Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 8

    Manche Filme gelten als zeitlos, weil sie handwerklich nahezu perfekt sind; andere, weil sie ein bestimmtes Thema so präzise aufarbeiten, dass es auch für nachfolgende Generationen noch von hoher Relevanz ist. Zur zweiten Kategorie zählt "Weißer Terror" unter der Regie der B-Movie Ikone Roger Corman (Die Verfluchten - Der Untergang des Hauses Usher, Das Pendel des Todes), welcher sich als einer der ersten US-Filme intensiv mit Rassismus auseinandersetzte.

    Ein neues Integrationsgesetz erlaubt es jungen Afro-Amerikanern, eine vormals ausschließlich weiße Schule zu besuchen, was zu erheblichem Widerstand im kleinen Südstaaten-Nest Caxton führt. Als dann der wortgewandte Adam Cramer (William Shatner), ein Vertreter der ultrarechten Patrick Henry Gesellschaft, anreist, und mit seinen Hetzreden den Mob weiter anstachelt, droht der Ort zu einem Pulverfass der Gewalt zu werden...

    "Weißer Terror" erzählt vom Hass auf alles, was anders ist, von der Sehnsucht der Menschen nach einem Führer, der ihnen den Weg weist und von Fake News zu einer Zeit, als der Begriff noch gar nicht existierte. Allzu leicht fällt auch der Zuschauer auf diesen schmeichlerischen Cramer herein, der nach außen hin so kultiviert wirkt und den eher einfältigen Landeiern die Welt zu erklären scheint.

    Schon bald wird jedoch klar, dass der adrette Herr im weißen Anzug nicht nur gerne verheiratete Frauen und minderjährige Schülerinnen verführt, sondern in seinem Vokabular auch unverkennbare Ähnlichkeiten zu Joseph Goebbels offenbart. Shatner spielt die Rolle des Teufels in Menschengestalt dabei mit dem gleichen gewinnbringenden Charme, der auch seinem Captain Kirk zu eigen war, was seinen Charakter umso perfider wirken lässt.

    Corman gelang ein angesichts der gegenwärtigen politischen Situation nach wie vor brandaktuelles Lehrstück über Fremdenhass, Führerkult und Verschwörungstheorien, das seine komplexe Thematik in 84 flott erzählten Minuten auf den Punkt bringt.
    Leider muss man sagen, fällt das Finale von "Weißer Terror" eher unrealistisch, da allzu versöhnlich aus. Anfang der 60er hegte man offenbar noch die Hoffnung, es werde eines Tages besser werden...

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    • 6

      "Hostage" ist ein kurzweiliger Actionthriller, der über weite Strecken für spannende Unterhaltung sorgt, inhaltlich jedoch nicht über den üblichen Genrestandard hinauskommt.

      Nach einer Geiselnahme mit furchtbarem Ausgang hat Jeff Talley (Bruce Willis) seinen Job als Verhandlungsführer in L.A. an den Nagel gehangen und verdient sich sein Geld nunmehr als Sherrif eines Provinzkaffs. Als drei jugendliche Kleinganoven in die Villa des wohlhabenden Walter Smith (Kevin Pollak) einsteigen und diesen sowie seine beiden Kinder als Geiseln nehmen, sind Talleys Verhandlungskünste jedoch erneut gefragt. Zumal sich Mr. Smith im Besitz pikanter Datenträger befindet, hinter denen ein geheimnisvolles Verbrechersyndikat her ist...

      Möglicherweise hätte es "Hostage" gut getan, sich vollkommen auf das packende Homeinvasion Szenario zu konzentrieren und die etwas halbgare Hintergrundgeschichte um die Datenträger zu streichen, wirft diese doch letztlich mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Auch so ist Florent Emilio Siri aber ein mehr als routiniertes Actionwerk gelungen, welches den Puls seiner Zuschauer zeitweise durchaus nach oben zu treiben weiß.

      Mit Bruce Willis in der Hauptrolle lässt sich vor seinem Fall in die Direct to DVD-Untiefen ohnehin selten etwas falsch machen. Da stört es auch kaum, dass der junge Ben Foster hier mitunter eine Spur zu dick aufträgt.

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      • 6

        "May you be in heaven half an hour, before the devil knows you're dead"

        ~ Irischer Trinkspruch ~

        Die letzte Regiearbeit von Altmeister Sidney Lumet (Die zwölf Geschworenen, Mord im Orient-Express) ist ein achronologisch erzähltes Familiendrama voller Düsternis und Bitterkeit, in welchem die minutiös ausgearbeiteten Charaktere unaufhaltsam auf den Abgrund zusteuern.

        Der drogensüchtige Geschäftsführer Andy Hanson (Philip Seymour Hoffman) wird von Existenzängsten geplagt. Um an schnelles Geld zu gelangen, plant er einen Überfall auf das elterliche Juweliergeschäft und spannt dazu seinen jüngeren Bruder Hank (Ethan Hawke) mit ein. Dieser wiederum bezahlt einen gewaltbereiten Freund dafür, dass dieser den Raub durchführt. Dabei jedoch geht alles schief...

        Lumets Film springt in der Handlung immer wieder vor und zurück und gibt die Hintergründe des Verbrechens somit nur nach und nach preis. Das Erzähltempo bleibt dabei lange Zeit über eher gemächlich, da hier eindeutig die Beleuchtung der einzelnen Familienmitglieder im Vordergrund steht. Dies hat zur Folge, dass sich immer wieder kleinere Längen einschleichen, insbesondere wenn Andys Drogenexzesse und die Streitereien mit seiner Ehefrau Gina (Marisa Tomei) thematisiert werden.

        Erst wenn Andys komplexes Verhältnis zu seinem Vater Charles (Albert Finney) in den Mittelpunkt rückt, gewinnt "Before the devil knows you're dead" wieder an Dynamik und Tiefgang, bleibt aber über weite Strecken vorhersehbar. Ein wenig dafür entschädigen können die erstklassigen Leistungen der Darsteller unter denen sich besonders Seymour Hoffman und Finney hervortun, sowie Lumets mehr als routinierter Stil, der die Familientragödie nach antikem Vorbild leicht über den Durchschnitt hebt.

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        • Die 39 Stufen (1935)
          20.000 Meilen unter dem Meer (1954)
          In 80 Tagen um die Welt (1956)
          Fahrenheit 451 (1966)
          Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123 (1974)
          1492 - Die Eroberung des Paradieses (1992)
          Hidalgo - 3000 Meilen zum Ruhm (2004)
          OSS 117 - Der Spion, der sich liebte (2006)
          Short Term 12 (2013)
          1922 (2017)

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          • Mein erster Kinofilm war Arielle, die Meerjungfrau (Wiederaufführung von 1998). In den sind wir mit der Kindergartengruppe gegangen. Könnte eventuell auch mein erster Film überhaupt gewesen sein, da ich in dem Alter höchstens mal das Sandmännchen geguckt hab.

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            • 7

              Es gibt viele, ja vermutlich tausende Filme über New York, doch der New Hollywood Klassiker "French Connection" unter der Regie William Friedkins (Der Exorzist, Atemlos vor Angst) zeigt uns diese Stadt, die wir so gut zu kennen glauben, noch einmal von einer ganz neuen, unbekannten Seite. So ist dieser Cop-Thriller mit seinen vielen Observationsszenen und den packenden Verfolgungsjagden vor allem auch ein Porträt Brooklyns mit seinen architektonischen und ethnischen Kontrasten, welches uns zwischen Häuserschluchten, Brücken und Tunneln mitten hinein in diese faszinierend-fiebrige Unterwelt führt.

              Der desillusionierte Detective Doyle (Gene Hackman) trifft bei einer gemeinsamen Kneipentour mit seinem Partner Russo (Roy Scheider) auf den Kriminellen Salvatore Boca (Tony Lo Bianco), der offenbar mit weiteren Mittelsmännern einen groß angelegten Drogendeal plant. Die beiden Cops heften sich an seine Fersen, um der Connection das Handwerk zu legen...

              Friedkins Werk lebt weniger von einer besonders raffinierten oder ausgefallenen Story, als von seiner realistischen Atmosphäre, welche den Polizeialltag als rauen, gnadenlosen Krieg gegen das Verbrechen skizziert, der sich in seinen Methoden kaum von denen der Gangster unterscheidet. Am deutlichsten wird dieser Umstand anhand des von Hackman mit aller Inbrunst verkörperten Protagonisten, dem jedes Mittel recht ist, um nur an sein Ziel zu gelangen.

              So ist "French Connection" ein auch heute noch wirkungsvoller Cop-Thriller, der kraftvolle Bilder und fesselnde Actionsequenzen mit Spitzen trockenen Humors kombiniert, dabei aufgrund seiner straighten Machart allerdings inhaltlich keine großen Überraschungen bietet.

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              • 8

                Leaning, leaning, safe and secure from all alarms;
                Leaning, leaning, leaning on the everlasting arms

                Charles Laughtons einzige Regiearbeit ist ein in kontrastreiche Schwarzweiß Bilder gehüllter Thriller, der Einflüsse des Film Noir und religiöse Motive zu einer faszinierenden Schauermär über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse zusammenfügt.

                Serienmörder Harry Powell (Robert Mitchum) erfährt von seinem zum Tode verurteilten Zellengenossen Ben Harper (Peter Graves), dass dieser 10.000 Dollar auf seinem Grundstück versteckt hat. Nach seiner Freilassung erschleicht sich Powell als Wanderprediger getarnt das Vertrauen der Witwe (Shelley Winters) und ihrer Kinder, um so an das Vermögen zu gelangen...

                "Die Nacht des Jägers" legt besonders im ersten Drittel ein hohes Erzähltempo vor, bleibt jedoch auch im späteren Verlauf stets fesselnd und interessant. Dies liegt allein schon an der ungemein einnehmenden Atmosphäre, welche das ländliche Amerika der 30er Jahre wieder aufleben lässt und den Eindruck erweckt, als würde man eine Alptraumversion von Tom Sawyer und Huck Finn betrachten. Hinzu kommt ein im Grunde simpler Plot um die Jagd nach dem versteckten Geld, der aber durch die Einbindung von Bibelzitaten und Anleihen bei den Grimmschen Märchen in einen größeren Kontext gesetzt wird.

                Unter den Darstellern hinterlässt indes Robert Mitchum als diabolischer Bösewicht den stärksten Eindruck, während der weitere Cast um Shelley Winters und die Kinderdarsteller zum Teil etwas abfällt, was das Gesamtergebnis jedoch nicht allzu sehr trübt.

                Ein sehr experimentierfreudiges und sicherlich nicht perfektes Werk, das aber mit seinem wilden Stilmix, dem mitunter grotesken Aufeinandertreffen von Horror und Slapstick sowie seinem ikonischen Antagonisten noch lange nachhallt.

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                • 5

                  Mit "Star Trek II: Der Zorn des Khan" brach die Crew der Enterprise 1982 zu ihrem zweiten großen Kinoabenteuer auf. Die nach den gemischten Kritiken des Vorgängers vollzogene Neuausrichtung, die zu einem düstereren Tonfall und einer verstärkten Fokussierung auf kriegerische Auseinandersetzungen führte, sollte in der Folge prägend für das ganze Franchise werden. Aus heutiger Sicht jedoch ist "Der Zorn des Khan" mit seiner simplen Rachestory und der recht altbackenen Inszenierung nur noch ein mittelmäßig unterhaltsames Weltraumabenteuer.

                  Auf der Suche nach einem geeigneten Planeten für ihr Terraforming-Projekt stößt die Besatzung eines Förderationsschiffs auf den bösartigen Khan (Ricardo Montalban) und dessen Gefolgsleute. Khan, der einst von Admiral Kirk (William Shatner) ins Exil verbannt wurde, versucht nunmehr, in Besitz des 'Genesis' genannten Projekts zu gelangen und gleichzeitig furchtbare Rache an seinem alten Feind zu nehmen...

                  "Der Zorn des Khan" lebt zum Großteil vom Schlagabtausch der beiden Kontrahenten Kirk und Khan, die fortwährend versuchen, den jeweils anderen auszutricksen. Spannung liefert dieses Duell allerdings nur ansatzweise, was vor allem auch daran liegt, dass Kirk und Khan nicht ein einziges Mal direkt aufeinandertreffen, sondern ihre Weltraumgefechte ausschließlich über den Monitor austragen. Überhaupt erweckt dieses zweite Abenteuer der Enterprise häufiger den Eindruck, als habe man lediglich eine Fernsehepisode auf Spielfilmlänge gestreckt, geben doch auch die Subplots - wie etwa die etwas rührselig ausgefallene Zusammenkunft zwischen Kirk und seinem Sohn - nur wenig her.

                  Stattdessen überzeugt dieser recht angestaubte SciFi Klassiker aber immerhin mit ein paar gelungenen Pointen, einigen hübsch anzusehenden Weltraum-Impressionen sowie einem sichtlich spielfreudigen Ensemble, in welchem besonders Leonard Nimoy in seiner Paraderolle als Captain Spock hervorsticht.

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                  • 6

                    "Achterbahn" unter der Regie von James Goldstone (Indianapolis, Der scharlachrote Pirat) ist ein klassischer Thriller, der vor allem durch sein stark in Szene gesetztes Freizeitpark Setting aus der Masse hervorsticht, inhaltlich jedoch ein auf Dauer etwas eindimensionales Katz-und-Maus Spiel bietet.

                    Ein Unbekannter (Timothy Bottoms) hat durch einen Sabotageakt ein schweres Achterbahnunglück herbeigeführt. Nun will er eine Million Dollar erpressen oder andernfalls weitere Fahrgeschäfte im ganzen Land manipulieren. Der für die Inspektion der Achterbahnen zuständige Harry Calder (George Segal) fühlt sich verpflichtet, dem Mörder auf die Spur zu kommen, ehe dieser ein weiteres Mal zuschlagen kann...

                    "Achterbahn" gefällt mit großartigen Kamerafahrten, welche die Rummelplatzatmosphäre direkt ins heimische Wohnzimmer zu transportieren wissen. Die Jagd nach dem Attentäter indes erzeugt zwar stets eine gewisse Grundspannung, hätte hier und da aber durchaus mehr Tempo und vor allem einige clevere Ideen mehr vertragen können. Einmal einsteigen und mitfahren lohnt sich bei diesem nostalgischen Thriller, der mit u.a. Richard Widmark, Henry Fonda sowie der damals 14 Jährigen Helen Hunt bei ihrem Leinwanddebüt auch in den Nebenrollen prominent besetzt ist, jedoch allemal.

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                    • Hab ihn erst gestern noch in "Habemus Papam" gesehen. Zweifellos eine Legende des französischen Films.

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                      • 6 .5

                        "Stigmata" ist ein in greller Videoclip Optik gehaltener Okkulthorrorfilm des Regisseurs Rupert Wainwright (Mac Millionär, The Fog - Nebel des Grauens), welcher das altbekannte Exorzismusthema sinnvoll variiert und daher trotz inszenatorischer Mängel durchaus gelungene Unterhaltung bietet.

                        Am Körper der Friseurin Frankie (Patricia Arquette) treten plötzlich unerklärliche Wundmale auf, die an die Stigmata Jesu Christi erinnern. Als die Kirche um Kardinal Houseman (Jonathan Pryce) Nachricht davon erhält, entsendet sie den naturwissenschaftlich bewanderten Pater Kiernan (Gabriel Byrne), der vermeintliche Wunder in aller Welt auf ihre Echtheit hin überprüft. Schon bald entbrennt ein furchtbarer Kampf um das Leben der jungen Frau...

                        Zwar erreicht "Stigmata" in der Folge nicht mehr das Niveau seiner atmosphärischen Eröffnungsszene in einer brasilianischen Kathedrale, vermag aber dank der mit einigen guten Einfällen versehenen Geschichte dennoch das Interesse seiner Zuschauer aufrecht zu erhalten. Wer oder was genau von Frankie Besitz ergriffen hat und ob ihre Wundmale nun eher Fluch oder Segen darstellen, ist hier nämlich längst nicht so offensichtlich wie in vielen anderen Genrevertretern. Die Verbindung zu den apokryphen Evangelien, die wieder einmal Nährstoff für allerlei Verschwörungstheorien bieten, erscheint dann zwar recht weit hergeholt, sorgt aber gleichzeitig für einige schauderhafte Mysterymomente. Als wohl größter Pluspunkt von Wainwrights Film entpuppen sich indes die bestens aufgelegten Darsteller um das Trio Arquette/Byrne/Pryce, welche aus ihren teils etwas eindimensionalen Rollen das absolute Maximum herausholen.

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                        • 7

                          Bei "Blutmond - Roter Drache" handelt es sich um die erste Verfilmung eines Romans von Thomas Harris über den Kannibalen Hannibal Lecter (im Film "Lecktor" genannt"). Regisseur Michael Mann (Heat, Collateral) gelang ein in kühle Bilder getauchter Psychothriller, der mit jeder Pore den Geist der 80er Jahre atmet.

                          Ein Serienkiller, der stets in Vollmondnächten zuschlägt und von der Presse auf den Namen "Zahnfee" getauft wurde, versetzt Polizei und FBI in Alarmbereitschaft. Um den Täter zu fassen, wird der ehemalige Profiler Will Graham (William Petersen) reaktiviert, der bereits in der Vergangenheit Erfahrungen mit Serienmördern sammeln konnte. Um ein Profil der "Zahnfee" zu erstellen, setzt Graham auf die Unterstützung des inhaftierten Dr. Lecktor (Brian Cox)…

                          Manns Film erreicht zwar kaum einmal die Intensität eines "Das Schweigen der Lämmer" (1991) und auch Brian Cox vermag in seiner ohnehin recht kurzen Screentime nicht an die diabolische Performance eines Anthony Hopkins zu rühren, doch verfügt diese erste Hannibal-Verfilmung dennoch über ihre ganz eigenen Stärken. Im unverkennbaren 80er-Look verhaftet und mit psychedelischen Synthesizer Klängen unterlegt, entfaltet "Blutmond - Roter Drache" eine beinahe traumwandlerische Sogwirkung, die den Betrachter sogleich in ihren Bann zieht.

                          Zumeist ohne ausgiebige Dialoge lässt Manns Film seine Zuschauer in die Seelen seiner Hauptfiguren blicken, zeichnet so das düstere Psychogramm eines ungeliebten Mannes, der zum brutalen Killer wird, sowie eines getriebenen Ermittlers, der ihn um jeden Preis zur Strecke bringen will. Auf diese Weise entsteht ein melancholisch angehauchter Thriller im Neo-Noir Stil, der nur leider einen besseren Showdown verdient gehabt hätte.

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                          • Das Böse fasziniert ja immer sehr. Mir würden da noch diese Herren einfallen:

                            Anthony Hopkins - Das Schweigen der Lämmer
                            Ralph Fiennes - Schindlers Liste
                            Ian McDiarmid - Star Wars
                            Alan Rickman - Stirb langsam
                            Anthony Perkins - Psycho
                            Robert Patrick - Terminator 2
                            Gert Fröbe - Es geschah am hellichten Tag, Goldfinger

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                            • Witzige Listen-Idee :) Christopher Lee auf der 1 überrascht mich nicht wirklich, der war ja die meiste Zeit seiner Karriere ein Untoter. Dennis Hopper dagegen hatte ich zB nicht unbedingt als "Viel-Sterber" auf dem Schirm.

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                                über Mile 22

                                "Mile 22" unter der Regie Peter Bergs (Deepwater Horizon, Boston) ist eine jener stumpfen Ballerorgien, für deren Genuss man bei Lösen des Kinotickets am besten auch gleich sein Gehirn an der Kasse abgibt. Das sich in Hurra-Patrotismus und pseudophilosophische Dialoge ergehende Schnittmassaker rauscht mit der Geschwindigkeit eines Düsenjets am Zuschauer vorbei, ohne jedoch einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

                                Der CIA-Agent James Silva (Mark Wahlberg) und sein Team sollen den Spion Li Noor (Iko Uwais) sicher in die USA überführen, da dieser vorgibt, über wertvolle Informationen zu radioaktivem Material zu verfügen. Bereits auf dem Weg zum Flughafen sehen die Agenten sich jedoch zahlreichen Feinden gegenüber...

                                Während Wahlberg abermals seine Paraderolle des egozentrischen Cholerikers zum Besten geben darf und dabei seine Schimpftiraden schneller abfeuert als sein Maschinengewehr schießen könnte, deutet sein Co-Star Iko Uwais in den wenigen Szenen, in denen er von der Leine gelassen wird, durchaus an, dass er unter fähigeren Händen für zahlreiche denkwürdige Nahkampfsequenzen sorgen könnte. Im Falle von "Mile 22" allerdings entfalten diese aufgrund des hektischen Schnitts und der wackeligen Handkamera nie die gewünschte Wirkung und ergeben stattdessen nur eine fade Actionpampe. Erschwerend hinzu kommt, dass die dünne Story um die Überführung des Spions immer wieder durch einschläferndes Gerede über den Sinn und Unsinn der modernen Kriegsführung unterbrochen wird.

                                Dass Bergs Film dann auch noch unverhohlen auf eine Fortsetzung schielt, sorgt derweil dann doch noch für ein kleines Schmunzeln angesichts solcher Dreistigkeit.

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                                • 5

                                  "Nicht schuldig" ist ein recht biederer Thriller nach Schema F, der nur punktuell Spannung zu erzeugen vermag und deutlich mehr Straffung hätte vertragen können, erweist sich der zugrunde liegende Plot doch als ebenso simpel wie vorhersehbar.

                                  Die alleinerziehende Künstlerin Annie (Demi Moore) fungiert als Geschworene in einem Mafiaprozess. Als sich ihre neue Bekanntschaft (Alec Baldwin) als Verbündeter des Angeklagten entpuppt und Annie dazu drängt für dessen Unschuld zu plädieren, gerät nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihres Sohnes Oliver (Joseph Gordon-Levitt) in höchste Gefahr...

                                  Obwohl "Nicht schuldig" auf den ersten Blick eher wie ein Gerichtsthriller anmutet, lebt die Geschichte vornehmlich von der permanenten Bedrohungssituation durch den von Baldwin verkörperten Killer und bietet nur vergleichsweise wenige im Gerichtssaal stattfindende Szenen. Dieses Szenario des gegenseitigen Belauerns zwischen Annie und ihrem Widersacher wird jedoch leider nicht um weitere clevere Storywendungen ergänzt, sondern vielmehr auf volle zwei Stunden Laufzeit gestreckt. So liefert Brian Gibsons Film leider keinerlei Überraschungen und strapaziert die Geduld des Zuschauers teilweise sehr.

                                  Ein wenig an Fahrt nimmt der Thriller erst im letzten Drittel wieder auf, wenn das Geschehen unerwarteterweise nach Guatemala verlagert wird und einige exotische Bilder von Feierlichkeiten und Maya-Tempeln geboten werden. Dies reicht jedoch nicht aus, um "Nicht schuldig" noch zu einem wirklich fesselnden Filmerlebnis werden zu lassen.

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                                  • 7

                                    "Warte, bis es dunkel ist" unter der Regie des Bond-Regisseurs Terence Young (007 jagt Dr. No, Liebesgrüße aus Moskau) lässt sich aus heutiger Sicht als Vorreiter des Homeinvasion Thrillers begreifen. Darin muss sich die blinde Susy (Audrey Hepburn) gegen drei skrupellose Gangster erwehren, die ihre Kellerwohnung als Drogendepot missbrauchen.

                                    Nach einer gewissen Anlaufzeit steigert sich der kammerspielartige Thriller zum packenden Psychoduell, in welchem neben der mit einer Oscar-Nominierung bedachten Hepburn besonders Alan Arkin als diabolischer Antagonist glänzt, dessen Performance an die schmeichlerischen Bösewichtrollen eines Kevin Spacey erinnert. Spätestens das nervenaufreibende Finale macht "Warte, bis es dunkel ist" zu einem absolut sehenswerten Klassiker und entschädigt mehr als genug für den etwas verworrenen Einstieg in die Geschichte.

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                                    • 7

                                      Obwohl am Ende von "Die Teuflischen" extra eine Texteinblendung darauf hinweist, doch bitte kein Wort über den Inhalt des Films zu verraten, werde ich ein wenig meine Eindrücke von Henri-Georges Clouzots Psychothriller darlegen. Die Geschichte zweier Frauen, die gemeinsam einen untreuen Ehemann ermorden, besticht neben ihrem überraschenden Schlusstwist nämlich auch durch die intensive Beschäftigung mit Moralfragen sowie einer düsteren Gruselatmosphäre.

                                      Der hartherzige Internatsdirektor Michel Delassalle (Paul Meurisse) betrügt seine zart besaitete Ehefrau Christina (Véra Clouzot) mit der resoluten Lehrerin Nicole (Simone Signoret). Statt einander feindselig zu begegnen, freunden sich die beiden Frauen jedoch an und schmieden zusammen einen Plan, um den gewalttätigen Egoisten los zu werden...

                                      Clouzots Film lässt bis zur finalen Auflösung die Frage offen, ob "Die Teuflischen" ein reines Kriminalstück ist oder ob nicht doch übernatürliche Mächte bei diesem Mordkomplott und den daraus resultierenden Folgen eine Rolle spielen. Was als Ehedrama beginnt, erhält so mit fortschreitender Laufzeit immer mehr Horrorelemente. Zudem schwebt über allem die Frage nach dem Umgang mit der Schuld und das schlechte Gewissen, welches insbesondere Christina nach der Tat plagt.

                                      Was "Die Teuflischen" trotz der interessanten Geschichte und den vielschichtigen Charakteren, die weder als eindeutig gut, noch als eindeutig böse zu bestimmen sind, indes immer wieder ausbremst, ist das doch sehr gemächliche Erzähltempo, das die Geduld seiner Zuschauer dann und wann auf eine harte Probe stellt. Spätestens mit dem Auftreten des kauzigen Kommissars, der die sich verdächtig verhaltenden Damen in bester Columbo-Manier in die Mangel nimmt, gewinnt Clouzots Werk jedoch wieder an Schwung.

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                                      • 7

                                        "Pakt der Wölfe" unter der Regie des Franzosen Christophe Gans (Crying Freeman, Silent Hill) ist eine höchst eigenwillige Mixtur aus Mysteryhorror, Kostümabenteuer und klassischem Monsterfilm. Die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte strotzt nur so vor fantasievollen Ideen, erweist sich aufgrund der bisweilen wirren und unzusammenhängende Erzählweise jedoch auch als recht gewöhnungsbedürftig.

                                        Frankreich 1767: Der Naturwissenschaftler Grégor de Fronsac (Samuel Le Bihan) und sein indianischer Freund Mani (Mark Dacascos) jagen im Auftrag des Königs eine blutrünstige Bestie, die in der Provinz von Gévaudan bereits mehrere Todesopfer gefordert hat. Während die Einheimischen von einem wilden Wolf ausgehen, vermutet Grégor ein dunkles Geheimnis hinter den Angriffen...

                                        Von Beginn an entwickelt sich "Pakt der Wölfe" zu einer düsteren Schauermär, deren opulente Gothic-Atmosphäre an beste Tim Burton Zeiten erinnert. Statt sich mit der Ausarbeitung der zahlreichen Charaktere aufzuhalten, setzt Gans dabei vollkommen auf das Vorantreiben seiner Gruselgeschichte, welche im Verlauf so manchen Haken schlägt und neben Monsterhorror, Lovestory und Intrigengeflechten auch noch einige Zweikämpfe im Martial Arts Stil unterbringt.

                                        Ebenso zahlreich wie die inhaltlichen Einfälle sind derweil auch die Stilmittel, die Gans in seinen Film einbindet und unter welchen besonders die nach Art von "Matrix" (1999) verwendeten Zeitlupensequenzen und Freeze Frames hervorstechen. Da ist es nur etwas schade, dass "Pakt der Wölfe" nicht durchgängig auf praktische Effekte setzt und deshalb auch ein paar schlecht gealterte CGI Szenen enthält.

                                        Genrekino der speziellen Sorte, das mit u.a. Monica Bellucci und Vincent Cassel in weiteren Rollen aufwartet und den Vorabend der Französischen Revolution als Zeit des Machtkampfs zwischen mittelalterlichem Aberglauben und den modernen Ideen der Aufklärung skizziert.

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                                        • 7

                                          Nach ihrem gefeierten Indie-Hit "Lady Bird" (2017) legt Regisseurin Greta Gerwig mit "Little Women" ein stimmungsvoll gefilmtes Historiendrama mit Star-Besetzung vor. Die Neuadaption von Louisa May Alcotts Kinderbuchklassiker bietet klassisches Wohlfühlkino, das trotz seiner Herzschmerzgeschichte nie in den bloßen Kitsch abdriftet.

                                          Mitte des 19. Jahrhunderts stellen sich die vier ungleichen Schwestern Jo (Saoirse Ronan), Amy (Florence Pugh), Meg (Emma Watson) und Beth (Eliza Scanlen) gemeinsam den Herausforderungen des Erwachsenwerdens in einer patriarchalen Gesellschaft. Spätestens als der wohlhabende Nachbarsjunge Laurie (Timothée Chalamet) in ihr Leben tritt, ist das Gefühlschaos vorprogrammiert...

                                          "Little Women" lebt zu einem Großteil von seinem hervorragend aufspielenden Cast, zu dem in weiteren Rollen u.a. noch Laura Dern, Meryl Streep, Bob Odenkirk und Chris Cooper zählen, und weniger von seiner eben doch sehr klassischen Geschichte, welche selbst Denjenigen bekannt vorkommen dürfte, die keine der vorherigen Umsetzungen des Stoffes gesehen haben. Wie Gerwig die im Grunde recht angestaubte Erzählung der vier Schwestern allerdings für die Moderne aufbereitet, verdient durchaus Respekt, hat "Little Women" doch trotz einer recht beachtlichen Laufzeit eine sehr gute Dynamik und quasi keine Längen.

                                          Besonders der stete Wechsel zwischen den Zeitebenen erweist sich in diesem Zusammenhang als gelungener Kniff, um die Aufmerksamkeit des Publikums hoch zu halten und der eigentlich komplett vorhersehbaren Geschichte etwas Überraschendes zu verleihen. Als weniger gelungen entpuppt sich hingegen der mitunter etwas aufdringlich vorgetragene Emanzipationsgedanke des Films, klingen manche Dialoge über die zahlreichen Talente und Fähigkeiten des weiblichen Geschlechts doch eher wie ein feministischer Off-Kommentar aus dem 21. Jahrhundert, als nach den Worten einer jungen Frau zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs.

                                          In erster Linie ist "Little Women" jedoch perfekt ausbalanciertes Historienkino mit romantischer Ader, das sich gut und gerne als zukünftiger Weihnachtsklassiker etablieren darf.

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                                          • 8 .5

                                            Barry Levinsons oscarprämiertes Roadmovie "Rain Man" erzählt auf einfühlsame Weise von der allmählichen Annährung zweier ungleicher Brüder, die sich auf einer Autofahrt durch die Vereinigten Staaten kennen und schätzen lernen. Der klassische Hollywood-Stoff verbindet gekonnt tragische und komische Momente und lebt im Besonderen auch von seinem brilliant aufspielenden Hauptdarstellerduo.

                                            Bei der Testamentseröffnung seines kürzlich verstorbenen Vaters erfährt der egozentrische Autohändler Charlie Babbitt (Tom Cruise) von einem rätselhaften Begünstigten, welchem das komplette Barvermögen des Verstorbenen vermacht wurde. Charlie findet heraus, dass der Erbe sein ihm bisher unbekannter Bruder Raymond (Dustin Hoffman) ist, der als Autist in einem Heim für Menschen mit Behinderung lebt. Kurzerhand entschließt sich Charlie, seinen Bruder auf die Rückreise nach Kalifornien mitzunehmen, um doch noch irgendwie an seinen Anteil der Erbschaft zu gelangen...

                                            Die Darstellung der Entwicklungsstörung Autismus in "Rain Man" mag aus heutiger Sicht nicht mehr auf dem neuestem Forschungsstand sein und ist im Vergleich zu 1988 inzwischen längst ein in der gesellschaftlichen Mitte verbreiteter Begriff, doch spielt dies beim Genuss von Levinsons feinfühligem Drama allenfalls eine untergeordnete Rolle. "Rain Man" ist nämlich gar nicht so sehr ein Film über Autismus, als vielmehr über Mitgefühl und Menschlichkeit in einer leistungs- und profitorientierten Gesellschaft. Dementsprechend begeistert Levinsons Film auch dadurch, dass Raymond eben keine Erfolgsstory im herkömmlichen Sinne schreibt und sein Zustand sich eben nicht verändert, egal wie sehr seine Mitmenschen auch auf ihn einreden mögen.

                                            Neben den sonnendurchfluteten Bildern endloser Highways, die "Rain Man" das Gefühl enormer Weite verleihen, für die kein Fernseher groß genug zu sein scheint, sowie einem starken Hans Zimmer Score, der mit diesem Film seinen endgültigen Durchbruch feierte, ist es vor allem das Gespann Cruise/Hoffman, welches diesen Roadtrip so außergewöhnlich macht. Während Hoffman mit seiner nuancierten Performance des einerseits so intelligenten und andererseits so in sich selbst gefangenen Raymond gleichermaßen zum Lachen bringt wie zu Tränen rührt, weiß Cruise die Wandlung Charlies vom geldgeilen Dandy zum liebenden Bruder absolut nachvollziehbar zu vermitteln.

                                            Ein ausgezeichnetes Hollywoodmärchen ganz ohne unnötigen Kitsch und mit sehr viel Herzenswärme.

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                                            • 7

                                              Der im Deutschen etwas krude mit "Beim Sterben ist jeder der Erste" betitelte "Deliverance" ist ein packender Survivalthriller mit gesellschaftskritischer Note und zugleich Vorreiter des Backwood-Horrors. Regisseur John Boorman (Excalibur, Der Schneider von Panama) inszeniert den Ausflug von vier befreundeten Großstädtern in das amerikanische Hinterland als sich immer weiter zuspitzenden Terrortrip mit unterschwelliger Öko-Botschaft.

                                              Die vier Freunde Ed (Jon Voight), Lewis (Burt Reynolds), Bobby (Ned Beatty) und Drew (Ronny Cox) verabreden sich zu einer Kanutour in den Appalachen. Sie planen, den wilden Fluss zu befahren, noch ehe das Gebiet zeitnah durch den Bau eines Staudamms überschwemmt werden soll. Als die Vier auf ihrer Reise jedoch zwei üblen Rednecks begegnen, wird eine Spirale der Gewalt in Gang gesetzt...

                                              Anders als viele moderne Vertreter des Subgenres - wie etwa "Wrong Turn" (2003) oder das Remake zu "Texas Chainsaw Massacre" (2003) - bedient sich Boormans Film nicht ausschließlich der Anhäufung stumpfer Brutalität, sondern setzt sich kritisch mit der Verdrängung von Natur und Einheimischen durch die Großstadtbevölkerung auseinander. Darüber hinaus ist "Deliverance" auch ein Werk über Ursprung und Wirkung von Gewalt sowie der Konfrontation mit Reue und Schuldgefühlen.

                                              Neben dem starken Spannungsaufbau, der bereits bei einem ekstatitschen Banjo Duell in der Eröffnungsszene zur Geltung kommt, trägt auch die gelungene Charakterzeichnung ihren Teil zum Erfolg bei. So wird etwa aus dem als Obermacho eingeführten Lewis angesichts einer schweren Beinverletzung alsbald ein winselnder Jammerlappen, während sich der eher unsicher und zurückhaltend gestartete Ed im Augenblick der Gefahr zum Helden aufschwingt.

                                              Ab und an ist "Deliverance" während der langen Kanufahrten ein wenig eintönig und auch eine überraschende Schlusspointe hätte dem Survivalthriller gut zu Gesicht gestanden, doch auch so wirkt Boormans Film bis heute sowohl als fesselndes Abenteuer als auch als schonungsloser Hillbilly Horror.

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                                              • 5 .5

                                                Während derzeit Berichte über das Coronavirus in den Nachrichten dominieren, ist es im 2013 erschienen "World War Z" unter der Regie des Deutsch-Schweizers Marc Forster (Monster's Ball, Christopher Robin) eine Zombieseuche, welche der menschlichen Angst vor einer Pandemie eine Gestalt gibt. Forster nutzt diese Vorlage für einen adrenalingeschwängerten Actionreißer, der einige spektakuläre Aufnahmen bietet, gleichzeitig jedoch reichlich seelenlos daherkommt.

                                                Gerry Lane (Brad Pitt) soll im Auftrag der UNO den Ursprung einer sich rasant verbreitenden Virusinfektion ausfindig machen, die Menschen auf der ganzen Welt in sekundenschnelle zu blutdürstigen Zombies mutieren lässt. Dazu muss Lane seine Familie zurücklassen und sich auf eine gefahrvolle Mission rund um den Erdball begeben...

                                                "World War Z" legt von Beginn an ein sehr hohes Tempo vor und jagt seine nur rudimentär ausgearbeiteten Figuren ohne lange Erklärungen von einer Zombiehatz zur nächsten. Dabei übertreibt es Forster jedoch vor allem zu Anfang mit dem Gebrauch hektischer Schnitte und dem Einsatz der permanent wackelnden Handkamera und nimmt sich erst im späteren Verlauf Zeit für ruhigere Aufnahmen.

                                                Zudem müssen sich auch Splatterfreunde gedulden, liefert "World War Z" doch vorrangig ein mainstream-taugliches Actiongewitter, in dem Blut und abgetrennte Gliedmaßen nur kurzzeitig zu sehen sind. Stattdessen überzeugt Forsters Endzeitfilm im Mittelteil immerhin mit ein paar fesselnden Massenszenen in Jerusalem, die allerdings auch mit so mancher Ungereimtheit verbunden sind.

                                                Starke Plotideen werden dafür erst im letzten Drittel entwickelt, welches in der klaustrophobischen Enge einer walisischen Forschungseinrichtung spielt. Viel zu spät kommt hier erstmals das Gefühl auf, dass Forster tatsächlich auch eine Geschichte zu erzählen hat und seinen Protagonisten nicht einfach nur von Setting zu Setting schickt. Bis es soweit ist, hat sich der Zuschauer jedoch längst damit abgefunden, dass "World War Z" kaum mehr als hirnlosen Actionbombast zu bieten hat.

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                                                • 6 .5

                                                  Der von Hiroyuki Tanaka (alias SABU) inszenierte "Mr. Long" erzählt die Geschichte eines Auftragskillers, der in einem japanischen Armenviertel ein neues Leben als Koch beginnt. SABUs Film verbindet heftige Gewaltexzesse und Elemente des Sozialdramas mit einer zutiefst humanistischen Botschaft, erfordert aufgrund seines entschleunigten Erzähltempos jedoch auch einiges an Durchhaltevermögen.

                                                  Der taiwanesische Killer Mr. Long (Chen Chang) rettet sich nach einem schiefgelaufenen Job in eine japanische Wellblechhüttensiedlung, wo ihn der kleine Jun (Run-yin Bai) erstversorgt. Der aufgeweckte Junge, seine drogenabhängige Mutter (Yiti Yao) und weitere Bewohner der Siedlung weichen dem schweigsamen Killer fortan nicht mehr von der Seite und sind ganz begeistert, als dieser seine Kochkünste präsentiert...

                                                  Nach einer ebenso brutalen wie mitreißenden Anfangssequenz nimmt "Mr. Long" spürbar Geschwindigkeit raus und zeigt den Erstkontakt zwischen dem Killer und seinen neuen Nachbarn in aller Ausführlichkeit. Besonders die aufkeimende Freundschaft zum kleinen Jun wird dabei sehr glaubhaft eingefangen und erinnert in den besten Momenten an Chaplins "Der Vagabund und das Kind" (1921) oder auch "Léon - Der Profi" (1994). Die Zwangsintegration von Mr. Long birgt derweil neben der zwischenmenschlichen Komponente auch einige humorvolle Situationen, die zumeist mit der Sprachverwirrung zwischen dem Taiwanesen und den Japanern zusammenhängen.

                                                  Schwächen offenbaren sich indes immer dann, wenn SABU seine Geschichte auszuweiten versucht, etwa indem er der Mutter Juns eine längere Rückblende widmet, die sich nicht ganz stimmig ins Gesamtbild fügen will. Weitaus gelungener ist da neben der klaren Bildsprache schon der markante Soundtrack, welcher nicht nur der bloßen Untermalung dient, sondern sich immer wieder auf faszinierende Weise in den Vordergrund drängt.

                                                  Zärtlich erzählte Killer-Resozialisierung, die sich mitunter allzu sehr in der Langsamkeit verliert, dafür aber vor allem durch seine liebenswerten Figuren punktet.

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                                                  • 5 .5

                                                    "Tödliche Nähe" stellt aus heutiger Sicht einen eher unscheinbaren Eintrag in der mit zahlreichen Hits gespickten Filmographie von Bruce Willis dar. Kein Wunder, bietet Rowdy Herringtons Actionthriller mit seinen klischeehaften Figuren, einigen arg platten Dialogen und einer nicht sonderlich glaubhaften Geschichte nicht unbedingt ein Highlight des Genrekinos. So verdankt es der Film vor allem seinem gut aufgelegten Star, dass die muntere Mörderjagd nicht dem vorzeitigen Untergang geweiht ist.

                                                    Der vom Morddezernat zur Wasserschutzpolizei strafversetzte Tom Hardy (Bruce Willis) ermittelt gemeinsam mit seiner neuen Kollegin Jo Christman (Sarah Jessica Parker) im Fall eines Serienmörders, der seine Opfer bevorzugt in Ufernähe zurücklässt. Bereits zwei Jahre zuvor war Hardy dem Killer auf der Spur, fiel jedoch bei seinen Partnern in Ungnade, als er den Verdacht äußerte, der Täter könne aus den Reihen der Polizei stammen...

                                                    Angesichts der haarsträubenden Geschichte, die "Tödliche Nähe" seinen Zuschauern verkaufen will, muss man zuweilen zwangsläufig ein Auge zudrücken und die Synapsen in den Energiesparmodus schalten. Dann bereiten die ordentlich inszenierten Actionszenen - darunter auch eine Verfolgungsjagd, die so auch aus einer Zucker-Abraham-Zucker Komödie stammen könnte - in Kombination mit dem Rätselraten um die Identität des Killers durchaus eine gewisse Freude.

                                                    Den einen oder anderen knackigen One-Liner sowie eine überraschende Wendung mehr hätte Herringtons Film zwar gut vertragen können, doch auch so steht am Ende akzeptable Thrillerkost, die sich zur einmaligen Sichtung eignet - dann aber auch schneller wieder aus dem Gedächtnis verschwindet, als Willis mit seinem Motorboot übers Wasser rasen könnte.

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