kobbi88 - Kommentare

Alle Kommentare von kobbi88

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    „Strafrechtlich unbedenklich“ ist die in Deutschland im Jahr 2011 erschienene Version von Uwe Bolls Film „Rampage“ also, nachdem zuvor die komplette Version seines Films auf dem Index stand und lediglich eine geschnittene Version erhältlich war. Leider ist hier moralisch so gar nichts unbedenklich, ganz im Gegenteil. Was Boll als Kritik verkauft, wirkt leider stets wie ein Aufgeilen an Gewalt. Aber der Reihe nach.

    Die erste halbe Stunde dieses angeblich so gesellschaftskritischen Filmes ist gähnend langweilig und voll von den blödesten Dialogen, die die Filmgeschichte jemals gesehen hat, noch dazu in einer nicht im Ansatz dokumentarisch wirkenden, völlig verwackelten Kamera, die einem bereits jetzt den letzten Nerv rauben kann. Es mag ja sein, das Boll oft nur wenig Budget zur Verfügung hat, aber eine Kamera auch mal ruhig zu halten, das dürfte doch wirklich nicht zu teuer sein, oder? Was danach kommt ist zwar anders, aber keinen Deut besser. Und um ehrlich zu sein verwundern mich die positiven Sichtweisen dieses Gemetzels. Protagonist Bill ist so sehr von der Welt und der Menschen angepisst, dass es schon einem Wunder gleichkommt, dass keiner merkt, wie gleich er doch ist wie all die anderen. Und er will ein Statement setzen. Seine Visionen darstellen, um die Welt zu ändern. Eine Welt, in der er selbst der perfekte Durchschnittstyp ist. Ohne auch nur annähernd plausiblen Grund dreht der wohlbehütete Bill plötzlich durch und tötet die Menschen, die nichts für seine Situation, ja nicht mal für die Situation Amerikas können, die den kleinen Bill so ankotzen und die genau so sind wie er. Bill rennt also los und ermordet jeden Menschen, den er so auf seinem Weg sieht. Aufrütteln will Bill mit seiner Tat und Boll mit seinem Film. Ein Zeichen setzen. Satire auf die Bankenkrise betreiben. Amokläufer analysieren. Große Worte, die er zu keiner Zeit erfüllen kann.

    Aufrütteln und Satire? Es WÄRE sogar möglich gewesen, nur leider macht Boll das gleiche wie so oft: er will einfach nur provozieren und sich selbst im Gespräch halten. Das gelingt ihm, indem er möglichst brutal und möglichst sinnlos Menschen umbringen lässt. Aber dass die dauerhafte Darstellung von extremer Gewalt noch nie ein gutes Mittel war, echte Satire oder Kritik zu betreiben, das ist bis zu Boll, diesem Alles-Scheiße-Finder, anscheinend nicht durchgedrungen. Stattdessen liefert er eben einfach Gewalt, mit wenig Sinn, mit weniger Verstand und glaubt wohl allen Ernstes, dass er mit irgendwelchen Möchtegernschlaumeiersätzen dem dann Nachfolgenden Bedeutung verleiht. Das gelingt ihm leider nicht, im Gegenteil, sein Film mit einem zumindest in der Theorie guten Ansatz verkommt zu einer reinen Gewaltorgie. Natürlich schafft er es damit auch, so einige Zuschauer zu fesseln. Gewalt zieht halt doch immer und wird leider allzu oft mit einem kritischen Statement verwechselt, wie auch hier. Das sagt leider mehr über die Zuschauer aus als über den Film. Wirklich ekelhaft wird „Rampage“ aber dann, wenn man merkt, dass Boll keinerlei Reflexion oder wenigstens eine Distanzierung zum Töten einbaut, ja, vielmehr sogar scheinbar diese Morde irgendwie mag, diesen selbsternannten Richter und Henker der Gesellschaft. So scheint es mir zumindest. Ich finde das zwar nicht ekelhaft (einfach, weil ich ja auch merke, wie schlecht der Film ist und wie wenig Bedeutung er mit sich bringt), aber dennoch höchst fragwürdig.

    Unterm Strich ist „Rampage“ lediglich ein schlecht gefilmtes Machwerk mit fragwürdigem Unterton, in dem es Boll letztlich nur darum ging, im Gespräch zu bleiben und sich selbst darzustellen. Dass hier irgendwelche echte Bedeutung drin steckt, das kann, so denke ich, niemand ernsthaft glauben, der diesen Film gesehen hat und nicht nur diese Gewalt abfeiert. Und da ist es auch leider egal, ob Wutbürger Bill am Ende geschnappt wird oder davon kommt, auch wenn Boll das Gegenteil behauptet.

    19
    • Ich würde gerne "Die Siedler von Catan" von Ridley Scott sehen...

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      • 9

        Lange fackelt der Film nicht. Noch bevor er überhaupt richtig angefangen hat, fliegt in England ein Pub in die Luft und mehrere Menschen sterben. Zeitsprung. Zu rockiger E-Gitarrenmusik rennen junge Leute durch die Trümmer der Stadt, um sich an einem kleinen Aufstand gegen das Militär zu beteiligen. Unter ihnen Gerry Conlon (Daniel Day-Lewis), ein junger Nordire, der sich selbst überschätzend gegen die Dominanz der Engländer aufbegehrt. Dazu klaut er und ist ein Rebell. Um sich ein besseres Leben zu ermöglichen, geht er mit einem Kumpel nach England, bleibt jedoch nicht lange. Wieder zu Hause aber wird er beschuldigt wird, als Mitglied der IRA an eben jenen Bombenanschlägen vom Anfang beteiligt zu sein und Menschen ermordet zu haben. Zuerst dachte er an einen Irrtum, doch Polizei und Justiz, die ihm solange zusetzten und drohten, bis er ein falsches Geständnis unterschrieb, sahen das anders und er wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt – und nicht nur er. Auch sein Vater und einige andere zu Unrecht verurteilte müssen lange in den Knast.

        „Not to be shown to the defence“

        Der Film, der die Geschichte der „Guildford Four“ erzählt, die als einer der schwerwiegendsten Justizirrtümer der jüngeren Geschichte gilt, ist ein Justizdrama allererster Güte und von noch immer großer Aktualität. Es werden hier die dreckigen Methoden der Polizei aufgedeckt, das Vertuschen von Beweisen, der Hass der Briten gegen die Nordiren, die Voreingenommenheit der Justiz, der Fremdenhass in England zur damaligen Zeit. Auch heute noch ist es aktuell, wenn man bedenkt, wie erwiesenermaßen Falschurteile getätigt wurden, weil manche Polizeibeamten sich gegenseitig bei Falschaussagen decken. Bei Aussage gegen Aussage, so ist das auch heute noch, wird eben dem Uniformierten mehr geglaubt. Auch das zeigt der Film. Das Leben Conlons im Gefängnis wird ordentlich dargestellt, wobei hier besonders auf die innere Entwicklung der Hauptfigur Wert gelegt wird. Vor allem sein anfangs schwieriges Verhältnis zu seinem Vater ist bemerkenswert. Der alte Guiseppe (Pete Postlethwaite) ist so völlig anders als sein Sohn und doch wird eine immer intensivere Bindung zwischen den beiden klar, die sich bis zum Finale weitersteigert und auch mit den Schlussworten noch einmal deutlich gemacht wird.

        Die moderne Schauspielikone Daniel Day-Lewis ist auch hier mal wieder atemberaubend stark. Sein Spiel ist so variabel, dass man einfach nur staunend vor dem Bildschirm sitzen und ihm bewundernd zusehen kann. Auf der einen Seite herrlich übertrieben, auf der anderen auch völlig zurückgezogen zeigt er einmal mehr die diversesten Facetten seiner Figur. An seiner Seite sind die nicht minder starken Pete Postlethwaite (u.a. Die üblichen Verdächtigen) und die fantastische Emma Thompson als spätere Anwältin Conlons (leider viel zu kurz) zu sehen. Auch sie hinterlassen bleibenden Eindruck und schaffen es, eine ebenso große Präsenz aufzubauen wie Day-Lewis. Folgerichtig erhielten alle drei Darsteller eine Oscar-Nominierung, ohne jedoch die Statue einzuheimsen. Angesichts dieser drei dominanten Persönlichkeiten ist es umso überraschender, dass auch der Rest des Casts toll aufspielt, er ist bis in die kleinste Rolle perfekt besetzt.

        Besonders diesem Cast ist es zu verdanken, dass dieses biographische Drama tief unter die Haut geht. Emotional ist das ganz großes Kino, bei dem man intensiv mit den Figuren mitfiebert. Der Film packt dich und obwohl das Ende klar ist oder zumindest klar sein dürfte, so wird doch gigantische Spannung erzeugt, die immer wieder aufs Neue angefacht wird – Leerlauf gibt es zu keiner Sekunde. Unterlegt mit einer nach Freiheit schreienden, irisch angehauchten Musik, den Titelsong steuerte Bono von U2 bei, tragen auch die flammenden Reden Day-Lewis‘ dazu bei, dass man mitfiebert, mithofft, mitbangt. Deshalb sind sowohl die Sympathien wie auch die Fronten, Böse und Gut, schuldig und unschuldig, klar verteilt. Dennoch sollte man dies nicht mit einer Schwarz-Weiß-Zeichnung verwechseln. Gerry Conlon ist, wie erwähnt, nämlich durchaus ein ambivalenter Charakter, der auch seine unsympathischen, rebellischen Züge hat. Er wird keineswegs ausschließlich positiv dargestellt, doch in der Sache, wegen der er verurteilt wurde, da ist er, wie auch alle Beweise mittlerweile bestätigen, nun mal das Opfer, nichts anderes.

        Insgesamt ist „Im Namen des Vaters“ ein vielschichtiges, ergreifendes, ausgezeichnetes Filmdrama, das die wahre Geschichte um den Justizirrtum beeindruckend wiedergibt. Dabei holt das formidable Gesamtpaket, besonders aber die überragenden Schauspieler, den Zuschauer ab und lassen ihn tief in die Geschichte eintauchen.

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        • 6

          Oh Melanie
          ************
          Oh Melly:
          Dein Blick
          wie der eines Täubchens,
          das immerzu das Gute sieht
          und hoffnungsvoll
          auf einen Brotkrumen wartet.

          Oh Melly:
          Deine Liebe
          wie die eines Hundes,
          der sich in frierendes Wasser
          stürzen würde,
          um ein Kind zu retten.

          Oh Melly:
          Dein Tun
          wie das einer Mutter,
          die stets ein sanftes Wort
          der Güte und Wärme
          auf den Lippen trägt.

          Oh Melly:
          Deine Wärme
          wie die der Sonne,
          die dir nach
          vielen Regentagen
          ihr süßes Lächeln schenkt.

          Oh Melly:
          Dein Glaube
          wie der eines Märtyrers,
          der trotz aller Widerstände
          standhaft für seine Ideale
          eintritt und leidet.

          Oh Melly:
          Dein Opfer
          wie das eines Engels,
          der sein letztes Licht auf Erden
          den Menschen schenkte,
          die es am meisten brauchten.

          Oh Melanie:
          Du warst zu groß für diese Welt.

          11
          • Nice Answers, Mr. Oberndorf. Really nice. Just one thing: Kristen Stewart ist perfect in Twilight, because she shows the real style of a generation. Lots of girls in the age of Bella are just like her. So, for them, it's great.

            5
            • 2

              Spoiler: Sie kommen zusammen!!! Robert und Sheila. Und Spencer is ein Arsch...

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              • 8

                Kobbis Jubiläum: Fünf Filme für ein Halleluja
                # 2000: Der Fremde im Zug (Alfred Hitchcock)

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                Bruno: „Pst. Psssssst.“

                Ich: „Hm?“

                Bruno: „Pssst, heeey du!“

                Ich: „Wer, ich?“

                Bruno: „Ja, genau!“

                Ich: „Was denn los?“

                Bruno: „Komm ma‘ her.“

                Ich: „Was?“

                Bruno: „Pssssssssst. Du sollst mal her-kom-men!“

                Ich: „Okay okay. Also, was gibt’s?“

                Bruno: „Sach ma‘, deine Frau. Also, die Tusse, mit der du noch immer verheiratet bist…“

                Ich: „Was wollen Sie denn mit diesem Miststück? Morgen unterzeichnet sie die Scheidungspapiere und dann muss ich nie wieder etwas mit ihr zu tun haben.“

                Bruno: „Biste da sicher? Ich hab da nämlich was and‘res gehört. Will nich‘ in die Scheidung einwilligen. Und dich sogar noch erpress‘n. Mit ´nem Kind, welches nich‘ ma‘ deins is‘, oder? Die Schlampe.“

                Ich: „Ähm, ich wüsste nicht, was Sie das angeht…“

                Bruno: „Na, die nervt doch, oder nich‘? Die zerstört dein scheiß Leben! Da haste im Zorn doch sicher schon mal gesagt, dasstse erwürgen wolltest, oder?“

                Ich: „Haha, höchstens mal so dahingesagt.“

                Bruno: „Aber weißte, das sagt man nicht einfach mal so… eigentlich wolltest du‘s doch, oder? Hast dich nur nicht getraut. Angst, dasste erwischt wirst, hehe. Dabei wär‘s so einfach. Ich hab da ´ne totsichere *höhö* Methode, wennste verstehst.“
                Ich: „Aber ich hab wirklich kein Interes…“

                Bruno: „Jetzt nur ma‘ theoretisch, ja? So zum Scheiß. Wenn ich deine Frau umbringe, dann würde doch keine Sau drauf kommen, wer‘s war, oder? Du hast‘n Alibi und ich kein Motiv. Natürlich würd‘ ich das nich‘ einfach so machen, du müsstest schon meinen Paps umbringen, der is nämlich auch’n ziemlicher Arsch. So als Gegenleistung, verstehste? Da hast ja dann du kein Motiv und keiner weißes…“

                Ich: „Hallo? Ich bring doch niemanden um!“

                Bruno: „Das is‘ doch nur theoretisch, Mensch!“

                Ich: „Ähm, auch wenn es komisch ist, also…ja…rein theoretisch stimmt das schon, aber…“

                Bruno: „Ja, ne? Is doch ’n geiler Plan. Der perfekte Mord. Nich‘ so wie die zwei Studenten damals, die da ´ne Cocktailparty veranstaltet haben. Sin‘ natürlich aufgeflogen. Oder der Typ mit dem Telefon. Erwischt. Nich‘ mal der Hausierer hat’s geschafft. Aber wir zwei, wir können das, ne?

                Ich: „Also… ich verstehe ähm…“

                Um ehrlich zu sein hatte ich wirklich keine Ahnung, was der Mann von mir wollte, aber ich dachte, wenn ich ihm zustimme und ein bisschen lächle, dann wird er mich schon in Ruhe lassen. Also hab ich dann sowas gesagt wie: „Ja, hehe, also ich verstehe sehr gut, was Sie meinen. Das perfekte Verbrechen. Hahahaha, wirklich ein teuflischer Plan. Sie sind ja ein Meister des Mordens, haha. Sehr ulkig, wirklich.“

                Bruno: „Ja, ne? Wusst‘ ich doch, dasste das gut findest. Super, dass wir uns da verstehen. Ich töte deine Frau und dafür tötest du meinen Vater. Haste mich verstanden?“

                Ich: „Ähm ja… hab Sie verstanden, wirklich super… ähm… tüdelü-hü“

                […]
                […]

                Ich: „Das war’s, Herr Kommissar. So hat sich das Gespräch abgespielt, wirklich. Ich hab mir auch nichts mehr weiter dabei gedacht. Und zwei Tage später, da war meine Frau tot! Sie können sich gar nicht vorstellen, wie geschockt ich war. Dann standen Sie vor meiner Tür. Klar wusste ich, wer meine Frau getötet hat, dieser Bruno hat es mir ja anschließend noch einmal gesagt und mir als Beweis die Brille gezeigt. Aber was sollte ich tun? Ich hing da ja irgendwie mit drin und wenn ich Ihnen den Mörder geliefert hätte, dann hätte er mich mit angeschwärzt. Alibi hatte ich keins, Motiv natürlich schon. Ein perfektes Verbrechen eben. Und ich war der Angeschissene, ich meine, der Gelackmeierte.“

                Kommissar: „Verstehe… was ist dann passiert?

                Ich: „Nun, ich wusste einfach nicht, was ich machen sollte. Ich hatte Angst und doch wollte ich das alleine in Ordnung bringen. Zu Ihnen konnte ich ja nicht. Und Bruno bestand darauf, dass ich nun meinen Teil der Abmachung einlöste, aber ich bin doch kein Mörder. Da wurde er wütend und drohte mir, mir den Mord in die Schuhe zu schieben. Aber wie gesagt – ein Mörder bin ich nicht. Ich fühlte mich schon ein bisschen wie Grace Kelly in „Bei Anruf: Mord“, wissen Sie? Ich hab nichts getan und doch drohte mir eine Haft--, vielleicht gar die Todesstrafe. Wie in einem Hitchcockfilm.“

                Kommissar: „In einem Hitchcockfilm?“

                Ich: „Ja, ich weiß auch nicht. Es gab Momente, da fühlte ich mich beobachtet, so als ob eine Kamera auf mich gerichtet wäre, die sich dynamisch um mich drehte und mir sowohl die Wege abschnitt als auch mich ständig beobachtete und in mein Inneres hineinblickte. Es war wirklich merkwürdig. Und dann waren da Lichterscheinungen… oder besser ein Spiel aus Licht und Schatten, ich hatte Angst, alles wirkte unheimlich, die Gefahr durch Bruno baute sich immer weiter auf. Bei Hitchcock hätte man das Suspense genannt, aber das ist ja kein Film, sondern real! Und ich kann es trotzdem spüren.“

                Kommissar: „Sehr merkwürdig. Gab es noch mehr… ähm… von diesen Einbildungen?“

                Ich: „Sie sagen Einbildungen dazu, aber ich, ich hielt das wirklich für echt. Manchmal konnte ich sogar wilde Musik hören. Sie sehen, meine Nerven spielten verrückt und ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte. Ich war völlig durcheinander. Aber dann, dann wurde es noch viel ernster. Die Zeit drängte, Bruno wollte nicht mehr warten und dann... auf diesem Karussell… so wild und schnell… und… und.. bitte, Herr Kommissar, lassen Sie mich das nicht nochmal durchleben.“

                Kommissar: „Sie zittern ja am ganzen Körper. Und schwitzen tun Sie auch. Ach, lassen wir’s gut sein. Ich denke, wir haben ohnehin genug gehört. Ich danke Ihnen.“

                […]
                […]

                Mal wieder beschäftigt sich Meisterregisseur Alfred Hitchcock mit einem der faszinierendsten Themen überhaupt – mit dem perfekten Mord. Wie schon bei „Cocktail für eine Leiche“, „Das Fenster zum Hof“ oder „Bei Anruf: Mord“ ist es auch hier das zentrale Thema und dabei ist es auch noch so verdammt simpel. Einfach tauschen und keiner kommt dahinter. Blöd nur, wenn nur einer diesen Plan für bare Münze hält.

                Mit dieser einfachen Grundsituation entfacht Hitch ein wahres Feuerwerk des Suspense. Mit Hilfe von Robert Burks‘ (für die damalige Zeit und besonders beim großen Finale) entfesselter Kamera und dem wunderbar die immer weiter gesteigerte Bedrohung untermalenden Score von Dimitri Tiomkin nimmt Hitchcock seine Zuschauer gefangen und zurrt die Leinen immer fester. Er lässt sie nicht mehr los, bis zum krönenden Finale, das auch heute, über 60 Jahre nach seiner Entstehung, kein bisschen an seiner Genialität verloren hat.

                Minimalistisch und auf die Grundbedürfnisse heruntergeschraubt, vielleicht noch mit ein bisschen hitchcockschem Humor gewürzt, kann „Der Fremde im Zug“ auch heute noch sein Publikum begeistern.

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                Für mich jedenfalls war es, Hitch sei Dank, ein würdiger 2000. Film. Und damit sag ich Danke. Danke, liebe Moviepiloten, für die schöne Zeit bisher, für die witzigen Gespräche, die tollen Kommentare, die (manchmal sehr intensiven) Diskussionen, das Zusammenstehen, die vielen Aktionen, den Spaß mit euch, das ganze Drumherum und für den wirklich großen Einfluss auf und für mich.

                Danke für die vielen netten Leute hier, die uralten und brandneuen Freunde (auch für die „mittleren“) und selbst für die komischen und streitbaren Gestalten unter euch, denn auch die machen eine Community bunter.

                Danke und auf die nächsten 2000 Filme.

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                • 2

                  Kobbis Jubiläum: Fünf Filme für ein Halleluja
                  # 1999: Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula (David Lynch)
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                  David Lynch. Viel Erfahrung hab ich ja nicht mit ihm und seinen Filmen. Da ist einerseits „Lost Highway“, der eigentlich ein richtig guter Film sein könnte, wären da nicht zu viele merkwürdige Einschübe und Momente, die es tatsächlich schaffen, die immer wieder aufgebaute Atmosphäre zu zerstören, aber dennoch ein sehenswerter Film ist (7,0). Da ist „Blue Velvet“, ein hervorragender und verstörender Thriller über die Abgründe im Kleinstadtleben (8,5). Und da ist die Serie „Twin Peaks“ (oder zumindest die erste Staffel), die nach all den Vorschusslorbeeren zwar nicht ganz halten konnte, was sie mir zuvor versprochen hat, aber trotzdem einen gewissen Sog aufbauen konnte.

                  „Was kannste also mit einem Lynch-Film falsch machen?“, fragte ich mich und startete einen weiteren Film vom (für manche) größten Regisseur aller Zeiten. „Vor allem wenn auch noch Nicolas Cage mitspielt, den du sowieso sehr magst. Isabella Rossellini, Harry Dean Stanton, Willem Dafoe – da kann doch nichts schief gehen, oder?“ Dass da noch so einiges schief gehen konnte, das ahnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.

                  Also, los geht’s. Feuer! Fein, ich mag Feuer! Der Anfang war schon einmal motivierend. Und als dann ein (der!) Charleston losging, da dachte ich: Yay, das wird dein Film. Beschwingt, lässig, ideenreich! Cool. Dann, woosh, verprügelt mein Nic so nen Typen zu E-Gitarre und harten Drums, die Idylle ist zerstört durch Blut, Laura Derns Schreie und einen zertrümmerten Schädel, nur um Sekunden später wieder mit dem Charleston zurückzukehren.

                  Super Anfang, wenn das so weitergeht, dann wird der Film der Hammer!

                  Aber dann, 22 Monate und 18 Tage später, sollte der Abfall des Films beginnen. Zunächst war es noch nicht so offensichtlich, Lulas Mami trank nur sehr merkwürdig einen Cocktail aus, was schon sehr komisch aussah, aber zu diesem Zeitpunkt konnte ich ja noch nicht ahnen, dass das nur der Startschuss für ein Feuerwerk der Billigkeit werden sollte, wie ich es selten gesehen hatte.

                  Ich kann nicht mehr genau sagen, was ich an den einzelnen Stellen des Films gedacht habe, ich weiß nur noch, dass sich meine Verärgerung immer weiter gesteigert hat und nur selten durch gute Einschübe etwas gelegt hat. Aber was war es denn, was meinen Ärger so sehr entfacht hat? Hir nämlich lapidar „alles“ zu sagen, das würde David Lynch, der mich ja bisher immer gut unterhalten hat, einfach nicht gerecht, also versuche ich es nachfolgend ein wenig aufzudröseln.

                  Da sind einmal die Schauspieler. Ich hätte nie gedacht, dass Nicolas Cage mal nicht das Übertriebenste an einem Film sein könnte. Aber sowohl die dauergiggelnde, schreiende, jammernde und ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter ziehende Laura Dern und, noch schlimmer, ihre völlig aus dem Ruder laufende Filmmama Diane Ladd sind der Abschuss. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nichts gegen gesundes Overacting habe, ich halte es sogar für die schönste Form der Schauspielerei, aber das war des Guten wirklich zu viel. Grauenhaft, was die beiden Damen hier abliefern. Dazu sind da einige Nebenfiguren, die mir so gar nichts geben, sei es das dauerabschlabbernde Pärchen oder, so leid es mir tut, der apathische Harry Dean Stanton. Traurig, was er hier ablieferte. Immerhin sieht Willem Dafoes Figur verdammt genial aus und hat irgendwie etwas Lässiges.

                  Von der Romantik oder gar der Liebe, die immer wieder beschworen wird, konnte ich leider zu keiner Zeit auch nur einen kleinen Funken spüren, im Gegenteil. Für mich passte die Chemie zwischen Sailor und Lula zu keiner Zeit. Es sah halt immer nach einem Job aus, den Cage und Dern da durchziehen, ohne wirklich Lust darauf zu haben. Da helfen auch die tausend Küsse, die hundert Orgasmen, die zig geteilten Zigaretten, die zahlreichen aufgesetzten Liebesbekundungen nicht, wie sehr sich die beiden doch lieben und spüren. Ich persönlich spür da leider halt nichts. Aufgesetzt, mit dämlichen, ich wiederhole, dämlichen Dialogen gespickt kommt da leider keine Romantik, sondern allenfalls das Essen vom Vortag (wen es interessiert: Gemüselasagne!) auf. Aber es passt natürlich zum Trashstil des Films, da ist Lynch dann schon sehr konsequent. Immerhin.

                  Die Rückblenden wollen nie so hundert Prozent in den Film passen. Natürlich, von der Geschichte und Erzählweise her müssen sie an dieser Stelle kommen und DASS sie auftauchen will ich auch gar nicht kritisieren, aber die Art und Weise wirkt auf mich uninspiriert und billig. Apropos billig: Der gesamte Look, gepaart mit den unterirdischen Darstellern, sieht schon ziemlich trashig aus. Die Schnitte sind doch grauenhaft, wer käme dazu, etwas anderes zu behaupten? Die gute (sic!) Kameraführung versucht das zwar ein wenig zu kaschieren, aber bei so plumpen Szenenwechseln ist das nicht einfach. Dazu wirkt die an sich gute Musik in einigen Szenen so, als würde sie den eigenen Film karikieren. Und einige Szenen wiederum wirken so, als hätte sie ein Dreijähriger (plötzliche wildes Getanze am Straßenrand?!?) oder ein pubertärer Teenager (viele andere Szenen) geschrieben. Achja, und diese Parodie auf „Der Zauberer von Oz“ kann ja wohl nicht Lynchs Ernst sein!? So schlecht, wie beispielsweise die gute Fee oder die angemalte Hexe in den Film gepfuscht wurden – also entweder ist das lediglich seine Sicht dieser Geschichte (was ja immerhin noch ein wenig versöhnlich wäre, Lynch ist halt anders als andere) oder er hat sich den Film in einer solchen Form gewünscht (was zwar traurig ist, aber auch noch akzeptabel). Egal was es ist, um so etwas zu zeigen muss man, und hier wird es wirklich schlimm für mich, den tollen Film aus den Dreißigern schon ziemlich hassen. Für eine Hommage, was es ja angeblich sein soll, fehlt mir häufiger einfach der Respekt vor dem Original.

                  Jetzt habe ich schon ziemlich abgeledert, dabei hat der Film auch gute Seiten zu bieten.
                  Das ist einerseits die Erzählweise, genauer der Zeitpunkt, wann uns Lynch welche Informationen in den Film. Trotz all der vielfältigen Mängel, die der Film aufweist, wird er nämlich dadurch nie so richtig langweilig und man bleibt doch dran, es kommt sogar richtige Spannung auf, wobei die letztlich nur die Szenen rund um den Überfall Sailors betrifft, die leider viel kurz waren. Hier hat er seine Stärken und hier zieht er mich in seinen Bann. Genau das, was andere bei der für mich seelenlosen Liebesgeschichte zwischen Sailor und Lula bzw. ihrer Flucht vor Bevormundung, Hass und Erinnerungen spüren.
                  Schön auch, dass Lynch diese bewusst verwirrenden, surrealen Elemente weitestgehend beiseitelässt, die hätten, wie schon in „Lost Highway“, nicht zur Entwicklung des Films beigetragen und mich persönlich wohl noch mehr gestört, als es der Film ohnehin schon getan hat.

                  Für den mitreißenden Anfang, die generell gute Musik (mit Charleston wird ein Film ohnehin immer ein wenig aufgewertet), die beiden Elvis-Auftritte Nics und ein paar spannende Momente gibt’s ein paar gut gemeinte Punkte, mehr ist bei diesem Trashfeuerwerk leider nicht drin, dazu hab ich mich über viel zu viele Elemente dieses Films geärgert…

                  Schade, mein erster Lynch-Ausfall – aber vielleicht werden ja die nächsten wieder besser, dann bei den nächsten 1999 Filmen…

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                  • 7

                    Kobbis Jubiläum: Fünf Filme für ein Halleluja
                    # 1998: Copykill (Jon Amiel)
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                    In „Copykill“ sind Sigourney Weaver und Holly Hunter auf der Jagd nach einem Serienmörder, der die Verbrechen berühmter „Vorbilder“ kopiert. Dabei entsteht ein gutes Katz-und-Maus-Spiel zwischen ihm und seinen Verfolgerinnen. Diese Art von Film ist genau mein Ding, schon deshalb ist "Copykill" prädestiniert dafür, dass er in die fünf Filme bis zur 2000 aufgenommen wird.

                    Die Spannung ist über die gesamte Laufzeit vorhanden und dennoch fehlt irgendwas. Als Zuschauer hab ich mir irgendwie „mehr“ versprochen. Ich kann nicht mal sagen, was das sein soll, denn mir fällt rein gar nichts ein, was in diesem Film noch fehlen könnte. Und doch hab ich das Gefühl, dass da noch viel Potential liegen gelassen wurde. Er hat mich einfach nicht so gepackt wir manch andere Thriller, vielleicht war es mal ein Quäntchen hier, ein bisschen dort. Am Ende läppert sich da eben doch so einiges zusammen. Der Film hätte sogar irgendwo im Einheitsbrei der vielen Thriller verschwinden können, wären da nicht die stark aufspielenden Hauptdarstellerinnen Sigourney Weaver und Holly Hunter, die linke und die rechte Herzkammer der Films. Nur ihnen ist es zu verdanken, dass der Spannungspegel nicht absinkt, im Gegenteil, sogar immer weiter ansteigt bis zum nervenzerreißenden Finale.

                    Weaver spielt die Serienmordexpertin Helen Hudson, die nach einem an ihr vollführten Mordversuch unter großen Angstzuständen leidet und unter anderem ihre Wohnung nicht mehr verlassen kann. Dennoch ist sie eine Koryphäe auf diesem Gebiet der Kriminalistik und als Profilerin unverzichtbar, um die jüngste Mordserie aufzuklären. Dass sie dabei selbst zur Zielscheibe des Mörders wird, sollte nicht weiter verwundern, steigert aber natürlich den Spannungsgehalt des Filmes ungemein. Mit Holly Hunter hat Weaver einen interessanten Gegenpol erhalten. Im Gegensatz zur mittlerweile ängstlichen Helen Hudson ist ihr Detective Monahan eine selbstbewusste und scheinbar furchtlose Frau, die alles und jedem die Stirn bietet, durchaus auch mit einer gewissen Portion Arroganz. Die ist aber auch als Selbstschutz in der Männerwelt der Polizei zu verstehen, auch wenn ihr durch ihre kalte, abgeklärte Art nur schwerlich Sympathien zugesprochen werden können. Beide, Hunter und Weaver, spielen ihre Figuren so überzeugend, dass man glatt vergessen könnte, dass hier ja auch noch weitere Darsteller von der Partie sind. Wenn Weaver und/oder Hunter den Raum betreten, dann dominieren sie auch die Szenerie.

                    Insgesamt ist „Copykill“ daher ein spannender Serienmörderthriller, der zwar Potential verschenkt hat, der aber dank seiner überzeugenden Hauptdarstellerinnen Sigourney Weaver und Holly Hunter und der starken Idee, den Killer berühmte Morde nachahmen zu lassen, sich angenehm von ähnlich gelagerten Filmen abheben kann, ohne aber in der Serienmörder-Olymp zu Filmen wie „Sieben“ oder „Prisoners“ vorzustoßen.

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                    • Weiß nicht genau, ob die hier in die Liste passen:

                      Von den Nazis wurden in Deutschland unter anderem "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" und "Im Westen nichts Neues" (neben vielen weiteren) verboten und zensiert.

                      Außerdem fällt mir spontan der Film "V wie Vendetta" ein, der ja unter anderem staatliche Zensur und Kontrolle der Medien durch eine faschistische Regierung direkt thematisiert.

                      "Red Corner" mit Richard Gere ist in China verboten.

                      Und in Russland sind anscheinend nicht nur "South Park" und "Die Simpsons", sondern auch "Tom und Jerry" und "Winnie Puuh" verboten bzw. in ihrer Ausführung stark eingeschränkt (oft erst nach 23 Uhr). "Puuh" zum Beispiel, weil er schon mal geklauten Honig gegessen hat. Das sei verdammt unmoralisch und Kindern nicht zuzumuten. Andererseits werden weiterhin russische Cartoons gezeigt, die saufende und rauchende Hauptfiguren haben....

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                      • 9

                        Kobbis Jubiläum: Fünf Filme für ein Halleluja
                        # 1997: Lohn der Angst (Henri-Georges Clouzot)

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                        Irgendein südamerikanisches Kaff, kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Mario, ein Franzose, lebt hier und hat genau wie all die anderen Einwohner keine Arbeit und kein Geld. Nur die schmutzigen Kleidungsstücke an seinem Körper sind ihm geblieben. Als dann die Möglichkeit kommt, 2000 Dollar zu verdienen, da sehen Mario und ein paar andere ihre große Chance. 2000 Dollar, ein kleines Vermögen! Doch da gibt es einen Haken: Der Job besagt, dass zwei LKWs mit Nitroglycerin über eine unbefestigte Straße durch Wald und Gebirge transportiert werden sollen. Die kleinste Erschütterung und alles kann vorbei sein. Aber was hat Mario noch zu verlieren? Außer seinem Leben…

                        Die Einführung der Charaktere ist leider ein bisschen zu lang geraten. Zwar ist das für die Charakterzeichnung der vier Hauptfiguren durchaus wichtig, um später auch die Veränderungen möglichst detailliert darstellen zu können, doch es dauert über eine Stunde, bis die gefährliche Reise endlich beginnt. Einfach zu lang.

                        Was dann aber beginnt, das ist wirklich ganz großes Spannungskino. Es werden nur einzelne Episoden der strapaziösen und gefährlichen Unternehmung gezeigt, doch diese Ausschnitte demonstrieren die Qualen und Gefahren eindrucksvoll. Man zittert mit, hält mit ihnen zusammen den Atem an und hofft auf ein gutes Ende. Die Gefahren und Hindernisse sind dabei so vielfältig wie die unterschiedlichen Charaktere und so variiert auch die Art der Spannung, die im Film entsteht. Doch neben der Spannung wird eben auch Gier und Angst als zentrale Themen behandelt.

                        Die vier LKW-Fahrer werden mit der Angst konfrontiert und in deren Angesicht zeigen sie alle ihr wahres Wesen. Jeder geht auf seine Weise mit der Angst um, wobei sich das Verhalten angesichts der unheimlichen Todesangst extrem unterschiedlich äußern kann, vor allem kann es stark vom Verhalten im Alltag, also der Vorgeschichte, abweichen. Im Angesicht der Angst lassen wir unsere Maske fallen, die wir sonst aufsetzen. Unser Wall der Unangreifbarkeit wird von der Angst mit Leichtigkeit überstiegen und wir tun Dinge, die wir sonst vielleicht nie tun würden. Dieses Verhalten lässt dann tief blicken und wird schon fast parabelhaft von den vier Hauptdarstellern mit unglaublicher Authentizität und Eindringlichkeit auf den Bildschirm gebannt. Verschwitzte Gesichter, weit aufgerissene Augen, Wimmern oder ungeahnte Leichtsinnigkeit lassen die Angst greifbar, lebendig werden. Besonders Yves Montand und Charles Vanel spielen sich hier besonders in den Vordergrund und spielen ihre wandelbaren Charaktere mit solcher Hingabe, dass man glauben könnte, sie würden tatsächlich diese brutale Reise auf sich nehmen.

                        Dazu erleben wir die Darstellung von Gier. Jeder setzt sich seine eigenen Grenzen, überschreitet sie und der Film zeigt hervorragend, was die Männer, was wir tun würden (oder können), um den persönlichen Gewinn zu erhalten. Skrupellos, verzweifelt, eigennützig. Die Moral und die Menschlichkeit werden irgendwann abgelegt, nur weil wir unseren Vorteil erreichen können. Dies zu beobachten erscheint so erschreckend, dass es, diesmal den Zuschauer, ebenfalls ängstigen kann.

                        Wahrscheinlich sehen wir heute den Film ein gutes Stück anders als die Leute damals. Waren damals noch die Aspekte des spannenden Abenteuerfilms mit beeindruckenden Bildern im Zentrum, so ist heute, wo wir solche Bilder mehr gewohnt sind, die innere Drucksituation des Protagonisten wichtiger. Angst und Gier sind die beiden Komponenten, die hier aufeinandertreffen. Für die vier Männer ist die Gier nach dem Lohn so groß, dass sie sich trotz Angst auf den Weg machen und immer stärker zu unmenschlichen Taten in der Lage sind, aber zum vielleicht höchsten Preis, den man bezahlen kann.

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                        • 8

                          Endlich! Es ist soweit, die runde 2000 steht an. 2000 bewertete Filme – das muss gefeiert werden! Und wie könnte man besser feiern, als mit fünf Filmen, die ich schon lange ansehen wollte, aber nie dazugekommen bin. Mal kucken, ob sie auch das erfüllen können, was sie mir versprechen. Mit dabei sind so interessante und lange vorgemerkte Filme wie „Copykill“ mit Sigourney Weaver, „Lohn der Angst“ aus dem Jahr 1953 und David Lynchs Goldene Palme-Gewinner „Wild at Heart“ mit Nic Cage. Die Nummer 2000 muss ich mir noch überlegen, doch bevor ich dazu komme, macht ein Film den Anfang, von dem ich mir so einiges erwarte und dessen Regisseur ich sehr bewundere…

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                          Kobbis Jubiläum: Fünf Filme für ein Halleluja:
                          #1996: Die Abenteuer des Baron Münchhausen (Terry Gilliam)

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                          Eines vorweg: Terry Gilliam beweist einmal mehr, dass er ein sehr fantasievoller Filmemacher ist und die Fantasie auch direkt in seinen Filmen thematisiert wird. Hier wird das deutlich, indem in eine Theatervorstellung über den fiktiven Baron Münchhausen plötzlich ein alter Mann stürmt, der behauptet, tatsächlich dieser berüchtigte Baron zu sein. Er erzählt von seinen Heldentaten und behauptet, er sei der einzige, der die drohende Türkengefahr aufhalten könnte – schließlich sei er auch die Ursache. Also macht er sich mit Sally, der Tochter des Theaterdirektors, in einem Heißluftballon aus Schlüpfern auf, um Hilfe zu holen…

                          Typisch für Gilliam ist der Film äußerst farbenfroh und manchmal ein wenig überladen, doch scheint er dabei auch auf die Kleinigkeiten zu achten. Die Zuneigung des Filmemachers zu seinem Werk ist förmlich zu spüren, die Detailverliebtheit wird ins Extreme getrieben. Die Spezialeffekte, für die Gilliam schon immer eine große Schwäche hatte, sehen für die Zeit sehr gut aus und sind vor allem hervorragend eingesetzt. Dazu kommen wunderbare, zwar teilweise etwas billig aussehende, aber doch sehr verspielte Kulissen und ausladende, äußerst opulente Kostüme. Beides, Kulissen und Kostüme, lassen den Zuschauer in die vergangene Zeit eintauchen und dieses „historische“ Gefühl erleben. Dazu kommt ein wunderbar aufspielender Cast, dem Gilliam scheinbar alle Freiheiten lässt. Die Freude sieht man ihnen an, egal ob es nun Hauptdarsteller John Neville ist, der zuvor vor allem auf den Bühnen dieser Welt zu Hause war, oder die mit der noch jungen Sarah Polley, Robin Williams, Uma Thurman, Eric Idle oder Oliver Reed glänzend besetzten Nebenrollen.

                          Der Film strotzt nur so vor Anspielungen auf verschiedenste Epochen der Literatur, Kunst und Kultur. Beispielsweise erinnert die Zwiegespaltenheit des Mondkönigs in den auf der einen Seite denkenden Kopf und den auf der anderen Seite lüsternden Körper stark an die Dramaturgie eines Friedrich Schillers mit seiner schönen Seele und dem Pathetischerhabenen. Dazu kommt der Konflikt zwischen Vernunft (Aufklärung) und Fantasie und Emotionen (Sturm und Drang/Romantik) in der Rahmenhandlung deutlich zum Vorschein. Dies alles passiert aber nur nebenbei, im Zentrum stehen die Geschichten des Barons. Fantasie und Realität verschmelzen dabei zu einem harmonischen Ganzen. Wie so oft singt Gilliam mit seinem Film ein Loblied auf die Fantasie, auf Kreativität, auf Vorstellungskraft und er verbindet es mit einer realen Geschichte. Es entsteht nicht ein eigenes, neues Universum, sondern die Fantasie passiert hier bei uns, in unserer Welt und verbindet sich mit der Realität. Für mich ist darum auch die Hauptaussage einmal mehr, dass wir im hier uns jetzt bleiben sollen, welches wir aber mit Hilfe von Fantasie und Kreativität erträglicher und besser gestalten sollen.

                          Dass nicht alle Episoden gleichermaßen gut unterhalten, verzeiht man dem Film schnell. Allerdings sollte man schon auf diese Python-typische Art des Humors stehen, ansonsten ist es schwierig, dem Film besonders viel abzugewinnen und man entwickelt eher ein Gefühl des Fremdschämens. Insgesamt ist der Film ein sehr eigener Film, den sicher nicht jeder gleichermaßen zu schätzen weiß. Doch auf seine Weise zaubert Leinwandmagier Terry Gilliam wunderbare Bilder vor unsere Augen und regt die Vorstellungskraft an, indem er nicht nur fantasievoll handelt, sondern auch die Fantasie als solche preist und ins Zentrum stellt. Fantasie, die uns alle stärken kann und mit der ein jedes Leben lebenswerter sein kann.

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                          • 2

                            In diesem Film wird anhand eines jungen Schülers die Gretchenfrage neu aufgelegt. Wie hat es Chris mit der Religion? Natürlich wird sie aber auch beantwortet und zwar, wie soll es bei DIESEM sprechenden Namen auch anders sein, mit dem Christentum.

                            Leider wirkt dies viel zu aufdringlich und die Aufarbeitung des Selbstmordes eines guten Freundes wird so zu einem bloßen Werbefilm für das Christentum degradiert. Die latent untalentierten Darsteller und der Til Schweiger-Soundtrack tun ihr Übriges, damit auch die letzten guten Momente der interessanten Ausgangssituation zerstört werden.

                            PS: HIER ist es WIRKLICH mal angebracht, sich über bescheidene deutsche Synchronisation zu beschweren.

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                            • 8
                              • Ich finde den Sex-Film von Woody sehr witzig und besser als beispielsweise Manhattan oder dem Stadtneurotiker :)
                                Schade, dass er dir nicht gefallen hat :´(

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                                • 8

                                  „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ ist ein Kinderfilm, ja. Aber nicht jeder Kinderfilm ist auch tatsächlich nur für Kinder. Hier haben wir ein Exemplar, an dem die ganze Familie, egal ob jung oder alt, Spaß haben kann. Der auf dem gleichnamigen Buch von Andreas Steinhöfel basierende Film erzählt dabei eine tolle Geschichte über Freundschaft und Anderssein, wobei auch eine wahrlich spannende Kriminalgeschichte nicht fehlen darf.

                                  In den Hauptrollen haben wir zwei Jungen, die ihre Sache für ihr Alter extrem gut machen. Anton Petzold spielt Rico. Der ist zehn Jahre alt und „tiefbegabt“. Er verbindet Bauernschläue mit einer großen Portion Einfältigkeit oder anders ausgedrückt: Denken kann und tut er viel, nur wirbeln seine Gedanken in seinem Kopf umher wie die Kugeln bei Bingo, wobei er, auch wenn es nie genannt wird, wohl auch als ADS-Kind bezeichnet werden kann. Dafür ist er ein liebenswertes und aufgewecktes Kerlchen, das am liebsten die ganze Welt entdecken will und einen riesigen Wissensdurst hat. Ihm zur Seite steht Oskar, gespielt von Juri Winkler. Er ist acht Jahre, hochbegabt, bringt mit seinen geschliffenen Sprüchen so manchen Erwachsenen zum Staunen und sein besonderes Markenzeichen ist ein Helm, den er stets auf dem Kopf trägt. Beide zusammen sind ein so sympathisches Duo, dass man sie einfach ins Herz schließen muss. In den erwachsenen Nebenrollen hat sich die deutsche Schauspielelite versammelt. Karoline Herfurth mit frechem Berlin-Dialekt, Axel Prahl mit dichtem Rauschebart und Milan Peschel mit einer Brille, die Puck der Stubenfliege Konkurrenz macht, sind nur drei von zahlreichen hier vertretenen Stars des deutschen Films.

                                  Der Film selbst wartet mit einigen interessanten und verspielten Sequenzen auf. So sehen wir immer wieder kleine gezeichnete Einschübe im Comic-Stil, die als Übergänge zwischen einzelnen Szenen oder als bildhafte Erklärung für Ricos Gedanken dienen. Auch im Intro wird dieses Element verwendet, unterlegt mit moderner, deutschsprachiger Popmusik, die aber gut in den Film hineinpasst und auch textlich den Film stark unterstützt und so nicht aufdringlich wirkt. Die Überforderung des „kleinen Mannes“ Rico wird mit schnellen Schnitten, verschwommenen Bildern, Zeitraffer und vielen anderen Spielereien auch optisch hervorragend deutlich gemacht. Die Titelgebenden Tieferschatten werden sehr originell eingebaut und die Farben des Films sind sehr intensiv, ohne aber zu grell zu sein, was ebenfalls ein sehr warmes, harmonisches Gefühl vermittelt. Auch Humor gibt es viel, sei es durch Missverständnisse, Entlarvung der Dummheit der auf die beiden Jungs herabschauenden Erwachsenen, Verwechslungen oder einfach durch fast schon slapstickartige Situationen.

                                  Was besonders angenehm ist: Regisseurin Neele Leana Vollmar lässt Klischees fast komplett beiseite und schafft es so, den beiden Hauptfiguren eine realistische und vor allem tiefgründige Persönlichkeit zu verleihen. Sie zeigt sehr angenehm und doch eindrucksvoll, dass man Kinder und ihre Probleme ernst nehmen sollte, indem sie eben genau dies tut – sie nimmt ihre Figuren ernst, behandelt sie als vollwertige Menschen. Dazu nimmt sie die Sichtweise der Kinder ein, rätselt über manch komische Aussagen, will merkwürdigen Dingen auf den Grund gehen, hinterfragt und geht auf Spurensuche und erklärt dabei wunderbar verständlich so manche Phänomene und Verhaltensweisen, ohne jedoch den berühmten Zeigefinger zu heben. Dadurch kommt neben den vielen sympathischen und lustigen Momenten auch die richtige Dosis Ernsthaftigkeit in den Film. Die Kriminalgeschichte ist zwar spannend, hat aber noch einen weiteren Effekt. Sie ist Auslöser für so einige zwischenmenschliche Konflikte und ist somit auch mehr als lediglich für Unterhaltungszwecke verwendbar.

                                  Spannung, Humor, Tragik und Moral, der Film hat tatsächlich alles, was ein Kinderfilm haben muss. Dazu zeigt er, dass es egal ist, ob man nun hoch- oder tiefbegabt ist, gerade weil auch unter den Erwachsenen viele schrullige Figuren rumlaufen und jeder seine Marotten hat. Solange man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann, kann man alle Klippen umschiffen und dann ist es auch egal, wenn man vielleicht ein klein wenig anders ist. Die beiden Hauptdarsteller verkörpern dies so sympathisch, dass man sich nur auf die Fortsetzung dieses Films freuen kann. Und die soll bereits dieses Jahr in die Kinos kommen.

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                                  • Was ich hier mindestens genau so bedenklich finde: Dass mittlerweile jeder "Honig im Kopf"-Kommentar ab (etwa) 8 gemeldet wird. Nicht jede hohe Bewertung ist ein Fake und gerade nach den Meldungen über Moviepilot auf anderen Portalen im Zusammenhang mit "Honig im Kopf" ist es doch durchaus wahrscheinlich, dass sich hier Leute anmelden, die den Film mögen. Noch dazu, wenn dieser neue User auch zahlreiche weitere Filme bewertet UND mit einem Kommentar versieht. Aber auch Kommentare von Usern, die schon länger hier sind, werden gemeldet. Einziges Kriterium: Ich mag einen Schweiger-Film.

                                    Aber nein, es kann und darf nicht sein, dass tatsächlich jemand einen Schweiger-Film gut findet und hoch bewertet. Solche Menschen gibts ja gar nicht und darum melde ich das..., egal was die Texte inhaltlich aussagen und auch egal wie das Profil aussieht. Entweder bezahlt oder Werbung oder Spam... so ist das. Meldung.

                                    Getreu dem Motto: Es darf nur eine Meinung geben. Meine.

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                                    • Letztes Jahr war schon verdammt witzig hier, aber wenn man nicht die Möglichkeit hat, das alles selbst zu sehen und direkt zu kommentieren, wird sich der Spaß dann doch in Grenzen halten...

                                      Gibts auch ne Möglichkeit für nicht TNT Serie-Besitzer, die Globes mit anzukucken? Dann bin ich gerne dabei...

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                                      • 8

                                        Was für ein sympathischer Kurzfilm. Ich denke, auch Fußball-Laien sollten ein Herz haben, wenn Lego-Maxl Morlock aus Nürnberg im Spagatsprung den Ball über die Linie drückt, wenn Fußballlegogott Toni den Ball hält, wenn Major Lego-Puskas seine Fäuste auf den Boden hämmert und wenn Lego-Rahn aus dem Hintergrund schießt. Unterlegt natürlich mit der mitreißenden Reportage von Herbert Zimmermann
                                        Hach, da kommen die Emotionen wieder hoch. Natürlich vor allem für Fußballfreaks wie mich und für alle, die sich mitreißen lassen können

                                        Danke für diesen fantastischen Kurzfilm!

                                        https://www.youtube.com/watch?v=Sr3Cpfycbrs

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                                          Es gibt schlechtere Regiedebüts als „St. Vincent“ von Theodore Melfi, aber auch deutlich bessere. Der Film kommt nie aus seinem netten, aber gemächlichen Trott ähnlich gelagerter Filme heraus, zeigt kaum Neues und wirkt wie ein „Auf-Nummer-sicher“-Film. Seine Tragikomödie, bei der er auch für das Drehbuch verantwortlich ist, ist scheinbar nur für Bill Murray entstanden. Sein griesgrämiger Vincent scheint ein fiktives Alter Ego Murrays zu sein. Unnahbar, mürrisch und sehr eigen. Er ist das verbindende Element, bei dem die verschiedenen Figuren mit ihren Geschichten zusammenlaufen.

                                          Bill Murray hat eine äußerst dankbare Rolle. Er muss sich nicht groß verstellen und spielt einfach seinen Stiefel runter. Den grummeligen, unnahbaren alten Kerl, der sarkastische Sprüche runterrattert. Ein Unsympath, der aber so cool ist, dass man ihn einfach mögen muss. Für Fans seiner bisherigen Filme ist das natürlich ein Fest, gerade weil er endlich einmal wieder im Zentrum eines Films steht. Schön auch, dass er hin und wieder aus seinem Trott ausbricht und man auch mal ein paar andere Facetten sieht, obwohl er immer noch ein typischer Bill Murray-Charakter bleibt– außer dass er vielleicht ein klein wenig fieser ist als sonst. Chris O’Dowd könnte von seiner Art her irgendwann einmal in Murrays Fußstapfen treten, bleibt in diesem Film, genau übrigens wie Terrence Howard, sehr unauffällig. Völlig gegen ihre sonstigen Rollen ist hingegen Naomi Watts gecastet, die eine osteuropäische, schwangere Prostituierte spielt, die Vincent die Zeit versüßt. Melissa McCarthy schafft es immerhin, mal weniger zu nerven als in ihren anderen Filmen, im Gegenteil, sie wirkt endlich mal nicht völlig überdreht und zeigt, dass sie auch durchaus schauspielern kann. Der junge Jaeden Lieberher ist ein süßes Kind, mehr aber auch nicht. Der macht das ordentlich, aber auch nicht erinnerungswürdig.

                                          Der Cast harmoniert gut, dennoch merkt man allen Schauspielern wie auch dem ganzen Film an, dass sie sich an Murrays lakonisches Tempo anpassen, was durch die ruhige Indie- und Folk-Musik noch einmal verstärkt wird. Dadurch schleppt sich der Film phasenweise doch recht zäh durch und trotz der vielen unterschiedlichen Charaktere hat man es schwer, wirklich in den Film einzutauchen. Für eine Tragikomödie ist auch recht wenig Witz dabei. Ein paar sarkastische Sprüche Vincents, ein paar bloßstellende Aussagen Olivers, die Auftritte von Naomi Watts und einige wenige skurrile Situationen, mehr ist da leider nicht. Auch die tragischen Elemente können nie richtig Emotionen wecken. Erst gegen Ende kommt so etwas wie Mitleid mit dem gebrochenen, alten Vincent auf, leider aber viel zu spät. Filmtechnisch kann man weder Mängel, noch Besonderheiten entdecken.

                                          Trotz seiner deutlichen Schwächen ist „St. Vincent“ ein sympathischer Film, den man irgendwie gern haben muss, weil er in erster Linie ein menschlicher Film ist. Ohne zu übertreiben zeigt er, mit welchen Problemen unterschiedliche Menschen zu kämpfen haben, mit welchen Vorurteilen sie konfrontiert sind und dass man nicht nur nach dem ersten Eindruck oder der Oberfläche gehen sollte. Stattdessen ist es das Innere eines Menschen, was zählt. Auch wenn es abgedroschen klingt: es sind nunmal die inneren Werte, die zählen. Der Film vermutet, vielleicht etwas naiv, in jedem diesen weichen, netten Kern, aber auch wenn dies in der Realität nicht so sein mag, so zeigt er doch sehr sympathisch, dass Menschlichkeit oder, wie es der Film nennt, Heiligkeit auch da vorkommen kann, wo man es zunächst nicht vermutet.

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                                            Schon wieder ein Schuldrama? Ja, ist es. Nachdem unter anderem schon Hilary Swank, Michelle Pfeiffer, Ryan Gosling, Julia Roberts oder Robin Williams in die Rollen der engagierten Lehrer geschlüpft sind, die sich gegen die vorherrschenden schlechten Konventionen auflehnen, und auch sonst fast jedes Land bereits „seinen“ Schul-Film herausgebracht hat, ist nun Viola Davis dran, unterstützt durch Maggie Gyllenhaal. Wie immer sind die Zustände an einer, an ihrer Schule nicht tragbar und sie in einem aussichtlosen Kampf gegen Windmühlen dagegen vorgehen. So weit, so bekannt, vielleicht mit dem kleinen Unterschied, dass noch mehr der Fokus auf das Bildungssystem selbst gelegt wird als auf die generellen sozialen Hintergründe der Schüler. Aber letztlich ist es das gleiche in grün.

                                            Maggie Gyllenhaal und Viola Davis sind also die beiden Frauen, die dieses ehrgeizige Ziel in den Hauptrollen verfolgen. Äußerst sympathisch, idealistisch, ein bisschen naiv und unheimlich euphorisch gehen die beiden in ihren Rollen dieses Ziel an. Dabei ist Gyllenhaal von vornherein in ihrer Paraderolle als offene und sympathische Power-Frau idealbesetzt, während Davis die zwar idealistische, aber auch immer wieder zweifelnde, leicht watschelnde und unsichere Lehrerin spielt, die für das Wohl ihrer Schüler kämpft. Zusammen harmonieren sie hervorragend und sind auch das Herzstück dieses Filmdramas. Unterstützt werden sie in den Nebenrollen von Newcomer Oscar Isaac, Holly Hunter, Rosie Perez und Ving Rhames, die vor allem dafür da sind, um den beiden Protagonistinnen die Bälle zuzuspielen – und das schaffen sie mit Bravour.

                                            Insgesamt bleibt der Film ein Drama nach dem Schema F. Als Zuschauer weiß man schon von Beginn an, wie die Geschichte ablaufen wird und hofft stets, dass doch eine überraschende Wendung auftreten würde. Aber stattdessen bekommen wir den üblichen Kampf weniger engagierter Menschen gegen eben jene Windmühlen zu sehen, garniert mit kleinen Familiengeschichten, dunklen Geheimnissen und einigen Lebensweisheiten, die so sehr nach Poesie-Album klingen, dass man gerne noch ein paar Blümchen und ein schickes Schwarz-Weiß-Bild dazu kleben will. Da werden John Adams und Gandhi in einer Weise zitiert, wie es in der Realität eigentlich kaum gemacht werden würde. Ziemlich pathetisch und konstruiert wirkt das alles, die Linien zwischen schwarz und weiß sind ohnehin klar gezogen. Aber dennoch hat der Film seine höchstinteressanten Phasen. Denn es wird immer dann interessant, wenn sich der Film mit dem Schulsystem in den USA beschäftigt, das in dieser Form nicht viel anders ist als in Deutschland, vielleicht in jeder der Industrienationen.

                                            Bürokratie, Schulbehörden (=Kultusministerien), Gewerkschaften mit festen Tarifverträgen, in denen sich Lehrer zurücklehnen können (=Beamtentum), lustlose Lehrer, gelangweilte Schüler, sorglose Eltern, vor allem das mangelnde Geld, das stattdessen in die Wirtschaft gesteckt wird – im Film gibt es viele Schuldige, warum beim gesamten System so einiges schief läuft. Alles trägt irgendwie dazu bei. Bei dieser Vielzahl an Argumenten ist es umso schöner zu sehen, dass auch die positiven Elemente eben genau jener Aspekte zumindest angedeutet werden. Natürlich kann ein Spielfilm das Problem der am Boden liegenden Bildungseinrichtungen nicht adäquat aufgreifen, geschweige denn lösen, wo wir es doch sogar in der Realität nicht schaffen. Aber der Film schafft ein Bewusstsein dafür, dass etwas schief läuft. Er macht darauf aufmerksam und er zeigt, dass man für Bildung, das höchste Gut, kämpfen muss und das geht nur gemeinsam. Lehrer, Eltern, Schüler und Behörden.

                                            Das leistet dieser Film. Er richtet den Blick auf ein Thema, das in der Gesellschaft zwar immer als wichtig angesehen wird, für das aber am Ende doch kaum jemand etwas tut. Weil es teuer ist, weil es anstrengend ist und weil die Interessensgruppen eher gegeneinander kämpfen als gemeinsam für die eine Sache einzutreten. Insgesamt ist es sicher nicht mehr als ein ganz ordentlicher Film, aber schon weil er zum Nachdenken über ein so wichtiges Thema anregen kann, sollte ihn jeder gesehen haben. Achja, und wegen den beiden tollen Hauptdarstellerinnen Maggie Gyllenhaal und Viola Davis.

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                                              Dialoglastiger Spionage-Krimi über den kalten Krieg aus US-Sicht mit Henry Fonda und Yul Brynner in den Hauptrollen, dazu noch ein sehr gut spielender Philippe Noiret.

                                              Leider wirkt der Film weitestgehend spannungsarm und auch wenn er seine Linie konsequent durchzieht und die Grundstory nicht zu kompliziert ist, weiß man nie, wohin der Film nun wirklich gehen will. Außerdem ist einiges an Hintergrundwissen von Nöten, das dann auch prompt durch einen gelangweilten Erzähler eingebläut wird. Das hätte man sicherlich besser lösen kommen. Der ist dann über wweite Strecken so penetrant, dass der interessante Einbau historischer Fakten zur Nebensache degradiert wird.

                                              Als Film leider nur mittelmaß, aber auch wenn er hier zu Lande fast völlig unbekannt ist, so würde er sicherlich, auch heute noch, sein Publikum finden können.

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                                                über Pieta

                                                Drei Jahre lang hat sich Kim Ki-duk vom Filmgeschäft gänzlich zurückgezogen. Er brauchte eine Pause, musste sich neu sortieren und neue Kraft tanken. 2012 meldete er sich dann mit seinem Film „Pieta“ eindrucksvoll zurück, gewann sogar den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig und bedeuete für Kim auch eine Art Neubeginn als Regisseur, wie er selbst erklärte. Kraftvoll und intensiv inszeniert Ki-duk Kim dieses koreanische Thriller-Drama über Schuld, Vergebung und vor allem Mitleid, welches auch im Titel des Films wiederzufinden ist. Die Pieta ist nämlich die italienische Bezeichnung für Mitleid und gleichzeitig der Titel einer Skulptur Berninis, die Maria zeigt wie sie den Leichnam Jesu in ihrem Schoß hält. Dazu ist die Liebe ein zentrales Motiv des Films. Die Liebe von Eltern zu ihren Kindern und die Leere, die entsteht, wenn man von dieser Liebe nichts erfahren kann. Eine Liebe aber eben auch, wie sie Maria für Jesus übrige hatte.

                                                Allerdings lässt sich Kim ein paar Mal zu oft auf die christliche Symbolik ein und auch wenn die Inspiration für diesen Film eben aus dem Vatikan kommt, so wirkt es dann doch immer wieder ein bisschen zu aufdringlich. Jedoch nur in diesen Szenen, denn ansonsten wirkt der Film unglaublich subtil. Die eigentlich extrem brutale Gewalt wird angenehmerweise oft nur angedeutet und eher indirekt präsentiert. Natürlich fließt auch das Blut in rauen Mengen, aber der Akt der Gewalt wird dem Zuschauer eher durch Reaktionen, durch Blicke und Schreie näher gebracht. Das ist dann allerdings noch viel heftiger, als wenn man die Brutalität mit eigenen Augen sehen muss, und sicher nichts für zarte Gemüter. Brutal und gleichzeitig zurückgenommen und sensibel, das gibt es nicht oft und Kim baut diese Zurückgenommenheit noch weiter aus, wenn er den Score nur sehr ruhig einfließen lässt und selbst die Darsteller für koreanische Verhältnisse sehr dezent agieren, zumindest nicht so übertrieben, wie man es in anderen Filmen aus Fernost zu sehen bekommt. Die Wandlung von Lee Kang-do (Jung-jin Lee) vom eiskalten, skrupellosen Geldeintreiber hin zum liebenden Sohn wirkt dadurch enorm glaubwürdig und auch seine Filmmama Mi-Son (Cho Min-Soo) schafft es, gleichzeitig Wärme auszustrahlen und doch stets undurchsichtig zu bleiben. Sie erscheint diszipliniert und gleichzeitig so unglaublich zerbrechlich. Toll.

                                                Besonders sehenswert ist es aber, wenn man den dritten Hauptdarsteller betrachtet, nämlich das Geld. Der schnöde Mammon ist Ursache allen Übels, Auslöser dieser Geschichte und ihrer Entwicklung. Das Gewinnstreben der unbekannten Geldverleiher bringt die Sache erst ins Rollen. Und im Grunde ist es somit der Kapitalismus, der für Gewalt, Verletzung, Leid und Tod verantwortlich ist. Dies vor allem in eine Art verspätete Coming-of-Age-Geschichte eines jungen Mannes und seiner vermeintlichen Mutter einzubauen, das ist schon aller Ehren wert und bringt dem Film auch die zusätzliche Würze, die anderen ähnlich gelagerten Filmen oft fehlt.

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                                                  • 5

                                                    Bildgewaltige Verfilmung des gleichnamigen fiktiven Historien-Bestsellers von Daniel Kehlmann. Vom Aussehen her ist das eigentlich gar nicht so schlecht (wenn man mal von der schrecklichen Farbgebung des Films absieht), auch die beiden Hauptdarsteller machen ihre Sache sehr gut. Die Umsetzung vom Buch zum Film ist ansprechend gelungen und der Geist des Buchs wurde sehr schön eingefangen. Leider, und daran krankt meiner Meinung auch schon das Buch extrem, ist alles viel zu zäh und unspannend erzählt, sodass man sich sehr schnell ziemlich langweilt. Schon das Buch waren damals Strapazen, trotz des interessanten Themas der, klar, fiktiven Doppelbiographie Alexander von Humboldts und Carl Friedrich Gaußens. Schade, da war mehr drin und der Film hätte das Buch leicht überflügeln können. So bleibt er aber immerhin noch auf Augenhöhe mit dem Kehlmann-Buch.

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