Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Mit einem U-Boot Thriller zu glänzen, ist vermutlich eine besonders schwierige Aufgabe, bewegt man sich damit doch beinahe zwangsläufig im Fahrwasser von Wolfgang Petersens Klassiker "Das Boot" (1981) und kann im direkten Vergleich somit fast nur verlieren. Actionspezialist Tony Scott (Top Gun, Der Staatsfeind Nr. 1) schuf mit "Crimson Tide" dennoch einen trotz einiger Schwächen würdigen Vertreter dieses Subgenres.
Nach Ende des Kalten Krieges ist in Russland ein Bürgerkrieg ausgebrochen, der das Verhältnis zu den USA abermals auf eine schwere Probe stellt. Da die Rebellen drohen, Nuklearraketen einzusetzen, wird das Atom U-Boot USS Alabama unter der Führung des erfahrenen Captain Ramsey (Gene Hackman) an die Frontlinie entsandt, um notfalls eingreifen zu können. Als eine Konfrontation unmittelbar bevorsteht, verweigert Lieutenant Hunter (Denzel Washington) jedoch seine Zustimmung des Angriffsbefehls und stellt sich damit gegen seinen Vorgesetzten...
"Crimson Tide" lebt weniger von spektakulärer Action, als vielmehr vom Duell zweier ungleicher Männer. Da ist auf der einen Seite der grimmige alte Seebär Ramsey, der schon tausend Schlachten geschlagen hat und dessen Denkweise immer noch aus der Hochphase des Kalten Krieges stammt. Und auf der anderen Seite der smarte, aber unerfahrene Hunter, der einen Atomkrieg um jeden Preis vermeiden will. Der durchaus feinen Charakterzeichnung sowie den starken Darstellerleistungen von Hackman und Washington ist es zu verdanken, dass Scotts Film trotz dieses im Grunde sehr eindimensionalen Plots nicht in der Langeweile zu versinken droht. Entsprechend lässt sich "Crimson Tide" am besten genießen, wenn man weiß, dass man hier in erster Linie zwei großartigen Mimen bei der Arbeit zusehen darf, zu denen sich u.a. Viggo Mortensen, George Dzundza und James Gandolfini in weiteren Rollen gesellen.
Spannung kommt angesichts der komplett vorhersehbaren Handlung zwar immer nur phasenweise auf, dafür regt der eine oder andere Dialog über Sinn und Unsinn des Krieges aber gerne mal zum Nachdenken an. Auch haben Scotts Hochglanzbilder den Test der Zeit gut überstanden, sodass diese Tauchfahrt als insgesamt gelungen angesehen werden kann.
Danke an J.F. Lannister für den Tipp!
Der unter der Regie von Joseph Sargent (Colossus, Der Tiger hetzt die Meute) entstandene "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123" ist ein straff inszenierter Thriller mit etwas Action und einer guten Portion schwarzen Humors, der trotz seiner einfachen Geschichte für atemlose Spannung sorgt.
Vier Gangster um den ehemaligen Söldner Mr. Blue (Robert Shaw) entführen eine New Yorker U-Bahn und nehmen 18 Menschen als Geiseln. Sie fordern, dass ihnen 1 Millionen Dollar Lösegeld binnen eines festgelegten Ultimatums ausgehändigt werden und drohen bei Nichteinhaltung der Forderung, nach und nach Geiseln zu erschießen. Der als Verhandlungsführer fungierende U-Bahn Polizist Zachary Garber (Walter Matthau) versucht mit aller Macht, eine Eskalation zu verhindern...
Die Story dieses von aggressiven Jazz-Klängen begleiteten Reißers lässt sich getrost als simpel, aber enorm effektiv bezeichnen. Die Positionen sind bereits früh festgelegt, sodass es in der Folge für beide Parteien hauptsächlich darum geht, der jeweils anderen einen Schritt voraus zu sein. Bemerkenswerterweise ist "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123" dabei trotz seines ernsten Geiselszenarios auch ein wirklich witziger Film geworden, was besonders an den vielen staubtrockenen One-Linern liegt, die sich die Verhandelnden um die Ohren hauen. Aber auch das untypische Verhalten der Geiseln kann einige Lacher hervorbringen. Bis auf die zu stark überzeichnete Figur des Bürgermeisters fügen sich all diese Gags jedoch erstaunlich gut in die Handlung ein.
Verlassen kann sich Sargent zudem auf seinen namhaften Cast, zu welchem u.a. noch Martin Balsam (Psycho), Hector Elizondo (Pretty Woman) und Jerry Stiller (King of Queens) zählen. Besonders hervorzuheben ist darüber hinaus auch das starke Finale mit seiner genialen Schlusseinstellung.
"A Perfect Getaway" ist ein eher spannungsarmer Survivalthriller mit hübschen Landschaftsbildern, der sich sehr viel Zeit lässt, ehe überhaupt etwas Erwähnenswertes passiert und zudem einige Ungereimtheiten enthält.
Das frisch verheiratete Paar Cliff (Steve Zahn) und Cydney (Milla Jovovich) verbringt seine Flitterwochen auf Hawaii, wo es eine Wandertour zu einem abgelegenen Strand unternehmen will. Vor Ort erfahren sie von einem Doppelmord in Honolulu, dem ein anderes Ehepaar kurz vor ihrer Ankunft zum Opfer gefallen ist. Schon bald beschleicht Cliff und Cydney der Verdacht, dass die Mörder ganz in ihrer Nähe sein könnten...
Über weite Strecken hält sich "A Perfect Getaway" ausschließlich mit Smalltalk vor exotischer Kulisse, sowie einigen Metagags über das Drehbuchschreiben auf, die daraus entstehen, dass Cliff als Drehbuchautor an einer neuen Geschichte feilt. Die Spannung bezieht sich indes einzig aus der unklaren Identität der Mörder, was auf Dauer aber schlichtweg nicht ausreicht, um einen ganzen Film zu tragen. Auch bleiben die Charaktere viel zu schablonenhaft, um das Interesse der Zuschauer zu wecken. Da hilft es auch kaum, dass der Thriller mit u.a. Kiele Sanchez, Timothy Olyphant und Chris Hemsworth in weiteren Rollen im Grunde sehr ordentlich besetzt ist.
Ist dann endlich die Katze aus dem Sack, ergibt sich zwar noch ein recht actionreiches Finale, doch kann auch dieses die vorhergegangenen Schwächen nicht vergessen machen, zumal Albernheiten wie die cartoonhafte Verfolgungsjagd im Split Screen sich immer wieder als pures Gift für den Aufbau einer Bedrohungssituation erweisen. Insofern steht am Ende ein maximal durchschnittlicher Survivaltrip, dessen Wendung auch eher für ausgiebiges Kopfschütteln anstelle eines großen Aha-Effekts sorgt.
Ein sehr schönes Projekt, dass du da auf die Beine gestellt hast und tolle Kommis zu den jeweiligen Filmen!
Da waren eine ganze Reihe dabei, die bei mir wohl auch drin wären. Allerdings hab ich vieles auch noch nicht gesehen. Besonders gefreut hab ich mich über die Erwähnung von Adams Äpfel, Mission und Die Taschendiebin. Dein Platz 4 wäre wohl meine Nr.1🙂
Mit "Der einzige Zeuge" inszenierte der Australier Peter Weir (Der Club der toten Dichter, Die Truman Show) einen ruhig angelegten Thriller, der vom Aufeinandertreffen zweier gänzlich verschiedener Lebensweisen erzählt.
Detective John Book (Harrison Ford) ermittelt im Fall eines Polizistenmordes auf einer Bahnhofstoilette. Einziger Beobachter der Tat ist der kleine Amish-Junge Samuel (Lukas Haas). Als sich die Hinweise verdichten, dass die Mörder aus Books Dezernat stammen, muss dieser mit dem Jungen und dessen Mutter (Kelly McGillis) in der Gemeinschaft der Amishen untertauchen...
"Der einzige Zeuge" führt zunächst in die Krimihandlung ein, wird dann jedoch alsbald zur detaillierten Milieustudie, in der der Kontrast zwischen dem Leben in der Großstadt und den Gewohnheiten der noch wie im 19. Jahrhundert lebenden Amish Gemeinde beleuchtet wird. Aus diesem Zusammenprall der Kulturen ergeben sich neben der obligatorischen Liebesgeschichte teils witzige Momente, etwa wenn der von Ford verkörperte Cop früh morgens die Kühe melken soll, Freunde von Action und Thrill werden in dieser Phase allerdings weniger auf ihre Kosten kommen.
Stattdessen überzeugt Weirs Film mit einer Atmosphäre, die den Zuschauer vollends in die fremde Welt der Amishen eintauchen lässt, sowie einem gut aufspielenden Cast, zu welchem u.a. noch Danny Glover, Josef Sommer und der in einer Minirolle mitwirkende Viggo Mortensen bei seinem Spielfilmdebüt zählen. Mit einem mitreißenden Showdown wird dieses trotz kleinerer Längen insgesamt gelungene Filmerlebnis schließlich ideal abgerundet.
"The Dark Hours" unter der Regie von Paul Fox (Everything's Gone Green) ist ein kammerspielartiger, kanadischer Psychohorror, welcher mit einer clever aufgezogenen Story, kompromissloser Härte und tiefen Einblicken in das Seelenleben seiner Figuren gefällt.
Die auf Soziopathen und Sexualtriebtäter spezialisierte Psychiaterin Samantha (Kate Greenhouse) verbringt ein gemeinsames Wochenende mit ihrem Ehemann (Gordon Currie) und ihrer Schwester (Iris Graham) in einer abgeschiedenen Berghütte. Als ein junger Mann (Dov Tiefenbach) an die Tür klopft und um Einlass vor der Kälte bittet, ahnen die Drei zunächst noch nichts Böses, doch der Unbekannte hat einen von Samanthas Patienten (Aidan Devine) bei sich, der aus der Psychiatrie entflohen ist und nun eine Reihe grausamer Spiele mit den Anwesenden spielen will...
"The Dark Hours" verfügt weder über prominente Darsteller, noch über ein hohes Budget, holt aus seinen geringen Mitteln aber beinahe das Maximum heraus, indem er sich voll auf die Interaktion der Figuren beschränkt, die nach und nach einen wahren Seelen-Striptease hinlegen. Dazu kommen Horrorfreunde dank einiger derber Gewaltspitzen und einer nicht ganz leicht zu erahnenden Storyentwicklung auf ihre Kosten.
Während die weitgehend unbekannten Darsteller vollauf überzeugen und auch die Inszenierung abgesehen von den vielleicht etwas zu häufig gebrauchten Schwarzblenden keinen Anlass zu Kritik bietet, stellt lediglich das etwas überhastete Ende ein kleines Manko dar. Dass hier nach 73 fesselnden Minuten (ohne Abspann) schon Schluss ist, sorgt jedoch gleichsam dafür, dass dieser Psychoschocker ohne Längen auskommt.
Die von Seth Gordon (Voll abgezockt, Baywatch) inszenierte Komödie "Kill the Boss" wartet mit einer zwar nicht neuen, aber durchaus vielversprechenden Grundidee und einer ganzen Riege an Stars auf, vermag aus diesen Zutaten jedoch leider nur wenig Kapital zu schlagen.
Die drei Freunde Nick (Jason Bateman), Kurt (Jason Sudeikis) und Dale (Charlie Day) leiden sehr unter ihren jeweiligen Vorgesetzten, welche sie auf ganz unterschiedliche Weise am Arbeitsplatz tyrannisieren. Bei einem gemeinsamen Abend in der Kneipe reift in den Freunden daher die Idee, ihre Probleme mit einem Schlag zu lösen, indem sie ihre Bosse ins Jenseits befördern...
"Kill the Boss" leidet unter den gleichen Schwächen wie so viele amerikanische Komödien der jüngeren Vergangenheit, die sich gerne als besonders derb und schwarzhumorig präsentieren möchten, in Wirklichkeit allerdings sehr zahm und albern ausfallen. Statt treffsicherer Pointen gibt es meist nur belangloses Gequassel und statt cleverer Plotideen nur eine Wiederholung des Immergleichen. Als einziger Trumpf des Films verbleiben somit die von Jennifer Aniston, Kevin Spacey und Colin Farrell verkörperten Bosse und ihre skrurrilen Eigenheiten, die für das eine oder andere Schmunzeln sorgen. Sobald diese jedoch von der Bildfläche verschwinden und sich die Geschichte allein den drei austauschbaren Protagonisten zuwendet, gehen Spaß- und Unterhaltungswert rapide in den Keller.
So ist Gordons Komödie insgesamt zu kalkuliert, zu wenig bissig und mit einer ganzen Reihe an Gags versehen, die so flach kommen, dass sie einer Nonne unter den Rock gucken könnten.
Der auf einer Kurzgeschichte des Science Fiction Masterminds Philip K. Dick basierende "Der Plan" ist eine eher unausgegorene Thrillerromanze mit übernatürlichen Elementen, die etwas krude erzählt wird und nur punktuell Spannung aufkommen lässt.
Der erfolgreiche Kongressabgeordnete David Norris (Matt Damon) steht kurz vor der Wahl in den Senat, als ihm das Bekanntwerden einer Jugendsünde zum Verhängnis wird und seine politische Karriere mit einem Schlag zu beenden droht. Am Wahlabend macht er Bekanntschaft mit der unkonventionellen Elise (Emily Blunt), in die er sich Hals über Kopf verliebt. Beim Versuch, die Frau seiner Träume wiederzusehen, kommt David jedoch in der Folge eine Gruppe mysteriöser Männer in die Quere, welche eine Beziehung der Beiden mit aller Macht verhindern will...
Das Regiedebüt des hauptsächlich als Drehbuchautor in Erscheinung getretenen George Nolfi (The Banker) enthält Politthriller, SciFi und Liebesgeschichte, vermag all diese Elemente aber nicht zu einem stimmigen Ganzen zusammenzuführen. Für packende Thrillerkost etwa ist "Der Plan" zu vorhersehbar und verfügt über zu viele Durchhänger, während es für eine herzerwärmende Romanze an einer tiefergehenden Figurenzeichnung und an spritzigen Dialogen mangelt. Zudem funktioniert auch die Chemie zwischen den Hauptdarstellern Damon und Blunt nicht sonderlich gut, sodass man ihnen die Liebe auf den ersten Blick nicht wirklich abnimmt. Da zwischen ihren Begegnungen teils Zeitsprünge von mehreren Jahren stattfinden, wirkt ihre innige Beziehung umso unglaubwürdiger.
Auch die Schauwerte halten sich in Nolfis Film in Grenzen, spielt "Der Plan" doch zu einem Großteil in Bürogebäuden und leeren Lagerhallen und bietet dahingehend erst im Finale mehr Abwechslung, für welches dann immerhin auch die Spannungsschraube etwas angezogen wird. Nur leider entpuppt sich die schlussendliche Auflösung als furchtbar banal und der Zuschauer bekommt noch einen moralinsauren Schlusskommentar aufs Auge gedrückt.
"Paris, Texas" unter der Regie von Wim Wenders (Alice in den Städten, Der Himmel über Berlin) ist ein bildgewaltiges Roadmovie voll Wehmut und Melancholie. Die Geschichte um die Überwindung familiärer Konflikte begeistert mit einer einnehmenden Atmosphäre des amerikanischen Südwestens und hervorragenden Darstellerleistungen.
Der verwahrloste Travis (Harry Dean Stanton) irrt ohne jede Orientierung und mit lückenhaftem Gedächtnis durch die texanische Wüste. Sein Bruder Walt (Dean Stockwell) wird daher benachrichtigt, um seinen totgeglaubten Verwandten abzuholen. So kommt es nach Jahren auch zu einem Wiedersehen zwischen Travis und seinem kleinen Sohn Hunter (Hunter Carson), die sich langsam einander annähern. Gemeinsam begeben sich Vater und Sohn auf die Suche nach Hunters Mutter (Nastassja Kinski)...
Mit "Paris, Texas" gelang Wenders ein zwar sehr ruhiges und langsames, aber nie langweiliges Werk, welches von Harry Dean Stanton, dem König unter den Nebendarstellern (u.a. Der Pate 2, Alien, The Green Mile) und seiner außergewöhnlichen Performance getragen wird. Dabei zeigt uns der Film eine ungewöhnliche Seite Amerikas, festgehalten in beeindruckenden Landschaftspanoramen und mit einem markanten Farbkonzept versehen.
Hinzu gesellt sich eine emotional berührende Geschichte um Liebe, Zorn und Traurigkeit innerhalb einer zerrissenen Familie, die allmählich wieder zueinander zu finden versucht. Dabei steht auch die Frage im Raum, ob Blutsbande stärker sind, als die Verbindungen, die wir selbst wählen und inwiefern das Schicksal unserer Eltern und Großeltern unser eigenes Handeln beeinflusst.
Wer sich auf die ruhige Erzählweise des Films einlassen kann, wird dafür mit einem äußerst feinfühligem und ergreifendem Stück Kino belohnt.
"The Guest" unter der Regie Adam Wingards (You're Next, Death Note) ist ein stilsicherer Thriller, der nach eher ruhigem Suspense Auftakt in wuchtige Action übergeht. Trotz einiger Ungereimtheiten weiß die Geschichte eines Unbekannten, der sich bei einer unbedarften Familie einnistet, insgesamt gut zu unterhalten.
Familie Peterson trauert um ihren ältesten Sohn, der im Afghanistankrieg gefallen ist, als unvermittelt ein smarter Fremder (Dan Stevens) vor der Tür steht, der sich als Freund des Verstorbenen ausgibt. Schon bald baut der höflich erscheinende Ex-Soldat ein enges Verhältnis zu den einzelnen Familienmitglieder auf. Einzig Tochter Anna (Maika Monroe) misstraut dem Gast in ihrem Haus...
"The Guest" gefällt mit einem stetigen Spannungsaufbau und einer ordentlichen Portion Härte, getrieben von einem gut ausgewählten Electrosound. So bietet die Handlung mit dem Feind in den eigenen vier Wänden zwar nicht wirklich etwas Neues, wird aber dafür in ihrem Verlauf nicht allzu vorhersehbar umgesetzt. Hinzu kommen überzeugende Darstellerleistungen, allen voran von Dan Stevens als sich einschmeichelnder Hausgast mit dunklem Geheimnis und Maika Monroe als dessen skeptischer Gegenpart.
Als wirklich störend erweist sich da nur das teilweise doch extrem naive Verhalten der übrigen Figuren, die dem wortgewandten Neuankömmling allzu sehr aus der Hand fressen und zuweilen jede Art von logischem Denken einstellen. Kann man über solche Unglaubwürdigkeiten jedoch einigermaßen hinwegsehen, steht packender Thrillerunterhaltung kaum noch etwas im Wege.
Danke an expendable87 für den Tipp!
Die unter der Regie des Schweizers Marc Forster (Wenn Träume fliegen lernen, World War Z) entstandene Groteske "Schräger als Fiktion" versammelt einen Haufen schrulliger Charaktere zu einem charmanten Metaebenen-Spiel, in dem witzige und melancholische Momente sich in etwa die Waage halten.
Der einsame Steuerprüfer Harold Crick (Will Ferrell) beginnt eines Morgens eine Stimme zu hören, die sowohl seine Gefühlswelt, als auch jede seiner Handlungen beschreibt. Wie sich herausstellt, ist Harold die Hauptfigur im neuen Roman der unter einer Schreibblockade leidenden Autorin Kay Eiffel (Emma Thompson). Nun muss er dringend Kontakt zu der Autorin aufnehmen, um zu verhindern, dass sie wie geplant seinen vorzeitigen Tod niederschreibt, hat Harold sich doch eben erst in die kokette Bäckerin Ana (Maggie Gyllenhaal) verliebt...
Forsters Film erinnert auf den ersten Blick an eine Mischung aus "Die Truman Show" (1998) und "Being John Malkovich" (1999), schlägt aber spürbar eigene Pfade ein. Die Handlung ist dabei weniger auf große Überraschungen ausgelegt und auch die Erkenntnis, Teil eines Romans zu sein, reift schon sehr früh im Protagonisten heran. Vielmehr geht es stattdessen um die aberwitzigen Situationen, die sich aus diesem Umstand ergeben, sowie Harolds allmählicher Wandlung vom peniblen Bürokraten zu einem offeneren und fröhlicheren Menschen.
Neben Will Ferrell, der hier unter Beweis stellt, dass er mehr als nur den Clown geben kann, überzeugen auch Maggie Gyllenhaal als die lebenslustige Frau seiner Träume und Emma Thompson als zerstreute Schriftstellerin. In weiteren Rollen sind zudem noch Queen Latifah und Dustin Hoffman mit von der Partie. Zwar hätte "Schräger als Fiktion" durchaus noch die eine oder andere clevere Idee mehr vertragen können und auch solche Kuriositäten wie Harolds Vorliebe für Zahlen hätten noch mehr Potenzial für skurrile Momente geboten, doch auch so steht am Ende ein gelungenes Filmvergnügen.
"Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" ist einer der besseren Vertreter des Subgenres der Teenie-Slasher, wartet der von Jim Gillespie (Im Auge der Angst) inszenierte Horrorstreifen doch mit atmosphärischen Bildern, einer nachdenklich stimmenden Schuld-und-Sühne Thematik sowie einer ganzen Riege an seinerzeit aufstrebenden Jungdarstellern auf.
Die vier Highschool Absolventen Julie (Jennifer Love Hewitt), Helen (Sarah Michelle Gellar), Barry (Ryan Phillippe) und Ray (Freddie Prinze jr.) verbringen einen letzten gemeinsamen Abend miteinander, ehe sie im Berufsleben durchstarten wollen. Auf einer dunklen Küstenstraße fahren sie versehentlich einen Mann an, den sie aus Angst vor der Strafverfolgung ins Meer werfen und schwören einander anschließend, nie mehr ein Wort über den Vorfall zu verlieren. Als sich die Freunde ein Jahr darauf jedoch wieder treffen, erhalten sie rätselhafte Drohbriefe...
Gillespies Film lässt sich zwar durchaus als konventionell beschreiben und geht an das Thema längst nicht so augenzwinkernd heran, wie noch der kurz zuvor erschienene "Scream" (1996), überzeugt dafür aber mit der gruseligen Schauerstimmung des Küstenortes und dem Rätsel um die Identität des Killers, welches für sich genommen schon einen ordentlichen Kriminalfall abgibt. Hinzu kommt, dass "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" nicht nur plump eine Mordszene an die nächste reiht, sondern sich intensiv mit seinen Figuren und insbesondere deren Schuldgefühlen nach ihrer verhängnisvollen Tat auseinandersetzt.
So bietet der Slasher um den Mörder mit dem Angelhaken zwar keine großen Innovationen, wohl aber eine gelungene Variante von Altbewährtem.
Das Sozialdrama "187", dessen Titel auf den kalifornischen Polizeicode für Mord anspielt, stellt auf eindrückliche Weise die Schwierigkeiten des Lehrerberufs angesichts von zunehmender Gewalt und sozialer Verrohung heraus. Regisseur Kevin Reynolds (Robin Hood - König der Diebe, Waterworld) schuf eine in der Ästhetik von Musikclips gehaltene Bestandsaufnahme, die Schulalltag mehr als harten Machtkampf und weniger als zielführendes Gemeinschaftserlebnis zeigt.
Der engagierte Lehrer Trevor Garfield (Samuel L. Jackson) wird von einem Schüler hinterrücks attackiert und dabei schwer verletzt. Erst über ein Jahr später kann er an einer neuen Schule seine Arbeit wieder aufnehmen. Schockiert muss er jedoch feststellen, dass sich auch dort kriminelle Jugendliche und desillusionierte Lehrkräfte gegenüber stehen und greift deshalb zu drastischen Gegenmaßnahmen...
"187" bietet im Grunde keine Lösungsansätze, wie ein kaputtes Bildungssystem wieder in positive Bahnen gelenkt werden kann, sondern zählt stattdessen in aller Ausführlichkeit sämtliche Missstände auf. Getragen wird Reynolds Film dabei von einem bestens aufgelegten Samuel L. Jackson in einer seiner vielleicht besten Rollen, welcher den Idealisten, der irgendwann beginnt, vor dem ihm entgegenschlagenden Hass zu kapitulieren, glaubhaft verkörpert.
Schwächen offenbart "187" hingegen in seinen vielen unstimmig erscheinenden Details, wie etwa dem Alter der Schülerdarsteller, die deutlich zu alt wirken, um noch die Highschool zu besuchen. Auch die Versammlung besorgter Eltern, die sich um das Wohlergehen ihrer Kinder sorgen, will nicht so recht zu der enormen kriminellen Energie ihrer Sprößlinge passen. Zudem bleibt rätselhaft, wieso einige Klassen in heruntergekommenen Containern untergebracht sind, während andere im klimatisierten Hauptgebäude unterrichtet werden und ob damit nicht von Beginn an eine Zwei-Klassen-Gesellschaft provoziert wird.
Insgesamt lohnt sich eine Sichtung dieses Sozialdramas trotz des eher plakativen Schulbildes, welches hier gezeichnet wird, allein schon aufgrund der starken Darstellerleistungen und der auch aufgrund ihrer moralischen Fragwürdigkeit interessanten Geschichte.
Lieben Dank an Chionati für den Tipp!
Basierend auf der Legende, wonach ein Kriegsschiff der US Navy im Zweiten Weltkrieg mittels Teleportation von einem Hafen in den anderen versetzt wurde, schuf Regisseur Stewart Raffill (Satisfaction, Krieg der Eispiraten) einen aus heutiger Sicht recht trashigen SciFi Film, der viel zu wenig aus seiner spannenden Grundidee herausholt.
Philadelphia 1943: Die Navy testet ein neuartiges Tarnkappensystem, mit dessen Hilfe ihre Schiffe für den feindlichen Radar unsichtbar werden sollen. Das Experiment geht jedoch schief und die USS Eldrige verschwindet spurlos. Durch ein Zeitloch reisen die beiden Matrosen David (Michael Paré) und Jim (Bobby Di Cicco) in das Jahr 1984, wo zu ihrem Erstaunen ein ganz ähnliches Experiment durchgeführt wird...
Schürt die interessante Ausgangslage noch die Hoffnung auf einen fesselnden Zeitreise-Thriller, so flacht die Spannung im weiteren Verlauf des Films immer mehr ab. Sind die beiden Matrosen nämlich erst einmal in der Zukunft des Jahres 1984 angelangt, entwickelt sich "Das Philadelphia Experiment" zu einem recht dröge dahinplätschernden Roadmovie, das sich mehr Zeit für die fade Lovestory zwischen David und der attraktiven Allison (Nancy Allen) statt für ansprechende SciFi Inhalte nimmt.
Erschwerend hinzu kommen ein hölzern agierender Hauptdarsteller sowie sehr schlecht gealterte Special Effects, die umso mehr ins Gewicht fallen, da zwischendurch immer mal wieder ein wahres Effektgewitter losgetreten wird, welches wohl den Einfluss des geöffneten Zeitlochs symbolisieren soll. Als seltsam erweist sich zudem, wie wenig Witz und Charme Raffills Werk versprüht, hätte die Zeitreise doch eine wunderbare Grundlage für einen heftigen Kulturschock der Matrosen geboten. So aber stehen die Beiden höchstens mal verblüfft vor Spielautomaten und Fernsehapparaten oder wundern sich über die Erfindung des Automatikgetriebes.
Angesichts der starken Prämisse ist "Das Philadelphia Experiment" zweifellos ein guter Kandidat für ein vernünftiges Remake. Diese Version hingegen dürfte wohl nur Nostalgiker und hartgesottene SciFi Fans glücklich machen.
Mit "Deep Blue Sea" schuf der Finne Renny Harlin (Stirb langsam 2, Tödliche Weihnachten) einen zwar auf die Gesetze der Physik pfeifenden, insgesamt jedoch durchaus mitreißenden Tierhorrorfilm, der mit der richtigen Mischung aus Action und Humor sowie ein paar derben Gewaltspitzen für mehr als ordentliche Popcorn Unterhaltung sorgt.
In einer Unterwasser-Forschungsstation widmet sich ein Team von Wissenschaftlern um Dr. Susan McAlester (Saffron Burrows) der Hirnaktivität von Haien, um mittels Genmanipulation ein Heilmittel gegen neurologische Erkrankungen zu finden. Die Veränderung der DNA hat jedoch den unerwünschten Nebeneffekt, dass die Haie nun wesentlich intelligenter sind und ganz gezielt Jagd auf das Forscherteam machen...
Harlins Haihorror legt keinen gesteigerten Wert auf eine ausgefeilte Figurenzeichnung oder lange Einleitungen, sondern setzt von Beginn an auf rasante Action und blutige Schockeffekte. Das Verhalten von Tieren und Menschen ist dabei in weiten Teilen zwar reichlich unsinnig, lässt aber während der flott inszenierten Hetzjagd durch die Forschungsstation zumindest kaum unnötige Längen aufkommen. Mit u.a. Thomas Jane, LL Cool J, Stellan Skarsgård und Samuel L. Jackson in weiteren Rollen, ist "Deep Blue Sea" insbesondere für einen Vertreter des Tierhorrors auch sehr gut besetzt.
So liegt die größte Schwäche des Films wohl schlicht darin, dass man dies alles in sehr ähnlicher Form schon häufiger gesehen hat. Sämtliche Todesarten der Haie etwa sind 1 zu 1 aus "Der weiße Hai" (1975) und dessen Nachfolgern übernommen und tauchen hier sogar in der genau gleichen Reihenfolge auf. Dennoch ist Harlin zweifellos einer der besseren Vertreter dieser Gattung gelungen.
At long last, love has arrived
And I thank God I'm alive
You're just too good to be true
Can't take my eyes off of you
Der ebenso episch angelegte wie bildgewaltige "The Deer Hunter" unter der Regie Michael Ciminos (Heaven's Gate, Im Jahr des Drachen) ist ein in drei unterschiedlich lange Akte unterteiltes Porträt einer durch den Krieg traumatisierten Generation von Amerikanern, welches eindrücklich die Folgen der grausamen Vorgänge in Vietnam skizziert.
Die drei russischstämmigen Stahlarbeiter Mike (Robert De Niro), Nick (Christopher Walken) und Steven (John Savage) leben gemeinsam mit weiteren Freunden in einem Provinzstädtchen in Pennsylvania, wo sie neben ihrer Arbeit zusammen feiern gehen und in den Bergen Hirsche jagen. Nach Stevens Hochzeit, die mit einem rauschenden Fest begangen wird, zieht es die drei Freunde nach Vietnam, wo sie Ruhm und Abenteuer zu finden glauben. Dort jedoch geraten sie in die Gefangenschaft des Vietcong, der sie zu einem teuflischen Spiel auf Leben und Tod zwingt...
Anders als viele andere Filme über den Vietnamkrieg, wie etwa "Apocalypse Now" (1979) oder "Platoon" (1986), zeigt Ciminos Werk nur wenig von den eigentlichen Kampfhandlungen, sondern befasst sich stattdessen umso intensiver mit dem Davor und Danach. Dementsprechend fühlt sich "The Deer Hunter" auch weniger wie ein typischer Kriegsfilm, als vielmehr nach einer detaillierten Milieustudie an, die in aller Ausführlichkeit von Erwartungen und Nachwirkungen erzählt. Dafür steht Cimino ein Cast der Spitzenklasse zur Verfügung, dem u.a. noch Meryl Streep, George Dzundza und John Cazale angehören.
Mit seiner dreistündigen Laufzeit ist "The Deer Hunter" zwar ein ganz schöner Brocken, der mit seiner melancholischen Stimmung auch ziemlich aufs Gemüt schlagen kann, gleichzeitig jedoch auch eines dieser Werke, welches sich allein schon aufgrund der wundervollen Kombination aus majestätischen Bildern und berührender Musik zu sichten lohnt. Der häufiger kritisierte erste Akt inklusive Hochzeit und Hirschjagd gefiel mir dabei sogar am besten, da hier bereits der Kern der Geschichte erfasst wird und durch viele kleine Andeutungen- wie etwa die verschütteten Tropfen bei der Trauung - klar wird, welches Schicksal den Protagonisten bevorsteht.
"Midnight Express" unter der Regie Alan Parkers (Angel Heart, Mississippi Burning) ist ein emotional aufwühlendes Gefängnisdrama über Ungerechtigkeit, Entmenschlichung und Behördenwillkür. Detailliert zeichnet Parkers Film den Leidensweg eines jungen Mannes, der in die Klauen einer erbarmungslosen Justiz gerät.
Der Student Billy Hayes (Brad Davis) wird am Istanbuler Flughafen bei dem Versuch erwischt, Haschisch in die Vereinigten Staaten zu schmuggeln. Ein Gericht verurteilt ihn daraufhin zu einer mehrjährigen Haftstrafe in einem türkischen Gefängnis, in welchem menschenunwürdige Zustände vorherrschen. Gemeinsam mit seinen Mitgefangenen Max (John Hurt) und Jimmy (Randy Quaid) plant Billy die Flucht...
Nach einer schweißtreibenden Eröffnung, die sogleich mal für reichlich Herzrasen sorgt, verlegt sich "Midnight Express" zunächst auf die genaue Beleuchtung des Knastmilieus, bleibt dabei aber ebenso packend wie beklemmend, ehe mit den ersten Ausbruchsversuchen wieder Thrillerelemente ins Spiel kommen. Die starken Darstellerleistungen in Verbindung mit der hitzigen Atmosphäre sorgen indes für einen hohen Grad an Authentizität, wenngleich die expliziten Folterszenen in ihrer Grausamkeit und Vielzahl vielleicht überzogen sein mögen. Dass der scheinbar nicht enden wollende Schrecken, den der Protagonist hier durchmachen muss, jedoch nicht völlig fern jeder Realität ist, lässt sich allein schon am bis heute miserablen Ruf türkischer Haftanstalten ausmachen, deren Zustände unter Erdogans Präsidentschaft in den vergangenen Jahren immer wieder für Kritik sorgten.
Ohnehin scheint Parker vielmehr daran gelegen, einen Film über den Verfall menschlicher Werte innerhalb eines Mikrokosmos zu drehen, in dem kein Gesetz der Welt mehr Gültigkeit besitzt - und dies ist ihm auch hervorragend gelungen. Besonders zu loben ist außerdem die Darstellung von Homosexualität, werden anders als in den meisten anderen Gefängnisfilmen doch keine Vergewaltigungen unter den Häftlingen gezeigt, sondern zärtliche Annäherungen, die in einer Welt ohne Mitgefühl und ohne Frauen den einzigen Hoffnungsschimmer repräsentieren.
Ein großartiger Regisseur mit klar erkennbarer Handschrift, der düstere Sozialdramen, tragikomische Milieustudien und atmosphärische Thriller drehte.
Meine bisherigen Favoriten von ihm:
Birdy (1984) - Kriegsdrama um eine ungewöhnliche Männerfreundschaft mit Matthew Modine und Nicolas Cage
Angel Heart (1987) - Mysterythriller mit Okkultismus-Elementen in schwül-intensiver Atmosphäre
Die Commitments (1991) - Schwungvoller Musikfilm um eine Soul-Band im irischen Arbeitermilieu
Die Asche meiner Mutter (1999) - Zu Herzen gehender Coming of Age Film nach der erfolgreichen Bestsellervorlage
Die Schauergeschichten des Horrorgroßmeisters Edgar Allan Poe haben Filmemacher schon in vielfacher Form beeinflusst. In "The Raven" unter der Regie von James McTeigue (V wie Vendetta, Breaking In) bilden diese die Grundlage für einen Historienkrimi im Gothic-Ambiente, der jedoch aus seiner interessanten Ausgangslage nicht allzu viel herausholt und weitgehend bloßes Stückwerk bleibt.
1849: In Baltimore geht ein Serienmörder um, der sich bei seinen Taten offenkundig von den Werken des Schriftstellers Edgar Allan Poe (John Cusack) inspirieren lässt. Detective Fields (Luke Evans) bittet deshalb den exzentrischen Autor, der kurz vor der Verlobung mit seiner Geliebten Emily (Alice Eve) steht, um Hilfe, um dem Killer Einhalt zu gebieten...
Obwohl McTeigues Mörderhatz eine Vielzahl von Bezügen zu Poes fantastischen Erzählungen aufweist, fühlt sich das Ergebnis doch leider sehr beliebig an, sodass dem Zuschauer nie wirklich das Gefühl vermittelt wird, in einer Geschichte des Begründers der modernen Horrorliteratur zu stecken. Allzu hektisch springt die Handlung von einem Mordfall zum nächsten, sodass keine Zeit bleibt, um in die Gruselatmosphäre des 19. Jahrhunderts einzutauchen oder den Figuren mehr Profil zu verleihen. Dabei schwankt die Tonalität des Films auf merkwürdige Weise zwischen dem flotten Krimispaß von Guy Ritchies "Sherlock Holmes" (2009) und der Düsternis eines "From Hell" (2001), garniert mit einigen in ihren Heftigkeit recht deplatziert wirkenden Splatterelementen.
Als zuweilen unfreiwillig komisch erweist sich zudem die völlig überdrehte Darbietung des Hauptdarstellers John Cusack, der wie Graf Dracula im Opiumrausch durch den Film flaniert, derweil der weitere Cast um Alice Eve, Luke Evans und Brendan Gleeson furchtbar blass bleibt. So speist sich der Unterhaltunswert von "The Raven" dann auch hauptsächlich aus Cusacks schrägen Grimassen, den derben Splattereinlagen und dem immerhin stets hohen Tempo, was in Kombination zumindest keine allzu große Langeweile aufkommen lässt.
Der von Joel Schumacher (Falling Down, Nicht Auflegen!) inszenierte "Flatliners" kombiniert Themen wie die Frage nach einem jenseitigen Leben mit einer intensiven Auseinandersetzung mit Schuld und Sühne. Getragen von einem Ensemble seinerzeit aufstrebender Jungdarsteller entwickelt sich so ein morbider Mysterythriller in eigenwilliger Optik, der nur leider auf der Zielgeraden nicht gänzlich überzeugt.
Medizinstudent Nelson (Kiefer Sutherland) ist besessen von allem, was mit dem Thema Tod zusammenhängt. Daher trommelt er vier befreundete Kommilitonen zusammen, um ein extrem riskantes Experiment durchzuführen: Eine Minute lang will er sich in den Zustand des klinischen Todes versetzen lassen, um anschließend von seinen Freunden wiederbelebt zu werden. Schon bald entwickeln die Studenten eine lebensgefährliche Sucht...
"Flatliners" begeistert neben seiner originellen Grundidee und dem stark aufspielenden Cast, zu dem u.a. noch Julia Roberts und Kevin Bacon zählen, vor allem mit einer dichten Gruselatmosphäre und den alptraumhaften Bildern, mit denen die Protagonisten während ihrer Nahtoderfahrungen konfrontiert werden. Dazu setzt Schumacher neben Gothic-Motiven und markantem 80s Style auch auf eine sehr eindringliche Farbgebung, die bisweilen an Giallo Klassiker wie "Suspiria" (1977) erinnert.
Schwächen hingegen liegen in den sich zum Teil doch sehr ähnelnden Szenenabläufen, die auf Dauer für eine gewisse Monotonie sorgen. So hätte es etwa sicher nicht geschadet, eine oder zwei Wiederbelebungsaktionen zu streichen, um den Plot mehr zu straffen. Auch wartet man leider vergeblich auf die bitterböse Pointe des Films, die nach der aufgebauten Bedrohungssituation eigentlich zwangsläufig kommen müsste. "Flatliners" wird somit ein wenig zum Opfer der Erwartungshaltung, welche Schumachers Film durch seine stetige Abwärtsspirale zuvor geschürt hat.
Die Horrorkomödie "Monster Busters" schafft das, woran das geplante Dark Universe mit Stars wie Tom Cruise, Russell Crowe und Johnny Depp scheiterte: Die klassischen Horrorgestalten um Graf Dracula, Frankenstein und Co. zusammen auf die Leinwand zu bringen.
Der junge Sean (Andre Gower) gelangt in den Besitz des Tagebuchs des Vampirjägers Van Helsing, woraus hervorgeht, dass die seit Jahrhunderten geführte Schlacht zwischen Gut und Böse erneut aufgenommen wird. Dazu versammelt Graf Dracula (Duncan Regehr) seine treuen Monsterfreunde um sich, um die Welt endgültig in ewige Finsternis zu stürzen. Sean und seine Spielkameraden sagen den Monstern den Kampf an...
"Monster Busters" bedient sich ganz offensichtlich bei Versatzstücken aus großen 80er Jahre Klassikern wie "Ghostbusters" (1984) und "Die Goonies" (1985) und verbindet diese mit den bekannten Mythen von Vampiren, Werwölfen und Mumien. Daraus ergibt sich ein netter Gruselspaß, der vor allem bei Kindern und 80s Fans Anklang finden dürfte, besonders in der ersten Hälfte allerdings recht wirr und unzusammenhängend erzählt ist.
So liefert das Gerede von Zeitlöchern und magischen Amuletten kaum eine Erklärung für das plötzliche Auftauchen der Horrorgestalten und auch die Einführung der jungen Protagonisten erfolgt etwas holprig. Leider wachsen die Kids dem Zuschauer aufgrund ihrer doch sehr schablonenhaft angelegten Charaktere auch nicht so sehr ans Herz wie eben etwa "Die Goonies" oder auch die Jungs aus "Stand by me" (1986). Wer mit Kindern im passenden Alter schaut oder einfach nur nostalgische Gefühle mit den 80ern verbindet, sollte bei dieser munteren Monsterjagd aber dennoch mal einen Blick riskieren.
"Desperate Measures" unter der Regie von Barbet Schroeder (Die Affäre der Sunny von B., Mord nach Plan) ist ein kurzweiliger Thriller, der seine psychologische Ausgangssituation schon bald zugunsten des rasanten Actionspektakels zurückstellt.
Polizist Frank Conner (Andy Garcia) sucht verzweifelt nach einem Knochenmarkspender für seinen an Leukämie erkrankten Sohn Matthew (Joseph Cross). Dazu verschafft er sich widerrechtlich Zugang zur Datenbank des FBI, wo er auf einen potentiellen Spender stößt. Bei diesem handelt es sich jedoch um den inhaftierten Psychopathen Peter McCabe (Michael Keaton), der die bevorstehende Transplantation zur Flucht nutzt...
Hat man die etwas abstruse Prämisse des Films erstmal geschluckt, entwickelt sich "Desperate Measures" nach eher schwerfälligem Beginn schon bald zur flotten Hetzjagd zwischen Cop und Verbrecher, wobei der besondere Reiz darin liegt, dass Frank Conner den Killer gleichzeitig beschützen muss, um das Leben seines Sohnes zu retten. Dadurch, dass Schroeders Film hauptsächlich an nur einem Schauplatz (dem Krankenhaus) spielt, ergibt sich zuweilen fast so etwas wie eine Lightversion von "Stirb langsam" (1988) - freilich ohne dessen Klasse und Intensität zu erreichen.
Unter den Darstellern überzeugt indes vor allem Michael Keaton als abgebrühter Antagonist, der stets den einen oder anderen Trick auf Lager hat. Andy Garcia fällt dagegen etwas ab, hat aber auch schlicht die weniger interessante Rolle. Mit u.a. Marcia Gay Harden und Brian Cox ist dieser insgesamt ganz gut gelungene Thriller zudem auch in den Nebenrollen mehr als ordentlich besetzt.
Die aktuelle Debatte um Alltagsrassismus stellt eine ausgezeichnete Gelegenheit dar, um dieses Kleinod deutscher Satirekunst (wieder)zuentdecken. Der ostfriesische Blödelbarde zeigt sich in seinem ersten Kinoabenteuer nämlich auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft und tut mit großem Vergnügen genau das, was er am besten kann: Der spießbürgerlichen Gesellschaft den Spiegel vorhalten.
Neben den zahlreichen Filmzitaten, die das Herz jedes Cineasten höher schlagen lassen, sind es dabei vor allem die vielen exakten Beobachtungen über rassistische Tendenzen im Alltag, die "Otto - Der Film" auch heute noch sehenswert machen. Regelrecht entlarvend ist etwa die derzeit so umstrittene Szene mit Günther Kaufmann, in der dieser zusammen mit dem Titelhelden eine alte Dame ausnimmt, die quasi im Handumdrehen zur Sklavenhändlerin mutiert, sobald sie von Otto die juristische Legitimation dazu erhält.
Wolfgang M. Schmitt jr. zeigt die Vorzüge des bis heute nach Zuschauerzahlen erfolgreichsten deutschen Films aller Zeiten in seiner Analyse ganz wunderbar auf:
https://m.youtube.com/watch?v=iXpkvy_V6Ok&t=308s
Otto...Find ich gut!
"Midnight Run" ist eine launige, von Martin Brest (Beverly Hills Cop, Der Duft der Frauen) mit gutem Gespür für das richtige Tempo inszenierte Buddy-Actionkomödie, die sich weniger durch eine innovative Story, als vielmehr durch ihre feine Figurenzeichnung von anderen Genrevertretern abhebt.
Kopfgeldjäger Jack Walsh (Robert De Niro) soll im Auftrag eines Kautionsbüros den flüchtigen Mafiabuchhalter Jonathan Mardukas (Charles Grodin) aufspüren und binnen fünf Tagen in Los Angeles abliefern. Die Reise quer durch die Vereinigten Staaten gerät jedoch schon bald zur turbulenten Odyssee, da auch die Mafia, das FBI und ein weiterer Kopfgeldjäger hinter dem Flüchtigen her sind...
Die Geschichte vom Gefangenen, der unter widrigen Umständen von A nach B gebracht werden soll, während ihm verschiedene Interessensgruppen an den Fersen heften, hat man inzwischen schon häufiger gesehen (etwa in "16 Blocks" (2006)). Dank der stimmigen Chemie der beiden Hauptdarsteller, von denen anders als in den meisten Buddy-Komödien keiner völlig überdreht, sorgt "Midnight Run" aber dennoch für kurzweilige Unterhaltung.
Hinzu kommt eine gute Portion Action, die nie allzu überbordend ausfällt, dank der verschiedenen verwendeten Transportmittel (Auto, Zug, Flugzeug) aber immer genug Abwechslung bereit hält. Da lässt es sich auch verschmerzen, dass nicht jeder Gag ins Schwarze trifft und die eine oder andere Wendung nicht allzu überraschend ausfällt.
Aufgrund der aktuellen Weltlage ist der seinerzeit an den Kinokassen nicht übermäßig erfolgreiche "Contagion" unter der Regie von Steven Soderbergh (Erin Brokovich, Ocean's Eleven) plötzlich in aller Munde. Wenn Corona somit überhaupt eine positive Nebenwirkung besitzt, dann jene, dass dieser fesselnde Seuchenthriller nunmehr die Aufmerksamkeit erhält, die er verdient.
Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) kehrt schwer krank von einer Geschäftsreise aus Hongkong zurück in die Staaten. Als sie vor den Augen ihres Ehemanns Thomas (Matt Damon) zusammenbricht, ruft dieser sogleich den Notarzt und lässt sie ins Krankenhaus bringen. Schon bald wird klar, dass dies der Beginn einer mysteriösen Epidemie ist, die sich rasch über den gesamten Erdball auszubreiten droht. Fieberhaft arbeitet der Gesundheitsexperte Dr. Ellis Cheever (Laurence Fishburne) mit seinem Team daran, die Infektionskette nachzuvollziehen, um Todeszahlen in Millionenhöhe zu verhindern...
"Contagion" besteht aus einem Mosaik aus ineinandergreifenden Einzelschicksalen, welches die rasante Ausbreitung des Erregers in unserer globalisierten Gesellschaft verdeutlicht. Wie ein routinierter Jongleur hält Soderbergh die verschiedenen Handlungsstränge in der Luft und schenkt jeder Figur genügend Aufmerksamkeit, um das Gesamtbild stimmig zu komplettieren. Dabei zugute kommt ihm der internationale Starcast, dem u.a. noch Kate Winslet, Marion Cotillard, Jude Law und Chin Han angehören.
Erstaunlicherweise verzichtet Soderbergh völlig auf eine Überdramatisierung der Geschehnisse und setzt stattdessen auf einen nüchtern-sachlichen Erzählstil oder lässt auch einfach mal die nackten Zahlen sprechen. Dieser beinahe analytische Tonfall hat zur Folge, dass "Contagion" ungemein realistisch wirkt und die emotionalen Momente des Films umso mehr ans Herz gehen.