mattxl - Kommentare
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Alle Kommentare von mattxl
Man kann aus "Swept Away" nur eine einzige Konsequenz ziehen: Temporäres Berufsverbot für schwerverliebte Künstler. Was Guy Ritchie und Madonna da verbrochen haben, bestätigt auf das schmerzhafteste: Liebe macht blind und taub. Sie ist ein alles verzehrendes Feuer - das leider auch vorhandenes Talent gnadenlos auffrisst. Künstler müssen einsam und verlassen sein, es tut ihnen nicht gut, wenn das Glück sein Füllhorn über sie ausschüttet. Schlagartig verblöden sie und sie geben nur noch dummes Zeugs von sich. Man muss kein Profet sein, um zu sagen: Halbwegs normal denkende und fühlende Menschen werden diesen Quatsch keine 89 Minuten aushalten.
Bitte liebe MP-Freunde, verzeiht mir. Ich weiß: Ich als notorischer ARTE-Gucker darf das eigentlich gar nicht gucken. Aber ich bin nach wie vor der Auffassung: Mehr über das Leben als im Dschungelcamp, lernt man sonst nur bei von Trier, Haneke, Innaritu und Co. Blasphemie?
Nein. Schon die erste Folge war ein intellektuelles Fest. Seit 24 Stunden denke ich darüber nach, die unsägliche Larissa in das Olymp meiner persönlichen Star-Philosophen aufsteigen zu lassen. Warum? Ganz en passant hat Larissa einen Bruch mit der Romantik vollzogen, der Idealisten, Marxisten, Existenzialisten und diverse andere moderne Geistesströmungen in Schockstarre versetzen müsste. Bei näherer Betrachtung ist Larissa eine Derrida-Schülerin (auch wenn sie dessen Namen vermutlich noch nie gehört hat).
Sie teilt mit dem ihr vermutlich unbekannten Leherer die Vorliebe für Neologismen: "Ureinwanderer" (statt dem geläufigen, aber schrecklichen "Ureinwohnern"). Das ist ihre Erfindung und das ist sensationell. Das ist nichts anderes als die berühmte derridasche "differance" massenkompatibel übersetzt. Es gibt keinen Ursprung, es gibt kein Heim. Schon die romantische Vorstellung von : "Der gehört dahin, weil der da herkommt" war Quatsch. Wir sind sind alle Wanderer. Sogar unsere Ur's waren - wovon die Romantik nichts wissen wollte - Wanderer. Niemand ist illegal. Ureinwanderer aller Länder vereinigt Euch!
dazu passt ganz wunderbar:
http://www.schleckysilberstein.com/wp-content/uploads/2014/01/Bildschirmfoto-2014-01-16-um-16.21.15.png
Puuuuuhhh ... die vier Schlussfolgen haben es aber noch einmal in sich. Wer emotional nicht völlig verroht ist oder unter chronischer Verstopfung der Tränenkanäle leidet, sollte in jedem Fall Taschentücher bereithalten, denn, das ist kein Spoiler, weil es von Anfang an klar ist: Es wird gestorben. Lang - gnadenlos - quälend, und, ja: Immer wieder sehr, sehr komisch.
Eine Comedy über das Sterben - und dann noch als Serie - geht das überhaupt? Wäre ich Produzent, ich hätte mir 3 x überlegt, ob ich bereit wäre, da zu investieren. Umso toller, dass Darlene Hunt und Co. den Mut bewiesen haben, das Meistverdrängte überhaupt einem Millionenpublikum drei Jahre lang regelmäßig in die Wohnstuben zu schicken. Und ganz offensichtlich haben die Macher der Serie dabei ein Ton getroffen, der ankommt, weil er in "aushaltbarer Weise" nicht zuletzt auch an die eigene Endlichkeit erinnert.
Wer sich mental vorbereiten möchte, dem sei soviel zur Stimmung verraten: In den drei Staffeln dominiert der Comedy-Ton, wobei es immer wieder zu hochemotionalen Kratereinschlägen kommt. Das Verhältnis kehrt sich in den vier Schlussfolgen um: Hinter der "Comedy-Fassade" kommt immer mehr ein beinharter Realismus zum Vorschein. Mancher wird daher vielleicht Hemmungen haben, diese Folgen zu gucken. Denen würde ich sagen: Los, gebt Euch einen Ruck. Ihr seid es Cathy schuldig.
Qualitativ sehe ich es etwa wie Masseltoff unten: Starke 1. Staffel, sehr starke Schlussfolgen, Staffel 2 und 3 haben ein paar verzeihbare Hänger.
Die Fishers bleiben natürlich meine Lieblings-Serienfamilie - aber die Jamisons rücken ganz dicht ran.
Arschloch-Mutti und Arschloch-Papa trennen sich. Es entbrennt ein Sorgerechtsstreit um die kleine Maisie, nur dass Mutti und Papa leider gar keine Ahnung davon haben, was "Sorge" heißt. Gott sei Dank sind beide schnell wieder verbandelt. Nun gibt es schon vier Personen, zwischen denen Maisie hin- und hergeschoben wird und die sich - mehr oder weniger - für sie verantwortlich fühlen. Erfunden hat diese Patchwork-Familie 1897 Henry James. McGehee und Siegel haben sie mit viel Respekt vor dem Original modernisiert.
Ich muss gestehen, dass mir dieses ständige "Wer nimmt das Kind? Ah, wie dumm, mir passt es gerade nicht" irgendwann gehörig auf die Nerven ging. Ist das nicht ein bisschen sehr einfallslos, eine ganze Story nur um Terminkalender herum aufzubauen? Irgendwann wusste ich auch nicht mehr, ob ich die kleine Maisie für ihre stoische Gelassenheit, mit der sie alle Unbill erträgt, bewundern sollte, oder aber ob sie einen Fall von Asperger im Frühstadium darstellt. (Ich habe mich dann doch für Variante 1 entschieden.) Anerkennenswert immerhin das Bemühen, traditionelle Familienbilder in Frage zu stellen (das hat Henry James 1897 allerdings auch schon getan).
Julianne Moore - m.E. deutlich gegen den Typ besetzt - macht ihre Sache wie immer sehr gut: Mehrfach verspürte ich das Verlangen, in den Bildschirm zu greifen, um sie zu schütteln, ihr die Leviten zu lesen, den Marsch zu blasen oder sonst irgendwelche Symbolstrafen an ihr zu vollziehen.
"Kopfüber" oder: "Durch die Nacht mit ... Michelle Pfeiffer." Der schlafgestörte Ed Okin (Jeff Goldblum), Experte für Sateliten-Kommunikation, gerät zufällig an die mysteriös-putzige Diana (Michelle Pfeiffer). Vorbei ist es mit der Sateliten-Kommunikation, denn in Windeseile haben die beiden gleich mehrere Killer-Komandos an den Hacken. Kulleraugen-Diana hat nämlich ein paar Smaragde im Gepäck, was anscheinend die halbe Welt schon weiß.
Typischer Sonntag-Nachmittag-Film, der die Hirnzellen wenig beansprucht und insbesondere bei Menschen, die in den 80er sozialisiert wurden, nostalgische Erinnerungen an Big Hair, Bad Taste, Schulterpolster, Flamingo-Pink und dudeliges Synthie-Geklimper wecken dürfte. Bemerkenswert, wer sich hier so alles in den Nebenrollen tummelt: David Bowie als blondierter Killer, Vera Miles (ja wirklich! Sie gibt hier eine Art Haustyrannin in bester Dallas- oder Denver-Tradition) , Dan Aykroyd, sogar David Cronenberg hat einen winzigen Auftritt. Und und und.
Ein Meisterwerk ist "Kopfüber" wahrlich nicht. Aber als Zeitdokument dann doch wieder nicht ohne Charme. Kann allerdings sein, dass sich dieser Charme nur erschließt, wem dieses äußerst farbenfrohe und nicht immer geschmackssichere Jahrzehnt noch erinnerlich ist.
Die Konkurrenz für "Smashed" ist groß. Alkoholismus als Thema ist in der Filmgeschichte spätestens seit "Das verlorene Wochenende" fest verankert. Auf Anhieb fallen mir ein "Das Irrlicht, "Leaving Las Vegas", "28 Tage", "Barfly", "Die große Sehnsucht der Judith Hearne", "Der Trinker", "Julia". Ungezählte gute und schlechte Fernsehproduktionenen wenden sich dem Thema zu - warum dann noch "Smashed"?
Das ist ein bisschen das Problem des durchaus sehenswerten Films: Er weiß dem Thema wenig Neues abzugewinnen, berührt zwar hier und da (vor allem in der zweiten Hälfte), aber traut sich letztlich nur an Oberflächen zu kratzen. Das größte Manko allerdings ist sein Kürze (78 Minuten): Gerade als die Figurenentwicklung beginnt interessant zu werden, da ist Smashed schon wieder zu Ende.
Lob gebührt der charmanten Mary Elisabeth Winstead, die den Ups and Downs der Sucht ein markantes Gesicht zu geben versteht und Aaron Paul, der allerdings ein bisschen aufpassen sollte, nicht Hollywoods neuer Fulltime-Drogi zu werden.
Schade. Krol war wie immer toll - aber diese Story: Oh je! Da hat ganz offensichtlich jemand seinen Zettelkasten geplündert und versucht, daraus eine Geschichte zu basteln. Herausgekommen ist ein überwürzter Eintopf aus Homos, Transen, Gigolos, Aliens (ja, wirklich!), Eskimos, greisen NATO-Generälen, traumatisierten Schülern und vergewaltigten Frauen, der auch mit eine paar Spritzern Mishima und Manfred Mann, die popkulturelle Zitate liefern dürfen, nicht schmackhafter wird.
Ein Schüler auf den Spuren eines Nazis. Eine Variation zum Nietzsche-Thema: Wer sich mit Ungeheuern einlässt, sollte aufpassen, am Ende nicht selber eines zu werden. Leider fällt die Umsetzung des Themas dann doch ein bisschen hanrmlos aus. Man hört: Die Vorlage sei besser.. - was ich gern glaube.
Ein Kind wird entführt. Relativ schnell steht der Entführer fest. Es ist ein 13 Jähriger, der sich selbst als "Niemand" bezeichnet. Er ist (noch) schuldunfähig, schweigt beharrlich und spekuliert darauf, ohnehin nicht verknackt werden zu können. Als ob dieses eine Alb-Traum Kid nicht schon genug wäre - ihm schließt sich die nicht minder gestörte Mathilde an. Gemeinsam beginnen sie. die Mutter und den Vater des Entführten psycho-sadistisch zu quälen. Was wollen die beiden? Es beginnt ein nervenzehrendes Katz und Maus-Spiel mit der Polizei...
Bastard ist beklemmend, spannend und großartig gefilmt. So böse Film-Kinder - großartig Antonia Lingemann und Markus Krojer - hat man lange nicht gesehen. Definitiv kein Wohlfühlfilm.
"Madame X" ist ein offensichtlich ziemlich unbekanntes, nichts desto trotz herzzerreißendes Meldodram, in dem (mal wieder) Lana Turner als Drama Queen brilliert. Unbedingt erwähnt werden muss aber auch die böse Schwiegermutter Constance Bennett, der man spätestens nach 20 Minuten Pest und Cholera an den Hals wünscht.
Worum geht es? Lana Turner heiratet "nach oben". lebt glücklich und zufrieden mit Mann, Kind und Schwiegermutter unter einem Dach. Schon bald vernachlässigt ihr Mann sie und sie beginnt eine Affäre. Ein Unglück von nahezu kosmischen Ausmaßen braut sich in der Giftküche der Schwiegermutter zusammen. Ja wirklich, immer wenn man denkt: Schlimmer kann es nicht werden, weiß das Drehbuch: Doch, es kann. Lana Tunrer stirbt hier nicht einen Tod - sondern gleich ein paar hundert.
Das ist nicht ganz so subversiv, wie die Melodramen von Douglas Sirk, bei dem das aktive Überschreiten gesellschaftlich definierter Grenzen ja auch - trotz aller Tragik - immer auch etwas positives besaß. Hier wird gnadenlos eine Abwärtsspirale beschrieben - bis zum wahrlich großen Finale, das ich hier natürlich nicht spoilern werde. Aber wer da nicht mindestens eine Träne verdrückt, hat schlicht kein Herz.
Unbedingt gucken sollte "Walter Mitty", wer gerne in Bildern badet und sich an malerischen Landschaften erfreut. Ebenso werden Indie-Soundtrack-Enthusiasten (Jose Gonzales! David Bowie!) ihren Spass haben. Mindestens neugierig machen sollte "Walter Mitty" alle Job-und Alltagsfrustrierten, die sich noch an die "Camel Trophy" oder die "Marlboro Adventure Tours" erinnern und die sich gern in diese Bildwelten flüchten, wenns im Büro mal wieder stinkenlangweilig ist. (Ben-Stiller-Fans werden eh heiß sein auf den Film, daher spare ich mir an dieser Stelle den Hinweis auf sie).
Freunde des gepfegten Storytellings und feinziselierter Geschichten kommen leider nicht so auf ihre Kosten. Die Geschichte des gesuchten Bild-Negativs ist leider reichlich abstrus und die Love-Story würd ich mal als "naja" klassifizieren. (Kristen Wiig als blass zu bezeichnen dürfte ihrer Farblosigkeit noch schmeicheln). Schade - denn unzweifelhaft hat der Film einige atemberaubende Szenen ...
Beste Filme:
1. Pate 2
2. Mission
3. Casino
4. GoodFellas
5. Taxi Driver
Beste Leistungen
1. Taxi Driver
2. Pate 2
3. Angel Heart
4. Kap der Angst
5. Es war einmal in Amerika
Ehemalige Terroristen - inzwischen alle gutbürgerlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen - werden nach 30 Jahren mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Was ist aus den einstigen "Idealen" geworden? Was ist aus der Schuld geworden, die man damals auf sich geladen hat? Interessantes Thema (da gibt es übrigens auch in Deutschland sehr sehenswertes, wie z.B. "Die Stille nach dem Schuss" oder "Es kommt der Tag"). Wenn dann noch ein ganzes Batallion von Top-Schauspielern dazukommt, sind das eigentlich optimale Voraussetzungen für einen Polit-Thriller....
"The Company you keep" ist dann aber doch leider etwas enttäuschend, weil das Drehbuch nicht unbedingt ein Gipfel der Raffinesse ist. Die Story ist bei Nähe betrachtet ziemlich simpel und wendungsarm. Es sollte einen immer misstrauisch stimmen, wenn ein Regisseur, um eine simple Story zu erzählen, soviele Figuren/Stars benötigt.
Interessant ist der Film, weil man spürt, dass Redford hier auch einen inneren Monolog mit sich selber, mit seiner Lebensgeschichte führt: Wieviel hat damals gefehlt, um sich der radikalen Linken anzuschließen? Und es ist ein Generationen-Dialog mit "der Jugend", für die Shia LaBeouf, der karrieregeile Journalist, der sich doch noch ein bisschen Rest-Morral erhalten hat, steht. (Überflüssig zu sagen, dass das politische Bewusstsein "der Jugend" in keinem sehr schmeichelhaften Licht erscheint.).
Besonderes Lob verdient - wie fast immer - Susan Sarandon. Was die aus den 6-8 Minuten Screentime macht (die Knast-Szene!), die ihr zur Verfügung stehen, ist einfach GRANDIOS.
"Walhalla Rising" spaltet ganz offensichtlich die Gemüter wie "One Eye" die Schädel seiner Peiniger und Gegner. Immer wieder heißt es, der Film sei langweilig und ohne nennenswerte Handlung. Ich möchte dem ein bisschen widersprechen. Richtig ist: Das ist eine Geschichte ganz "stripped down". Schnörkellos und ohne einen einzigen Erzählzug zuviel. Andererseits geht um viel: Um das Woher und Wohin, um Suche und Befreiuung, das Scheitern zweier Weltanschauungen, Fremdheit, das Nicht-Begreifen von Welt, um die Möglichkeit des Opfers in einer chaotischen Welt.
Unverkennbar ist Mads Mikkelsen der große Bruder von Ryan Gosling in "Only God forgives". Und ich glaube sagen zu können: Wer "Only God forgives" nicht mochte, wird mit "Walhalla Rising" kaum glücklicher werden. Man muss die manichäische Weltsicht, die Refn in beiden Filmen ästhetisch atemberaubend entfaltet, nicht teilen - faszinierend ist sie allemal.
Gelegentlich verspüre ich das Bedürfnis, meinen Nuller-Bereich mal wieder aufzufrischen. Nicht aus Bosheit oder weil ich irgendjemanden "haten" würden, sondern weil sich sonst alles so im 6er/7er Bereich tummelt und man an meiner Urteilskraft zweilfeln könnte. (Und "haten" tu ich schon mal gar keinen - da krieg ich nur immer Mitleid mit den "Gehateten" und schlage mich sofort auf ihre Seite).
Eine gute Gelegenheit, den Nuller-Bereich aufzufrischen, bietet bekanntlich stets Sat 1. Sagenhaft, was es da gestern abend wieder zu sehen gab. Wie schaffen die es nur immer wieder, soviel Unvermögen in einer Produktion zu versammeln?
Hier kommt alles auf die Genre-Zuordnung an: Man mache nicht den Fehler und erwarte eine weihnachtliche Komödie. Der "Weihnachtskrieg" ist ein Doku-Drama! Weil: In dramatischer Weise wird hier vollkommene Talentfreiheit dokumentiert.
Typischer Film, der genau einen Twist zuviel hat. Hätte sich Bill Paxton mit einem Twist begnügt und den dann sauber zuende geführt, hätte ich duchaus höher gevotet. Der zweite Twist jedoch macht aus dem Film nachträglich leider eine ziemlich hanebüchene "Spökenkiekerei", wie man das in Norddeutschland so nennt. Was zunächst wie eine Horror-Parabel auf religiösen Irrsinn beginnt, endet dann leider - nein, stop... das wär dann doch zu heftig gespoilert...
Die Väter haben saure Trauben gegessen und den Söhnen sind die Zähne stumpf geworden."
Es gibt im Alten Testament die uns heute vielleicht seltsam erscheinende Vorstellung, dass das Tun und das Ergehen eines Menschen unmittelbar miteinander verbunden sind. Der "Böse" tut nicht nur etwas "Böses", er zieht auch eine Unheilsphäre in die Welt, die vor sich herwabert, sich ausbreitet - bis sie entweder dem "Bösen" auf die Füße fällt - oder aber durch das Ritual aus der Welt geschafft wird. Nun war man auch vor 2500 Jahren nicht blöd - und merkte, dass dieser Zusammenhang von Tun und Ergehen so nicht funktioniert - es gibt haufenweise "Böse", denen es bestens geht, und "Gute", die entsetzlich leiden. Das Alte Testament reagiert darauf in zweilerlei Weise: Der Zusammenhang von Tun und Ergehen wird generationenübergreifend : "Die Väter haben saure Trauben gegessen und den Söhnen sind die Zähne stumpf geworden" (Ezechiel). Oder aber, das ist die radikalere Reaktion: Der Zusammenhang von Tun und Ergehen wird bestritten (z.B. Hiob).
"The Place beyond the Pines" ist eine moderne Anverwandlung dieser uralten, aber doch wohl nie veraltenden Fragen. Derek Cianfrance geht, wenn man so will, Ezechiels Weg, den Weg der sauren Trauben. Es ist hier das generationenübergreifende Unheil, dass sich in drei Episoden (schon fast eher: drei Filmen) ausbreitet, ehe es endlich - übrigens auch gut biblisch - aus der Welt geschafft wird. Mich hat die schicksalhafte Verstrickung der beiden Familien sehr berührt.
Ryan Gosling liefert das Erwartbare ab. Das klingt vielleicht zu negativ - er macht seine Sache sehr gut, variiert aber doch letztlich nur noch einmal den Driver; denke er muss aufpassen, sich da nicht ein Korsett zu schnüren, aus dem er später nicht mehr herausgekommt. Erneut positiv überrascht hat mich Bradley Cooper, dem es in ganz erstaunlicher Weise gelingt, der sehr komplexen Figur des Polizisten Avery Cross ein Gesicht zu geben.
Gut gemeint - aber leider ganz und gar grauslich, klischeetriefend und in geradezu unheholfener Weise kitschig. Mehr nervige Filmfiguren habe ich selten in einem Cast versammelt gesehen. Für zwei-drei putzige Momente mit der kleinen Nervensäge Pete gibt es dann noch gerade 2,5 Punkte.
Bin (fast) sprachlos. Mach das nie, dass ich einen Film nach Erstsichtung eine 10 mit Sternchen gebe. Dank an Mark, Wumz und meinalterego für ihr Werben für diesen Film ! (Und Dank an MP, dass der Bogen, den ich um den Film gemacht habe, dann doch noch den richtigen Weg genommen hat). Bei Ozon weiß man nie so recht, was da nun wieder kommt. Ozon hat bekannermaßen einen Hang zu skurilen Ideen - auch hier. Manchmal gehen sie bös ins Auge (z.B. "Ricky"). Aber hier passen sie zu 100 %. Hier passt es z.B., dass der erwachsene Enkel sich zu seiner nackten Oma (Jeanne Moreau) ins Bett legt.
"Die Zeit, die bleibt", ist ein "Memento Mori" der ganz besonderen Art. Der Sterbende ist nicht gerade ein Sympathieträger - in vielerlei Hinsicht sogar ziemlich eklig - aber wie dieser Unsympath berührt - zumindest mich berührt hat - dafür gucke ich Filme.
Guilty Pleasures? Nein.... ganz und gar nicht... ich guck den immer wieder gern - ohne jedes Schuldgefühl. Aus einem Grund: Das ist vermutlich der klügste, differenziertestes Sandalen-Filme, den es gibt. Das ist eben kein Film, der platt für irgendeine "christlche Botschaft "plädiert. Das tut er natürlich auch. Aber: Quo Vadis hat unendliche Grau-Weiß-Stufen - obwohl in Technicolor. Damals, als noch ganz klar war, welche Religion die richtige ist, schmuggelt dieser "superchristliche Film" subversive Botschaften ein. Jeder, der in christlicher Tradition groß geworden ist, wird merken, wie nah ihm der "atheistische" Petronius ist. Auch die Rolle der "heidnischen" Acte würde theologische Doktor-Arbeiten verdienen. - Ich bin überrascht, dass Petronius und Acte in den Fünfzigern der Zensur duchgingen. Aber gut: Zensoren peilen selten etwas....
"Die barfüßige Gräfin" ist einerseits eine sehr gallige und scharfzüngige Abrechnung, mit dem, was man mit der Chiffre "Hollywood" bezeichnen kann. Es ist aber vor allem auch die Geschichte einer Frau, der spanischen Tänzerin Maria Vargas, späterer Hollywod-Star, auf der Suche nach sich selbst - und ihrer "zweiten Hälfte".
Maria ist das typische Beispiel einer "durchgereichten Frau", die fast ausnahmslos an üble Typen gerät. Was den Film spannend macht, ist, dass sie dabei keineswegs schwach ist, ganz im Gegenteil. Sie ist auch überhaupt nicht karrieregeil. Sie ist kein bloßer Spielball von Mogulen. Sie sucht ihr Leben. Und leider gilt mit Blick auf ihre Geschichte - ein Leitmotiv des Films: "Das Leben schreibt die schlechtestens Drehbücher."
Überflüssig zu sagen: Maria ist natürlich mega-sexy - aber bei all den berichteten Männergeschichten gibt es nur einen einzigen rekonstruierbaren Sexualakt. Wie kommt das? Sie phantasiert sich als Aschenputtel. Diese starke Frau wünscht sich den Prinzen, der ihr die verlorenen Stöckel bringt. Das kann den Geschlechtsakt kompliziert machen.
Auch formal ist das - der Film stammt aus dem Jahr 1954 - sehr spannend, denn Marias Geschichte wird in Rückblenden erzählt. Einige Szenen werden 2-fach aus unterschiedlicher Perspektive erzählt und die Episoden ihres Lebens werden von unterschiedlichen Personen bei ihrer Beerdigung erinnert. (Das ist kein Spoiler- denn ihr Tod steht von Anbeginn an fest.)
Es heißt, Marias Geschichte sei an die von Rita Hayworth angelehnt - die die Rolle aus eben diesem Grund auch abgelehnt hat, so dass nun Ava Gardner hier glänzen durfte. Ob das stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen. Man hat in jedem Fall während des ganzen Films den Eindruck, dass hier auf reale Personen angespielt wird.
Glänzen tut hier auch Humphrey Bogart, die "Klammer" des Films. Er ist der Ex-Alki-Regisseur, der eigentlich als einziger Mann einen dauerhaften Zugang zu Maria findet. Findet er einen Zugang? Ja. Ein bisschen. Und ein bisschen ist manchmal sehr viel.
Opulenter, durchaus unterhaltsamer 3-Stunden-Schinken, der den Werdegang eines amerikanischen Kardinals vom 1. bis zum 2 Weltkrieg nachzeichnet, hin und hergerissen zwischen einer rigorosen Loyalität gegenüber der Kirche, Ehrgeiz, gesundem Menschenverstand und Güte.
Der Film ist vollgestopft bis an den Rand mit Fragestellungen katholischer Soziallehre wie z.B. Mischehe, Abtreibung, Zölibat, Rassismus, Suizid, Faschismus. So sympathisch dabei auch die Botschaften Premingers sind - die Fülle der Themen zwingt den Regisseur zu einer gewissen Oberflächlichkeit - und gelegentlich skurilen Regie-Einfällen. So etwa wird nach dem "Anschluss Österreichs" der Kardinalssitz von den Nazis gestürmt. Der amerikanische und österreichische Kardinal verschanzen sich in der Sakristei mit den Worten: "Lassen sie uns die Heiligen Sakramente retten!" Diese Sorgen möchte man haben....
Minuspunkte muss man hier leider auch für Premingers Frauenbild vergeben. Wissen diese doch ganz genau, dass es ihre alleinige Bestimmung ist "nur für den Mann dazu sein" (Romy Schneider) oder aber die Frau endet - wie die Schwester des Kardinals, Mona, - fernab der Familie als Prostituierte. Das hätte man 1963 schon anders wissen können.
echt schön die Liste... nach reichlich hin und herüberlegen würde ich dann wohl "Der Stadtneurotiker" nennen.....
Liebe Nina Kunzendorf, soso ... in Frankfurt wolltest Du nicht mehr ermitteln - obwohl Du mit dem wunderbaren Krol so ein tolles kauziges Paar abgegeben hast. Dir war, wie man so liest, die Rolle zu sexy. Statt dessen sieht man Dich nun mit blöder Nerd-Brille und Leichenbitter-Miene in Aurich ermitteln. Aurich! Ach herrje....na gut, ist ja wohl auch nur ein Mal geplant ... und dann noch diese Geschichte, die sich sowas von zäh von Minute zu Minute zieht ... ja, Langeoog ist sicher ein sehr malerische Insel. Aber eine dekorative Kulisse und hübsche Norwegerpullis machen leider noch keine gute Geschichte. Also, liebe Nina Kunzendorf, überlegs dir doch noch mal. Aurich ist echt nix für dich. Und diese doofe Brille auch nicht.