lieber_tee - Kommentare
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Alle Kommentare von lieber_tee
Widerstand ist (nicht) zwecklos!
Auf halbem Weg zwischen paranoid-politischen Thrillern der siebziger Jahre und außerirdischen Invasionsfilmen vermittelt „Captive State“ die Angststimmung der Trump-Ära bzw. ist ein Kommentar zum modernen Imperialismus. Durch seine klaustrophobische Stimmung und seinem urbanen Set-Design ermöglicht der Film die bedrückenden Atmosphäre eines Polizeistaats. Irgendwo zwischen Gareth Edwards „Monsters“ und Neill Blomkamps „Distrikt 9“ entsteht ein interessanter Film, der leider aber auch viele seiner Ambitionen verfehlt. Denn die narrative Struktur holpert an allen Ecken und Kanten, pendelt zwischen spürbar ineffektiv und höchst originell, so das das Allegorische manchmal verloren geht. Immer wieder versucht Filmemacher Rupert Wyatt irgendwie anders zu sein, schiebt noch 'ne Wendung rein, um dann doch nur plattierte Genre-Klischees zu bedienen. Das hier versammelte Ensemble-Talent, die faszinierende Visualisierung und das treibende Tempo macht den Film aber zu einen besseren Vertreter des SF-Genres.
6 Zigarettencodes
Riesige Fischmonster unterm vulkanischen Niemandsland.
Nach eigener Aussage ist „Wendy“ ein lang gehegtes Traumprojekt von Benh Zeitlin, das er nach langer Planung, 7 Jahre nach seinem äusserst erfolgreichen „Beasts of the Southern Wild“, verwirklichen durfte. Möglicherweise hat er in diese lange Zeit die Distanz über sein Projekt verloren.
Die moderne Variante von „Peter Pan“ soll eine dunkle und deprimierende Fabel über die Sehnsucht und Unzufriedenheit der Kindheit, zugleich aber auch eine klassische Geschichte über Fantasie und Wunder sein, verordnet in einen „magischen Realismus“. Leider emuliert der Regisseur nur die Formel seines vorherigen Films, mit einer kruden Mythologie und überraschend lustloser Charakterisierung der Figuren. Was vielleicht Anfangs fasziniert wirkt, wird schnell zu einer romantisierenden Abwanderung zu kleinen Kinder auf einer einsamen Insel, die hedonistisch im Vulkansand spielen. Das wird dann simpel und irgendwie ziellos den Elementen der Peter Pan-Geschichte zugeordnet. Es gibt erzählerische Sprünge, die emotionale Linie geht verloren. Plattitüden werden mit Poesie verwechselt. Der Film zersplittert zusehens. Zwischen Tragödie und Jubel, zwischen (filmischer) Schönheit und Überschwang, neigt die Geschichte dazu nirgendwo hin zu gelangen.
Trotz aller noblen Absichten ein kontemplatives Kunstwerk zu schaffen, das etwas Wichtiges über das Altern und den Verlust der Unschuld aussagt, ist „Wendy“ ein Durcheinander in schönen Bildern.
4 mal heisse Luft ausspucken.
Staffel 2: Star Wars als endloser Running Gag.
Die Showrunner Favreau und Filoni haben abgeliefert. Die zweite Staffel des Mandalorianers fühlt sich wie ein feuchter Fan-Traum an. Als ob hier Actionfiguren im Sandkasten der Vorhersehbarkeit spielen. Es gibt die volle Dröhnung referenzieller Hausmannskost mit Mega-Niedlichkeitsfaktor und X-Flügler- Sahnehäupchen. Das gibt geschmackliche Sicherheit, ist Futtern wie bei Muttern.
Was für ein irrer Hype ist um diese Serie entstanden: „The Mandalorian“ hat die Sequel-Trilogie repariert, hat das Franchise im Alleingang gerettet, ist eine Entschuldigung für alles was die letzten drei Filme versaut haben. Die Fans springen vor ungläubiger Freude an die Decke als hätte Deutschland gerade die Fußball WM gewonnen. Gänsehaut am Pillermann. Und ja, die Generation die erstmals „Krieg der Sterne“ in den 70ern im Kino gesehen hat wird ebenso befriedigt wie die „neue Generation“, die Clone Wars als Action-Rollenspiel abfeiern. Dabei werden handlungsrelevante Informationen mit Plot-Blocking auf 6 Stunden gedehnt. Das ist so passgenau und clever in seiner gezielten Zielgruppenanbiederung, wird sogar als Vertiefung des Star Wars-Universums abgefeiert. Innovativ oder gar originell ist das allerdings nicht. Soll es wohl auch nicht sein. Star Wars soll nicht mehr die Fantasie beflügeln, sondern eher im Gleichschritt mit den Fan-Massen betäubend marschieren, die reine Bestätigung von Bewährtem sein.
Aber egal, der Zug ist abgefahren... und wird wie ne Fansau durch das Fan-Boy-Dorf getrieben. Das ist der Weg. Der flutscht einfach durch wie ein Zäpfchen, in den kommerziellen Disney-Arsch.
Ich hätte nie gedacht, das dieses Franchise mir so egal werden kann...(und ich kann Tatooine als Handlungsort echt nicht mehr sehen).
5 Easter-Eggs verschlucken.
Staffel 1: Schweine-Aliens im Weltall.
Die erste Live-Action-Star-Wars-Serie ist das Flaggschiff von „Disney +“. Showrunner Jon Favreau hat schon (eher ungeplant) mit „Iron Man“ das Comic-Superhelden-Genre erfolgreich neu erfunden. Nun arbeitet er sich am Krieg der Sterne ab. Seine Idee ist so genial wie einfach. Er lässt einen intergalaktischen Kopfgeldjäger als beschützenden Papa durch die Sternwelten reisen, erzählerisch angelehnt an die episodischen Western aus den 30ern bzw. Kino-Matinee-Serials, auf die sich Vater Lucas bereits bezogen hat. Dazu gibt es den Niedlichkeits-Faktor („Baby Yoda“), wo Disney aus unerklärlichen Gründen zunächst das Merchandising verkackt hat. Es wird sich geprügelt und duelliert, es gibt fast tödliche Verwicklungen mit einer Vielzahl monströser Kreaturen und zwielichtige Charaktere bevölkern die düsteren Kneipen.
Auf Stunden gestreckt fühlt sich das alles allerdings etwas dünn an, weil es sich fast nur auf die Originalfilme bezieht. Eine konventionelle „Star Wars“-Angelegenheit als filmisches Karbonit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Hier wird nichts aufgebrochen, nur marginal erweitert und kaum neu gedacht.
Wenn das die Zukunft von „Star Wars“ sein soll, also sich offensichtlich nur noch an den engen Fäden der Mythologie und Ikonographie von vergangener Filme zu binden, mit biederer Quest-Struktur erzählt, dann bin ich schon enttäuscht. So wird eine grosse, komplizierte, wundervolle Galaxie nicht erkundet.
5 Frösche essen.
Staffel 1:
"Stranger Things" als Adult Version.
HBOs freie Adaption von Matt Ruffs Buch ist eine "American Horror Story", die gewagt in seiner Darstellung von Sex, Gewalt und zeitgenössischen bzw. historischen Rassismus sein will. Und die ersten Folgen sind in ihrer Mischung aus pulpigen Horrorgeschichten mit trashigen CGI und dynamischen schauspielerischen Leistungen eine Wucht, gerade weil hier die Kombination aus Realität der weissen Vorherrschaft mit den Monster-Allegorien funktioniert. Das ist zwar plakativ aber wirkungsvoll. Genre-Tropen und soziale Kommentare werden erfolgreich miteinander verbunden, oder zumindest deftig nebeneinander gestellt.
Aber ab der Mitte der Show wird das alles zunehmend unzusammenhängend, verwirrend und belanglos. Der wiederholende Rassismus-Holzhammer schmerzt in seinem unsubtilen Wiederholungen nicht mehr. Irgendwann ist dem letzten Zuschauer klar, das weisse Rassisten - und nicht schwarze Menschen - die wahren Bestien sind. Die Ungeheuerlichkeit der weissen Charaktere ermüdet und die guten „Neger“ werden zunehmend in seifen-opernhafter und kitschiger Glorifizierung von Gott, Familie und schwarzer Identität gedehnt, um dann in ein arg mattes Finale zu eiern.
Der Gesamteindruck war trotzdem für mich „ganz gut“.
6 Schutzzauber.
„Unsere Waffe ist er Mensch!"
Die von Filmemacher Egor Baranov um-geschnittene und ergänzte Serienfassung seines Kinofilms „Avanpost“ ist ein Militär-Porno. Wer Bock auf kernige Männer (und Frauen) in Uniform mit fetten Wummen in der Hand, digitale Hubschrauber am ergrauten Himmel und ratternde Maschinengewehre, die in Menschenmassen rein halten, hat, bekommt hier die fette Ladung. Denn nach einem weltweiten Blackout durch Aliens will das russische Restmilitär nicht so einfach aufgeben… Zwischen einem futuristischen Moskau, tristen Plattenbauten und einfachsten Dörfern folgen wir Einzelschicksalen und Kameradschaften in die russische Postapokalypse. Das Setting, die Effekte sind frisch, die Figuren und ihre Fähigkeit hölzerne Dialoge von sich zu geben eher weniger. Erregt das Rätsel um den Blackout beim Zuschauer am Anfang noch Neugierde, spätestens wenn es nur noch um Alien vs. Militär geht, ein seltsamer Eierkopf von fernen Planeten auftaucht, verabschiedet sich die Serie von ihrem „Unterhaltungswert“, wird nur noch peinlich. Das offene Ende mit seinem Anti-Showdown verhunzt dann eh alles. Der Kriegsapparat ist dabei wie ein jugendlicher Fiebertraum in Szene gesetzt. Statt Tiefgang gibt es zunehmend russische Propaganda, der indoktrinierender Patriotismus nervt.
4 Äpfel klauen, um Schnaps zu brennen.
Wie ein langer Witz ohne Pointe.
„Fatman“ ist so selbstverliebt in seine absurde Idee, dass er vergisst, diese Prämisse konsequent weiter zu verfolgen. Wer hier einen Campy-Actionfilm mit einem Augenzwinkern erwartet, bekommt nur einen erzkonservativen Moral-Neo-Weihnachts-Western, der sein satirisches Potential komplett verschenkt und zäh wie ein alter Keks ist. Fatman liefert nie... Mel Gibson als nicht ganz so lustiger alter Saint Nick darf seine reaktionäre Weltbilder sanft ironisch ausleben, clevere soziale Kommentare gelingen nur selten, ebenso wenig gibt es handfeste Action. Was bleibt ist eine unentschlossene, biedere Bestrafungsfantasie mit der soften Rute.
4 Kohlenklumpen in Geschenkpapier.
Ein langer apokalyptischer Roadtrip..
Es ist jetzt gerade nicht die beste Zeit für eine launische russische Serie über den raschen Niedergang der Zivilisation angesichts einer schrecklichen viralen Bedrohung. Und einer dysfunktionalen Familie dabei zu folgen wie sie aus Moskau in die Sicherheit eines abgelegenen Sees flieht und sich dabei zunehmend entfremdet, aber trotzdem irgendwie zusammen raufen muss, auch nicht. So unsympathisch die Figuren zunächst auch wirken, „Vongozero“ schafft es die Dringlichkeit des Pandemie-Motivs mit diesen schwierigen Charakteren zusammenzubringen. Dazu braucht es Zeit. Die Spannung und das Drama entsteht gerade aus diesem sich langsam entwickelten Beziehungsgeflecht. Es gibt keine Horden von Zombie-Fleischfressern. Die wirklichen Monster in dieser Show sind die Menschen, denen die Gruppe begegnet, sobald der Anschein von Gesellschaft zusammengebrochen ist, oder sie selbst.
Für Freunde von dystopischen Thrillern mit einem Hauch von Realismus.
6,5 blutrote Augen.
„The Village“ trifft „12 Years a Slave“.
Die brutalen Bilder der Sklaverei sind eindringlich, auch wenn sie an einen Rückfall ins Exploitation-Kino erinnern. Sie wirken wie die didaktische Maßnahme zweier Filmemacher, um bei dem Zuschauer ein Gefühl der Wut und Gerechtigkeit zu generieren. Die zentrale Wendung (also der Twist) ist eine ebenso krude wie geniale Idee, bleibt aber nur eine überdeutliche Präsentation von rechter Gewalt im heutigen Amerika mit dem Holzhammer. Die Autoren malen mit breiten Pinsel Rassismus als tief verwurzeltes Erbe des Hasses, der bis heute weiter wuchert. Das ist ohne Frage wirkungsvoll, bleibt aber immer an der Oberfläche, da nutzt der seltsame Mittelteil des Films auch nichts. Der ist eher unfreiwillig komisch und thesenhaft. Etwas bedauerlich ist es schon, das die starken schauspielerischen Leistungen, die stilvolle Ausrichtung, das kaum ausgleichen können. Trotz erzählerischer Mängel, die Gesamtmetapher dieses provokanten Films wirkt nach.
6 Plansequenzen in den Horror des Rassismus.
Von der einen Hölle in die nächste...
Dem Debüt von Autor und Regisseur Remi Weekes gelingt die Entmenschlichung der Flüchtlingserfahrung mit dem üblichen Spukhaus-Nervenkitzel zu verschmelzen. Getragen von zwei guten Lead-Performances und einem Gespür für starke Bilder wird die Trauer und Schuld, das Trauma des Paares, mit der Phantasie der afrikanischen Folklore visualisiert. Trotz Twist erstickt die Erzählung im dritten Akt ein wenig an Redundanz, der Schrecken bleibt aber. Das Grauen hinterlässt Spuren in der realen Welt, die nie verschwinden werden.
7 Löcher in der Wand.
Dicke Eier und kleines Hirn.
Der Netflix-Film folgt französischen Polizisten, die wie räudige Gangster wirken. Fehlerhafte und moralisch korrupte Charaktere in einer gewalttätigen Welt, wo Ehre und Ehrlichkeit weitgehend fehlgeleitete Worte sind. Zwischen den Bandenkriegen in Marseille gefangen, hat hier jeder Charakter seine eigene Absicht und Loyalität, eine Grenze zwischen Gut und Böse gibt es nicht mehr. Es herrscht auf allen Seiten nur noch Dunkelheit und Verzweiflung. Die harten Typen reden harten Macho-Unsinn, es zählt nur noch Macht und Ehre für kämpfende Männer. Das einzige was der Film ausstellt ist sein konsequenter Nihilismus von leeren Köpfen, das macht er aber mit beeindruckender Konsequenz. Filmemacher Olivier Marchal verherrlicht das niemals, demonstriert es explizit, entscheidet sich für diesen ausschliesslich gewalttätigen Blickwinkel, eingebettet in gut konstruierte Actionsequenzen. Leider ist die Geschichte furchtbar linear, verliert zunehmend seine Plausibilität und am Ende gibt es nur noch lebende Klischees, die niemals Empathie erregen.
6 mal Korruption mit noch mehr Korruption zu bekämpfen.
„Freitag der 13.“ trifft auf „Wrong Turn“ in polnisch.
„Nobody Sleeps in the Woods“ möchte eine ehrliche Hommage auf die amerikanischen Backwood-Slasher vergangener Zeiten sein. Wer diese nostalgische Reise machen will, kommt vielleicht auf seine Kosten. Wer aber mehr haben will nicht.
In einem Rehabilitationslager mitten in einem Wald sollen hormongesteuerte Teenager von ihrer Technologiesucht geheilt werden. Und so lernen das ruhige „Final Girl“, der dicke Nerd (der natürlich alles über Horrorfilme weiss und eine humorvolle Scream-Metaebene in den Streifen hereinbringt), die versaute Blondine, ein heimlich schwuler und ein vermeintlich harter Kerl (der sich als Jungfrau herausstellt) das grotesk verzerrte Mutanten zu viel mit abgestürzten Meteoren gespielt haben und dadurch ziemlich matschig innen und aussen geworden sind.
Was zunächst wie ein parodistischer Horrorfilm daherkommt, der die Klischees des Genres persifliert, erstickt zunehmend in einer seltsamen Ernsthaftigkeit und bleibt in seinen Aneinanderreihungen bekannter Szenerien stecken. Mit einer Stunde und 42 Minuten ist die ganze Show viel zu lang geworden, das Tempo seltsam träge, die Füllszenen sind ermüdend.
Es gibt keinen Grund für Genrefans, sich darauf einzulassen.
4 Hecksler bei der Arbeit.
Pinke Kinder-Bastelschere und blutige Buntstifte.
Niemals, aber auch niemals sich mit der inneren Wut eines jungen Mädchens anlegen, auch wenn nicht recht klar wird warum sie ein so heftiges Bedürfnis nach sadistisch-bluttriefenden Befreiungsschlägen hat. Das Stunt-Casting von Kevin James als Neonazi ist auf dem Drehbuchpapier wirkungsvoller als im Film selbst, die kreativ choreographierten Todessequenzen machen Spass und die Hauptdarstellerin darf als minderjähriges Wut-Rambo-Girl so tun als ob sie die schlecht-gelaunt die Splatter-Sau durch den Wald treibt. Aber blutige Kills ersetzen keinen Nervenkitzel und keine Originalität. Dieses Home Alone-Remake im Gehölz hätte ein besseres Drehbuch und eine präzisere Regie verdient.
4 überflüssige Schlüssel-MacGuffins.
Infektion, Amputation und Exploitation.
Die sehr blutige Geschichte über ein osteuropäisches Krankenhaus für plastische Chirurgie, das von Zombies, Mördern und allerlei Chaos heimgesucht wird, kommt schnell auf den Punkt. Fans von albernen Humor, Absurditäten, Zynismus und Hypergewalt werden sich vor Begeisterung in die Eingeweiden dieser gängigen Sauerei einwickeln.
5 mal an Blutphobie leiden.
Ein Cop zu sein, ist einfach nicht mehr das, was es einmal war, oder was es sein sollte...
Ich kurve mit meiner fetten Polizei-Karre durch die nächtlichen Strassen von Los Angeles und hab auch noch einen Grünschnabel neben mir, der einen auf moralischen Gutmenschen macht. Was will mir dieser Typ denn erzählen über polizeilichen Machtmissbrauch und Humanismus... Ausserhalb herrscht Krieg! Ich bin im „Netz der Gewalt“ ebenso gefangen wie ich es eigentlich auch geil finde. Bin zwar ausgebrannt, aber ich weiss was Recht ist, was rechtens ist. Klein und Schwer-Kriminelle haben keinen Respekt vor dem Gesetz, Psychopathen lauern hinter jeder Ecke und der kalte Kaffee schmeckt bitter... Seit zig Jahren mache ich meinen Dienst zum Schutz der einfachen Bürger. Das ich dabei mehr Angst und Bedrohung verbreite als ein Gefühl der Sicherheit merke ich nicht, ist mir auch egal. Wo ich ordentlich hobel, da fallen mal Späne, das gehört dazu. Die Arbeit eines guten Cops ist nur in einem Polizeistaat möglich, mein strebsamer Faschismus ist ein Produkt des Dschungels da draussen. Das lernt dann mein neuer Partner auch noch...
2 mal dem Frischling zeigen wo der Hammer hängt.
Helden mit Riesenschwengel.
Die erste Staffel fand ich ziemlich geil, weil sie mit grafischen Grausamkeiten und Respektlosigkeiten das gesättigte Superhelden-Genre wiederbelebt hat. Die Schärfe und Subversivtät konnten überzeugen, das war anarchisch und (relativ) neu. Leider ist die zweite Staffel nur ein Wimmern davon. Sicherlich, einige Elemente (wie z.B. die politische Inkorrektheit) sind weiterhin vorhanden, aber irgendwie weiss die Show nicht mehr was sie mit ihren (Anti) Helden tun soll. Es gibt nur noch mehr gequälte Charaktere, die um Aufmerksamkeit buhlen. Das Ganze wirkt wie eine aufgeblähte Superhelden-Seifen-Oper mit Gore. Druckvoll ist da kaum noch was, da nutzt die Einführung einer sarkastisch-über-über-mächtigen Nazi-Braut auch nix. Es gibt kein klares Ziel mehr, das Groteske wird ermüdend, flüchtet sich in Deadpool-Penis-Witzen. Ein inhaltlicher Fortschritt ist nicht zu erkennen. Nichts ändert sich in diese ach so bösen Welt und das gilt auch für die Charaktere. Alles dreht sich im grausamen Kreis. Das packende Thema, die angesagte Superheldenkultur und sein damit immanenter Faschismus, der die Werte seiner Fans befriedigt, wird nicht vertieft.
5 durchbohrte Wale.
Schweißfilm der Paranoia.
Zwischen den kafkaesken Fluren der aseptischen Arbeitsstelle und der zerbröckelten Beziehung im Vorzeige-Eigenheim in Deutschland kommt der gelangweilte Xhafer aus dem Kosovo in eine Lebenskrise. Der schnelle Fick mit der Reinigungskraft verspricht etwas Heimat, hilft ihm aber nicht über sein klammes Gefühl der Fremdheit und Midlifecrisis hin weg. Mit unbarmherziger Präzision taucht Regisseur Visar Morina in die Psyche seines Protagonisten ein, der nach Zugehörigkeit und Anerkennung sucht, aber wegen seinen eigenen Zweifel und völliger Kommunikationsunfähig hinter jeder Ecke Mobbing sieht. Er scheitert nicht an einem xenophoben System, sondern an sich selbst, verliert sich in Verfolgungswahnvorstellungen. Mišel Matičević als Opfer-Arschloch und die formbewusste Inszenierung spiegeln das gekonnt. Das Spiel zwischen Wahrheit und Wahrnehmung ist clever, auch wenn es sich im Mittelteil zu lange um sich selbst dreht. Warum es dann noch ein Erklär-Ende geben muss, das eher banal die Zusammenhänge ausformuliert, ist mir schleierhaft, denn damit werden sie interessanten Subthemen wie Alltagsrassismus, Einwanderung und mittelständische Verwahrlosung durch ökonomischen Druck verwässert. Als leiser Psycho-Thriller, in der Tradition von Roman Polanski, funktioniert „Exil“ aber prima.
7 aufgespiesste Ratten an der Gartentür.
„Wir sind wie Fische im Aquarium. Wir schwimmen immer im Kreis.“
Das Kottbusser Tor im Berliner Kreuzberg, wo hochgradig individualisierte Jugendlichen ihre Freiheiten ausleben, wird in „Kokon“ mal nicht als „Problemmilieu“ gezeigt, sondern ist hier eine utopische Lebensschule des (sexuellen) Aufbruchs. Für die (multikulturellen) Mädels sind Groß- oder Kernfamilien zu eng, die herausragenden Balkone der Betonarchitektur, das Freibad und die Schule kleine Orte der Autonomie. Das sommerliche Flirren eines expandierenden Teenager-Lebensgefühls fängt Filmemacherin Krippendorff fast schon dokumentarisch ein. Sie lässt sich mit den weiblichen Protagonistinnen treiben, lebt wie sie in den Tag hinein, ohne sie mit dem moralischen Zeigefinger zu zerdrücken. Oberflächlichkeit ist Authentizität. Der offensichtliche Sexismus und die machoide Homophobie der Jungens tangiert hier niemanden, dann gibt es eben einen blöden Spruch zurück, dafür ist das Neue zu erkunden viel zu wichtig. Bei aller Offenheit und lockeren Unverblümtheit, der Film bleibt aber immer ein (reflektierter) Blick einer Erwachsenen auf die Jugend.
7 mal die Periode bekommen.
"Ich bin Deutschland !"
Fassbinders Serienverfilmung von Alfred Döblins Roman ist ein sperriges Stück deutscher Fernsehgeschichte über einen Mann der seinem Schicksal nicht entkommen kann, verordnet in ein Berlin der Zwischenkriegszeit. Der neue Alexanderplatz von Burhan Qurbani ist in der (bundesdeutschen) Gegenwart angesiedelt, thematisiert die unerwünschte und illegale Flüchtlingssituation. Die Elemente des Originals werden neu angeordnet, um ein Anti-Märchen über Toleranz, Anpassung und Diversität zu erzählen. Die gezeigten Exzesse in der deutschen Hauptstadt spiegeln den inneren Zustand seiner Hauptfigur, den inneren Zustand des Landes, ab. Arg ehrgeizig will der Filmemacher einen ebenso kritischen wie berauschenden Blick auf die soziale Position von Geflohenen werfen, hier als eine bittere Allegorie über den neurotischen Umgang unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und toxische Männlichkeit. Dabei schiesst der Film gerne über sein Ziel hinaus, das macht er aber mit einer ungeheuerlichen (schauspielerisch und visuell) Wucht. Die 183 Minuten sind kurzweilig, wild und körperlich. Roh pendelt der Film zwischen Realismus und Übertreibung, überzeugt als modernes Update eines klassischen Romans. Sein fatalistischer Mahlstrom aus Sünde, Leiden und Verführung ist nicht nur ein Gegenentwurf von bieder-deutschem Kino, sondern auch politisch provokant. Moralisch gesäuberte Antworten gibt es nicht.
7 mal Dealer in der Hasenheide mit warmen Essen versorgen.
„Sie nehmen mir nicht nur meinen Körper. Sie nehmen mir auch meine Seele.“
Regisseur Midi Z macht es seinem Publikum nicht leicht. Die fordernde Erzählweise, mit ihren Zeitsprüngen und verschachtelten Realitätsebenen, ist eine Herausforderung. Allerdings offenbart sich dadurch der emotionale Zwiespalt, das Trauma, seiner Protagonistin Nina, die am Druck einer patriarchalisch geprägten Filmindustrie zu zerbrechen droht. Denn das System lebt von ihren (sexuellen) Unterdrückungsinstrumenten gegenüber Frauen. Und so ist „Nina Wu“ nicht nur eine Weinstein-Anklage gegen das Filmbusiness, sondern auch die Abbildung einer Psychose, die der Horror durch (Macht-) Missbrauch und Ohnmacht verursacht.
Erzählt wird das als meditativen Thriller über verdrängte Erinnerungen, deren Grausamkeiten sich langsam dem Zuschauer offenbaren. Die schleichende Unwirklichkeit des Films bekommt am Ende einen bitteren Sinn. Dabei erkundet eine obsessive Kameraarbeit und grelle Farbgebung die begrenzten Räume, wodurch die Instabilität und das Gefühl der Isolation des Hauptcharakters verstärkt werden.
Das Pendeln zwischen filmischer Fiktion, realer und imaginärer Welt spiegelt die zunehmende Entfremdung wieder und erinnert dabei bewusst an Roman Polanskis Psychose-Kino.
7,5 blutrote Kleider.
Individualistische Gewissensbetrachtung.
Filmemacher Jan Komasa erzählt mit farblich entsättigten Bildern eine Geschichte über die emotionale Verkrüppelung von Menschen, die eigentlich eine Sehnsucht nach Gemeinschaft haben. Die transformative Kraft der Religion kann helfen, allerdings nur wenn sie frei von Dogmatismus ist. Glaube heisst Akzeptanz, fern von institutioneller Autorität. Eingebettet in einen Diskurs über Gewissens-Fragen und (Doppel-) Moral, Verbrechen und Bestrafung, bricht der Film eine Lanze für Menschen die eine zweite Chance verdienen. Die Verurteilung der Heuchelei einer polnisch-katholischen Kirche steht ebenso im Vordergrund wie die Erforschung von Schuld und Erlösung. „Corpus Christi“ ist dabei nie reduktiv oder sentimental. Der Film betrachtet seine komplexen Themen auf angenehm bodenständig-menschliche Weise. Über alles thront der durchdringenden Blick von Bartosz Bielenia, der seine eigenen Dämonen versucht unter Kontrolle zu behalten.
7 mal mit Weihwasser herumspritzen.
Visuelle Poesie.
Das ist chinesisches Genrekino wie ich es mag. Ein Ort völliger Verwirrung und optischer Ehrfurcht. „Gänse“ ist ein Neo-Noir-Gangsterfilm, der sich auf seinen reinen Fatalismus konzentriert und Genreerwartungen auf den Kopf stellt. Das Ergebnis ist ein minimalistischer Existentialismus im Stil von Jean-Pierre Melville. Die Versatzstücke werden immer wieder neu angeordnet und erhöht. Der Film kann als ein Kommentar zum verschlingenden Kapitalismus im modernen China, oder (nur) als virtuose Symphonie aus Farben gesehen werden. Die Handlung und der erzählerische Zusammenhang sind dabei zweitrangig.
7 aufgespiesste Regenschirme.
Das Leben ist kein Ponnyhof.
Die Geschichte um eine Polizei-Pferdetrainerin, die sich aus Bulgarien eine zweite Adoptivtochter holt, um dann festzustellen, das diese (um es milde auszudrücken) eine extreme Verhaltens- bzw. Empathiestörungen hat, ist zunächst eine Studie über eine Frau, die wilde Kinder wie ihre Pferde zur Domestizierung ausbildet, mit idealistischer, unbegrenzter, fast viehischer Mutterliebe. Ein unbehagliches Psychogramm über ebenso kompensatorische wie kompromisslose Liebe, das an die Grenzen des Erträglichen geht. Leider vertraut Katrin Gebbe dieser herzzerreissend-menschlichen Geschichte nicht wirklich, genauso wenig wie sie die Konsequenzen für alle Beteiligten hinterfragt. Stattdessen wird „Pelikanblut“ zunehmend reisserischer, zu einem „Systemsprenger“ mit Gruselelementen, zwischen Wissenschaft und Esoterik. Der Film verliert den Überblick über seine Figuren, wird zu einem dämonischen Horrorfilm, der eine feige und reichlich absurde (fast schon unfreiwillig komische) Lösung bietet. Die (gefährliche) Sturheit der Hauptfigur und ihre selbst aufopfernde Mütterlichkeit werden mystifiziert, platt bestätigt. Vielleicht soll das die Provokation des Films sein, ich fand es fade.
5 aufgespiesste Pferdeköpfe.
Das zittrige Laden einer Waffe...
Wer hier einen knarzigen Polizei-Thriller nach US-Vorbild erwartet könnte enttäuscht werden. „Cops“ ist ein erdiges Drama, mit pointiert gesetzten Actionsequenzen, das den Zuschauer gezielt in die Welt des selbst-besoffenen Körperkults und der Alpha-Tier-Kameradschaft einer österreichischen Eliteeinheit versetzt. Immer nahe am Protagonisten Christoph wagt Regisseur Stefan A. Lukacs einen intensiven Blick in den rauen Polizei-Alltag, der massiv von verschwörerischen Männerbünden geprägt ist. Schwäche zeigen ist nicht erlaubt, Frauen sind reine Sexobjekte, Gewaltbereitschaft ist grundlegend und angestaute Aggressionen werden triebhaft ausgelebt. Menschen, die in diesem Klima der Zerstörung ihre Nerven aufreiben, posttraumatisch leiden, zerbrechen an sich selbst, oder am Testosteron-System. Um so bitterer ist es, das die Wunschvorstellung einmal wie John McClane für Recht und Ordnung zu sorgen, am Ende des Films komplett dekonstruiert wird. Das Leben ist eben kein „Stirb Langsam“ für Cops.
7 mal über die Beschaffenheit einer Lasagne diskutieren.
P.S. Die Dialoge im Wiener Dialekt sollten unbedingt mit Untertiteln angeschaut werden.
Punk Rock Aussie Western Ballad!
Zwischen Arthouse-Video-Clip und pathetischen Biopic ist „Kelly“ interessant gescheitert. Als arg gedehnte Punk-Oper erzählt, versucht Justin Kurzel der bereits x-mal verfilmten Geschichte um einen australischen Revolver-Rebellen etwas Neues, Modernes abzutrotzen. Die postmoderne Rekonstruktion eines Mythos ist hier eine Dekonstruktion einer popkulturell-historischen Legende. Leider hat der Filmemacher, wie schon in seinen vorherigen Werken, eine Penetranz zur Selbstverliebtheit. Er zelebriert seinen Style (der fabelhaft aussieht) über Substanz (die eher plakativ wirkt). Und ich werde wohl nie verstehen warum viele Regisseure ihren Bildern kein Vertrauen schenken. Stattdessen bemühen sie einen dämlichen Erklärbär-Off-Kommentar, der vieles was visuell entwickelt wurde nochmal verbalisiert und damit den Zuschauer für doof erklärt.
6 mal Sand in das Getriebe der Engländer streuen.