Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
"Secretary" von Steven Shainberg ist ein Liebesfilm abseits der gängigen Hollywood Klischees, der sich mit der leidenschaftlichen SM-Beziehung zweier psychisch angeknackster Menschen befasst. Während Shainbergs Werk als schwarze Komödie unter seinen Möglichkeiten bleibt, funktioniert "Secretary" dafür als einfühlsames Charakterdrama.
Frisch aus einer psychiatrischen Einrichtung entlassen, sucht das schüchterne Mauerblümchen Lee Holloway (Maggie Gyllenhaal) nach einer passenden Arbeitsstelle. Fündig wird sie beim Rechtsanwalt Mr. Grey (James Spader), der sich auf der Suche nach einer neuen Sekretärin für seine Kanzlei befindet. Schon bald entwickelt sich zwischen beiden mehr, als nur ein reines Arbeitsverhältnis...
Zwar setzt "Secretary" statt auf Erotik beinahe mehr auf Humor, doch fördert die Handlung trotz einiger skurriler Situationen kaum zündende Gags zu Tage. In dieser Hinsicht verpasst Shainbergs Film somit die Chance, dem frivolen Geschehen durch derbere und zügellosere Pointen noch mehr Leben einzuhauchen. Stattdessen glänzt "Secretary" allerdings immer dann, wenn er auf behutsame Weise von der Annäherung des unter seiner dominanten Ex-Frau leidenden Anwalts und seiner devoten Angestellten erzählt, welche durch die ungewöhnliche Beziehung zu ihrem Chef nach und nach sich selbst zu akzeptieren lernt.
So ist "Secretary" im Kern dann auch eine ganz simple, romantische Liebesgeschichte, die mit Maggie Gyllenhaal über eine stark aufspielende Protagonistin verfügt und uns lehrt, dass die Wege der Zuneigung manchmal über sonderbare, unergründliche Pfade führen.
Sergio Leones Mafia-Epos "Es war einmal in Amerika" ist eine Milieustudie von monumentaler Bildgewalt, die über drei Zeitebenen hinweg den Werdegang einer Gaunerbande skizziert. Ist Leone auch in handwerklicher Hinsicht kaum ein Vorwurf zu machen, so leidet sein Genreklassiker doch unter dem eigenen Bombast und der allzu ausufernden Laufzeit, welche zunehmend von schwülstigen Dialogen und der bisweilen grotesken Lobhudelei auf die im Zentrum stehende Männerfreundschaft dominiert wird.
Die tollen Autos, die schicken Kleider, der Morricone Score - Leones Gangsterballade liefert zahlreiche Ansätze, um ins Schwärmen zu geraten. Allein durch die excellente Kameraarbeit und die wunderbare Ausstattung wird "Es war einmal in Amerika" zu einem selten gesehenen Filmereignis. Dem gegenüber steht jedoch eine nur selten mitreißende Handlung, die mit zunehmender Laufzeit immer langsamer voranschreitet. Gestalten sich die Jugendjahre von Noodles (als Kind: Scott Schutzman Tiller, später: Robert De Niro) und seinen Freunden noch recht ereignisreich, wandeln sich die Erwachsenenjahre mehr und mehr zu einer bloßen Aneinanderreihung endloser Reden über Sinn und Unsinn des Gaunerdaseins. Spannende Ideen wie das Vertauschen der Babys auf der Säuglingsstation werden fortan zur echten Rarität.
Vorwerfen lassen muss sich Leones Film außerdem, dass er bei aller Rührseligkeit angesichts der Freundschaft zwischen Noodles und Max (James Woods) ein völlig veraltetes Frauenbild zeichnet. So sind alle weiblichen Figuren des Films entweder billige Huren, die für Geld oder Schokotörtchen mit Jedem ins Bett springen oder aber bloßes Freiwild, welches, wenn es nicht pariert, zum Abschuss freigegeben wird. Insofern überrascht es dann auch kaum noch, wenn Noodles seiner Angebeteten Deborah (Elizabeth McGovern) eben noch süße Verse ins Ohr säuselte, um schon im nächsten Moment auf der Rückbank des Wagens über sie herzufallen. Als wesentlich charamanter erweist sich da schon die Idee, dass das Gezeigte theoretisch eine bloße Fantasie im Opiumrausch gewesen sein könnte.
Was bleibt, ist ein überlanges Portrait des New Yorker Gangsterlebens, das statt ansprechende Inhalte zu liefern, lieber in der Monumentalität seiner Bilder schwelgt und der Verherrlichung seiner im Kern ach so zartbeseiteten Protagonisten frönt. Da passt es dann auch ins Bild, dass unter den Darstellern ausgerechnet die kess aufspielende Jennifer Connelly bei ihrem Debüt mit den stärksten Eindruck hinterlässt.
"The Place Beyond the Pines" ist ein Hybrid aus Thriller und Drama, welcher in drei Akten von den schicksalhaften Verflechtungen zweier Familien erzählt. Nach hervorragendem Beginn geht der Schuld-und-Sühne Geschichte trotz geschickter Perspektivwechsel und stark aufspielender Darsteller jedoch merklich die Puste aus.
Motorrad Stuntfahrer Luke (Ryan Gosling) startet eine Karriere als Bankräuber, um für seine Ex-Freundin Romina (Eva Mendes) und ihren neugeborenen Sohn sorgen zu können. Eine Weile hält Lukes Glückssträhne an und die Überfälle verlaufen glimpflich, doch dann kommt es zu einer folgenschweren Begegnung mit dem Polizisten Avery (Bradley Cooper)...
Regisseur Derek Cianfrance beschwört schon mit den ersten Szenen, die sich auf dem Jahrmarkt abspielen, wo Luke arbeitet, eine einnehmende Atmosphäre, die in Kombination mit Ryan Goslings betont lässigem Auftreten Erinnerungen an "Drive" (2011) weckt. So entwickelt sich "The Place Beyond the Pines" im ersten Drittel zu einer packenden Mischung aus Familiendrama und klassischem Heistmovie, welche sowohl ein Gespür für die Ausarbeitung der Charaktere als auch für fesselnd inszenierte Verfolgungsjagden besitzt.
Mit dem Auftreten des von Cooper gespielten Polizisten schlägt Cianfrances Film dann jedoch eine andere Richtung ein und opfert den Thrill zugunsten einer ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Generationenkonflikt. Fortan bleibt "The Place Beyond the Pines" zwar durchaus interessant, erreicht aber nicht mehr die Intensität des ersten Drittels. Auch leidet dieser Teil am stärksten unter dem Fehlen eines Sympathieträgers, wirkt Coopers Figur doch vor allem wie ein karrieregeiler Egoist, der nach oben buckelt und nach unten tritt.
Sobald dann im letzten Akt Jason (Dane DeHaan) in den Mittelpunkt rückt, baut der Film leider noch etwas mehr ab und bewegt sich nun nur noch im soliden Mittelmaß. Zu vorhersehbar gestaltet sich nun der Storyverlauf und zu unglaubwürdig erscheint die Motivation der Charaktere. Dies fällt besonders in den wenigen Szenen mit Mahershala Ali auf, dessen Figur des liebevollen Stiefvaters hier völlig unnötig verschwendet wird.
Ein großartiger Auftakt, ein ganz guter Mittelteil und ein noch halbwegs akzeptables Finale ergeben zusammen trotzdem noch einen gelungenen Dreiakter.
"St. Vincent" unter der Regie von Theodore Melfi (Hidden Figures) ist eine ebenso spaßige wie ans Herz gehende Tragikomödie, die aus einer altbekannten Prämisse dank vieler cleverer Ideen und bestens aufgelegter Darsteller das Maximum an Unterhaltungswert herausholt. Ein besonderes Lob verdient sich dabei der in der Rolle des alten Stinkstiefels brillierende Bill Murray.
Als die alleinerziehende Maggie (Melissa McCarthy) nach der Trennung von ihrem untreuen Ehemann in eine neue Gegend zieht, hat sie zunächst niemanden, der sich während ihrer Arbeitszeit um ihren Sohn Oliver (Jaeden Martell) kümmern könnte. Da bietet sich ausgerechnet der mürrisch wirkende Nachbar Vincent (Bill Murray) als Aufpasser an, kann der verschuldete Rentner das Babysittergeld doch gut gebrauchen. Schon bald entwickelt sich zwischen dem Jungen und seinem grummeligen Nachbarn eine ungewöhnliche Freundschaft...
Die Story eines Griesgrams, der durch ein Kind seine gute Seiten zum Vorschein bringt, ist sicherlich nicht neu, wird im Falle von "St. Vincent" aber so wunderbar umgesetzt wie selten zuvor. So resultieren aus der stimmigen Chemie zwischen dem schmächtigen Jungen, der unter der Trennung seiner Eltern leidet und dem kauzigen Eigenbrötler, der seine Zeit hauptsächlich auf der Pferderennbahn sowie in Bars und Stripclubs verbringt, etliche gelungene Pointen. Als ebenso überzeugend erweist sich jedoch auch die Riege der Nebenfiguren um Olivers um das Sorgerecht für ihren Sohn bangende Mutter sowie Naomi Watts als schwangere Prostituierte mit russischem Akzent und Chris O' Dowd als Religionslehrer mit trockenem Humor.
Dank immer neuer kleiner Überraschungen und Storywendungen bleibt Melfis Film zudem stets unvorhersehbar und weiß auch in seinen ruhigen, emotionalen Momenten zu begeistern. Angesichts dessen lässt sich auch das etwas sentimentale Ende leicht verzeihen.
"Wenn du dich mit dem Teufel einlässt, veränderst nicht du den Teufel - der Teufel verändert dich!"
In "8MM" nimmt uns Regisseur Joel Schumacher (Falling Down, Nicht Auflegen!) mit auf einen wahren Höllenritt in eine Welt jenseits der Moral, welche von krankhafter Perversion und der puren Gewaltlust beherrscht wird. Der in düsteren Erdtönen gehaltene Thriller überzeugt mit greifbarer Schmuddelatmosphäre und einem guten Maß an Selbstreflexion.
Detektiv Tom Welles (Nicolas Cage) wird in das Anwesen einer wohlhabenden Witwe bestellt, die im Safe ihres verstorbenen Mannes ein Video entdeckt hat, das die Vergewaltigung und Ermordung eines jungen Mädchens zeigt. Welles' Auftrag lautet nun, das mutmaßliche Snuff-Video auf seine Echtheit hin zu überprüfen...
Anders als in manch anderen Filmen zum Thema Snuff rückt Schumachers Werk ganz bewusst die Täter in den Mittelpunkt und spielt so auf geschickte Weise mit der Faszination des Bösen. Ebenso wie der von Cage hingebungsvoll verkörperte Protagonist droht auch der Zuschauer alsbald von der Anziehungskraft dieses finsteren Schlundes verschluckt zu werden, je tiefer Welles bei seinen Ermittlungen in diesen hinabsteigt. Dass der Detektiv dabei auch schonmal auf wertvolle Informationen im Spülkasten einer Toilette stößt, passt da wunderbar ins Bild, wirkt "8MM" in weiten Teilen doch wie das buchstäbliche Wühlen im Dreck.
Als besonders unangenehm erweist sich indes die rigorose Art, mit der Schumacher seinem Publikum den Spiegel vorhält. Wenn Welles vor dem Projektor sitzt und sich das Video ansieht, vermag er schließlich - trotz aller Abscheu und ebenso wenig wie wir - den Blick abwenden. Und wenn er sich später auf einen gnadenlosen Rachefeldzug begibt, fühlt sich das auch für uns ein Stück weit nach Gerechtigkeit an. Dass "8MM" die BDSM-Szene zuweilen ein wenig klischeehaft darstellt und die von u.a. Joaquin Phoenix, Peter Stormare und James Gandolfini verkörperten Milieufiguren etwas überzeichnet erscheinen, trübt den starken Gesamteindruck daher kaum.
Roman Polanskis bis heute letzter in den USA gedrehter Film ist ein atmosphärischer Thriller in der Tradition des Film noir, welcher seinen Hauptdarsteller in die vorderste Reihe der Hollywoodstars beförderte. "Chinatown" erzählt dabei sowohl von einem mysteriösen Kriminalfall als auch vom Machtgefüge im Amerika der 30er Jahre.
Detektiv Jake Gittes (Jack Nicholson) wird von einer Dame, die sich als Mrs.Mulwray ausgibt, beauftragt, ihren Ehemann, der als Chef der Wasserwerke tätig ist, zu observieren, da sie ihn der Untreue bezichtigt. Als Gittes' Ermittlungen publik werden, taucht jedoch überraschend die echte Mrs.Mulwray (Faye Dunaway) bei ihm auf und droht ihn zu verklagen. Als dann auch noch Mr.Mulwray tot aufgefunden wird, ist Gittes endgültig in einem Netz aus Machtgier und Lügen gefangen...
"Chinatown" zeichnet das Bild einer Stadt, in der Korruption und moralischer Verfall die Oberhand gewonnen haben. Kontinuierlich treibt Polanski die nicht ganz leicht zu durchschauende Handlung voran und lässt dabei zunehmend Bilder statt Worte sprechen, sodass seine Zuschauer sehr aufmerksam sein müssen, um das Geflecht aus Intrigen und zwielichtiger Politik zu entwirren. Das titelgebende Stadtviertel indes tritt erst ganz zum Schluss als Schauplatz in Erscheinung, wird aber immer wieder als Metapher für drohendes Unheil eingestreut.
Getragen von einem ausgezeichneten Ensemble, aus dem besonders der in jeder Szene zu sehende Nicholson hervorsticht, entfaltet sich somit ein fesselndes Kriminalstück, das Polanski geschickt in den Kontext eines abgründigen Gesellschaftsporträts einzubetten weiß. Aufgrund seiner ruhigen Erzählweise in Kombination mit der relativ langen Laufzeit erfordert "Chinatown" vom modernen Publikum zwar durchaus etwas Durchhaltevermögen, dieses wird letztlich aber garantiert belohnt.
Im auf Tom Clancys Bestseller basierenden Politthriller "Jagd auf Roter Oktober" feierte der später u.a. noch von Harrison Ford und Ben Affleck verkörperte CIA-Agent Jack Ryan sein Kinodebüt. Im Mittelpunkt der in der Hochphase des Kalten Krieges angesiedelten Geschichte steht jedoch ein litauischer U-Boot Kapitän mit schwer zu durchschauenden Absichten.
Als das erst kürzlich fertiggestellte Raketen-U-Boot 'Roter Oktober' auf seiner Jungfernfahrt unvermittelt auf die amerikanische Küste zusteuert, schrillen bei Marine und Generalstab sogleich sämtliche Alarmglocken, deutet doch alles auf einen sowjetischen Erstschlag hin. Einzig Agent Jack Ryan (Alec Baldwin) hegt den Verdacht, dass Kapitän Ramius (Sean Connery) und seine Offiziere nicht etwa einen Angriff planen, sondern vielmehr die Gelegenheit nutzen und zur NATO überlaufen wollen...
Actionexperte John McTiernan (Predator, Stirb langsam) inszeniert die Jagd nach dem Hightech U-Boot erstaunlicherweise nicht als knallendes Effektspektakel, sondern nimmt sich ausgiebig Zeit, um die gegensätzlichen Standpunkte der beteiligten Parteien zu beleuchten. Neben seinem prominenten Ensemble, dem in Nebenrollen u.a. noch Sam Neill, Scott Glenn und James Earl Jones angehören, zieht "Jagd auf Roter Oktober" seine Kraft somit hauptsächlich aus dem über allem schwebenden Bedrohungsszenario.
Wenngleich die Geschehnisse an Bord nie die Intensität von Petersens Genremeilenstein "Das Boot" (1981) erreichen, die Geschichte über ein recht klischeehaftes Gut-Böse-Schema verfügt und bisweilen allzu sehr dem Patriotismus gefrönt wird, ist hier doch ein insgesamt gelungener Unterwasser-Thriller entstanden, der mehrere starke Suspense Momente besitzt. So wäre einzig etwas Straffung wünschenswert gewesen, da McTiernans Film vor allem aufgrund einiger uninteressanter Nebenfiguren im Mittelteil spürbar an Dynamik verliert.
Der ansonsten eher für seine politischen Stoffe bekannte Oliver Stone probierte sich mit "U-Turn" an einer Mischung aus Noir-Thriller und Roadmovie, welche die episodenhafte Geschichte eines Kleinganoven erzählt, der von einer Kalamität in die nächste schlittert.
Als der Kühlerschlauch seines Wagens platzt, muss Bobby (Sean Penn) notgedrungen Halt in einem heruntergekommenen Wüstenkaff machen. Dort begegnet er der verführerischen Grace (Jennifer Lopez), welche die Männer des Ortes um den Verstand zu bringen weiß. Als dann Grace' gehörnter Ehemann Jake (Nick Nolte) aufkreuzt, scheint Ärger vorprogrammiert...
Stones unter der flirrend heißen Wüstensonne spielender Thriller verzichtet weitgehend auf eine stringente Handlung und reiht stattdessen eine absonderliche Begegnung an die nächste. So trifft der ziellos umherirrende Protagonist u.a. noch auf ein zankendes Pärchen, einen verrückten Mechaniker und einen blinden Indianer. Welchen Unterhaltungswert man aus diesen skurrilen Zusammenkünften zieht, hängt dabei zwangsläufig vom eigenen Humorempfinden ab, versucht sich Stone doch hier an kuriosen Dialogen im Stile Tarantinos oder der Coen Brüder, deren Qualität "U-Turn" aber maximal im Ansatz erreicht. Dazu passt dann auch, dass selbst die Art der Inszenierung mit ihren zahlreichen schnellen Schnitten und ungewöhnlichen Kameraperspektiven den Eindruck eines gescheiterten Experiments vermittelt.
Wirklich überzeugend sind in diesem Hinterwäldler Kabinett daher allenfalls die Leistungen der Darsteller, wobei die seinerzeit noch am Beginn ihrer Karriere stehende Jennifer Lopez gegenüber Penn und Nolte schon deutlich abfällt. Andere wie Billy Bob Thornton, Jon Voight und Joaquin Phoenix bekommen indes kaum mehr zu tun, als fortwährend schrille Streitgespräche zu führen.
"Chocolat" ist eine Romantische Komödie mit märchenhaftem Unterton, die Bigotterie und Ausgrenzung anprangert, dabei aber nie die Pfade des gemütlichen Wohlfühlkinos verlässt. Lasse Hallströms betont ruhig inszenierter Film um eine geradezu magische Chocolaterie lebt vor allem von seinen skurrilen Figuren sowie seiner anregenden Wirkung auf den Geschmackssinn.
Vianne Rocher (Juliette Binoche) führt mit ihrer Tochter Anouk (Victoire Thivisol) ein Nomadenleben. Als sie an einem kalten Wintertag ein kleines französisches Provinznest erreichen und dort mitten in der Fastenzeit eine Chocolaterie eröffnen, schlägt ihnen von Seiten der Dorfbewohner reichlich Misstrauen entgegen. Besonders dem erzkonservativen Bürgermeister (Alfred Molina) ist das neue Geschäft ein Dorn im Auge...
Mit der Prämisse des Fremden, der im Bezug auf die Wünsche seiner Kunden über nahezu hellseherische Fähigkeiten verfügt, erinnert "Chocolat" ein wenig an die Stephen King Verfilmung "Needful Things" (1993). Freilich mit dem großen Unterschied, dass die Protagonistin in Hallströms Film nichts Böses im Schilde führt. Vielmehr hat das Auftauchen der freundlichen Ladeninhaberin eine durch und durch positive Wirkung auf das unter den eigenen strengen Sitten leidende Örtchen.
Schade nur, dass Hallström bei seinem Toleranzplädoyer bisweilen allzu dick aufträgt und die Figuren zu sehr in Schwarz und Weiß unterteilt. So fühlt sich "Chocolat" phasenweise zu süßlich-kitschig an und vermag sein emotionales Potential nur im Ansatz auszuschöpfen. Zugleich jedoch verbreitet Hallströms Werk auch dank des bestens aufgelegten Casts, zu dem u.a. noch Judi Dench, Carrie-Anne Moss und Johnny Depp zählen, sehr viel Charme und Lebensfreude und regt hier und da auch zum Schmunzeln an.
Vielen Dank an Vertigo für den Tipp!
Während einer Drehpause von "Cast Away" gedreht, erweckt "Schatten der Wahrheit" auch in anderer Hinsicht den Eindruck eines bloßen Lückenfüllers. Als größtes Manko des betont langsam erzählten Psychothrillers erweist sich das konfuse Drehbuch, gegen dessen eklatante Schwächen auch die beiden Hauptdarsteller erfolglos anspielen.
Claire Spencer (Michelle Pfeiffer) hat mit ihrem Mann Norman (Harrison Ford) ein Haus in traumhafter Seelage bezogen. Während Norman seiner Arbeit an der Universität nachgeht, ist Claire tagsüber meist allein und beobachtet das Treiben des Nachbarehepaars Feur. Als sich Mrs. Feur (Miranda Otto) nach einer Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann nicht mehr blicken lässt, keimt in Claire ein furchtbarer Verdacht auf...
Im ersten Drittel wirkt "Schatten der Wahrheit" noch wie eine recht ideenlose Neuauflage von "Das Fenster zum Hof" (1954), nur dass hier statt spannender Spionageaktionen hauptsächlich das Sexleben der Nachbarn im Vordergrund steht. Als Zemeckis' Film vor lauter inhaltlicher Tristesse schon völlig abzusaufen droht, kommt jedoch plötzlich ein überraschender Bruch, der das Geschehen in eine gänzlich andere Richtung lenkt.
Mit einem Mal ist der Handlungsstrang um die seltsamen Nachbarn vergessen und "Schatten der Wahrheit" wechselt ins Geisterhaus-Fach. Dieser Wechsel vollzieht sich allerdings keinesfalls elegant, sondern macht eher den Eindruck, als ob mitten in der Geschichte der Drehbuchautor ausgetauscht worden wäre. Fortan dominieren plumpe Jumpscares und nichtssagende Therapiestunden. Zwischendurch darf die Protagonistin dann noch auf so übertrieben spektakuläre Weise in den See tauchen, als ob sie das Monster von Loch Ness am Haken hätte.
Vorhersehbar und gleichzeitig verwirrend, langatmig und mitunter auch noch unfreiwillig komisch.
"Verfluchtes Amsterdam" unter der Regie des durch die "Flodder"-Reihe bekannt gewordenen Dick Maas ist ein atmosphärischer Thriller mit Anleihen beim Giallo und zugleich einer der bis heute kommerziell erfolgreichsten Filme der Niederlande. Während insbesondere das ungewöhnliche Setting Maas' Werk aus der Masse hervorstechen lässt, bleibt die Kriminalhandlung lediglich auf Durchschnittsniveau.
In Amsterdam geht ein Serienkiller um, der sich das durch die ganze Stadt führende Grachtennetz für seine Zwecke zunutze macht. Der auf den Fall angesetzte Inspektor Eric Visser (Huub Stapel) findet schon bald heraus, dass der Täter mit entsprechender Ausrüstung durch die Wasserwege taucht, um so seine arglosen Opfer zu überraschen...
"Verfluchtes Amsterdam" bietet eine Reihe von mehr oder weniger originell inszenierten Morden, hat zwischen diesen aber kaum etwas Besonderes zu erzählen. Dementsprechend werden Freunde des Giallo- und/oder Slasherkinos hier besser bedient, als Fans wendungsreicher Kriminalfälle. Während der Killer sich munter Opfer um Opfer sucht, steht die Polizei um Inspektor Visser dem mehr oder weniger hilflos gegenüber. So sind es statt cleverer Ermittlungsarbeit dann auch eher Szenen wie eine spektakuläre Verfolgungsjagd per Motorboot, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben.
In punkto Auflösung hält "Verfluchtes Amsterdam" zwar immerhin noch einen kleinen Kniff bereit, Täter und Motiv wirken jedoch allzu beliebig, als dass sich ein großer Aha-Effekt einstellen würde. So hat der Grachtengiallo abseits seines speziellen Schauplatzes leider nicht allzu viel zu bieten.
George Roy Hills Oscarabräumer "Der Clou" ist eine charmante Gaunerposse, die mit einer authentischen 30er Jahre Atmosphäre und gut aufgelegten Stars zu punkten weiß, dabei jedoch inhaltlich keine Bäume ausreißt und sich bisweilen in faden Nebenhandlungen verliert.
Zusammen ersinnen die Trickbetrüger Henry Gondorff (Paul Newman) und Johnny Hooker (Robert Redford) einen raffinierten Plan, um sich an Mafia-Boss Doyle Lonnegan (Robert Shaw) zu rächen, der einen gemeinsamen Freund ermorden ließ. Durch fingierte Pferdewetten wollen sie Lonnegan um einen hohen Geldbetrag erleichtern, doch Polizei und Auftragskiller funken den beiden Ganoven dazwischen...
Hills in mehrere Kapitel unterteilte Geschichte benötigt eine ganze Weile um Fahrt aufzunehmen und plätschert anfangs eher gemächlich vor sich hin. Auch wirken die Aktionen der beiden Protagonisten - wie etwa der schlichte Diebstahl von Lonnegans Brieftasche - zunächst nicht besonders ausgeklügelt. Spätestens mit der brisanten Pokerpartie kommt dann aber allmählich Schwung in die Angelegenheit.
Zwar bleibt Hills mit Ragtime Kompositionen unterlegter Ganovencoup auch in der Folge noch allzu brav und gefällig, weiß dafür aber mit vereinzelten Storywendungen und einer Prise Action bei Laune zu halten. Als vollkommen unnötig hingegen erweist sich die Entscheidung, die Geschichte durch mehrere weniger interessante Nebenhandlungen auf 130 Minuten zu strecken. Auch hätte etwas mehr Humor Hills Film gut zu Gesicht gestanden, ist doch gerade Newmans Charakter beinahe schon melancholisch angelegt.
Kein Meisterwerk unter den Gaunerstücken, als leichte Berieselung für den Sonntagnachmittag aber durchaus tauglich.
Die Dokumentation "Night will fall" befasst sich mit einem nie fertiggestellten Filmprojekt über die NS-Verbrechen in den Konzentrationslagern. Anhand von bei der Befreiung der Lager im April 1945 entstandenen Aufnahmen plante Produzent Sidney Bernstein einen Lehrfilm, der Deutschland und die Welt über die grauenhaften Ereignisse informieren sollte. Als Regisseur sollte dabei Hollywood-Legende Alfred Hitchcock fungieren, der auch schon einige Ideen besaß, um etwa den starken Kontrast zwischen den Schreckenstaten in einem KZ wie Buchenwald und dem davon scheinbar unberührten Weiterleben im nahegelegenen Weimar aufzuzeigen.
"Night will fall" zeigt Ausschnitte des wiederentdeckten Bildmaterials und lässt Überlebende des Holocaust sowie an dem Filmprojekt beteiligte Personen zu Wort kommen. Obwohl aufgrund der veränderten politischen Lage in der Nachkriegszeit nie vollendet, dienten Auszüge aus Hitchcocks Lehrfilm als wichtiges Beweismaterial bei den Nürnberger Prozessen.
"Interview mit einem Vampir" unter der Regie Neil Jordans (The Crying Game, Die Fremde in dir) ist eine erotisch aufgeladene Horroroper, die tiefe Einblicke in das Seelenleben der Blutsauger gewährt. Der auf Anne Rice' erfolgreicher Romanvorlage basierende Gruselfilm begeistert mit einer morbiden Südstaaten Atmosphäre, philosophischen Diskursen und einer ausgezeichneten Darstellerriege.
Im San Francisco der Gegenwart erzählt der schwermütige Louis de Pointe du Lac (Brad Pitt) einem ungläubigen Reporter (Christian Slater) seine faszinierende Lebensgeschichte. Im 18. Jahrhundert lebte er als Plantagenbesitzer in New Orleans, wo er nach Verlust seiner Angehörigen starke Todessehnsucht hegte. Erhört wurde Louis' Wunsch ausgerechnet vom Vampir Lestat (Tom Cruise), der ihn durch seinen Biss zur Unsterblichkeit verdammte...
Anders als in früheren Vampirfilmen sind die lichtscheuen Untoten bei Rice vordergründig keine abstoßenden Bestien, sondern attraktive Verführer, die ihre Opfer mit Vorliebe umgarnen, ehe sie an ihnen ihren Blutdurst stillen. Ausgehend von dieser Idee, welche das Subgenre bis heute entscheidend prägt, inszenierte Jordan seine Hauptfiguren Louis und Lestat als begehrenswerte Liebhaber, die im Verlauf der Geschichte sowohl homo- als auch heterosexuelle Beziehungen eingehen.
Zudem meistert "Interview mit einem Vampir" den schwierigen Spagat, bei all der ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Innenleben der Protagonisten - ihrer Melancholie, ihrem Wunsch nach Erlösung und ihren Fragen nach dem Sinn ihres Daseins - auch die äußere Handlung kontinuierlich voranzutreiben und so für ein gutes Maß an Spannungs- und Gruselmomenten zu sorgen. Dass die Darsteller um Pitt, Cruise und Antonio Banderas sowie die als Mörderin in Kindergestalt groß aufspielende Kirsten Dunst dabei wie bei einer Theatervorführung sprechen, verstärkt den Eindruck, einem Schauermärchen aus längst vergangener Zeit beizuwohnen, derweil noch zusätzlich. So fällt auch das Ausbleiben eines großen Finales oder einer überraschenden Wendung nicht allzu sehr ins Gewicht.
"Gorillas im Nebel" erzählt die - auf ihrer Autobiographie beruhende - Geschichte der Verhaltensforscherin Dian Fossey (Sigourney Weaver), die ihr Leben dem Studium der vom Aussterben bedrohten Berggorillas widmete. Michael Apteds oscarnominierter Film nimmt den Zuschauer mit auf ein wissenschaftliches Abenteuer hin zu den Bergmassiven im Grenzgebiet zwischen Ruanda und dem Kongo, der Heimat der sanften Riesen.
Von Beginn an vermittelt "Gorillas im Nebel" eindrücklich die ungeheure Faszination Fosseys für die seltenen Tiere, deren Population bei ihrer Ankunft in den 60er Jahren auf nur noch wenige Exemplare gesunken war. Sigourney Weaver versteht es dabei ausgezeichnet, sowohl die einfühlsame Seite der Forscherin im Umgang mit ihrer Ersatzfamilie, als auch ihren Zorn bei der Verteidigung der Gorillas gegen Wilderer und einheimische Machthaber zu porträtieren.
Während sich Actionszenen und ruhige Momente zwischen Mensch und Tier in etwa die Waage halten, fällt einzig die allzu sentimentale Lovestory negativ auf, da sie den interessanteren Teil der Handlung einige Male unterbricht. Dafür entschädigt jedoch der letzte Akt, in welchem sich Fossey beinahe zu einer Art Herrscherin des Dschungels aufschwingt, die ihre Primatenkinder voller Inbrunst zu schützen versucht.
So ist Apted schlussendlich ein rundum sehenswertes Biopic gelungen, das fehlende cinematographische Highlights durch die eindrucksvolle Darbietung seiner Hauptdarstellerin locker wieder wettmacht.
Time is on my side, yes it is
Time is on my side, yes it is
Now you all were saying that you want to be free
But you'll come runnin' back (I said you would baby)
You'll come runnin' back (like I told you so many times before)
You'll come runnin' back to me, yeah
"Dämon" unter der Regie Gregory Hoblits (Zwielicht, Das perfekte Verbrechen) ist ein insgesamt überzeugender Mysterythriller mit dezenten Gruselelementen und einem kleinen Schuss Action und Humor. Auch wenn Genrekenner den groben Ablauf der Handlung frühzeitig erahnen dürften, ist dank einnehmender Atmosphäre und gut aufgelegten Darstellern für gelungene Unterhaltung gesorgt.
Nachdem Serienkiller Edgar Reese (Elias Koteas) gefasst und hingerichtet wurde, glaubt Detective John Hobbes (Denzel Washington), dass der Schrecken nun endlich ein Ende habe. Schon bald jedoch geschehen weitere Morde, die allesamt die Handschrift des toten Killers tragen. Bei seinen Ermittlungen stößt Hobbes auf ein jahrtausendealtes Geheimnis...
Die Geschichte von "Dämon" wird aus der Sicht eines Ich-Erzählers vorgetragen, mit welchem gleichzeitig auch ein netter kleiner Twist verbunden ist, dessen Auflösung allerdings erst ganz zum Schluss kommt. Ansonsten gestaltet sich Hoblits Film weder sonderlich innovativ, noch strengt er die grauen Zellen allzu sehr an. Wie der von Denzel Washington gewohnt souverän verkörperte Protagonist jedoch nach und nach die Rätsel löst, die ihm der Killer scheinbar noch aus dem Jenseits heraus stellt, ist jederzeit interessant genug, um als Zuschauer am Ball bleiben zu wollen.
Der eine oder andere kleinere Durchhänger im Mittelteil sowie Hoblits geringes Vertrauen in das Allgemeinwissen seines Publikums - Begriffe wie 'Apokalypse' dürften auch Bibelunkundigen etwas sagen - trüben den Gesamteindruck allenfalls marginal, zumal der prominente Cast, zu dem u.a. noch John Goodman, James Gandolfini und Donald Sutherland zählen, neben der Ermittlungsarbeit auch immer mal wieder einen launigen One-Liner raushauen darf und somit die stimmige Symbiose aus Mystery und leichtem Augenzwinkern perfekt macht.
Das Katastrophendrama "The Impossible" von J.A. Bayona (Das Waisenhaus, Sieben Minuten nach Mitternacht) erzählt anhand des Schicksals einer Urlauberfamilie vom verheerenden Tsunami, der 2004 in Südostasien rund 230.000 Menschenleben forderte. Während Bayonas Film die Urgewalt der Flutwelle hervorragend einzufangen weiß, erweist sich die Fokussierung auf nur wenige Hauptfiguren als falsche Entscheidung.
Die Idylle ihres Thailand-Urlaubs findet für die Familie um Mutter Maria (Naomi Watts), Vater Henry (Ewan McGregor) und ihre drei Söhne ein jähes Ende, als sie an der Hotelanlage von einer gigantischen Welle überrascht werden. Voneinander getrennt kämpfen die Familienmitglieder nunmehr ums nackte Überleben...
"The Impossible" überzeugt zunächst mit einer realitätsnahen Darstellung der Monsterwelle sowie mit starken Leistungen der Schauspieler, von denen neben Watts besonders der junge Tom Holland als ältester Sohn positiv auffällt. Statt seinen Figuren mehr Tiefe zu verleihen oder aber den äußerst dünnen Plot voranzutreiben, verliert sich Bayona mit zunehmender Laufzeit jedoch immer mehr in Rührseligkeiten, sodass die ständig gleichen Bilder von der schwer verletzten Mutter, dem verzweifelten Vater und den weinenden Kindern alsbald einer echten Geduldsprobe gleichkommen. Mitunter scheint "The Impossible" dem Zuschauer so regelrecht ins Gesicht zu schreien, jetzt doch gefälligst mitzuheulen.
Dadurch, dass sein Film permanent um nur eine Familie kreist und alle weiteren Figuren zu bloßen Statisten degradiert werden, verpasst Bayona zudem die Chance, ein stimmiges Gesamtbild der Katastrophe zu zeichnen. So wird bisweilen beinahe der Eindruck erweckt, als ob ausschließlich Touristen von der Welle betroffen gewesen wären. Insbesondere die Schlussszene hinterlässt in diesem Zusammenhang einen üblen Nachgeschmack.
"Gilbert Grape"- nach einer Romanvorlage von Peter Hedges - ist eine einfühlsam erzählte Tragikomödie über das Erwachsenwerden, die für Toleranz und Normalität im Umgang mit behinderten Menschen wirbt. Lasse Hallströms Film zeichnet sich dabei besonders durch seine ruhige, beinahe poetische Inszenierung sowie hervorragende Darstellerleistungen aus.
Gilbert Grape (Johnny Depp) wächst mit seinen drei Geschwistern in einem verschlafenen Provinznest in Iowa auf. Nach dem Suizid des Vaters hat seine stark übergewichtige Mutter (Darlene Dates) das Haus nicht mehr verlassen, sodass Gilbert nun die Rolle des Familienversorgers ausfüllt. Besonders sein geistig behinderter Bruder Arnie (Leonardo DiCaprio) beansprucht Gilberts volle Aufmerksamkeit. Erst als die aufgeweckte Becky (Juliette Lewis) in sein Leben tritt, kommt der junge Mann allmählich aus seinem Alltagstrott...
"Gilbert Grape" erhält durch seinen Regisseur eine spürbar europäische Note verpasst, sodass etwa die verträumten Landschaftsbilder ebenso gut einer Astrid Lindgren Verfilmung entsprungen sein könnten. Inhaltlich fokussiert sich Hallström derweil voll auf die Interaktion seiner Figuren und porträtiert ihre mitunter eigentümliche Lebensweise mit einem feinen Gespür für aufrichtige Emotionen. Hoch anzurechnen ist es Hallström zudem, dass sein Film in den entscheidenden Momenten den nötigen Ernst bewahrt und sein Publikum mit den Charakteren, statt über sie lachen lässt.
Sowohl für Depp und wohl mehr noch für DiCaprio erwies sich "Gilbert Grape" als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Weltkarriere. Letzterer konnte für seine beeindruckende Performance gar seine erste Oscar-Nominierung einstreichen. Die excellenten Darsteller sind es dann auch, die über einige wenige Längen und redundante Szenen hinwegsehen lassen.
"Über den Dächern von Nizza" unter der Regie Alfred Hitchcocks ist eine beschauliche Thriller-Romanze mit mediterranem Flair und einer simpel gehaltenen Kriminalstory, die zwischen den großen Werken des Meisters jedoch eher wie eine vergnügliche Fingerübung erscheint.
Als es an der französischen Riviera zu einer Serie von Juwelendiebstählen kommt, fällt der Verdacht sogleich auf John Robie (Cary Grant), der einst als Meisterdieb unter dem Tarnnamen 'Die Katze' sein Unwesen trieb. Da niemand an seine Unschuld zu glauben scheint, stellt Robie schließlich eigene Nachforschungen an, um die Identität des Trittbrettfahrers aufzudecken. Dabei freundet er sich mit der jungen Frances (Grace Kelly) an, deren wohlhabende Mutter als potenziell nächstes Opfer in Frage kommt...
"Über den Dächern von Nizza" kreiert mit seinen traumhaften Côte-d'Azur Bildern sogleich ein gewisses Urlaubsfeeling, dem sich auch der eher langsam voranschreitende Plot anzupassen scheint. Die Turtelei zwischen Grant und Kelly vor der malerischen Postkarten-Idylle ist zwar jederzeit hübsch eingefangen, wirkt aber gleichzeitig auch äußerst oberflächlich und trivial. Die Aussagekraft von Hitchcock Thrillern wie "Vertigo" (1958) oder "Die Vögel" (1963) besitzt dieses heitere Geplänkel jedenfalls nicht.
Untypisch für Hitchcock, hat der Zuschauer hier auch keinen nennenswerten Wissensvorsprung gegenüber den handelnden Figuren, sodass "Über den Dächern von Nizza" wie ein klassischer Whodunit daherkommt. Das Rätselraten um die Identität des Juwelendiebs in Kombination mit den pointierten Dialogen, die natürlich wieder einmal voller sexueller Anspielungen stecken, macht dann auch den Löwenanteil des Unterhaltungswerts dieses ansonsten beinahe banalen Werks aus. Für Hitchcocks Film spricht indes, dass er trotz aller Schwächen erstaunlich kurzweilig geraten ist.
Eine im Nachhinein tragische Note erhielt derweil die Verfolgungsjagd über die engen Küstenstraßen, wenn man um die Todesumstände Grace Kellys weiß. Wer die spätere Fürstin von Monaco und die nicht minder bezaubernde Brigitte Auber schon immer mal im Badeanzug posieren sehen wollte, kommt mit diesem Film derweil auf jeden Fall auf seine Kosten.
Während der dreizehn Tage andauernden Kubakrise im Oktober 1962 drang erstmals die Möglichkeit eines bevorstehenden Atomkriegs in das kollektive Bewusstsein und ließ die Welt den Atem anhalten. Roger Donaldsons mitreißender Politthriller "Thirteen Days" versteht es, die dramatischen Ereignisse gleichermaßen verständlich wie unterhaltsam aufzubereiten.
Als bei einem Aufklärungsflug sowjetische Nuklearraketen auf Kuba entdeckt werden, fürchtet John F. Kennedy (Bruce Greenwood) einen nahenden Erstschlag der verfeindeten Supermacht. Gemeinsam mit seinem Berater Kenny O' Donnell (Kevin Costner) und seinem Bruder Bobby (Steven Culp) sucht der Präsident nach einer friedlichen Lösung, doch die Hardliner in seiner Regierung fordern den Krieg...
"Thirteen Days" bindet immer wieder originales Bildmaterial aus der damaligen Zeit ein und vermittelt so einen intensiven Eindruck von der heiklen Lage, die sich während der rund zwei Wochen andauernden Konfrontation immer weiter zuspitzte. Getragen von einem stark aufspielenden Hauptdarstellertrio stellt Donaldsons Film auf diese Weise eindrücklich heraus, dass die vehement geführten Debatten im Weißen Haus über Wohl und Wehe der ganzen Menschheit entschieden. Dass "Thirteen Days" dabei ausschließlich die amerikanische Perspektive einnimmt und wir die Pläne der Sowjetunion unter Regierungschef Chruschtschow allein aus US-Sicht betrachten, erweist sich letztlich zwar als nicht ganz optimal, aber dennoch verzeihlich. Und auch Donaldsons etwas biedere Art der Inszenierung schmälert den guten Gesamteindruck allenfalls geringfügig.
Lehrreich und spannend - eine rundum gelungene Geschichtsstunde
Der auf Jordan Belforts Autobiographie basierende "The Wolf of Wall Street" erzählt die Geschichte des charismatischen Börsenmaklers, der durch Wertpapierbetrug und Geldwäsche zum gefeierten Guru der Finanzwelt aufstieg, als ebenso lautes wie grelles Spektakel inklusive Drogen, Sex und wilder Partys. Auch dank eines entfesselt aufspielenden Leonardo DiCaprio weiß das ungewöhnliche Biopic unter der Regie von Altmeister Martin Scorsese über volle drei Stunden bestens zu unterhalten.
"The Wolf of Wall Street" hätte leicht zur Moralpredigt über die Bösartigkeit des Börsengeschäfts werden können, doch Scorsese begegnet dem hemmungslosen Treiben in Belforts Firma keineswegs mit erhobenem Zeigefinger. Vielmehr lässt er den Zuschauer zum Mitverschwörer dieses geldgeilen Egomanen werden, der von seinen Mitarbeitern wie eine Gottheit verehrt wird. Mit verführerischem Gewinnerlächeln blickt DiCaprio bei seinen Ansprachen teils direkt in die Kamera und lässt Belforts Betrügereien somit beinahe wie harmlose Kinderstreiche aussehen.
Scorseses Film ist dabei hochgradig zynisch, die Figuren so stark überzeichnet, dass sie nahe an der Karikatur wandeln. Vorwerfen kann man "The Wolf of Wall Street" daher einzig, dass er selten nur zum wahren Menschen hinter den unnatürlich weißen Zähnen oder der falschen Haarpracht vordringt, zuweilen allzu sehr an der Oberfläche kratzt. Dies gilt insbesondere für die wenigen Frauenfiguren des Films, wird doch etwa Belforts Frau Naomi (Margot Robbie) in weiten Teilen nur auf ihr Äußeres reduziert.
Insgesamt aber ist "The Wolf of Wall Street" ein geradezu rauschhaftes Vergnügen, das mit u.a. Jonah Hill, Jon Bernthal und Jean Dujardin sowie einem urkomischen Rob Reiner in der Rolle von Belforts Vater auch in den Nebenrollen ideal besetzt ist. Tat sich DiCaprio zu Beginn seiner Karriere als Jack in "Titanic" noch schwer mit der Anpassung an die Sitten der Upperclass, beweist er hier als millionenschwerer Börsenhai, dass Reichtum und kultiviertes Benehmen keinesfalls zwangsläufig Hand in Hand gehen.
Der von Routinier Tony Scott inszenierte SciFi Thriller "Déjà Vu" fühlt sich über weite Strecken an wie eine große Technik Präsentation, zugunsten derer ein interessanter Plot oder eine tiefergehende Charakterentwicklung vernachlässigt werden. Mag das Verhindern eines Terroranschlags mittels eines neuartigen Zeitreiseapparats auf dem Papier noch nach Hochspannung klingen, fällt die Umsetzung eher uninspiriert und zäh aus.
In der Anfangsphase des Films, in der die Zeitmaschine noch keine Rolle spielt, weckt "Déjà Vu" noch Hoffnungen auf ein fesselndes Thrillererlebnis. Wenn der von Denzel Washington verkörperte FBI Agent Doug Carlin dann jedoch mit der modernen Technik vertraut gemacht wird, beginnt der extrem langatmige Mittelteil, der einzig aus einer Demonstration der Zeitreisemöglichkeiten besteht. Viele Minuten lang geschieht nichts anderes, als dass Carlin und Co. vor den Bildschirmen hocken und über wechselnde Perspektiven, Zooms und Zeitebenen philosophieren, wobei die anschließende Anwendung der Technik viel zu abstrus abläuft, als dass etwas davon auch nur halbwegs ernst genommen werden könnte.
Wohl um den Mangel an Spannung zu kompensieren, setzt Scott auf eine sehr hohe Schnittfolge, die besonders bei einer auf zwei Zeitebenen stattfindenden Autoverfolgungsjagd beinahe schon an die Exzesse eines Michael Bay erinnert. Gegen Ende wird dann noch eine halbgare Liebesgeschichte mit eingebaut und der viel zu spät eingeführte Bösewicht (Jim Caviezel) darf ein paar hohle Patriotismus-Phrasen absondern.
Actionkino zum Abgewöhnen
Bei "Express in die Hölle" handelt es sich um das Hollywood Debüt des russischen Regisseurs Andrey Konchalovskiy (Tango & Cash, The Lion in Winter). Der auf einem Drehbuchentwurf von Akira Kurosawa basierende Actionthriller in winterlicher Atmosphäre weiß visuell nach wie vor zu gefallen, bietet auf inhaltlicher Ebene jedoch allenfalls Standardkost.
Die beiden Häftlinge Manny (Jon Voight) und Buck (Eric Roberts) fliehen aus einem Hochsicherheitsgefängnis im verschneiten Alaska. Um ihren Verfolgern zu entkommen, verstecken sie sich auf einem Güterzug, der die beiden Verbrecher weit fort bringen soll. Unglücklicherweise aber erleidet der Lokführer einen tödlichen Herzinfarkt, sodass der Zug mit seinen blinden Passagieren an Bord unaufhaltsam durch die Eislandschaft rast...
Seine interessanteste Phase hat "Express in die Hölle" gleich zu Beginn, wenn der Ausbruch aus dem Gefängnis, in dem äußerst chaotische Zustände herrschen, geplant und durchgeführt wird. Haben die zwei Protagonisten dann schließlich den Zug bestiegen, entwickelt sich fast eine Art Kammerspiel, das hauptsachlich von den teils wild geführten Diskussionen der so unterschiedlichen Knastbrüder lebt. Ein ums andere Mal darf das Duo Voight/Roberts hier sein schauspielerisches Können präsentieren, wofür beide sogar eine Oscar-Nominierung einheimsen konnten.
Mit der Zeit jedoch geraten diese langen Streitgespräche zu eindimensional, zumal auch bei der Verfolgergruppe kein nennenswerter Handlungsfortschritt zu verzeichnen ist. Zwar ergeben sich während der rasanten Fahrt immer wieder mal einzelne Spannungsmomente, doch vergeht zwischen diesen einfach zu viel Zeit, die einzig mit den Befindlichkeiten der Hauptfiguren gefüllt wird.
Letztlich ein durchwachsenes Filmerlebnis. Wer einen Zug durch Schnee und Eis brettern sehen will und dazu Wert auf eine abwechslungsreiche Handlung legt, sollte dann doch lieber zu "Snowpiercer" (2013) greifen.
"My Girl" unter der Regie Howard Zieffs ist ein wunderbar leichtfüßig erzähltes Coming of Age Werk, in dem sich tragische und komische Elemente die Waage halten. Mit viel Sensibilität und einem feinem Gespür für lebensechte Charaktere erzählt Zieffs Film von der ersten Liebe, Eifersüchteleien in Patchwork Familien sowie von Abschied und Verlustbewältigung.
Im Leben der frühreifen Vada Sultenfuss (Anna Chlumsky) ist der Tod ein allgegenwärtiges Thema. Während ihr Vater Harry (Dan Aykroyd) im Keller des Hauses ein Beerdigungsinstitut führt, hat das aufgeweckte Mädchen den Verlust ihrer Mutter nie richtig aufarbeiten können. Als sich ihr Vater in die Maskenbildnerin Shelly (Jamie Lee Curtis) verguckt, muss Vada zudem die neue Partnerin ihres Vaters akzeptieren lernen. Ein offenes Ohr findet die Elfjährige indes bei ihrem Freund Thomas J. (Macaulay Culkin), der wiederum heimliche Gefühle für Vada hegt...
Der Erfolg eines Films, der vornehmlich aus der Perspektive eines Kindes erzählt wird, steht und fällt mit der Besetzung. Umso höher ist Anna Chlumskys herausragende Performance zu bewerten, ist ihre Figur doch nicht nur die mit der meisten Screentime aller Beteiligten, sondern auch die mit Abstand komplexeste. Scheinbar mühelos gelingt es ihr, Vadas Schwärmerei für ihren Lehrer, ihr distanziertes Verhältnis zu ihrem Vater oder auch ihre Schuldgefühle am Tod ihrer Mutter für den Zuschauer zu transportieren. Die erfahrenen Darsteller um Aykroyd und Lee Curtis sowie Kinderstar Culkin nehmen sich derweil bewusst zurück, um Chlumsky die große Bühne zu bereiten.
"My Girl" begeistert mit lakonischem Humor, der besonders durch Vadas staubtrockene Off-Kommentare immer wieder hervorragend zur Geltung kommt sowie eine einnehmende 70er Atmosphäre mit entsprechender Musikuntermalung. Großartig etwa die Szene, in der Vada beim Autoscooter zu den Klängen von "Bad Moon Rising" Dampf ablässt. Doch auch der Übergang zu den tragischen Geschehnissen im späteren Verlauf des Films gelingt mühelos und ohne, dass "My Girl" in den reinen Kitsch abdriftet.
Ein berührendes Jugendporträt mit ganz viel Herz und einer genial aufspielenden Hauptdarstellerin.
Kevin Reynolds' Neuauflage des klassischen Abenteuerstoffes vom großherzigen Bogenschützen traf 1991 genau ins Schwarze und war mit einem Einspiel von 390,5 Mio. Dollar der zweiterfolgreichste Film des Jahres. Aus heutiger Sicht wirkt "Robin Hood - König der Diebe" mit seinen bisweilen unpassenden Interieuers und so einigen schrägen Slapstick Einlagen zwar nicht mehr ganz zeitgemäß, weiß aber immer noch mit Tempo und Dynamik recht gut bei Laune zu halten.
Erst bei Bruder Tucks finalem Augenzwinkern in die Kamera kann man sich als Zuschauer wirklich sicher sein, dass das zuvor Gesehene tatsächlich wohl auch von den Machern nicht ganz ernst gemeint war. Zunächst allerdings wirkt "Robin Hood - König der Diebe" beinahe eher wie eine Parodie, wird hier doch zuweilen geulkt und gekalauert was das Zeug hält. Dies gilt insbesondere für die Auftritte Alan Rickmans, der als Sheriff von Nottingham den Begriff Overacting zuweilen auf eine neue Bedeutungsstufe hebt und dem im direkten Vergleich eher blassen Kevin Costner in der Titelrolle somit glatt die Schau stiehlt.
Überraschendes wird zwar allenfalls Derjenige erleben, der zuvor noch so gar keine Berührung mit der Geschichte Robin Hoods hatte, dafür lässt die mit Bryan Adams' berühmten Titelsong ideal unterlegte Mischung aus Zweikämpfen, Intrigen und Geschmachte aber auch keine große Langeweile aufkommen. Da fällt es auch nicht allzu schwer ins Gewicht, dass Reynolds' Inszenierung nicht die Klasse eines Ridley Scott hat oder einige Nebenfiguren wie etwa der von Christian Slater verkörperte Will in ihrer Entwicklung wenig glaubwürdig erscheinen.
Kein Meilenstein des Abenteuergenres, aber passable Unterhaltung ohne nennenswerte Längen.