Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

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    Basierend auf der Legende, wonach ein Kriegsschiff der US Navy im Zweiten Weltkrieg mittels Teleportation von einem Hafen in den anderen versetzt wurde, schuf Regisseur Stewart Raffill (Satisfaction, Krieg der Eispiraten) einen aus heutiger Sicht recht trashigen SciFi Film, der viel zu wenig aus seiner spannenden Grundidee herausholt.

    Philadelphia 1943: Die Navy testet ein neuartiges Tarnkappensystem, mit dessen Hilfe ihre Schiffe für den feindlichen Radar unsichtbar werden sollen. Das Experiment geht jedoch schief und die USS Eldrige verschwindet spurlos. Durch ein Zeitloch reisen die beiden Matrosen David (Michael Paré) und Jim (Bobby Di Cicco) in das Jahr 1984, wo zu ihrem Erstaunen ein ganz ähnliches Experiment durchgeführt wird...

    Schürt die interessante Ausgangslage noch die Hoffnung auf einen fesselnden Zeitreise-Thriller, so flacht die Spannung im weiteren Verlauf des Films immer mehr ab. Sind die beiden Matrosen nämlich erst einmal in der Zukunft des Jahres 1984 angelangt, entwickelt sich "Das Philadelphia Experiment" zu einem recht dröge dahinplätschernden Roadmovie, das sich mehr Zeit für die fade Lovestory zwischen David und der attraktiven Allison (Nancy Allen) statt für ansprechende SciFi Inhalte nimmt.

    Erschwerend hinzu kommen ein hölzern agierender Hauptdarsteller sowie sehr schlecht gealterte Special Effects, die umso mehr ins Gewicht fallen, da zwischendurch immer mal wieder ein wahres Effektgewitter losgetreten wird, welches wohl den Einfluss des geöffneten Zeitlochs symbolisieren soll. Als seltsam erweist sich zudem, wie wenig Witz und Charme Raffills Werk versprüht, hätte die Zeitreise doch eine wunderbare Grundlage für einen heftigen Kulturschock der Matrosen geboten. So aber stehen die Beiden höchstens mal verblüfft vor Spielautomaten und Fernsehapparaten oder wundern sich über die Erfindung des Automatikgetriebes.

    Angesichts der starken Prämisse ist "Das Philadelphia Experiment" zweifellos ein guter Kandidat für ein vernünftiges Remake. Diese Version hingegen dürfte wohl nur Nostalgiker und hartgesottene SciFi Fans glücklich machen.

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    • 6

      Mit "Deep Blue Sea" schuf der Finne Renny Harlin (Stirb langsam 2, Tödliche Weihnachten) einen zwar auf die Gesetze der Physik pfeifenden, insgesamt jedoch durchaus mitreißenden Tierhorrorfilm, der mit der richtigen Mischung aus Action und Humor sowie ein paar derben Gewaltspitzen für mehr als ordentliche Popcorn Unterhaltung sorgt.

      In einer Unterwasser-Forschungsstation widmet sich ein Team von Wissenschaftlern um Dr. Susan McAlester (Saffron Burrows) der Hirnaktivität von Haien, um mittels Genmanipulation ein Heilmittel gegen neurologische Erkrankungen zu finden. Die Veränderung der DNA hat jedoch den unerwünschten Nebeneffekt, dass die Haie nun wesentlich intelligenter sind und ganz gezielt Jagd auf das Forscherteam machen...

      Harlins Haihorror legt keinen gesteigerten Wert auf eine ausgefeilte Figurenzeichnung oder lange Einleitungen, sondern setzt von Beginn an auf rasante Action und blutige Schockeffekte. Das Verhalten von Tieren und Menschen ist dabei in weiten Teilen zwar reichlich unsinnig, lässt aber während der flott inszenierten Hetzjagd durch die Forschungsstation zumindest kaum unnötige Längen aufkommen. Mit u.a. Thomas Jane, LL Cool J, Stellan Skarsgård und Samuel L. Jackson in weiteren Rollen, ist "Deep Blue Sea" insbesondere für einen Vertreter des Tierhorrors auch sehr gut besetzt.

      So liegt die größte Schwäche des Films wohl schlicht darin, dass man dies alles in sehr ähnlicher Form schon häufiger gesehen hat. Sämtliche Todesarten der Haie etwa sind 1 zu 1 aus "Der weiße Hai" (1975) und dessen Nachfolgern übernommen und tauchen hier sogar in der genau gleichen Reihenfolge auf. Dennoch ist Harlin zweifellos einer der besseren Vertreter dieser Gattung gelungen.

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      • 8

        At long last, love has arrived
        And I thank God I'm alive
        You're just too good to be true
        Can't take my eyes off of you

        Der ebenso episch angelegte wie bildgewaltige "The Deer Hunter" unter der Regie Michael Ciminos (Heaven's Gate, Im Jahr des Drachen) ist ein in drei unterschiedlich lange Akte unterteiltes Porträt einer durch den Krieg traumatisierten Generation von Amerikanern, welches eindrücklich die Folgen der grausamen Vorgänge in Vietnam skizziert.

        Die drei russischstämmigen Stahlarbeiter Mike (Robert De Niro), Nick (Christopher Walken) und Steven (John Savage) leben gemeinsam mit weiteren Freunden in einem Provinzstädtchen in Pennsylvania, wo sie neben ihrer Arbeit zusammen feiern gehen und in den Bergen Hirsche jagen. Nach Stevens Hochzeit, die mit einem rauschenden Fest begangen wird, zieht es die drei Freunde nach Vietnam, wo sie Ruhm und Abenteuer zu finden glauben. Dort jedoch geraten sie in die Gefangenschaft des Vietcong, der sie zu einem teuflischen Spiel auf Leben und Tod zwingt...

        Anders als viele andere Filme über den Vietnamkrieg, wie etwa "Apocalypse Now" (1979) oder "Platoon" (1986), zeigt Ciminos Werk nur wenig von den eigentlichen Kampfhandlungen, sondern befasst sich stattdessen umso intensiver mit dem Davor und Danach. Dementsprechend fühlt sich "The Deer Hunter" auch weniger wie ein typischer Kriegsfilm, als vielmehr nach einer detaillierten Milieustudie an, die in aller Ausführlichkeit von Erwartungen und Nachwirkungen erzählt. Dafür steht Cimino ein Cast der Spitzenklasse zur Verfügung, dem u.a. noch Meryl Streep, George Dzundza und John Cazale angehören.

        Mit seiner dreistündigen Laufzeit ist "The Deer Hunter" zwar ein ganz schöner Brocken, der mit seiner melancholischen Stimmung auch ziemlich aufs Gemüt schlagen kann, gleichzeitig jedoch auch eines dieser Werke, welches sich allein schon aufgrund der wundervollen Kombination aus majestätischen Bildern und berührender Musik zu sichten lohnt. Der häufiger kritisierte erste Akt inklusive Hochzeit und Hirschjagd gefiel mir dabei sogar am besten, da hier bereits der Kern der Geschichte erfasst wird und durch viele kleine Andeutungen- wie etwa die verschütteten Tropfen bei der Trauung - klar wird, welches Schicksal den Protagonisten bevorsteht.

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        • 7 .5

          "Midnight Express" unter der Regie Alan Parkers (Angel Heart, Mississippi Burning) ist ein emotional aufwühlendes Gefängnisdrama über Ungerechtigkeit, Entmenschlichung und Behördenwillkür. Detailliert zeichnet Parkers Film den Leidensweg eines jungen Mannes, der in die Klauen einer erbarmungslosen Justiz gerät.

          Der Student Billy Hayes (Brad Davis) wird am Istanbuler Flughafen bei dem Versuch erwischt, Haschisch in die Vereinigten Staaten zu schmuggeln. Ein Gericht verurteilt ihn daraufhin zu einer mehrjährigen Haftstrafe in einem türkischen Gefängnis, in welchem menschenunwürdige Zustände vorherrschen. Gemeinsam mit seinen Mitgefangenen Max (John Hurt) und Jimmy (Randy Quaid) plant Billy die Flucht...

          Nach einer schweißtreibenden Eröffnung, die sogleich mal für reichlich Herzrasen sorgt, verlegt sich "Midnight Express" zunächst auf die genaue Beleuchtung des Knastmilieus, bleibt dabei aber ebenso packend wie beklemmend, ehe mit den ersten Ausbruchsversuchen wieder Thrillerelemente ins Spiel kommen. Die starken Darstellerleistungen in Verbindung mit der hitzigen Atmosphäre sorgen indes für einen hohen Grad an Authentizität, wenngleich die expliziten Folterszenen in ihrer Grausamkeit und Vielzahl vielleicht überzogen sein mögen. Dass der scheinbar nicht enden wollende Schrecken, den der Protagonist hier durchmachen muss, jedoch nicht völlig fern jeder Realität ist, lässt sich allein schon am bis heute miserablen Ruf türkischer Haftanstalten ausmachen, deren Zustände unter Erdogans Präsidentschaft in den vergangenen Jahren immer wieder für Kritik sorgten.

          Ohnehin scheint Parker vielmehr daran gelegen, einen Film über den Verfall menschlicher Werte innerhalb eines Mikrokosmos zu drehen, in dem kein Gesetz der Welt mehr Gültigkeit besitzt - und dies ist ihm auch hervorragend gelungen. Besonders zu loben ist außerdem die Darstellung von Homosexualität, werden anders als in den meisten anderen Gefängnisfilmen doch keine Vergewaltigungen unter den Häftlingen gezeigt, sondern zärtliche Annäherungen, die in einer Welt ohne Mitgefühl und ohne Frauen den einzigen Hoffnungsschimmer repräsentieren.

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          • Ein großartiger Regisseur mit klar erkennbarer Handschrift, der düstere Sozialdramen, tragikomische Milieustudien und atmosphärische Thriller drehte.

            Meine bisherigen Favoriten von ihm:

            Birdy (1984) - Kriegsdrama um eine ungewöhnliche Männerfreundschaft mit Matthew Modine und Nicolas Cage

            Angel Heart (1987) - Mysterythriller mit Okkultismus-Elementen in schwül-intensiver Atmosphäre

            Die Commitments (1991) - Schwungvoller Musikfilm um eine Soul-Band im irischen Arbeitermilieu

            Die Asche meiner Mutter (1999) - Zu Herzen gehender Coming of Age Film nach der erfolgreichen Bestsellervorlage

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            • 5

              Die Schauergeschichten des Horrorgroßmeisters Edgar Allan Poe haben Filmemacher schon in vielfacher Form beeinflusst. In "The Raven" unter der Regie von James McTeigue (V wie Vendetta, Breaking In) bilden diese die Grundlage für einen Historienkrimi im Gothic-Ambiente, der jedoch aus seiner interessanten Ausgangslage nicht allzu viel herausholt und weitgehend bloßes Stückwerk bleibt.

              1849: In Baltimore geht ein Serienmörder um, der sich bei seinen Taten offenkundig von den Werken des Schriftstellers Edgar Allan Poe (John Cusack) inspirieren lässt. Detective Fields (Luke Evans) bittet deshalb den exzentrischen Autor, der kurz vor der Verlobung mit seiner Geliebten Emily (Alice Eve) steht, um Hilfe, um dem Killer Einhalt zu gebieten...

              Obwohl McTeigues Mörderhatz eine Vielzahl von Bezügen zu Poes fantastischen Erzählungen aufweist, fühlt sich das Ergebnis doch leider sehr beliebig an, sodass dem Zuschauer nie wirklich das Gefühl vermittelt wird, in einer Geschichte des Begründers der modernen Horrorliteratur zu stecken. Allzu hektisch springt die Handlung von einem Mordfall zum nächsten, sodass keine Zeit bleibt, um in die Gruselatmosphäre des 19. Jahrhunderts einzutauchen oder den Figuren mehr Profil zu verleihen. Dabei schwankt die Tonalität des Films auf merkwürdige Weise zwischen dem flotten Krimispaß von Guy Ritchies "Sherlock Holmes" (2009) und der Düsternis eines "From Hell" (2001), garniert mit einigen in ihren Heftigkeit recht deplatziert wirkenden Splatterelementen.

              Als zuweilen unfreiwillig komisch erweist sich zudem die völlig überdrehte Darbietung des Hauptdarstellers John Cusack, der wie Graf Dracula im Opiumrausch durch den Film flaniert, derweil der weitere Cast um Alice Eve, Luke Evans und Brendan Gleeson furchtbar blass bleibt. So speist sich der Unterhaltunswert von "The Raven" dann auch hauptsächlich aus Cusacks schrägen Grimassen, den derben Splattereinlagen und dem immerhin stets hohen Tempo, was in Kombination zumindest keine allzu große Langeweile aufkommen lässt.

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              • 6 .5

                Der von Joel Schumacher (Falling Down, Nicht Auflegen!) inszenierte "Flatliners" kombiniert Themen wie die Frage nach einem jenseitigen Leben mit einer intensiven Auseinandersetzung mit Schuld und Sühne. Getragen von einem Ensemble seinerzeit aufstrebender Jungdarsteller entwickelt sich so ein morbider Mysterythriller in eigenwilliger Optik, der nur leider auf der Zielgeraden nicht gänzlich überzeugt.

                Medizinstudent Nelson (Kiefer Sutherland) ist besessen von allem, was mit dem Thema Tod zusammenhängt. Daher trommelt er vier befreundete Kommilitonen zusammen, um ein extrem riskantes Experiment durchzuführen: Eine Minute lang will er sich in den Zustand des klinischen Todes versetzen lassen, um anschließend von seinen Freunden wiederbelebt zu werden. Schon bald entwickeln die Studenten eine lebensgefährliche Sucht...

                "Flatliners" begeistert neben seiner originellen Grundidee und dem stark aufspielenden Cast, zu dem u.a. noch Julia Roberts und Kevin Bacon zählen, vor allem mit einer dichten Gruselatmosphäre und den alptraumhaften Bildern, mit denen die Protagonisten während ihrer Nahtoderfahrungen konfrontiert werden. Dazu setzt Schumacher neben Gothic-Motiven und markantem 80s Style auch auf eine sehr eindringliche Farbgebung, die bisweilen an Giallo Klassiker wie "Suspiria" (1977) erinnert.

                Schwächen hingegen liegen in den sich zum Teil doch sehr ähnelnden Szenenabläufen, die auf Dauer für eine gewisse Monotonie sorgen. So hätte es etwa sicher nicht geschadet, eine oder zwei Wiederbelebungsaktionen zu streichen, um den Plot mehr zu straffen. Auch wartet man leider vergeblich auf die bitterböse Pointe des Films, die nach der aufgebauten Bedrohungssituation eigentlich zwangsläufig kommen müsste. "Flatliners" wird somit ein wenig zum Opfer der Erwartungshaltung, welche Schumachers Film durch seine stetige Abwärtsspirale zuvor geschürt hat.

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                • 5 .5

                  Die Horrorkomödie "Monster Busters" schafft das, woran das geplante Dark Universe mit Stars wie Tom Cruise, Russell Crowe und Johnny Depp scheiterte: Die klassischen Horrorgestalten um Graf Dracula, Frankenstein und Co. zusammen auf die Leinwand zu bringen.

                  Der junge Sean (Andre Gower) gelangt in den Besitz des Tagebuchs des Vampirjägers Van Helsing, woraus hervorgeht, dass die seit Jahrhunderten geführte Schlacht zwischen Gut und Böse erneut aufgenommen wird. Dazu versammelt Graf Dracula (Duncan Regehr) seine treuen Monsterfreunde um sich, um die Welt endgültig in ewige Finsternis zu stürzen. Sean und seine Spielkameraden sagen den Monstern den Kampf an...

                  "Monster Busters" bedient sich ganz offensichtlich bei Versatzstücken aus großen 80er Jahre Klassikern wie "Ghostbusters" (1984) und "Die Goonies" (1985) und verbindet diese mit den bekannten Mythen von Vampiren, Werwölfen und Mumien. Daraus ergibt sich ein netter Gruselspaß, der vor allem bei Kindern und 80s Fans Anklang finden dürfte, besonders in der ersten Hälfte allerdings recht wirr und unzusammenhängend erzählt ist.

                  So liefert das Gerede von Zeitlöchern und magischen Amuletten kaum eine Erklärung für das plötzliche Auftauchen der Horrorgestalten und auch die Einführung der jungen Protagonisten erfolgt etwas holprig. Leider wachsen die Kids dem Zuschauer aufgrund ihrer doch sehr schablonenhaft angelegten Charaktere auch nicht so sehr ans Herz wie eben etwa "Die Goonies" oder auch die Jungs aus "Stand by me" (1986). Wer mit Kindern im passenden Alter schaut oder einfach nur nostalgische Gefühle mit den 80ern verbindet, sollte bei dieser munteren Monsterjagd aber dennoch mal einen Blick riskieren.

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                  • 6

                    "Desperate Measures" unter der Regie von Barbet Schroeder (Die Affäre der Sunny von B., Mord nach Plan) ist ein kurzweiliger Thriller, der seine psychologische Ausgangssituation schon bald zugunsten des rasanten Actionspektakels zurückstellt.

                    Polizist Frank Conner (Andy Garcia) sucht verzweifelt nach einem Knochenmarkspender für seinen an Leukämie erkrankten Sohn Matthew (Joseph Cross). Dazu verschafft er sich widerrechtlich Zugang zur Datenbank des FBI, wo er auf einen potentiellen Spender stößt. Bei diesem handelt es sich jedoch um den inhaftierten Psychopathen Peter McCabe (Michael Keaton), der die bevorstehende Transplantation zur Flucht nutzt...

                    Hat man die etwas abstruse Prämisse des Films erstmal geschluckt, entwickelt sich "Desperate Measures" nach eher schwerfälligem Beginn schon bald zur flotten Hetzjagd zwischen Cop und Verbrecher, wobei der besondere Reiz darin liegt, dass Frank Conner den Killer gleichzeitig beschützen muss, um das Leben seines Sohnes zu retten. Dadurch, dass Schroeders Film hauptsächlich an nur einem Schauplatz (dem Krankenhaus) spielt, ergibt sich zuweilen fast so etwas wie eine Lightversion von "Stirb langsam" (1988) - freilich ohne dessen Klasse und Intensität zu erreichen.

                    Unter den Darstellern überzeugt indes vor allem Michael Keaton als abgebrühter Antagonist, der stets den einen oder anderen Trick auf Lager hat. Andy Garcia fällt dagegen etwas ab, hat aber auch schlicht die weniger interessante Rolle. Mit u.a. Marcia Gay Harden und Brian Cox ist dieser insgesamt ganz gut gelungene Thriller zudem auch in den Nebenrollen mehr als ordentlich besetzt.

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                    • 8
                      Kenduskeag 26.07.2020, 21:21 Geändert 26.07.2020, 21:22

                      Die aktuelle Debatte um Alltagsrassismus stellt eine ausgezeichnete Gelegenheit dar, um dieses Kleinod deutscher Satirekunst (wieder)zuentdecken. Der ostfriesische Blödelbarde zeigt sich in seinem ersten Kinoabenteuer nämlich auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft und tut mit großem Vergnügen genau das, was er am besten kann: Der spießbürgerlichen Gesellschaft den Spiegel vorhalten.

                      Neben den zahlreichen Filmzitaten, die das Herz jedes Cineasten höher schlagen lassen, sind es dabei vor allem die vielen exakten Beobachtungen über rassistische Tendenzen im Alltag, die "Otto - Der Film" auch heute noch sehenswert machen. Regelrecht entlarvend ist etwa die derzeit so umstrittene Szene mit Günther Kaufmann, in der dieser zusammen mit dem Titelhelden eine alte Dame ausnimmt, die quasi im Handumdrehen zur Sklavenhändlerin mutiert, sobald sie von Otto die juristische Legitimation dazu erhält.

                      Wolfgang M. Schmitt jr. zeigt die Vorzüge des bis heute nach Zuschauerzahlen erfolgreichsten deutschen Films aller Zeiten in seiner Analyse ganz wunderbar auf:
                      https://m.youtube.com/watch?v=iXpkvy_V6Ok&t=308s

                      Otto...Find ich gut!

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                      • 7 .5

                        "Midnight Run" ist eine launige, von Martin Brest (Beverly Hills Cop, Der Duft der Frauen) mit gutem Gespür für das richtige Tempo inszenierte Buddy-Actionkomödie, die sich weniger durch eine innovative Story, als vielmehr durch ihre feine Figurenzeichnung von anderen Genrevertretern abhebt.

                        Kopfgeldjäger Jack Walsh (Robert De Niro) soll im Auftrag eines Kautionsbüros den flüchtigen Mafiabuchhalter Jonathan Mardukas (Charles Grodin) aufspüren und binnen fünf Tagen in Los Angeles abliefern. Die Reise quer durch die Vereinigten Staaten gerät jedoch schon bald zur turbulenten Odyssee, da auch die Mafia, das FBI und ein weiterer Kopfgeldjäger hinter dem Flüchtigen her sind...

                        Die Geschichte vom Gefangenen, der unter widrigen Umständen von A nach B gebracht werden soll, während ihm verschiedene Interessensgruppen an den Fersen heften, hat man inzwischen schon häufiger gesehen (etwa in "16 Blocks" (2006)). Dank der stimmigen Chemie der beiden Hauptdarsteller, von denen anders als in den meisten Buddy-Komödien keiner völlig überdreht, sorgt "Midnight Run" aber dennoch für kurzweilige Unterhaltung.

                        Hinzu kommt eine gute Portion Action, die nie allzu überbordend ausfällt, dank der verschiedenen verwendeten Transportmittel (Auto, Zug, Flugzeug) aber immer genug Abwechslung bereit hält. Da lässt es sich auch verschmerzen, dass nicht jeder Gag ins Schwarze trifft und die eine oder andere Wendung nicht allzu überraschend ausfällt.

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                        • 7 .5
                          Kenduskeag 22.07.2020, 11:01 Geändert 22.07.2020, 12:43

                          Aufgrund der aktuellen Weltlage ist der seinerzeit an den Kinokassen nicht übermäßig erfolgreiche "Contagion" unter der Regie von Steven Soderbergh (Erin Brokovich, Ocean's Eleven) plötzlich in aller Munde. Wenn Corona somit überhaupt eine positive Nebenwirkung besitzt, dann jene, dass dieser fesselnde Seuchenthriller nunmehr die Aufmerksamkeit erhält, die er verdient.

                          Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) kehrt schwer krank von einer Geschäftsreise aus Hongkong zurück in die Staaten. Als sie vor den Augen ihres Ehemanns Thomas (Matt Damon) zusammenbricht, ruft dieser sogleich den Notarzt und lässt sie ins Krankenhaus bringen. Schon bald wird klar, dass dies der Beginn einer mysteriösen Epidemie ist, die sich rasch über den gesamten Erdball auszubreiten droht. Fieberhaft arbeitet der Gesundheitsexperte Dr. Ellis Cheever (Laurence Fishburne) mit seinem Team daran, die Infektionskette nachzuvollziehen, um Todeszahlen in Millionenhöhe zu verhindern...

                          "Contagion" besteht aus einem Mosaik aus ineinandergreifenden Einzelschicksalen, welches die rasante Ausbreitung des Erregers in unserer globalisierten Gesellschaft verdeutlicht. Wie ein routinierter Jongleur hält Soderbergh die verschiedenen Handlungsstränge in der Luft und schenkt jeder Figur genügend Aufmerksamkeit, um das Gesamtbild stimmig zu komplettieren. Dabei zugute kommt ihm der internationale Starcast, dem u.a. noch Kate Winslet, Marion Cotillard, Jude Law und Chin Han angehören.

                          Erstaunlicherweise verzichtet Soderbergh völlig auf eine Überdramatisierung der Geschehnisse und setzt stattdessen auf einen nüchtern-sachlichen Erzählstil oder lässt auch einfach mal die nackten Zahlen sprechen. Dieser beinahe analytische Tonfall hat zur Folge, dass "Contagion" ungemein realistisch wirkt und die emotionalen Momente des Films umso mehr ans Herz gehen.

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                          • 4 .5

                            Theodore Melfis Biopic "Hidden Figures" ist ein ebenso glattgebügeltes wie konventionelles Drama, das mit seiner äußerst oberflächlich präsentierten Antirassismus Botschaft extrem kalkuliert wirkt und über die mehr als zweistündige Laufzeit höhepunktarm dahinplätschert. Rassismus ist in "Hidden Figures" etwas Gestriges, eine dämliche Modeerscheinung vorheriger Generationen, die sich mit einem beherzten Schlag gegen Toilettenschilder beseitigen lässt.

                            Die drei Afroamerikanerinnen Katherine Johnson (Taraji P. Henson), Mary Jackson (Janelle Monáe) und Dorothy Vaughn (Octavia Spencer) stellen Anfang der 60er Jahre Berechnungen im Auftrag der NASA an, um der USA beim Wettlauf ins All gegenüber der Sowjetunion den entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Dabei stehen sie jedoch nicht nur unter enormem Erfolgsdruck, sondern müssen sich auch gegen die Demütigungen ihrer weißen Kollegen zur Wehr setzen...

                            Melfis Film zeichnet in märchenhaft anmutenden Bildern den Weg dreier starker Frauen nach, die sich dank ihres brillanten Verstandes in der Männerdomäne NASA zu behaupten wussten. Dabei ist "Hidden Figures" allerdings ebenso wie seine drei Protagonistinnen, die bedauerlicherweise die meiste Zeit des Films voneinander getrennt agieren, stets darauf bedacht, ja nicht anzuecken und gefällt sich stattdessen umso mehr darin, sich in seiner bisweilen arg kitschigen Wohlfühlatmosphäre zu suhlen. So ist es dann auch kaum verwunderlich, dass Melfi die von Martin Luther King angeführte Bürgerrechtsbewegung nur in kurzen Fernsehausschnitten zeigt, war King schließlich jemand, der Missstände offen ansprach, statt sie in das heuchlerische Gewand der Marke Traumfabrik zu kleiden.

                            In so gut wie jeder Szene des Films müssen die drei Mathematikerinnen dem Zuschauer ihren Nutzen für das amerikanische Weltraumprogramm unter Beweis stellen. Die Ursache ihrer Erfolgsgeschichte liegt somit nicht in der Überwindung rassistischer Tendenzen, wie es uns der Film gerne vorgaukeln möchte, sondern im schlichten Leistungsprinzip, da die Drei aufgrund ihres Intellekts für die NASA unverzichtbar waren.

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                            • 7
                              Kenduskeag 18.07.2020, 11:48 Geändert 18.07.2020, 11:57

                              Der von Roger Spottiswoode (Scott & Huutsch/ Bob, der Streuner) inszenierte Abenteuerthriller "Mörderischer Vorsprung" veranschaulicht auf markante Weise den Kontrast zwischen malerischem Bergpanorama und urbanem Flair, zwischen Großstadttrubel und der Einsamkeit der Wildnis. Dazu lässt er zwei grundverschiedene Protagonisten aufeinandertreffen, die sich in der Heimat des jeweils anderen zurecht finden müssen.

                              FBI Agent Warren Stantin (Sidney Poitier) jagt einen Diamantenräuber, der bei einer Geiselnahme zwei Frauen erschossen hat. Die Spur des Killers führt ihn in das kanadische Grenzgebiet, wo der Gesuchte sich unerkannt einer Wandergruppe angeschlossen hat. Um den Killer dingfest zu machen, ist Stantin nunmehr auf die Hilfe des Bergführers Jonathan Knox (Tom Berenger) angewiesen, dessen Freundin die Wandergruppe leitet und somit in höchster Gefahr schwebt...

                              Ohne langes Federlesen steigt "Mörderischer Vorsprung" direkt ins Geschehen ein und treibt mit einer packend inszenierten Geiselnahme den Puls des Zuschauers gleich mal in die Höhe. Auch in der Folge bleibt Spottiswoodes Film ohne wirkliche Durchhänger und liefert einen fesselnden Mix aus Bergsteigerabenteuer und knackiger Action. Aufgelockert wird die ansonsten eher düstere Geschichte zudem durch einige humorvolle Momente, insbesondere dann, wenn der aus der Großstadt stammende Stantin mit den Tieren der Wildnis konfrontiert wird.

                              Neben seinen herrlichen Landschaftsbildern und dem gut aufgelegten Duo Poitier/Berenger gewinnt "Mörderischer Vorsprung" außerdem durch die lange Zeit unklare Identität des Killers, welche zunächst für Rätselraten sorgt. Ein wenig enttäuschend hingegen fällt einzig das Finale aus, scheint es hier doch etwas so, als seien den Drehbuchschreibern in diesem ansonsten rund um gelungenen Werk ein wenig die Ideen ausgegangen.

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                              • 5 .5

                                Der niederländische Psychothriller "The Vanishing" erzählt mit dokumentarisch anmutender Nüchternheit von verhängnisvollen Zufällen, fataler Besessenheit sowie der Angst vor dem Ungewissen. Regisseur George Sluizer (Utz, Dark Blood) gelang ein schockierender Entführungsfilm in nihilistischer Atmosphäre, der allerdings nur punktuell Spannung erzeugt und über weite Strecken recht zäh daherkommt.

                                Rex (Gene Bervoets) und Saskia (Johanna Ter Steege) sind ein frisch verliebtes Pärchen auf Urlaubsreise nach Frankreich. An einer Autobahnraststätte steigt Saskia aus, um Getränke zu kaufen - und ist von da an spurlos verschwunden. Drei Jahre später nimmt der Entführer (Bernard-Pierre Donnadieu) Kontakt zu Rex auf und verwickelt ihn in ein grausames Psychospiel...

                                Mit seiner detaillierten Darstellung des Entführungsfalls, welche etwa sehr viel Wert auf die akribische Vorbereitung des Täters legt, fühlt sich "The Vanishing" bisweilen wie eine alte Folge Aktenzeichen XY an. So arbeitet Sluizer mit vielen Rückblenden, die teils sogar bis in die Kindheit des Entführers zurückreichen und schildert zugleich dessen Familienleben vor und nach dem schicksalhaften Tag an der Raststätte. Der zweite Handlungsstrang befasst sich indes mit Rex' verzweifelter Suche nach seiner Freundin, deren Verschwinden ihn auch Jahre später noch quält.

                                Besonders gegen Ende, wenn dann die beiden Handlungsstränge zusammengeführt werden, erscheinen einige Aktionen der Protagonisten jedoch sehr konstruiert, was "The Vanishing" einen Teil seiner Glaubwürdigkeit nimmt. Entlohnt wird man dafür immerhin mit einem markerschüttendem Finale, welches noch eine ganze Weile nachhallt. Fünf Jahre später drehte Sluizer dann selbst ein US-Remake mit Jeff Bridges, Kiefer Sutherland und Sandra Bullock in den Hauptrollen, passte das Ende allerdings den Hollywood Gewohnheiten an.

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                                • 7

                                  Der auf Stephen Kings gleichnamiger Novelle basierende "Der Musterschüler" erzählt von der toxischen Beziehung zwischen einem ehemaligen SS-Offizier und einem wissbegierigen Schüler, der der Faszination des Bösen erliegt. Regisseur Bryan Singer (Die üblichen Verdächtigen, Bohemian Rhapsody) schuf ein ungewöhnliches Psychoduell zwischen Alt und Jung, die in ihren faschistoiden Machtfantasien einen gemeinsamen Nenner finden.

                                  Der als ebenso begabt wie fleißig geltende Todd Bowden (Brad Renfro) erkennt während der Projektwoche über die Nazizeit auf einem alten Foto seinen Nachbarn Arthur Denker (Ian McKellen) wieder, der während des Krieges unter anderem Namen als KZ-Aufseher tätig war und sich nun vor dem Zugriff des Mossad versteckt hält. Todd erpresst den alten Mann mit seinem Wissen und bringt ihn dazu, seine Erinnerungen über den Holocaust detailliert wiederzugeben, was eine Reihe unheilvoller Ereignisse in Gang setzt...

                                  Singers Inszenierung ist nicht unbedingt als subtil zu bezeichnen und manche Teile der Geschichte wirken durchaus etwas konstruiert, dennoch entfaltet die seltsame Hassliebe zwischen dem cleveren Schüler und seinem Nazi-Mentor von Beginn an eine gewisse Sogkraft, bei der sich der Zuschauer unweigerlich fragt, zu welchen Gräueltaten sich die beiden Hauptfiguren wohl als nächstes anstacheln mögen. Dies ist wohl in erster Linie den bestens aufgelegten Darstellern zu verdanken, geben Renfro und McKellen hier doch wahrlich diabolische Darbietungen ab.

                                  "Der Musterschüler" ist dabei weder eindeutig als Geschichtsdrama noch als Thriller zu kategorisieren und bedient sich mitunter gar bei Motiven aus dem Horrorgenre, wenn etwa Todd unter der Dusche von den Qualen der Menschen in den Gaskammern träumt. Zusammengenommen ergibt dies ein erschütterndes Werk über die nach wie vor vorhandene Anziehungskraft faschistischen Gedankenguts.

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                                  • 4 .5

                                    "Erdbeben" unter der Regie von Mark Robson (Glut unter der Asche, Das Tal der Puppen) entstand zu einer Zeit, da sich Katastrophenfilme enormer Beliebtheit erfreuten und geriet vor allem wegen seines innovativen Tonsystems in die Schlagzeilen, welches einen Schalldruck erzeugte, der die Wände der Kinosäle zum Vibrieren brachte und teils sogar den Putz von der Decke bröckeln ließ.

                                    Los Angeles ist von mehreren kleineren Erschütterungen betroffen, die sich als Vorbote einer nahenden Katastrophe erweisen. So ertrinkt ein Arbeiter im Fahrstuhl des Mulholland Damms und zwei Angestellte des Seismologischen Instituts werden in einem Graben verschüttet. Als erste Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden, lässt sich das Unglück bereits nicht mehr verhindern...

                                    Robsons Film leidet vor allem unter der Tatsache, dass Erdbeben im Normalfall nur wenigen Minuten dauern und die restliche Laufzeit somit mit anderen Dingen gefüllt werden muss. Das hat zur Folge, dass wir viele kleine Alltagsgeschichten der Bewohner von L.A. präsentiert bekommen, die aber größtenteils völlig uninteressant ausfallen. So erhalten wir etwa Einblick in das Leben von Stewart (Charlton Heston), der seine alkoholsüchtige Frau Remy (Ava Gardner) mit einer jungen Schauspielerin betrügt. Oder in jenes des hitzköpfigen Polizisten Lew (George Kennedy), der nach einem waghalsigen Einsatz vom Dienst suspendiert wurde. All diese kleinen Episoden erzeugen jedoch keinerlei Spannung und werden teilweise noch nicht einmal zu einem befriedigenden Abschluss geführt.

                                    "Erdbeben" ist somit über weite Strecken näher an einer lahmen Soap, als an einem packenden Katastrophenthriller. Zudem fehlt es innerhalb des großen Staraufgebots an einem charismatischen Sympathieträger; eine Rolle, die der eher bärbeißige Charlton Heston nicht auszufüllen vermag.

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                                    • 6 .5

                                      Bei "King Kong" von 1976 handelt es sich um das erste Remake des Klassikers um den legendären Riesenaffen. Diese Kong Version ist straffer erzählt als etwa die monumentale Peter Jackson Verfilmung, bietet aber dennoch reichlich Monsteraction.

                                      Der Paläontologe Jack Prescott (Jeff Bridges) schleicht sich als blinder Passagier an Bord eines Schiffes, dessen Besatzung auf einer Insel im Südpazifik neue Ölvorkommen erschließen will. Während der Überfahrt retten sie die in Seenot geratene Dwan (Jessica Lange), die von einer großen Schauspielkarriere träumt. Auf der Insel angekommen, stoßen die Schiffsreisenden auf einen Eingeborenenstamm, der augenscheinlich einer gigantischen Kreatur Opfer darbringt...

                                      "King Kong" gefällt mit einer guten Mischung aus eben jener Monsteraction, klassischem Pazifikabenteuer sowie etwas Grusel und sorgt auf diese Weise für durchaus kurzweilige Unterhaltung. Neben dem markanten Score des James Bond-Komponisten John Barry bleiben außerdem die nach wie vor imposanten Bilder vom offenen Meer, der vom Nebel umgebenen Insel und des gewaltigen Walls, den die Eingeborenen zum Schutz vor Kong errichtet haben, im Gedächtnis. Der titelgebende Affe selbst hingegen entspricht natürlich nicht mehr den modernen Standards der Tricktechnik, kann aber besonders in den während der Nacht spielenden Szenen immer noch eine gewisse Wirkung erzielen.

                                      Schwächen offenbart diese Verfilmung indes in der Darstellung der Hauptfiguren. Regisseur John Guillermin (Flammendes Inferno, Tod auf dem Nil) scheint mehr daran gelegen, Jessica Lange als heiße Sexbombe zu präsentieren, statt ihre Beziehung zu Kong oder auch zu dem von Bridges verkörperten Paläontologen zu vertiefen. Da passt es sehr gut ins Bild, dass der Riesenaffe die weiße Frau lieber betatscht und entkleidet, statt irgendeine emotionale Bindung herzustellen.

                                      So ist diese Kong Version ein insgesamt ansehnliches und auch spannendes Spektakel mit über weite Strecken liebenswertem Abenteuercharme, das aber die feinen Zwischentöne zugunsten der Action vernachlässigt.

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                                      • 7 .5

                                        "Breakdown" unter der Regie Jonathan Mostows (Terminator 3, Surrogates) ist ein nervenzerfetzender Thriller in der Tradition von Werken wie "Duell" (1971) oder "Hitcher, der Highway Killer" (1986). Das zugrundeliegende Szenario mag dabei altbekannt sein, wird dafür aber sehr konsequent und geradlinig umgesetzt.

                                        Jeff Taylor (Kurt Russell) und seine Frau Amy (Kathleen Quinlan) haben mitten in der Wüste eine Autopanne. Ein vorbeikommender Trucker (J. T. Walsh) bietet ihnen Hilfe an, indem er Amy zur nächsten Raststätte mitnehmen will. Jeff bekommt den Wagen in der Zwischenzeit wieder zum Laufen, muss jedoch feststellen, dass seine Frau wie vom Erdboden verschwunden ist...

                                        Mostows Film bietet keinerlei Innovationen und auch keine allzu großen Überraschungen, treibt aber lange Zeit über ein undurchsichtiges Spiel damit, wer oder was genau hinter Amys rätselhaftem Verschwinden steckt und ob nicht Jeff einem Irrtum erlegen ist. Kurt Russell weiß als verzweifelter Ehemann dabei die Sympathien gekonnt auf seine Seite zu ziehen, sodass der Zuschauer von Beginn an mitfiebert und bangt. Gegen Ende schließlich kulminiert die aufgeladene Spannung in einigen stark in Szene gesetzten Actionsequenzen auf dem einsamen Highway, die dieses adrenalingeschwängerte Aufeinandertreffen von Städterehepaar und Hinterwäldlern perfekt abrunden.

                                        "Breakdown" erweist sich somit als äußerst wirkungsvoller Wüstentrip mit reichlich Benzin im Blut und den Augen stets auf die Straße gerichtet.

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                                        • 6

                                          Der turbulente Abenteuerspaß "Welcome to the Jungle" ist sicherlich kein Meilenstein der Filmgeschichte, wohl aber einer in der Schauspielvita des damals noch vorrangig als Wrestler bekannten 'The Rock'. Niemand Geringeres als Arnold Schwarzenegger übergibt dem Actionstar in der Eroffnungsszene den Staffelstab.

                                          Der Schuldeneintreiber Beck (Dwayne Johnson) wird von seinem zwielichtigen Auftraggeber in ein kleines Dorf im brasilianischen Regenwald entsandt, wo sich Travis Walker (Seann William Scott), der Sohn jenes Bosses aufhält und der nun von Beck zurück in die USA gebracht werden soll. Dabei kommt ihnen jedoch der skrupellose Minenbesitzer Hatcher (Christopher Walken) in die Quere, der ebenso wie Travis hinter einem sagenhaften Goldschatz her ist...

                                          Regisseur Peter Berg (Very Bad Things, Deepwater Horizon) inszeniert "Welcome to the Jungle" als rasante Mischung aus Buddymovie, Schatzsuche und Actionkracher. Das ungleiche Hauptdarstellerduo erinnert dabei in seinen besten Momenten an die charmanten Kabbeleien von Bud Spencer und Terence Hill, schrammt hier und da aber auch nur knapp an der peinlichen Albernheit vorbei. Dafür punktet Bergs Film mit einem konstant hohen Tempo und einigen amüsanten Ideen (Affen, Früchte), welche für Abwechslung in der im Grunde sehr simplen Verfolgungsjagd durch den Dschungel sorgen. Mit Walken als Bösewicht im Feinripp-Unterhemd sowie Rosario Dawson als toughe Barkeeperin ist der Film zudem auch in den Nebenrollen ordentlich besetzt.

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                                          • 7

                                            "Candymans Fluch" unter der Regie von Bernard Rose (Anna Karenina, Der Teufelsgeiger) ist ein auf einer Kurzgeschichte von Clive Barker basierender Horrorfilm mit sozialkritischen Untertönen. Die nicht allein auf plumpe Schockeffekte setzende Inszenierung in Kombination mit der eingängigen Musik sorgt für eine eher melancholische Stimmung, was Roses Film trotz einiger Mängel positiv von anderen Slashern abhebt.

                                            Die Doktorandin Helen Lyle (Virginia Madsen) stößt bei ihren Recherchen für eine Dissertation über urbane Legenden auf die Geschichte des Candyman (Tony Todd), einen von den Toten zurückgekehrten Geist, der immer dann erscheint, wenn seine Opfer seinen Namen vor einem Spiegel stehend fünfmal aussprechen. Als Helen, welche die Legende zunächst als albernen Aberglauben abtut, fünfmal Candymans Namen ruft, ereignen sich in ihrer Umgebung plötzlich unerklärliche Mordfälle...

                                            "Candymans Fluch" unterscheidet sich von anderen Slashern allein schon durch seinen ungewöhnlichen Schauplatz, spielen weite Teile der Geschichte doch in einem von Schwarzen bewohnten Chicagoer Ghetto. Auch gibt es hier anders als etwa in der "Nightmare on Elm Street" oder der "Scream" Reihe keine Anflüge von Humor, vielmehr besitzt die Hintergrundgeschichte des Candyman eine zutiefst tragische Note. Dass Jordan Peele (Get Out, Wir) beim anstehenden Remake als Produzent fungieren wird, erscheint auch nur logisch, klingen hier doch immer wieder Themen wie Ungleichbehandlung und Rassenhass an.

                                            "Candymans Fluch" hat zwar auch einige Durchhänger und Tony Todd, der überraschend wenig Screentime erhält, hätte durchaus noch etwas gruseliger und subtiler in Szene gesetzt werden können, insgesamt lohnt sich eine Sichtung jedoch schon aufgrund der interessanten Story hinter dem Geist mit der Hakenhand.

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                                            • 1. Schmökerst du manchmal in deinen alten Moviepilot-Kommentaren? Oder ist dieser Prozess für dich nach dem Posting abgeschlossen?
                                              Um auf etwaige Antworten zu reagieren, ja. Sonst eher nicht.

                                              2. Ein Virus frisst all deine Kommentare, Bewertungen und was du sonst so auf Moviepilot verzapft hast, auf. Wie verfährst du? Holst du Bewertungen nach? Machst du einfach weiter wie bisher? Oder hättest du dann keinen Bock mehr auf Moviepilot?
                                              Dann würde ich mit Rick Daltons Flammenwerfer zum Firmensitz von Webedia fahren und ein schönes Barbecue veranstalten😈😁

                                              3. Du hast eine mehrstündige Zug- oder Flugreise vor dir. Dummerweise hast du Bücher, Handy und sonstige Ablenkungen vergessen. Ausgeschlafen bist du auch. Dafür darfst du dir eine/n User/in von Moviepilot neben dir wünschen. Wen willst du gern neben dir haben? (Um es spannender zu machen sagen wir mal, es muss ein/e User/in sein, die du noch nie privat getroffen hast).
                                              Nur eine(n) auszuwählen, ist natürlich schwierig. Hier gibt's eine ganze Reihe sympathischer Leute. Dann nehm ich mal RoboMaus, weil ich seine wunderbaren Verrisse schon etwas vermisse.

                                              4. Um niemanden zu beleidigen, wollen wir hier keine Namen nennen. Aber hast du schon mal einen Moviepilot-Buddie entfreundet, weil er/sie dir irgendwie unangenehm auffiel? Oder ignorierst du solche Texte dann einfach (sofern so etwas überhaupt passiert)?
                                              Mit meinen Buddys hab ich bisher Glück gehabt. Wenn mir jemand negativ auffällt - nennen wir ihn beispielhaft Robert - versuch ich denjenigen zu ignorieren.

                                              5. Kommentierst du nur Filme, deren Sichtung relativ zeitnah ist? Oder schreibst du auch zu solchen, die du das letzte Mal vor Jahren gesehen hast?
                                              Meine Kommentare erfolgen immer zeitnah, um mein Gedächtnis nicht übermäßig zu strapazieren 😋

                                              6. Alle deine Moviepilot Buddys wohnen jetzt bei dir in der Gegend. Würdest du trotzdem noch auf Moviepilot aktiv sein?
                                              Ja

                                              7. Du darfst eine Moviepilot Party für rund 200 User und Userinnen veranstalten. Ein bisschen Budget bekommst du auch, so ein bis zweitausend Euro. Was machst du?
                                              Dann spielen wir Eyes Wide Shut nach

                                              8. Weil die Party so ein Erfolg war, darfst du einen neuen Movie-Park beraten. Anfangs haben sie nur Geld für 3 Achterbahnen (Geisterbahn, Wasserbahn und klassische Achterbahn mit Loopings) und eine Show. Zu welchen Themenwelten oder Filmen rätst du ihnen?
                                              Geisterbahn: Shining
                                              Wasserbahn: Avatar 2 (man plant ja schließlich vorausschauend)
                                              Achterbahn: Final Destination 3

                                              9. Es wirkt immer schlau Schopenhauer oder Nietzsche zitieren zu können. Weißt du ein tolles Zitat, welches echt gut ist, aber aus einem blöden Film stammt?
                                              Ich hab tatsächlich ein gerahmtes Zitat von Schopenhauer im Wohnzimmer stehen:
                                              "Höflichkeit ist wie ein Luftkissen. Es mag wohl nichts drin sein, aber es mildert die Stöße des Lebens."

                                              10. Auch auf Moviepilot bleiben Hass-Kommentare zuweilen nicht aus. Wie gehst du mit solchen um? Beschäftigt dich so etwas über deine Internetnutzung hinaus, oder ist es dir egal?
                                              Auch hier wäre der Flammenwerfer angebracht, aber dafür bin ich dann wohl doch zu pazifistisch.

                                              11. Schreibst du auch noch woanders über Filme oder frönst deiner Filmleidenschaft anderweitig im Internet? Wenn ja, wo?
                                              Ja, aber...psst geheim😉

                                              12. Zum Schluss: Ich lese gerne. Welchen deiner Kommentare sollte ich mir mal zu Gemüte führen? Was empfiehlst du?
                                              Der zu "Der Elefantenmensch" ist glaub ich ganz gut gelungen. Der hat das nötige Töröö.

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                                              • 7
                                                Kenduskeag 01.07.2020, 11:32 Geändert 01.07.2020, 11:33

                                                Well, if you want to sing out, sing out
                                                And if you want to be free, be free
                                                'Cause there's a million things to be
                                                You know that there are

                                                "Harold and Maude" floppte bei seinem Erscheinen an den Kinokassen und wurde von den Kritikern verrissen, avancierte jedoch mit den Jahren zum Kultfilm, der auch heute noch mit skurrilem Charme und sehr viel Herzenswärme zu begeistern weiß. Regisseur Hal Ashby (Das letzte Kommando, Shampoo) schuf ein Werk zwischen schwarzer Komödie, Lovestory und Ode an das Leben.

                                                Der junge Harold (Bud Cort) hegt eine Vorliebe für alles, was mit dem Thema Tod zu tun hat. So fährt er zum Beispiel einen Leichenwagen, besucht Beerdigungen und inszeniert ganz unterschiedliche Arten des Selbstmords. Da begegnet er eines Tages der rebellischen Seniorin Maude (Ruth Gordon), welche nach ihren ganz eigenen Regeln lebt und den verschlossenen Teenager bei der Hand nimmt. Für Beide ist es der Beginn einer ungewöhnlichen Beziehung...

                                                "Harold and Maude" wirkt vor allem in Anbetracht seines Erscheinungsjahrs reichlich provokant, werden hier doch gleich mehrere gesellschaftliche Tabus thematisiert. Neben sehr viel morbiden Humor enthält Ashbys Film nämlich auch eine gute Portion Sozialkritik, werden Autoritäten ins Lächerliche gezogen und dem Spießbürgertum der Spiegel vorgehalten. Zugleich ist "Harold and Maude" aber auch ein sensibles Außenseiterporträt, in dem zwei scheinbar völlig unterschiedliche Menschen zueinander finden.

                                                Mag das Erzähltempo auch eher gediegen und besonders die Szenen mit den Heiratskandidatinnen auf Dauer etwas ermüdend sein, so besitzt die einzigartige Atmosphäre zwischen Klamauk und Melancholie doch eine unbestreitbare Anziehungskraft. Mit den zum Teil eigens für den Film geschriebenen Songs von Cat Stevens ist "Harold and Maude" zudem auch musikalisch ein Volltreffer.

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                                                • 8

                                                  "Kap der Angst" von Regielegende Martin Scorsese (Taxi Driver, The Wolf of Wall Street) ist ein adrenalingetränkter Psychothriller, der mit einer geradlinig erzählten Story, vielschichtigen Charakteren und hervorragenden Darstellerleistungen aufwartet.

                                                  Vierzehn Jahre lang saß Max Cady (Robert De Niro) wegen Vergewaltigung hinter Gittern. Nach seiner Entlassung will der gewaltbereite Psychopath grausame Rache an seinem damaligen Pflichtverteidiger Sam Bowden (Nick Nolte) üben, da dieser einst entlastende Dokumente zurückhielt, um Cadys Verurteilung zu erwirken. Dazu hat Cady es nicht nur auf den Anwalt selbst, sondern auch auf dessen Frau Leigh (Jessica Lange) und seine Tochter Danielle (Juliette Lewis) abgesehen...

                                                  Dass es sich bei "Kap der Angst" um ein Remake handelt, kann man sich gut vorstellen, selbst wenn man das Original "Ein Köder für die Bestie" (1962) nicht gesehen hat. Die Geschichte rund um das Psychoduell zwischen Ex-Häftling und gut situiertem Familienvater hat etwas wunderbar Klassisches an sich, zumal die Stars des Originals (Gregory Peck, Robert Mitchum und Martin Balsam) Cameo Auftritte haben und sogar der Score von Bernard Herrmann abermals Verwendung fand. Zugleich drückt Scorsese der Geschichte jedoch auch seinen eigenen unverkennbaren Stempel auf und setzt dazu auf schnelle Schnitte, virtuose Kamerafahrten und ausgiebige Figurenbeleuchtung.

                                                  Unter den Darstellern sticht indes besonders De Niro als egozentrischer Psychopath hervor, der mal als aalglatter Verführer und mal als brutaler Schläger auftritt. Ebenso weiß auch Juliette Lewis als rebellische Teenie Tochter zu begeistern, weshalb es kaum verwundert, dass die in einem leeren Theatersaal stattfindende Szene zwischen De Niro und ihr zu den Stärksten des ganzen Films zählt. Nolte in der Rolle des Anwalts haftet indes immer etwas Zwielichtiges an, während Lange hauptsächlich in den Streitszenen mit ihm glänzen darf.

                                                  Da die Geschichte letztlich aus Sicht der traumatisierten Tochter rekapituliert wird, ergeben sogar einige Übertreibungen und die geradezu übermenschlichen Fähigkeiten des Antagonisten in diesem packenden Scorsese Thriller durchaus Sinn.

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                                                  • Ein sehr brisantes Thema hast du dir da ausgesucht. Verschwörungstheorien gehen ja oft mit der Ausgrenzung und Diffamierung bestimmter Gruppen einher und lassen Feindbilder entstehen.
                                                    Beispiele aus der deutschen Geschichte, die mir zu dem Thema einfallen, sind die Dolchstoßlegende (Sozialdemokraten und Juden hätten die Niederlage im 1. Weltkrieg quasi von innen heraus herbeigeführt) und die Barschel Affäre (Uwe Barschel sei von Wahlkampfgegnern ermordet worden).
                                                    Generell haben Verschwörungstheorien in Krisenzeiten immer Hochkonjunktur. Schon während der Pest im 14. Jahrhundert wurden ja Juden verantwortlich gemacht. In neuerer Zeit sind es dann eben 9/11 oder aktuell Corona, die die absurdesten Theorien befeuern.

                                                    Danke dir auf jeden Fall für deinen lesenswerten Artikel 🙂👍

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