Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 5 .5

    In der dritten Staffel von "True Detective" ermittelt Hobbyjäger und Vietnamveteran Wayne Hays (Mahershala Ali) im Fall einer mysteriösen Kindesentführung. Verteilt über drei Zeitebenen (80er, 90er, 2015) entfaltet sich eine groß angelegte Geschichte um zerstörerische Liebe, unterschwelligen Rassismus, zerbrechende Freundschaften, Selbstjustiz und Demenz, in welcher der eigentliche Kriminalfall leider fast zur Nebensache wird.

    Handwerklich bewegt sich Staffel 3 auf durchgängig hohem Niveau. Kameraarbeit, Musik, Maske - an all diesen Dingen gibt es nichts auszusetzen. Und auch die Darsteller um Mahershala Ali, Stephen Dorff und Carmen Ejogo machen ihre Sache ausgezeichnet, zumal sie ihre Figuren in drei ganz unterschiedlichen Lebensabschnitten verkörpern müssen. An der Story hingegen hapert es dafür hingegen doch recht erheblich.

    Nach einer vielversprechenden Auftaktepisode folgt lange Zeit über viel Leerlauf, ehe erst in den finalen Episoden die Spannung allmählich wieder steigt. Der Wechsel zwischen den drei Zeitebenen bleibt dabei leider ohne besonderen Effekt. Mindestens eine davon hätte genauso gut gestrichen werden können, da ohnehin früh klar ist, dass die Ermittlungen in den 80ern und 90ern im Sande verlaufen werden. Überhaupt erlaubt sich Staffel 3 zu viele Sackgassen, falsche Fährten und unnötige Nebenfiguren.

    Eher ärgerlich als zielführend sind auch die vielen Beziehungsstreits zwischen Wayne und seiner Frau, die meist mit Versöhnungssex oder gemeinsamem Alkoholkonsum enden. Spätestens nach der fünften Wiederholung möchte man diese Szenen nur noch überspringen. Ein wenig interessanter sind da schon die Dialoge zwischen den beiden Ermittlern, wenngleich auch diese zu keiner Zeit die philosophische Tiefe der ersten Staffel erreichen.

    Als größtes Ärgernis entpuppt sich derweil jedoch die finale Auflösung. Täter und Motiv wirken wie plötzlich aus dem Hut gezaubert, eine sinnvolle Herleitung ist für den Zuschauer kaum möglich - zu abwegig ist des Rätsels Lösung. Dass ganz zum Schluss eine Geistererscheinung (!) statt einer Indizienkette Wayne auf die richtige Spur bringt, ist dann fast schon als peinlich zu bezeichnen.

    Fehlende Dynamik, zäher Beziehungskram und ein schwaches Ende - Staffel 3 von "True Detective" ist eine mittelgroße Enttäuschung.

    14
    • 6

      Schon allein wegen seiner über drei stündigen Laufzeit ist Olivers Stones Doku-Drama über die Ermordung John F. Kennedys kein Film, den man mal eben so im Vorbeigehen schauen kann. Minutiös bereitet er die Hintergründe des tödlichen Attentats auf und bringt dabei eine Unmenge an Namen ins Spiel, sodass höchste Aufmerksamkeit eine Grundvoraussetzung zum Verständnis des Geschehens darstellt. Wer einfach nur einen spannenden Politthriller sehen möchte, wird daher alsbald entnervt abschalten.

      Bereits der ausführliche Prolog, in dem das Leben des beliebten Präsidenten bis zu jener schicksalhaften Autofahrt in Dallas beleuchtet wird, lässt ein überaus ambitioniertes Werk erahnen. Kaum verwunderlich also, dass halb Hollywood Stones Ruf Folge leistete, als dieser sich an die Verfilmung des kontrovers diskutierten Stoffes machte. Keine Szene vergeht, in der nicht ein neues bekanntes Gesicht die Bühne betritt: Kevin Costner, Tommy Lee Jones, Gary Oldman, Kevin Bacon, Joe Pesci, Jack Lemmon usw usw.
      Einen klassischen Spannungsbogen besitzt "JFK" derweil nicht. Stattdessen reiht sich Dialog an Dialog. Zeugen und Beschuldigte werden vernommen, die Ergebnisse im Team diskutiert, neue Mitwisser aufgesucht.

      Der unglaubliche Detailreichtum nötigt zweifellos großen Respekt ab. Welche Kugel traf Kennedy aus welchem Winkel? Welche Strecke legte der vermeintliche Attentäter Oswald nach dem Anschlag zurück? Wer könnte aus welchen Gründen die Fahrtroute geändert haben? Mit diesen und vielen weiteren Fragen setzt sich Stones Film akribisch auseinander. Das Herzstück bildet dabei der rund viertelstündige Dialog zwischen Staatsanwalt Jim Garrison (Costner) und dem sogenannten Mister X (Donald Sutherland) in welchem die Pro Argumente der Verschwörungstheorie, zu der sich der Film klar positioniert, auf den Punkt gebracht werden. An konkreten Belegen mangelt es dennoch, die zahlreichen Mutmaßungen werden kaum einmal mit Fakten gefüttert.

      "JFK" ist großes, ja vielleicht sogar größenwahnsinniges Kino. Eines jener Werke, an dem man sich wohl zumindest mal versucht haben sollte, wenn man ein gewisses Interesse für das anspruchsvolle Thema aufbringen kann. Persönlich hätte ich lieber eine reine Dokumentation von Stone gesehen, da hier der Informationsgehalt weit über dem Unterhaltungswert steht.

      20
      • 7 .5

        Das gibt's nur einmal. Das kommt nicht wieder.
        Das ist zu schön, um wahr zu sein.
        So wie ein Wunder fällt auf uns nieder
        Vom Paradies ein gold'ner Schein

        In prägnante Schwarz-Weiß-Bilder gehüllt, präsentiert Regisseur Robert Schwentke eine bitterböse Groteske über Autoritätenhörigkeit, Moralverlust und den Wahnsinn des Zweiten Weltkriegs. "Der Hauptmann" ist zugleich absurd, zynisch und erschütternd bis ins Mark.

        Der Deserteur Willi Herold (Max Hubacher) findet auf der Flucht vor seinen Häschern den Wagen eines Hauptmanns der Luftwaffe samt zugehöriger Uniform. Getreu dem Motto "Kleider machen Leute" eignet er sich den Habitus eines hochrangigen Offiziers an und schart alsbald eine ihm zu Diensten stehende Anhängerschaft um sich...

        Schwentkes Film wirft uns unvermittelt in Abgründe, in die andere nicht einmal hinein zu blicken wagen. Beginnt sein Protagonist zunächst noch als Identifikationsfigur, so wandelt er sich rasch zu einem wahren Monster, dessen Befehle immer wahnwitziger und menschenverachtender werden. "Der Hauptmann" pendelt dabei zwischen schwarzhumoriger Satire und düsterem Kriegsdrama, scheint sich nie ganz auf eine Richtung festlegen zu wollen. Diesen Umstand mag man als Unentschlossenheit auslegen oder aber als einzigartige Signatur anerkennen. Die provokante Machart des Films wird so oder so niemanden völlig kalt lassen.

        Neben Max Hubacher, der die schwierige Rolle des Lügenbolds mit Bravour meistert, überzeugt auch der restliche Cast um Milan Peschel als unterwürfiger Gefreiter und Frederick Lau als Schläger, der die Machtspiele des falschen Hauptmanns nur zu gerne mitspielt sowie Waldemar Kobus als vergeblich entgegensteuernder Lagerleiter.

        In den Szenen während des Abspanns schwingt Schwentke zum Schluss dann doch noch etwas zu sehr mit der Moralkeule, diese letzten Bilder trüben den starken Gesamteindruck letztlich aber wenn überhaupt nur minimal. "Der Hauptmann" grenzt sich auf so gelungene Weise vom Einheitsbrei der deutschen Kriegsfilme ab, dass man ihm auch solch kleinere Schwächen gerne verzeiht.

        19
        • 1. Welches Buch hast du zuletzt verschenkt?
          "Ein Mann namens Ove" von Fredrik Backman

          2. Welches Buch hat dich am meisten erschüttert?
          Die Bibel und der Koran

          3. Welches Buch hast du zuletzt gelesen?
          "Der Übergang" von Justin Cronin

          4. Welches liest du gerade?
          "Jurassic Park" von Michael Crichton

          5. Welches ist dein liebstes Buchcover?
          Hmm...schwierig. "Die tausend Herbste des Jacob de Zoet" von David Mitchell sieht
          ganz hübsch aus.

          6. Welches war als Kind dein Lieblingsbuch?
          "Die Klippenland Chroniken" von Paul Stewart zB

          7. Welches ist das beste Kinderbuch?
          Puh, da gibt's viele. Astrid Lindgren halte ich nach wie vor für eine gute Einstiegsdroge.

          8. Mit welchem Buchgenre kannst du gar nichts anfangen?
          Diese Bücher mit den nackten Oberkörpern auf dem Cover. Romantische Fantasy oder
          sowas.

          9. Liest du Bücher immer zu Ende oder hörst du auf, wenn du sie langweilig findest?
          Manchmal hör ich auf oder unterbreche für längere Zeit.

          10. Welches Buch hat dich zuletzt so mitgerissen, dass du alles um dich herum vergessen
          hast?
          Hatte ich tatsächlich länger nicht mehr. Zuletzt wohl bei "Das Lied von Eis und Feuer"
          Band 10.

          11. Das beste Buch zum Film ist ...?
          Find Bücher zu Filmen meist eher schwach.

          12. Welche Bücher hast du gelesen, die später verfilmt wurden?
          Da gibt's einige. Hab dazu auch mal hier eine Liste erstellt.

          13. Welcher anschließende Film war beser als das Buch?
          "Das Schweigen der Lämmer" war als Film noch ein bisschen genialer.

          14. Welchen Titel hätte deine Autobiographie?
          Da würd ich lieber einen Roman schreiben.

          15. Liest du auch manchmal Drehbücher? Wenn ja, welches hast du zuletzt gelesen?
          Nö, bisher nicht. Interessant wärs aber schon.

          16. Hast du eigentlich die Bibel gelesen?
          In Teilen ja

          17. Welches Buch ist aktuell dein Lieblingsbuch?
          "Der Herr der Ringe", "Harry Potter", "Der dunkle Turm" und "Es" streiten um die
          Spitzenposition.

          18. Welches Buch würdest du niemanden empfehlen?
          So eine ganz bescheuerte Krimi Trilogie im Fahrwasser von Stieg Larsson und Co.
          Hab den Namen verdrängt.

          19. Welche/r Autor/in ist dein/e liebste/r?
          Tolkien,J.K. Rowling, Stephen King, Arthur Conan Doyle

          20. Klassisches Buch oder E-Book?
          Klassisches Buch. Es muss rascheln und knistern beim Lesen.

          21. Hast du auch schon einmal fremdsprachige Bücher gelesen? Wenn ja, welche? Wenn nein, wieso nicht?
          Im Englischunterricht, ja. Ansonsten ist mir das zu anstrengend.

          16
          • 6

            S. Craig Zahlers Regiedebüt versteht sich als knochenharter Western mit Splatterelementen. Darin begeben sich vier ungleiche Weggefährten auf eine waghalsige Rettungsmission, die sie geradewegs in die Arme einer wilden Kannibalenhorde führt.

            "Bone Tomahawk" beginnt roh und grimmig und schürt bereits früh die Neugier auf das Folgende. Dann jedoch schließt sich ein reichlich zäher Mittelteil an, in dem sich Craig Zahler an skurrilen Dialogen versucht, die wohl an Tarantino oder auch die Coen Brüder erinnern sollen. Die ohnehin recht vorhersehbare Handlung tritt in diesem Abschnitt weitestgehend auf der Stelle, sodass einzig der kuriose Humor und die schönen Landschaftsbilder bei Laune halten. Im dritten Akt entlädt sich der Film schließlich in brachialen Gewalteruptionen, die "Bone Tomahawk" vom düsteren Neo-Western in Richtung Horrorgenre driften lassen.

            Das Ensemble der Hauptdarsteller setzt sich dabei zusammen aus einem knurrigen Kurt Russell als alternder Sheriff, Richard Jenkins als schräg-witziger Deputy, Matthew Fox als stolzer Revolverheld mit gutem Kern und Patrick Wilson als Ehemann an Krücken, der mit aller Entschlossenheit zur Befreiung seiner großen Liebe anrückt. Mit ihrer ungewöhnlichen Teamchemie machen die Vier dann auch einen Großteil des Unterhaltungswerts aus.

            So steht am Ende eine recht gelungene Genrekombo, die aber etwas zu überraschungsarm und langatmig daherkommt und als Kannibalenwestern etwa gegen den starken "Ravenous" (1999) klar den Kürzeren zieht.

            19
            • 7

              In David Mackenzies knallhartem Knastdrama "Mauern der Gewalt" ist der Name Programm. Der britische Gefängnisalltag wird uns hier als permanenter Überlebenskampf präsentiert, geprägt von Prügeleien, Folter und Korruption.

              Der 19 Jährige Eric (Jack O'Connell) wird aus der Jugendstrafanstalt in ein Gefängnis für erwachsene Straftäter verlegt. Dort sitzt bereits sein Vater Neville (Ben Mendelsohn) seine Strafe ab, zu welchem Eric ein extrem angespanntes Verhältnis führt. Während der Therapeut Oliver (Rupert Friend) den jungen Häftling auf den richtigen Weg leiten möchte, wird die Konfrontation mit dessen Vater immer mehr zur Belastungsprobe...

              "Mauern der Gewalt" zielt von Beginn an darauf ab, dem Zuschauer das Gefängnisklientel näher zu bringen. Da ist der hyperaggressive Jugendliche, der sich durch Einsatz seiner Fäuste unter den Älteren behaupten will. Dort der Vater, der seiner Rolle nicht einmal ansatzweise gerecht werden kann. Und schließlich der einfühlsame Therapeut, der Gruppengespräche ins Leben ruft, bei denen sich die schweren Jungs öffnen sollen. Hinzu kommt der Typ, der alles besorgen kann, der Strippenzieher im Hintergrund, der hinterhältige Aufseher usw. All diese Charaktere und ihre Beziehungen untereinander versucht Mackenzie in einem fast dokumentarisch anmutenden Stil ausführlich zu beleuchten.

              Dabei schreckt er nicht davor zurück, die Brutalität in ihrer ganzen Drastik zu zeigen. Da werden auch schonmal Köpfe in Kloschüsseln gedrückt und Zähne in die besten Teile geschlagen. Weil das Blut hier bald in jeder zweiten Szene fließt, leidet der Film jedoch auch unter einer gewissen Redundanz. Statt allzu oft die körperlichen Auseinandersetzungen zu zeigen, hätte Mackenzie den Fokus lieber noch stärker auf die psychische Gewalt legen sollen, denn hier hat sein Gefängnisdrama hervorragende Ansätze. Insbesondere die Gruppensitzungen sind wahnsinnig spannend zu verfolgen, wenn allmählich die Fassade der beinharten Kerle zu bröckeln beginnt und sie im gemeinsamen Gespräch ihr Innerstes nach Außen kehren. Leider werden diese interessanten Ansätze aber nicht immer konsequent weiter verfolgt. So führt etwa eine Szene, in der der Boxsport zum Abbau von Erics Aggressionen fungiert, letztlich ins Leere.

              Außerdem verfügt "Mauern der Gewalt" zuweilen über ein leichtes Glaubwürdigkeitsproblem. Der lasche Umgang mit den Inhaftierten, welche etwa Rasierklingen und Feuerzeuge mit sich führen dürfen, steht im krassen Widerspruch zu den harten Strafmaßnahmen. Wird in der einen Szene ein Häftling noch von einem einzigen Wärter zur Zelle geführt, stürmt in der anderen ein ganzes Kommando mit Schlagstöcken auf ihn los.

              Die hochspannenden Beziehungen sind es indes, die Mackenzies Film sehenswert machen. Das Verhältnis zwischen Eric und seinem Therapeuten, noch mehr aber jenes zwischen ihm und seinem Vater, bildet das Fundament für einige fesselnde Konfliktsituationen. Die ausgezeichneten Darsteller tun derweil ihr Übriges, um alle Facetten dieser Konflikte zu veranschaulichen.
              So ist "Mauern der Gewalt" schließlich für alle empfehlenswert, die Interesse am Gefängnismilieu sowie an einem guten Vater-Sohn-Drama aufbringen.

              16
              • 8

                "Black Book" unter der Regie Paul Verhoevens widmet sich einem weniger beachteten Kapitel der Geschichte - dem NS-Widerstand in den Niederlanden. Was zunächst wie ein Drama um jüdische Flüchtlinge beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem packenden Spionagethriller um Liebe, Verrat und falsche Freundschaften.

                Die Revuesängerin Rachel Stein (Carice van Houten) wird nach einer gescheiterten Landesflucht kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in die Pläne der Widerständskämpfer verwickelt. Sie erhält den Auftrag, mit SD-Chef Ludwig Müntze (Sebastian Koch) anzubandeln, um so den inneren Kreis der Nationalsozialisten zu infiltrieren und die Freilassung von Gefangenen zu erwirken. Als Rachel jedoch bemerkt, dass Müntze die Gräueltaten des Regimes missbilligt und sie sich tatsächlich in ihn verliebt, gerät sie unerwartet zwischen die Fronten...

                "Black Book" bietet eine abwechslungsreiche Story, die sich deutlich von gängigen Werken über die NS-Zeit abhebt. Gut und Böse sind hier auf beiden Seiten zu finden, Helden und Verräter sowohl im Widerstand wie auf Seiten der Nazis. Selbst hochrangige SS-Offiziere zeigt "Black Book" nicht ausschließlich als seelenlose Monster, die pausenlos Erschießungsbefehle erteilen, sondern ebenso als "Normalos", die feiern, saufen, tanzen und vögeln. Zudem gelingt es dem Film ausgezeichnet, die chaotische Zustände der letzten Kriegsmonate zu veranschaulichen, in denen Freund und Feind kaum noch zu unterscheiden waren.

                Paul Verhoeven inszeniert all dies flott und schnörkellos, sodass keinerlei Längen entstehen. Zusätzlich kann er sich auf seinen gut ausgewählten Cast verlassen. Besonders Carice van Houten (Game of Thrones) überzeugt als Spionin in der Zwickmühle, hin und her gerissen zwischen ihren Verpflichtungen gegenüber dem Widerstand und ihren Gefühlen für den SD-Chef.

                Zwar mangelt es Verhoevens Film hier und da ein wenig an Dramatik und Intensität - doch das ist bereits Jammern auf hohem Niveau. Sowohl Geschichtsinteressierte als auch Anhänger spannender Spionagethriller kommen mit "Black Book" voll auf ihre Kosten.

                16
                • 6
                  Kenduskeag 18.02.2019, 17:41 Geändert 18.02.2019, 19:33

                  Die Brüder Jack (Shia LaBeouf), Forrest (Tom Hardy) und Howard (Jason Clarke) brennen und schmuggeln Schnaps während der Prohibition und machen damit lukrative Geschäfte. Als sie sich jedoch mit dem diabolischen Bundesagenten Rakes (Guy Pearce) anlegen, beginnt ein Duell auf Leben und Tod...

                  Regisseur Hillcoat (The Road) versteht es, das 30er Jahre Südstaaten Setting gekonnt einzufangen. "Lawless" hat etwas von einem kantigen Western inklusive testosterongesteuerter Hahnenkämpfe und blutiger Gewaltspitzen. In Kombination mit Nick Caves Musik und dem hochkarätigen Cast ergibt sich so eine einnehmende Atmosphäre, die zugleich den größten Trumpf des Films repräsentiert.

                  Die Story indes fällt eher dürftig aus, besteht hauptsächlich aus dem Hin und Her von Gewalt und Gegengewalt. Hier wäre deutlich mehr Raffinesse wünschenswert gewesen, zumal Hillcoat sein gewohnt gemächliches Tempo anschlägt. So kommt "Lawless" über weite Strecken eher schleppend voran und lässt dadurch Spannung und Intensität vermissen.

                  Kaschieren kann der Film dies ein wenig durch seinen starken Cast, in dem besonders Shia LaBeouf als ambivalenter Jungspund unter den Brüdern sowie Guy Pearce als schmieriger Antagonist hervorstechen. In Nebenrollen sind zudem u.a. Jessica Chastain, Dane DeHaan und Gary Oldman mit von der Partie. Von den kleinen Nebenhandlungen weiß außerdem die behutsam erzählte Lovestory zwischen LaBeoufs Charakter und der von Mia Wasikowska verkörperten Predigertochter zu unterhalten.

                  Mehr Cleverness im Drehbuch und "Lawless" hätte ein feines Schmugglerepos werden können. So aber wird der Durst nicht vollends gestillt.

                  17
                  • 6 .5

                    "The Others" wirkt auf wohltuende Art wie aus der Zeit gefallen. Zum Einen, weil Regisseur Alejandro Amenábar einen Gruselfilm der alten Schule abliefert, der gänzlich auf billige Schockeffekte verzichtet und stattdessen äußerst subtil vorgeht. Andererseits aber auch, weil sich die Geschichte von Beginn an nicht recht in eine bestimmte Zeit einordnen lässt, obwohl mehrere Hinweise auf das Jahr 1945 hindeuten. Irgendwie will dieser einsame viktorianische Landsitz mit seinen seltsamen Bewohnern jedoch nicht recht in das letzte Kriegsjahr passen. Und tatsächlich - kennt man dann das Ende, ergibt auch diese Merkwürdigkeit plötzlich Sinn.

                    Amenábar lässt seiner Geschichte ausgiebig Zeit. Schleichend dringt das Grauen in jede Nische des nebelverhangenen Herrenhauses vor, breitet sich nach und nach aus, um den Zuschauer dann eiskalt zu erwischen. "The Others" erzählt von Isolation, Trauer und Verlustangst, agiert stets mit feinen Zwischentönen statt dem großen Orchester. Umso überraschender fällt schließlich die finale Wendung aus.

                    Nicole Kidman wechselt als Hausherrin zwischen kühler Distanz und neurotischer Zwanghaftigkeit. Insbesondere ihr Verhältnis zu ihren beiden Kindern gibt Rätsel auf, müssen diese doch pausenlos Bibeltexte pauken und vor Sonnenlicht geschützt werden. Die Erzählungen vom Limbus, die im Hause umgehen und die von verstoßenen Seelen berichten, lassen indes erahnen, dass etwas wahrhaft Schauerliches vorgeht. Ein Highlight stellt etwa die Szene dar, in der die Tochter in ihr Kommunionkleid gehüllt auf dem Boden sitzt und mit einer Marionette spielt. Zusätzlich sorgen die drei mysteriösen Hausangestellten für Gänsehautmomente.

                    Dass es nicht ganz für eine höhere Einstufung reicht, hängt damit zusammen, dass der Auftritt des Ehemanns ein wenig im Sande verläuft und dieser die ohnehin eher gemächlich vorgetragene Handlung zusätzlich ausbremst. Auch baut "The Others" etwas zu sehr auf den letzten Twist, sodass sich auf dem Weg dorthin ein paar Längen einschleichen. Ein Glück, dass das Warten dann so belohnt wird.

                    18
                    • 5 .5

                      Das unerforschte Gebiet des Amazonas, ein Boot voll besetzt mit einer dämlich-naiven Filmcrew, ein irrer Jäger und ein meterlanges Monstrum bilden die Zutaten für dieses charmante Horrorabenteuer inklusive sinnbefreiter Dialoge und schwachem CGI.

                      "Anaconda" wartet mit einer illustren Besetzung auf - so sind u.a. Jennifer Lopez, Ice Cube und Owen Wilson mit an Bord. Für die schauspielerischen Highlights ist allerdings ausschließlich Jon Voight als verrückter Schlangenfetischist zuständig, der mit seiner überdrehten Performance das Beste aus seiner stumpfen Rolle macht. Zudem weiß das Dschungelsetting zu gefallen, welches mit einigen kreativen Kamerafahrten in Szene gesetzt wird und so durchaus Atmosphäre erzeugt. Auch Tempo und Spannung bewegen sich auf einem guten Level, sodass die knapp 90 Min. Laufzeit wie im Flug vergehen.

                      Das größte Problem des Films stellt indes die titelgebende Riesenschlange dar. Die CGI-lastigen Auftritte der Anaconda verfehlen nämlich zumeist ihre gewünschte Wirkung, sind weder besonders gruselig noch kommen sie überraschend. Mit ihren übertriebenen Fähigkeiten erscheint das Tier hingegen manchmal regelrecht lächerlich. Weniger wäre hier mehr gewesen, indem man etwa ihre Attacken nur aus der Ego Perspektive gezeigt oder gleich auf ein Minimum beschränkt hätte.

                      Da der Unterhaltungswert aber konstant hoch ist und "Anaconda" auch gar nicht erst auf mehr abzielt, kann man dieser kleinen Trashperle des Tierhorrors jedoch kaum böse sein.

                      13
                      • 7 .5

                        Ein Mann und sein kleiner Junge ziehen durch die aschgraue Einsamkeit der Postapokalypse. Einen Einkaufswagen vor sich herschiebend, der gleichsam Stütze wie Depot für ihr weniges Hab und Gut darstellt. Dichte Nebelschwaden umhüllen die Straße. Kein Vogel oder anderes Tier ist zu hören. Bäume und Häuser stürzen um, als ob eine unsichtbare Macht in der Erde sie in die Knie zwänge. Die Straße gleitet fort und fort...

                        "The Road" ist ein stockdüsteres Drama inmitten einer aussterbenden Welt. Weniger benzingetränktes Spektakel ala "Mad Max" als vielmehr intimer Generationenkonflikt zwischen Vater (Viggo Mortensen) und Sohn (Kodi Smit-McPhee). Die Namen der Beteiligten genügen dabei, um zu erahnen, wie in etwa die Reise auf der endlos erscheinenden Straße aussehen wird: Die Vorlage stammt von Cormac McCarthy (No Country for Old Men), die Musik von Nick Cave (Die Ermordung des Jesse James), die Regie übernahm John Hillcoat (The Proposition). Und dennoch ist "The Road" erstaunlicherweise ein recht leicht zugänglicher Film geworden.

                        Viggo Mortensen beweist einmal mehr, dass seine bloße Präsenz jedes Werk besser machen kann. Seine Figur ist gleichsam einfühlsamer Vater wie erbitterter Krieger; verletzlich, melancholisch, kämpferisch. An seiner Seite überzeugt Kodi Smit-McPhee, der darauf brennt, von seinem Vater zu lernen, dessen Taten und Ansichten jedoch im späteren Verlauf auch immer mehr hinterfragt. Welchen Sinn hat das Leben noch in einer nicht mehr lebenswerten Welt? Wie lassen sich Gut und Böse noch voneinander unterscheiden? Diesen und weiteren Fragen müssen sich Vater und Sohn im Verlauf des Films stellen.

                        "The Road" ist bis in die kleinsten Nebenrollen prominent besetzt. So treffen wir in Rückblenden und kurzen Episoden auf der Straße u.a. auf Charlize Theron, Robert Duvall und Guy Pearce. Dabei zerfällt Hillcoats Film jedoch nie in Stückwerk, sondern weiß stets den großen Bogen um die vielen kleinen Einzelgeschichten zu spannen, beweist ein ausgezeichnetes Gespür für jede noch so kleine Randfigur.

                        Langsam, aber nie langweilig. Schwermütig, aber nie mit unnötigem Ballast versehen. "The Road" ist ein atmosphärisches Stück Endzeit-Kino, das erhobenen Hauptes die Fackel weiterträgt.

                        19
                        • 6

                          Die Dokumentation widmet sich dem (über-)ambitionierten Vorhaben des Regisseurs Alejandro Jodorowsky, die auf Frank Herberts Romanen basierende Saga um den Wüstenplaneten zu verfilmen. Ein ebenso ehrgeiziges wie grotesk anmutendes Projekt, welches letztlich nie verwirklicht wurde, wohl aber Einfluss auf spätere Science Fiction Filme wie "Alien" oder "Star Wars" hatte. Filmliebhaber, die gerne hinter die Kulissen schauen, erhalten Einblicke in die fantasievollen Storyboards sowie Jodorowskys Werben um seine illustre Wunschbesetzung mit u.a. Salvador Dali und Mick Jagger. Neben den ausgiebigen Träumereien des exzentrischen Regisseurs nimmt sich die Dokumentation auch immer mal wieder Zeit, Freunde und Weggefährten wie Nicolas Winding Refn und H.R. Giger zu Wort kommen zu lassen.

                          Funktioniert garantiert auch als Appetitmacher für alle, die sich auf Villeneuves Umsetzung des Stoffes freuen.

                          18
                          • 6
                            Kenduskeag 15.02.2019, 12:21 Geändert 15.02.2019, 12:22

                            Der spanische Thriller "The Body" zählt zu jenen Filmen, über die man vorab am besten so wenig wie möglich weiß, da er vor allem von seinen zahlreichen überraschenden Wendungen lebt. Regisseur Oriol Paulo präsentiert eine vertrakte Geschichte, die zum Miträtseln einlädt, sich letztlich aber auch als arg konstruiert entpuppt.

                            Dadurch, dass "The Body" überwiegend in einem Leichenschauhaus spielt und Paulo das kleine Einmaleins des Gruselns inklusive knarrender Türen, plötzlichem Gewitter und unheilvollen Schattenspielen perfekt bedient, entfaltet sich von Beginn an eine Atmosphäre des Unbehagens. Zudem sorgt die eher ungewöhnliche Geschichte, die von einem gut aufgelegten Cast getragen wird und immer neue Fragen aufwirft, für ein gewisses Grundinteresse.

                            Gleichzeitig wirkt Paulos Thriller allerdings etwas spröde. Die Inszenierung gestaltet sich sehr nüchtern, humorvolle Momente etwa sucht man komplett vergebens. Zudem ist "The Body" sehr gleichmäßig getaktet, sodass sich ein regelrechtes Muster im Aufbau erkennen lässt, das später in "Der unsichtbare Gast" erneut Verwendung fand. Tempovariationen hätten hier für mehr Spannung und Unberechenbarkeit gesorgt. Außerdem leidet der Film ein wenig unter einer Vielzahl detaillierter Erklärungen. Haarklein wird das Geschehen in Rückblenden aufgedröselt, sodass kein Raum mehr für eigene Interpretationen bleibt.

                            Trotz aller Mängel geht der Daumen vor allem dank des originellen Ansatzes und den überzeugenden Gruselelementen am Ende dann aber doch noch nach oben.

                            Dank geht an Framolf und Chionati für den Tipp!

                            18
                            • 6

                              In "A Lonely Place to Die" gerät die Klettertour von fünf Freunden im schottischen Hochland zum blutigen Horrortrip, der mit einer sich stetig steigernden Gewaltspirale und einer ordentlichen Portion Nervenkitzel aufwartet.

                              Nach einer starken Auftaktszene am Berg benötigt die Handlung ein wenig, um in die Gänge zu kommen. Die Einführung der Bergsteigergruppe fällt eher wenig interessant aus und hat für den weiteren Verlauf dann auch kaum eine Relevanz. Sobald die Freunde bei ihrer Tour jedoch eine furchtbare Entdeckung machen, entwickelt sich ein durchaus packender Survival Thriller, der das Bergpanorama für einige schwindelerregende Kamerafahrten nutzt. Der Storyverlauf ist nicht gleich zu durchschauen und auf kurze Verschnaufpausen folgt immer mal wieder eine neue böse Überraschung, sodass der Spannungspegel zunächst kontinuierlich steigt.

                              Etwa ab der Mitte findet "A Lonely Place to Die" allerdings allzu großen Gefallen daran, falsche Fährten auszulegen. So werden gleich mehrere Figuren eingeführt, deren einziger Zweck für die Handlung darin besteht, den Zuschauer in die Irre zu führen. Diese kleinen Twists gestalten sich jedoch eher plump und sorgen zudem dafür, dass das Geschehen immer mehr zerfasert, die eigentlichen Hauptfiguren aus dem Fokus geraten. Eine deutliche Straffung wäre hier wünschenswert gewesen, zumal der Film auf das Abschießen dieser Platzpatronen überhaupt nicht angewiesen ist.

                              Unter den Darstellern ragen derweil besonders Melissa George (Triangle) mit einer emotionalen Performance als erfahrene Bergsteigerin und Sean Harris (Mission: Impossible Reihe) als kaltblütiger Antagonist hervor. Doch auch die weiteren Rollen sind hier u.a. mit Ed Speleers und Eamonn Walker stark besetzt.

                              Trotz einiger Mängel im Bezug auf Fokus und Timing reicht es somit zu einem insgesamt positiven Gesamteindruck. Fans des brutalen Überlebenskampfs in freier Natur dürften sich von diesem Schottland-Schocker ohnehin angesprochen fühlen.

                              Dank geht an 999Cineastor666 fürs Neugier schüren!

                              15
                              • 6 .5
                                Kenduskeag 13.02.2019, 12:10 Geändert 13.02.2019, 12:16

                                In ihrem dritten Fall beschäftigt die Ermittler des Sonderdezernats Q eine angeschwämmte Flaschenpost, die sie auf die Spur eines skrupellosen Kindesentführers bringt, welcher in Verbindung mit streng religiösen Familien steht.

                                Im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern ist "Erlösung" mehr auf Action statt auf Krimirätsel ausgelegt. Die Fronten sind in diesem Teil der Reihe recht früh geklärt, anschließend steht die Jagd auf den Täter im Vordergrund, der seinen Verfolgern bis zum Schluss immer einen Schritt voraus ist. Um der Fall-Handlung folgen zu können, sind zwar keine Vorkenntnisse von Nöten, die Hintergrundgeschichten der Ermittler Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) und Assad (Fares Fares) lassen sich jedoch besser verstehen, wenn man die Vorgänger gesehen hat.

                                Die Hatz auf den Entführer, der von Pål Sverre Hagen (Kon-Tiki) mit dem entsprechenden Schuss Wahnsinn verkörpert wird, ist spannend und temporeich inszeniert und verfügt zudem über einen gewissen Härtegrad (Stichwort: Schere). Unter der vollkommen auf den Wettlauf der beiden Parteien zugeschnittenen Handlung leidet allerdings ein wenig der Cold Case Aspekt, der sonst als Markenzeichen der Reihe fungiert. Die Einblicke in die Vergangenheit sind diesmal weniger erhellend für die Ereignisse in der Gegenwart als noch in den vorherigen Teilen.

                                Dafür erhalten die Auseinandersetzungen zwischen Carl und Assad durch ihre Ermittlungen in einem streng gläubigen Umfeld eine neue Dynamik, da die religiösen Überzeugungen der angehörigen Familien ihre Arbeit zusätzlich erschweren. Der (scheinbare) Nihilist Carl und der lebensfrohe Muslim Assad liefern sich daher so manches Wortgefecht über Gott und die Welt, welche durch Assads trockenen Humor zudem wunderbar aufgelockert werden.

                                "Erlösung" ist anders als seine Vorgänger somit kein zum Mitraten ausgelegter Krimi, der nach Identität und Motiv des Täters fragt, sondern vielmehr ein actionreiches Wettrennen, das bis zum dramatischen Showdown auf gutem, aber eben nicht überragendem Niveau unterhält.

                                15
                                • 7

                                  In "The Cell" taucht die Psychiaterin Catherine (Jennifer Lopez) mittels modernster Technik in die Gedankenwelt des Serienkillers Carl Stargher (Vincent D'Onofrio) ab. Regisseur Tarsem Singh entfacht dazu einen wahren Bilderrausch, der über kleinere Storyschwächen hinweg sehen lässt.

                                  Der Krimianteil des Films ist im Grunde schnell erzählt. Psychopath Carl hat mehrere Frauen ermordet, eine weitere hält er noch an einem unbekannten Ort gefangen. FBI Agent Peter Novak (Vince Vaughn) bittet Catherine und ihr Team um Hilfe, um den Aufenthalt der Gefangenen zu erfahren. Wesentlich interessanter als dieser recht konventionelle Rahmen der Geschichte ist dann aber, was "The Cell" im Folgenden daraus macht.

                                  Sobald Catherine nämlich an die entsprechenden Geräte angeschlossen ist, findet sie sich in fantasievoll gestalteten Welten wieder, in denen sie Carl in unterschiedlichen Inkarnationen wiederbegegnet. Stück für Stück erkundet sie das facettenreiche Unterbewusstsein des Killers und gerät dabei immer wieder in die Gefahr, Traum und Realität zu verwechseln. Zwar liefert der Film keine wirklich tiefgehende Psychoanalyse, doch allein schon deren Ansätze vermögen zu faszinieren. Die Bewusstseinsebenen, die Catherine durchschreitet, reichen dabei von grotesk über brutal bis verstörend.

                                  Während J.Lo. und Vince Vaughn keine besonderen darstellerischen Akzente zu setzen vermögen (andererseits aber auch nicht negativ auffallen), darf Vincent D'Onofrio als eiskalter Frauenmörder mit dunkler Vergangenheit so richtig aufdrehen. Neben der visuellen Gestaltung ist seine Performance somit das klare Highlight des Films.

                                  "The Cell" lässt sich nicht uneingeschränkt jedem empfehlen, da Spannung und Dynamik zuweilen unter der ausführlichen Präsentation der Traumwelten leiden. Wer aber gerne einen Serienkillerstreifen der ganz anderen Art sehen möchte, darf getrost einen Blick riskieren.

                                  18
                                  • Die Novelle war okay, aber nicht das große Highlight. Lebendig gewordene Autos hat King ja schon oft thematisiert (Christine, Rhea M, Der Buick). Die Story bietet auch eigentlich nicht genug, um einen ganzen Film zu füllen. Naja...mal abwarten.

                                    9
                                    • Wie geht man am besten an diese Frage ran? Wenn es um Songs geht, die man sofort mit einem bestimmten Film verbindet, müssten hier eher "My Heart will go on" oder "I've had the time of my life" stehen. Aber manchmal gibt's eben auch alte Hits, die in einem neuen Film besonders gut eingesetzt werden. Die Liste würde wohl Morgen schon wieder ganz anders aussehen...

                                      "Heroes" David Bowie (The Perks of Being a Wallflower)
                                      "La mer" Charles Trénet (Mr. Bean macht Ferien)
                                      "For what it's worth" Buffalo Springfield (Lord of War)
                                      "Lose Yourself" Eminem (8 Mile)
                                      "Bang Bang" Nancy Sinatra (Kill Bill)
                                      "The Letter" The Box Tops (Sonnenallee)
                                      "Gran Torino" Jamie Cullum (Gran Torino)
                                      "The Times they are a-changin'" Bob Dylan (Watchmen)
                                      "Mad World" Gary Jules (Donnie Darko)
                                      "How deep is your love" Bee Gees (Adams Äpfel)

                                      14
                                      • 6 .5
                                        über Stoker

                                        Mit "Stoker" gab Regisseur Chan-wook Park sein US-Debüt, knüpfte aber gleichzeitig auch an den Stil seiner "heimischen" Filme an. Die interessante Mischung aus unkonventionellem Familiendrama und groteskem Psychothriller besticht durch eine elegante Inszenierung sowie ein stark aufgelegtes Hauptdarsteller-Trio.

                                        Als ihr innig geliebter Vater ausgerechnet an ihrem 18. Geburtstag zu Tode kommt, gerät die Welt der jungen Eigenbrötlerin India (Mia Wasikowska) endgültig aus den Fugen. Da beobachtet sie abseits der Trauergäste auf der Beerdigung einen mysteriösen Mann, der sich schließlich als ihr lange Zeit verreister Onkel Charlie (Matthew Goode) vorstellt. Kurzerhand zieht Charlie bei India und ihrer sich dem Alkohol hingebenden Mutter Evelyn (Nicole Kidman) ein, um ihnen dem Anschein nach in dieser schwierigen Situation beizustehen. Alsbald keimt in India jedoch der Verdacht auf, dass Onkel Charlie ein dunkles Geheimnis verbirgt...

                                        "Stoker" bezieht einen Großteil seiner Spannung aus der Ungewissheit über die rätselhaften Vorgänge, die auf dem vornehmen Familiensitz der Familie Stoker passieren. Kleine Details wie die vielen Schuhkartons, die India auf ihrem Bett ausbreitet, die Spinne, die sie an ihrem Bein entlang krabbeln lässt oder der düstere Keller, in den sie geschickt wird, deuten bereits auf etwas Schreckliches hin. Konkret sind diese Vorahnungen aber lange Zeit über nicht. Das Drehbuch aus der Feder des "Prison Break" Stars Wentworth Miller lässt uns eine ganze Weile im Dunkeln tappen, wenngleich sich zumindest ungefähr erahnen lässt, wohin die Reise gehen wird. Wer also mit derlei Rätselraten nichts anfangen kann, dürfte schon frühzeitig abgeschreckt werden.

                                        Chan-wook Park baut immer wieder auf kreative Schnitte sowie eine ausdrucksstarke Bildsprache und streut ein ums andere Mal kleine Huldigungen an Alfred Hitchcock ein, in dessen Tradition sich "Stoker" eindeutig sieht. Auf diese Weise kann er auch kleinere Spannungseinbrüche übertünchen, ohne dass diese zu stark ins Gewicht fallen würden. Der Story allerdings fehlt es ein wenig an der letzten Raffinesse, auch wenn es bis zum Schluss dauert, ehe alle Puzzleteile beisammen sind. Der ganz große Knalleffekt bleibt bei "Stoker" jedoch leider aus, überraschend in ihrer Intensität sind da schon eher die drastischen Gewaltausbrüche. Dank Parks markantem Stil und den drei hervorragend agierenden Protagonisten bleibt man aber dennoch gerne bis zum Ende dabei.

                                        20
                                        • 6 .5

                                          "The Rock" unter der Regie Michael Bays ist brachiales Krawall Kino, das keinen gesteigerten Wert auf eine intelligente Geschichte legt, dafür aber mit jeder Menge Action, einem ordentlichen Härtegrad und einigen launigen Sprüchen zu überzeugen vermag. Nicolas Cage als hyperaktive Laborratte und Sean Connery als mit allen Wassern gewaschener Ex-Agent ergeben ein stimmiges Buddy Duo, welches die von Terroristen besetzte Gefängnisinsel Alcatraz infiltrieren muss, um einen Giftgasanschlag zu verhindern.

                                          Unvorhersehbare Wendungen oder geistreiche Dialoge darf man bei "The Rock" nicht erwarten. Stattdessen setzt Bay wie üblich voll auf die Action Karte, bietet Verfolgungsjagden, Schießereien und Explosionen non Stop. Die Motivation der einzelnen Figuren bleibt zwar ein wenig schwammig und insbesondere die Hintergrundgeschichte des Vietnamveterans Hummel (Ed Harris) hätte zweifellos Potenzial für mehr geboten, doch weiß Bay diese Ungereimtheiten geschickt zu kaschieren, indem er Cage und Connery von einer Gefahr in die nächste schlittern lässt. Einzig das zwangsläufige Gerede über Patriotismus und vereinzelte Szenen mit den Strippenziehern im und um das Weiße Haus bremsen den Handlungsfluss ein wenig.

                                          Während besonders Connery und Harris darstellerische Akzente setzen können, fällt Cage dagegen zwar etwas ab, schafft aber immer noch rechtzeitig die Kurve, bevor seine überdrehte Performance zu nerven beginnt. Zudem nennt "The Rock" ein gut ausgewähltes Ensemble an Nebendarstellern rund um David Morse, Michael Biehn und Tony Todd sein Eigen.

                                          Wer nicht allzu sehr nach der Plausibilität des Geschehens fragt und nicht auf große Überraschungen hofft, kann mit Michael Bays 90er Jahre Actioner somit auf jeden Fall seinen Spaß haben.

                                          14
                                          • 6

                                            Daniel Craigs zweite 007 Mission fühlt sich wie ein Anhängsel des starken Vorgängers an. Ganz so, als seien noch ein paar Drehbuchseiten aus "Casino Royale" übrig gewesen, die ein wenig ausgebaut wurden. "Ein Quantum Trost" ist geradlinig, unterhaltsam und kurzweilig. Rauscht aber andererseits auch mit Karacho am Zuschauer vorbei, ohne einen prägenden Eindruck zu hinterlassen.

                                            Craig gibt den Agenten im Dienste Ihrer Majestät als knallharten Racheengel, der sich mit Urgewalt durch die Reihen seiner Feinde schießt und prügelt und dabei selten nur eine Miene verzieht. Für coole Sprüche oder Flirts mit den Bond Girls nimmt er sich kaum Zeit. Dementsprechend hat Gemma Arterton kaum mehr als einen Cameo Auftritt, während Olga Kurylenko vornehmlich als gleichberechtigte Kämpferin agiert. "Ein Quantum Trost" bietet stattdessen atemlose Action, Verfolgungsjagden zu Land, zu Wasser sowie in der Luft aufgelockert durch einige wenige zynische Oneliner.

                                            Regisseur Marc Forster lässt keine Längen aufkommen, schafft aber auch nichts Erinnerungswürdiges. Die zahlreichen Schauplätze rund um den Globus (u.a. London, Bregenz, Italien, Haiti und Russland) werden kaum einmal herausgestellt oder gar sinnvoll mit der Handlung verwoben. Auf dem Papier klingen Kampfeinlagen während einer Tosca Aufführung auf der Seebühne oder ein explosiver Showdown in einem Wüstenhotel deutlich spektakulärer, als sie es dann hier in der Umsetzung tatsächlich sind. Forsters Inszenierung bewegt sich vielmehr durchweg auf einem soliden Niveau, geht nie weit darüber hinaus. Gleiches gilt ebenso für Mathieu Almaric als Bösewicht oder die Durchschnitts-Story rund um geheime Ressourcen-Deals in der Wüste.

                                            Wäre "Ein Quantum Trost" nicht Teil der berühmten Agenten Reihe, wer weiß, ob der Film nicht inzwischen vollkommen in Vergessenheit geraten wäre. Für rund 100 Minuten Action-Kurzweil kann man allerdings auch deutlich schlechtere Entscheidungen treffen.

                                            14
                                            • 6 .5

                                              Auf flüchtigen Bahnen kreisen wir durch Raum und Zeit, verbunden durch zarte Bande mit all jenen, denen wir im Lauf unseres Lebens begegnen. Uns klammernd an einzelne Momente, die wie Blätter im Wind verwehen. Dazu verdammt, Namen mit Identität füllen zu wollen, die sich mit feinen Krallen in unserem Gedächtnis verankert haben.

                                              Ja, "Your Name" unter der Regie Makoto Shinkais ist ein Anime von poetischer Kraft, der mit wunderschönen Bildern und ausdrucksstarker Musik zu verzaubern vermag. Ein Film, der unzählige Deutungsansätze birgt, vom Kampf zwischen Tradition und Moderne und der Verwicklung von Zufall und Schicksal bis hin zur umtriebigen Suche nach einem Seelenverwandten in dieser Welt. Das volle Potenzial dieser vielen angerissenen Fragen kann er allerdings nicht ausschöpfen, kratzt Shinkais Film doch zu sehr an der hübsch anzusehenden Oberfläche und pfeift gar auf eine innere Logik.

                                              Im ersten Akt ist sein Anime nichts weiter als eine solide Körpertauschkomödie, in der die Schülerin Mitsuha alle paar Tage im Körper des etwa gleichaltrigen Taki erwacht - und dieser wiederum in ihrem. Daraus ergibt sich das übliche Abarbeiten von Klischees, wie man es bereits aus zahlreichen Hollywood Komödien kennt. Wenn dann etwa Taki zum fünften Mal den Busen seines Tauschkörpers befühlt, ist das ebenso einfallslos wie schlicht nicht mehr witzig. In dieser Phase wirkt "Your Name" wie ein lauer Spielfilmableger von Serien wie Ranma 1/2 mit einer guten Portion Zuckerguss.

                                              Erst durch einen unerwarteten Twist nimmt das Geschehen wieder Fahrt auf, fokussiert sich der Film auch wieder vermehrt auf seine beiden Protagonisten, während zuvor noch nichtssagende Nebenhandlungen um Mitsuhas Freunde und Takis Schwärmerei für seine Chefin dominierten. Von nun an wagt sich "Your Name" in neue Dimensionen vor, gewinnt an Komplexität. Dass sich die beiden Hauptfiguren dabei ineinander verlieben, dürfte indes wohl Niemanden überraschen. Die Nachvollziehbarkeit dieser Liebe wird jedoch leider dem Überraschungseffekt geopfert. Warum Mitsuha und Taki plötzlich Gefühle füreinander entwickeln, bleibt bis zum Schluss unverständlich. Zumal Taki kurz zuvor noch auf ein Date mit seiner Chefin aus war.

                                              Auch leistet "Your Name" nicht genügend Vorarbeit, um die beiden zentralen Charaktere näher zu beleuchten und somit eine tiefergehende emotionale Verbindung zum Zuschauer herzustellen. Mitsuha ist das Mädchen vom Land, das sich nach einem Leben in der Großstadt Tokio sehnt. Taki ist der Junge aus der Stadt, der sich selbst jede Menge Arbeit aufhalst. Viel mehr erfahren wir nicht über ihr beider Innenleben.

                                              So ist "Your Name" letztlich vor allem ein visueller Genuss, der inhaltlich an den großen Fragen des Lebens rührt, jedoch zu viel Zeit mit Kitsch und Albernheiten verschwendet, um eine tiefere Ebene zu erreichen.

                                              18
                                              • 8

                                                Ins Kino gehen und dennoch an der frischen Luft sein - dieser Tage ist das möglich, der herzerwärmenden Verfilmung der Hape Kerkeling Biographie sei dank. Regisseurin Caroline Link (oscarnominiert für "Jenseits der Stille", Preisträgerin für "Nirgendwo in Afrika") schuf eine bewegende Tragikkomödie im 70er Jahre Ruhrpott Setting, in der vor allem der junge Hauptdarsteller wie einer der ganz Großen aufspielt.

                                                Der kleine Hans Peter (Julius Weckauf) zieht mit seiner Familie vom Land zu den Großeltern in das vorstädtische Recklinghausen. Während der aufgeweckte Junge sich allmählich in der neuen Umgebung eingewöhnt, verändert sich die Situation in seiner Familie auf dramatische Weise. Mit seinen kleinen und großen Späßen versucht Hape eine wertvolle Stütze sein, während um ihn herum alles einzustürzen droht...

                                                "Der Junge muss an die frische Luft" verfügt im Grunde nur über recht wenig Handlung. Vielmehr ist Link an einer ebenso humorvollen wie stimmigen Milieustudie des Ruhrgebiets und seiner Bewohner gelegen. So geht ihr Film auch nicht permanent mit dem Siegel des Kerkeling Biopics hausieren, sondern zeigt vielmehr großes Interesse an den vielen eigenwilligen Figuren und ihren Besonderheiten. Insbesondere die Darbietung des jungen Julius Weckauf ist dabei zum Brüllen komisch. Anzusehen wie er seine Mitmenschen parodiert und ihre Marotten perfekt widerspiegelt, ist allein schon das Eintrittsgeld wert. Ebenso weiß der Newcomer aber auch in ernsten Situationen zu überzeugen, etwa wenn er seinem Onkel vor versammelter Verwandtschaft die Leviten liest, weil er am Ende des Tages dann eben doch nicht nur als Clown abgetan werden möchte.
                                                Bei aller Heiterkeit sind es ohnehin gleichsam die traurigen Momente, die "Der Junge muss an die frische Luft" aus der Masse deutscher Komödien hervorstechen lassen. Caroline Link meistert den schwierigen Balanceakt zwischen den Polen dabei jederzeit mit Bravour, versteht es gar, eine zuvor noch aberwitzige Szene später in einem melancholischen Kontext zu wiederholen - und beide Male die erwünschte Wirkung zu erzielen.

                                                Wer in den 70ern schon alt genug war, wird zudem zahlreiche Anspielungen auf Fernsehserien und Unterhaltungsshows jener Dekade entdecken. So erreicht der Film in seinen besten Momenten die Unbeschwertheit einer fröhlichen Schlagerparty bei Sahnetorte und Eierlikör. Ab und an blitzt gar eine Spur von Meta-Humor auf, wenn etwa Hape seine Oma für verrückt erklärt, weil diese ihm eine große Karriere vorhersagt oder der Erzähler-Hape beteuert, er habe schon immer gewusst, was er wollte, während man seinem jüngeren Ich dabei zusieht, wie er sich in einem Katalog männliche Unterwäschemodels anguckt. Die Krönung dieser Doppeldeutigkeiten stellt letztlich die tragische Verbindung der Geschichte mit dem Schicksal des Sängers Roy Black dar.

                                                Der gut ausgewählte Cast leistet derweil einen wertvollen Beitrag zum Gelingen des Films. Neben dem bereits erwähnten Hauptdarsteller seien hierbei exemplarisch die Leistungen von Luise Heyer als Mutter und Ursula Werner als liebenswerte Oma Bertha hervorgehoben. "Der Junge muss an die frische Luft" sticht zudem positiv aus dem Komödien-Einerlei heraus, indem hier dankbarer Weise auf aufgesetzt wirkende Gaststar-Cameos verzichtet wird.

                                                Obgleich die Mittelklasse der 70er hier ordentlich durch den Kakao gezogen wird, fällt der Ton des Hape Biopics zu keiner Zeit bösartig aus. Vielmehr ist "Der Junge muss an die frische Luft" eine ergreifende Geschichte über Familienzusammenhalt - selbst in den dunkelsten Stunden.

                                                P.S. Caroline Links nächster Film soll noch dieses Jahr erscheinen. Titel: "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl"

                                                15
                                                • 8 .5
                                                  Kenduskeag 01.02.2019, 14:55 Geändert 01.02.2019, 14:56

                                                  "Beenden wir es so, wie wir es angefangen haben: Zusammen!"

                                                  Der ultimative Kampf zwischen Gut und Böse steht an. Das große Finale der Saga um den blitznarbigen Zauberer ist gekommen. 7.2 ist ein furioses Actionspektakel mit nur wenigen Atempausen, in dem Harry sich seinem größten Feind zum alles entscheidenden Duell stellen muss.

                                                  Ein Horkrux befindet sich in der Zaubererbank Gringotts - also runter mit dem Vielsafttrank und nichts wie los! Amüsant wie Helena Bonham Carter als Hermine im Körper von Bellatrix agiert. Das ist hohe Schauspielkunst, jemand anderen im Körper dessen zu spielen, den man selbst spielt und dabei auch noch so zu tun, als ahme man denjenigen nach, den man normalerweise spielt. Klar soweit?

                                                  Nächste Station: Hogwarts! Na klar, die Schule darf zum Abschluss nicht fehlen. Wo sonst sollte der Showdown stattfinden? Die Familiengeschichte der Dumbledores wird reichlich überhastet abgehakt. Da scheint ja doch Manches im Argen zu liegen, wenn der eine Bruder im Schloß wohnt, während der Andere in der Kneipe Butterbier ausschenkt. Immerhin zum gleichen Barbier scheinen die Dumbledores gegangen zu sein. Triumphal indes die Rückkehr des goldenen Trios, tosend der Applaus der letzten Aufrechten.

                                                  Voldemort spielt die finalen Karten aus. 'Wie oft hab ich meine Seele noch gleich gespalten? Hach, wer soll bei so vielen Morden noch mitzählen?' Die Zahl der Todesopfer schraubt sich in diesem Teil gar in neue Höhen. Da muss oftmals ein flüchtiger Kameraschwenk reichen, um zu erkennen, wen es diesmal erwischt hat. Ein emotionales Zwischenspiel im Zauberstab-Feuerwerk gönnt sich der Film einzig bei Prof. Snape. So viel Zeit muss sein, um diesem Rätselhaftesten aller Potter Charaktere in einer Denkarium Szene die Ehre zu erweisen ("Nach all den Jahren?" "Immer!").

                                                  Rowling rührt so deutlich wie nie zuvor an christlichen Motiven. Da ist der Opfertod, die Bereitschaft für eine gute Sache zu sterben. Der Glaube an ein Jenseits mit dem weisen Dumbledore als (klischeehafte) Vorstellung von Gott. Und zuletzt auch die Auferstehung, die glorreiche Rückkehr des Heilsbringers.

                                                  Wie war das noch? Keiner kann leben, während der Andere überlebt. Harry nimmt die Herausforderung an, stürzt sich mit Tom in die Tiefe. Ihre Gesichter verschwimmen zu einem, ja es ist auch etwas Böses in dem jungen Gryffindor und etwas Gutes in dem Mann mit dem falschen Lachen, scheint uns der Regisseur sagen zu wollen. Doch es endet, wie es enden muss.

                                                  David Yates inszeniert einen würdigen Abschluss der Saga, die Rekorde brach und Fans in aller Welt elektrisierte. So steht am Ende eine ungemein fantasievolle Filmreihe, die die Ideale ihrer Vorlage trotz aller Einschränkungen und Widrigkeiten auf wunderbare Weise auf die Leinwand zu transportieren vermag. Ein magisches Erlebnis.

                                                  21
                                                  • 9

                                                    'Raus aus dem Schloß und hinaus in die weite Welt' lautet das Motto von Potter 7.1. Der Schauplatzwechsel kommt gerade rechtzeitig und bringt eine neue Dynamik in die Abenteuer des inzwischen jungen Mannes, der einst als 11 Jähriger aus allen Wolken fiel, als von Eulenschwärmen ausgetragene Briefe das Wohnzimmer seiner Verwandten fluteten.

                                                    Der erste Part der "Heiligtümer" entfaltet sich zum poetisch-melancholischen Roadmovie, das sich einerseits auf alte Stärken der Reihe besinnt, zugleich aber auch neue Wege einschlägt. Während dieser Teil für den Gelegenheitsgucker womöglich der Uninteressanteste sein dürfte, erfreut sich der Fan an zahlreichen emotionalen Momenten. Es war eine lange Reise bis hierhin und wer sie ganz mitgegangen ist, wird zufrieden feststellen, dass die Zweiteilung des großen Finales zur Folge hat, dass das Hetzen durch die Handlung bei halbem Informationsfluss der Vergangenheit angehört. Harry Potter 7.1 lässt sich Zeit und wer die Charaktere über die sechs Vorgänger hinweg ins Herz geschlossen hat, wird sich diese Zeit gerne nehmen.

                                                    Zudem scheint Regisseur David Yates die Kinderkrankheiten der Teile 5 und 6 überwunden und seinen eigenen Stil gefunden zu haben. In 7.1 präsentiert er uns epische Landschaftspanoramen, einen gruseligen Zwischenstopp in Godrics Hollow und eine spannende Infiltrierung des Zaubereiministeriums in bester Art des Spionagefilms. Wenn unser geliebtes Trio durch die menschenleere Einöde zieht, während aus dem Radio die Namen der Ermordeten erklingen, kommt außerdem gar ein gewisses Dystopie-Feeling auf.

                                                    Überhaupt erweist sich als größter Trumpf des Films, dass nunmehr wieder Harry, Ron und Hermine im Mittelpunkt stehen und unnötige Nebenhandlungen um ihre Loveinterests fallengelassen werden. Dadurch gewinnen ihre Diskussionen deutlich an Gewicht und fühlen sich auch nicht mehr wie mit angezogener Handbremse ausgetragen an. 7.1 bricht so in mehrfacher Hinsicht mit alten Mustern und bringt dadurch trotz einer betont langsamen Erzählweise neuen Schwung in die Reihe.

                                                    Zwar werden die Fantasyelemente spürbar zurückgefahren, doch punktet Yates Film dennoch mit Kreativität. So etwa, wenn in einer visuell eindrucksvollen Sequenz das Märchen der drei Brüder erzählt wird. Weniger gelungen ist dagegen die Einführung des Zweiwegespiegels, sodass sich der Buchunkundige fragen dürfte, weshalb Harry dauernd hilfesuchend auf eine Glasscherbe starrt.

                                                    Nicht zuletzt sind es aber auch die vielen kleinen und großen Abschiede, die die letzte Etappe vor dem endgültigen Schlusspunkt der Reihe ausmachen. Diese beginnen schon mit Hermine, die sich selbst aus dem Gedächtnis ihrer Eltern löscht. Wie schön ist es dann doch zu sehen, wenn solch ein Ende in den Armen eines Freundes geschieht.

                                                    17