Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Bei Merlins Bart! Ist dieser Film dunkel! "Licht, bitte" möchte man Regisseur Yates in bester Koboldmanier zurufen. Ein wenig mehr Helligkeit hätte trotz gewollter Schwermut-Atmosphäre hier und da nicht geschadet.
Harrys sechstes Abenteuer beginnt mit einer spektakulären Brückenzerstörung durch die Todesser. Der Krieg der Zauberer ist nun auch in der Welt der Muggel angekommen. Dumbledore bringt den jungen Auserwählten um sein Date mit einer Kellnerin und schleift ihn stattdessen mit zu Horace Slughorn, der die nötige Polsterung für die Verwandlung in einen Sessel von Natur aus mitbringt und als neuer Zaubertränke Lehrer engagiert werden soll. Jim Broadbent als tüddeliger Trophäensammler erweist sich dabei als weiterer schauspielerischer Gewinn für die in dieser Hinsicht ohnehin über jeden Zweifel erhabene Reihe.
Harrys liebster Erzfeind Draco Malfoy bekommt wieder mehr Screentime, steht doch die Frage im Raum, ob er in den Kreis der Vertrauten Voldemorts aufgenommen wurde. Ungewöhnlich für die Reihe, entfernen wir uns dabei sogar kurzzeitig vom Protagonisten und erleben eine bedeutungsvolle Szene zwischen Dracos Mutter sowie Bellatrix und Snape mit. Im Hogwarts Express rächt sich der blonde Slytherin dann an aber an Harry für dessen Neugier auf die unfeine nicht-magische Art. Bis hierhin geht der Daumen eindeutig nach oben, das Drehbuch klebt nicht an der Vorlage, sondern interpretiert sie wunderbar eigenständig.
Ein weiteres Rätsel dieses Schuljahrs birgt alsbald die Frage nach der Identität des Halbblutprinzen. Jenes ominösen Zaubertrankgenies, das bevorzugt alte Schulbücher mit wertvollen Tipps bekritzelt. Yates räumt dieser Frage allerdings insgesamt erstaunlich wenig Raum ein und liefert bei der schlussendlichen Auflösung auch keinerlei Erklärungen mit, sodass der Durchschnitts-Muggel wohl mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn abschalten wird. Schade, dass ausgerechnet der Namensgeber dieses sechsten Teils so kurz kommt.
Überhaupt verliert sich "der Halbblutprinz" im weiteren Verlauf allzu sehr in Nebenkriegsschauplätzen, die das Geschehen eher in die Länge ziehen als voranbringen. Ausgiebig widmet sich der Film dem Hin und Her der Lovestories. Da die Gefühle von Cormac, Romilda oder Lavender ("Ach, mein Won-Won") den geneigten Zuschauer jedoch weniger tangieren, leidet die Spannung mitunter beträchtlich. Zwar sorgen Szenen wie die Unterhaltung über schöne weibliche Haut oder Rons Liebestrankvollrausch für einige Lacher, bremsen die Handlung um den Halbblutprinz und Toms Riddles Vergangenheit (die im Vergleich zum Buch auch stark gekürzt wurde) aber eben deutlich aus. "Noch einmal jung sein und der frischen Liebe Leid erdulden" kommentiert Dumbledore das pubertäre Treiben und ein Hauch von Resignation klingt mit.
Dieser sechste Teil bietet zudem erstaunlich wenig Action. Mit Ausnahme der Fuchsbau Attacke im Mittelteil wird hier vergleichsweise wenig Krachbumm geliefert. Das Finale kommt dann schließlich vollkommen aus dem Nichts. Eben noch saß man bei einem Butterbier in Hagrids Hütte und betrauerte den Verlust einer gewissen Riesenspinne und schon geht's ans Eingemachte. Wer die Bücher nicht gelesen hat, dürfte allerdings rätseln, weshalb es unseren Helden denn nun zu einer Höhle im Nirgendwo verschlägt, in der zombieähnliche Wesen im Wasser lauern. Horkrux-Suche - ja nee is klar. Aber wieso ausgerechnet hier?
Das Ende hat's dann allerdings in sich, ist kompromisslos, schockierend und wirft allerlei neue Fragen auf, die in den letzten beiden Teilen der Saga beantwortet werden sollen. Auf geht's...
1. Mittelerde
2. Hogwarts
3. Das Overlook Hotel
4. Die Villa Kunterbunt
5. Die Titanic
6. Die "Grüne Hölle" (Apocalypse Now)
7. Gotham City (Batmans Rückkehr)
8. Jigsaws "Folterlabyrinth" (Saw)
9. Die Stadt der verlorenen Kinder
10. Das Kloster (Der Name der Rose)
Nicht zwingend in der Reihenfolge. Alle 10 sind auf ihre Art wirkungsvoll.
Sie: Was schaustn da?
Ich: Harry Potter 5
Sie: 5? Wie viele Teile gibt's denn?
Ich: 8 plus zwei Tierwesen
Sie: Phantastische Tierwesen gehört zu Potter? Dachte das wäre so ne Naturdoku.
Ich: WTF?!
Vielleicht täuscht der Eindruck, aber nach dem pompösen Vorgänger wirkt "Orden des Phönix" ein wenig, als ob das Budget gekürzt wurde. Regisseur David Yates (inzwischen ein alter Hase in Rowlings magischer Welt) hatte wohl zunächst noch Schwierigkeiten, seinen Stil zu finden. Harrys fünftes Abenteuer wirkt weniger eigenständig, knüpft direkt an das Ende des "Feuerkelchs" an. Erstmals werden zudem in Rückblenden Ereignisse aus den Vorgängern gezeigt. Otto-Normal-Muggel, die jetzt noch neu zusteigen, dürften den Hogwarts-Express ratlos verlassen.
Dudley ist zum Möchtegern-Gangster geworden. Vertreibt Jüngere vom Kinderspielplatz. Wie gut für ihn, dass Harry bei ihm ist, als die Dementoren auftauchen. So kriegt er nur nen kleinen Knutscher. Mrs. Figg ist auch mit von der Partie. Etwas unbeholfen eingeführt die Nachbarin - aber das ist eher ein Versäumnis der vorherigen Teile.
Bei der Verhandlung im Ministerium trifft Harry dann auch schon auf seine Nemesis dieses Schuljahres - Umbridge, die pinke Plage. Imelda Staunton mimt die böswillige Katzenliebhaberin mit falschem Kichern absolut grandios ("Ich verlange Disziplin und Ordnung!"). Filch wird derweil ihre rechte Hand, bekommt mehr zu tun als je zuvor. Darf pausenlos neue Erlasse an die Wände klöppeln.
Yates hält sich nicht lange mit Nebenschauplätzen auf. Das sorgt einerseits für Kurzweil, lässt andererseits aber auch die vielen charmanten Details vermissen, die Rowlings Welt eben so zauberhaft machen. Harrys fünftes Jahr gleicht zuweilen einem straighten Politthriller, einem Duell zwischen Schulleitung und Ministerium. Selbst der titelgebende Orden bekommt nicht allzuviel zu tun.
Ein großer Lichtblick ist die verträumte Luna. Sie wandelt leichtfüßig zwischen schräger Außenseiterin und tapferer Kämpferin mit feinem Gespür für die Gefühle Anderer. Auch Harrys Lovestory mit Cho kommt voran. Ginny wirft ihnen heimlich eifersüchtige Blicke zu. Der Raum der Wünsche hingegen ist etwas einfallslos gestaltet. Da wäre noch Luft nach oben gewesen.
Okklumentik bei Snape wird zur psychischen Belastungsprobe ("Ihr Vater war ein Schwein!"). Hagrid hat seinen Halbbruder mitgebracht, der sich gleich in Hermines starke Hand verguckt. Die Weasley Zwillinge rufen die Anarchie aus. Dunkle Träume plagen Harry Tag und Nacht.
Der Showdown bietet viel Zauberstabgefuchtel. Jubel bricht aus, wenn Sirius, Lupin und Co. dazustoßen. Lucius Malfoy triffts voll auf die Zwölf, doch dann der Schock......Am Ende hat's dann sogar Fudge geschnallt ("Er ist wieder da").
Eher ein schwächerer Teil für meinen Geschmack. Die bunten Zwischentöne fehlen mir, die kleinen Kuriositäten, aber hey - es bleibt ein Potter. Im "Orden des Phönix" dominiert schwarz - und pink.
Komm, wir fliegen durchs Warner Bros. Logo zu einem neuen Jahr in Hogwarts. Diesmal wird's international - die bulgarischen Jungs und die französischen Mädels sind zu Gast (wo haben die eigentlich das jeweils andere Geschlecht gelassen?).
Vorher wird's aber so richtig ernst. Die Eröffnungsszene stellt klar, dass hier keine halben Sachen gemacht werden. Anschließend geht's per Portschlüssel zur Quidditch WM. Das Spiel beginnt...und ist auch schon wieder vorbei! Komischer Schnitt. Danach gibt's Terror, inklusive Dunklem Mal am Himmel. Die Vorzeichen verdichten sich, dass Voldemort seine Kaffeepause beendet hat...
Mike Newell sitzt nun auf dem Regiestuhl. Der Look hat sich wieder etwas verändert. Krach Bumm Peng gibt's diesmal reichlich, denn drei trimagische Aufgaben wollen bewältigt werden. Jede Menge neue Figuren werden eingeführt, da reicht's für Draco nur noch zu einem Cameo als Frettchen. Mit dem neuen VgddK Lehrer stimmt was nicht (wie eigentlich jedes Mal). Mad-Eye zeigt den Kids unverzeihliche Flüche. Seamus kann nicht mal in Ruhe sein Kaugummi fixieren.
Derweil hält die Pubertät die Hogwarts Schüler fest im Griff. Harry liebt Cho, Cho liebt Cedric, Hermine liebt Ron, Myrte liebt Harry, Neville liebt das Tanzen und selbst Rita Kimmkorn will in der Besenkammer kuscheln. Ach ja und sogar Hagrid hat eine Frau gefunden, die größer ist als er. Dafür kämmt er sich sogar das Zottelfell.
Etwas wirklich Dramatisches passiert eigentlich lange Zeit über nicht. Nur Eiersuche mit nem Hornschwanz und so. Alle sprechen davon, dass das Turnier lebensgefährlich ist, aber die Sensationsgier scheint auch unter Zauberern weit verbreitet. Eine Absage kommt jedenfalls nicht in Frage. Show must go on.
Unterdessen rocken die Schicksalsschwestern den Weihnachtsball ("Can you dance like a hippogrif"). Flitwick setzt zum Stagedive an. Hermine geht mit Viktor, Ron nimmts ihr krumm.
Das Finale ist nichts für schwache Nerven. Spätestens jetzt schickt man besser die Kleinen ins Bett. Gab's zuvor immer wieder was zu lachen ("Die Hand an meine Hüfte"), ist nun Schluss mit lustig, wenn Wurmschwanz seinen unheilvollen Cocktail mixt. Dieser vierte Teil ist neben 7.2 möglicherweise der actionreichste von allen. Am Ende aber auch unerhört düster und bedrückend. Die Harry Potter Saga ist endgültig erwachsen geworden.
"Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut!"
Der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort - der Mexikaner Alfonso Cuarón übernahm für das dritte Potter Abenteuer den Regie-Staffelstab und schuf dank einer straffen Inszenierung und eines unverkennbaren Stils den wohl besten Teil der Reihe.
Die Beleidigungen seiner aufgeblasenen Tante Magda erträgt Harry nicht lange - also bläst er sie kurzerhand noch mehr auf. Herrlich anzusehen, wie sie einen Looping vollführt und dann wie ein Heißluftballon davonfliegt.
Der Grimm lässt sich kurz blicken und deutet gleich mal an, dass der dritte Teil deutlich düsterer daherkommt. Und schon beginnt die wilde Tour mit dem Fahrenden Ritter ("Tritt drauf, Ernie!"). Auch die Zugfahrt ist kein Zuckerschlecken mehr, kusswillige Dementoren sorgen für plötzlichen Kälteeinbruch. Harry wird ohnmächtig (das passiert ihm hier öfters).
Die neue große Bedrohung heißt Sirius Black. Voldemort hat erstmal Kaffepause. Der neue Dumbledore trägt lieber grau und wirkt auch nicht mehr ganz so freundlich. Prof. Flitwick hat auch irgendwas an sich machen lassen. Und selbst Hagrid hat seine Hütte woanders aufgestellt. Sei's drum, die Veränderungen fühlen sich im Hinblick auf die Vorgänger zwar nach einem krassen Bruch an, innerhalb dieses Films glücken sie aber.
Wahrsagen steht nun auf dem Stundenplan. Trewlaney sieht trotz dicker Brillengläser mehr als alle anderen - nur den Tisch vor ihrer Nase nicht. Bei Lupin stellen sich die Schüler (die hier auch nicht mehr so viel Wert auf ihre Uniformen legen) ihren größten Ängsten. Neville verpasst Snape gleich auch mal neue Kleidung. Magisch wird's, wenn Harry auf Seidenschnabel über den See gleitet ("Ich bin der König der Welt!"...ach ne, falscher Film...)
Die Potter Welt expandiert. Rowling lotet die Vergangenheit der Charaktere aus. Wer Freund und wer Feind ist, ist hier nicht mehr so eindeutig wie noch in den Vorgängern. Vielschichtiger, komplexer geht es nun zu. Mehr als ein Geheimnis wartet auf seine Enträtselung.
Unter den neuen Darstellern können besonders David Thewlis und Gary Oldman Akzente setzen. Aber auch das junge Trio hat sich weiterentwickelt. Im letzten Drittel hat dieser Teil dann beinahe mehr von einem waschechten Horrorfilm als von einem Fantasyspektakel. Die Natur schlägt zurück, die Peitschende Weide sowieso, aber auch Hippogreif, Ratte und Hirsch.
Die notwendige Neuausrichtung glückt. Cuarón gibt die Richtung für die kommenden Episoden vor. Gleichzeitig stellt er aber auch einen in sich funktionierenden Film auf die Beine, findet die passende Mischung aus fantasievollem Charme, Humor, Tempo und Spannung.
"Missetat begangen."
Ich hab's erst grad gelesen
Und geb fast jetzt schon auf
Die Filmseiten sind neu eingepackt
Man kriegt sie sehr schlecht auf
Jetzt les' ich Kängus Text mir durch
Und schwitze, weil ich kämpf'
Das neue Design hier
Schmeckt wie tausend Jahre alter Senf
Ach, hier steht...
Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche ziehen
Irgendwie dem übergroßen Trailerbild entfliehen
Dann sehn Sie die Meinung Ihrer Freunde
(Zumindest von ein paar)
Und dann folgen auch schon 10 Seiten Trivia
Aber erst den Nippel durch die Lasche ziehen
Das Mausrädchen mal eben bis zum Anschlag drehn
Da erscheint dann auch ein Label
Und da klickst du ganz leicht drauf
Und schon baut sich ein neuer Unsinn auf
Früher war auch mehr Farbe
Ich denk mir Mann oh Mann
Wie komm ich denn jetzt eigentlich
An die Kommentare ran
Ich seh nur was von Streaming hier
Ich komm da nicht mehr mit
Wer von euch gibt mir bitte mal nen Tipp?
Also erst den Nippel durch die Lasche ziehen...
"Angst, Potter?" "Träum weiter!"
Auf geht's zum zweiten Jahr in der Schule für Hexerei und Zauberei! Vorher allerdings erwartet uns noch die Warnung eines glubschäugigen Hauselfen ("Dobby tut das nur zu Ihrem Wohl, Sir"), das zauberhafte Heim der Weasleys ("Sag mir, was genau ist die Funktion von Gummienten?") und eine spektakuläre Anreise mit einem fliegenden Ford ("Mein Zauberstab, sieh ihn dir an!").
Charaktere und Schauplätze sind bereits aus dem Vorgänger bekannt, sodass der zurückgekehrte Chris Columbus einen deutlich direkteren Einstieg wählen kann. Die Zeit des bloßen Staunens ist vorbei, nun bekommen wir eine wesentlich komplexere Story erzählt, die fest in Rowlings magischer Welt verankert ist. Es geht um Rassismus, den hogwartschen Gründermythos und eine geheimnisvolle Kammer, die nach 50 Jahren abermals geöffnet wurde. Ein Monster geht um und hat es auf die nicht 'reinrassigen' Schüler abgesehen - dagegen wirkt die simple Steinchensuche aus dem ersten Teil wie Pipifax.
Die Neuzugänge fügen sich derweil wunderbar ins Ensemble ein. Lockhart hat die Locken schön, Lucius Malfoy verteilt alte Tagebücher, die Maulende Myrte hält den Kopf aus der Kloschüssel. Die Stimmung ist insgesamt etwas düsterer, die Action dynamischer.
Wir bekommen das beste Quidditchmatch der ganzen Reihe geliefert, inklusive anschließendem Wabbelarm des Protagonisten ("Ist auch gleich viel biegsamer"). Hermine und Ron ergeht es aber auch nicht besser. Sie wird erst zur Katze, dann versteinert, er spuckt Schnecken ("Besser raus als rein").
Die Tricktechnik ist verbessert; Phoenix, Riesenspinne und Basilisk können sich nach wie vor sehen lassen. Nur das Episodenhafte behält Columbus bei, der große erzählerische Bogen ist nicht immer ersichtlich. Die ausgiebig vorbereitete Vielsafttrank-Aktion läuft ein wenig ins Leere, dafür werden hier schon einige Verbindungsstücke zu späteren Teilen gelegt (Horkrux!).
So ganz nebenbei findet hier noch echter Unterricht statt (was ja in späteren Jahren deutlich zurückgefahren wurde). Neville ist wohl der Einzige, der nach dem Wichteln am Kronleuchter hängt, Rons Trinkgefäß bekommt einen Rattenschwanz spendiert und Alraunen sind erst erwachsen, wenn sie die Akne überstanden haben.
Die Schreckenskammer ist dann schön schmuddelig, der perfekte Ort für eine Mega-Schlange, die bevorzugt durch Abflussrohre kriecht. Wir lernen, dass Ihr-wisst-schon-wer ein Faible für Wortspiele besitzt und nicht immer so nasenlos durch die Gegend lief. Außerdem erfahren wir, dass es tatsächlich Menschen... Verzeihung, Hauselfen gibt, die gerne Socken geschenkt bekommen. Harry mochte die alten von Onkel Vernon ja nie sonderlich.
Und wir lernen, dass Hogwarts nicht Hogwarts ohne Hagrid ist.
P.S. Schön brav bis zum Ende des Abspanns sitzen bleiben! Es folgt noch eine Szene mit dem guten Gilderoy.
Einen Kommentar zur "Harry Potter" Reihe zu verfassen, fühlt sich für mich beinahe an, als würde ich ein altes Fotoalbum hervorholen und meine Kinderbilder kommentieren - oder gar meine Kindheit als solche.
Bei dieser Sichtung (es dürfte etwa die Zwanzigste gewesen sein) fiel mir einmal mehr auf, wie fröhlich-charmant der erste Teil selbst die düstersten Momente des Romans behandelt. Da fristet ein Junge ein erbärmliches Dasein in einem Schrank unter der Treppe und trotzdem gewinnt man zu keiner Zeit der Eindruck, hier finsteren Dramenstoff zu sehen. Ohnehin machen die Dursleys jedes Mal aufs Neue viel Spaß, die Drei sind einfach grandios gecastet.
Selbiges trifft auch auf Hagrid zu, diesen liebenswerten Hünen mit Zottelfell, der Harry hinaus in die weite Zaubererwelt schubst. Ein paar Mal gegen die Backsteinmauer geklopft - und schon stehen Harry und der Wildhüter in der Winkelgasse. Von nun an reiht sich ein Wow-Effekt an den nächsten.
Wenn es einen Oscar für den besten Cameo gäbe - ich würde ihn John Hurt als weisen Zauberstabmacher Ollivander verleihen. Wahnsinn, wieviel Ausstrahlung er in seine zwei, drei Minuten Leinwandzeit legt.
Die Kobolde bei Gringotts sehen auch heute noch klasse aus. Hier macht es sich bezahlt, dass mit Masken statt CGI gearbeitet wurde. Und tadaaa - da ist er schon, der Stein des Anstoßes. Also der Ihr-wisst-schon-was im Verließ Ihr-wisst-schon-welches.
Der Bahnhofsbeamte von Kings Cross (im zweiten Teil ist er auch wieder dabei) hat schon bessere Witze gehört. Die Weasleys hingegen wissen, was es mit dem ominösen Gleis auf sich hat. Ginny wünscht dem Blitznarbenträger noch schnell Glück, nicht ahnend, dass der Jahre später die gemeinsamen Kinder mit ihr zu eben jenem Gleis bringen wird.
Tschuff, tschuff, die Dampflok fährt los. Ron hat Dreck an der Nase, sieht echt nicht schön aus. Hermine bindets ihm auf die Selbige. Peter Pettigrew wird fast gelb vor Neid. Wir erfahren, dass Zauberer richtige Naschkatzen sind...
Apropos Katzen, da ist ja auch schon die gute Minerva und begrüßt die Neuankömmlinge in Hogwarts. Der sprechende Hut verteilt die Kids auf die vier Häuser. Susan Bones wird ein Hufflepuff. Das Mädchen, das hinterher noch eine tragende Rolle einnehmen wird, wenn sie im zweiten Teil kurzzeitig neben Harry stehen darf.
Im weiteren Verlauf gelingt dem Auserwählten dann einfach alles. Jüngster Quidditchsucher, Trollbesieger, Geschenkeabstauber. Und dennoch wird Harry in diesem ersten Teil eher selten aktiv. So zaubert er beispielsweise kein einziges Mal (!) mit seinem Zauberstab und hat auch sonst mehr Glück als Verstand. Im Vergleich zum Roman wirkt er zudem deutlich braver, weniger rebellisch und sucht auch weniger die offene Konfrontation mit Draco. Vermutlich aber besser so, seine Sympathiewerte hätten vermutlich arg darunter gelitten.
Die Handlung erscheint zumeist episodenhaft, ein roter Faden wird erst gegen Ende wieder erkennbar. "Stein der Weisen" lebt von den Wundern der magischen Welt, von der Einführung der Charaktere, deren Bedeutung für den weiteren Verlauf hier nicht einmal im Ansatz erkennbar ist. Selbst Volde... Ihr-wisst-schon-wer wirkt noch wie der Standard-Bösewicht.
Grundlagen schaffen und sich dabei eng an die Vorlage halten, lautete das Credo von Chris Columbus. Die Effekte sind aus heutiger Sicht schon reichlich angestaubt, die Ausleuchtung ist teilweise miserabel.
Aber diese wohlige Atmosphäre, wenn das Hedwig-Theme erklingt oder die Schüler zum ersten Mal die Große Halle betreten, die wird für immer bleiben...und meine Gänsehaut, wenn Neville Longbottom 10 Punkte bekommt.
Die Gier nach Macht und Geld fördert den Wahnsinn schneller als Plainview das Öl - so etwa ließe sich Paul Thomas Andersons Film über Aufstieg und Fall des Ölmagnaten Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis) zusammenfassen. Was äußerst vielversprechend beginnt, entwickelt sich ab der zweiten Hälfte jedoch zu einer arg zähen Angelegenheit.
Plainview ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Begriff, sich ein Erdöl-Imperium aufzubauen. Bei seiner Suche nach unentdeckten Ölvorkommen erhält er ein Angebot des jungen Paul Sunday (Paul Dano), der ihm das Land verkaufen will, auf dem sich die Farm der Sunday Familie befindet. Pauls Zwillingsbruder Eli (ebenfalls Paul Dano), ein ehrgeiziger Priester, fordert jedoch zusätzlich Unterstützung für seine Kirche. Alsbald entbrennt ein erbitterter Machtkampf...
"There will be blood" startet mit einem stimmungsvollen Intro, welches ganz ohne Dialoge auskommt und die Ölmänner bei ihrer kräftezehrenden und gefährlichen Arbeit zeigt. In der Folge beleuchtet Andersons Film auf interessante Weise wie Plainview stetig seinen Reichtum und seinen Einfluss mehrt. Mit dem Auftreten des jungen Priesters zeichnen sich die ersten Konflikte ab, welche sich nach und nach immer mehr zuspitzen und in einem ebenso erschütternden wie spektakulär gefilmten Unfall in der Mitte des Films kulminieren. Bis hierhin ist "There will be blood" ein zwar langsam erzähltes, aber ausgesprochen fesselndes Erlebnis.
Zu Beginn der zweiten Hälfte jedoch tritt Anderson aus unerfindlichen Gründen noch einmal kräftig auf die Bremse, ergibt sich in langen Kameraeinstellungen und schier endlosen Dialogen, während die Handlung auf der Stelle tritt. Versprach die erste Hälfte noch weitere Schritte auf der Eskalationsleiter zwischen Plainview und seinem fanatisch religiösem Widersacher, so zerfasert das Geschehen nun immer mehr, sodass etwa ein Mann (Kevin J. O'Connor) in den Vordergrund tritt, der behauptet, Plainviews Bruder Henry zu sein.
Neben den eindrucksvollen Bildern und der authentischen Atmosphäre kann man "There will be blood" vor allem seine hervorragenden Darstellerleistungen zu Gute halten. Daniel Day-Lewis spielt den Protagonisten, einen egozentrischen Tyrannen, der stets den eigenen Vorteil im Sinn hat, mit aller Intensität. Ihm gegenüber steht Paul Dano, der als wahnhafter Prediger überzeugt. Neben diesen Beiden verblassen allerdings leider auch alle weiteren Darsteller zu unbedeutenden Randfiguren. Zwar bietet Plainview Sohn H.W. (Dillon Freasier) einiges an Potenzial, doch lässt uns Anderson zu wenig an seinem Gefühlsleben teilhaben, um eine starke Identifikation zu ermöglichen.
Als merkwürdigster Aspekt innerhalb der Handlung erweist sich unterdessen das ziellose Rätselraten um Verwandtschaftsbeziehungen. Sind Paul und Eli tatsächlich Zwillinge oder handelt es sich um ein Täuschungsmanöver? Ist Henry wirklich Plainviews Bruder oder nur ein Hochstapler? Und wurde H.W. in Wahrheit von dem Ölmagnaten aufgezogen, nach dem sein leiblicher Vater ums Leben gekommen war? Bis zum Schluss gibt "There will be blood" keine Antwort darauf, wozu dieses Rätselraten dienlich sein soll.
So ist Andersons Öl-Western ein recht sperriger Film, der viel Geduld einfordert, mit einem großartigen Cast und erhabenen Bildern punktet, letztere aber nicht vollauf zufriedenstellend mit Leben zu füllen vermag.
Gemeinhin gilt die Lüge als etwas Verwerfliches, etwas Unmoralisches. Sie stellt einen Akt der Täuschung dar, mit dem wir unser Gegenüber bewusst hinters Licht führen. "Hinters Licht führen" - in dieser Redensart klingt es bereits an: Die Lüge ist eng verbunden mit der Dunkelheit.
Doch wie verhält es sich mit einer Lüge, die zum Wohle Aller ausgesprochen wird? Die gar der Aufrechterhaltung des Rechtsstaates und dem Schutz seiner Bürger dient? Um diese Fragen kreist das brillante Comicepos "The Dark Knight".
Eine temporeiche Inszenierung, ein intelligentes Drehbuch und ein hervorragender Cast um den vielfach gelobten Heath Ledger als diabolischer Clownprinz des Terrors machen Christopher Nolans Großstadtthriller zu einem mitreißenden Erlebnis. Jedoch sind es besonders die vielen aufgeworfenen Moralfragen, die "The Dark Knight" aus der Masse der Comicverfilmungen hervortreten lassen.
Darf ein Bösewicht der Öffentlichkeit als strahlender Held verkauft werden, wenn es dem Fortbestand der allgemeinen Ordnung nützt? Darf ein Jeder ausspioniert werden, um seine Sicherheit zu gewährleisten? Und wer entscheidet überhaupt darüber, welche Wahl letztlich getroffen wird? Kann ein Einzelner sich zum Beschützer einer ganzen Stadt aufschwingen und das Verbrechen bekämpfen, selbst gegen den Willen ihrer Bewohner? Und warum sollte diese Aufgabe ausgerechnet einem Milliardär zufallen, der von der Lebenswirklichkeit der einfachen Leute keine Vorstellung hat?
"The Dark Knight" antwortet mit Ja und Nein. "Ja", indem der Film mit Batman einen Protagonisten präsentiert, der bereit ist, immense Opfer zu bringen, um den Frieden in Gotham zu wahren. Und "Nein" in Gestalt des Forschungsexperten Lucius Fox, der die ihm anvertraute Macht in Form eines umfassenden Überwachungsapparates zurückweist.
Nolans Film befasst sich jedoch nicht nur mit der Debatte, ob der Zweck im Zweifelsfall die Mittel heiligt und das Abweichen von der Wahrheit als Akt der Güte aufgefasst werden kann, sondern hinterfragt auch unser Verständnis von Recht und Ordnung. Dazu nutzt er ein Ensemble an Figuren von denen Jede ein Doppelleben führt.
Bruce Wayne etwa hält bei Tage die Fassade des überheblichen Playboys aufrecht, der ein Leben im andauernden Luxus auskostet, während er bei Nacht als maskierter Rächer auf Verbrecherjagd geht. Als Batman geht er eben gegen Jene vor, mit denen er als Bruce Wayne Geschäfte abschließt. Profitiert er also nicht selbst gar am meisten von seinem Alter Ego als dunkler Ritter, indem das Geld am Ende immer den Weg in seine Brieftasche findet?
Eine solche Dualität kennzeichnet auch die Figur des Staatsanwalts Harvey Dent, der als weißer Ritter Gothams Gewalt und Korruption den Kampf ansagt, durch einen persönlichen Schicksalsschlag aber selbst zum Monster wird. Während er von allen anderen Aufrichtigkeit einfordert, erfüllt er selbst diese Anforderung nicht, als es am meisten darauf ankommt.
Und sogar der dritte entscheidende Mann im Bunde, der aufrechte Commissioner Gordon, führt ein solches Doppelleben zwischen knallhartem Cop und liebevollem Familienvater.
Der Einzige, der in diesem von Dualismus geprägten Ensemble keine zwei Seiten kennt, ist ausgerechnet der Joker. Eben dieses Fehlen einer verborgenen Seite macht ihn in Gotham zu einem Außenseiter und in den Augen der Meisten zu einem verrückten Spinner. Durch das Fehlen einer zweiten Seite passt der Joker nicht in das Weltbild der anderen Akteure, da ihrem Verständnis nach in Jedem etwas Verborgenes schlummern muss, das er der Welt nicht preisgibt. Der Joker jedoch macht sich gar über diese Denkweise lustig, indem er verschiedene Versionen seiner Hintergrundgeschichte erzählt. Dadurch, dass er nicht auf Geld, Ruhm oder Ehre abzielt, wirkt er für alle Anderen umso bedrohlicher. Als innerer Gegensatz des bösen Clowns vereint er somit, was die restlichen Figuren strikt voneinander trennen.
"The Dark Knight" bietet eine vielschichtige Handlung, ausgezeichnete Actionszenen und hier und da auch ganz feinen, augenzwinkernden Humor. Als Mittelteil von Nolans Trilogie um den dunklen Ritter bildet der Film gleichsam deren fulminanten Höhepunkt und wartet zudem mit einem der einprägsamsten Bösewichte der Filmgeschichte auf.
Why so serious?
"Milz an Großhirn, Milz an Großhirn..."
Mag "Die Reise ins Ich" unter der Regie von Joe Dante (Gremlins, Meine teuflischen Nachbarn) bisweilen auch arg albern und überdreht sein, punktet die lockere SciFi Komödie doch mit einer guten Portion Charme und Ideenreichtum. Dennis Quaid und Meg Ryan lernten sich beim Dreh kennen und lieben und kamen hier beide vorher noch in den Genuss, Martin Short küssen zu dürfen.
Das Tempo ist beinahe konstant hoch, die oscarprämierten Effekte sind auch heute noch sehenswert und einige starke Gags bringen nach wie vor das Zwerchfell in Wallung.
Der Miniaturpilot im Hintern des Hypochonder - das ist auch heute noch ein ulkiger Spaß. Davon könnte ruhig mal Jemand ein Remake drehen...
Basierend auf zwei Kurzgeschichten der feministischen Autorin Angela Carter entfaltet Neil Jordan ein surreales Werk um Ängste und Bedürfnisse sowie aufkeimende weibliche Sexualität. Sein fantasievoller Trip in die Psyche einer Pubertierenden bedient sich bei grimmschen Märchen und verbindet diese mit schaurigem Werwolf-Horror.
Die junge Rosaleen (Sarah Patterson) hat sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und gibt sich ganz ihren Träumen hin. In diesen erzählt ihr ihre Großmutter (Angela Lansbury) von fahrenden Händlern, aufdringlichen Liebhabern und dem wilden Tier im Manne. Alsbald vermischen sich im Kopf der Heranwachsenden Traum und Realität...
Jordans Horrormär verfügt über eine verschachtelte Erzählweise, sodass die Rahmenhandlung, in welcher Rosaleen in ihrem Bett liegt und träumt, gleich mehrere Binnenhandlungen umschließt. Nach und nach jedoch bricht der Regisseur die Grenzen zwischen den verschiedenen Erzählebenen auf, sodass sich Realität, Traum und Traum-im-Traum ineinander verstricken.
Geprägt wird die Waldszenerie in Rosaleens Träumen von einem unverkennbaren Gothic-Look mit gewaltigen Pilzen, lebendig gewordenen Kuscheltieren und detailverliebten Behausungen. Die erotisch aufgeladene Geschichte ist unterdessen mit zahlreichen Metaphern auf die erblühende Sexualität und Selbstbestimmung der Frau versehen. Dank einer einnehmenden Gruselatmosphäre und einer meisterhaften Tricktechnik - insbesondere bei den Werwolf-Verwandlungen - überzeugt Jordans Film jedoch ebenso im Horrorbereich wie als Teenager-Psychoanalyse.
Vorwerfen kann man dieser Rotkäppchen-Variante für Erwachsene nur wenig. Vielleicht einzig, dass sie als Kind ihrer Zeit heute nicht mehr ganz so gut funktioniert wie in den 80ern. Wer sich allerdings für Märchen oder Werwolffilme aus diesem Jahrzehnt begeistern kann, dem sei "Die Zeit der Wölfe" wärmstens empfohlen.
Und die Moral von der Geschicht'
Mädchen, weich vom Wege nicht!
Bleib allein und halt nicht an;
Traue keinem fremden Mann!
Geh' nie bis zum bitt'ren Ende;
Gib Dich nicht in fremde Hände!
Deine Schönheit zieht sie an,
Und ein Wolf ist jeder Mann!
Merk Dir eines: In der Nacht
Ist schon mancher Wolf erwacht.
Weine um sie keine Träne!
Wölfe haben scharfe Zähne!
Adam Wingards feiner Horrrorslasher "You're Next" attackiert erbarmungslos die vermeintlich letzten sicheren Bastionen unseres Zusammenlebens: Die eigene Familie und die eigenen vier Wände. Was als Satire über ein verkorkstes Clantreffen beginnt, entwickelt sich rasch zur brutalen Homeinvasion.
Erin (Sharni Vinson) und ihr Freund Crispian (AJ Bowen) sind bei Crispians reichen Eltern eingeladen, die einen noblen Landsitz in völliger Abgeschiedenheit bewohnen. Auch Crispians drei ebenfalls erwachsene Geschwister und ihre jeweiligen Partner sind gekommen. Während die Geschwister beim Dinner alte Streitigkeiten wieder aufleben lassen, durchschlägt plötzlich ein Armbrustpfeil die Fensterscheibe - und der blutige Alptraum beginnt...
Das herausstechendste Merkmal von "You're Next" ist zweifellos, wie geschickt Wingards Film die Balance zwischen fesselndem Überlebenskampf und bissigem, schwarzen Humor hält und dabei in beiden Bereichen ausgesprochen gut abliefert. Mit seiner geradlinigen Story erfindet er zwar das Rad nicht neu, sorgt aber dank des hohen Tempos und einiger Wendungen durchweg für kurzweilige Unterhaltung. Zudem kommen Freunde tougher Frauenfiguren im Horrorgenre hier voll auf ihre Kosten. Einzig der mitunter übertriebene Gebrauch der Wackelkamera fällt in der ansonsten starken Inszenierung etwas negativ ins Gewicht.
Trotz einiger eher schwächerer Dialoge wissen auch die Darsteller rund um die kämpferische Sharni Vinson insgesamt zu überzeugen. Seine Regiekollegen Joe Swanberg (V/H/S) und Ti West (The House of the Devil) hat Wingard zusätzlich als kleines Schmankerl für Kenner miteingebaut. Somit stellt "You're Next" nicht die schlechteste Wahl für einen etwas alternativen Familienfilm dar.
Im Remake von Tobe Hoopers Vorreiter des Terrorfilms kehrt der Killer mit der Kettensäge auf die große Leinwand zurück, um nichtsahnende Teenager zu meucheln. "Texas Chainsaw Massacre" unter der Regie des Deutschen Marcus Nispel liefert insgesamt solide Genrekost, hat aber auch immer wieder mit deutlichen Spannungseinbrüchen zu kämpfen.
Nach einer Eröffnungsszene im Doku-Stil, die zugleich die gruseligste des gesamten Films darstellt, braucht Nispels Remake eine ganze Weile, um Fahrt aufzunehmen. Allzu viel Zeit verschwendet der Regisseur mit der Einführung der farblosen Teenagergruppe. So vergeht eine gute halbe Stunde bis die berüchtigte Kettensäge angeworfen wird und in der nur ein originell inszenierter Suizid sowie die Eigenheiten der durchgeknallten Rednecks bei Laune halten.
Die Hochglanzbilder verschwitzter Teenie-Leiber lassen derweil die Handschrift des Produzenten Michael Bay erkennen - insbesondere Jessica Biels weibliche Vorzüge werden hier ausgiebig präsentiert. Die Handlung bleibt jedoch auch im weiteren Verlauf ohne Überraschungen, die Schockmomente kommen allesamt erwartungsgemäß. Immerhin sorgt R. Lee Ermeys Performance als verrückter Sheriff noch für einigen Spaß. Subtile Zwischentöne kennt "Texas Chainsaw Massacre" aber ebenso wenig wie das Erzeugen intensiver Momente abseits der Gewaltausbrüche, sodass am Ende nur der Eindruck des Mittelmaß zurückbleibt.
Mit "Spiel mir das Lied vom Tod" gelang Sergio Leone ein Western von monumentaler Größe. Wie steinerne Denkmäler einer längst vergangenen Epoche stehen sich die Revolvermänner in diesem majestätischen Epos gegenüber, behaken und belauern sich - ehe die Todesmelodie erklingt.
Leones Film handelt von falschen Erwartungen, zerschossenen Träumen und dem unaufhaltsamen Lauf der Zeit, bildet gleichsam Höhepunkt wie letztes Ausrufezeichen des klassischen Italo-Western. Auf elegante Weise verknüpft er die verschiedenen Handlungsstränge um den namenlosen Mundharmonikaspieler (Charles Bronson), den skrupellosen Killer Frank (Henry Fonda) und die taktierende Witwe Jill (Claudia Cardinale). Die ausgedehnte Exposition, in der die Figuren nach und nach in Stellung gebracht werden, mag dabei viel Geduld einfordern, doch spätestens der dynamisch erzählte Mittelteil, in dem sich die Konflikte immer mehr zuspitzen, entschädigt für dieses Warten.
Letztlich ist "Spiel mir das Lied vom Tod" nämlich auch genau dies - ein Film über das Warten. Das wird schon in der legendären Eröffnungsszene deutlich, in der drei Banditen der Ankunft eines Zuges harren und sich ihre Vorstellungen schließlich ebenso in Rauch auflösen wie jene der anderen Charaktere im weiteren Verlauf der Geschichte.
Dieser über allem schwebende Pessimismus spiegelt sich auch in den beeindruckenden, aber zugleich seltsam trostlosen Setbauten und Landschaftspanoramen wider. Was einst Staub war, kehrt hier alsbald zum Staub zurück - meist verursacht durch eine Kugel in den Schädel. Ebenso wie diese scheint auch die Kamera immer wieder in die Köpfe der Figuren eindringen zu wollen, indem sie ganz nah an ihre Gesichter heranfährt, sodass jede Furche auf Bronsons Wangen erkennbar wird und Fondas Augenpaar wie zwei leuchtend blaue Monde die Nacht erhellt.
Nur gelegentlich blitzt ein Humor so trocken wie Präriegras auf, zumeist jedoch präsentiert sich Leones Werk von einer dreckigen und ungeheuer düsteren Seite, durch Morricones melancholische Klänge ideal begleitet. Während Charles Bronsons minimalistisches Spiel perfekt zu seiner wortkargen Rolle passt, ragt derweil besonders Henry Fonda unter den Darstellern hervor, welcher mit einer wahrhaft diabolischen Präsenz erfolgreich gegen sein Image anspielt.
Mag die Erzählung, die geradewegs auf das finale Duell zwischen dem hell und dem dunkel gekleideten Revolvermann hinausläuft, trotz ihrer Verschachtelung auch recht simpel sein, so zählt Leones Westernklassiker jedoch zweifellos zu den Werken, die auch mehr als fünfzig Jahre später noch unterhalten und begeistern können.
Die Romane und Kurzgeschichten des Autors Dennis Lehane erfreuen sich in Hollywood offenkundig großer Beliebtheit. Zuletzt wurden etwa "Gone Baby Gone", "Shutter Island" und "The Drop" erfolgreich für das Kino adaptiert - und so stammt auch die Vorlage zu "Mystic River" unter der Regie von Altmeister Clint Eastwood aus Lehanes Feder.
Die miteinander verwobenen Schicksale dreier Jugendfreunde, die nach einem traumatischen Kindheitserlebnis als Erwachsene wieder aufeinander treffen, erinnern dabei in ihrer Ausgangslage an "Sleepers" (1996), schon bald jedoch entwickelt sich Eastwoods Film in eine andere Richtung. Rund um sein hervorragendes Darstellerensemble entwickelt er eine stimmige Mischung aus Krimi und Drama, die zudem mit einer präzisen Milieuzeichnung der Bostoner Armenviertel aufwarten kann.
Sean Penn begeistert als Familienvater mit Knasterfahrung, der nach dem Mord an seiner ältesten Tochter alles daran setzt, den Täter ausfindig zu machen. An seiner Seite brilliert Tim Robbins als innerlich gebrochener Jugendfreund, der in den Fokus der Ermittlungen gerät. Und auch der weitere Cast um Kevin Bacon als dritter Freund, der zum Kriminalermittler aufgestiegen ist, sowie Laurence Fishburne, Laura Linney und Marcia Gay Harden weiß vollkommen zu überzeugen. Berechtigterweise regnete es dafür Oscar-Nominierungen und -auszeichnungen.
"Mystic River" zieht seine Spannung demnach nicht ausschließlich aus der Frage nach der Identität des Mörders, sondern besonders auch aus den komplexen Verstrickungen der Figuren. Dabei legt sich die Frage, ob ein einziges Kindheitsereignis das Leben dreier Männer und damit auch ihrer Familien für immer beeinflussen kann, wie ein dunkler Schleier über die Erzählung. Dennoch ist Eastwoods Film nicht sonderlich pathetisch geraten und bleibt trotz des Verzichts auf markante Actionszenen auch auf der Krimiebene sehr interessant. So ist "Mystic River" am Ende ein anspruchsvolles Filmerlebnis, das bei aller Aufmerksamkeit für die Entwicklung der Charaktere auch das Vorantreiben der Geschichte nicht vergisst.
Seltsam wie das Grauen oftmals mit dem Verlust eines Kinderspielzeugs in einem Gulli seinen Anfang nimmt...
"Drive" unter der Regie von Nicolas Winding Refn erzählt die Geschichte eines Stuntman (Ryan Gosling), der in Gangsterkreisen häufig als Fluchtwagenfahrer eingesetzt wird. Refn setzt dabei vor allem auf eine möglichst stylisch wirkende Inszenierung mit langen Zeitlupensequenzen und lässt den wortkargen Protagonisten ausgiebig posieren.
Jedes Bild zu einem Gemälde werden lassen, könnte die Ambition des Dänen vorab gelautet haben. Und tatsächlich besticht "Drive" durch eine excellente Optik, die zuweilen an die harten Gangsterballaden eines Michael Mann erinnert. "Drive" schwelgt oftmals minutenlang in diesen mit einem psychedelisch angehauchten Soundtrack unterlegten Bildern, vernachlässigt dabei jedoch auch häufig seine Figuren sowie das Vorantreiben der ohnehin nicht besonders innovativen Handlung.
Ryan Goslings Charakter ist der typische einsame Wolf, der lässig auf Zahnstochern kaut und als einzige emotionale Regung gelegentlich ein verschmitztes Lächeln präsentiert. Den übrigen Figuren um seine von Carey Mulligan verkörperte Freundin oder seinen von Bryan Cranston gespielten Mentor wird derweil kaum mehr Tiefe zugestanden. Das hochkarätige Darstellerensemble weiß aus seinen eindimensionalen Figuren aber immerhin noch das Maximum herauszuholen.
Was in "Drive" neben den rein visuellen Aspekten dann aber doch positiv hervorsticht, sind einige sehr intensive Actionszenen sowie die charmant erzählte Lovestory, wenngleich der Plot keine allzu überraschenden Wendungen bereit hält. Im letzten Drittel entwickelt sich Refns Film dann schließlich noch zur brutalen Gewaltorgie, wobei die Szenen, in denen Gosling mit Hammer oder Messer bewaffnet agiert, nicht an die Intensität der Fahrszenen heranreichen.
So ist "Drive" in erster Linie ein optischer Leckerbissen, dessen solide, jedoch nicht übermäßig spannende Story, nur selten richtig Gas gibt.
Für mich soll's rote Rosen regnen
Mir sollten sämtliche Wunder begegnen
Die Welt sollte sich umgestalten
Und ihre Sorgen für sich behalten
In "American Beauty" blickt Regiedebütant Sam Mendes hinter die Fassade bürgerlicher Vororte, hinter frisch gestrichene Gartenzäune und mit der Nagelschere getrimmte Rasenflächen. Herausgekommen ist dabei ein schwarzhumoriges Porträt zweier Familien, die nach außen hin stets den Anschein der Perfektion wahren möchten, im Innern jedoch tiefe Risse offenbaren.
Lester Burnham (Kevin Spacey) steckt in der Midlife-Crisis, ist gefangen im Alltagstrott und fühlt sich als kompletter Versager. Seine Frau Carolyn (Annette Bening) macht ihm dauernd Vorwürfe, seine Tochter Jane (Thora Birch) nimmt ihn nicht mehr ernst.
Bei den neu zugezogenen Nachbarn sieht es nicht viel besser aus. Colonel Fitts (Chris Cooper) hat einen krankhaften Kontroll- und Disziplinzwang, sein Sohn Ricky (Wes Bentley) dealt heimlich mit Drogen, seine Frau Barbara (Allison Janney) ist geradezu katatonisch.
Mendes' Film zeigt auf, wie fast alle diese Figuren eine Wandlung durchmachen, aus der Monotonie ausbrechen wollen. Lester gibt sich sexuellen Fantasien von Angela (Mena Suvari), der Cheerleader-Freundin seiner Tochter hin, seine Frau beginnt eine Affäre, die Nachbarskinder Jane und Ricky verlieben sich ineinander und schmieden Zukunftspläne. Dieses Ausbrechen aus dem Alltäglichen ist dabei ganz bewusst überzeichnet dargestellt, führt zu zahlreichen grotesken Situationen wie Jener, in der Lester seine Frau und ihre Affäre am Drive-in Schalter eines Fast-Food Restaurants bedient.
"American Beauty" präsentiert sich zuweilen melancholisch-sinnierend, dann aber auch wieder herrlich zynisch, sodass sich Tragik und Komik stetig abwechseln. Getragen von einem bestens aufgelegten Cast und mit einem vorzüglichen Soundtrack garniert, entfaltet Mendes' Dekonstruktion des American Dream eine enorme Kraft. Die Botschaft, die er uns abschließend mit auf den Weg gibt, lautet dabei, die Schönheit des Lebens im Kleinen, im Verborgenen zu suchen, statt sie in Form von nichtssagenden Statussymbolen vor uns herzutragen.
Bereits die Tatsache, dass der Bösewicht des ersten Teils nun zum Helden wird, macht "Terminator 2" zu einer bemerkenswerten Fortsetzung, doch James Camerons gigantisches Feuerwerk der SciFi-Action bietet noch so viel mehr.
Dank eines 100 Mio. Dollar Budgets, wegweisender Spezialeffekte und eines hervorragenden Casts zementierte Cameron seinen Ruf als Mann für die ganz großen, die bahnbrechenden Projekte des Blockbusterkinos. Seine "Terminator" Fortsetzung zeigt auf, dass nach Ende des Kalten Krieges eine neue Gefahr für die Menschheit bevorsteht. Indem der Mensch nämlich die Kontrolle in allen Lebensbereichen den Maschinen überlässt, beschwört er die Möglichkeit eines ferngesteuerten Krieges herauf. Ein Krieg, in dem der Mensch wie einst Frankenstein in Mary Shelleys Erzählung nicht mehr Herr seiner eigenen Schöpfung ist - ein aus heutiger Sicht geradezu prophetischer Gedanke.
Darüber hinaus erzählt "Terminator 2" aber auch vom Sturz der alten Autoritäten. Psychologen, die ihre Patienten kleinhalten wollen und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, eine Polizei, die der Bedrohung aus der Zukunft ohnmächtig gegenüber steht oder auch Pflegeeltern, die einen Jungen nicht bändigen, in seiner Freizeit nicht einschränken können - sie alle sind die Verlierer dieser Geschichte.
Stattdessen macht sich Camerons Film für die Suche nach neuen Autoritäten stark. John Connor kehrt zurück zu seiner leiblichen Mutter, die von der Gesellschaft verstoßen und als verrückt abgestempelt wurde. Der T-800 wird zu einer Vaterfigur, füllt die Maschine trotz ihrer anfänglichen Gefühlskälte doch die Rolle des Beschützers aus, der die Männer aus Fleisch und Blut in diesem Film nicht gewachsen sind. Selbst der als durchaus fürsorglich porträtierte Entwickler Miles Dyson investiert lieber Zeit in die Maschinen als in seine Kinder und ist dann gegen das zielgerichtete Vorgehen bei Sarahs Attentat wehrlos. Damit verbunden ist auch hier einmal mehr Camerons Vorliebe für starke Frauenfiguren, hat Sarah doch mehr von einer muskulösen Kampfamazone, als von einem Objekt männlicher Begierde, wodurch sie ein in allen Belangen gleichberechtigtes Elternteil für John darstellt.
"Terminator 2" zeigt eine Welt am Rande der Apokalypse, die sich sicher fühlt im Schein einer goldenen, digitalen Zukunft. Cameron entwirft ein Bedrohungsszenario, das man als utopisches Hirngespinst auffassen kann, als Panikmache angesichts eines notwendigen Fortschritts. Oder aber man sieht sich um und macht sich selbst ein Bild davon, wie weit die Abhängigkeit von Maschinen bereits fortgeschritten ist und ob der Mensch sich nicht ein Stück weit Autonomie zurückerobern oder aber wenigstens bewahren sollte.
Haste la vista, Baby!
In "The Grudge" wird Sarah Michelle Gellar als junge Pflegerin unter der Regie von Takashi Shimizu von Geistern heimgesucht. Entstanden ist dabei ein mäßig spannender Horrorfilm, dessen vorhersehbare Schockeffekte sich schon nach kurzer Zeit abnutzen.
Shimizu, der auch schon für das japanische Original zuständig war, erzählt die Geschichte des verfluchten Hauses in seinem für den US-Markt zugeschnittenen Remake nicht chronologisch, sodass Zeit und Figuren von Szene zu Szene wechseln. Was zunächst wie ein genialer Kniff erscheint, hat allerdings auch zur Folge, dass kaum ein Charakter in "The Grudge" an Tiefe gewinnt. Der sich fortwährend wiederholende Szenenaufbau, der beinahe immer mit dem Auftauchen eines Geistes endet, langweilt spätestens nach der Hälfte des Films.
Darüberhinaus schleicht sich allmählich der Gedanke ein, dass das Durcheinanderbringen der zeitlichen Struktur nur dazu dient, die dünne Handlung zu kaschieren. Auf einen unerwarteten Twist wartet man hier jedenfalls bis zum Schluss vergebens. Auch wird nicht ganz ersichtlich, wieso die Geister weitestgehend an das Haus gebunden scheinen, dann aber wieder quer durch die Stadt ihr Unwesen treiben oder weshalb sie manche Hausbesucher zunächst verschonen, andere aber dafür sofort umbringen.
Mit seinem Darstellerensemble geht "The Grudge" geradezu verschwenderisch um. Bill Pullman, Clea DuVall und William Mapother etwa tauchen nur in kleinen Nebenrollen auf, in denen sie kaum Akzente zu setzen vermögen. Und selbst Sarah Michelle Gellar bleibt als Protagonistin reichlich eindimensional, da auch sie aufgrund der vielen Zeitwechsel immer wieder minutenlang vom Bildschirm verschwindet. So bleiben einzig ein paar kreative Schockmomente, die "The Grudge" noch über die Ziellinie retten, den inhaltlichen Leerlauf jedoch nicht zu überdecken vermögen.
"Monsieur Lazhar" ist ein oscarnominiertes kanadisches Drama, in dem ein algerischer Flüchtling in Montreal eine schwer traumatisierte Schulklasse übernimmt. Dank einer ungemein feinfühligen Erzählweise und eines stark aufspielenden Casts ist Regisseur Falardeau damit ein absolut sehenswertes Werk gelungen.
Seit sie ihre Lehrerin erhängt im Klassenzimmer aufgefunden haben, stehen Alice (Sophie Nélisse) und ihre Mitschüler sowie auch das Lehrerkollegium unter Schock. Als der algerische Einwanderer Bachir Lazhar (Fellag Fellag) die freigewordene Stelle antritt, begegnen sie dem Neuen und seinen Methoden zunächst mit großer Skepsis, zumal sich die Verstorbene großer Beliebtheit erfreute. Wo extra eingesetzte Schulpsychologen scheitern, gelingt es Lazhar jedoch nach und nach, die Kinder zu erreichen und so gemeinsam das Gewesene zu verarbeiten...
"Monsieur Lazhar" ist ein gleichsam nüchterner wie in seiner Botschaft äußerst warmherziger Film, der ein gutes Gespür für aktuelle politische und gesellschaftliche Zusammenhänge besitzt. Dabei agiert das sensible Drama nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern funktioniert hauptsächlich über die unterschiedlichen Sichtweisen seiner Figuren, ihren ganz persönlichen Schicksalen. Insbesondere die Interaktion zwischen dem neuen Lehrer und der Klasse und die sich langsam vollziehende Annäherung wirkt angenehm ungekünstelt.
Anrührende Momente wechseln sich ab mit witzigen Situationen, sodass eine stets harmonische Balance entsteht. Komplexe Themen wie Traumabewältigung, Migration und multikultureller Schulalltag werden zwar nicht immer vollends vertieft, wohl aber mehr als nur oberflächlich behandelt. Die Inszenierung ist schnörkellos und wohltuend zurückgenommen, sodass die Geschichte durchgängig im Vordergrund steht. Einzig das Ende kommt sehr abrupt, sodass beinahe der Wunsch nach einer Fortsetzung reift.
"Monsieur Lazhar" ist nicht nur für Pädagogik Interessierte einen Blick wert, denn in diesem Mikrokosmos des Klassenzimmers spiegeln sich die Vorgänge in der Welt draußen wider.
Im zweiten Teil der "Phantastische Tierwesen" Reihe rückt Schwerverbrecher Gellert Grindelwald (Johnny Depp) in den Vordergrund und degradiert Newt Scamander (Eddie Redmayne) und seine Begleiter zu weniger interessanten Nebenfiguren. "Grindelwalds Verbrechen" ist deutlich düsterer als sein Vorgänger, weiß seine vielen Handlungsstränge und Figuren jedoch nicht immer ins Gleichgewicht zu bringen und verliert sich stattdessen in der Erforschung von Stammbäumen.
Anflüge von Spoilern:
Die interessanteste Frage nach Ende des ersten Teils dürfte gewesen sein, wie es J.K. Rowling gelingen wird, die höchst spannende Beziehung zwischen Grindelwald und Albus Dumbledore (Jude Law) in das Tierwesen-Universum rund um Newt und seine Freunde zu integrieren. Das Zwischenergebnis fällt dafür nach dem zweiten Teil eher dürftig aus, denn "Grindelwalds Verbrechen" gelingt es kaum, diese beiden Pole miteinander zu verbinden. Während Grindelwald und Dumbledore die Handlung vorantreiben, sind Newt und seine Freunde kaum mehr als Sidekicks - zuständig für visuelle Spielereien und seltsam unausgegorene Lovestories. So pocht Queenie (Alison Sudol), die sich am Ende des Vorgängers noch in der Annäherungsphase mit Jacob (Dan Fogler) befand, hier gleich zu Beginn auf eine Heirat. Unterdessen befindet sich Newt in einem holprig erzählten Liebesdreieck mit Tina (Katherine Waterstone) und Leta Lestrange (Zoë Kravitz). Zusätzlich wird auch noch der Frage nach der wahren Herkunft von Credence (Ezra Miller) nachgegangen, bei der jedoch bis zur finalen Auflösung unklar bleibt, warum sie für den Zuschauer überhaupt relevant sein sollte.
Stärker als alle bisherigen Filme aus Rowlings magischer Welt fühlt sich "Grindelwalds Verbrechen" nach einem Bindeglied zwischen anderen Teilen an und kann dementsprechend nur begrenzt für sich allein stehen. Im Unterschied zu den "Harry Potter" Filmen zeigt sich zudem, dass mit Erklärungen für bestimmte Vorgänge und Zaubereien gespart wird, der Zuschauer nicht mehr so stark bei der Hand genommen wird. Daher kann es mitunter schwer fallen, nachzuvollziehen, warum eine Figur plötzlich über diese oder jene Fähigkeit verfügt oder welcher Zauber denn nun gerade wieder am Werk ist. So hat Newt etwa in einer Szene zur rechten Zeit Vielsafttrank bei sich, verwandelt sich kurzerhand in seinen Bruder Theseus (Callum Turner) und nach wenigen Sekunden wieder zurück, ohne dass der Schwindel groß auffallen würde. Auch bleibt offen, welche Rolle nun Nagini (Claudia Kim) in diesem Film einnimmt oder weshalb die mit der Gabe des Gedankenlesens gesegnete Queenie auf Grindelwalds Verlockungen hereinfällt.
Immerhin bietet "Grindelwalds Verbrechen" jedoch auch wieder zahlreiche kreative Ideen, starke visuelle Effekte und gewinnt mit Dumbledore und Grindelwald zwei komplexe Hauptfiguren hinzu, die von Jude Law und Johnny Depp ausgezeichnet verkörpert werden. Besonders im letzten Drittel nimmt dieser zweite Teil dann auch noch einmal Fahrt auf und führt die zuvor recht wirren Handlungsstränge einigermaßen zufriedenstellend zusammen. Gelingt es Rowling in den kommenden Teilen der Beziehung zwischen Grindelwald und Dumbledore weiter Tiefe zu verleihen und noch konsequenter Seitenhiebe auf die aktuelle Weltpolitik einzustreuen, darf auf einen Anstieg der Formkurve in diesem Franchise gehofft werden. Einstweilen markiert "Grindelwalds Verbrechen" aber einen vorläufigen Tiefpunkt.
Österreich und Western - das passt erstaunlich gut zusammen, wie Regisseur Andreas Prochaska mit diesem stilbewussten Werk unter Beweis stellt. "Das finstere Tal" bietet packende Shootouts, Verfolgungsjagden zu Pferde und jede Menge geheimnisvoller Figuren - stets vor dem Hintergrund des winterlichen Alpenpanoramas.
Ende des 19. Jahrhunderts: Niemand in diesem kleinen Tal ahnt, woher der Fremde (Sam Riley) kommt oder was er dort will. Als jedoch bald nach seiner Ankunft eine grausame Mordserie beginnt, ist der Schuldige schnell ausgemacht. Die Söhne des greisen Patriarchen Brenner (Hans-Michael Rehberg) schwören dem Mörder blutige Rache...
"Das finstere Tal" erweist sich als tatsächlich so finster, wie es der Titel ankündigt. Von Beginn an wird klar, dass in diesem abgelegenen Alpenort eigene, schreckliche Gesetze herrschen. Dementsprechend misstrauisch und verschlossen sind seine Bewohner. Die im Dialekt gesprochenen Dialoge sind rar gesät, meist wird hier zur Winchester oder zum Kipplader gegriffen, noch ehe das Gegenüber den Mund öffnen kann. Eine Schwere vom Gewicht einer Lawine lastet auf diesem Werk, welche sich rasch auf den Zuschauer überträgt. Dennoch mangelt es dem Film nicht an Tempo und Spannung, was vor allem an der zunächst extrem undurchsichtigen Geschichte liegt, die sich erst etwa nach der Hälfte entknotet.
Die Charaktere sind mit wenigen, aber markanten Pinselstrichen gezeichnet. Deren Darsteller um Riley und Rehberg sowie Tobias Moretti und Paula Beer agieren allesamt auf hohem Niveau. Gewöhnungsbedürftig sind derweil einzig die recht spezielle Musik und einige allzu dick aufgetragene Zeitlupensequenzen. Zudem ist die FSK 12 Einordnung angesichts zahlreicher Mord- und Folterszenen eher grenzwertig.
So ist "Das finstere Tal" als düster-bedrückender Alpenwestern ein sehr atmosphärisches und dank einer cleveren Handlung auch absolut spannendes Erlebnis.
Episches Plädoyer für religiöse Toleranz in Bildern von monumentaler Wucht. Im Directors Cut ist dies ein Film von geradezu himmlischer Schönheit.
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Die Geschichte um den furchteinflößenden Hund, der es auf die Mitglieder der Baskerville Familie abgesehen hat, zählt zweifellos zu den bekanntesten Abenteuern des großen Meisterdetektivs. Die Vorzüge der Verfilmung von 1939 gegenüber späteren Adaptionen liegen hauptsächlich in der zeitlichen und inhaltlichen Nähe zum Roman sowie der unheimlichen Schwarz-Weiß Atmosphäre des vom Höllenhund heimgesuchten Moors.
Der Fokus liegt hier stärker als bei anderen Holmes Stories auf seinem gutherzigen Freund Dr. Watson (Nigel Bruce), dessen Spürnase in Abwesenheit des Meisters besonders gefragt ist. Sherlocks Rückkehr in die Erzählung ist dafür mit einem netten kleinen Twist verbunden. Basil Rathbone kommt zudem Doyles Beschreibung des geigespielenden Genius sowohl in Aussehen als auch in Auftreten deutlich näher als etwa die modernen Interpretationen durch Benedict Cumberbatch oder Robert Downey Jr.
Der kurzweilige Kriminalfall hat ein gutes Tempo, lädt zum munteren Miträtseln ein und bietet gelungene Unterhaltung für dunkle Winterabende.