Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Der auf Agatha Christies Roman gleichen Namens basierende "Mord im Spiegel" unter der Regie Guy Hamiltons (Goldfinger, Das Böse unter der Sonne) ist ein etwas betulicher Krimi mit britischem Charme, dessen Reiz aus heutiger Sicht vor allem in dem großen Aufgebot alternder Hollywood Stars liegt, deren Rollen erstaunliche Parallelen zum wahren Leben der Stars aufweisen und Hamiltons Werk somit eine ungeahnte Meta-Ebene hinzufügen.
Die Bewohner des kleinen Dorfes St. Mary Mead sind ganz aus dem Häuschen, als sich eine große amerikanische Filmgesellschaft ankündigt, um vor Ort einen opulenten Historienstreifen zu drehen. Als auf der Kennlernfeier eine Frau durch einen Giftcocktail ums Leben kommt, erhält die Freude jedoch einen herben Dämpfer. Inspektor Craddock (Edward Fox) von Scotland Yard nimmt sich des Falles an, um den Mörder dingfest zu machen. Unterstützung erhält er dabei von seiner gewitzten Tante Miss Marple (Angela Lansbury)...
Anders als andere Agatha Christie Verfilmungen wie etwa "Mord im Orient Express" (1974) oder "Tod auf dem Nil" (1978) verfügt "Mord im Spiegel" nicht über sonderlich spektakuläre Schauplätze, ist Miss Marples Heimatdorf doch ein eher beschauliches Nest. Auch kommt der zugrundeliegende Krimiplot nicht außergewöhnlich raffiniert daher und besteht im Wesentlichen aus einer Aneinanderreihung von Befragungen der Verdächtigen, obgleich das heitere Mörderraten natürlich trotzdem eine gewisse Spannung bereithält, sofern man mit dem Ausgang der Geschichte nicht vertraut ist.
Was Hamiltons Krimi dann aber hauptsächlich interessant macht, ist der prominente Cast um frühere Größen wie Elizabeth Taylor, Kim Novak, Rock Hudson und Tony Curtis, die zum Zeitpunkt des Drehs ihren Karrierezenit bereits überschritten hatten und hier in die Rollen von eitlen Regisseuren, Produzenten und Leinwanddiven schlüpfen, die dem Glanz vergangener Tage nachhängen und so - ob gewollt oder nicht - einiges über die Schattenseiten des Hollywood Zirkus' offenbaren.
Der von John Waters (Hairspray, Serial Mom) inszenierte "Cry-Baby" ist eine schrille Komödie voller skurriler Figuren, groteske Milieustudie über zwei verfeindete Gangs und musikalische Hommage an die 50er Jahre.
Wade 'Cry-Baby' Walker (Johnny Depp) ist leidenschaftlicher Rock'n'Roller und Anführer der 'Drapes', einer rebellischen Jugendbande, welche auf die gutbürgerlichen Konventionen pfeift. Als sich ausgerechnet die zu den rivalisierenden 'Squares' gehörende Alison (Amy Locane) in den Bad Boy verguckt, ist Ärger vorprogrammiert...
Inhaltlich liefert "Cry-Baby" kaum mehr als eine überdrehte Variation von 'Romeo und Julia', doch steht die Geschichte bei diesem flotten Rockabilly Spaß ohnehin nicht im Vordergrund. Vielmehr sind es die bizarren Charaktere, die von einer ulkigen Situation in die nächste schlittern sowie die zahlreichen Musikeinlagen, die hier für gute Laune sorgen. Das ist zwar insgesamt nicht so mitreißend wie etwa der Kultklassiker "Blues Brothers" (1980) und verfügt abgesehen von einem bestens aufgelegten Johnny Depp, der hier mehr als einmal die Hüften schwingen darf, sowie den in kleinen Nebenrollen auftretenden Iggy Pop und Willem Dafoe auch nicht über die ganz großen Stars, gefällt aber mit seiner subversiven Gangart und einigen sozialkritischen Momenten (etwa den Schaufensterscheiben im Waisenhaus). Angesichts dessen fällt es auch leicht über einige unpassende Albernheiten und platte Pointen hinwegzusehen und sich ganz auf diesen kurzweiligen Spaß einzulassen.
Quinn Lashers Regiedebüt "He's out there" ist ein furchtbar einfallsloses Fließbandprodukt in grässlicher Filteroptik, welches beinahe jedes erdenkliche Klischee des Homeinvasion Thrillers ausspielt und dabei keinerlei Spannung oder Nervenkitzel heraufzubeschwören vermag.
Laura (Yvonne Strahovski) möchte mit ihren beiden Töchtern und ihrem sich noch auf der Anreise befindlichen Mann ein paar schöne Tage in einem abgelegenen Ferienhaus am See verbringen. Die Idylle wird jedoch jäh gestört, als eines der Mädchen nach dem Verzehr eines im Wald gefundenen Cupcakes über Übelkeit klagt und vor dem Haus ein maskierter Psychopath auftaucht...
Die zu Beginn im Wald entdeckte Süßigkeit, die eine fiese Überraschung für die Familie bereit hält, ist dann auch schon die letzte halbwegs originelle Idee dieses komplett vorhersehbaren Horrorstreifens, den immer genau dann der Mut verlässt, wenn er die längst ausgetretenen Genrepfade einmal verlassen und sich nicht nur von einem augelutschten Motiv zum nächsten hangeln könnte. Stattdessen wird jedoch von einer letztlich bedeutungslosen Bildergeschichte bis hin zu unheimlichen Puppen alles hervorgeholt, was die Mottenkiste hergibt.
Nicht einmal als unterhaltsamer Trash will "He's out there" funktionieren, sind die Leistungen der Darsteller doch eher ausreichend als wirklich schlecht und das Gesamtwerk schlichtweg langweilig und nichtssagend.
Ein über sechzig Jahre alter Gerichtsfilm, gedreht in Schwarzweiß, fast ausschließlich aus Dialogen bestehend und dazu noch stolze 160 Min. lang - solch ein antiquiertes Werk kann doch heutzutage nun wirklich keinen mehr vom Hocker reißen! "Anatomie eines Mordes" unter der Regie Otto Premingers (Der Mann mit dem goldenen Arm, Bonjour Tristesse) tritt an, den Gegenbeweis zu erbringen und alle Zweifler auf seine Seite zu ziehen.
Rechtsanwalt Paul Biegler (James Stewart) nimmt sich des Angeklagten Leutnant Manion (Ben Gazzara) an, welcher beschuldigt wird, einen Barbesitzer ermordet zu haben, nachdem dieser angeblich Manions Frau Laura (Lee Remick) vergewaltigt hatte. Obwohl alle Beweise gegen seinen Mandanten sprechen, entwickelt Biegler eine ausgeklügelte Verteidigungsstrategie, um den Leutnant dennoch straffrei davonkommen zu lassen. Die Staatsanwaltschaft um den mit allen Wassern gewaschenen Claude Dancer (George C. Scott) versteht es jedoch ausgezeichnet, dagegenzuhalten...
Premingers Werk besticht durch seine ebenso realitätsnahe wie detailversessene Darstellung eines Gerichtsprozesses, der für sich genommen gar nicht mal so viel Zündstoff zu bergen scheint, jedoch als beispielhaft für Politik und Gesellschaft der biederen 50er Jahre angesehen werden kann, in denen Begriffe wie Vergewaltigung kaum laut ausgesprochen wurden und die Erwähnung von Damenunterwäsche einen Anlass bot, um hinter vorgehaltener Hand zu kichern.
Doch ist "Anatomie eines Mordes" nicht nur ein Abbild seiner Zeit, sondern zugleich von erschreckender Aktualität, speziell was die Methoden von Anklage und Verteidigung anbelangt. So zeichnet sich bereits früh ab, dass kaum jemand in diesem Gerichtssaal - parallel zu so manchem Politiker der heutigen Zeit - an der Wahrheitsfindung interessiert ist und vielmehr derjenige als Sieger aus diesem Duell hervorgehen wird, der sich besser darauf versteht, Ablenkungsmanöver zu starten, sein Gegenüber in versteckte Fallen tappen zu lassen oder aber dessen Argumentation schlichtweg niederzubrüllen.
Sämtliche Akteure dieses von scharfzüngiger Rhetorik sowie von feinen Humorspitzen geprägten Gerichtsthrillers bewegen sich daher in einem juristischen wie moralischen Graubereich. Dies gilt insbesondere auch für den von James Stewart mit dem ihm eigenen Charme verkörperten Anwalt, der zwar schnell die Sympathien des Publikums für sich zu gewinnen weiß, der aber gleichsam nach und nach immer zwielichtigere Züge offenbart, was allein schon der Umstand mit sich bringt, dass er einen offenkundigen Mörder so vehement verteidigt.
So beweist dieser auch visuell hervorragend gealterte Klassiker, dass Gerechtigkeit und Rechtsprechung letztlich doch zwei verschiedene Paar Höschen sind.
Der von Curtis Hanson (L.A. Confidential, 8 Mile) inszenierte Abenteuerthriller "Am wilden Fluss" bietet herrliche Naturpanoramen, ausgezeichnete Darsteller und eine zwar nicht sonderlich innovative, aber über weite Strecken fesselnd erzählte Story.
In der Ehe zwischen der sportbegeisterten Gail (Meryl Streep) und ihrem Mann Tom (David Strathairn) kriselt es. Am Geburtstag ihres Sohnes Roarke (Joseph Mazzello) raufen sie sich jedoch zusammen und unternehmen gemeinsam eine Wildwasserfahrt auf einem Gebirgsfluss in Idaho. Dort lernen sie auch Wade (Kevin Bacon) und seine Freunde kennen, mit denen sich insbesondere der kleine Roarke auf Anhieb gut versteht. Die Familie ahnt nicht, dass es sich bei den Männern um gesuchte Verbrecher handelt...
Das Ausgangsszenario mag zunächst ein wenig an den Backwood-Klassiker "Beim Sterben ist jeder der Erste" (1972) erinnern, doch besitzt Hansons Werk nichts von dessen roher Brutalität und bewegt sich in vergleichsweise familienfreundlichen Bahnen. Während die Geschichte um das Aufeinandertreffen zwischen unbescholtenen Bürgern und gewaltbereiten Verbrechern in heikler Lage nicht unbedingt ein Novum in der Filmwelt darstellt, begeistert "Am wilden Fluss" neben den wunderbaren Bildern vor allem mit seiner feministischen Note, ist die im Mittelpunkt stehende Gail doch eine für das Genre durchaus ungewöhnlich toughe und selbstbewusste Frauenfigur, welche gegenüber den Gangstern, aber auch gegenüber ihrem eher wankelmütigen Ehemann immer wieder das Handeln übernimmt.
Der bestens aufgelegte Cast um die gewohnt starke Meryl Streep, zu welchem in weiteren Rollen u.a. noch John C. Reilly und Benjamin Bratt gehören, trägt derweil seinen Teil zum Erfolg dieses sehenswerten Thrillers auf dem wilden Wasser bei. So schmälert einzig das abrupte Ende den Gesamteindruck ein bisschen, hätte man sich doch ein etwas spektakuläreres Finale für dieses Abenteuer gewünscht.
"Cold Blood" unter der Regie von Stefan Ruzowitzky (Anatomie, Die Fälscher) ist ein in der eisigen Schneelandschaft Michigans spielender Thriller, der mit wuchtiger Action und ordentlichem Härtegrad gefällt, dabei jedoch eher auf bewährte Storymuster setzt und sich zuweilen selbst etwas ausbremst.
Das Geschwisterpaar Addison (Eric Bana) und Liza (Olivia Wilde) hat nach einem erfolgreichen Casinoüberfall in der winterlichen Einöde einen Autounfall, bei dem ihr Komplize ums Leben kommt. Um der Polizei zu entfliehen, beschließen sie sich aufzuteilen und hinter der kanadischen Grenze wieder zu treffen. Während Liza sich vom ehemaligen Profiboxer Jay (Charlie Hunnam) mitnehmen lässt und sich zwischen den beiden alsbald Gefühle entwickeln, zieht Addison eine Schneise der Gewalt hinter sich her...
Ruzowitzkys Thriller begeistert mit wunderbaren Bildern der kargen Winterlandschaft sowie einem furiosen Auftakt, welcher den Zuschauer sogleich mitten ins Geschehen wirft und nebenher gleich mal klarstellt, dass mit dem skrupellosen Addison nicht zu spaßen ist. Auch deutet sich bereits früh an, dass die Geschwister kein normales Verhältnis zueinander haben, sondern womöglich eine inzestuöse Beziehung führen.
Sobald Addison und Liza dann allerdings voneinander getrennt sind, verliert "Cold Blood" allmählich an Dynamik und schafft es zunächst nicht mehr, die anfänglichen Stärken auszuspielen. Dies hängt vor allem mit der sich anbahnenden Lovestory zwischen Liza und ihrer Mitfahrgelegenheit Jay zusammen, der es schlichtweg an Glaubwürdigkeit mangelt, was u.a. auch an Hunnams eher mittelmäßiger Schauspielperformance liegt. Auch leidet der insgesamt positive Gesamteindruck unter den etwas hölzernen Dialogen, denen der rechte Feinschliff abgeht.
Glücklicherweise fängt sich "Cold Blood" aber im späteren Verlauf wieder und liefert ein packendes letztes Drittel ab, in dem der von Bana stark verkörperte Killer wieder mehr im Fokus steht und das mit einigen knackigen Actionsequenzen aufwartet. Als weiterer Trumpf erweisen sich zudem die mit Kate Mara (Shooter), Sissy Spacek (Carrie - Des Satans jüngste Tochter) und Kris Kristofferson (Convoy) gut besetzten Nebenrollen.
Der norwegische Katastrophenthriller "The Wave" startet mit Nachrichtenbildern eines Erdrutsches von 1934, welcher seinerzeit 40 Menschenleben forderte, sowie dem Hinweis, dass ein vergleichbares Unglück durch Felsverschiebungen jederzeit wieder passieren könne.
Der Geologe Kristian (Kristoffer Joner) lebt mit seiner Familie nahe dem Geirangerfjord, steht jedoch kurz vor dem Umzug in eine größere Stadt, wo er einen Job in der Ölbranche angenommen hat. An seinem letzten Arbeitstag an alter Wirkungsstätte stößt Kristian auf besorgniserregende Messergebnisse und teilt diese seinem Chef mit, der jedoch an eine Fehlfunktion der Sensoren glaubt. Als diese schließlich überprüft werden, ist es bereits zu spät: Es kommt zu einem Felssturz, der einen gewaltigen Tsunami auslöst...
Dem Katastrophengenre noch etwas Neues abzugewinnen, dürfte wohl eine kaum zu bewältigende Aufgabe darstellen und tatsächlich bewegt sich auch dieser norwegische Beitrag, der mit einigen herrlichen Landschaftsbildern aufwartet, in weitgehend vertrauten Bahnen. Anders als viele vergleichbare Hollywood Produktionen brennt Regisseur Roar Uthaug (Cold Prey, Tomb Raider) allerdings kein überbordendes Effektspektakel ab, sondern wählt einen realistischen und zugleich intimeren Ansatz, indem er sich in erster Linie auf die Erlebnisse des Protagonisten und dessen Familie fokussiert. Auf diese Weise entwickelt "The Wave" einige starke Spannungsmomente, obgleich inhaltliche Überraschungen komplett ausbleiben und das dämliche Verhalten einiger Nebenfiguren zuweilen zum Kopfschütteln anregt.
Mit Kristoffer Joner (bekannt u.a. aus "The Revenant" und "Mission Impossible - Fallout) verfügt Uthaugs Film derweil über einen starken Hauptdarsteller, der sich hier einmal mehr für höhere Weihen empfiehlt und für die Fortsetzung "The Quake" (2018) abermals in die Rolle des Geologen schlüpfte.
"The Faculty" unter der Regie von Robert Rodriguez (From Dusk Till Dawn, Sin City) mixt die Zutaten der in den 90er Jahren so populären Teen-Slasher mit jenen des klassischen Bodyhorrors um außerirdische Invasoren und Parasitenbefall. Entstanden ist dabei ein zwar selten wirklich gruseliges, aber dafür über weite Strecken recht launiges Werk, welches mit einer ganzen Riege an seinerzeit gefragten Jungdarstellern aufwartet.
Eine Gruppe von Schülern um Außenseiter Casey (Elijah Wood) und Sitzenbleiber Zeke (Josh Hartnett) bemerkt bei der Lehrerschaft ihrer High School ein zunehmend seltsames und bisweilen aggressives Verhalten. Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass Aliens die Kontrolle über den Lehrkörper übernommen und es nun auch auf die Schülerschaft abgesehen haben...
Nach einer starken Eröffnungsszene, die sogleich Lust auf das Kommende macht, nimmt sich "The Faculty" zunächst ein wenig Zeit, um das relativ große Figurenensemble einzuführen. Obwohl hierbei mit den üblichen Klischees und Überzeichnungen gearbeitet wird, erhält jeder Charakter doch ausreichend Profil, um mehr als nur ein bloßes Abziehbild zu sein. Zu verdanken ist dies auch dem für Genreverhältnisse überdurchschnittlich gut besetzten Cast, zu welchem u.a. noch Jordana Brewster, Salma Hayek, Famke Janssen, Piper Laurie und Robert Patrick zählen.
Neben den passabel gealterten Effekten und ein paar feinen Humorspitzen gefällt zudem auch das Rätselraten darum, wer nun schon bereits infiziert ist und wer nicht, obschon der Ablauf der Handlung in groben Zügen schon früh erahnbar ist und Rodriguez' Film nicht ganz die Qualität seiner Vorbilder - wie etwa der mehrmals erwähnte "Die Körperfresser kommen" (1978) - erreicht.
Gewidmet der einzigartigen 🦄 unicornrulez 🦄
Der von Tim Burton (Sleepy Hollow, Big Fish) inszenierte "Edward mit den Scherenhänden" ist ein modernes Außenseiter-Märchen, angelehnt an Werke wie 'Frankenstein' oder 'Die Schöne und das Biest', welches mit zahlreichen skurrilen Ideen, einer fantasievollen Ausstattung und gesellschaftskritischen Untertönen begeistert.
Die Kosmetikberaterin Peg (Dianne Wiest) gelangt auf ihrer Verkaufstour in ein altes Schloss, wo sie auf den künstlich erschaffenen Edward (Johnny Depp) trifft, welcher lange Scheren statt Hände besitzt. Kurzerhand entschließt sich Peg, das verschüchterte Wesen mit nach Hause zu nehmen, was ihre Familie und die gesamte Nachbarschaft in helle Aufregung versetzt. Schon bald offenbart Edward ungeahnte Talente und verliebt sich in Pegs Tochter Kim (Winona Ryder), was einigen Ärger mit sich bringt...
Burtons kreative Schauermär erzählt von Vorurteilen und Ausgrenzung, aber auch von Toleranz und Mitgefühl. Angesiedelt in einer grotesken Parallelwelt, in der schaurige Gothic Atmosphäre auf quietschbunte Vorstadtidylle trifft, zieht "Edward mit den Scherenhänden" trotz seiner eher ruhigen Gangart von Beginn an in den Bann. Neben großartigen Kulissen, verspielten Kostümen und einem herrlichen Danny Elfman Score wissen dabei auch die Leistungen der Darsteller vollauf zu überzeugen. So sind in Nebenrollen etwa noch u.a. Kathy Baker, Alan Arkin und Vincent Price mit von der Partie.
Für Johnny Depp indes bedeutete die Rolle des sensiblen Außenseiters, welche er mit nur wenigen gesprochenen Worten Leben einzuhauchen weiß, nicht nur den endgültigen Karrieredurchbruch, sondern auch den Beginn einer erfolgreichen, langjährigen Zusammenarbeit mit Regisseur Burton.
Der deutsche Titel dieses Thrillers unter der Regie von Bruce Beresford (Miss Daisy und ihr Chauffeur, Black Robe) ist unglücklich gewählt, bezieht sich der Originaltitel "Double Jeopardy" doch nicht auf die Tötung zweier Menschen, sondern auf den Grundsatz des Strafgesetzes, wonach niemand zweimal für das selbe Verbrechen verurteilt werden darf.
Libby Parsons (Ashley Judd) unternimmt mit ihrem Mann Nick (Bruce Greenwood) einen Segelausflug. Als Libby am Morgen auf dem Boot erwacht, finden sich jedoch plötzlich überall Blutspuren und Nick ist wie vom Erdboden verschluckt. Sogleich verdächtigt man sie, ihren Mann ermordet zu haben, um an dessen Lebensversicherung zu kommen und verurteilt sie zu einer Gefängnisstrafe. Durch Zufall findet Libby schließlich heraus, dass Nick inzwischen unter falschem Namen ein neues Leben begonnen hat. Sie entkommt ihrem Bewährungshelfer (Tommy Lee Jones) und setzt alles daran, ihren betrügerischen Ehemann ausfindig zu machen...
"Doppelmord" verfügt über einige herrliche Landschaftsaufnahmen, bietet inhaltlich jedoch eher Magerkost an. Zwar ist die Geschichte interessant genug, um bis zum Ende am Ball zu bleiben, doch sind viele Entwicklungen bereits früh absehbar und wirken bisweilen arg konstruiert. So kann sich Libby etwa in einer Szene nur deshalb aus einem Sarg befreien, in den ihr Mann sie gesperrt hatte, weil dieser ihr nachlässigerweise eine Schusswaffe überlassen hatte. Spannung will angesichts solcher Unglaubwürdigkeiten dann auch allenfalls punktuell aufkommen.
Den Darstellern hingegen ist kein Vorwurf zu machen, da sowohl Ashley Judd als auch Bruce Greenwood noch das Optimum aus den schematisch angelegten Figuren herausholen. Tommy Lee Jones indes gibt eine sanftere Version seines Marshals aus "Auf der Flucht" (1993) und "Auf der Jagd" (1998), doch trägt seine Figur letztlich kaum etwas zur Geschichte bei. Auf diese Weise plätschert "Doppelmord" somit seinem wenig spektakulären Finale entgegen.
"Dick und Jane" unter der Regie von Dean Parisot (Galaxy Quest, R.E.D. 2) ist eine moderne Neuverfilmung von "Das Geld liegt auf der Straße" (1977) und verbindet Slapstick Komödie, Sozialdrama und Abrechnung mit dem American Way of Life.
Dick Harper (Jim Carrey) wird überraschend zum PR-Chef seiner Firma ernannt und schwelgt nun mit seiner Familie im Luxus. Seine Frau Jane (Téa Leoni) kann es sich sogar erlauben, ihren verhassten Job in einem Reisebüro aufzugeben und sich ganz der Gestaltung von Haus und Garten zu widmen. Bei Dicks erstem Fernsehinterview gibt es allerdings ein böses Erwachen, stellt sich dabei doch heraus, dass Dick nur befördert wurde, um ein Bauernopfer zu haben, dass den Bankrott des Unternehmens vor der Öffentlichkeit erklären muss. Um ihren soeben erst erreichten Status aufrecht erhalten zu können, greifen Dick und Jane schließlich zu drastischen Maßnahmen...
Zwar enthält "Dick und Jane" auch die typisch wilden Carrey-Grimassen, der Schwerpunkt der Komödie liegt jedoch auf der kritischen Auseinandersetzung mit einer Gesellschaft, in der nur der Profit zählt und in der Rücksichtslosigkeit und Raffgier dominieren. So bekommen insbesondere Firmenbosse, die sich einen feuchten Dreck um das Wohl ihrer Angestellten kümmern, hier ordentlich ihr Fett weg. Verknüpft wird dies mit vielen witzigen Drehbucheinfällen und einer ebenso kurzweiligen wie abwechslungsreichen Handlung.
Hinzu kommen ansprechende Darstellerleistungen, wenngleich Téa Leoni neben dem wie stets aufgedrehten Jim Carrey zwangsläufig etwas zurückstehen muss. Dafür wissen die Nebendarsteller um Alec Baldwin als egozentrischer Firmenboss und Richard Jenkins als dessen dem Alkohol verfallende rechte Hand umso mehr zu begeistern. Da schadet es auch nicht weiter, dass nicht jede Pointe zündet und insgesamt in Sachen Bissigkeit durchaus noch etwas Luft nach oben gewesen wäre.
Das abermals von Terence Young inszenierte zweite Kinoabenteuer des berühmten britischen Agenten aus der Feder von Ian Fleming ist ein zur Zeit des Kalten Krieges spielender klassischer Spionagethriller, der nahtlos an die Stärken des Vorgängers anknüpft und diese zudem um einige charmante Ideen erweitert.
Die Verbrecherorganisation PHANTOM (im Original: SPECTRE) hat sich einen ausgeklügelten Plan überlegt, um die verfeindeten Mächte Russland und Großbritannien gegeneinander auszuspielen. Dazu soll MI6 Agent James Bond (Sean Connery) durch die vermeintliche Überläuferin Tatiana Romanova (Daniela Bianchi) unter dem Vorwand, von ihr eine russische Dechiffriermaschine zu erhalten, nach Istanbul gelockt werden. Gleichzeitig sind die Schergen der Organisation ihnen jedoch schon dicht auf den Fersen...
"Liebesgrüße aus Moskau" benötigt eine Weile, um so richtig Fahrt aufzunehmen, steigert sich jedoch im späteren Verlauf zu einem durchaus packenden Spionagestreifen. Statt atemloser Action wird hier über weite Strecken eher das kleine Einmaleins der Geheimdienstarbeit geboten, welches vornehmlich aus gegenseitigem Belauern und Abhören besteht. Für die Flucht vor einem Hubschrauber im letzten Drittel wiederum stand unverkennbar Hitchocks "Der unsichtbare Dritte" (1959) Pate. Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger merkt man dem zweiten Bondabenteuer zudem das höhere Budget durchaus an, bietet dieser Teil doch mehr Abwechslung bei den Schauplätzen, ein größeres Aufgebot an Fortbewegungsmitteln und Pyrotechnik sowie etwas hochwertigere Bilder.
Auch die Geschichte um die im Hintergrund die Strippen ziehende Geheimorganisation kommt eine Spur raffinierter daher, weshalb sich auch unnötige Szenen wie der Catfight in einem Zigeunerlager und der etwas zu ruhige und langsame Start verschmerzen lassen. Zumal Bond hier erstmals seine bekannten Gadgets verwendet, Connery wieder mit dem ihm eigenen Charme punktet und Lotte Lenya und Robert Shaw großartige Bösewichte abgeben.
"James Bond 007 jagt Dr. No" war der Startschuss für eines der langlebigsten und erfolgreichsten Filmfranchises überhaupt und dient bis heute als Vorbild für zahllose weitere Agentenfilme. Nach einem aufwendigen Castingprozess viel die Rolle des machohaften MI6 Spions dem Schotten Sean Connery zu, welcher diese als Grundlage für eine Weltkarriere nutzte.
Der britische Geheimdienst erfährt vom mysteriösen Verschwinden eines Kontaktmannes auf Jamaika und entsendet daraufhin den Agenten James Bond (Sean Connery) in die Karibik, um den Verbleib des Verschwundenen aufzuklären. Gemeinsam mit Bikini-Schönheit Honey Ryder (Ursula Andress) kommt Bond dem geheimnisvollen Dr. No (Joseph Wiseman) auf die Schliche, der von einer Insel aus mit Atomkraft experimentiert...
Dieser erste Teil der Bond-Saga enthält bereits viele Zutaten, welche die Reihe so überaus populär machten: Wilde Schießereien, bombastische Explosionen, hübsche Frauen, schnelle Autos, exotische Schauplätze und ein schlagkräftiger Held, der nie um einen Spruch verlegen ist. Da lässt sich auch leicht darüber hinweg sehen, dass die typische Vorspannsequenz hier noch etwas anders ausfällt und Bond noch nicht mit den von Q entworfenen Gadgets ausgerüstet wird. Dafür verfügt der Erstling der Reihe bereits über MI6 Chef M, Sekretärin Miss Moneypenny und einen größenwahnsinnigen Schurken, der stilecht in einem unterirdischen Bunker Allmachtsfantasien auslebt.
Von Terence Young (Warte, bis es dunkel ist, Rivalen unter roter Sonne) mit gutem Gespür für die richtige Dynamik in Szene gesetzt, ergibt sich so ein über weite Strecken gelungenes Agentenabenteuer, dessen vorhersehbare Geschichte heutzutage zwar niemanden mehr vom Hocker reißt, welches insgesamt aber leicht verdauliche Actionunterhaltung bietet.
Der diesmal ohne die Beteiligung Matt Damons entstandene "Das Bourne Vermächtnis" unter der Regie von Tony Gilroy (Michael Clayton, Duplicity) strickt die Geschichte um Superagenten, geheime Verschwörungen und dubiose Operationen weiter und knüpft dabei insbesondere an die Ereignisse aus "Das Bourne Ultimatum" an, weshalb es sich empfiehlt, zumindest diesen vorab gesehen zu haben.
Da die Operationen Blackbriar und Treadstone publik geworden sind, sehen sich die amerikanischen Geheimdienste gezwungen, die eigenen Agenten zu eliminieren, um einen öffentlichen Skandal um deren mittels moderner Medikamente manipulierten Gene zu verhindern. Aaron Cross (Jeremy Renner) überlebt als einziger Agent den Anschlag auf sein Leben und muss nun mit der an der Entwicklung der Superpillen beteiligten Wissenschaftlerin Marta Shearing (Rachel Weisz) einen Weg finden, an weitere Medikamentendosen zu kommen, da sein Körper einen dauerhaften Entzug nicht überstehen würde...
"Das Bourne Vermächtnis" lässt sich eine gute halbe Stunde Zeit, um die handelnden Charaktere und das zugrundeliegende Szenario zu etablieren, nimmt dann aber spürbar Fahrt auf und entwickelt sich zu einer über weite Strecken fesselnden Hetzjagd um den Globus, bei der etwa ein schrecklicher Amoklauf in einem Labor und eine atemlose Motorradverfolgung durch Manila für intensive Spannungsmomente sorgen. Gleichwohl hätte ein wenig mehr Straffung Gilroys Actionthriller durchaus gut getan, bietet die simple Verschwörungsstory um die Superpillen doch eigentlich nicht genug Stoff für die recht üppige Laufzeit. Lobend zu erwähnen ist hingegen der im Vergleich zu den Vorgängerfilmen merklich reduzierte Gebrauch der Wackelkamera, was den Actionsequenzen deutlich mehr Übersichtlichkeit verleiht. Generell liefert der vierte "Bourne"-Teil einige imposante Bilder von den verschneiten Bergen Alaskas bis hin zu einer Massenpanik in einer großen Fabrik.
Als Glücksfall erweist sich zudem die Besetzung Jeremy Renners, der als grimmige Kämpfernatur den Sunnyboy Matt Damon gleichwertig ersetzt. Darüber hinaus sind auch die Nebenrollen mit u.a. Edward Norton, Oscar Isaac und Albert Finney hochkarätig besetzt, wenngleich ihren Figuren nicht sonderlich viel Tiefe zugestanden wird.
Eine spannende Auswahl an vielversprechenden jungen Filmemachern. Interessant find ich ja, dass so viele mit Horrorfilmen debütiert haben. Das verbindet sie mit Leuten aus der vorherigen Generation wie Guillermo del Toro und Peter Jackson, die von kleinen Horrorexperten zu Oscarabräumern wurden.
Mit "Terminator 2" schuf Blockbuster-Spezialist James Cameron (Titanic, Avatar) einen Meilenstein des SciFi Kinos, der mit bahnbrechenden Effekten, einer mitreißenden Handlung und wuchtiger Action begeistert. Auf clevere Weise wird die düstere Geschichte des Vorgängers weitergeführt und für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht.
Um den jungen John Connor (Edward Furlong) aufzuspüren und zu töten, und somit zu verhindern, dass dieser in der Zukunft den menschlichen Widerstand im Kampf gegen die Maschinen anführen kann, wird ein Terminator des Modells T-1000 (Robert Patrick) in die Vergangenheit entsandt. Zum Schutz des Jungen schickt der Widerstand einen T-800 (Arnold Schwarzenegger) hinterher, sodass sich die beiden Maschinen ein tödliches Duell um das Überleben der Menschheit liefern...
"Terminator 2" ist von der ersten Sekunde an ein rasantes Actionspektakel, welches mit den seinerzeit neuartigen Morphingeffekten Maßstäbe setzte und bis heute als Referenz in Sachen bildgewaltiger wie durchdachter Filmunterhaltung gelten kann. Zwar geht der Fortsetzung die rohe Brutalität des Vorgängers etwas ab, doch dafür bietet dieser Teil den deutlich effektiveren Bösewicht, vermag Robert Patrick als eiskalte Killermaschine doch wahrlich für Angst und Schrecken zu sorgen. Hinzu kommt ein herrlich rotznäsiger Edward Furlong, der das zurückgekehrte Gespann um Schwarzenegger und die nach wie vor als toughe Powerfrau überzeugende Linda Hamilton sinnvoll ergänzt. Auch setzt Cameron diesmal weniger auf Intimität, sondern frönt ausgelassen der Gigantonomie, jagt seine Figuren von einem Schauplatz zum nächsten und drückt dabei das Gaspedal immer bis zum Anschlag durch.
Das auf Judith Kerrs Bestseller basierende Drama "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" unter der Regie Caroline Links (Nirgendwo in Afrika, Der Junge muss an die frische Luft) erzählt aus kindlicher Perspektive und mit einer erstaunlich optimistischen Grundhaltung von Flucht und Vertreibung zur NS Zeit.
Da ihr Vater (Oliver Masucci) sich als angesehener jüdischer Journalist kritisch über die Nationalsozialisten geäußert hat, muss die neunjährige Anna (Riva Krymalowski) unmittelbar nach der Wahl 1933 mit ihrer Familie in die Schweiz fliehen und sich im Exil eine neue Existenz aufbauen. Zurücklassen muss Anna neben vielen anderen Dingen dabei auch ihr rosa Kaninchen, ein von ihr innig geliebtes Stofftier, welches sie nun im Besitz von Adolf Hitler wähnt...
Links Romanverfilmung ist weniger ein Kriegsfilm im engeren Sinn, sondern eher ein in furchtbaren Zeiten spielendes Familienporträt. Da die Hauptfigur ein Kind im Grundschulalter ist, spielen politische und gesellschaftliche Zusammenhänge somit auch maximal am Rande eine Rolle. Vielmehr ist Link darauf bedacht aufzuzeigen, welche Entbehrungen Flüchtlingskinder aushalten müssen und wie sehr ihre Familien unter Armut und Diskriminierung leiden. Das ist zweifellos glaubhaft eingefangen und vom Darstellerensemble, zu welchem u.a. noch Carla Juri (Blade Runner 2049), Ursula Werner (Halt auf freier Strecke) und Justus von Dohnanyi (Oh Boy) gehören, auch überzeugend gespielt, jedoch nur selten wirklich dramatisch und kaum einmal spannungsgeladen, weshalb sich "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" am ehesten für Kinder als Einstieg in die schwierige Thematik eignet und weniger für Erwachsene, die ähnliche Filme schon häufiger gesehen haben.
Immer Ärger mit Harry (lustiger Herbst)
Harold and Maude (melancholischer Herbst)
Halloween (gruseliger Herbst)
Der Baader Meinhof Komplex (deutscher Herbst)
Stromberg - Der Film (Christoph Maria Herbst)
Das DDR Drama "Das schweigende Klassenzimmer" unter der Regie Lars Kraumes (Der Staat gegen Fritz Bauer, Terror - Ihr Urteil) befasst sich mit zeitlosen Themen wie Freundschaft, Integrität und Widerstand im Kontext des stillen Protestes einer Schulklasse aus Stalinstadt.
1956: Als sie aus der Wochenschau vom ungarischen Volksaufstand gegen die russischen Besatzer erfahren, entschließt sich die Abiturklasse um die Freunde Theo (Leonard Scheicher), Kurt (Tom Gramenz) und Lena (Lena Klenke) zur Durchführung einer Schweigeminute im Gedenken an die getöteten Ungarn. Was zunächst wie ein harmloser Schülerstreich anmutet, ruft schon bald das Bildungsministerium auf den Plan, welches die gesamte Klasse vom Abitur ausschließen will, sollte nicht der Rädelsführer der Aktion offenbart werden...
"Das schweigende Klassenzimmer" ist ein feinfühlig erzähltes Werk, dessen Aufruf zu freiem Denken und Protest gegen die bestehende Ordnung am Beispiel einer Schulklasse an Erich Kästners Literaturklassiker "Das fliegende Klassenzimmer" (welcher wohl auch Namenspate war) oder auch an "Der Club der toten Dichter" (1989) erinnert. Den Schülern und ihren unterschiedlichen familiären Verhältnissen wird dabei genügend Raum zugestanden, um die durchaus auseinandergehenden Meinungen im Umgang mit der Schweigeminute und ihrer Konsequenzen nachvollziehbar werden zu lassen. Besonders zu Beginn, aber auch im Finale entfaltet das Dilemma der Schulklasse daher eine große Intensität, während der Mittelteil merklich abfällt, da die Handlung hier längere Zeit auf der Stelle tritt und die vielen Verhöre durch die Vertreter der Schulbehörde sich alsbald redundant anfühlen.
Das junge Darstellerensemble, zu dem sich in weiteren Rollen u.a. Florian Lukas (Absolute Giganten), Burghart Klaußner (Das weiße Band) und Michael Gwisdek (Good Bye, Lenin!) gesellen, weiß derweil vollkommen zu überzeugen, wenngleich die meisten unter ihnen ein gutes Stück zu alt wirken, um noch Schülerrollen zu spielen.
'Treffen sich ein Italiener, ein Pole und ein Franzose'.
Was wie der Anfang eines schlechten Witzes klingt, lässt den geneigten Cineasten hellhörig werden, denn im Falle des intensiven Kammerspiels "Eine reine Formalität" ist der Italiener Regisseur Giuseppe Tornatore (Cinema Paradiso, Die Legende vom Ozeanpianisten), der Pole Roman Polanski und der Franzose Gérard Depardieu.
In einer Gewitternacht wird ein in panischer Angst davonrennender Mann (Gérard Depardieu) von der Polizei aufgegriffen und auf die Wache gebracht. Als der bald darauf eintreffende Kommissar (Roman Polanski) den Mann zu seiner Identität befragt, gibt dieser an, ein berühmter Schriftsteller zu sein, welcher zufällig auch noch der Lieblingsautor des Kommissars ist. Rasch kommen dem Ermittler jedoch Zweifel an den Aussagen seines Gegenübers, zumal ganz in der Nähe eine Leiche entdeckt wurde und der mutmaßliche Schriftsteller als dringend tatverdächtig gilt...
Beinahe ausschließlich in und um die Polizeiwache herum spielend, fokussiert sich Tornatores Film vollkommen auf den verbalen Schlagabtausch der beiden Hauptfiguren. Dabei beschwört er von Beginn an eine kafkaesk anmutende Atmosphäre herauf, angesichts derer der Zuschauer nie ganz sicher sein kann, was hier Realität, bruchstückhafte Erinnerung oder glatte Lüge ist. In der Verhörsituation, welche etwa an "Die üblichen Verdächtigen" (1995) erinnert, schwingen zudem neben der Aufklärung des Verbrechens auch einige Verweise auf die Literatur mit, sodass sich das Gespräch auch als Austausch zwischen Autor und Leser deuten lässt. Trotz des eher gediegenen Tempos entsteht so eine enorme Spannung, was neben den geschliffenen Dialogen auch den hervorragenden Leistungen der Darsteller zu verdanken ist.
Die Auflösung des Mysteriums ist zwar auf den letzten Metern schon erahnbar, der Weg dorthin aber in jedem Fall faszinierend genug, um Lust auf eine Zweitsichtung zu machen und dabei auf möglicherweise entgangene Details zu achten.
"Einer nach dem Anderen" ist eine norwegische Gangsterkomödie, die mit lakonischen Gewaltspitzen und skrurrilen Charakteren aufwartet, dabei aber extrem zäh und spannungsarm daherkommt und inhaltlich nach altbekanntem Strickmuster verfährt.
Als der Sohn des Schneepflugfahrers Nils Dickman (Stellan Skarsgård) tot aufgefunden wird, geht die Polizei von einer selbst injizierten Drogenüberdosis aus. Nils jedoch ist fest davon überzeugt, dass sein Sohn kein Junkie war und vermutet die örtliche Mafia um deren 'Graf' genannten Boss (Pål Sverre Hagen) hinter der Ermordung. Nachdem Nils damit begonnen hat, nach und nach die Leute des Grafen auszuschalten, glaubt der wiederum, das Oberhaupt der serbischen Konkurrenz (Bruno Ganz) habe seine Finger im Spiel...
Hans Petter Moland (Ein Mann von Welt, Erlösung) inszeniert das groteske Treiben der nicht sonderlich hellen Ganoven nach dem Zehn-kleine-Jägermeister-Prinzip, jedoch ohne dass die Geschichte mal so richtig Fahrt aufnimmt. Zwar enthält "Einer nach dem Anderen" wunderbare Aufnahmen der norwegischen Schneelandschaft und auch einige aberwitzige Pointen, doch die werden leider nur im trägen Viertelstundetakt abgefeuert. Das ungeheure Potential, welches in der Prämisse eines amoklaufenden Schneepflugfahrers liegt, wird somit leider zu keiner Zeit wirklich ausgeschöpft und die Handlung plätschert stattdessen nur dröge vor sich hin. Da auch mit Ausnahme des Protagonisten keine Figur besonderes Interesse wecken kann, ist es schon bald relativ egal, wer nun wieder wen um die Ecke gebracht hat. Dies ist umso bedauerlicher, als dass man hier mit Skarsgård, Ganz und Co. einige echte Schauspielschwergewichte vor der Kamera versammeln konnte.
"Das schönste Mädchen der Welt" unter der Regie von Aron Lehmann (Highway to Hellas, Die letzte Sau) ist ein ebenso romantisches wie pointiertes Coming of Age Werk, welches die klassische Geschichte des Cyrano de Bergerac gekonnt in das Setting einer Oberstufenklassenfahrt verfrachtet.
Der 17 Jährige Cyril (Aaron Hilmer) ist ein Außenseiter in seiner Klasse und wird aufgrund seiner großen Nase gemobbt. Selbstbewusst gibt er sich nur bei Rap-Battles, in denen er sein Talent für schlagfertige Texte unter Beweis stellen kann und sein Gesicht unter einer Maske versteckt. Auf der Klassenfahrt nach Berlin verliebt sich Cyril in seine neue Klassenkameradin Roxy (Luna Wedler), traut sich jedoch nicht, ihr seine Gefühle zu gestehen. Stattdessen benutzt er seinen begriffsstutzigen Freund Rick (Damian Hardung) als Sprachrohr, der sich ebenfalls in Roxy verguckt hat...
Lehmanns einfühlsame Neuerzählung des französischen Versdramas begeistert mit starken Rap-Zeilen, die sich auf leichtfüßige Art mit der Handlung zusammenfügen und dabei weder aufgesetzt noch anbiedernd daherkommen. In flottem Tempo und ohne unnötige Nebenhandlungen wird die Geschichte um Cyril und Roxy vorangetrieben und dabei mit einigen gelungenen Gags und charmanten Ideen garniert. Hinzu kommt ein imponierend aufspielendes Newcomer-Duo in den Hauptrollen, zu dem sich in weiteren Rollen u.a. Anke Engelke, Heike Makatsch und der YouTuber Jonas Ems gesellen. Angesichts der erfrischend ungeküstelteten Handschrift des Films verzeiht man ihm auch gerne ein paar Klischees und einen letzten Akt, in dem sich recht schnell alle Probleme in Wohlgefallen auflösen.
Mutiges junges Kino aus Deutschland von dem sich die Herren Schweiger, Schweighöfer und M'Barek gerne mal eine Scheibe abschneiden dürfen.
Der von Andrew Davis (Auf der Flucht, Das Geheimnis von Green Lake) inszenierte "Collateral Damage" ist ein geradliniger Actionkracher mit simpler Rachestory, der vollständig auf seinen Star zugeschnitten ist und sich nicht um eine eingehende Auseinandersetzung mit den dargestellten politischen Konflikten schert.
Feuerwehrmann Gordon Brewer (Arnold Schwarzenegger) muss hilflos mitansehen, wie seine Frau und sein Sohn bei einem Bombenattentat auf ein Straßencafé ums Leben kommen. Schon bald bekennt sich eine kolumbianische Guerrillagruppe um deren 'El Lobo' genannten Anführer (Cliff Curtis) zu dem Anschlag. Entgegen der Warnungen von FBI und CIA macht sich Brewer selbst auf in den Dschungel Kolumbiens, um blutige Vergeltung zu üben...
"Collateral Damage" liegt von Beginn an wenig an einer differenzierten Darstellung des kolumbianischen Bürgerkriegs oder des dortigen Drogenhandels, sondern treibt lieber seinen Racheplot kontinuierlich voran. Das erinnert stark an die 80er, als Schwarzenegger, Stallone und Co. in Filmen wie "Das Phantom Kommando" (1985) oder den "Rambo" Fortsetzungen vor exotischer Kulisse als Ein-Mann-Armee fungierten. Insofern wirkt Davis' Film durchaus ein wenig aus der Zeit gefallen, was sein Scheitern an den Kinokassen in Kombination mit den kurz zuvor stattgefundenen Anschlägen vom 11. September ein Stück weit erklärbar macht.
Wer jedoch Freude an solch temporeichen Actionstreifen ohne Leerlauf und unnötigem Ballast hat, kommt bei "Collateral Damage" durchaus auf seine Kosten, zumal gute Nebendarsteller wie Francesca Neri, Elias Koteas und John Turturro die etwas ungelenke Performance Schwarzeneggers ein wenig ausgleichen können.
Der vierte Fall des Sonderdezernats Q nach den Romanen von Jussi Adler-Olsen ist abermals ein düster-atmosphärischer Thriller, der vor allem mit der Aufarbeitung eines real stattgefundenen Verbrechens punktet, welches zu den grausamsten und menschenverachtendsten in der Geschichte Dänemarks zählt und bis heute weitgehend totgeschwiegen wird.
Bei Renovierungsarbeiten in einer Kopenhagener Wohnung werden drei eingemauerte Leichen entdeckt, die um einen Esstisch drapiert und deren Geschlechtsteile verstümmelt wurden. Die Ermittler Carl (Nikolaj Lie Kaas), Assad (Fares Fares) und Rose (Johanne Louise Schmidt) nehmen sich der Sache an und stoßen dabei auf furchtbare Gräueltaten, die bis weit in die Vergangenheit reichen...
Für den vierten Teil der populären Reihe übernahm Christoffer Boe (Reconstruction, Allegro) den Regieposten und schuf ein stilsicheres Kriminalstück, das besonders von seiner sozialen Komponente lebt. Wer hier die Täter sind und welche Ziele sie verfolgen, ist für den Zuschauer schon recht schnell klar, viel ungeheuerlicher jedoch ist, dass die gezeigten Vorgänge in einer Anstalt für junge Frauen so tatsächlich auch stattgefunden haben. Da auch der schwierigen Beziehung zwischen dem stets mies gelaunten Carl und seinem aufgeweckten Assistenten recht viel Zeit eingeräumt wird, funktioniert "Verachtung" in erster Linie als zwischenmenschliches Drama und weniger als besonders ausgeklügelte Mörderjagd, obschon auch in dieser Hinsicht für Spannung und eine Prise Action gesorgt wird. Bei allen Stärken im Dramabereich ist es aber dennoch etwas schade, dass die Karten hier schon so früh auf dem Tisch liegen und die ganz großen Überraschungen letztlich ausbleiben.
"Der Baader Meinhof Komplex" unter der Regie Uli Edels (Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, Letzte Ausfahrt Brooklyn) ist ein enorm packender Politthriller über den Terror der linksextremistischen RAF, deren gewaltbereite Aktionen Deutschland über viele Jahre hinweg in Atem hielten.
Nachdem es im Zuge des Besuchs des persischen Schahs in West-Berlin zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen ist, radikalisiert sich die gegen den Vietnamkrieg, die Ausbeutung durch den Kapitalismus und die Versäumnisse der NS Aufarbeitung protestierende Studentenbewegung immer mehr. Unter der Führung der Studentin Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek), ihrem Freund Andreas Baader (Moritz Bleibtreu) und der Journalistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) bildet sich eine Terrorgruppe, die auch vor Geiselnahme und Mord nicht zurückschreckt, um ihre politischen Ziele durchzusetzen...
"Der Baader Meinhof Komplex" zeigt rund ein Jahrzehnt deutscher Geschichte als actionreiches Thrillerstück, in dem ein dramatisches Ereignis auf das nächste folgt. Angesichts der Komplexität der RAF Zeit und dem hohen Erzähltempo, welches Edel von Beginn an anschlägt, ist es zwar kaum möglich, Zusammenhänge und Details tiefergehend zu beleuchten, dafür bietet der Film jedoch einen sehr guten Überblick über die Taten der Terrorgruppe und die Denkweise ihrer führenden Köpfe. Gleichwohl setzt Edels Werk zumindest ungefähre Vorkenntnisse des Zuschauers voraus und verzichtet weitgehend auf ausführliche Erklärungen, weshalb man vor Sichtung des Films von Namen wie Benno Ohnesorg und Rudi Dutschke zumindest schon gehört haben sollte.
Als ausgesprochen gelungen erweist sich zudem die Idee, sich nicht auf Einzelschicksale zu fokussieren, sondern das große Ganze im Blick zu behalten. Entsprechend haben neben Mitgliedern der zweiten und dritten RAF Generation auch die Führungskräfte des Staatsapparats ihren Auftritt. Zugute kommt Edel dabei der ausgezeichnete Cast, der mit u.a. Jan Josef Liefers, Nadja Uhl und Bruno Ganz bis in die kleinsten Nebenrollen hochkarätig besetzt ist. Auf diese Weise entsteht ein atemlos spannender Thriller, der -angereichert mit Originalaufnahmen - ein ebenso drastisches wie erschütterndes Zeitportrait bildet.