Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 8 .5
    Kenduskeag 07.10.2020, 11:19 Geändert 07.10.2020, 11:21

    Der auf dem populären italienischen Theaterstück basierende "Die Legende vom Ozeanpianisten" unter der Regie Giuseppe Tornatores (Cinema Paradiso, Eine reine Formalität) ist ein modernes Märchen in opulenter Ausstattung und mit verzaubernden Pianoklängen. Die Geschichte eines Musikgenies, welches sein ganzes Leben auf einem gewaltigen Ozeandampfer verbringt, begeistert mit träumerischen Bildern, einem gut aufgelegten Darstellerensemble und einem emotional ergreifenden Morricone Score.

    Der mittellose Trompeter Max (Pruitt Taylor Vince) erzählt die unglaubliche Geschichte seines Freundes T.D. Lemon 1900 (Tim Roth), der als Baby am Neujahrsmorgen im Festsaal der 'Virginia' gefunden wird und seine ersten Lebensjahre unter der Obhut eines Heizers im Laderaum des Ozeanriesen verbringt. Schon früh wird das außerordentliche musikalische Talent des Waisenjungen offenbar, der schließlich zu einem begnadeten Pianisten heranwächst, der die Reisenden an Bord der 'Virginia' in Verzückung versetzt. Obwohl Max seinen Freund immer wieder dazu ermutigt, das Schiff zu verlassen und das Leben an Land kennenzulernen, beharrt der Pianist darauf, an Bord zu bleiben und begibt sich damit schließlich in große Gefahr...

    Tornatores Film schlägt ganz unterschiedliche Töne auf der Klaviatur an, versteht diese jedoch stimmig miteinander in Einklang zu bringen. So wechseln sich skurrile Momente mit melancholischen Episoden ab, bewegt sich der Film zwischen ulkigem Spaß und traurigem Ernst. Die Kamera schwelgt dabei immer wieder regelrecht in den prunkvollen Interieurs und verleiht Tornatores Werk in Kombination mit der verzaubernden Musik somit eine tiefe Nachdenklichkeit. Darüber hinaus wissen auch die Leistungen des Casts durchweg zu gefallen, zu welchem neben den im Mittelpunkt der Handlung stehenden Tim Roth und Pruitt Taylor Vince auch noch u.a. Mélanie Thierry (Da 5 Bloods), Bill Nunn (Spider-Man 1-3) und Peter Vaughan (Game of Thrones) zählen.

    Somit ist "Die Legende vom Ozeanpianisten" insgesamt großartiges Musikkino mit märchenhaftem Charme, das den Zuschauer auf große Fahrt über die unendlichen Weiten des Meeres mitnimmt.

    Vielen Dank an Wyvern, dass du den so eifrig beworben hast!

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    • 5 .5
      über Virus

      "Virus" unter der Regie des vornehmlich für seine in den Filmen James Camerons geleistete Effektarbeit bekannten John Bruno (u.a. für "Abyss", "Titanic" und "Avatar") ist ein SciFi Horrorwerk mit B-Movie Charme, welches sich munter bei den großen Vorbildern des Genres bedient, dabei aber selbst kaum über pures Mittelmaß hinauskommt.

      Die in Folge eines Taifuns in Seenot geratene Besatzung eines Bergungsfrachters um die toughe Kelly (Jamie Lee Curtis) und den profitgierigen Captain Everton (Donald Sutherland) stößt im Auge des Sturms unversehens auf ein russisches Forschungsschiff, dessen Crew wie von Geisterhand verschwunden zu sein scheint. Als Kelly und ihre Mitstreiter das Schiff jedoch für den Abtransport klarmachen wollen, müssen sie feststellen, dass sich außer ihnen noch eine andere Lebensform an Bord befindet...

      Die größtenteils handgemachten Effekte, welche bisweilen schön eklig ausfallen, stellen letztlich noch das größte Highlight dieses aus Motiven von "Alien" (1979), "Das Ding aus einer anderen Welt" (1982) und "Terminator" (1984) zusammengebastelten Werks dar. Insofern bereitet "Virus" vor allem dann Vergnügen, wenn man ein gewisses Faible für solch ausgiebige Effektshows hat und keinen gesteigerten Wert auf eine originelle Story oder tiefergehende Figurenzeichnung legt.

      Die Darsteller, zu denen u.a. noch William Baldwin (Flatliners), Joanna Pacula (Gorky Park) und Cliff Curtis (Fear the Walking Dead) zählen, agieren beinahe allesamt reichlich überdreht, quasseln nahezu ununterbrochen und haben im Angesicht der Gefahr kaum mehr zu tun, als die Flucht zu ergreifen oder wie wild loszuballern. Einen gewissen Unterhaltungswert hat dieser Nonsens aber dennoch, da Brunos Film flott inszeniert ist und seinen Figuren bei der munteren Hatz quasi keine Verschnaufpause lässt.

      Also: Gehirn auf Durchzug schalten und ab geht's!

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      • 6

        Der von Peter Hyams (Unternehmen Capricorn, Sudden Death) inszenierte "Das Relikt" nach dem Roman des Autorenduos Preston/Child liefert durchaus unterhaltsamen Monsterhorror ohne besondere Innovationen, jedoch auch ohne allzu gravierende Schwächen.

        Im Hafen von Chicago wird ein Frachter entdeckt, in dessen Laderaum neben Kisten mit exotischen Pflanzen zahlreiche Leichen gefunden werden, denen offenbar das Gehirn herausgerissen wurde. Als kurz darauf im Naturkundemuseum ein Wachmann auf ganz ähnliche Weise ums Leben kommt, glaubt der mit den Ermittlungen betraute Vincent D'Agosta (Tom Sizemore) einem bestialischen Serienmörder auf der Spur zu sein. Gleichzeitig nimmt die im Museum tätige Evolutionsbiologin Dr. Margo Green (Penelope Ann Miller) die aus Südamerika stammenden Pflanzen unter die Lupe und fördert dabei Ungeheuerliches zu Tage...

        "Das Relikt" vermischt altbekannte Zutaten zu einem kurzweiligen Horrorvergnügen, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Das Museumssetting mit seinen altertümlichen Exponaten eignet sich indes ganz wunderbar, um eine gelungene Gruselatmosphäre zu erzeugen und die Charaktere auf der Flucht vor dem Monster durch dunkle Gänge und Abwassertunnel zu jagen. Die vornehmlich aus Nebenrollen bekannten Darsteller, zu denen u.a. noch Linda Hunt (Navy CIS: L.A.) und James Whitmore (Die Verurteilten) gehören, machen dabei einen soliden Job, ohne in besonderer Weise zu glänzen.

        Abstriche machen muss man hingegen bei den teils schlecht gealterten Spezialeffekten und dem etwas einfallslosen Finale, zuvor jedoch bekommt man hier recht charmanten Monsterhorror ohne größere Spannungseinbrüche zu sehen.

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        • 6

          "Before I wake" unter der Regie Mike Flanagans (Oculus, Das Spiel) verbindet Drama mit Fantasyhorror und kreiert daraus ein emotionales Schauerstück, welches sich mehr für das Innenleben seiner Figuren als für simple Schockmomente interessiert. Als Horrorfilm schafft es Flanagans Werk zwar nur knapp über den Durchschnitt, punktet dafür aber mit der psychologisch spannenden Auseinandersetzung mit den Charakteren.

          Nach dem Unfalltod ihres kleinen Sohnes entschließt sich das Ehepaar Jessie (Kate Bosworth) und Mark (Thomas Jane) den Waisenjungen Cody (Jacob Tremblay) zu adoptieren. Während das Paar selbst nach wie vor unter dem schrecklichen Verlust leidet, hat auch Cody bei seinen vorherigen Pflegeeltern schlimme Zeiten durchmachen müssen. Daher sehen Jessie und Mark die Schlafstörungen ihres Adoptivsohns zunächst auch nicht als besonders ungewöhnlich an. Codys Träume jedoch sind mit einer unheilvollen Gabe verbunden...

          Schon Horrorgroßmeister Wes Craven nutzte die furchteinflößende Macht der Traumwelt für seinen Genreklassiker "A Nightmare on Elm Street" (1984) und schuf zugleich eine Ikone unter den Filmbösewichten. Flanagan hingegen spielt in seinem Werk deutlich ruhigere Töne an und legt sehr viel Wert auf die Trauerarbeit des Ehepaars und die allmähliche Annäherung zwischen ihnen und ihrem Pflegekind. Im späteren Verlauf der Handlung kommen schließlich die durch Codys Träume ausgelösten Fantasyelemente hinzu, die nach und nach immer düstere Formen annehmen.

          Erfahrene Horrorfans werden davon zwar nicht vor Schreck aus dem Sessel gerissen, dazu ist der Ablauf dieser Szenen doch insgesamt zu wenig abwechslungsreich und das Auftauchen der Alptraumgestalt zu erwartbar, doch sorgt die zuvor aufgebaute Nähe zu den Protagonisten zumindest für einige anrührende Szenen. Hinzu kommt, dass mit Jacob Tremblay (Raum, Wunder) einer der vielversprechendsten Jungdarsteller der letzten Jahre für den Film gewonnen werden konnte, der hier abermals sein enormes Potenzial unter Beweis stellt.

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          • 5

            Für den vierten Teil der Alien-Saga übernahm der Franzose Jean-Pierre Jeunet (Die Stadt der verlorenen Kinder, Die fabelhafte Welt der Amélie) das Regiezepter und drückte ihm nach all den Widrigkeiten in der Entstehung des Vorgängers seinen unverkennbaren Stempel auf. Dabei herausgekommen ist ein mit skurrilem Humor versehenes und durchaus experimentierfreudiges Werk, welches inhaltlich jedoch kaum etwas Neues bietet und zudem recht spannungsarm ausfällt.

            Eine Gruppe von Wissenschaftlern an Bord eines Raumschiffes möchte Aliens für militärische Zwecke züchten. Hierzu erwecken sie auch die vor zweihundert Jahren gestorbene Ellen Ripley (Sigourney Weaver) zu neuem Leben, indem sie ihre Überreste so oft klonen, bis daraus ein lebensfähiger Organismus entsteht, welcher zudem über Gene der Alien-Königin verfügt. Als die gezüchteten Aliens jedoch aus ihren Käfigen entkommen können, ist niemand an Bord mehr seines Lebens sicher...

            "Alien - Die Wiedergeburt" verfügt über einen vielversprechenden Auftakt, macht daraus im weiteren Verlauf allerdings viel zu wenig und gleitet alsbald in das bekannte Verfolgungsszenario ab. Zwar sorgt das Raumschiff-Setting in Kombination mit den größtenteils praktischen Effekten, welche in jedem Fall besser gealtert sind als so manche CGI Grütze der 90er, für eine stimmige SciFi Atmosphäre, doch ist die Geschichte einfach viel zu dünn und vorhersehbar, um mehr als nur punktuell Spannung zu erzeugen. Hinzu kommt, das einige Szenen - wie etwa das alberne Basketballspiel zwischen Ripley und dem Weltraumpiraten Johner (Ron Perlman) - besser in eine Highschool Komödie gepasst hätten.

            Als weiteres großes Manko erweist sich zudem, dass den Figuren keinerlei Tiefe zugestanden wird und es dem Zuschauer somit auch herzlich egal ist, wenn sie den Aliens zum Opfer fallen. Darsteller wie Dominique Pinon, Michael Wincott und Brad Dourif werden hier somit regelrecht verschwendet und selbst bei Winona Ryder ist am Ende nicht so ganz klar, was ihr Charakter nun eigentlich in diesem Film zu suchen hatte.

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            • Das Leben der Anderen
              Paris, Texas
              Das Parfum
              Jenseits der Stille
              Otto - Der Film

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              • Die Taschendiebin (1930er)
                Apocalypse Now (1969)
                Das Leben ist schön (1930er-40er)
                The Green Mile (1930er)
                Die Verurteilten (1947-1966)
                Das Geheimnis des verborgenen Tempels (19. Jhd.)
                Das weiße Band (1913)
                Der Elefantenmensch (1880er)
                Zodiac - Die Spur des Killers (1960er-1990er)
                Zurück in die Zukunft (1955)
                King of Devil's Island (1915)
                Stand by me (1959)
                Königreich der Himmel (12. Jhd.)

                Fantasyfilme wie Der Herr der Ringe spielen für mein Empfinden übrigens nicht im Mittelalter. Dann schon eher in den Jahren 3018-3021 des Dritten Zeitalters😁

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                • 7

                  "The Awakening" ist ein subtiler Gruselfilm der alten Schule, der erfahrene Horrorzuschauer zwar nicht vor Schreck aus dem Sessel reißt, dafür aber mit einer schaurigen Atmosphäre, überzeugenden Darstellern und einer interessanten Geschichte um Trauer, Einsamkeit und Verlust punktet.

                  England 1921: Wissenschaftlerin Florence Cathcart (Rebecca Hall) hat es sich zum Ziel gesetzt, vermeintlich übernatürliche Phänomene als Scharlatanerie zu entlarven. Als der Lehrer Robert Mallory (Dominic West) sie um Hilfe bittet, um den Tod eines Schülers an seinem Internat zu untersuchen, welcher in Verbindung mit einer Geistererscheinung stehen soll, kommt Florence jedoch bald der Verdacht, dass die Grenzen des wissenschaftlich Erklärbaren in diesem Fall schnell erreicht sein könnten...

                  Nach einer sehr gelungenen Einführung, die sogleich Neugier auf das Kommende schürt, nimmt "The Awakening" zunächst die gesellschaftliche Situation nach dem 1. Weltkrieg in den Fokus, ehe im späteren Verlauf der Anteil der Gruselelemente wieder zunimmt. So befasst sich der Film mehr als nur am Rande mit der Trauer um die gefallenen Soldaten, dem Schmerz der Hinterbliebenen und auch mit den strengen Erziehungsmethoden jener Zeit, welche das Leiden der Kinder zusätzlich verstärken.

                  Dabei ist "The Awakening" über weite Strecken unvorhersehbar genug, um nicht gleich erahnen zu können, wohin die Reise gehen wird, zumal nur schwer zu sagen ist, von wem oder was hier überhaupt eine Bedrohung ausgeht. Fast alle Charaktere sind dazu vielschichtig angelegt und nicht immer leicht einzuschätzen. Und auch die Darsteller, zu denen u.a. noch Imelda Staunton, Joseph Mawle und Isaac Hempstead-Wright gehören, machen einen sehr guten Job.

                  Trotz kleinerer Schwächephasen und einer eher grundsoliden Inszenierung vermag dieser britische Gruselfilm daher auf jeden Fall zu gefallen.

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                  • 7
                    über Sheila

                    Der von Herbert Ross (Footloose, Magnolien aus Stahl) inszenierte "Sheila" ist ein klassischer Whodunit Krimi im bekannten Agatha Christie Stil und wartet mit einer wendungsreichen Geschichte, einem starken Darstellerensemble sowie vielen Anspielungen auf Filmklassiker und das Leben der Hollywood High-Society auf.

                    Am ersten Todestag seiner Frau Sheila, die bei einem mysteriösen Unfall mit Fahrerflucht starb, lädt der Filmproduzent Clinton Green (James Coburn) sechs Freunde auf seine Jacht ein. Dabei will er ein ausgeklügeltes Spiel mit seinen Gästen spielen, bei dem ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit jedes Einzelnen aufgedeckt werden soll. Nach und nach dämmert den Freunden, dass auf diese Weise auch die Identität von Sheilas Mörder aufgedeckt werden könnte...

                    Für Fans des gepflegten Rätselratens ist "Sheila" ein gefundenes Fressen, hat man es hier doch mit einer ganzen Riege an Verdächtigen zu tun, die alle etwas zu verbergen haben. Hinzu kommen die cleveren Schnitzeljagden, die sich der Gastgeber überlegt hat und die die Handlung zum einen auflockern und zum anderen für Schauplatzwechsel sorgen, sodass Ross' Film nicht nur ein reines Kammerspiel an Bord der Jacht bleibt. Getragen von einem gut ausgewählten Cast, zu dem u.a. noch Raquel Welch, Ian McShane und James Mason zählen, entwickelt sich so ein spannendes Krimivergnügen mit nur kleineren Durchhängern.

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                    • Romy Schneider
                      Martina Gedeck
                      Karoline Herfurth
                      Johanna Wokalek
                      Sibel Kekilli

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                      • 6
                        Kenduskeag 23.09.2020, 08:50 Geändert 23.09.2020, 08:57

                        Die kolumbianisch-spanische Produktion "Das verborgene Gesicht" ist eine Mischung aus Mysterythriller und Beziehungsdrama, welche um Themen wie Liebe, Zweifel und Eifersucht kreist und diese mit dezenten Horrorelementen verbindet. Fällt die erste Hälfte des Films noch recht ruhig und unspektakulär aus, ergibt sich in der zweiten eine dramatische Zuspitzung der Ereignisse.

                        Die Kellnerin Fabiana (Martina Garcia) wird an ihrem Arbeitsplatz auf einen weinenden Gast aufmerksam. Bei diesem handelt es sich um den wohlhabenden Dirigenten Adrián (Quim Gutiérrez), der aufgrund seines betrunkenen Zustands nicht mehr allein nach Hause kommt, weshalb Fabiana ihn zu sich mitnimmt. Zwischen den beiden entwickelt sich schon bald eine Beziehung und Fabiana zieht zu Adrián auf dessen Landsitz. Als eines Tages die Polizei vor der Tür steht, erfährt sie dann auch endlich den Grund für Adriáns Kummer: Seine Freundin Belén (Clara Lago) ist spurlos verschwunden und Adrián wird verdächtigt, sie ermordet zu haben...

                        "Das verborgene Gesicht" nimmt sich ausgiebig Zeit, um seine Hauptfiguren und ihre sich anbahnende Liebesgeschichte einzuführen und fügt dieser erst relativ spät erste Mysterynoten hinzu. Die mit Rückblenden erzählte Handlung ist dabei nicht sonderlich komplex oder überraschend, erzeugt aber dennoch ein gewisses Maß an Spannung, da alle Figuren tiefe Abgründe offenbaren. Unter den Darstellern gefällt indes vor allem Clara Lago, der auch letztlich die interessanteste Rolle zukommt, während man Quim Gutiérrez den heißblütigen Casanova und Vollblutmusiker nicht immer so ganz abnimmt.

                        So steht am Ende ein zwar nur langsam Fahrt aufnehmendes und eher bieder inszeniertes Thrillerdrama, das zum Finale hin aber durchaus für Nervenkitzel sorgt und an diversen Moralfragen rührt.

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                        • Ulrich Mühe
                          Armin Mueller-Stahl
                          Frederick Lau
                          Thomas Kretschmann
                          Ulrich Noethen

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                          • 6 .5

                            Der auf Mo Hayders Roman basierende belgische Thriller "Die Behandlung" bietet sehr düstere, nur schwer zu verarbeitende Krimikost, die dem Zuschauer aufgrund der perfiden Geschichte und der teils grauenerregenden Bilder einige harte Schläge in die Magengrube versetzt.

                            Inspektor Nick Cafmeyer (Geert Van Rampelberg) ermittelt im Fall eines entführten Jungen, der zuvor zusammen mit seinen Eltern tagelang im Wohnhaus der Familie festgekettet worden war. Nach und nach deckt Cafmeyer ungeheuerliche Taten von Kindesmissbrauch auf, die offenbar in Verbindung zu seinem verschwundenen Bruder stehen, der ebenfalls als Kind entführt wurde. Während der Inspektor noch im Dunkeln tappt, schlägt der Täter ein weiteres Mal zu...

                            Mit seiner dichten, um Authentizität bemühten Inszenierung erinnert die Romanverfilmung an vergleichbare skandinavische Genrevertreter wie die "Millenium-Trilogie" (2009) oder die "Sonderdezernat Q" Reihe (2013-2018). Anders als bei diesen wird in "Die Behandlung" das Privatleben der Ermittler jedoch beinahe komplett außen vorgelassen und sich völlig auf den furchtbaren Kriminalfall konzentriert. Dieser wartet gleich mit einer ganzen Riege an Verdächtigen auf, über die der Zuschauer jedoch erst spät Näheres erfährt und somit ebenso wie der Protagonist zunächst vollkommen ahnungslos ist. Hauptdarsteller Van Rampelberg, der als Einziger in so gut wie jeder Szene zu sehen ist, kommt dabei die anspruchsvolle Aufgabe zu, als Ankerpunkt in diesem undurchsichtigen Figurengeflecht zu dienen, was ihm auch mit Bravour gelingt.

                            Als Schwachpunkt erweist sich hingegen die für einen derartig dialoggetriebenen, wenig actionlastigen Thriller erstaunlich lange Laufzeit des Films, die einerseits für ein paar Spannungsdurchhänger und andererseits für eine kontinuierlich steigende Erwartungshaltung sorgt, welche die finale Auflösung dann nicht ganz befriedigen kann. Insbesondere das Täterprofil fällt nämlich letztlich nur grob gezeichnet aus, obgleich die Details seiner Taten wirklich markerschüttend sind.

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                            • 3

                              "Highlander" unter der Regie von Russell Mulcahy (Shadow und der Fluch des Khan, Resident Evil: Extinction) ist ein aus heutiger Sicht doch sehr angestaubter Fantasyactionfilm mit einer bruchstückhaften Story, schwachen Effekten und einem extrem blassen Hauptdarsteller.

                              Der Schotte Connor MacLeod (Christopher Lambert) überlebt wie durch ein Wunder eine ihm bei einer Schlacht in den Highlands durch den bösartigen Kurgan (Clancy Brown) zugefügte Verletzung und wird daher von seinem Clan, welcher glaubt, Connor habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, verstoßen. Durch den ägyptischen Adeligen Juan Ramirez (Sean Connery) erfährt der Highlander jedoch, dass er zu den wenigen Unsterblichen auf der Welt gehört. Im New York der 1980er kommt es zur finalen Konfrontation zwischen Connor und seinem alten Widersacher...

                              "Highlander" lässt den Zuschauer anfangs noch im Unklaren darüber, wovon dieser Fantasyactionmix, der mit einer Wrestlingshow und einem anschließenden Zweikampf in einer Tiefgarage beginnt, überhaupt handeln soll. In Rückblenden wird schließlich die Lebensgeschichte des Protagonisten erzählt, die jedoch leider kaum mehr als schlecht choreografierte Schwertgefechte vor wechselnden Schauplätzen und schwülstige Dialoge zu bieten hat. Schon bald entsteht der Eindruck, dass die vielen Zeitsprünge, die langen Kampfsequenzen und der ausufernde Gebrauch von Pyrotechnik nur über das Fehlen einer interessanten Handlung hinwegtäuschen sollen.

                              Hinzu kommt, dass auch die Darsteller bis auf wenige Ausnahmen wie den stets charismatischen Sean Connery und den wild grimassierenden Clancy Brown, welcher sich als Einziger des hohen Trashfaktors bewusst zu sein scheint, keine sonderlich gute Figur abgeben. So gilt auch für die Gesichtsausdrücke des völlig überforderten Lambert: Es kann nur einen geben!

                              Positiv hervorzuheben sind derweil einzig ein paar schöne Kamerafahrten und der rockige Soundtrack von Queen, wobei letzterer später in "Ritter aus Leidenschaft" (2001) effektiver eingesetzt wurde.

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                              • 7

                                Ewige Dunkelheit herrscht in Dark City, dem Schauplatz für die gleichnamige SciFi Dystopie unter der Regie von Alex Proyas (The Crow, I, Robot). Kein Baum scheint hier zu wachsen, kein Vogel zu zwitschern und die Stadtbevölkerung selbst scheint in einem endlosen Dämmerschlaf zu liegen. Eine düstere, fremdartige Macht beherrscht diese Welt, in der Niemand weiß, ob es Tag oder Nacht ist, und was Traum oder Realität.

                                John Murdoch (Rufus Sewell) erwacht ohne jede Erinnerung im Badezimmer eines Hotels, im Nebenzimmer die Leiche einer Frau vorfindet. Nach und nach bringt er in Erfahrung, dass er mit der Nachtclub Sängerin Emma (Jennifer Connelly) verheiratet ist und als Serienmörder von der Polizei gesucht wird. Zudem ist jedoch auch noch eine Gruppe mysteriöser Fremder hinter ihm her, die offenbar über seltsame Kräfte verfügt, mit welchen sie die ganze Stadt kontrollieren können...

                                "Dark City" ist ein visueller Hinsicht schlichtweg herausragendes Werk, das in seiner knapp bemessenen Laufzeit eine ungemein faszinierende Welt kreiert, die sich optisch an den Werken von Fritz Lang und F. W. Murnau orientiert. Gleichzeitig ist Proyas' noirartiger SciFi Film allerdings auch recht schnell geschnitten und hastet nur so von Szene zu Szene, sodass der Zuschauer kaum Zeit erhält, um alle Zusammenhänge zu begreifen oder sämtliche Details dieser düsteren Stadt zu erfassen. Mitunter fühlt sich "Dark City" deshalb so an, als habe Proyas die Auflage bekommen, sein Werk möglichst kurz zu halten und die Handlung schneller voranzutreiben, als es dem komplexen Weltenbau und den Charakteren eigentlich zuträglich gewesen wäre.

                                Gleichwohl begeistert dieser finstere SciFi Trip mit einem ganzen Füllhorn an Ideen, großartigen Spezialeffekten und einer prominenten Schauspielriege, zu der u.a. noch Kiefer Sutherland, William Hurt, Ian Richardson und Melissa George gehören. Ein zentrales Thema des Films ist zudem die Auseinandersetzung darüber, was das Menschsein an sich und insbesondere den Wert jedes Einzelnen von uns ausmacht. Kein Wunder, dass die Wachowskis für "Matrix" (1999) nicht nur Sets aus diesem Film wiederverwendeten, sondern auch zahlreiche Motive aufgriffen.

                                @Eudora: Für wenige Sekunden sind Schaben im Hotelzimmer zu sehen

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                                • 6 .5

                                  Der von Andrew Davis (Alarmstufe: Rot, Auf der Flucht) inszenierte "Ein perfekter Mord" ist ein im positiven Sinn altmodischer Thriller, der auf dem gleichen Theaterstück wie auch schon "Bei Anruf: Mord" (1954) basiert. Anders als der Hitchcock Klassiker befasst sich die Neuauflage jedoch mehr mit dem Glamourleben der New Yorker High Society und ist weniger kammerspielartig angelegt.

                                  In der Ehe des kurz vor dem geschäftlichen Ruin stehenden Unternehmers Steven Taylor (Michael Douglas) und seiner jungen Gattin Emily (Gwyneth Paltrow) kriselt es. Emily, die nach ihrem Tod ein Millionenvermögen erben würde, betrügt ihren Ehemann mit dem mittellosen Künstler David (Viggo Mortensen), der wiederum über eine kriminelle Vergangenheit verfügt. Als der gehörnte Gatte von der Affäre erfährt, bietet er seinem Rivalen ein teuflisches Geschäft an: Im Gegenzug für eine Summe von 500.000 Dollar soll David Emily ermorden...

                                  Die Ausgangslage des Thrillers hat man auch abseits von Hitchcock schon häufiger gesehen, dient hier aber nur als Startschuss für eine über weite Strecken spannende und wendungsreiche Kriminalstory, welche neben ein paar wenigen Gewaltspitzen vor allem viel Freiraum für sein wunderbares Hauptdarstellertrio lässt. Dementsprechend lebt "Ein perfekter Mord" zum Großteil auch vom Psychoduell Douglas gegen Mortensen und der zwischen den Stühlen stehenden Paltrow, die schon bald nicht mehr weiß, wem sie noch trauen kann.

                                  Am Ende steht also durchaus mitreißende Krimiunterhaltung, sodass auch nicht allzu sehr ins Gewicht fällt, dass Davis' Inszenierung eher bieder daherkommt und der zu aufdringlich geratene Score zu den schwächeren Arbeiten von Komponist James Newton Howard gehört.

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                                  • 6

                                    Mr. Sandman, bring me a dream
                                    Make him the cutest that I've ever seen
                                    Give him two lips like roses and clover
                                    Then tell him that his lonesome nights are over
                                    Sandman, I'm so alone
                                    Don't have nobody to call my own
                                    Please turn on your magic beam
                                    Mr. Sandman, bring me a dream

                                    20 Jahre nach der furchtbaren Halloween Nacht von 1978 kehrt Michael Myers zurück, um grausame Rache an seiner Schwester Laurie (Jamie Lee Curtis) zu nehmen, die inzwischen mit ihrem Sohn (Josh Hartnett) unter falschem Namen als Direktorin einer Eliteschule in Kalifornien lebt. "Halloween H20" unter der Regie von Steve Miner (Warlock - Satans Sohn, Lake Placid) ignoriert die meisten Fortsetzungen der Reihe und katapultiert den Killer von Haddonfield direkt in die 90er.

                                    In gewisser Weise bewegt sich "Halloween H20" damit näher an den seinerzeit populären Teenie-Slashern wie Wes Cravens "Scream" (1996) als an den vorherigen "Halloween"-Teilen, gibt sich teils selbstrefererenziell und spielt standesgemäß auf einem Schulgelände. Zugleich ist Miners Beitrag zum Horrorfranchise jedoch alles andere als eine bloße Abfolge von möglichst heftigen Kills, sondern widmet sich sehr ausführlich Laurie Strodes Trauma aus Teenagertagen und der darunter leidenden Beziehung zu ihrem Sohn. Jamie Lee Curtis weiß die Angstzustände und Sinnestäuschungen, die sie ihren psychopathischen Bruder hinter jedem Busch vermuten lassen, dabei glaubhaft zu verkörpern. Und auch die weiteren Darsteller, zu denen u.a. noch Michelle Williams, LL Cool J und Adam Arkin zählen, bringen durchaus solide Leistungen. Ein besonderes Schmankerl für Horrorfans stellt zudem der Auftritt von Curtis' Mutter Janet Leigh dar, der mit einigen Anspielungen auf "Psycho" (1960) aufwartet.

                                    So kommt "Halloween H20" zwar nicht ganz an die Qualität der ersten beiden Teile heran und fällt hier und da auch etwas ideenarm und allzu vorhersehbar aus, verbreitet aber dennoch reichlich Gruselstimmung und eine interessante Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Protagonistin.

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                                    • 6

                                      "Passagier 57" ist ein geradliniger kleiner Actionreißer, der sich eher nach einem Glücksgriff aus der Videothek, statt nach einem Film für die große Leinwand anfühlt, dabei aber immerhin kurzweilige und temporeiche Genreunterhaltung bietet.

                                      Sicherheitsexperte John Cutter (Wesley Snipes) befindet sich in einer Passagiermaschine auf dem Flug nach Los Angeles, wo er nach dem tragischen Tod seiner Frau eine neue Stelle antreten möchte. Im gleichen Flugzeug hält sich auch der in Polizeigewahrsam befindliche Terrorist Charles Rane (Bruce Payne) auf, der mithilfe einiger Komplizen seine Bewacher ausschalten kann und den Flieger in seine Gewalt bringt. Ein gnadenloser Kampf über den Wolken beginnt...

                                      "Passagier 57" kommt mit einer sehr simplen Story im Fahrwasser von "Stirb langsam" (1988) und Co. daher, weiß aber dank seines guten Timings und des wohltuenden Verzichts auf unnötige Nebenhandlungen dennoch für knackigen Actionspaß zu sorgen. Der dezente B-Movie Charme und die albernen One-Liner fügen sich zudem erstaunlich gut in dieses flotte Gesamtpaket aus Zweikämpfen, Verfolgungsjagden und Explosionen ein. Hinzu kommt ein gut aufgelegter Cast um 90er-Actionikone Snipes, der ein ums andere Mal seine bemerkenswerten Kampfkunst Fähigkeiten präsentieren darf, sowie einem wunderbar fiesen Bruce Payne als psychopathischer Antagonist. Angesichts dieser Pluspunkte fällt es auch nicht allzu schwer, über einige hanebüchene Drehbuchentscheidungen hinwegzusehen und selbst das recht einfallslose Finale lässt sich einigermaßen verschmerzen.

                                      Als kleiner Bruder von Filmen wie John McTiernans legendärem Actionkracher betrachtet, vermag diese Flugzeugentführung somit insgesamt durchaus Thrill und Nervenkitzel heraufzubeschwören.

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                                      • 7 .5

                                        Für "A Tale of Two Sisters" nahm sich Regisseur Kim Jee-woon (I saw the devil, The Last Stand) ein altes koreanisches Volksmärchen zur Vorlage und verwandelte es in ein intensives Stück Psychohorror, welches mit einer wendungsreichen Handlung, einer knisternden Gruselatmosphäre und einem subtilen Spannungsaufbau auftrumpft.

                                        Nach einem längeren Klinikaufenthalt kehren die beiden Schwestern Su-mi (Lim Su-jeong) und Su-yeon (Moon Geun-young) in ihr Elternhaus zurück, wo sie von ihrem Vater (Kim-Kap-soo) und ihrer strengen Stiefmutter (Yeom Jeong-a) empfangen werden. Insbesondere Su-mi gerät mit der neuen Frau an der Seite ihres Vaters immer wieder aneinander, sodass sich im Haus eine extrem angespannte Stimmung breitmacht. Schon bald droht der Familie eine furchtbare Eskalation...

                                        "A Tale of Two Sisters" enthält nur wenige Jumpscares und Gewaltszenen, bezieht seine Spannung jedoch dafür umso mehr aus der unvorhersehbaren Story, die um Themen wie Verlust, Verdrängung und Schuldgefühle kreist. Anders als vergleichbare Horrorfilme, die konsequent auf einen finalen Twist zusteuern, bietet Kim Jee-woons schauriges Spiel mit den Wahrnehmungen auch nach Beendigung noch verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Hinzu kommen ausgezeichnete Darstellerleistungen und eine stilsichere Inszenierung, bei der vor allem die starken Farbkontraste zwischen dem leuchtend hellen Gelb und Grün von Feldern und See und den düsteren Rot- und Blautönen im Innern des Hauses ins Auge fallen.

                                        Somit ist "A Tale of Two Sisters" letztlich ein weiteres Beispiel für ebenso intelligentes wie gänsehautbereitendes Gruselkino aus Fernost.

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                                        • 7

                                          Der auf Truman Capotes gleichnamigen Roman basierende "Kaltblütig" unter der Regie von Richard Brooks (Die Katze auf dem heißen Blechdach, Die gefürchteten Vier) ist eine präzise Rekonstruktion eines realen Verbrechens, bei dem im Winter 1959 eine vierköpfige Farmerfamilie aus Kansas auf bestialische Weise ermordet wurde.

                                          Kaum aus dem Gefängnis entlassen, lässt sich Perry Smith (Robert Blake) von seinem Freund Richard Hickock (Scott Wilson) zu einem Raubüberfall auf das Haus der Familie Clutter überreden, die nach Richards Informationen über einen Tresor und eine größere Menge Bargeld verfügen soll. Um zum Haus der Familie zu gelangen, fahren die beiden Verbrecher extra mit einem gestohlenen Wagen viele hundert Meilen durch die USA. Bei der Durchsuchung des Farmhauses müssen sie jedoch feststellen, dass die Familie alles andere als wohlhabend ist. Am nächsten Morgen werden die Leichen des Ehepaars Clutter und zwei seiner Kinder entdeckt...

                                          Richard Brooks bemüht sich in seinem Thriller über das grausame Verbrechen, welches die USA seinerzeit erschütterte, um größtmögliche Authentizität. So drehte er an vielen Originalschauplätzen - u.a. auch im echten Mordhaus - und besetzte Nebenrollen mit den damaligen Zeugen und Geschworenen. Gleichwohl versteht sich "Kaltblütig" jedoch nicht als bloßes Doku-Drama, sondern vielmehr als exaktes Psychogramm der beiden Mörder, die mit den damals noch völlig unbekannten Robert Blake (Lost Highway) und Scott Wilson (The Walking Dead) hervorragend besetzt wurden. Detalliert befasst sich Brooks Film mit den Ereignissen vor und nach der Tat, zeigt mögliche Motive auf und schildert die polizeilichen Maßnahmen zur Ergreifung der Flüchtigen. Zudem bietet "Kaltblütig" auch eine Auseinandersetzung mit dem Thema Todesstrafe, obgleich der Film in diesem Punkt nicht ganz eindeutig Stellung bezieht.

                                          Festgehalten in bedrückenden Schwarzweiß Bildern und mit der Musik von Quincy Jones unterlegt, gelang Richard Brooks das nüchterne Portrait zweier Killer und ein langer, furchtbarer Blick in den pechschwarzen Abgrund der menschlichen Seele.

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                                          • 8

                                            Hömma, ich muss euch ma' von "Bang Boom Bang" erzählen, dat is' nämlich 'ne richtich herrliche Ruhrpottklamotte, wie man se nur janz selten findet. Dat müsst ihr euch so vorstelle, als ob der Guy Ritchie in den guten alten 90ern nach Unna und Holzwickede gekommen wär, um eine saukomische Gangstersause zu drehen, bei der man sich so richtig schön beömmeln kann.

                                            Aber worum geht's überhaupt? Dat is' gar nich' so einfach zu sagen, weil's ja so viele Typen in "Bang Boom Bang" gibt, die alle irgendwelche Fiesematenten machen. Der Keek (Oliver Korittke) hat keine Maloche und fährt in so 'ner alten Appelkitsche durch die Gegend und er schuldet seinem Kumpel Kalle Grabowski (Ralf Richter) 'nen Haufen Kohle. Und um jetzt an die Kohle zu kommen, will der Keek mit seinem Kumpel Andi (Markus Knüfken) inne Firma vom Werner Kampmann (Diether Krebs) einsteigen...

                                            Also dat isn Film, da sind schon ein paar bräsige Kerle dabei, dat sach ich euch. Die machen nur Dönekes und jeder will jeden betuppen. Da is aber auch alles dabei, was im Pott Rang und Namen hat: Semmelrogge, Sözer, Thomzyk und Til Schweiger mit nem Rastafari-Wischmob aufm Kopp! Als echtes Bömsken für die Glubscher is' dann auch noch die Neldel dabei - und natürlich der legendäre Diether Krebs in seiner letzten Rolle. Gott hab ihn selich.

                                            Also wenn ihr ma wissen wollt, wo der Frosch die Locken hat, dann guckt "Bang Boom Bang". Denn ma ehrlich, wat anderes wie Ruhrpott is' doch pillepalle!

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                                            • 6 .5
                                              über Oculus

                                              Mit "Oculus" gelang Mike Flanagan (Das Spiel, Doctor Sleeps Erwachen) ein stilsicherer Horrorfilm, der sich mit Traumata, Verdrängung und Selbstreflexion auseinandersetzt. Die mit subtilen Schockmomenten verbundene Geschichte eines bösartigen Spiegels bewahrt sich bis zum Schluss eine gewisse Deutungsoffenheit und besticht auf dem Weg dorthin mit einer beinahe kafkaesken Atmosphäre.

                                              Die Geschwister Kaylie (Karen Gillan) und Tim (Brenton Thwaites) haben als Kinder in ihrem Elternhaus grauenvolle Dinge erlebt. Als Tim nach Jahren aus einer psychiatrischen Klinik entlassen wird, fordert ihn seine Schwester bei ihrem Wiedersehen zur Teilnahme an einem Experiment auf. Kaylie möchte den Beweis für die dämonische Kraft eines antiken Spiegels erbringen, den sie für die damaligen Geschehnisse verantwortlich macht. Tim ist zunächst skeptisch, muss dann jedoch feststellen, dass sich abermals Unheilvolles rund um den Spiegel ereignet...

                                              Nach einer etwas zu lang geratenen Exposition, die ausführlich zeigt, wie Kaylie in den Besitz des alten Spiegels aus ihrer Kindheit gelangt und welche Vorkehrungen sie für das Aufeinandertreffen mit der bösen Macht getroffen hat, wird die Handlung auf zwei verschiedenen Zeitebenen fortgesetzt, die nach und nach immer stärker miteinander verflochten werden. Durch geschickt gesetzte Schnitte stiftet Flanagan ganz bewusst ein wenig Verwirrung und verstärkt damit das beklemmende Gefühl, das Hauptfiguren und Zuschauer in Gegenwart des bedrohlichen Spiegels befällt, zusätzlich.

                                              Daher ist es auch besonders schade, dass die Riege der Darsteller nicht ganz an das Niveau des kontinuierlich steigenden Spannungsaufbaus und der clever eingestreuten Gänsehautmomente anknüpfen kann und somit leider ein wenig blass bleibt. Auch schleichen sich im Mittelteil ein paar kleinere Längen ein, wenn die Debatte der Geschwister über die Macht des Spiegels auf der Stelle tritt. Dafür entschädigt "Oculus" jedoch mit einem starken Schlussakt, in dem die beiden Handlungsstränge gekonnt zusammengeführt werden und der genug Raum zur Interpretation lässt.

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                                              • 7 .5
                                                über Tenet

                                                Christopher Nolans elfter Spielfilm ist ein furioses Actionspektakel im SciFi Gewand, das mit enormer Bildgewalt, abwechslungsreichen Schauplätzen und einer faszinierenden Form der Zeitreisegeschichte aufwartet, welche gleichermaßen für ungläubiges Staunen wie für intensives Nachdenken sorgt.

                                                Ein CIA Agent (John David Washington) wird auf eine Mission entsandt, bei der es um nichts weniger als die Verhinderung des Dritten Weltkriegs geht. Bei dieser Mission kommen invertierten Objekten - also Gegenständen, die sich gewissermaßen rückwärts durch die Zeit bewegen - eine zentrale Rolle zu. Gemeinsam mit seinem neuen Verbündeten Neil (Robert Pattinson) kämpft der CIA Agent gegen skrupellose Waffenhändler, unbekannte Kräfte aus der Zukunft - und letztlich die Zeit selbst...

                                                Im Kern behandelt "Tenet" eine simple Weltrettungsmission im Stile eines Agentenfilms, wie man es aus zahlreichen James Bond Filmen kennt. Dabei ist Nolans neuester Streich in seiner Erzählweise weniger verschachtelt als noch etwa "Memento" (2000) oder "Inception" (2010), regt angesichts der vielschichtigen Zeitthematik, welche mit einer eindeutigen Öko-Botschaft verknüpft wird, aber dennoch permanent die grauen Zellen an. Befeuert von einem enorm treibenden Score und einem sehr hohen Erzähltempo entwickelt sich so ein fulminanter Ritt durch Raum und Zeit, der kaum einen Moment zum Atemholen lässt.

                                                Das hohe Tempo, das "Tenet" über seine gesamte Laufzeit hinweg anschlägt, führt jedoch auch gleichzeitig dazu, dass viele Details der Handlung sich nicht unmittelbar erschließen und der Zuschauer an manchen Stellen etwas ratlos zurückbleibt. Zudem bleibt der Protagonist eher unnahbar, zumal man so gut wie nichts über ihn erfährt - nicht einmal seinen Namen. Für den emotionalen Ankerpunkt der Geschichte sorgt dann auch stattdessen das von Elizabeth Debicki und Kenneth Branagh stark verkörperte Ehepaar, dem mit zunehmender Laufzeit eine immer bedeutsamere Rolle in der Geschichte zukommt.

                                                Allein schon für das audiovisuelle Erlebnis in Kombination mit CGI-befreiten Actionsequenzen und innovativen Zeitreiseelementen lohnt sich ein Gang ins Kino definitiv. Und auch, dass sich "Tenet" letztlich anfühlt, wie ein mit SciFi Ideen aufgepeppter Bond Film, muss ihm nicht unbedingt negativ ausgelegt werden.

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                                                • 7 .5

                                                  Der auf einem Roman des norwegischen Bestseller-Autors Jo Nesbø basierende "Headhunters" ist ein wendungsreicher, teils drastischer Thriller, der mit skrurrilen Figuren, rasanter Action und einer ordentlichen Portion Härte überzeugt. Zwar geht der Regie Morten Tyldums (The Imitation Game, Passengers) die letzte Finesse etwas ab, dafür versteht er es umso besser, die Spannungsschrauben nach und nach immer fester zu ziehen.

                                                  Der Personalvermittler Roger Brown (Aksel Hennie) schwelgt mit seiner Ehefrau Diana (Synnøve Macody Lund) im Luxus. Da er einen hohen Schuldenberg angehäuft hat, führt Roger jedoch heimlich ein Doppelleben als Kunstdieb, bei dem er seine Kunden um wertvolle Gemälde erleichtert. Als Roger den in Spionageaktivitäten verwickelten Geschäftsmann Clas Greve (Nikolaj Coster-Waldau) bestiehlt, muss er jedoch bald feststellen, dass er sich einen erbarmungslosen Feind geschaffen hat, der auch vor Mord nicht zurückschreckt...

                                                  "Headhunters" startet zunächst wie ein Beziehungsdrama, das sich entsprechend viel Zeit für seine Figuren nimmt, wird mit zunehmender Laufzeit aber zur packenden Hetzjagd durch die weite Landschaft Norwegens. Der Tonfall der Romanverfilmung ist dabei weitgehend düster und ernst, wird jedoch hier und da durch Spitzen schwarzen Humors aufgelockert. Zugleich scheut sich Tyldum auch nicht, neben Zweikämpfen und Schusswechseln ein paar derbe Splattermomente einzubinden.

                                                  Der Plot bleibt dabei unvorhersehbar genug, um die jeweils nächste Aktion der beiden im Mittelpunkt stehenden Kontrahenten nicht gleich vorausahnen zu können und legt geschickt die eine oder andere falsche Fährte aus. Hinzu kommt ein gut ausgewählter Cast, der dafür sorgt, dass man trotz so einiger unsympathischer Eigenschaften der Charaktere gerne mitfiebert.

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                                                  • 5 .5

                                                    Der Survivalthriller "Turistas" unter der Regie John Stockwells (Blue Crush, Into the Blue) verfügt über keine innovative Story und reiht zudem zahlreiche Horrorklischees aneinander, besitzt aber zumindest eine solide Grundspannung und einige hübsche Bilder des brasilianischen Regenwalds.

                                                    Eine Gruppe von Rucksacktouristen um das Geschwisterpaar Alex (Josh Duhamel) und Bea (Olivia Wilde) sowie der Australierin Pru (Melissa George) verbringt eine rauschende Partynacht an einer Strandbar im brasilianischen Nirgendwo, nachdem ihr Reisebus durch einen Unfall zerstört wurde. Am nächsten Morgen müssen die unbedarften Touristen jedoch nicht nur feststellen, dass ihnen sämtliche Habseligkeiten gestohlen wurden, sondern auch, dass ihnen die Einheimischen alles andere als wohlgesonnen sind...

                                                    "Turistas" bietet inhaltlich keine großen Überraschungen und hat mit Ausnahme der etwas unterfordert wirkenden Melissa George auch nicht die allerbesten Darsteller zur Verfügung, enthält dafür aber neben reichlich nackter Haut einige durchaus spannende Verfolgungssequenzen, unter welchen besonders die Szenen in einer Unterwasserhöhle positiv hervorstechen. In Sachen Gewaltexzesse hält sich Stockwells Film angesichts der im späteren Verlauf der Handlung aufkommenden Thematik, welche auch eine recht klägliche Kapitalismuskritik beinhaltet, tendenziell eher zurück und setzt stattdessen mehr auf das reine Jagdszenario.

                                                    Wer gerne dabei zusieht, wie leicht bekleidete Touristen vor südamerikanischen Hinterwäldlern durch den Regenwald fliehen, kann allerdings auch eine deutlich schlechtere Wahl treffen, als mit diesem recht sinnbefreiten, aber kurzweiligen Horrorurlaub.

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