Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 8

    John Carpenters SciFi-Horror "Das Ding aus einer anderen Welt" erlitt seinerzeit an den Kinokassen eine gehörige Bruchlandung. Ausschlaggebend dafür war wohl u.a. das gleichzeitige Erscheinen des wesentlich familienfreundlicheren Alienfilms "E.T." von Steven Spielberg. Im Vergleich zu diesem zeichnet sich Carpenters Werk vielmehr durch eine raue Schönheit aus, für die die antarktische Kälte den idealen Schauplatz bietet. Während das "Ding" somit in visueller Hinsicht auch Jahrzehnte später noch begeistern kann, gibt es inhaltlich doch einige Schwächen.

    Die zwölf Mann starke Besatzung einer am Südpol befindlichen amerikanischen Forschungsstation nimmt einen Schlittenhund bei sich auf, nachdem dieser von seinen norwegischen Besitzern beinahe zu Tode gejagt wurde. Die Männer um MacReady (Kurt Russell) ahnen zunächst jedoch nicht, in welche Gefahr sie ihre wohlgemeinte Tat noch bringen wird...

    "Das Ding" ist in erster Linie eine Präsentation tricktechnischer Möglichkeiten, ein Schaulaufen fantasievoller Effekte. Verbunden mit den endlosen Eislandschaften und der im starken Kontrast dazu stehenden Enge der Forschungsstation erzeugt der Film eine permanente Atmosphäre des Unbehagens. Unterlegt werden die einnehmenden Bilder mit dem einem Herzrhythmus gleichenden Score aus der Feder Morricones, sodass beide eine vorzügliche Symbiose miteinander eingehen.

    Deutlich weniger als um diese Aspekte schert sich Carpenter um seine Figuren. Die Männer der Forschungsstation tragen zum Teil die Namen von Betriebssystemen, hätten aber auch genauso gut einfach Doktor, Ingenieur oder Flammenwerfermann heißen können. Eine tiefergehende Figurenzeichnung liefert "Das Ding" in jedem Fall nicht. Dazu passt auch, dass Russell hier im Grunde abermals Snake Plissken -nur ohne Augenklappe - spielt. Die Dialoge sind dementsprechend zweckdienlich gehalten, Anflüge von Humor oder charmanten Augenzwinkerns sucht man so gut wie vergebens. Dadurch haftet Carpenters Film trotz seiner Kreativität in den Effekten etwas Sprödes an.

    Die mangelhafte Figurenzeichnung führt schließlich auch dazu, dass das Geschehen in der zweiten Filmhälfte immer weniger interessant wird, da die Handlung bald nur noch um die Frage kreist, welcher der Männer nun mit dem Alienvirus infiziert ist. Carpenter verpasst es, aus dem UFO-Fund im Eis mehr Kapital zu schlagen - stattdessen lassen die Forscher die sensationelle Entdeckung alsbald links liegen und befassen sich nur noch mit dem Hin und Her aus "Bin's nicht!" und "Bist es doch!".

    Somit kann "Das Ding" als Antarktis-Variante von "Alien" (1979) zwar mit hervorragenden Effekten und großartiger Atmosphäre punkten, auf der Handlungsebene stellt dieser Klassiker des SciFi-Horrors jedoch allenfalls soliden Durchschnitt dar.

    13
    • 7

      "Die purpurnen Flüsse" unter der Regie von Mathieu Kassovitz ist ein fesselnder Thriller vor malerischer Bergkulisse. Trotz kleinerer Schwächen bietet die Mörderjagd starke Unterhaltung, wenngleich die Qualität der ganz Großen des Genres nicht erreicht wird.

      Der eigenbrötlerische Sonderermittler Niémans (Jean Reno) wird in eine abgeschiedene Universitätsstadt in den Alpen gerufen, um einen grausamen Mord aufzuklären, bei dem das Opfer stundenlanger Folter ausgesetzt war. Zur gleichen Zeit untersucht der impulsive Lieutenant Kerkérian (Vincent Cassel) einen rätselhaften Fall von Grabschändung. Bald erkennen die beiden Ermittler, dass ihre jeweiligen Fälle zusammenhängen und sie nur gemeinsam das Geheimnis lüften können...

      Dass Kassovitz keine Scheu vor großen Vorbildern hat, stellt der Franzose gleich zu Beginn unter Beweis, indem er die Ankunft Niémans' im abgelegenen Alpenort in Anlehnung an Kubricks "Shining" inszeniert. Das Einfangen dieser isolierten Stadt mit ihren stolzen Akademikern, die im besonderen Maße Wert auf die Bewahrung ihrer lang gehegten Traditionen legen, erweist sich dann auch im Fortlauf des Films als eine der größten Stärken. Hinzu kommt der elegante Kniff, zunächst zwei Handlungsstränge parallel laufen zu lassen, sodass der stete Wechsel zwischen den Ermittlungen von Niémans und Kerkérian zusätzliche Dynamik in das Geschehen bringt.

      "Die purpurnen Flüsse" ist hart und kompromisslos, erinnert darin bisweilen eher an den Klosterthriller "Der Name der Rose" (1986) als an Genrevertreter aus Hollywood. Bedauerlicherweise gelingt es Kassovitz jedoch nicht immer, das volle Potenzial der Geschichte zu entfalten. Zu hektisch erscheint die Suche nach dem Täter, zu wenig Zeit nimmt sich der Film für die Zeichnung der Charaktere. Das eine oder andere Fragenzeichen plopt angesichts fehlender Hintergrundinformationen immer mal wieder auf.

      Als unpassend erweisen sich zudem einige humorige Einlagen. So tauchen zwischendurch häufiger zwei Gendarme auf, die eher einer französischen Komödie entsprungen zu sein scheinen. Weniger störend, aber ebenso unpassend ist auch Cassels Kampfkunsteinlage während einer Auseinandersetzung mit Skinheads. An diesen Stellen verlässt "Die purpurnen Flüsse" kurzzeitig die Pfade des stimmungsvollen Suspensethrillers.

      Dass diese Schwächen letztlich aber nicht allzu sehr ins Gewicht fallen, liegt auch an der gut gewählten Besetzung. Jean Reno gibt den wortkargen Ermittler mit dem ihm eigenen Charisma und auch Vincent Cassel an seiner Seite performt mehr als souverän. Die Auflösung indes dürfte unter Kennern kaum für Überraschung sorgen, doch der Weg dorthin ist so atemlos und spannend inszeniert, dass auch darüber leicht hinweg gesehen werden kann.

      Für Freunde guter Thriller mit einem Schuss Mystik ist "Die purpurnen Flüsse" mit Sicherheit eine Empfehlung wert.

      17
      • 7

        Die Parallelen zwischen Filmhandlung und dem realen Tod des Hauptdarstellers Brandon Lee sowie seiner bevorstehenden Hochzeit sorgen spätestens beim Einblenden der Widmung für einen fetten Kloß im Hals. In seinem filmischen Vermächtnis kehrt er als Gitarrist Eric Draven aus dem Reich der Toten zurück, um grausame Rache an den Männern zu nehmen, die ihn und seine Verlobte auf dem Gewissen haben.

        "The Crow" ist von der ersten Sekunde an ein düsterer Trip in die Abgründe der menschlichen Seele. Den Schauplatz dafür stellt ein vom Dauerregen beherrschtes Sündenbabylon dar, in dem Gewalt, Erpressung und Korruption an der Tagesordnung stehen. Mit seinem atmosphärischen Gothic Look erinnert die Comic-Adaption so etwa an Burtons "Batman" Filme. In dem er diesen rabenschwarzen Moloch und die darin vor sich hinvegetierenden Figuren so gekonnt auf die Leinwand bannt, entwickelt "The Crow" eine enorme Sogwirkung, obgleich die Handlung recht dünn und auch reichlich vorhersehbar ausfällt. So bleiben statt markanter Plotwendungen vielmehr die Kamerafahrten aus der Vogelperspektive, die Bilder vieler kleiner gespenstisch wirkender Gassen und Hinterhöfe und die starke Musikuntermalung in Erinnerung.

        Unter den Darstellern überzeugen vor allem Lee als geschminkter Protagonist auf Rachefeldzug und Michael Wincott als diabolischer Gegenspieler mit Dracula Attitüde. Doch auch die Riege der Nebendarsteller um Ernie Hudson, Bai Ling und Michael Massee weiß aus ihren vergleichsweise kurzen Auftritten Einiges herauszukitzeln.

        Stimmungsvoll, dreckig, brutal, melancholisch - Brandon Lees Vermächtnis hebt sich aus heutiger Sicht wohltuend vom Einheitsbrei der Comic-Adaptionen ab.

        22
        • 7

          Mit "Ravenous" serviert uns Regisseurin Antonia Bird ein vorzügliches Mahl, welches die Atmosphäre eines Schneewesterns mit blutigem Kannibalenhorrror vermischt und zusätzlich mit einer guten Prise schwarzen Humors abschmeckt.

          Captain John Boyd (Guy Pearce) wird in den 1840er Jahren in ein abgeschiedenes Fort mitten in der Eiseskälte der Sierra Nevada versetzt. Noch ehe er sich mit den wenigen dort lebenden Menschen vertraut machen kann, finden sie einen halberfronenen Fremden (Robert Carlyle), der ihnen eine unglaubliche Geschichte auftischt. Schon bald befürchtet Boyd, dass der Mann ein schreckliches Geheimnis vor ihnen verbirgt...

          Hat man einmal davon probiert, bietet "Ravenous" ausgezeichnete Kost. Der Geschmack mag eigenwillig sein, doch die Mixtur aus Western und Horror erweist sich alsbald als äußerst delikat. Die Handlung schreitet zügig voran, setzt immer wieder ironische Spitzen und enthält nur ganz wenige Längen. Die Basis bildet dabei der Indianermythos vom Wendigo, der jedoch mit einigen frischen Ideen verfeinert wird.

          Als weitere entscheidende Zutat entpuppt sich außerdem das hervorragende Darstellerensemble um Guy Pearce und einen herrlich verrückt aufspielenden Robert Carlyle. Ihre Figuren sind bewusst überzeichnet, wandeln stets am Rand zur Groteske und dennoch gleitet "Ravenous" nie ins Lächerliche ab. Eine weitere markante Note setzt zudem die Musik, die mal treibend, die Spannung steigernd, mal aber auch humorig, ironisch verzerrend daherkommt.

          Wer von diesem exquisiten Menü noch nicht probiert hat, sollte in jedem Fall einen Versuch wagen, obgleich ein starker Magen als Voraussetzung gilt. Wer über diesen verfügt, darf getrost nach Herzenslust zuschlagen und schlemmen.

          Bon Appétit!

          17
          • 7 .5

            "Shape of Water" vom mexikanischen Regisseur Guillermo del Toro handelt von einer der wohl ungewöhnlichsten Liebesgeschichten der Filmwelt. Visuelle Brillianz und charmante Erzählweise verbinden sich dabei zu einem wohlig zauberhaften Genusserlebnis über das, was Menschsein eigentlich ausmacht.

            Die stumme Putzfrau Elisa (Sally Hawkins) arbeitet in den 60er Jahren in einem streng geheimen Regierungslabor, in welches eines Tages eine amphibienartige Kreatur verbracht wird, die die Wissenschaftler unter der Leitung des gefühlskalten Richard Strickland (Michael Shannon) für das Raumfahrtprogramm der USA nutzen wollen, um sich so einen entscheidenden Vorteil im Wettstreit mit den Sowjets zu verschaffen. Während die Männer ihm mit Foltermethoden begegnen, freundet sich Elisa mit dem seltsamen Wesen an und schmiedet heimlich einen Plan, um ihn aus der Gefangenschaft zu befreien...

            "Shape of Water" ist ein fantastisches Märchen für Erwachsene, eine Geschichte über die Außenseiter einer scheinheiligen Gesellschaft und eine clevere Allegorie auf den Kalten Krieg. Elisa und ihre Freunde, der homosexuelle Arbeitslose Giles (Richard Jenkins) und die in einer von Männern dominierten Welt stets nur belächelte Afroamerikanerin Zelda (Octavia Spencer) bilden ein Widerstandsbündnis der Verstoßenen, der Andersartigen. Der Antagonist Strickland und seine Mitarbeiter indes verkörpern Jene, die den Anspruch des Menschseins für sich allein erheben und alle, die nicht in ihre Muster passen, als abnormal bezeichnen.

            Del Toros Film betont jedoch zu jeder Zeit, wer hier die wahren Monster sind. Während Stricklands Sexualleben etwa von mechanischer Kälte geprägt ist, inszeniert er die Romanze zwischen Elisa und dem Fischmann als vor Zärtlichkeit übersprudelnde Fontäne der Gefühle. "Shape of Water" geht dabei so geschickt vor, dass die zunächst an Sodomie erinnernde Verbindung der Beiden schon bald viel menschlicher erscheint, als die Beziehungen, die die tatsächlich menschlichen Figuren dieses Films untereinander pflegen.

            Neben der Gleichberechtigung unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe und sexueller Orientierung geht es "Shape of Water" allerdings auch um die Magie des Kinos. In einer Zeit, in der das Fernsehen Einzug in die Wohnzimmer hält, steht der Amphibienmensch staunend in einem ansonsten leeren Kinosaal und betrachtet mit kindlicher Begeisterung das Geschehen auf der Leinwand. Später wird gar der ganze Saal mit Wasser und damit mit Liebe geflutet. Eine Szene, die die Augen von Filmliebhabern einfach zum Leuchten bringen muss.

            Die Stimmung von "Shape of Water" ist zumeist romantisch-melancholisch, wird jedoch durch ein paar gut platzierte Gags aufgelockert. Neben dem fantasievollen Kostüm des Fischmannes, den fließenden Kamerabewegungen und dem ausdrucksstarken Setdesign wissen auch die Darsteller um Sally Hawkins, Richard Jenkins, Michael Shannon, Octavia Spencer und Michael Stuhlbarg zu gefallen, wobei der Handlungsstrang um Letzteren zusätzlich noch Elemente des Spionage-Thrillers miteinbringt. Besonders Hawkins einfühlsame Performance als einsame Frau auf der Suche nach Geborgenheit, die sich nur mittels ihrer Hände zu verständigen vermag, bleibt dabei im Gedächtnis haften.

            Schwächen des Films lassen sich am ehesten in einem Fehlen großer Überraschungen auf der Handlungsebene ausmachen. In "Shape of Water" funktioniert alles etwas zu glatt, die Erzählung birgt keinen großen Twist, was gleichwohl zur märchenhaften Atmosphäre passt. Kino für Erwachsene darf dennoch zweifelsohne den Anspruch haben, den Zuschauer nicht nur in traumhafte Welten zu entführen, sondern auch zu fordern - und daran mangelt es del Toros Liebesmärchen ein wenig.

            So ist "Shape of Water" insgesamt ein emotionales Ereignis fürs Herz, das durch ein subtileres Vorgehen gerne noch mehr für den Kopf hätte bieten können.

            19
            • 5 .5

              "Die Mächte des Wahnsinns" ist einer jener Filme, die auf dem Papier erst einmal großartig klingen, deren Umsetzung dann aber belegt, dass manche Fantasien zwischen zwei Buchdeckeln wesentlich besser aufgehoben sind.

              Der Versicherungsdetektiv John Trent (Sam Neill) erhält den Auftrag, den vermissten Horrorautor Sutter Cane (Jürgen Prochnow) ausfindig zu machen, der kurz vor Erscheinen seines neuesten Romans wie vom Erdboden verschluckt ist. Bei seiner Suche stößt Trent gemeinsam mit der Lektorin Linda (Julie Carmen) auf die mysteriöse Kleinstadt Hobb's End, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu verschwimmen scheinen...

              John Carpenters surrealer Horrorfilm stammt zwar aus dem Jahr 1995, atmet jedoch mit jeder Pore den Geist der 80er. Möglicherweise ist diese Gestrigkeit auch einer der Gründe dafür, dass "Die Mächte des Wahnsinns" seinerzeit an den Kinokassen floppte. Carpenters Metaexperimente sind dabei durchaus originell, wenngleich etwa Wes Craven mit "Freddy's New Nightmare" bereits ein Jahr zuvor eine ähnliche Richtung eingeschlagen hatte: Wird etwas wahr, wenn nur genug Menschen daran glauben? Woran können wir die Wahrheit überhaupt erkennen? Sind wir gar alle Teil einer großen Geschichte, von einem verrückten Autor erdacht?

              Mehr noch als ein Spiel mit der Vermischung von Wirklichkeit und Fantasie ist "Die Mächte des Wahnsinns" jedoch eine Huldigung der Werke H.P. Lovecrafts. So greift Carpenter den Mythos der Großen Alten auf - uralter, gottgleicher Wesen mit langen Tentakeln, die ihre Rückkehr auf die Erde vorbereiten. Hinzu gesellt sich eine gute Portion Gesellschafts- und Medienkritik, für die Carpenter den Hype um Stephen King, Lovecrafts Nachfolger im Geiste, als Aufhänger wählt. Diese Kritik erinnert jedoch im schlechtesten Sinne an die öffentliche Debatte um sogenannte Ballerspiele vor einigen Jahren, die Zocker als eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellte. Bei Carpenter sind es indes die Leser der Horrorromane des an King angelehnten Schriftstellers Sutter Cane, die sich nach der Lektüre allesamt in amoklaufende Zombies verwandeln.

              Nichtsdestotrotz ist die Geschichte hinter "Die Mächte des Wahnsinns" durchaus ansprechend. In der Umsetzung hapert es allerdings gewaltig, was spätestens im mauen letzten Drittel allzu deutlich wird. Selbst die anachronistische Erzählweise vermag diesen Umstand dann nicht mehr zu kaschieren. Carpenter hätte besser daran getan, es bei seltsamen Gemälden und merkwürdigen Gestalten zu belassen, statt wie ein Elefant im Porzellanladen durch Lovecrafts Welt zu stolpern. Psychologischen Tiefgang lässt der Film vollends vermissen, stattdessen setzt Carpenter vollkommen auf die Wirkung der Geisterbahnfahrt. Das Ergebnis ist jedoch allenfalls skurril, gruselig aber in keinem Fall.

              Begeisterung löst da schon eher Sam Neills Schauspielleistung aus. Er verkörpert den rational denkenden Versicherungsdetektiv, der alsbald nicht mehr Herr seiner Sinne ist, zu jeder Zeit glaubhaft. Julie Carmen an seiner Seite fällt dagegen schon etwas ab, zumal ihre Figur für die Geschichte auch kaum Relevanz besitzt. Um den von Jürgen Prochnow gespielten Horrorautor, dessen einnehmender Stil zu Massenhysterien führt, macht der Film derweil ein riesiges Getöse (der Name Sutter Cane bleibt ähnlich stark im Gedächtnis wie Keyser Soze), doch sein Auftritt vermag die zuvor aufgebauten Erwartungen keinesfalls einzulösen und beschränkt sich auf wenige halbgare Dialogzeilen.

              So fühlt sich "Die Mächte des Wahnsinns" letztlich an wie das Werk eines Nachahmungstäters, der sich munter bei Lovecraft und King bedient, aus dem vorhandenen Potenzial aber keine Eigenständigkeit entwickelt, die es wert wäre, das Buch beiseite zu legen und den Blick auf den Bildschirm zu richten.

              15
              • Weiß gar nicht, was die alle haben. Die neuen Folgen waren Spitzencomedy!

                ***
                Frau (öffnet Kühlschrank, starrt in gähnende Leere): "Das war die letzte Möhre! Die letzte MÖHRE! Wie konntest du unserer Schildkröte die letzte MÖHRE wegessen?"

                Mann (mampfend): "Ich hatte halt Hunger!"

                ***

                Frau (nachdem Mann ihr offenbart hat, dass die neue Katze ein Dämon ist): "Heute Nacht schlaf ich mit der Katze im Bett."

                Mann (unterwürfig): "Na gut, ich bin den Keller ja gewohnt."

                ***

                Alte Frau (zu ihren Kindern, nachdem diese sie fälschlicherweise für tot erklärt hatten):" Haha! Ich war nur scheintot! Die Polizisten haben mich aus der Kühltruhe befreit. Und ihr seid jetzt enterbt! Haha!"

                ***

                Moderator Detlef Bothe (nach einer Geschichte über einen verfluchten Nagelfetisch): "Nun, was glauben Sie? Ist diese Geschichte wahr? Oder besteht sie die Nagelprobe nicht?"

                ***

                D. Bothe (zu Beginn einer Geschichte über einen Trödelhändler): "Olaf hatte schon immer eine Vorliebe für alte Dinge - nur seine Frau...die war jung!"

                17
                • 7 .5

                  Ob es nach dem grandiosen schwedischen Original überhaupt ein Remake gebraucht hätte, sei einmal dahingestellt. Mit Thrillerexperte David Fincher auf dem Regiestuhl und dem Verzicht auf Anbiederung an den prüden amerikanischen Mainstream hat jedoch auch die Neuverfilmung von "Verblendung" zwei starke Argumente auf ihrer Seite.

                  Der Enthüllungsjournalist Mikael Blomkvist (Daniel Craig) soll im Auftrag des Unternehmers Henrik Vanger (Christopher Plummer) den Verbleib dessen vor Jahrzehnten verschwundener Nichte Harriet aufklären, die mutmaßlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Im Laufe seiner Recherchen lernt Blomkvist die geheimnisvolle Hackerin Lisbeth Salander (Rooney Mara) kennen, stößt auf eine grauenhafte Mordserie und fördert allerlei dunkle Familiengeheimnisse zu Tage...

                  Der Auftakt von Stieg Larssons Millennium-Trilogie scheint auf einen Fachmann des Düsteren und Abgründigen wie Fincher perfekt zugeschnitten. Nach einem stylischen Vorspann, der an die neueren Bond-Intros erinnert, tauchen wir ein in die klirrende Kälte Schwedens, die Fincher in atmosphärischen Bildern endloser Schneelandschaften gekonnt in Szene zu setzen weiß. Parallel zum Krimiplot treibt er dabei seine Figurenzeichnung voran, wobei das Hauptaugenmerk eindeutig auf dem in Ungnade gefallenen Journalisten Blomkvist und der Hackerin Lisbeth liegt. Handelt es sich bei Ersterem um einen akribischen Ermittler mit detektivischem Gespür, ist Letztere eine gepeinigte Seele, die sich nach Außen hin knallhart und unzugänglich gibt, im Inneren jedoch äußerst sensibel und verletzbar ist. Aus der Dynamik dieser Figurenkonstellation und ihren zunächst getrennt, später aber zusammenlaufenden Handlungssträngen bezieht "Verblendung" mindestens ebenso viel Spannung wie aus dem eigentlichen Kriminalfall.

                  Finchers Thriller ist ähnlich schonungslos wie das schwedische Original, hält sich mit Vergewaltigungs- und Folterszenen nicht zurück und ist zuweilen sogar noch etwas expliziter. Dennoch mangelt es dem Remake insbesondere auch im Vergleich zu manch anderem Werk des Regisseurs ein wenig an Intensität. Die Geschichte ist viel zu aufregend, als dass der Film Gefahr laufen könnte, wirklich langweilig zu werden, doch die rund zweieinhalb Stunden Laufzeit merkt man "Verblendung" schon an. Hier und da hätte Fincher ruhig noch mehr an der Spannungsschraube drehen und sich nicht zu sehr auf die Stärken der Romanvorlage verlassen sollen.

                  Dafür wartet "Verblendung" neben der stilsicheren Inszenierung allerdings noch mit einem weiteren Trumpf auf, denn mit u.a. Daniel Craig, Rooney Mara, Christopher Plummer, Robin Wright und Stellan Skarsgård versammelt Fincher einmal mehr einen hervorragenden Cast um sich, der den Charakteren Ambivalenz und Tiefe verleihen kann. Während Craig sich klugerweise etwas zurücknimmt, kann Mara in der Rolle der Lisbeth dafür umso mehr glänzen. Im Vergleich zu Noomi Rapace im Original betont sie stärker die Verletzlichkeit der jungen Frau, während ihr Rapaces Badass-Attitüde ein wenig abgeht. Beide Interpretationen der Figur haben so sicherlich ihre Vorzüge.

                  Somit ist "Verblendung" ein insgesamt sehenswertes Remake mit nur kleineren Schwächen, das als alleinstehender Film absolut funktioniert.Wer allerdings die Millennium-Trilogie im Gesamten genießen möchte, kommt um das Original nach wie vor nicht herum.

                  14
                  • 8 .5
                    Kenduskeag 02.11.2018, 13:56 Geändert 02.11.2018, 13:57

                    Sind wir wirklich frei in unseren Entscheidungen? Oder ist unser Schicksal bereits von Geburt an vorherbestimmt? Können wir aus eigener Kraft eine Wahl treffen? Oder stehen wir nur in der Tradition unserer Ahnen, dazu verdammt, die gleichen Fehler wieder und wieder zu begehen? An Fragen wie diesen rührt das ausgezeichnete Debüt des Regisseurs Ari Aster. "Hereditary" nimmt uns mit auf eine verstörende Reise - dorthin, wo unsere Urängste vergraben liegen.

                    Als die Großmutter der Grahams verstirbt, ist das ohnehin wacklige Familiengefüge plötzlich vom Einsturz bedroht. Der Verlust der eigensinnigen Matriarchin hat weitreichendere Konsequenzen, als ihre Tochter Annie (Toni Collette) zunächst zu erkennen vermag. Während Annies Ehemann Steve (Gabriel Byrne) vor allem auf den Zusammenhalt der Familie bedacht ist, verarbeiten die Kinder Peter (Alex Wolff) und Charlie (Milly Shapiro) den Tod der Großmutter jeweils auf ihre Weise -doch weitere Schicksalsschläge stehen ihnen allen erst noch bevor...

                    Nachfolgend Spuren von Spoilern:

                    In "Hereditary" - das macht schon die Eröffnungsszene deutlich - steht die Konstruktion der eigenen Wirklichkeit im Vordergrund. Annie setzt dies ganz konkret um, in dem sie Modelle baut, die ihrer Lebenswelt nachempfunden sind. Dabei lassen sich die Puppenhäuser als Metapher für Annies psychische Störungen deuten, welche dazu führen, dass sie zwischen Wahn und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden kann und sich ihre eigene Realität erschafft. Gleichzeitig veranschaulichen die Modelle jedoch auch, dass die Grahams in ihrer Freiheit stark eingeschränkt sind und sich wie Marionetten dem Willen der Großmutter beugen müssen, die noch aus dem Jenseits heraus die Fäden zieht.

                    Religiöser Kult und Dämonenbeschwörungen stehen in diesem Zusammenhang stellvertretend für diesen Wahn, dem Annies Mutter verfallen ist und der nun auch von ihr und ihren Kindern Besitz ergreift. Während Annie und ihre Tochter Charlie häufiger in direktem Kontakt mit der psychisch gestörten Großmutter standen, war ihr Einfluss auf Steve und Peter wesentlich geringer. Aus diesem Grund erweist sich Steve als Einziger in der Familie als immun gegen die Krankheit des Geistes, während es bei Peter zumindest längere Zeit dauert, bis auch er angesteckt ist.

                    Auf schmerzhafte Weise führt Asters Film vor Augen, dass psychische Krankheiten sich ebenso rasch verbreiten können wie ein Grippevirus. Besonders dann, wenn es Betroffene innerhalb der eigenen Familie gibt. Zwar versucht Steve als Familienvater ein in sich ruhender Gegenpol zu seiner von ihrer Mutter angesteckten Frau zu sein, doch irgendwann ist der Punkt erreicht, da auch er den grauenvollen Entwicklungen in der Familie nicht mehr entgegen treten kann.

                    "Hereditary" beginnt als düsteres Familiendrama und entwickelt sich mit fortschreitender Laufzeit immer mehr zum schaurigen Okkulthorror. Asters Inszenierung ist durchaus sperrig, nicht jeder Zuschauer wird deshalb einen Zugang zur Geschichte finden. Entscheidend wird deshalb auch sein, wieviel jeder Einzelne etwa aus den langen Kameraeinstellungen der Puppenhäuser mitnehmen kann, die allein bereits die Handlung vorwegerzählen. "Hereditary" ist eben keine Fahrt mit der Geisterbahn, bei der hinter jeder Ecke ein Jumpscare lauert. Vielmehr speist sich der Horror hier aus einer psychologischen Ebene, die so tief reicht wie die Wurzeln eines Stammbaums.

                    Als lobenswert erweist sich in jedem Fall das hervorragende Setdesign. Das Holzhaus am Waldrand, welches die Familie bewohnt, sowie dessen Umgebung werden excellent in Szene gesetzt. Durch ungewöhnliche Kameraperspektiven in Verbindung mit der rechtwinkligen Architektur entsteht von Beginn an ein Gefühl des Unbehagens und der Isolation. Aster kreiert damit gewissermaßen einen starken Gegenentwurf zum Overlook-Hotel aus "Shining" (1980), dessen Architektur Stanley Kubrick einst auf ähnlich geniale Art für den Horror im Inneren zu nutzen wusste. Neben den Sets und der Kameraarbeit ist außerdem das effektive Sounddesign zu loben. Knarrende Dielenbretter, knisterndes Kaminfeuer und nächtliches Rascheln werden dabei nur noch von dem gänsehautbereitenden Einsatz eines Zungeschnalzens übertroffen.

                    Auch die Darstellerriege liefert durch die Bank starke Leistungen. Angeführt von einer oscarwürdig agierenden Toni Collette als vom Wahnsinn ergriffene Mutter, über die souveränen Ann Dowd und Gabriel Byrne bis hin zu den zwei ausgezeichneten Jungdarstellern Milly Shapiro und Alex Wolff, die die wechselnden Emotionen ihrer von einer Extremsituation in die nächste geworfenen Figuren jederzeit glaubhaft transportieren können.

                    So ist "Hereditary" ein wahrhaft schockierender Tanz auf dem Rand zwischen Vorstellung und Realität, gleichsam aufwühlendes Familiendrama wie mit Spitzen schwarzen Humors angereichertes Lehrstück über Geisteskrankheit. Ein furchteinflößender Abstieg in die verborgenen Winkel der menschlichen Seele.

                    20
                    • 4 .5

                      Sieben, acht - schlaf nicht ein bei Nacht

                      In "Freddy vs. Jason" stehen sich die beiden Slasher-Ikonen zum ultimativen Duell gegenüber. Das lang erwartete Aufeinandertreffen unter der Regie des überforderten Ronny Yu wird jedoch zu einer inhaltsleeren Metzelorgie, der es erheblich an cleveren Ideen mangelt und die kaum mehr als brauchbaren Fanservice bietet.

                      Der Serienmörder Freddy Krüger (Robert Englund) ist in Vergessenheit geraten. Zu schwach, um selbst wieder aktiv werden zu können, bedient er sich des Schlächters Jason Voorhees (Ken Kirzinger), um an neues Frischfleisch zu gelangen. Schon bald jedoch muss Krüger erkennen, dass sich der Killer vom Crystal Lake nicht so leicht kontrollieren lässt, sodass zwischen ihnen ein Kampf um die Seelen seines Heimatortes entbrennt...

                      Ein Crossover der beiden Genregrößen war schon lange ausgemachte Sache, ein Skript dazu längst verfasst. Die zuständige Produktionsfirma New Line Cinema verfügte jedoch zu Beginn des neuen Jahrtausends nicht über die nötigen finanziellen Mittel, um dieses Vorhaben auch tatsächlich umzusetzen. Man hatte alles Geld in ein äußerst waghalsiges Projekt gesteckt - der durch Splatterfilme wie "Braindead" (1992) bekannt gewordene Peter Jackson sollte in Neuseeland eine Fantasytrilogie in Angriff nehmen...
                      Erst nach dem überwältigenden Erfolg, der darauf folgte, besaß New Line Cinema wieder die Finanzkraft, um das Treffen der Horrorgiganten zu bewerkstelligen. Unglücklichlicherweise war der dafür vorgesehene Regisseur Guillermo del Toro allerdings inzwischen abgesprungen. So wurde Ronny Yu kurzerhand als Ersatz verpflichtet.

                      Das enorme Potenzial seiner Figuren weiß der neue Regisseur leider zu keiner Zeit auszunutzen. "Freddy vs. Jason" befasst sich viel zu lange mit fadem Teeniekram und zögert das titelgebende Duell viel zu lange hinaus. Die haarsträubenden Dialoge um die üblichen Sex- und Kifferklischees fallen dabei ebenso negativ ins Gewicht wie die schwachen Darstellerleistungen von Monica Keena, Jason Ritter, Kelly Rowland und Co. Nicht einmal mit einem wirklich interessanten Final-Girl kann dieser Film aufwarten. Stattdessen werden immer wieder Handlungsstränge wie jener um den Mord an der Mutter der Protagonistin und das Ruhigstellen zahlreicher Kinder mithilfe von Schlafmedikation angerissen, ohne diese konsequent weiterzuverfolgen.

                      Wesentlich aufregender wird es dann, wenn Freddy und Jason endlich so richtig von der Leine gelassen werden und ihr infernalisches Blutbad starten können. Zwar werden die Kräfte der Beiden hier nie richtig definiert, sodass sie zuweilen durchs Bild hüpfen wie Superhelden in einem Marvelfilm, doch liegt in diesem Nonsens zumindest noch ein gewisser Unterhaltungswert. Ihr Schlagabtausch ist jedoch bei Weitem nicht originell genug, um echte Begeisterungsstürme hervorzurufen - Feuer gegen Wasser stellt hier schon den Gipfel des Ideenreichtums dar. Erstaunlich ist zudem, wie sehr die Computereffekte den handgemachten Effekten der älteren "Nightmare" Filme unterlegen sind. Allein dadurch geht schon ein Großteil der Stimmung verloren.

                      "Mehr Freddy! Mehr Jason!" möchte man den Machern angesichts des nervigen Teeniegeblubbers permanent zurufen. Glücklicherweise ist dieses Crossover bei all seinen Schwächen trotzdem noch kurzweilig genug, um nicht als völliges Desaster zu enden.

                      13
                      • 3 .5

                        Sieben, acht - schlaf nicht ein bei Nacht

                        Nach dem katastrophalen sechsten Teil kehrte Wes Craven erneut auf den Regiestuhl zurück, um Freddy Krüger doch noch einen würdevollen Abgang zu bereiten. "Freddy's New Nightmare" versteht sich dabei weniger als Sequel, sondern ist vielmehr ein Spiel mit den Metaebenen. Craven gelingt es zwar erfolgreich, die Reihe aus der Schmuddelecke zu holen und abermals einen hochwertig inszenierten Horrorfilm vorzulegen, sein Meta-Experiment erweist sich jedoch auch als äußerst langatmig und extrem umständlich erzählt.

                        Die Schauspielerin Heather Langenkamp wird durch einen Stalker belästigt, der sie mit Telefonanrufen terrorisiert, in denen er den berühmten Kinderreim aus den "Nightmare" Filmen aufsagt. Unterdessen bereitet Regisseur Wes Craven einen weiteren Ableger des Franchise vor und möchte Heather abermals als Hauptdarstellerin gewinnen - da werden zwei Special Effects Mitarbeiter am Set durch den Prototypen der neuen Klingenhand getötet. Ist das teuflische Pizzagesicht etwa wieder zurückgekehrt?

                        "Freddy's New Nightmare" fühlt sich über weite Strecken wie ein nicht ausgereifter Brückenschlag zwischen der "Nightmare" Reihe und Cravens darauffolgendem Horrorfranchise, den "Scream" Filmen, an. Die verschiedenen Metaebenen greifen hier längst noch nicht so geschickt ineinander, vielmehr fühlt sich gerade die erste Hälfte bisweilen wie ein Making-Of der Reihe an. Entsprechend zäh und spannungsarm gestaltet sich dieser siebte Teil. Allzu lange hält sich der Film mit den Befindlichkeiten der sich selbst spielenden Rückkehrer um Langenkamp, Englund, Craven und Shaye auf. Als Blick hinter die Kulissen einer solchen Produktion ist das weder witzig noch unterhaltsam, für Horror derweil nicht atmosphärisch und gruselig genug, zumal Freddy Krüger hier lange Zeit über kaum in Erscheinung tritt.

                        Darüber hinaus lässt Craven im Bezug auf das Metaspiel zahlreiche Chancen ungenutzt. Wieviel interessanter wäre etwa ein Duell zwischen Robert Englund und seinem Alter Ego Freddy gewesen? Oder aber ein Film, in dem Englund beeinflusst durch seine Rolle dem Wahnsinn verfällt und selbst zum Killer wird? So aber bleibt hier Vieles beim Alten, wenngleich Krüger nun wieder der finstere Dämon und nicht mehr der sprüchereißende Clown mancher Vorgänger ist und auch in Maske und Kostüm deutlich verändert wurde.

                        Insgesamt ist "Freddy's New Nightmare" ein recht einfallsloser Kommentar auf die Entwicklung des Franchise und des Horrorgenres im Allgemeinen. Erst im letzten Akt erhöht sich sowohl Freddys Präsenz, als auch der generelle Fantasyanteil des Films. Das solide Finale kann allerdings nicht dafür sorgen, dass dieser siebte Teil sich rückblickend nach mehr als einem verunglückten Vorläufer von "Scream" anfühlt.

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                          Fünf, sechs - nimm dein Kruzifix

                          Früher oder später musste es ja so kommen. Nachdem sich die Abwärtsspirale der Reihe schon in den Vorgängern mehr und mehr abzeichnete, ist dieser Teil nur noch als vergessenswerter Schund zu bezeichnen. Der als Abschluss geplante und in aller Eile gedrehte "Nightmare 6" ist profitbasiertes Produzentenkino ohne Herz und Verstand. Freddys Finale gerät zum furchtbaren Fiasko.

                          Mittlerweile hat der Killer mit den scharfen Fingern sämtliche Kinder seines Heimatortes Springwood ins Grab gebracht. Da taucht in einem Asylantenheim ein unbekannter Mann (Shon Greenblatt) auf, der angibt, sein Gedächtnis verloren zu haben. Als sich Freddy Krüger auf die Jagd nach dem Mann begibt, stellt sich ihm die Sozialarbeiterin Maggie (Lisa Zahn) zu einem letzten Duell...

                          Wechselten sich bei den Vorgangerfilmen noch aufstrebende Jungregisseure ab, übernahm diesmal aus Mangel an Alternativen die Produzentengehilfin Rachel Talalay die Verantwortung. Konnten zahlreiche Mängel zuvor noch durch die individuelle Handschrift der Regisseure übertüncht werden, so liegen nunmehr alle Defizite des Films für das Publikum offen. Diese beginnen bereits bei der Entscheidung, auf Blut und Metzeleien weitestgehend zu verzichten, um eine niedrigere Alterseinstufung als die der Vorgänger zu erreichen und somit höhere Einnahmen zu generieren. Auf diese Weise bekommt Freddy gewissermaßen die Krallen gestutzt.

                          Auch die Handlung knüpft nicht mehr an die Erzählstränge der Vorgänger an, sondern bietet stattdessen eine vollkommen krude Geschichte um Freddys Tochter, die den Ereignissen aus den anderen Teilen in manchen Punkten sogar deutlich widerspricht. Nicht einmal die Anforderungen für guten Trash erfüllt "Nightmare 6" noch, ist diese unausgegorene Peinlichkeit doch weder kurzweilig noch irgendwie witzig. Krüger lässt Häuser durch den Weltraum fliegen, treibt Schabernack mit einem Gehörlosen und imitiert in einer fassungslos machenden Videospiel Sequenz den Roadrunner. Da können auch Cameos von Johnny Depp und Alice Cooper die Würde dieses grausig schlechten Machwerks nicht wiederherstellen, zumal der inhaltliche Murks auch noch mit scheußlichen 3D Effekten übergossen wird.

                          Einen Punkt gibt es für den tapferen Robert Englund - mehr hat dieser Streifen nun wirklich nicht verdient.

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                            Fünf, sechs - nimm dein Kruzifix

                            Mit dem fünften Teil der "Nightmare" Reihe geht es im Vergleich mit dem direkten Vorgänger wieder ein wenig bergauf. Die Videoclip Optik weicht hier wieder einer etwas düsteren Gruselatmosphäre. Freddy Krüger ist zwar immer noch der Sprücheklopfer, gleichzeitig stellt das kindermordende Pizzagesicht jedoch auch endlich wieder eine echte Bedrohung dar.

                            Alice (Lisa Wilcox) erwartet von ihrem Freund Dan (Danny Hassel) das erste Kind. Als ihr Freddys Mutter Amanda im Traum begegnet, um die werdende Mutter vor der Rückkehr ihres dämonischen Sohnes zu warnen, ahnt Alice noch nicht, welche Rolle ihr Ungeborenes in den perfiden Plänen des Killers spielen soll...

                            Wenn jemals so etwas wie eine innere Logik der Reihe existierte, wird diese spätestens mit dieser Fortsetzung komplett über Bord geworfen. Schlaf- und Wachphasen lassen sich zu keiner Zeit mehr voneinander abgrenzen, stattdessen wirkt "Nightmare 5" nun wie ein einziger langer Alptraum aus der Freddy-Hölle. Die Handlung greift dabei den aus dem dritten Teil bekannten Erzählstrang um Krügers Mutter wieder auf und schildert die Vergewaltigung der Nonne durch hundert Wahnsinnige sowie die Geburt ihres unmenschlichen Sohnes. Dies führt zu einigen der beklemmendsten Momente der Reihe seit Wes Cravens Original, bei denen der Horrorklassiker "Das Omen" (1976) wohl als wichtigste Inspirationsquelle gedient haben dürfte.

                            Generell stehen in "Nightmare 5" auch wieder mehr zwischenmenschliche Konflikte im Vordergrund, was allein schon dem Umstand geschuldet ist, dass anders als noch im Vorgänger hier wieder Eltern und Polizei involviert sind. Dementsprechend werden aus den früheren Teilen bekannte Themen wie Vernachlässigung, Alkoholsucht und Scheidungskrieg erneut aufgegriffen und nun um das Thema Schwangerschaft mit all den damit verbundenen Ängsten ergänzt.

                            Lobenswert ist diesmal auch das kreative Set-Design, welches neben dem finsteren Anstaltsgebäude in dem die Vergewaltigung Amanda Krügers stattfindet und einer Kirche im Gotischen Stil in der Krüger seine Wiederauferstehung feiert, auch einen Ausflug in die Welt M.C. Eschers inklusive unmöglicher Treppen beinhaltet. Allein schon durch solche Hintergründe entwickelt "Nightmare 5" spürbar mehr Schauerstimmung als dies der Vorgänger vermochte.

                            Die Schwangerschaft der Protagonistin als Thema allein vermag jedoch nicht zu kaschieren, dass die Geschichte Freddy Krügers im Grunde längst auserzählt ist. So fühlt sich der fünfte Teil der Reihe statt eines Überwechselns in sichere Fahrwasser eher wie das letzte Luftholen vor dem kommenden Untergang an.

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                              Kenduskeag 29.10.2018, 20:23 Geändert 29.10.2018, 20:35

                              Drei, vier - schließ ab deine Tür

                              Mit dem vierten Teil der "Nightmare" Reihe offenbart das Franchise bereits deutliche Abnutzungserscheinungen. Der Film unter der Regie des Finnen Renny Harlin, der später u.a. mit "Stirb langsam 2" (1990) und "Cliffhanger" (1993) im Actionsegment von sich hören ließ, entpuppt sich als bloße Aneinanderreihung von Krüger Auftritten, die nur lose durch eine abstruse Handlung miteinander verbunden werden.

                              Der Gedanke daran, dass Freddy Krüger immer noch existieren könnte, lässt Kristen (Tuesday Knight) einfach nicht los. Ausgelöst durch den Urinstrahl eines Hundes (!) entsteigt das dämonische Pizzagesicht seinem Grab und knöpft sich die letzten lebenden Elm Street Kinder nacheinander vor. In ihrer Verzweiflung überträgt Kristen ihre Fähigkeiten auf ihre Freundin Alice (Lisa Wilcox), wodurch sie eine folgenschwere Kettenreaktion in Gang setzt...

                              "Nightmare 4" fühlt sich über weite Strecken wie die typische Schnellschuss-Fortsetzung an, die hauptsächlich aufgrund des sicheren Profits gedreht wird. Und tatsächlich erwies sich dieser Teil mit einem Einspiel von knapp 50 Mio. sogar als der bis dato einnahmenstärkste. Von Horror oder Grusel kann hier indes kaum noch die Rede sein, vielmehr ist dieser Ableger der Reihe nun endgültig eine auf Robert Englund zugeschnittene Geisterbahnfahrt mit zahlreichen abgestandenen Kalauern. Die rudimentäre Handlung dient dabei lediglich dem Zweck, Altlasten in Form der aus dem Vorgänger bekannten Figuren loszuwerden und die sich vom Mauerblümchen zur Herrin der Träume mausernde Alice als neue Gegenspielerin Krügers zu etablieren. Dementsprechend hoch fällt diesmal auch der Bodycount aus.

                              Wenn die Teenies alle paar Minuten einen der ihren am Grab betrauern, während Polizei und Eltern für die mysteriöse Mordserie dem Anschein nach kein Interesse aufbringen können, dann ist das mit "lächerlich" noch wohlwollend umschrieben. Unentwegt stellt sich das Gefühl ein, Ideen aus den ersten drei Teilen in nur noch leicht abgewandelter Form erneut vorgesetzt zu bekommen. Krügers Tötungsmethoden sind dementsprechend auch längst nicht mehr so fantasievoll wie noch im direkten Vorgänger (Ausnahme: Verwandlung im Kafka-Stil).

                              Die Inszenierung hat etwas von Videoclip Ästhetik, sodass man eigentlich nur noch darauf wartet, dass Krüger sich in weiße Tücher hüllt und beginnt "Take my breath away" zu trällern. Während die aus dem Vorgänger bekannten Figuren (Kristen wird nun von Tuesday Knight statt von Patricia Arquette verkörpert) allzu rasch aus der Geschichte verschwinden, erweisen sich die neu eingeführten Charaktere als farblos und eindimensional. Aufgrund der vorhersehbaren Episodenhandlung will sich darüberhinaus auch keine großartige Spannung einstellen.

                              Wo der zweite Teil noch ein Risiko einging, dabei aber an seinen eigenen Unzulänglichkeiten scheiterte, ist "Nightmare 4" nur noch ein uninspiriertes Abziehbild seiner Vorgänger und damit nur noch für hartgesottene Krüger Fans zu empfehlen.

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                                Drei, vier - schließ ab deine Tür

                                Mit "Nightmare 3" kehrt das Franchise um den Killer, der seine Opfer im Schlaf ermordet, nach dem mutigen, aber reichlich verunglückten zweiten Teil in vielerlei Hinsicht zu seinen Wurzeln zurück. Gleichzeitig erfährt der Mythos Freddy Krüger jedoch auch einige sinnvolle Erweiterungen.

                                Die jugendlichen Insassen einer Anstalt für Schwererziehbare werden Nacht für Nacht von furchtbaren Alpträumen geplagt. Als Nancy (Heather Langenkamp) herausfindet, dass es sich bei den Jugendlichen um die letzten Kinder der Elm Street handelt, entwickelt sie einen Plan, um Freddy Krüger endgültig zur Strecke zu bringen...

                                Um den dritten Teil der "Nightmare" Reihe verstehen zu können, ist es nicht erforderlich, den direkten Vorgänger gesehen zu haben. Vielmehr knüpft der Film an die Geschehnisse aus Wes Cravens Original an und holt im Zuge dessen auch einige aus dem Erstling bekannte Figuren zurück. Auch das Motiv der Kinder, die für die Schuld ihrer Eltern bezahlen müssen, wird hier wieder aufgegriffen, nachdem es im zweiten Teil einer Erzählung über unterdrückte Homosexualität gewichen war. In ihrer Tonalität hingegen grenzt sich Chuck Russells Regiearbeit deutlich von beiden Vorgängern ab. "Nightmare 3" ist weniger auf puren Horror ausgelegt, sondern geht eher in die Richtung eines schwarzhumorigen Fantasy-Grusel-Abenteuers.

                                Freddy Krüger ist nunmehr deutlich präsenter als noch in den Vorgängern und agiert mit der diabolischen Freude eines Horrorclowns. Seine dreckigen Pointen passen dabei hervorragend zu den kreativen Methoden, mit denen Krüger seinen Opfern hier ihr Ende bereitet (Puppenhaus, Marionette, Fernseher etc). Diese Weiterentwicklung der Figur wirkt jedoch zu jeder Zeit stimmig und steht bei allen Unterschieden nicht im Missverhältnis zu seinen Auftritten in den Vorgängern.

                                Das Figurenensemble ist diesmal recht groß, alle erhalten jedoch genug Screentime, um ihren Charakteren ausreichend Profil zu verleihen. Besonders die Entwicklung von Nancy und das erneute Aufgreifen des Konflikts mit ihrem Vater erweist sich als sinnige Fortführung. Die anderen Jugendlichen der Elm Street werden hingegen zumeist auf eine Eigenschaft reduziert, die im Kontext der Konfrontation mit Krüger allerdings jedes Mal auf gelungene Weise aufgegriffen wird.

                                Die Erzählung ist wieder temporeicher, wirkt längst nicht mehr so unentschlossen wie noch im Vorgänger und läuft letztlich in zwei gleichsam spannenden Handlungssträngen auf das große Finale zu. Darüber hinaus überzeugen auch die Darsteller um eine gereifte Heather Langenkamp, die junge Patricia Arquette und den erneut sehr spielfreudigen Robert Englund.

                                So ist "Nightmare 3" tatsächlich mal eine Fortsetzung, die mit dem Original mithalten kann, ohne dabei zur plumpen Kopie zu verkommen.

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                                  Eins, zwei - Freddy kommt vorbei

                                  Fortsetzungen bieten heutzutage für gewöhnlich ein Mehr vom Gleichen. Wagnisse werden nur noch in den seltensten Fällen eingegangen, schließlich möchte man etwaige Fans des Erstlings ja nicht vergraulen. Dass "Nightmare 2" das Risiko scheuen würde, kann man dem Film unter der Regie von Jack Sholder allerdings kaum vorwerfen. Die Schwächen dieser Fortsetzung liegen in anderen Bereichen.

                                  Eine neue Familie ist Jahre nach den schrecklichen Ereignissen des ersten Teils in das Haus Nummer 1428 der Elm Street gezogen, Freddy Krüger ist nur noch eine verblassende Erinnerung. Da wird Jesse (Mark Patton), der sensible Sohn der Familie, kurz nach dem Einzug von grauenhaften Alpträumen heimgesucht...

                                  Stand der Killer mit dem Pizzagesicht im ersten Teil der Reihe noch stellvertretend für die Schuld der Eltern, so wählen Sholder und sein Team diesmal einen gänzlich anderen Ansatz. Krüger ist nun nicht mehr ausschließlich auf der Traumebene aktiv, sondern möchte einen Weg in die wirkliche Welt finden. Der junge Jesse dient ihm bei diesem Unterfangen gewissermaßen als Wirt. Krüger bedient sich seines Körpers, um seine furchtbaren Taten durchführen zu können.

                                  Der äußerst feminin porträtierte Jesse- das wird in mehreren Szenen überdeutlich - unterdrückt seine eigene Sexualität. Er fühlt sich zu Männern wie dem sportlichen Ron hingezogen, kann diese Neigung in einem konservativen Umfeld jedoch nicht offen ausleben. Insbesondere sein Vater wird immer wieder als strenger Patriarch charakterisiert, der keine Grenzüberschreitungen seitens seines Sohnes duldet. Jesses Träume sind dementsprechend immer wieder homoerotisch aufgeladen - so sehr, dass es geradezu grotesk wird, wenn etwa sein Sportlehrer unter der Dusche von Freddy Krüger den nackten Hintern versohlt bekommt.

                                  Ein wenig subtiler gerät da schon Jesses Coming Out. In einer starken Body-Horror Szene, die in der Qualität ihrer Effekte durchaus mit "American Werewolf" (1981) mithalten kann, bricht Krüger im wahrsten Sinne des Wortes aus dem jungen Mann heraus. Zuvor ließ schon die Verwandlung von Jesses Zunge beim Liebesspiel mit seiner Schein-Freundin Lisa erkennen, dass er dem weiblichen Geschlecht weniger zugeneigt ist.

                                  Zum Schluss jedoch wirft "Nightmare 2" all dies wieder über den Haufen. Jesses durch Krüger verkörperte Homosexualität wird vernichtet und die heterosexuelle Liebe als einzig wahrer Ausweg aus dem Leiden gefeiert. Ein Bekenntnis im Stile von "Ich bin schwul - und das ist auch gut so" wäre wohl deutlich passender gewesen. So fühlt sich diese Fortsetzung doch reichlich inkonsequent an.

                                  "Nightmare 2" besitzt ein eher schleppendes Erzahltempo und verliert den direkten Vergleich mit dem Vorgänger auch im Bezug auf Atmosphäre und Grusel deutlich. Unter dem sich im Kreis drehenden Plot um Jesses unterdrückte Homosexualität leidet die Spannung doch ganz erheblich. Dafür darf Robert Englund hier immerhin schon ein paar Späße mehr treiben. Seine Spielfreude sowie einige hochwertige Effekte retten diese Fortsetzung schließlich vor dem Totalausfall.

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                                    Eins, zwei - Freddy kommt vorbei

                                    Wes Cravens Kultklassiker um den Killer mit der Messerhand ist zweifellos als Meilenstein des Slasher-Kinos zu bezeichnen. "A Nightmare on Elm Street" unterscheidet sich vor allem durch seine Vermischung von Traum und Wirklichkeit maßgeblich von anderen Genrevertretern jener Zeit. Freddy Krüger ist nicht der typische Teenie Schlitzer, sondern die Verkörperung all dessen, was die erwachsenen Charaktere des Films zu verdrängen versuchen.

                                    In dem Mann mit dem dunklen Hut und dem gestreiften Pullover manifestiert sich gewissermaßen die Schuld, die die Eltern der Elm Street durch ihren grausamen Akt der Selbstjustiz auf sich genommen haben, als sie dem Kindermörder nach seiner Freisprechung ein qualvolles Ende bereiteten. Während die Erwachsenen nun immerzu schlafen wollen und sich damit in Vertuschung und Verleugnung flüchten, wollen die Kinder stets wach bleiben, um das schreckliche Geheimnis ans Tageslicht zu bringen.

                                    Dieser Kampf zwischen Wahrheit und Lüge tobt am heftigsten in der Protagonistin Nancy. Sie steht vor der schwierigen Entscheidung, wählen zu müssen - zwischen dem, was real ist, und dem, was ihre Eltern ihr vorgaukeln wollen. Nancy lebt zunächst noch in dem irrsinnigen Glauben, dass ihre Familie vollkommen heil und intakt ist. Alsbald jedoch beginnt diese Fassade zu bröckeln. Ihre Eltern sind geschieden, sprechen kein Wort mehr miteinander. Während ihr Vater sich von Frau und Tochter abgewandt hat, sich ganz in seine Arbeit stürzt und Nancy dabei sogar als Lockvogel missbraucht, ist ihre Mutter mit der Erziehung komplett überfordert und darüber hinaus schon längst dem Alkohol verfallen. In Nancys Träumen über Freddy Krüger bricht sich nun Bahn, was sie bei Tage vor ihrer Umwelt verbergen möchte.
                                    Dies steigert sich bis hin zum Finale, in dem Krüger gezielt Nancys Mutter attackiert. Die zuvor unterdrückte Wut Nancys wird an dieser Stelle nun vollkommen offenbar. Dass ihre Mutter sich ihrer Schuld bekennt, kann jedoch nur der Anfang sein. Allmählich müssen alle Beteiligten ihre Sünden eingestehen, um Erlösung zu erfahren. Dass solche christlichen Motive in "A Nightmare on Elm Street" eine zentrale Rolle spielen, zeigt sich allein schon darin, dass Nancy immer wieder Kraft im Gebet sucht und bei Angst und Gefahr stets ihr Kruzifix umklammert hält, während die Erwachsenen keinerlei Anzeichen von Religiösität zeigen.

                                    Freddy Krüger selbst steht derweil außerhalb dieses Gefüges. Er ist einerseits Täter, andererseits aber auch Sündenbock für die Taten Anderer. Als Jemand, der aufgrund seiner pädophilen Neigung am gesellschaftlichen Rand steht, ist er das ideale Opfer, dem die eigenen Sünden aufgeladen werden können. Im Unterbewusstsein der Kinder existiert Krüger jedoch auch nach seinem Tod weiter, um an seinen Peinigern grausame Rache nehmen zu können.

                                    "A Nightmare on Elm Street" bietet zahlreiche interessante psychologische Ansätze, vertieft diese allerdings nicht immer konsequent. Überzeugend ist auch heute noch das Wechselspiel zwischen Traum- und Realitätsebene und einige daraus resultierende Effekte - wie etwa die grandiose Badewannen-Szene. Auch in Sachen Atmosphäre und Spannungsaufbau weiß der Film immer noch zu gefallen. Deutlich schwächer sind derweil die Leistungen der Darsteller. Heather Langenkamp meistert die anspruchsvolle Aufgabe, den Film über weite Strecken alleine tragen zu müssen, nicht gerade in Perfektion. Und auch ein ganz am Anfang seiner Karriere stehender Johnny Depp ist noch weit entfernt von seinem späteren Charisma. Robert Englund hat indes gar nicht so viel Screentime und agiert hier eher im Stile eines Kastenteufels, der nur von Zeit zu Zeit hervorspringt. Der Mythos um seine Performance gründet wohl eher in der Gesamtbetrachtung der Reihe.

                                    So ist der erste Teil der "Nightmare"-Reihe ein Pionier des Genres mit einigen intelligenten Ideen, der nach wie vor schaurig-schöne Abendunterhaltung bietet.

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                                      Kenduskeag 27.10.2018, 13:41 Geändert 27.10.2018, 14:09

                                      Herbstlaub auf den Straßen, im Kerzenschein leuchtende Kürbisse in den Fenstern, verkleidete Kinderscharen, die von Haus zu Haus ziehen - wieder einmal ist Halloween in der Kleinstadt Haddonfield, wieder einmal kehrt Michael Myers zurück!

                                      Seit 40 Jahren ist der berüchtigte Killer mit der weißen Maske Gefangener einer psychiatrischen Anstalt. Mit Niemandem wechselt er ein Wort, harrt mit stoischer Ruhe jener Stunde, da sich eine Möglichkeit zur Flucht ergibt. Als diese endlich gekommen ist, sucht er erneut seinen Heimatort auf, um sein grausames Blutbad fortzusetzen. Diesmal allerdings ist Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) auf sein Kommen vorbereitet...

                                      Der neue "Halloween" ignoriert alle bisherigen Fortsetzungen und knüpft stattdessen an die Ereignisse aus dem Original von 1978 an. Dadurch befreien sich die Macher von allerlei erzählerischen Ketten, die sich das Franchise über die Jahrzehnte hinweg selbst angelegt hat. Die Eröffnungsszene in der Psychiatrie und der darauffolgende, äußerst stimmungsvolle Vorspann bilden dann auch sogleich einen sehr vielversprechenden Auftakt. Dieses Niveau vermag der Film zwar im Anschluss nicht durchgängig zu halten, ein durchaus spannender Genrebeitrag ist Regisseur David Gordon Green und seinem Team aber dennoch gelungen.

                                      "Halloween" lässt sich zunächst ausgiebig Zeit, um seine Charaktere einzuführen. Insbesondere Michael Myers und Laurie Strode bringen jedoch von Beginn an einiges an "Gewicht" mit. Der 2018er "Halloween" setzt daher voraus, dass der Zuschauer zumindest Carpenters Original kennt. Während der abermals von Nick Castle verkörperte Michael noch ganz der Alte ist, legt Jamie Lee Curtis ihre Laurie irgendwo zwischen traumatisierter Einsiedlerin und tougher Badass-Oma an. Neben ihrer Tochter und ihrer Enkelin folgen wir außerdem noch einem Journalistenduo, welches dem Mythos des Killers von Haddonfield auf den Grund gehen möchte.

                                      "Halloween" im Jahr 2018 ist wesentlich brutaler als noch vor 40 Jahren, greift Michael hier doch nicht allein zum Küchenmesser, um seine Opfer zu massakrieren. Wirklich gruselig ist das Geschehen allerdings nur selten, auch wenn der Film im Mittelteil immerhin mit einer sehr atmosphärischen Plansequenz aufwarten kann und auch der berühmte Score an einigen Stellen sehr gut zur Geltung kommt. Um permanent kalte Schauder über den Rücken zu jagen, ist "Halloween" dann aber doch nicht subtil genug und setzt zuweilen zu sehr auf bloße Schreckmomente. Erstaunlicherweise gibt es dafür hier und da sogar etwas zu lachen. So etwa in einer Szene, in der sich ein schlagfertiger kleiner Junge mit seiner Babysitterin kabbelt.

                                      Zwischenzeitlich droht das gesamte Projekt ausgelöst durch einen saublöden Twist um Michaels Psychiater dann aber mit Vollgas gegen die Wand zu fahren. Glücklicherweise löst Michael höchstselbst das Problem jedoch alsbald auf seine Art. Deutlich gelungener als diese Plotwendung sind da schon die vielen charmanten Verweise auf die Vorgängerfilme. Wie hier etwa mit der Frage umgegangen wird, ob Michael und Laurie denn nun Geschwister sind, erweist sich als ebenso clever wie die Variation der Balkonszene aus dem ersten Teil. Fans der Reihe wird somit immer wieder Anlass gegeben, in Nostalgie zu schwelgen.

                                      Der neue "Halloween" hat keinen sonderlich innovativen Plot, überzeugt nicht durch neue Ideen am Slasher-Himmel, weiß aber trotz seiner für Genre-Maßstäbe recht langen Laufzeit bis zum großen Finale ganz gut zu unterhalten. So darf Halloween auch im nächsten Jahr gerne wieder auf den 31.Oktober fallen...

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                                        über Still

                                        Regisseur Mike Flanagan (Das Spiel, Spuk in Hill House) liefert mit "Still" einen geradlinigen kleinen Homeinvasion-Thriller, der dieses Subgenre lieber auf den Boden zurückholt, anstatt in neue Höhe vorzudringen - und mit dieser Entscheidung nicht ganz falsch liegt.

                                        Die taubstumme Schriftstellerin Maddie (Kate Siegel) lebt zurückgezogen in ihrem Haus mitten im Wald. Sie unterhält nur wenige soziale Kontakte und konzentriert sich stattdessen voll auf die Fertigstellung ihres aktuellen Romans. Als ein Unbekannter um ihr Haus schleicht, beginnt für Maddie ein Kampf um Leben und Tod...

                                        "Still" geht nach einer kurzen Einführung, die vor allem dazu dient, die Hauptfigur und ihr Handicap kennenzulernen, gleich in die Vollen. Flanagan hält sich nicht mit langen Erklärungen auf oder baut unnötige Nebenhandlungen ein, sondern setzt von Beginn an auf das zentrale Duell zwischen Maddie und dem Einbrecher. Bemerkenswert dabei ist, dass der Antagonist im Gegensatz zu zahlreichen anderen Genrevertretern hier keine übernatürliche Komponente erhält. Der Mann, der nach dem Leben der jungen Autorin trachtet, ist ein "normaler" Typ, nicht das fleischgewordene Böse. Dazu passt auch die mutige Drehbuchentscheidung, den Killer frühzeitig seine Maske ablegen zu lassen und ihm dadurch ein Gesicht zu geben.

                                        Die Bedrohte selbst erweist sich derweil als durchaus widerstandsfähig, wenngleich nicht unbedingt besonders entscheidungsfreudig. Das Handeln der Autorin ist zwar nicht immer nachvollziehbar und auch ihr Gegenspieler stellt sich zeitweise recht dämlich an, doch tut dies der Spannung glücklicherweise keinen Abbruch. Dass eine Person in eine Situation ohne Zugang zu Telefon, Internet oder sonstigen Hilfsmöglichkeiten gerät, liegt ein Stück weit auch einfach in der Natur des Genres.

                                        "Still" ist insgesamt stilsicher inszeniert, hier und da nur etwas zu dunkel geraten. Als besonders wohltuend stellt sich zudem der Verzicht auf Jumpscares und sonstige billige Schockeffekte heraus. Die Einschränkungen der Protagonistin verleihen dem wenig innovativen Plot darüberhinaus eine eigenständige Note.

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                                          Kenduskeag 24.10.2018, 13:02 Geändert 24.10.2018, 13:07

                                          Kaum verwunderlich, dass die Bond-Produzenten durch "Layer Cake" auf Daniel Craig aufmerksam wurden - stellt seine Performance als namenloser Drogendealer doch eine perfekte Blaupause für seine spätere Rolle als 007 dar. Craig hantiert geschickt mit der Waffe, kleidet sich elegant, schlürft Wodka und bekommt (beinahe) auch die Frau ins Bett. Als bloßes Bond-Casting betrachtet, besitzt Matthew Vaughns Regiedebüt deshalb durchaus einen gewissen Reiz. Darüber hinaus hat diese dröge Gangsterposse jedoch so gut wie gar nichts zu bieten.

                                          Der im Abspann nur als XXXX geführte Protagonist (Craig) muss für den Unterweltboss Jimmy (Kenneth Cranham) noch einen letzten Auftrag erledigen, ehe er sich zur Ruhe setzen will. Er soll die verschwundene Tochter des Gangsters Eddie Temple (Michael Gambon) ausfindig machen und zudem einen letzten Drogendeal abwickeln. Doch dieser Auftrag entwickelt sich anders, als von XXXX vorhergesehen...

                                          "Layer Cake" ist ein äußerst dialoglastiges Verwirrspiel um Intrigen und falsche Freundschaften im britischen Drogenmilieu. Die Handlung wird mit zunehmender Laufzeit immer unübersichtlicher, die Umstände des Auftrags dabei immer verworrener. Zudem tritt eine Vielzahl von Figuren auf, die oftmals schon wieder ins Gras beißen, noch ehe ersichtlich geworden ist, welche Bedeutung für die Geschichte sie eigentlich haben. So ist der von Craig verkörperte Protagonist letztlich auch der Einzige, der ein wenig Profil erhält.

                                          Die Story von "Layer Cake" bietet keinerlei Innovation, sondern hält sich krampfhaft an die Koventionen des Genres, während die Struktur der Handlung einem riesigen Flickenteppich gleicht. In Rückblenden wird die Hintergrundgeschichte von Nebenfiguren beleuchtet, ohne dass der Zuschauer überhaupt auf eine solche Erklärung gewartet hätte. Die eigentliche Haupthandlung kommt unterdessen kaum voran, da sich Vaughns Film permanent in diesen vielen Nebenhandlungen verliert.

                                          Humor blitzt hier nur punktuell auf, Action und Spannung sucht man gar gänzlich vergebens. Selbst die Musikauswahl erscheint mitunter deplatziert, wechseln sich doch peppige Rocksounds mit melodramatischen Opernarien ab, sodass der Finger kaum mehr vom Lautstärkenregler weichen darf.

                                          Der Cast des Films ist durchaus prominent, doch weder Sienna Miller oder Tom Hardy, noch Sally Hawkins oder Ben Whishaw tragen großartig etwas zur Handlung bei. Neben Craig bleibt allenfalls noch Michael Gambon im Gedächtnis und selbst der bekommt hier kaum etwas zu tun.

                                          Wer gerne erleben möchte wie Daniel Craig den ersten Schritt zum Agenten Ihrer Majestät machte, kann einen Blick riskieren. Alle Anderen erwartet ein möchtegern-cooler Gangsterstreifen ohne jeden Esprit.

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                                            Kenduskeag 23.10.2018, 12:49 Geändert 23.10.2018, 13:01

                                            Im spanischen Kinderfilm "Das Geheimnis der Murmel-Gang" begibt sich eine Gruppe aus Internatsschülern auf die Jagd nach dem verschollenen Schatz des Schulgründers, der nur mit Hilfe mehrerer bunter Murmeln gefunden werden kann.

                                            In der ersten Hälfte handelt der Film hauptsächlich allerlei Schulklischees ab: Unterdrückung durch fiese Lehrer, Strafmaßnahmen, Mobbing, Mädchen gegen Jungs, Verliebtsein. Bis dahin gestaltet sich "Das Geheimnis der Murmel-Gang" für erwachsene Zuschauer reichlich belanglos. Erst im zweiten Abschnitt nimmt die Handlung dann richtig Fahrt auf. Die Kids entdecken eigentümliche Portale, unterirdische Geheimgänge und einen Friedhof der Kuscheltiere. Von nun an entwickelt sich ein Abenteuer in bester "Goonies"-Manier, bei dem die Gruppe von ihrem einäugigen Direktor verfolgt wird, der es ebenfalls auf den sagenhaften Schatz abgesehen hat.

                                            Visuell gibt es hier überhaupt nichts zu beanstanden; das alte Internatsgebäude und seine Umgebung lassen etwa Erinnerungen an "Harry Potter" aufkommen. Größter Störfaktor sind aus meiner Sicht hingegen die recht platten Dialoge. Begriffe wie "Hackfresse" und "Badboy" empfinde ich in einem Film, der sich vornehmlich an ein Publikum im Grundschulalter richtet, als ziemlich unpassend. Damit einher geht auch ein gewisses Sympathieproblem mit den sehr frechen Hauptfiguren in der schwächeren ersten Hälfte.

                                            "Das Geheimnis der Murmel-Gang" ist weit davon entfernt, das Nonplusultra des Kinderfilms zu sein. Für einen gemütlichen Familienabend auf der Couch kann man allerdings auch schlechtere Wahlen treffen.

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                                              Kenduskeag 18.10.2018, 11:52 Geändert 18.10.2018, 12:05

                                              Basierend auf einer Kurzgeschichte von Washington Irving bannte Regisseur Tim Burton mit "Sleepy Hollow" ein wahrhaft atmosphärisches Schauermärchen auf Zelluloid. Die Geschichte des kopflosen Reiters, der ein kleines Dorf heimsucht, hat dabei ihren Ursprung in der deutschen Sagenwelt und weiß bis heute zu begeistern. So erscheint denkbar, dass die Mär von der schläfrigen Schlucht für die Menschen Mitteldeutschlands einst das war, was den Norddeutschen ihr Schimmelreiter Hauke Haien ist.

                                              1799: In Folge eines traumatischen Erlebnisses in seiner Kindheit hat Ichabod Crane (Johnny Depp) jedweder Religion und damit allem, wofür sein Verstand keine logische Erklärung findet, abgeschworen. Als er jedoch in den kleinen Ort Sleepy Hollow entsandt wird, um eine mysteriöse Mordserie aufzuklären, stößt seine rationale Denkart schon bald an ihre Grenzen...

                                              In Burtons Film trifft der durch Ichabod Crane verkörperte Geist der Aufklärung auf das Unbewusste, das Unerklärliche. Der Protagonist ist sich anfangs vollkommen sicher, dass die Morde einen weltlichen Hintergrund haben, und tut die Warnungen der Dorfobersten um Baltus Van Tassel (Michael Gambon) als abergläubisches Geschwätz ab. Schon nach kurzer Zeit wird Ichabod jedoch in seinem Glauben an die Vernunft erschüttert und muss sich selbst eingestehen, dass es Dinge zwischen Himmel und Hölle gibt, die sich nicht allein durch aufklärerisches Denken erklären lassen.

                                              Der kopflose Reiter stellt dabei die Personifizierung des Unterbewussten, des Instiktiven dar. Sein Handeln erfolgt nicht auf Basis der Vernunft, sondern ist ausschließlich triebhaft. Dazu passen die Szenen, in denen er in seiner Zeit als hessischer Söldner voller Mordlust durch die Reihen seiner Feinde fegt oder später seinem Sexualtrieb folgend einer Frau einen blutigen Kuss gibt. Der Hesse repräsentiert all das, was die Bewohner des Ortes mit aller Macht zu verdrängen suchen: Ihre Intrigen, ihre Habgier, ihre Wollust.

                                              Darüber hinaus lässt Burton quasi im Vorbeigehen sehr geschickt den historischen Kontext miteinfließen. Ichabod Crane ist dabei der typische Yankee mit alttestamentlichem Namen, der als Außenstehender in die Lebenswelt der niederländischen Siedler eindringt. Das Misstrauen der Dorfbewohner gegenüber dem Fremden erweist sich als ebenso groß wie die Furcht vor dem Kopflosen. Unterschwellig ziehen sie sogar eine Verbindung zwischen der Mordserie und dem Auftauchen des ihnen unbekannten Ermittlers. Diese Angst vor dem Fremden ist zweifellos ein Motiv, das heute noch genauso aktuell ist wie im ausklingenden 18. Jahrhundert.

                                              "Sleepy Hollow" funktioniert allerdings nicht nur als Gruselmärchen, in dem sich Verstand und Unbewusstes gegenüber stehen, sondern ist auch ein fesselnder Krimi. Die ganze Zeit über steht nämlich den Fantasieanteilen zum Trotz die klassische Whodunit-Frage im Raum. Auf diese Weise verbindet sich der Horror um den kopflosen Reiter letztlich doch noch mit einem ganz irdischen Verbrechen. Bezeichnenderweise ist es dabei ausgerechnet der Fremde Ichabod, der trotz seines in seinen Grundfesten erschütterten Weltbilds einen kühlen Kopf bewahrt, während die Einheimischen ihren - im wahrsten Sinne des Wortes - verlieren.

                                              Dank eines hervorragenden Casts um Johnny Depp, Michael Gambon, Christina Ricci und Miranda Richardson, der selbst noch in kleinen Nebenrollen um Größen wie Christopher Walken und Christopher Lee ergänzt wird, sowie einer dynamischen Erzählweise und einer skurril-finsteren Geschichte, der Tim Burton unverkennbar seinen Stempel aufdrückt, ist "Sleepy Hollow" ein schaurig-schönes Vergnügen mit durchaus komplexen Untertönen.

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                                              • Kenduskeag 17.10.2018, 16:04 Geändert 17.10.2018, 16:05

                                                Ich glaube, euch ist ein kleiner Fehler unterlaufen. Die Folge, die ihr am Ende meint, heißt "Schlafwandler" (The Sleepwalker im Original) und nicht "Der Vater und die Puppe".

                                                Find ich auf jeden Fall super, dass sich RTL 2 zum Jubiläum überhaupt hat etwas einfallen lassen. Dafür werde ich trotz geschnittener Folgen und nerviger Werbeunterbrechungen dann auch einschalten. Schade natürlich, dass Jonathan Frakes oder alternativ James Brolin nicht dabei sind.
                                                Den 4.11. kreuz ich mir mal direkt im Kalender an ;)

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                                                  Als Regisseur ebenso erfolgreich zu sein wie als Darsteller, gelingt in Hollywood nur den Allerwenigsten. Im eigenen Film die Hauptrolle zu übernehmen und dabei dann auch tatsächlich doppelt abzuliefern, ist noch seltener.

                                                  Ben Affleck schafft diesen Spagat. Sein "The Town" ist eine fesselnde Mischung aus Heist Movie und Milieustudie. Erzählt wird die Geschichte des Bankräubers Doug MacRay (Affleck) und seiner Bande, die in wechselnder Maskierung die Finanzhäuser Bostons unsicher machen. Alle Bandenmitglieder haben ihre Wurzeln in den Armutsvierteln von Charlestown, kennen sich von Kindesbeinen an und gehen gemeinsam durch dick und dünn. Als sich Doug jedoch in die Bankmanagerin Claire (Rebecca Hall) verliebt, die er bei einem Coup als Geisel genommen hatte, droht das FBI den Freunden auf die Schliche zu kommen...

                                                  Die Handlung von "The Town" stellt keine große Innovation dar. In ähnlicher Form hat man dies alles schon häufiger gesehen. Affleck versteht es allerdings, aus dem Altbekannten das Maximum an Intensität herauzukitzeln. Die Geschichte verfügt über ein gutes Tempo, setzt ihre Highlights genau zur rechten Zeit und weiß auch in den leisen Momenten zu gefallen. Die Actionszenen sind gekonnt inszeniert, bieten stets genug Abwechslung und gipfeln in einem furiosen Finale.

                                                  Die Figurenzeichnung des Films fällt dagegen etwas ab, kommt sie doch ein wenig schablonenhaft daher. Doch auch hier finden sich einige starke Momente - so etwa, wenn sich der schwelende Konflikt zwischen Doug und seinem besten Kumpel Jim (Jeremy Renner) entlädt. Weitere Charaktere wie der leitende FBI Agent (Jon Hamm), der zur Jagd auf die Bande bläst, die eifersüchtige Ex-Freundin (Blake Lively), die für den nächsten Drogentrip fast alles tun würde oder der altgediente Gangsterboss (Pete Postlethwaite), der die Vorgänge in Charlestown von seinem Blumenladen aus kontrolliert, sind hingegen nur grob skizziert. Die hochkarätigen Darsteller, die selbst noch in den kleinen Nebenrollen auftreten, machen diesen Makel jedoch wieder wett.

                                                  "The Town" erfindet das Rad nicht neu, verpasst ihm aber einen frischen Anstrich. Ein Beleg dafür, dass gelungene Unterhaltung auch nach bewährtem Schema funktionieren kann, wenn man die richtigen Leute vor und hinter der Kamera hat.

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                                                    Drehbuchautor Larry Cohen entwarf "Final Call" als Gegenstück zum ebenfalls aus seiner Feder stammenden "Nicht Auflegen!" (2002). Handelte es sich bei Letzterem noch um ein klaustrophobisches Kammerspiel in einer Telefonzelle, ist der Protagonist in "Final Call" nun wesentlich mobiler. Ursprünglich gab es sogar Pläne für eine ganze Telefon-Trilogie, die allerdings nie realisiert wurden.

                                                    Der unbedarfte Surferboy Ryan (Chris Evans) erhält auf seinem Handy den Hilferuf einer verzweifelten Frau namens Jessica (Kim Basinger), die angibt, entführt worden zu sein und nun auf einem Dachboden festgehalten zu werden. Kurzerhand entschließt sich Ryan, Jessica zu helfen und die Wahrheit hinter ihrer Entführung aufzudecken...

                                                    Die Handlung von "Final Call" ist schon reichlich hanebüchen. Das beginnt schon damit, dass die entführte Jessica ein wenig an den Drähten eines zerstörten Telefons herumfummelt, welches ihre Entführer um den skrupellosen Ethan (Jason Statham) freundlicherweise auf dem Dachboden zurückgelassen haben und sie sogleich eine Verbindung zu ihrem jugendlichen Retter herstellen kann. Und auch im weiteren Verlauf wirkt der Umgang mit der Handytechnik eher wie schlechte Science Fiction. Allerdings ergeben sich daraus auch immer mal wieder höchst amüsante Szenen, wenn etwa Ryan in einem Tunnel wenden muss, um die Verbindung wieder herzustellen.

                                                    Angesichts des einen oder anderen Lachers und der guten Dynamik des Films lässt sich über die abstruse Story mit ihren diversen Logiklöchern und Anschlussfehlern einigermaßen hinwegsehen. Große Überraschungen darf man hier nicht erwarten, aber es kann durchaus Laune machen, Chris Evans hier mit breitem Grinsen im Gesicht, ganz so als ginge es um eine lustige Schnitzeljagd, durch die Stadt heizen zu sehen. Ausgebremst wird diese verrückte Hatz nur durch den eher mauen Nebenhandlungsstrang um den Polizeibeamten Mooney (William H. Macy), der nach 27 Dienstjahren eigentlich lieber die Vorkehrungen für sein Wellnesscenter vorantreiben würde, unversehens aber in den Fall hineingezogen wird.

                                                    "Final Call" ist somit ein netter Spaß für zwischendurch. Ein Film, der das Prädikat No-Brainer vollkommen verdient, dabei aber immerhin sehr geradlinig ausfällt und sich nicht lange mit unnötigem Ballast aufhält.

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