Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

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    "Robin Hood" von 2010 präsentiert eine moderne Umsetzung des berühmten Stoffes, die frischen Wind in das recht angestaubte Thema bringt. Ridley Scott wählte einen härteren, realistischeren Ansatz als viele seiner Vorgänger und veränderte einige Figurenkonstellationen grundlegend.

    Scotts Film besitzt nicht den epischen Charakter früherer Historienfilme des Regisseurs, sondern ist vielmehr eine schwungvolle Mischung aus Politdrama und Actionabenteuer. Der Brite unternimmt erst gar nicht den Versuch, einen zweiten "Gladiator" (2000) vorzulegen und liegt mit dieser Entscheidung goldrichtig. Dass ein Russell Crowe nicht völlig aus seiner Haut kann und demnach zwangsläufig Parallelen zu seiner Rolle als Maximus gezogen werden, liegt indes auf der Hand. Ob "Robin Hood" also gefällt oder nicht, hängt auch stark davon ab, wie gut man sich von anderen Umsetzungen des Stoffes sowie Scotts bisheriger Filmographie lösen kann. In der Lage grandiose Bilder heraufzubeschwören, ist er ohnehin jederzeit.

    Die ausgedehnten Schlachten in "Robin Hood" sind brachial und blutig, in ihrem politischen Subtext jedoch manchmal schwer zu entschlüsseln. So erinnern etwa Szenen französischer Schiffe an der Küste an die Landung der Alliierten in der Normandie. Dazwischen wird zumeist paktiert und intrigiert, wobei auch der Titelheld nicht ganz unbeteiligt bleibt. Die Grauschattierungen stehen Robin dabei jedoch ausgezeichnet, lassen sie den sonst so strahlenden Helden doch wesentlich lebensechter erscheinen. Aus dem prominent besetzten Cast stechen derweil neben Crowe besonders Cate Blanchett als Lady Marion, Oscar Isaac als bösartiger König sowie Max von Sydow als greiser Sir Loxley hervor. Einzig William Hurt und Matthew MacFadyen wirken etwas verschenkt.

    "Robin Hood" ist gleichsam derb, dreckig und temporeich. Bei Weitem kein Meisterwerk, aber eine gelungene Neuinterpretation.

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    • 4

      Winter 1940: Deutsche und englische Luftwaffe liefern sich erbitterte Gefechte über der endlosen Eislandschaft Norwegens. Nachdem sie ihre Maschinen gegenseitig vom Himmel geholt haben, finden zwei britische und drei deutsche Soldaten Zuflucht in einer verlassenen Jagdhütte...

      Was wie ein hartes Survivaldrama anmutet, entpuppt sich im Fall von "Into the White" als zähes Kammerspiel, in welchem die rivalisierenden Parteien lernen müssen, auf engstem Raum miteinander auszukommen. Aufgrund zahlreicher flapsiger Sprüche und Nickligkeiten, die die fünf Männer untereinander austauschen, entsteht jedoch eher unfreiwillige Komik als echte Dramatik. Die Dialoge bleiben furchtbar platt und zielen überdeutlich auf die "Aus Feinden werden Freunde"-Botschaft ab. Werden zunächst noch Trennlinien gezogen, spielt man im späteren Verlauf gemeinsam 'Wahrheit oder Pflicht'.

      Die Leistungen der Darsteller (u.a. Florian Lukas, Rupert Grint und David Kross) sind solide, doch mangelt es ihren Figuren schlicht und ergreifend an emotionaler Tiefe. Die Dynamik innerhalb der Gruppe wird nicht glaubhaft vermittelt, die Spannung fällt spätestens nach der Hälfte auf den Gefrierpunkt. Da können auch einige hübsche Landschaftsaufnahmen "Info the White" nicht mehr in den positiven Bereich heben.

      Fazit: Gute Message, schwacher Film

      20
      • 7

        "The Fall" unter der Regie Tarsem Singhs ist ein visuell atemberaubendes Fantasyabenteuer, eine Art moderne Version von Tausendundeiner Nacht. Die Rahmenhandlung berichtet dabei von der berührenden Freundschaft eines verunglückten Stuntman (Lee Pace), der im Krankenhaus auf ein kleines Mädchen (Catinca Untaru) trifft, das sich den Arm gebrochen hat und der diesem nun fantastische Geschichten erzählt.

        Ein Merkmal, das bei Singhs zweiter Regiearbeit sogleich hervorsticht, ist die auffällige Farbgebung. Während die Krankenhausszenen in eher düsteren Tönen gehalten sind, erstrahlen die Szenen der Abenteuergeschichte vornehmlich in sattem Rot, Blau und Gelb. In Kombination mit den monumentalen Schauplätzen entsteht so rasch eine märchenhafte Atmosphäre. "The Fall" ist damit ein Loblied auf das Geschichtenerzählen selbst, befasst sich zugleich aber auch mit Themen wie verlorenem Lebensmut und Depression. Geschickt greifen Rahmenhandlung und innere Erzählung dabei immer wieder ineinander und beeinflussen sich gegenseitig. Untermalt werden die traumhaften Bilder unterdessen zumeist von klassischer Musik, was Singhs Film in Kombination geradezu epochale Ausmaße verleiht.

        Während die Rahmenhandlung sehr bewegt, ist die Abenteuergeschichte des Stuntman allerdings inhaltlich ohne große Raffinesse und handelt fast ausschließlich vom klassischen Kampf Gut gegen Böse. Wer sich also nicht ein Stück weit für die Bildgewalt begeistern kann oder keinen emotionalen Zugang findet, wird es schwer haben, das Interesse aufrecht zu halten. Erst recht, da "The Fall" sich erst gegen Ende actionreich gibt.

        Auf alle Anderen hingegen wartet eine faszinierende Reise in das Reich der Fantasie.

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        • Sehr coole Liste, Blubber!

          Bei mir ist es "Falling Down". Klasse Film, damit bin ich sehr zufrieden.
          In dem Zusammenhang ist auch der deutsche Zusatztitel witzig: "Ein ganz normaler Tag"😅

          13
          • 7

            Kathryn Bigelows "Gefährliche Brandung" bietet sowohl spektakuläre Surfszenen als auch eine gute Portion Heist. Die Geschichte um den jungen FBI Agenten Johnny Utah (Keanu Reeves), der in eine verbrecherische Gang um Surfer-Guru Bodhi (Patrick Swayze) eingeschleust wird, ist zwar recht holprig erzählt, macht besonders aufgrund der stark inszenierten Actionszenen aber dennoch Laune.

            Die Umstände, die dazu führen, dass sich Johnny ausgerechnet den surfenden Bankräubern anschließt, wirken schon reichlich konstruiert und auch im weiteren Verlauf muss man in diesem Punkt ein Auge zudrücken. Der junge FBI Agent und sein Kollege Angelo (Gary Busey) wandeln nämlich stets zwischen einer sympathischen Naivität und absoluter Blödheit. Da wird auch schonmal auf Verdacht hin eine Gruppe Drogendealer über den Haufen geschossen, weil diese ein paar Mal böse geguckt haben. Auch weiß der Zuschauer von Beginn an, wer hinter den Banküberfällen steckt, während dies die beiden Ermittler lange Zeit vor ein großes Rätsel stellt.

            Die wagemutigen Hobbies der Verbrecher (neben Surfen zählt auch Fallschirmspringen dazu) haben letztlich auch keine besondere Bedeutung für den Krimiplot. Hier wäre es wünschenswert gewesen, wenn eben jene Fähigkeiten entscheidenden Einfluss auf die Durchführung der Überfälle gehabt hätten. So aber könnte der Film genauso gut unter Skatern oder Footballern spielen. Wie Bigelow diese Momente dann allerdings in Szene setzt, ist grandios anzusehen und liefert auch einiges an Spannung.

            Unter den Darstellern hinterlässt derweil Patrick Swayze als freiheitsliebender Wellenreiter den stärksten Eindruck, während Keanu Reeves und mehr noch Gary Busey und John C. McGinley stets am Rande der Karikatur wandeln. Andererseits sorgt dieses überdrehte Spiel aber auch immer wieder für einen gewissen Spaßfaktor. Lori Pettys Figur des Love Interest dient indes vornehmlich als Katalysator für die Handlung.

            Das ist nicht die perfekte Welle, aber gefällt als schön anzusehendes Actionkino.

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            • 6

              Bond aus dem Baukasten: Man nehme einen smarten Hauptdarsteller, einen durchgeknallten Bösewicht mit verrückten Plänen, einige scharfe Bondgirls sowie jede Menge lustiger Gadgets, rühre ein paar Mal kräftig um - und fertig ist ein weiterer Teil der langlebigen Agentenreihe. Auch "Tomorrow never dies" unter der Regie von Roger Spottiswoode (The 6th Day/ Bob, der Streuner) enthält alle diese Zutaten - nicht mehr und nicht weniger.

              Bond Abenteuer Nr. 18 startet mit einem durchaus interessanten Ansatz. Medienmogul Carver (Jonathan Pryce) provoziert Skandale, um die Auflage seiner Zeitung zu steigern. Dazu spielt er sogar England und China gegeneinander aus, einen Krieg der beiden Mächte in Kauf nehmend. Mit zunehmender Laufzeit verlaufen diese Storyansätze jedoch im Sande, während die Actionszenen in den Vordergrund treten. Diese immerhin sind stark inszeniert, zumal Brosnan mit Michelle Yeoh eine schlagkräftige Partnerin an seiner Seite hat.

              Was "Tomorrow never dies" im Vergleich zu anderen Teilen der Reihe etwas abgeht, sind die spektakulären Schauplätze. Stattdessen kurvt Bond einige Zeit durch ein Hamburger Parkhaus oder ballert sich durch die Besatzung eines Tarnschiffs. Dafür kann der Film stärker als noch der Vorgänger mit kreativen Gadget-Ideen und launigen Onelinern punkten.

              Die Darsteller spielen allesamt solide, ohne dabei zu glänzen. Brosnan überzeugt erneut als Charmeur, während man ihm die durchtrainierte Kampfmaschine nicht gänzlich abnimmt. Pryce ist als Schurke purer Durchschnitt, was jedoch vornehmlich an der schwachen Figurenzeichnung liegt. Teri Hatcher darf sich vom Titelhelden um den Finger wickeln lassen, während Götz Otto den tumben Haudrauf gibt. Andere wie Judi Dench haben derweil kaum mehr als einen Cameo Auftritt.

              Grundsolide, aber sicher kein Highlight unter den Bond Filmen.

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              • 8
                Kenduskeag 13.04.2019, 13:48 Geändert 13.04.2019, 13:50

                Basierend auf Jim Lovells Bestseller "Lost Moon" inszenierte Regisseur Ron Howard ein packendes Werk zwischen Weltraumthriller und menschlicher Tragödie. Mondmission "Apollo 13" machte 1970 seiner Unglückszahl alle Ehre und ließ 'Houston, wir haben ein Problem' zum geflügelten Wort werden.

                Geradlinig erzählt und mit einem hervorragenden Cast um Tom Hanks, Kathleen Quinlan und Ed Harris versehen, liefert Howards Film eine ungemein spannende Rekonstruktion der dramatischen Ereignisse, die auch visuell nach wie vor zu überzeugen weiß. Geschickt jongliert "Apollo 13" dabei mit mehreren fesselnden Handlungssträngen. So erleben wir abwechselnd das elektrisierende Kammerspiel im All, die verzweifelten Rettungsmaßnahmen auf der Erde sowie das tagelange Bangen der Angehörigen. Jedem der Beteiligten - selbst dem ausgebooteten Ken Mattingly (Gary Sinise) - wird dabei genug Profil zugestanden.

                Besonders deutlich stellt der Film zudem die Sensationsgier von Medien und Öffentlichkeit heraus. Stieß die Mission zunächst auf wenig Interesse und wurde gar als Routinevorgang betrachtet, so rückte sie erst durch die Notsituation der Astronauten in den allgemeinen Fokus. Einen gewissen Hang zum Pathos verzeiht man angesichts solch treffender Beobachtungen gern.

                Prädikat: Moderner Klassiker

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                • 7
                  Kenduskeag 12.04.2019, 11:19 Geändert 12.04.2019, 11:22

                  Now, Andy did you hear about this one?
                  Tell me, are you locked in the punch?
                  Andy are you goofing on Elvis? Hey, baby?
                  Hey, baby, are we losing touch?
                  If you believed they put a man on the moon, man on the moon
                  If you believe there's nothing up his sleeve, then nothing is cool

                  Die Geschichte, die uns "Man on the Moon" unter der Regie von Miloš Forman (Einer flog über das Kuckucksnest, Larry Flint) auftischt, ist so verrückt, dass sie einfach wahr sein muss. Oder etwa doch nicht? Im Fall des eigenwilligen Entertainers Andy Kaufman ließ sich das wohl selten mit Gewissheit sagen...

                  Wenn ein Film mit der Ankündigung beginnt, dass das Folgende im Grunde furchtbar schlecht sei und kurz darauf der Abspann läuft, erahnt man bereits, dass ein ungewöhnliches Seherlebnis bevorstehen könnte. Auf all Diejenigen, die anschließend dranbleiben, wartet ein tragisch-komisches Werk zwischen Biopic und Mediengroteske in welchem ein entfesselter Jim Carrey zur absoluten Höchstform aufläuft. Obwohl Forman die üblichen Stationen eines Biopics abklappert, ist "Man on the Moon" ebenso anarchisch wie sein schillernder Protagonist.

                  Die ganz unterschiedlichen Reaktionen von Kaufmans Publikum auf dessen Darbietungen lassen sich bei Betrachtung des Films leicht nachempfinden. Was soll diese eigenartige Parodie auf Jimmy Carter? Wieso liest der Kerl stundenlang(!) aus 'Der große Gatsby' vor? Wieso treibt er Frauen und Südstaatler mit seinen Sprüchen bis zur Weißglut? Ist das Kunst - oder kann das weg?

                  Deutlich stellt Formans Film heraus wie Kaufman sein Publikum immer wieder an der Nase herumführte, die Grenze zwischen Realität und Inszenierung verschwimmen ließ. So recht weiß man nie, ob man angesichts dieser vielen Absurditäten Lachen, Weinen oder sich vor den Kopf schlagen soll. Immer dann, wenn man glaubt, der Gipfel der bizarren Einfälle sei nun erreicht, setzt Kaufman gleich noch einen drauf. Den wahren Andy hinter den vielen Rollen kann man dabei oftmals nur erahnen, nur ganz allmählich schält sich das Profil eines sensiblen wie missverstandenen Mannes heraus.

                  Hauptdarsteller Jim Carrey, der für diese Rolle den Golden Globe gewann, verschmilzt geradezu mit seinem großen Vorbild. Allein wegen seiner starken Performance lohnt sich bereits eine Sichtung. Danny DeVito, der mit dem echten Kaufman in einer Sitcom auftrat, spielt hier dessen Manager, der sich zunehmend um den Zustand seines Schützlings sorgt. Paul Giamatti verkörpert indes Kaufmans rechte Hand Bob Zmuda, während Courtney Love seine Ehefrau Lynn Margulies gibt. Andere - wie Wrestling Champion Jerry Lawler - spielen sich hingegen einfach selbst.

                  Eine sehr abwechslungsreiche Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn. Ein unkonventionelles, aber würdiges Filmdenkmal.

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                  • Natalie Portman - First Lady und schwarzer Schwan mit israelischen Wurzeln. Konnte schon als Kind einen Killer zu Tränen rühren. Darth Vader brach ihr Herz, der Donnergott ließ sie sitzen.

                    Jodie Foster - Zweifache Oscar-Preisträgerin mit Jung-Schaf-Phobie und Kontakt ins All. Verliert auf Flügen schonmal ihre Tochter aus den Augen. Sperrt sie deshalb am liebsten in den Panikraum.

                    Cate Blanchett - Die Australierin spielt Katherine Hepburn ebenso gut wie Bob Dylan. An ihrer Seite werden Männer jünger statt älter. Verschenkt gerne Haarlocken an kleine Bartträger.

                    Naomi Watts - Wechselt schonmal die Identität innerhalb eines Films. Zähmt nebenbei Riesenaffen und böse Brunnenmädchen. Ihretwegen werden Geschichten auch mal zurückgespult.

                    Helena Bonham Carter - Rote Königin und Teilzeithexe. Erforscht mit großer Leidenschaft Insekten. Bevorzugt im Bett gelbe Gummihandschuhe.

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                    • 8
                      über Contact

                      "Contact" startet mit einer beeindruckenden Anfangssequenz: Einem Flug durch das Universum unterlegt mit Liedern und Zitaten des 20. Jahrhunderts, welcher schließlich im Auge der Protagonistin sein Ende findet. Auf diese Weise zieht Robert Zemeckis philosophisch angehauchtes SciFi Drama den Betrachter vom ersten Moment an in seinen Bann.

                      Zemeckis Werk ist keine Zerstörungsorgie im Stile von Emmerichs "Independence Day", sondern erzählt vielmehr von einer behutsamen intergalaktischen Kontaktaufnahme. Im Mittelpunkt steht dabei die Wissenschaftlerin Ellie Arroway (Jodie Foster), die nach jahrelanger Forschung ein Signal aus dem All empfängt. In der Folge erzählt "Contact" vornehmlich von Arroways Kampf um Anerkennung in der Männerdomäne Raumfahrt sowie dem stetigen Ringen zwischen Wissenschaft und Religion. Diesen geistigen Ansatz verfolgt Zemeckis dann auch konsequent bis zum großen Finale.

                      In eingestreuten Rückblenden wird immer wieder Arroways Kindheit beleuchtet, in der die Ursache für ihr recht eigenwilliges Verhalten als Erwachsene zu finden ist. Deutlich stellt der Film dabei den starken Kontrast im Leben der Wissenschaftlerin heraus: Während sie einerseits mit aller Macht den Kontakt zu außerirdischen Lebensformen sucht, leidet sie im Umgang mit anderen Menschen unter Bindungsängsten.

                      Ein weiteres Merkmal von "Contact" sind darüberhinaus die bereits in "Forrest Gump" verwendeten Collagetechniken, mit denen Zemeckis die Filmhandlung mit realen Nachrichtenaufnahmen verbindet - also auch hier wieder einen 'Contact' herstellt. Ein durchaus visionärer Ansatz, der die Vernetzung vorweg nimmt, die inzwischen durch das Internet zum Alltag geworden ist.

                      Auch ohne Actionspektakel hält "Contact" dank seiner gelungenen Plot-Ideen somit die Spannung aufrecht. Da die Effekte ohnehin selten im Vordergrund stehen, stört es auch nicht sonderlich, dass diese nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit sind. Und selbst die übliche Portion Hollywood Kitsch schmälert den Gesamteindruck allenfalls geringfügig, was auch dem starken Cast zu verdanken ist, dem neben Foster u.a. auch noch Matthew McConaughey, Tom Skerritt und John Hurt angehören.

                      Ein erfolgreicher Erstkontakt, der zum Nachdenken anregt. Gleichermaßen unterhaltsames wie cleveres SciFi Kino.

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                      • 7

                        Die klassische Geschichte aus der Feder von Alexandre Dumas dient regelmäßig als Grundlage verschiedener Verfilmungen. Diese Version unter der Regie Kevin Reynolds' (Robin Hood - König der Diebe, 187 - Eine tödliche Zahl) überzeugt als kurzweilige Mischung aus Rachedrama und Mantel-und-Degen-Film.

                        Ohne lange Erklärungen wird der Zuschauer direkt in die Handlung um Freundschaft, Verrat, Isolation und Vergeltung geworfen. "Monte Cristo" entfaltet dabei dank schöner Kostüme und Kulissen sowie CGI-Verzichts eine angenehm traditionelle Abenteueratmosphäre. Zügig treibt Reynolds die zeitlos fesselnde Geschichte voran und lässt es nur hier und da etwas an Intensität vermissen.

                        Jim Caviezel gefällt in der Hauptrolle des titelgebenden Grafen, vermag die Wandlung seines Charakters zu jeder Zeit glaubhaft rüberzubringen. Mit Guy Pearce als verräterischer Freund steht ihm zudem ein herrlich fieser Widersacher gegenüber. Desweiteren sind u.a. Michael Wincott, ein junger Henry Cavill sowie Richard Harris in einer seiner letzten Rollen mit von der Partie.

                        Ein charmantes Abenteuer der alten Schule. Empfehlenswert für alle, die gerne einmal den effektüberladenen Blockbustern entfliehen wollen.

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                        • 6 .5

                          Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bedurfte es an frischem Wind für das Franchise und so wurde mit Pierce Brosnan ein neuer Bond ins Rennen geschickt. Mit "Goldeneye" unter der Regie Martin Campbells feierte dieser dann auch einen gelungenen Einstand.

                          Während der Hauptdarsteller nun ein ein Anderer ist, entspricht die Story indes den üblichen Handlungsmustern der Reihe. Eine kriminelle Vereinigung hat mehrere Satelliten in ihre Gewalt gebracht und droht damit elektromagnetische Strahlen zu verschießen, die u.a. ganz London vernichten könnten.

                          Zumindest die Aufdeckung des Drahtziehers und seine Hintergrundgeschichte sorgen dabei für interessante Ansätze. Ein paar Kürzungen hätten "Goldeneye" aber dennoch nicht geschadet. So fällt etwa die Exposition ein gutes Stück zu ausführlich aus und auch im letzten Akt schleichen sich ein paar deutliche Längen ein. Bond-typisch bremst ihn auch seine Schwäche für das weibliche Geschlecht immer wieder aus. Mit Moneypenny, der Programmiererin Natalya, der Femme Fatale Xenia Onatopp und einer Therapeutin zu Beginn gibt es schließlich auch gleich vier Bewerberinnen zum Austausch seichter Dialoge, deren Pointen kaum einmal zünden wollen.

                          In Sachen Action ist "Goldeneye" da schon besser ausgerüstet. So gibt es neben diversen Faustkämpfen und Explosionen etwa eine unterhaltsame Verfolgungsjagd mit Panzer zu bestaunen.
                          Brosnan mimt den smarten Verführer derweil glaubhafter als die nimmermüde Kampfmaschine. Auf diesem Gebiet sollte sein Nachfolger wesentlich besser punkten können. Während Gottfried John als zwielichtiger General nur die zweite Geige spielen darf und Sean Bean hier noch ein wenig sein heutiges Charisma vermissen lässt, weiß sich vor allem Famke Janssen mit einer herrlich überdrehten Performance in den Vordergrund zu stellen. In kleineren Nebenrollen werten zudem Robbie Coltrane und Joe Don Baker sowie Judi Dench als erste weibliche M Campbells Film darstellerisch auf.

                          Eine weitere geglückte Mission des Agenten im Auftrag Ihrer Majestät. Mehr als solides Popcorn Kino, aber zu formelhaft, zu schwach in den Dialogen und mit 130 Min. auch zu lang geraten, um ein Meilenstein zu sein.

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                          • 7

                            "Der Pianist" erzählt die Geschichte des jüdischen Pianisten und Komponisten Wladyslaw Szpilman (Adrien Brody), einem Überlebenden des Warschauer Ghettos. Frei von unnötigem Pathos und Heroisierung skizziert Regisseur Roman Polanski in dokumentarisch anmutenden Bildern die furchtbaren Jahre, in denen Szpilman Tag für Tag um sein Leben bangen musste.

                            Die erste Hälfte des Films befasst sich detailliert mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Warschau, der zunehmenden Drangsalierung der Juden, dem Aufbau des Ghettos und schließlich dem Abtransport in Vernichtungslager. Anhand von Szpilmans Familie werden beispielhaft die Hungersnot und die Gräueltaten jener Zeit verdeutlicht.

                            In der zweiten Hälfte schließlich fokussiert sich "Der Pianist" ganz auf seinen Protagonisten, zeichnet in aller Ausführlichkeit Szpilmans Odyssee durch die zerstörte polnische Hauptstadt nach. Wie der abgemagerte Adrien Brody in dieser Phase mit langem Bart von einem Versteck zum nächsten flieht, hat etwas von Robinson Crusoe, der statt auf einer einsamen Insel mitten in einer Hölle aus Schutt und Asche gelandet ist. Szpilman wird dabei keinesfalls als der glorreiche Held porträtiert, der sich den Nazis mutig entgegenstellt, sondern vielmehr als sensibler Künstler, der einfach nur seine Haut retten möchte.

                            Dazu passt dann auch, dass sich Szpilman durch Waffenschmuggel nur indirekt am Widerstand beteiligt. Während auf den Straßen blutige Gefechte ausgetragen werden, beobachtet er dies zumeist von einem Fenster aus. Durch eben jene Distanz zu den Geschehnissen ist jedoch auch der Zugang für den Zuschauer erschwert. Polanski scheint wesentlich mehr daran interessiert, die Ereignisse genauestens wiederzugeben, als eine spannende Geschichte zu erzählen. Zudem erscheint es gegen Ende so, als ob der Regisseur den richtigen Moment verpasst hätte, um mit dem von Thomas Kretschmann verkörperten Hauptmann Wilm Hosenfeld eine zweite starke Hauptfigur zu installieren. So wirkt diese Episode eher wie ein letztes Anhängsel.

                            Ein durch seinen nüchternen Dokumentarstil nicht leicht zugänglicher Beitrag zum Holocaust Thema, der vor allem von seiner Authentizität und der oscarprämierten Leistung seines Hauptdarstellers lebt.

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                            • 1. Viggo Mortensen - Sprachtalent und Pferdeliebhaber. Kämpft als echter dänischer Ritter in der Sauna ebenso gut wie vor dem Schwarzen Tor.

                              2. Guy Pearce - Australischer Siedler mit zeitweiligem Gedächtnisverlust. Ist mal Drag Queen, mal fanatischer Reverend. Lebt privat mit der Roten Frau zusammen.

                              3. Michael Keaton - Spielt alles, was Flügel hat. Kehrte als Schneemann von den Toten zurück und ist ein echter Big Mac im Fast Food Geschäft.

                              4. Robin Williams - Oh Captain, my Captain. Rief morgens ganz Vietnam aus den Federn, war Psychopath mit Foto-Fetisch und unrasiertes Kindermädchen. Spielte auch privat gerne Brettspiele.

                              5. Mads Mikkelsen - Dänisches Pokerface mit Vorliebe für gutes Fleisch. Hört bei Autofahrten gerne die BeeGees oder schaukelt 007 die Eier.

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                              • 6

                                Realverfilmungen der Disney Klassiker stehen derzeit ja hoch im Kurs - und in gewisser Weise lässt sich auch "The New World" zu diesen zählen. Schließlich behandelt Terrence Malicks poetischer Siedlerfilm die bekannte Geschichte von Captain John Smith (Colin Farrell), der sich in die Indianerprinzessin Pocahontas (Q' Orianka Kilcher) verliebt - wenngleich Malicks Version natürlich deutlich von der Zeichentrickvariante abweicht.

                                Wer sich ausgiebiges Schlachtengetümmel erhofft, wird von Malicks Film in jedem Fall enttäuscht werden. Allerdings wird hier anders als in der Zeichentrickversion von 1995 aber auch nicht gesungen. Überhaupt verfügt "The New World" nur über wenige Dialoge und setzt stattdessen voll auf die Kraft der Bilder. Auffällig ist zudem der ungewöhnliche Erzählrhythmus, der den Zugang für viele Zuschauer erschweren dürfte. Während einerseits viele Jahre wie im Zeitraffer vergehen, werden andererseits manche Szenen doch arg in die Länge gezogen. Dass der Regisseur sein Werk aus über 300.000 Meter Filmmaterial zusammenbastelte, lässt sich leicht an vielen unorthodoxen Schnitten erkennen. So hinterlässt Malicks Film leider nicht immer einen runden Eindruck.

                                Dass "The New World" trotzdem nicht in der Langeweile versinkt, liegt neben der zeitlos guten Geschichte auch an den überzeugenden Darstellern. Colin Farrell und die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten erst 14 Jährige Q' Orianka Kilcher vermögen jederzeit die verschiedenen Stadien der Liebe des Paares glaubhaft zu vermitteln. Unterstützt werden sie dabei von namhaften Nebendarstellern wie Christopher Plummer, David Thewlis und Christian Bale. Letzterer greift zwar erst sehr spät ins Geschehen ein, spielt dann aber doch noch eine entscheidende Rolle.

                                Ein nachdenklich-träumerischer Liebesfilm über den Zusammenprall der Kulturen, der trotz einiger Längen gut unterhält, wenn man denn in etwa weiß, worauf man sich einlässt.

                                Danke @Chionati für den Tipp!

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                                  Kenduskeag 23.03.2019, 15:02 Geändert 23.03.2019, 16:31

                                  In diesem Genre liege ich mit meiner Bewertung selten so klar über dem Community Schnitt. Zeit also für ein flammendes Plädoyer für "House at the End of the Street".

                                  Elissa (Jennifer Lawrence) zieht mit ihrer Mutter (Elisabeth Shue) in ein neues Haus am Waldrand. Ihr einziger Nachbar weit und breit ist der in sich gekehrte Student Ryan (Max Thieriot), der allein das Haus seiner Eltern bewohnt, die einst von Ryans psychisch labiler Schwester ermordet wurden. Während die Ortsbewohner den jungen Mann seither meiden, freundet sich Elissa rasch mit ihm an. Bald jedoch deckt die Teenagerin einige erschreckende Geheimnisse auf...

                                  "House at the End of the Street" sticht vor allem dank einer starken Figurenzeichnung aus der Masse der Psychothriller hervor. Ausgiebig erzählt Regisseur Mark Tonderai von der Annäherung der beiden sensiblen Seelen, deren Beziehung durch Ryans dunkle Familiengeschichte auf eine harte Probe gestellt wird. Besonders deutlich stellt der Film dabei heraus, dass Ryans furchtbare Kindheitserlebnisse nicht etwa dafür sorgen, dass seine Mitmenschen ihm Mitgefühl entgegen bringen, sondern sie ihn vielmehr zur perfekten Zielscheibe werden lassen. Im Fall von Elissa wird zudem angedeutet, dass sie womöglich unter einer Art Helfersyndrom leidet und deshalb bewusst Ryans Nähe sucht. Als besonders eindringlich im Bezug auf diese ungewöhnliche Beziehung erweist sich etwa eine Szene, in der Elissa und Ryan gemeinsam ein Gesicht in einem Baumstamm erkennen, das sonst niemand zu sehen scheint.

                                  Aufgrund dieser einfühlsamen Erzählweise verzeiht man Tonderais Film auch gerne manch plumpen Schockeffekt. Zumal "House at the End of the Street" die Spannung kontinuierlich steigert, sich dank mehrerer Wendungen nie ganz vorhersehbar entwickelt und noch die eine oder andere feine Hommage an Klassiker wie "Psycho" oder "Ring" in petto hat. Unter den Darstellern deutet vor allem Jennifer Lawrence in diesem frühen Stadium ihrer Karriere an, dass von ihr noch Einiges zu erwarten sein wird. Aber auch Max Thieriot weiß als angeknackster Außenseiter zu gefallen.

                                  Kein rabiates Horrorfest, sondern subtil-schleichender Thrill, der hinten heraus einige derbe Tritte in die Magengrube setzt.

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                                  • 6 .5
                                    Kenduskeag 22.03.2019, 13:20 Geändert 22.03.2019, 13:26

                                    Bemerkenswert an "Halloween II" ist vor allem, dass es sich um eine Fortsetzung im klassischen Sinne handelt. Statt einfach die gleiche Story mit veränderten Komponenten noch einmal zu wiederholen - man denke zB an die "Final Destination" Reihe - knüpft dieser Film tatsächlich unmittelbar an die Geschehnisse des ersten Teils an und erzählt, wie die Nacht des Schreckens weitergeht.

                                    Stärker noch als im Vorgänger wird der Killer von Haddonfield hier als übermenschliche Kraft charakterisiert, die sich auch mit Schusswaffen nicht so leicht aufhalten lässt. Außerdem wird hier nun häufiger auf die Ego-Perspektive zurückgegriffen, die uns schon im ersten Teil zu Michaels Komplizen werden ließ. Nur leicht variiert worden ist zudem der markante Score, das Regiezepter überließ Carpenter derweil Rick Rosenthal.

                                    Der ständige Wechsel zwischen den Erzählsträngen sorgt unterdessen für eine gute Dynamik. Dr. Loomis' (Donald Pleasence) Jagd nach dem Killer ist ebenso spannend zu verfolgen wie Michaels Jagd nach neuen Opfern. Laurie (Jamie Lee Curtis) wird hingegen erst recht spät aktiv, ist sie doch von den Ereignissen des ersten Teils geschwächt und steht zudem unter Medikamenteneinfluss. Darüberhinaus sind Zahl und Intensität der Morde hochgefahren worden, wohingegen die Suspense Szenen weniger geworden sind. Auch die Art der Tötungen fällt nun kreativer aus (Hitzebad, Spritzen). Das Grundgerüst der Geschichte bleibt jedoch bestehen, sodass große Überraschungen ausbleiben.

                                    Eine insgesamt gelungene Fortsetzung, die den "Halloween" Mythos stimmig erweitert und das Niveau des Vorgängers hält. Wer das Original mochte, kann hier bedenkenlos zugreifen.

                                    Mr. Sandman, bring me a dream
                                    Make him the cutest that I've ever seen
                                    Give him two lips like roses and clover
                                    Then tell him that his lonesome nights are over

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                                    • A - Adams Äpfel
                                      B - Butterfly Effect
                                      C - Cocktail für eine Leiche
                                      D - Donnie Darko
                                      E - Es geschah am hellichten Tag
                                      F - Fahrenheit 451
                                      G - Gran Torino
                                      H - Hearts in Atlantis
                                      I - Identität
                                      J - Jackie Brown
                                      K - King Kong
                                      L - Léon - Der Profi
                                      M - M - Eine Stadt sucht einen Mörder
                                      N - Nightcrawler
                                      O - Oldboy
                                      P - Pans Labyrinth
                                      Q - Quax, der Bruchpilot
                                      R - Ray
                                      S - Short Term 12
                                      T - True Lies
                                      U - Unbreakable
                                      V - Very Bad Things
                                      W - Winnetou
                                      X - X-Men
                                      Y - You're Next
                                      Z - Zulu

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                                      • 5 .5

                                        Der Titel lässt vermuten, dass "72 Stunden - The Next Three Days" atemlose Action im Stil der "Taken" Trilogie bietet. Doch tatsächlich ist Paul Haggis Film über einen Familienvater, der seine unschuldig verurteilte Frau aus dem Gefängnis befreien möchte, in weiten Teilen eher ein Drama mit vereinzelten Thrillerelementen.

                                        So gewährt der Film zunächst einen ausgiebigen Einblick in das Seelenleben der Protagonisten. John Brennan (Russell Crowe) ist der Verzweiflung nahe, als die Polizei seine Frau Laura (Elizabeth Banks) abführt und der Ermordung ihrer Chefin bezichtigt. Ohne seine große Liebe ist John jedes Glück im Leben verloren gegangen und auch ihr gemeinsamer Sohn Luke (Ty Simpkins) leidet schwer unter der Abwesenheit der Mutter. Bis zu einem gewissen Punkt funktioniert diese Fokussierung auf die schwerwiegenden Folgen der Inhaftierung. Bald aber tritt die Handlung auf der Stelle und die sich wiederholenden Gespräche während der Besuchszeit beginnen zu langweilen, zumal Johns Ausbruchplan zunächst nur mühsam Gestalt annimmt und er immer wieder Rückschläge verkraften muss.

                                        In dieser Phase präsentiert sich "The Next Three Days" ebenso zäh wie bedeutungsschwanger. So hat etwa Olivia Wildes Charakter letztlich keine Relevanz für die Handlung, darf aber einige Male geheimnisvoll aus der Wäsche gucken. Dass John als unbescholtener Ehemann und Vater plötzlich zum eiskalten Killer mutiert und in Wild West Manier eine Bande von Drogendealern tötet, wirkt dann auch eher deplatziert als schlüssig.

                                        Erst im letzten Drittel zieht Haggis schließlich mit einer temporeichen Verfolgungsjagd die Spannungsschraube an. Dabei nehmen die Logiklöcher und Ungereimtheiten jedoch ebenso stetig zu. Insbesondere das Vorgehen der Polizei erscheint hier extrem dämlich, zumal gleich mehrere Ermittlerteams unabhängig voneinander hinter John her sind. Die Krönung dieser Abstrusitäten bildet schließlich die Suche nach einem drei Jahre zuvor verlorenen Knopf, dessen Spur bis zu einem Gullischacht verfolgt wird. Glücklicherweise rollt bald darauf der Abspann, sodass der Zuschauer von weiteren Peinlichkeiten verschont bleibt.

                                        Dank eines gewohnt souveränen Russell Crowe und einer guten Portion Action im letzten Drittel rettet sich "The Next Three Days" noch ins solide Mittelmaß.

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                                        • 6
                                          Kenduskeag 14.03.2019, 15:36 Geändert 14.03.2019, 15:38

                                          Die kleine, heile Welt des Familienvaters Cal Weaver (Steve Carell) droht einzustürzen, als seine Frau Emily (Julianne Moore) ihm offenbart, dass sie eine Affäre mit einem Arbeitskollegen hat und nun die Scheidung fordert. Als Cal dem smarten Playboy Jacob (Ryan Gosling) begegnet, hat die Zeit des Selbstmitleids jedoch bald ein Ende. Jacob nimmt den aus der Übung Gekommenen unter seine Fittiche und lehrt ihm die Kunst des Flirtens...

                                          Die Story hinter "Crazy, Stupid, Love." bietet keine besonderen Innovationen, in ähnlicher Form hat man das alles schon einmal gesehen. Dafür punktet die charmante RomCom mit einer wunderbaren Chemie zwischen den prominenten Darstellern und dem wohltuenden Verzicht auf platten Fäkalhumor. Da lässt sich auch leicht über manches Klischee und einige schnell zu durchschauende Wendungen hinwegsehen. Insbesondere die im Mittelpunkt stehende Männerfreundschaft sowie die Annäherung zwischen Womanizer Jacob und der zunächst schüchtern wirkenden Hannah (Emma Stone) bergen dabei einige gelungene Gags, während die Trennung der Eheleute für einige melancholisch-anrührende Momente sorgt.

                                          Ein wenig mehr Straffung hätte "Crazy, Stupid, Love." allerdings gut getan, da so zwischen zwei Pointen doch manchmal viel Zeit vergeht und Handlungsfäden erst spät wieder aufgegriffen werden. Darüberhinaus wird es gerade gegen Ende doch sehr schmalzig und brav, sodass ein wenig mehr Mut und Frechheit wünschenswert gewesen wäre.

                                          Insgesamt ist "Crazy, Stupid, Love." aber in jedem Fall höher anzusiedeln als so manche amerikanische Furzwitz-Komödie, bleibt aber ohne große Raffinesse und bewegt sich nie abseits vorhersehbarer Bahnen.

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                                          • 8 .5

                                            In sattem Rot leuchten Angelina Jolies Lippen, heben sich wie zum Zeichen der Warnung vom grauen Hintergrund ab. Die Kriegsbemalung einer starken Frau in ihrem verzweifelten Kampf um Gerechtigkeit und Wahrheit. Als alleinerziehende Mutter Christine Collins legt sie sich im Los Angeles der 20er Jahre mit einem korrupten Polizeiapparat an, nachdem ihr kleiner Sohn wie vom Erdboden verschwunden ist.

                                            Unter der Regie von Altmeister Clint Eastwood entfaltet sich eine abwechslungsreiche Geschichte um Behördenwillkür, Auflehnung gegen die Staatsgewalt und der schier endlosen Suche nach Erlösung. Was wie ein tragisches Einzelschicksal beginnt, entwickelt sich alsbald zu einem hitzigen Gefecht zwischen Zivilgesellschaft und staatlicher Autoritäten. Ganz nebenbei lässt "Der fremde Sohn" dank detailreicher Ausstattung und Kostüme das Amerika jener Dekade wieder auferstehen.

                                            Jolie begeistert bei dieser Suche nach Antworten mit der vielleicht besten Performance ihrer Karriere, weiß alle Nuancen von der sorgenden Mutter bis zur toughen Kämpferin perfekt zu bedienen. Neben ihr gefallen u.a. John Malkovich als sie unterstützender Radiopastor und Jeffrey Donovan als Policecaptain mit zweifelhaften Methoden.

                                            "Der fremde Sohn" bleibt stets überraschend, lässt dank immer neuer Entwicklungen keine Längen aufkommen. Die Handlung gleitet so elegant dahin wie es Jolie bei ihrer Arbeit als Telefonistin auf ihren Rollschuhen tut. Geschickt weiß Eastwood Elemente aus Drama, Gerichtsfilm und Verschwörungsthriller miteinander zu verknüpfen, sodass sein Film fließend von einem Genre ins nächste wechselt.

                                            Ein Werk, das neben Themen wie Korruption und Machtmissbrauch ganz deutlich aufzeigt, dass der Zustand der Ungewissheit für Eltern vermisster Kinder die schrecklichste Situation von allen ist. Gleichermaßen spannend wie aufwühlend und bewegend.

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                                            • 8

                                              "Blood Diamond" unter der Regie Edward Zwicks bietet temporeiche Unterhaltung mit der richtigen Mischung aus Action, Dramatik und Witz. Der stringent erzählte Film vermittelt das komplexe Thema des Diamantenschmuggels in Sierra Leone zur Zeit des Bürgerkriegs so, dass auch der gänzlich unbewanderte Zuschauer leicht einen Zugang findet.

                                              Gleich zu Beginn wartet "Blood Diamond" mit einer wichtigen Lektion auf. Der Wert eines Diamanten misst sich demnach nicht allein in Karat, sondern auch in seinem Nutzen für die Aufrechterhaltung des Kriegszustands in Afrika. Zwicks Film übermittelt Informationen wie diese jedoch nicht in aufdringlicher Schulmeistermanier, sondern verwebt sie geschickt mit einem fesselnden Abenteuerplot. "Blood Diamond" zeigt dabei wunderbar, dass eine gute Geschichte nicht immer vollgestopft mit überraschenden Wendungen sein muss, um zu funktionieren. Obwohl sich der Handlungsverlauf in groben Zügen vorhersagen lässt, fiebert man hier von Anfang an mit.

                                              Einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg leistet dabei das stark aufspielende Hauptdarsteller-Trio. Leonardo DiCaprios Rolle des Schmugglers ist recht zwielichtig angelegt, wird er doch vornehmlich von Profitgier angetrieben und scheint bereit, im Fall des Falles über Leichen zu gehen. Dass der Zuschauer ihm dennoch Sympathien entgegen bringt, erweist sich als eine der größten Stärken des Drehbuchs.
                                              Djimon Hounsou wiederum übernimmt den Part des moralisch integren Einheimischen, für den die Jagd nach dem Diamanten nur Mittel zum Zweck ist, um zu seiner Familie zurück zu gelangen. Im Vergleich zu DiCaprios Figur lässt ihn das Drehbuch bisweilen leider etwas dämlich erscheinen, was in einigen unvernünftigen Aktionen kulminiert, die jedoch den Gesamteindruck nicht nachhaltig schmälern.
                                              Als Dritte im Bunde weiß derweil auch Jennifer Connelly zu gefallen, die als Journalistin im moralischen Konflikt steht, das Leid Anderer häufiger zu fotografieren als zu bekämpfen.

                                              Darüber hinaus verfügt "Blood Diamond" über kraftvolle Bilder, ein ausgezeichnetes Timing und die nötige Härte zur rechten Zeit. Ein insgesamt ebenso mitreißender wie anspruchsvoller Blockbuster.

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                                              • 7 .5

                                                Dem italienischen Kaufmann und Navigator Amerigo Vespucci ist es vorbehalten, als Namensgeber des amerikanischen Doppelkontinents zu fungieren (Amerigo -> Amerika). Im kollektiven Gedächtnis ist jedoch ein anderer Name, nämlich jener von Christoph Columbus, weit stärker mit der Entdeckung der neuen Welt verhaftet, da dieser bereits vor Vespucci auf die Inseln vor der südamerikanischen Küste stieß. Anlässlich des fünfhundertsten Jubiläums jener bedeutenden Entdeckungsreise setzte Regisseur Ridley Scott dem Seefahrer ein filmisches Denkmal und strickt zugleich fleißig an dessen Legende.

                                                Gänsehaut ist garantiert, wenn Columbus' Schiffe zum berühmten Soundtrack von Vangelis die Anker lichten und in See stechen. Mag sich Scott auch die Geschichte für seine Zwecke zurecht biegen und zuweilen romantisch verklären, so verfehlen die opulenten Bilder in Kombination mit den epischen Klängen doch keineswegs ihre Wirkung.

                                                Die Geschichte ruht derweil auf den massigen Schultern Gérard Depardieus, der Columbus als unerschütterlichen Idealisten anlegt, der mit aller Kraft für seinen Traum kämpft. Das ist natürlich nicht frei von Pathos und heldenhafter Überhöhung, funktioniert aber innerhalb des Films, wenn man ihn als losgelöst von den historischen Fakten betrachtet. "1492" unterhält in der ersten Hälfte ganz hervorragend und nur darauf zielt Scott auch wirklich ab.

                                                Sobald die Eroberer des Paradieses dann erstmals nach Hause zurückkehren, verliert der Film aber doch etwas an Dynamik. Nun macht sich auch bemerkbar, dass einige Nebenfiguren zu wenig Profil erhalten haben. Sigourney Weaver weiß als Königin Isabel zwar durchaus Akzente zu setzen, verschwindet aber eben auch für längere Zeit aus der Geschichte. Michael Wincott gibt einen furchteinflößenden Bösewicht ab, wird aber erst recht spät und zudem eher ungelenk in die Handlung eingeführt. Columbus' Familie darf dem Ehemann und Vater um den Hals fallen, wenn er mal wieder von einer langen Reise heimkommt und seine Brüder immerhin ab und zu mal anderer Meinung sein. Vielmehr weiß Scott mit diesen Figuren jedoch leider nicht anzufangen. So kann die zweite Hälfte des Films nicht ganz an das hohe Niveau der ersten heranreichen.

                                                Dennoch - "1492" ist großes Kino in erlesenen Bildern und mit prächtiger Ausstattung. Wer sich nicht zu sehr an historischen Ungenauigkeiten stört, wird gerne die Segel hissen und mit Columbus auf große Fahrt gehen.

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                                                • 6

                                                  "Micmacs" erzählt die Geschichte des Videothekars Bazil (Dany Boon), der als Unbeteiligter bei einer Schießerei in den Kopf getroffen wird. Da die Ärzte beschließen, das Geschoss sicherheitshalber an Ort und Stelle zu lassen, muss er fortan mit der Kugel hinter der Stirn leben. Gemeinsam mit seiner neuen Familie, einer Gruppe skurriler Schrottplatzbewohner, setzt Bazil alles daran, die Schuldigen ausfindig zu machen...

                                                  Jean-Pierre Jeunets markanter Stil sticht auch im Fall dieser eigenwilligen Komödie sogleich hervor. Ulkige Charaktere und seltsame Apparaturen bevölkern dieses charmante Paralleluniversum, welches mehr oder weniger zufällig an Paris erinnert. Dass "Micmacs" neben all den kleinen und großen Späßen zudem noch offen den Waffenhandel kritisiert, verleiht Jeunets Werk darüberhinaus den nötigen ernsthaften Unterbau. Leider jedoch verirrt sich der Film bisweilen in den vielen Details und netten Spielereien und vergisst dabei, die Handlung voranzutreiben.

                                                  So hinterlässt "Micmacs" mitunter einen leicht konfusen Eindruck, driftet mal hierhin und mal dorthin und verliert immer mal wieder den roten Faden aus der Hand. Hinzu kommt, dass die Figurenzeichnung sich als längst nicht so stark erweist, wie bei manch anderem Jeunet Film. Bazil etwa ist als Protagonist nicht immer greifbar, wandelt er doch zwischen gewitztem Pläneschmieder und einer französischen Variante von Mr. Bean. Und auch seine neuen Freunde erhalten hinausgehend über ihre jeweilige Eigenart (Schlangenfrau, menschliche Kanonkugel etc.) kaum Profil.

                                                  "Micmacs" stellt somit ein kurzweiliges und unzweifelhaft fantasievolles Vergnügen dar, hinterlässt allerdings auch ein wenig den Beigeschmack der Belanglosigkeit. Hübsch verziert und leicht verdaulich - aber nicht nachhaltig beeindruckend.

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                                                  • 8 .5

                                                    Terrence Malick meistert die schwierige Gratwanderung, einen Anti-Kriegsfilm nicht zum bloßen Actionspektakel verkommen zu lassen, geradezu bravourös. "Der schmale Grat" ist frei vom genretypischen Patriotismuskitsch und zeigt uns den Krieg aus einer ganz ungewohnten Perspektive - durch die Augen der Natur.

                                                    Amerikaner und Japaner reiben sich während des Pazifikkriegs in blutigen Schlachten um strategisch bedeutsame Inseln auf. Der C Company fällt dabei der Auftrag zu, einen Stützpunkt der Japaner auf Guadalcanal einzunehmen. Alsbald offenbart sich das ganze Ausmaß menschlicher Zerstörungskraft...

                                                    "Der schmale Grat" schlägt sich nicht auf eine der beiden verfeindeten Seiten. Vielmehr zeigt Malicks Film, dass Irrsinn und Leid hüben wie drüben zu finden sind. Auch gibt es keinen eindeutige Hauptcharakter, nimmt Malick doch vielmehr das Gesamtbild in den Blick. Am ehesten taugt noch der verträumte Private Witt (Jim Caviezel) zur Identifikationsfigur, der sich zwischenzeitlich von seiner Kompanie absetzt, um ein Leben unter den Ureinwohnern zu führen.

                                                    Malick ist nicht darauf aus, möglichst aufwendige Schlachten zu inszenieren und setzt sich damit klar von anderen Genrevertretern ab. Stattdessen wählt er eine philosophische Herangehensweise, fragt, woher das Übel in die Welt kommt und wieso der Mensch solch einen Zerstörunsdrang entwickelt. Die vielen kleinen Einzelschicksale der Soldaten bilden so nach und nach ein stimmiges Ganzes.

                                                    Dass "Der schmale Grat" immerhin schon mehr als zwanzig Jahre auf dem Buckel hat, ist Malicks Film zu keiner Zeit anzusehen. Die Bilder der sagenhaften Naturpanoramen und Setbauten sind schlichtweg meisterhaft. Hinzu gesellt sich ein kraftvoller Hans Zimmer Score und ein Cast bestehend aus allem, was in den 90ern Rang und Namen hatte. Nick Nolte, John Travolta, Jared Leto, George Clooney, John Cusack und Co. treten hier ins teils so kleinen Rollen auf, dass man schon genau aufpassen muss, um jeden Star zu erkennen.

                                                    Selten wurde uns so eindrucksvoll vor Augen geführt, welche Auswirkungen Krieg auf den Menschen und seine Umwelt hat. Bezeichnend womöglich, dass "Der schmale Grat" bei den Oscars ausgerechnet gegen "Der Soldat James Ryan" den Kürzeren zog.

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