Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
"Stalingrad" unter der Regie Joseph Vilsmaiers (Schlafes Bruder, Nanga Parbat) erzählt von der wohl bekanntesten Schlacht des Zweiten Weltkriegs, die heute als psychologisch entscheidender Wendepunkt auf dem Weg zur Niederlage Nazi-Deutschlands gilt. Ebenso aufwendig wie mit ungeschönter Härte inszeniert, zeigt Vilsmaiers Kriegsfilm das volle Ausmaß der schrecklichen Gefechte im russischen Winter.
Ein deutsches Bataillon unter der Leitung des unerfahrenen Leutnants Hans von Witzland (Thomas Kretschmann) wird aus dem Fronturlaub in Italien direkt zu den blutigen Häuserschlachten an der Wolgafront versetzt. Glauben die Männer um Landser Fritz (Dominique Horwitz) anfangs noch an einen raschen Sieg, wendet sich das Blatt spätestens mit der Einkesselung durch die Rote Armee...
"Stalingrad" ist von Beginn an anzusehen, dass hier keine Kosten und Mühen gescheut wurden, um die erbitterten Kämpfe in der zerbombten Stadt sowie die Weite der russischen Schneelandschaft auf die Leinwand zu bringen. In ausgiebigen Plansequenzen fliegt die Kamera über Panzer, Flugzeuge und Unterkünfte hinweg und verleiht Vilsmaiers Film so eine für deutsche Produktionen ungewohnte Bildgewalt. Um die enorme Zerstörungskraft der beiden aufeinandertreffenden Rüstungsapparate zu präsentieren, stellt "Stalingrad" sogar die zwischenmenschlichen Momente hinten an, gleichwohl der Film auch einige in dieser Hinsicht spannende Szenen zu bieten hat. So gelingt es Vilsmaier besonders gut herauszustellen, wie sich die zermürbenden Gefechte in Kombination mit der Eiseskälte auf die Moral der deutschen Soldaten auswirken und viele von ihnen in Wahnsinn und Verzweiflung treiben.
Eine insgesamt absolut überzeugende Geschichtsstunde, die keinen inhaltlichen Leerlauf kennt und nur dann und wann unter den etwas theatralischen Darbietungen der Darsteller leidet.
Am 28. Dezember 1895 kam es in Paris zu einem bahnbrechenden Ereignis. Erstmals wurde einem zahlenden Publikum eine Reihe von Kurzfilmen vorgeführt. Verantwortlich hierfür waren die Brüder Lumière, die zuvor schon einige ihrer Werke in kleinerem Rahmen in ihrer Firma präsentiert hatten. Nun aber wollten die Brüder noch eine Schippe drauflegen und ihre Filme auch der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Natürlich standen die Brüder dabei ein wenig unter Zugzwang, wussten sie doch nicht, wie das Publikum reagieren würde. Einige meinten wohl, es sei allerhöchste Eisenbahn, dass das neue Medium endlich Licht am Ende des Tunnels sehe. Andere nutzten die Gelegenheit, um Dampf abzulassen, mussten von den Brüdern in die Schranken gewiesen werden oder traten vorzeitig den Rückzug an. Und wieder andere verstanden einfach nur Bahnhof.
Die Befürchtungen, das neue Medium könne alsbald aufs Abstellgleis geraten, bewahrheiteten sich jedoch glücklicherweise nicht. Vielmehr kann dieser Winterabend in Paris heute als entscheidende Weichenstellung in der Geschichte des Films gesehen werden und die Lumière Brüder genossen ihren Erfolg in vollen...na ihr wisst schon.
Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.
1 Kor 13
"Mission" ist ein in atemberaubende Bilder gehülltes Historiendrama vor dem Hintergrund des 1750 geschlossenen Vertrags von Madrid sowie den darauf folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen. Regisseur Roland Joffé gelang ein epochales Plädoyer für Völkerverständigung, das sich eingehend mit ambivalenten Themen wie der Verbreitung des Glaubens und dem Sühnebegriff auseinandersetzt.
Der Jesuitenpater Gabriel (Jeremy Irons) hat nahe den gigantischen Ignazú Wasserfällen im argentinisch-brasilianischen Grenzgebiet eine Mission errichtet. Gemeinsam mit dem geläuterten Sklavenhändler Rodrigo (Robert De Niro) will er dort dem indigenen Volk der Guarani den christlichen Glauben näherbringen. Unterdessen tobt ein Machtkampf zwischen Abgesandten des Vatikans und den Kolonialherren aus Spanien und Portugal, welche durch die Bekehrungsversuche der Jesuiten ihre Interessen gefährdet sehen...
In Joffés Film dominiert vor allem der starke Kontrast zwischen der wilden Schönheit der Natur einerseits und dem ebenso unbändigen menschlichen Zerstörungswillen andererseits. So gehen die Bildpanoramen vom Dschungel und den riesigen Wasserfällen alsbald in ein nicht minder intensiv dargestelltes Blutbad über. Dabei verzichtet "Mission" auf eine eindeutige Positierung und zeigt sowohl die Grausamkeiten der Kolonialisten als auch den kritisch zu hinterfragenden Weg Gabriels, dessen gewaltfreier Ansatz leicht als Naivität ausgelegt werden kann.
Mit einem majestätischen Ennio Morricone Score unterlegt und mit einem fantastischen Cast, zu dem u.a. noch Ray McAnally und Liam Neeson zählen, besetzt, wird die Erzählung von den Jesuiten und den Guarani zu einem gleichermaßen fesselnden wie schmerzlichen Werk über die hellen wie dunklen Seiten religiösen Eifers.
Basierend auf der populären Kinderbuchreihe schuf Regisseur Brad Silberling (Casper, Stadt der Engel) mit "Lemony Snicket" ein bizarres Fantasyabenteuer, welches sich dank seiner bemerkenswert düsteren Atmosphäre sowie diversen Anflügen abgründig schwarzen Humors vom Genreeinheitsbrei abzuheben versteht. Während die Präsentation der grotesken Welt mit ihren skurrilen Charakteren vollauf zu unterhalten weiß, gerät die eigentliche Handlung jedoch allzu schablonenhaft und überraschungsarm.
Nachdem ihre Eltern bei einem Hausbrand ums Leben gekommen sind, werden die drei Baudelaire Kinder zum heimtückischen Grafen Olaf (Jim Carrey) gebracht, der fortan als ihr Vormund fungieren soll. Olaf ist jedoch keineswegs am Wohlergehen der Waisen interessiert, sondern hat es allein auf ihr kostbares Erbe abgesehen...
Die Geschichte, die "Lemony Snicket" erzählt, ist selbst für ein Jugendabenteuer sehr simpel und mit einem ganz klaren Gut/Böse Schema versehen. Wie die Geschwister von einem Vormund zum nächsten abgeschoben werden und dort immer wieder auf den verkleideten Olaf treffen, verleiht Silberlings Film darüber hinaus etwas sehr episodisches. Umso erstaunlicher, dass hierfür sogar drei Bände der Reihe zusammengefasst werden mussten.
So gefällt "Lemony Snicket" dann auch nur, wenn man den vielen eigentümlichen Figuren und ihren absonderlichen Marotten etwas abzugewinnen weiß, erwächst daraus doch auch ein Großteil des grotesken Humors. Spannung kommt derweil nur auf, wenn der mit diebischer Freude agierende Jim Carrey in dieser für ihn geradezu prädestinierten Rolle auf der Bildfläche erscheint, während die Phasen seiner Abwesenheit zwar durch ein prominentes Ensemble um Meryl Streep, Timothy Spall, Billy Connolly und Jude Law bereichert werden, gleichzeitig jedoch auch recht ereignisarm ausfallen. Indes weiß der an die Werke Tim Burtons angelehnte visuelle Stil durchaus zu begeistern, gleichwohl "Lemony Snicket" die Klasse seiner Vorbilder nie wirklich erreicht.
Im Unterschied zu anderen Fantasyfilmen dieser Zeit - wie etwa "Eragon" (2006) oder "Der goldene Kompass" (2007) - kann man den rätselhaften Ereignissen zudem zu Gute halten, dass hier nicht allzu sehr auf eine Fortsetzung spekuliert wurde und die Handlung in sich abgeschlossen ist.
Robert Zemeckis' "The Walk" erzählt die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte des Hochseilartisten Philippe Petit (Joseph Gordon-Levitt), der kurz vor Eröffnung des World Trade Centers 1974 ein Seil zwischen den Türmen spannte, um darüber zu balancieren. Was als eher gemächliches Schelmenstück beginnt, wird im Finale doch noch zum faszinierenden Drahtseilakt.
Lange Zeit über wirkt es so, als ob Zemeckis nicht recht wisse, was er mit dem zweifellos brisanten Stoff anfangen solle. So startet "The Walk" als komödienhafter Wohlfühlfilm, schlägt später um in einen Heist-Krimi und findet schließlich erst in der letzten halben Stunde zum großen Emotionskino - und damit zu sich selbst.
Mag die Vorgeschichte des berühmten Balancekünstlers auch nett anzusehen sein, wirklich fesselnd sind Petits erste Gehversuche, das Zusammenstellen seines Teams sowie die minutiöse Vorbereitung auf seinen großen Coup nun wirklich nicht. Einige unglückliche Entscheidungen, wie etwa das regelmäßige Auftreten des Erzähler-Petits, der die nicht sonderlich komplexe Handlung teils allzu ausführlich vorkaut, trüben den Eindruck auf dem Weg zum großen Finale dabei zusätzlich.
Was dann allerdings im Schlussakt passiert und wie es Altmeister Zemeckis in Szene zu setzen versteht, zählt zweifellos zu den magischen Momenten des Kinos und bietet zahlreiche schwindelerregende Aufnahmen in luftiger Höhe. So entschädigt "The Walk" letztlich ein gutes Stück für einige eher zähe Passagen und eine allzu oberflächliche Figurenzeichnung, setzt Petit und den Zwillingstürmen ein würdiges Denkmal und weiß auf den letzten Metern des Balanceaktes doch noch zu erfreuen.
Bei manchen Filmen fragt man sich zwangsläufig, welchen Stellenwert diese ohne ihre prominente Besetzung hätten. Der Heist-Krimi "The Score" unter der Regie von Puppenexperte Frank Oz (Der dunkle Kristall, Der kleine Horrorladen) erscheint wie ein regelrechtes Paradebeispiel für solch ein Werk, welches ohne seine namhaften Darsteller wohl längst in der Versenkung verschwunden wäre.
Meisterdieb Nick Wells (Robert De Niro) möchte sich eigentlich zur Ruhe setzen und seinen Lebensabend mit seiner Freundin Diane (Angela Bassett) genießen. Sein Auftraggeber Max (Marlon Brando) überredet ihn jedoch zu einem letzten Coup, bei dem ein 30 Mio. Dollar schweres Königszepter den Besitzer wechseln soll. Dafür muss Nick allerdings mit dem zwielichtigen Jungspund Jack (Edward Norton) zusammenarbeiten...
"The Score" fühlt sich aufgrund der wenig originellen Handlung und des betulichen Erzähltempos so klassisch an, dass er wohl selbst unter den Spionagethrillern der 70er wie ein alter Hut erschienen wäre. Schließlich ist die Geschichte vom alten Gauner, der einen letzten Auftrag annimmt, in ähnlicher Form schon tausendfach erzählt worden. So lebt dieser Heistfilm, der weitgehend auf Gewalt und Action verzichtet, dann auch hauptsächlich von den verbalen Scharmützeln seiner Hauptfiguren. Während De Niro, Bassett und ein extrem aufgedunsener Brando in seiner letzten Rolle ihr Programm routiniert herunterspulen, weiß vor allem Norton als vermeintlich Behinderter ein paar Akzente zu setzen.
Der filmische Inbegriff soliden Mittelmaßes.
"Ausnahmezustand" unter der Regie Edward Zwicks (Last Samurai, Blood Diamond) muss bei Erscheinen noch wie eine schreckliche Dystopie gewirkt haben, wurde inzwischen jedoch längst von der grausamen Wirklichkeit überholt. Trotz seines nicht unbedingt realistisch erscheinenden Szenarios einer Außerkraftsetzung der Bürgerrechte muss ihm somit eine gewisse prophetische Leistung attestiert werden.
Die FBI Agenten Anthony Hubbard (Denzel Washington) und Frank Haddad (Tony Shalhoub) sehen sich einer Serie terroristischer Selbstmordattentate gegenüber, die New York in Angst und Schrecken versetzen. Mit Unterstützung der CIA Agentin Elise Kraft (Annette Bening) versuchen sie, den Terroristen Einhalt zu gebieten. Derweil greift das Militär unter der Führung von General Devereaux (Bruce Willis) zu drastischeren Maßnahmen, die sich als folgenschwer für alle arabischstämmigen Einwohner der Stadt erweisen...
"Ausnahmezustand" verzichtet auf eine mehrdimensionale Ausarbeitung der Figuren und bedient so manche Stereotypen, weiß dafür aber politische Zusammenhänge durchaus gewinnbringend in seinen mitreißenden Actionplot einfließen zu lassen. So spricht dieser immerhin noch vor 9/11 entstandene Thriller bereits Themen wie Folter und Menschenrechtsverletzungen im Angesicht der akuten Terrorbedrohung an, geht auf das sogenannte Blowback Phänomen ein, wonach außenpolitische Operationen häufig negative Auswirkungen auf das Ursprungsland haben und setzt sich kritisch mit der Rolle von V-Männern auseinander. Da lässt es sich auch verschmerzen, dass einzelne Aktionen wie etwa Hubbards Alleingang bei einer Geiselnahme in einer Schule nicht sonderlich glaubwürdig präsentiert werden.
Mit einem starken Cast rund um den wie stets überzeugenden Denzel Washington besetzt und von Zwick mit großartigem urbanen Flair inszeniert, ergibt sich so ein weitgehend packender Actionthriller, der bei Verzicht auf allzu klischeehafte Darstellungen sogar überragend hätte werden können.
"Red Lights" generiert durch seine Auseinandersetzung mit paranormalen Phänomenen zunächst ein gewisses Grundinteresse, krankt jedoch an fehlendem Tiefgang und Spannungsaufbau. Statt eines fesselnden Thrillers bekommt der Zuschauer somit nur viel pathetisches Gerede und einige billige Schockeffekte geboten.
Die Parapsychologen Matheson (Sigourney Weaver) und Buckley (Cillian Murphy) entlarven Scharlatane, die ihrem zahlungswilligen Publikum übernatürliche Fähigkeiten vorgaukeln. Als der blinde Mentalist Simon Silver (Robert De Niro) ein umjubeltes Comeback feiert, möchte Buckley auch dessen Tricks auffliegen lassen...
"Red Lights" setzt von Beginn an auf eine bedeutungsschwangere Atmosphäre und bedient sich dazu einer aschgrauen Farbpalette sowie vieler im Halbdunkel stattfindender Szenen. Die Handlung, welche fast ausschließlich um die Frage kreist, ob Silver denn nun ein Betrüger ist oder vielleicht doch übersinnliche Kräfte besitzt, kommt derweil nur sehr langsam voran und lässt ihr Spannungspotenzial zumeist ungenutzt. Hinzu kommt, dass immer wieder neue Nebenhandlungsstränge eröffnet werden, die für den Fortgang der Haupthandlung keinerlei Relevanz haben. So beginnt Buckley etwa eine Beziehung mit einer Studentin (Elizabeth Olsen), während Matheson ihren im Koma liegenden Sohn besucht und Konflikte mit einem ihrer Universitätskollegen (Toby Jones) austrägt. Gestandene Mimen wie Weaver und De Niro wirken beim Vortrag ihrer platten Dialoge heillos unterfordert, indes Cillian Murphy die undankbare Aufgabe zufällt, bei diesem Schmierentheater als Ankerpunkt für den Zuschauer dienen zu müssen.
Ein an Peinlichkeit kaum noch zu überbietendes Finale setzt dem abstrusen Treiben dann schließlich die Krone auf, sodass der Druck auf den Ausschalter einer Erlösung gleichkommt.
"Don't be afraid of the dark" ist ein recht uninspierter Gruselstreifen ohne nennenswerte Vorzüge, der Freunden des Horrorgenres kaum mehr als ein müdes Lächeln entlocken dürfte. Die dröge Geschichte von unheimlichen Kreaturen in einem alten Keller beginnt schon nach kurzer Zeit zu langweilen und hält sich nur dank der ansprechenden Performance ihrer jungen Hauptdarstellerin halbwegs über Wasser.
Die kleine Sally (Bailee Madison) bezieht mit ihrem Vater (Guy Pearce) und dessen neuer Freundin (Katie Holmes) ein altes, renovierungsbedürftiges Anwesen. Als das Mädchen zufällig auf ein versperrtes Kellergewölbe stößt und darin seltsame Stimmen vernimmt, wird eine bösartige Macht freigesetzt...
Die erschütternde Eröffnungsszene des von Comiczeichner Troy Nixey inszenierten Films, bei der einer jungen Frau mit einem Meißel die Zähne ausgeschlagen werden, lässt einen Horrorschocker der heftigsten Sorte vermuten, doch "Don't be afraid of the dark" flaut stattdessen alsbald zu einem lauen Fantasygrusler ab, in dem eher billig aussehende CGI Monster im Stile von "Gremlins" (1984) ihr Unwesen treiben. Unterbrochen werden die absolut vorhersehbaren Attacken der kleinen Ungeheuer dabei nur von einigen Familienstreitigkeiten, da die Erwachsenen Sallys Erzählungen zunächst keinen Glauben schenken wollen.
Eine überzeugende Bailee Madison, die dem Zuschauer durchaus ein paar Emotionen zu entlocken weiß, stellt somit den einzigen kleinen Lichtblick in dieser lahmen Gruselstory dar, die wohl besser erst gar nicht aus dem Keller hervorgeholt worden wäre.
"Der Flug des Phönix" unter der Regie Robert Aldrichs bedient sich eines klassischen Abenteuersettings, um den in den 60er Jahren so prägenden Konflikt der Generationen aufzuzeigen. Tradition trifft auf Moderne, konservative Werte auf neuartige Ideen und eines der letzten Fliegerasse auf die ersten Auswüchse einer digitalen Zukunft.
Die Piloten Frank (James Stewart) und Lew (Richard Attenborough) geraten mit ihrer Transportmaschine unversehens in einen Sandsturm und sind so zu einer Notlandung mitten in der Sahara gezwungen. Als die überlebenden Passagiere schon glauben, nun elendig verdursten zu müssen, fasst der Konstrukteur Heinrich (Hardy Krüger sen.) einen waghalsigen Plan...
"Der Flug des Phönix" funktioniert zum Großteil wie ein Kammerspiel, welches von den Auseinandersetzungen seiner so unterschiedlichen Charaktere lebt. Der wichtigste Konflikt wird dabei zwischen dem alternden Piloten Frank und dem jungen Konstrukteur Heinrich ausgetragen. Während Frank aus einer Zeit stammt, in der Männer sich vor allem über ihre Tatkraft definierten, steht Heinrich für eine moderne Entwicklung, bei der Maschinen die Arbeit des Menschen unterstützen. Darüber hinaus ist der Amerikaner Frank stets auf das Wohlergehen seiner Mitmenschen bedacht, indes der Deutsche Heinrich ganz dem Klischee entsprechend als kühl und berechnend dargestellt wird.
Dieser Konflikt zwischen Jung und Alt und ihren jeweiligen Sichtweisen ist einerseits sehr interessant anzusehen, wirkt über die doch recht lange Laufzeit allerdings auch ein wenig repetitiv und lässt den Abenteueraspekt bisweilen vollständig in den Hintergrund treten. Zudem zeichnet sich der Verlauf der Geschichte schon recht früh ab und bietet keine größeren Überraschungen. So ist es in erster Linie dem internationalen Starensemble, zu dem u.a. noch Peter Finch, Christian Marquand und Ernest Borgnine zählen, zu verdanken, dass der Überlebenskampf in der Wüste dennoch insgesamt recht gut unterhält.
"Der Hofnarr" ist eine absurd komische Parodie auf die seinerzeit so beliebten Mantel-und-Degen-Filme, in welcher Blödelbarde Danny Kaye in der Rolle des Titelhelden zur Höchstform aufläuft.
Der Tyrann Roderick (Cecil Parker) hat die Macht im Königreich an sich gerissen und die königliche Familie ermorden lassen. Der rechtmäßige Thronerbe - ein Baby mit einem purpurnen Erkennungsmal auf dem Gesäß - wird jedoch von einer Gruppe Partisanen im Wald verborgen gehalten. Um nun den Angriff der Widerstandskämpfer vorzubereiten, wird der tölpelhafte Hawkins (Danny Kaye) ins Schloss eingeschleust, wo er als Hofnarr getarnt das Vertrauen des Tyrannen gewinnen soll...
Der heitere Mittelalterklamauk dient in erster Linie als große Bühne für seinen Hauptdarsteller und seine zahlreichen Albernheiten. Kaye, dieser Rächer mit dem Fächer...äh...Stecher mit dem Becher, reiht einen Wortwitz an den nächsten, springt lachend und feixend umher und imitiert fortwährend damalige Genrestars wie Errol Flynn (Robin Hood, König der Vagabunden). Das ulkige Treiben, an dem u.a. auch noch die bestens aufgelegten Glynis Johns, Basil Rathbone, Angela Lansbury und Mildred Natwick teilnehmen, sorgt dabei für einige durchaus starke Lacher (wie etwa den Ritterschlag im Schnelldurchlauf) und wird nur von einigen an die Disney Klassiker erinnernde Musicaleinlagen unterbrochen.
Geeignet etwa für all jene, die bei den Otto Filmen brüllend unterm Tisch liegen oder die Komödien von Zucker-Abraham-Zucker zu ihren Favoriten zählen.
"Entgleist" unter der Regie Mikael Håfströms ist ein reichlich mauer Thriller, der nach Stotterstart nie so richtig in die Gänge kommt. Hauptursächlich hierfür sind eine biedere Inszenierung sowie ein extrem spannungsarmes Drehbuch.
Der verheiratete Werbefachmann Charles (Clive Owen) begegnet auf dem Weg zur Arbeit zufällig der attraktiven Lucinda (Jennifer Aniston) und beginnt mit ihr eine Affäre. Als die Beiden sich in einem billigen Hotel zum Schäferstündchen verabreden, dringt plötzlich der Gangster Phillippe (Vincent Cassel) in ihr Zimmer ein, schlägt Charles nieder und vergewaltigt Lucinda. Damit jedoch nicht genug: Philippe verlangt nun 20.000 Dollar, andernfalls wird er die Affäre auffliegen lassen...
"Entgleist" schert sich wenig um Logik und reiht eine konstruierte Situation an die nächste. Ohne nennenswerte Höhepunkte plätschert die Handlung vor sich hin, sodass Spannung nur ganz vereinzelt aufkommen will. Überraschungen und unvorhersehbare Wendungen sucht man vergebens, vielmehr dürfte der Ausgang der Geschichte selbst genreunkundigen Zuschauern schon nach wenigen Minuten klar sein. Auch unter den Darstellern scheint einzig Cassel voll bei der Sache zu sein, während Aniston und Owen wie im Stand by Modus agieren.
Fade Durchschnittskost nach Schema F.
"Auf Messers Schneide" von Lee Tamahori (Die letzte Kriegerin, Im Netz der Spinne) bietet klassisches Abenteuerkino, das ohne unnötigen Ballast, dafür aber mit einer guten Portion Spannung sowie ausgezeichneten Darstellern daherkommt.
Der intellektuelle Millionär Charles Morse (Anthony Hopkins) hegt den Verdacht, dass seine Frau ein Verhältnis mit dem Fotografen Robert Green (Alec Baldwin) führt. Die angespannte Situation zwischen den beiden Männern spitzt sich weiter zu, als ihr Flugzeug über der einsamen Wildnis Alaskas mit einem Vogelschwarm kollidiert und abstürzt...
Begleitet von einigen wunderbaren Landschaftsaufnahmen und einem passenden Jerry Goldsmith Score wird "Auf Messers Schneide" alsbald sowohl zu einem Duell Mann gegen Mann als auch Mensch gegen Natur. Besonders interessant ist dabei etwa zu beobachten, wie der Theoretiker Charles durch die lebensbedrohlichen Umstände dazu genötigt wird, sein angelesenes Wissen praktisch umzusetzen, was zu einigen Fehleinschätzungen und weiteren Reibereien unter den Überlebenden des Absturzes führt.
Die im Grunde recht konventionelle Geschichte wird neben vereinzelten Exkursen über menschliches Verhalten in Extremsituationen aber auch durch mehrere ebenso packende wie realistisch aussehende Actionszenen aufgewertet. Ein bestens aufgelegter Anthony Hopkins, der seinem Charakter einen grimmigen Charme verleiht, bildet letztlich das i-Tüpfelchen auf diesem absolut sehenswerten Survivalfilm.
Aus heutiger Sicht ist es schon bemerkenswert, dass ein Werk wie "The Sixth Sense" bei Erscheinen solch ein großer Kassenerfolg wurde (~ 670 Mio. Dollar weltweites Einspiel).
Schließlich setzt M. Night Shyamalans Mysterythriller weder auf Schock- noch auf Spezialeffekte und erinnert mit seinem betont langsamen Erzähltempo stark an das Filmemachen der 50er und 60er Jahre.
So lebt "The Sixth Sense" dann auch konsequenterweise nicht von plumpem Geisterbahnhorror, sondern von der Interaktion seiner beiden Hauptfiguren, was ihm eine mitunter kammerspielartige Atmosphäre verleiht. Das Grauen kommt hier nicht mit der Dampfwalze angerollt, sondern nistet sich ganz allmählich ein, wenn der Kinderpsychologe Dr. Crowe (Bruce Willis) nach und nach hinter das dunkle Geheimnis des jungen Cole (Haley Joel Osment) kommt.
Mit nur wenigen Schnitten auskommend und mit einer Ausstattung versehen, die ebenfalls wie aus der Zeit gefallen wirkt, entwickelt Shyamalans Therapiesitzung über die stimmige Chemie zwischen dem sich bewusst zurücknehmenden Willis und dem groß auftrumpfenden Osment seine ganz eigene Anziehungskraft. Da schmälern auch einige allzu rührselige Momente den Gesamteindruck nur marginal.
Mysterykino der leisen Töne, das mit einem der wohl berühmtesten Twists der Filmgeschichte aufgelöst wird.
"Rebellion" behandelt ein Stück neuerer Geschichte, das aus dem kollektiven Gedächtnis weitgehend verschwunden sein dürfte. 1988 kam es auf Ouvéa, einem zu Neukaledonien zählenden Atoll, zu einer Geiselnahme, wobei 27 französische Polizisten und ein Richter von Einheimischen verschleppt und in einer Höhle gefangen gehalten wurden. Regisseur Mathieu Kassovitz erinnert mit seinem ambitionierten Drama, für das er selbst auch die Hauptrolle übernahm, an diese furchtbaren Ereignisse, die blutig endeten.
Im April '88 wird Philippe Legorjus (Kassovitz) von der französischen Antitterroreinheit in dem Glauben nach Ouvéa gerufen, bei der dortigen Geiselnahme deeskalierend einwirken zu sollen. Tatsächlich jedoch muss Philippe bald erkennen, dass es sich bei den vermeintlichen Barbaren, die mehrere Polizisten in den Dschungel verschleppt haben, um gesprächsbereite Männer handelt, die für die Unabhängigkeit Neukaledoniens kämpfen. Während Philippe verzweifelt nach einer friedlichen Lösung sucht, sind Vertreter aus Politik und Militär vielmehr darauf bedacht, ihre Interessen im bevorstehenden Wahlkampf in Frankreich nicht zu gefährden...
Wer Filme auch oder besonders wegen ihres politischen und gesellschaftlichen Anspruchs schaut, dem sei "Rebellion" in jedem Fall wärmstens ans Herz gelegt. Zu jeder Zeit ist hier spürbar, dass Kassovitz die detaillierte Aufarbeitung der Geiselnahme sehr viel bedeutet, zumal er auch klar Position bezieht, wem seine Sympathien in diesem Konflikt gelten. Diese Akribie führt jedoch auch dazu, dass sein Film trotz einiger packend inszenierter Dschungelgefechte recht trocken und ausschweifend gerät und so die Zuschauer verliert, die an einer derart minutiösen Auseinandersetzung weniger interessiert sind.
Ein insgesamt gelungenes Lehrstück über die Mechanismen der Macht in einer Welt, in der im Fall des Falles auch Massenmord als zweckheiligendes Mittel gesehen wird.
We take all kind of pills,
that give us all kind of thrills
but the thrill we've never known,
is the thrill that'll getcha
when you get your picture
on the cover of the Rollin' Stone
Mit "Almost Famous" verbindet Regisseur Cameron Crowe (Jerry Maguire, Wir kaufen einen Zoo) eine einfühlsam erzählte Coming of Age Geschichte mit einer mitreißenden Huldigung der Rockgiganten der 70er. Das lose auf Crowes eigenen Erfahrungen basierende Werk zeichnet sich durch ein hohes Maß an Authentizität sowie ein hervorragendes Gespür für seine Charaktere aus.
1973: Der 15 Jährige William (Patrick Fugit) ist begeisterter Rock Fan und probiert sich zugleich als Jungjournalist. Als er die Gelegenheit erhält, für das renommierte Rolling Stone Magazine einen Hintergrundbericht über die aufstrebende Band Stillwater zu schreiben und seine Idole dafür sogar auf Tournee zu begleiten, ist dies der Start einer rauschhaften Odyssee...
Von Beginn an entfaltet "Almost Famous" eine enorme Sogwirkung aus geradezu magischen Bildern und einem Soundtrack, der im Grunde alles beinhaltet, was in den 70ern Rang und Namen hatte. So entwickelt sich ein zu den Klängen von u.a. Led Zeppelin, The Who und Elton John spielender Roadtrip durch die USA, dessen einzelne Stationen gleichzeitig Williams Weg zum Erwachsenwerden porträtieren. Punkten kann Crowes Film dabei besonders mit seiner unprätentiösen Erzählweise und jeder Menge cleverem Dialogwitz. Als regelrecht wohltuend erweist sich die Entscheidung, trotz der bekannten Thematiken des Musikfilms wie etwa Drogeneskapaden und Eifersucht zwischen den Bandmitgliedern, nicht die Tränendrüsen, sondern die Lachmuskeln zu strapazieren.
Getragen von einem ausgezeichneten Cast um Patrick Fugit, Billy Crudup und der oscarnominierten Kate Hudson wird "Almost Famous" so zu einer unvergesslichen Reise durch die faszinierende Welt des Rock 'n' Roll.
Dass der Name Stephen King auf einem Filmcover nicht immer für Qualität steht, dürfte hinlänglich bekannt sein. "Quicksilver Highway" unter der Regie von Mick Garris stellt allerdings selbst für hartgesottene King Fans noch eine ziemliche Zumutung dar.
Aaron Quicksilver ("Zurück in die Zukunft"-Professor Christopher Lloyd mit roten Haaren und Halsband aus dem SM-Shop) erzählt seinen Zuhörern gerne Schauergeschichten. Zunächst erzählt er von einem Handelsvertreter, der ein eigenartiges Spielzeuggebiss kauft, später von einem Schönheitschirurgen, dessen eigene Hände gegen ihn rebellieren...
Wer nun zwei packende kleine Spukepisoden erwartet, dürfte sich reichlich enttäuscht sehen, denn "Quicksilver Highway" ist allenfalls auf eine trashige Art kurios, nie aber wirklich gruselig. Während die erste Geschichte tatsächlich aus Kings Feder stammt und nach endlos langer Anlaufzeit zumindest ein halbwegs akzeptales Finale bekommt, ist die zweite Geschichte, welche von Clive Barker verfasst wurde, schon nah an dem, was Kalkofe im Rahmen der SchleFaz Reihe präsentiert.
Kurzum: Ein unterirdisches Machwerk, das leider nicht einmal als guter Trash durchgeht.
In "Sin City 2" kehren wir in die aus dem Vorgänger bekannte Stadt der Sünde zurück, in der nach wie vor Sex und Mordlust regieren. Sowohl der visuelle Stil als auch einige Handlungsstränge des ersten Teils werden erneut aufgegriffen, sodass diese Fortsetzung sich bisweilen eher wie ein nettes Anhängsel für Fans, als nach einem eigenständigen Werk anfühlt.
Die vier abermals auf den visionären Frank Miller Comics basierenden Episoden erzählen recht banale Geschichten um Gewalt und Rache, wobei die verführerische Wirkung schöner Frauen auf die Männerwelt als verbindendes Element dient. So stark wie kaum eine andere Comicverfilmung verweisen die Storys aus der sündhaften Stadt dabei auf ihr Ursprungsmedium, was sich auch in der Fortsetzung wieder als größter Trumpf erweist. Wenn die Vorzüge von Film und Zeichnungen in kontrastreichen Schwarzweiß Bildern ineinander fließen, ist das schließlich nach wie vor beeindruckend anzusehen.
Leider bietet "Sin City 2" inhaltlich dafür wenig Überraschendes. So enttäuscht etwa die Geschichte des Pokerspielers (Joseph Gordon-Levitt) in ihrer Einfallslosigkeit, während die Fortsetzung der Episode um Stripperin Nancy (Jessica Alba) nur wie ein belangloser Nachklapp des ersten Teils daherkommt. Spaß macht das Ganze allerdings dennoch, weil der stete Wechsel zwischen den Figuren für viel Abwechslung sorgt und auch insgesamt ein recht hohes Erzähltempo vorherrscht.
Wem schon der erste Besuch in diesem finsteren Moloch gefiel, dürfte somit bei gedrosselter Erwartungshaltung auch an der Fortsetzung Freude finden.
"Leviathan" ist ein schwermütiges Drama über Behördenwillkür und Korruption, welches die biblische Hiobsgeschichte ins moderne Russland verlegt. Regisseur Zvyagintsev gelingt eine ausführliche Zustandsbeschreibung seines Landes, ordnet dieser jedoch auch den Unterhaltungswert unter.
Automechaniker Kolya (Aleksey Serebryaskov) bewohnt mit Frau und Sohn ein selbstgebautes Holzhaus in traumhafter Lage. Als der skrupellose Bürgermeister des Ortes sein Grundstück enteignen lassen will, droht Kolyas Lebenstraum plötzlich mit einem Schlag zu zerplatzen...
Auf visueller Ebene weiß "Leviathan" vollauf zu begeistern, fängt er doch die Schönheit der kargen russischen Landschaft (inklusive eines riesigen Walskeletts) wunderbar ein. Bedauerlicherweise gestaltet sich das Drama auf inhaltlicher Ebene jedoch fast ebenso so trist und leer und treibt die Handlung um Kolyas Niedergang nur langsam voran. So wird die mehr als zweistündige Laufzeit alsbald zur echten Geduldsprobe, zumal auch die fortwährend Wodka trinkenden und trüb vor sich hin starrenden Charaktere nicht unbedingt als Sympathieträger taugen.
Zweifellos wird "Leviathan" seinem Anspruch vollkommen gerecht, die Missstände im von Putin regierten Russland aufzuzeigen, einen spannenden, ideenreichen Plot birgt diese minutiöse Auseinandersetzung allerdings nicht.
Die Neuverfilmung des grandiosen Schwedenhorrors "So finster die Nacht" (2008) handelt von der behutsamen Annäherung zweier Außenseiter, von denen einer ein dunkles Geheimnis mit sich trägt. Regisseur Matt Reeves setzt in seiner US-Version des Stoffes zwar mehr auf Nähe zum Original als auf Eigenständigkeit, punktet aber dafür dann auch ebenso mit winterlicher Atmosphäre und einem gut harmonierenden Hauptdarstellerduo.
Die stark ausgearbeiteten Charaktere sowie einige unverbrauchte Plotideen sind es, die "Let me in" aus der Masse der Horrorproduktionen hervorstechen lassen. Jederzeit glaubwürdig behandelt Reeves' Film die aufkeimende Freundschaft zwischen dem schüchternen Owen (Kodi Smit-McPhee), der pausenlosem Mobbing durch seine Schulkameraden ausgesetzt ist und der rätselhaften neuen Nachbarin Abby (Chloë Grace Moretz), die auf seltsame Weise in eine schreckliche Mordserie involviert zu sein scheint. Neben dieser feinfühligen Figurenzeichnung begeistert "Let me in" jedoch auch mit einigen gruseligen und zuweilen auch sehr blutigen Horrorszenen.
Abstriche machen muss man lediglich bei den eher dürftigen CGI Sequenzen, die das atmosphärische Gesamtbild mitunter ein wenig trüben, zum Glück allerdings nicht so häufig Verwendung finden. Ansonsten jedoch bietet "Let me in" eine rundum gelungene Kombination aus Horror und Coming of Age Geschichte.
"Looper" erzählt von einer Zukunft, in der Auftragskiller die Drecksarbeit der Mafia erledigen, in dem sie deren per Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickten Opfer beseitigen. Rian Johnsons Thriller hantiert mit einigen interessanten Ideen, die jedoch allesamt unausgegoren bleiben.
Ehe so recht deutlich geworden ist, wo Johnson mit seinem Film eigentlich hinwill, ist beinahe schon die Hälfte der Laufzeit vergangen. Zunächst scheint "Looper" eine durchaus ansprechende SciFi Dystopie zu sein, geht dann aber in einen eher platten Actionreißer über und möchte schließlich auch noch das große Familiendrama bieten, wobei keiner dieser Ansätze wirklich gewinnbringend vertieft wird. Zu platt sind die Charaktere, von denen einige zu spät eingeführt werden und andere wiederum für den Verlauf der Handlung schlicht irrelevant sind, als dass ihr Schicksal den Zuschauer groß tangieren würde. Zu schleppend ist zudem das Erzähltempo, als dass großartig Spannung aufkäme.
Wo andere SciFi Thriller Informationen quasi im Vorbeilaufen vermitteln, treffen sich Joe (Joseph Gordon-Levitt) und sein älteres Ich (Bruce Willis) hier erst zur ausführlichen Aussprache im Diner und haben letztlich außer ein paar kruden Andeutungen dann doch nichts zu sagen. Unfreiwillig komisch wird es aber spätestens, wenn ein junger Magneto Verschnitt die Bühne betritt und "Looper" in eine schlechte X-Men Persiflage abdriftet.
So kommt am Ende nicht mehr als eine lieblose Aneinanderreihung bekannter Versatzstücke heraus.
"Kalifornia" ist eine packende Mischung aus Roadmovie-Thriller und Milieustudie, in der die weiße Mittelschicht Amerikas auf ihr Pendant aus der Unterschicht trifft. Spätere Stars wie David Duchovny, Juliette Lewis und Brad Pitt verdienten sich in Dominic Senas blutgetränktem Culture-Clash ihre ersten Sporen.
Der Journalist Brian (David Duchovny) möchte ein Buch über die berühmtesten Serienmörder des Landes schreiben und plant daher gemeinsam mit seiner Freundin Carrie (Michelle Forbes) eine Reise zu den entsprechenden Schauplätzen mit Endziel Kalifornien. Um sich die Fahrtkosten zu teilen, nehmen sie das Redneck Pärchen Adele (Juliette Lewis) und Early (Brad Pitt) mit. Nicht ahnend, dass sie einen Serienkiller damit schon an Bord haben...
Von Beginn an stellt Regisseur Sena die Unterschiede der beiden Paare und ihren so völlig verschiedenen sozialen Hintergund gegenüber. Da ist auf der einen Seite das intellektuelle Mittelschicht-Paar, das sich über seine elaborierte Sprache und gute Manieren definiert - und auf der anderen Seite die beiden wandelnden White-Trash Klischees, die fluchen, saufen und ficken wann und wo es ihnen gefällt.
Trotz oder gerade wegen aller Unterschiede entwickeln die Vier jedoch rasch eine ungeheure Faszination füreinander. Während Brian etwa Earlys Machoattituden und Körperkraft bewundert, ist die kindlich naive Adele ganz begeistert von Carries emanzipierter Lebensweise. Die Besuche der Mordschauplätze geraten so fast vollständig in den Hintergrund, haben doch beide Paare ihre jeweiligen Forschungsobjekte schon gefunden.
Eingetaucht in sepiafarbene Bilder endloser Highways, die Senas Film beinahe ein Gefühl von Postapokalypse verleihen, entwickelt sich so ein fesselnder Roadtrip mit einigen derben Gewaltspitzen, in dem besonders das Duo Lewis/Pitt zu glänzen weiß.
In "Enemy" unter der Regie Denis Villeneuves (Sicario, Arrival) begibt sich der Geschichtsprofessor Adam Bell (Jake Gyllenhaal) auf Erkundungsgang in den dunkelsten Winkeln der eigenen Existenz, nachdem er in einem Film seinen eigenen Doppelgänger entdeckt hat. Die betont verkopfte Sinnsuche lässt Spannung und Thrill vollständig vermissen und gerät so zu einem höhepunktlosen Geplänkel.
Eingehüllt in gelb-braune Farbfilter und mit vielen langen Kameraeinstellungen versehen, strahlt "Enemy" von Beginn an eine enorme Schwermütigkeit aus. Triste Gebäudeblöcke wechseln sich ab mit der ebenso versteinerten Miene des Protagonisten,welcher sich in der Alltagsroutine aus Dozentenarbeit und Privatleben gefangen fühlt. Mit der Geschwindigkeit einer Oma am Rollator schleicht die Handlung voran. Gesprochen wird nur wenig, dafür aber immerhin ab und zu mal gebumst. Zwischendurch krabbelt dann noch eine Spinne durchs Bild, sodass dieser klägliche Versuch einer David Lynch Kopie zumindest bei Arachnophobikern etwas auslösen dürfte.
Interpretationsansätze liefert "Enemy" zuhauf. Kein Wunder, denn in nichtssagende Dinge lässt sich schließlich alles hineindeuten.
Selbst für Hitchcock Verhältnisse liefert "Marnie" ziemlich harten Psycho Tobak, der in seiner mitunter recht deutlichen Darstellung sexueller Gewalt auch heute noch eine schockierende Wirkung erzielt. Da stellt sich unweigerlich die Frage, wie das erst auf das Publikum der 60er Jahre gewirkt haben muss.
Die notorische Kleptomanin Marnie (Tippi Hedren) erleichtert ihre wechselnden Arbeitgeber mit Vorliebe um hohe Geldbeträge. Als Mark Rutland (Sean Connery) dem kriminellen Treiben auf die Schliche kommt, scheint es zunächst, als ob der Verleger sie der Polizei ausliefern werde. Stattdessen jedoch drängt Rutland Marnie zur Heirat...
Hitchcock verarbeitet in diesem Psychodrama abermals zahlreiche seiner Lieblingsthemen wie Sexualität, Dominanzverhalten und Kindheitstraumata. Anders als in manch anderen Werken der Regielegende sind sich die Figuren hier jedoch ihrer Eigenheiten durchaus bewusst und reflektieren diese ganz offen. So weiß Rutland offenbar um seinen Fetisch für "unanständige" Frauen und versucht sich im Falle Marnies gar als Hobbypsychologe, was diese in einer Szene zu der sarkastischen Bemerkung treibt, ob Rutland sich für Siegmund Freud halte. Überhaupt ist der pointierte Wortwitz eine der größten Stärken des Films.
Trotz seiner Themenvielfalt tritt "Marnie" im Mittelteil jedoch eine ganze Zeit lang auf der Stelle, wenn die ungewöhnliche Eheschließung im Vordergrund steht und Rutland bei der Aufklärung von Marnies düsterer Vergangenheit nicht weiterkommt. Erst wenn sich der Kreis der Geschichte zum Ende hin wieder schließt, erscheint Hitchcock erneut voll in seinem Element und bringt "Marnie" zu einem denkwürdigen Finale, welches erstaunlicherweise jedoch so gar nicht subtil, sondern sehr explizit ausfällt.
Bei "Die Körperfresser kommen" handelt es sich um die zweite von inzwischen vier Verfilmungen von Jack Finneys berühmten SciFi Roman. Darin kommt ein Angestellter der Gesundheitsbehörde (Donald Sutherland) einer außerirdischen Invasion auf die Spur, bei der Menschen durch gefühllose Doppelgänger ersetzt werden.
Regisseur Philip Kaufman verbindet in seiner Interpretation des Stoffes den damals so populären Paranoia Thriller mit typischem Body Horror. Nach etwas zähem Beginn steigert sich "Die Körperfresser kommen" so rasch zu einem durchaus packenden Filmerlebnis. Einzelne Momente wie etwa das Auftauchen eines Hundes mit Menschenkopf mögen zwar aus heutiger Sicht ein wenig trashig daherkommen, insgesamt stimmt aber das Mischungsverhältnis aus Gruselatmosphäre, handgemachten Splatter Effekten und Verfolgungsjagden durch das nächtliche San Francisco. Da fällt es auch nicht allzu sehr ins Gewicht, dass große Überraschungen auf der Handlungsebene ausbleiben und bereits früh zu erahnen ist, dass die feindliche Invasion kein gutes Ende für die Menschheit bereit halten wird. Punkten kann Kaufmans Film dafür auch mit seinem Cast, wenngleich Donald Sutherland, Leonard Nimoy, Brooke Adams, Jeff Goldblum und Co. mit ihren Performances keine Bäume ausreißen müssen.
Mehr als passabler SciFi Horror aus den 70ern.