Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Stephen King kann sich laut eigenen Angaben nicht mehr daran erinnern, "Cujo" geschrieben zu haben. Schließlich fiel der Roman in die Hochphase seiner Alkoholabhängigkeit. Möglicherweise helfen vermehrte Sichtungen von Lewis Teagues Verfilmung seinem Gedächtnis ja noch auf die Sprünge.
Der sanftmütige Bernhardiner Cujo wird bei der Jagd nach einem Kaninchen von einer Fledermaus gebissen und dadurch mit Tollwut infiziert. Ehe Jemand die Wesensveränderung bemerkt, ist der Hund schon zur blutrünstigen Bestie mutiert...
In "Cujo" kommt der Horror auf leisen Pfoten daher. Zunächst einmal stehen nämlich zwei dysfunktionale Familien im Fokus. Während bei Familie Trenton der Haussegen schief hängt, weil Donna (Dee Wallace) ihren Mann mit dessen besten Freund betrügt, leidet Familie Camber unter dem herrschsüchtigen Patriarchen Joe (Ed Lauter). Der tollwütige Bernhardiner lässt sich da wunderbar als Metapher für den Horror begreifen, der sich ohnehin bereits in den beiden Familien eingenistet hatte.
Kings Roman eröffnet diesbezüglich sogar noch eine weitere Ebene, indem er Cujo als mögliche Reinkarnation des Serienmörders Frank Dodd (bekannt aus "Dead Zone" (1983)) skizziert. Diese Verbindung wurde in der Verfilmung allerdings nicht aufgegriffen. Nur in Ansätzen gelingt es dem Film zudem, die Alpträume des kleinen Tad, den ganz realen Horror durch den Hund sowie die außereheliche Affäre der Mutter zu verknüpfen und der Geschichte somit mehr psychologische Tiefe zu verleihen.
Da letztlich auch noch das erschütternde Ende des Romans abgeändert wurde, verpasst "Cujo" leider ein wenig die große Chance, mehr als nur ganz solider Tierhorror zu sein.
In Paul Verhoevens skandalumwitterten Erotikthriller "Basic Instinct" ermittelt Detective Curran (Michael Douglas) im Fall eines ermordeten Rockstars, der beim Sex mit einem Eispickel erstochen wurde. Als Hauptverdächtige gilt von Beginn an dessen verführerische Freundin, die Autorin Catherine Tramell (Sharon Stone), die den Tathergang zuvor bereits in einem ihrer Romane beschrieb. Schon bald ist Curran der mysteriösen Schönheit hemmungslos verfallen...
"Basic Instinct" erzählt eine im Grunde recht altmodische Kriminalstory, kleidet sie in ein mondänes 90er Jahre Ambiente und reichert sie mit einigen sehr expliziten Sexszenen an, die das prüde US-Publikum zu schockieren wussten. Verhoevens Film lebt dabei in erster Linie von der Aufsehen erregenden Oberfläche. Ebenso wie die Figuren selten mehr als ihre Haut am Körper tragen, verfügt auch der Film selbst über keine weitere Schicht. Wenn etwa Stone in der berühmten Verhörszene die Beine übereinander schlägt, sodass für einen Moment ihre Vulva zu sehen ist, ist dies nichts weiter als ein Effekt um des Effektes willen. Verhoeven scheint zudem dem Irrtum erlegen, erotische Szenen ebenso inszenieren zu müssen wie Gewaltausbrüche. Anstatt die Fantasie des Zuschauers arbeiten zu lassen, muss stets der Holzhammer rausgeholt werden.
Über einige Stärken verfügt "Basic Instinct" aber dennoch. Dazu zählt neben dem recht spannenden Krimiplot etwa die Wiedervereinigung von Michael Douglas mit den Straßen von San Francisco. Verfolgungsjagden in dieser Stadt sind an sich schon immer ein Highlight, erst recht wenn sie von einem Actionexperten wie Verhoeven inszeniert werden. Und auch die Leistungen der Darsteller wissen zu gefallen, wenngleich Jeanne Tripplehorn als undurchsichtige Doktorin Stones Femme fatale beinahe ein wenig die Show stiehlt.
Der Fick des Jahrhunderts ist "Basic Instinct" sicherlich nicht, für einen routinierten Quickie reicht's aber allemal.
Im oscarnominierten Antikriegsfilm "Die Brücke" unter der Regie von Bernhard Wicki soll eine Gruppe von Schülern in den letzten Kriegstagen eine unbedeutende Brücke verteidigen. Wickis Film ist ein aufrüttelndes Friedensplädoyer, dem aus heutiger Sicht allerdings die ganz große Strahlkraft abgeht.
"Die Brücke" startet eher schleppend. So wird in der ersten Hälfte ausführlich der soziale Hintergrund der Schüler sowie ihre ganz individuellen Probleme beleuchtet. Wenn etwa Walter seinen Vater durchs Schlüsselloch beim Sex mit dessen Affäre beobachtet und Karl eifersüchtig wird, weil das von ihm angebetete Lehrmädchen wiederum für seinen Vater schwärmt, fragt man sich unweigerlich, was wohl Hitchcock aus solchen innerfamiliären Konflikten gemacht hätte.
Hier jedoch verblassen Ärger in Schule und Elternhaus angesichts des Einberufungsbefehls, den die Schüler erhalten. Die unbedarften Jungen eint dabei ein fehlgeleiteter Idealismus, ein durch das Naziregime befeuertes Denken, wonach im Tod für das Vaterland die größte Ehre liegt. Erst mit Beginn der Feuergefechte reift in ihnen die Erkenntnis, dass an diesem sinnlosen Gemetzel nichts Heldenhaftes ist.
Wickis Inszenierung besticht durch einen ungeschönten Realismus und weiß den inneren Wandel der Figuren sehr gut zu veranschaulichen. Wer sich auf eine gewisse Anlaufzeit einstellt und keine großen Überraschungen auf der Plotebene erwartet, bekommt ein insgesamt gelungenes Kriegsdrama präsentiert, das in teils drastischen Bildern verdeutlicht, wie Deutschlands Jugend als Kanonenfutter missbraucht wurde.
"Creepshow" unter der Regie von Zombiegroßmeister George A. Romero ist ein Episodenfilm nach einem Drehbuch von Stephen King, in dem je nach Schnittfassung vier bzw fünf Schauergeschichten sowie eine Rahmenhandlung erzählt werden. Während Romeros Film mit augenzwinkerndem Witz und einer guten Portion Selbstironie punkten kann, fallen die Storys selbst jedoch weder besonders originell noch sonderlich gruselig aus.
So wirkt "Creepshow" bisweilen, als habe King mal wieder seinen Dachboden entrümpelt und dabei noch ein paar alte Geschichten über Untote, Monster und Killerinsekten gefunden, die Romero dann rasch auf die Leinwand brachte. Echte Spannung will angesichts der arg vorhersehbaren Erzählungen zwar nur ganz vereinzelt aufkommen, doch weiß dafür immerhin der konsequente Comicstil zu gefallen, welcher später in "Sin City" (2005) perfektioniert werden sollte. Glücklicherweise nimmt sich "Creepshow" bei all dem selbst nicht so ernst und weiß mit seinen grotesk überzeichneten Charakteren und ihren mitunter furchtbar dämlichen Handlungen durchaus für ein paar Lacher zu sorgen. Da passt es auch wunderbar, dass King selbst eine Rolle als grenzdebiler Finder eines Meteors spielt und sein Sohn Joe den Part eines Jungen übernimmt, der seinen strengen Vater mittels einer Voodoo Puppe quält.
Alles andere als ein Meilenstein des Horrors, dafür aber solide Unterhaltung mit skurrilem Charme.
"Sein oder Nichtsein" unter der Regie von Ernst Lubitsch wandelt gekonnt zwischen Spionagefilm und Kriegssatire, vermengt eine wendungsreiche Story mit zahlreichen intelligenten Pointen. Im Mittelpunkt steht dabei eine Shakespeare Theatergruppe aus Warschau, angeführt vom Ehepaar Maria (Carole Lombard) und Joseph Tura (Jack Benny), die sich während des Zweiten Weltkriegs gegen die deutschen Besatzer auflehnt. Mit allerlei Tricks und Verkleidungen werden Hitlers Schergen so an der Nase herumgeführt.
Lubitschs Werk, welches die NS-Diktatur auf ihrem Höhepunkt gnadenlos durch den Kakao zieht, ist mehr als nur von historischer Relevanz. Vielmehr mag "Sein oder Nichtsein" dank seiner Mischung aus ulkigen Running Gags, sarkastischem Unterton und auch einigen spannenden Phasen, in denen die Scharade aufzufliegen droht, noch heute zu begeistern. Hinzu gesellt sich ein ausgezeichneter Cast, der sichtlich Vergnügen daran findet, in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen und ganz nebenbei zudem den eigenen Berufsstand und all die damit verbundenen Eitelkeiten auf die Schippe nimmt.
Ein mutiger Film, der mit Feuereifer dafür plädiert, auch in den dunkelsten Stunden der Menschheitsgeschichte das Lachen zu bewahren. 'Sehen oder Nichtsehen' lautet die Frage; 'Unbedingt ansehen' ist die richtige Antwort!
"Die Farbe Lila" erzählt von Leid und Unterdrückung, von gewalttätigen Männern und misshandelten Frauen. Steven Spielbergs Melodram weiß visuell zu überzeugen und ist mit einer charismatischen Hauptdarstellerin besetzt, droht jedoch immer wieder in Kitsch und Klischeehaftigkeit zu ersaufen.
Celie (als Erwachsene: Whoopi Goldberg) wird schon als junges Mädchen von ihrem tyrannischen Vater vergewaltigt. Die aus dem Missbrauch hervorgegangenen Kinder verkauft er. Als der Farmer Albert (Danny Glover) ein Auge auf Celies geliebte Schwester geworfen hat, willigt Celie ein, an derer Stelle die Ehe mit dem gewaltbereiten Mann einzugehen. Weitere Jahre der Misshandlung stehen der jungen Frau bevor...
Die Rassenkonflikte zu Beginn des 20. Jahrhunderts streift "Die Farbe Lila" nur am Rande, dafür widmet der Film sich umso ausführlicher der Tortur der Protagonistin. Von der feinen Klinge hält Spielberg dabei nichts, stattdessen steigert er sich regelrecht in Überdramatisierung hinein. So ist etwa die Szene, in der die beiden Schwestern voneinander getrennt werden, so furchtbar dick aufgetragen, dass sie ins Lächerliche abdriftet.
Die ohnehin recht dünne Handlung kommt derweil angesichts all dieser Schwülstigkeiten kaum voran, was in Kombination mit der üppigen Laufzeit zu deutlichen Längen führt. Erschwerend hinzu kommt, dass diverse Nebenhandlungen um Verwandte und Bekannte ab dem Mittelteil überhand nehmen und Spielberg so das Ziel seiner Geschichte mitunter aus den Augen verliert.
Wenn auch handwerklich auf hohem Niveau, so ist "Die Farbe Lila" doch vor allem eine schrecklich redundante Abfolge von Rührseligkeiten und häuslicher Gewalt.
Leider besuchte der inzwischen 94 Jährige Sally Perel damals eine andere Klasse meiner Schule, um seine aufregende Geschichte zu erzählen, sodass ich nur einen kurzen Blick auf den Mann erhaschen konnte, auf dessen Leben "Hitlerjunge Salomon" basiert. Diese spannende Geschichte ist es dann auch, die den geneigten Zuschauer trotz aller Defizite des Films bei Laune hält.
Der junge Sally Perel (Marco Hofschneider) wird in den Wirrungen des Zweiten Weltkriegs von seiner jüdischen Familie getrennt. Auf sich allein gestellt, gibt er sich erfolgreich als deutsches Waisenkind aus, tritt in den Wehrdienst ein und steigt zum Musterschüler der Hitlerjugend auf...
Agnieszka Hollands Inszenierung ist nicht mehr als solide, die Darstellerleistungen angefangen beim überforderten Hauptdarsteller sogar ziemlich schwach - und doch weiß die abwechslungsreiche und jederzeit interessante Erzählung dies recht gut zu verbergen. Anders als viele andere Filme zum Thema ergeht sich "Hitlerjunge Salomon" nicht in langen Elendsdarstellungen, sondern treibt seine Geschichte kontinuierlich voran. In Phasen der Spannung und Dramatik mischen sich allerdings auch immer wieder unfreiwillig komische Szenen und solche, die höchst bizarr ausfallen. So träumt Sally etwa von Hitler und Stalin als Tanzpaar und pflegt merkwürdige sexuelle Beziehungen zu älteren Männern und Frauen.
"Hitlerjunge Salomon" schreit geradezu nach einer hochwertigeren Neuverfilmung, denn Perels unglaubliche Erlebnisse lohnen definitiv, gehört und gesehen zu werden.
"Time Bandits" von Terry Gilliam ist ein charmantes Fantasyabenteuer voller skurriler Ideen, das vor allem jüngere Zuschauer ansprechen dürfte. Dank gesellschaftlichem Subtext und des typischen Monty Python Humors kommt jedoch auch ein erwachsenes Publikum auf seine Kosten.
Der elfjährige Kevin (Craig Warnock) staunt nicht schlecht, als eines Nachts sechs Zwerge aus seinem Kleiderschrank purzeln. Die aufgeweckte Truppe befindet sich im Besitz einer Karte, die sie dem Obersten Wesen abgenommen hat und auf welcher alle Zeitlöcher der Welt eingetragen sind. Schon bald befindet sich Kevin auf einer Quest durch Raum und Zeit...
"Time Bandits" gestaltet sich sehr episodenhaft und lässt in Folge dessen häufiger einen roten Faden vermissen, weiß diese Schwäche aber mit viel Herz und Einfallsreichtum zu kaschieren. Die vielen kuriosen Einzelgeschichten, bei denen die Zeitbanditen u.a. Napoleon (Ian Holm), Robin Hood (John Cleese) und König Agamemnon (Sean Connery) begegnen, sind einfach so liebevoll umgesetzt, dass man gerne auch mal ein Auge zudrückt.
Ein vergnüglicher Abenteuerspaß für Groß und Klein!
Der Episodenfilm "Saigon Stories" erzählt kleine Alltagsgeschichten aus der vietnamesischen Hauptstadt. Regisseur Tony Bui versteht es, malerische Bilder mit einer Stimmung der Melancholie zu kombinieren, kratzt inhaltlich jedoch nur an der Oberfläche.
Die Geschichten in "Saigon Stories" hängen nur lose zusammen und befassen sich mit Themen wie Liebe, Tod, Hoffnung und der Kluft zwischen Arm und Reich. So handelt eine etwa von einem Rikschafahrer, der sich in eine Prostituierte verliebt; eine andere von einem Kriegsveteran auf der Suche nach seiner Tochter. Dabei wird jedoch keine der Figuren tiefergehend charakterisiert, nur die für die Erzählung nötigsten Informationen werden dem Zuschauer gewährt. Dementsprechend schwierig gestaltet sich der Versuch, ihre Gefühle wirklich nachzuempfinden.
Spannungsmomente fehlen so gut wie gänzlich, vielmehr ist es ein ruhiges Dahintreiben, welches Buis Film kennzeichnet. Wer sich auf die bisweilen poetische Atmosphäre einlassen kann, wird möglicherweise etwas aus diesem Erzählreigen mitnehmen können, alle anderen dürften indes vermehrt auf die Uhr blicken.
Ein Filmerlebnis wie eine entspannte Fahrt mit der Rikscha. Es geht nicht besonders schnell voran und hier und da gibt es etwas Schönes zu entdecken.
Danke @RoboMaus für den Tipp - trotz meiner niedrigen Wertung ;-)
In "Bad Times at the El Royale" checken mehrere einander fremde Personen, von denen jede ein Geheimnis mit sich trägt, in einem mysteriösen Hotel ein. Drew Goddards Verwirrspiel überzeugt mit seinem atmosphärischen Setting und einem gut aufgelegten Cast, erfordert vom Zuschauer jedoch auch viel Durchhaltevermögen.
Geradezu ausschweifend führt "Bad Times at the El Royale" den Schauplatz - ein stilsicheres Hotel auf der Grenze zwischen Californien und Nevada im Jahr 1969 - sowie dessen rätselhafte Gäste ein. Ehe alle Figuren und ihre jeweiligen Hintergrundgeschichten ansatzweise beleuchtet wurden, ist somit schon annähernd die Hälfte der Laufzeit vorbei. Bis dahin ist Goddards Film zwar völlig undurchsichtig hinsichtlich seiner Zielrichtung, kommt jedoch inhaltlich auch leider kaum voran. Zudem baut sich mit der Zeit aufgrund der vielen verschiedenen Blickwinkel und Rückblenden eine enorme Erwartungshaltung auf, die zwangsläufig nicht ganz erfüllt werden kann.
Mit seiner Dialoglastigkeit, den punktuellen Gewaltausbrüchen, der Jukebox Musik und nicht zuletzt der Kapitelstruktur erinnert "Bad Times at the El Royale" stark an die Filme Tarantinos, erreicht jedoch in Sachen Fabulierkunst und Doppeldeutigkeit nicht die Klasse dessen bester Werke. Die Charaktere indes sind zwar allesamt recht skurril, ihre wahren Identitäten aber teilweise auch sehr leicht zu durchschauen, sodass der ganz große Überraschungseffekt ausbleibt.
Bei aller Kritik: Goddards zweite Regiearbeit ist hervorragend in Szene gesetzt und weiß nicht zuletzt auch dank einiger hörenswerter Gesangseinlagen und zahlreicher Anspielungen auf das Weltgeschehen der 60er (Kennedy Mord, Vietnamkrieg, Manson Familie) ganz gut zu unterhalten.
In "Invictus" möchte Nelson Mandela (Morgan Freeman) das südafrikanische Volk mit Hilfe von Rugby zur Versöhnung führen und somit die Rassentrennung überwinden. Clint Eastwoods Sportlerdrama unterscheidet sich inhaltlich kaum von den üblichen heroisierenden Baseball oder Football Filmen, ist vollgepackt mit pathetischen Reden und beinahe ohne jedes Bewusstsein für die Konflikte des Landes.
Nach einem recht vielversprechenden Beginn, der von Mandelas Freilassung aus dem Gefängnis und seiner Wahl zum Präsidenten erzählt, ergeht sich "Invictus" in einer Aneinanderreihung von Motivationsansprachen auf Glückskeks-Niveau. Mandela wird über weite Strecken zum netten Märchenonkel degradiert, der außer dem Erfolg seines Rugby Teams keine größeren Sorgen zu haben scheint. Während das Thema AIDS ganz ausgeblendet wird und auch von Anfeindungen gegen den Präsidenten mit Ausnahme einiger Buh Rufe und eines Becherwurfs nichts zu sehen ist, beschränkt sich der Kampf gegen die Apartheid auf ein Teekränzchen mit dem weißen Team Kapitän (Matt Damon).
Somit ist es Freemans ihm eigenen Charisma zu verdanken, dass sich "Invictus" überhaupt über Wasser halten kann. Matt Damon hingegen hat kaum mehr zu tun, als andächtig dessen Reden zu lauschen und während der Spiele als Kapitän voranzugehen. Umso mehr verwundert seine Oscar Nominierung, die womöglich eher seine äußerliche Verwandlung honoriert.
Ein ebenso dröger wie naiver Sportfilm ohne besondere Höhepunkte, in dem ein WM Gewinn als Allheilmittel gegen Rassenhass dargestellt wird und der am ehesten noch Rugby Fans begeistern dürfte. "Südafrika. Ein Sommermärchen" wäre vielleicht ein passenderer Titel gewesen.
"Jacob's Ladder" scheint innerhalb der Filmografie von Adrian Lyne etwas aus dem Rahmen zu fallen, ist der Brite doch sonst hauptsächlich für knisternde Erotik bekannt (u.a. Eine verhängnisvolle Affäre, Lolita, Untreu). Lynes Gespür für das Kreieren einer elektrisierenden Atmosphäre kommt ihm jedoch auch bei seinem Ausflug in den Mysteryhorror zu Gute.
Vietnamveteran Jacob Singer (Tim Robbins) lebt nach der Scheidung von seiner Ex-Frau mit seiner neuen Freundin in einem New Yorker Appartement. Seit einiger Zeit plagen den Postboten rätselhafte Alpträume, in denen er von dämonischen Kreaturen heimgesucht wird. Gemeinsam mit einigen alten Vietnamkameraden kommt Jacob einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur...
"Jacob's Ladder" wandelt gekonnt zwischen Kriegstrauma, Paranoia und Familientragödie. Die surrealen Bilder, die Lyne heraufbeschwört, lassen die Grenzen zwischen Traum und Realität mit zunehmender Laufzeit immer mehr verschwimmen und ziehen den Zuschauer geradewegs in einen psychotischen Strudel hinein. Als besonders innovatives Stilmittel erweisen sich dabei die extremen Zeitraffersequenzen menschlicher Körper, die inzwischen zu einem festen Bestandteil des Horrorgenres geworden sind.
Ein klassischer Spannungsfilm ist der düstere Alptraumtrip mit Bezügen zu Religion, Esoterik und Okkultismus derweil nicht, glänzt dafür aber umso mehr mit seiner clever verschachtelten Erzählung und der mal mehr, mal weniger subtilen Symbolik. Ein weiterer großer Trumpf ist außerdem die starke Performance von Tim Robbins, der sich damit für weitere Hauptrollen empfahl.
Furchteinflößend, faszinierend, fantastisch!
In "Gesetz der Rache" übt ein Mann nach dem Mord an seiner Familie blutige Vergeltung. Der Actionthriller von Regisseur F. Gary Gray propagiert zwar eine höchst fragwürdige Rechtsauffassung, weiß aber immerhin relativ solide zu unterhalten.
Wirklich nachvollziehbar sind die Geschehnisse in "Gesetz der Rache" eigentlich zu keiner Zeit. So vermag der Film nicht schlüssig zu erklären, wieso Clyde Shelton (Gerard Butler) nicht nur die Mörder seiner Familie umbringen will, sondern gleich Jeden, der mit dem anschließenden Gerichtsverfahren in Verbindung stand. Zudem wird auch nicht aufgelöst, wie er diese Morde von seiner Gefängniszelle aus koordiniert. Wer sein Gehirn auf Leerlauf zu stellen vermag und die zweifelhafte Botschaft des Films, die sich leicht als Plädoyer für Folter und Todesstrafe interpretieren lässt, ausblenden kann, bekommt aber zumindest eine hübsche Krawall Inszenierung im Stile Michael Bays geboten.
Noch schwerer als die fehlende Glaubwürdigkeit wiegt allerdings, dass "Gesetz der Rache" keine einzige Figur enthält, mit der man mitfiebern könnte. Der von Butler gespielte Clyde etwa ist ein solcher Kotzbrocken, dass man sich schon nach wenigen Minuten wünscht, er möge selbst auf seinem Foltertisch landen. Sein Gegenspieler, der Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx) hingegen, bleibt als Charakter weitgehend blass und dementsprechend uninteressant.
Die stärksten Momente hat F. Gary Grays Film unterdessen immer dann, wenn er richtig überdreht. So etwa, wenn Clyde eine Richterin öffentlich runtermacht oder er sich Essen auf Rädern in seine Zelle bestellt. Die meiste Zeit über findet "Gesetz der Rache" jedoch nicht die rechte Balance zwischen hartem Folterthriller und sinnbefreitem Ulk.
Kurzum: Plumpes Actionkino mit kratergroßen Logiklöchern. In seiner Einfältigkeit aber so konsequent, dass es für einige Lacher sorgt.
"Der Stellvertreter" unter der Regie von Constantin Costa-Gavras erzählt die Geschichte eines SS-Mannes, der Hilfe beim Papst sucht, um den Holocaust zu stoppen. Basierend auf Rolf Hochhuths gleichnamigen Theaterstück setzt sich der Film kontrovers mit der Rolle der katholischen Kirche während des Nationalsozialismus auseinander.
Kurt Gerstein (Ulrich Tukur) ist als Hygienespezialist für die SS tätig. Als solcher erhält er Kenntnis vom Transport ungewöhnlich hoher Mengen Blausäure nach Polen. Vor Ort wird er Zeuge, wie die Säure in den Vernichtungslagern zur Ermordung der Juden eingesetzt wird. Gerstein wendet sich daraufhin verzweifelt an die Kirche, damit diese den Massenmord aufhalte, doch schenkt man ihm dort kein Gehör. Einzig in Sekretär Fontana (Mathieu Kassovitz) findet er einen Unterstützer. Derweil treibt ein gefühlskalter SS-Arzt (Ulrich Mühe) den Holocaust weiter voran...
"Der Stellvertreter" zeichnet sich nicht durch eine besonders hervorragende Inszenierung aus, sondern zieht seine Stärke vielmehr aus den zum Nachdenken anregenden Dialogen, dem gut ausgewählten Cast und der anspruchsvollen Thematik. Costa-Gavras hebt dabei immer wieder den Kontrast zwischen den in hohem Tempo nach Osten fahrenden Zügen einerseits, sowie der zur Geduld mahnenden Haltung des Vatikan andererseits, hervor. Während die hochrangigen Soutanenträger sich abkapseln und ihre Augen vor dem Leid der Juden verschließen, geht das Massensterben unaufhörlich weiter. Anders als viele andere Filme zum Thema zeigt "Der Stellvertreter" jedoch keineswegs detaillierte Bilder aus den Lagern, sondern lässt das Grauen stattdessen im Kopf entstehen.
Unter den Darstellern tut sich neben Tukur, dessen Gerstein sich als Entwickler der tödlichen Säure eine Mitschuld an allem gibt, besonders Ulrich Mühe hervor, dessen Rolle wohl auf Josef Mengele anspielen soll und der mit seiner Mischung aus süffisantem Zynismus und erschreckender Gleichgültigkeit zuweilen an Christoph Waltz in "Inglourious Basterds" (2009) erinnert.
Ein äußerst interessantes Lehrstück über ein vergleichsweise selten behandeltes Kapitel der NS-Zeit. Während Pius XII aufgrund seiner Zurückhaltung im Angesicht der Nazi-Verbrechen als "der schweigende Papst" in die Geschichte einging, wurde Kurt Gerstein erst 20 Jahre nach seinem Tod rehabiliert.
Im spanischen Homeinvasion Thriller "Kidnapped" erlebt eine Familie kurz nach dem Einzug in ihr neues Heim die pure Hölle. Miguel Ángel Vivas' Film besticht durch eine realitätsnahe Inszenierung und einen enormen Härtegrad, bietet inhaltlich jedoch keine großen Überraschungen.
Die Eröffnungsszene von "Kidnapped" irritiert: Ein Mann erwacht gefesselt im Freien und mit einem Plastikbeutel über dem Kopf. Er läuft vor ein fahrendes Auto und versucht panisch, dem schockierten Fahrer seine Lage begreiflich zu machen. Anschließend bricht die Szene ab und die eigentliche Geschichte beginnt. Auf den rätselhaften Anfang wird im weiteren Verlauf kein Bezug mehr genommen und es bleibt unklar, in welchem Zusammenhang mit der Haupthandlung er stehen soll.
Was indes sogleich positiv auffällt, ist die ausgezeichnete Kameraarbeit des Films. "Kidnapped" kommt mit nur ganz wenigen Schnitten aus, arbeitet sehr effektiv mit der Split Screen Technik und weiß das Grauen, das die Familie durchmacht, sehr eindrucksvoll einzufangen. Dies wird begünstigt durch die starken Leistungen der Darsteller, unter denen Ana Wagener (Biutiful, Der unsichtbare Gast) die bekannteste sein dürfte.
Zwar eskaliert die Gewalt im Verlauf der Handlung immer mehr, doch mangelt es spürbar an originellen Ideen. Die Geschichte bietet nichts, was man nicht schon zuvor in ähnlicher Form gesehen hätte, sodass auch nur phasenweise echte Spannung aufkommt. Für Genrefans ist "Kidnapped" vor allem aufgrund seiner formalen Stärken aber womöglich einen Blick wert.
"Once Upon a Time...in Hollywood" erzählt von der Liebe zum Film sowie der Freundschaft zwischen zwei ungleichen Männern. Quentin Tarantinos neuntes Werk ist eine nostalgische Verbeugung vor den Filmgrößen vergangener Tage, fügt dem Schaffen des Regisseurs jedoch keine neue Note hinzu und erweist sich als wenig aussagekräftig.
Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) gelangte einst als Hauptdarsteller einer Westernserie zu Ruhm und Reichtum, doch sein Stern befindet sich längst im Sinkflug. Den sensiblen Schauspieler plagen dementsprechend große Selbstzweifel, über die ihm nur sein bester Freund und Stuntdouble Cliff Booth (Brad Pitt) hinweg zu helfen vermag. Als der gefeierte Regisseur Roman Polanski mit seiner attraktiven Frau Sharon Tate (Margot Robbie) in Ricks Nachbarschaft einzieht, wittert dieser seine Chance, seiner Karriere neuen Schwung zu verleihen...
Tarantinos Trip durch die Traumfabrik der 60er Jahre funktioniert vollkommen anders, wenn man über die Hintergründe der Manson Morde Bescheid weiß, als wenn man ohne Informationen ins Kino geht. Wer von Sharon Tate und der mörderischen Sekte zuvor noch nie etwas gehört hat, wird vor allem die emotionale Komponente des Films verpassen, obgleich die bestialischen Morde innerhalb von "Once Upon a Time...in Hollywood" nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Im Vordergrund steht stattdessen vielmehr das Duo Dalton/Booth und dessen Bemühungen, im ebenso harten wie verrückten Filmgeschäft wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen. In Zusammenhang damit verweist Tarantino auch immer wieder auf die realen Karrieren seiner Hauptdarsteller DiCaprio/Pitt, wobei besonders DiCaprios Part zuweilen arg selbstreferenziell daherkommt und sich mitunter in den zahlreichen Metaebenen verliert. So ist es dann Pitt, dessen Storyline sich wesentlich spannender gestaltet und der mit seiner Aura der Unbesiegbarkeit in Kombination mit einigen lakonischen Sprüchen für Unterhaltung sorgt.
Obgleich Tarantino natürlich auch wieder seine üblichen Markenzeichen unterbringt, ist sein neunter Film doch insgesamt weder so stark von Dialogen dominiert noch so ausufernd in der Gewaltdarstellung wie die meisten seiner Vorgänger. Den für Tarantino Verhältnisse beinahe schon knapp gehaltenen Wortwechseln fehlt allerdings auch das besondere Etwas, die Doppelbödigkeit, die etwa "Jackie Brown" (1997) und "Inglourious Basterds" (2009) auszeichnete.
So ist "Once Upon a Time...in Hollywood" mehr als alles andere ein Kino der Zitate. Keine Szene vergeht, in der nicht ein Filmplakat oder Szenenausschnitt aus Klassikern der 50er und 60er zu sehen ist. Freude an diesem Film wird somit insbesondere der haben, dem all diese großen und kleinen Anspielungen Spaß bereiten und der die Atmosphäre rasanter Autofahrten zu lauter Musik durch die Hollywood Hills aufzusaugen weiß.
In "Immer Ärger mit Harry" sorgt ein Toter unter einer Gruppe von Dorfbewohnern für allerlei Aufregung und Irritation. Die schwarze Komödie stellt ein eher untypisches Werk im Repertoire der Regielegende Alfred Hitchcock dar, tritt hier doch die Krimihandlung zugunsten des makabren Humors in den Hintergrund.
Es ist ein warmer Herbsttag im ganz in rot und braun gefärbten Vermont, an dem die Einheimischen ihren üblichen Tätigkeiten nachgehen. Doch da stört ein unvorhergesehenes Ereignis die Idylle: Auf einer Wiese im Wald entdecken sie unabhängig voneinander die Leiche eines Mannes. Einem Brief in seiner Tasche ist zu entnehmen, dass der Tote zu Lebzeiten auf den Namen Harry hörte. Und Harry muss nun schnellstmöglich verschwinden, ehe noch die Polizei unangenehme Fragen stellt...
"Immer Ärger mit Harry" lebt in erster Linie von seinen vielen schrulligen Figuren und der beiläufigen Art ihres Umgangs mit der Leiche. Niemand scheint Harrys Ableben wirklich zu schockieren, er soll nur rasch unter die Erde, damit keiner der Dorfbewohner in Verdacht gerät, ihn ermordet zu haben. Auf diese Weise ergibt sich ein interessanter Kontrast zwischen den im Grunde äußerst sympathischen Charakteren und ihren recht abgebrühten Handlungen. So entwickelt sich eine vergnügliche Posse mit leicht morbidem Unterton in der - typisch Hitchcock - natürlich auch einige sexuelle Andeutungen nicht fehlen dürfen.
In Kombination mit der tollen Darstellerriege um Edmund Gwenn, John Forsythe und der jungen Shirley MacLaine bei ihrem Leinwanddebüt bringt der Ärger um Harry somit durchweg charmante Unterhaltung.
Die schwedische Tragikomödie "Ein Mann namens Ove" nach dem Besteller von Fredrik Backman begeistert mit einer anrührenden Geschichte voller unvorhersehbarer Wendungen, viel trockenem Humor und einem ausgezeichneten Blick für skurrile Details.
Ove (Rolf Lassgård) ist ein verbitterter alter Witwer, der seit dem Tod seiner Frau einen Groll gegen Alles und Jeden hegt. Als selbsternannter Sheriff achtet er penibel darauf, dass in seiner Wohnsiedlung Recht und Ordnung herrschen. Nachdem sein Chef ihm fristlos gekündigt hat, will Ove seinem trostlosen Dasein ein Ende setzen, doch ausgerechnet da fährt sein neuer Nachbar gegen seinen Briefkasten...
Während wir Ove in der Gegenwart als knurrigen alten Mann erleben, der mit Vorliebe Garagentore kontrolliert und sich über die Unfähigkeit seiner Mitmenschen aufregt, erfahren wir zugleich in Rückblenden, wie aus dem einst so lebensfrohen Jungen ein solcher Griesgram werden konnte. Diese in warmes Gelb getauchten Rückblicke gestalten sich dabei zum Teil sehr bewegend und sorgen dafür, dass "Ein Mann namens Ove" neben all den bissigen Dialogen und perfekt getimten Pointen auch einen sehr emotionalen Part beinhaltet, der eine hohe Identifikation mit den eigenwilligen Charakteren schafft.
Dank der bestens aufgelegten Darsteller und der stets interessanten und sehr abwechslungsreichen Story ergibt sich somit ein Filmerlebnis, das gleichsam Herz und Lachmuskeln beansprucht.
"Lord of War" erzählt die Geschichte von Yuri Orlov (Nicolas Cage), der als Sohn ukrainischer Einwanderer vom mittellosen Restaurantbetreiber zum berühmt-berüchtigten Waffenhändler aufsteigt. Regisseur Andrew Niccol (Gattaca, In Time) gelang eine bitterböse Satire mit dramatischen Elementen, die den Finger gezielt in die Wunde drückt.
Obwohl die Auswirkungen des internationalen Waffenhandels täglich in den Nachrichten zu sehen sind, scheuen Filmemacher die brisante Thematik doch wie der Teufel das Weihwasser. Das gilt umso mehr für die Entstehungszeit von "Lord of War", als der Irakkrieg unmittelbar bevorstand und die militärischen Auseinandersetzungen der USA um jeden Preis ins rechte Licht gerückt werden sollten. Insofern gebürt Niccol allein schon für seinen Mut, dieses heiße Eisen überhaupt anzufassen, großer Respekt.
Konsequenterweise wird in seinem Film dann auch nichts beschönigt, sondern die ganze Perversität dieses Geschäfts inklusive blutiger Massaker und stolzierender Kindersoldaten gezeigt. Als Gegengewicht zu all dem Elend setzt Niccol derweil auf eine gewaltige Portion Zynismus, welcher vor allem über den Off-Kommentar des Protagonisten transportiert wird. Wer mit dieser Art von Humor etwas anzufangen weiß, wird somit trotz all der Grausamkeiten etwas zu lachen haben - wenngleich das Lachen häufig auf halbem Wege im Halse steckenbleiben dürfte.
Zwar hätte Niccol ab und an gerne auf den erhobenen Zeigefinger verzichten dürfen, doch in der Gesamtbetrachtung ist "Lord of War" eine starke Satire mit einem ideal besetzten Cast, einem hörenswerten Soundtrack und einer sehr cleveren Geschichte.
Anlässlich der Nervosität, die manche Disney Manager angesichts der kommenden Nazi-Satire "Jojo Rabbit" von Taika Waititi verspüren, lohnt sich doch ein Blick in die Vergangenheit, um zu sehen, wie Mäusekonzern und Hakenkreuze früher zueinander standen.
"Der Fuehrer's Face", der 1943 einen Oscar für den besten animierten Kurzfilm erhielt, zeigt den weltberühmten Erpel Donald Duck als unter dem Joch der NS-Diktatur leidenden Bürger von "Nutziland". Zum Rhythmus einer Blaskapelle muss der amerikanische Publikumsliebling marschieren, sein hartes Brot mit der Säge zerschneiden und in einer Fabrik Tag ein Tag aus Munition zusammenbauen - und darf bei all dem nie vergessen, den Führer zu grüßen!
"Der Fuehrer's Face" offenbart, dass auch die US-Propaganda während des Zweiten Weltkriegs auf Hochbetrieb lief und Disney sich nicht davor scheute, eine vor allem bei Kindern beliebte Figur für diese Zwecke zu missbrauchen. Mag die Botschaft und die klischeehafte Darstellung der Deutschen in diesem Kurzfilm auch zweifelhaft sein, so wissen die bissigen Pointen gegen Hitler und Konsorten doch nach wie vor für Lacher zu sorgen.
Ein erstaunliches Zeitdokument, das aber eine entsprechende historische Einordnung erfordert.
Als die Bilder Laufen lernten...
Filmpionier Georges Méliès schuf mit "Die Reise zum Mond" das wohl bekannteste Werk aus der Anfangszeit des damals völlig neuen Mediums. Lange bevor die Besatzung von Apollo 11 einen Fuß auf den Erdtrabanten setzte, waren die Astronauten aus Méliès' Sci Fi Frühwerk schon dort, trafen den Mann im Mond mit ihrer Rakete mitten ins Auge, durchwanderten weitläufige Kraterlandschaften und begegneten Außerirdischen.
Méliès war ein Zauberkünstler in jeder Hinsicht. Davon zeugen neben den fantasievollen Settings und Kostümen auch die visuellen Effekte, die als absolut wegweisend für das Kino der seither vergangenen 117 Jahre angesehen werden können.
Pflichtprogramm für Cineasten!
Da gibts so viele, von denen ich noch mehr schauen will...
Momentan sieht das so aus:
Christopher Nolan (u.a. für Memento, The Dark Knight)
Alfred Hitchcock (u.a. für Psycho, Das Fenster zum Hof)
Peter Jackson (u.a. für Herr der Ringe, King Kong)
Steven Spielberg (u.a. für Jurassic Park, Krieg der Welten)
David Fincher (u.a. für Sieben, Zodiac)
Eastwood, Cameron, Scorsese, Park Chan-Wook, Tarantino, Coppola und Lynch haben auch tolle Sachen gemacht. Und ganz aktuell bin ich auf'm Alan Parker Trip😊
"Sometimes Dead is better"
So Mancher wird sich sicher denken, dass die Regisseure Kölsch und Widmyer den Leitspruch ihres Films besser beherzigt hätten und "Friedhof der Kuscheltiere" lieber dort gelassen hätten, wo er hingehört: In die 80er Jahre, als Stephen Kings Schauermär von den auf einem Indianerfriedhof begrabenen Tieren, die von den Toten auferstehen, noch brandaktuell war. Aber das Gesetz der Filmbranche verlangt wohl, das alles früher oder später wieder ausgebuddelt wird...
Handwerklich ist die Neuauflage der Erstverfilmung immerhin klar überlegen. Wirkungsvolle Kamerafahrten, wohldosierte Jumpscares und ein paar kreative Ideen (Speiseaufzug!) sorgen für Unbehagen und leichten Grusel. Unglücklicherweise lässt sich jedoch allein mit dem Horroranteil der Geschichte heutzutage kein Kater Church mehr hinter dem Ofen hervorholen. Selbst diejenigen Zuschauer, die noch nicht mit dem Stoff vertraut sind, dürften frühzeitig erahnen, wohin die Reise gehen wird. Über diese Vorhersehbarkeit können auch einige Änderungen gegenüber Buch und Erstverfilmung nicht hinwegtäuschen.
Wenn also "Friedhof der Kuscheltiere" schon nicht mehr auf der Horrorebene überraschen kann, muss eine Neuverfilmung besonders auf der emotionalen Schiene funktionieren. Schließlich ist Kings Geschichte im Kern eine Parabel um Trauer und die Angst vorm Loslassen. Leider entwickelt die Neuauflage trotz aller tragischen Einzelmomente nie diese nötige emotionale Wucht, was sich vor allem im abgeschwächten Finale deutlich bemerkbar macht.
Den Darstellern ist indes kein Vorwurf zu machen. Dass es der Figur des Jud Crandell ein wenig an Profil mangelt, ist eher der verknappten Backgroundstory denn John Lithgow geschuldet. Und auch Jeté Laurence kann nichts dafür, dass man ihrer Zombie-Ellie einige unfreiwillig komische Dialogenzeilen in den Mund legt.
Als Horrorfilm kaum mehr als Malen nach Zahlen, gegen Ende zu überdreht und mit einigen Längen. Als Verlustdrama trotz verschenkten Potentials aber noch recht solide.
"Die Insel" ist zweifellos Michael Bays bester Film. Mag die Story um Klone, die von einem skrupellosen Konzern in einem geheimen Bunker als menschliche Ersatzteillager herangezüchtet werden, auch nicht besonders innovativ sie sein, so ist sie doch clever zusammengeklaut. Ein bisschen George Orwell hier, etwas Phillip K. Dick dort und eine gute Portion Michael Crichton zum Verfeinern.
So beginnt "Die Insel" dann auch als durchaus gehaltvolle Sci Fi Dystopie mit einigen spannenden Ansätzen zu Themen wie Präimplantationsdiagnostik und Co. Aufgrund der Werbeclip Ästethik wirkt das zwar nie furchtbar düster oder bedrohlich, interessant ist das aber allemal, woran auch die ausgezeichnete Besetzung um McGregor, Johansson und Bean ihren Anteil hat.
Erst in der zweiten Hälfte besinnt sich Bay dann gewissermaßen auf seine Grundtugenden und opfert die anspruchsvolle Thematik auf dem Altar des Krawallkinos. Sobald das Hauptdarstellerduo den Erdbunker verlassen hat, rummst und kracht es ununterbrochen, wobei natürlich auch die üblichen Stilmittel wie ausgiebige Zeitlupensequenzen und Lensflare-Overkill nicht fehlen dürfen. Mehr als ein solider Handwerker wird Bay in diesem Leben wohl nicht mehr, doch gestaltet sich die Action hier im Vergleich zur "Transformers" Reihe immerhin noch recht übersichtlich. Und wenn es darum geht, weibliche Kurven und futuristische Fahrzeuge in grelle Farben zu tauchen, muss man einen Bay ohnehin nicht zweimal bitten. Verwunderlich bleibt nur, warum der Film keine einzige Szene enthält, in der sich Johansson in ihrem engen Sporteinteiler auf einer Motorhaube räkelt.
Ein Sci Fi Kracher, der sich zu einer spektakulären Hatz entwickelt. Künstlerisch wertvoll ist hier zwar nur der Picasso im Büro des Bösewichts, dafür stimmt aber der Unterhaltungswert.
Wir befinden uns in einem namenlosen Kaff im US-Bundesstaat Maine. Am Rande eines steilen Abgrunds steht eine alte Spinnerei. Der nahegelegene Bach hat einen halbvergessenen Friedhof unter Wasser gesetzt, sodass sich ein kleiner Sumpf gebildet hat. Die Spinnerei selbst verfügt über ein riesiges, unerforschtes Kellergewölbe, welches von tausenden gefräßigen Ratten bevölkert wird. Wer je durch die Falltür in dieses unterirdische Labyrinth hinabstieg, ward nie mehr gesehen. Denn dort im Dunkeln lauert eine Bestie von monströser Größe, bereit jeden zu verschlingen, der es wagt, ihre Ruhe zu stören...
Ganz recht, wir sind mitten in einer Geschichte von Horrormeister Stephen King. "Nachtschicht" erzählt von John Hall (David Andrews), der sich auf der Suche nach Arbeit um eine Anstellung in eben jener Spinnerei bewirbt. Diese wird von einem skrupellosen Mann namens Warwick (Stephen Macht) geleitet, der seine Angestellten wie Abfall behandelt. Um sich einen Bonus zu verdienen, sollen John und die anderen Mitarbeiter am 4. Juli den Keller des Gebäudes von der Rattenplage befreien und damit zusätzlichen Arbeitsraum schaffen. In der Finsternis wartet jedoch schon die Bestie auf sie.
Der Horrorfilm unter der Regie von Ralph Singleton lebt von seiner Atmosphäre, dem ungewöhnlichen Setting und den kingtypischen Charakteren. Die Handlung hingegen ist arg dünn; jederzeit ist zu spüren, dass hier eine Kurzgeschichte auf Spielfilmlänge gestreckt wurde. Wirklich spannend wird es deshalb erst in den letzten zwanzig Minuten. Auch die Leistungen der Darsteller sind eher schwach. Am ehesten vermag noch Brad Dourif (Chucky - Die Mörderpuppe) als durchgeknallter Kammerjäger Akzente zu setzen.
Am Ende bleibt aber dennoch ein einigermaßen solider Gesamteindruck, weil "Nachtschicht" allein schon wegen seiner Vielzahl an blutdürstigen Nagetieren schön eklig daherkommt und zumindest zum Finale hin auch recht gruselig wird. Zudem weiß auch das Kreaturendesign durchaus zu gefallen.