Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Die Romane und Kurzgeschichten des Autors Dennis Lehane erfreuen sich in Hollywood offenkundig großer Beliebtheit. Zuletzt wurden etwa "Gone Baby Gone", "Shutter Island" und "The Drop" erfolgreich für das Kino adaptiert - und so stammt auch die Vorlage zu "Mystic River" unter der Regie von Altmeister Clint Eastwood aus Lehanes Feder.
Die miteinander verwobenen Schicksale dreier Jugendfreunde, die nach einem traumatischen Kindheitserlebnis als Erwachsene wieder aufeinander treffen, erinnern dabei in ihrer Ausgangslage an "Sleepers" (1996), schon bald jedoch entwickelt sich Eastwoods Film in eine andere Richtung. Rund um sein hervorragendes Darstellerensemble entwickelt er eine stimmige Mischung aus Krimi und Drama, die zudem mit einer präzisen Milieuzeichnung der Bostoner Armenviertel aufwarten kann.
Sean Penn begeistert als Familienvater mit Knasterfahrung, der nach dem Mord an seiner ältesten Tochter alles daran setzt, den Täter ausfindig zu machen. An seiner Seite brilliert Tim Robbins als innerlich gebrochener Jugendfreund, der in den Fokus der Ermittlungen gerät. Und auch der weitere Cast um Kevin Bacon als dritter Freund, der zum Kriminalermittler aufgestiegen ist, sowie Laurence Fishburne, Laura Linney und Marcia Gay Harden weiß vollkommen zu überzeugen. Berechtigterweise regnete es dafür Oscar-Nominierungen und -auszeichnungen.
"Mystic River" zieht seine Spannung demnach nicht ausschließlich aus der Frage nach der Identität des Mörders, sondern besonders auch aus den komplexen Verstrickungen der Figuren. Dabei legt sich die Frage, ob ein einziges Kindheitsereignis das Leben dreier Männer und damit auch ihrer Familien für immer beeinflussen kann, wie ein dunkler Schleier über die Erzählung. Dennoch ist Eastwoods Film nicht sonderlich pathetisch geraten und bleibt trotz des Verzichts auf markante Actionszenen auch auf der Krimiebene sehr interessant. So ist "Mystic River" am Ende ein anspruchsvolles Filmerlebnis, das bei aller Aufmerksamkeit für die Entwicklung der Charaktere auch das Vorantreiben der Geschichte nicht vergisst.
Seltsam wie das Grauen oftmals mit dem Verlust eines Kinderspielzeugs in einem Gulli seinen Anfang nimmt...
"Drive" unter der Regie von Nicolas Winding Refn erzählt die Geschichte eines Stuntman (Ryan Gosling), der in Gangsterkreisen häufig als Fluchtwagenfahrer eingesetzt wird. Refn setzt dabei vor allem auf eine möglichst stylisch wirkende Inszenierung mit langen Zeitlupensequenzen und lässt den wortkargen Protagonisten ausgiebig posieren.
Jedes Bild zu einem Gemälde werden lassen, könnte die Ambition des Dänen vorab gelautet haben. Und tatsächlich besticht "Drive" durch eine excellente Optik, die zuweilen an die harten Gangsterballaden eines Michael Mann erinnert. "Drive" schwelgt oftmals minutenlang in diesen mit einem psychedelisch angehauchten Soundtrack unterlegten Bildern, vernachlässigt dabei jedoch auch häufig seine Figuren sowie das Vorantreiben der ohnehin nicht besonders innovativen Handlung.
Ryan Goslings Charakter ist der typische einsame Wolf, der lässig auf Zahnstochern kaut und als einzige emotionale Regung gelegentlich ein verschmitztes Lächeln präsentiert. Den übrigen Figuren um seine von Carey Mulligan verkörperte Freundin oder seinen von Bryan Cranston gespielten Mentor wird derweil kaum mehr Tiefe zugestanden. Das hochkarätige Darstellerensemble weiß aus seinen eindimensionalen Figuren aber immerhin noch das Maximum herauszuholen.
Was in "Drive" neben den rein visuellen Aspekten dann aber doch positiv hervorsticht, sind einige sehr intensive Actionszenen sowie die charmant erzählte Lovestory, wenngleich der Plot keine allzu überraschenden Wendungen bereit hält. Im letzten Drittel entwickelt sich Refns Film dann schließlich noch zur brutalen Gewaltorgie, wobei die Szenen, in denen Gosling mit Hammer oder Messer bewaffnet agiert, nicht an die Intensität der Fahrszenen heranreichen.
So ist "Drive" in erster Linie ein optischer Leckerbissen, dessen solide, jedoch nicht übermäßig spannende Story, nur selten richtig Gas gibt.
Für mich soll's rote Rosen regnen
Mir sollten sämtliche Wunder begegnen
Die Welt sollte sich umgestalten
Und ihre Sorgen für sich behalten
In "American Beauty" blickt Regiedebütant Sam Mendes hinter die Fassade bürgerlicher Vororte, hinter frisch gestrichene Gartenzäune und mit der Nagelschere getrimmte Rasenflächen. Herausgekommen ist dabei ein schwarzhumoriges Porträt zweier Familien, die nach außen hin stets den Anschein der Perfektion wahren möchten, im Innern jedoch tiefe Risse offenbaren.
Lester Burnham (Kevin Spacey) steckt in der Midlife-Crisis, ist gefangen im Alltagstrott und fühlt sich als kompletter Versager. Seine Frau Carolyn (Annette Bening) macht ihm dauernd Vorwürfe, seine Tochter Jane (Thora Birch) nimmt ihn nicht mehr ernst.
Bei den neu zugezogenen Nachbarn sieht es nicht viel besser aus. Colonel Fitts (Chris Cooper) hat einen krankhaften Kontroll- und Disziplinzwang, sein Sohn Ricky (Wes Bentley) dealt heimlich mit Drogen, seine Frau Barbara (Allison Janney) ist geradezu katatonisch.
Mendes' Film zeigt auf, wie fast alle diese Figuren eine Wandlung durchmachen, aus der Monotonie ausbrechen wollen. Lester gibt sich sexuellen Fantasien von Angela (Mena Suvari), der Cheerleader-Freundin seiner Tochter hin, seine Frau beginnt eine Affäre, die Nachbarskinder Jane und Ricky verlieben sich ineinander und schmieden Zukunftspläne. Dieses Ausbrechen aus dem Alltäglichen ist dabei ganz bewusst überzeichnet dargestellt, führt zu zahlreichen grotesken Situationen wie Jener, in der Lester seine Frau und ihre Affäre am Drive-in Schalter eines Fast-Food Restaurants bedient.
"American Beauty" präsentiert sich zuweilen melancholisch-sinnierend, dann aber auch wieder herrlich zynisch, sodass sich Tragik und Komik stetig abwechseln. Getragen von einem bestens aufgelegten Cast und mit einem vorzüglichen Soundtrack garniert, entfaltet Mendes' Dekonstruktion des American Dream eine enorme Kraft. Die Botschaft, die er uns abschließend mit auf den Weg gibt, lautet dabei, die Schönheit des Lebens im Kleinen, im Verborgenen zu suchen, statt sie in Form von nichtssagenden Statussymbolen vor uns herzutragen.
Bereits die Tatsache, dass der Bösewicht des ersten Teils nun zum Helden wird, macht "Terminator 2" zu einer bemerkenswerten Fortsetzung, doch James Camerons gigantisches Feuerwerk der SciFi-Action bietet noch so viel mehr.
Dank eines 100 Mio. Dollar Budgets, wegweisender Spezialeffekte und eines hervorragenden Casts zementierte Cameron seinen Ruf als Mann für die ganz großen, die bahnbrechenden Projekte des Blockbusterkinos. Seine "Terminator" Fortsetzung zeigt auf, dass nach Ende des Kalten Krieges eine neue Gefahr für die Menschheit bevorsteht. Indem der Mensch nämlich die Kontrolle in allen Lebensbereichen den Maschinen überlässt, beschwört er die Möglichkeit eines ferngesteuerten Krieges herauf. Ein Krieg, in dem der Mensch wie einst Frankenstein in Mary Shelleys Erzählung nicht mehr Herr seiner eigenen Schöpfung ist - ein aus heutiger Sicht geradezu prophetischer Gedanke.
Darüber hinaus erzählt "Terminator 2" aber auch vom Sturz der alten Autoritäten. Psychologen, die ihre Patienten kleinhalten wollen und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, eine Polizei, die der Bedrohung aus der Zukunft ohnmächtig gegenüber steht oder auch Pflegeeltern, die einen Jungen nicht bändigen, in seiner Freizeit nicht einschränken können - sie alle sind die Verlierer dieser Geschichte.
Stattdessen macht sich Camerons Film für die Suche nach neuen Autoritäten stark. John Connor kehrt zurück zu seiner leiblichen Mutter, die von der Gesellschaft verstoßen und als verrückt abgestempelt wurde. Der T-800 wird zu einer Vaterfigur, füllt die Maschine trotz ihrer anfänglichen Gefühlskälte doch die Rolle des Beschützers aus, der die Männer aus Fleisch und Blut in diesem Film nicht gewachsen sind. Selbst der als durchaus fürsorglich porträtierte Entwickler Miles Dyson investiert lieber Zeit in die Maschinen als in seine Kinder und ist dann gegen das zielgerichtete Vorgehen bei Sarahs Attentat wehrlos. Damit verbunden ist auch hier einmal mehr Camerons Vorliebe für starke Frauenfiguren, hat Sarah doch mehr von einer muskulösen Kampfamazone, als von einem Objekt männlicher Begierde, wodurch sie ein in allen Belangen gleichberechtigtes Elternteil für John darstellt.
"Terminator 2" zeigt eine Welt am Rande der Apokalypse, die sich sicher fühlt im Schein einer goldenen, digitalen Zukunft. Cameron entwirft ein Bedrohungsszenario, das man als utopisches Hirngespinst auffassen kann, als Panikmache angesichts eines notwendigen Fortschritts. Oder aber man sieht sich um und macht sich selbst ein Bild davon, wie weit die Abhängigkeit von Maschinen bereits fortgeschritten ist und ob der Mensch sich nicht ein Stück weit Autonomie zurückerobern oder aber wenigstens bewahren sollte.
Haste la vista, Baby!
In "The Grudge" wird Sarah Michelle Gellar als junge Pflegerin unter der Regie von Takashi Shimizu von Geistern heimgesucht. Entstanden ist dabei ein mäßig spannender Horrorfilm, dessen vorhersehbare Schockeffekte sich schon nach kurzer Zeit abnutzen.
Shimizu, der auch schon für das japanische Original zuständig war, erzählt die Geschichte des verfluchten Hauses in seinem für den US-Markt zugeschnittenen Remake nicht chronologisch, sodass Zeit und Figuren von Szene zu Szene wechseln. Was zunächst wie ein genialer Kniff erscheint, hat allerdings auch zur Folge, dass kaum ein Charakter in "The Grudge" an Tiefe gewinnt. Der sich fortwährend wiederholende Szenenaufbau, der beinahe immer mit dem Auftauchen eines Geistes endet, langweilt spätestens nach der Hälfte des Films.
Darüberhinaus schleicht sich allmählich der Gedanke ein, dass das Durcheinanderbringen der zeitlichen Struktur nur dazu dient, die dünne Handlung zu kaschieren. Auf einen unerwarteten Twist wartet man hier jedenfalls bis zum Schluss vergebens. Auch wird nicht ganz ersichtlich, wieso die Geister weitestgehend an das Haus gebunden scheinen, dann aber wieder quer durch die Stadt ihr Unwesen treiben oder weshalb sie manche Hausbesucher zunächst verschonen, andere aber dafür sofort umbringen.
Mit seinem Darstellerensemble geht "The Grudge" geradezu verschwenderisch um. Bill Pullman, Clea DuVall und William Mapother etwa tauchen nur in kleinen Nebenrollen auf, in denen sie kaum Akzente zu setzen vermögen. Und selbst Sarah Michelle Gellar bleibt als Protagonistin reichlich eindimensional, da auch sie aufgrund der vielen Zeitwechsel immer wieder minutenlang vom Bildschirm verschwindet. So bleiben einzig ein paar kreative Schockmomente, die "The Grudge" noch über die Ziellinie retten, den inhaltlichen Leerlauf jedoch nicht zu überdecken vermögen.
"Monsieur Lazhar" ist ein oscarnominiertes kanadisches Drama, in dem ein algerischer Flüchtling in Montreal eine schwer traumatisierte Schulklasse übernimmt. Dank einer ungemein feinfühligen Erzählweise und eines stark aufspielenden Casts ist Regisseur Falardeau damit ein absolut sehenswertes Werk gelungen.
Seit sie ihre Lehrerin erhängt im Klassenzimmer aufgefunden haben, stehen Alice (Sophie Nélisse) und ihre Mitschüler sowie auch das Lehrerkollegium unter Schock. Als der algerische Einwanderer Bachir Lazhar (Fellag Fellag) die freigewordene Stelle antritt, begegnen sie dem Neuen und seinen Methoden zunächst mit großer Skepsis, zumal sich die Verstorbene großer Beliebtheit erfreute. Wo extra eingesetzte Schulpsychologen scheitern, gelingt es Lazhar jedoch nach und nach, die Kinder zu erreichen und so gemeinsam das Gewesene zu verarbeiten...
"Monsieur Lazhar" ist ein gleichsam nüchterner wie in seiner Botschaft äußerst warmherziger Film, der ein gutes Gespür für aktuelle politische und gesellschaftliche Zusammenhänge besitzt. Dabei agiert das sensible Drama nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern funktioniert hauptsächlich über die unterschiedlichen Sichtweisen seiner Figuren, ihren ganz persönlichen Schicksalen. Insbesondere die Interaktion zwischen dem neuen Lehrer und der Klasse und die sich langsam vollziehende Annäherung wirkt angenehm ungekünstelt.
Anrührende Momente wechseln sich ab mit witzigen Situationen, sodass eine stets harmonische Balance entsteht. Komplexe Themen wie Traumabewältigung, Migration und multikultureller Schulalltag werden zwar nicht immer vollends vertieft, wohl aber mehr als nur oberflächlich behandelt. Die Inszenierung ist schnörkellos und wohltuend zurückgenommen, sodass die Geschichte durchgängig im Vordergrund steht. Einzig das Ende kommt sehr abrupt, sodass beinahe der Wunsch nach einer Fortsetzung reift.
"Monsieur Lazhar" ist nicht nur für Pädagogik Interessierte einen Blick wert, denn in diesem Mikrokosmos des Klassenzimmers spiegeln sich die Vorgänge in der Welt draußen wider.
Im zweiten Teil der "Phantastische Tierwesen" Reihe rückt Schwerverbrecher Gellert Grindelwald (Johnny Depp) in den Vordergrund und degradiert Newt Scamander (Eddie Redmayne) und seine Begleiter zu weniger interessanten Nebenfiguren. "Grindelwalds Verbrechen" ist deutlich düsterer als sein Vorgänger, weiß seine vielen Handlungsstränge und Figuren jedoch nicht immer ins Gleichgewicht zu bringen und verliert sich stattdessen in der Erforschung von Stammbäumen.
Anflüge von Spoilern:
Die interessanteste Frage nach Ende des ersten Teils dürfte gewesen sein, wie es J.K. Rowling gelingen wird, die höchst spannende Beziehung zwischen Grindelwald und Albus Dumbledore (Jude Law) in das Tierwesen-Universum rund um Newt und seine Freunde zu integrieren. Das Zwischenergebnis fällt dafür nach dem zweiten Teil eher dürftig aus, denn "Grindelwalds Verbrechen" gelingt es kaum, diese beiden Pole miteinander zu verbinden. Während Grindelwald und Dumbledore die Handlung vorantreiben, sind Newt und seine Freunde kaum mehr als Sidekicks - zuständig für visuelle Spielereien und seltsam unausgegorene Lovestories. So pocht Queenie (Alison Sudol), die sich am Ende des Vorgängers noch in der Annäherungsphase mit Jacob (Dan Fogler) befand, hier gleich zu Beginn auf eine Heirat. Unterdessen befindet sich Newt in einem holprig erzählten Liebesdreieck mit Tina (Katherine Waterstone) und Leta Lestrange (Zoë Kravitz). Zusätzlich wird auch noch der Frage nach der wahren Herkunft von Credence (Ezra Miller) nachgegangen, bei der jedoch bis zur finalen Auflösung unklar bleibt, warum sie für den Zuschauer überhaupt relevant sein sollte.
Stärker als alle bisherigen Filme aus Rowlings magischer Welt fühlt sich "Grindelwalds Verbrechen" nach einem Bindeglied zwischen anderen Teilen an und kann dementsprechend nur begrenzt für sich allein stehen. Im Unterschied zu den "Harry Potter" Filmen zeigt sich zudem, dass mit Erklärungen für bestimmte Vorgänge und Zaubereien gespart wird, der Zuschauer nicht mehr so stark bei der Hand genommen wird. Daher kann es mitunter schwer fallen, nachzuvollziehen, warum eine Figur plötzlich über diese oder jene Fähigkeit verfügt oder welcher Zauber denn nun gerade wieder am Werk ist. So hat Newt etwa in einer Szene zur rechten Zeit Vielsafttrank bei sich, verwandelt sich kurzerhand in seinen Bruder Theseus (Callum Turner) und nach wenigen Sekunden wieder zurück, ohne dass der Schwindel groß auffallen würde. Auch bleibt offen, welche Rolle nun Nagini (Claudia Kim) in diesem Film einnimmt oder weshalb die mit der Gabe des Gedankenlesens gesegnete Queenie auf Grindelwalds Verlockungen hereinfällt.
Immerhin bietet "Grindelwalds Verbrechen" jedoch auch wieder zahlreiche kreative Ideen, starke visuelle Effekte und gewinnt mit Dumbledore und Grindelwald zwei komplexe Hauptfiguren hinzu, die von Jude Law und Johnny Depp ausgezeichnet verkörpert werden. Besonders im letzten Drittel nimmt dieser zweite Teil dann auch noch einmal Fahrt auf und führt die zuvor recht wirren Handlungsstränge einigermaßen zufriedenstellend zusammen. Gelingt es Rowling in den kommenden Teilen der Beziehung zwischen Grindelwald und Dumbledore weiter Tiefe zu verleihen und noch konsequenter Seitenhiebe auf die aktuelle Weltpolitik einzustreuen, darf auf einen Anstieg der Formkurve in diesem Franchise gehofft werden. Einstweilen markiert "Grindelwalds Verbrechen" aber einen vorläufigen Tiefpunkt.
Österreich und Western - das passt erstaunlich gut zusammen, wie Regisseur Andreas Prochaska mit diesem stilbewussten Werk unter Beweis stellt. "Das finstere Tal" bietet packende Shootouts, Verfolgungsjagden zu Pferde und jede Menge geheimnisvoller Figuren - stets vor dem Hintergrund des winterlichen Alpenpanoramas.
Ende des 19. Jahrhunderts: Niemand in diesem kleinen Tal ahnt, woher der Fremde (Sam Riley) kommt oder was er dort will. Als jedoch bald nach seiner Ankunft eine grausame Mordserie beginnt, ist der Schuldige schnell ausgemacht. Die Söhne des greisen Patriarchen Brenner (Hans-Michael Rehberg) schwören dem Mörder blutige Rache...
"Das finstere Tal" erweist sich als tatsächlich so finster, wie es der Titel ankündigt. Von Beginn an wird klar, dass in diesem abgelegenen Alpenort eigene, schreckliche Gesetze herrschen. Dementsprechend misstrauisch und verschlossen sind seine Bewohner. Die im Dialekt gesprochenen Dialoge sind rar gesät, meist wird hier zur Winchester oder zum Kipplader gegriffen, noch ehe das Gegenüber den Mund öffnen kann. Eine Schwere vom Gewicht einer Lawine lastet auf diesem Werk, welche sich rasch auf den Zuschauer überträgt. Dennoch mangelt es dem Film nicht an Tempo und Spannung, was vor allem an der zunächst extrem undurchsichtigen Geschichte liegt, die sich erst etwa nach der Hälfte entknotet.
Die Charaktere sind mit wenigen, aber markanten Pinselstrichen gezeichnet. Deren Darsteller um Riley und Rehberg sowie Tobias Moretti und Paula Beer agieren allesamt auf hohem Niveau. Gewöhnungsbedürftig sind derweil einzig die recht spezielle Musik und einige allzu dick aufgetragene Zeitlupensequenzen. Zudem ist die FSK 12 Einordnung angesichts zahlreicher Mord- und Folterszenen eher grenzwertig.
So ist "Das finstere Tal" als düster-bedrückender Alpenwestern ein sehr atmosphärisches und dank einer cleveren Handlung auch absolut spannendes Erlebnis.
Episches Plädoyer für religiöse Toleranz in Bildern von monumentaler Wucht. Im Directors Cut ist dies ein Film von geradezu himmlischer Schönheit.
8,5 --> 9
Die Geschichte um den furchteinflößenden Hund, der es auf die Mitglieder der Baskerville Familie abgesehen hat, zählt zweifellos zu den bekanntesten Abenteuern des großen Meisterdetektivs. Die Vorzüge der Verfilmung von 1939 gegenüber späteren Adaptionen liegen hauptsächlich in der zeitlichen und inhaltlichen Nähe zum Roman sowie der unheimlichen Schwarz-Weiß Atmosphäre des vom Höllenhund heimgesuchten Moors.
Der Fokus liegt hier stärker als bei anderen Holmes Stories auf seinem gutherzigen Freund Dr. Watson (Nigel Bruce), dessen Spürnase in Abwesenheit des Meisters besonders gefragt ist. Sherlocks Rückkehr in die Erzählung ist dafür mit einem netten kleinen Twist verbunden. Basil Rathbone kommt zudem Doyles Beschreibung des geigespielenden Genius sowohl in Aussehen als auch in Auftreten deutlich näher als etwa die modernen Interpretationen durch Benedict Cumberbatch oder Robert Downey Jr.
Der kurzweilige Kriminalfall hat ein gutes Tempo, lädt zum munteren Miträtseln ein und bietet gelungene Unterhaltung für dunkle Winterabende.
"Die Päpstin" unter der Regie von Sönke Wortmann ist opulentes Erzählkino in authentischer Atmosphäre. Basierend auf der Legende der Johanna, die als Mann verkleidet im 9. Jahrhundert den Heiligen Stuhl besetzt haben soll, inszeniert Wortmann ein fesselndes fiktives Biopic, begleitet Johannas Werdegang von der aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Pfarrerstochter, die gegen den Willen des Vaters Lesen und Schreiben lernt, bis hin zum Oberhaupt der katholischen Kirche.
Dank einer Riege ausgezeichneter Darsteller um Johanna Wokalek, David Wenham, Iain Glen und John Goodman, die ihren Figuren gekonnt Leben einhauchen, sowie stimmiger Settings und Kostüme taucht der Zuschauer von Beginn an in das von Kriegen und Intrigen geprägte Mittelalter ein. Freunde epischer Schlachtengemälde werden hier jedoch weniger bedient, vielmehr setzt "Die Päpstin" voll auf seine abwechslungsreiche Geschichte, starke Dialoge und nur wenige, dafür aber umso erschütterndere Gewaltspitzen.
Was Wortmanns Film im Vergleich zu den ganz Großen des Genres ein wenig abgeht, sind die Gänsehautmomente, an die man sich auch nach Jahren noch erinnert. Dennoch ist die spannende Erzählung um die Frau, die eine Männerdomäne sprengte, wunderbar anzusehendes Historienkino aus Deutschland.
Meine kleine Jahresbilanz:
Highlights - 2018 erschienen:
Three Billboards..., Hereditary, Mission: Impossible - Fallout
Top Ten - 2018 erstmals gesehen:
1. King of Devil's Island (2010)
2. Brimstone (2016)
3. Nightcrawler (2014)
4. Einer flog über das Kuckucksnest (1975)
5. Die Taschendiebin (2016)
6. Paddington (2014)
7. L.A. Confidential (1997)
8. Die Karte meiner Träume (2013)
9. Die Stadt der verlorenen Kinder (1995)
10. Hugo Cabret (2011)
There's a man goin' 'round takin' names
And he decides who to free and who to blame
Everybody won't be treated all the same
There'll be a golden ladder reachin' down
When the man comes around
"Logan" ist eine feine Ballade auf das Altwerden.
Das letzte Aufbäumen eines großen Helden.
Ein X markiert die Stelle, an der ein Schatz begraben liegt.
7-->8
"Der unsichtbare Gast" unter der Regie von Oriol Paulo ist ein verschachtelt erzählter Krimi, der vor allem von seinen zahlreichen Wendungen lebt. Durch unzuverlässige Erzähler und subjektiv gefärbte Rückblenden ergibt sich somit ein durchaus unterhaltsames Verwirrspiel, das jedoch nicht frei von Schwächen ist.
Der erfolgreiche Geschäftsmann Adrián Doria (Mario Casas) wird des Mordes an seiner Geliebten Laura (Bárbara Lennie) bezichtigt, deren Leiche bei ihm in einem von innen abgeschlossenen Hotelzimmer gefunden wurde. Mit Hilfe der Staranwältin Virginia Goodman (Ana Wagener) versucht Adrián nun vor Gericht einen Freispruch zu erreichen. Dazu muss er allerdings zunächst die furchtbare Vorgeschichte des Falls offenlegen...
"Der unsichtbare Gast" ist zu weiten Teilen ein Kammerspiel, in dem sich der Tatverdächtige Adrián und seine Anwältin gegenseitig den Ball zuspielen und verschiedene Gedankenkonstrukte entwickeln, die zur Aufklärung des Verbrechens beitragen sollen. Diese Folgerungen werden aus der Perspektive des jeweils Erzählenden in Rückblenden gezeigt, sodass der Zuschauer nie sicher sein kann, was nun Wahrheit, hypothetische Annahme oder glatte Lüge ist.
Durch diese Erzählweise entwickelt Paulos Film rasch eine Art Hörspielcharakter, da sich den Geschehnissen dank der permanent eingesetzten Erzählstimmen auch mit geschlossenen Augen folgen ließe. So vertraut der Film leider kaum auf die Kombinationsgabe des Zuschauers, lässt selten einmal die Bilder für sich sprechen, sondern kaut all die Wirrungen und Wendungen ausgiebig vor.
Hinzu kommt, dass das Fehlen von Sympathieträgern den Zugang zusätzlich erschwert. Weder Adrián noch seine Anwältin können den Zuschauer emotional auf ihre Seite ziehen, was auch den weitgehend recht unterkühlten wie hölzernen Dialogen geschuldet ist. Auch hätte der Handlung bisweilen ein Mehr an Dynamik und Thrill gut zu Gesicht gestanden, so verflacht die Spannung im Mittelteil doch recht deutlich, da sich nunmehr ein Perspektivwechsel an den nächsten reiht und die vielen Wendungen die eher höhepunktarme Inszenierung merklich überstrahlen.
Nichtsdestotrotz unterhält "Der unsichtbare Gast" dank einiger klug gelegter falscher Fährten und überraschender Twists sowie eines stark aufspielenden Casts. Für Freunde des Knobelns und Rätselratens ist Paulos Film daher trotz aller Makel eine Empfehlung wert.
"Die Kinder des Monsieur Mathieu" war in Frankreich ein enormer Überraschungserfolg. Die charmante Geschichte um einen Mann, der mit der Kraft der Musik das Lachen in die Gesichter vom Leben gebeulteter Jungen zurückbringt, ist durch und durch herzerwärmendes Kino.
Clément Mathieu (Gérard Jugnot) tritt in den späten 1940ern eine Stelle als Aufseher an einem Internat für schwererziehbare Jungen an. Schon bald wendet er sich gegen die dort vorherrschenden harten Erziehungsmethoden und versucht gleichzeitig, das Vertrauen der Schüler zu gewinnen. Durch die Gründung eines Schulchors gelingt es ihm, sowohl eine zwischenmenschliche Brücke zu bauen, als auch ungeahnte Talente zu Tage zu fördern...
Die Handlung von "Die Kinder des Monsieur Mathieu" ist zwar simpel, weiß aber die kompakt gehaltenen 95 Minuten Laufzeit in jedem Fall zu füllen. Vielmehr als auf unerwartete Wendungen setzt Regisseur Christophe Barratier ohnehin auf eine gefühlvolle Erzählweise, beleuchtet sowohl den Charakter des neuen Lehrers, als auch der verschiedenen Schüler. Eine tiefergehende pädagogische Auseinandersetzung darf hier dennoch nicht erwartet werden, der Chor als Universallösung für die Probleme muss als Prämisse hingenommen werden.
Die Stärken des Films liegen daher eindeutig in der anrührenden Beziehung zwischen Lehrer und Schülern sowie natürlich in der wunderbaren Musik. So hielt sich der Soundtrack von "Die Kinder des Monsieur Mathieu" wochenlang in den französischen Charts und der Song "Vois Sur Ton Chemin" wurde gar mit einer Oscar-Nominierung bedacht. Für Liebhaber der Klassik dürfte sich das Anschauen allein deshalb schon lohnen.
Dass hier zum Großteil Laien vor der Kamera agieren, merkt man dem Film derweil kaum an. Besonders Gérard Jugnot weiß als optimistischer Pädagoge, der lieber zum Taktstock als zur Rute greift, zu gefallen. Dem jungen Jean-Baptiste Maunier in der Rolle des Gesangstalents Morhange verhalf der Kinoerfolg unterdessen zum musikalischen Durchbruch.
Packt die Mathebücher ein und holt die Notenblätter heraus! Hier kommt eine sehenswerte Stunde in Musik und Menschlichkeit!
"Stirb langsam 4.0" unter der Regie von Len Wiseman vermag zu keiner Zeit an die Qualitäten der ersten drei Teile der Reihe anzuknüpfen und präsentiert sich stattdessen als ideenlose Standardkost, die auch sein Star Bruce Willis nicht auf ein höheres Level heben kann.
John McClane (Willis) nimmt diesmal den Kampf gegen Cyberterroristen unter der Führung des Ex-Pentagonmitarbeiters Thomas Gabriel (Timothy Olyphant) auf, die am Independence Day sämtliche Netzwerke der USA sabotieren wollen. An Johns Seite steht dabei der Hacker Matt (Justin Long), der unfreiwillig die Pläne der Terroristen gefördert hat...
"Stirb langsam 4.0" fährt im Vergleich zu seinen Vorgängern den Härtegrad deutlich zurück und setzt stattdessen auf noch spektakulärere Action, die jedoch zuweilen reichlich übertrieben daherkommt. Die Story rund um kriminelle Hacker erweist sich derweil nur als Aufhänger, um erneut das Genre-Einmaleins vom Duell Mann gegen Mann bis hin zur Entführung eines Familienangehörigen zu bemühen. Was der Inszenierung an Thrill und Nervenkitzel abgeht, versucht Resgisseur Wiseman mit schnellen Schnitten zu kompensieren, sodass selbst kurze Momente wie das Einsteigen in ein Auto nicht in einer Einstellung gezeigt werden.
Neben dem desaströsen Schnitt fällt zudem auch die fehlende Chemie zwischen Willis und Long ins Gewicht. Longs Beitrag besteht neben ein paar Computerkniffen hauptsächlich darin, ohne Sinn und Verstand drauf loszuplappern. Als gleichwertiger Partner für Willis hält er dem Vergleich mit Samuel L. Jackson aus dem dritten Teil jedenfalls nicht stand. Und auch Timothy Olyphant ist als Bösewicht wesentlich blasser als noch Alan Rickman oder Jeremy Irons, darf sein Charakter doch bis zum Finale kaum mehr tun, als Befehle zu erteilen.
"Stirb langsam 4.0" ist ein insgesamt recht fader Actionfilm ohne Witz und Esprit, der zumeist Leute vor Computerbildschirmen sitzend zeigt, was spätestens nach der Hälfte doch reichlich eintönig wird. Da vermögen auch kurze Highlights wie die Zerstörung eines Helikopters durch ein hoch katapultiertes Auto nichts mehr zu retten.
Ah, jetzt, ja - eine Insel!
Michael Endes Vorlage gehört zu den großen Klassikern deutscher Literatur und wurde bereits auf ganz unterschiedliche Weise adaptiert. Da war es naheliegend, "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" auch einmal als Realverfilmung herauszubringen. Unter der Regie von Dennis Gansel (Die Welle, Mechanic: Resurrection) ist dabei ein Fantasy Roadmovie mit spektakulären Schauwerten entstanden, das zwar nicht an den Charme der Buchvorlage herankommt, dafür aber kurzweilige Unterhaltung für Groß und Klein bietet.
Die Bewohner von Lummerland staunen nicht schlecht, als eines Tages ein eigentümliches Paket auf der Insel abgegeben wird, in welchem sich ein kleiner Junge befindet. Der Jim Knopf (Solomon Gordon) getaufte, wächst heran und begibt sich schon bald mit Lokomotivführer Lukas (Henning Baum) auf eine abenteuerliche Reise...
Von Beginn an springt der fantasievolle Look des Films in Auge. Gansels Buchadaption ist in satten, bunten Farben gehalten, lässt das hohe Budget auch in den CGI Effekten erkennen und erinnert an eine moderne Variante der Augsburger Puppenkiste. Hierzu passt auch der vergnügliche Score, der die bekannten Melodien des Puppentheaters immer wieder aufgreift. Was die Erzählstruktur anbelangt, so ist "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" recht episodenhaft gehalten. Die beiden Freunde erleben auf ihrer Reise immer wieder kleine Einzelabenteuer, sodass sich eine gewisse Gleichförmigkeit einstellt. Den großen Erzählbogen bildet dabei ausschließlich die Rettung der Prinzessin Li Si (Leighanne Esperanzate). Zwar wirkt dieses Eilen von einem Kapitel zum nächsten zuweilen sehr gehetzt, doch dafür lässt Gansels Film immerhin keinen Leerlauf aufkommen.
Solomon Gordon überzeugt als junger Protagonist auf der Suche nach seiner eigenen Identität mit großer Spielfreude. An seiner Seite kann Henning Baum als Lukas vor allem dann glänzen, wenn er den einen oder anderen lässigen Oneliner raushauen oder im kaiserlichen Palast von Mandala zur Bud Spencer-Gedächtnis-Klopperei loslegen darf. Im Zusammenspiel mit Gordon hingegen offenbaren sich leichte Schwächen, die Herzenswärme des väterlichen Freunds geht Baums Performance etwas ab.
Unter den Nebenfiguren bleiben vor allem die weiteren Bewohner Lummerlands im Gedächtnis. Uwe Ochsenknecht interpretiert König Alfons als etwas verwirrten Regenten mit Sprachstörungen, während Annette Frier Frau Waas als liebevolle Ersatzmutter anlegt. Die stärksten Momente unter diesen Dreien kann allerdings Christoph Maria Herbst für sich verbuchen, der der im Buch eher unscheinbaren Figur des Herrn Ärmel viel Leben einhaucht.
"Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" ist ein insgesamt gelungenes Fantasyabenteuer, das zwar die inhaltlichen Tiefen der Vorlage nicht auszuloten vermag und seine Botschaft wenig subtil vermittelt, dafür aber mit Witz und Action erfreut. Die angekündigte Fortsetzung um die Wilde 13 lässt derweil auf Piratenspaß im Stil von "Fluch der Karibik" hoffen.
"The Last House on the Left" - ein Remake des Erstlingswerks von Wes Craven aus dem Jahr 1972 - ist ein ungemein intensives und durch und durch geradliniges Stück Spannungskino, das dank einer konsequenten Inszenierung und klar umzeichneten Figuren von Anfang bis Ende auf einem guten Niveau unterhält.
Mari (Sara Paxton) verbringt den Urlaub mit ihren Eltern Emma (Monica Potter) und John (Tony Goldwyn) in einem abgeschiedenen Sommerhaus am See, wo die Familie den tragischen Tod von Maris Bruder verarbeiten will. Als die junge Schwimmerin einer Einladung ihrer Freundin Paige (Martha MacIsaac) folgt und die Mädchen im Motelzimmer des etwa gleichaltrigen Justin (Spencer Treat Clark) landen, beginnt für die Familie jedoch alsbald eine Odyssee des blanken Schreckens...
Bereits die brutale Eröffnungsszene gibt den Takt vor, den "The Last House on the Left" über die gesamte Spieldauer beibehält. Die grauenerregenden Ausbrüche schonungsloser Gewalt bewegen sich oftmals hart an der Grenze des Erträglichen, was manche Zuschauer vorzeitig abschrecken dürfte. Doch Regisseur Dennis Iliadis versteht es immer noch rechtzeitig die Kurve zu bekommen, ehe sein Film in die Gefilde des selbstgefälligen Folterpornos abzurutschen droht. Ausschlaggebend für den Erfolg dieser Gratwanderung sind die gekonnt eingeführten Charaktere, die rasch hohe Sympathiewerte erlangen und folglich das Mitgefühl des Zuschauers wecken. Als besonderer Clou erweist sich dabei, dass mit dem jungen Justin, in dem sich im Laufe des Films immer mehr Wut anstaut, auch ein Sympathieträger auf Seiten der Bösen zu finden ist. Überhaupt weiß "The Last House on the Left" die Gefahr eines drohenden Verlusts von Dynamik und Substanz durch den Wechsel von Schauplatz und im Fokus stehender Figuren sehr geschickt zu umgehen.
Dass Iliadis Film trotz des hohen Gewaltanteils nicht zum stumpfen Blutbad verkommt, liegt auch an vielen starken Suspense Momenten. Durch den Wissensvorsprung des Zuschauers gegenüber den Figuren baut sich in vielen Dialogszenen nämlich eine geradezu unerhörte Spannung auf. Was wiederum die inhaltliche Botschaft angeht, so erzählt "The Last House on the Left" vor allem davon, dass in jedem Menschen ein Monster schlummert, welches unter extremen Umständen jederzeit frei kommen kann.
Gewalt erzeugt Gegengewalt - dieser Film belegt dies mit kompromissloser Härte und einer fest angezogenen Spannungsschraube.
"Brücke nach Terabithia" stellt einen gelungenen Übergang zwischen Drama und Fantasy dar. Die einfühlsam erzählte Geschichte zweier junger Außenseiter ist eine ebenso bewegende wie unterhaltsame Ode an Freundschaft und Kreativität, thematisch einzuordnen zwischen Werken wie "My Girl" (1991) und "Sieben Minuten nach Mitternacht" (2016).
Jess (Josh Hutcherson) ist ein sensibler Einzelgänger mit einer großen Begabung für das Zeichnen. An seiner Schule hat er keine Freunde, wird von seinen Mitschülern häufig gepiesackt. Als die quirlige Leslie (AnnaSophia Robb) nebenan einzieht, findet Jess in dem selbstbewussten Mädchen endlich eine Gleichgesinnte. Gemeinsam erschaffen die beiden einen Zufluchtsort - das fantastische Königreich Terabithia...
Groß angelegten Fantasybombast sollte man im Fall von "Brücke nach Terabithia" nicht erwarten. Vielmehr nehmen Trolle und Rieseneichhörnchen hier nur einen vergleichsweise kleinen Platz in der Geschichte ein. Ausgiebig widmet sich der Film dafür der aufkeimenden Freundschaft der beiden Protagonisten, geht auf das Mobbing an ihrer Schule ein und zeigt besonders auch Jess' Familiensituation, wobei sich vorallem das Verhältnis zu seinem Vater (Robert Patrick) als problematisch entpuppt. Dabei fällt auf, dass "Brücke nach Terabithia" seine kindlichen Hauptfiguren zu jeder Zeit ernst nimmt und dadurch schnell eine starke Identifikation schafft. Die Nebenfiguren sind dagegen etwas schablonenhafter geraten. Neben den üblichen Mobbern an der Schule gibt es hier auch mal wieder die verständnisvolle Lehrerin (Zooey Deschanel) und die für Witz und Niedlichkeit zuständige kleine Schwester (Bailee Madison).
Auch hält sich der Film etwas zu lange mit dem eher wenig interessanten Schulalltag auf (Wettrennen, Toilette, Musik etc), weshalb eine Kürzung um 10-15 Minuten vermutlich nicht geschadet hätte. Mit einer dramatischen Wendung vor dem letzten Drittel schlägt der Film dann allerdings noch einmal eine ganz andere Richtung ein und auch der Tonfall wird eine ganze Spur melancholischer, sodass die Aufmerksamkeit des Zuschauers von Neuem geweckt wird.
So ist "Brücke nach Terabithia" ein anrührendes Jugenddrama mit fein dosierten Fantasyelementen, das sich wohltuend vom effektdominierten Einheitsbrei abhebt.
Mit "Apostle" verlässt Actionexperte Gareth Evans (The Raid 1 + 2) ihm vertrautes Genreterrain und kreiert einen weitestgehend gelungenen Mix aus Mystery, Sektenthriller und Torture-Horror. Darin reist ein ungläubiger Thomas (Dan Stevens) zu einer abgelegenen Insel, um seine Schwester (Elen Rhys) aus den Fängen eines fanatischen Kults unter der Führung eines falschen Propheten (Michael Sheen) zu befreien.
Ohne lange Exposition steigt "Apostle" sogleich ins Geschehen ein und zeigt die Fahrt des Protagonisten zum wasilischen Eiland, auf dem ganz eigene Gesetze herrschen. Die Menschen dort huldigen einer mysteriösen Göttin, verzichten auf jedweden Luxus und sind stets darauf bedacht, die strengen Vorgaben ihrer Anführer einzuhalten. Von Beginn an versteht es Evans, eine einnehmde Atmosphäre zu schaffen, wozu auch das hervorragende Setting, die abwechslungsreiche Kameraarbeit und die packende Musikuntermalung ihre Beiträge leisten. Was als rätselhafter Mysterykrimi startet, entwickelt sich schließlich immer mehr zu einem Strudel aus Wahnsinn und Gewalt inklusive einiger harter Folterszenen. Durch einige Nebenhandlungsstränge büßt der Film zwar etwas an Tempo ein, bleibt aber gleichzeitig lange Zeit über unvorhersehbar.
Schwächen sind dagegen hauptsächlich im Bereich der Figurenzeichnung auszumachen. Der Protagonist erhält trotz einer kurzen Rückblende, die seine Vergangenheit beleuchtet, nicht genug Tiefe, um mehr zu sein als nur der Held, dem man Glück wünscht. Dan Stevens scheint dementsprechend auch Schwierigkeiten zu haben, seine Rolle in der Geschichte zu finden und bleibt daher etwas blass. Stärkere Akzente weiß dagegen schon Michael Sheen als Sektenführer zu setzen, doch auch in seinem Fall gilt ähnlich wie für einige weitere Nebenfiguren, dass das volle Potenzial nicht ausgeschöpft wird.
Was letztlich die Deutung von "Apostle" angeht, so bleibt zum Schluss vor allem eine deutliche Öko-Botschaft in Erinnerung. Die Mitglieder der Sekte glauben sich auf der Insel ihr eigenes Paradies schaffen zu können. Durch die Ausbeutung der Natur jedoch erreichen sie vielmehr das genaue Gegenteil - ihr Leben wird zur Hölle. Erst mit dem Gesandten, dem Apostel von Außerhalb gelangt die wahrhaft paradiesische Botschaft zu ihnen. Nur im Einklang mit der Natur kann der Mensch seinen Frieden finden und somit eins werden mit der Welt, die ihn umgibt und deren Teil er ist.
Das Kinoplakat, welches dann auch als Buchcover verwendet wurde, war wohl der Hauptgrund für mich, mir "Die Asche meiner Mutter" anzusehen. Dieser trotzige, beinahe anklagende Blick des kleinen Jungen, der dieser trostlosen, kaltherzigen Welt ihre Sünden vorzuhalten scheint, konnte mich vom ersten Moment an gefangen nehmen.
Frank McCourt wächst unter erbärmlichen Umständen gemeinsam mit mehreren Geschwistern in der irischen Stadt Limerick auf. Sein Vater Malachy (Robert Carlyle) ist ein arbeitsloser Trinker aus Nordirland, was ihn im katholisch geprägten Limerick von vornherein zu einem Außenseiter macht. Seine Mutter Angela (Emily Watson) versucht derweil durch das Betteln um Almosen die Familie irgendwie über Wasser zu halten. Von Kindesbeinen an wird Frank als ältester Sohn der Familie somit vor viele schwere Prüfungen gestellt...
"Die Asche meiner Mutter" ist ein Paradebeispiel für eine hervorragend eingesetzte Erzählerstimme. Indem der Film nämlich immer wieder Passagen aus der Bestseller-Biografie einstreut, entsteht der Eindruck, als ob der echte Frank McCourt ausgestattet mit der warmherzigen Milde eines Großvaters und einer guten Portion Witz auf die Verfehlungen seiner Jugend zurückblickt. Diese feinen Auflockerungen benötigt der Film unter der Regie von Alan Parker auch, ist "Die Asche meiner Mutter" doch vornehmlich ein im irischen Dauerregen verortetes, ebenso schonungsloses wie düsteres Sozialdrama.
Beleuchtet wird dabei die Zeit zwischen Franks 5. und 16. Lebensjahr, sodass der Protagonist in den unterschiedlichen Altersstufen von insgesamt drei verschiedenen Darstellern verkörpert wird. Dem folgend kommt auch die Teilung der Geschichte in drei Akte zustande, ein klassisches Finale oder dergleichen gibt es hier nämlich nicht, obgleich der etwas irreführende Titel dies suggerieren mag.
Getragen wird dieses fesselnd inszenierte Drama, das neben vieler erschütternder Szenen auch einige humorvolle Momente aufweisen kann, von einem stark besetzten Cast. Emily Watson und Robert Carlyle überzeugen als von Schicksalsschlägen gebeuteltes Elternpaar, dessen Liebe füreinander immer wieder enormen Belastungsproben ausgesetzt wird. Und auch die Kinderdarsteller meistern ihre anspruchsvolle Aufgaben mit Bravour. Für Harry Potter Fans gibt es zudem ein Wiedersehen mit Devon Murray, der später in der Rolle des Seamus Finnigan bekannt wurde.
Wer sich also auf ein bedrückendes wie authentisches Drama abseits des Weltgeschehens der 30er und 40er Jahre einlassen kann, wird mit "Die Asche meiner Mutter" bestens bedient. Am Ende wird wohl jeder der Erzählerstimme zustimmen, dass eine irisch-katholische Kindheit die schlimmste Kindheit ist, die man sich ausmalen kann.
Auch in der Fortsetzung der französischen Hommage an die Klassiker des Agentenfilms schlägt sich OSS 117 (Jean Dujardin) vor exotischer Kulisse wieder mit Alt-Nazis, jüdischen Geheimbünden, bekifften Hippies, kampfeslustigen Chinesen und der komplexen Gedankenwelt des weiblichen Geschlechts herum. Wie schon sein Vorgänger ist auch dieser zweite Teil eine feine Huldigung an James Bond, Indiana Jones und Co., die ordentlich unterhält, aber kaum begeistert. Den titelgebenden Agenten verschlägt es diesmal nach Brasilien, wo er einen Mikrofilm mit brisantem Inhalt aus den Händen des Nazi-Professors Von Zimmel (Rüdiger Vogler) entgegen nehmen soll.
Schon der Vorgänger lebte in erster Linie von der Performance seines Hauptdarstellers und auch diesmal stellt Jean Dujardin als arroganter Tölpel, der zielsicher jedes kulturelle Klischee anpeilt, die größte Attraktion dar. Die Handlung um den zu beschaffenden Mikrofilm und die damit verbundene Nazijagd ist dementsprechend auch nur Mittel zum Zweck, um Dujardin von einer kuriosen Lage in die nächste schlittern zu lassen. Besonders sein Zusammenspiel mit seinem weiblichen Konterpart Louise Monot, die als toughe Agentin so gar nicht in das Frauenbild des selbstverliebten Franzosen passen will, erweist sich als äußerst stimmig.
Der Humor ist einmal mehr herrlich inkorrekt, von Amerikanern bis Deutschen wird hier keine Nationalität vor entsprechenden Vorurteilen verschont. Noch stärker als im ersten Teil präsentiert sich OSS 117 zudem als Chauvinist und Antisemit, worauf auch die stärksten Pointen basieren. Für die zahlreichen Anspielungen auf die Connery-Bonds oder auch einige Hitchcock Klassiker sorgt unterdessen allein schon die detailverliebte Sixties-Kulisse inklusive passender Kostüme.
Was "Er selbst ist sich genug" bei all seinen Stärken abgeht, sind jedoch die großen Highlights. Die Handlung, die sich in ihrer munteren Nazihatz kaum von der des Vorgängers unterscheidet, dümpelt meist auf einem soliden Niveau vor sich hin oder kommt zugunsten einer Hippie-Orgie am Strand auch schonmal gänzlich zum Stillstand. So bleibt der Eindruck eines charmanten Films zurück, den man guten Gewissens einmal ansehen kann, aber nicht unbedingt voller Vorfreude ein zweites Mal in den Player schiebt.
Gähn😴12/12
Das war leichter als die Feder am Hut von Tom Bombadil ;)
Wie konnten Menschen vor weit über tausend Jahren die Inseln Polynesiens besiedeln? Diese Frage treibt den norwegischen Forschungsreisenden Thor Heyerdahl (Pål Sverre Hagen) seit langer Zeit um. Um gegen alle Widerstände seine Theorie von einer Besiedlung durch die Bewohner Perus zu untermauern, wagt er eine lebensgefährliche Expedition. Auf einem "Kon-Tiki" getauften Floß nach uralter südamerikanischer Bauweise tritt er gemeinsam mit einigen Weggefährten die lange Reise von Lima zu den abgelegenen Archipelen an...
"Kon-Tiki" ist ein geradezu klassisch anmutender Abenteuerfilm, der den Männern der waghalsigen Expeditionsreise über den gewaltigen Ozean ein Denkmal setzt. In visueller Hinsicht muss sich der Film dabei keineswegs vor dem im gleichen Jahr erschienen "Life of Pi" verstecken. "Kon-Tiki" bietet wunderschöne Naturaufnahmen und kann auch beim Einsatz von Spezialeffekten überzeugen. Die Erzählweise ist indes als eher ruhig zu bezeichnen, phasenweise erinnert der Film gar an eine spirituelle Sinnsuche. Ein Actionfeuerwerk sollte in jedem Fall trotz einiger brenzliger Zwischenfälle an Bord nicht erwartet werden. Die Tonalität wechselt meist zwischen melancholisch und heiter-beschwingt, dramatische Situationen werden schnell abgehandelt, worunter allerdings auch die Intensität etwas leidet. Psychologischer Tiefgang geht "Kon-Tiki" ebenso ab, wie ein echtes Gespür für die Bedrohlichkeit einiger Situationen. So stellt sich bisweilen das Gefühl ein, vielmehr einen fröhlichen Angelausflug als eine wissenschaftliche Expedition über die Weltmeere zu verfolgen.
Thor Heyerdahl als Initiator der Unternehmung erweckt derweil nicht unbedingt einen sympathischen Eindruck. Frau und Kinder zugunsten der Abenteuerreise zurückzulassen, scheint ihn kaum zu tangieren und auch in Sachen Menschenführung zeichnet der Film ein katastrophales Bild. Kritik durch seine Begleiter erwidert Heyerdahl oftmals mit Beharren auf seine Chefrolle oder indem er ein geradezu höhnisch wirkendes Grinsen aufsetzt. Ob man diesem ich-bezogenen Neunmalklug die Daumen drückt oder ihn lieber als Haifutter enden sehen möchte, ist letztlich jedem Zuschauer selbst überlassen. Seinen Mitstreitern wird indes mit Ausnahme von Herman Watzinger (Anders Baasmo Christiansen) gerade genug Profil zugestanden, um den einen vom anderen unterscheiden zu können.
So ist "Kon-Tiki" ein Abenteuer alter Schule, das visuell absolut zu begeistern weiß und mit guten Darstellern besetzt ist, inhaltlich jedoch eher seichtere Fahrwasser durchfährt. Dank des Verzichts auf unnötige Nebenhandlungen und übermäßigen Pathos ist der Film jedoch ebenso vor dem Untergang gewappnet wie das titelgebende Floß.
Auf der norwegischen Teufelsinsel Bastøy herrscht ewiger Winter - draußen in der Natur, drinnen in den Herzen der Menschen, welche die dortige Anstalt für schwererziehbare Jugendliche leiten. König dieser Insel ist der gefühllose Direktor Håkon (Stellan Skarsgård), der mit eiserner Hand regiert. Erst mit der Ankunft des rebellischen Erling (Benjamin Helstad) beginnt sich das Blatt zu wenden, die Jungen leisten allmählich Widerstand gegen ihre Unterdrücker. Die Zeit für einen neuen König von Bastøy ist angebrochen...
Dort, wo sich heute ein Gefängnis befindet, das im Ruf steht, eines der liberalsten der Welt zu sein, befand sich bis 1970 tatsächlich eine Besserungsanstalt für Jugendliche, die durch strenge Erziehungsmethoden resozialisiert werden sollten. Die Vergehen, derer sie beschuldigt wurden, hatten sie in den meisten Fällen gar nicht begangen. Vielmehr waren sie einfach nur in ärmliche Verhältnisse hineingeboren worden oder hatten in der Schule schlechte Noten erhalten. "King of Devil's Island" unter der Regie von Marius Holst greift die wahren Begebenheiten rund um die menschenverachtenden Vorgänge auf Bastøy auf und entwickelt daraus ein aufwühlendes Drama um Freundschaft, Verrat und den erbarmungslosen Kampf gegen ein Regime, das junge Menschen ihrer Freiheit und Würde beraubt.
Der Film beginnt mit den Bildern eines Wals, der sich durch die aufgepeitschte See kämpft, während er von Seemännern mit Harpunen beschossen wird. Die Geschichte dieses Giganten der Meere verwendet Holst als Metapher für das Aufbegehren und das enorme Durchhaltevermögen der Jungen auf der Insel. Im weiteren Verlauf kommt der Film immer wieder auf diese Metapher zurück und baut sie auf geschickte Weise aus. Dabei wird rasch ersichtlich, dass sich auf Bastøy eine Parallelgesellschaft gebildet hat, abgeschottet von der Außenwelt und nach ihren eigenen Gesetzen funktionierend. In dieser Welt existiert keine Individualität mehr, die Jungen werden mit Nummern angesprochen und müssen selbst den Gang zur Latrine vorher anmelden. Der Umgang der Gefangenen mit der eintönigen Arbeit und den drakonischen Strafen ist dabei höchst unterschiedlich. Während sich Olav (Trond Nilssen) anzupassen versucht und nur noch die Wochen bis zu seiner Entlassung zählt, begehrt Erling von Anfang an auf, will sich mit der grausamen Diktatur, die sie Tag für Tag unterjocht, nicht abfinden. Der Zusammenhalt der beiden Jungen und die Wandlung, die sie im Laufe der Geschichte durchleben, trägt dann auch entscheidend zur Intensität dieses Dramas bei.
Holsts Regie zeichnet sich durch ausdrucksstarke Bilder mit deutlichen Kontrasten aus. Darin bilden die hervorragend gezeichneten Charaktere schwarze Flecken in einer endlos weiten Schneelandschaft. Was aufgrund des isolierten Handlungsraums zunächst noch wie ein Kammerspiel anmutet, weitet sich im Finale beinahe noch zum kleinen Schlachtenepos. Nicht immer werden die Grausamkeiten dabei auch explizit gezeigt, vielmehr funktioniert ein Großteil des Schreckens allein auf psychologischer Ebene mittels subtiler Andeutungen, den der excellente Cast um den mit Eiseskälte agierenden Stellan Skarsgård ausgezeichnet zu transportieren weiß.
So ist "King of Devil's Island" tief berührendes Kino der Extraklasse über eine Gesellschaft, die unter dem Deckmantel falscher Frömmigkeit Kindesmissbrauch duldet, ja sogar fördert. Als angebliche Gewalttäter hergesandt, lernen die Jungen erst auf der Insel das ganze Ausmaß von Brutalität und Unterdrückung kennen und entdecken so den Teufel in Anderen - und letztlich auch in sich selbst.