Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 7

    Die turbulente Komödie "Unternehmen Petticoat" unter der Regie von Blake Edwards (Frühstück bei Tiffany, Der rosarote Panther) befasst sich mit dem Kampf der Geschlechter, den chaotischen Zuständen der amerikanischen Kriegsführung sowie dem ganz normalen Bürokratiewahnsinn und weiß dabei dank skurriler Einfälle und bestens aufgelegter Darsteller charmante Unterhaltung zu bieten.

    Commander Sherman (Cary Grant) hat es sich in den Kopf gesetzt, das bei einem japanischen Luftangriff versenkte U-Boot 'Sea Tiger' wieder seetüchtig zu machen. Dabei unterstützen soll ihn der unerfahrene Lieutenant Holden (Tony Curtis), der zwar noch nie ein U-Boot von innen gesehen hat, dafür aber die ungewöhnlichsten Dinge als Ersatzteile zu benutzen weiß. Endgültig vorbei mit der Disziplin an Bord ist es schließlich, als der Schürzenjäger Holden nach einem Landgang eine Gruppe von Krankenschwestern mitbringt...

    Edwards' Kriegskomödie lebt besonders von den Auseinandersetzungen der beiden ungleichen Hauptfiguren, die auf engstem Raum zusammenarbeiten müssen, um das U-Boot in sichere Gewässer zu bringen. Dabei sorgt allein schon Cary Grants Mienenspiel für so manchen Lacher, reagiert er auf die Eskapaden des Lieutenant, welche alsbald auf die gesamte Mannschaft abfärben, doch oftmals nur mit hochgezogener Augenbraue und argwöhnischem Blick. Überzeugend dargestellt ist zudem auch der anhaltende Behördenirrsinn im Krieg, welcher die Beschaffung von Vorräten zur Tour de Force werden lässt.

    Neben seinem treffsicheren Humor überzeugt "Unternehmen Petticoat" aber auch mit ein wenig Kriegsaction, wenngleich hierauf nicht der Schwerpunkt des Films liegt. So sorgen etwa die Luftangriffe der Japaner oder auch die Gefechte auf hoher See nach wie vor für Spannung und sind auch visuell durchaus spektakulär anzuschauen. Wenn man an Edwards' Film hingegen etwas kritisieren möchte, dann dass er mit zwei Stunden Laufzeit etwas zu lang geht. 15-20 Minuten weniger hätten "Unternehmen Petticoat" noch temporeicher und damit stärker gemacht.

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    • 4

      Der Fall der ermordeten Frankfurter Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt gilt als einer der mysteriösesten Kriminalfälle der deutschen Nachkriegsgeschichte und bietet bis in die Gegenwart Anlass zu zahlreichen Spekulationen. Schon ein Jahr nach ihrem Tod erfolgte die erste filmische Auseinandersetzung unter der Regie von Rolf Thiele (Die Halbzarten, Grieche sucht Griechin), welcher den Mordfall ins Zentrum einer sozialkritischen Satire über die Wirtschaftswunderzeit zu stellen versuchte.

      Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Rosemarie (Nadja Tiller) macht in einem Frankfurter Hotel Bekanntschaft mit einer Gruppe von Unternehmern, die sich auf der Suche nach Damen des leichten Gewerbes befinden. Über diese lernt Rosemarie auch den Franzosen Fribert (Peter van Eyck) kennen, welcher in einen Fall von Industriespionage verwickelt ist und der die junge Prostituierte benutzt, um an die Geheimnisse der Unternehmer zu gelangen. Schon bald ist Rosemaries Leben in höchster Gefahr...

      Die Idee, den rätselhaften Mordfall mit einer Satire auf die gesellschaftlichen Zustände in der noch jungen Bundesrepublik zu verknüpfen, birgt sicherlich ein enormes Potenzial, doch ist die Geschichte, die Thieles Film erzählt, zu weit von den realen Geschehnissen um Rosemarie Nitribitt entfernt, um als True Crime-Thriller durchzugehen und letztlich auch zu zahnlos und zu oberflächlich, um als bissige Satire zu überzeugen. Vielmehr dümpelt "Das Mädchen Rosemarie" die meiste Zeit über höhepunktarm vor sich hin, woran auch die namhafte Besetzung um Horst Frank (Hunde, wollt ihr ewig leben), Werner Peters (Der Untertan) und Gert Fröbe (Goldfinger) kaum etwas zu ändern vermag.

      Als einziger Lichtblick erweisen sich daher Mario Adorf und Jo Herbst als singende Kleinganoven, deren hämische Lieder über die Missstände jener Zeit die eigentliche Handlung allerdings eher unterbrechen, statt sich stimmig darin einzufügen.

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      • 7

        Der auf einem Hörspiel beruhende "Du lebst noch 105 Minuten" ist ein klassischer Film Noir in beklemmender Atmosphäre, der mit dem seither häufig kopierten Telefonterror-Szenario in Kombination mit der düsteren Bildgestaltung Spannung und Nervenkitzel bis zum perfiden Schlussakkord liefert.

        Die bettlägerige Leona (Barbara Stanwyck) wartet am Abend auf ihren heimkommenden Ehemann Henry (Burt Lancaster). Als dieser nach Stunden immer noch nicht Zuhause ist, versucht Leona ihn telefonisch zu erreichen, wobei es jedoch zu einer Fehlschaltung der Vermittlungszentrale kommt und sie unfreiwillige Ohrenzeugin eines geplanten Mordanschlags wird. Während die Polizei die Befürchtungen der aufgebrachten Frau nicht allzu ernst nimmt, dämmert Leona allmählich, dass sie selbst das Ziel des Anschlags sein muss und ihr keine zwei Stunden mehr bleiben...

        Regisseur Anatole Litvak (Die Schlangengrube, Anastasia) schuf ein nach wie vor fesselndes Kriminalstück, dessen Szenario hervorragend in die Corona-Zeit passt, zeigt es doch, dass Einsamkeit und Isolation unter bestimmten Bedingungen selbst in einer dicht bevölkerten Metropole wie New York auftreten können, wobei der einzige Unterschied zur heutigen Zeit darin besteht, dass der Protagonistin des Films statt Internet und Handy der Telefonhörer als Verbindung zur Außenwelt dient.

        Anders als man zunächst annehmen könnte, ist "Du lebst noch 105 Minuten" allerdings kein reines Kammerspiel, sondern erzählt in verschachtelten Rückblenden die Vorgeschichte von Leona und ihrem Ehemann. Hierbei zeigt sich, dass auch das potenzielle Mordopfer ein durchaus streitbarer Charakter ist, versteht es Leona doch ausgezeichnet, ihre finanziellen Möglichkeiten als reiche Erbin auszunutzen und ihren aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Mann somit von sich abhängig zu machen. Insofern funktioniert Litvaks Werk neben seinen Thrillerqualitäten auch als Psychogramm einer Hypochonderin, deren Angst vor Krankheit und Einsamkeit sich bis hin zu Hysterie und Verzweiflung steigert. Da fällt es auch nicht allzu negativ ins Gewicht, dass die dargestellten technischen Möglichkeiten des Telefons nicht immer glaubhaft erscheinen.

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        • 6 .5

          Der auf einer Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe basierende Schauerklassiker "Lebendig begraben" unter der Regie des Gruselkönigs Roger Corman (Die Verfluchten, Das Pendel des Todes) befasst sich mit der sogenannten Taphephobie, der schrecklichen Angst, als Scheintoter lebendig beerdigt zu werden.

          Seit er die Hilferufe seines Vaters aus der Familiengruft vernommen haben will, plagt den wohlhabenden Guy Carrell (Ray Milland) die Furcht vor einem Begräbnis bei lebendigem Leibe, worunter auch die Ehe mit seiner frisch angetrauten Frau Emily (Hazel Court) leidet. Just als sich Guy allmählich auf dem Weg der Besserung befindet, scheinen seine schlimmsten Befürchtungen doch noch wahr zu werden...

          Von Beginn an erzeugt Cormans Werk mit seinem nebelverhangenen Friedhofssetting eine angenehm altmodische Gruselstimmung, welche mit entsprechenden Soundeffekten zusätzlich untermalt wird. Die Geschichte an sich mag aus heutiger Sicht nicht mehr allzu überraschend ausfallen, bleibt dafür jedoch stets auf das Wesentliche konzentriert und lässt aufgrund der knapp bemessenen Laufzeit keinerlei Längen aufkommen. In seinen stärksten Momenten offenbart "Lebendig begraben" zudem eine morbide Skurrilität, speziell dann, wenn der Protagonist in aller Ausführlichkeit seine Sicherheitsmaßnahmen für den Fall der Fälle präsentiert.

          Auch dank der überzeugenden Darstellerriege, aus der Milland als von Neurosen Geplagter naturgemäß besonders hervorsticht, ergibt sich so ein kurzweiliges Horrorvergnügen in klaustrophobischer Atmosphäre.

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          • 6

            Mit "Malice" lieferte Regisseur Harold Becker (Sea of Love, Das Mercury Puzzle) ein wendungsreiches Intrigenspiel ab, an dessen Drehbuch u.a. der gefeierte Hollywood-Schreiber Aaron Sorkin (The Trial of the Chicago 7) mitwirkte. Trotz einiger eher wenig glaubhafter Twists bietet der starbesetzte Psychothriller um Ärztepfusch und Gottkomplex über weite Strecken gelungene Unterhaltung.

            Der Uni-Professor Andy Safian (Bill Pullman) und seine Frau Tracy (Nicole Kidman) hegen schon seit Langem einen bisher unerfüllten Kinderwunsch, weshalb sich Tracy sogar in ärztlicher Behandlung befindet. Derweil freundet sich Andy mit dem neuen Chefarzt der Chirurgie (Alec Baldwin) an und erzählt diesem von ihren Problemen. Als Tracy jedoch schließlich auf dem OP-Tisch des Mannes landet, hat dies fatale Auswirkungen...

            Speziell zu Beginn sorgt die komplexe Geschichte von "Malice" für reichlich Verwirrung und lässt überhaupt nicht erkennen, in welche Richtung sich Beckers Film im weiteren Verlauf entwickeln könnte. Dies hängt allerdings auch damit zusammen, dass neben der eigentlichen Haupthandlung auch noch ein Subplot um einen auf dem Uni-Campus umherschleichenden Serienkiller eröffnet wird, welcher mit dem eigentlichen Geschehen rund um das Ehepaar und den befreundeten Arzt aber so gut wie gar nichts zu tun hat.

            Nach und nach verdichten sich jedoch die Anzeichen, dass "Malice" in erster Linie eine Geschichte über Lug und Betrug sowie arrogante Halbgötter in Weiß ist, denen das Wohl ihrer Patienten herzlich wenig bedeutet. Dank des gut aufgelegten Casts, zu dem u.a. noch Bebe Neuwirth (The Faculty), Anne Bancroft (Die Reifeprüfung), Tobin Bell (Saw) sowie die damals noch weitgehend unbekannte Gwyneth Paltrow (Sieben) in einem Mini-Auftritt zählen und des einen oder anderen Überraschungseffekts bleibt "Malice" trotz der lediglich durchschnittlichen Inszenierung somit relativ spannend und unvorhersehbar.

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            • 6

              "Spurwechsel" unter der Regie Roger Michells (Notting Hill, Morning Glory) ist ein um Ethos und Moralfragen kreisender Thriller, dessen an nur einem Tag spielende Geschichte zwar bisweilen recht konstruiert wirkt, dank des knackigen Erzähltempos und der gut aufgelegten Darsteller aber dennoch zu unterhalten versteht.

              Der geschiedene Familienvater Doyle Gipson (Samuel L. Jackson) befindet sich auf dem Weg zu einer Sorgerechtsverhandlung, als er in einen Verkehrsunfall mit dem in eine Spendenaffäre verstrickten Anwalt Gavin Banek (Ben Affleck) verwickelt wird, wodurch beide zu spät zu ihren Gerichtsterminen kommen. Während Gipson den beim Unfall entstandenen Schaden der Versicherung melden will, begeht Banek Fahrerflucht, verliert dabei allerdings eine für seinen Prozess wichtige Akte, die er nun unbedingt vom verärgerten Gipson wiederbeschaffen muss...

              Michells Film setzt weniger auf Actionsequenzen als vielmehr auf eine ausgiebige Charakterzeichnung der beiden Hauptfiguren, deren gegenseitige Abneigung sich nach und nach zu einem durchaus abwechslungsreichen Psychoduell steigert. Auch wenn dabei nicht jede Aktion ganz glaubwürdig erscheint, so bleibt man doch speziell wegen des starken Casts, zu dem u.a. noch Toni Collette, Sydney Pollack und Richard Jenkins gehören, sowie den immer bösartiger werdenden Attacken der beiden Kontrahenten gerne am Ball. Dadurch, dass "Spurwechsel" auf eine klare Schwarzweiß Zeichnung verzichtet, fiebert man als Zuschauer darüber hinaus mit beiden Protagonisten gleichermaßen mit und kann sich gut in ihre jeweilige Lage versetzen.

              Leider führt der insgesamt routiniert in Szene gesetzte Thriller diesen einmal eingeschlagenen Pfad aber nicht konsequent bis zum Ende fort, sodass der Film im letzten Drittel an Intensität verliert und sich die Schwierigkeiten allzu leicht in Wohlgefallen auflösen.

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              • 6 .5
                über Convoy

                Der auf einem Countrysong von C.W. McCall basierende "Convoy" ist eine in mehrere Kapitel unterteilte Truckerballade mit gesellschaftskritischer Note, die den Kampf des einfachen Mannes gegen ein ebenso korruptes wie gewaltbereites Staatssystem symbolisiert.

                Ein Trucker mit dem Rufnamen Rubber Duck (Kris Kristofferson) und seine Freunde werden von einem gerissenen Sheriff (Ernest Borgnine) in eine Radarfalle gelockt. Als der Sheriff kurz darauf an einer Raststätte einen der Freunde festnehmen will, entbrennt eine wüste Schlägerei. Rubber Duck und seine Mitstreiter entschließen sich daraufhin, vor dem Zugriff durch die sie nun jagende Polizei über die Staatsgrenze zu fliehen. Schon nach kurzer Zeit schließen sich ihnen viele weitere Fahrer an und bilden mit ihnen einen Konvoi...

                Regisseur Sam Peckinpah (The Wild Bunch, Wer Gewalt sät) schuf ein kurzweiliges Roadmovie, welches anfänglich vor allem mit gleichsam roher wie kraftvoller Highway-Action aufwartet, im weiteren Verlauf jedoch zunehmend an politischer Dimension gewinnt. Trotz des düsteren Gesellschaftsbildes, das "Convoy" zeichnet, enthält der Film zudem auch einige humorvolle Momente, die allein schon durch die raue Truckersprache zum Ausdruck kommen.

                Wirklich nachempfinden kann die Probleme der Hauptfiguren hingegen wohl nur, wer die damaligen gesellschaftlichen Strömungen in den USA mitbekommen oder am besten selbst miterlebt hat. Peckinpahs Werk ist nämlich in erster Linie an der Vermittlung eines bestimmten Lebensgefühls interessiert und damit für ein heutiges Publikum nicht unmittelbar zugänglich. Situationen wie jene gegen Ende des Films, in denen Politiker die mediale Aufmerksamkeit für ihren Wahlkampf nutzen und damit das eigentliche Ansinnen der Trucker ins Gegenteil verkehren, lassen sich allerdings durchaus auf die Geschehnisse im Hier und Jetzt übertragen. Und selbst wer mit der Gesellschaftskritik in "Convoy" und den an alte Westernhelden erinnernden Charakteren überhaupt nichts anfangen kann, kann sich dafür immer noch an der rasanten, in einem markanten Mix aus Zeitlupen und schnellen Schnitten festgehaltenen Action erfreuen.

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                • Durch den finanziellen Erfolg der SSC konnte sich ihr Schöpfer einen langgehegten Traum erfüllen und seine Männlichkeit veredeln, sodass diese nun gülden durch seine Hose schimmert.

                  Glaubt ihr mir nicht?
                  Na, was glaubt ihr, warum sich der Mann 'Uli Goldhahn' nennt?

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                  • 6 .5
                    Kenduskeag 17.02.2021, 11:45 Geändert 17.02.2021, 11:47

                    "Ein Goldfisch an der Leine" unter der Regie von Howard Hawks (Tote schlafen fest, Rio Bravo) entstand zu einer Zeit, da die großen Erfolge amerikanischer Screwball-Komödien allmählich nachließen. Insofern erscheint dieser heitere Geschlechterkampf rund um einen sportlichen Wettstreit aus heutiger Sicht wie ein letztes Aufbäumen des Subgenres, ehe das damalige Publikum von derlei Scherzen offenbar genug hatte.

                    Als Verkäufer von Anglerutensilien und Verfasser entsprechender Ratgeber eilt Roger Willoughby (Rock Hudson) der Ruf voraus, eine Koryphäe auf jenem Gebiet zu sein. Tatsächlich hat der tollpatschige Roger jedoch in seinem ganzen Leben noch keinen Fisch gefangen. Dies bringt ihn in Bedrängnis, als sein Chef (John McGiver) ihn auf Anraten der PR-Beraterin Abigail Page (Paula Prentiss) dazu drängt, an einem Angelwettbewerb teilzunehmen...

                    Hawks' romantische Komödie lebt in erster Linie von den zahlreichen Slapstick-Momenten, den zweideutigen Dialogen sowie den gut aufgelegten Darstellern. Darüber hinaus verfügt der Film über einen unverkennbaren Sixties-Charme und weiß visuell - etwa bei den feinen, kleinen Unterwasserszenen - nach wie vor zu überzeugen.

                    Nach rasantem Start und der flotten Etablierung der wichtigsten Charaktere folgt im Mittelteil allerdings ein spürbarer Durchhänger. Die Gags wirken nun altbacken (wie etwa beim Aufbau des Zeltes) oder schlicht albern (wie etwa der Bär auf dem Mofa). An Schwung gewinnt "Ein Goldfisch an der Leine" hingegen vor allem dann, wenn die selbstbewusste Abigail wieder vermehrt im Mittelpunkt steht und Rogers Leben ins Chaos stürzt. Überhaupt erweist sich die toughe PR-Agentin als eigentliche Triebfeder für die Handlung, ist sie es doch, die den eher zurückhaltend wirkenden Roger zu erobern versucht und damit einen bemerkenswert emanzipierten Typ Frau verkörpert. Paula Prentiss bewegt sich mit ihrer überdrehten Performance allerdings auch auf einem sehr schmalen Grat zwischen liebenswürdig und nervtötend.

                    Dank der leichtfüßigen Inszenierung und der gelungenen Situationskomik steht unterm Strich aber dennoch ein vergnüglicher Spaß mit einer Prise Romantik.

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                    • 5 .5

                      Mit Filmen wie "Dante's Peak" versuchte Hollywood Mitte der 90er Jahre das Feuer des inaktiven Katastrophenthrillers neu zu entfachen, was aber nur von eher mäßigem Erfolg gekrönt war. Roger Donaldson (Thirteen Days, Bank Job) schuf einen allzu formelhaften Genrebeitrag, der zwar über einige spektakuläre Kamerafahrten und gut gealterte Effekte verfügt, dabei jedoch nur punktuell Spannung zu erzeugen weiß.

                      Der Geologe Harry Dalton (Pierce Brosnan) kommt für Routinemessungen in die am Fuße eines Vulkans gelegene Kleinstadt Dante's Peak und freundet sich mit der Bürgermeisterin Rachel Wando (Linda Hamilton) und ihren Kindern an. Als Harry bei seinen Untersuchungen seismische Aktivitäten feststellt, beschwört er den Stadtrat, den Ort zu evakuieren, wird jedoch zunächst nicht ernst genommen. Schon bald darauf bricht der Vulkan aus und legt die Stadt in Schutt und Asche...

                      Dante's Peak klappert so gut wie alle Klischees ab, die man aus dem Katastrophengenre gewohnt ist. Diese reichen vom traumatisierten Wissenschaftler, dessen Warnungen ignoriert werden, bis hin zur obligatorischen Liebesgeschichte. In der ersten Filmhälfte bekommt man abseits von ersten Annäherungen der beiden Hauptfiguren und reichlich Kleinstadt-Idylle entsprechend kaum etwas geboten, zumal der weitere Verlauf doch ohnehin vorgezeichnet ist.

                      Erst ab der Mitte nimmt "Dante's Peak" dann allmählich Fahrt auf und liefert einige stark inszenierte Actionszenen. Zu Gute halten kann man Donaldsons Werk zudem, dass die Geschehnisse im Vergleich zu den meisten moderneren Genrevertretern noch im halbwegs realistischen Rahmen bleiben. Zumindest springt hier kein Einbeiniger von einem Hochhaus zum nächsten.

                      Wenn allerdings gerade das Gefühl aufkommt, dass es nun so richtig losgeht und die Handlung scheinbar an Intensität gewinnt, endet "Dante's Peak" ganz unvermittelt, so als ob mitten im Dreh das Budget ausgegangen wäre und man das Ganze nun zu einem schnellen Abschluss hätte bringen müssen.

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                      • 7
                        Kenduskeag 15.02.2021, 11:09 Geändert 15.02.2021, 11:09

                        Das auf realen Ereignissen basierende spirituelle Drama "Von Menschen und Göttern" von Regisseur Xavier Beauvois (Eine fatale Entscheidung) wirbt auf intensive Weise für Völkerverständigung und religiöse Toleranz vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des algerischen Bürgerkrieges. Zugleich gewährt Beauvois einen präzisen Einblick in das Alltagsleben einer Gruppe von Trappistenmönchen, welche der bewaffnete Konflikt vor eine schwerwiegende Entscheidung stellt.

                        Algerien in den 90er Jahren: In einem Kloster im Atlas-Gebirge leben neun Mönche um Abt Christian (Lambert Wilson) in unmittelbarer Nachbarschaft zur muslimischen Landbevölkerung. Sie helfen den Dorfbewohnern etwa bei Behördengängen und kümmern sich um ihre medizinische Versorgung. Als jedoch eine Gruppe radikaler Islamisten auftaucht und alle Ausländer auffordert, das Land zu verlassen, stellt sich für die Mönche die Frage, ob sie in ihre Heimat nach Frankreich zurückkehren und damit die Dorfbewohner im Stich lassen sollen oder ob sie bleiben und damit dem sicheren Tod durch die Terroristen entgegentreten sollen...

                        Statt die politischen Zusammenhänge des Bürgerkrieges in den Mittelpunkt zu rücken, setzt sich Beauvois' Drama vielmehr mit dem vorbildhaften interreligiösen Dialog der Brüder und ihrer muslimischen Nachbarn auseinander, die trotz ihrer unterschiedlichen Religionszugehörigkeit und der immensen Spannungen im Land ein freundschaftliches Verhältnis pflegen und den Traditionen der jeweils Anderen mit Respekt begegnen. Darüber hinaus lebt "Von Menschen und Göttern" besonders von den theologischen Auseinandersetzungen der Mönche und ihrer ganz menschlichen Angst vor der Ermordung durch die Terroristen.

                        Trotz des brisanten Stoffes weicht Beauvois' Film dabei nie von seiner ruhigen und nüchtern gehaltenen Erzählweise ab und gerät somit auch nie in Gefahr, allzu reißerisch oder unnötig sentimental zu werden. Dank der feinfühligen Inszenierung und der starken Leistungen der Darsteller, zu denen u.a. noch Michael Lonsdale (Der Name der Rose) und Olivier Rabourdin (96 Hours - Taken) zählen, wird zudem vermieden, die Brüder zu Superhelden im Kampf gegen das Böse zu stilisieren, sodass sich am Ende ein eindringliches Plädoyer für die friedliche Koexistenz der Weltreligionen ergibt, das durch mehrere gänsehautbereitende Choralgesänge strukturiert wird.

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                        • 7

                          "Switchback" unter der Regie des vornehmlich für seine Tätigkeit als Drehbuchautor bekannten Jeb Stuart (u.a. für "Stirb langsam" und "Auf der Flucht") bietet packende Thrillerkost vor winterlicher Kulisse, die mit einer clever aufgezogenen Story, einem starken Cast sowie hervorragender Stuntarbeit zu gefallen weiß.

                          Sheriff Olmstead (R. Lee Ermey) jagt einen Serienkiller, der seine blutige Handschrift zuletzt in einem Motel in Amarillo hinterließ. Unterstützung erhält er dabei vom FBI Agenten Frank LaCrosse (Dennis Quaid), der noch eine persönliche Rechnung mit dem Killer zu begleichen hat. Zur gleichen Zeit nimmt Bob Goodall (Danny Glover) auf seiner Fahrt in die Berge einen jungen Anhalter (Jared Leto) mit...

                          Nach einer intensiven Eröffnungsszene, die den Zuschauer sogleich vor den Bildschirm fesselt, teilt sich Stuarts Film in zwei Handlungsstränge, die zunächst keinerlei Verbindung zueinander aufweisen, später jedoch stimmig zusammengeführt werden. Während der Handlungsstrang um die Ermittler eher gewöhnliche Polizeiarbeit liefert, begeistert speziell das Aufeinandertreffen des schwer zu durchschauenden Goodall mit seinen ebenso undurchsichtigen Fahrgast als abwechslungsreicher Roadtrip mit Actioneinlagen und gelegentlichen Gewaltspitzen. Das Rätselraten um die Identität des Killers ist indes für den Genuss der Geschichte eher zweitrangig, doch auch in dieser Hinsicht kann "Switchback" durch ein paar geschickt ausgelegte falsche Fährten punkten, ehe dann etwa in der Mitte des Films die Katze aus dem Sack gelassen wird.

                          Unter den Darstellern weiß derweil vor allem Danny Glover mit einer einnehmenden Performance hervorzustechen, doch auch Ermey und Leto verstehen ihr Können mehr als nur anzudeuten. Der erst verhältnismäßig spät auf den Plan tretende Dennis Quaid fällt hingegen ein wenig ab, was jedoch ein Stück weit auch der Eindimensionalität seiner Rolle geschuldet ist. Dafür sind aber immerhin auch kleinere Nebenrollen mit u.a. Ted Levine (Das Schweigen der Lämmer), William Fichtner (The Dark Knight) und Walton Goggins (The Hateful Eight) hochkarätig besetzt, sodass am Ende eine ebenso mitreißende wie wunderbar fotografierte Serienkillerhatz steht.

                          Besten Dank @SnakePlisken für den Tipp!

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                          • Doku-Tipp für Nostalgiker: Ein charmanter Einblick in die älteste Videothek der Welt, die - man höre und staune - in Kassel steht.

                            https://www.youtube.com/watch?v=_VUuzo4qczg

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                            • 8 .5

                              "Wie Sie ein Gespür für Gott haben, habe ich ein Gespür für Schnee!"

                              Der auf Peter Høegs Bestseller basierende "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" ist ein angenehm unkonventioneller Thriller in eisiger Atmosphäre, der mit einer abwechslungsreichen Story, herrlichen Landschaftsbildern sowie einer faszinierenden Hauptfigur aufwartet.

                              Die unter Inuit in Grönland aufgewachsene Smilla Jaspersen (Julia Ormond) lebt zurück gezogen in einem Kopenhagener Wohnkomplex. Als ihr kleiner Nachbarsjunge Isaiah (Clipper Miano) vor ihrer Tür steht, lädt Smilla den aus prekären Verhältnissen stammenden Inuk zu sich ein und schließt rasch Freundschaft mit ihm. Doch dann wird eines Tages die Leiche des Jungen gefunden, der offensichtlich vom Dach in den Tod gestürzt ist. Während alle an einen Unfall glauben, untersucht Smilla die Schneespuren und kommt zu dem Schluss, dass ihr kleiner Freund ermordet wurde...

                              Regisseur Bille August (Pelle, der Eroberer/Das Geisterhaus) verbindet in dieser europäischen Koproduktion stimmungsvolle Bilder aus dem hohen Norden mit einer packenden Verschwörungsgeschichte, die nicht ganz leicht zu durchschauen ist und so einige Überraschungen bereit hält. Julia Ormond spielt die resolute Protagonistin mit herbem Charme, was in Kombination mit ihrem schroffen Mundwerk für einige humorvolle Momente in diesem ansonsten sehr düsteren Thriller sorgt. Ihr zur Seite steht dabei ein internationales Ensemble, welches von Gabriel Byrne über Richard Harris bis hin zu Jürgen Vogel und Mario Adorf reicht.

                              Während die erste Filmhälfte noch eher ruhig angelegt ist und hauptsächlich von Smillas Ermittlungsarbeit lebt, fällt die zweite Hälfte schon deutlich actionreicher aus und zieht dabei die Spannungsschrauben immer fester. Trotz einiger eher schlecht gealterter Effekte und der bisweilen etwas gehetzt wirkenden Erzählweise ergibt sich so ausgezeichnete Thrillerkost, die sich deutlich vom Hollywood-Einheitsbrei abzuheben weiß.

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                                Kenduskeag 03.02.2021, 11:54 Geändert 03.02.2021, 11:56

                                Mit "Heartbreakers" gelang David Mirkin (Romy und Michele) eine abwechslungsreiche Gaunerkomödie, angesiedelt im mondänen Ambiente des Sunshine States und mit einer ganzen Riege an sichtlich spielfreudigen Stars besetzt.

                                Die Heiratsschwindlerin Max (Sigourney Weaver) erleichtert gemeinsam mit ihrer Tochter Page (Jennifer Love Hewitt) wohlhabende Männer um ihr Erspartes. Nach ihrem letzten erfolgreichen Coup will das Gespann jedoch getrennte Wege gehen, da Page endlich auf eigenen Füßen stehen möchte. Als jedoch die Steuerbehörde auf ihre kriminellen Machenschaften aufmerksam wird, müssen Mutter und Tochter noch einmal zusammenarbeiten. Bei ihrem neuesten Opfer, dem milliardenschweren Tabakunternehmer William Tensy (Gene Hackman), läuft jedoch nichts so wie geplant...

                                Zwar enthält Mirkins Komödie so manche zum Kopfschütteln anregende Albernheit sowie einige abgestandene Pointen, doch fällt dies angesichts der zahlreichen Haken, welche die Geschichte immer wieder schlägt, gar nicht so sehr ins Gewicht. Von Beginn an jagt hier nämlich eine verrückte Wendung die nächste, weshalb man "Heartbreakers" speziell dann am besten genießen kann, wenn man nicht allzu sehr auf der Glaubwürdigkeit des Geschehens beharrt, sondern sich einfach vom chaotischen Treiben der Charaktere mitreißen lässt.

                                Möglich wird dies in erster Linie durch den hervorragenden Cast, der den überdreht agierenden Figuren einen gewissen Charme zu verleihen weiß. Allen voran Sigourney Weaver merkt man den Spaß an der Rolle der gewitzten Betrügerin deutlich an. Großartig ist etwa ihr Auftritt als falsche Russin, die während eines Restaurantbesuchs unerwartet auf die Bühne gebeten wird, um ein russisches Volkslied vorzutragen. Aber auch die weiteren Darsteller um Love Hewitt als heiße Verführerin, Hackman als von Hustenanfällen geplagter Kettenraucher sowie Jason Lee als gutherziger Barkeeper und Ray Liotta als naiver Autoschieber tragen ihren Teil zum Gelingen bei.

                                Negativ hingegen fällt vor allem das unnötige letzte Drittel des Films auf, in welchem die absurden Wendungen endgültig überhand nehmen und das so wirkt, als habe man "Heartbreakers" auf den letzten Metern unbedingt noch ein typisch kitschiges Hollywood Finale andichten wollen.

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                                • 7

                                  Das neuseeländische Sozialdrama "Die letzte Kriegerin" unter der Regie Lee Tamahoris (Auf Messers Schneide, Im Netz der Spinne) stellt ein aufwühlendes Porträt einer zerrütteten Maori Familie dar, die sich in einer von Armut und Kriminalität geprägten Gesellschaft auf der Suche nach ihrer kulturellen Identität befindet. Tamahori gelang eine kraftvolle Milieustudie, die entschieden gegen jede Form von Gewalt - insbesondere gegen Frauen und Kinder - eintritt.

                                  Beth (Rena Owen) lebt mit ihrem Ehemann Jake (Temuera Morrison) und den gemeinsamen Kindern in einer heruntergekommenen Vorortsiedlung, in der rauschende Partys gefeiert werden, aber auch Kneipenschlägereien und häusliche Gewalt an der Tagesordnung stehen. Mit aller Macht versucht Beth ihre Kinder vor den Wutausbrüchen ihres alkoholsüchtigen Mannes zu beschützen und ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen, doch nach und nach muss sie miterleben, wie die Familie auseinanderzubrechen droht...

                                  Tamahoris Art der Inszenierung ist als eher schlicht und unspektakulär zu bezeichnen, stellt sich dafür aber umso mehr in den Dienst der bewegenden Familiengeschichte. Eindrücklich zeigt "Die letzte Kriegerin" den komplizierten Zwiespalt zwischen Tradition und Moderne, welcher die Nachkommen der Maori in eine tiefe Krise stürzt, die bewirkt, dass sie sich nirgendwo wirklich zugehörig fühlen. Zugleich stellt Tamahoris Film jedoch auch klar heraus, dass eine einmal in Gang gesetzte Spirale der Gewalt sich kaum noch stoppen lässt und eine ganze Familie oder gar ein ganzes Volk in den Abgrund reißen kann.

                                  Darüber hinaus lebt "Die letzte Kriegerin" aber auch von seinem starken Darstellerensemble. Speziell Rena Owen begeistert in der Rolle der toughen Löwenmutter, die mit dem Mute der Verzweiflung um das Schicksal ihrer Kinder kämpft. Aber auch die weiteren Darsteller um Mamaengaroa Kerr-Bell und Cliff Curtis (Fear the Walking Dead) wissen zu überzeugen. Eine besondere Rolle innerhalb des Films kommt zudem der Musik zu, entwickeln die Charaktere beim gemeinsamen Singen ritueller Stammeslieder doch seltene Momente der Verbundenheit und Zuneigung, während derer ihre sonstigen Auseinandersetzungen für eine Weile vergessen scheinen.

                                  Trotz des erahnbaren Handlungsverlaufs ist Tamahori mit seinem Regiedebüt somit ein ebenso faszinierender wie erschütternder Einblick in die Welt der Maori gelungen.

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                                  • 7

                                    Basierend auf Herman Melvilles weltberühmten Roman schuf John Huston (Die Spur des Falken, African Queen) einen packenden Abenteuerklassiker mit biblischen Motiven, der auf intensive Weise von Irrsinn, Rachsucht und menschlicher Zerstörungswut erzählt.

                                    1841 in Neuengland: Ismael (Richard Basehart) schließt Freundschaft mit dem als Kannibalen verrufenen Queequeg (Friedrich von Ledebur) und heuert gemeinsam mit ihm auf einem Walfangschiff an. Das Kommando über das Schiff hat der wahnsinnige Kapitän Ahab (Gregory Peck), der sich auf der Jagd nach einem weißen Wal befindet, welcher ihn einst schwer verwundete...

                                    Huston, der das Drehbuch zusammen mit Ray Bradbury (Fahrenheit 451) entwickelte, versteht es gekonnt, den epochalen Stoff der Romanvorlage zu einem straffen Rachethriller auf hoher See zu verdichten, dem zwar das Monumentale manch anderer Produktionen dieser Zeit abgeht, dafür aber mit seiner Geradlinigkeit sowie seiner eindrucksvollen Ozeanatmosphäre überzeugt. Als weiterer Pluspunkt erweisen sich außerdem die hervorragenden Effekte, weshalb etwa die Attrappe des gigantischen Wals noch heute eine furchteinflößende Wirkung besitzt.

                                    Die grobkörnigen, in Sepiafarben gehaltenen Bilder erscheinen aus heutiger Sicht zwar nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, passen andererseits aber ideal zur im 19. Jahrhundert verankerten Handlung. Verlassen kann sich Huston darüber hinaus auf seinen stark besetzten Cast, zu dem u.a. noch Leo Genn und Orson Welles zählen. Insbesondere Peck, der den Film von seinem ersten Auftritt an regelrecht an sich reißt, bleibt mit seiner Performance als irrer Kapitän, welcher seine Mannschaft geradewegs ins Verderben führt, nachhaltig im Gedächtnis und lässt über den einen oder anderen kleineren Durchhänger hinwegsehen.

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                                    • 6

                                      Der von einer realen Flugzeugkatastrophe inspirierte "Der Berg der Versuchung" ist ein alpiner Abenteuerfilm mit einigen hübschen Landschaftsaufnahmen, der sich recht viel Zeit nimmt, um so richtig Fahrt aufzunehmen, dann aber durchaus spannende Bergaction mit zwei gut aufgelegten Hauptdarstellern bietet.

                                      Das ungleiche Brüderpaar Zacharias (Spencer Tracy) und Christoph (Robert Wagner) wohnt gemeinsam im elterlichen Haus am Fuße des Mont Blanc, wo eines Tages eine indische Passagiermaschine verunglückt. Als Christoph, der vom einfachen Leben der Brüder genug hat, mitbekommt, dass das Flugzeugwrack voller Gold und Edelsteine sein soll, überredet er Zacharias mit ihm auf den Berg zu steigen, um das Wrack zu plündern...

                                      Edward Dmytryk (Die Caine war ihr Schicksal, Die 27. Etage) ließ die Außenaufnahmen an Originalschauplätzen in den französischen Alpen entstehen, was seinem Werk eine entsprechende Authentizität verleiht. Der Fokus der Geschichte indes liegt anfangs hauptsächlich auf der Unterschiedlichkeit der beiden Brüder, die nicht nur hinsichtlich ihres Alters, sondern auch hinsichtlich ihrer Moralvorstellungen weit auseinanderliegen. Weniger interessant hingegen sind die Geschehnisse rund um eine Rettungsmission, die auf den Berg geschickt wird, um nach Überlebenden der Katastrophe zu suchen. Überhaupt sind die weiteren Figuren des Films für den zentralen Konflikt zwischen den Brüdern kaum von Belang.

                                      Sobald die Brüder dann aber auf Klettertour gehen, spitzt sich ihr Konflikt entsprechend zu und Dmytryks Film sorgt für einige nervenaufreibende Situationen in luftiger Höhe, sodass Fans klassischer Abenteuerstoffe hier insgesamt ganz gut unterhalten werden.

                                      Danke @MareikeHB fürs schmackhaft machen!

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                                      • 6 .5

                                        "Keine halben Sachen" unter der Regie Jonathan Lynns (Alle Mörder sind schon da, Mein Vetter Winnie) ist eine turbulente Gaunerkomödie, die mit jeder Menge verrückter Wendungen sowie einem sichtlich spielfreudigem Cast aufwartet und damit nach einer gewissen Anlaufzeit für insgesamt locker-spaßige Unterhaltung sorgt.

                                        Der tollpatschige Zahnarzt Oz (Matthew Perry) wird regelrecht vom Pech verfolgt. Nicht nur, dass seine Praxis kurz vor der Pleite steht; Zuhause hat er auch noch einen wahren Drachen von Ehefrau (Rosanna Arquette) sitzen, welche ihm das Leben zur Hölle macht. Als da eines Tages der sich auf der Flucht vor der Mafia befindliche Auftragskiller Jimmy 'Die Tulpe' Tudeski (Bruce Willis) nebenan einzieht, scheint für Oz jedoch ein Hoffnungsschimmer am Horizont aufzuziehen. Auf Drängen seiner Frau verpfeift er Jimmy bei dessen Verfolgern und hofft dafür im Gegenzug ein hübsches Kopfgeld zu kassieren...

                                        Zahnärzte scheinen in den USA einen eher zweifelhaften Ruf zu genießen, so oft wie dieser Berufsstand in Komödien auf die Schippe genommen wird (siehe etwa "Hangover" und "Kill the Boss"). Hier allerdings wächst einem der trottelige Protagonist mit seiner begriffsstutzigen Art schnell ans Herz und man wünscht ihm das nötige Glück, um seinen Kopf immer noch rechtzeitig aus der Schlinge zu ziehen.

                                        So ergibt sich eine gelungene Verbindung aus Action, Romanze und Slapstick-Einlagen, die anfangs zwar noch völlig konfus und undurchdacht erscheint, gegen Ende dann aber doch alle Erzählfäden auf charmante Weise zusammenführt. Da lässt es sich auch verkraften, dass nicht jeder Gag ins Schwarze trifft und das Ganze längst nicht so bitterböse und schwarzhumorig ausfällt, wie es hätte sein können.

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                                        • 5

                                          Dass Serienhits ihren Weg auf die große Leinwand finden und dabei dann auch noch erfolgreich sind, ist in der Filmgeschichte ein doch eher seltenes Phänomen, wenngleich etwa das "Star Trek" und das "Mission Impossible" Franchise löbliche Ausnahmen bilden. Als der Hype um die X-Akten Ende der 90er seinen Höhepunkt erreichte, schufen auch die Macher der populären Mysteryserie eine Kinoadaption, die allerdings weder in kommerzieller noch in künstlerischer Hinsicht restlos überzeugte.

                                          Die FBI Agenten Dana Scully (Gillian Anderson) und Fox Mulder (David Duchovny) gehen nach Schließung der X-Akten wieder ihrer normalen Routinearbeit nach. Als im Anschluss an eine anonyme Drohbotschaft ein Regierungsgebäude in die Luft fliegt und aus den Trümmern die Leichen eines kleinen Jungen sowie mehrerer Feuerwehrmänner geborgen werden, hat es zunächst den Anschein, als ob diese durch die Explosion getötet worden wären. Dann aber ergibt Scullys Obduktion, dass die Gefundenen schon vorher tot gewesen sein müssen und sie offenbar durch eine unbekannte Virusmutation starben...

                                          Durch den Prolog, welcher gleich zu Beginn des Films die Existenz von außerirdischem Leben auf der Erde offenbart, hat das Publikum lange Zeit über einen Wissensvorsprung gegenüber den beiden Protagonisten, die zunächst noch im Dunkeln darüber tappen, was es mit dem verheerenden Bombenanschlag auf sich hat und wer darin verwickelt ist. Echten Suspense weiß der Film aus diesem Umstand aber leider nicht zu ziehen und hält sich stattdessen viel zu lange mit fadem Verschwörungsgeschwurbel und diffusen Andeutungen auf, sodass speziell im Mittelteil kaum noch etwas Relevantes passiert. Zum Finale hin reduziert sich die Handlung dann völlig auf eine simple Rettungsmission, die sich zwar in einigen durchaus ansehnlichen Sets abspielt, dabei aber kaum Spannung zu erzeugen weiß.

                                          Und selbst die beiden Hauptdarsteller wirken bisweilen lustlos und unmotiviert und vermögen kaum einmal Akzente zu setzen, während andere wie Martin Landau und Armin Mueller-Stahl kaum mehr als Cameo Auftritte haben. Wer also nicht schon vorher glühender Anhänger der Serie war, dürfte durch diese halbgare Leinwandadaption wohl kaum dazu werden.

                                          @Eudora: Nach 87 Min. bricht Mulder in eine unterirdische Eishöhle ein.

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                                          • 6

                                            Altmeister William Friedkin (French Connection, Der Exorzist) hat sich nach seinen großen Erfolgen in den 70ern und 80ern eher rar gemacht und steht heutzutage längst nicht mehr so stark im Fokus des Interesses. Mit "Die Stunde des Jägers" ist ihm aber dennoch ein mehr als solides Spätwerk geglückt, welches über weite Strecken fesselnde Unterhaltung bietet.

                                            Der vom Grauen im Kosovokrieg traumatisierte Tötungsspezialist Aaron Hallam (Benicio Del Toro) läuft in den Wäldern von Oregon Amok und ermordet einige Jäger. Da Hallam sich durch geschickte Tarnung nahezu unbemerkt bewegen kann und sich noch dazu auf das Errichten tödlicher Fallen versteht, wird sein früherer Ausbilder L.T. Bonham (Tommy Lee Jones) vom FBI um Hilfe gebeten, um Hallam zu stoppen. Schon bald entbrennt zwischen den beiden Männern ein blutiger Kampf um Leben und Tod...

                                            Die Geschichte, die uns in "Die Stunde des Jägers" präsentiert wird, ist nicht sonderlich originell und wirkt eher wie eine simple Kombination aus "Rambo" (1982) und "Auf der Flucht" (1993). Abermals schlüpft Tommy Lee Jones in die Rolle des grimmigen Jägers, die ihm einst einen Oscar bescherte und setzt einem Fliehenden nach, der sich ihm durch einige Tricks und Ablenkungsmanöver zu entziehen versucht. Dass Jones hier nicht mehr so schlank wie noch Anfang der 90er ist, macht dabei kaum etwas aus, kann er dies doch durch sein Charisma locker wieder ausgleichen. Del Toro indes mimt hier trotz der skrupellosen Methoden seiner Figur keinen typischen Bösewicht, sondern eher eine verletzte Seele, die keinen anderen Ausweg mehr weiß.

                                            So ergibt sich eine atemlose Hetzjagd durch Wald und Stadtgebiet, die zwar vollkommen überraschungsfrei bleibt, dafür aber auch dank der knapp bemessenen Laufzeit angenehm ballastarm und kurzweilig ausfällt und zudem mit kompromissloser Härte überzeugt. Dass Friedkin darüber hinaus Musiklegende Johnny Cash, der zusätzlich auch den Abspannsong beisteurte, als Erzählstimme gewinnen konnte, rundet sein Werk ideal ab.

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                                            • 6

                                              Mit "Men & Chicken" wird der Däne Anders Thomas Jensen (Blinkende Lichter, Adams Äpfel) einmal mehr seinem Ruf als Meister des Grotesken und Makabren gerecht, ist seine Komödie um eine ungewöhnliche Familienzusammenführung doch angefüllt mit einer Vielzahl an skrurrilen Ideen und schrägen Charakteren. Ob Jensens spezieller Humor zu gefallen weiß, muss daher wohl auch jeder für sich selbst herausfinden. So oder so kann man sich aber auf ein ungewöhnliches Filmerlebnis gefasst machen.

                                              Der verstorbene Vater der beiden ungleichen Brüder Gabriel (David Dencik) und Elias (Mads Mikkelsen) teilt ihnen per Videokassette mit, dass sie adoptiert wurden und ihr Erzeuger ein fast 100 Jähriger Forscher ist, der mit zahlreichen Tieren in einem ehemaligen Sanatorium auf der abgelegenen Insel Ork wohnt. Um das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen, machen sich die Brüder auf zu besagter Insel, wo sie ihre drei Halbbrüder kennenlernen, die sich als sozial verrohte Hinterwäldler entpuppen. Nach und nach finden Gabriel und Elias heraus, dass das baufällige Anwesen der Familie einige düstere Geheimnisse birgt...

                                              Jensens schwarzhumorige Groteske kombiniert philosophische Fragen über die Natur des Menschen mit purem Slapstick und besitzt darüber hinaus sogar noch eine gewisse Gruselkomponente mit Anleihen bei Frankensteins Monster und dem klassischen Backwoodhorror. Letzterem entsprechend erinnern die Brüder in ihrer äußeren Erscheinung und ihrem gewaltbereiten Verhalten auch an typische Rednecks - mit dem einzigen Unterschied, dass sie nicht im amerikanischen Hinterland, sondern auf einer dänischen Insel leben. Glücklicherweise verkommt Jensens Film jedoch nie zur bloßen Freakshow, sondern verleiht seinen Figuren genug menschliche Züge um sich als Zuschauer in ihre Lage versetzen zu können, was auch ein Verdienst der bestens aufgelegten Darsteller ist, zu denen u.a. noch Nikolaj Lie Kaas, Nicolas Bro und Søren Malling gehören.

                                              So hintergründig wie "Men & Chicken" vielleicht gerne wäre, ist Jensens Werk dann aber doch nicht, dazu wird die Tragik des Stoffes zu wenig ausgearbeitet und den vielversprechenden Denkansätzen rund um das, was das menschliche Leben ausmacht, zu wenig Raum gegeben.

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                                              • 4 .5

                                                Der vom Brasilianer Afonso Poyart (2 Coelhos) inszenierte "Die Vorsehung" entpuppt sich nach vielversprechendem Beginn alsbald als spannungsarmer Mysterythriller, dessen krude Geschichte wie aus Versatzstücken besserer Filme zusammengebastelt scheint und dabei einzig durch seinen prominenten Cast am Leben erhalten wird.

                                                Die FBI Agenten Merriweather (Jeffrey Dean Morgan) und Cowles (Abbie Cornish) jagen einen Serienmörder (Colin Farrell), der seine Opfer durch Schnitte in den Nacken tötet. Da sie bei ihren Ermittlungen nicht mehr weiter kommen, bitten sie den Hellseher John Clancy (Anthony Hopkins) um Hilfe. Schon bald entdecken sie eine erschreckende Gemeinsamkeit zwischen den Opfern...

                                                Dass das FBI im Fall eines Serienmörders einen von Hopkins gespielten Intellektuellen um Rat sucht, dürfte Thrillerfans reichlich bekannt vorkommen, und auch sonst lässt "Die Vorsehung" originellen Ideen und Drehbuchkniffe vermissen. So hat Poyarts Werk mehr von einem Duell zweier magisch Begabter als von einem typischen Serienkillerstreifen, in dem klassische Ermittlungsarbeit zum Ziel führt. Angesichts des hanebüchenen Verlaufs der Geschichte fällt es dann auch zunehmend schwerer, ein Auge zuzudrücken und die vielen Macken des Films außer Acht zu lassen.

                                                Hinzu kommt außerdem, dass "Die Vorsehung" auch handwerklich deutlich zu wünschen übrig lässt, werden doch selbst ruhige Dialogszene von einer nervigen Wackelkamera eingefangen oder von unnützen Zooms begleitet. Der halbwegs aufmerksame Zuschauer fragt sich zudem, weshalb die Mörderjagd dem Hellseher und seinen Begleitern überhaupt so schwer fällt, erhält er doch alle nötigen Informationen durch seine Visionen - inklusive Gesicht des Killers sowie dessen bevorstehende Taten. Entsprechend sind es allein die charismatischen Leistungen der Darsteller, die Poyarts Thriller über die Ziellinie retten.

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                                                • 6

                                                  "Loft" unter der Regie Erik van Looys (Shades, Das Protokoll) ist ein belgischer Whodunit Thriller, der eine rätselhafte Geschichte um Intrigen und Betrügereien bietet und dabei mit einigen mehr oder weniger überraschenden Wendungen aufwartet.

                                                  Vincent (Filip Peeters) hat ein luxuriöses Apartment erworben und lädt vier Freunde dazu ein, sich dieses mit ihm zu teilen, um es für ihre außerehelichen Affären zu nutzen. Ihr Geheimnis droht jedoch aufzufliegen, als die fünf Männer eines Tages die ans Bett gekettete Leiche einer jungen Frau im Loft finden. Schon bald bezichtigen sich die Freunde gegenseitig des Mordes...

                                                  Aufgrund seiner verschachtelten Erzählweise gibt van Looys Thriller seine Informationen nur Stück für Stück an sein Publikum weiter, sodass erst ganz allmählich klar wird, was es mit der Toten im Apartment auf sich hat und welche Geheimnisse jeder Einzelne der Freunde zu verbergen hat. So spielt "Loft" auf gleich mehreren Zeitebenen, wobei die Ereignisse vor dem Auffinden der Leiche deutlich spannender sind als jene danach. Dabei entsteht eine teils kammerspielartige Atmosphäre inklusive Rätselraten im Stile Agatha Christies.

                                                  Obwohl der Film pausenlos um sexuelle Ausschweifungen kreist, gibt es kaum explizite Szenen dieser Art, sodass die genauen Abläufe im Loft ein Stück weit auch der Fantasie des Zuschauers überlassen werden. Mit weniger interessanten Nebenhandlungen bremst sich der Thriller indes leider immer wieder selbst aus, zumal der Versuch, das Liebesleben und die Gefühlswelt der fünf Hauptfiguren sowie ihrer Ehefrauen und Geliebten gleichwertig unterzubringen, auch etwas überambitioniert wirkt. Aufgrund der über weite Strecken undurchschaubaren Story und des gut aufspielenden Casts, zu welchem u.a. noch Veerle Baetens (The Broken Circle) und Matthias Schoenaerts (Der Geschmack von Rost und Knochen) gehören, lohnt sich ein Blick in dieses verruchte Dachzimmer aber dennoch.

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                                                  • 5
                                                    Kenduskeag 23.01.2021, 11:21 Geändert 23.01.2021, 11:22

                                                    Der auf einem realen Kriminalfall basierende "Angeklagt" ist ein recht betulich erzähltes Gerichtsdrama, das vor allem von der starken Performance seiner beiden Hauptdarstellerinnen lebt, darüber hinaus jedoch nur wenig Lobenswertes zu bieten hat. Zwar mag die Sensibilisierung für das unvorstellbare Leid von Vergewaltigungsopfern ein hehres Anliegen sein, doch sorgen gut gemeinte Absichten noch lange nicht für einen wirklich guten Film.

                                                    Die aus der weißen Unterschicht stammende Sarah Tobias (Jodie Foster) gibt an, während eines Barbesuchs von mehreren Männern vergewaltigt worden zu sein. Da Sarah jedoch zur Tatzeit unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol stand und über einen schlechten Leumund verfügt, handelt ihre Verteidigerin Kathryn Murphy (Kelly McGillis) einen Deal mit der Staatsanwaltschaft aus, welcher besagt, dass die Männer nur wegen gefährlicher Körperverletzung belangt werden. Sarah indes gibt sich mit dem Urteil nicht zufrieden und sinnt nach Gerechtigkeit...

                                                    "Angeklagt" bildete für Jodie Foster einen entscheidenden Schritt auf ihrer Karriereleiter, brachte er dem einstigen Kinderstar doch den Ruf einer ernstzunehmenden Charakterdarstellerin ein und bescherte ihr ihren ersten Oscar Erfolg. Ohne ihre ausgezeichnete Darbietung wäre das Drama hingegen wohl längst in Vergessenheit geraten, kommt Jonathan Kaplan (Fatale Begierde, Bad Girls) mit seiner Art der Inszenierung doch kaum über biederes Mittelmaß hinaus und weiß nur wenig mit dem brisanten Stoff anzufangen.

                                                    Besonders irritierend wirkt in diesem Zusammenhang der Aufbau der Geschichte, wird der Zuschauer doch lange Zeit im Unklaren darüber gelassen, ob überhaupt eine Vergewaltigung stattgefunden hat oder ob sich die Protagonistin nicht zumindest Teile ihrer Schilderung nur ausgedacht hat. Dieser Umstand will jedoch so überhaupt nicht zu einem Film passen, der sich ganz offensichtlich auf die Fahnen geschrieben hat, für die Rechte von Gewaltopfern einzustehen. Dass im Finale dann doch noch die ausführliche Auflösung der tatsächlichen Ereignisse erfolgt, verfestigt schließlich nur den Eindruck, dass "Angeklagt" zwar recht gut schockieren und mit den Emotionen des Publikums spielen kann, ansonsten jedoch kaum etwas Erhellendes zum Thema beizusteuern hat.

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