Kenduskeag - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
UntamedUntamed ist eine Thriller aus dem Jahr 2025 von Mark L. Smith und Elle Smith mit Eric Bana und Wilson Bethel.+43 Kommentare
-
BallardBallard ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 mit Maggie Q und Titus Welliver.+10 Kommentare
-
MobLand - Familie bis aufs BlutMobLand - Familie bis aufs Blut ist eine Gangsterserie aus dem Jahr 2025 mit Helen Mirren und Pierce Brosnan.+9 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
One Battle After Another121 Vormerkungen
-
The Toxic Avenger108 Vormerkungen
-
Bring Her Back99 Vormerkungen
-
The Long Walk - Todesmarsch87 Vormerkungen
-
Caught Stealing64 Vormerkungen
Alle Kommentare von Kenduskeag
Die Bezeichnung (Anti-)Kriegsfilm trifft auf "Birdy" von Alan Parker nur unzureichend zu. Vielmehr dient der Vietnamkrieg hier nur als Aufhänger für das ebenso poetische wie einfühlsam erzählte Portrait eines sonderbaren Außenseiters, der einem der größten Träume der Menschheitsgeschichte nachhängt.
"Birdy" spielt im wesentlichen auf zwei Erzählebenen. Die erste berichtet davon, wie sich der großspurige und mitunter proletenhafte Al (Nicolas Cage) mit dem schüchternen Birdy (Matthew Modine) anfreundet, welcher seinen Spitznamen aufgrund seiner an Besessenheit grenzenden Vorliebe für Vögel und Flugapparate trägt. Im zweiten Handlungsstrang treffen sich die beiden Freunde schließlich nach Jahren wieder, nachdem sie von ihrem Einsatz in Vietnam zurückgekehrt sind. Während Al schwere Gesichtsverbrennungen erlitten hat, ist Birdy geradezu katatonisch - und nur Al vermag seinen alten Freund ins Leben zurückzuholen...
Einen jungen Mann in den Mittelpunkt zu stellen, der sich Tag und Nacht mit Vögeln beschäftigt und sich später gar selbst für einen hält, klingt natürlich zunächst einmal ziemlich verrückt. Der Zuschauer findet jedoch rasch einen Zugang zu den beiden ungleichen Protagonisten, da Regisseur Parker seine Charaktere mit all ihren seltsamen Macken zu jeder Zeit ernst nimmt. Unterlegt mit der melancholisch-sehnsüchtigen Musik Peter Gabriels entfaltet sich so eine emotional bewegende Erzählung über Freundschaft, Freiheitsdrang und Toleranz gegenüber dem Anderssein. "Birdy" mag dabei vielleicht nicht ganz so atmosphärisch dicht daherkommen wie etwa Parkers "Angel Heart" (1987), schafft es aber dennoch mühelos, die Arbeiterviertel Philadelphias mit Leben zu füllen und einige sehr prägnante Bilder zu finden.
Darüber hinaus weiß "Birdy" mit den starken Performances seiner beiden Hauptdarsteller zu punkten. Modine spielt den sensiblen Sonderling mit einer guten Portion kindlicher Begeisterungsfähigkeit und einem leichten Augenzwinkern, während Cage offenlegt, dass sich hinter Als großer Klappe ein noch größeres Herz verbirgt. Die innige Freundschaft der Beiden bietet zudem Ansätze einer dezenten Homoerotik, muss aber nicht zwangsläufig als solche interpretiert werden.
Seit jeher träumt der Mensch vom Fliegen - Alan Parkers "Birdy" wagt den Sprung, um es zu probieren.
In Sam Raimis Kulthorror "Tanz der Teufel" beschwören Ash (Bruce Campbell) und seine Freunde bei einem Ausflug in einer abgelegenen Hütte unabsichtlich das Böse herauf. Nach und nach bemächtigen sich die Dämonen der arglosen Jugendlichen und eine Nacht des Schreckens bricht an...
"Tanz der Teufel" verfügt über einige innovative Ansätze, so etwa die wegweisende Kameraarbeit, die mehrere rasante Fahrten durch Wald und Hütte aus der Perspektive der bösen Kräfte bietet. Zudem gelingt es Raimi anfangs mit einfachsten Mitteln eine einnehmende Gruselatmosphäre zu schaffen. Alsbald wird jedoch ersichtlich, dass viele Ideen hier noch in den Kinderschuhen steckten und das vielversprechende Konzept noch nicht ausgereift war.
Sobald das Böse von Ashs Freunden Besitz ergriffen hat, verkommt Raimis Film mehr oder weniger zur bloßen Effektshow. Dutzende Male sehen wir den Dämonenkopf unter der Falltür hervorlugen, während die Story gänzlich zum Erliegen kommt. Zwar können sich die Verwandlungen der Freunde angesichts des geringen Budgets erstaunlich gut sehen lassen, doch können auch diese nicht über die Eintönigkeit hinwegtäuschen, die sich besonders in der zweiten Hälfte des Films breitmacht. Am ehesten kommt hier noch Derjenige auf seine Kosten, der in der Splatterorgie eine groteske Komik zu erkennen vermag - die unglaublich dämlich agierenden Figuren und ihre schwachen Darsteller liefern dahingehend einige Vorlagen.
Nach gutem Start geht dem Teufelstanz schnell die Puste aus - es sei denn, man kann allein aus dem Gesplattere einen Unterhaltungswert ziehen.
When they draw first blood
That's just the start of it
Day and night
You gotta fight
To keep alive
Ich hab' extra im Duden nachgeguckt. Terminator? Steht nicht drin! Indiana Jones? Fehlanzeige! John McClane? Keine Chance! Einzig John Rambo war einen Eintrag in die Bibel der deutschen Sprache wert. Die Beschreibung "brutaler Kraftprotz" wie sie im Duden steht, wird dem von Sylvester Stallone verkörperten Vietnam-Heimkehrer jedoch nicht ganz gerecht. In "First Blood" ist Rambo nicht nur eine erprobte Kampfmaschine, sondern vor allem auch eine verletzliche Seele, die schwer unter dem Kriegstrauma zu leiden hat.
Rambo ist hier alles andere als ein typischer US-Actionheld, sondern gleicht schon eher einem Amokläufer, der zu einer Verzweiflungstat getrieben wird, weil er nach seiner Rückkehr in die Heimat keinen Platz mehr für sich in der Welt findet. Und dennoch (oder gerade deswegen) sympathisiert man vom ersten Augenblick an mit ihm. Selbst als Rambo sich in seinem Schlussmonolog allzu sehr als Opfer inszeniert und seine zweifellos vorhandene Mitschuld an den Ereignissen herunterspielt, bringt man Verständnis für ihn auf.
Ted Kotcheffs Inszenierung gleicht dabei einer perfekten Punktladung. "First Blood" geht keine Minute zu lang und hält sich schon gar nicht mit unnötigen Erklärungen auf. Bis zum erwähnten Monolog spricht Rambo gar kaum ein Wort. Er lässt lieber Taten sprechen. Und das ist stets fesselnd und ideenreich umgesetzt.
Die Blaupause für einen Actionfilm mit Tiefgang
Mit "Der Exorzist" schuf Regisseur William Friedkin einen Meilenstein des Horrorgenres, der auch Jahrzehnte nach seinem Erscheinen noch eine ungeheure Sogwirkung entfaltet. Die Geschichte um die vom Teufel besessene Regan (Linda Blair) lässt mehrere Deutungsmöglichkeiten zu und vermag dabei nach wir vor zu provozieren.
In vielen Horrorfilmen dient das Christentum als Heilmittel, das Kruzifix wird zur Allzweckwaffe gegen das Böse - so scheinbar auch in Friedkins Genreklassiker. Bei genauerer Betrachtung jedoch liegt die Rettung in "Der Exorzist" nicht eindeutig im Glauben an Jesus Christus. Vielmehr lässt der Film auch eine religionskritische Haltung zu.
Erste Anzeichen dafür zeigen sich bereits in den Anfangsminuten, welche im Irak spielen, wo Pater Merrin (Max von Sydow) bei den Arbeiten an einer Ausgrabungsstätte eine böse Macht erweckt. Auch wenn dies im Film nicht offen formuliert wird, so lässt der Beginn von Regans Wesensveränderungen mit der zeitgleichen Rückkehr des Paters nach Washington den Schluss zu, dass es Regans späterer Helfer Merrin war, der das Übel mitgebracht hat. Oder anders ausgedrückt: Die Kirche bekämpft das Unheil, für das sie selbst verantwortlich ist.
Doch nicht allein die Kirche, auch die Wissenschaft bekommt in "Der Exorzist" ihr Fett weg. Dutzende Ärzte führen Untersuchungen an dem jungen Mädchen durch und können sich letztlich doch nur mit hohlen Phrasen zu ihrem Gesundheitszustand behelfen. Dazu passt dann auch, dass die Szenen im Behandlungsraum mitunter ebenso furchteinflößend ausfallen wie der spätere Exorzismus. Der Glaube an eine Erklärung aller Dinge durch die Wissenschaft wird hier in ein beängstigendes Licht gerückt. Friedkin lehrt uns, dass der Mensch die Grenzen seines Verstandes, die Grenzen des Erklärbaren akzeptieren muss.
Das Böse in "Der Exorzist" lässt sich natürlich als konkrete Gestalt begreifen, die wie ein Virus von einem auf den anderen überspringt. Gleichwohl kann es jedoch auch als Metapher für das Seelenleben der Figuren verstanden werden. Pater Merrin etwa ist schon vor Eintritt in Regans Zimmer körperlich wie geistig sichtlich angeschlagen, während Pater Damien (Jason Miller) seit dem Tod seiner Mutter von Schuldgefühlen geplagt wird. Und auch im Hause MacNeil selbst scheint schon von Beginn an etwas nicht in Ordnung zu sein. Mutter Chris (Ellen Burstyn) hat offenbar eine Affäre mit einem Regisseur, die sie vor ihrer Tochter verheimlichen will. Ist Regans Verhalten also nicht einfach Ausdruck pubertärer Unsicherheit? Ihre vulgäre Sprache ein bewusstes Statement, um dem Spießbürgertum etwas entgegen zu setzen? Es passt jedenfalls ins Bild der rebellischen Teenagerin, dass ausgerechnet die Affäre ihrer Mutter zum ersten Mordopfer wird.
Friedkins Klassiker liefert eine faszinierende Mischung aus Schockeffekten und subtilem Grusel, bei der die bisweilen sprunghaften Szenenfolgen den Eindruck vermitteln, der Geschichte eines unzuverlässigen, von Erinnerungslücken geplagten Erzählers zu folgen. Am Ende steht die Erkenntnis, dass weder Wissenschaft noch Religion diese Geschichte zu einem guten Ausgang bringen konnten. Das Böse ist hier letztlich nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.
Der japanische Nationalmythos der 47 Ronin - einer Gruppe herrenloser Samurai, die als Vorbild bedingungsloser Treue gelten - ist als Aufhänger zweifellos interessant gewählt. Leider weiß Regisseur John Frankenheimer mit der Geschichte nur wenig anzufangen, sodass "Ronin" sich als eher simpel gestrickter Actionfilm entpuppt.
Der ehemalige CIA Agent Sam (Robert DeNiro) erhält von der mysteriösen Dierdre (Natascha McElhone) den Auftrag, gemeinsam mit dem Franzosen Vincent (Jean Reno) und einigen weiteren Männern, einer Verbrecherorganisation einen Koffer abzujagen. Schon bald entwickelt sich ein Spiel auf Leben und Tod, zumal jedes der Teammitglieder seine wahre Identität zu verschleiern versucht...
"Ronin" ist immer dann am stärksten, wenn einer der Charaktere sich in ein Auto setzt und das Gaspedal durchdrückt. Die halsbrecherischen Verfolgungsjagden durch die engen Gassen von Paris und Nizza kommen ganz ohne CGI Einsatz aus und lassen die Herzen von Oldschool Actionfans dementsprechend höher schlagen. Hauptsächlich für diese rasanten Stuntszenen lohnt sich eine Sichtung von "Ronin". Sobald die wilde Fahrt dann nämlich erst einmal wieder vorüber ist, dümpelt die recht vorhersehbare Geschichte mit mehr oder weniger belanglosen Dialogen vor sich hin. Hauptsächlich steht dabei im Vordergrund, wer nun gerade wen verrät oder wer nun im Besitz des ominösen Koffers (ein klassischer MacGuffin) ist.
Somit bietet "Ronin" vorallem hervorragend inszenierte Actionszenen und einen starken Cast (in weiteren Rollen sind u.a. Stellan Skarsgård, Jonathan Pryce, Sean Bean sowie Eiskunstläuferin Katarina Witt zu sehen). Der Rest des Films steht jedoch eher unter der Bezeichnung Standardware.
In "True Romance" unter der Regie von Tony Scott steht die flammende Liebe eines jungen Paares im Zentrum einer gnadenlosen Gewaltspirale. Angesiedelt irgendwo zwischen skurriler RomCom und brutaler Gangsterballade begleiten wir das Protagonistenpaar auf einer abenteuerlichen Odyssee.
Clarence (Christian Slater) ist ein alleinstehender junger Mann, der gerne Kung Fu Filme sieht, Comics liest und Elvis Presley vergöttert. Als er wie jedes Jahr an seinem Geburtstag allein ins Kino geht, lernt er dort die quirlige Alabama (Patricia Arquette) kennen, die als Callgirl arbeitet. Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick. Bevor Clarence jedoch mit seiner Angebeteten durchbrennen kann, will er zunächst ihren gewaltbereiten Zuhälter Drexl (Gary Oldman) zur Strecke bringen...
Dass Scotts Film auf einem Drehbuch Quentin Tarantinos basiert, wird schon in der ersten Szene offenbar. Mehr noch als durch die atmosphärische, mit einem eingängigen Hans Zimmer Score unterlegte Inszenierung wird "True Romance" nämlich durch die vielen amüsanten bis grotesken Situationen sowie die unverkennbaren Dialoge Marke Tarantino geprägt. Die bewusst überzeichneten Charaktere sprühen so geradezu vor Lebendigkeit und selbst nur am Rand auftauchende Nebenfiguren bleiben nachhaltig im Gedächtnis.
Stets verlassen kann sich "True Romance" dabei auf seinen prominenten Cast, der neben den erwähnten Slater, Arquette und Oldman u.a. auch noch aus Christopher Walken, Dennis Hopper, James Gandolfini und Brad Pitt besteht. Als ein Schauspielhighlight von vielen sei hier etwa das Aufeinandertreffen von Hopper als Vater des Protagonisten und Walken als sizilianischer Gangsterboss genannt.
"True Romance" hält, was der Titel verspricht. Als eine Art Neuinterpretation von "Bonny und Clide" erzählt der Film von unbändigem Freiheitsdrang, dem Wunsch nach Selbstbestimmung sowie zerschossenen Träumen. Die Liebe, die hier im Mittelpunkt steht, mag naiv und irrational erscheinen, doch sie ist gleichsam kraftvoll und aufrichtig.
"Catch me if you can" von Steven Spielberg ist ein unterhaltsames Katz-und-Maus-Spiel mit Star Besetzung, welches den Lebensweg des jugendlichen Ausreißers Frank Abagnale jr. (Leonardo DiCaprio) nachzeichnet, der als berüchtigter Trickbetrüger und Scheckfälscher vom FBI gejagt wurde. Mit spielerischer Leichtigkeit inszeniert Spielberg ein ebenso humorvolles wie spannendes Gaunerstück, das ganz nebenbei den Geist der Swinging Sixties wieder aufleben lässt.
Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, befand sich Leonardo DiCaprios Karriere Anfang der 00er Jahre am Scheideweg. Sein letzter großer Kassenhit "Titanic" lag immerhin schon 5 Jahre zurück, ehe ihm die Rolle des charmanten Ganoven in Spielbergs Film dabei half, seinen Status als Superstar zu zementieren. Den 16 Jährigen Schüler nimmt man dem damals immerhin schon 27 Jährigen DiCaprio zwar nicht mehr ab, dafür ist ihm die Rolle des gewitzten Halunken aber geradezu auf den Leib geschrieben. Trotz ihrer illegalen Machenschaften drückt der Zuschauer seiner Hauptfigur so doch stets bei allem die Daumen. Neben DiCaprio sind es indes vor allem Tom Hanks als verbissener FBI Agent Hanratty sowie Christopher Walken als gutherziger, aber glückloser Vater, die "Catch me if you can" darstellerisch prägen.
Als ebenso clever wie Franks Tricks erweist sich derweil das mit verschiedenen Zeitebenen arbeitende Drehbuch, welches dennoch nie unnötig kompliziert oder allzu konstruiert daherkommt. Vielmehr wird auf diese Weise die Handlung zügig vorangetrieben, sodass keine Längen entstehen. Die farbenfrohen Bilder in Kombination mit dem markanten John Williams Score sorgen unterdessen für eine bisweilen märchenhafte Note, die wunderbar zur augenzwinkernden Erzählung passt. "Catch me if you can" ist aber keineswegs nur liebenswerter Ulk, sondern enthält auch eine dramatische Vater-Sohn-Geschichte und weiß - getreu dem Motto "Kleider machen Leute" - eine ganze Menge über Autoritätenhörigkeit zu erzählen.
Wunderbar leichtfüßiges Ganoven Kino und eine Geschichte, wie sie wohl nur das Leben selbst schreiben kann.
In "Die Tür" erhält Maler David (Mads Mikkelsen) fünf Jahre nach dem Tod seiner Tochter eine Chance auf Wiedergutmachung, ließ er sie doch einst im entscheidenden Moment aus den Augen, um sich mit der Nachbarin zu vergnügen. Regisseur Anno Saul hält mit diesem Mysterythriller nach Motiven des Romans "Die Damalstür" das deutsche Genrekino lebendig, wenngleich die Logik des Geschehens einer nähergehenden Überprüfung nicht immer standhält.
"Die Tür" erinnert bisweilen an Werke wie "Timecrimes" (2007) oder "Triangle" (2009), schlägt aber gleichzeitig spürbar eigene Pfade ein. Mit Ausnahme des actionlastigen Finales setzt Saul vielmehr auf die Interaktion und die Gefühlswelt der Figuren, um aus der spannenden Grundidee ein bewegendes Familiendrama zu stricken. Die Inszenierung bewegt sich dabei eher auf TV- denn auf Kinoniveau, geht aber als solides Handwerk durch. Ohnehin ist es vielmehr die wendungsreiche Mysterygeschichte, die den Zuschauer hier am Ball hält. Hinzu gesellt sich ein zarter Hauch von trügerischer Vorstadtidylle, für welche wohl Filme wie "Die Truman Show" (1998) und "American Beauty" (1999) Pate gestanden haben dürften (deren Klasse aber natürlich nicht erreicht werden kann).
Dank der charismatischen Performance eines Mads Mikkelsen, der das Handlungsgerüst auf seinen Schultern trägt, wird jedoch glücklicherweise so manches Logikloch übersprungen. Die weiteren Darsteller um Jessica Schwarz, Thomas Thieme und Heike Makatsch wirken dagegen eher wie Randerscheinungen, was aber vornehmlich dem auf Mikkelsen zugeschnittenen Drehbuch geschuldet ist. Sein Protagonist David entpuppt sich alsbald als klassische Sisyphus Figur, bei der auf ein moralisches Dilemma gleich das nächste folgt.
Ein insgesamt gelungener Mysterythriller, an dem Genrefreunde viel Freude haben dürften - zumal sogar der legendäre Sport Almanach hier Erwähnung findet.
In "No Escape" unter der Regie John Erick Dowdles (Quarantäne/Katakomben) wandert Jack Dwyer (Owen Wilson) mit seiner Frau Annie (Lake Bell) und den gemeinsamen Töchtern nach Südostasien aus, wo der Familienvater sich als Ingenieur um die Wasseraufbereitung kümmern will. Vor Ort freunden sie sich mit dem Briten Hammond (Pierce Brosnan) an, der Land und Leute von früheren Besuchen kennt. Als Jack jedoch das Hotel verlässt, um eine Zeitung kaufen zu gehen, bricht auf den Straßen plötzlich ein Bürgerkrieg aus...
"No Escape" liefert nach einer kurzen Einführung der Charaktere eine adrenalingetränkte Hetzjagd, die den Puls fortwährend in die Höhe schnellen lässt. Beinahe ohne jede Atempause erlebt der Zuschauer, wie die Protagonisten durch die Stadt getrieben werden, scheinbar ohne jede Aussicht auf eine rettende Zuflucht. Unter den Darstellern überrascht indes vor allem Owen Wilson in dieser ungewohnten, gänzlich ironiefreien Rolle, während Brosnan zuweilen etwas überdreht und sich damit nicht immer ganz stimmig in das düstere Bedrohungsszenario einfügt.
Regisseur Dowdle beweist derweil ein sehr gutes Gespür dafür, die panische Angst der Familie glaubhaft zu transportieren und ist mit der Handkamera stets mitten im Geschehen, wenn sich mit einem Mal unzählige bewaffnete Aufständische an ihre Fersen heften und sich die paradiesische Idylle in ein wahres Blutbad verwandelt. Der politische Sprengstoff der Geschichte kommt angesichts der Action-Fokussierung zwar recht kurz, eine deutliche Kritik an der Ausbeutung Südostasiens durch den Westen blitzt aber immer wieder auf. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang auch das mit Blick auf die US-Geschichte äußerst brisante Finale.
Straight inszenierter Nervenkitzel mit pikantem politischem Subtext. Ein Südostasien-Trip, der zum echten Höllenritt mutiert.
Zu Beginn von "Time of the Gypsies" heißt es sinngemäß, dass Gott, als er auf die Erde kam, mit den Zigeunern nichts anfangen konnte und sich deshalb schleunigst wieder aus dem Staub machte. Ein Gedanke, der sich für Emir Kusturicas Film als absolut prägend erweist.
Im Mittelpunkt der Erzählung steht der junge Perhan (Davor Dujmovic), der mit seiner kleinen Schwester und einem jähzornigen Onkel bei seiner herzensguten Großmutter unter ärmlichen Umständen in einem jugoslawischen Dorf aufwächst. Perhan ist in die Nachbarstochter Azra verliebt und träumt davon, sie zu heiraten. Eines Tages kommt der wohlhabende Ahmed ins Dorf und bietet an, Perhans Schwester zu einem Krankenhaus zu fahren, da diese an den Beinen operiert werden muss. Perhan selbst will ebenfalls mitkommen, um seiner Schwester beizustehen. Ahmed jedoch entpuppt sich als Betrüger, der sein Geld mit Kinderprostitution verdient...
Kusturicas Film ist insofern außergewöhnlich, als dass er nicht von Außen auf die Roma blickt, sondern ihre Perspektive einzunehmen versucht. Wie gut dies gelungen ist, lässt sich indes schwer beurteilen, scheint "Time of the Gypsies" doch sämtliche Vorurteile über die Roma zu bestätigen. Familienzusammenhalt, Traditionsbewusstsein und Begeisterung für Musik und Tanz stehen Kriminalität und Falschheit gegenüber. "Time of the Gypsies" lässt sich jedoch nicht ausschließlich als Milieustudie, sondern auch als Coming of Age Drama begreifen. Schließlich folgt die Handlung Perhans Weg vom Jungen zum erwachsenen Mann.
Mitunter hat "Time of the Gypsies" jedoch auch einen sehr märchenhaften Anstrich. Perhans Großmutter besitzt heilende Kräfte, seine Schwester sieht die verstorbene Mutter über der Straße schweben und er selbst vollführt Zaubertricks im Stile von Uri Geller. Aus vielen solcher teils sehr skurrilen Situationen kreiert Kusturica eine fremdartig faszinierende Atmosphäre, die in einer Szene, in der das Georgsfest gefeiert wird, ihren Höhepunkt erreicht. In dieser erlebt Perhan mit seiner Freundin Azra in einem auf dem Fluss treibenden Boot sein erstes Mal, umringt von brennenden Holzbündeln sowie einem Floß mit der Georgsfigur, begleitet von Familie, Freunden und Nachbarn mit Blumen im Haar, die ihre traditionellen Weisen singen.
Eine Bewertung fällt mir allein schon deshalb schwer, weil mir die Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Einige Charakterentwicklungen konnte ich kaum nachvollziehen und im Mittelteil hat mich der Film auch eine Zeit lang verloren, sodass ich erst zum Finale hin wieder einen Zugang finden konnte. Für alle, die sich für die Thematik interessieren oder einfach mal einen Film mit ganz anderem kulturellen Hintergrund sehen möchten, kann ich aber auf jeden Fall eine Empfehlung aussprechen.
I'm off the deep end, watch as I dive in
I'll never meet the ground
Crash through the surface, where they can't hurt us
We're far from the shallow now
In the shallow, shallow
In the shallalalalalow
Im Survival-Thriller "The Shallows" reist Medizinstudentin Nancy (Blake Lively) nach dem Tod ihrer Mutter an jenen mexikanischen Strand, den diese einst besucht hatte, als sie mit ihrer Tochter schwanger war. Dort angelangt, wartet jedoch eine lebensgefährliche Bedrohung in Form eines gewaltigen Hais auf die junge Surferin...
Regisseur Jaume Collet-Serra (House of Wax, Non-Stop) konnte sich mit einigen geradlinigen Spannungsstreifen einen Namen machen und scheint auf den ersten Blick durchaus der richtige Mann zu sein, um das totgeglaubte Subgenre zu reanimieren. Sein "The Shallows" erweist sich allerdings nicht als der erhoffte große Wurf - und das trotz einer toughen One-Woman-Show von Blake Lively sowie eines tierischen Co-Stars, der auf den Namen Steven Seagull hört.
"The Shallows" ist einfach nicht einfallsreich genug, um durchgängig packende Unterhaltung zu bieten und bewegt sich allzu lange in vertrauten Bahnen. Als besonders nervig und handlungsbremsend erweisen sich dabei die Telefongespräche, die Nancy mit ihrer Familie führt und wohl nur dazu dienen sollen, ach so coole Smartphone Einblendungen im Bild zu haben. Ganz ähnlich verhält es sich im späteren Verlauf mit den mitunter irritierenden - weil zum Teil völlig bedeutungslosen - Zeitanzeigen.
Dass ein moderner Haithriller, selbst wenn er nicht "Sharknado" heißt, natürlich auch überzogene Actionszenen jenseits der physikalischen Grenzen liefert, dürfte indes klar sein. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang aber zumindest, dass Collet-Serra sich auch visuell ganz bewusst in Fantasy Gefilde begibt. So erinnert etwa eine Szene mit einem Quallenschwarm sehr deutlich an Bilder aus "Avatar".
Fazit: Ein mittelmäßiger Haihappen. Leicht verdaulich, aber ohne besonderen Nachgeschmack.
Im Rachethriller "John Wick" der ehemaligen Stuntdoubles Chad Stahelski und David Leitch mischt Keanu Reeves als aus dem Ruhestand zurückgekehrter Auftragskiller die New Yorker Unterwelt gehörig auf. Der Auftakt der Reihe, die Reeves den Status als gefeierter Mann der Stunde einbringt, bietet stylische Bilder und stark choreografierte Kampfszenen, verfügt jedoch auch über unübersehbare inhaltliche Schwächen.
In der ersten Hälfte des Films gibt sich "John Wick" mehr als düsteres Drama um Trauer und Verlust, denn als furioses Rachespektakel. Wir sehen den Titelhelden regungslos am Grab seiner Frau stehen, wie er sich an die gemeinsame Zeit mit der Verstorbenen erinnert. Später dasselbe, wenn der Ex-Killer in seinem Bett liegt, unter der Dusche steht oder mit seinem Auto durch die Gegend fährt. "John Wick" suhlt sich regelrecht im Leid seiner Titelfigur, eingehüllt in eine Farbpalette, die nur von hellgrau bis dunkelgrau zu reichen scheint. Die Handlung kommt unterdessen nur mühsam voran, scheinbar eine ebenso große Last mit sich tragend wie der Protagonist. So mangelt es lange Zeit über schlicht und ergreifend an Esprit; ein Umstand der durch den betont klinischen Look noch zusätzlich verstärkt wird.
Die unheilvolle Begegnung an der Tankstelle, welche die Geschehnisse dann letztlich ins Rollen bringt, wirkt zwar furchtbar konstruiert, sorgt aber immerhin für kurzzeitiges Erwachen aus dem Dämmerschlaf. Parallel zu den sich regenden Kräften im Titelhelden, kommt plötzlich auch Schwung in die Story. Zwar bleibt die Handlung bis zum Schluss vorhersehbar und wenig originell, doch kommen nun immerhin Freunde der gepflegten Action alter Schule auf ihre Kosten. Spannung will zwar angesichts von Wicks Unbesiegbarkeit nur selten aufkommen, wie er allerdings einem Berserker gleich durch die Reihen seiner Feinde fegt, hat dennoch einen gewissen Unterhaltungswert. Auch sind Ansätze eines interessanten Worldbuildings vorhanden, wenngleich etwa die Abläufe im Gangster-Hotel mitunter etwas albern und künstlich erscheinen.
Ein insgesamt solider Rachethriller, der nach langer Anlaufzeit letztlich doch noch in die Gänge kommt und mit gefälliger Inszenierung sowie einem keinesfalls eingerosteten Keanu Reeves punkten kann.
"City of God" beleuchtet das Leben und Sterben in der sogenannten Stadt Gottes, einem Armutsviertel Rio de Janeiros, in den 60er bis 80er Jahren. Regisseur Fernando Meirelles verwebt dazu die Schicksale mehrerer Figuren zu einem großen Ganzen, wandelt zwischen Coming of Age Drama und Gangster Epos.
Obwohl in mehrere Kapitel unterteilt, stehen die einzelnen Geschichten von "City of God" doch in engem Zusammenhang und gehen fließend ineinander über, sodass sich der Film nie episodenhaft anfühlt. Im Mittelpunkt steht dabei der junge Buscape (Alexandre Rodrigues), der sich aus Schießereien und Drogenhandel nach Möglichkeit raushält und den Wunsch hegt, später einmal Fotograf zu werden. Er ist es auch, der die Geschichten aus der Stadt Gottes als Erzähler aus dem Off begleitet und bisweilen mit sarkastischem Witz kommentiert. Eine weitere zentrale Rolle hat zudem Locke (Leandro Firmino da Hora) inne, der vom kleinen, pläneschmiedenden Jungen zum gefürchteten Gangsterboss aufsteigt. Bemerkenswert dabei ist, dass in "City of God" fast nur Laiendarsteller vor der Kamera stehen, diese aber durchweg hervorragende Leistungen zeigen.
Fernando Meirelles gelingt es indes, den erhobenen Zeigefinger wegzulassen und dennoch jede Menge über das isolierte Leben in den brasilianischen Favelas zu erzählen. Zu den eindrücklichsten Szenen gehören dabei jene, in denen die Außenwelt Einfluss auf die Stadt Gottes nimmt. So etwa durch korrupte Polizisten, die den Umlauf von Waffen, Drogen und Schmiergeld in Gang halten. Zugleich deutet der Film aber auch immer wieder an, dass Brasilien für Touristen und finanziell besser Gestellte den schönen Schein wahren möchte und die Menschen außerhalb der Armutsviertel kaum eine Vorstellung von den grauenhaften Geschehnissen im Innern haben.
Abseits der inhaltlichen Stärken ist außerdem die ungeheuer dichte Atmosphäre hervorzuheben, die Meirelles zu kreieren vermag. "City of God" saugt den Zuschauer förmlich in diese brutale Welt des Elends, in der schon Kinder bewaffnet durch die Straßen ziehen. Meirelles bedient sich hierbei einer ganzen Reihe von Stilmitteln, um seiner Geschichte eine zusätzliche Dynamik zu verleihen. So werden die verschiedenen Handlungsstränge mittels Rückblenden miteinander verbunden oder mithilfe der Split-Screen Technik parallel zueinander gezeigt. Auf diese Weise lässt "City of God" keine Längen aufkommen, zumal ohnehin schwer vorherzusagen ist, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt.
Ein famoses Lehrstück über Armut und Gewalt in einer Welt, die lieber die Augen verschließt, anstatt zu handeln.
Historiker müssen angesichts der abstrusen Geschichte, die uns "Wonder Woman" auftischt, wohl mehr als ein Auge zudrücken: Eine Amazone kämpft im 1. Weltkrieg gegen die Deutschen unter der Leitung von General Erich Ludendorff, in den der böse Kriegsgott Ares gefahren sein soll. Angesichts solch grotesker Ideen erwartet man augenblicklich, dass Hitler auf einem Dinosaurier durchs Bild reitet...
Das erste Solo-Abenteuer der Kriegerprinzessin unter der Regie von Patty Jenkins erweist sich als wenig originelle Origin-Story mit vielen furchtbar platten Dialogen, die nur von vereinzelten Kampfszenen unterbrochen werden, welche zumeist mit scheinbar wahllos eingesetzten Zeitlupensequenzen in die Länge gezogen werden. Angesichts der dünnen Geschichte in Kombination mit der überlangen Laufzeit, gerät "Wonder Woman" somit zu einer echten Geduldsprobe.
Von Beginn an zeichnet sich ab, dass Diana mit aller Macht als Feminismus Ikone aufgebaut werden soll. Dies geschieht jedoch auf eine so aufgesetzte und bisweilen lächerliche Art, dass die Amazone eher wie ein naives Dummerchen daherkommt. Den Charakter Dianas unter den hohlen Feminismus-Phrasen freizulegen, gelingt "Wonder Woman" trotz einer durchaus charismatischen Gal Gadot jedenfalls zu keiner Zeit. Von ihrem nichtssagenden Fliegerfreund Steve (Chris Pine) und den konturlosen Bösewichten mal ganz zu schweigen.
Am ehesten vermag "Wonder Woman" zu unterhalten, wenn der Film einen gewissen Trash-Charme entwickelt. Das iditotische Gerede sorgt dann sogar hier und da für einige Lacher. Punkten kann neben dem ansteckenden Lächeln der Hauptdarstellerin auch der mitreißende Score, wohl einer der besten im Superheldengenre der letzten Jahre.
Trotz einiger netter Einzelmomente ist "Wonder Woman" aber insgesamt äußerst vorhersehbar und schematisch, angefüllt mit einer Vielzahl leerer Worthülsen über tapfere Frauen, böse Deutsche und peinlicher Peniswitze.
Ich würde gerne...
...mit Bilbo und Gandalf vor Beutelsend sitzen und Pfeife rauchen.
...mit Königsmörder Kvothe an der Universität in Namenskunde ausgebildet werden.
...mit Glücksdrache Fuchur über Phantásien fliegen.
...mit Erzmagier Ged die Inseln der Erdsee bereisen.
...mit Rolands Ka-Tet in der Calla Bryn Sturgis eine Commala tanzen.
In "Vergiss mein nicht!" unterzieht sich Joel Barish (Jim Carrey) einem neuartigen Verfahren zur Erinnerungslöschung, um jeden Gedanken an seine Beziehung mit der impulsiven Clementine (Kate Winslet) hinter sich zu lassen, bei welcher das gleiche Verfahren bereits vollzogen wurde. Michel Gondrys romantische Tragikomödie wartet mit einer originellen Grundidee, einem starken Cast sowie vielen visuellen Spielereien auf, verheddert sich jedoch bisweilen in seinen Beziehungsgeflechten.
"Vergiss mein nicht!" hebt sich dank seiner achronologischen Erzählweise vom typischen 'Boy-meets-Girl' Schema ab. So springt die Geschichte bereits nach wenigen Minuten vom Anfang der Beziehung zwischen Joel und Clementine zu ihrem Ende. Im späteren Verlauf lässt sich der Film dann in zwei Handlungsebenen unterteilen: Einmal das Geschehen außerhalb von Joels Kopf - und einmal jenes innerhalb.
Während die melancholisch angehauchte Liebesgeschichte der Hauptfiguren zunächst sehr charmant und amüsant daherkommt, zerfasert die Handlung zusehends, sobald weitere Charaktere eingeführt werden. Statt den Fokus weiter auf die beiden Protagonisten zu richten, will "Vergiss mein nicht!" nämlich auch noch von den Liebeswirrungen des Verfahrensleiters Dr. Mierzwiak (Tom Wilkinson) und seiner Mitarbeiter Mary (Kirsten Dunst), Patrick (Elijah Wood) und Stan (Mark Ruffalo) erzählen. Dadurch kommt Gondrys Film irgendwann jede Stringenz abhanden und driftet in ziellose Szenenfolgen mit philosophischem Unterton ab. Immerhin bringt der Film die zentrale Geschichte um Joel und Clementine aber noch zu einem gelungenen Abschluss, während die Nebenhandlungen mehr oder weniger im Sande verlaufen.
Insgesamt gefällt "Vergiss mein nicht!" mit einigen guten Einfällen und wunderschönen Aufnahmen, entwickelt sich jedoch mehr und mehr zu einem bloßen Gedanken- und Stimmungsbild seiner Figuren. Wen dies emotional vollends erreicht, dürfte hierin ein beeindruckendes Filmerlebnis sehen.
Eines der bekanntesten Markenzeichen des Regisseurs - das sogenannte 'Spielberg Face' - gibt es natürlich auch in "Krieg der Welten" mehrmals zu sehen: Nahaufnahmen von Gesichtern mit weit aufgerissenen Augen und halb geöffneten Mündern. Doch Spielberg kann es sich erlauben, denn tatsächlich bietet sein SciFi Spektakel allen Grund zum Staunen und ehrfürchtigen Innehalten.
"Krieg der Welten" liefert in gewisser Hinsicht eine Dekonstruktion der bisweilen arg schmalzigen Familiengeschichten Marke Hollywood, die auch Spielberg selbst allzu oft und ausführlich besungen hat. Der temporeiche Katastrophenblockbuster kommt ohne lange Einführung von Ray Ferrier (Tom Cruise) und seinen Kindern aus und klatscht die Mär von der Heilewelt-Familie im weiteren Verlauf wie ein labbriges Toast an die Fensterscheibe. Für Spielberg Verhältnisse ist "Krieg der Welten" ungemein düster und schonungslos geraten, da werden Menschen von Laserstrahlen in Staub verwandelt oder wie roter Dünger über die Felder verstreut.
Atempausen gönnt das Drehbuch seinen Figuren dabei kaum einmal, fortwährend sind sie auf der Flucht, während der dröhnende Sound der Tripoden durch Mark und Bein geht. Das Herzstück in Sachen nervenzerfetzender Spannung bildet dann aber erstaunlicherweise nicht etwa eine Hetzjagd mit dem Auto oder die Flucht auf eine Fähre, sondern die Kellerszenen mit dem allmählich durchdrehenden Ogilvy (Tim Robbins). Die knisternde Atmosphäre, die sich aufbaut, wenn Ray sich gegen den verrückten Einzelkämpfer stellen muss, um das Leben seiner Tochter (Dakota Fanning) zu retten, gehört mit zum Intensivsten, was Spielberg je auf die Leinwand gebracht hat.
Einzig das abrupte Ende schmälert den Gesamteindruck ein wenig, kommt der Sieg über die Aliens doch allzu plötzlich und überhastet. 5-10 Minuten mehr hätten "Krieg der Welten" sicher nicht geschadet. Insgesamt liefert die Verfilmung von H.G. Wells Klassiker aber SciFi Kino der Spitzenklasse.
Puh...5 auszuwählen, ist ja fast unmöglich. Ich nehm heute mal die alte Garde.
George (Rod Taylor) in "Die Zeitmaschine"
Rupert Cadell (James Stewart) in "Cocktail für eine Leiche"
Geschworener Nr.8 (Henry Fonda) in "Die zwölf Geschworenen"
Virgil Tibbs (Sidney Poitier) in "In der Hitze der Nacht"
Doctor Dolittle (Rex Harrison) in "Doctor Dolittle"
"Der dunkle Turm" ist nicht gelistet......Freu mich eigentlich auf fast alles😊
Im Zentrum des Oscar-Abräumers "Green Book" steht die Freundschaft zweier vollkommen gegensätzlicher Männer, des kultivierten schwarzen Pianisten Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) und des eher einfach gestrickten Italo-Amerikaners Tony Lip (Viggo Mortensen), der den Musiker auf einer Konzerttournee durch die Südstaaten chauffiert.
Das Rassismus Thema ist in "Green Book" natürlich allgegenwärtig, doch funktioniert der Film von Komödien Experte Peter Farrelly vielmehr als Roadmovie mit kumpelhaftem Charme. Trotz der teils menschenverachtenden Umstände, denen sich Alis Figur auf der Reise ausgesetzt sieht, bewahrt "Green Book" beinahe durchgängig seine locker beschwingte Tonalität.
Den Löwenanteil daran tragen die beiden ausgezeichneten Hauptdarsteller, deren wunderbare Chemie Herz und Seele von "Green Book" darstellt. Die Leistungen von Ali und Mortensen sind umso höher zu bewerten, als dass ihre Charaktere zunächst nicht unbedingt als Sympathieträger eingeführt werden. Don Shirley ist zu Beginn ein arroganter Pinkel, der auf seine weniger gebildeten Mitmenschen herabsieht und wortwörtlich über der Carnegie Hall thront. Sein Fahrer Tony Lip hingegen ist ein Rüpel mit zahlreichen Vorurteilen, der alles in sich hineinstopft, was ihm vor die Kauleiste kommt und Konflikte am liebsten mit den Fäusten löst. Beide machen auf ihrer Reise jedoch eine grundlegende Wandlung durch und schleichen sich so alsbald in das Herz des Zuschauers.
Farrellys Film arbeitet zwar häufiger mit Klischees und vermittelt seine Botschaft auch reichlich plakativ, doch geschieht das alles auf eine so leichtfüßige und witzige Art, dass man über derlei Schwächen gerne hinwegsieht. Nur wer eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus erwartet, dürfte sich am Ende enttäuscht sehen, doch darauf zielt "Green Book" auch gar nicht erst ab.
"The Straight Story" unter der Regie David Lynchs ist ein Roadmovie der besonderen Sorte. Darin fährt der 73 Jährige Alvin Straight (Richard Farnsworth) auf einem Rasenmäher die viele hundert Meilen lange Strecke von Iowa nach Wisconsin, um seinen Bruder zu besuchen, der einen Schlaganfall erlitten hat. Geprägt von herbstlichen Landschaftsaufnahmen und mit der melancholischen Musik Angelo Badalamentis unterlegt, entfaltet sich so das Porträt eines gutherzigen Sturkopfs, der 'straight' durchzieht, was er sich einmal vorgenommen hat.
Für Lynch Verhältnisse ist "The Straight Story" äußerst geradlinig, während sich das Erzähltempo dem gemächlichen Vorankommen des Rasenmähers anzupassen scheint. Obwohl er nur vereinzelte kleine Spannungsmomente enthält, wird Lynchs Film dennoch nie langweilig, wozu auch Richard Farnsworths einnehmende Performance entscheidend beiträgt. Völlig zurecht wurde er für diese seine letzte Rolle mit einer Oscar-Nominierung bedacht.
Hier und da gibt sich "The Straight Story" zwar recht aufdringlich in seiner Botschaft (etwa bei Straights Moralpredigt an die zankenden Brüder), doch überwiegen die vielen anrührenden Episoden, die Alvin auf seiner Reise erlebt. So gelingt Lynch ein wunderbar entschleunigtes Werk und eine liebevolle Würdigung der grauhaarigen Generation.
Zombies im Zug - das ist im Grunde der ganze Reiz an "Train to Busan". Mehr als diese nette Idee hat Sang-ho Yeons Film nämlich nicht zu bieten. Originelle Einfälle oder eine packende Handlung, die dem untoten Genre neues Leben einhauchen würde, sucht man hier leider vergebens.
"Train to Busan" startet äußerst schleppend. Bis der titelgebende Zug einmal Fahrt aufgenommen hat, vergehen einige zähe Minuten wenig relevanten Geredes. Die Figuren, die uns in dieser Zeit näher gebracht werden sollen, entsprechen dabei den Klischees altbackener Katastrophenfilme (Schwangere, Businessman, junges Pärchen etc). Das wäre noch zu verschmerzen, wenn die Story denn mit ein paar überraschenden Wendungen aufwarten könnte, doch "Train to Busan" bleibt während der gesamten Fahrzeit absolut vorhersehbar. Unglücklicherweise dauert es dann auch noch volle zwei Stunden, ehe der Zug seinen Zielort erreicht.
Erschwerend hinzu kommt, dass "Train to Busan" so überhaupt nicht gruselig ausfällt, was vornehmlich der sterilen Hochglanzoptik geschuldet ist. So wähnt man sich als Zuschauer zeitweise eher in einer Krankenhausserie, statt bei einer dreckigen, rohen Zombie-Apokalypse. Wenn dann auch noch vereinzelte Szenen unfreiwillig komisch ausfallen, ist es um die Atmosphäre ganz geschehen.
Da empfiehlt es sich, eine alternative Verbindung zu wählen, statt in diesen drögen Zombiezug durch Südkorea einzusteigen.
Originalität ist wahrlich nicht die Stärke des Bond Franchise. Das fällt besonders dann auf, wenn man mehrere Teile innerhalb von ein paar Monaten schaut. Der Aufbau ist fast immer der gleiche, nur die Darsteller, Schauplätze und Gadgets wechseln.
Im Fall von "The World is not enough" traf man diesbezüglich ein paar gute Entscheidungen. Mit Sophie Marceau und Denise Richards castete man zwei attraktive Bondgirls, Judi Dench erhielt gegenüber dem Vorgänger deutlich mehr Screentime, Robert Carlyle übernahm die Rolle des Bösewichts, John Cleese gab seinen Einstand als Assistent von Q und Robbie Coltrane schlüpfte abermals in seine Rolle aus "GoldenEye".
Deutlich weniger überzeugend ist da schon der schwache Titelsong von Garbage, die biedere Inszenierung durch Michael Apted sowie die einmal mehr krude Story um eine Öl-Pipeline in Aserbaidschan. Dafür geizt "The World is not enough" nicht mit Action, wenngleich sich die Frage stellt, wieso Brosnan in fast jedem seiner Filme auf Skiern unterwegs ist und weshalb der Showdown wie schon im direkten Vorgänger an Bord eines (U-) Boots stattfinden muss.
Auch hat dieser Bond Ableger im Mittelteil so einige Längen, die vor allem auf das Konto von 007s Bettgeschichten inklusive peinlicher Wortwitze gehen. Dagegen interpretiert Brosnans Nachfolger Daniel Craig die Rolle fast schon monogam.
James Bond - das Filmäquivalent zu einem Big Mac. Kann man mal essen, aber zuviel davon ist eintönig und macht Bauchschmerzen.
Ich erhebe öffentlich Anklage. Ein Jahr lang soll meine Botschaft für jeden zu sehen sein. Das ist es mir wert, auch wenn es mich jeden Monat 5000 Dollar kostet.
Wie lautet mein Name?
Im japanischen Prekariatsdrama "Shoplifters" spürt Regisseur Hirokazu Koreeda der Frage nach, worüber sich Familie eigentlich definiert. Ist es die Blutsverwandtschaft, die uns bindet oder bestimmt nicht vielmehr unser ganz individuelles Handeln, mit wem wir eine familiäre Beziehung eingehen?
"Shoplifters" zeigt uns die düstere Seite Japans, abseits von Kirschblüte und heißen Quellen. In einem kleinen Häuschen, das aus den Habseligkeiten seiner Bewohner zusammengebaut zu sein scheint, eingekesselt zwischen den gewaltigen grauen Betonklötzen der Millionenmetropole Tokio, leben fünf Menschen auf engstem Raum zusammen. Ihren Lebensunterhalt finanzieren sie durch Gelegenheitsjobs, die Witwenrente der greisen Hatsue sowie durch trickreich geplanten Ladendiebstahl. Als die Fünf eines Tages auf ein kleines Mädchen stoßen, das offenbar von seinen Eltern misshandelt wird, beschließen sie, es bei sich aufzunehmen...
Dank einer gänzlich unaufgeregten und höchst einfühlsamen Erzählweise umgeht "Shoplifters" die große Gefahr, in den Armutskitsch abzudriften. Die einzelnen Familienmitglieder und ihre unterschiedlichen Charaktere werden von Beginn an hervorragend herausgearbeitet, sodass rasch eine starke Identifikation entsteht. Ihre Interaktion birgt ein hohes Maß an Authentizität, zu keiner Zeit wirkt "Shoplifters" künstlich oder aufgesetzt. Die gut aufgelegten Darsteller tragen ihren Teil dazu bei.
Neben dem zentralen Thema Familie enthält Koreedas Film zudem auch eine fast beiläufige, gesellschaftskritische Note. Wir sehen scheinbar endlose Supermarktreihen, in welchen sich die Produkte bis zur Decke stapeln, sodass es einer regelrechten Reizüberflutung gleicht. Und gleichzeitig reicht das Geld der Familie nicht aus, um auf legale Weise an diesem Reichtum teilzuhaben. Auch Akis Job, in dem sie sich gegen Bezahlung vor einer verspiegelten Scheibe befriedigt, lässt tief in die Seele der anonymen Großstadt blicken.
Wer jetzt jedoch vermutet, dass "Shoplifters" durchgängig bleischwer und bedrückend daherkommt, der irrt sich. Koreedas Film strahlt trotz der dramatischen Lebenssituation der Familie etwas ungemein Herzliches und Leichtfüßiges aus. So bietet sich fast ebenso häufig Anlass zum Lachen wie zum Weinen.