Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • Witzige Listen-Idee :) Christopher Lee auf der 1 überrascht mich nicht wirklich, der war ja die meiste Zeit seiner Karriere ein Untoter. Dennis Hopper dagegen hatte ich zB nicht unbedingt als "Viel-Sterber" auf dem Schirm.

    15
    • 3
      über Mile 22

      "Mile 22" unter der Regie Peter Bergs (Deepwater Horizon, Boston) ist eine jener stumpfen Ballerorgien, für deren Genuss man bei Lösen des Kinotickets am besten auch gleich sein Gehirn an der Kasse abgibt. Das sich in Hurra-Patrotismus und pseudophilosophische Dialoge ergehende Schnittmassaker rauscht mit der Geschwindigkeit eines Düsenjets am Zuschauer vorbei, ohne jedoch einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

      Der CIA-Agent James Silva (Mark Wahlberg) und sein Team sollen den Spion Li Noor (Iko Uwais) sicher in die USA überführen, da dieser vorgibt, über wertvolle Informationen zu radioaktivem Material zu verfügen. Bereits auf dem Weg zum Flughafen sehen die Agenten sich jedoch zahlreichen Feinden gegenüber...

      Während Wahlberg abermals seine Paraderolle des egozentrischen Cholerikers zum Besten geben darf und dabei seine Schimpftiraden schneller abfeuert als sein Maschinengewehr schießen könnte, deutet sein Co-Star Iko Uwais in den wenigen Szenen, in denen er von der Leine gelassen wird, durchaus an, dass er unter fähigeren Händen für zahlreiche denkwürdige Nahkampfsequenzen sorgen könnte. Im Falle von "Mile 22" allerdings entfalten diese aufgrund des hektischen Schnitts und der wackeligen Handkamera nie die gewünschte Wirkung und ergeben stattdessen nur eine fade Actionpampe. Erschwerend hinzu kommt, dass die dünne Story um die Überführung des Spions immer wieder durch einschläferndes Gerede über den Sinn und Unsinn der modernen Kriegsführung unterbrochen wird.

      Dass Bergs Film dann auch noch unverhohlen auf eine Fortsetzung schielt, sorgt derweil dann doch noch für ein kleines Schmunzeln angesichts solcher Dreistigkeit.

      21
      • 5

        "Nicht schuldig" ist ein recht biederer Thriller nach Schema F, der nur punktuell Spannung zu erzeugen vermag und deutlich mehr Straffung hätte vertragen können, erweist sich der zugrunde liegende Plot doch als ebenso simpel wie vorhersehbar.

        Die alleinerziehende Künstlerin Annie (Demi Moore) fungiert als Geschworene in einem Mafiaprozess. Als sich ihre neue Bekanntschaft (Alec Baldwin) als Verbündeter des Angeklagten entpuppt und Annie dazu drängt für dessen Unschuld zu plädieren, gerät nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihres Sohnes Oliver (Joseph Gordon-Levitt) in höchste Gefahr...

        Obwohl "Nicht schuldig" auf den ersten Blick eher wie ein Gerichtsthriller anmutet, lebt die Geschichte vornehmlich von der permanenten Bedrohungssituation durch den von Baldwin verkörperten Killer und bietet nur vergleichsweise wenige im Gerichtssaal stattfindende Szenen. Dieses Szenario des gegenseitigen Belauerns zwischen Annie und ihrem Widersacher wird jedoch leider nicht um weitere clevere Storywendungen ergänzt, sondern vielmehr auf volle zwei Stunden Laufzeit gestreckt. So liefert Brian Gibsons Film leider keinerlei Überraschungen und strapaziert die Geduld des Zuschauers teilweise sehr.

        Ein wenig an Fahrt nimmt der Thriller erst im letzten Drittel wieder auf, wenn das Geschehen unerwarteterweise nach Guatemala verlagert wird und einige exotische Bilder von Feierlichkeiten und Maya-Tempeln geboten werden. Dies reicht jedoch nicht aus, um "Nicht schuldig" noch zu einem wirklich fesselnden Filmerlebnis werden zu lassen.

        18
        • 7

          "Warte, bis es dunkel ist" unter der Regie des Bond-Regisseurs Terence Young (007 jagt Dr. No, Liebesgrüße aus Moskau) lässt sich aus heutiger Sicht als Vorreiter des Homeinvasion Thrillers begreifen. Darin muss sich die blinde Susy (Audrey Hepburn) gegen drei skrupellose Gangster erwehren, die ihre Kellerwohnung als Drogendepot missbrauchen.

          Nach einer gewissen Anlaufzeit steigert sich der kammerspielartige Thriller zum packenden Psychoduell, in welchem neben der mit einer Oscar-Nominierung bedachten Hepburn besonders Alan Arkin als diabolischer Antagonist glänzt, dessen Performance an die schmeichlerischen Bösewichtrollen eines Kevin Spacey erinnert. Spätestens das nervenaufreibende Finale macht "Warte, bis es dunkel ist" zu einem absolut sehenswerten Klassiker und entschädigt mehr als genug für den etwas verworrenen Einstieg in die Geschichte.

          23
          • 7

            Obwohl am Ende von "Die Teuflischen" extra eine Texteinblendung darauf hinweist, doch bitte kein Wort über den Inhalt des Films zu verraten, werde ich ein wenig meine Eindrücke von Henri-Georges Clouzots Psychothriller darlegen. Die Geschichte zweier Frauen, die gemeinsam einen untreuen Ehemann ermorden, besticht neben ihrem überraschenden Schlusstwist nämlich auch durch die intensive Beschäftigung mit Moralfragen sowie einer düsteren Gruselatmosphäre.

            Der hartherzige Internatsdirektor Michel Delassalle (Paul Meurisse) betrügt seine zart besaitete Ehefrau Christina (Véra Clouzot) mit der resoluten Lehrerin Nicole (Simone Signoret). Statt einander feindselig zu begegnen, freunden sich die beiden Frauen jedoch an und schmieden zusammen einen Plan, um den gewalttätigen Egoisten los zu werden...

            Clouzots Film lässt bis zur finalen Auflösung die Frage offen, ob "Die Teuflischen" ein reines Kriminalstück ist oder ob nicht doch übernatürliche Mächte bei diesem Mordkomplott und den daraus resultierenden Folgen eine Rolle spielen. Was als Ehedrama beginnt, erhält so mit fortschreitender Laufzeit immer mehr Horrorelemente. Zudem schwebt über allem die Frage nach dem Umgang mit der Schuld und das schlechte Gewissen, welches insbesondere Christina nach der Tat plagt.

            Was "Die Teuflischen" trotz der interessanten Geschichte und den vielschichtigen Charakteren, die weder als eindeutig gut, noch als eindeutig böse zu bestimmen sind, indes immer wieder ausbremst, ist das doch sehr gemächliche Erzähltempo, das die Geduld seiner Zuschauer dann und wann auf eine harte Probe stellt. Spätestens mit dem Auftreten des kauzigen Kommissars, der die sich verdächtig verhaltenden Damen in bester Columbo-Manier in die Mangel nimmt, gewinnt Clouzots Werk jedoch wieder an Schwung.

            19
            • 7

              "Pakt der Wölfe" unter der Regie des Franzosen Christophe Gans (Crying Freeman, Silent Hill) ist eine höchst eigenwillige Mixtur aus Mysteryhorror, Kostümabenteuer und klassischem Monsterfilm. Die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte strotzt nur so vor fantasievollen Ideen, erweist sich aufgrund der bisweilen wirren und unzusammenhängende Erzählweise jedoch auch als recht gewöhnungsbedürftig.

              Frankreich 1767: Der Naturwissenschaftler Grégor de Fronsac (Samuel Le Bihan) und sein indianischer Freund Mani (Mark Dacascos) jagen im Auftrag des Königs eine blutrünstige Bestie, die in der Provinz von Gévaudan bereits mehrere Todesopfer gefordert hat. Während die Einheimischen von einem wilden Wolf ausgehen, vermutet Grégor ein dunkles Geheimnis hinter den Angriffen...

              Von Beginn an entwickelt sich "Pakt der Wölfe" zu einer düsteren Schauermär, deren opulente Gothic-Atmosphäre an beste Tim Burton Zeiten erinnert. Statt sich mit der Ausarbeitung der zahlreichen Charaktere aufzuhalten, setzt Gans dabei vollkommen auf das Vorantreiben seiner Gruselgeschichte, welche im Verlauf so manchen Haken schlägt und neben Monsterhorror, Lovestory und Intrigengeflechten auch noch einige Zweikämpfe im Martial Arts Stil unterbringt.

              Ebenso zahlreich wie die inhaltlichen Einfälle sind derweil auch die Stilmittel, die Gans in seinen Film einbindet und unter welchen besonders die nach Art von "Matrix" (1999) verwendeten Zeitlupensequenzen und Freeze Frames hervorstechen. Da ist es nur etwas schade, dass "Pakt der Wölfe" nicht durchgängig auf praktische Effekte setzt und deshalb auch ein paar schlecht gealterte CGI Szenen enthält.

              Genrekino der speziellen Sorte, das mit u.a. Monica Bellucci und Vincent Cassel in weiteren Rollen aufwartet und den Vorabend der Französischen Revolution als Zeit des Machtkampfs zwischen mittelalterlichem Aberglauben und den modernen Ideen der Aufklärung skizziert.

              24
              • 7

                Nach ihrem gefeierten Indie-Hit "Lady Bird" (2017) legt Regisseurin Greta Gerwig mit "Little Women" ein stimmungsvoll gefilmtes Historiendrama mit Star-Besetzung vor. Die Neuadaption von Louisa May Alcotts Kinderbuchklassiker bietet klassisches Wohlfühlkino, das trotz seiner Herzschmerzgeschichte nie in den bloßen Kitsch abdriftet.

                Mitte des 19. Jahrhunderts stellen sich die vier ungleichen Schwestern Jo (Saoirse Ronan), Amy (Florence Pugh), Meg (Emma Watson) und Beth (Eliza Scanlen) gemeinsam den Herausforderungen des Erwachsenwerdens in einer patriarchalen Gesellschaft. Spätestens als der wohlhabende Nachbarsjunge Laurie (Timothée Chalamet) in ihr Leben tritt, ist das Gefühlschaos vorprogrammiert...

                "Little Women" lebt zu einem Großteil von seinem hervorragend aufspielenden Cast, zu dem in weiteren Rollen u.a. noch Laura Dern, Meryl Streep, Bob Odenkirk und Chris Cooper zählen, und weniger von seiner eben doch sehr klassischen Geschichte, welche selbst Denjenigen bekannt vorkommen dürfte, die keine der vorherigen Umsetzungen des Stoffes gesehen haben. Wie Gerwig die im Grunde recht angestaubte Erzählung der vier Schwestern allerdings für die Moderne aufbereitet, verdient durchaus Respekt, hat "Little Women" doch trotz einer recht beachtlichen Laufzeit eine sehr gute Dynamik und quasi keine Längen.

                Besonders der stete Wechsel zwischen den Zeitebenen erweist sich in diesem Zusammenhang als gelungener Kniff, um die Aufmerksamkeit des Publikums hoch zu halten und der eigentlich komplett vorhersehbaren Geschichte etwas Überraschendes zu verleihen. Als weniger gelungen entpuppt sich hingegen der mitunter etwas aufdringlich vorgetragene Emanzipationsgedanke des Films, klingen manche Dialoge über die zahlreichen Talente und Fähigkeiten des weiblichen Geschlechts doch eher wie ein feministischer Off-Kommentar aus dem 21. Jahrhundert, als nach den Worten einer jungen Frau zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs.

                In erster Linie ist "Little Women" jedoch perfekt ausbalanciertes Historienkino mit romantischer Ader, das sich gut und gerne als zukünftiger Weihnachtsklassiker etablieren darf.

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                • 8 .5

                  Barry Levinsons oscarprämiertes Roadmovie "Rain Man" erzählt auf einfühlsame Weise von der allmählichen Annährung zweier ungleicher Brüder, die sich auf einer Autofahrt durch die Vereinigten Staaten kennen und schätzen lernen. Der klassische Hollywood-Stoff verbindet gekonnt tragische und komische Momente und lebt im Besonderen auch von seinem brilliant aufspielenden Hauptdarstellerduo.

                  Bei der Testamentseröffnung seines kürzlich verstorbenen Vaters erfährt der egozentrische Autohändler Charlie Babbitt (Tom Cruise) von einem rätselhaften Begünstigten, welchem das komplette Barvermögen des Verstorbenen vermacht wurde. Charlie findet heraus, dass der Erbe sein ihm bisher unbekannter Bruder Raymond (Dustin Hoffman) ist, der als Autist in einem Heim für Menschen mit Behinderung lebt. Kurzerhand entschließt sich Charlie, seinen Bruder auf die Rückreise nach Kalifornien mitzunehmen, um doch noch irgendwie an seinen Anteil der Erbschaft zu gelangen...

                  Die Darstellung der Entwicklungsstörung Autismus in "Rain Man" mag aus heutiger Sicht nicht mehr auf dem neuestem Forschungsstand sein und ist im Vergleich zu 1988 inzwischen längst ein in der gesellschaftlichen Mitte verbreiteter Begriff, doch spielt dies beim Genuss von Levinsons feinfühligem Drama allenfalls eine untergeordnete Rolle. "Rain Man" ist nämlich gar nicht so sehr ein Film über Autismus, als vielmehr über Mitgefühl und Menschlichkeit in einer leistungs- und profitorientierten Gesellschaft. Dementsprechend begeistert Levinsons Film auch dadurch, dass Raymond eben keine Erfolgsstory im herkömmlichen Sinne schreibt und sein Zustand sich eben nicht verändert, egal wie sehr seine Mitmenschen auch auf ihn einreden mögen.

                  Neben den sonnendurchfluteten Bildern endloser Highways, die "Rain Man" das Gefühl enormer Weite verleihen, für die kein Fernseher groß genug zu sein scheint, sowie einem starken Hans Zimmer Score, der mit diesem Film seinen endgültigen Durchbruch feierte, ist es vor allem das Gespann Cruise/Hoffman, welches diesen Roadtrip so außergewöhnlich macht. Während Hoffman mit seiner nuancierten Performance des einerseits so intelligenten und andererseits so in sich selbst gefangenen Raymond gleichermaßen zum Lachen bringt wie zu Tränen rührt, weiß Cruise die Wandlung Charlies vom geldgeilen Dandy zum liebenden Bruder absolut nachvollziehbar zu vermitteln.

                  Ein ausgezeichnetes Hollywoodmärchen ganz ohne unnötigen Kitsch und mit sehr viel Herzenswärme.

                  29
                  • 7

                    Der im Deutschen etwas krude mit "Beim Sterben ist jeder der Erste" betitelte "Deliverance" ist ein packender Survivalthriller mit gesellschaftskritischer Note und zugleich Vorreiter des Backwood-Horrors. Regisseur John Boorman (Excalibur, Der Schneider von Panama) inszeniert den Ausflug von vier befreundeten Großstädtern in das amerikanische Hinterland als sich immer weiter zuspitzenden Terrortrip mit unterschwelliger Öko-Botschaft.

                    Die vier Freunde Ed (Jon Voight), Lewis (Burt Reynolds), Bobby (Ned Beatty) und Drew (Ronny Cox) verabreden sich zu einer Kanutour in den Appalachen. Sie planen, den wilden Fluss zu befahren, noch ehe das Gebiet zeitnah durch den Bau eines Staudamms überschwemmt werden soll. Als die Vier auf ihrer Reise jedoch zwei üblen Rednecks begegnen, wird eine Spirale der Gewalt in Gang gesetzt...

                    Anders als viele moderne Vertreter des Subgenres - wie etwa "Wrong Turn" (2003) oder das Remake zu "Texas Chainsaw Massacre" (2003) - bedient sich Boormans Film nicht ausschließlich der Anhäufung stumpfer Brutalität, sondern setzt sich kritisch mit der Verdrängung von Natur und Einheimischen durch die Großstadtbevölkerung auseinander. Darüber hinaus ist "Deliverance" auch ein Werk über Ursprung und Wirkung von Gewalt sowie der Konfrontation mit Reue und Schuldgefühlen.

                    Neben dem starken Spannungsaufbau, der bereits bei einem ekstatitschen Banjo Duell in der Eröffnungsszene zur Geltung kommt, trägt auch die gelungene Charakterzeichnung ihren Teil zum Erfolg bei. So wird etwa aus dem als Obermacho eingeführten Lewis angesichts einer schweren Beinverletzung alsbald ein winselnder Jammerlappen, während sich der eher unsicher und zurückhaltend gestartete Ed im Augenblick der Gefahr zum Helden aufschwingt.

                    Ab und an ist "Deliverance" während der langen Kanufahrten ein wenig eintönig und auch eine überraschende Schlusspointe hätte dem Survivalthriller gut zu Gesicht gestanden, doch auch so wirkt Boormans Film bis heute sowohl als fesselndes Abenteuer als auch als schonungsloser Hillbilly Horror.

                    22
                    • 5 .5

                      Während derzeit Berichte über das Coronavirus in den Nachrichten dominieren, ist es im 2013 erschienen "World War Z" unter der Regie des Deutsch-Schweizers Marc Forster (Monster's Ball, Christopher Robin) eine Zombieseuche, welche der menschlichen Angst vor einer Pandemie eine Gestalt gibt. Forster nutzt diese Vorlage für einen adrenalingeschwängerten Actionreißer, der einige spektakuläre Aufnahmen bietet, gleichzeitig jedoch reichlich seelenlos daherkommt.

                      Gerry Lane (Brad Pitt) soll im Auftrag der UNO den Ursprung einer sich rasant verbreitenden Virusinfektion ausfindig machen, die Menschen auf der ganzen Welt in sekundenschnelle zu blutdürstigen Zombies mutieren lässt. Dazu muss Lane seine Familie zurücklassen und sich auf eine gefahrvolle Mission rund um den Erdball begeben...

                      "World War Z" legt von Beginn an ein sehr hohes Tempo vor und jagt seine nur rudimentär ausgearbeiteten Figuren ohne lange Erklärungen von einer Zombiehatz zur nächsten. Dabei übertreibt es Forster jedoch vor allem zu Anfang mit dem Gebrauch hektischer Schnitte und dem Einsatz der permanent wackelnden Handkamera und nimmt sich erst im späteren Verlauf Zeit für ruhigere Aufnahmen.

                      Zudem müssen sich auch Splatterfreunde gedulden, liefert "World War Z" doch vorrangig ein mainstream-taugliches Actiongewitter, in dem Blut und abgetrennte Gliedmaßen nur kurzzeitig zu sehen sind. Stattdessen überzeugt Forsters Endzeitfilm im Mittelteil immerhin mit ein paar fesselnden Massenszenen in Jerusalem, die allerdings auch mit so mancher Ungereimtheit verbunden sind.

                      Starke Plotideen werden dafür erst im letzten Drittel entwickelt, welches in der klaustrophobischen Enge einer walisischen Forschungseinrichtung spielt. Viel zu spät kommt hier erstmals das Gefühl auf, dass Forster tatsächlich auch eine Geschichte zu erzählen hat und seinen Protagonisten nicht einfach nur von Setting zu Setting schickt. Bis es soweit ist, hat sich der Zuschauer jedoch längst damit abgefunden, dass "World War Z" kaum mehr als hirnlosen Actionbombast zu bieten hat.

                      23
                      • 6 .5

                        Der von Hiroyuki Tanaka (alias SABU) inszenierte "Mr. Long" erzählt die Geschichte eines Auftragskillers, der in einem japanischen Armenviertel ein neues Leben als Koch beginnt. SABUs Film verbindet heftige Gewaltexzesse und Elemente des Sozialdramas mit einer zutiefst humanistischen Botschaft, erfordert aufgrund seines entschleunigten Erzähltempos jedoch auch einiges an Durchhaltevermögen.

                        Der taiwanesische Killer Mr. Long (Chen Chang) rettet sich nach einem schiefgelaufenen Job in eine japanische Wellblechhüttensiedlung, wo ihn der kleine Jun (Run-yin Bai) erstversorgt. Der aufgeweckte Junge, seine drogenabhängige Mutter (Yiti Yao) und weitere Bewohner der Siedlung weichen dem schweigsamen Killer fortan nicht mehr von der Seite und sind ganz begeistert, als dieser seine Kochkünste präsentiert...

                        Nach einer ebenso brutalen wie mitreißenden Anfangssequenz nimmt "Mr. Long" spürbar Geschwindigkeit raus und zeigt den Erstkontakt zwischen dem Killer und seinen neuen Nachbarn in aller Ausführlichkeit. Besonders die aufkeimende Freundschaft zum kleinen Jun wird dabei sehr glaubhaft eingefangen und erinnert in den besten Momenten an Chaplins "Der Vagabund und das Kind" (1921) oder auch "Léon - Der Profi" (1994). Die Zwangsintegration von Mr. Long birgt derweil neben der zwischenmenschlichen Komponente auch einige humorvolle Situationen, die zumeist mit der Sprachverwirrung zwischen dem Taiwanesen und den Japanern zusammenhängen.

                        Schwächen offenbaren sich indes immer dann, wenn SABU seine Geschichte auszuweiten versucht, etwa indem er der Mutter Juns eine längere Rückblende widmet, die sich nicht ganz stimmig ins Gesamtbild fügen will. Weitaus gelungener ist da neben der klaren Bildsprache schon der markante Soundtrack, welcher nicht nur der bloßen Untermalung dient, sondern sich immer wieder auf faszinierende Weise in den Vordergrund drängt.

                        Zärtlich erzählte Killer-Resozialisierung, die sich mitunter allzu sehr in der Langsamkeit verliert, dafür aber vor allem durch seine liebenswerten Figuren punktet.

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                        • 5 .5

                          "Tödliche Nähe" stellt aus heutiger Sicht einen eher unscheinbaren Eintrag in der mit zahlreichen Hits gespickten Filmographie von Bruce Willis dar. Kein Wunder, bietet Rowdy Herringtons Actionthriller mit seinen klischeehaften Figuren, einigen arg platten Dialogen und einer nicht sonderlich glaubhaften Geschichte nicht unbedingt ein Highlight des Genrekinos. So verdankt es der Film vor allem seinem gut aufgelegten Star, dass die muntere Mörderjagd nicht dem vorzeitigen Untergang geweiht ist.

                          Der vom Morddezernat zur Wasserschutzpolizei strafversetzte Tom Hardy (Bruce Willis) ermittelt gemeinsam mit seiner neuen Kollegin Jo Christman (Sarah Jessica Parker) im Fall eines Serienmörders, der seine Opfer bevorzugt in Ufernähe zurücklässt. Bereits zwei Jahre zuvor war Hardy dem Killer auf der Spur, fiel jedoch bei seinen Partnern in Ungnade, als er den Verdacht äußerte, der Täter könne aus den Reihen der Polizei stammen...

                          Angesichts der haarsträubenden Geschichte, die "Tödliche Nähe" seinen Zuschauern verkaufen will, muss man zuweilen zwangsläufig ein Auge zudrücken und die Synapsen in den Energiesparmodus schalten. Dann bereiten die ordentlich inszenierten Actionszenen - darunter auch eine Verfolgungsjagd, die so auch aus einer Zucker-Abraham-Zucker Komödie stammen könnte - in Kombination mit dem Rätselraten um die Identität des Killers durchaus eine gewisse Freude.

                          Den einen oder anderen knackigen One-Liner sowie eine überraschende Wendung mehr hätte Herringtons Film zwar gut vertragen können, doch auch so steht am Ende akzeptable Thrillerkost, die sich zur einmaligen Sichtung eignet - dann aber auch schneller wieder aus dem Gedächtnis verschwindet, als Willis mit seinem Motorboot übers Wasser rasen könnte.

                          22
                          • 6

                            "Grüne Tomaten" unter der Regie Jon Avnets (Das Baumhaus, Red Corner) ist ein leicht rührseliges Melodram, welches die Lebensgeschichte zweier Frauen thematisiert, die sich gegen Rassisten und gewalttätige Männer zur Wehr setzen. Der auf Fannie Flaggs Romanvorlage basierende Film glänzt mit starken Darstellerleistungen und einer wunderbar eingefangenen Südstaaten-Atmosphäre, verfügt jedoch auch über ein paar Längen und eine große Portion Sentimentalität.

                            Evelyn Couch (Kathy Bates) ist eine frustrierte Hausfrau in den Wechseljahren, die bei einem Besuch im Altersheim zufällig Bekanntschaft mit der aufgeweckten Seniorin Ninny (Jessica Tandy) macht. Diese erzählt Evelyn die Geschichte von Idgy (Mary Stuart Masterson) und Ruth (Mary-Louise Parker), zwei jungen Frauen, die im Alabama der 1920/30er Jahre ein Café eröffnen und auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben auf zahlreiche Widerstände treffen...

                            Von den beiden Handlungssträngen, die in "Grüne Tomaten" parallel verlaufen, ist der in die Vergangenheit blickende eindeutig der interessantere. So wünscht man sich immer dann, wenn Evelyns mangelndes Selbstvertrauen, ihre Frauenkurse oder auch die Streitigkeiten mit ihrem Ehemann behandelt werden, dass die Erzählung möglichst bald zu Idgie und Ruth zurückkehren möge, fallen die in der Gegenwart spielenden Szenen doch nicht sonderlich originell aus und sind allzu deutlich darum bemüht, den Emanzipationsgedanken hervorzuheben.

                            Der in der Vergangenheit spielende Teil erinnert mit der Freundschaft zweier Frauen in einer von Männern beherrschten Welt derweil an "Die Farbe Lila" (1985), trägt aber glücklicherweise nicht ganz so dick auf wie Spielbergs großer Oscar-Verlierer. Wünschenswert wäre jedoch gewesen, dass "Grüne Tomaten" bei der Vielzahl an Themen, die der Film anreißt, hier und da mehr in die Tiefe gehen würde. So wird etwa die Bedrohung durch den Ku-Klux-Klan, aber auch die lesbische Beziehung der beiden Protagonistinnen lediglich angedeutet.

                            Da es Avnet allerdings zum Schluss immerhin gelingt, die beiden Handlungsstränge einigermaßen sinnvoll zu kombinieren, ergibt sich schließlich doch noch ein stimmiges Gesamtbild.

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                            • 1. Welche Hörspiele hast du als Kind gehört?
                              Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg, Die drei ???, TKKG, Tabaluga, Janosch...

                              2. Was isst du im Kino?
                              Popcorn süß/salzig

                              3. Alkohol im Kinosessel: Kann das dazu gehören?
                              Ja, wenn man plempert

                              4. Welches Buch würdest du uneingeschränkt empfehlen?
                              Franz Kafka - Sammelband

                              5. Du hast frei: Lieber mit Freunden auf ne angesagte Party gehen oder zu Hause entspannt was machen?
                              Mal so, Mal so

                              6. Im Jahre 2004 war dein/e Lieblings…
                              … -film: Lord of the Rings
                              … -schauspieler: Ian McKellen
                              … -lied: Ich wünsch mir ne kleine Miezekatze - Wum & Wendelin
                              … -interpret: Bob Marley
                              … -aktivität: Fußball spielen
                              … -ort: Bolzplatz

                              7. Welche Zukunftspläne hattest du mit 18?
                              Da hab ich nur bis zum Schulabschluss gedacht...

                              8. Welcher Film stand am Tag deiner Geburt ganz oben in den Charts? (Hinweis: https://playback.fm/birthday-movie)
                              Falling Down - Ein ganz normaler Tag

                              9. Färbst du deine Haare?
                              Nö. Hatte sie als Teenager mal kurzzeitig grün.

                              10. Für welche (berühmte) Person/en hast du schon immer irgendwie eine Schwäche?
                              Bonnie Wright

                              11. Fiktive Literatur oder Sachbücher?
                              Beides

                              12. Du stehst auf und musst die Socken von gestern tragen, weil irgendwie alle in der Wäsche sind. Außerdem ist deine Kaffeemaschine seit jetzt gerade kaputt und nun musst du ohne aus dem Haus. Unterwegs fällt dir ein, dass dein Smartphone noch zuhause liegt. Du kommst auf Arbeit an und irgendwie sind alle schlecht drauf… Wie gehst du mit Tagen um, die schon von Anfang an ziemlich beschissen zu werden scheinen?
                              Klingt eigentlich nach nem ganz normalen Montagmorgen...

                              13. Sonne und 30 Grad oder Schnee und klare Luft?
                              Sonne und klare Luft. 25 Grad reicht schon.

                              14. Was machst du bei Gewitter?
                              Von drinnen zugucken und die Sekunden zwischen Blitz und Donner zählen

                              15. Wer wäre dein All-Time-Favorit für…
                              … Bester Schauspieler: James Stewart
                              … Beste Schauspielerin: Maggie Smith
                              … Bester Regisseur: Alfred Hitchcock
                              … Bester Film: Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring
                              … Bester Filmsong: Circle of Life - Elton John
                              … Bester Score: The Handmaiden
                              … Beste Serie: Löwenzahn

                              16. Kommst du besser zurecht mit Menschen, die verschlossen und ruhig sind, recht introvertiert und unauffällig, oder eher mit offenen, vielleicht extrovertierten und im Mittelpunkt stehenden Menschen?
                              Das ist von Mensch zu Mensch verschieden.

                              17. Was hat dich damals auf Moviepilot verschlagen? Wie bist du hierher gekommen?
                              Ich war krank, mein Hund war gestorben...und ich wollte mich ablenken

                              18. Welche Leute hier hast du schon einmal persönlich getroffen? Wen hier würdest du gern treffen?
                              Noch keinen. Hier gibt's aber einige coole Leute😊

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                              • 7 .5
                                Kenduskeag 16.02.2020, 13:18 Geändert 16.02.2020, 13:20

                                Der auf Heinrich Harrers Memoiren basierende "Sieben Jahre in Tibet" unter der Regie Jean-Jacques Annauds (Am Anfang war das Feuer, Der Name der Rose) ist ein opulenter Abenteuerfilm mit spiritueller Note, der atemberaubende Bilder vom wohl abgeschiedensten Ort der Welt mit einer fesselnden Geschichte um Liebe, Freundschaft, Politik und Krieg sowie der allmählichen Läuterung seines Protagonisten zu kombinieren versteht.

                                1939 bricht der österreichische Bergsteiger Heinrich Harrer (Brad Pitt) mit einer Expeditionsgruppe um Peter Aufschnaiter (David Thewlis) in den Himalaya auf, um den gewaltigen Nanga Parbat zu erklimmen. Die Unternehmung schlägt jedoch fehl und Harrers Weg führt ihn stattdessen über ein Gefangenenlager bis zur verbotenen Stadt Lhasa, dem Sitz des Dalai Lama...

                                "Sieben Jahre in Tibet" enthält alle Zutaten eines packenden Abenteuers - von stark inszenierten Bergszenen über Auseinandersetzungen zwischen Tibet und China bis hin zu einem Hauptcharakter, der seine Reise als Egozentriker mit Hang zu Aggressionen beginnt und sich nach und nach zu einem gutherzigen, mitfühlenden Menschen wandelt. Dabei gelingt es Annaud ausgezeichnet, Harrers Horizonterweiterung nicht als Abfolge kitschiger Glückskekssprüche zu präsentieren, sondern seine Läuterung vielmehr ganz im Sinne der buddhistischen Lehre als Summe einzelner Erfahrungen darzustellen.

                                Bemäkeln lässt sich indes nur, dass Annaud einige Momente ruhig noch etwas mehr hätte auskosten dürfen, wirkt sein Film auch aufgrund der vielen Zeitsprünge in der viele Jahre umfassenden Handlung doch zuweilen etwas gehetzt. Zudem drängt sich in manchen Szenen der Verdacht auf, dass David Thewlis vielleicht eine noch bessere Wahl für die Hauptrolle gewesen wäre, stiehlt der Co-Star einem nichtsdestotrotz gut aufgelegten Brad Pitt doch phasenweise etwas die Show.

                                Insgesamt jedoch bietet Harrers Tibetaufenthalt gute zwei Stunden einnehmender Unterhaltung, die Spannung, Action und meditative Szenen perfekt ausbalanciert.

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                                • 6 .5

                                  "Secretary" von Steven Shainberg ist ein Liebesfilm abseits der gängigen Hollywood Klischees, der sich mit der leidenschaftlichen SM-Beziehung zweier psychisch angeknackster Menschen befasst. Während Shainbergs Werk als schwarze Komödie unter seinen Möglichkeiten bleibt, funktioniert "Secretary" dafür als einfühlsames Charakterdrama.

                                  Frisch aus einer psychiatrischen Einrichtung entlassen, sucht das schüchterne Mauerblümchen Lee Holloway (Maggie Gyllenhaal) nach einer passenden Arbeitsstelle. Fündig wird sie beim Rechtsanwalt Mr. Grey (James Spader), der sich auf der Suche nach einer neuen Sekretärin für seine Kanzlei befindet. Schon bald entwickelt sich zwischen beiden mehr, als nur ein reines Arbeitsverhältnis...

                                  Zwar setzt "Secretary" statt auf Erotik beinahe mehr auf Humor, doch fördert die Handlung trotz einiger skurriler Situationen kaum zündende Gags zu Tage. In dieser Hinsicht verpasst Shainbergs Film somit die Chance, dem frivolen Geschehen durch derbere und zügellosere Pointen noch mehr Leben einzuhauchen. Stattdessen glänzt "Secretary" allerdings immer dann, wenn er auf behutsame Weise von der Annäherung des unter seiner dominanten Ex-Frau leidenden Anwalts und seiner devoten Angestellten erzählt, welche durch die ungewöhnliche Beziehung zu ihrem Chef nach und nach sich selbst zu akzeptieren lernt.

                                  So ist "Secretary" im Kern dann auch eine ganz simple, romantische Liebesgeschichte, die mit Maggie Gyllenhaal über eine stark aufspielende Protagonistin verfügt und uns lehrt, dass die Wege der Zuneigung manchmal über sonderbare, unergründliche Pfade führen.

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                                  • 5 .5
                                    Kenduskeag 13.02.2020, 19:06 Geändert 13.02.2020, 19:08

                                    Sergio Leones Mafia-Epos "Es war einmal in Amerika" ist eine Milieustudie von monumentaler Bildgewalt, die über drei Zeitebenen hinweg den Werdegang einer Gaunerbande skizziert. Ist Leone auch in handwerklicher Hinsicht kaum ein Vorwurf zu machen, so leidet sein Genreklassiker doch unter dem eigenen Bombast und der allzu ausufernden Laufzeit, welche zunehmend von schwülstigen Dialogen und der bisweilen grotesken Lobhudelei auf die im Zentrum stehende Männerfreundschaft dominiert wird.

                                    Die tollen Autos, die schicken Kleider, der Morricone Score - Leones Gangsterballade liefert zahlreiche Ansätze, um ins Schwärmen zu geraten. Allein durch die excellente Kameraarbeit und die wunderbare Ausstattung wird "Es war einmal in Amerika" zu einem selten gesehenen Filmereignis. Dem gegenüber steht jedoch eine nur selten mitreißende Handlung, die mit zunehmender Laufzeit immer langsamer voranschreitet. Gestalten sich die Jugendjahre von Noodles (als Kind: Scott Schutzman Tiller, später: Robert De Niro) und seinen Freunden noch recht ereignisreich, wandeln sich die Erwachsenenjahre mehr und mehr zu einer bloßen Aneinanderreihung endloser Reden über Sinn und Unsinn des Gaunerdaseins. Spannende Ideen wie das Vertauschen der Babys auf der Säuglingsstation werden fortan zur echten Rarität.

                                    Vorwerfen lassen muss sich Leones Film außerdem, dass er bei aller Rührseligkeit angesichts der Freundschaft zwischen Noodles und Max (James Woods) ein völlig veraltetes Frauenbild zeichnet. So sind alle weiblichen Figuren des Films entweder billige Huren, die für Geld oder Schokotörtchen mit Jedem ins Bett springen oder aber bloßes Freiwild, welches, wenn es nicht pariert, zum Abschuss freigegeben wird. Insofern überrascht es dann auch kaum noch, wenn Noodles seiner Angebeteten Deborah (Elizabeth McGovern) eben noch süße Verse ins Ohr säuselte, um schon im nächsten Moment auf der Rückbank des Wagens über sie herzufallen. Als wesentlich charamanter erweist sich da schon die Idee, dass das Gezeigte theoretisch eine bloße Fantasie im Opiumrausch gewesen sein könnte.

                                    Was bleibt, ist ein überlanges Portrait des New Yorker Gangsterlebens, das statt ansprechende Inhalte zu liefern, lieber in der Monumentalität seiner Bilder schwelgt und der Verherrlichung seiner im Kern ach so zartbeseiteten Protagonisten frönt. Da passt es dann auch ins Bild, dass unter den Darstellern ausgerechnet die kess aufspielende Jennifer Connelly bei ihrem Debüt mit den stärksten Eindruck hinterlässt.

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                                    • 6 .5

                                      "The Place Beyond the Pines" ist ein Hybrid aus Thriller und Drama, welcher in drei Akten von den schicksalhaften Verflechtungen zweier Familien erzählt. Nach hervorragendem Beginn geht der Schuld-und-Sühne Geschichte trotz geschickter Perspektivwechsel und stark aufspielender Darsteller jedoch merklich die Puste aus.

                                      Motorrad Stuntfahrer Luke (Ryan Gosling) startet eine Karriere als Bankräuber, um für seine Ex-Freundin Romina (Eva Mendes) und ihren neugeborenen Sohn sorgen zu können. Eine Weile hält Lukes Glückssträhne an und die Überfälle verlaufen glimpflich, doch dann kommt es zu einer folgenschweren Begegnung mit dem Polizisten Avery (Bradley Cooper)...

                                      Regisseur Derek Cianfrance beschwört schon mit den ersten Szenen, die sich auf dem Jahrmarkt abspielen, wo Luke arbeitet, eine einnehmende Atmosphäre, die in Kombination mit Ryan Goslings betont lässigem Auftreten Erinnerungen an "Drive" (2011) weckt. So entwickelt sich "The Place Beyond the Pines" im ersten Drittel zu einer packenden Mischung aus Familiendrama und klassischem Heistmovie, welche sowohl ein Gespür für die Ausarbeitung der Charaktere als auch für fesselnd inszenierte Verfolgungsjagden besitzt.

                                      Mit dem Auftreten des von Cooper gespielten Polizisten schlägt Cianfrances Film dann jedoch eine andere Richtung ein und opfert den Thrill zugunsten einer ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Generationenkonflikt. Fortan bleibt "The Place Beyond the Pines" zwar durchaus interessant, erreicht aber nicht mehr die Intensität des ersten Drittels. Auch leidet dieser Teil am stärksten unter dem Fehlen eines Sympathieträgers, wirkt Coopers Figur doch vor allem wie ein karrieregeiler Egoist, der nach oben buckelt und nach unten tritt.

                                      Sobald dann im letzten Akt Jason (Dane DeHaan) in den Mittelpunkt rückt, baut der Film leider noch etwas mehr ab und bewegt sich nun nur noch im soliden Mittelmaß. Zu vorhersehbar gestaltet sich nun der Storyverlauf und zu unglaubwürdig erscheint die Motivation der Charaktere. Dies fällt besonders in den wenigen Szenen mit Mahershala Ali auf, dessen Figur des liebevollen Stiefvaters hier völlig unnötig verschwendet wird.

                                      Ein großartiger Auftakt, ein ganz guter Mittelteil und ein noch halbwegs akzeptables Finale ergeben zusammen trotzdem noch einen gelungenen Dreiakter.

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                                      • 8

                                        "St. Vincent" unter der Regie von Theodore Melfi (Hidden Figures) ist eine ebenso spaßige wie ans Herz gehende Tragikomödie, die aus einer altbekannten Prämisse dank vieler cleverer Ideen und bestens aufgelegter Darsteller das Maximum an Unterhaltungswert herausholt. Ein besonderes Lob verdient sich dabei der in der Rolle des alten Stinkstiefels brillierende Bill Murray.

                                        Als die alleinerziehende Maggie (Melissa McCarthy) nach der Trennung von ihrem untreuen Ehemann in eine neue Gegend zieht, hat sie zunächst niemanden, der sich während ihrer Arbeitszeit um ihren Sohn Oliver (Jaeden Martell) kümmern könnte. Da bietet sich ausgerechnet der mürrisch wirkende Nachbar Vincent (Bill Murray) als Aufpasser an, kann der verschuldete Rentner das Babysittergeld doch gut gebrauchen. Schon bald entwickelt sich zwischen dem Jungen und seinem grummeligen Nachbarn eine ungewöhnliche Freundschaft...

                                        Die Story eines Griesgrams, der durch ein Kind seine gute Seiten zum Vorschein bringt, ist sicherlich nicht neu, wird im Falle von "St. Vincent" aber so wunderbar umgesetzt wie selten zuvor. So resultieren aus der stimmigen Chemie zwischen dem schmächtigen Jungen, der unter der Trennung seiner Eltern leidet und dem kauzigen Eigenbrötler, der seine Zeit hauptsächlich auf der Pferderennbahn sowie in Bars und Stripclubs verbringt, etliche gelungene Pointen. Als ebenso überzeugend erweist sich jedoch auch die Riege der Nebenfiguren um Olivers um das Sorgerecht für ihren Sohn bangende Mutter sowie Naomi Watts als schwangere Prostituierte mit russischem Akzent und Chris O' Dowd als Religionslehrer mit trockenem Humor.

                                        Dank immer neuer kleiner Überraschungen und Storywendungen bleibt Melfis Film zudem stets unvorhersehbar und weiß auch in seinen ruhigen, emotionalen Momenten zu begeistern. Angesichts dessen lässt sich auch das etwas sentimentale Ende leicht verzeihen.

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                                        • 7 .5

                                          "Wenn du dich mit dem Teufel einlässt, veränderst nicht du den Teufel - der Teufel verändert dich!"

                                          In "8MM" nimmt uns Regisseur Joel Schumacher (Falling Down, Nicht Auflegen!) mit auf einen wahren Höllenritt in eine Welt jenseits der Moral, welche von krankhafter Perversion und der puren Gewaltlust beherrscht wird. Der in düsteren Erdtönen gehaltene Thriller überzeugt mit greifbarer Schmuddelatmosphäre und einem guten Maß an Selbstreflexion.

                                          Detektiv Tom Welles (Nicolas Cage) wird in das Anwesen einer wohlhabenden Witwe bestellt, die im Safe ihres verstorbenen Mannes ein Video entdeckt hat, das die Vergewaltigung und Ermordung eines jungen Mädchens zeigt. Welles' Auftrag lautet nun, das mutmaßliche Snuff-Video auf seine Echtheit hin zu überprüfen...

                                          Anders als in manch anderen Filmen zum Thema Snuff rückt Schumachers Werk ganz bewusst die Täter in den Mittelpunkt und spielt so auf geschickte Weise mit der Faszination des Bösen. Ebenso wie der von Cage hingebungsvoll verkörperte Protagonist droht auch der Zuschauer alsbald von der Anziehungskraft dieses finsteren Schlundes verschluckt zu werden, je tiefer Welles bei seinen Ermittlungen in diesen hinabsteigt. Dass der Detektiv dabei auch schonmal auf wertvolle Informationen im Spülkasten einer Toilette stößt, passt da wunderbar ins Bild, wirkt "8MM" in weiten Teilen doch wie das buchstäbliche Wühlen im Dreck.

                                          Als besonders unangenehm erweist sich indes die rigorose Art, mit der Schumacher seinem Publikum den Spiegel vorhält. Wenn Welles vor dem Projektor sitzt und sich das Video ansieht, vermag er schließlich - trotz aller Abscheu und ebenso wenig wie wir - den Blick abwenden. Und wenn er sich später auf einen gnadenlosen Rachefeldzug begibt, fühlt sich das auch für uns ein Stück weit nach Gerechtigkeit an. Dass "8MM" die BDSM-Szene zuweilen ein wenig klischeehaft darstellt und die von u.a. Joaquin Phoenix, Peter Stormare und James Gandolfini verkörperten Milieufiguren etwas überzeichnet erscheinen, trübt den starken Gesamteindruck daher kaum.

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                                          • 7

                                            Roman Polanskis bis heute letzter in den USA gedrehter Film ist ein atmosphärischer Thriller in der Tradition des Film noir, welcher seinen Hauptdarsteller in die vorderste Reihe der Hollywoodstars beförderte. "Chinatown" erzählt dabei sowohl von einem mysteriösen Kriminalfall als auch vom Machtgefüge im Amerika der 30er Jahre.

                                            Detektiv Jake Gittes (Jack Nicholson) wird von einer Dame, die sich als Mrs.Mulwray ausgibt, beauftragt, ihren Ehemann, der als Chef der Wasserwerke tätig ist, zu observieren, da sie ihn der Untreue bezichtigt. Als Gittes' Ermittlungen publik werden, taucht jedoch überraschend die echte Mrs.Mulwray (Faye Dunaway) bei ihm auf und droht ihn zu verklagen. Als dann auch noch Mr.Mulwray tot aufgefunden wird, ist Gittes endgültig in einem Netz aus Machtgier und Lügen gefangen...

                                            "Chinatown" zeichnet das Bild einer Stadt, in der Korruption und moralischer Verfall die Oberhand gewonnen haben. Kontinuierlich treibt Polanski die nicht ganz leicht zu durchschauende Handlung voran und lässt dabei zunehmend Bilder statt Worte sprechen, sodass seine Zuschauer sehr aufmerksam sein müssen, um das Geflecht aus Intrigen und zwielichtiger Politik zu entwirren. Das titelgebende Stadtviertel indes tritt erst ganz zum Schluss als Schauplatz in Erscheinung, wird aber immer wieder als Metapher für drohendes Unheil eingestreut.

                                            Getragen von einem ausgezeichneten Ensemble, aus dem besonders der in jeder Szene zu sehende Nicholson hervorsticht, entfaltet sich somit ein fesselndes Kriminalstück, das Polanski geschickt in den Kontext eines abgründigen Gesellschaftsporträts einzubetten weiß. Aufgrund seiner ruhigen Erzählweise in Kombination mit der relativ langen Laufzeit erfordert "Chinatown" vom modernen Publikum zwar durchaus etwas Durchhaltevermögen, dieses wird letztlich aber garantiert belohnt.

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                                            • 6 .5
                                              Kenduskeag 02.02.2020, 14:31 Geändert 02.02.2020, 14:33

                                              Im auf Tom Clancys Bestseller basierenden Politthriller "Jagd auf Roter Oktober" feierte der später u.a. noch von Harrison Ford und Ben Affleck verkörperte CIA-Agent Jack Ryan sein Kinodebüt. Im Mittelpunkt der in der Hochphase des Kalten Krieges angesiedelten Geschichte steht jedoch ein litauischer U-Boot Kapitän mit schwer zu durchschauenden Absichten.

                                              Als das erst kürzlich fertiggestellte Raketen-U-Boot 'Roter Oktober' auf seiner Jungfernfahrt unvermittelt auf die amerikanische Küste zusteuert, schrillen bei Marine und Generalstab sogleich sämtliche Alarmglocken, deutet doch alles auf einen sowjetischen Erstschlag hin. Einzig Agent Jack Ryan (Alec Baldwin) hegt den Verdacht, dass Kapitän Ramius (Sean Connery) und seine Offiziere nicht etwa einen Angriff planen, sondern vielmehr die Gelegenheit nutzen und zur NATO überlaufen wollen...

                                              Actionexperte John McTiernan (Predator, Stirb langsam) inszeniert die Jagd nach dem Hightech U-Boot erstaunlicherweise nicht als knallendes Effektspektakel, sondern nimmt sich ausgiebig Zeit, um die gegensätzlichen Standpunkte der beteiligten Parteien zu beleuchten. Neben seinem prominenten Ensemble, dem in Nebenrollen u.a. noch Sam Neill, Scott Glenn und James Earl Jones angehören, zieht "Jagd auf Roter Oktober" seine Kraft somit hauptsächlich aus dem über allem schwebenden Bedrohungsszenario.

                                              Wenngleich die Geschehnisse an Bord nie die Intensität von Petersens Genremeilenstein "Das Boot" (1981) erreichen, die Geschichte über ein recht klischeehaftes Gut-Böse-Schema verfügt und bisweilen allzu sehr dem Patriotismus gefrönt wird, ist hier doch ein insgesamt gelungener Unterwasser-Thriller entstanden, der mehrere starke Suspense Momente besitzt. So wäre einzig etwas Straffung wünschenswert gewesen, da McTiernans Film vor allem aufgrund einiger uninteressanter Nebenfiguren im Mittelteil spürbar an Dynamik verliert.

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                                              • 4 .5

                                                Der ansonsten eher für seine politischen Stoffe bekannte Oliver Stone probierte sich mit "U-Turn" an einer Mischung aus Noir-Thriller und Roadmovie, welche die episodenhafte Geschichte eines Kleinganoven erzählt, der von einer Kalamität in die nächste schlittert.

                                                Als der Kühlerschlauch seines Wagens platzt, muss Bobby (Sean Penn) notgedrungen Halt in einem heruntergekommenen Wüstenkaff machen. Dort begegnet er der verführerischen Grace (Jennifer Lopez), welche die Männer des Ortes um den Verstand zu bringen weiß. Als dann Grace' gehörnter Ehemann Jake (Nick Nolte) aufkreuzt, scheint Ärger vorprogrammiert...

                                                Stones unter der flirrend heißen Wüstensonne spielender Thriller verzichtet weitgehend auf eine stringente Handlung und reiht stattdessen eine absonderliche Begegnung an die nächste. So trifft der ziellos umherirrende Protagonist u.a. noch auf ein zankendes Pärchen, einen verrückten Mechaniker und einen blinden Indianer. Welchen Unterhaltungswert man aus diesen skurrilen Zusammenkünften zieht, hängt dabei zwangsläufig vom eigenen Humorempfinden ab, versucht sich Stone doch hier an kuriosen Dialogen im Stile Tarantinos oder der Coen Brüder, deren Qualität "U-Turn" aber maximal im Ansatz erreicht. Dazu passt dann auch, dass selbst die Art der Inszenierung mit ihren zahlreichen schnellen Schnitten und ungewöhnlichen Kameraperspektiven den Eindruck eines gescheiterten Experiments vermittelt.

                                                Wirklich überzeugend sind in diesem Hinterwäldler Kabinett daher allenfalls die Leistungen der Darsteller, wobei die seinerzeit noch am Beginn ihrer Karriere stehende Jennifer Lopez gegenüber Penn und Nolte schon deutlich abfällt. Andere wie Billy Bob Thornton, Jon Voight und Joaquin Phoenix bekommen indes kaum mehr zu tun, als fortwährend schrille Streitgespräche zu führen.

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                                                • 6 .5

                                                  "Chocolat" ist eine Romantische Komödie mit märchenhaftem Unterton, die Bigotterie und Ausgrenzung anprangert, dabei aber nie die Pfade des gemütlichen Wohlfühlkinos verlässt. Lasse Hallströms betont ruhig inszenierter Film um eine geradezu magische Chocolaterie lebt vor allem von seinen skurrilen Figuren sowie seiner anregenden Wirkung auf den Geschmackssinn.

                                                  Vianne Rocher (Juliette Binoche) führt mit ihrer Tochter Anouk (Victoire Thivisol) ein Nomadenleben. Als sie an einem kalten Wintertag ein kleines französisches Provinznest erreichen und dort mitten in der Fastenzeit eine Chocolaterie eröffnen, schlägt ihnen von Seiten der Dorfbewohner reichlich Misstrauen entgegen. Besonders dem erzkonservativen Bürgermeister (Alfred Molina) ist das neue Geschäft ein Dorn im Auge...

                                                  Mit der Prämisse des Fremden, der im Bezug auf die Wünsche seiner Kunden über nahezu hellseherische Fähigkeiten verfügt, erinnert "Chocolat" ein wenig an die Stephen King Verfilmung "Needful Things" (1993). Freilich mit dem großen Unterschied, dass die Protagonistin in Hallströms Film nichts Böses im Schilde führt. Vielmehr hat das Auftauchen der freundlichen Ladeninhaberin eine durch und durch positive Wirkung auf das unter den eigenen strengen Sitten leidende Örtchen.

                                                  Schade nur, dass Hallström bei seinem Toleranzplädoyer bisweilen allzu dick aufträgt und die Figuren zu sehr in Schwarz und Weiß unterteilt. So fühlt sich "Chocolat" phasenweise zu süßlich-kitschig an und vermag sein emotionales Potential nur im Ansatz auszuschöpfen. Zugleich jedoch verbreitet Hallströms Werk auch dank des bestens aufgelegten Casts, zu dem u.a. noch Judi Dench, Carrie-Anne Moss und Johnny Depp zählen, sehr viel Charme und Lebensfreude und regt hier und da auch zum Schmunzeln an.

                                                  Vielen Dank an Vertigo für den Tipp!

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                                                    Während einer Drehpause von "Cast Away" gedreht, erweckt "Schatten der Wahrheit" auch in anderer Hinsicht den Eindruck eines bloßen Lückenfüllers. Als größtes Manko des betont langsam erzählten Psychothrillers erweist sich das konfuse Drehbuch, gegen dessen eklatante Schwächen auch die beiden Hauptdarsteller erfolglos anspielen.

                                                    Claire Spencer (Michelle Pfeiffer) hat mit ihrem Mann Norman (Harrison Ford) ein Haus in traumhafter Seelage bezogen. Während Norman seiner Arbeit an der Universität nachgeht, ist Claire tagsüber meist allein und beobachtet das Treiben des Nachbarehepaars Feur. Als sich Mrs. Feur (Miranda Otto) nach einer Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann nicht mehr blicken lässt, keimt in Claire ein furchtbarer Verdacht auf...

                                                    Im ersten Drittel wirkt "Schatten der Wahrheit" noch wie eine recht ideenlose Neuauflage von "Das Fenster zum Hof" (1954), nur dass hier statt spannender Spionageaktionen hauptsächlich das Sexleben der Nachbarn im Vordergrund steht. Als Zemeckis' Film vor lauter inhaltlicher Tristesse schon völlig abzusaufen droht, kommt jedoch plötzlich ein überraschender Bruch, der das Geschehen in eine gänzlich andere Richtung lenkt.

                                                    Mit einem Mal ist der Handlungsstrang um die seltsamen Nachbarn vergessen und "Schatten der Wahrheit" wechselt ins Geisterhaus-Fach. Dieser Wechsel vollzieht sich allerdings keinesfalls elegant, sondern macht eher den Eindruck, als ob mitten in der Geschichte der Drehbuchautor ausgetauscht worden wäre. Fortan dominieren plumpe Jumpscares und nichtssagende Therapiestunden. Zwischendurch darf die Protagonistin dann noch auf so übertrieben spektakuläre Weise in den See tauchen, als ob sie das Monster von Loch Ness am Haken hätte.

                                                    Vorhersehbar und gleichzeitig verwirrend, langatmig und mitunter auch noch unfreiwillig komisch.

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