lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • 5

    Ein fauler Film.
    Für einen regnerischen Nachmittag ist „Red Notice“ okay. Es gibt Action und Abenteuer an internationalen Schauplätzen, immer passiert irgendwas irgendwo. Und The Rock, Wonder Woman und Deadpool in einem Paket zusammengeschnürt sieht man auch nicht oft. Das bedeutet aber nicht viel. Das Problem ist, dass dieser Film nur darauf aufbaut, auf seine Einflüsse und Prominenz zu verweisen. Reynolds macht das Reynolds-Ding, Johnson das Johnson-Ding und Gadot das Gadot-Ding. Die typische Geplänkel-Jagd-Geplänkel-Kampf-Geplänkel-Explosion-Formel wird mit industriellen Glanz bedient. Der Film hat keinerlei Persönlichkeit.
    5 Eier.

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    • 8
      lieber_tee 08.01.2022, 01:30 Geändert 08.01.2022, 01:36

      Battle Royale trifft auf Alice im Borderland im Ikea-Kinderparadies.
      Dieses süßlich überzogene und mit Hirnmasse bespritzte Moralstück ist zu Recht eine der heißesten Shows des Jahres 2021. Im Prinzip serviert Autor und Regisseur Hwang Dong-hyuk hauptsächlich alten Wein in einer neuen Flasche. Aber wie er das ikonisch und mit klare visueller Sprache präsentiert ist einnehmend. Entmenschlichte Klassenunterschiede, der Raubtierkapitalismus, die kritischen Botschaften treffen wie ein Vorschlaghammer auf den Kopf, doch diese lebendige, bösartige Serie (erste Staffel) hat im Kern auch ein überraschend großes Herz. Der menschliche Aspekt überstrahlt das Morbide. Eine gewinnende Mischung aus Spektakel und Gefühl.
      Und diese Serie unterstreicht, wie gut (Netflix-) Streaming sein kann, um kulturelle Barrieren abzubauen. Dem Zuschauern werden Perlen aus der ganzen Welt zugänglich gemacht, zu denen sie sonst keinen Zugang hätten.
      8 Murmelspiele des Grauens.

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      • 5
        lieber_tee 08.01.2022, 00:20 Geändert 08.01.2022, 03:44

        Nobles Versagen.
        Eine gute Absicht macht noch lange keinen guten Film...
        „Don't Look Up“ will ein bitter-böser Kommentar zum Versagen der Menschheit, den Klimawandel zu bekämpfen, sein. Alle bekommen den Vorschlaghammer voll in die Fresse: Regierung, Infotainment-Industrie, Social-Media, Prominente, Konzerne und die stumpfe Masse. Was aber als scharfe Satire gedacht ist, ist selten pointiert und irgendwie zahnlos. Trotz einer unglaublichen Besetzung mit Stars und manch guter Giftspritze, der Film hat für mich nicht funktioniert. Wären die grimmigen Szenen prägnanter geschrieben, nicht so hektisch-sprunghaft erzählt, hätte der Film Potential. Aber er schreit mich ständig an, so das ich irgendwann angestrengt weg gehört habe. Die Art und Weise, wie McKays Film mich über unseren eigenen Untergang lachen lassen will, ist trivial und bequem. „Don't Look Up“ ist nicht annähernd so klug, so wütend, wie er offensichtlich denkt. Er ist so belanglos, das ich mich nicht mal über ihn ärgern kann. Und das hat das Thema nicht verdient.
        5 mal Dr. Strangelove gucken, um zu erfahren was gute Satire kann.

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        • 5

          Captain America: The Winter Soldier ist der bessere Black Widow-Film.
          Dieser posthume Hintertürpilot kommt gefühlt zehn Jahre zu spät, nicht nur wegen seiner Hauptfigur, sondern auch in seiner Machart. Die gut gemeinte Mixtur aus Kalter-Krieg-Spionagegeschichte und Superheldenfilm ist zunächst ein krudes Familiendrama, um dann in schwerkraft-befreite Superhelden-Action abzudriften. Regisseurin Cate Shortland wollte „Black Widow“ düster, geerdet und echt wirken lassen. Mehr Frauen in den Mittelpunkt stellen. Nun ja, an Johansson und Co-Star Pugh liegt es nicht. Eher raubt die aufgeblähte Marvel-Action und der lahme Witz wieder einmal jegliche Intimität. Der Film hat einfach keinen Biss, Natasha Romanoff wird hiermit erneut beerdigt.
          5 gasförmige Gegenmittel.

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          • 5

            „Wenn du auf nichts zielst, triffst du auch nichts!“
            Marvel Cinematic Universe goes China. Diese x-te Superhelden-Comic-Ursprungsgeschichte giert nach dem größten Kino-Markt der Welt. „Shang-Chi“ verwendet die oberflächlichen Merkmale der asiatischen Kultur und des Filmemachens, ohne das Einzigartige, ihre Kreativität zu nutzen. So gibt es nur Ansammlungen von bröseligen Glückskeks-Weisheiten mit Wuxia-Drachen-Action garniert. Und wenn die Hauptfigur die am wenigsten interessante Person auf der Leinwand ist, erzählerischer Stillstand als emotionale Tiefe verkauft wird und der dritte Akt in seiner Unbeholfenheit fast peinlich ist, dann kann nix aber auch nix mehr den Film vor seiner Mittelmäßigkeit schützen. Da helfen auch nicht die hübschen Bilder.
            5 digitale Drachen.

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            • 4

              „Dein Mund braucht einen Exorzismus“
              Spy Kids für Zyniker.
              Die bereits reichlich dämliche Actionkomödie „The Hitman's Bodyguard“ aus dem Jahr 2017 bekommt eine noch dämlichere, leider auch arg selbstgefällige, Fortsetzung. Der menschenverachtende Spaß wird wieder vom bewährtem Team Reynolds (nervig-selbstironische Witze) und Jackson (nervig-hart-sarkastische Witze) angeführt und von Hayek als temperamentvolle Frau, die mit schlüpfrigen Verbal-Dreck nervig um sich herum ballert, ergänzt. Die Schauspieler/innen scheinen bei der Produktion Spaß zu haben, ich beim zusehen leider nur bedingt. Schnell ermüdet dieser vulgäre und profane Unsinn in seiner gewollten und schlaffen James Bond-Parodie. Seine gelegentlichen Lacher ersaufen in einem Meer von hektischen Action-Comedy-Muster, die seit Jahrzehnten abgestanden sind.
              Hier muss man sein Hirn nicht aus-schalten, sondern aus-scheißen.
              4 Busenwitze.

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              • 7
                lieber_tee 07.01.2022, 00:58 Geändert 07.01.2022, 01:27

                Popcorn-Zombies.
                Das Konzept des Zombie-Heist-Movies ist faszinierend und es überrascht nicht, das gerade Snyder daraus ein pralles, über-stylisches und lächerlich-pubertäres Fest macht. Die Vorhersagbarkeit wird mit Elan und Enthusiasmus aufgefangen, kaum ein anderer Regisseur weiß wie so eine anregend-visuelle und extravagante Show zu inszenieren ist. Die düsteren Bilder von unter Quarantäne gestellten Flüchtlingen und verrottenden Horden von Untoten beschwören eine Trostlosigkeit hervor, die im Widerspruch zu seinen grellen Kreationen steht. Das ist sinnlos überladen und überraschend vergnüglich.
                7 vorverlegte Atomschläge.

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                • 7

                  Gucklöcher in Frauen bohren.
                  Die Roger Corman-Produktion „Slumber Party Massacre“ ist eine kleine Slasher-Anomalie der 80er Jahre. In einer Zeit, wo noch die Motive des Genres etabliert wurden, werden sie hier bereits schon persifliert. Geschrieben von der lesbischen Erotik-Autorin und Feministin Rita Mae Brown und von Amy Holden Jones inszeniert, ist dieser Käse um einen Wahnsinnigen mit einem riesigen Penis, äh, Bohrer, der spärlich bekleidete High-School-Mädchen bei einem nächtlichen Treffen blutig penetrieren will, ein wenig cleverer als die meisten anderen Vertreter geraten. Eigentlich ist der Streifen ein grausam-ironisches, feministisches Traktat voller Titten und Ärsche, wo die männlichen Sexualität als phallisches Symbol die Weiblichkeit bedroht. Da werden dann traditionelle Unschuld-Klischees und Geschlechterkonstrukte ebenso bedient wie untergraben. Männer sind rückhaltlose Weicheier und Frauen können sich endlich sexy und sexuell von dem Einfluss der vermeintlichen Alpha-Tieren befreien. Obwohl die Schauspielerei miserabel ist und der Perverse zu gewöhnlich erscheint, die Subtexte und die durchaus schlaue Inszenierung machen diese Schlummerparty überdurchschnittlich (und ziemlich witzig).
                  7 Stück Pizza auf einer Leiche essen.

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                  • 8

                    Die wahrscheinlich beste Netflix-Serie 2021...
                    Ich bin kein Spieler von „League of Legends“, allerdings hat mich die fesselnd Fantasy-Geschichte und visuell umwerfende Mischung aus handgezeichneten und computergenerierten Animationen stark fasziniert. In „Arcane“ funktioniert vieles: das CGI, die Charaktere, das World-Building und der begabte Stil. Der erste Akt führt in eine epische Welt mit vielen Ebenen ein, in der Politik, Schwesternschaft und Magie kollidieren. Bin gespannt wie es weiter geht.
                    8 Arm-/Reich-Konflikte

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                    • 6

                      „Der Opa lebt!“
                      In Anlehnung an die charakterorientierten Spielberg-Familienabenteuer der 80er und im Stranger-Things-Modus (um die jüngere Zielgruppe zu bedienen) folgt „Afterlife“ einer Gruppe sympathischen und sauber ethnisch bzw. gegenderten Kinder, bei einer retro-futuristischen, leicht albernen Geisterjagd in die Vergangenheit. Das ist nicht originell aber ansprechend. Die letzte halbe Stunde will dann aufdringlich den Fans genau das bieten, worauf sie die ganze Zeit gewartet haben, mit dem verzweifelt umwerbenden, arg faulen und wehmütigen Nostalgie-Hammer. Letztlich bleibt der Film eher eine Hommage als ein origineller Weg nach vorne. Nicht mehr aber auch nicht weniger.
                      6 zerplatzende Mini-Marshmallow-Männchen.

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                      • 6
                        über Antlers

                        Edelhorror.
                        „Antlers“ ist ein akribisch-ernster Eintrag im Horror-Genre. Leider ist zu viel Cooper und zu wenig Guillermo del Toro im Film. Er möchte im Arthouse-Horror-Tempel von Eggers' "The Witch" oder Asters "Midsommar" kommen, hat aber niemals deren Tiefe. Das aufwendige Produktionsniveau, die grandiose Kamera und das gute Schauspiel sind nur Kulissen für Klischees, die immer im Vordergrund stehen. Der Film weiß zwar, dass der wahre Horror von innen kommt, aber wirklich gruselig wird er leider nie, er erstickt an seinen eigenen Ambitionen. So brennt "Antlers" langsam vor sich hin, droht zum Stillstand zu kommen. Sein Konzept Folk-Horror mit Körper-Horror zu kombinieren gelingt nicht wirklich, da er beides nie ausarbeitetet.
                        Aber der Film sieht verdammt gut aus.
                        6 hirschähnliche Kreaturen.

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                        • 5

                          Der Held mit nur einem Hoden.
                          Sonos erster englischsprachiger Spielfilm ist leider nicht der Triumph für das bizarre Kino geworden den ich erwartet habe. Seine Filme sind sicherlich nicht dafür bekannt, einer geraden Linie von A nach B zu folgen, aber dieses Mal gibt es kaum interne Logik oder Regeln, um dieses Durcheinander von Genre-Tropen wirklich interessant zu machen. Dieser bewusste, aber auch arg gewollter Kultur-Clash-Trash zwischen japanischen und westlichen Genre-Mythologien, ist ein Schrottplatz-Gemetzel, als absurdes Mad-Max-Kasperle-Theater in Szene gesetzt. Die Aufruhr der Farben, Sonos Visuals, mangelt es nicht an Fantasie. Aber die Lächerlichkeit der Handlung erzeugte bei mir kaum emotionale Verbindung. Die dünn gezeichneten Egal-Charaktere konnten die klaffenden Erzähllöcher des Films nicht stopfen. Da hilft auch kein Nicolas Cage, der hier eher müde und lustlos wirkte. Die Oberflächlichkeit von „Prisoners of the Ghostland“ ist anstrengend, das Chaos ist ermüdend, weil die Vision seines Autors sich kaum mit der Bedeutung seiner Tableaus auseinandersetzt, sondern sie nur plakativ abbildet.
                          5 Klötenknaller

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                          • 5

                            Tiefpunkt der Matrix-Reihe.
                            Die Story ist wenig interessant, hat kaum überraschende Einfälle. Sie ist nur eine etwas variierte Zusammenfassung der ersten drei Teile in einem überlangen Film. Die Motivation der einzelnen Charaktere, die Zusammenhänge, werden (wieder) mit nie endenden Schwurbeldialogen holprig erzählt, teilweise gibt sich der Film damit der Lächerlichkeit preis. Matrix 4 findet nie einen Rhythmus. Selbst die Action, die Reloaded und Revolutions trotz aller Kritik noch sehenswert gemacht hat, hinterlässt diesmal nur ein müdes Abwinken. Und der Film ist so voll von Selbstreferenzen und 1:1 Imitationen von Szenen seiner Vorgänger, dass man sich fragt, wozu hat es diesen vierten Teil gebraucht. Interessanterweise gibt der Film selbst eine mögliche Antwort: Warner Brothers hätte sowieso die Geldkuh weiter gemolken, dann könne man sich als Erfinder des Franchise doch daran beteiligen. Diese Metaebene im ersten Drittel funktioniert dann tatsächlich. Alles danach ist wie aufgewärmter Kaffee. Schon gesehen, deja-vu. Vielleicht ist das Repetitive aber auch als absichtlicher Kommentar von der Filmemacherin gedacht. Mit bewusst platten Fanservice die Erwartungshaltung gegenüber dem immer gleichen Blockbuster-Fortsetzungskino zu unterlaufen, zu ironisieren, zu überhöhen. Macht den Film aber auch nicht besser.
                            5 Katzen mit Glöckchen.

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                            • 5
                              lieber_tee 04.11.2021, 01:19 Geändert 04.11.2021, 01:22

                              Die Dürre hat überall ihre Spuren hinterlassen.
                              Eher stilistisch schlicht ist „The Dry“ handlungsorientiertes und altmodisches Kino, das sich mit seinen fünf Erzählstränge übernimmt. Der Film ist wie das Schälen einer Zwiebel. Unter jeder Schicht ist eine weitere, allerdings ist das Mysterium im Herzen der Geschichte nicht sehr effektiv. Bana wankt mit einem Gesichtsausdruck und stoischer Entschlossenheit durch den Streifen, er erkundet die Geheimnisse einer Kleinstadt, um unter deren staubigen, ausgetrockneten Oberfläche die Wahrheit zu finden. Das ist anfänglich noch faszinierend, bricht aber unter dem Gewicht seinen zunehmend tonal eintönigen Entwicklungen und klobigen Erzählung zusammen.
                              5 Förderanträge.

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                              • 3 .5

                                Wie konnte so ein Unsinn für so viel Geld produziert werden?
                                Nihilistische Superschurken wollen die Welt zerstören, damit sie nie wieder alles durchleben müssen, weil sie unterm Fluch der ständigen Wiedergeburt leiden. Mark Wahlberg ist der Auserwählte, ein reinkarnierter japanischer Schmied, der sein Schwert benutzt, um ein Flugzeug zu erstechen und die Menschheit zu retten. Was soll ich dazu sagen? „Infinitite“ ist ein besonders erbärmliches Beispiel für Big-Budget-Science-Fiction, das im Grunde nur hirnlos pyrotechnische Versatzstücke und mäßiges CGI aufreiht. Trotz manch fein ausgearbeiteten Actionsequenzen ist das lustlose Schauspiel, Drehbuch und die idiotische Mythologie eine dreiste Zuschauerverarschung.
                                3,5 Eier suchen.

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                                  lieber_tee 30.10.2021, 23:59 Geändert 31.10.2021, 11:43

                                  Kerniges Männerkino.
                                  Guy Ritchies Remake des französischen Films "Le Convoyeur" (2004) ist weniger inszenatorisch verspielt als erwartet, will eher handgemacht-oldschool sein, das knarzige 70er Jahre Kino hoch leben lassen. Mit zusammengebissenen Zähnen und grimmigen Unterton vollzieht hier Jason Statham mit einem Gesichtsausdruck eine Rache, die keine Gefangenen macht. Der Selbsternst ist allerdings auf die Dauer etwas anstrengend und die verworrene Story-Struktur kaschiert nur, das der Film wenig cleveres Macho-Geplärr ist. Das ist erfreulich robust, wenn auch flüchtig.
                                  6,5 Hochrisikoüberfälle.

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                                    lieber_tee 29.10.2021, 19:50 Geändert 30.10.2021, 00:18

                                    Chinatown meets Blade Runner.
                                    Das kitschige Drehbuch und die statische Regie stammen beide von Lisa Joy, die bereits ähnlich in der schleppenden TV-Show Westworld gelangweilt hat. Abgesehen von einer gewissen oberflächlichen Kreativität in Bezug zur Umgebung und Prämisse gibt es hier nicht viel, was man als originell bezeichnen könnte. Die Figuren wanken durch Noir-Tropen, prätentiös und pseudo-poetisch als Science-Fiction erzählt. Das ist sicherlich ehrgeizig, findet manchmal magische Bilder, ist aber ebenso verworren wie letztendlich enttäuschend.
                                    4 mal sinnlos 68 Millionen US-Dollar Budget verbrennen.

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                                      lieber_tee 29.10.2021, 00:02 Geändert 06.11.2021, 13:20

                                      Wenn Alexa nach etwas mehr Privatsphäre fragt.
                                      Pleasantville trifft auf The Truman Show und Wreck-It-Ralph.
                                      „Free Guy“ als komödiantisch-medienkritisches Black Mirror-Konzept zu erzählen funktioniert vielleicht noch in der ersten Stunde. Im Gesamteindruck hat der Film allerdings keinerlei Ahnung, was er mit diesem Fahrplan anfangen soll, außer ein zunehmend ermüdendes Durcheinander aus übertriebenen Spezialeffekten anzubieten. Der Film strotzt nur so vor einer Good-Feeling-Stimmung. Die archaischen Cartoon-Gags und das anfänglich kreative World Building wird schnell zu einer popkulturellen Gamer-Wichs-Vorlage im Deadpool-Modus, wo ein digitaler Albtraum in eine unerträglich-geschwätzigen Rom-Com-Kitsch-Vorlage erdrückt wird. Die dünnen satirischen Anlagen haben kaum Ansprüche. Die Sezierung von Gesellschaft und Klasse verklebt in einen trivialen Bonbon-Effekt-Brei. Bei soviel Albernheit habe ich irgendwann genervt aufgegeben. „Free Guy“ ist wie der erbärmliche Versuch, ein Gespräch mit jemandem zu führen, der glatt und selbstgefällig daherkommt und keine Minute lang einen Gedanken festhalten kann. Der sprunghaft die gekauten Geschichten und Witze anderer erzählt.
                                      Dann lieber 4 mal Grand Theft Auto spielen.

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                                        Atmosphärischer und institutioneller Schrecken.
                                        Die Jumpscares und Grusel-Motive sind zwar arg generisch, ermüden auch zusehend, allerdings wie Autorin / Regisseurin Corinna Faith in ihrem feministischen Horrorfilm die (menschliche) Dunkelheit mit ihren pechschwarzen, klaustrophobischen Schatten durch Location, Produktionsdesign, Score und Kamera inszeniert ist beeindruckend. Die allegorische Geistergeschichte hat den Anspruch auf zeitgenössische #MeToo-Relevanz und wird zu einer klaren Anklage bzw. Ermächtigung gegen die patriarchale Kultur in Form eines Genrefilms.
                                        6 Stirnlampen.

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                                          lieber_tee 26.10.2021, 17:56 Geändert 26.10.2021, 18:04

                                          Wenn ein Mindfuck so richtig hart dein Hirn ficken will...
                                          Diese breiige Multiversum-Denkaufgabe ist ebenso wenig überzeugend wie die schauspielerische Leistung der Titelfigur. Regisseur Christopher MacBride beginnt mit einer interessanten Idee, aber die Verwirrungen und vermeintlichen Aufregungen sind eher quantenphysikalisches Coaching für Hirnsynapsen. Der löchrige Flickenteppich aus sich vermischenden (Drogen-) Realitäten bzw. Zeiten hat einen redundanten Stil, will ein cleveres Puzzle sein, aber die Taschenspielertricks verschleiern nur, das es wenig Substanz gibt. Der Film zerbröselt zunehmend an seine Kaninchenbau-Idee und schreit hilflos danach ein Donnie Darko im Christopher Nolan-Modus sein zu wollen.
                                          4 Zeitachsen.

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                                            über Titane

                                            Leben und Körper im Wandel.
                                            Der diesjährige Palme d'Or-Gewinner (2021) ist eine filmisch reiche Etüde aus verstörenden und dunklem Wahnsinn. Ein chaotisches und wildes Stück aus Attitüde und Stil, das immer faszinierend in seiner Unberechenbarkeit bleibt. Als aus Blut und Öl geätztes Essay über die Wandlungsfähigkeit des Geschlechts erzählt, ist die Sehnsucht nach Geborgenheit und selbstbestimmte Macht über den eigenen Körper immer spürbar. Filmemacherin Julia Ducournau breitet ihre transgressive Fetisch-Geschichte mehr mit (Spiegel-) Bildern als mit Worten aus. Sie erforscht selbstbewusst sexuelle und geschlechtliche Identitäten mit den provokativen Mitteln des Körper-Horrors, bietet dem Zuschauer eine viszeral gewalttätige, düster-komödiantische, aber auch zarte Erfahrung. Trotz seines Schreckens ist der Film dabei eine Feier des Körpers, der die Verbindung zwischen Lust und Schmerz, Qual und Ekstase sucht.
                                            8 mal mit Autos ficken.

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                                            • 5

                                              Inmitten seinen verworrenen Aussagen über Social-Media-Kritik, Mobbing, Rache und Eigenverantwortung im Rahmen eines Schul-Amoklaufes findet der Film nur einen „Stirb-Langsam“ für Teenager ohne Tiefgang. Als kleiner Actionfilm, der trotz zeitgemäßer Thematik, irgendwie nach 80er Jahre Kino wirkt, ist er aber durchaus befriedigend. Vielleicht weil er moralisch ziemlich ekelhaft und verabscheuungswürdig seine Themen ausbeutet, macht er mehr Freude als er verdient.
                                              5 Ratten weg-schubsen.

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                                              • 2 .5

                                                Unter dem Motto „Hey, lass uns noch ein paar ältere Charaktere hinzufügen" ist Halloween Kills ein Nostalgie-Köder den keiner braucht.
                                                Enttäuschend faul, chaotisch und schlaff geschrieben leidet die auf drei Erweiterungen geplante Franchise-Verarschung am Fluch eines nicht auszählbaren Mittelteils. Die Füllepisode ist vollgestopft mit flachen Dialogen, uninteressanten Charakteren und einem Mangel an Dringlichkeit. In Ermangelung einer zusammenhängenden Handlung wird die erzählerische Anämie mit Splatter-Blut-Transfusionen aufgefüllt. Die eigentlich interessante Idee einen hysterischen Bürgerwehr-Mob, der ständig "Das Böse stirbt heute Nacht" skandiert, slasher-gerecht von Michael dekonstruieren und dezimieren zu lassen macht einfach keinen Spaß. Der Subtext zwischen Traumata und Trauer bzw. individuelle und kollektive Psyche ist nur ein lächerliches Durcheinander. Ging der erste Teil noch einen kleinen Schritt nach vorne, geht dieser drei wieder zurück. Das Produkt wirkt wie ein schlecht durchdachter Eiljob an, der betäubend doof ist.
                                                2,5 Augäpfel ausdrücken.

                                                20
                                                • 5
                                                  über Kate

                                                  Boom Boom Mary.
                                                  Das Drehbuch leidet unterm „Weiße-Retterin-Komplex“ und war wohl so dünn wie die Papierwände im Film. So ziemlich alles in diesem Attentäter-Rachefilm verläuft auf einem vertrauten Weg. Die flachen und nervigen Figuren driften am Ende in eine kitschig-sentimentale Schuld und Sühne Alberei ab. Immerhin gibt es in Neonlicht gebadete, gewalttätige Kampfszenen, ganz im aktuellen Brutalo-Fight-Modus. Die gehörige Portion Stil lässt die japanischen Unterwelt bonbonfarbend erscheinen und die charismatische Mary Elizabeth Winstead darf selbst in der eigenen Körperzerstörung cool aussehen. Am Ende ist „Kate“ aber nur das übliche
                                                  Hintergrundrauschen für den Netflix- Content.
                                                  5 mal verstrahlt.

                                                  25
                                                  • 5
                                                    lieber_tee 12.09.2021, 23:54 Geändert 13.09.2021, 12:06

                                                    Ohrfeigen der bürgerlichen Moral.
                                                    Im Mittelpunkt steht ein Teenager-Mädchen und ihre Art und Weise, wie sie zwanglose sexuelle Beziehungen führt, immer auf der Suche nach der „wahren“ Liebe. Regisseur Pialat und seine junge Hauptdarstellerin gelingt es gut die Langeweile der Jugend zu beschreiben, die versucht aus dem Druck des Elternhauses zu entfliehen. Der Film wird unangenehm psychologisierend und seltsam theaterhaft in den Dialogen, wenn er seinen spielerischen Anteil verliert (nach dem Auszug des Vaters) und in eine dysfunktionale, schlagende Familie eintaucht, wo scheinbar alle einen an der Klatsche haben. Aus der folgenden emotionalen Achterbahnfahrt konnte ich wenig Gewinn ziehen. Zu aufgesetzt und seltsam misogyn wirkte sie auf mich. Die Ereignisse wirkten erzwungen, übertrieben und gewollt abstoßend. Am Ende ist das ganze nur noch absurdes Theater, was wohl über die zerstörerische Kraft bürgerlicher Familien, die unfähig sind Liebe zu geben, etwas erzählen will. Für einen Cesar-Preisträger, der großes französische Kino sein will, hat er mich nur noch genervt.
                                                    5 Grübchen.

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