lieber_tee - Kommentare
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Alle Kommentare von lieber_tee
Geld macht geil!
Die (wahre) Geschichte von Laptänzerinnen, die ihre Kunden unter Drogen setzen und deren Kreditkarten ausreizen, ist mit starken weiblichen Charakteren gefüllt. „Hustlers“ ist aber kein Film über den Triumph einer Ermächtigung, noch eine wirklich feministische Offenbarung. Eher ein etwas harmlos geratener Party-Streifen über die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen in einer männlich-korrupten Welt. Dabei folgt er mehr einer Rachephantasie, dreht den Ausbeutungsmechanismus einfach um, hinterfragt die Machtverhältnisse und Arbeitsbedingungen nie, geht lieber mit den Mädels shoppen, hängt mit ihnen rum. Weitaus stärker funktioniert Lorene Scafarias dritte Kinoproduktion als sympathischer Freundschaftsfilm. Die Bindungen und der Blick auf die leicht-bekleideten Aussenseiterinnen sind parteilich, kraftvoll und herzergreifend.
6,5 mal die Stange bearbeiten.
Im eigenen Blut liegen gelassen...
Die detaillierte Rekonstruktion über die Erstürmung der Diaz-Schule und das anschließende Foltern der Polizei während des G8 Gipfels in Genua ist ein klares filmisches Statement gegen den Missbrauch von staatlicher Gewalt. Der Film versetzt den Betrachter in die Mitte von Schlagstöcken und taumelnden Körpern, quälend lang, ohne den politischen Kontext genau zu definieren. Vielleicht wäre es besser gewesen wenn Filmemacher Daniele Vicari weniger Charaktere und eine traditionelle Erzählstruktur benutzt hätte. Aber der Verzicht auf eine dramatische und fiktionale Überhöhung der Geschehnisse betont die Tatsache, das hier extreme, männlich dominierte, Polizeibrutalität stattgefunden hat.
Die Wirkung dieses Agit-Dramas ist intensiv, beklemmend und wütend machend. Auch wenn bei „Diaz“ viele Hintergründe offen bleiben, die bis ins kleinste Detail nachgewiesenen Schandtaten der italienischen Polizei lassen sich nicht wegdiskutieren. Eine Relativierung, wie z.B. es gab bei der Miliz doch auch angemessen handelnde Personen und bei den Demonstranten waren ja gewaltbereite Anarchisten, spart der Film (fast) aus. Das ist auch gut so, denn es wäre Whataboutism gegenüber den Opfern.
7 fliegende Flaschen.
Insel der Metamorphosen.
Homoerotisches Kunst-Kino-Gewichse, im wahrsten Sinne des Wortes.
Als surreales Straf-Bootcamp für (sexuell) unreife Jungen erzählt, ist „The Wild Boys“ ein verstörendes Film-Experiment, das ebenso opern- wie orgienartig einen Rausch aus fiebrigen Vorahnungen und halluzinogenen Begehren erzeugt. Freudianisch, frivol und fick-bereit ackert sich der Filmemacher Bertrand Mandico in seinem Spielfilmdebüt durch Coming-of-Age-Motive, ödipalen Machtmissbrauch, christlichen Sündenfall und literarischen Queer-Verweisen. Das Sperma spritz, die Möse dampft, das trieb-getriebene Verlangen wird zu einer Sinnlichkeit aus kontrastreichem Schwarz/Weiß und glitzernder Farbe. Ebenso wie Geschlechtergrenzen und Körperidentitäten verschlungen werden, überlagern sich die Bilder, verschwimmen und verdoppeln sich die Hintergründe. Die Weiblichkeit ermächtigt sich von der Männlichkeit, als (Er-) Lösung der Gewalt- und Geschlechterfragen.
Diese Form des grenzüberschreitenden Kinos ist verschwurbelt bis in die schwitzigste Ecke, faszinierend in seiner phantasievollen Machart und absolut berauschend, wenn der Zuschauer Bock auf altmodisch gemachten aber trotzdem hochmodernen Irrsinn hat.
8 Tattoos auf dem Schwanz.
Der Monomythos als Wachtraum.
Gints Zilbalodis, ein 25jähriger filmverrückter Lette, hat im Do it yourself- Verfahren einen Animationsfilm am Computer entwickelt, wo ein Junge auf einem Motorrad zu einer Heldenreise aufbricht. Der eher minimalistische Zeichenstil und düster-ruhige Grundton ist gewöhnungsbedürftig, fern des detaillierten Aussehens und der optimistischen Hektik grosser Budgetproduktionen. Mit seinen unterschiedlichen Stationen (oder Level) wirkt „Away“ wie ein schlichtes Computerspiel. Dabei trifft Realismus auf Abstraktion, sowohl formal als auch inhaltlich. Überraschenderweise fügt sich das aber alles in eine geschlossene Einheit zusammen. Die Landschaft, die Figuren und die Rätsel folgen einer meditativen Symbolik, die das Erwachsenwerden als mystische Erfahrung deutet.
7 gelbe Vögel.
Shit-Storm-Movie.
"The Hunt" ist sicherlich kein grossartiger Film. Dünn skizzierend und wild provozierend versucht er als zorniges Rache-Gore-Fest soziale Themen satirisch zu untersuchen. Immer sich seinem Exploitation-Charakter bewusst, ist die Konfrontation zwischen „links“ und „rechts“ ein Spiegelbild eines zerrütteten Amerikas, in dem der kulturelle Grabenkrieg keine Gewinner kennt. So giftig der Film dabei auch ist, politische Sichtweisen verurteilt er nur bedingt, sein unklares Statement lädt nicht zu einer echten Diskussion ein. Als B-Film, der das aktuelle, gesellschaftliche Klima in den USA mit scharfen Zähnen des Genres-Kinos beisst und dabei blutige Wunden aufreisst, funktioniert er aber grimmig genug.
7 Punkte, dafür das Donald Trump den Film hasst.
Lass die Bombe sprechen...
Die zweite Staffel der Anthologie-Serie „Manhunt“ bleibt dem True-Crime-Format treu und arbeitet nahezu penibel die Folgen des Bombenanschlags bei den Olympischen Spiele in Atlanta 1996 auf. Sowohl die Geschichte des unschuldigen Richard Jewell, der vom FBI und Sensationsjournalismus zum Sündenbock gemacht wurde, wie auch die Jagd nach dem tatsächlichen Täter, stehen im Mittelpunkt. Dabei beleuchtet die Show die Verstrickungen von Politik, Polizei und Medien, wird zu einem Katz-und-Maus-Spiel in der Provinz. Die verblüffenden Wendungen erzeugen genug Thrill, werden von einem stark spielenden Ensemble glaubwürdig unterstützt. Vielleicht wäre es nicht notwendig gewesen so viel Teilaspekte in die Krimihandlung zu integrieren. Manchmal wirkt die Serie so, als ob sie zu viel erzählen will und verliert sich in Nebenhandlungen, die das Tempo herausnehmen.
6,5 Richtungsplatten
Briefbomben für die Gerechtigkeit.
Trümmer, die die Bombenanschläge hinterlassen... Der „Unabomber“ entging anderthalb Jahrzehnte lang der Gefangennahme, schickte die meisten seiner tödlichen Pakete per US-Post, tötete eine Reihe von Menschen, bis er 1996 endgültig gefangen genommen wurde. Die Serie folgt akribisch der Jagd nach dem Täter durch einen FBI-Agenten, der mit forensischen Linguistik den Fall lösen will. „Manhunt“ ist erzählerisch zwar nicht gerade bahnbrechend, aber die Show ist dennoch faszinierend, weil sie es schafft eine überraschend komplizierte und vielschichtige Geschichte zu präsentieren. Die mühsame und langwierige Polizei-Ermittlung, mit ihren fehlerhaften Schritten, hat ihren Reiz durch den sorgsam recherchierten True-Crime-Aspekt. Zu gleichen Teilen ein wahres Krimidrama, ein Psychothriller und eine packende persönliche Geschichten zwischen zwei Männern auf verschiedenen Seiten des Gesetzes, die sich durchaus nicht unähnlich sind.
7 Schnüren, gebundenen um braune Pakete.
Waldspaziergang mit Gott.
„Devs“ ist aufgebaut wie eine zerebrale Science-Fiction-Detektivgeschichte. Sie bedient dabei bekannte Genre-Motive des Verschwörung- und (Tech-) Paranoia-Thrillers, in kühler Apple-Campus-Umgebung. In einer wissenschaftlichen Realität verordnet, werden existenzielle Fragen gestellt. Leise und langsam entfaltet sich eine Meditation über die Menschheit, über Verlust und Trauer, über den Missbrauch von Quantencomputer-Technologien und über den jahrhundertealten Konflikt zwischen Vorherbestimmung und freiem Willen. Das kann die Geduld einiger Zuschauer auf die Probe stellen. Besonders dann, wenn das alles am Ende nicht ganz zusammenkommt, anstelle großer Enthüllungen nur eine krude Melange auch christlicher Heils- bzw. Erlösungsgeschichte und VR-Fortschritt bietet.
Alex Garlands Fernsehdebüt zeigt sein typisches elliptisches Storytelling und seine immer wiederkehrenden Motive. Nicht unspannend, leicht surreal, mit einem eskalierenden Gefühl der Angst, dehnt er die Show auf einen einzigen Punkt hin. Der Twist, die Kernwahrheit fühlt sich dann aber unterkomplex, unbefriedigend, fast banal an. Mit prätentiösen Ehrgeiz taucht er in eine Instagram- und Hipster-Welt ein, die optisch ähnlich flach wirkt wie seine philosophischen Ideen.
Ich bereue diese Reise über den Platz der Menschheit im Universum allerdings keineswegs, dafür hat das Ganze schon einen berauschenden Sog. Aber nach „Ex Machina“, „Annihilation“ und dieser Serie wünsche ich mir so langsam, das der Filmemacher mal andere Themen bearbeiten würde. Denn formal und inhaltlich dreht er sich eher im Kreis.
6,5 ausgeschaltete Magnetfelder.
Shaun of the Dead trifft auf den Kindergarten Cop.
Fröhlich fluchend, mit sonnig-gelben Kleid in die Apokalypse...Jeder aktuelle Zombiefilm besteht unter dem Druck dem Sub-Genre etwas neues abzutrotzen. Autor und Regisseur Abe Forsythe ist definitiv kein Edgar Wright. Dieser Low-Budget-Unsinn ist immer dann charmant, wenn er kindliche Unschuld auf Zombies treffen lässt, wenn kindische Naivität auf sorgsame Erwachsene trifft, um Groteskes zu generieren. Lupita Nyong'o als hotte Kickass-Heldin ist Klasse und die Momente wo der Film das Genre seiner Lächerlichkeit Preis gibt ebenso. Nur leider findet „Little Monsters“ nie ein tonales Gleichgewicht, hat zahllose müde Witze und bleibt in seinem generischen Brei dann doch nur eine mittelprächtige Wohlfühl-Zom-Com.
5 Köpfe mit einer Schaufel enthaupten.
Japanische Version von „True Romance“.
Ein Boxer mit Gehirntumor und eine drogenabhängige Prostituierte stolpern über einen von Leichen übersäten Baumarkt und müssen ihre Selbstsucht und reines Herz für albernen Wendungen nutzen. Dieser farbenfrohe Over-the-Top-Yakuza-Action-Comedy-Cocktail ist ebenso hypergewalttätig, wie teerschwarz in seinem Humor. Fans des Pop-Punk-Filmemachers Miike kommen auf ihre Kosten, auch wenn thematisch oder stilistisch dieser Schwall an kreativer Unverschämtheit nur Bekanntes des Maestros bietet. Die einzigartig absurde Note bleibt aber erhalten. Die Comic-Neigungen ausspielend, gibt es hier mehrfache Enthauptungen von verschiedenen Genre als fröhlichen Wahnsinn. Das hat mir schon ein glückseliges Grinsen ins Gesicht gezaubert.
7 schlagende Herzen im Zentrum des Blutvergießens.
John Wick trifft auf Call of Duty.
Regisseur Sam Hargrave bewundert offensichtlich die zeitgenössischen Genre-Titanen Stahelski und Evans. In seinem Debüt beweist er, dass er nicht nur ein Fan, sondern auch ein ebenso begabter Handwerker ist. Für einen ehemaligen Stunt-Koordinator geht er in seinem Debüt überraschend selbstbewusst und ehrgeizig an die Sache. Seine physischen Kampf-Choreografien, der überlange (Fake-) One-Take und die mitten-zentrierte Kamera sind gekonnt.
Das Skript dagegen weniger. Ein mit Kugeln durchgesiebtes Stück Papier aus (Genre-) Stereotypen. Altmodischer Machokram trifft auf eine sentimentale Hintergrundgeschichte vor subkontinentaler Umgebung, Ein weißer Badass-Erstweltler zeigt der schlampig-animalischen Dritten Welt wo der Hammer hängt. Rambo 5 in besser. Der Versuch den seelischen Kummer seines Protagonisten mit dem Gemetzel zu verbinden funktioniert selten. Inhaltlich ist „Extraction“ nur ein durchschnittlicher Shoot-Em-Up-Thriller, um einen Typen mit tragischer Vergangenheit, der um seine Erlösung bettelt, äh ballert.
Die Produktionswerte dagegen sind enorm. Ein B-Movie mit A-Movie-Budget. Was hier an Feuergefechten, Faustkämpfen und Verfolgungsjagden präsentiert wird ist definitiv beeindruckend. Hier hält der Film was er mit seiner schlichten Von-A-nach-B-Prämisse verspricht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
7 Magazine für die großartige Thor-Hammer-Action.
Krieg als fotogener Stunt, oder war der erste Weltkrieg doch nur ein Grand Theft Auto -Spiel ?
Die schöne Kinematographie von Roger Deakin kann das schwache Drehbuch und Schauspiel kaum kompensieren. Das Ziel durch die Single-Take-Strategie immersiv den Kampf an der Front zu erleben funktioniert nicht, zu sehr sieht das alles nach einer technologischen und organisatorischen Meisterleistung aus, die in jeden Moment das Geplante betont. Die physische und psychische Verwüstung ist in der ersten Hälfte durchaus spürbar, aber auf die Dauer merkt der Zuschauer, das sich hier keine menschliche Figur durch den Film bewegt, sondern nur eine Kamera, die einem Videospiel-Avatar folgt und dabei geile aber auch irgendwie sterile Bilder macht. Das ist in seiner Monumentalität sicherlich beeindruckend und hat einige starke Momente. In seiner wenig kritischen Darstellung von stoisch-tapferen Heldentum bzw. Krieg als Aufopferung von kugelsicheren Kriegern ist "1917" aber nur ein konservativ-trivialer Nervenkitzel. Das Überleben als episodische Level, hat bei mir keine dauerhaft-emotionale Wirkung entfaltet. Ein leeres Spektakel.
5 Babys die Milch geben.
Wo die Kugeln erbarmungslos fliegen...
Vier junge Männer in einem dystopischen Seoul der nahen Zukunft, das wie ein smogiger Ort voller Proteste gegen Armut und Kriminalität wirkt, rauben ein Mob-Casino aus. Was als rasanter Überfallfilm beginnt, eskaliert zu einem Überlebensthriller, da die Kriminellen fortan von einem übermenschlich-sadistischen Killer kompromisslos gejagt werden. Irgendwo zwischen Heroic Bloodshed, Horrorfilm, Western und das Drama einer Boyband ist „Time To Hunt“ vielleicht einer der coolsten Thriller des Jahres. Seine stählerne visuelle Intensität Action-Versatzstücke als puren Nervenkitzel zu präsentieren ist brillant, raubt einem manchmal den Atem. Leider nimmt sich der Film auch viel Aufmerksamkeit für die naiven Antihelden und da fehlt oftmals die Dynamik. So sind die 134 Minuten mindestens eine halbe Stunde zu lang geraten, ein flinkeres Drehbuch wäre von Nutzen gewesen. Egal, die Action ist der Hammer.
7 Duelle in der Industriebrache.
Wenn Wahn und Wirklichkeit verschmelzen...
Perverse Obsessionen, Erscheinungen von toten Mädchen und Mordvisionen. „Das verfluchte Haus“ ist bewusstseinserweiterndes 60er Jahre Kino aus Italien, schwänzelt nie in der Nähe des Mainstreams herum. Irgendwo zwischen abstrusen Spukhausfilm, surrealer Trip einer Künstler-Psychose und damalig zeitgenössischer Kapitalismus- und Faschismuskritik taucht Regisseur Elio Petri in die verrückten Gedankenwelten eines Malers ein. Ordentlich mit avantgardistischen Anstrich versehen, sind die dissonanten Tonfolgen so dissoziativ, die bunten Bilderwelten so ohne Realitätsbezug, wie die des Künstlers. Das quält den Zuschauer bewusst und treibt ihn zu einem psychotischen Finale, wo er sich fasziniert in das irre Treiben verliert.
7 leerstehende Villen auf dem Land.
Die Liebe zur Freiheit.
Der stilisierte, schlendernde Rückblick in die Leningrader 80er-Untergrund-Rockszene meidet weitgehend offene Kritik an die damaligen politischen Zuständen in Russland, zugunsten einer launischen Nostalgie. Mit einem Blick für hübsche S/W-Kompositionen verwebt Filmemacher Kirill Serebrennikov ein flüchtiges Liebesdreieck mit streunenden Momenten menschlicher Zärtlichkeit, musikalischer Euphorie und wehmütiger Sehnsucht nach (westlicher) Freiheit. Ihm gelingt es aber nie die rebellische Kraft von Rock'n'Roll in einer so verschlossenen Gesellschaft zu vermitteln, was an der Bewegung so radikal oder entscheidend war wurde mir nie klar. Mir hat aber die imaginäre Melancholie, die Unaufgeregtheit und das authentisch wirkende Setting des Films gefallen.
7 Wohnzimmerkonzerte.
Romantik, Rache und Fatalismus.
Inhaltlich und optisch eigentlich nicht uninteressant. „Reprisal“ ist von einer undefinierbaren und aus der Zeit gefallenen Pulp- Ikonographie geprägt, die wohl am ehesten an Tarantino erinnert. Manchmal inszenatorisch kühn und unerwartet, meist gut gespielt, leidet die Show aber extrem daran, das sie auf 10 Folgen aufgebläht ist. Statt Fahrt aufzunehmen, um wirklich mal etwas über die gezeigte geschädigte amerikanische Männlichkeit zu erzählen, gibt es nur Stillstand in schönen Retro-Bildern. Die Rache-Prämisse ist unterkomplex, eine mit Klischees übersäte Erzählstraße voller Plotlöcher, die böse sein will, aber doch nur banal ist. Das hätte deutlich mehr Spaß gemacht, wenn es ein Spielfilm geworden wäre.
5 Oldtimer auf staubigen Straßen.
Muskeln und Tätowierungen.
Solider, rauer, episodisch erzählter Undercover- und Knast-Thriller, mit einer Handvoll grobkörniger Actionszenen. Die konstruierten Wendungen tun schlauer als sie sind, wirken aber effektiv. Letztlich bring der Streifen aber nichts Neues, sondern zunehmend Unglaubwürdigkeit und Ungeduld auf den Tisch.
5 peinliche Ringellöckchenfrisuren.
Gangster wie Bäume zerlegen...
Trockener, mit prototypischen Figuren bevölkerter Thriller, der seine schlichte Prämisse mit einer etwas zu lang geratenen Exposition streckt. Wenn dann im letzten Drittel die vorher aneinandergereihten Genre-Dominosteine zu einer langen Action-Sequenz fallen, das Überlebensthema kernig-brutal ausgelebt wird, dann erinnert das an B-Filme aus den späten 80ern oder frühen 90ern. Nach knapp 80 lakonischen Minuten ist der Spuk vorbei. Leider bleibt der Film nicht mal im Kurzzeitgedächtnis, dafür ist die ganze Chose zu berechenbar.
5 kämpfende Sägewerkbesitzer.
Sex, Kapitalismus und Kunst 3.0
Auch in der dritten und letzten Staffel von HBOs „The Deuce“ geht es im Kern darum Sexarbeit nicht zu dämonisieren, eingetaucht in einen NYC-Mikrokosmos, der als gesellschaftliches Porträt seiner Zeit fungiert.
In den 80ern wird die preiswerte (Amateur-) Pornoindustrie per VHS geboren, was zum totalen Ausverkauf dieses Industriezweiges führt. Anti-Porno-Proteste versuchen den Spagat zwischen Feminismus und Konservatismus. Geprägt von der Reagan-Ära wird die Gentrifizierung und kapitalistische Gier voran getrieben, die neuen Machtstrukturen verändern den Kiez. Über alles schwebt die Angst, die Angst vor AIDS bzw. sexuell übertragbaren Krankheiten. Dieses Gespenst ist eine Metapher für den gesamten gesellschaftlichen Untergang. Die Serie bekommt eine Melancholie und sucht nach Selbsterkenntnis. Was ist letztlich von den Umbrüchen der letzten Jahren übrig geblieben?
Handwerklich weiterhin meisterlich, prima gespielt, rasant geschnitten und ausufernd in seinen Retro-Set-Aufbauten, verliert die Show allerdings zunehmend ihre Neugier an seinen Figuren. Wirklich peppig wirken die einzelnen Handlungsstränge nicht mehr. Die (kreative) Suche nach Liebe, Werten und Bedeutungen wird zu einem Siechtum, zu der Traurigkeit einer AIDS-Krise, mit all seinen Konsequenzen. Dabei ist der Blick schonungslos, oft auch teilnahmslos, in seiner Grausamkeit. Leider breitet sich als einzige Antwort auf diese bitteren Geschehnisse und Erkenntnisse zunehmend ein Element aus, was an „The Deuce“ immer das schwächste war: Die Romantisierung des Vergangen, denn früher war alles besser. So endet das Finale in ein 13-minütigen Epilog, der mich in seiner verkitschten und trivialen Nostalgie-Plattheit verärgert hat.
6 Beulen am Hinterteil.
Eine Leiche im Kuhfell...
"Plagi" ist die enthäutete Brechstangenversion von „Se7en". Bevölkert mit hässlichen Menschen, die hässliche Sachen machen und hässliche Undercut-Frisuren tragen. Die verlebt-trotzig-rotzige Hauptdarstellerin wartet durch einen blutigen Sumpf, der Mordshunger auf Leichen hat. Rüde bietet Filmemacher Vega alle 5 Minuten ein kreativ gefoltertes Opfer in Nahaufnahme, alle 10 Minuten ein anderes Versatzstück und alle 20 Minuten eine Drehung an, zerkaut das alles und spuckt es dem Zuschauer ins Exploitation-Gesicht, so das einem dabei schwindelig wird. Ob diese pulsierende Wut, die durchaus dem Film inne wohnt, gegen eine restriktive Gesellschaft in Polen gerichtet ist, die Frauen diskriminiert und sozial Benachteiligte vergisst, zweifle ich an, dafür wirkt sie zu stumpf formuliert.
6 strafrechtliche Bestrafungen aus dem 18. Jahrhundert.
Drohnen und Knüppel.
Ein David Ayer-Cop-Film, der mit den sozialen Dramen der Dardennes-Brüder gekreuzt wurde... Teilweise inspiriert von den Pariser Unruhen (im Jahre 2005) liefert Regisseur Ladj Ly mit "Les Misérables" ein äußerst selbstbewusstes Debüt. Die eindrucksvolle Momentaufnahme der rassistischen und ökonomischen Missstände im Banlieue-Ghetto wird zu einer wilde Anklage gegen vernachlässigende Staatspolitik und hinterhältiger Polizeibrutalität. Erzählt als ein intensiv-knisternder Thriller, der auf eine Sozialstudie im Stil von „The Wire“ trifft. Das mag thematisch und stilistisch nicht neu sein, aber wie der Filmmacher die gewalttätige Stimmung zum Siedepunkt erhitzt ist in seiner Dringlichkeit, seinem Gefühl für Authentizität, unfassbar intensiv. Der Film mündet in eine krasse Endsequenz, wo der Zuschauer entscheiden muss, ob es in diesem bereits unter Druck geratenen Dampfkessel noch Vernunft, Hoffnung oder nur wütende Trostlosigkeit existiert.
8 bereits brennende Pulverfässer.
Wenn ich mir hier die vielen Kommentare unter der MP-Umfrage durchlese habe ich den Eindruck es gibt weiterhin viele User die sich Zeit für diese Seite nehmen oder gerne nehmen wollen (Texte, Austausch usw) und DAS an MP schätzen. Allerdings befürchte ich solche User generieren nicht die Klick-Zahlen (die MP-Währung) und das sie auch nach der Umfrage weiterhin kaum noch so berücksichtigt werden wie sie es gerne wollen. Das Ziel einer gut motivierten Community steht in der Chefetage nicht im Vordergrund.
Das die Seite nach dem heutigen technischen Update, zeitgleich mit der Umfrage, gerade in dem Community-Bereich dann auch nicht mehr funktioniert könnte man als "böses" Omen sehen...
"Ich habe nichts anderes als das."
Grobkörnige, urbane Drama-Mini-Serie, hervorragend gefilmt, mit einem großartigen Soundtrack. Das bemerkenswerte an Ronan Bennetts Gangland-Saga im East End ist, dass die Polizei (fast) keine Präsenz zeigt, den Bezirk scheinbar komplett aufgegeben bzw. keinen Anteil an den dortigen Geschehnissen hat. Allein gelassen von Rechtsstaatlichkeit entsteht ein eigenes Sub-System, ein isoliertes Ghetto, versiegelt durch Gewalt, in dem der Drogenhandel scheinbar der einzige Weg für den sozialen Aufstieg ist, insbesondere für schwarze Familien. Die glaubwürdige Darstellung und brutal-plausiblen Figuren erinnern an „The Wire“, auch die horizontale Erzählweise und der fiktiv-dokumentarische Ansatz. Nur das die Serie vorher (!) gedreht wurde, und somit das Original ist. Allerdings ist die ganze Show in ihrer Struktur (Aufstieg eines Gangsters, mafiöse Strukturen, Kleindealer als Kinder) grundsätzlich auch 2011 nicht filmisch neu. Sie folgt bekannten (Genre-) Stereotypen, in denen (leider) viele Wahrheiten stecken.
7 Marihuana-Pflanzen anbauen.
Ist bei Netflix unter dem Namen „Top Boy Summerhouse“ zu sehen.
Zynische Demo-Version von „A Star Is Born“.
Nach der vielversprechenden ersten Hälfte fällt in der zweiten „Vox Lux“ völlig auseinander. Irgendwo zwischen nerviger Charakterstudie oder Karikatur wird die Hohlheit des Ruhms zu einer Anklage gegen die Popkultur, unter dem Motto Kunst bzw. Kommerz ist Terror. Die Heldenverehrung einer weltlichen Pop-Gottheit ist eine Massenverführungswaffen. Eingebettet in ein Porträt des 21. Jahrhundert, wo persönlicher zu einem nationalen Verlust der Unschuld wird. Mit bombastischen Ernst geht die amerikanischen Gesellschaft zugrunde, erwacht der Terrorismus. Filmemacher Brady Corbet stellt diese postmodernen Gedankengänge in den filmischen Raum, wo sie dann aber verhungern, wegen Mangel an Substanz und Verstand. Fragmentarisch deutet er an, aber nie aus, labt sich in Demonstrationen der oberflächlichen Scheinheiligkeit, quält den Zuschauer (am Ende) mit einer sehr langen Nazimus-Supershow, wo Natalie Portman den Black Swan zu schlechter Musik-Grütze von Sia nochmal ausleben kann. Das ist durchaus faszinierend, weniger wegen seinen unterentwickelten, kaum durchdachten Kulturpessimismus-Thesen, sondern mehr in seiner entfremdenden Leere, die Phrasen mit schillernden Bildern generiert. Dahinter ist nur ein Vakuum.
6 prahlerische Rockdivas, die keine Gefangenen machen.
Second-Hand-Version von Chinatown.
„Motherless Brooklyn“ ist ein eher träger Film Noir mit Retro-Pastiche, der gefühlt aus Unmengen von Expositionen besteht, aber nie richtig auf den Punkt kommt. Trotz einiger starker Momente plätschert der Streifen so vor sich hin, fühlt sich mindestens eine halbe Stunde zu lang an. In seinen aufgeblähten 145 Minuten verliert sich der Krimi in ein uneinheitlich wirkendes Drama, das mich kaum emotional erreicht hat. Selten entsteht ein echtes Gefühl von Gefahr und Aufregung, die klischeehafte Mord- und Korruptionsstory ist enttäuschend. Auch der zentralen Figur eine nervöse Nervenstörung zu geben, ist in letzter Konsequenz nicht relevant für die Geschichte. Im Gegenteil, irgendwann hatte ich den Eindruck, das ein Tourette-Syndrom nur ein lästiger Begleiter für einen messerscharfen Verstand ist, wo Autor, Regisseur und Star Ed Norton endlich mal wieder zeigen darf was er für ein toller Schauspieler ist.
4 Tics.