Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 5 .5

    "American Werewolf" unter der Regie von John Landis ist eine Mischung aus Horrorfilm und Komödie, die mit ausgezeichneten Effekten und einem tollen Soundtrack (u.a. 'Bad Moon Rising') aufwartet, ansonsten jedoch nur wenig zu bieten hat.

    Nach einem stimmungsvollen Auftakt im Moor verliert sich Landis' Film in grenzwertigem Klamauk und der halbgaren Lovestory zwischen Protagonist David (David Naughton) und der Krankenschwester Alex (Jenny Agutter). Zwischen den Werwolf-Szenen vergehen endlos zähe Minuten, in denen David mit den Toten spricht, von quiekenden Nazimonstern träumt oder schlechte Witze reißt. Die Handlung kommt dabei über weite Strecken kaum voran und enthält so manche Ungereimtheit, wenn etwa die Kneipenbesucher David und seinen Freund scheinbar grundlos in den sicheren Tod schicken. So macht sich zwischen den wenigen Highlights - wie der immer noch grandios anzusehenden Verwandlungsszene - spürbar Langeweile breit.

    Hinzu kommt, dass die handelnden Figuren allesamt entweder uninteressant oder unsympathisch sind. David etwa hat keine Skrupel, seinen Freund dem Tod zu überlassen, um die eigene Haut zu retten, während Alex kaum mehr tun darf, als ihren Helden anzuschmachten. Der Charakter des behandelnden Arztes Dr. Hirsch (John Woodvine) erweist sich indes als vollkommen überflüssig, trägt seine Recherchearbeit doch letztlich nichts zur Geschichte bei.

    Vorhersehbar, langatmig und voller Albernheiten - lieber nur die Musik zum Film kaufen.

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    • 6 .5

      "Armour of God 2" ist aberwitziges Stuntkino von und mit Martial Arts Ikone Jackie Chan. Darin begibt sich der Trophäenjäger im Stile von "Indiana Jones" auf die Suche nach einem in der Sahara verschollenen Nazischatz. Unglücklicherweise sind jedoch noch Andere auf das Gold aufmerksam geworden...

      Der Abenteuerplot dient hier vornehmlich als Aufhänger, um Jackies Akrobatikkünste perfekt choreografiert in Szene zu setzen. So flieht der Held in einem Riesenball vor seinen Verfolgern, rast per Motorrad durch Barcelona oder liefert sich einen spektakulären Endkampf im Windkanal. Seine drei Begleiterinnen mögen mit ihrem permanenten Gekreische zwar ein wenig auf die Nerven fallen, doch trübt das den starken Gesamteindruck nur marginal. Stillstand ist in "Armour of God 2" ein absolutes Fremdwort und auch der augenzwinkernde Humor kommt hier nie zu kurz.

      Rasant, temporeich, spaßig - manchmal braucht es gar nicht mehr für gelungene Unterhaltung.

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      • Ich verdoppel mal wieder😊

        Lisbeth Salander
        Ofélia (Pans Labyrinth)
        Shosanna (Inglourious Basterds)
        Pippi Langstrumpf
        Hermine Granger
        Sarah Connor (Terminator)
        Dolores Claiborne (Dolores)
        Eowyn
        Clarice Starling
        Die Braut (Kill Bill)

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        • 6
          Kenduskeag 02.05.2019, 10:45 Geändert 02.05.2019, 10:55

          Eigentlich möchte Angela (Rachel Nichols) nach einem langen Arbeitstag nur noch zur Weihnachtsfeier mit ihrer Familie. Dann aber springt ihr Auto nicht an und sie ist plötzlich allein in einem großen Parkhaus - mit einem psychopathischen Wachmann (Wes Bentley) auf ihren Fersen.

          "P2" ist unterhaltsame Genrekost nach altbewährtem Rezept. Das Parkhaus als Schauplatz ist dabei eine ausgezeichnete Wahl, entfaltet sich doch sogleich ein starkes Gefühl der Beklemmung, sobald Angela in die menschenleere Finsternis eintritt. Versehen mit wenigen, dafür aber sehr derben Gewaltspitzen, entwickelt sich so alsbald eine fesselnde Hetzjagd. Wes Bentley gibt den Killer als gestörten Einzelgänger, der Weihnachten alleine mit seinem Hund feiern muss, während Rachel Nichols als wehrhaftes Opfer vollen Körpereinsatz zeigen darf. Erst im letzten Drittel geht "P2" dann ein wenig die Luft aus, wenn Bentley schonmal zu einer eigenwilligen Elvis Imitation ansetzt, statt die Jagd zielstrebig fortzusetzen.

          Nicht sonderlich innovativ oder überraschend, aber dafür ein weitgehend spannendes Katz-und-Maus-Spiel.

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          • 9

            Zu einer Zeit, da Queen Victoria über England regierte, die Industrialisierung in vollem Gange war und Jack The Ripper in den Londoner Gassen sein Unwesen trieb, lebte ein Mann, der aufgrund seiner furchtbaren Deformationen nur als der Elefantenmensch bekannt war. Sein Name war Joseph "John" Merrick - und es ist eine außerordentliche Freude, seine Bekanntschaft zu machen.

            David Lynchs Meisterwerk beginnt mit Bildern wie aus einem grässlichen Fiebertraum. Wir erleben laut trompetende Elefanten, die über eine wehrlose Frau herfallen. Es erweckt ganz den Anschein, als ob die von Raserei gepackten Tiere sie vergewaltigen. In welchem Kopf müssen diese grauenhaften Träume wohnen?

            Anschließend folgen wir den Schritten des Chirurgen Frederick Treves, der über das feucht glänzende Kopfsteinpflaster durch die vom Maschinendampf umhüllten Straßen der Stadt läuft. Auf einem Jahrmarkt zwischen Gauklern, Kleinwüchsigen und seltsamen Obskuritäten entdeckt er den Menschen, der in aller anderen Augen ein Ungeheuer ist und empfindet Mitleid für ihn.

            "Der Elefantenmensch" ist nicht nur ein Biopic über den historischen Joseph Merrick, sondern vor allem ein bewegendes Plädoyer für Toleranz und Menschlichkeit. In ungemein intensiven Schwarz Weiß Bildern erzählt er von einem Außenseiter, der zeitlebens um den Respekt seiner Mitmenschen kämpfte. Der sonst eher durch seine surrealen Werke bekannte Lynch gibt sich hier überraschend eindeutig in seiner Botschaft und versteht es zudem, das 19. Jahrhundert authentisch wieder aufleben zu lassen. Als äußerst markant stechen darüber hinaus die ganz unterschiedliche Arten der Szenenwechsel hervor, die vom fließenden Übergang bis zum harten Cut reichen und "Der Elefantenmensch" so bisweilen wie ein düsteres Alptraummärchen erscheinen lassen.

            Neben seiner unerhört fesselnden Atmosphäre und den vielschichtigen Charakteren besticht Lynchs Film außerdem durch ausgezeichnete Darsteller. John Hurts Leistung ist allein schon deshalb zu würdigen, weil sein Gesicht fast gänzlich unter der großartigen Maske verschwindet, jede seiner vergossenen Tränen jedoch auch eine im Auge des Zuschauers hinterlässt. An seiner Seite agiert ein ebenso hervorragender Anthony Hopkins, der als Arzt mit sich selbst ringt, weil er Merrick den Schaulustigen auf dem Jahrmarkt entrissen hat, nur um erleben zu müssen, wie dieser zur Kuriosität der High Society wird. Unter den Nebendarstellern weiß derweil besonders Anne Bancroft in ihrer Rolle als Theaterleiterin zu berühren.

            Ein packendes Drama über den Wert menschlichen Lebens und zugleich ein Horrorfilm, in dem die wahren Monster nicht an ihrem Aussehen zu erkennen sind.

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            • 8

              Die Schlagzahl von Clint Eastwoods Wirkungstreffern in den 00er Jahren ist geradezu unfassbar hoch. In dieser Zeit sandte der Altmeister eine ganze Reihe ausgezeichneter Werke in den Ring, zu denen auch das berührende Boxerdrama "Million Dollar Baby" gehört. Die Geschichte über einen alternden Trainer, der eine ehrgeizige junge Frau unter seine Fittiche nimmt, erweist sich dabei als äußerst harter Schlag in die Magengrube und lässt sein Publikum angezählt zurück.

              Eastwoods Film erweckt zunächst den Eindruck einer typischen 'American Dream' Erzählung, in der sich die mittellose Kellnerin Maggie (Hilary Swank) zum gefeierten Boxchampion mausert. Allzu vorhersehbar gestaltet sich anfangs ihr Aufstieg, bei dem Frankie (Clint Eastwood) sie als Mentor und Vaterersatz begleitet. Ab der Mitte des Films jedoch schlägt "Million Dollar Baby" dann eine gänzlich andere Richtung ein und entfaltet dadurch eine vollkommen neue Sogkraft.

              Auf excellente Weise versteht es Eastwood, seine Figuren durchweg in den Mittelpunkt zu stellen, statt sie nur als Triebfeder für die Handlung zu gebrauchen. Glaubwürdig vermag er so den Mikrokosmos Boxstudio mit all seinen großen und kleinen Kämpfen zu porträtieren. Die Inszenierung gefällt dabei besonders durch ihre Bodenständigkeit, das feine Gespür für die kleinen Gesten. "Million Dollar Baby" ergeht sich nie in Pathos, sondern bleibt stets angenehm subtil, wenngleich hier und da auch mal Klischees bedient werden (Gespräche mit dem Priester, deutsche Ex-Nutte als Feindbild). Trotz zahlreicher erschütternder Momente ist zudem sogar noch genug Raum für eine gute Portion lakonischen Humors. Bei aller Dramatik gibt es hier tatsächlich fast genauso viel zu lachen wie etwa in "Gran Torino" - ohne jemals in bloße Effekthascherei auszuarten.

              Getragen von einem wunderbaren Cast, dem neben dem perfekt harmonierenden Duo Swank/Eastwood auch noch ein gewohnt stark agierender Morgan Freeman angehört, stellt "Million Dollar Baby" somit emotional aufwühlende Unterhaltung über 12 Runden dar.

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              • 6 .5
                Kenduskeag 28.04.2019, 13:24 Geändert 28.04.2019, 13:37
                über Platoon

                Mit "Platoon" verarbeitete Regisseur Oliver Stone auf schonungslose Weise das Trauma des Vietnamkriegs. In bisweilen dokumentarisch anmutenden Bildern veranschaulicht sein Film die ebenso sinnlosen wie furchtbaren Gräueltaten.

                "Platoon" wirkt vor allem wie von Amerikanern für Amerikaner gemacht. Während die vietnamesische Seite hier nur am Rande eine Rolle spielt, befasst sich Stones Kriegsdrama in aller Ausführlichkeit mit dem Stimmungsbild der amerikanischen Soldaten. Da gibt es jene wie den anfänglich naiven Studenten Chris (Charlie Sheen), der sich angesichts völlig falscher Erwartungen freiwillig zum Dienst an der Waffe gemeldet hat. Ebenso jene wie den sichtlich gezeichneten Sergeant Barnes (Tom Berenger), der seinen moralischen Kompass längst verloren hat und auch vor Mord an Zivilisten nicht Halt macht. Dem wiederum gegenüber steht die humanere Position eines Sergeant Elias (Willem Dafoe), der Raubzüge und Vergewaltigungen nicht duldet. Viel mehr als von der eigentlichen Handlung lebt "Platoon" somit von der Interaktion seiner Figuren. Dadurch, dass Stone jedoch zu jedem Soldaten (verkörpert von u.a. Forest Whitaker, Tony Todd und Johnny Depp) eine eigene Geschichte erzählen möchte, kommt sein Film in dieser Hinsicht aber auch etwas überladen daher.

                Chris taugt dabei noch am ehesten als Identifikationsfigur für den Zuschauer. Seine philosophisch angehauchten Briefe an seine Oma, die er als Kommentar aus dem Off vorträgt, wollen allerdings nicht immer so recht zu seinem gezeigten Verhalten passen, sodass sein Charakter eher schwammig bleibt. Deutlich gelungener ist da schon das erbitterte Duell, welches sich Barnes und Elias liefern.

                "Platoon" funktioniert somit trotz einiger Schwächen vor allem als Studie über den von Furcht, Verzweiflung und Resignation geprägten Alltag der amerikanischen Soldaten. Einen umfassenderen Blick auf den Krieg gewährt Stones Film allerdings nicht, dazu sind die Vietnamesen hier zu sehr als Nebelgeister dargestellt, die plötzlich aus dem Dschungel auftauchen.

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                • 7

                  In "Prometheus" begibt sich ein Forschungsteam unter der Leitung der Wissenschaftler Shaw (Noomi Rapace) und Holloway (Logan Marshall-Green) im Auftrag des Weyland Konzerns auf die Suche nach der Wiege der Menschheit. In Anlehnung an die griechische Sage vom Titanen, der den Göttern das Feuer stahl und es den Menschen brachte, knüpft Ridley Scott an seinen "Alien"-Mythos an, erfindet diesen aber auch ein Stück weit neu.

                  "Prometheus" enthält viel von dem, was ich persönlich am "Alien" Franchise am meisten schätze - die faszinierenden Designs des Künstlers H.R. Giger, der hier noch persönlich in die Produktion involviert war. Die beeindruckenden Sets allein sorgen bereits für eine ganz eigene, schaurig-fremdartige Atmosphäre. Inhaltlich bedient sich Scott derweil munter beim Original von 1979, fügt jedoch auch ein paar neue starke Ideen hinzu.

                  Noomi Rapace erweist sich indes als würdige Nachfolgerin von Sigourney Weaver, obschon sie im direkten Vergleich weicher und verletzlicher daherkommt. Logan Marshall-Green als ihr Partner steht aber dennoch deutlich im Schatten der toughen Forscherin. Mit der von Charlize Theron verkörperten Tochter des Konzerngründers hat "Prometheus" zudem noch einen weiteren interessanten Frauencharakter aufzubieten. Als größter Szenendieb entpuppt sich derweil jedoch Michael Fassbender, der als undurchsichtiger Android David eine ausgezeichnete Performance abliefert.

                  "Prometheus" erreicht nie die philosophischen Dimensionen eines "Blade Runner", funktioniert dafür aber als unterhaltsames und bisweilen gruseliges SciFi Kino mit grandiosen Schauwerten.

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                  • 5 .5

                    Für "Star Wars VIII" übernahm erstmals Regisseur Rian Johnson das Kommando über die Sternenkrieg-Saga. Abseits des Regiewechsels gibt es jedoch wenig Neues aus einer weit weit entfernten Galaxis zu berichten. Wie schon der direkte Vorgänger schwelgt auch "Die letzten Jedi" ausgiebig in Nostalgie und modifiziert altbekannte Handlungselemente nur geringfügig.

                    Einmal mehr trifft ein Schüler an einem abgelegenen Ort ein, um sich von einem alten Meister zum Jedi ausbilden zu lassen. Einmal mehr tobt in einem jungen Mann der Kampf zwischen heller und dunkler Seite. Und einmal mehr wird die Hälfte der üppigen Laufzeit mit dem Abfeuern von Laserkanonen gefüllt. Inhaltlich dreht sich "Star Wars" längst nur noch im Kreis, überträgt die Konflikte der alten Generation einfach auf die neue.

                    "Die letzten Jedi" ist somit bisweilen furchtbar zäh. Insbesondere Reys und Lukes Treiben auf Ahch-To erweist sich als echte Geduldsprobe. Von Reys eigentlicher Ausbildung bekommt man dabei nur wenig zu sehen, vielmehr brüten Luke und sie vor sich hin und halten bedeutungsschwangere Zwiegespräche. Auch der zweite Handlungsstrang, in dem sich Finn mit seiner neuen Freundin auf die Suche nach einem Codeknacker begibt, fällt eher mau aus und trägt kaum etwas zum Fortgang der Haupthandlung bei. Ein wenig interessanter sind da schon die Auseinandersetzungen zwischen Leia und Poe, die im Vergleich zum Vorgänger beide nun deutlich mehr Screentime haben. Die dazugehörigen Weltraumschlachten gestalten sich jedoch gewohnt vorhersehbar.

                    Ein weiteres Manko stellt zudem die schwammige Motivation der Figuren dar. Über Kylo Ren etwa wird wiederholt gesagt, dass in ihm Gut und Böse miteinander ringen. Sein Verhalten hinterlässt jedoch eher den Eindruck, als würde er wahllos und ohne triftigen Grund zwischen den beiden Seiten hin- und herwechseln. Ebenso nebulös bleibt auch, was genau zum Bruch zwischen Luke und ihm geführt haben soll.

                    In visueller Hinsicht ist Episode VIII indes kaum ein Vorwurf zu machen. So begeistern neben den Weltraumschlachten u.a. eine detailreiche Casinosequenz sowie ein fulminanter Kampf im roten Thronsaal, der an die Filme Tarsem Singhs erinnert. Während die altbekannten Darsteller an ihre Leistungen aus dem Vorgänger anknüpfen, fügen sich auch die neuen Gesichter problemlos in die Reihe ein. Etwas gewöhnungsbedürftiger fällt da schon der Humor aus, insbesondere Domhnall Gleesons Charakter bewegt sich nah an der Karikatur.

                    Die visuell vielleicht beste "Star Wars" Episode wärmt inhaltlich leider hauptsächlich kalten Kaffee auf und lässt den Mut zur Innovation weitgehend vermissen.

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                    • Samweiß der Beherzte
                      Roland Deschain
                      Harry Potter
                      Sherlock Holmes
                      Batman
                      Jack Bauer
                      Bill Denbrough
                      Tyrion Lannister
                      Atreyu
                      Marty McFly

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                      • 7

                        "Robin Hood" von 2010 präsentiert eine moderne Umsetzung des berühmten Stoffes, die frischen Wind in das recht angestaubte Thema bringt. Ridley Scott wählte einen härteren, realistischeren Ansatz als viele seiner Vorgänger und veränderte einige Figurenkonstellationen grundlegend.

                        Scotts Film besitzt nicht den epischen Charakter früherer Historienfilme des Regisseurs, sondern ist vielmehr eine schwungvolle Mischung aus Politdrama und Actionabenteuer. Der Brite unternimmt erst gar nicht den Versuch, einen zweiten "Gladiator" (2000) vorzulegen und liegt mit dieser Entscheidung goldrichtig. Dass ein Russell Crowe nicht völlig aus seiner Haut kann und demnach zwangsläufig Parallelen zu seiner Rolle als Maximus gezogen werden, liegt indes auf der Hand. Ob "Robin Hood" also gefällt oder nicht, hängt auch stark davon ab, wie gut man sich von anderen Umsetzungen des Stoffes sowie Scotts bisheriger Filmographie lösen kann. In der Lage grandiose Bilder heraufzubeschwören, ist er ohnehin jederzeit.

                        Die ausgedehnten Schlachten in "Robin Hood" sind brachial und blutig, in ihrem politischen Subtext jedoch manchmal schwer zu entschlüsseln. So erinnern etwa Szenen französischer Schiffe an der Küste an die Landung der Alliierten in der Normandie. Dazwischen wird zumeist paktiert und intrigiert, wobei auch der Titelheld nicht ganz unbeteiligt bleibt. Die Grauschattierungen stehen Robin dabei jedoch ausgezeichnet, lassen sie den sonst so strahlenden Helden doch wesentlich lebensechter erscheinen. Aus dem prominent besetzten Cast stechen derweil neben Crowe besonders Cate Blanchett als Lady Marion, Oscar Isaac als bösartiger König sowie Max von Sydow als greiser Sir Loxley hervor. Einzig William Hurt und Matthew MacFadyen wirken etwas verschenkt.

                        "Robin Hood" ist gleichsam derb, dreckig und temporeich. Bei Weitem kein Meisterwerk, aber eine gelungene Neuinterpretation.

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                        • 4

                          Winter 1940: Deutsche und englische Luftwaffe liefern sich erbitterte Gefechte über der endlosen Eislandschaft Norwegens. Nachdem sie ihre Maschinen gegenseitig vom Himmel geholt haben, finden zwei britische und drei deutsche Soldaten Zuflucht in einer verlassenen Jagdhütte...

                          Was wie ein hartes Survivaldrama anmutet, entpuppt sich im Fall von "Into the White" als zähes Kammerspiel, in welchem die rivalisierenden Parteien lernen müssen, auf engstem Raum miteinander auszukommen. Aufgrund zahlreicher flapsiger Sprüche und Nickligkeiten, die die fünf Männer untereinander austauschen, entsteht jedoch eher unfreiwillige Komik als echte Dramatik. Die Dialoge bleiben furchtbar platt und zielen überdeutlich auf die "Aus Feinden werden Freunde"-Botschaft ab. Werden zunächst noch Trennlinien gezogen, spielt man im späteren Verlauf gemeinsam 'Wahrheit oder Pflicht'.

                          Die Leistungen der Darsteller (u.a. Florian Lukas, Rupert Grint und David Kross) sind solide, doch mangelt es ihren Figuren schlicht und ergreifend an emotionaler Tiefe. Die Dynamik innerhalb der Gruppe wird nicht glaubhaft vermittelt, die Spannung fällt spätestens nach der Hälfte auf den Gefrierpunkt. Da können auch einige hübsche Landschaftsaufnahmen "Info the White" nicht mehr in den positiven Bereich heben.

                          Fazit: Gute Message, schwacher Film

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                          • 7

                            "The Fall" unter der Regie Tarsem Singhs ist ein visuell atemberaubendes Fantasyabenteuer, eine Art moderne Version von Tausendundeiner Nacht. Die Rahmenhandlung berichtet dabei von der berührenden Freundschaft eines verunglückten Stuntman (Lee Pace), der im Krankenhaus auf ein kleines Mädchen (Catinca Untaru) trifft, das sich den Arm gebrochen hat und der diesem nun fantastische Geschichten erzählt.

                            Ein Merkmal, das bei Singhs zweiter Regiearbeit sogleich hervorsticht, ist die auffällige Farbgebung. Während die Krankenhausszenen in eher düsteren Tönen gehalten sind, erstrahlen die Szenen der Abenteuergeschichte vornehmlich in sattem Rot, Blau und Gelb. In Kombination mit den monumentalen Schauplätzen entsteht so rasch eine märchenhafte Atmosphäre. "The Fall" ist damit ein Loblied auf das Geschichtenerzählen selbst, befasst sich zugleich aber auch mit Themen wie verlorenem Lebensmut und Depression. Geschickt greifen Rahmenhandlung und innere Erzählung dabei immer wieder ineinander und beeinflussen sich gegenseitig. Untermalt werden die traumhaften Bilder unterdessen zumeist von klassischer Musik, was Singhs Film in Kombination geradezu epochale Ausmaße verleiht.

                            Während die Rahmenhandlung sehr bewegt, ist die Abenteuergeschichte des Stuntman allerdings inhaltlich ohne große Raffinesse und handelt fast ausschließlich vom klassischen Kampf Gut gegen Böse. Wer sich also nicht ein Stück weit für die Bildgewalt begeistern kann oder keinen emotionalen Zugang findet, wird es schwer haben, das Interesse aufrecht zu halten. Erst recht, da "The Fall" sich erst gegen Ende actionreich gibt.

                            Auf alle Anderen hingegen wartet eine faszinierende Reise in das Reich der Fantasie.

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                            • Sehr coole Liste, Blubber!

                              Bei mir ist es "Falling Down". Klasse Film, damit bin ich sehr zufrieden.
                              In dem Zusammenhang ist auch der deutsche Zusatztitel witzig: "Ein ganz normaler Tag"😅

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                              • 7

                                Kathryn Bigelows "Gefährliche Brandung" bietet sowohl spektakuläre Surfszenen als auch eine gute Portion Heist. Die Geschichte um den jungen FBI Agenten Johnny Utah (Keanu Reeves), der in eine verbrecherische Gang um Surfer-Guru Bodhi (Patrick Swayze) eingeschleust wird, ist zwar recht holprig erzählt, macht besonders aufgrund der stark inszenierten Actionszenen aber dennoch Laune.

                                Die Umstände, die dazu führen, dass sich Johnny ausgerechnet den surfenden Bankräubern anschließt, wirken schon reichlich konstruiert und auch im weiteren Verlauf muss man in diesem Punkt ein Auge zudrücken. Der junge FBI Agent und sein Kollege Angelo (Gary Busey) wandeln nämlich stets zwischen einer sympathischen Naivität und absoluter Blödheit. Da wird auch schonmal auf Verdacht hin eine Gruppe Drogendealer über den Haufen geschossen, weil diese ein paar Mal böse geguckt haben. Auch weiß der Zuschauer von Beginn an, wer hinter den Banküberfällen steckt, während dies die beiden Ermittler lange Zeit vor ein großes Rätsel stellt.

                                Die wagemutigen Hobbies der Verbrecher (neben Surfen zählt auch Fallschirmspringen dazu) haben letztlich auch keine besondere Bedeutung für den Krimiplot. Hier wäre es wünschenswert gewesen, wenn eben jene Fähigkeiten entscheidenden Einfluss auf die Durchführung der Überfälle gehabt hätten. So aber könnte der Film genauso gut unter Skatern oder Footballern spielen. Wie Bigelow diese Momente dann allerdings in Szene setzt, ist grandios anzusehen und liefert auch einiges an Spannung.

                                Unter den Darstellern hinterlässt derweil Patrick Swayze als freiheitsliebender Wellenreiter den stärksten Eindruck, während Keanu Reeves und mehr noch Gary Busey und John C. McGinley stets am Rande der Karikatur wandeln. Andererseits sorgt dieses überdrehte Spiel aber auch immer wieder für einen gewissen Spaßfaktor. Lori Pettys Figur des Love Interest dient indes vornehmlich als Katalysator für die Handlung.

                                Das ist nicht die perfekte Welle, aber gefällt als schön anzusehendes Actionkino.

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                                • 6

                                  Bond aus dem Baukasten: Man nehme einen smarten Hauptdarsteller, einen durchgeknallten Bösewicht mit verrückten Plänen, einige scharfe Bondgirls sowie jede Menge lustiger Gadgets, rühre ein paar Mal kräftig um - und fertig ist ein weiterer Teil der langlebigen Agentenreihe. Auch "Tomorrow never dies" unter der Regie von Roger Spottiswoode (The 6th Day/ Bob, der Streuner) enthält alle diese Zutaten - nicht mehr und nicht weniger.

                                  Bond Abenteuer Nr. 18 startet mit einem durchaus interessanten Ansatz. Medienmogul Carver (Jonathan Pryce) provoziert Skandale, um die Auflage seiner Zeitung zu steigern. Dazu spielt er sogar England und China gegeneinander aus, einen Krieg der beiden Mächte in Kauf nehmend. Mit zunehmender Laufzeit verlaufen diese Storyansätze jedoch im Sande, während die Actionszenen in den Vordergrund treten. Diese immerhin sind stark inszeniert, zumal Brosnan mit Michelle Yeoh eine schlagkräftige Partnerin an seiner Seite hat.

                                  Was "Tomorrow never dies" im Vergleich zu anderen Teilen der Reihe etwas abgeht, sind die spektakulären Schauplätze. Stattdessen kurvt Bond einige Zeit durch ein Hamburger Parkhaus oder ballert sich durch die Besatzung eines Tarnschiffs. Dafür kann der Film stärker als noch der Vorgänger mit kreativen Gadget-Ideen und launigen Onelinern punkten.

                                  Die Darsteller spielen allesamt solide, ohne dabei zu glänzen. Brosnan überzeugt erneut als Charmeur, während man ihm die durchtrainierte Kampfmaschine nicht gänzlich abnimmt. Pryce ist als Schurke purer Durchschnitt, was jedoch vornehmlich an der schwachen Figurenzeichnung liegt. Teri Hatcher darf sich vom Titelhelden um den Finger wickeln lassen, während Götz Otto den tumben Haudrauf gibt. Andere wie Judi Dench haben derweil kaum mehr als einen Cameo Auftritt.

                                  Grundsolide, aber sicher kein Highlight unter den Bond Filmen.

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                                  • 8
                                    Kenduskeag 13.04.2019, 13:48 Geändert 13.04.2019, 13:50

                                    Basierend auf Jim Lovells Bestseller "Lost Moon" inszenierte Regisseur Ron Howard ein packendes Werk zwischen Weltraumthriller und menschlicher Tragödie. Mondmission "Apollo 13" machte 1970 seiner Unglückszahl alle Ehre und ließ 'Houston, wir haben ein Problem' zum geflügelten Wort werden.

                                    Geradlinig erzählt und mit einem hervorragenden Cast um Tom Hanks, Kathleen Quinlan und Ed Harris versehen, liefert Howards Film eine ungemein spannende Rekonstruktion der dramatischen Ereignisse, die auch visuell nach wie vor zu überzeugen weiß. Geschickt jongliert "Apollo 13" dabei mit mehreren fesselnden Handlungssträngen. So erleben wir abwechselnd das elektrisierende Kammerspiel im All, die verzweifelten Rettungsmaßnahmen auf der Erde sowie das tagelange Bangen der Angehörigen. Jedem der Beteiligten - selbst dem ausgebooteten Ken Mattingly (Gary Sinise) - wird dabei genug Profil zugestanden.

                                    Besonders deutlich stellt der Film zudem die Sensationsgier von Medien und Öffentlichkeit heraus. Stieß die Mission zunächst auf wenig Interesse und wurde gar als Routinevorgang betrachtet, so rückte sie erst durch die Notsituation der Astronauten in den allgemeinen Fokus. Einen gewissen Hang zum Pathos verzeiht man angesichts solch treffender Beobachtungen gern.

                                    Prädikat: Moderner Klassiker

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                                      Kenduskeag 12.04.2019, 11:19 Geändert 12.04.2019, 11:22

                                      Now, Andy did you hear about this one?
                                      Tell me, are you locked in the punch?
                                      Andy are you goofing on Elvis? Hey, baby?
                                      Hey, baby, are we losing touch?
                                      If you believed they put a man on the moon, man on the moon
                                      If you believe there's nothing up his sleeve, then nothing is cool

                                      Die Geschichte, die uns "Man on the Moon" unter der Regie von Miloš Forman (Einer flog über das Kuckucksnest, Larry Flint) auftischt, ist so verrückt, dass sie einfach wahr sein muss. Oder etwa doch nicht? Im Fall des eigenwilligen Entertainers Andy Kaufman ließ sich das wohl selten mit Gewissheit sagen...

                                      Wenn ein Film mit der Ankündigung beginnt, dass das Folgende im Grunde furchtbar schlecht sei und kurz darauf der Abspann läuft, erahnt man bereits, dass ein ungewöhnliches Seherlebnis bevorstehen könnte. Auf all Diejenigen, die anschließend dranbleiben, wartet ein tragisch-komisches Werk zwischen Biopic und Mediengroteske in welchem ein entfesselter Jim Carrey zur absoluten Höchstform aufläuft. Obwohl Forman die üblichen Stationen eines Biopics abklappert, ist "Man on the Moon" ebenso anarchisch wie sein schillernder Protagonist.

                                      Die ganz unterschiedlichen Reaktionen von Kaufmans Publikum auf dessen Darbietungen lassen sich bei Betrachtung des Films leicht nachempfinden. Was soll diese eigenartige Parodie auf Jimmy Carter? Wieso liest der Kerl stundenlang(!) aus 'Der große Gatsby' vor? Wieso treibt er Frauen und Südstaatler mit seinen Sprüchen bis zur Weißglut? Ist das Kunst - oder kann das weg?

                                      Deutlich stellt Formans Film heraus wie Kaufman sein Publikum immer wieder an der Nase herumführte, die Grenze zwischen Realität und Inszenierung verschwimmen ließ. So recht weiß man nie, ob man angesichts dieser vielen Absurditäten Lachen, Weinen oder sich vor den Kopf schlagen soll. Immer dann, wenn man glaubt, der Gipfel der bizarren Einfälle sei nun erreicht, setzt Kaufman gleich noch einen drauf. Den wahren Andy hinter den vielen Rollen kann man dabei oftmals nur erahnen, nur ganz allmählich schält sich das Profil eines sensiblen wie missverstandenen Mannes heraus.

                                      Hauptdarsteller Jim Carrey, der für diese Rolle den Golden Globe gewann, verschmilzt geradezu mit seinem großen Vorbild. Allein wegen seiner starken Performance lohnt sich bereits eine Sichtung. Danny DeVito, der mit dem echten Kaufman in einer Sitcom auftrat, spielt hier dessen Manager, der sich zunehmend um den Zustand seines Schützlings sorgt. Paul Giamatti verkörpert indes Kaufmans rechte Hand Bob Zmuda, während Courtney Love seine Ehefrau Lynn Margulies gibt. Andere - wie Wrestling Champion Jerry Lawler - spielen sich hingegen einfach selbst.

                                      Eine sehr abwechslungsreiche Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn. Ein unkonventionelles, aber würdiges Filmdenkmal.

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                                      • Natalie Portman - First Lady und schwarzer Schwan mit israelischen Wurzeln. Konnte schon als Kind einen Killer zu Tränen rühren. Darth Vader brach ihr Herz, der Donnergott ließ sie sitzen.

                                        Jodie Foster - Zweifache Oscar-Preisträgerin mit Jung-Schaf-Phobie und Kontakt ins All. Verliert auf Flügen schonmal ihre Tochter aus den Augen. Sperrt sie deshalb am liebsten in den Panikraum.

                                        Cate Blanchett - Die Australierin spielt Katherine Hepburn ebenso gut wie Bob Dylan. An ihrer Seite werden Männer jünger statt älter. Verschenkt gerne Haarlocken an kleine Bartträger.

                                        Naomi Watts - Wechselt schonmal die Identität innerhalb eines Films. Zähmt nebenbei Riesenaffen und böse Brunnenmädchen. Ihretwegen werden Geschichten auch mal zurückgespult.

                                        Helena Bonham Carter - Rote Königin und Teilzeithexe. Erforscht mit großer Leidenschaft Insekten. Bevorzugt im Bett gelbe Gummihandschuhe.

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                                          über Contact

                                          "Contact" startet mit einer beeindruckenden Anfangssequenz: Einem Flug durch das Universum unterlegt mit Liedern und Zitaten des 20. Jahrhunderts, welcher schließlich im Auge der Protagonistin sein Ende findet. Auf diese Weise zieht Robert Zemeckis philosophisch angehauchtes SciFi Drama den Betrachter vom ersten Moment an in seinen Bann.

                                          Zemeckis Werk ist keine Zerstörungsorgie im Stile von Emmerichs "Independence Day", sondern erzählt vielmehr von einer behutsamen intergalaktischen Kontaktaufnahme. Im Mittelpunkt steht dabei die Wissenschaftlerin Ellie Arroway (Jodie Foster), die nach jahrelanger Forschung ein Signal aus dem All empfängt. In der Folge erzählt "Contact" vornehmlich von Arroways Kampf um Anerkennung in der Männerdomäne Raumfahrt sowie dem stetigen Ringen zwischen Wissenschaft und Religion. Diesen geistigen Ansatz verfolgt Zemeckis dann auch konsequent bis zum großen Finale.

                                          In eingestreuten Rückblenden wird immer wieder Arroways Kindheit beleuchtet, in der die Ursache für ihr recht eigenwilliges Verhalten als Erwachsene zu finden ist. Deutlich stellt der Film dabei den starken Kontrast im Leben der Wissenschaftlerin heraus: Während sie einerseits mit aller Macht den Kontakt zu außerirdischen Lebensformen sucht, leidet sie im Umgang mit anderen Menschen unter Bindungsängsten.

                                          Ein weiteres Merkmal von "Contact" sind darüberhinaus die bereits in "Forrest Gump" verwendeten Collagetechniken, mit denen Zemeckis die Filmhandlung mit realen Nachrichtenaufnahmen verbindet - also auch hier wieder einen 'Contact' herstellt. Ein durchaus visionärer Ansatz, der die Vernetzung vorweg nimmt, die inzwischen durch das Internet zum Alltag geworden ist.

                                          Auch ohne Actionspektakel hält "Contact" dank seiner gelungenen Plot-Ideen somit die Spannung aufrecht. Da die Effekte ohnehin selten im Vordergrund stehen, stört es auch nicht sonderlich, dass diese nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit sind. Und selbst die übliche Portion Hollywood Kitsch schmälert den Gesamteindruck allenfalls geringfügig, was auch dem starken Cast zu verdanken ist, dem neben Foster u.a. auch noch Matthew McConaughey, Tom Skerritt und John Hurt angehören.

                                          Ein erfolgreicher Erstkontakt, der zum Nachdenken anregt. Gleichermaßen unterhaltsames wie cleveres SciFi Kino.

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                                            Die klassische Geschichte aus der Feder von Alexandre Dumas dient regelmäßig als Grundlage verschiedener Verfilmungen. Diese Version unter der Regie Kevin Reynolds' (Robin Hood - König der Diebe, 187 - Eine tödliche Zahl) überzeugt als kurzweilige Mischung aus Rachedrama und Mantel-und-Degen-Film.

                                            Ohne lange Erklärungen wird der Zuschauer direkt in die Handlung um Freundschaft, Verrat, Isolation und Vergeltung geworfen. "Monte Cristo" entfaltet dabei dank schöner Kostüme und Kulissen sowie CGI-Verzichts eine angenehm traditionelle Abenteueratmosphäre. Zügig treibt Reynolds die zeitlos fesselnde Geschichte voran und lässt es nur hier und da etwas an Intensität vermissen.

                                            Jim Caviezel gefällt in der Hauptrolle des titelgebenden Grafen, vermag die Wandlung seines Charakters zu jeder Zeit glaubhaft rüberzubringen. Mit Guy Pearce als verräterischer Freund steht ihm zudem ein herrlich fieser Widersacher gegenüber. Desweiteren sind u.a. Michael Wincott, ein junger Henry Cavill sowie Richard Harris in einer seiner letzten Rollen mit von der Partie.

                                            Ein charmantes Abenteuer der alten Schule. Empfehlenswert für alle, die gerne einmal den effektüberladenen Blockbustern entfliehen wollen.

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                                              Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bedurfte es an frischem Wind für das Franchise und so wurde mit Pierce Brosnan ein neuer Bond ins Rennen geschickt. Mit "Goldeneye" unter der Regie Martin Campbells feierte dieser dann auch einen gelungenen Einstand.

                                              Während der Hauptdarsteller nun ein ein Anderer ist, entspricht die Story indes den üblichen Handlungsmustern der Reihe. Eine kriminelle Vereinigung hat mehrere Satelliten in ihre Gewalt gebracht und droht damit elektromagnetische Strahlen zu verschießen, die u.a. ganz London vernichten könnten.

                                              Zumindest die Aufdeckung des Drahtziehers und seine Hintergrundgeschichte sorgen dabei für interessante Ansätze. Ein paar Kürzungen hätten "Goldeneye" aber dennoch nicht geschadet. So fällt etwa die Exposition ein gutes Stück zu ausführlich aus und auch im letzten Akt schleichen sich ein paar deutliche Längen ein. Bond-typisch bremst ihn auch seine Schwäche für das weibliche Geschlecht immer wieder aus. Mit Moneypenny, der Programmiererin Natalya, der Femme Fatale Xenia Onatopp und einer Therapeutin zu Beginn gibt es schließlich auch gleich vier Bewerberinnen zum Austausch seichter Dialoge, deren Pointen kaum einmal zünden wollen.

                                              In Sachen Action ist "Goldeneye" da schon besser ausgerüstet. So gibt es neben diversen Faustkämpfen und Explosionen etwa eine unterhaltsame Verfolgungsjagd mit Panzer zu bestaunen.
                                              Brosnan mimt den smarten Verführer derweil glaubhafter als die nimmermüde Kampfmaschine. Auf diesem Gebiet sollte sein Nachfolger wesentlich besser punkten können. Während Gottfried John als zwielichtiger General nur die zweite Geige spielen darf und Sean Bean hier noch ein wenig sein heutiges Charisma vermissen lässt, weiß sich vor allem Famke Janssen mit einer herrlich überdrehten Performance in den Vordergrund zu stellen. In kleineren Nebenrollen werten zudem Robbie Coltrane und Joe Don Baker sowie Judi Dench als erste weibliche M Campbells Film darstellerisch auf.

                                              Eine weitere geglückte Mission des Agenten im Auftrag Ihrer Majestät. Mehr als solides Popcorn Kino, aber zu formelhaft, zu schwach in den Dialogen und mit 130 Min. auch zu lang geraten, um ein Meilenstein zu sein.

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                                                "Der Pianist" erzählt die Geschichte des jüdischen Pianisten und Komponisten Wladyslaw Szpilman (Adrien Brody), einem Überlebenden des Warschauer Ghettos. Frei von unnötigem Pathos und Heroisierung skizziert Regisseur Roman Polanski in dokumentarisch anmutenden Bildern die furchtbaren Jahre, in denen Szpilman Tag für Tag um sein Leben bangen musste.

                                                Die erste Hälfte des Films befasst sich detailliert mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Warschau, der zunehmenden Drangsalierung der Juden, dem Aufbau des Ghettos und schließlich dem Abtransport in Vernichtungslager. Anhand von Szpilmans Familie werden beispielhaft die Hungersnot und die Gräueltaten jener Zeit verdeutlicht.

                                                In der zweiten Hälfte schließlich fokussiert sich "Der Pianist" ganz auf seinen Protagonisten, zeichnet in aller Ausführlichkeit Szpilmans Odyssee durch die zerstörte polnische Hauptstadt nach. Wie der abgemagerte Adrien Brody in dieser Phase mit langem Bart von einem Versteck zum nächsten flieht, hat etwas von Robinson Crusoe, der statt auf einer einsamen Insel mitten in einer Hölle aus Schutt und Asche gelandet ist. Szpilman wird dabei keinesfalls als der glorreiche Held porträtiert, der sich den Nazis mutig entgegenstellt, sondern vielmehr als sensibler Künstler, der einfach nur seine Haut retten möchte.

                                                Dazu passt dann auch, dass sich Szpilman durch Waffenschmuggel nur indirekt am Widerstand beteiligt. Während auf den Straßen blutige Gefechte ausgetragen werden, beobachtet er dies zumeist von einem Fenster aus. Durch eben jene Distanz zu den Geschehnissen ist jedoch auch der Zugang für den Zuschauer erschwert. Polanski scheint wesentlich mehr daran interessiert, die Ereignisse genauestens wiederzugeben, als eine spannende Geschichte zu erzählen. Zudem erscheint es gegen Ende so, als ob der Regisseur den richtigen Moment verpasst hätte, um mit dem von Thomas Kretschmann verkörperten Hauptmann Wilm Hosenfeld eine zweite starke Hauptfigur zu installieren. So wirkt diese Episode eher wie ein letztes Anhängsel.

                                                Ein durch seinen nüchternen Dokumentarstil nicht leicht zugänglicher Beitrag zum Holocaust Thema, der vor allem von seiner Authentizität und der oscarprämierten Leistung seines Hauptdarstellers lebt.

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                                                • 1. Viggo Mortensen - Sprachtalent und Pferdeliebhaber. Kämpft als echter dänischer Ritter in der Sauna ebenso gut wie vor dem Schwarzen Tor.

                                                  2. Guy Pearce - Australischer Siedler mit zeitweiligem Gedächtnisverlust. Ist mal Drag Queen, mal fanatischer Reverend. Lebt privat mit der Roten Frau zusammen.

                                                  3. Michael Keaton - Spielt alles, was Flügel hat. Kehrte als Schneemann von den Toten zurück und ist ein echter Big Mac im Fast Food Geschäft.

                                                  4. Robin Williams - Oh Captain, my Captain. Rief morgens ganz Vietnam aus den Federn, war Psychopath mit Foto-Fetisch und unrasiertes Kindermädchen. Spielte auch privat gerne Brettspiele.

                                                  5. Mads Mikkelsen - Dänisches Pokerface mit Vorliebe für gutes Fleisch. Hört bei Autofahrten gerne die BeeGees oder schaukelt 007 die Eier.

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                                                    Realverfilmungen der Disney Klassiker stehen derzeit ja hoch im Kurs - und in gewisser Weise lässt sich auch "The New World" zu diesen zählen. Schließlich behandelt Terrence Malicks poetischer Siedlerfilm die bekannte Geschichte von Captain John Smith (Colin Farrell), der sich in die Indianerprinzessin Pocahontas (Q' Orianka Kilcher) verliebt - wenngleich Malicks Version natürlich deutlich von der Zeichentrickvariante abweicht.

                                                    Wer sich ausgiebiges Schlachtengetümmel erhofft, wird von Malicks Film in jedem Fall enttäuscht werden. Allerdings wird hier anders als in der Zeichentrickversion von 1995 aber auch nicht gesungen. Überhaupt verfügt "The New World" nur über wenige Dialoge und setzt stattdessen voll auf die Kraft der Bilder. Auffällig ist zudem der ungewöhnliche Erzählrhythmus, der den Zugang für viele Zuschauer erschweren dürfte. Während einerseits viele Jahre wie im Zeitraffer vergehen, werden andererseits manche Szenen doch arg in die Länge gezogen. Dass der Regisseur sein Werk aus über 300.000 Meter Filmmaterial zusammenbastelte, lässt sich leicht an vielen unorthodoxen Schnitten erkennen. So hinterlässt Malicks Film leider nicht immer einen runden Eindruck.

                                                    Dass "The New World" trotzdem nicht in der Langeweile versinkt, liegt neben der zeitlos guten Geschichte auch an den überzeugenden Darstellern. Colin Farrell und die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten erst 14 Jährige Q' Orianka Kilcher vermögen jederzeit die verschiedenen Stadien der Liebe des Paares glaubhaft zu vermitteln. Unterstützt werden sie dabei von namhaften Nebendarstellern wie Christopher Plummer, David Thewlis und Christian Bale. Letzterer greift zwar erst sehr spät ins Geschehen ein, spielt dann aber doch noch eine entscheidende Rolle.

                                                    Ein nachdenklich-träumerischer Liebesfilm über den Zusammenprall der Kulturen, der trotz einiger Längen gut unterhält, wenn man denn in etwa weiß, worauf man sich einlässt.

                                                    Danke @Chionati für den Tipp!

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