees abarbeitet, dabei aber einige starke Pointen hervorbringt und nie in allzu seichtes Fahrwasser abdriftet. Gibson hat sichtlich Spaß an der Rolle des eitlen Chauvis, der sich vom egozentrischen Verführer nach und nach zum echten Frauenversteher mausert und auch Hunt funktioniert als emanzipierter Gegenpart ausgezeichnet. Zudem ist Meyers Komödie auch in den Nebenrollen mit u.a. Marisa Tomei, Judy Greer und Bette Midler ideal besetzt.

    Negativ hingegen fällt vor allem auf, dass die Trefferquote der Gags in der letzten halben Stunde merklich abnimmt und das Ende ein wenig arg schmalzig daherkommt. Etwas mehr Straffung und das Auslassen der einen oder anderen weniger interessanten Nebenhandlung hätten dem Gesamtergebnis spürbar gut getan. Gleichwohl ist "Was Frauen wollen" letztlich auf jeden Fall geeignet für einen ebenso vergnüglichen wie romantischen Abend auf der Couch.

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    • 6

      "Spy Game" unter der Regie Tony Scotts (Top Gun, Unstoppable) bemüht sich darum, das klassische Agentenkino der 70er Jahre ins 21. Jahrhundert zu transferieren, was im Endergebnis eine eher halbgare Mixtur mit diversen Mängeln ergibt, die jedoch immerhin mit zahlreichen Schauwerten und einem gut aufgelegten Cast punkten kann.

      1991: Der CIA Agent Nathan Muir (Robert Redford) soll seinen Vorgesetzten an seinem letzten Arbeitstag Auskunft über seinen ehemaligen Schützling Tom Bishop (Brad Pitt) geben, welcher in chinesische Gefangenschaft geraten ist. Während Muir von Bishops Ausbildung zum Topspion und ihren gemeinsamen Missionen erzählt, plant er gleichzeitig eine geheime Befreiungsaktion für seinen alten Partner...

      Der Einstieg in diesen Spionagethriller schürt einerseits durchaus eine gewisse Neugier, ist andererseits aber auch unnötig kompliziert und undurchsichtig erzählt. Beginnend mit Bishops Gefangennahme in China, springt die Handlung zunächst zum sich auf seine Pensionierung vorbereitenden Muir, um anschließend in Rückblenden vom Kennenlernen der beiden Partner zu berichten. Jene Rückblenden sind es dann auch, die später den Großteil des Films einnehmen.

      Etwa nach der Hälfte der Laufzeit hat man als Zuschauer dann allerlei Einblicke in den Vietnamkrieg und die Situation im geteilten Deutschland erhalten, jedoch wirkt die Handlung bis hierhin wie ein einziger Flickenteppich. Erst als sich das Geschehen in den unter dem Schrecken des Bürgerkriegs leidenden Libanon verlagert, wird allmählich deutlich, worum es in "Spy Game" überhaupt gehen soll. Große Überraschungen bleiben zwar bis zum Ende aus und auch in Sachen Action bietet dieser Spionagethriller merklich weniger als die meisten anderen Scott Filme, doch kann dies durch den gewinnbringenden Charme der Hauptdarsteller und die wuchtigen Bilder einigermaßen kaschiert werden.

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      • 7

        Der auf dem Höhepunkt der New Hollywood Ära entstandene "Die letzte Vorstellung" unter der Regie von Peter Bogdanovich (Is' was, Doc?, Paper Moon) ist ein im schlichten Schwarzweiß gehaltenes Sittengemälde, in welchem die biederen Moralvorstellungen der Elterngeneration mit der Denkweise einer rebellierenden Jugend kollidieren.

        1951: Die drei Freunde Sonny (Timothy Bottoms), Duane (Jeff Bridges) und Jacy (Cybill Shepherd) wachsen in einem verstaubten Wüstenkaff in Texas auf, in dem jeder jeden kennt und die Misserfolge des örtlichen Football Teams das Hauptgesprächsthema darstellen. Abwechslung vom tristen Alltag findet die Jugend lediglich im Billard-Saloon, im Café oder im Kino, wo sie ihren strengen Eltern entfliehen und erste sexuelle Erfahrungen machen können...

        "Die letzte Vorstellung" blickt hinter die gutbürgerliche Fassade und offenbart mit schonungsloser Offenheit so manche Abgründe. Außereheliche Affären, Neid und Eifersucht sowie Klatsch und Tratsch hinter dem Rücken der anderen Ortsbewohner gehören hier zur Tagesordnung. Bogdanovichs Film folgt dabei gleich mehreren Handlungssträngen und vereint diese schließlich zum markanten Portrait einer Kleinstadt vor dem inneren wie äußeren Verfall.

        Zugleich huldigt der mit eingänigen Countrysongs unterlegte Film dem Kino der 50er Jahre und den großen Regisseuren jener Dekade, weshalb "Die letzte Vorstellung" bei aller Bitterkeit und Melancholie auch eine nostalgische Note besitzt. Hier und da hätte Bogdanovichs Werk allerdings durchaus etwas Straffung vertragen können, fallen doch einige Bettszenen allzu ausschweifend aus, sodass der Film im Mittelteil ein paar Längen besitzt. Umso mehr begeistert dafür die Riege der seinerzeit eher unbekannten Darsteller. So heimsten gleich vier (!) von ihnen eine Oscar-Nominierung ein, worunter Cloris Leachman (Malcolm mittendrin) und Ben Johnson (The Wild Bunch) den Goldjungen dann auch tatsächlich mit nach Hause nehmen durften.

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        • In der Arte Mediathek findet sich aktuell die sehenswerte Doku "Stephen King - Das notwendige Böse", die einen kompakten Einblick in die zentralen Themen, die Inspirationsquellen und die Aussagekraft der Werke des Horrorgroßmeisters liefert. Unterfüttert wird dies neben mehreren Interviews mit Ausschnitten aus King Verfilmungen wie "Carrie" (1976), "Dead Zone" (1983), "Needful Things" (1993) und "Der Nebel" (2007).

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          • 7
            Kenduskeag 18.10.2020, 12:38 Geändert 18.10.2020, 13:23

            Der von Bruce Beresford (Miss Daisy und ihr Chauffeur, Doppelmord) inszenierte "Black Robe" ist ein wunderschön gefilmter Historienfilm, der vom Aufeinanderprallen gänzlich unterschiedlicher Kulturen und Glaubensvorstellungen erzählt.

            Kanada im 17. Jahrhundert: Der junge Jesuitenpater Laforgue (Lothaire Bluteau) wird entsandt, um eine katholische Mission in einem abgelegenen Huronendorf zu finden. Begleitet wird er dabei von einer Indianerfamilie um deren Oberhaupt Chomina (August Schellenberg), die Laforgue zum Christentum zu bekehren versucht. Eine abenteuerliche Reise über den großen Fluss beginnt...

            "Black Robe" ist ein über weite Strecken sehr ruhig und bedächtig erzähltes Werk ohne längere Kampfszenen, welches dafür aber eine Vielzahl an malerischen Landschaftsbildern bietet, sodass man beinahe an jeder Stelle des Films stoppen und das jeweilige Bild einrahmen lassen könnte. Zugleich fühlt sich Beresfords Film sehr schlaglichtartig an, startet er doch ohne lange Einführung und endet schließlich auch recht abrupt. Nichtsdestotrotz gewinnt der Zuschauer in der im Vergleich zu den meisten anderen Genrevertretern ziemlich knapp bemessenen Laufzeit einige interessante Einblicke in die ersten Begegnungen von Missionaren und den miteinander verfeindeten Stämmen der Ureinwohner, die von den wenig bekannten Darstellern glaubhaft verkörpert werden. Da stört es auch nicht allzu sehr, dass hier einige Klischees - wie etwa die obligatorische Liebesgeschichte zwischen einem Weißen und einer hübschen Indianertochter - Verwendung finden und die grobe Entwicklung der Handlung weitgehend vorhersehbar ist.

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            • 6
              Kenduskeag 16.10.2020, 11:02 Geändert 16.10.2020, 11:16

              Rund um die Jahrtausendwende steckte die Karriere des Weltstars aus der Steiermark in einem Tief. Filme wie "Batman & Robin" (1997) und "The 6th Day" (2000) lösten weder beim Publikum noch bei den Kritikern große Begeisterungsstürme aus. In jene Zeit - bevor sich Arnie für mehrere Jahre ausschließlich der Politik widmete - fällt auch der für seine Filmografie untypisch anmutende "End of Days" unter der Regie Peter Hyams (Unternehmen Capricorn, Das Relikt), in dem sich der spätere Gouverneur Kaliforniens mit Satan persönlich anlegt.

              Dezember 1999: Der Teufel ist aus der Hölle empor gekommen und in den Körper eines Börsenmaklers (Gabriel Byrne) gefahren, um die Erde in ewige Finsternis zu stürzen. Dazu muss er eine bei ihrer Geburt auserwählte Frau (Robin Tunney) ausfindig machen und mit ihr am Silvesterabend ein Kind zeugen. Der Ex Cop Jericho Cane (Arnold Schwarzenegger) gerät unvermittelt zwischen die Fronten und nimmt den Kampf mit den bösen Mächten auf...

              Was zunächst wie ein Okkultismusthriller im Stile Dan Browns erscheint, entpuppt sich schon bald als völlig auf das Duell zwischen Gut und Böse zugeschnittenes Actionspektakel, das nur sehr wenig Wert auf eine durchdachte Handlung legt. Die verschiedenen Interessensgruppen - von Vertretern des Vatikans bis hin zu satanistischen Krankenhausmitarbeitern - spielen schon bald kaum noch eine bedeutsame Rolle, sodass sich "End of Days" mit fortschreitender Laufzeit immer mehr auf den zentralen Schlagabtausch fokussiert.

              Warum der Protagonist seinem Widersacher aus der Hölle trotz dessen Unverwundbarkeit immer wieder mit Waffengewalt begegnet, bleibt zwar nur eines der vielen ungelüfteten Geheimnisse der Drehbuchautoren, gleichzeitig weiß dieses Hin und Her vor allem dank eines sichtlich spielfreudigen Gabriel Byrne und des einen oder anderen knackigen Oneliners dennoch durchaus zu unterhalten. Zudem bietet das teuflische Duell neben vor allem im Finale eher schlecht gealtertem CGI auch einige ordentliche Goreeffekte, werden hier doch Menschen wahlweise an die Decke genagelt oder mit dem Kruzifix zu Brei geschlagen.

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              • Franz Kafka (zwar in Prag geboren, aber deutschsprachig)
                Hermann Hesse
                Michael Ende
                Ferdinand von Schirach
                Walter Moers

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                • 8 .5
                  Kenduskeag 15.10.2020, 10:57 Geändert 15.10.2020, 11:07

                  Well, I won't back down, no I won't back down
                  You can stand me up at the gates of Hell
                  But I won't back down

                  Der auf Nathaniel Richs im New York Times Magazine erschienenen Artikel basierende "Vergiftete Wahrheit" unter der Regie von Todd Haynes (Carol, Wonderstruck) ist ein zutiefst erschütternder Umweltthriller über Wirtschaftsunternehmen, die aus reiner Profitgier Raubbau an unserem Planeten betreiben und die Gesundheit von Mensch und Tier wissentlich aufs Spiel setzen.

                  Der Wirtschaftsanwalt Robert Bilott (Mark Ruffalo) hat sich als Verteidiger von Chemiekonzernen einen Namen gemacht. Hauptsächlich um seiner Großmutter einen Gefallen zu tun, übernimmt er dennoch das Mandat des Farmers Wilbur Tennant (Bill Camp) aus West Virginia, dessen fast 200 Kühe binnen kurzer Zeit beinahe alle auf grausame Weise verendet sind. Tennant sieht sich als Opfer der illegalen Entsorgung hochgiftiger Abfälle durch den nahegelegenen Chemiegiganten DuPont. Als Bilott deshalb Nachforschungen anstellt, muss er schon bald erkennen, dass er einem der größten Umweltskandale aller Zeiten auf der Spur ist...

                  Regisseur Haynes verzichtet bei seiner Aufarbeitung der Geschehnisse vollständig auf inszenatorische Spielereien, sondern ordnet alles der ungeheuerlichen Geschichte rund um die Machenschaften DuPonts unter. "Vergiftete Wahrheit" hat Rückblenden oder Tempowechsel auch gar nicht nötig um sein Anliegen vorzubringen, stehen doch die nackten Tatsachen, die Einfluss auf unser aller Leben haben, für sich. Eingehüllt in Grau- und Grüntöne und von einem excellenten Darstellerensemble getragen, zu welchem neben einem oscarwürdig aufspielenden Mark Ruffalo u.a. auch noch Anne Hathaway, Tim Robbins und Bill Pullman zählen, ergibt sich so nach und nach das Gesamtbild eines schrecklichen Verbrechens an Mensch und Natur.

                  Die komplexen Zusammenhänge werden dabei auch für den Chemielaien verständlich erklärt und anschaulich gemacht. Zugleich sorgt die Skrupellosigkeit der Akteure für eine solche Betroffenheit, dass unweigerlich der Wunsch aufkommt, Ruffalo könne auch in diesem Film zu einem großen, grünen Wutmonster werden und den Verantwortlichen gehörig den Arsch aufreißen. Kurzum: "Vergiftete Wahrheit" ist ebenso brisantes wie höchstaktuelles Kino der Spitzenklasse.

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                  • 5

                    Der 80er Jahre Klassiker "Poltergeist" unter der Regie Tobe Hoopers (Blutgericht in Texas, Brennen muss Salem) ist ein insbesondere im Vergleich zu anderen Werken des Regisseurs weitgehend familientauglicher Gruselspaß, welchem der große Einfluss des Produzenten Spielberg deutlich anzumerken ist.

                    Die fünfköpfige Familie Freeling wird in ihrem Haus von paranormalen Phänomenen heimgesucht. Insbesondere die jüngste Tochter Carol Anne (Heather O' Rourke) scheint ein feines Gespür für die unheimlichen Aktivitäten um sie herum zu haben. Als das kleine Mädchen schließlich in einer Gewitternacht von einer furchtbaren Macht in eine sonderbare Zwischenwelt gezogen wird, rufen ihre Eltern ein Team von Parapsychologen zur Hilfe, um ihre Tochter zu retten...

                    "Poltergeist" setzt weniger auf eine innovative Handlung, als vielmehr auf eine regelrechte Effektorgie, die mit allem aufwartet, was das Kino zu jener Zeit an tricktechnischen Möglichkeiten zu bieten hatte. Geistererscheinungen, lebendig werdende Bäume und zerstörerische Tornados werden dabei in einen großen Topf geworfen, während ein roter Faden zunächst lange auf sich warten lässt. Auch Spannung und Gänsehaut kommen eher weniger auf, denn dazu ist der Tonfall zu albern und die Abstände zwischen den Aktivitäten des Poltergeists zu groß. Vielmehr beleuchtet der Film ausgiebig das turbulente Familienleben der Freelings und befasst sich viel zu lange mit Nebenfiguren wie dem Nachbarn oder dem Wohnungsmakler. Kommen dann auch noch die Geisterjäger hinzu, verlegt sich "Poltergeist" endgültig auf uninteressante Dialoge im Flüsterton, was sich erst zum Finale hin wieder ändert.

                    Somit ist dieser Horrorklassiker zwar möglicherweise ein brauchbarer Einstieg in das Genre, dürfte erfahrenen Zuschauern aufgrund seines zähen Handlungsfortschritts und der nur vereinzelten Schreckmomente aber lediglich ein müdes Gähnen entlocken. Wer auf der Suche nach ebenso schaurigen wie humorvollen Horrorwerken aus den 80ern ist, sollte daher lieber nochmal zu "Gremlins" (1984) und "Ghostbusters" (1984) greifen.

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                    • 7 .5
                      Kenduskeag 13.10.2020, 10:35 Geändert 13.10.2020, 10:38

                      "Schrei in der Stille" unter der Regie des Malers und Fotografen Philip Ridley (The Passion of Darkly Noon, Heartless) ist ein visuell berauschendes Werk zwischen Coming of Age Drama und Mysterythriller. Die symbolträchtige Geschichte über den Schrecken des Erwachsenwerdens begeistert mit einer subtilen Erzählweise und einer ungemein intensiven Atmosphäre.

                      Idaho in den 1950ern: Der kleine Seth (Jeremy Cooper) wächst unter schwierigen Verhältnissen auf. Seine Mutter (Sheila Moore) ist herrschsüchtig und grausam, sein schwacher Vater (Duncan Fraser) hat geheime homosexuelle Neigungen, sein älterer Bruder (Viggo Mortensen) ist bisher noch nicht aus dem Koreakrieg heimgekehrt. Und dann ist da noch die mysteriöse Witwe aus der Nachbarschaft (Lindsay Duncan), von der Seth glaubt, dass sie ein Vampir ist...

                      "Schrei in der Stille" lebt vornehmlich vom Zusammenspiel der kindlichen Perspektive, aus welcher der Film erzählt wird und dem Wissen des erwachsenen Zuschauers, der schon früh ahnt, dass die Dinge hier anders liegen, als Seth sie aus seinem kindlichen Blickwinkel heraus wahrnimmt. Begreift man die vielen kleinen Andeutungen, verfügt man als Zuschauer hier schnell über einiges an Vorwissen gegenüber den meisten Figuren - so auch im Bezug auf die Mordserie, die im späteren Verlauf der Handlung noch eine Rolle spielt. Gleichzeitig ist "Schrei in der Stille" jedoch auch ein etwas sperriges Werk, dessen merkwürdige Charaktere es einem nicht unbedingt leicht machen, mit ihnen mitzufiebern.

                      Handwerklich hingegen ist Ridleys Film hervorragend gelungen. Die traumhaften Bilder der endlosen Weizenfelder, die wie aus einem Van Gogh Gemälde entsprungen zu sein scheinen, bilden einen spannenden Kontrast zu den düsteren und beengten Räumlichkeiten, in denen sich die Hölle auf Erden abspielt. Und auch die elegische Streichermusik, unterbrochen nur von einigen Paukenschlägen, fügt sich wunderbar in die beinahe surreale Atmosphäre ein.

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                      • 6 .5
                        Kenduskeag 08.10.2020, 12:27 Geändert 08.10.2020, 12:29

                        "Top Secret" unter der Regie der Komödienexperten Zucker/Abrahams/Zucker (Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug, Die nackte Kanone) stellt eine klamaukige Parodie auf das Agentengenre dar, welche mit einigen Musikeinlagen angereichert wird und Freunden des gepflegten Nonsens viel Freude bereiten dürfte.

                        Der amerikanische Rock 'n' Roll Star Nick Rivers (Val Kilmer) reist nach Ostdeutschland, um an einem großen Musikfestival teilzunehmen. Gleichzeitig will die DDR Regierung jenes Festival als Ablenkungsmanöver nutzen, um durch einen Sabotageakt der NATO U-Boot Flotte die Weltherrschaft an sich zu reißen. Gemeinsam mit der schönen Waltraud (Lucy Gutteridge) schließt sich Nick einer Widerstandsgruppe an, um die Pläne der Ostdeutschen zu durchkreuzen...

                        "Top Secret" reiht von Beginn an einen albernen Kalauer an den nächsten, spielt auf so unterschiedliche Filme wie "Der zerrissene Vorhang" (1966) und "Die blaue Lagune" (1980) an und spart auch nicht mit Pointen über naive Amerikaner und streng disziplinierte Deutsche. Hinzu kommen diverse musikalische Einschübe, bei denen der ansonsten eher etwas blass bleibende Kilmer plötzlich zur Höchstform aufläuft und sich als ausgezeichneter Imitator von Elvis, Buddy Holly und den Beach Boys präsentiert.

                        Die sinnbefreite Story um die Allmachtsfantasien der DDR Führung wird flott und phasenweise auch recht actionreich erzählt und gewinnt zudem durch amüsante Gastauftritte bekannter Mimen wie Peter Cushing (Star Wars), Omar Sharif (Doktor Schiwago) und Michael Gough (Batman), die hier allesamt ihr eigenes Image aufs Korn nehmen.

                        Wieviel Spaß "Top Secret" aber letztlich bereitet, muss jeder wohl für sich selbst rausfinden, da die Wahrnehmung der Gags sehr vom eigenen Humor abhängig sind. Wer bei anderen Filmen des ZAZ Trios schon vor Lachen unterm Tisch lag, kann aber in jedem Fall auch hier beherzt zugreifen.

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                        • 8 .5
                          Kenduskeag 07.10.2020, 11:19 Geändert 07.10.2020, 11:21

                          Der auf dem populären italienischen Theaterstück basierende "Die Legende vom Ozeanpianisten" unter der Regie Giuseppe Tornatores (Cinema Paradiso, Eine reine Formalität) ist ein modernes Märchen in opulenter Ausstattung und mit verzaubernden Pianoklängen. Die Geschichte eines Musikgenies, welches sein ganzes Leben auf einem gewaltigen Ozeandampfer verbringt, begeistert mit träumerischen Bildern, einem gut aufgelegten Darstellerensemble und einem emotional ergreifenden Morricone Score.

                          Der mittellose Trompeter Max (Pruitt Taylor Vince) erzählt die unglaubliche Geschichte seines Freundes T.D. Lemon 1900 (Tim Roth), der als Baby am Neujahrsmorgen im Festsaal der 'Virginia' gefunden wird und seine ersten Lebensjahre unter der Obhut eines Heizers im Laderaum des Ozeanriesen verbringt. Schon früh wird das außerordentliche musikalische Talent des Waisenjungen offenbar, der schließlich zu einem begnadeten Pianisten heranwächst, der die Reisenden an Bord der 'Virginia' in Verzückung versetzt. Obwohl Max seinen Freund immer wieder dazu ermutigt, das Schiff zu verlassen und das Leben an Land kennenzulernen, beharrt der Pianist darauf, an Bord zu bleiben und begibt sich damit schließlich in große Gefahr...

                          Tornatores Film schlägt ganz unterschiedliche Töne auf der Klaviatur an, versteht diese jedoch stimmig miteinander in Einklang zu bringen. So wechseln sich skurrile Momente mit melancholischen Episoden ab, bewegt sich der Film zwischen ulkigem Spaß und traurigem Ernst. Die Kamera schwelgt dabei immer wieder regelrecht in den prunkvollen Interieurs und verleiht Tornatores Werk in Kombination mit der verzaubernden Musik somit eine tiefe Nachdenklichkeit. Darüber hinaus wissen auch die Leistungen des Casts durchweg zu gefallen, zu welchem neben den im Mittelpunkt der Handlung stehenden Tim Roth und Pruitt Taylor Vince auch noch u.a. Mélanie Thierry (Da 5 Bloods), Bill Nunn (Spider-Man 1-3) und Peter Vaughan (Game of Thrones) zählen.

                          Somit ist "Die Legende vom Ozeanpianisten" insgesamt großartiges Musikkino mit märchenhaftem Charme, das den Zuschauer auf große Fahrt über die unendlichen Weiten des Meeres mitnimmt.

                          Vielen Dank an Wyvern, dass du den so eifrig beworben hast!

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                          • 5 .5
                            über Virus

                            "Virus" unter der Regie des vornehmlich für seine in den Filmen James Camerons geleistete Effektarbeit bekannten John Bruno (u.a. für "Abyss", "Titanic" und "Avatar") ist ein SciFi Horrorwerk mit B-Movie Charme, welches sich munter bei den großen Vorbildern des Genres bedient, dabei aber selbst kaum über pures Mittelmaß hinauskommt.

                            Die in Folge eines Taifuns in Seenot geratene Besatzung eines Bergungsfrachters um die toughe Kelly (Jamie Lee Curtis) und den profitgierigen Captain Everton (Donald Sutherland) stößt im Auge des Sturms unversehens auf ein russisches Forschungsschiff, dessen Crew wie von Geisterhand verschwunden zu sein scheint. Als Kelly und ihre Mitstreiter das Schiff jedoch für den Abtransport klarmachen wollen, müssen sie feststellen, dass sich außer ihnen noch eine andere Lebensform an Bord befindet...

                            Die größtenteils handgemachten Effekte, welche bisweilen schön eklig ausfallen, stellen letztlich noch das größte Highlight dieses aus Motiven von "Alien" (1979), "Das Ding aus einer anderen Welt" (1982) und "Terminator" (1984) zusammengebastelten Werks dar. Insofern bereitet "Virus" vor allem dann Vergnügen, wenn man ein gewisses Faible für solch ausgiebige Effektshows hat und keinen gesteigerten Wert auf eine originelle Story oder tiefergehende Figurenzeichnung legt.

                            Die Darsteller, zu denen u.a. noch William Baldwin (Flatliners), Joanna Pacula (Gorky Park) und Cliff Curtis (Fear the Walking Dead) zählen, agieren beinahe allesamt reichlich überdreht, quasseln nahezu ununterbrochen und haben im Angesicht der Gefahr kaum mehr zu tun, als die Flucht zu ergreifen oder wie wild loszuballern. Einen gewissen Unterhaltungswert hat dieser Nonsens aber dennoch, da Brunos Film flott inszeniert ist und seinen Figuren bei der munteren Hatz quasi keine Verschnaufpause lässt.

                            Also: Gehirn auf Durchzug schalten und ab geht's!

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                            • 6

                              Der von Peter Hyams (Unternehmen Capricorn, Sudden Death) inszenierte "Das Relikt" nach dem Roman des Autorenduos Preston/Child liefert durchaus unterhaltsamen Monsterhorror ohne besondere Innovationen, jedoch auch ohne allzu gravierende Schwächen.

                              Im Hafen von Chicago wird ein Frachter entdeckt, in dessen Laderaum neben Kisten mit exotischen Pflanzen zahlreiche Leichen gefunden werden, denen offenbar das Gehirn herausgerissen wurde. Als kurz darauf im Naturkundemuseum ein Wachmann auf ganz ähnliche Weise ums Leben kommt, glaubt der mit den Ermittlungen betraute Vincent D'Agosta (Tom Sizemore) einem bestialischen Serienmörder auf der Spur zu sein. Gleichzeitig nimmt die im Museum tätige Evolutionsbiologin Dr. Margo Green (Penelope Ann Miller) die aus Südamerika stammenden Pflanzen unter die Lupe und fördert dabei Ungeheuerliches zu Tage...

                              "Das Relikt" vermischt altbekannte Zutaten zu einem kurzweiligen Horrorvergnügen, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Das Museumssetting mit seinen altertümlichen Exponaten eignet sich indes ganz wunderbar, um eine gelungene Gruselatmosphäre zu erzeugen und die Charaktere auf der Flucht vor dem Monster durch dunkle Gänge und Abwassertunnel zu jagen. Die vornehmlich aus Nebenrollen bekannten Darsteller, zu denen u.a. noch Linda Hunt (Navy CIS: L.A.) und James Whitmore (Die Verurteilten) gehören, machen dabei einen soliden Job, ohne in besonderer Weise zu glänzen.

                              Abstriche machen muss man hingegen bei den teils schlecht gealterten Spezialeffekten und dem etwas einfallslosen Finale, zuvor jedoch bekommt man hier recht charmanten Monsterhorror ohne größere Spannungseinbrüche zu sehen.

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                              • 6

                                "Before I wake" unter der Regie Mike Flanagans (Oculus, Das Spiel) verbindet Drama mit Fantasyhorror und kreiert daraus ein emotionales Schauerstück, welches sich mehr für das Innenleben seiner Figuren als für simple Schockmomente interessiert. Als Horrorfilm schafft es Flanagans Werk zwar nur knapp über den Durchschnitt, punktet dafür aber mit der psychologisch spannenden Auseinandersetzung mit den Charakteren.

                                Nach dem Unfalltod ihres kleinen Sohnes entschließt sich das Ehepaar Jessie (Kate Bosworth) und Mark (Thomas Jane) den Waisenjungen Cody (Jacob Tremblay) zu adoptieren. Während das Paar selbst nach wie vor unter dem schrecklichen Verlust leidet, hat auch Cody bei seinen vorherigen Pflegeeltern schlimme Zeiten durchmachen müssen. Daher sehen Jessie und Mark die Schlafstörungen ihres Adoptivsohns zunächst auch nicht als besonders ungewöhnlich an. Codys Träume jedoch sind mit einer unheilvollen Gabe verbunden...

                                Schon Horrorgroßmeister Wes Craven nutzte die furchteinflößende Macht der Traumwelt für seinen Genreklassiker "A Nightmare on Elm Street" (1984) und schuf zugleich eine Ikone unter den Filmbösewichten. Flanagan hingegen spielt in seinem Werk deutlich ruhigere Töne an und legt sehr viel Wert auf die Trauerarbeit des Ehepaars und die allmähliche Annäherung zwischen ihnen und ihrem Pflegekind. Im späteren Verlauf der Handlung kommen schließlich die durch Codys Träume ausgelösten Fantasyelemente hinzu, die nach und nach immer düstere Formen annehmen.

                                Erfahrene Horrorfans werden davon zwar nicht vor Schreck aus dem Sessel gerissen, dazu ist der Ablauf dieser Szenen doch insgesamt zu wenig abwechslungsreich und das Auftauchen der Alptraumgestalt zu erwartbar, doch sorgt die zuvor aufgebaute Nähe zu den Protagonisten zumindest für einige anrührende Szenen. Hinzu kommt, dass mit Jacob Tremblay (Raum, Wunder) einer der vielversprechendsten Jungdarsteller der letzten Jahre für den Film gewonnen werden konnte, der hier abermals sein enormes Potenzial unter Beweis stellt.

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                                • 5

                                  Für den vierten Teil der Alien-Saga übernahm der Franzose Jean-Pierre Jeunet (Die Stadt der verlorenen Kinder, Die fabelhafte Welt der Amélie) das Regiezepter und drückte ihm nach all den Widrigkeiten in der Entstehung des Vorgängers seinen unverkennbaren Stempel auf. Dabei herausgekommen ist ein mit skurrilem Humor versehenes und durchaus experimentierfreudiges Werk, welches inhaltlich jedoch kaum etwas Neues bietet und zudem recht spannungsarm ausfällt.

                                  Eine Gruppe von Wissenschaftlern an Bord eines Raumschiffes möchte Aliens für militärische Zwecke züchten. Hierzu erwecken sie auch die vor zweihundert Jahren gestorbene Ellen Ripley (Sigourney Weaver) zu neuem Leben, indem sie ihre Überreste so oft klonen, bis daraus ein lebensfähiger Organismus entsteht, welcher zudem über Gene der Alien-Königin verfügt. Als die gezüchteten Aliens jedoch aus ihren Käfigen entkommen können, ist niemand an Bord mehr seines Lebens sicher...

                                  "Alien - Die Wiedergeburt" verfügt über einen vielversprechenden Auftakt, macht daraus im weiteren Verlauf allerdings viel zu wenig und gleitet alsbald in das bekannte Verfolgungsszenario ab. Zwar sorgt das Raumschiff-Setting in Kombination mit den größtenteils praktischen Effekten, welche in jedem Fall besser gealtert sind als so manche CGI Grütze der 90er, für eine stimmige SciFi Atmosphäre, doch ist die Geschichte einfach viel zu dünn und vorhersehbar, um mehr als nur punktuell Spannung zu erzeugen. Hinzu kommt, das einige Szenen - wie etwa das alberne Basketballspiel zwischen Ripley und dem Weltraumpiraten Johner (Ron Perlman) - besser in eine Highschool Komödie gepasst hätten.

                                  Als weiteres großes Manko erweist sich zudem, dass den Figuren keinerlei Tiefe zugestanden wird und es dem Zuschauer somit auch herzlich egal ist, wenn sie den Aliens zum Opfer fallen. Darsteller wie Dominique Pinon, Michael Wincott und Brad Dourif werden hier somit regelrecht verschwendet und selbst bei Winona Ryder ist am Ende nicht so ganz klar, was ihr Charakter nun eigentlich in diesem Film zu suchen hatte.

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                                  • Das Leben der Anderen
                                    Paris, Texas
                                    Das Parfum
                                    Jenseits der Stille
                                    Otto - Der Film

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                                    • Die Taschendiebin (1930er)
                                      Apocalypse Now (1969)
                                      Das Leben ist schön (1930er-40er)
                                      The Green Mile (1930er)
                                      Die Verurteilten (1947-1966)
                                      Das Geheimnis des verborgenen Tempels (19. Jhd.)
                                      Das weiße Band (1913)
                                      Der Elefantenmensch (1880er)
                                      Zodiac - Die Spur des Killers (1960er-1990er)
                                      Zurück in die Zukunft (1955)
                                      King of Devil's Island (1915)
                                      Stand by me (1959)
                                      Königreich der Himmel (12. Jhd.)

                                      Fantasyfilme wie Der Herr der Ringe spielen für mein Empfinden übrigens nicht im Mittelalter. Dann schon eher in den Jahren 3018-3021 des Dritten Zeitalters😁

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                                        "The Awakening" ist ein subtiler Gruselfilm der alten Schule, der erfahrene Horrorzuschauer zwar nicht vor Schreck aus dem Sessel reißt, dafür aber mit einer schaurigen Atmosphäre, überzeugenden Darstellern und einer interessanten Geschichte um Trauer, Einsamkeit und Verlust punktet.

                                        England 1921: Wissenschaftlerin Florence Cathcart (Rebecca Hall) hat es sich zum Ziel gesetzt, vermeintlich übernatürliche Phänomene als Scharlatanerie zu entlarven. Als der Lehrer Robert Mallory (Dominic West) sie um Hilfe bittet, um den Tod eines Schülers an seinem Internat zu untersuchen, welcher in Verbindung mit einer Geistererscheinung stehen soll, kommt Florence jedoch bald der Verdacht, dass die Grenzen des wissenschaftlich Erklärbaren in diesem Fall schnell erreicht sein könnten...

                                        Nach einer sehr gelungenen Einführung, die sogleich Neugier auf das Kommende schürt, nimmt "The Awakening" zunächst die gesellschaftliche Situation nach dem 1. Weltkrieg in den Fokus, ehe im späteren Verlauf der Anteil der Gruselelemente wieder zunimmt. So befasst sich der Film mehr als nur am Rande mit der Trauer um die gefallenen Soldaten, dem Schmerz der Hinterbliebenen und auch mit den strengen Erziehungsmethoden jener Zeit, welche das Leiden der Kinder zusätzlich verstärken.

                                        Dabei ist "The Awakening" über weite Strecken unvorhersehbar genug, um nicht gleich erahnen zu können, wohin die Reise gehen wird, zumal nur schwer zu sagen ist, von wem oder was hier überhaupt eine Bedrohung ausgeht. Fast alle Charaktere sind dazu vielschichtig angelegt und nicht immer leicht einzuschätzen. Und auch die Darsteller, zu denen u.a. noch Imelda Staunton, Joseph Mawle und Isaac Hempstead-Wright gehören, machen einen sehr guten Job.

                                        Trotz kleinerer Schwächephasen und einer eher grundsoliden Inszenierung vermag dieser britische Gruselfilm daher auf jeden Fall zu gefallen.

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                                          über Sheila

                                          Der von Herbert Ross (Footloose, Magnolien aus Stahl) inszenierte "Sheila" ist ein klassischer Whodunit Krimi im bekannten Agatha Christie Stil und wartet mit einer wendungsreichen Geschichte, einem starken Darstellerensemble sowie vielen Anspielungen auf Filmklassiker und das Leben der Hollywood High-Society auf.

                                          Am ersten Todestag seiner Frau Sheila, die bei einem mysteriösen Unfall mit Fahrerflucht starb, lädt der Filmproduzent Clinton Green (James Coburn) sechs Freunde auf seine Jacht ein. Dabei will er ein ausgeklügeltes Spiel mit seinen Gästen spielen, bei dem ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit jedes Einzelnen aufgedeckt werden soll. Nach und nach dämmert den Freunden, dass auf diese Weise auch die Identität von Sheilas Mörder aufgedeckt werden könnte...

                                          Für Fans des gepflegten Rätselratens ist "Sheila" ein gefundenes Fressen, hat man es hier doch mit einer ganzen Riege an Verdächtigen zu tun, die alle etwas zu verbergen haben. Hinzu kommen die cleveren Schnitzeljagden, die sich der Gastgeber überlegt hat und die die Handlung zum einen auflockern und zum anderen für Schauplatzwechsel sorgen, sodass Ross' Film nicht nur ein reines Kammerspiel an Bord der Jacht bleibt. Getragen von einem gut ausgewählten Cast, zu dem u.a. noch Raquel Welch, Ian McShane und James Mason zählen, entwickelt sich so ein spannendes Krimivergnügen mit nur kleineren Durchhängern.

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                                          • Romy Schneider
                                            Martina Gedeck
                                            Karoline Herfurth
                                            Johanna Wokalek
                                            Sibel Kekilli

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                                              Kenduskeag 23.09.2020, 08:50 Geändert 23.09.2020, 08:57

                                              Die kolumbianisch-spanische Produktion "Das verborgene Gesicht" ist eine Mischung aus Mysterythriller und Beziehungsdrama, welche um Themen wie Liebe, Zweifel und Eifersucht kreist und diese mit dezenten Horrorelementen verbindet. Fällt die erste Hälfte des Films noch recht ruhig und unspektakulär aus, ergibt sich in der zweiten eine dramatische Zuspitzung der Ereignisse.

                                              Die Kellnerin Fabiana (Martina Garcia) wird an ihrem Arbeitsplatz auf einen weinenden Gast aufmerksam. Bei diesem handelt es sich um den wohlhabenden Dirigenten Adrián (Quim Gutiérrez), der aufgrund seines betrunkenen Zustands nicht mehr allein nach Hause kommt, weshalb Fabiana ihn zu sich mitnimmt. Zwischen den beiden entwickelt sich schon bald eine Beziehung und Fabiana zieht zu Adrián auf dessen Landsitz. Als eines Tages die Polizei vor der Tür steht, erfährt sie dann auch endlich den Grund für Adriáns Kummer: Seine Freundin Belén (Clara Lago) ist spurlos verschwunden und Adrián wird verdächtigt, sie ermordet zu haben...

                                              "Das verborgene Gesicht" nimmt sich ausgiebig Zeit, um seine Hauptfiguren und ihre sich anbahnende Liebesgeschichte einzuführen und fügt dieser erst relativ spät erste Mysterynoten hinzu. Die mit Rückblenden erzählte Handlung ist dabei nicht sonderlich komplex oder überraschend, erzeugt aber dennoch ein gewisses Maß an Spannung, da alle Figuren tiefe Abgründe offenbaren. Unter den Darstellern gefällt indes vor allem Clara Lago, der auch letztlich die interessanteste Rolle zukommt, während man Quim Gutiérrez den heißblütigen Casanova und Vollblutmusiker nicht immer so ganz abnimmt.

                                              So steht am Ende ein zwar nur langsam Fahrt aufnehmendes und eher bieder inszeniertes Thrillerdrama, das zum Finale hin aber durchaus für Nervenkitzel sorgt und an diversen Moralfragen rührt.

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                                              • Ulrich Mühe
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                                                Frederick Lau
                                                Thomas Kretschmann
                                                Ulrich Noethen

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                                                • 6 .5

                                                  Der auf Mo Hayders Roman basierende belgische Thriller "Die Behandlung" bietet sehr düstere, nur schwer zu verarbeitende Krimikost, die dem Zuschauer aufgrund der perfiden Geschichte und der teils grauenerregenden Bilder einige harte Schläge in die Magengrube versetzt.

                                                  Inspektor Nick Cafmeyer (Geert Van Rampelberg) ermittelt im Fall eines entführten Jungen, der zuvor zusammen mit seinen Eltern tagelang im Wohnhaus der Familie festgekettet worden war. Nach und nach deckt Cafmeyer ungeheuerliche Taten von Kindesmissbrauch auf, die offenbar in Verbindung zu seinem verschwundenen Bruder stehen, der ebenfalls als Kind entführt wurde. Während der Inspektor noch im Dunkeln tappt, schlägt der Täter ein weiteres Mal zu...

                                                  Mit seiner dichten, um Authentizität bemühten Inszenierung erinnert die Romanverfilmung an vergleichbare skandinavische Genrevertreter wie die "Millenium-Trilogie" (2009) oder die "Sonderdezernat Q" Reihe (2013-2018). Anders als bei diesen wird in "Die Behandlung" das Privatleben der Ermittler jedoch beinahe komplett außen vorgelassen und sich völlig auf den furchtbaren Kriminalfall konzentriert. Dieser wartet gleich mit einer ganzen Riege an Verdächtigen auf, über die der Zuschauer jedoch erst spät Näheres erfährt und somit ebenso wie der Protagonist zunächst vollkommen ahnungslos ist. Hauptdarsteller Van Rampelberg, der als Einziger in so gut wie jeder Szene zu sehen ist, kommt dabei die anspruchsvolle Aufgabe zu, als Ankerpunkt in diesem undurchsichtigen Figurengeflecht zu dienen, was ihm auch mit Bravour gelingt.

                                                  Als Schwachpunkt erweist sich hingegen die für einen derartig dialoggetriebenen, wenig actionlastigen Thriller erstaunlich lange Laufzeit des Films, die einerseits für ein paar Spannungsdurchhänger und andererseits für eine kontinuierlich steigende Erwartungshaltung sorgt, welche die finale Auflösung dann nicht ganz befriedigen kann. Insbesondere das Täterprofil fällt nämlich letztlich nur grob gezeichnet aus, obgleich die Details seiner Taten wirklich markerschüttend sind.

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                                                  • 3

                                                    "Highlander" unter der Regie von Russell Mulcahy (Shadow und der Fluch des Khan, Resident Evil: Extinction) ist ein aus heutiger Sicht doch sehr angestaubter Fantasyactionfilm mit einer bruchstückhaften Story, schwachen Effekten und einem extrem blassen Hauptdarsteller.

                                                    Der Schotte Connor MacLeod (Christopher Lambert) überlebt wie durch ein Wunder eine ihm bei einer Schlacht in den Highlands durch den bösartigen Kurgan (Clancy Brown) zugefügte Verletzung und wird daher von seinem Clan, welcher glaubt, Connor habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, verstoßen. Durch den ägyptischen Adeligen Juan Ramirez (Sean Connery) erfährt der Highlander jedoch, dass er zu den wenigen Unsterblichen auf der Welt gehört. Im New York der 1980er kommt es zur finalen Konfrontation zwischen Connor und seinem alten Widersacher...

                                                    "Highlander" lässt den Zuschauer anfangs noch im Unklaren darüber, wovon dieser Fantasyactionmix, der mit einer Wrestlingshow und einem anschließenden Zweikampf in einer Tiefgarage beginnt, überhaupt handeln soll. In Rückblenden wird schließlich die Lebensgeschichte des Protagonisten erzählt, die jedoch leider kaum mehr als schlecht choreografierte Schwertgefechte vor wechselnden Schauplätzen und schwülstige Dialoge zu bieten hat. Schon bald entsteht der Eindruck, dass die vielen Zeitsprünge, die langen Kampfsequenzen und der ausufernde Gebrauch von Pyrotechnik nur über das Fehlen einer interessanten Handlung hinwegtäuschen sollen.

                                                    Hinzu kommt, dass auch die Darsteller bis auf wenige Ausnahmen wie den stets charismatischen Sean Connery und den wild grimassierenden Clancy Brown, welcher sich als Einziger des hohen Trashfaktors bewusst zu sein scheint, keine sonderlich gute Figur abgeben. So gilt auch für die Gesichtsausdrücke des völlig überforderten Lambert: Es kann nur einen geben!

                                                    Positiv hervorzuheben sind derweil einzig ein paar schöne Kamerafahrten und der rockige Soundtrack von Queen, wobei letzterer später in "Ritter aus Leidenschaft" (2001) effektiver eingesetzt wurde.

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