Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Sieben, acht - schlaf nicht ein bei Nacht
Nach dem katastrophalen sechsten Teil kehrte Wes Craven erneut auf den Regiestuhl zurück, um Freddy Krüger doch noch einen würdevollen Abgang zu bereiten. "Freddy's New Nightmare" versteht sich dabei weniger als Sequel, sondern ist vielmehr ein Spiel mit den Metaebenen. Craven gelingt es zwar erfolgreich, die Reihe aus der Schmuddelecke zu holen und abermals einen hochwertig inszenierten Horrorfilm vorzulegen, sein Meta-Experiment erweist sich jedoch auch als äußerst langatmig und extrem umständlich erzählt.
Die Schauspielerin Heather Langenkamp wird durch einen Stalker belästigt, der sie mit Telefonanrufen terrorisiert, in denen er den berühmten Kinderreim aus den "Nightmare" Filmen aufsagt. Unterdessen bereitet Regisseur Wes Craven einen weiteren Ableger des Franchise vor und möchte Heather abermals als Hauptdarstellerin gewinnen - da werden zwei Special Effects Mitarbeiter am Set durch den Prototypen der neuen Klingenhand getötet. Ist das teuflische Pizzagesicht etwa wieder zurückgekehrt?
"Freddy's New Nightmare" fühlt sich über weite Strecken wie ein nicht ausgereifter Brückenschlag zwischen der "Nightmare" Reihe und Cravens darauffolgendem Horrorfranchise, den "Scream" Filmen, an. Die verschiedenen Metaebenen greifen hier längst noch nicht so geschickt ineinander, vielmehr fühlt sich gerade die erste Hälfte bisweilen wie ein Making-Of der Reihe an. Entsprechend zäh und spannungsarm gestaltet sich dieser siebte Teil. Allzu lange hält sich der Film mit den Befindlichkeiten der sich selbst spielenden Rückkehrer um Langenkamp, Englund, Craven und Shaye auf. Als Blick hinter die Kulissen einer solchen Produktion ist das weder witzig noch unterhaltsam, für Horror derweil nicht atmosphärisch und gruselig genug, zumal Freddy Krüger hier lange Zeit über kaum in Erscheinung tritt.
Darüber hinaus lässt Craven im Bezug auf das Metaspiel zahlreiche Chancen ungenutzt. Wieviel interessanter wäre etwa ein Duell zwischen Robert Englund und seinem Alter Ego Freddy gewesen? Oder aber ein Film, in dem Englund beeinflusst durch seine Rolle dem Wahnsinn verfällt und selbst zum Killer wird? So aber bleibt hier Vieles beim Alten, wenngleich Krüger nun wieder der finstere Dämon und nicht mehr der sprüchereißende Clown mancher Vorgänger ist und auch in Maske und Kostüm deutlich verändert wurde.
Insgesamt ist "Freddy's New Nightmare" ein recht einfallsloser Kommentar auf die Entwicklung des Franchise und des Horrorgenres im Allgemeinen. Erst im letzten Akt erhöht sich sowohl Freddys Präsenz, als auch der generelle Fantasyanteil des Films. Das solide Finale kann allerdings nicht dafür sorgen, dass dieser siebte Teil sich rückblickend nach mehr als einem verunglückten Vorläufer von "Scream" anfühlt.
Fünf, sechs - nimm dein Kruzifix
Früher oder später musste es ja so kommen. Nachdem sich die Abwärtsspirale der Reihe schon in den Vorgängern mehr und mehr abzeichnete, ist dieser Teil nur noch als vergessenswerter Schund zu bezeichnen. Der als Abschluss geplante und in aller Eile gedrehte "Nightmare 6" ist profitbasiertes Produzentenkino ohne Herz und Verstand. Freddys Finale gerät zum furchtbaren Fiasko.
Mittlerweile hat der Killer mit den scharfen Fingern sämtliche Kinder seines Heimatortes Springwood ins Grab gebracht. Da taucht in einem Asylantenheim ein unbekannter Mann (Shon Greenblatt) auf, der angibt, sein Gedächtnis verloren zu haben. Als sich Freddy Krüger auf die Jagd nach dem Mann begibt, stellt sich ihm die Sozialarbeiterin Maggie (Lisa Zahn) zu einem letzten Duell...
Wechselten sich bei den Vorgangerfilmen noch aufstrebende Jungregisseure ab, übernahm diesmal aus Mangel an Alternativen die Produzentengehilfin Rachel Talalay die Verantwortung. Konnten zahlreiche Mängel zuvor noch durch die individuelle Handschrift der Regisseure übertüncht werden, so liegen nunmehr alle Defizite des Films für das Publikum offen. Diese beginnen bereits bei der Entscheidung, auf Blut und Metzeleien weitestgehend zu verzichten, um eine niedrigere Alterseinstufung als die der Vorgänger zu erreichen und somit höhere Einnahmen zu generieren. Auf diese Weise bekommt Freddy gewissermaßen die Krallen gestutzt.
Auch die Handlung knüpft nicht mehr an die Erzählstränge der Vorgänger an, sondern bietet stattdessen eine vollkommen krude Geschichte um Freddys Tochter, die den Ereignissen aus den anderen Teilen in manchen Punkten sogar deutlich widerspricht. Nicht einmal die Anforderungen für guten Trash erfüllt "Nightmare 6" noch, ist diese unausgegorene Peinlichkeit doch weder kurzweilig noch irgendwie witzig. Krüger lässt Häuser durch den Weltraum fliegen, treibt Schabernack mit einem Gehörlosen und imitiert in einer fassungslos machenden Videospiel Sequenz den Roadrunner. Da können auch Cameos von Johnny Depp und Alice Cooper die Würde dieses grausig schlechten Machwerks nicht wiederherstellen, zumal der inhaltliche Murks auch noch mit scheußlichen 3D Effekten übergossen wird.
Einen Punkt gibt es für den tapferen Robert Englund - mehr hat dieser Streifen nun wirklich nicht verdient.
Fünf, sechs - nimm dein Kruzifix
Mit dem fünften Teil der "Nightmare" Reihe geht es im Vergleich mit dem direkten Vorgänger wieder ein wenig bergauf. Die Videoclip Optik weicht hier wieder einer etwas düsteren Gruselatmosphäre. Freddy Krüger ist zwar immer noch der Sprücheklopfer, gleichzeitig stellt das kindermordende Pizzagesicht jedoch auch endlich wieder eine echte Bedrohung dar.
Alice (Lisa Wilcox) erwartet von ihrem Freund Dan (Danny Hassel) das erste Kind. Als ihr Freddys Mutter Amanda im Traum begegnet, um die werdende Mutter vor der Rückkehr ihres dämonischen Sohnes zu warnen, ahnt Alice noch nicht, welche Rolle ihr Ungeborenes in den perfiden Plänen des Killers spielen soll...
Wenn jemals so etwas wie eine innere Logik der Reihe existierte, wird diese spätestens mit dieser Fortsetzung komplett über Bord geworfen. Schlaf- und Wachphasen lassen sich zu keiner Zeit mehr voneinander abgrenzen, stattdessen wirkt "Nightmare 5" nun wie ein einziger langer Alptraum aus der Freddy-Hölle. Die Handlung greift dabei den aus dem dritten Teil bekannten Erzählstrang um Krügers Mutter wieder auf und schildert die Vergewaltigung der Nonne durch hundert Wahnsinnige sowie die Geburt ihres unmenschlichen Sohnes. Dies führt zu einigen der beklemmendsten Momente der Reihe seit Wes Cravens Original, bei denen der Horrorklassiker "Das Omen" (1976) wohl als wichtigste Inspirationsquelle gedient haben dürfte.
Generell stehen in "Nightmare 5" auch wieder mehr zwischenmenschliche Konflikte im Vordergrund, was allein schon dem Umstand geschuldet ist, dass anders als noch im Vorgänger hier wieder Eltern und Polizei involviert sind. Dementsprechend werden aus den früheren Teilen bekannte Themen wie Vernachlässigung, Alkoholsucht und Scheidungskrieg erneut aufgegriffen und nun um das Thema Schwangerschaft mit all den damit verbundenen Ängsten ergänzt.
Lobenswert ist diesmal auch das kreative Set-Design, welches neben dem finsteren Anstaltsgebäude in dem die Vergewaltigung Amanda Krügers stattfindet und einer Kirche im Gotischen Stil in der Krüger seine Wiederauferstehung feiert, auch einen Ausflug in die Welt M.C. Eschers inklusive unmöglicher Treppen beinhaltet. Allein schon durch solche Hintergründe entwickelt "Nightmare 5" spürbar mehr Schauerstimmung als dies der Vorgänger vermochte.
Die Schwangerschaft der Protagonistin als Thema allein vermag jedoch nicht zu kaschieren, dass die Geschichte Freddy Krügers im Grunde längst auserzählt ist. So fühlt sich der fünfte Teil der Reihe statt eines Überwechselns in sichere Fahrwasser eher wie das letzte Luftholen vor dem kommenden Untergang an.
Drei, vier - schließ ab deine Tür
Mit dem vierten Teil der "Nightmare" Reihe offenbart das Franchise bereits deutliche Abnutzungserscheinungen. Der Film unter der Regie des Finnen Renny Harlin, der später u.a. mit "Stirb langsam 2" (1990) und "Cliffhanger" (1993) im Actionsegment von sich hören ließ, entpuppt sich als bloße Aneinanderreihung von Krüger Auftritten, die nur lose durch eine abstruse Handlung miteinander verbunden werden.
Der Gedanke daran, dass Freddy Krüger immer noch existieren könnte, lässt Kristen (Tuesday Knight) einfach nicht los. Ausgelöst durch den Urinstrahl eines Hundes (!) entsteigt das dämonische Pizzagesicht seinem Grab und knöpft sich die letzten lebenden Elm Street Kinder nacheinander vor. In ihrer Verzweiflung überträgt Kristen ihre Fähigkeiten auf ihre Freundin Alice (Lisa Wilcox), wodurch sie eine folgenschwere Kettenreaktion in Gang setzt...
"Nightmare 4" fühlt sich über weite Strecken wie die typische Schnellschuss-Fortsetzung an, die hauptsächlich aufgrund des sicheren Profits gedreht wird. Und tatsächlich erwies sich dieser Teil mit einem Einspiel von knapp 50 Mio. sogar als der bis dato einnahmenstärkste. Von Horror oder Grusel kann hier indes kaum noch die Rede sein, vielmehr ist dieser Ableger der Reihe nun endgültig eine auf Robert Englund zugeschnittene Geisterbahnfahrt mit zahlreichen abgestandenen Kalauern. Die rudimentäre Handlung dient dabei lediglich dem Zweck, Altlasten in Form der aus dem Vorgänger bekannten Figuren loszuwerden und die sich vom Mauerblümchen zur Herrin der Träume mausernde Alice als neue Gegenspielerin Krügers zu etablieren. Dementsprechend hoch fällt diesmal auch der Bodycount aus.
Wenn die Teenies alle paar Minuten einen der ihren am Grab betrauern, während Polizei und Eltern für die mysteriöse Mordserie dem Anschein nach kein Interesse aufbringen können, dann ist das mit "lächerlich" noch wohlwollend umschrieben. Unentwegt stellt sich das Gefühl ein, Ideen aus den ersten drei Teilen in nur noch leicht abgewandelter Form erneut vorgesetzt zu bekommen. Krügers Tötungsmethoden sind dementsprechend auch längst nicht mehr so fantasievoll wie noch im direkten Vorgänger (Ausnahme: Verwandlung im Kafka-Stil).
Die Inszenierung hat etwas von Videoclip Ästhetik, sodass man eigentlich nur noch darauf wartet, dass Krüger sich in weiße Tücher hüllt und beginnt "Take my breath away" zu trällern. Während die aus dem Vorgänger bekannten Figuren (Kristen wird nun von Tuesday Knight statt von Patricia Arquette verkörpert) allzu rasch aus der Geschichte verschwinden, erweisen sich die neu eingeführten Charaktere als farblos und eindimensional. Aufgrund der vorhersehbaren Episodenhandlung will sich darüberhinaus auch keine großartige Spannung einstellen.
Wo der zweite Teil noch ein Risiko einging, dabei aber an seinen eigenen Unzulänglichkeiten scheiterte, ist "Nightmare 4" nur noch ein uninspiriertes Abziehbild seiner Vorgänger und damit nur noch für hartgesottene Krüger Fans zu empfehlen.
Drei, vier - schließ ab deine Tür
Mit "Nightmare 3" kehrt das Franchise um den Killer, der seine Opfer im Schlaf ermordet, nach dem mutigen, aber reichlich verunglückten zweiten Teil in vielerlei Hinsicht zu seinen Wurzeln zurück. Gleichzeitig erfährt der Mythos Freddy Krüger jedoch auch einige sinnvolle Erweiterungen.
Die jugendlichen Insassen einer Anstalt für Schwererziehbare werden Nacht für Nacht von furchtbaren Alpträumen geplagt. Als Nancy (Heather Langenkamp) herausfindet, dass es sich bei den Jugendlichen um die letzten Kinder der Elm Street handelt, entwickelt sie einen Plan, um Freddy Krüger endgültig zur Strecke zu bringen...
Um den dritten Teil der "Nightmare" Reihe verstehen zu können, ist es nicht erforderlich, den direkten Vorgänger gesehen zu haben. Vielmehr knüpft der Film an die Geschehnisse aus Wes Cravens Original an und holt im Zuge dessen auch einige aus dem Erstling bekannte Figuren zurück. Auch das Motiv der Kinder, die für die Schuld ihrer Eltern bezahlen müssen, wird hier wieder aufgegriffen, nachdem es im zweiten Teil einer Erzählung über unterdrückte Homosexualität gewichen war. In ihrer Tonalität hingegen grenzt sich Chuck Russells Regiearbeit deutlich von beiden Vorgängern ab. "Nightmare 3" ist weniger auf puren Horror ausgelegt, sondern geht eher in die Richtung eines schwarzhumorigen Fantasy-Grusel-Abenteuers.
Freddy Krüger ist nunmehr deutlich präsenter als noch in den Vorgängern und agiert mit der diabolischen Freude eines Horrorclowns. Seine dreckigen Pointen passen dabei hervorragend zu den kreativen Methoden, mit denen Krüger seinen Opfern hier ihr Ende bereitet (Puppenhaus, Marionette, Fernseher etc). Diese Weiterentwicklung der Figur wirkt jedoch zu jeder Zeit stimmig und steht bei allen Unterschieden nicht im Missverhältnis zu seinen Auftritten in den Vorgängern.
Das Figurenensemble ist diesmal recht groß, alle erhalten jedoch genug Screentime, um ihren Charakteren ausreichend Profil zu verleihen. Besonders die Entwicklung von Nancy und das erneute Aufgreifen des Konflikts mit ihrem Vater erweist sich als sinnige Fortführung. Die anderen Jugendlichen der Elm Street werden hingegen zumeist auf eine Eigenschaft reduziert, die im Kontext der Konfrontation mit Krüger allerdings jedes Mal auf gelungene Weise aufgegriffen wird.
Die Erzählung ist wieder temporeicher, wirkt längst nicht mehr so unentschlossen wie noch im Vorgänger und läuft letztlich in zwei gleichsam spannenden Handlungssträngen auf das große Finale zu. Darüber hinaus überzeugen auch die Darsteller um eine gereifte Heather Langenkamp, die junge Patricia Arquette und den erneut sehr spielfreudigen Robert Englund.
So ist "Nightmare 3" tatsächlich mal eine Fortsetzung, die mit dem Original mithalten kann, ohne dabei zur plumpen Kopie zu verkommen.
Eins, zwei - Freddy kommt vorbei
Fortsetzungen bieten heutzutage für gewöhnlich ein Mehr vom Gleichen. Wagnisse werden nur noch in den seltensten Fällen eingegangen, schließlich möchte man etwaige Fans des Erstlings ja nicht vergraulen. Dass "Nightmare 2" das Risiko scheuen würde, kann man dem Film unter der Regie von Jack Sholder allerdings kaum vorwerfen. Die Schwächen dieser Fortsetzung liegen in anderen Bereichen.
Eine neue Familie ist Jahre nach den schrecklichen Ereignissen des ersten Teils in das Haus Nummer 1428 der Elm Street gezogen, Freddy Krüger ist nur noch eine verblassende Erinnerung. Da wird Jesse (Mark Patton), der sensible Sohn der Familie, kurz nach dem Einzug von grauenhaften Alpträumen heimgesucht...
Stand der Killer mit dem Pizzagesicht im ersten Teil der Reihe noch stellvertretend für die Schuld der Eltern, so wählen Sholder und sein Team diesmal einen gänzlich anderen Ansatz. Krüger ist nun nicht mehr ausschließlich auf der Traumebene aktiv, sondern möchte einen Weg in die wirkliche Welt finden. Der junge Jesse dient ihm bei diesem Unterfangen gewissermaßen als Wirt. Krüger bedient sich seines Körpers, um seine furchtbaren Taten durchführen zu können.
Der äußerst feminin porträtierte Jesse- das wird in mehreren Szenen überdeutlich - unterdrückt seine eigene Sexualität. Er fühlt sich zu Männern wie dem sportlichen Ron hingezogen, kann diese Neigung in einem konservativen Umfeld jedoch nicht offen ausleben. Insbesondere sein Vater wird immer wieder als strenger Patriarch charakterisiert, der keine Grenzüberschreitungen seitens seines Sohnes duldet. Jesses Träume sind dementsprechend immer wieder homoerotisch aufgeladen - so sehr, dass es geradezu grotesk wird, wenn etwa sein Sportlehrer unter der Dusche von Freddy Krüger den nackten Hintern versohlt bekommt.
Ein wenig subtiler gerät da schon Jesses Coming Out. In einer starken Body-Horror Szene, die in der Qualität ihrer Effekte durchaus mit "American Werewolf" (1981) mithalten kann, bricht Krüger im wahrsten Sinne des Wortes aus dem jungen Mann heraus. Zuvor ließ schon die Verwandlung von Jesses Zunge beim Liebesspiel mit seiner Schein-Freundin Lisa erkennen, dass er dem weiblichen Geschlecht weniger zugeneigt ist.
Zum Schluss jedoch wirft "Nightmare 2" all dies wieder über den Haufen. Jesses durch Krüger verkörperte Homosexualität wird vernichtet und die heterosexuelle Liebe als einzig wahrer Ausweg aus dem Leiden gefeiert. Ein Bekenntnis im Stile von "Ich bin schwul - und das ist auch gut so" wäre wohl deutlich passender gewesen. So fühlt sich diese Fortsetzung doch reichlich inkonsequent an.
"Nightmare 2" besitzt ein eher schleppendes Erzahltempo und verliert den direkten Vergleich mit dem Vorgänger auch im Bezug auf Atmosphäre und Grusel deutlich. Unter dem sich im Kreis drehenden Plot um Jesses unterdrückte Homosexualität leidet die Spannung doch ganz erheblich. Dafür darf Robert Englund hier immerhin schon ein paar Späße mehr treiben. Seine Spielfreude sowie einige hochwertige Effekte retten diese Fortsetzung schließlich vor dem Totalausfall.
Eins, zwei - Freddy kommt vorbei
Wes Cravens Kultklassiker um den Killer mit der Messerhand ist zweifellos als Meilenstein des Slasher-Kinos zu bezeichnen. "A Nightmare on Elm Street" unterscheidet sich vor allem durch seine Vermischung von Traum und Wirklichkeit maßgeblich von anderen Genrevertretern jener Zeit. Freddy Krüger ist nicht der typische Teenie Schlitzer, sondern die Verkörperung all dessen, was die erwachsenen Charaktere des Films zu verdrängen versuchen.
In dem Mann mit dem dunklen Hut und dem gestreiften Pullover manifestiert sich gewissermaßen die Schuld, die die Eltern der Elm Street durch ihren grausamen Akt der Selbstjustiz auf sich genommen haben, als sie dem Kindermörder nach seiner Freisprechung ein qualvolles Ende bereiteten. Während die Erwachsenen nun immerzu schlafen wollen und sich damit in Vertuschung und Verleugnung flüchten, wollen die Kinder stets wach bleiben, um das schreckliche Geheimnis ans Tageslicht zu bringen.
Dieser Kampf zwischen Wahrheit und Lüge tobt am heftigsten in der Protagonistin Nancy. Sie steht vor der schwierigen Entscheidung, wählen zu müssen - zwischen dem, was real ist, und dem, was ihre Eltern ihr vorgaukeln wollen. Nancy lebt zunächst noch in dem irrsinnigen Glauben, dass ihre Familie vollkommen heil und intakt ist. Alsbald jedoch beginnt diese Fassade zu bröckeln. Ihre Eltern sind geschieden, sprechen kein Wort mehr miteinander. Während ihr Vater sich von Frau und Tochter abgewandt hat, sich ganz in seine Arbeit stürzt und Nancy dabei sogar als Lockvogel missbraucht, ist ihre Mutter mit der Erziehung komplett überfordert und darüber hinaus schon längst dem Alkohol verfallen. In Nancys Träumen über Freddy Krüger bricht sich nun Bahn, was sie bei Tage vor ihrer Umwelt verbergen möchte.
Dies steigert sich bis hin zum Finale, in dem Krüger gezielt Nancys Mutter attackiert. Die zuvor unterdrückte Wut Nancys wird an dieser Stelle nun vollkommen offenbar. Dass ihre Mutter sich ihrer Schuld bekennt, kann jedoch nur der Anfang sein. Allmählich müssen alle Beteiligten ihre Sünden eingestehen, um Erlösung zu erfahren. Dass solche christlichen Motive in "A Nightmare on Elm Street" eine zentrale Rolle spielen, zeigt sich allein schon darin, dass Nancy immer wieder Kraft im Gebet sucht und bei Angst und Gefahr stets ihr Kruzifix umklammert hält, während die Erwachsenen keinerlei Anzeichen von Religiösität zeigen.
Freddy Krüger selbst steht derweil außerhalb dieses Gefüges. Er ist einerseits Täter, andererseits aber auch Sündenbock für die Taten Anderer. Als Jemand, der aufgrund seiner pädophilen Neigung am gesellschaftlichen Rand steht, ist er das ideale Opfer, dem die eigenen Sünden aufgeladen werden können. Im Unterbewusstsein der Kinder existiert Krüger jedoch auch nach seinem Tod weiter, um an seinen Peinigern grausame Rache nehmen zu können.
"A Nightmare on Elm Street" bietet zahlreiche interessante psychologische Ansätze, vertieft diese allerdings nicht immer konsequent. Überzeugend ist auch heute noch das Wechselspiel zwischen Traum- und Realitätsebene und einige daraus resultierende Effekte - wie etwa die grandiose Badewannen-Szene. Auch in Sachen Atmosphäre und Spannungsaufbau weiß der Film immer noch zu gefallen. Deutlich schwächer sind derweil die Leistungen der Darsteller. Heather Langenkamp meistert die anspruchsvolle Aufgabe, den Film über weite Strecken alleine tragen zu müssen, nicht gerade in Perfektion. Und auch ein ganz am Anfang seiner Karriere stehender Johnny Depp ist noch weit entfernt von seinem späteren Charisma. Robert Englund hat indes gar nicht so viel Screentime und agiert hier eher im Stile eines Kastenteufels, der nur von Zeit zu Zeit hervorspringt. Der Mythos um seine Performance gründet wohl eher in der Gesamtbetrachtung der Reihe.
So ist der erste Teil der "Nightmare"-Reihe ein Pionier des Genres mit einigen intelligenten Ideen, der nach wie vor schaurig-schöne Abendunterhaltung bietet.
Herbstlaub auf den Straßen, im Kerzenschein leuchtende Kürbisse in den Fenstern, verkleidete Kinderscharen, die von Haus zu Haus ziehen - wieder einmal ist Halloween in der Kleinstadt Haddonfield, wieder einmal kehrt Michael Myers zurück!
Seit 40 Jahren ist der berüchtigte Killer mit der weißen Maske Gefangener einer psychiatrischen Anstalt. Mit Niemandem wechselt er ein Wort, harrt mit stoischer Ruhe jener Stunde, da sich eine Möglichkeit zur Flucht ergibt. Als diese endlich gekommen ist, sucht er erneut seinen Heimatort auf, um sein grausames Blutbad fortzusetzen. Diesmal allerdings ist Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) auf sein Kommen vorbereitet...
Der neue "Halloween" ignoriert alle bisherigen Fortsetzungen und knüpft stattdessen an die Ereignisse aus dem Original von 1978 an. Dadurch befreien sich die Macher von allerlei erzählerischen Ketten, die sich das Franchise über die Jahrzehnte hinweg selbst angelegt hat. Die Eröffnungsszene in der Psychiatrie und der darauffolgende, äußerst stimmungsvolle Vorspann bilden dann auch sogleich einen sehr vielversprechenden Auftakt. Dieses Niveau vermag der Film zwar im Anschluss nicht durchgängig zu halten, ein durchaus spannender Genrebeitrag ist Regisseur David Gordon Green und seinem Team aber dennoch gelungen.
"Halloween" lässt sich zunächst ausgiebig Zeit, um seine Charaktere einzuführen. Insbesondere Michael Myers und Laurie Strode bringen jedoch von Beginn an einiges an "Gewicht" mit. Der 2018er "Halloween" setzt daher voraus, dass der Zuschauer zumindest Carpenters Original kennt. Während der abermals von Nick Castle verkörperte Michael noch ganz der Alte ist, legt Jamie Lee Curtis ihre Laurie irgendwo zwischen traumatisierter Einsiedlerin und tougher Badass-Oma an. Neben ihrer Tochter und ihrer Enkelin folgen wir außerdem noch einem Journalistenduo, welches dem Mythos des Killers von Haddonfield auf den Grund gehen möchte.
"Halloween" im Jahr 2018 ist wesentlich brutaler als noch vor 40 Jahren, greift Michael hier doch nicht allein zum Küchenmesser, um seine Opfer zu massakrieren. Wirklich gruselig ist das Geschehen allerdings nur selten, auch wenn der Film im Mittelteil immerhin mit einer sehr atmosphärischen Plansequenz aufwarten kann und auch der berühmte Score an einigen Stellen sehr gut zur Geltung kommt. Um permanent kalte Schauder über den Rücken zu jagen, ist "Halloween" dann aber doch nicht subtil genug und setzt zuweilen zu sehr auf bloße Schreckmomente. Erstaunlicherweise gibt es dafür hier und da sogar etwas zu lachen. So etwa in einer Szene, in der sich ein schlagfertiger kleiner Junge mit seiner Babysitterin kabbelt.
Zwischenzeitlich droht das gesamte Projekt ausgelöst durch einen saublöden Twist um Michaels Psychiater dann aber mit Vollgas gegen die Wand zu fahren. Glücklicherweise löst Michael höchstselbst das Problem jedoch alsbald auf seine Art. Deutlich gelungener als diese Plotwendung sind da schon die vielen charmanten Verweise auf die Vorgängerfilme. Wie hier etwa mit der Frage umgegangen wird, ob Michael und Laurie denn nun Geschwister sind, erweist sich als ebenso clever wie die Variation der Balkonszene aus dem ersten Teil. Fans der Reihe wird somit immer wieder Anlass gegeben, in Nostalgie zu schwelgen.
Der neue "Halloween" hat keinen sonderlich innovativen Plot, überzeugt nicht durch neue Ideen am Slasher-Himmel, weiß aber trotz seiner für Genre-Maßstäbe recht langen Laufzeit bis zum großen Finale ganz gut zu unterhalten. So darf Halloween auch im nächsten Jahr gerne wieder auf den 31.Oktober fallen...
Regisseur Mike Flanagan (Das Spiel, Spuk in Hill House) liefert mit "Still" einen geradlinigen kleinen Homeinvasion-Thriller, der dieses Subgenre lieber auf den Boden zurückholt, anstatt in neue Höhe vorzudringen - und mit dieser Entscheidung nicht ganz falsch liegt.
Die taubstumme Schriftstellerin Maddie (Kate Siegel) lebt zurückgezogen in ihrem Haus mitten im Wald. Sie unterhält nur wenige soziale Kontakte und konzentriert sich stattdessen voll auf die Fertigstellung ihres aktuellen Romans. Als ein Unbekannter um ihr Haus schleicht, beginnt für Maddie ein Kampf um Leben und Tod...
"Still" geht nach einer kurzen Einführung, die vor allem dazu dient, die Hauptfigur und ihr Handicap kennenzulernen, gleich in die Vollen. Flanagan hält sich nicht mit langen Erklärungen auf oder baut unnötige Nebenhandlungen ein, sondern setzt von Beginn an auf das zentrale Duell zwischen Maddie und dem Einbrecher. Bemerkenswert dabei ist, dass der Antagonist im Gegensatz zu zahlreichen anderen Genrevertretern hier keine übernatürliche Komponente erhält. Der Mann, der nach dem Leben der jungen Autorin trachtet, ist ein "normaler" Typ, nicht das fleischgewordene Böse. Dazu passt auch die mutige Drehbuchentscheidung, den Killer frühzeitig seine Maske ablegen zu lassen und ihm dadurch ein Gesicht zu geben.
Die Bedrohte selbst erweist sich derweil als durchaus widerstandsfähig, wenngleich nicht unbedingt besonders entscheidungsfreudig. Das Handeln der Autorin ist zwar nicht immer nachvollziehbar und auch ihr Gegenspieler stellt sich zeitweise recht dämlich an, doch tut dies der Spannung glücklicherweise keinen Abbruch. Dass eine Person in eine Situation ohne Zugang zu Telefon, Internet oder sonstigen Hilfsmöglichkeiten gerät, liegt ein Stück weit auch einfach in der Natur des Genres.
"Still" ist insgesamt stilsicher inszeniert, hier und da nur etwas zu dunkel geraten. Als besonders wohltuend stellt sich zudem der Verzicht auf Jumpscares und sonstige billige Schockeffekte heraus. Die Einschränkungen der Protagonistin verleihen dem wenig innovativen Plot darüberhinaus eine eigenständige Note.
Kaum verwunderlich, dass die Bond-Produzenten durch "Layer Cake" auf Daniel Craig aufmerksam wurden - stellt seine Performance als namenloser Drogendealer doch eine perfekte Blaupause für seine spätere Rolle als 007 dar. Craig hantiert geschickt mit der Waffe, kleidet sich elegant, schlürft Wodka und bekommt (beinahe) auch die Frau ins Bett. Als bloßes Bond-Casting betrachtet, besitzt Matthew Vaughns Regiedebüt deshalb durchaus einen gewissen Reiz. Darüber hinaus hat diese dröge Gangsterposse jedoch so gut wie gar nichts zu bieten.
Der im Abspann nur als XXXX geführte Protagonist (Craig) muss für den Unterweltboss Jimmy (Kenneth Cranham) noch einen letzten Auftrag erledigen, ehe er sich zur Ruhe setzen will. Er soll die verschwundene Tochter des Gangsters Eddie Temple (Michael Gambon) ausfindig machen und zudem einen letzten Drogendeal abwickeln. Doch dieser Auftrag entwickelt sich anders, als von XXXX vorhergesehen...
"Layer Cake" ist ein äußerst dialoglastiges Verwirrspiel um Intrigen und falsche Freundschaften im britischen Drogenmilieu. Die Handlung wird mit zunehmender Laufzeit immer unübersichtlicher, die Umstände des Auftrags dabei immer verworrener. Zudem tritt eine Vielzahl von Figuren auf, die oftmals schon wieder ins Gras beißen, noch ehe ersichtlich geworden ist, welche Bedeutung für die Geschichte sie eigentlich haben. So ist der von Craig verkörperte Protagonist letztlich auch der Einzige, der ein wenig Profil erhält.
Die Story von "Layer Cake" bietet keinerlei Innovation, sondern hält sich krampfhaft an die Koventionen des Genres, während die Struktur der Handlung einem riesigen Flickenteppich gleicht. In Rückblenden wird die Hintergrundgeschichte von Nebenfiguren beleuchtet, ohne dass der Zuschauer überhaupt auf eine solche Erklärung gewartet hätte. Die eigentliche Haupthandlung kommt unterdessen kaum voran, da sich Vaughns Film permanent in diesen vielen Nebenhandlungen verliert.
Humor blitzt hier nur punktuell auf, Action und Spannung sucht man gar gänzlich vergebens. Selbst die Musikauswahl erscheint mitunter deplatziert, wechseln sich doch peppige Rocksounds mit melodramatischen Opernarien ab, sodass der Finger kaum mehr vom Lautstärkenregler weichen darf.
Der Cast des Films ist durchaus prominent, doch weder Sienna Miller oder Tom Hardy, noch Sally Hawkins oder Ben Whishaw tragen großartig etwas zur Handlung bei. Neben Craig bleibt allenfalls noch Michael Gambon im Gedächtnis und selbst der bekommt hier kaum etwas zu tun.
Wer gerne erleben möchte wie Daniel Craig den ersten Schritt zum Agenten Ihrer Majestät machte, kann einen Blick riskieren. Alle Anderen erwartet ein möchtegern-cooler Gangsterstreifen ohne jeden Esprit.
Im spanischen Kinderfilm "Das Geheimnis der Murmel-Gang" begibt sich eine Gruppe aus Internatsschülern auf die Jagd nach dem verschollenen Schatz des Schulgründers, der nur mit Hilfe mehrerer bunter Murmeln gefunden werden kann.
In der ersten Hälfte handelt der Film hauptsächlich allerlei Schulklischees ab: Unterdrückung durch fiese Lehrer, Strafmaßnahmen, Mobbing, Mädchen gegen Jungs, Verliebtsein. Bis dahin gestaltet sich "Das Geheimnis der Murmel-Gang" für erwachsene Zuschauer reichlich belanglos. Erst im zweiten Abschnitt nimmt die Handlung dann richtig Fahrt auf. Die Kids entdecken eigentümliche Portale, unterirdische Geheimgänge und einen Friedhof der Kuscheltiere. Von nun an entwickelt sich ein Abenteuer in bester "Goonies"-Manier, bei dem die Gruppe von ihrem einäugigen Direktor verfolgt wird, der es ebenfalls auf den sagenhaften Schatz abgesehen hat.
Visuell gibt es hier überhaupt nichts zu beanstanden; das alte Internatsgebäude und seine Umgebung lassen etwa Erinnerungen an "Harry Potter" aufkommen. Größter Störfaktor sind aus meiner Sicht hingegen die recht platten Dialoge. Begriffe wie "Hackfresse" und "Badboy" empfinde ich in einem Film, der sich vornehmlich an ein Publikum im Grundschulalter richtet, als ziemlich unpassend. Damit einher geht auch ein gewisses Sympathieproblem mit den sehr frechen Hauptfiguren in der schwächeren ersten Hälfte.
"Das Geheimnis der Murmel-Gang" ist weit davon entfernt, das Nonplusultra des Kinderfilms zu sein. Für einen gemütlichen Familienabend auf der Couch kann man allerdings auch schlechtere Wahlen treffen.
Basierend auf einer Kurzgeschichte von Washington Irving bannte Regisseur Tim Burton mit "Sleepy Hollow" ein wahrhaft atmosphärisches Schauermärchen auf Zelluloid. Die Geschichte des kopflosen Reiters, der ein kleines Dorf heimsucht, hat dabei ihren Ursprung in der deutschen Sagenwelt und weiß bis heute zu begeistern. So erscheint denkbar, dass die Mär von der schläfrigen Schlucht für die Menschen Mitteldeutschlands einst das war, was den Norddeutschen ihr Schimmelreiter Hauke Haien ist.
1799: In Folge eines traumatischen Erlebnisses in seiner Kindheit hat Ichabod Crane (Johnny Depp) jedweder Religion und damit allem, wofür sein Verstand keine logische Erklärung findet, abgeschworen. Als er jedoch in den kleinen Ort Sleepy Hollow entsandt wird, um eine mysteriöse Mordserie aufzuklären, stößt seine rationale Denkart schon bald an ihre Grenzen...
In Burtons Film trifft der durch Ichabod Crane verkörperte Geist der Aufklärung auf das Unbewusste, das Unerklärliche. Der Protagonist ist sich anfangs vollkommen sicher, dass die Morde einen weltlichen Hintergrund haben, und tut die Warnungen der Dorfobersten um Baltus Van Tassel (Michael Gambon) als abergläubisches Geschwätz ab. Schon nach kurzer Zeit wird Ichabod jedoch in seinem Glauben an die Vernunft erschüttert und muss sich selbst eingestehen, dass es Dinge zwischen Himmel und Hölle gibt, die sich nicht allein durch aufklärerisches Denken erklären lassen.
Der kopflose Reiter stellt dabei die Personifizierung des Unterbewussten, des Instiktiven dar. Sein Handeln erfolgt nicht auf Basis der Vernunft, sondern ist ausschließlich triebhaft. Dazu passen die Szenen, in denen er in seiner Zeit als hessischer Söldner voller Mordlust durch die Reihen seiner Feinde fegt oder später seinem Sexualtrieb folgend einer Frau einen blutigen Kuss gibt. Der Hesse repräsentiert all das, was die Bewohner des Ortes mit aller Macht zu verdrängen suchen: Ihre Intrigen, ihre Habgier, ihre Wollust.
Darüber hinaus lässt Burton quasi im Vorbeigehen sehr geschickt den historischen Kontext miteinfließen. Ichabod Crane ist dabei der typische Yankee mit alttestamentlichem Namen, der als Außenstehender in die Lebenswelt der niederländischen Siedler eindringt. Das Misstrauen der Dorfbewohner gegenüber dem Fremden erweist sich als ebenso groß wie die Furcht vor dem Kopflosen. Unterschwellig ziehen sie sogar eine Verbindung zwischen der Mordserie und dem Auftauchen des ihnen unbekannten Ermittlers. Diese Angst vor dem Fremden ist zweifellos ein Motiv, das heute noch genauso aktuell ist wie im ausklingenden 18. Jahrhundert.
"Sleepy Hollow" funktioniert allerdings nicht nur als Gruselmärchen, in dem sich Verstand und Unbewusstes gegenüber stehen, sondern ist auch ein fesselnder Krimi. Die ganze Zeit über steht nämlich den Fantasieanteilen zum Trotz die klassische Whodunit-Frage im Raum. Auf diese Weise verbindet sich der Horror um den kopflosen Reiter letztlich doch noch mit einem ganz irdischen Verbrechen. Bezeichnenderweise ist es dabei ausgerechnet der Fremde Ichabod, der trotz seines in seinen Grundfesten erschütterten Weltbilds einen kühlen Kopf bewahrt, während die Einheimischen ihren - im wahrsten Sinne des Wortes - verlieren.
Dank eines hervorragenden Casts um Johnny Depp, Michael Gambon, Christina Ricci und Miranda Richardson, der selbst noch in kleinen Nebenrollen um Größen wie Christopher Walken und Christopher Lee ergänzt wird, sowie einer dynamischen Erzählweise und einer skurril-finsteren Geschichte, der Tim Burton unverkennbar seinen Stempel aufdrückt, ist "Sleepy Hollow" ein schaurig-schönes Vergnügen mit durchaus komplexen Untertönen.
Ich glaube, euch ist ein kleiner Fehler unterlaufen. Die Folge, die ihr am Ende meint, heißt "Schlafwandler" (The Sleepwalker im Original) und nicht "Der Vater und die Puppe".
Find ich auf jeden Fall super, dass sich RTL 2 zum Jubiläum überhaupt hat etwas einfallen lassen. Dafür werde ich trotz geschnittener Folgen und nerviger Werbeunterbrechungen dann auch einschalten. Schade natürlich, dass Jonathan Frakes oder alternativ James Brolin nicht dabei sind.
Den 4.11. kreuz ich mir mal direkt im Kalender an ;)
Als Regisseur ebenso erfolgreich zu sein wie als Darsteller, gelingt in Hollywood nur den Allerwenigsten. Im eigenen Film die Hauptrolle zu übernehmen und dabei dann auch tatsächlich doppelt abzuliefern, ist noch seltener.
Ben Affleck schafft diesen Spagat. Sein "The Town" ist eine fesselnde Mischung aus Heist Movie und Milieustudie. Erzählt wird die Geschichte des Bankräubers Doug MacRay (Affleck) und seiner Bande, die in wechselnder Maskierung die Finanzhäuser Bostons unsicher machen. Alle Bandenmitglieder haben ihre Wurzeln in den Armutsvierteln von Charlestown, kennen sich von Kindesbeinen an und gehen gemeinsam durch dick und dünn. Als sich Doug jedoch in die Bankmanagerin Claire (Rebecca Hall) verliebt, die er bei einem Coup als Geisel genommen hatte, droht das FBI den Freunden auf die Schliche zu kommen...
Die Handlung von "The Town" stellt keine große Innovation dar. In ähnlicher Form hat man dies alles schon häufiger gesehen. Affleck versteht es allerdings, aus dem Altbekannten das Maximum an Intensität herauzukitzeln. Die Geschichte verfügt über ein gutes Tempo, setzt ihre Highlights genau zur rechten Zeit und weiß auch in den leisen Momenten zu gefallen. Die Actionszenen sind gekonnt inszeniert, bieten stets genug Abwechslung und gipfeln in einem furiosen Finale.
Die Figurenzeichnung des Films fällt dagegen etwas ab, kommt sie doch ein wenig schablonenhaft daher. Doch auch hier finden sich einige starke Momente - so etwa, wenn sich der schwelende Konflikt zwischen Doug und seinem besten Kumpel Jim (Jeremy Renner) entlädt. Weitere Charaktere wie der leitende FBI Agent (Jon Hamm), der zur Jagd auf die Bande bläst, die eifersüchtige Ex-Freundin (Blake Lively), die für den nächsten Drogentrip fast alles tun würde oder der altgediente Gangsterboss (Pete Postlethwaite), der die Vorgänge in Charlestown von seinem Blumenladen aus kontrolliert, sind hingegen nur grob skizziert. Die hochkarätigen Darsteller, die selbst noch in den kleinen Nebenrollen auftreten, machen diesen Makel jedoch wieder wett.
"The Town" erfindet das Rad nicht neu, verpasst ihm aber einen frischen Anstrich. Ein Beleg dafür, dass gelungene Unterhaltung auch nach bewährtem Schema funktionieren kann, wenn man die richtigen Leute vor und hinter der Kamera hat.
Drehbuchautor Larry Cohen entwarf "Final Call" als Gegenstück zum ebenfalls aus seiner Feder stammenden "Nicht Auflegen!" (2002). Handelte es sich bei Letzterem noch um ein klaustrophobisches Kammerspiel in einer Telefonzelle, ist der Protagonist in "Final Call" nun wesentlich mobiler. Ursprünglich gab es sogar Pläne für eine ganze Telefon-Trilogie, die allerdings nie realisiert wurden.
Der unbedarfte Surferboy Ryan (Chris Evans) erhält auf seinem Handy den Hilferuf einer verzweifelten Frau namens Jessica (Kim Basinger), die angibt, entführt worden zu sein und nun auf einem Dachboden festgehalten zu werden. Kurzerhand entschließt sich Ryan, Jessica zu helfen und die Wahrheit hinter ihrer Entführung aufzudecken...
Die Handlung von "Final Call" ist schon reichlich hanebüchen. Das beginnt schon damit, dass die entführte Jessica ein wenig an den Drähten eines zerstörten Telefons herumfummelt, welches ihre Entführer um den skrupellosen Ethan (Jason Statham) freundlicherweise auf dem Dachboden zurückgelassen haben und sie sogleich eine Verbindung zu ihrem jugendlichen Retter herstellen kann. Und auch im weiteren Verlauf wirkt der Umgang mit der Handytechnik eher wie schlechte Science Fiction. Allerdings ergeben sich daraus auch immer mal wieder höchst amüsante Szenen, wenn etwa Ryan in einem Tunnel wenden muss, um die Verbindung wieder herzustellen.
Angesichts des einen oder anderen Lachers und der guten Dynamik des Films lässt sich über die abstruse Story mit ihren diversen Logiklöchern und Anschlussfehlern einigermaßen hinwegsehen. Große Überraschungen darf man hier nicht erwarten, aber es kann durchaus Laune machen, Chris Evans hier mit breitem Grinsen im Gesicht, ganz so als ginge es um eine lustige Schnitzeljagd, durch die Stadt heizen zu sehen. Ausgebremst wird diese verrückte Hatz nur durch den eher mauen Nebenhandlungsstrang um den Polizeibeamten Mooney (William H. Macy), der nach 27 Dienstjahren eigentlich lieber die Vorkehrungen für sein Wellnesscenter vorantreiben würde, unversehens aber in den Fall hineingezogen wird.
"Final Call" ist somit ein netter Spaß für zwischendurch. Ein Film, der das Prädikat No-Brainer vollkommen verdient, dabei aber immerhin sehr geradlinig ausfällt und sich nicht lange mit unnötigem Ballast aufhält.
"RoboCop" unter der Regie von Paul Verhoeven ist 80er Jahre SciFi Action mit satirischen Untertönen, die sich bisweilen wie ein Trittbrettfahrer des Terminators anfühlt. Der Niederländer verbindet eine simple Rachestory mit dem altbewährten Frankenstein-Motiv und einer Prise Dystopie.
In naher Zukunft ist Detroit zu einem Moloch aus Korruption und Gewalt verkommen. Um dem Chaos in der Stadt Herr zu werden, entwickelt der Konzerngigant OCP den Prototypen eines mechanischen Polizisten, der alsbald für Recht und Ordnung sorgen soll. Doch dann geht bei einer Testvorführung alles schief...
Das aus heutiger Sicht wohl markanteste Merkmal ist die explizite Gewaltdarstellung in "RoboCop". Dass sogar der Held einer Geschichte solch eine massive Brutalität erfährt, findet sich in modernen SciFi Filmen nur noch ganz selten. Die Actionszenen bieten größtenteils auch heute noch einen gewissen Unterhaltungswert, wenngleich die Spezial Effekte doch bereits stark veraltet wirken. Besonders deutlich wird Letzteres beim Stop Motion Verfahren des ED-209 Prototypen, dessen Bewegungen inzwischen wohl eher Belustigung als Begeisterungsstürme hervorrufen dürften.
Als noch weniger gelungen entpuppt sich Verhoevens Versuch, der Geschichte um den Polizisten Murphy (Peter Weller), der zur kybernetischen Tötungsmaschine wird, eine gesellschaftskritische Komponente zu verleihen. So wird die eigentliche Handlung immer wieder durch Nachrichten und Werbespots unterbrochen, die mal mehr mal weniger originell Themen wie Privatisierung, Monopolisierung und Waffenwahn karikieren. Durch diese Einschübe wird der Erzählfluss immer wieder gehemmt, der Zuschauer förmlich aus dem Geschehen gerissen. Eng damit verknüpft ist das wenig detaillierte Worldbuilding von "RoboCop". Verhoevens Film vermag es kaum einmal, ein Gefühl für die Welt außerhalb der Konzern- und Polizeigebäude zu vermitteln.
Unter den Figuren ist Murphy der Einzige, der eine spürbare Entwicklung durchmacht. Alle Anderen lassen sich derweil problemlos in Gut und Böse unterteilen. Diese Eindimensionalität führt dazu, dass "RoboCop" nur wenige Überraschungsmomente enthält, da sich das Verhalten der Charaktere leicht vorhersagen lässt. Als interessant erweist sich immerhin der Konflikt der nach seiner Verwandlung in Murphys Innerem tobt, wird doch der Kampf Mensch gegen Maschine gewissermaßen in ihm fortgesetzt. Problematisch im Bezug auf das Mitfühlen und die Identifikation des Zuschauers ist jedoch der Umstand, dass wir kaum etwas über Murphy vor seinem Leben als RoboCop erfahren. Hier hätte sich Verhoeven noch mehr Zeit für den Menschen vor der Verwandlung nehmen müssen, um der Figur mehr Tiefe zu verleihen.
Die Darstellerleistung von Peter Weller ist schwierig zu bewerten, da sein Gesicht die meiste Zeit über hinter der Maske verborgen bleibt. In den Szenen ohne diese gibt es in jedem Fall nichts zu beanstanden. Dagegen dürfen die Bösewichte schon mehr von ihrem Können zeigen. Ronny Cox als skrupellose Konzerngröße und Kurtwood Smith als der Mann fürs Grobe ergeben hier ein stimmiges Duo. Miguel Ferrer als ehrgeiziger Entwickler gelingt es derweil, seine Figur so anzulegen, dass man zwischen Verachtung und Mitgefühl für ihn schwankt.
"RoboCop" verblüfft mit seiner Härte und ist bei aller unfreiwilliger Komik doch passable Actionkost. Der Versuch einer tiefergehenden Zukunftsdystopie ist Verhoeven jedoch allenfalls in Ansätzen gelungen.
Mit "Zodiac" nahm sich David Fincher nach seinem modernen Klassiker "Sieben" ein zweites Mal der Thematik des Serienmörders an. Es spricht dabei für die Klasse des Regisseurs, dass "Zodiac" dennoch ein gänzlich anderer Film geworden ist. Fincher rekonstruiert die Ereignisse um den Killer, der ein ganzes Land mit seinen abscheulichen Taten in Angst und Schrecken versetzte, mit dokumentarischer Präzision. "Zodiac" ähnelt dahingehend einem Journalismusthriller wie "Die Unbestechlichen" (1976), enthält jedoch gleichzeitig auch einige ungeheuer intensive Suspense Momente.
Ende der 60er Jahre beginnt im Großraum San Francisco eine beispiellose Mordserie. Ein Unbekannter, der sich selbst den Namen Zodiac gibt, tötet scheinbar wahllos und ohne jedes erkennbare Muster. Im Anschluss verschickt er verschlüsselte Botschaften an die Zeitungen der Region, in denen er sich mit seinen Taten brüstet und weitere ankündigt. Der Karikaturist Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) versucht die rätselhaften Codes zu knacken, um so hinter die Identität des Killers zu gelangen...
Finchers Thriller basiert auf den beiden Büchern, die der echte Robert Graysmith über den mysteriösen Fall schrieb. Graysmith und seine Suche nach der Wahrheit sind es auch, die anstelle des Mörders im Mittelpunkt der Handlung stehen. "Zodiac" hangelt sich nicht wie viele andere Filme des Genres von einer Actionsequenz zur nächsten, erhebt den Killer nicht zur teuflischen Macht wie es noch zuvor in "Sieben" der Fall war. Vielmehr fokussiert er sich auf die akribische Ermittlungsarbeit, funktioniert wie ein großes Puzzle, das sich nur schwerlich zusammensetzen lässt, weil wichtige Teile fehlen und bereits falsche Teile verbaut wurden.
Gleichzeitig ist "Zodiac" jedoch auch eine Chronik us-amerikanischer Geschichte über mehr als zwei Jahrzehnte. Deutlich wird dies etwa anhand der detailverliebten Ausstattung, an sich wandelnder Mode, Automobilen oder auch Schreibmaschinen. Desweiteren baut Fincher in seinem ansonsten vor allem auf ein Höchstmaß an Authentizität zustrebendem Werk einige Spielereien, wie etwa ein im Zeitraffer entstehendes Gebäude ein, um zu verdeutlichen, welchen Einfluss der Zodiac Fall auch noch nach Jahrzehnten auf alle Beteiligten, ja auf die ganze Region um San Francisco, nimmt. Dazu passt auch eine längere Schwarzblende, die im sehr empfehlenswerten Directors Cut sogar noch etwas ausführlicher ausfällt und die mit berühmten Zitaten sowie großen Musikhits der jeweiligen Dekade unterlegt ist.
Obwohl Graysmiths Besessenheit bei der Jagd nach dem Killer besonders im letzten Drittel dominiert und damit einhergehend auch private Probleme zur Sprache kommen, ist der Dramaanteil des Films doch sehr gering. So sind etwa auch die Alkoholsucht des Starjournalisten und Zodiac-Experten Paul Avery (Robert Downey jr.) und die zunehmende Verzweiflung des Detectives Dave Toschi (Mark Ruffalo) nur winzige Teilchen im großen Gesamtbild. Das Aufspüren, das Decodieren, das Entmystifizieren bildet den wahren Kern der Geschichte.
Einmal mehr versammelt David Fincher einen hervorragenden Cast um sich und treibt diesen zu Höchstleistungen an. Jake Gyllenhaal mimt Graysmith als leicht naiven Jungspund, der immer mehr in die Abgründe des Falls hineingesogen wird. Mark Ruffalo gibt den routinierten Ermittler mit dem so manchem flapsigen Spruch auf den Lippen. Robert Downey jr. überzeugt als selbstverliebter Journalist, dessen Alkoholexzesse zunehmend überhand nehmen. Unter den kleineren Nebenrollen sticht derweil besonders John Carroll Lynch hervor, der seine wenigen Minuten Screentime ausgezeichnet zu nutzen weiß.
"Zodiac" ist mehr als ein weiterer Serienkillerstreifen, er ist packender Zeitungsthriller und abwechslungsreiches Portrait der US-Historie in Einem. Gerade darin, dass er die Erwartungen des Publikums umgeht, liegt seine große Stärke.
Solomon Grundy,
Born on a Monday,
Christened on Tuesday,
Married on Wednesday,
Took ill on Thursday,
Worse on Friday,
Died on Saturday,
Buried on Sunday.
That was the End
Of Solomon Grundy.
Einen Mann wie Christian Wolff (Ben Affleck) hätte wohl auch sein Beinahe-Namensvetter, Bundespräsident a.D. Christian Wulff, gut gebrauchen können. Als Buchhalter mit Asperger-Syndrom ist er sowohl mathematisches Genie, als auch - seinem strengen Army-Vater sei dank - kampferprobte Tötungsmaschine. Insbesondere in der Unterwelt hat er sich einen Ruf aufgebaut, verkehrt mit Drogenkartellen und Mafiabossen. Doch ausgerechnet als er einen scheinbar seriösen Auftrag einer Robotik-Firma annimmt, muss er alsbald um sein Leben fürchten...
"The Accountant" ist vor allem in der ersten Hälfte eine Mischung aus Autismus- Drama und Finanzkrimi. Der Film lässt sich ausgiebig Zeit, um insbesondere seinen ungewöhnlichen Protagonisten vorzustellen. In Rückblenden bekommen wir dabei auch Teile seiner Kindheit zu Gesicht. Wolffs Werdegang erscheint dabei von Anfang an reichlich abenteuerlich, mit seinen Fähigkeiten ist er näher an einem Superhelden als an einem James Bond, Jason Bourne oder Ethan Hunt. Sein Handicap, welches u.a. dazu führt, dass grelles Licht und starke Geräusche eine Belastung für ihn darstellen und er Schwierigkeiten hat, Kontakte zu anderen Menschen zu knüpfen, lässt ihn aber dennoch sympathisch erscheinen.
Ist die Ausgangslage dann erst einmal abgeklärt, entwickelt sich "The Accountant" mehr und mehr zu einem knallharten Actionthriller. Trotz einiger stark choreographierter Schusswechsel und Nahkampfszenen wird der Film jedoch nie zur reinen Ballerorgie, vielmehr steht durchgängig die verzwickte Handlung um irreguläre Geldgeschäfte der Robotik-Firma im Vordergrund.
Will man diese im Detail verstehen, ist durchaus eine hohe Aufmerksamkeit erforderlich, da "The Accountant" sich einige Figurenhintergründe bis zum Schluss aufbewahrt und immer wieder zwischen verschiedenen Zeitebenen hin- und herspringt. Am Ende stellt sich zwar das Gefühl ein, eine eigentlich recht runde Story erzählt bekommen zu haben, der Weg dorthin gestaltet sich aber dennoch einigermaßen holprig. Ursächlich dafür ist das bisweilen verworrene Drehbuch, das unbedingt auf mehrere finale Twists zusteuern will, dabei aber mehrere Rückblenden unglücklich platziert. So bleiben bei genauerem Nachdenken letztlich doch noch einige Fragen offen.
Wenn man sich damit anfreunden kann, dass ein menschenscheuer Autist gleichzeitig auch effektiver Killer mit Kontakten in alle Welt ist, kann man mit der Figur des Christian Wolff einige Freude haben. Dies liegt nicht zuletzt an seinem trockenen Humor, der dramatische Momente immer mal wieder ironisch bricht. Als stimmig erweist sich auch das Zusammenspiel zwischen ihm und der Analytikerin Dana (Anna Kendrick), die zunächst nicht genau weiß, wie sie mit Wolffs Ticks umgehen soll, bald jedoch einen Seelenverwandten in ihm entdeckt. Weit weniger leicht zu durchschauen ist dagegen das Duo von der Steuerfahndung, das sich an Wolffs Fersen geheftet hat. Dabei kann man sogar soweit gehen, dass der Handlungsstrang um den von J.K. Simmons verkörperten Ermittler und seine Mitarbeiterin aufgrund der finalen Auflösung vollkommen ins Leere läuft. Unter den weiteren Figuren bleibt der von Jon Bernthal gespielte Auftragsmörder noch am meisten im Gedächtnis. Bernthal ist neben Affleck auch Derjenige, der die stärksten darstellerischen Akzente zu setzen weiß.
Insgesamt ist "The Accountant" ein unterhaltsames Gesamtpaket mit nur ganz wenigen Längen, einem starken Cast und einer ordentlichen Portion realistischer Härte. Dafür leidet der Film jedoch etwas unter einer allzu verstrickten Erzählweise, die manche Figuren zu kurz kommen lässt, während andere für das Fortschreiten der Geschichte kaum eine Bedeutung haben. Möglicherweise wurden hier ein paar Ideen zu viel verarbeitet.
"The Proposition" ist ein sehr ruhig erzählter Western, angesiedelt im australischen Outback zum Ende des 19. Jahrhunderts. Darin unterbreitet der Gesetzeshüter Captain Stanley (Ray Winstone) dem mittleren der drei berüchtigten Burns-Brüder, Charlie (Guy Pearce), ein Angebot. Um die eigene Haut, sowie die seines jüngeren Bruders zu retten, soll er seinen älteren Bruder Arthur (Danny Huston) innerhalb eines neuntägigen Ultimatums töten. Charlie nimmt an und begibt sich auf die Suche...
Von Beginn an liegt eine gewisse Melancholie über den Geschehnissen in "The Proposition". Die Handlung schreitet nur langsam voran, ja im Grunde ist die Situation nach einer Stunde immer noch identisch mit der zu Anfang. Allerlei Charaktere werden eingeführt, wobei die Beziehungen der drei Burns-Brüder sowie die unter seinem heimlichen Abkommen mit den Verbrechern leidende Ehe des Captains mit seiner Frau Martha (Emily Watson) noch am interessantesten bleiben. Weitere Charaktere wie ein Kopfgeldjäger mit Hang zu Gedichten (John Hurt) und der gnadenlose Oberbefehlshaber des Ortes (David Wenham) bringen für die eigentliche Geschichte dagegen kaum einen Mehrwert. Auch die Ureinwohner und ihre Unterdrückung durch die weißen Siedler spielen nur am Rande eine Rolle.
Vielmehr wird in ausgiebiger Weise die karge Landschaft in all ihrer Schönheit eingefangen. Und wann immer es möglich ist, lässt sich Jemand nieder, um vom Rande eines Felsplateaus aus den Sonnenuntergang zu bestaunen. Auflockerung in Form von Humor sucht man hier vergebens, stattdessen durchzieht den gesamten Film eine tiefe Schwermütigkeit. Weitere Merkmale stellen zudem die ungeschönte Brutalität sowie das Fehlen eines westerntypischen Gut/Böse Schemas dar. Dass hier quasi von allen Seiten gegen moralische Prinzipien verstoßen wird, führt jedoch nicht unbedingt zu einem Spannungsanstieg, denn dazu sind die meisten Charaktere zu unnahbar und zu wenig ausgearbeitet, als dass man intensiv mit ihnen mitfühlen könnte.
So bietet "The Proposition" insgesamt kaum mehr als einen namhaften Cast und einige hübsche Bilder von Down Under. Die Handlung gestaltet sich äußerst zäh, während die Musik von Nick Cave, der auch das Drehbuch schrieb, zuweilen seltsam deplatziert wirkt. Wer gerne schweigend den Untergang der Sonne betrachtet, findet hiermit allerdings einen Film voller Gleichgesinnter.
Gefällt mir - besonders die Tiermasken find ich klasse. Hab Bock drauf :)
"He was a quiet man" - eine Aussage, die geradezu typisch erscheint, wenn in Folge von Amokläufen Freunde, Bekannte und Nachbarn um eine Täterbeschreibung gebeten werden. Unbescholtene Bürger ohne jede Auffälligkeiten handeln dem Anschein nach urplötzlich vollkommen wider ihrer sonstigen Natur und werden von einer Sekunde zur anderen zu eiskalten Killern.
"Amok" (so der wesentlich reißerische deutsche Titel) erzählt die Geschichte eines solch unscheinbaren Mannes. Bob (Christian Slater) ist ein alleinstehender Büroangestellter, der Tag ein Tag aus mit dem Ordnen und Abheften von Akten beschäftigt ist. Von seinen Kollegen wird er entweder schikaniert oder erst gar nicht beachtet, wobei die attraktive Vanessa (Elisha Cuthbert) die Einzige ist, die ab und zu ein Lächeln für ihn übrig hat. Sein Chef (William H. Macy) in der obersten Etage hingegen weiß nicht einmal von seiner Existenz. In aller Stille hat Bob jedoch Vorkehrungen getroffen, um sich an seiner grausamen Umwelt zu rächen...
Zu den größten Stärken dieser pechschwarzen Satire zählt zweifellos, dass sie ebenso unberechenbar ist wie ihr Protagonist. "Amok" attackiert lauthals das System, prangert ungerechte Wirtschaftshierarchien, die Ausbeutung einer Ellenbogengesellschaft und unmenschliche Bedingungen in einem von Anonymität geprägten Arbeitskosmos an. Wer in diesem System aufsteigen will, muss als Mann nach oben buckeln und nach unten treten können, als Frau hingegen vor allem gewisse orale Fähigkeiten zur Perfektion bringen. Der Humor von "Amok" ist
oftmals zynisch und dazu messerscharf, die Beobachtungen allesamt erschreckend entlarvend.
Die Charaktere erwecken zunächst den Eindruck von Stereotypen, gewinnen aber rasch an Profil und sind insbesondere im Fall der Hauptfigur sehr einfühlsam gezeichnet. Die Handlung schlägt derweil immer wieder unvorhergesehene Haken, sodass kaum zu sagen ist, in welche Richtung sie sich als nächstes entwickeln wird. Letztlich geht der Film sogar so weit, dass er die Grenzen zwischen Realität und Einbildung verschwimmen lässt.
Getragen wird "Amok" von einem gut ausgewählten Cast mit einem herrlich hässlich zurechtgemachten Christian Slater an der Spitze. Neben seiner nuancierten Performance als Eigenbrötler, der mit den Fischen in seinem Aquarium kommunziert, wissen auch Elisha Cuthbert als seine nicht ganz leicht zu durchschauende Kollegin und William H. Macy als profitgeiler Chef zu überzeugen.
"Amok" ist kein großes Kino; dass diese nicht gerade mainstream-taugliche Produktion direkt auf DVD erschien, ist nachvollziehbar. Als Tragikkomödie mit Herz und Biss funktioniert sie im heimischen Wohnzimmer jedoch ausgezeichnet. Hier darf mit allem gerechnet werden - nur nicht mit einem herkömmlichen Amoklauf Streifen.
"Thursday" ist einer jener Tarantino-Klone im Low-Budget Segment, wie sie nach dem Erfolg von "Pulp Fiction" reihenweise aus dem Boden schossen. Der schwarzhumorige Thriller unter der Regie von Skip Woods bleibt jedoch vor allem bei der Dialogqualität meilenweit hinter seinem großen Vorbild zurück und hat auch in punkto zündender Gags eine eher schwache Trefferquote.
Seine draufgängerischen Zeiten als schießwütiger Drogendealer hat Casey (Thomas Jane) längst hinter sich gelassen. Inzwischen führt er das unspektakuläre Leben eines verheirateten Architekten inklusive Fleischverzicht und Milchersatz. Bis an einem verhängnisvollen Donnerstag sein alter Kumpel Nick (Aaron Eckhart) vor der Tür steht...
Während die Eröffnungsszene noch die Hoffnung auf eine "Natural Born Killers" Variation aufkommen lässt, verflacht das Geschehen, sobald Caseys Haus als Hauptschauplatz eingeführt wird. Von nun an entwickelt sich ein Kammerspiel, bei dem alle paar Minuten die Türglocke läutet und ein neuer seltsamer Besucher Eintritt verlangt. Unter diesen Auftritten finden sich mit Michael Jeter (The Green Mile) als penibler Prüfer von der Adoptionsagentur und Paulina Porizkova (Arizona Dream) als sexbesessene Domina zwar auch ein paar Highlights, insgesamt weiß dieses immer wiederkehrende Muster jedoch nicht durchgängig zu unterhalten.
Als unkluge Entscheidung stellt sich außerdem heraus, dass der von Aaron Eckhart verkörperte Ex-Partner von Casey bald fast vollständig aus der Handlung verschwindet und nur noch in eher mäßig interessanten Rückblenden erscheint. Dieser Umstand fällt besonders ins Gewicht, da sich in der Eröffnungsszene ein gewisses Potenzial dieser Figur offenbart hatte. Dass Casey selbst nach und nach den Anschein des braven Architekten ablegt und in alte Gewohnheiten verfällt, dürfte indes wohl niemanden auch nur ansatzweise überraschen.
Trotz seiner kurzen Laufzeit hat dieses mit einigen brutalen Szenen gewürzte Kammerspiel spürbare Längen. Für mehr Situationskomik wäre womöglich gesorgt, wenn Caseys Parade der ungebetenen Gäste stärker miteinander agieren würde. Doch in den meisten Fällen verschwinden die anderen Besucher aus der Geschichte sobald ein neuer Charakter eingeführt wird.
So ist "Thursday" letztlich als Schwarze Komödie nur Mittelmaß und als Thriller/Actionfilm sogar regelrecht ideenlos. Möglicherweise funktioniert der Film aber auch nur donnerstags...
I see a red door and I want it painted black
No colors anymore I want them to turn black
I see the girls walk by dressed in their summer clothes
I have to turn my head until my darkness goes
David Koepp dürfte wohl am ehesten als Drehbuchautor für große Blockbuster bekannt sein. So verfasste er etwa die Skripte für Jurassic Park, Mission: Impossible und Spider-Man. Mit "Stir of Echoes" beweist er, dass er auch als Regisseur durchaus Talent besitzt.
Tom Witzky (Kevin Bacon) steht dem Paranormalem äußerst skeptisch gegenüber - bis er auf einer Party hypnotisiert und sein Geist in Folge dessen für die Zwischenwelt geöffnet wird. Von nun an plagen ihn Visionen, die irgendwie mit einem verschwundenen Mädchen zusammenhängen, das mit ihm Kontakt aufnehmen möchte...
"Stir of Echoes" fühlt sich einerseits schon sehr "oldschool" an, kann aber aufgrund eines starken Plots und eines Kevin Bacon in Bestform auch heute noch fesseln. Ideen wie jene, Toms Sohn Jake (Zachary David Cope) mit seiner Geisterfreundin kommunizieren zu lassen, indem er direkt in die Kamera spricht, verleihen diesem Mysterythriller über die Welt der Toten das gewisse Etwas. Ebenfalls sehr einnehmend sind die Bilder mit denen Tom konfrontiert wird, während er unter Hypnose steht.
Auf allzu explizite Gewaltdarstellungen verzichtet "Stir of Echoes", Jumpscares fehlen sogar fast gänzlich. Dafür setzt der Film voll auf seine unheimliche Atmosphäre und einige horrortypische Metaphern. Zuweilen erscheint der Plot zwar ein wenig konstruiert; vor allem da sich alle wesentlichen Ereignisse in Toms unmittelbarem Bekanntenkreis abspielen und das Voranschreiten der Handlung teilweise einzig durch die Fähigkeiten seines Sohnes möglich wird, doch gravierende Auswirkungen auf den Filmgenuss hat dies glücklicherweise nicht.
Während das Gefühl der Beklemmung durchgängig bestehen bleibt, geht es in Sachen Spannung eher auf und ab. So nimmt etwa ein eher bedeutungsloser Nebenhandlungsstrang um eine Gruppe mit den gleichen Fähigkeiten wie Tom einiges an Fahrt raus. Dafür entschädigt allerdings ein packender Showdown in dem die losen Handlungsfäden sehr gut zusammenlaufen. Neben Kevin Bacon, der als Protagonist nach und nach immer mehr in den Wahnsinn abdriftet, wissen dabei auch die weiteren Darsteller um Kathryn Erbe, Kevin Dunn und Jennifer Morrison zu gefallen.
So liegt die größte Stärke von "Stir of Echoes" letztlich darin, altbekannte Motive zu einer stimmigen Geschichte zu verflechten, die anders als die manch anderer Genrevertreter auch knapp zwanzig Jahre nach Erscheinen noch überzeugt.
Glückwunsch, Robo :) Jetzt hab ich ein klares Bild von dir vor Augen wie du gebannt in deinem Sessel sitzt und dich ganz in der Welt dieses Meilensteins verlierst ;)
Top oder Flop - das ist im Fall von "The Crazies" wohl eine Frage der Prioritäten. In Sachen Inszenierung und Atmosphäre ist Breck Eisners Remake eines 70er Jahre Klassikers von Zombiegroßmeister George A. Romero nämlich kaum ein Vorwurf zu machen. Wer jedoch auf ein einigermaßen originelles Drehbuch oder gar Innovationen hofft, dürfte seine Erwartungen nicht erfüllt sehen.
Von einem Tag auf den anderen ändert sich das Leben der Bewohner der sonst so idyllischen Kleinstadt Ogden Marsh grundlegend. Ohne jede Erklärung scheinen immer mehr Leute nach und nach vollkommen durchzudrehen. Verzweifelt suchen Sheriff David Dutton (Timothy Olyphant) und seine schwangere Frau Judy (Radha Mitchell) nach einem Ausweg...
Allzu schnell wird deutlich, wohin uns diese Reise führen wird. "The Crazies" fügt dem Zombiegenre keine neue Facetten hinzu, bewegt sich ausschließlich auf ausgetretenen Pfaden - und dieser Umstand geht ganz erheblich zu Lasten der Spannung. Wenn nach wenigen Minuten schon klar ist, wie das Ende aussehen wird, kann dies wohl kein noch so guter Regisseur kaschieren.
"The Crazies" verfügt über hochwertige Bilder, die Figurenzeichnung ist in Ordnung, die Darstellerriege gibt sich keine Blöße. Aber wirklich fesseln konnte mich diese aufgewärmte Zombie-Suppe zu keiner Zeit.
Sorry Chio - aber du kennst ja deine Pappenheimer... ;)