mattxl - Kommentare
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Alle Kommentare von mattxl
Ich verstehe jeden, der sagt: "Dieses furchtbare Gelaber geht mir wahnsinnig auf die Nerven." (Und stelle beruhigt fest: Unter meinen MP-Freunden ist keiner dieser Meinung - sind halt fein ausgewählt fg*).
Mehr noch verstehe ich aber all jene, die sagen: Was Linklater mit seiner Before-Trilogie (bisher zumindest Trilogie) geschaffen hat, ist einfach der Wahnsinn. Ja, mir fallen tatsächlich sehr wenige aktuellere Filme ein, die den Zauber des Verliebtseins und die Fragilität der Liebe so unkitschig und so klug in Worte (weniger in Bilder, da muss man bei Linklater leider ein paar Abstriche machen) gefasst haben. Diese Dialoge sind, und das meine ich ganz ernst, nobelpreisverdächtige Meisterwerke, gerade weil sie so unscheinbar , "gewöhnlich" sind. Wie dieses unendliche Geplapper umkippt - mal in den magischen Moment des Verliebtseins, dann in die Dämonie des Zweifels, des Alles-In-Frage-Stellens - das ist wirklich groß. Dabei ist "Before Mindnight" definitiv keine Virginia Woolf-Neuauflage: Wir sind weit entfernt von den Dezibel, zu den sich Taylor und Burton aufschwingen. Aber das macht die Sache nicht minder bitter - und schön.
Ich bin kein Freund von Sequels. Aber Euch beiden, Jesse und Celine, Euch würde ich gerne weiter zu hören. Bis zum Schluss. Auch wenn mich dieser SEHR SEHR traurig machen würde.
"Verfolgt und gejagt" heißt seit ein paar Jahren deutlich kreischiger "Die Nazijägerin". So richtig genützt hat dem Film die Umbenennung anscheinend nichts, bin ich hier doch tatsächlich der erste, der ihn bewertet. Dabei war er seinerzeit für drei Golden Globes nominiert. Und Farrah Fawcett als Beate Klarsfeld - das ist in jedem Fall zu originell, als dass man den Film der Vergessenheit anheimfallen lassen dürfte.
Ein Meisterwerk ist der Film nicht, aber ansehen kann man ihn sich schon. Brav werden hier die entscheidenden Stationen der Klarsfeld-Biographie heruntererzählt (Kiesinger, Lischka, Barbie), wobei er leider ziemlich an der Oberfläche klebt und man sich an mehreren Stellen schlicht mehr Infos gewünscht hätte (z.B. was hat Kiesinger getan? Was wurde aus Lischka? etc.). Gerne hätte man dafür auf manches Familien-Gedöns verzichtet. Farrah Fawcett macht ihre Sache gut und zeigt einmal mehr, dass in ihr viel mehr steckte, als ein "Engel für Charlie" zu sein.
Das Blödeste, was man über einen Film sagen kann, ist, dass er "wichtig" sei. Aber irgendwie ist "The Congress" wichtig. Leider nur irgendwie, denn mit Ari Folman ist ein bisschen der Gaul der Verrätselung durchgebrannt. Der Film schreit angsichts überbordender Symbolik geradezu nach Mehrfachsichtungen, was ja nicht schlecht ist. Aber er s c h r e i t eben danach - und das mag ich nicht.
"The Congress" leidet ein bisschen am AHSC-Syndrom. Das AHSC-Syndrom ist eine Erfindung von mir und leitetet sich ab aus der dritten Staffel ("Coven", daher das C) von American Horror Story: Diese zeichnet sich dadurch aus, dass die Leute ständig sterben und wieder auferstehen. Dort, wo aber dem Tod sein Schrecken genommen ist, wird nur leider auch das Leben sehr langweilig. Und ein bisschen ist es so auch in The Congress: Hier ein Serum, um als Grace Jones wiederauzustehen, dort ein Kellner, der immer schon einmal Michael Jackson sein wollte und offensichtlich zur richtigen Ampulle gegriffen hat. Irgendwie ist man tot - aber dann war noch alles wieder nur Phantasie. Und dann lebt man wieder und ist doch eigentlich tot. Oder doch nicht? Na, man kennt das ja inzwischen. AHSC eben. Tod und Leben - ein einziges Durcheinander. Dumm nur, dass es im wahren Leben anders läuft.
Gemischt werden drei Themen, die nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben: Älterwerden, die zunehmende Virtualisierung der Welt und das Phänomen der betäubten Öffentlichkeit bzw. der Unmöglichkeit einer Revolution. Die Verknüfung der Themen finde ich gelungen, Robin Wright ist toll, die Animation ist mir, ehrlich gestanden, zu quietschig - in jedem Fall ist sie der Sache angemessen - nämlich flach und bunt. The Congress ist aber ein bisschen zu sehr Denksportaufgabe als dass es wirklich berühren würde. Trotzdem: Sicher sehenswert.
Romy Schneider und Jack Lemmon in einem Film? Die Story klingt zwar nicht sonderlich originell, hat aber Potential: Es geht mal wieder um ein Erbe. Ein Erbe, das die liebe Janet (Romy Schneider) aber nur erhält, wenn sie sich mit ihrem Ex Howard versöhnt. Daran denkt sie jedoch gar nicht. Unglückseligerweise gibt es noch weitere Erbberechtigte, die ahnen, dass da was mit Janets Beziehung nicht stimmt und die Janet unter Beobachtung stellen. Kurzerhand schnappt diese sich daher ihren Nachbarn Sam (Jack Lemmon), zugleich Mann ihrer Freundin, und gibt diesen als Howard aus. Weiter verkompliziert wird das ganze dadurch, dass auch Sam unter Beobachtung steht: Er ist verantwortlich für eine Werbekampagne, und der spießige Auftraggeber (Edward G. Robinson) ist nicht bereit mit Luftikussen zusammenzuarbeiten. Außerdem möchte er nun ausgerechnet Janet und Sam als Durchschnitts-Saubermann-Paar in den Mittelpunkt der Kampagne stellen. Und dann taucht auch noch - wie Zieten aus dem Busch - Howard auf…
Das hätte turbulent werden können. Gezündet hat das bei mir aber leider nicht. Einer der Hauptgründe dürfte sein: Der Film ist für eine Komödie viel zu lang. (Ich kenne ehrlich gestanden, keine gute Komödie, die mehr als 90 Minuten dauert). Und leider ist er dann – für 1964 – auch noch recht spießig geraten. Allzu spärlich sind die Pointen im Drehbuch verstreut. Was man in Erinnerung behält: Romy und Jack in einem Film. Was es nicht alles gibt….
Solondz schert sich nicht um Proportionen und Ausgewogenheit und packt einfach mal so zwei völlig unterschiedliche (und unterschiedlich lange!) Geschichten in einem Film zusammen. Haben sie miteinander zu tun?
Da ist die eine (kurze) Geschichte zum Creative Writing Course, der in einer Vergewaltigung mündet. Dann ist da die andere (deutlich längere) Geschichte, in deren Mittelpunkt die Familie des verpeilten Scooby steht. Diesem verspricht ein ätzender Dokumentarfilmer großen Ruhm - und trachtet doch selbst nach nichts anderem.
Die erste ist "Fiction" überschrieben, die zweite "Non-Fiction". Natürlich sind die Überschriften Quatsch bzw. pure Ironie, denn die Fiktion der ersten Geschichte mündet in brutale Realität. Und bei der zweiten Geschichte ist schon bald klar, dass der Dokumentarfilmer alles andere als „non-fiktional“ ist: Er kreiert eine "Wirklichkeit", um einem Publikum das Leben des vertrottelten Scoobys, der einfach nur berühmt sein möchte, aber kaum was auf die Reihe bekommt und dessen Gaga-Familie schmackhaft zu machen. (Großartig wie immer: John Goodman als Patriarchen-Vater, der es beim Verdrängen und Wegsehen zu wahrer Meisterschaft bringt und sich schließlich sogar von seinem Jüngsten hypnotisieren lässt).
Wie immer bei Solondz ist das böse. Teilweise sehr böse (und politisch korrekt schon mal gar nicht). Wenn ich mich richtig erinnere, bin ich hier allerdings zum ersten Mal bei Solondz einer Figur begegnet, über die sich der Filmemacher nicht lustig macht. Ich meine die Haushälterin Consuela. Schon ihr Name ("Trost")" ist angesichts des Film-Endes eine typisch solondzsche Provokation. Ebenso erwähnt werden muss, dass man es hier mit einem der ätzendsten Kinder der Filmgeschichte zu tun bekommt ("Mickey"). Wer diese Göre nicht schon bald hasst, muss in völliger emotionaler Abgestumpftheit vor sich hervegetieren.
Was Solondz Menschenhass hier erträglich macht: In Storytelling reflektiert er m.E. in beiden Teilen deutlich seine eigene Arbeit. Er ist Teil dieses Kosmoses von Skurilitäten und Abscheulichkeiten. Er ist es, der nach künstlerischer Anerkennung sucht, scheitert, sich verkauft und seine Umwelt der Lächerlichkeit preisgibt. Ganz ernst nehmen sollte man das allerdings nicht – und Gott sei Dank weiß Solondz dies auch zu verhindern.
Lana Del Rey bastelt sich ja ihre künstlerische Persönlichkeit aus vielen Versatzstücken zusammen. Aber ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass "Footloose" offensichtlich einen ganz besonderen Eindruck auf sie gemacht hat? Ariel (Lori Singer) - die Lolita-Pfarrerstochter mit Hang zur Grenzüberschreitung inkl. Todessehnsucht - das ist sie. Optisch ist das nahezu eine 1:1 Kopie, und auch der ein oder andere kreierte Wesenszug dürfte da entliiehen sein ... aber das nur am Rande.
Ja, objektiv gesehen ist Footloose ein banales Filmchen. Die Story: Geschenkt. Die Tanzeinlagen - toll, nur leider viel zu wenig. Die Musik: Schlimme Achtziger. (Damals gab es zwei Fraktionen: Die einen schwärmten für die US-Charts (die mochten natürlich auch Footloose), die anderen für die UK-Charts - zu denen gehörte ich, und für die war Footloose natürlch ein No Go. Heute muss ich sagen: Ich mochte den. Ein idealer Sonntag-Nachmittag Film, der die Hirnzellen nicht übermäßig beansprucht, der einen schwer erklärlichen Charme hat und der mindestens über eine echter Klassiker-Szene verfügt (die ja auch hier auf MP kürzlich gebührend gewürdigt wurde)..
Es gibt ja viele kaputte Familien in der Filmgeschichte. Aber diese käme, würde man alle ICD 10 Nümmerchen zusammenzählen, auf der nach oben hin offenen Neurotizismus-Skala, ganz weit nach vorn. Da ist ja alles drin: Von Tablettensucht, Borderline, Tourette bis hin zu Asperger. Vor allem aber sind da viele noch nicht entdeckte Krankheitsbilder: emotionale Kälte, Sprach- und Beziehungslosigkeit, zwanghaftes Geplapper, um ja alle kleinen und großen Katastrophen der Familiengesichte unter den Teppich zu kehren. Dabei hätte alles so schön werden sollen: Eine Hochzeit! Seit langem kommen die in alle Winde verstreuten Mitglieder einer Familie einmal wieder zusammen. Aber in Windeseile brechen alte Wunden wieder auf und über Jahrzehnte eingeschliffene Mechanismen rattern präzise und gnadenlos herunter wie ein schweizer Uhrwerk.
In seinen besten Momenten erinnerte mich Another Happy Day an Todd Solondz-Filme. Zögern würde ich, hier von einer Komödie zu sprechen. Das ist gelegentlich skurril - aber nicht wirklich lustig. Sam Levinson hat ein tolles Ensemble um sich herum versammelt, wobei ich Ellen Barkin, Ezra Miller, Ellen Burstyn und Kate Bosworth hervorheben würde. Bemängeln würde ich: Es sind mir ein paar Neurosen zuviel in dem Film. Ja, es kommt ein bisschen zu einer "Inflation der Neurosen", was dem Film insgesamt ein bisschen an Tiefe nimmt (Irgendwann habe ich mich innerlich mal gefragt: Wann kommt denn endlich die multiple Persönlichkeit?). In jedem Fall aber: Sehr sehenswert.
"Heute Nacht kam ein Gespenst zu mir, um meinen Traum zu fressen. Ich hab’s totgeschlagen. Einmal, zweimal, dreimal. Diesen Kampf darf ich nicht verlieren.”
Kohlhaas hat Konjunktur. Nach der französischen Adaption von Arnaud des Pallieres ist dies nun schon die zweite Variation des Stoffs innerhalb eines Jahres. Eine Meta-Version, denn wir sehen der Entstehung eines Films, verbunden mit allerlei Querelen, zu. Kohlhaas moralischer Rigorismus wird hier überführt in den Idealismus eines jungen Regisseurs, Lehmann (der echte Regeisseur gibt sich hier ein alter ego durch den tollen Robert Gwisdek). Dieser bekommt zu Beginn der Drearbeiten mitgeteilt: Die Produzenten sind abgesprungen. Das Budget ist weg. Der Traum ist "gefressen". Ebenso wie der Junker einst den Kohlhasschen Traum fraß, als er ihm die Pferde raubte und zugrunderichtete.
Dann eben ein Low-Budget Produktion. Jetzt könnte man erwarten, dass eine Trash-Komödie dabei herauskommt. Ich rechne es Aron Lehmann sehr hoch an, dass er diesen Weg nicht gegangen ist. Er nimmt seinen Stoff ernst, auch wenn es nicht an Augenzwinkern und amüsanten Momenten fehlt, wenn etwas aus den Pferden Kühe werden und das ausgehungerte Pferd von einem Ziegenbock verkörpert werden muss. Selbst das Heranziehen der Freiwilligen Feuerwehr als Komparsen ist nicht einfach lächerlich, sondern von einem heiligen Ernst durchweht. Der frühe Fassbinder hätte wohl seinen Spaß an diesem Kohlhaas gehabt.
Schön, dass mal jemand daran erinnert:
„Ein Film ist nicht da, damit man Häuser brennen sieht und dann stürzen die ein, es explodieren die Autos und dann kommen die Aliens eingeflogen. Es geht um Menschen.“
"Mud" ist ein Film über Projektionen, über jene luftigen Geschichten im Kopf, die wir uns aus winzigen Details und kleinsten Zeichen zusammenreimen, ohne zu wissen, ob sie der Wirklichkeit stand halten werden.
Der 14jährige Eliis projiziert hemmungslos: Da ist Mud, ein unbekannter Mann auf einer Insel mit einer mysteriösen Vorgeschichte - ein Hobo? ein Liebender? ein Mörder? ein Freund? Und da ist die erste Angebete, vier Jahre älter als er: War ihr Blick, ihr Lächeln eben nicht ein eindeutiger Hinweis, dass auch sie sich mehr vorstellen könnte? War ihre Zuwendung nicht doch echt? Oder war alles nur gespielt? Ellis ist hin- und hergerissen zwischen den Zeichen und seiner Intuition.
Es wäre leicht, die Projektionen eines 14jährigen zu denunzieren. Aber das tut "Mud" nicht. Ganz im Gegenteil. Nichols nimmt die Perspektive von Ellis ein und erinnert daran, dass wir als Zuschauer nichts anderes tun, als dieser pubertierende Junge: Wir projizieren, ohne zu wissen, ob wir mit dem, was wir uns zusammenreimen, recht behalten werden. Dort, wo nicht mehr projiziert wird (die Welt der Eltern von Ellis), ist es entsprechend düster.
"Mud" ist eine wunderschön gefilmte Coming of Age-Geschichte, vielleicht nicht gerade die spannendste aller denkbaren, aber sicher eine dieser Geschichten, bei der man sich nur verwundert die Augen reiben kann angesichts der Tatsache, dass sie es nicht in die Kinos geschafft hat.
Die Farbe Lila ist natürlich "typisches Spielbergsches Überwältigungskino". Nicht jeder wird das mögen. Für mich geht das völlig in Ordnung, wenn es eine Überwältigung des Zuschauers hin zu mehr Humanität ist (Spielberg ist für mich ein bisschen der "Lessing unter den Filmemachern") - und das ist hier definitiv der Fall. Der Film hat mich heute genauso wie damals im Kino bewegt, und, wenn man an aktuelle Ereignisse in Indien oder Malaysia denkt, hat er leider auch wenig an Aktualität eingebüßt.
Man hat dem Film eine sehr einseitige Sicht schwarzer Männer vorgeworfen. Das mag sein. Aber genausogut könnte man darauf hinweisen, dass weiße Frauen hier nur als grenzdebile, emotional verwahrloste Krähen vorkommen. Hinter dieser, ich nenne es mal "Repräsentationskritik" (was heißen soll: "Jede einzelne gesellschaftliche Gruppe muss sich in ihrer Differenziertheit immer repräsentaiv im Rollenspektrum eines Fims wiederfinden"), verbirgt sich m.E. ein Abwehrreflex, der bemüht ist, die gespürte Wahrheit des Films auf Distanz zu halten.
Eins noch: Auf dem DVD-Cover prankt einer dieser Aufkleber "Was Frauen schauen". Ich finde diese Marketing-Kampange, ehrlich gestanden, zum Kotzen. Wenn "Die Farbe Lila "nur" ein Frauenfilm/ein Film für Frauen wäre, wäre er grandios missraten.
"Machete" mochte ich. Der hatte irgendwie so einen grundsympathischen anarchistischen Witz, wunderbaren Trash-Charme und bemühte sich rechtschaffend, eine (natürlich hanebüchene) Geschichte zu erzählen.
Das Sequel "Machete Kills" hat leider wenig davon - denn die "Anarchie", das Regellose des Erstlings hat sich den Regeln unterworfen. Die Gag-Erfolgsrezepte des Erstlings werden hier schlicht und einfach bis ins unendliche reproduziert und im Sekundentakt abgefeuert. Warum da auch nur noch ansatzweise versuchen, eine Geschichte zu erzählen? Spannung darf da niemand erwarten. Ist es wenigstens amüsant? Leider auch das nicht, weil es einfach auf viel zu durchschaubare Effekte/Gags setzt.
Oft heißt es hier ja: "Was beschwert ihr Euch? Wer Rodriguez kennt, weiß doch was ihn erwartet." Das war auch meine Hoffnung: Ich mochte nicht glauben, dass der Meister des Trashs auch schlechten Trash machen kann. Das ist ihm hier leider gelungen. (Der Vorspann war allerdings, wie gewohnt, klasse).
Rosalind Ivan hatte in Hollywood den Namen "Ivan der Schreckliche". Wer 5 Minuten von "Unter Verdacht" gesehen hat, weiß warum: Sie macht den Mund auf und man beginnt sie zu hassen. Cora Marshall, so heißt sie hier, ist eine Haustyrannin, deren gehäßiges Wesen aus jeder Pore ihres altgewordenen Körpers dampft. Ihr zur Seite steht ein phantastisch aufspielender Charles Laughton (Philip Marshall), grundgut, hilfreich, nachsichtig und stets um Vermittlung bemüht - aber, wenn es die Situation erfordert, auch zum letzten entschlossen. Als er sich in die nicht minder gütige Mary Grey (Ella Raines) verliebt, naht die Katastrophe: Der Grundgute wird zum Mörder.
"Unter Verdacht" basiert auf der wahren Geschichte von Dr. Crippen. Es ist ein Film auch über die Grenzen der Justiz, die hier hilflos, unbarmherzig und fintenreich zugleich erscheint. Die Spannung resultiert natürlich nicht aus der Frage "wer hats getan?", sondern daraus, ob diese hilflose Justiz in der Lage sein wird, Mr. Marshall zu überführen. Und da haben sich die Drehbuchautoren einen sehr fiesen Trick einfallen lassen...
Man kann darüber streiten, ob das nun ein Film Noir ist oder nicht (Film Noir Ankläge sind deutlich sichtbar - so z.B. in der wunderbar gefilmten Sequenz, als die Marshall in der Nacht ihren Mann verfolgt). - Ein feiner, aber offensichtlich wenig bekannter Film von Robert Siodmak, dem man mehr Zuschauer (und MP-Wertungen!) wünscht.
Generell finde ich es nicht gut, einen Film zu bewerten, den man nicht ganz gesehen hat. Es gibt allerdings eine Kategorie von Filmen, die bereiten bereits nach 20 Minuten so heftige Schmerzen, dass es unverantwortlich wäre, sie davon kommen zu lassen. Es könnte ja immer noch jemand auf die Idee kommen, das sei eine "Trash-Perle". Nein, hier "perlt" nichts. Das ist einfach nur schlimm. Jedes Wort mehr wär eins zu viel.
Es stehen schon so viele tolle Kommentare zu den Absoluten Giganten hier - da spare ich mir mal meinen bzw.: Ich möchte ihn nutzen, um einem Unbekannten zu danken. Bei dem Unbekannten handelt es sich um einen Mitarbeiter der Firma X Verleih, der, nachdem er aus dem Tiefschlaf erwachte, auf eine ebenso naheliegende wie verdienstvolle Idee kam, nämlich: Absolute Giganten neu auf DVD/Blue Ray zu veröffentlichen. Naheliegend war diese Idee, weil es sich hierbei zweifelsohne um einen der besten deutschen Filme der letzten 20 Jahre handelt und er zudem bei nicht wenigen Kult-Status genießt. Genial war die Idee, weil unerfindlicherweise in den letzten 5 Jahren niemand vor ihm hierauf verfiel. Noch das schrottigste St-Pauli-C-Movie wurde aus den Archiven gekramt und neu veröffentlicht - aber von Absolute Giganten war weit und breit nichts zu sehen. Dank sei Dir, Du unbekannter Fremder, dass du diesem an einen Skandal grenzenden Zustand nun ein Ende gemacht hast!
Francois (Daniel Auteuil) ist ein Loser wie er im Buche steht: Frau weg, Kind weg, verschnarcht, unauffällig, immer freundlich-höflich, aber eben auch furchtbar langweilig. Seine Firma muss sich sanieren und ihm droht die Kündigung. Voller Verzweiflung will er sich das Leben nehmen - doch sein neuer Nachbar hält ihn davon ab und weiß Rat, wie Francois seinen Job vielleicht doch behalten kann: Er soll sich als schwul ausgeben, dann wirde seine Firma - ein Kondom-Hersteller - ihn sicher nicht entlassen, zu groß wäre die Gefahr, dass die Homo-Lobby dann Rabatz machen würde.
"Ein Mann sieht rosa" ist eine federleichte, gleichwohl sehr intelligente Komödie zum Thema "Die Macht der Vorurteile und Klischees". Der Witz bei der Geschichte: Francois agiert vollkommen "hetero", er tuckt nicht herum oder dergleichen. Es reicht einfach, dass das Gerücht gestreut wird, er sei homo. Und schon rappelt es in den Köpfen und die Projektionsapparate laufen heiß, im positiven wie im negativen Sinne.
Neben dem famosen Daniel Auteuil muss Gerard Depardieu hier hervorgehoben werden: Der gibt den grenzdebilen Homo-Hasser, der sich dann in Politcal Correctness üben muss, "weil der Chef es so will" - und das macht er ganz ausgezeichnet. (Ich vermute allerdings, dass sein neuer bester Freund in Russland diesen Film nicht sehr komisch finden wird bzw. dass der Film in Russland auf den Index käme )
So manch ein Privatsender hat sich ja schon als Arthouse-Pulverisierer hervorgetan. Aber Tele 5 hat da heute Nacht mit Funny Games wirklich den Vogel abgeschossen. Wie macht man einen komplett unerträglichen Film noch unerträglicher? Richtig, man zeige ihn zu nachtschlafender Zeit z.B. bei Tele 5, wo er auf das feinste von Telefonsex-Werbung zerhackt wird. Zwischendrin war ich mir unsicher: War das vielleicht eine Anordnung Hanekes, so im Sinne von: "Ihr dürft den Film nur zeigen, wenn ihr schon viele von diesen Stöhn-Tussis mit reinpackt!"
Ich bringe es nicht fertig, einem Werk mit Jessica Lange, Kathy Bates und Frances Conroy weniger als 4,5 Punkte zu geben. Um mal im Bild der dritten Staffel zu bleiben: Die drei Damen haben mich verhext. So verhext, dass ich mich scheue, die bittere Wahrheit auszusprechen: Die dritte Staffel ist soooooooo ein Mist, nichts anderes als eine Ansammlung von abgenutzen Albernheiten, ein Herumgestolpere in aneinandergeflickten Drehbuchseiten, ein ans peinliche grenzendes Buhlen um eine Teenie-Zuschauerschaft, ein unbegreifliches Missachten der künstlerischen Größe von Lange, Bates und Conroy - dafür sollte im StGB ein neuer Straftatsbestand eingeführt werden!
So, jetzt ist es raus.
Es gibt so Filme, die haben einen "Sound" (und damit ist jetzt nicht soundtrack gemeint), bei denen man sich selber nicht so recht erklären, warum man sie toll findet. Aber dieser "Sound" reißt einen mit. Das ist so einer von diesen Filmen.
Das ist zuerst ein Coming of Age Film - und da liegen seine Stärken, wobei er zunächst nicht sonderlich über altbekannte Pubertätsproblematiken hinausreicht. Die Zumutungen des Erwachsenwerdens, aber auch an die Erinnerung an die Zeit des Glücklichseins, an eine Zeit, als der Sommer noch die Zeit der "fliegenden Schmetterlinge" war, fängt er in wunderbaren Bildern und Dialogen ein. Fast könnte man meinen, Pubertät wär eine schöne Zeit gewesen. (Das war sie wohl auch, phasenweise zumindest - daran zu erinnern ist schon eimal ein Verdienst).
Dann ist da die Mord-Geschichte. Die wird nicht unbedingt spannend erzählt, eher beiläufig, dramaturgisch ein bisschen hapernd (und spät). So beiläufig, dass deren Auflösung einem nicht ganz so aufmerksamen Zuschauer möglicherweise entgeht (ich rate da zu wikipedia: Es gibt eine Auflösung!). Kurzum: Wer einen Thriller erwartet, wird enttäuscht werden.
Oft wird er mit "Stand by me" verglichen. Nicht ganz falsch. "Kim Novak...." ist schon ein bisschen die skandinavische Variante von "Stand by me". Ein bisschen unterkühlter. Aber man muss dann immer noch einen Nordlichter-Bonus aufschlagen.
Angesichts der üppigen Vorschusslorbeeren in der Presse war das dann doch eine Enttäuschung. Ex-Knackis, nun als Müllmänner aktiv, über denen sich das Füllhorn saftigster Sozialleistungen ergießt? Das mag man dann doch nicht recht glauben, "Papas" undurchsichtiges Wirken hin oder her. Bemerkenswert ist der "Bremen-Brando" Roeland Wiesnekker allerdings schon, der sich hier deutlich für "mehr" empfiehlt. Fein auch der mit viel Liebe zum Detail ausgewählte Soundtrack, welcher Perlen wie Rio Reiser (Jetzt schlägt es 13) und die Les Humphries Singers (Sometimes I feel like a motherless child) zu Tage fördert. Das Thema und Baxmeyers Regie sind nicht unoriginell, aber irgendwie in der Umsetzung zu uneinheitlich: Gelegentlich streift das Ganze die Karrikatur. Einige Szenen erinnern gar an das Genre des Fetischisten-Pornos. Insgesamt würd ich sagen: Durchschnitt.
Und wie so oft bei Brian De Palma fragt man sich: Ist das nun ein B-Movie oder große Kunst? Hier würde ich sagen: Phasenweise große Kunst, phasenweise Trash pur (und damit meine ich nicht nur den von De Palma gewollten Trash). Er klaut wie ein Rabe bei Hitchcock - eigentlich ist er eine Art "Regie-Marnie" - aber es kommt was eigenes dabei heraus. Irgendwie toll.
Nach "Bitter Moon" (der mir besser gefallen hat) ist das nun Polanskis zweiter Film zum Thema SM. Um mal zwei Lieblingsworte der beiden Protagonisten zu benutzen: Der "ambigue" Film hinterlässt bei mir "ambivalente" Gefühle. Worum es geht? Um die Macht der Ohnmächtigen in der SM-Inszenierung? Um eine Reflektion von Abschnitten der Biographie Polanskis? Um mächtige Männer, die dann doch hilflos ihrer Begierde bzw. "der Frau" ausgeliefert sind? Um die Reflektion von Geschlechterverhältnissen? Das Verschwimmen von Realität und Phantasie in der künstlerischen Fiktion auf dem Weg des Begehrens? Um die Nähe von künstlerischer Arbeit und SM?
Das ist schon ein sehr gut gemachtes Kammerspiel. Aber etwas kommt mir hier zu kurz: Die "Wirklichkeit". Die Wirklichkeit kommt hier nur vor im Form eines Handys (die Verlobte des Regisseurs), das immer wieder drohend den Walküren-Ritt eintrötet und so die "Inszenierung der Inszenierung" unterbricht. So bleibt am Ende bei mir der leicht enttäuschte der Eindruck zurück: Alles nur Theater.
Die Süddeutsche lobpreist auf dem DVD-Cover "die beste Kinokomödie des Jahres". Damit werden ärgerlicherweise (mal wieder) völlig falsche Erwartungen geweckt. Lustig ist das nicht - aber ein kleiner, feiner Film zum Thema "Familie und Beruf" allemal.
Getragen wird er von zwei (für mich) "ur-sympathsichen" Schauspielern (Christiane Paul und Charly Hübner) und der kleinen Paraschiva Dragus. Ich tue mich immer schwer damit, Kinderdarsteller zu loben, weil es dann oft halt später doch nicht sooooo gut geht(gerade kursiert ja dieses "Kevin-trägt-Ryan-der-Kevin-trägt-T-Shirt-Pic durchs net), aber die Kleine füllt die sehr vielschichtig angelegte Tochter Käthe wirklich großartig aus.
Die Story ist nicht so wahnsinnig spektakulär und viel neues erfährt man auch nicht (das gilt für Eltern wie nicht-Eltern - zu denen ich gehöre - gleichermaßen). Aber der Film hat so "Alan-Ball-Momente": Momente, wo ganz normaler Alltag in Wahnsinn umschlägt, Figuren, die phasenweise höchst anstrengend sind, aber doch irgendwie liebenswürdig bleiben. Das mag ich.
Seltsamer Film. Mich hat immer wieder das Gefühl beschlichen: Das hätte was ganz großes werden können. Hätte. Ich mochte den Retro-Sound, der irgendwie an Steve McQueen-Filme oder sowas erinnerte. Ich mochte die Action-Szenen, Verfolgungsjagden und Gina Carano, die sich nun zwar nicht gerade als Charakterdarstellerin empfiehlt, aber welche Amazone tut das schon? Rumgeprügelt hat sie sich fein.
Das ZDF zeigte eine 85 Minuten Fassung. Offiziell ist er wohl 92 Minuten lang. Wenn eine an sich schlichte Handlung kompliziert erzählt wird, können 7 Minuten da schon was ausmachen. Ich vermute allerdings: Auch in den fehlenden 7 Minuten wird Herr Soderbergh nicht von seiner Selbstverliebtheit gelassen haben und schön verrrätselt seine Story weitergesponnen haben. Die ist nur leider die ganze Rätsellei nicht wert und Soderbergh interessiert sich für seine Figuren nicht wirklich. Schade, denn in Haywire steckt schon irgendwas und schade, dass man von diesem Irgendwas nicht mehr als eine dunkle Ahnung bekommt.
"Das Leben ist nichts für Feiglinge" erfindet das Rad der Tragikkomödie nicht gerade neu. Der Personal kommt einem merkwürdig bekannt vor: WWM als trauernder Witwer, Christine Schorn als dem Tod geweihte biestige Alte mit Herz, Frederick Lau als der Proll aus gutem Hause mit der gestörten Impulskontrolle, die pubertierende Gothic-Tochter (Helen Woigk) auf der Suche nach der ersten großen Liebe und die patente Pflegerin, die dem aus den Fugen geratenen Familienleben neuen Schwung gibt (Rosalie Thomass): alles schon mal dagewesen. Und es stimmt, was ein user unten schreibt: "viel Herzscheiße" (wie toll man hier bei MP doch immer wieder seinen Wortschatz erweitern kann!).
Hat mir trotzdem gut gefallen, denn die Schauspielern sind durch die Bank top - auch die Kamera von Ngo The Chau verdient eine besondere Hervorhebung. Es ist vielleicht Geschmacksache, ob man diese "Auseinandersetzung mit dem Tod" nun "leichtfüßig" oder "oberflächlich" nennt (ich würde sie "leichtfüßig" nennen, wir sind hier halt nicht bei Haneke), auch wenn Andre Erkau da immer wieder Szenen von großer emotionaler Wucht eingestreut hat, die - zumindest bei mir - stark gezündet haben. Als anrührend-putziges Unterhaltungskino lass ich das gelten.
Ganz bezaubernd fängt alles an: Zwei Blicke verhaken sich auf der Straße (die von Natalie Portman und Jude Law), ein Strahlen breitet sich auf ihren Gesichter aus und man weiß: Na, da hat es aber gerade eingeschlagen! Ein Unfall, ein erstes Kennenlernen im Krankenhaus, ein Feuerwerk an charmant-pointierten Dialogen ... ach das könnte ewig so weitergehen...
Doch vermutlich hat es die Evolution so eingerichtet, dass irgendeinde biologische Uhr gemeiner Weise dafür sorgt: Diese Phase des Schwerst-Verliebtseins darf kein Dauerzustand sein. So auch hier: Law kommt auf Dauer mit seinem Testoron-Überschuss nicht zurecht und bändelt mit einer Fotografin (Julia Roberts) und, ja wirklich (wenn auch nur virtuell), mit Clive Owen an. Der Auftakt für ein mehrjäriges teilweise katastropisches Beziehungs-Kuddelmuddel, das seinesgleichen sucht.
Das Thema des Films könnte man mit Nietszche "Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn" angeben. Ja, es wird viel gelogen in dem Film. Es wird allerdings auch viel die Wahrheit gesagt. Es wird - und das hat Nichols ganz toll hinbekommen - die Wahrheit gesagt und im gleichen Moment gelogen. Wie das geht? (Kleiner Spoiler) Eine Stripperin wird von einem Kunden, der sie zu kennén glaubt, nach ihrem Namen gefragt. Sie nennt ihren wahren Namen. Und doch lügt sie in diesem Moment, denn sie nennt ihren wahren Namen nur, um dem Kunden, der sie unter anderem Namen kennt, zu suggerieren: Wir kennen uns nicht. Man kann also die Wahrheit sagen und gleichzeitig lügen. Man kann lügen und gleichzeitig die Wahrheit sagen.
Von den vier Darstellern (sind alle toll) würde ich Natalie Portman besonders hervorheben. Sie gibt hier eine Art "putziger Abgrund" - und das macht sie ganz fantastisch.