Medienjournal - Kommentare

Alle Kommentare von Medienjournal

  • 5

    [...] Die 1990 erschienene Filmfassung von „Hexen hexen“ dürfte auch heute noch vielen ein Begriff sein und hat auch mich als Kind das Fürchten gelehrt, gleichwohl ich mich nach all der Zeit nur noch diffus an den Film erinnere. Der wiederum war – damals wie heute – eine Adaption der Geschichte von Roald Dahl, wobei der Ton der Geschichte durchaus abgemildert worden ist, um einem jüngeren Publikum zugetragen werden zu können, was nun auch hier durchaus der Fall ist, wenn auch anders und weniger übergriffig, als das noch im letzten Jahrtausend der Fall gewesen ist. So ist es eine der Errungenschaften der Neuinterpretation, dass diese Variante von „Hexen hexen“ sich bei ihrem Ende weit mehr an der Buchvorlage orientiert, wobei dieses nicht ganz so glückselige, ja schon eher fatalistisch anmutende Ende natürlich auch wieder all jene verprellen dürfte, denen es eben weniger um Vorlagentreue denn um Happy-End geht. Überhaupt muss sich diese Neuauflage natürlich die Frage gefallen lassen, inwiefern sie vonnöten gewesen sein mag oder was sie anders, beziehungsweise besser zu machen gedenkt. [...]

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    • 8

      [...] Als Ende 2020 überraschend im Finale der zweiten Staffel „The Mandalorian“ verkündet wurde, man würde sich ein Jahr später mit „Das Buch von Boba Fett“ zurückmelden, waren Begeisterung, aber auch Verwirrung riesengroß, denn schnell stand natürlich die Frage im Raum, ob womöglich die Geschichte des Mandalorianers auserzählt sei, ob es sich bei Bobas Story um die eigentliche dritte Staffel handeln würde und wie das alles allgemein zu bewerten sei. Mittlerweile sind wir natürlich alle klüger und auch die Befürchtungen, Din Djarin und Grogu so bald nicht wiederzusehen, wurden zunächst mit Worten, mittlerweile auch im audiovisuellen Sinn entkräftet. Denn auch wenn es mir fernliegt, hier großartig zur Story der Staffel zu spoilern, ist es ja mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass Mando nebst Mündel hier bereits ihr Comeback feiern und unterstreichen, dass Bobas Geschichte eben ein Spin-Off ist und im Grunde nur als Teil des großen Ganzen fungiert und funktioniert, was auch viel – grundsätzlich berechtigte – Kritik über die Serie hat hereinbrechen lassen. Die ist nämlich mit ihren gerade einmal sieben Episoden – die meisten davon eine solide halbe Stunde plus überlanger Abspann – noch einmal einen Hauch knapper angesetzt als ohnehin schon und nach mehreren Episoden, in denen Boba überwiegend im Bacta-Trank liegend in Erinnerungen schwelgt, mag man sich durchaus fragen, wohin das noch führen soll und ob überhaupt ein übergeordnetes Konzept vorhanden gewesen sein mag. [...]

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      • 7 .5

        [...] Gerne würde ich ja behaupten können, ich hätte mich schon lange im Vorfeld auf „The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window“ gefreut, doch ist es so, dass ich das erste Mal überhaupt erst von der Serie gehört habe, als dem Tag der Veröffentlichung nur noch wenige Tage vorausgehen sollten. Klar, dass ich auch von der Verwirrung las, die der Trailer wohl im Allgemeinen hinterlassen haben soll, wenn es darum ging, zu verorten, ob es sich wohl um ernstgemeinten (Psycho-)Thriller oder doch eher eine Art Persiflage handeln sollte. Um mir selbst den Spaß nicht zu verderben, habe ich dann besagten Trailer auch im Vorfeld nicht in Augenschein genommen, da mir als ausgewiesenem Kristen-Bell-Fan ja ohnehin klar war, dass ich die Serie schauen würde. Aus dem neugierigen Reinschalten ist dann eine abendfüllende Binge-Veranstaltung geworden, denn wie sich das so gehört (in dem Fall ja auch beinahe anbietet), habe ich die insgesamt acht Episoden der ersten Staffel (die sich doch eher ausnimmt und anfühlt wie eine Miniserie) am Stück verschlungen und auch grundsätzlich sehr genossen, wenn „The Woman in the House …“ auch einiges an (kleineren) Problemen mit sich bringt, die da Vergnügen hier und da doch merklich trüben. [...]

        • 7

          [...] Dass ich den ersten Teil von „A Quiet Place“ gesehen habe, ist nun auch schon wieder eine ganze Weile her, woran ich zu gleichen Teilen mir und der Pandemie die Schuld gebe, denn wie so vieles andere auch, wurde natürlich auch die Veröffentlichung dieser Fortsetzung verzögert, derweil sie nun mittlerweile sogar im Prime-angebot von Amazon zu finden ist. Trotz der verstrichenen Zeit allerdings macht es uns Regisseur und Drehbuchautor John Krasinski einfach, uns wieder in die Geschichte zu finden und eröffnet mit einer Rückblende hin zum ersten Tag, die schnörkellos und mit gekonntem Pinselstrich davon erzählt, wie die Familie Abbott an diesem schicksalsträchtigen Tag die Invasion der Aliens empfunden hat, die man auch prompt in ihrer ganzen Pracht "bewundern" darf. Angenehmer Nebeneffekt am Rande ist natürlich auch, dass Krasinski sich dergestalt noch einmal in der Rolle des Lee Abbott in die Handlung schreiben darf, vor allem aber auch den später in Erscheinung tretenden Emmett vorstellt, damit gleich klar ist, dass die Abbotts ihn kennen. Zugegeben, hätte es absolut nicht gebraucht, aber dafür wird andernorts eine ungemein unscheinbare Szene noch richtig wichtig, immerhin. [...]

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          • 8 .5

            [...] Der Kinostart von „Eternals“ liegt nun etwas mehr als zweieinhalb Monate zurück und schon handelt es sich nicht mehr um den aktuellsten Film im MCU. Da kann man mal wieder sehen, wie die Maschinerie langsam wieder an Fahrt aufnimmt, derweil ich schon ein wenig trauere, nicht auch bereits bei „Spider-Man: No Way Home“ mitreden zu können, aber in der gegenwärtigen, pandemischen Lage wäre ein Kinobesuch für mich schlichtweg keine Option. Das steht aber einerseits auf einem anderen Blatt und andererseits ist es umso schöner, dass nun der um die "Ewigen" kreisende Film bereits am 12. Januar ins reguläre Disney+-Repertoire aufgenommen worden ist, wo auch ich ihn in Augenschein genommen habe. Nun ist es ja ein offenes Geheimnis, dass dieser zu den jüngeren MCU-Vertretern zählende Film doch eher kontrovers und durchwachsen aufgenommen worden ist, was wohl auch an der Herangehensweise und Inszenierung der chinesischen Regisseurin Chloé Zhao gelegen haben soll, die eher für Indie-Filme und selbstredend den preisgekrönten „Nomadland“ bekannt ist, folglich neu auf dem Parkett der Superheldenfilme. Zugegebenermaßen macht es sich das Werk aber auch sonst nicht gerade einfach, haben wir es hier schließlich in zweieinhalb Stunden mit einem immerhin zehnköpfigen Ensemble an „Eternals“ zu tun, die es erst einmal vorzustellen und zu charakterisieren gilt, während allerhand zwischenmenschliche Konflikte und moral-ethische Fragen aufs Trapez gebracht werden und es ansonsten – natürlich – noch um die Rettung der Welt geht. [...]

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            • 8

              [...] Insbesondere in den letzten Monaten scheinen sich die Streaming-Anbieter allesamt zu überschlagen, allerhand Hit-Serien anzukündigen oder fortzusetzen, zumindest was meine Bubble des Streaming-Geschehens betrifft. Da geraten dann kleinere Produktionen gerne unter die Räder und geraten in Vergessenheit. So ergangen beispielsweise auch der dritten Staffel „Hanna“, denn während allerorten fleißig für Fantasy in unterschiedlichster Couleur geworben wird, ist die Drama-Thriller-Mischung recht unbemerkt bei Amazon aufgeschlagen und steht nun bereits seit anderthalb Monaten zum Abruf bereit. Nun muss ich natürlich auch einräumen, die Serie in der Vergangenheit recht stiefmütterlich behandelt zu haben, was aber auch daran lag, dass sich die Adaption des Films „Wer ist Hanna?“ aus 2011 in ihrer ersten Staffel noch nicht von der Vorlage freispielen konnte und folglich viel altbekanntes aus neuen Blickwinkeln (und natürlich in aufgefächerter Form) präsentierte. Die zweite Staffel mag mich jetzt zwar dramaturgisch auch nicht vom Hocker gerissen haben, markierte aber durchaus einen Aufwärtstrend, zumal die Geschichte um Hannas Ausbildung durchaus stimmig und spannend fortgeführt wurde. Die gute Nachricht vorab: der positive Aufwärtstrend ist intakt und die dritte Staffel die bisher beste, wobei das auch so bleiben wird, weil man sich hier für ein kontrolliertes und geplantes Serienende entschieden hat, was ich durchaus begrüße. [...]

              • 7
                über Widows

                [...] Es gibt so Filme, die habe ich schon länger auf der Agenda stehen, als es mir lieb sein kann, und einer davon ist eben auch „Widows – Tödliche Witwen“, den ich schon des Öfteren in der Hand oder im Warenkorb hatte, aber letztlich sollte es dann doch dauern, bis er ohne Zusatzkosten im Prime-Angebot ist (derzeit der Fall), bis ich es schaffe, ihn mir anzusehen. Die Vorzeichen hätten derweil nicht besser sein können, denn immerhin wurde der Film von Steve McQueen inszeniert, der bisher bei seinen Spielfilmen mindestens ausgezeichnete, wenn nicht gar noch bessere Arbeit abgeliefert hat, wenn man seinen Blick auf „Hunger“, „Shame“ und zuletzt „12 Years a Slave“ richten möchte. In vielerlei Hinsicht sollte bei dem zuletzt entstandenen „Widows“ allerdings einiges anders sein und so basiert das Werk diesmal auf einer britischen Miniserie mit gleichem Namen, deren Handlung es in Filmform und -länge zu pressen galt, derweil es sich auch um den ersten Film für McQueen handelt, den er ohne Beteiligung von Michael Fassbender realisiert hat. Das größte – und offensichtlichste – Alleinstellungsmerkmal ist allerdings, dass es sich um einen waschechten Ensemble-Film handelt, wovon schon die mehr als üppige Besetzungsliste kündet und leider ist das auch einer der größten Schwachpunkte des Films. [...]

                • 6 .5

                  [...] Ich muss ja sagen, dass ich mich im Vorfeld sehr auf „Cowboy Bebop“ gefreut habe, auch und obwohl ich den originären Anime nicht kenne, was sicherlich viele wieder als himmelschreienden Frevel betrachten dürften, aber es ist nun einmal so. fakt ist, dass die ersten Bilder und Promos ein herrlich abgedrehtes – und überdrehtes – Abenteuer versprachen, dass wieder einmal Anachronismen noch und nöcher bietet und damit keinesfalls eine wirklich logische Welt der Zukunft abbildet, aber dafür eine, die einiges an Spannung und Abwechslung verspricht. Darüber hinaus dürfte ja bekannt sein, dass ich durchaus ein Faible für Produktionen habe, die Science-Fiction mit Western-Elementen, Abenteuer-Flair und Heist-Motiven vermengen – ja, ich spreche natürlich von „Firefly“. Hier verhält es sich aber natürlich zunächst einmal so, dass die Serie ein schweres Erbe anzutreten hatte und eben gleichermaßen alte Fans als auch Themen-Neulinge abzuholen, einzufangen, mitzuziehen und das – so scheint es – ist ihr nur mäßig geglückt, denn nur wenige Wochen nach Veröffentlichung der zehnteiligen, ersten Staffel gab Netflix dann auch schon die Absetzung der Show bekannt. [...]

                  • 8

                    [...] Für einen Film, der „Silent Night“ heißt und – wow, was eine Überraschung! – zu Weihnachten spielt, mag ich jetzt vielleicht ein wenig spät dran sein, aber ihn euch deshalb vorenthalten oder ein ganzes Jahr zu warten schien mir dann auch albern, zumal man den Film auch nicht zwangsläufig zu Weihnachten sehen muss und es persönliche Geschmackssache sein dürfte, inwieweit einen das Treiben hier nicht ohnehin runterzieht, denn schließlich wäre da noch der Untertitel „Und morgen sind wir tot“, dessen Bedeutung und Bewandtnis man nicht unterschätzen sollte. Was es mit der aberwitzigen, zunächst nur unterschwellig mitschwingenden Prämisse genau auf sich hat, soll gar nicht vorweggenommen werden, zumal dies ohnehin eins dieser Werke ist, das man bestmöglich für sich selbst entdeckt und eben nicht gleich weiß, wohin der Hase läuft. Dass es kein gewöhnliches Weihnachtsfest wird, mag offensichtlich sein und dass etwas im Argen liegt, ebenso, doch wie die Anwesenden dazu stehen, wo die Konflikte lauern, wie – und ob – sie sich entladen, das steht alles auf einem anderen Blatt. [...]

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                    • 5

                      [...] Ich war ja durchaus gespannt, was das vollmundig und vielfach angepriesene Prestigewerk der Netflix-Schmiede anbelangt, das schon im Vorfeld für einiges Aufsehen sorgte, auch wenn ich mir durchaus bewusst gewesen bin, dass hier schlichtweg mit großen Namen und noch größerem Budget ein Hype kreiert werden sollte – und wurde – dem der Film kaum gerecht werden könnte, selbst wenn er denn qualitativ überzeugen könnte. Dem ist aber leider nicht einmal so, so dass „Red Notice“ schon dramaturgisch eine mittelschwere Enttäuschung darstellt. Dabei kommt es aber wie so oft auch wieder darauf an, mit welchen Erwartungen man sich dem Projekt nähert, denn als absolut nicht ernst zu nehmende Blödel-Action macht der Film jetzt nicht die schlechteste Figur, gibt sich ansonsten aber dummerweise weit cleverer, als er eigentlich ist und erdreistet es sich dann noch, die Zuschauer für blöd zu verkaufen. Damit beziehe ich mich auf einen hanebüchenen Twist im letzten Drittel, der clever sein will und überraschen möchte, dadurch aber manch vorangegangene Szene gänzlich ad absurdum führt, ohne da jetzt freilich weiter ins Detail gehen zu wollen. [...]

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                      • 8
                        über Encanto

                        [...] Pünktlich zu Weihnachten kredenzte uns Disney+ im vergangenen Jahr das Fantasy-Musical „Encanto“, das irritierenderweise als Disney-Weihnachtsfilm beworben worden ist. Doch auch wenn die Handlung des Films mit Weihnachten nichts zu tun hat, war es doch ein schönes Geschenk unter dem Baum, denn auch wenn hier viele, klassische Disney-Knöpfe gedrückt werden, was Dramaturgie, Tränendrüse, Familienzusammenhalt, putzige Tierchen und fantasievolle Abenteuer angeht, hat die in Kolumbien verortete Story doch ihren ganz eigenen Vibe, zumal die besagten Knöpfe ja auch durchaus gern -weil ungemein gekonnt – gedrückt werden dürfen. Ansonsten gelingt es gleich in den ersten Minuten, das magische Erbe der Familie Madrigal begreiflich zu machen, indem Mirabel den Kindern des Dorfes eine erwartungsgemäß fetzige Eröffnungsnummer zum Besten gibt, die natürlich in der deutschen Fassung auch wieder samt und sonders – und durchaus gelungen – synchronisiert worden ist. Bedenkt man allerdings, dass die Songs im Original von Lin-Manuel Miranda stammen, der federführend bei und für „Hamilton“ verantwortlich gewesen ist, dürfte da bei der Übersetzung durchaus einiges verloren gegangen sein. [...]

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                        • 8
                          über Hawkeye

                          [...] In den letzten anderthalb Monaten des vergangenen Jahres hat Marvel den geneigten Fans mit der „Hawkeye“-Miniserie eine Art Weihnachtsgeschenk der besonderen Art gemacht, denn zeitlich und thematisch passend spielt die insgesamt sechs Episoden umfassende Serie bekanntermaßen vor vorweihnachtlicher Kulisse des winterlichen New York und hat damit auch mich in der Zeit vor Weihnachten allwöchentlich begleitet. Wenn ich da an frühere Tage denke, als Serien noch zeitversetzt und teils mit Jahren Verspätung über den großen Teich geschwappt sind, ist es doch eine wirklich geniale Sache, gerade eine Show wie diese so erleben zu dürfen, wie die Verantwortlichen sich das auch originär vorgestellt haben dürften. Dabei ist auch „Hawkeye“ im Kontext der langsam zunehmenden MCU-Serienbeiträge wieder beinahe eine Art Novum, was im vorliegenden fall allerdings lediglich heißt, dass es mal nicht um die Rettung der Welt, des Universums oder gar Multiversums geht, sondern stattdessen um eine vergleichsweise kleine, persönliche und intime Geschichte, die mir allein schon deshalb imponiert hat, weil ich nach dem doch sehr kurzen Auftritt des Ronin in „Avengers: Endgame“ lange Zeit nicht geglaubt hätte, dass dessen Existenz noch einmal so viel Tragweite bekommen dürfte, wie hier nun der Fall. [...]

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                          • 8

                            [...] Ich muss ja zugeben, dass „What If…?“ die Serie aus dem reichhaltigen Fundus der Marvel-Ankündigungen gewesen ist, deren Erscheinen ich am wenigsten entgegengefiebert habe und der ich auch die geringsten Chancen ausgerechnet habe, mich nachhaltig zu begeistern. Nun gehöre ich natürlich auch zur Generation derer, die sich noch in den Neunzigern samstagmorgens mit einem Zeichentrick-Spider-Man durch die Straßenschluchten New Yorks geschwungen haben und so sehr ich die Erinnerung daran schätze, so wenig haben doch die damaligen Trickfilm-Abenteuer mit dem zu tun, was das Marvel Cinematic Universe nun seit bald anderthalb Dekaden auf die Leinwände und Bildschirme zaubert. Mit dieser Erwartungshaltung dann vermochte mich die Show letztlich sogar positiv zu überraschen, wenn ich sie doch auch immer noch als nicht notwendige und allenfalls optionale Zugabe zum MCU betrachte, denn so interessant manche Gedankenexperimente hier auch sein mögen, scheint mir ein wirklicher Impact für den Rest der Saga mehr als unwahrscheinlich. [...]

                            • 8

                              [...] Wenn ich daran denke, wie man früher oft Jahre hat warten müssen, bis es Filme aus dem Kino ins heimische Wohnzimmer geschafft haben, erst als VHS-Kassette, später DVD, kann ich mittlerweile nur noch schmunzeln, denn im Fall von „The Last Duel“ ist es läppische acht Wochen her, dass der im Kino hierzulande Premiere gefeiert hat, und schon wird er urplötzlich Teil des Angebots von Streamingdienst Disney+, wo er seit 1. Dezember zum Abruf zur Verfügung steht. Klar, mit Kinokarten war auch in diesem Jahr kaum Geld zu verdienen, aber das vorherrschende Tempo irritiert dennoch, zumal gestern erst auch Scotts neuester Film „House of Gucci“ im Kino gestartet ist. Und auch wenn Regisseur Ridley Scott sich wahrlich auf vielen filmischen Parketts zu behaupten gewusst hat und mitnichten auf ein bestimmtes Genre abonniert ist, krankt nun dieser Historienfilm quasi zwangsläufig daran, dass man sich ultimativ an sein Epos „Königreich der Himmel“ und ähnlich gelagerte Projekte erinnert fühlen dürfte, was immer dann zum Problem wird, wenn Scott im Nebensatz versucht, auch diesen Ansprüchen Rechnung zu tragen. So gibt es nämlich gerade im ersten Drittel die eine oder andere Schlachtensequenz, die es durchaus in sich hat, was inszenatorische Wucht und Durchschlagskraft anbelangt, doch tun diese Kriegsfragmente im größeren Zusammenhang kaum etwas zur Sache. [...]

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                              • 6 .5

                                [...] Wenn man sich einer weihnachtlich angehauchten RomCom nähert und dann auch noch auf eine Veröffentlichung des gefühlt am Fließband produzierenden Streaming-Dienstes Netflix zurückgreift, drosselt man bestmöglich die eigene Erwartungshaltung hinsichtlich Anspruch, Güte, Cleverness und Qualität schon einmal vorsorglich gehörig und fährt damit auch meistens gut, wenn man sich beispielsweise die „Prinzessinnentausch“– oder „A-Christmas-Prince“-Filme so anschaut. Ähnlich bin ich nun also konsequenterweise bei „Love Hard“ verfahren, wobei der sich im Nachhinein noch als vergleichsweise clever entpuppt hat, was schon damit beginnt, dass sein Titel eine Verquickung aus „Die Hard“ und „Love Actually“ darstellt, er zu Deutsch also wahlweise „Liebe langsam“ oder „Stirb tatsächlich“ hätte heißen können. [...]

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                                • 8

                                  [...] Ich hatte mich ja in gleich mehrfacher Hinsicht enorm auf „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ gefreut, seit ich das erste Mal Wind von dem Projekt bekam und dennoch konnte ich mich nicht überwinden, der Pandemie zu trotzen und mich ins Kino zu begeben, weshalb ich umso dankbarer bin, dass es den Film mittlerweile auch beim hauseigenen Streaming-Dienst der Maus und ihres Marvel-Zweigs zu sehen gibt. Einerseits nämlich war ich mit der Regie-Arbeit von Destin Daniel Cretton dank „Short Term 12“ und „Schloss aus Glas“ bereits vertraut und entsprechend gespannt, wie er sich in dem gänzlich anders gearteten Metier der Superhelden-Filme würde behaupten können (auch wenn man hinsichtlich der Besetzung in den genannten zwei Werken wohl eher hätte vermuten dürfen, dass er „Captain Marvel“ inszenieren würde), andererseits ist Shang-Chi der erste Held im mittlerweile mehr als üppigen Œuvre des MCU, der mir absolut nichts gesagt hat und mir weder aus meiner Kindheit noch durch Hörensagen ein Begriff gewesen ist, was natürlich dessen Erstauftritt und Origin zu einer doppelt spannenden Sache gemacht hat. Last but not least – es gehört schließlich durchaus erwähnt – handelt es sich um den ersten Marvel-Film mit durchweg asiatischem Main-Cast und erzählerischem Fokus, womit dieser Heldeneinstand natürlich einen weiteren Schritt in Richtung Diversität bedeutet, wie es auch schon bei „Black Panther“ der Fall gewesen ist. [...]

                                  • 4

                                    [...] Es könnte auf den ersten Blick so vielversprechend wirken, Bruce Campbell – diesmal mit Schnäuzer und Pullover anstatt Kettensäge und künstlicher Hand – auf dem Cover von „Black Friday“ prangen zu sehen, besonders, wenn man dem unrühmlichen und viel zu frühen Ende der „Ash vs Evil Dead“-Serie noch immer hinterhertrauert, sich aber noch gut an den derb-splatterigen, ungemein launigen Humor erinnern kann. In diese Kerbe verspricht nun auch der diese blutige Feiertags-Shopping-Persiflage zu schlagen, tut das jedoch leider sehr uninspiriert und wenig lustig, vom Horroraspekt ganz zu schweigen. Immerhin das Makeup der zunehmend verunstalteten Marktbesucher weiß zu gefallen und allgemein überzeugt zumindest dieser Part mit Handwerk und viel Liebe fürs Detail, was man vom Rest der Chose leider kaum behaupten kann. Die Einleitung allein ist schon so generisch geraten wie nur irgend möglich, wobei das freilich noch zu verschmerzen ist, geht es schließlich nur darum, die wichtigsten Akteure vorzustellen und die außerirdische Bedrohung (viel zu früh) zu etablieren. Dennoch ahnt man hier bereits, dass es mit dem Humor wie auch dem Horror nicht allzu weit her sein wird, auch wenn die Hoffnung natürlich noch längst nicht zu sterben bereit ist. [...]

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                                    • 7

                                      [...] Mit „Jungle Cruise“ ist Regisseur Jaume Collet-Serra in gleich mehrfacher Hinsicht eine Überraschung gelungen, denn einerseits hätte ich ausgerechnet von dem Mann, der zuletzt „The Shallows“ und gleich vier Filme mit Liam Neeson gedreht hat, nun nicht diese Art Abenteuerfilm erwartet, andererseits glaubte ich, die Zeiten dergestalt klassisch anmutender, aber modern wirkender Werke wäre spätestens mit dem ersten „Fluch der Karibik“ zu Ende gegangen. Den referenzier ich nun natürlich nicht von ungefähr, denn hie wie dort fußt die Idee zum Film darauf, dass es ein entsprechendes Fahrgeschäft im Disneypark gibt und frei nach dem Motto "Was in echt Spaß macht, muss auch auf der Leinwand funktionieren" hat man nun eben eine Story um die Amazonas-Kreuzfahrt herum gestrickt. Das klingt nun aber auch schlimmer, als das Ergebnis daherkommt, denn auch wenn der Plot keine Preise gewinnt und auch so manche Überschneidung zu der referenzierten Piraten-Chose aufweist, ergibt sich doch in Summe ein ungemein temporeiches, witziges und charmantes Abenteuer, dem einzig im letzten Drittel leider mehr und mehr die Puste ausgeht. [...]

                                      • 8 .5

                                        [...] Ich habe mich durchaus lange und ausgiebig auf „Free Guy“ gefreut, seit ich das erste Mal von dem Projekt gehört habe (was gefühlte zig Jahre her ist). Nicht annähernd aber hätte ich mir träumen lassen, wie sehr mich das Ergebnis begeistern würde, denn am Ende steht eben nicht nur ein mit Querverweisen und Augenzwinkern vollgestopftes Action-Movie, sondern tatsächlich auch ein Film mit ganz viel Herz, der spürbar etwas übrig hat für seine Protagonisten, von denen nicht wenige eben "nur" NPCs – also Non-Player-Characters – in einem Computerspiel sind, von dessen Existenz sie nichts ahnen. Selbstverständlich widmet sich dabei der von Shawn Levy inszenierte Streifen vornehmlich an Fans der Grand-Theft-Auto-Reihe und artverwandter Games, doch sofern man sich nur in irgendeiner Form zu den Computer- und/oder Konsolen-Spieler*innen zählt, dürfte man sich in der Online-Spielewelt von "Free City", wie das Ganze hier heißt, spielend zurechtfinden. Wie sich das gänzlich ohne Vorkenntnisse verhielte, fiele mir schwer zu beurteilen, doch warum sollte man sich in dem Fall gerade mit solch einer Art Film befassen wollen? [...]

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                                        • 5

                                          [...] Ich bin ja nun bekanntermaßen niemand, der sich groß mit den filmischen Werken und Errungenschaften des vergangenen Jahrhunderts auseinandersetzt und entsprechend wenig wusste ich mit Jean Seberg anzufangen, auch wenn mir der Name grob ein Begriff gewesen ist. Wahrscheinlich mutmaßt man beim deutschen Vertrieb ähnliches bei der breiten Maße, denn aus dem originär schlicht „Seberg“ betitelten Film wurde erst „Jean Seberg“, bevor man zugunsten des Untertitels „Against All Enemies“ ihren Namen gleich ganz wegließ. Diese Unkenntnis – um nicht zu sagen Ignoranz – ändert aber nichts daran, dass die Lebensgeschichte von Jean eine mehr als dankbare Grundlage für ein entsprechendes Biopic bildet. Und nicht nur das, mit Benedict Andrews hat es auch einen Regisseur, der mich mit seinem 2016er-Debütfilm „Una und Ray“ seinerzeit schwer zu beeindrucken wusste. Das hilft nun aber eben nicht beim Skript, wenn dafür andere verantwortlich zeichnen und anscheinend keinerlei Ahnung haben, wo sie erzählerische und inhaltliche Schwerpunkte setzen möchten. [...]

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                                          • 6

                                            [...] Auf lange Sicht mag es ja eine ganze Reihe an Filmen geben, die man getrost vernachlässigen kann, doch wer sich eben nur ein bisschen für die Filme von Woody Allen begeistern kann – und zu dieser Personengruppe zähle ich mich durchaus – sollte eben auch die älteren oder in diesem Fall mitunter schwächeren Werke des Regisseurs zu würdigen wissen und so habe ich nach einer gefühlten Ewigkeit dann auch endlich einmal bei „Cassandras Traum“ einen Blick riskiert, der anders als die meisten Allen-Filme nicht ins Kino, sondern direkt ins DVD-Regal gewandert ist. In den USA war der Film tatsächlich ein ausgewiesener Flop, was ich mir schon dahingehend nicht erklären kann, dass die beiden Hauptdarsteller doch auch damals schon ausreichend zugkräftig hätten gewesen sein müssen, um ein gewisses Maß an allgemeinem Interesse zu befeuern. Aber sei es drum, haben (fehlender) Erfolg und (stiefmütterliche) Vermarktung leider auch nicht ganz unrecht, denn so richtig rund und richtig gut wird es eben selten, derweil die Story allein schon daran krankt, dass man nach kurzer Zeit schon ahnt, wohin der Hase laufen wird. [...]

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                                            • 8 .5

                                              [...] Kaum war die dritte Staffel „You – Du wirst mich lieben“ auf Netflix verfügbar, war ich schon wieder durch mit den erneut zehn Episoden, die uns diesmal wieder kredenzt worden sind. Umso schöner, dass ich seinerzeit beschlossen habe am Ball zu bleiben, denn während der ersten, noch vergleichsweise geradlinig und erzählerisch auch durchaus bedenklichen Staffel hatte ich doch zwischenzeitlich überlegt, die Serie ad acta zu legen. Dabei hat sie sich in ihrem zweiten Jahr nicht nur signifikant gesteigert, was Storytelling und vor allem die satirische, parodistische Ader anbelangt, nein, sie legt nun im dritten Jahr noch eine gehörige Schippe drauf, nimmt alles, was die ersten beiden staffeln gut gemacht hat, vermengt, verdreht und überhöht es und heraus kommt, was man sich dieser Tage beim bekannten Streaming-Dienst ansehen kann: eine unerhört einfallsreiche und wendungsreiche Staffel, deren zahllose Twists sich kaum an zwei Händen abzählen lassen und die aus der verqueren Weltsicht eines Stalkers und Killers einige beißende Gesellschaftskommentare abgibt und erneut in die ungewöhnliche bis unbequeme Situation bringt, Sympathie für ein echtes Scheusal zu empfinden. [...]

                                              • 6 .5

                                                [...] Als ich das erste Mal von den Plänen gehört habe, „Army of the Dead“ ein Prequel folgen zu lassen, das sich nicht etwa den Anfängen der Zombie-Apokalypse, sondern stattdessen der Vorgeschichte des eigenwilligen Safeknackers Ludwig Dieter widmen würde, war ich gelinge gesagt mehr als skeptisch. Aber okay, in dem Bestreben, aus einem Film mehr zu machen, ein Franchise zu starten, muss man eben auch manchmal ungewöhnliche Wege gehen und wenn schon der Zombie-Film von Snyder als solcher im Grunde ein Heist-Movie gewesen ist, warum darf dann nicht auch die Vorgeschichte ein Heist-Movie sein, zumal ja Schweighöfers Figur auch international ganz gut angekommen zu sein scheint. Kein halbes Jahr hat man nun also warten müssen, um Ludwig in „Army of Thieves“ erneut zu begegnen, von dem man mitunter zuerst erfährt, dass er eigentlich Sebastian heißt. Tut natürlich im Grunde nichts zur Sache, gibt aber gut die Marschrichtung vor, denn im Grunde tut nichts von dem, was der Film in rund zwei Stunden thematisiert, irgendwas zur Sache, was übergeordnete Geschehnisse in der Welt oder Weichenstellung für den Quasi-Nachfolger umfasst. [...]

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                                                • 5 .5

                                                  [...] Eigentlich wollte ich ja schon im Halloween-Monat Oktober etwas zu „Little Evil“ verfasst haben und theoretisch auch schon vor vier Jahren, als der Film bei Netflix Premiere gefeiert hat. Und es hätte so schön sein können und ich war mir so sicher, dass mir der Film richtig gut gefallen würde, zumal hier einiges an Faktoren – Hauptdarsteller, Regisseur, vielversprechender Trailer – zusammenkam, das nur das Beste hoffen und erwarten ließ. Leider aber muss ich sagen, dass aus der immens vielversprechenden Prämisse schlussendlich eher wenig gemacht worden ist, was aber weniger an einem Mangel an guten Ideen und launigen Reminiszenzen liegt, derer es durchaus einige gibt, sondern mehr an einem mäßig überzeugenden Timing, so dass viele Gags längst nicht so funktionieren, wie zum Beispiel der gelungene Trailer erwarten ließe. Und auch hier sollte man die Vorschau bestmöglich ignorieren, da sie einige der gelungensten Elemente vorwegnimmt und die Gagdichte damit zusätzlich schmälert. [...]

                                                  • 6

                                                    [...] Ich bin ja nun bekanntermaßen auch kein riesiger Fan der elften Staffel "Doctor Who" gewesen und musste mich mit dem doch sehr andersartigen Look-&-Feel erst anfreunden, das uns da kredenzt wurde, auch wenn ich mich ganz grundsätzlich ja immens auf Jodie Whittaker als neuen Doctor gefreut habe. Die ist hie wie dort nun auch in der zwölften Staffel einer der Lichtblicke der Staffel überhaupt, bekommt aber erneut viel zu wenig Zeit und Raum, um wirklich zu glänzen, denn auch wenn der umtriebige Timelord schon immer auch als Erklärbär hat fungieren dürfen, fehlen mir mancherorts die spontan-kreativen Lösungen für ausgefallene Probleme. Zudem schleichen sich auch im Verhalten des Doctor zuweilen leichte Misstöne ein, speziell was "ihre Fam" angeht, also die Schar an Begleiter*innen, deren Wohl sie einerseits über alles stellt, denen sie aber auch überraschend distanziert und verschlossen begegnet, wie hier mehr als deutlich wird. So ist die schiere Menge an Mitreisenden auch diesmal wieder etwas, was mehr schadet als nützt, weil man sich auf niemanden so richtig konzentrieren kann, während Charakterentwicklung und -momente oder auch nur ein paar intimere Dialogzeilen extrem rar gesät bleiben. [...]