Kotelette - Kommentare
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Alle Kommentare von Kotelette
Was ein Actionfilm sein soll, braucht sehr lange, bis es endlich einmal kracht. Regisseur José Padilha wollte offenbar eine gute Portion Drama hinzufügen, die Tragik von Murphys Figur anhand seiner verzweifelten Ehefrau Clara (Abbie Cornish) und dem gemeinsamen Sohn David (John Paul Ruttan) abbilden. Das gelingt nur in einzelnen Szenen, insgesamt lässt das Schicksal der Familie den Zuschauer eher kalt.
Wenn schon der dramatische Inhalt nicht recht überzeugt, muss wenigstens die Action beeindrucken. Leider dauert es dafür zu lange. Und wenn’s dann endlich losgeht, ist das zwar rasant und laut, aber auch etwas zu glatt und poliert. Vom Regisseur von „Tropa de Elite“ (2007) und dessen 2010er-Fortsetzung war mehr zu erwarten gewesen. Bleibt als Fazit: Der 2014er-„RoboCop“ ist ansehnlich und keineswegs völlig missraten, letztlich aber nur ein weiteres Remake, auf das die Welt nicht gewartet hat.
Geben Fellini, Malle und Vadim Poes Stimmung wieder? Schwer zu beantworten, aber die Antwort ließe ohnehin keine Rückschlüsse auf die Qualität von „Außergewöhnliche Geschichten“ zu. Filmemacher dürfen und sollen eine literarische Vorlage nach Gusto verändern und ein eigenständiges Werk daraus machen. Das gelingt den drei Regisseuren ohne Frage bravourös.
Meine Leser merken vielleicht: Eine Einordnung fällt mir nicht leicht. Müsste ich wählen, würde ich Corman jederzeit vorziehen, was Poe angeht. Dennoch war es faszinierend, eine ganz andere Herangehensweise kennenzulernen. Ein Filminteressierter aus dem Bekanntenkreis, der ein ausgewiesener Fan der Zusammenarbeit von Corman und Poe ist, zählt die drei Episoden in „Außergewöhnliche Geschichten“ zu den besten Poe-Adaptionen überhaupt.
„RoboCop“ ist ganz sicher nichts für Minderjährige, aber ein großartiger Film, der in all seiner Überzogenheit völlig zu Recht Klassikerstatus genießt. Der OCP-Konzern baut den in Stücke geschossenen Murphy zum Superpolizisten um, doch der letzte Rest von Murphys Bewusstsein lässt sich nicht ausradieren. Die ausufernden Schießereien platzieren „RoboCop“ in der Reihe der 80er-Actionfilme ganz weit vorn, die Darstellung der skrupellosen OCP-Manager passt auch in die heutige Zeit; und dass die Titelfigur uns nicht als seelenloser Roboter kaltlässt, dafür sorgen die kurzen Sequenzen mit Murphys Polizeipartnerin Anne Lewis (Nancy Allen). Umso schöner, dass die Bundesprüfstelle nun offenbar den Gehalt hinter der Gewalt erkannt hat.
Der Film zeigt das Leben des am 5. Dezember 2013 verstorbenen Nelson Mandela auf seriöse und sorgfältige bis behutsame Weise – vielleicht etwas zu behutsam, obwohl seine Anfälligkeit für die Reize der Frauen durchaus thematisiert wird. Außer Elba verstehen auch die anderen Darsteller ihr Handwerk. Naomie Harris gibt glaubwürdig Winnie Madikizela, die große Liebe in Mandelas Leben. Ihre Radikalisierung und Verbitterung bilden einen guten Kontrast zum Versöhnungskurs ihres Mannes. Dort hätte Regisseur Justin Chadwick vielleicht einhaken und den Versuch wagen können, Mandelas Gefühlswelt zu untersuchen. Es ist schade, dass der Film in der Hinsicht an der Oberfläche bleibt. So ist „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“ eine schöne und sehenswerte filmische Erinnerung an einen großen Mann und dessen Lebensleistung.
„Der große Treck“ gilt als erster epischer Western des Tonfilms. Seinerzeit war dem prachtvollen Abenteuer allerdings kein Erfolg beschieden, seinen Status als großes Epos über die Strapazen eines solchen Trecks erhielt der aufwändig an Originalschauplätzen gedrehte Film erst im Lauf der Jahre.
Die Story dreht sich um Korruption, Vertuschung, Drogenkriminalität, Bandenverbrechen und Entführung. Orson Welles hat die inhaltlichen und visuellen Stilmittel des Film noir derart perfekt in „Touch of Evil“ eingebaut, dass das Meisterwerk gemeinhin als Schlusspunkt der klassischen Ära dieses Subgenres des Kriminalfilms angesehen wird.
Einigermaßen fesselnd ist der Thriller ja geraten, einen bleibenden Eindruck hinterlässt er aber nicht. Das Setting in der verbarrikadierten Numbers Station bringt immerhin etwas düster-spannende Atmosphäre. Die Angreifer kommen schnell ins Bild und sind recht eindimensional geraten. Ihr Absichten bleiben eine Weile unklar, interessieren aber ohnehin nicht recht. Als sie zutage treten, löst das auch nur Schulterzucken aus. Die Beziehung zwischen Katherine und Kent ist ebenfalls nicht dazu angetan, mit den beiden mitzufiebern. So ist „The Num8ers Station“ ein Thriller von der Stange, der nach einmaliger Sichtung bald vergessen ist.
Weshalb muss ein Film von der ersten bis zur letzten Sekunde mit einem aufdringlich-schwülstigem Soundtrack versehen sein? „I, Frankenstein“ kommt nicht eine einzige Minute ohne pathetischen Score aus – es nervt! Muss wirklich jede Szene bis zum Erbrechen bedeutungsschwanger sein? Wenn eine Figur einmal einen kurzen Weg ganz normal zu Fuß zurücklegt, setzt sogleich die Zeitlupe ein, um den banalen Moment zu entbanalisieren. Natürlich müssen in einem Blockbuster, der visuell wuchtig sein will, himmliche Wesen nicht zur Toilette gehen und Dämonen sich nicht die Zähne putzen. Aber mal ein Moment des Verschnaufens bei all der Bedeutsamkeit, die der Film ausstrahlen will, das wär’s gewesen, war’s aber nicht.
Visuell ist der Fantasy-Actionfilm um die von Viktor Frankenstein erschaffene bedauernswerte Kreatur zwar nicht atemraubend, aber durchaus ansprechend, wenn man Filmen wie „Van Helsing“ und der „Underworld“-Reihe etwas abgewinnen kann.
„Der blinde Fleck“ ist akribisch recherchiert, was angesichts der Einbindung Chaussys nicht verwundert. Es ist kein deutscher „JFK – Tatort Dallas“, aber der Vergleich ist angesichts von Oliver Stones meisterhaftem Politthriller um das Kennedy-Attentat auch unfair. Wir sehen die Auswirkungen aufs Privatleben und die Beziehung zu seiner Freundin und Ehefrau Lise (Nicolette Krebitz), die Chaussys großer Einsatz mit sich bringen – das ist glaubwürdig und unprätentios. Fesseln tut das Politdrama sowieso. Die Inszenierung wirkt etwas bieder, aber das mag daran liegen, dass die bundesrepublikanische Wirklichkeit der frühen 80er-Jahre nicht unbedingt vor Pep sprühte.
Aufklärung liefert „Der blinde Fleck“ nicht, das wäre auch unseriös. Ebenso unseriös wäre es aber, den Film lediglich als Futter für Verschwörungstheoretiker abzukanzeln. Ihm gebührt das Verdienst, den Anschlag wieder in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen.
„We Are What We Are“ ist deutlich leichter konsumierbar als das Original. Das geht zu Lasten inhaltlicher Substanz, dafür gibt’s eine poetischere Atmosphäre. Dazu trägt ein altes Buch der Familie bei, aus dem eine der Töchter bisweilen vorliest. Es enthüllt Generationen zurückliegende Ereignisse, die die Familie zu dem gemacht haben, was sie ist.
Horror und Gewalt sind wie im Original eher sparsam dosiert. Zum Finale allerdings geht’s schmerzhaft zu. Speziell das Horrorgenre hat ja durchaus gelungene Remakes hervorgebracht, etwa bei „Dawn of the Dead“ und „Evil Dead“. In den Bereich dringt „We Are What We Are“ sicher nicht vor, für einen angenehmen Horrorabend reicht’s aber.
Nein, der erste Langfilm des Mexikaners Jorge Michel Grau ist wahrlich kein Sehvergnügen.Zu freudlos und düster sind die Bilder, die der Regisseur von der mexikanischen Unterschicht im Allgemeinen und der degenerierten Familie im Besonderen zeigt. Auch der sparsam eingesetzte Score aus Cello und Violine trägt mit seinen oft dissonanten Tönen nicht zur Erleichterung bei. Wer glaubt, sich mit einem knackigen Kannibalen-Horrorfilm einen vergnüglichen Splatterabend machen zu können, liegt weit daneben. Blutig geht’s nur punktuell zu, das aber nie selbstzweckhaft. Da die Familie wenig umsichtig vorgeht, ist es unvermeidlich, dass ihr die Polizei auf die Spur kommt. Fühlt man sich als Zuschauer nach dem Finale erleichtert? Wohl kaum. „Somos lo que hay“ ist überaus sehenswert und hat Tiefenwirkung. Die ist allerdings so tief, dass ich eine zweite Sichtung wohl eher auf den Sankt-Nimmerleinstag verschiebe.
Was in den Achtzigern nett anzuschauen war, ist immerhin auch heute ein kurzweiliges Vergnügen, auch wenn nicht alle Gags zünden.
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Der Berufsjugendliche Michael J. Fox und Helen Slater sind ein sympathisches Paar. Am Ende ist „Das Geheimnis meines Erfolges“ für mich dann doch eher ein nostalgischer Spaß gewesen als ein herausragendes Filmerlebnis. Aber Spaß ist mehr als manch aktuelle Komödie zu bieten hat.
Meryl Streep, Goldie Hawn, Bruce Willis – das sind drei große Namen in den Hauptrollen, dazu noch Isabella Rosselini in einer Nebenrolle als rätselhafte Lisle Von Rhoman, die das Elixier des ewigen Lebens verkauft. Große Schauspielkunst sollte aber nur jemand erwarten, der Chargieren und Overacting dazuzählt. „Der Tod steht ihr gut“ ist als gnadenlos übertrieben angelegt, das gilt für die Geschichte, das gilt für die Schauspieler. Wem’s gefällt – bitte schön!
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Thema und Handlung hätten eine grimmige Satire auf Jugend- und Schönheitswahn ermöglicht. Daraus ist nichts geworden, stattdessen ist „Der Tod steht ihr gut“ eine brillant getrickste Nummernrevue voll hemmungslos bizarrer Einfälle und übertriebener Einlagen bis hin zur letzten Szene.
Ein abgeschlossener Raum ohne Ausweg – das sind die Waggons des dahinrasenden Nachtzugs, das bringt Nervenkitzel und funktioniert im Falle von „Last Passenger“ sehr gut. Aufgrund des recht simplen Plots bleibt Zeit für die Figuren. Der Zuschauer lernt sie kennen und bangt mit ihnen, sogar mit dem Rabauken Klimowski (Iddo Goldberg), der zu Beginn noch als Raucher im Zug eine Schlägerei anzetteln wollte.
Völlig ohne Makel ist der Film nicht – die Auflösung ist nicht ganz befriedigend. Das näher auszuführen, würde aber zu viel verraten, der Weg dorthin bringt immerhin gut anderthalb Stunden packende Thriller-Atmosphäre. „Last Passenger“ ist als kleiner britischer Independent-Film jedenfalls einen Blick wert.
„12 Years a Slave“ wartet mit glaubwürdiger Schauspielkunst auf. Fassbenders Leistung ragt dabei heraus, aber natürlich lässt auch Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor das Leid, die Sehnsucht und das Agieren seiner Figur jederzeit nachvollziehbar erscheinen. „Sherlock“-Darsteller Benedict Cumberbatch beweist, dass ihn die US-Filmindustrie zu Recht nach Hollywood geholt hat. Der von ihm verkörperte Gutsbesitzer Ford ist ein Feingeist, der die grausame Realität der Sklaverei schlicht ignoriert und nicht an sich heranlässt – ein feiner Kontrast zu Fassbenders Epps, der mittendrin ist in der Unterdrückung der Sklaven. Auch Nebendarstellerin Lupita Nyong’o hat bereits diverse Auszeichnungen und Nominierungen abgeräumt. Ihre Patsey ist stark, aber fügt sich, weil sie die Ausweglosigkeit ihres Daseins erkannt hat und schlicht überleben will.
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Es wäre somit keine Überraschung, wenn sich Hollywood bei der Oscar-Verleihung am 2. März 2014 mit mehr als einem Academy Award für diesen Geschichtsunterricht selbst auf die Schulter klopft. Es gab schon unbedeutendere Oscar-Preisträger.
Der Blu-ray-Veröffentlichung liegt eine neue restaurierte Abtastung zugrunde. Da ich den Film nicht auf DVD mein Eigen nenne und die letzte TV-Sichtung viele Jahre zurückliegt, wäre ein Vergleich an dieser Stelle unredlich. Der Film ist mehr als 70 Jahre alt, das sieht man ihm an. Dennoch bietet er ein klares und kontrastreiches Bild bei allerdings nur durchschnittlichem Ton.
Meisterwerk schön und gut – aber es ist doch Arthaus, zudem in Schwarz-Weiß (igitt) und abgehangen, geradezu uralt und damit irrelevant!? Papperlapapp! Niemand ist gezwungen, den Film seiner persönlichen Bestenliste hinzuzufügen (tu ich auch nicht). Aber „Citizen Kane“ ist nicht nur Filmgeschichte, sondern auch ein hochspannendes Epos, brillant inszeniert, gespielt und fotografiert. Dass Schwarz-Weiß beeindruckendere Spielereien mit dem Kontrast ermöglicht als Farbe, veranschaulicht Orson Welles’ Hollywood-Debüt auf herausragende Weise. Wer „Citizen Kane“ als Filminteressierter noch nie gesehen hat, hat nun keine Ausrede mehr.
„Capone“ hakt pflichtschuldig diverse Stationen im Leben der Titelfigur ab, nimmt sich einige Freiheiten, was die historischen Fakten angeht, und setzt den Fokus auf Action und gewalttätige Auseinandersetzungen.
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Die Episoden der kriminellen Laufbahn Capones sind gefällig inszeniert und ausgestattet. Richtig beeindruckend ist das aber nicht. Angesichts der schillernden Figur und des klangvollen Namens wäre ein Wow-Effekt schön gewesen. Ben Gazzara ist ein großartiger Schauspieler, der dem legendären Ganoven eine eigene Note verleiht. In die Riege der ganz großen Gangster-Epen schließt „Capone“ aber nicht auf.
Biblische Motive und Horrorelemente – oft ohnehin kaum voneinander zu unterscheiden – sind auf recht krude Weise zu einem billigen Schocker zusammengeschustert worden. Den kann man sich einmal sogar anschauen, aber nur, wenn man sich zuvor keinen allzu großen Filmgenuss verspricht und jeden Gedanken an Logik verscheucht. Suchen wir wohlwollend nach Positivem: Beethovens Mondscheinsonate erklingt, kurz darauf folgt die erste Mordtat, was dank dieses wunderbaren Klavierstücks sogar einigermaßen stimmungsvoll gerät. Wie bitte? Das ist zu wenig für einen Film? Also hören Sie mal: Beethoven!
Lassen wir dem großen Komponisten seine Grabesruhe (wenn der wüsste, in was für Filmen er auftaucht) und wenden uns der Besetzung zu: Einmal mehr dient ein bekannter Name dem Etikettenschwindel: Rutger Hauer erscheint auf dem Blu-ray- und DVD-Cover zentral als größter Kopf, hat aber lediglich eine einzige, wenige Minuten dauernde Szene zu Beginn. In der Besetzungsliste fällt zudem Doug Bradley auf, der als Pinhead in den „Hellraiser“-Filmen zu einigem Ruhm gelangte. Bradley hat immerhin mehr Leinwandzeit als Hauer – er hat statt einer Szene großzügige zwei. Respekt!
Story, Action, Dramaturgie, Schauspiel, Tricks, Soundtrack – an einem Streifen wie diesem ist alles billig. Trash nennt sich das, Müll eben. Kann man sich „Battleforce – Angriff der Alienkrieger“ schöntrinken? Natürlich kann man das, wie man sich vieles schöntrinken kann. Alkohol ist nicht immer keine Lösung. Aber bevor über „Die Nacht der lebenden Texte“ ein Shitstorm der Koalition „Anonyme Alkoholiker meet Straight Edge“ hereinbricht: Man lade sich einige Freunde ein, setze eine große Kanne Kamillentee auf und reiche etwas Blätterteig-Gebäck – schon steht dem cineastischen Filmgenuss einer außerirdischen Invasion nichts mehr im Weg.
Jemand auf der Suche nach einem originellen Plot voller knackiger Überraschungen? Sucht anderswo! „Zwei vom alten Schlag“ bietet nichts dergleichen, sondern eine vorhersehbare Geschichte mit ein paar leidlich interessanten Wendungen. Die Sprüche sitzen einigermaßen, sodass immerhin vergnügliche Unterhaltung geboten wird, die aber gern 20 Minuten kürzer hätte ausfallen können.
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Nun treffen die Hauptdarsteller zweier großer Boxfilme aufeinander und kloppen als Senioren aufeinander ein – kann man mal machen, kann man mal schauen.
Das mittlerweile vom Alter stark zerfurchte Gesicht des 1936 geborenen Robert Redford vermittelt glaubhaft die Emotionen, die der namenlos bleibende Protagonist durchlebt, sei es Hoffnung oder Hoffnungslosigkeit. Mit Ausnahme eines Fluches, einiger Hilferufe und eines zu Beginn rezitierten Abschiedsbriefes kommt „All Is Lost“ ohne Text aus.
Es ist eine weise Entscheidung, die Gedanken und Gefühle des Mannes eben nicht mittels Stimme aus dem Off zu vertonen. Wenn man einen Robert Redford hat, kann man auf gesprochene innere Monologe verzichten. Die Golden-Globe-Nominierung hat sich der Schauspieler redlich erarbeitet – auch ohne Dialoge oder Monologe. Eine Oscar-Nominierung wäre keine Überraschung.
Zum ganz großen Wurf reicht’s für „All Is Lost“ dennoch nicht ganz, wobei es schwerfällt, Kritik an Details festzumachen. Auf manch einen Kinogänger wird die Geschichte vom Überlebenskampf womöglich arg simpel wirken. Langeweile kommt allerdings nicht auf; es ist interessant, den Mann beim Arbeiten fürs Überleben zu beobachten. Im Sturm und später wird’s richtig spannend – auch wenn dann mal ein Schiff vorbeifährt. Vielleicht ist es der Verzicht auf Text, der mit üblichen Kinogewohnheiten schwer zu vereinbaren ist.
Ein grausam im Gesicht entstellter Organist mit starrer bleicher Maske will im Jahr 1925 den Tod seiner Tochter rächen – das ist eine Paraderolle für Vincent Price und großes, klassisches Gruselkino, visuell kraftvoll und mit ganz wunderbaren Mordideen. Um die seiner Ansicht nach verantwortlichen Ärzte ins Jenseits zu befördern, bedient sich Phibes der Symbolik der zehn biblischen Plagen des Alten Testaments. Die Mücken- und die Fliegenplage allerdings wurden durch Ratten und Fledermäuse ersetzt.
Selbstverständlich kommt Humor nicht zu kurz – schwarzer, keine Frage. Vom Dreh ist überliefert, dass Price mehrfach lachen musste, was seine Maske reißen ließ und ihre Erneuerung notwendig machte.
Die Fortsetzung hält jederzeit das Niveau des Vorgängers, was Originalität der Morde, die ebenso sinistre wie überkandidelte Ausstrahlung der Titelfigur, den schwarzen Humor und die Atmosphäre angeht. Phibes deklamiert seine Texte herrlich pathetisch. Das Lexikon des internationalen Films hält das Sequel zwar für schwächer, weil es schon in die Richtung selbstzweckhafter Horrorschocker gehe, die eklige Grausamkeiten und deutlichen Sadismus bebildern. Das muss uns aber angesichts solch origineller Tötungsszenarien wir dem Schraubstockbett nicht weiter stören.
Eine zünftige Massenschlägerei zu Beginn und eine ebensolche am Ende bilden die Klammer des in kraftvollen Scope-Bildern fotografierten Goldgräber-Abenteuers. Zwischendurch gibt’s weitere Fausthiebe. Westernspezialist Henry Hathaway („Die vier Söhne der Katie Elder“, „Der Marshal“, „Abrechnung in Gun Hill“) inszenierte einen vergnüglichen Western voller Leichtigkeit, dessen Darsteller mit dem nötigen Spaß bei der Sache sind.
Von Kameramann Henri Decaë („Der eiskalte Engel“, „Der Profi“) kühl fotografiert, von Ennio Morricone mit klugem und lässigem Soundtrack versehen, der das stoische Tun der Protagonisten perfekt untermalt, Gesichter wie gemeißelt, Coolness aus jeder Pore – Henri Verneuils Film verströmt in jeder Minute Stil. Da „Der Clan der Sizilianer“ mit Alain Delon, Jean Gabin und Lino Ventura zudem drei Giganten des französischen Kinos vereint, lohnt sich das Wiederentdecken auf jeden Fall.