Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
"Die Päpstin" unter der Regie von Sönke Wortmann ist opulentes Erzählkino in authentischer Atmosphäre. Basierend auf der Legende der Johanna, die als Mann verkleidet im 9. Jahrhundert den Heiligen Stuhl besetzt haben soll, inszeniert Wortmann ein fesselndes fiktives Biopic, begleitet Johannas Werdegang von der aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Pfarrerstochter, die gegen den Willen des Vaters Lesen und Schreiben lernt, bis hin zum Oberhaupt der katholischen Kirche.
Dank einer Riege ausgezeichneter Darsteller um Johanna Wokalek, David Wenham, Iain Glen und John Goodman, die ihren Figuren gekonnt Leben einhauchen, sowie stimmiger Settings und Kostüme taucht der Zuschauer von Beginn an in das von Kriegen und Intrigen geprägte Mittelalter ein. Freunde epischer Schlachtengemälde werden hier jedoch weniger bedient, vielmehr setzt "Die Päpstin" voll auf seine abwechslungsreiche Geschichte, starke Dialoge und nur wenige, dafür aber umso erschütterndere Gewaltspitzen.
Was Wortmanns Film im Vergleich zu den ganz Großen des Genres ein wenig abgeht, sind die Gänsehautmomente, an die man sich auch nach Jahren noch erinnert. Dennoch ist die spannende Erzählung um die Frau, die eine Männerdomäne sprengte, wunderbar anzusehendes Historienkino aus Deutschland.
Meine kleine Jahresbilanz:
Highlights - 2018 erschienen:
Three Billboards..., Hereditary, Mission: Impossible - Fallout
Top Ten - 2018 erstmals gesehen:
1. King of Devil's Island (2010)
2. Brimstone (2016)
3. Nightcrawler (2014)
4. Einer flog über das Kuckucksnest (1975)
5. Die Taschendiebin (2016)
6. Paddington (2014)
7. L.A. Confidential (1997)
8. Die Karte meiner Träume (2013)
9. Die Stadt der verlorenen Kinder (1995)
10. Hugo Cabret (2011)
There's a man goin' 'round takin' names
And he decides who to free and who to blame
Everybody won't be treated all the same
There'll be a golden ladder reachin' down
When the man comes around
"Logan" ist eine feine Ballade auf das Altwerden.
Das letzte Aufbäumen eines großen Helden.
Ein X markiert die Stelle, an der ein Schatz begraben liegt.
7-->8
"Der unsichtbare Gast" unter der Regie von Oriol Paulo ist ein verschachtelt erzählter Krimi, der vor allem von seinen zahlreichen Wendungen lebt. Durch unzuverlässige Erzähler und subjektiv gefärbte Rückblenden ergibt sich somit ein durchaus unterhaltsames Verwirrspiel, das jedoch nicht frei von Schwächen ist.
Der erfolgreiche Geschäftsmann Adrián Doria (Mario Casas) wird des Mordes an seiner Geliebten Laura (Bárbara Lennie) bezichtigt, deren Leiche bei ihm in einem von innen abgeschlossenen Hotelzimmer gefunden wurde. Mit Hilfe der Staranwältin Virginia Goodman (Ana Wagener) versucht Adrián nun vor Gericht einen Freispruch zu erreichen. Dazu muss er allerdings zunächst die furchtbare Vorgeschichte des Falls offenlegen...
"Der unsichtbare Gast" ist zu weiten Teilen ein Kammerspiel, in dem sich der Tatverdächtige Adrián und seine Anwältin gegenseitig den Ball zuspielen und verschiedene Gedankenkonstrukte entwickeln, die zur Aufklärung des Verbrechens beitragen sollen. Diese Folgerungen werden aus der Perspektive des jeweils Erzählenden in Rückblenden gezeigt, sodass der Zuschauer nie sicher sein kann, was nun Wahrheit, hypothetische Annahme oder glatte Lüge ist.
Durch diese Erzählweise entwickelt Paulos Film rasch eine Art Hörspielcharakter, da sich den Geschehnissen dank der permanent eingesetzten Erzählstimmen auch mit geschlossenen Augen folgen ließe. So vertraut der Film leider kaum auf die Kombinationsgabe des Zuschauers, lässt selten einmal die Bilder für sich sprechen, sondern kaut all die Wirrungen und Wendungen ausgiebig vor.
Hinzu kommt, dass das Fehlen von Sympathieträgern den Zugang zusätzlich erschwert. Weder Adrián noch seine Anwältin können den Zuschauer emotional auf ihre Seite ziehen, was auch den weitgehend recht unterkühlten wie hölzernen Dialogen geschuldet ist. Auch hätte der Handlung bisweilen ein Mehr an Dynamik und Thrill gut zu Gesicht gestanden, so verflacht die Spannung im Mittelteil doch recht deutlich, da sich nunmehr ein Perspektivwechsel an den nächsten reiht und die vielen Wendungen die eher höhepunktarme Inszenierung merklich überstrahlen.
Nichtsdestotrotz unterhält "Der unsichtbare Gast" dank einiger klug gelegter falscher Fährten und überraschender Twists sowie eines stark aufspielenden Casts. Für Freunde des Knobelns und Rätselratens ist Paulos Film daher trotz aller Makel eine Empfehlung wert.
"Die Kinder des Monsieur Mathieu" war in Frankreich ein enormer Überraschungserfolg. Die charmante Geschichte um einen Mann, der mit der Kraft der Musik das Lachen in die Gesichter vom Leben gebeulteter Jungen zurückbringt, ist durch und durch herzerwärmendes Kino.
Clément Mathieu (Gérard Jugnot) tritt in den späten 1940ern eine Stelle als Aufseher an einem Internat für schwererziehbare Jungen an. Schon bald wendet er sich gegen die dort vorherrschenden harten Erziehungsmethoden und versucht gleichzeitig, das Vertrauen der Schüler zu gewinnen. Durch die Gründung eines Schulchors gelingt es ihm, sowohl eine zwischenmenschliche Brücke zu bauen, als auch ungeahnte Talente zu Tage zu fördern...
Die Handlung von "Die Kinder des Monsieur Mathieu" ist zwar simpel, weiß aber die kompakt gehaltenen 95 Minuten Laufzeit in jedem Fall zu füllen. Vielmehr als auf unerwartete Wendungen setzt Regisseur Christophe Barratier ohnehin auf eine gefühlvolle Erzählweise, beleuchtet sowohl den Charakter des neuen Lehrers, als auch der verschiedenen Schüler. Eine tiefergehende pädagogische Auseinandersetzung darf hier dennoch nicht erwartet werden, der Chor als Universallösung für die Probleme muss als Prämisse hingenommen werden.
Die Stärken des Films liegen daher eindeutig in der anrührenden Beziehung zwischen Lehrer und Schülern sowie natürlich in der wunderbaren Musik. So hielt sich der Soundtrack von "Die Kinder des Monsieur Mathieu" wochenlang in den französischen Charts und der Song "Vois Sur Ton Chemin" wurde gar mit einer Oscar-Nominierung bedacht. Für Liebhaber der Klassik dürfte sich das Anschauen allein deshalb schon lohnen.
Dass hier zum Großteil Laien vor der Kamera agieren, merkt man dem Film derweil kaum an. Besonders Gérard Jugnot weiß als optimistischer Pädagoge, der lieber zum Taktstock als zur Rute greift, zu gefallen. Dem jungen Jean-Baptiste Maunier in der Rolle des Gesangstalents Morhange verhalf der Kinoerfolg unterdessen zum musikalischen Durchbruch.
Packt die Mathebücher ein und holt die Notenblätter heraus! Hier kommt eine sehenswerte Stunde in Musik und Menschlichkeit!
"Stirb langsam 4.0" unter der Regie von Len Wiseman vermag zu keiner Zeit an die Qualitäten der ersten drei Teile der Reihe anzuknüpfen und präsentiert sich stattdessen als ideenlose Standardkost, die auch sein Star Bruce Willis nicht auf ein höheres Level heben kann.
John McClane (Willis) nimmt diesmal den Kampf gegen Cyberterroristen unter der Führung des Ex-Pentagonmitarbeiters Thomas Gabriel (Timothy Olyphant) auf, die am Independence Day sämtliche Netzwerke der USA sabotieren wollen. An Johns Seite steht dabei der Hacker Matt (Justin Long), der unfreiwillig die Pläne der Terroristen gefördert hat...
"Stirb langsam 4.0" fährt im Vergleich zu seinen Vorgängern den Härtegrad deutlich zurück und setzt stattdessen auf noch spektakulärere Action, die jedoch zuweilen reichlich übertrieben daherkommt. Die Story rund um kriminelle Hacker erweist sich derweil nur als Aufhänger, um erneut das Genre-Einmaleins vom Duell Mann gegen Mann bis hin zur Entführung eines Familienangehörigen zu bemühen. Was der Inszenierung an Thrill und Nervenkitzel abgeht, versucht Resgisseur Wiseman mit schnellen Schnitten zu kompensieren, sodass selbst kurze Momente wie das Einsteigen in ein Auto nicht in einer Einstellung gezeigt werden.
Neben dem desaströsen Schnitt fällt zudem auch die fehlende Chemie zwischen Willis und Long ins Gewicht. Longs Beitrag besteht neben ein paar Computerkniffen hauptsächlich darin, ohne Sinn und Verstand drauf loszuplappern. Als gleichwertiger Partner für Willis hält er dem Vergleich mit Samuel L. Jackson aus dem dritten Teil jedenfalls nicht stand. Und auch Timothy Olyphant ist als Bösewicht wesentlich blasser als noch Alan Rickman oder Jeremy Irons, darf sein Charakter doch bis zum Finale kaum mehr tun, als Befehle zu erteilen.
"Stirb langsam 4.0" ist ein insgesamt recht fader Actionfilm ohne Witz und Esprit, der zumeist Leute vor Computerbildschirmen sitzend zeigt, was spätestens nach der Hälfte doch reichlich eintönig wird. Da vermögen auch kurze Highlights wie die Zerstörung eines Helikopters durch ein hoch katapultiertes Auto nichts mehr zu retten.
Ah, jetzt, ja - eine Insel!
Michael Endes Vorlage gehört zu den großen Klassikern deutscher Literatur und wurde bereits auf ganz unterschiedliche Weise adaptiert. Da war es naheliegend, "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" auch einmal als Realverfilmung herauszubringen. Unter der Regie von Dennis Gansel (Die Welle, Mechanic: Resurrection) ist dabei ein Fantasy Roadmovie mit spektakulären Schauwerten entstanden, das zwar nicht an den Charme der Buchvorlage herankommt, dafür aber kurzweilige Unterhaltung für Groß und Klein bietet.
Die Bewohner von Lummerland staunen nicht schlecht, als eines Tages ein eigentümliches Paket auf der Insel abgegeben wird, in welchem sich ein kleiner Junge befindet. Der Jim Knopf (Solomon Gordon) getaufte, wächst heran und begibt sich schon bald mit Lokomotivführer Lukas (Henning Baum) auf eine abenteuerliche Reise...
Von Beginn an springt der fantasievolle Look des Films in Auge. Gansels Buchadaption ist in satten, bunten Farben gehalten, lässt das hohe Budget auch in den CGI Effekten erkennen und erinnert an eine moderne Variante der Augsburger Puppenkiste. Hierzu passt auch der vergnügliche Score, der die bekannten Melodien des Puppentheaters immer wieder aufgreift. Was die Erzählstruktur anbelangt, so ist "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" recht episodenhaft gehalten. Die beiden Freunde erleben auf ihrer Reise immer wieder kleine Einzelabenteuer, sodass sich eine gewisse Gleichförmigkeit einstellt. Den großen Erzählbogen bildet dabei ausschließlich die Rettung der Prinzessin Li Si (Leighanne Esperanzate). Zwar wirkt dieses Eilen von einem Kapitel zum nächsten zuweilen sehr gehetzt, doch dafür lässt Gansels Film immerhin keinen Leerlauf aufkommen.
Solomon Gordon überzeugt als junger Protagonist auf der Suche nach seiner eigenen Identität mit großer Spielfreude. An seiner Seite kann Henning Baum als Lukas vor allem dann glänzen, wenn er den einen oder anderen lässigen Oneliner raushauen oder im kaiserlichen Palast von Mandala zur Bud Spencer-Gedächtnis-Klopperei loslegen darf. Im Zusammenspiel mit Gordon hingegen offenbaren sich leichte Schwächen, die Herzenswärme des väterlichen Freunds geht Baums Performance etwas ab.
Unter den Nebenfiguren bleiben vor allem die weiteren Bewohner Lummerlands im Gedächtnis. Uwe Ochsenknecht interpretiert König Alfons als etwas verwirrten Regenten mit Sprachstörungen, während Annette Frier Frau Waas als liebevolle Ersatzmutter anlegt. Die stärksten Momente unter diesen Dreien kann allerdings Christoph Maria Herbst für sich verbuchen, der der im Buch eher unscheinbaren Figur des Herrn Ärmel viel Leben einhaucht.
"Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" ist ein insgesamt gelungenes Fantasyabenteuer, das zwar die inhaltlichen Tiefen der Vorlage nicht auszuloten vermag und seine Botschaft wenig subtil vermittelt, dafür aber mit Witz und Action erfreut. Die angekündigte Fortsetzung um die Wilde 13 lässt derweil auf Piratenspaß im Stil von "Fluch der Karibik" hoffen.
"The Last House on the Left" - ein Remake des Erstlingswerks von Wes Craven aus dem Jahr 1972 - ist ein ungemein intensives und durch und durch geradliniges Stück Spannungskino, das dank einer konsequenten Inszenierung und klar umzeichneten Figuren von Anfang bis Ende auf einem guten Niveau unterhält.
Mari (Sara Paxton) verbringt den Urlaub mit ihren Eltern Emma (Monica Potter) und John (Tony Goldwyn) in einem abgeschiedenen Sommerhaus am See, wo die Familie den tragischen Tod von Maris Bruder verarbeiten will. Als die junge Schwimmerin einer Einladung ihrer Freundin Paige (Martha MacIsaac) folgt und die Mädchen im Motelzimmer des etwa gleichaltrigen Justin (Spencer Treat Clark) landen, beginnt für die Familie jedoch alsbald eine Odyssee des blanken Schreckens...
Bereits die brutale Eröffnungsszene gibt den Takt vor, den "The Last House on the Left" über die gesamte Spieldauer beibehält. Die grauenerregenden Ausbrüche schonungsloser Gewalt bewegen sich oftmals hart an der Grenze des Erträglichen, was manche Zuschauer vorzeitig abschrecken dürfte. Doch Regisseur Dennis Iliadis versteht es immer noch rechtzeitig die Kurve zu bekommen, ehe sein Film in die Gefilde des selbstgefälligen Folterpornos abzurutschen droht. Ausschlaggebend für den Erfolg dieser Gratwanderung sind die gekonnt eingeführten Charaktere, die rasch hohe Sympathiewerte erlangen und folglich das Mitgefühl des Zuschauers wecken. Als besonderer Clou erweist sich dabei, dass mit dem jungen Justin, in dem sich im Laufe des Films immer mehr Wut anstaut, auch ein Sympathieträger auf Seiten der Bösen zu finden ist. Überhaupt weiß "The Last House on the Left" die Gefahr eines drohenden Verlusts von Dynamik und Substanz durch den Wechsel von Schauplatz und im Fokus stehender Figuren sehr geschickt zu umgehen.
Dass Iliadis Film trotz des hohen Gewaltanteils nicht zum stumpfen Blutbad verkommt, liegt auch an vielen starken Suspense Momenten. Durch den Wissensvorsprung des Zuschauers gegenüber den Figuren baut sich in vielen Dialogszenen nämlich eine geradezu unerhörte Spannung auf. Was wiederum die inhaltliche Botschaft angeht, so erzählt "The Last House on the Left" vor allem davon, dass in jedem Menschen ein Monster schlummert, welches unter extremen Umständen jederzeit frei kommen kann.
Gewalt erzeugt Gegengewalt - dieser Film belegt dies mit kompromissloser Härte und einer fest angezogenen Spannungsschraube.
"Brücke nach Terabithia" stellt einen gelungenen Übergang zwischen Drama und Fantasy dar. Die einfühlsam erzählte Geschichte zweier junger Außenseiter ist eine ebenso bewegende wie unterhaltsame Ode an Freundschaft und Kreativität, thematisch einzuordnen zwischen Werken wie "My Girl" (1991) und "Sieben Minuten nach Mitternacht" (2016).
Jess (Josh Hutcherson) ist ein sensibler Einzelgänger mit einer großen Begabung für das Zeichnen. An seiner Schule hat er keine Freunde, wird von seinen Mitschülern häufig gepiesackt. Als die quirlige Leslie (AnnaSophia Robb) nebenan einzieht, findet Jess in dem selbstbewussten Mädchen endlich eine Gleichgesinnte. Gemeinsam erschaffen die beiden einen Zufluchtsort - das fantastische Königreich Terabithia...
Groß angelegten Fantasybombast sollte man im Fall von "Brücke nach Terabithia" nicht erwarten. Vielmehr nehmen Trolle und Rieseneichhörnchen hier nur einen vergleichsweise kleinen Platz in der Geschichte ein. Ausgiebig widmet sich der Film dafür der aufkeimenden Freundschaft der beiden Protagonisten, geht auf das Mobbing an ihrer Schule ein und zeigt besonders auch Jess' Familiensituation, wobei sich vorallem das Verhältnis zu seinem Vater (Robert Patrick) als problematisch entpuppt. Dabei fällt auf, dass "Brücke nach Terabithia" seine kindlichen Hauptfiguren zu jeder Zeit ernst nimmt und dadurch schnell eine starke Identifikation schafft. Die Nebenfiguren sind dagegen etwas schablonenhafter geraten. Neben den üblichen Mobbern an der Schule gibt es hier auch mal wieder die verständnisvolle Lehrerin (Zooey Deschanel) und die für Witz und Niedlichkeit zuständige kleine Schwester (Bailee Madison).
Auch hält sich der Film etwas zu lange mit dem eher wenig interessanten Schulalltag auf (Wettrennen, Toilette, Musik etc), weshalb eine Kürzung um 10-15 Minuten vermutlich nicht geschadet hätte. Mit einer dramatischen Wendung vor dem letzten Drittel schlägt der Film dann allerdings noch einmal eine ganz andere Richtung ein und auch der Tonfall wird eine ganze Spur melancholischer, sodass die Aufmerksamkeit des Zuschauers von Neuem geweckt wird.
So ist "Brücke nach Terabithia" ein anrührendes Jugenddrama mit fein dosierten Fantasyelementen, das sich wohltuend vom effektdominierten Einheitsbrei abhebt.
Mit "Apostle" verlässt Actionexperte Gareth Evans (The Raid 1 + 2) ihm vertrautes Genreterrain und kreiert einen weitestgehend gelungenen Mix aus Mystery, Sektenthriller und Torture-Horror. Darin reist ein ungläubiger Thomas (Dan Stevens) zu einer abgelegenen Insel, um seine Schwester (Elen Rhys) aus den Fängen eines fanatischen Kults unter der Führung eines falschen Propheten (Michael Sheen) zu befreien.
Ohne lange Exposition steigt "Apostle" sogleich ins Geschehen ein und zeigt die Fahrt des Protagonisten zum wasilischen Eiland, auf dem ganz eigene Gesetze herrschen. Die Menschen dort huldigen einer mysteriösen Göttin, verzichten auf jedweden Luxus und sind stets darauf bedacht, die strengen Vorgaben ihrer Anführer einzuhalten. Von Beginn an versteht es Evans, eine einnehmde Atmosphäre zu schaffen, wozu auch das hervorragende Setting, die abwechslungsreiche Kameraarbeit und die packende Musikuntermalung ihre Beiträge leisten. Was als rätselhafter Mysterykrimi startet, entwickelt sich schließlich immer mehr zu einem Strudel aus Wahnsinn und Gewalt inklusive einiger harter Folterszenen. Durch einige Nebenhandlungsstränge büßt der Film zwar etwas an Tempo ein, bleibt aber gleichzeitig lange Zeit über unvorhersehbar.
Schwächen sind dagegen hauptsächlich im Bereich der Figurenzeichnung auszumachen. Der Protagonist erhält trotz einer kurzen Rückblende, die seine Vergangenheit beleuchtet, nicht genug Tiefe, um mehr zu sein als nur der Held, dem man Glück wünscht. Dan Stevens scheint dementsprechend auch Schwierigkeiten zu haben, seine Rolle in der Geschichte zu finden und bleibt daher etwas blass. Stärkere Akzente weiß dagegen schon Michael Sheen als Sektenführer zu setzen, doch auch in seinem Fall gilt ähnlich wie für einige weitere Nebenfiguren, dass das volle Potenzial nicht ausgeschöpft wird.
Was letztlich die Deutung von "Apostle" angeht, so bleibt zum Schluss vor allem eine deutliche Öko-Botschaft in Erinnerung. Die Mitglieder der Sekte glauben sich auf der Insel ihr eigenes Paradies schaffen zu können. Durch die Ausbeutung der Natur jedoch erreichen sie vielmehr das genaue Gegenteil - ihr Leben wird zur Hölle. Erst mit dem Gesandten, dem Apostel von Außerhalb gelangt die wahrhaft paradiesische Botschaft zu ihnen. Nur im Einklang mit der Natur kann der Mensch seinen Frieden finden und somit eins werden mit der Welt, die ihn umgibt und deren Teil er ist.
Das Kinoplakat, welches dann auch als Buchcover verwendet wurde, war wohl der Hauptgrund für mich, mir "Die Asche meiner Mutter" anzusehen. Dieser trotzige, beinahe anklagende Blick des kleinen Jungen, der dieser trostlosen, kaltherzigen Welt ihre Sünden vorzuhalten scheint, konnte mich vom ersten Moment an gefangen nehmen.
Frank McCourt wächst unter erbärmlichen Umständen gemeinsam mit mehreren Geschwistern in der irischen Stadt Limerick auf. Sein Vater Malachy (Robert Carlyle) ist ein arbeitsloser Trinker aus Nordirland, was ihn im katholisch geprägten Limerick von vornherein zu einem Außenseiter macht. Seine Mutter Angela (Emily Watson) versucht derweil durch das Betteln um Almosen die Familie irgendwie über Wasser zu halten. Von Kindesbeinen an wird Frank als ältester Sohn der Familie somit vor viele schwere Prüfungen gestellt...
"Die Asche meiner Mutter" ist ein Paradebeispiel für eine hervorragend eingesetzte Erzählerstimme. Indem der Film nämlich immer wieder Passagen aus der Bestseller-Biografie einstreut, entsteht der Eindruck, als ob der echte Frank McCourt ausgestattet mit der warmherzigen Milde eines Großvaters und einer guten Portion Witz auf die Verfehlungen seiner Jugend zurückblickt. Diese feinen Auflockerungen benötigt der Film unter der Regie von Alan Parker auch, ist "Die Asche meiner Mutter" doch vornehmlich ein im irischen Dauerregen verortetes, ebenso schonungsloses wie düsteres Sozialdrama.
Beleuchtet wird dabei die Zeit zwischen Franks 5. und 16. Lebensjahr, sodass der Protagonist in den unterschiedlichen Altersstufen von insgesamt drei verschiedenen Darstellern verkörpert wird. Dem folgend kommt auch die Teilung der Geschichte in drei Akte zustande, ein klassisches Finale oder dergleichen gibt es hier nämlich nicht, obgleich der etwas irreführende Titel dies suggerieren mag.
Getragen wird dieses fesselnd inszenierte Drama, das neben vieler erschütternder Szenen auch einige humorvolle Momente aufweisen kann, von einem stark besetzten Cast. Emily Watson und Robert Carlyle überzeugen als von Schicksalsschlägen gebeuteltes Elternpaar, dessen Liebe füreinander immer wieder enormen Belastungsproben ausgesetzt wird. Und auch die Kinderdarsteller meistern ihre anspruchsvolle Aufgaben mit Bravour. Für Harry Potter Fans gibt es zudem ein Wiedersehen mit Devon Murray, der später in der Rolle des Seamus Finnigan bekannt wurde.
Wer sich also auf ein bedrückendes wie authentisches Drama abseits des Weltgeschehens der 30er und 40er Jahre einlassen kann, wird mit "Die Asche meiner Mutter" bestens bedient. Am Ende wird wohl jeder der Erzählerstimme zustimmen, dass eine irisch-katholische Kindheit die schlimmste Kindheit ist, die man sich ausmalen kann.
Auch in der Fortsetzung der französischen Hommage an die Klassiker des Agentenfilms schlägt sich OSS 117 (Jean Dujardin) vor exotischer Kulisse wieder mit Alt-Nazis, jüdischen Geheimbünden, bekifften Hippies, kampfeslustigen Chinesen und der komplexen Gedankenwelt des weiblichen Geschlechts herum. Wie schon sein Vorgänger ist auch dieser zweite Teil eine feine Huldigung an James Bond, Indiana Jones und Co., die ordentlich unterhält, aber kaum begeistert. Den titelgebenden Agenten verschlägt es diesmal nach Brasilien, wo er einen Mikrofilm mit brisantem Inhalt aus den Händen des Nazi-Professors Von Zimmel (Rüdiger Vogler) entgegen nehmen soll.
Schon der Vorgänger lebte in erster Linie von der Performance seines Hauptdarstellers und auch diesmal stellt Jean Dujardin als arroganter Tölpel, der zielsicher jedes kulturelle Klischee anpeilt, die größte Attraktion dar. Die Handlung um den zu beschaffenden Mikrofilm und die damit verbundene Nazijagd ist dementsprechend auch nur Mittel zum Zweck, um Dujardin von einer kuriosen Lage in die nächste schlittern zu lassen. Besonders sein Zusammenspiel mit seinem weiblichen Konterpart Louise Monot, die als toughe Agentin so gar nicht in das Frauenbild des selbstverliebten Franzosen passen will, erweist sich als äußerst stimmig.
Der Humor ist einmal mehr herrlich inkorrekt, von Amerikanern bis Deutschen wird hier keine Nationalität vor entsprechenden Vorurteilen verschont. Noch stärker als im ersten Teil präsentiert sich OSS 117 zudem als Chauvinist und Antisemit, worauf auch die stärksten Pointen basieren. Für die zahlreichen Anspielungen auf die Connery-Bonds oder auch einige Hitchcock Klassiker sorgt unterdessen allein schon die detailverliebte Sixties-Kulisse inklusive passender Kostüme.
Was "Er selbst ist sich genug" bei all seinen Stärken abgeht, sind jedoch die großen Highlights. Die Handlung, die sich in ihrer munteren Nazihatz kaum von der des Vorgängers unterscheidet, dümpelt meist auf einem soliden Niveau vor sich hin oder kommt zugunsten einer Hippie-Orgie am Strand auch schonmal gänzlich zum Stillstand. So bleibt der Eindruck eines charmanten Films zurück, den man guten Gewissens einmal ansehen kann, aber nicht unbedingt voller Vorfreude ein zweites Mal in den Player schiebt.
Gähn😴12/12
Das war leichter als die Feder am Hut von Tom Bombadil ;)
Wie konnten Menschen vor weit über tausend Jahren die Inseln Polynesiens besiedeln? Diese Frage treibt den norwegischen Forschungsreisenden Thor Heyerdahl (Pål Sverre Hagen) seit langer Zeit um. Um gegen alle Widerstände seine Theorie von einer Besiedlung durch die Bewohner Perus zu untermauern, wagt er eine lebensgefährliche Expedition. Auf einem "Kon-Tiki" getauften Floß nach uralter südamerikanischer Bauweise tritt er gemeinsam mit einigen Weggefährten die lange Reise von Lima zu den abgelegenen Archipelen an...
"Kon-Tiki" ist ein geradezu klassisch anmutender Abenteuerfilm, der den Männern der waghalsigen Expeditionsreise über den gewaltigen Ozean ein Denkmal setzt. In visueller Hinsicht muss sich der Film dabei keineswegs vor dem im gleichen Jahr erschienen "Life of Pi" verstecken. "Kon-Tiki" bietet wunderschöne Naturaufnahmen und kann auch beim Einsatz von Spezialeffekten überzeugen. Die Erzählweise ist indes als eher ruhig zu bezeichnen, phasenweise erinnert der Film gar an eine spirituelle Sinnsuche. Ein Actionfeuerwerk sollte in jedem Fall trotz einiger brenzliger Zwischenfälle an Bord nicht erwartet werden. Die Tonalität wechselt meist zwischen melancholisch und heiter-beschwingt, dramatische Situationen werden schnell abgehandelt, worunter allerdings auch die Intensität etwas leidet. Psychologischer Tiefgang geht "Kon-Tiki" ebenso ab, wie ein echtes Gespür für die Bedrohlichkeit einiger Situationen. So stellt sich bisweilen das Gefühl ein, vielmehr einen fröhlichen Angelausflug als eine wissenschaftliche Expedition über die Weltmeere zu verfolgen.
Thor Heyerdahl als Initiator der Unternehmung erweckt derweil nicht unbedingt einen sympathischen Eindruck. Frau und Kinder zugunsten der Abenteuerreise zurückzulassen, scheint ihn kaum zu tangieren und auch in Sachen Menschenführung zeichnet der Film ein katastrophales Bild. Kritik durch seine Begleiter erwidert Heyerdahl oftmals mit Beharren auf seine Chefrolle oder indem er ein geradezu höhnisch wirkendes Grinsen aufsetzt. Ob man diesem ich-bezogenen Neunmalklug die Daumen drückt oder ihn lieber als Haifutter enden sehen möchte, ist letztlich jedem Zuschauer selbst überlassen. Seinen Mitstreitern wird indes mit Ausnahme von Herman Watzinger (Anders Baasmo Christiansen) gerade genug Profil zugestanden, um den einen vom anderen unterscheiden zu können.
So ist "Kon-Tiki" ein Abenteuer alter Schule, das visuell absolut zu begeistern weiß und mit guten Darstellern besetzt ist, inhaltlich jedoch eher seichtere Fahrwasser durchfährt. Dank des Verzichts auf unnötige Nebenhandlungen und übermäßigen Pathos ist der Film jedoch ebenso vor dem Untergang gewappnet wie das titelgebende Floß.
Auf der norwegischen Teufelsinsel Bastøy herrscht ewiger Winter - draußen in der Natur, drinnen in den Herzen der Menschen, welche die dortige Anstalt für schwererziehbare Jugendliche leiten. König dieser Insel ist der gefühllose Direktor Håkon (Stellan Skarsgård), der mit eiserner Hand regiert. Erst mit der Ankunft des rebellischen Erling (Benjamin Helstad) beginnt sich das Blatt zu wenden, die Jungen leisten allmählich Widerstand gegen ihre Unterdrücker. Die Zeit für einen neuen König von Bastøy ist angebrochen...
Dort, wo sich heute ein Gefängnis befindet, das im Ruf steht, eines der liberalsten der Welt zu sein, befand sich bis 1970 tatsächlich eine Besserungsanstalt für Jugendliche, die durch strenge Erziehungsmethoden resozialisiert werden sollten. Die Vergehen, derer sie beschuldigt wurden, hatten sie in den meisten Fällen gar nicht begangen. Vielmehr waren sie einfach nur in ärmliche Verhältnisse hineingeboren worden oder hatten in der Schule schlechte Noten erhalten. "King of Devil's Island" unter der Regie von Marius Holst greift die wahren Begebenheiten rund um die menschenverachtenden Vorgänge auf Bastøy auf und entwickelt daraus ein aufwühlendes Drama um Freundschaft, Verrat und den erbarmungslosen Kampf gegen ein Regime, das junge Menschen ihrer Freiheit und Würde beraubt.
Der Film beginnt mit den Bildern eines Wals, der sich durch die aufgepeitschte See kämpft, während er von Seemännern mit Harpunen beschossen wird. Die Geschichte dieses Giganten der Meere verwendet Holst als Metapher für das Aufbegehren und das enorme Durchhaltevermögen der Jungen auf der Insel. Im weiteren Verlauf kommt der Film immer wieder auf diese Metapher zurück und baut sie auf geschickte Weise aus. Dabei wird rasch ersichtlich, dass sich auf Bastøy eine Parallelgesellschaft gebildet hat, abgeschottet von der Außenwelt und nach ihren eigenen Gesetzen funktionierend. In dieser Welt existiert keine Individualität mehr, die Jungen werden mit Nummern angesprochen und müssen selbst den Gang zur Latrine vorher anmelden. Der Umgang der Gefangenen mit der eintönigen Arbeit und den drakonischen Strafen ist dabei höchst unterschiedlich. Während sich Olav (Trond Nilssen) anzupassen versucht und nur noch die Wochen bis zu seiner Entlassung zählt, begehrt Erling von Anfang an auf, will sich mit der grausamen Diktatur, die sie Tag für Tag unterjocht, nicht abfinden. Der Zusammenhalt der beiden Jungen und die Wandlung, die sie im Laufe der Geschichte durchleben, trägt dann auch entscheidend zur Intensität dieses Dramas bei.
Holsts Regie zeichnet sich durch ausdrucksstarke Bilder mit deutlichen Kontrasten aus. Darin bilden die hervorragend gezeichneten Charaktere schwarze Flecken in einer endlos weiten Schneelandschaft. Was aufgrund des isolierten Handlungsraums zunächst noch wie ein Kammerspiel anmutet, weitet sich im Finale beinahe noch zum kleinen Schlachtenepos. Nicht immer werden die Grausamkeiten dabei auch explizit gezeigt, vielmehr funktioniert ein Großteil des Schreckens allein auf psychologischer Ebene mittels subtiler Andeutungen, den der excellente Cast um den mit Eiseskälte agierenden Stellan Skarsgård ausgezeichnet zu transportieren weiß.
So ist "King of Devil's Island" tief berührendes Kino der Extraklasse über eine Gesellschaft, die unter dem Deckmantel falscher Frömmigkeit Kindesmissbrauch duldet, ja sogar fördert. Als angebliche Gewalttäter hergesandt, lernen die Jungen erst auf der Insel das ganze Ausmaß von Brutalität und Unterdrückung kennen und entdecken so den Teufel in Anderen - und letztlich auch in sich selbst.
John Carpenters SciFi-Horror "Das Ding aus einer anderen Welt" erlitt seinerzeit an den Kinokassen eine gehörige Bruchlandung. Ausschlaggebend dafür war wohl u.a. das gleichzeitige Erscheinen des wesentlich familienfreundlicheren Alienfilms "E.T." von Steven Spielberg. Im Vergleich zu diesem zeichnet sich Carpenters Werk vielmehr durch eine raue Schönheit aus, für die die antarktische Kälte den idealen Schauplatz bietet. Während das "Ding" somit in visueller Hinsicht auch Jahrzehnte später noch begeistern kann, gibt es inhaltlich doch einige Schwächen.
Die zwölf Mann starke Besatzung einer am Südpol befindlichen amerikanischen Forschungsstation nimmt einen Schlittenhund bei sich auf, nachdem dieser von seinen norwegischen Besitzern beinahe zu Tode gejagt wurde. Die Männer um MacReady (Kurt Russell) ahnen zunächst jedoch nicht, in welche Gefahr sie ihre wohlgemeinte Tat noch bringen wird...
"Das Ding" ist in erster Linie eine Präsentation tricktechnischer Möglichkeiten, ein Schaulaufen fantasievoller Effekte. Verbunden mit den endlosen Eislandschaften und der im starken Kontrast dazu stehenden Enge der Forschungsstation erzeugt der Film eine permanente Atmosphäre des Unbehagens. Unterlegt werden die einnehmenden Bilder mit dem einem Herzrhythmus gleichenden Score aus der Feder Morricones, sodass beide eine vorzügliche Symbiose miteinander eingehen.
Deutlich weniger als um diese Aspekte schert sich Carpenter um seine Figuren. Die Männer der Forschungsstation tragen zum Teil die Namen von Betriebssystemen, hätten aber auch genauso gut einfach Doktor, Ingenieur oder Flammenwerfermann heißen können. Eine tiefergehende Figurenzeichnung liefert "Das Ding" in jedem Fall nicht. Dazu passt auch, dass Russell hier im Grunde abermals Snake Plissken -nur ohne Augenklappe - spielt. Die Dialoge sind dementsprechend zweckdienlich gehalten, Anflüge von Humor oder charmanten Augenzwinkerns sucht man so gut wie vergebens. Dadurch haftet Carpenters Film trotz seiner Kreativität in den Effekten etwas Sprödes an.
Die mangelhafte Figurenzeichnung führt schließlich auch dazu, dass das Geschehen in der zweiten Filmhälfte immer weniger interessant wird, da die Handlung bald nur noch um die Frage kreist, welcher der Männer nun mit dem Alienvirus infiziert ist. Carpenter verpasst es, aus dem UFO-Fund im Eis mehr Kapital zu schlagen - stattdessen lassen die Forscher die sensationelle Entdeckung alsbald links liegen und befassen sich nur noch mit dem Hin und Her aus "Bin's nicht!" und "Bist es doch!".
Somit kann "Das Ding" als Antarktis-Variante von "Alien" (1979) zwar mit hervorragenden Effekten und großartiger Atmosphäre punkten, auf der Handlungsebene stellt dieser Klassiker des SciFi-Horrors jedoch allenfalls soliden Durchschnitt dar.
"Die purpurnen Flüsse" unter der Regie von Mathieu Kassovitz ist ein fesselnder Thriller vor malerischer Bergkulisse. Trotz kleinerer Schwächen bietet die Mörderjagd starke Unterhaltung, wenngleich die Qualität der ganz Großen des Genres nicht erreicht wird.
Der eigenbrötlerische Sonderermittler Niémans (Jean Reno) wird in eine abgeschiedene Universitätsstadt in den Alpen gerufen, um einen grausamen Mord aufzuklären, bei dem das Opfer stundenlanger Folter ausgesetzt war. Zur gleichen Zeit untersucht der impulsive Lieutenant Kerkérian (Vincent Cassel) einen rätselhaften Fall von Grabschändung. Bald erkennen die beiden Ermittler, dass ihre jeweiligen Fälle zusammenhängen und sie nur gemeinsam das Geheimnis lüften können...
Dass Kassovitz keine Scheu vor großen Vorbildern hat, stellt der Franzose gleich zu Beginn unter Beweis, indem er die Ankunft Niémans' im abgelegenen Alpenort in Anlehnung an Kubricks "Shining" inszeniert. Das Einfangen dieser isolierten Stadt mit ihren stolzen Akademikern, die im besonderen Maße Wert auf die Bewahrung ihrer lang gehegten Traditionen legen, erweist sich dann auch im Fortlauf des Films als eine der größten Stärken. Hinzu kommt der elegante Kniff, zunächst zwei Handlungsstränge parallel laufen zu lassen, sodass der stete Wechsel zwischen den Ermittlungen von Niémans und Kerkérian zusätzliche Dynamik in das Geschehen bringt.
"Die purpurnen Flüsse" ist hart und kompromisslos, erinnert darin bisweilen eher an den Klosterthriller "Der Name der Rose" (1986) als an Genrevertreter aus Hollywood. Bedauerlicherweise gelingt es Kassovitz jedoch nicht immer, das volle Potenzial der Geschichte zu entfalten. Zu hektisch erscheint die Suche nach dem Täter, zu wenig Zeit nimmt sich der Film für die Zeichnung der Charaktere. Das eine oder andere Fragenzeichen plopt angesichts fehlender Hintergrundinformationen immer mal wieder auf.
Als unpassend erweisen sich zudem einige humorige Einlagen. So tauchen zwischendurch häufiger zwei Gendarme auf, die eher einer französischen Komödie entsprungen zu sein scheinen. Weniger störend, aber ebenso unpassend ist auch Cassels Kampfkunsteinlage während einer Auseinandersetzung mit Skinheads. An diesen Stellen verlässt "Die purpurnen Flüsse" kurzzeitig die Pfade des stimmungsvollen Suspensethrillers.
Dass diese Schwächen letztlich aber nicht allzu sehr ins Gewicht fallen, liegt auch an der gut gewählten Besetzung. Jean Reno gibt den wortkargen Ermittler mit dem ihm eigenen Charisma und auch Vincent Cassel an seiner Seite performt mehr als souverän. Die Auflösung indes dürfte unter Kennern kaum für Überraschung sorgen, doch der Weg dorthin ist so atemlos und spannend inszeniert, dass auch darüber leicht hinweg gesehen werden kann.
Für Freunde guter Thriller mit einem Schuss Mystik ist "Die purpurnen Flüsse" mit Sicherheit eine Empfehlung wert.
Die Parallelen zwischen Filmhandlung und dem realen Tod des Hauptdarstellers Brandon Lee sowie seiner bevorstehenden Hochzeit sorgen spätestens beim Einblenden der Widmung für einen fetten Kloß im Hals. In seinem filmischen Vermächtnis kehrt er als Gitarrist Eric Draven aus dem Reich der Toten zurück, um grausame Rache an den Männern zu nehmen, die ihn und seine Verlobte auf dem Gewissen haben.
"The Crow" ist von der ersten Sekunde an ein düsterer Trip in die Abgründe der menschlichen Seele. Den Schauplatz dafür stellt ein vom Dauerregen beherrschtes Sündenbabylon dar, in dem Gewalt, Erpressung und Korruption an der Tagesordnung stehen. Mit seinem atmosphärischen Gothic Look erinnert die Comic-Adaption so etwa an Burtons "Batman" Filme. In dem er diesen rabenschwarzen Moloch und die darin vor sich hinvegetierenden Figuren so gekonnt auf die Leinwand bannt, entwickelt "The Crow" eine enorme Sogwirkung, obgleich die Handlung recht dünn und auch reichlich vorhersehbar ausfällt. So bleiben statt markanter Plotwendungen vielmehr die Kamerafahrten aus der Vogelperspektive, die Bilder vieler kleiner gespenstisch wirkender Gassen und Hinterhöfe und die starke Musikuntermalung in Erinnerung.
Unter den Darstellern überzeugen vor allem Lee als geschminkter Protagonist auf Rachefeldzug und Michael Wincott als diabolischer Gegenspieler mit Dracula Attitüde. Doch auch die Riege der Nebendarsteller um Ernie Hudson, Bai Ling und Michael Massee weiß aus ihren vergleichsweise kurzen Auftritten Einiges herauszukitzeln.
Stimmungsvoll, dreckig, brutal, melancholisch - Brandon Lees Vermächtnis hebt sich aus heutiger Sicht wohltuend vom Einheitsbrei der Comic-Adaptionen ab.
Mit "Ravenous" serviert uns Regisseurin Antonia Bird ein vorzügliches Mahl, welches die Atmosphäre eines Schneewesterns mit blutigem Kannibalenhorrror vermischt und zusätzlich mit einer guten Prise schwarzen Humors abschmeckt.
Captain John Boyd (Guy Pearce) wird in den 1840er Jahren in ein abgeschiedenes Fort mitten in der Eiseskälte der Sierra Nevada versetzt. Noch ehe er sich mit den wenigen dort lebenden Menschen vertraut machen kann, finden sie einen halberfronenen Fremden (Robert Carlyle), der ihnen eine unglaubliche Geschichte auftischt. Schon bald befürchtet Boyd, dass der Mann ein schreckliches Geheimnis vor ihnen verbirgt...
Hat man einmal davon probiert, bietet "Ravenous" ausgezeichnete Kost. Der Geschmack mag eigenwillig sein, doch die Mixtur aus Western und Horror erweist sich alsbald als äußerst delikat. Die Handlung schreitet zügig voran, setzt immer wieder ironische Spitzen und enthält nur ganz wenige Längen. Die Basis bildet dabei der Indianermythos vom Wendigo, der jedoch mit einigen frischen Ideen verfeinert wird.
Als weitere entscheidende Zutat entpuppt sich außerdem das hervorragende Darstellerensemble um Guy Pearce und einen herrlich verrückt aufspielenden Robert Carlyle. Ihre Figuren sind bewusst überzeichnet, wandeln stets am Rand zur Groteske und dennoch gleitet "Ravenous" nie ins Lächerliche ab. Eine weitere markante Note setzt zudem die Musik, die mal treibend, die Spannung steigernd, mal aber auch humorig, ironisch verzerrend daherkommt.
Wer von diesem exquisiten Menü noch nicht probiert hat, sollte in jedem Fall einen Versuch wagen, obgleich ein starker Magen als Voraussetzung gilt. Wer über diesen verfügt, darf getrost nach Herzenslust zuschlagen und schlemmen.
Bon Appétit!
"Shape of Water" vom mexikanischen Regisseur Guillermo del Toro handelt von einer der wohl ungewöhnlichsten Liebesgeschichten der Filmwelt. Visuelle Brillianz und charmante Erzählweise verbinden sich dabei zu einem wohlig zauberhaften Genusserlebnis über das, was Menschsein eigentlich ausmacht.
Die stumme Putzfrau Elisa (Sally Hawkins) arbeitet in den 60er Jahren in einem streng geheimen Regierungslabor, in welches eines Tages eine amphibienartige Kreatur verbracht wird, die die Wissenschaftler unter der Leitung des gefühlskalten Richard Strickland (Michael Shannon) für das Raumfahrtprogramm der USA nutzen wollen, um sich so einen entscheidenden Vorteil im Wettstreit mit den Sowjets zu verschaffen. Während die Männer ihm mit Foltermethoden begegnen, freundet sich Elisa mit dem seltsamen Wesen an und schmiedet heimlich einen Plan, um ihn aus der Gefangenschaft zu befreien...
"Shape of Water" ist ein fantastisches Märchen für Erwachsene, eine Geschichte über die Außenseiter einer scheinheiligen Gesellschaft und eine clevere Allegorie auf den Kalten Krieg. Elisa und ihre Freunde, der homosexuelle Arbeitslose Giles (Richard Jenkins) und die in einer von Männern dominierten Welt stets nur belächelte Afroamerikanerin Zelda (Octavia Spencer) bilden ein Widerstandsbündnis der Verstoßenen, der Andersartigen. Der Antagonist Strickland und seine Mitarbeiter indes verkörpern Jene, die den Anspruch des Menschseins für sich allein erheben und alle, die nicht in ihre Muster passen, als abnormal bezeichnen.
Del Toros Film betont jedoch zu jeder Zeit, wer hier die wahren Monster sind. Während Stricklands Sexualleben etwa von mechanischer Kälte geprägt ist, inszeniert er die Romanze zwischen Elisa und dem Fischmann als vor Zärtlichkeit übersprudelnde Fontäne der Gefühle. "Shape of Water" geht dabei so geschickt vor, dass die zunächst an Sodomie erinnernde Verbindung der Beiden schon bald viel menschlicher erscheint, als die Beziehungen, die die tatsächlich menschlichen Figuren dieses Films untereinander pflegen.
Neben der Gleichberechtigung unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe und sexueller Orientierung geht es "Shape of Water" allerdings auch um die Magie des Kinos. In einer Zeit, in der das Fernsehen Einzug in die Wohnzimmer hält, steht der Amphibienmensch staunend in einem ansonsten leeren Kinosaal und betrachtet mit kindlicher Begeisterung das Geschehen auf der Leinwand. Später wird gar der ganze Saal mit Wasser und damit mit Liebe geflutet. Eine Szene, die die Augen von Filmliebhabern einfach zum Leuchten bringen muss.
Die Stimmung von "Shape of Water" ist zumeist romantisch-melancholisch, wird jedoch durch ein paar gut platzierte Gags aufgelockert. Neben dem fantasievollen Kostüm des Fischmannes, den fließenden Kamerabewegungen und dem ausdrucksstarken Setdesign wissen auch die Darsteller um Sally Hawkins, Richard Jenkins, Michael Shannon, Octavia Spencer und Michael Stuhlbarg zu gefallen, wobei der Handlungsstrang um Letzteren zusätzlich noch Elemente des Spionage-Thrillers miteinbringt. Besonders Hawkins einfühlsame Performance als einsame Frau auf der Suche nach Geborgenheit, die sich nur mittels ihrer Hände zu verständigen vermag, bleibt dabei im Gedächtnis haften.
Schwächen des Films lassen sich am ehesten in einem Fehlen großer Überraschungen auf der Handlungsebene ausmachen. In "Shape of Water" funktioniert alles etwas zu glatt, die Erzählung birgt keinen großen Twist, was gleichwohl zur märchenhaften Atmosphäre passt. Kino für Erwachsene darf dennoch zweifelsohne den Anspruch haben, den Zuschauer nicht nur in traumhafte Welten zu entführen, sondern auch zu fordern - und daran mangelt es del Toros Liebesmärchen ein wenig.
So ist "Shape of Water" insgesamt ein emotionales Ereignis fürs Herz, das durch ein subtileres Vorgehen gerne noch mehr für den Kopf hätte bieten können.
"Die Mächte des Wahnsinns" ist einer jener Filme, die auf dem Papier erst einmal großartig klingen, deren Umsetzung dann aber belegt, dass manche Fantasien zwischen zwei Buchdeckeln wesentlich besser aufgehoben sind.
Der Versicherungsdetektiv John Trent (Sam Neill) erhält den Auftrag, den vermissten Horrorautor Sutter Cane (Jürgen Prochnow) ausfindig zu machen, der kurz vor Erscheinen seines neuesten Romans wie vom Erdboden verschluckt ist. Bei seiner Suche stößt Trent gemeinsam mit der Lektorin Linda (Julie Carmen) auf die mysteriöse Kleinstadt Hobb's End, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu verschwimmen scheinen...
John Carpenters surrealer Horrorfilm stammt zwar aus dem Jahr 1995, atmet jedoch mit jeder Pore den Geist der 80er. Möglicherweise ist diese Gestrigkeit auch einer der Gründe dafür, dass "Die Mächte des Wahnsinns" seinerzeit an den Kinokassen floppte. Carpenters Metaexperimente sind dabei durchaus originell, wenngleich etwa Wes Craven mit "Freddy's New Nightmare" bereits ein Jahr zuvor eine ähnliche Richtung eingeschlagen hatte: Wird etwas wahr, wenn nur genug Menschen daran glauben? Woran können wir die Wahrheit überhaupt erkennen? Sind wir gar alle Teil einer großen Geschichte, von einem verrückten Autor erdacht?
Mehr noch als ein Spiel mit der Vermischung von Wirklichkeit und Fantasie ist "Die Mächte des Wahnsinns" jedoch eine Huldigung der Werke H.P. Lovecrafts. So greift Carpenter den Mythos der Großen Alten auf - uralter, gottgleicher Wesen mit langen Tentakeln, die ihre Rückkehr auf die Erde vorbereiten. Hinzu gesellt sich eine gute Portion Gesellschafts- und Medienkritik, für die Carpenter den Hype um Stephen King, Lovecrafts Nachfolger im Geiste, als Aufhänger wählt. Diese Kritik erinnert jedoch im schlechtesten Sinne an die öffentliche Debatte um sogenannte Ballerspiele vor einigen Jahren, die Zocker als eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellte. Bei Carpenter sind es indes die Leser der Horrorromane des an King angelehnten Schriftstellers Sutter Cane, die sich nach der Lektüre allesamt in amoklaufende Zombies verwandeln.
Nichtsdestotrotz ist die Geschichte hinter "Die Mächte des Wahnsinns" durchaus ansprechend. In der Umsetzung hapert es allerdings gewaltig, was spätestens im mauen letzten Drittel allzu deutlich wird. Selbst die anachronistische Erzählweise vermag diesen Umstand dann nicht mehr zu kaschieren. Carpenter hätte besser daran getan, es bei seltsamen Gemälden und merkwürdigen Gestalten zu belassen, statt wie ein Elefant im Porzellanladen durch Lovecrafts Welt zu stolpern. Psychologischen Tiefgang lässt der Film vollends vermissen, stattdessen setzt Carpenter vollkommen auf die Wirkung der Geisterbahnfahrt. Das Ergebnis ist jedoch allenfalls skurril, gruselig aber in keinem Fall.
Begeisterung löst da schon eher Sam Neills Schauspielleistung aus. Er verkörpert den rational denkenden Versicherungsdetektiv, der alsbald nicht mehr Herr seiner Sinne ist, zu jeder Zeit glaubhaft. Julie Carmen an seiner Seite fällt dagegen schon etwas ab, zumal ihre Figur für die Geschichte auch kaum Relevanz besitzt. Um den von Jürgen Prochnow gespielten Horrorautor, dessen einnehmender Stil zu Massenhysterien führt, macht der Film derweil ein riesiges Getöse (der Name Sutter Cane bleibt ähnlich stark im Gedächtnis wie Keyser Soze), doch sein Auftritt vermag die zuvor aufgebauten Erwartungen keinesfalls einzulösen und beschränkt sich auf wenige halbgare Dialogzeilen.
So fühlt sich "Die Mächte des Wahnsinns" letztlich an wie das Werk eines Nachahmungstäters, der sich munter bei Lovecraft und King bedient, aus dem vorhandenen Potenzial aber keine Eigenständigkeit entwickelt, die es wert wäre, das Buch beiseite zu legen und den Blick auf den Bildschirm zu richten.
Weiß gar nicht, was die alle haben. Die neuen Folgen waren Spitzencomedy!
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Frau (öffnet Kühlschrank, starrt in gähnende Leere): "Das war die letzte Möhre! Die letzte MÖHRE! Wie konntest du unserer Schildkröte die letzte MÖHRE wegessen?"
Mann (mampfend): "Ich hatte halt Hunger!"
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Frau (nachdem Mann ihr offenbart hat, dass die neue Katze ein Dämon ist): "Heute Nacht schlaf ich mit der Katze im Bett."
Mann (unterwürfig): "Na gut, ich bin den Keller ja gewohnt."
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Alte Frau (zu ihren Kindern, nachdem diese sie fälschlicherweise für tot erklärt hatten):" Haha! Ich war nur scheintot! Die Polizisten haben mich aus der Kühltruhe befreit. Und ihr seid jetzt enterbt! Haha!"
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Moderator Detlef Bothe (nach einer Geschichte über einen verfluchten Nagelfetisch): "Nun, was glauben Sie? Ist diese Geschichte wahr? Oder besteht sie die Nagelprobe nicht?"
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D. Bothe (zu Beginn einer Geschichte über einen Trödelhändler): "Olaf hatte schon immer eine Vorliebe für alte Dinge - nur seine Frau...die war jung!"
Ob es nach dem grandiosen schwedischen Original überhaupt ein Remake gebraucht hätte, sei einmal dahingestellt. Mit Thrillerexperte David Fincher auf dem Regiestuhl und dem Verzicht auf Anbiederung an den prüden amerikanischen Mainstream hat jedoch auch die Neuverfilmung von "Verblendung" zwei starke Argumente auf ihrer Seite.
Der Enthüllungsjournalist Mikael Blomkvist (Daniel Craig) soll im Auftrag des Unternehmers Henrik Vanger (Christopher Plummer) den Verbleib dessen vor Jahrzehnten verschwundener Nichte Harriet aufklären, die mutmaßlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Im Laufe seiner Recherchen lernt Blomkvist die geheimnisvolle Hackerin Lisbeth Salander (Rooney Mara) kennen, stößt auf eine grauenhafte Mordserie und fördert allerlei dunkle Familiengeheimnisse zu Tage...
Der Auftakt von Stieg Larssons Millennium-Trilogie scheint auf einen Fachmann des Düsteren und Abgründigen wie Fincher perfekt zugeschnitten. Nach einem stylischen Vorspann, der an die neueren Bond-Intros erinnert, tauchen wir ein in die klirrende Kälte Schwedens, die Fincher in atmosphärischen Bildern endloser Schneelandschaften gekonnt in Szene zu setzen weiß. Parallel zum Krimiplot treibt er dabei seine Figurenzeichnung voran, wobei das Hauptaugenmerk eindeutig auf dem in Ungnade gefallenen Journalisten Blomkvist und der Hackerin Lisbeth liegt. Handelt es sich bei Ersterem um einen akribischen Ermittler mit detektivischem Gespür, ist Letztere eine gepeinigte Seele, die sich nach Außen hin knallhart und unzugänglich gibt, im Inneren jedoch äußerst sensibel und verletzbar ist. Aus der Dynamik dieser Figurenkonstellation und ihren zunächst getrennt, später aber zusammenlaufenden Handlungssträngen bezieht "Verblendung" mindestens ebenso viel Spannung wie aus dem eigentlichen Kriminalfall.
Finchers Thriller ist ähnlich schonungslos wie das schwedische Original, hält sich mit Vergewaltigungs- und Folterszenen nicht zurück und ist zuweilen sogar noch etwas expliziter. Dennoch mangelt es dem Remake insbesondere auch im Vergleich zu manch anderem Werk des Regisseurs ein wenig an Intensität. Die Geschichte ist viel zu aufregend, als dass der Film Gefahr laufen könnte, wirklich langweilig zu werden, doch die rund zweieinhalb Stunden Laufzeit merkt man "Verblendung" schon an. Hier und da hätte Fincher ruhig noch mehr an der Spannungsschraube drehen und sich nicht zu sehr auf die Stärken der Romanvorlage verlassen sollen.
Dafür wartet "Verblendung" neben der stilsicheren Inszenierung allerdings noch mit einem weiteren Trumpf auf, denn mit u.a. Daniel Craig, Rooney Mara, Christopher Plummer, Robin Wright und Stellan Skarsgård versammelt Fincher einmal mehr einen hervorragenden Cast um sich, der den Charakteren Ambivalenz und Tiefe verleihen kann. Während Craig sich klugerweise etwas zurücknimmt, kann Mara in der Rolle der Lisbeth dafür umso mehr glänzen. Im Vergleich zu Noomi Rapace im Original betont sie stärker die Verletzlichkeit der jungen Frau, während ihr Rapaces Badass-Attitüde ein wenig abgeht. Beide Interpretationen der Figur haben so sicherlich ihre Vorzüge.
Somit ist "Verblendung" ein insgesamt sehenswertes Remake mit nur kleineren Schwächen, das als alleinstehender Film absolut funktioniert.Wer allerdings die Millennium-Trilogie im Gesamten genießen möchte, kommt um das Original nach wie vor nicht herum.
Sind wir wirklich frei in unseren Entscheidungen? Oder ist unser Schicksal bereits von Geburt an vorherbestimmt? Können wir aus eigener Kraft eine Wahl treffen? Oder stehen wir nur in der Tradition unserer Ahnen, dazu verdammt, die gleichen Fehler wieder und wieder zu begehen? An Fragen wie diesen rührt das ausgezeichnete Debüt des Regisseurs Ari Aster. "Hereditary" nimmt uns mit auf eine verstörende Reise - dorthin, wo unsere Urängste vergraben liegen.
Als die Großmutter der Grahams verstirbt, ist das ohnehin wacklige Familiengefüge plötzlich vom Einsturz bedroht. Der Verlust der eigensinnigen Matriarchin hat weitreichendere Konsequenzen, als ihre Tochter Annie (Toni Collette) zunächst zu erkennen vermag. Während Annies Ehemann Steve (Gabriel Byrne) vor allem auf den Zusammenhalt der Familie bedacht ist, verarbeiten die Kinder Peter (Alex Wolff) und Charlie (Milly Shapiro) den Tod der Großmutter jeweils auf ihre Weise -doch weitere Schicksalsschläge stehen ihnen allen erst noch bevor...
Nachfolgend Spuren von Spoilern:
In "Hereditary" - das macht schon die Eröffnungsszene deutlich - steht die Konstruktion der eigenen Wirklichkeit im Vordergrund. Annie setzt dies ganz konkret um, in dem sie Modelle baut, die ihrer Lebenswelt nachempfunden sind. Dabei lassen sich die Puppenhäuser als Metapher für Annies psychische Störungen deuten, welche dazu führen, dass sie zwischen Wahn und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden kann und sich ihre eigene Realität erschafft. Gleichzeitig veranschaulichen die Modelle jedoch auch, dass die Grahams in ihrer Freiheit stark eingeschränkt sind und sich wie Marionetten dem Willen der Großmutter beugen müssen, die noch aus dem Jenseits heraus die Fäden zieht.
Religiöser Kult und Dämonenbeschwörungen stehen in diesem Zusammenhang stellvertretend für diesen Wahn, dem Annies Mutter verfallen ist und der nun auch von ihr und ihren Kindern Besitz ergreift. Während Annie und ihre Tochter Charlie häufiger in direktem Kontakt mit der psychisch gestörten Großmutter standen, war ihr Einfluss auf Steve und Peter wesentlich geringer. Aus diesem Grund erweist sich Steve als Einziger in der Familie als immun gegen die Krankheit des Geistes, während es bei Peter zumindest längere Zeit dauert, bis auch er angesteckt ist.
Auf schmerzhafte Weise führt Asters Film vor Augen, dass psychische Krankheiten sich ebenso rasch verbreiten können wie ein Grippevirus. Besonders dann, wenn es Betroffene innerhalb der eigenen Familie gibt. Zwar versucht Steve als Familienvater ein in sich ruhender Gegenpol zu seiner von ihrer Mutter angesteckten Frau zu sein, doch irgendwann ist der Punkt erreicht, da auch er den grauenvollen Entwicklungen in der Familie nicht mehr entgegen treten kann.
"Hereditary" beginnt als düsteres Familiendrama und entwickelt sich mit fortschreitender Laufzeit immer mehr zum schaurigen Okkulthorror. Asters Inszenierung ist durchaus sperrig, nicht jeder Zuschauer wird deshalb einen Zugang zur Geschichte finden. Entscheidend wird deshalb auch sein, wieviel jeder Einzelne etwa aus den langen Kameraeinstellungen der Puppenhäuser mitnehmen kann, die allein bereits die Handlung vorwegerzählen. "Hereditary" ist eben keine Fahrt mit der Geisterbahn, bei der hinter jeder Ecke ein Jumpscare lauert. Vielmehr speist sich der Horror hier aus einer psychologischen Ebene, die so tief reicht wie die Wurzeln eines Stammbaums.
Als lobenswert erweist sich in jedem Fall das hervorragende Setdesign. Das Holzhaus am Waldrand, welches die Familie bewohnt, sowie dessen Umgebung werden excellent in Szene gesetzt. Durch ungewöhnliche Kameraperspektiven in Verbindung mit der rechtwinkligen Architektur entsteht von Beginn an ein Gefühl des Unbehagens und der Isolation. Aster kreiert damit gewissermaßen einen starken Gegenentwurf zum Overlook-Hotel aus "Shining" (1980), dessen Architektur Stanley Kubrick einst auf ähnlich geniale Art für den Horror im Inneren zu nutzen wusste. Neben den Sets und der Kameraarbeit ist außerdem das effektive Sounddesign zu loben. Knarrende Dielenbretter, knisterndes Kaminfeuer und nächtliches Rascheln werden dabei nur noch von dem gänsehautbereitenden Einsatz eines Zungeschnalzens übertroffen.
Auch die Darstellerriege liefert durch die Bank starke Leistungen. Angeführt von einer oscarwürdig agierenden Toni Collette als vom Wahnsinn ergriffene Mutter, über die souveränen Ann Dowd und Gabriel Byrne bis hin zu den zwei ausgezeichneten Jungdarstellern Milly Shapiro und Alex Wolff, die die wechselnden Emotionen ihrer von einer Extremsituation in die nächste geworfenen Figuren jederzeit glaubhaft transportieren können.
So ist "Hereditary" ein wahrhaft schockierender Tanz auf dem Rand zwischen Vorstellung und Realität, gleichsam aufwühlendes Familiendrama wie mit Spitzen schwarzen Humors angereichertes Lehrstück über Geisteskrankheit. Ein furchteinflößender Abstieg in die verborgenen Winkel der menschlichen Seele.
Sieben, acht - schlaf nicht ein bei Nacht
In "Freddy vs. Jason" stehen sich die beiden Slasher-Ikonen zum ultimativen Duell gegenüber. Das lang erwartete Aufeinandertreffen unter der Regie des überforderten Ronny Yu wird jedoch zu einer inhaltsleeren Metzelorgie, der es erheblich an cleveren Ideen mangelt und die kaum mehr als brauchbaren Fanservice bietet.
Der Serienmörder Freddy Krüger (Robert Englund) ist in Vergessenheit geraten. Zu schwach, um selbst wieder aktiv werden zu können, bedient er sich des Schlächters Jason Voorhees (Ken Kirzinger), um an neues Frischfleisch zu gelangen. Schon bald jedoch muss Krüger erkennen, dass sich der Killer vom Crystal Lake nicht so leicht kontrollieren lässt, sodass zwischen ihnen ein Kampf um die Seelen seines Heimatortes entbrennt...
Ein Crossover der beiden Genregrößen war schon lange ausgemachte Sache, ein Skript dazu längst verfasst. Die zuständige Produktionsfirma New Line Cinema verfügte jedoch zu Beginn des neuen Jahrtausends nicht über die nötigen finanziellen Mittel, um dieses Vorhaben auch tatsächlich umzusetzen. Man hatte alles Geld in ein äußerst waghalsiges Projekt gesteckt - der durch Splatterfilme wie "Braindead" (1992) bekannt gewordene Peter Jackson sollte in Neuseeland eine Fantasytrilogie in Angriff nehmen...
Erst nach dem überwältigenden Erfolg, der darauf folgte, besaß New Line Cinema wieder die Finanzkraft, um das Treffen der Horrorgiganten zu bewerkstelligen. Unglücklichlicherweise war der dafür vorgesehene Regisseur Guillermo del Toro allerdings inzwischen abgesprungen. So wurde Ronny Yu kurzerhand als Ersatz verpflichtet.
Das enorme Potenzial seiner Figuren weiß der neue Regisseur leider zu keiner Zeit auszunutzen. "Freddy vs. Jason" befasst sich viel zu lange mit fadem Teeniekram und zögert das titelgebende Duell viel zu lange hinaus. Die haarsträubenden Dialoge um die üblichen Sex- und Kifferklischees fallen dabei ebenso negativ ins Gewicht wie die schwachen Darstellerleistungen von Monica Keena, Jason Ritter, Kelly Rowland und Co. Nicht einmal mit einem wirklich interessanten Final-Girl kann dieser Film aufwarten. Stattdessen werden immer wieder Handlungsstränge wie jener um den Mord an der Mutter der Protagonistin und das Ruhigstellen zahlreicher Kinder mithilfe von Schlafmedikation angerissen, ohne diese konsequent weiterzuverfolgen.
Wesentlich aufregender wird es dann, wenn Freddy und Jason endlich so richtig von der Leine gelassen werden und ihr infernalisches Blutbad starten können. Zwar werden die Kräfte der Beiden hier nie richtig definiert, sodass sie zuweilen durchs Bild hüpfen wie Superhelden in einem Marvelfilm, doch liegt in diesem Nonsens zumindest noch ein gewisser Unterhaltungswert. Ihr Schlagabtausch ist jedoch bei Weitem nicht originell genug, um echte Begeisterungsstürme hervorzurufen - Feuer gegen Wasser stellt hier schon den Gipfel des Ideenreichtums dar. Erstaunlich ist zudem, wie sehr die Computereffekte den handgemachten Effekten der älteren "Nightmare" Filme unterlegen sind. Allein dadurch geht schon ein Großteil der Stimmung verloren.
"Mehr Freddy! Mehr Jason!" möchte man den Machern angesichts des nervigen Teeniegeblubbers permanent zurufen. Glücklicherweise ist dieses Crossover bei all seinen Schwächen trotzdem noch kurzweilig genug, um nicht als völliges Desaster zu enden.