mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
Italo-Horror mit Maestro-Gütesiegel. Zwischen fliegenden Leichentüchern, Glibber-Fäden und dem Dauer-Husten von Herbert Lom, versucht Dario Argentos Protegé Michele Soavi einen eigenen Stil im Okkult-Wirrwarr zu finden.
Dafür biegt er in "The Sect" (alternativ: "The Devil's Daughter") Zeit, Raum und Logik wie Neo die Matrix. Was auch durchaus in Ordnung geht, nur eine echte Geschichte sollte dabei nicht erwartet werden.
Im Grunde wird sich hier noch großzügig bei "Das Omen" und "Rosemary's Baby" bedient, was auch keine Schande ist. Soavis Film erweist sich dennoch als eine Ansammlung von vielen verschiedenen Schreckensbildern und angedachten Ideen, zwischen denen keine Korrelation besteht.
Bevor es jetzt gleich wieder heißt, auch die besten Argento-Filme wären wie Träume. Ist natürlich ein Punkt. Im Vergleich zu denen gleicht "The Sect", trotz der Assistenz des Meisters, wie nachgeahmt.
Es gibt Highlights wie die Kamerafahrten durch die Katakomben. Derlei Hilfsmittel versagen dennoch darin, uns in ein Netz aus vielen losen Enden und großen Frage-Zeichen (wie bei der mickrigen Rolle der titelgebenden Sekte) zu locken.
Zu Beginn der 1990er, als die Videotheken von Billig-Output überspült wurden, mutete das wie noch wie ein Ausnahme-Titel an. Dreißig Jahre später ist der Film allerdings mehr schlecht als recht gealtert.
Es muss das Zeitalter der Feen und Einhörner sein! Hollywood hat die Spendierhosen an und lässt Zack Snyder den Weißen Wal des Superheldinnen-Kinos an Land ziehen.
Die vierstündige Neu-Erzählung des großen DC-Klassentreffens ist nicht nur die Krönung des Begriffs Fan-Service oder eine verspätete Wiedergutmachung gecheiteter Versprechen. In diesem alles beherrschenden und nicht gerade dünn besiedelten Genre, ist der Snyder Cut von "Justice League" der sprichwörtlich größte Haufen auf dem Rasen.
Visuell ambitioniert war der Mann ja schon vorher. Mit einer Laufzeit, die es mit den großen abendfüllenden Epen aufnimmt, krönt Zack Snyder seine erzähltechnischen Fertigkeiten. Gerechtfertigt wird das unter anderem mit einem rundum erneuerten Bösewicht und dem größeren Spielraum von Cyborg und The Flash, deren Background-Story, Dilemma und Kräfte wesentlich besser ausgeleuchtet werden und nun von fundamentaler Bedeutung sind.
Grundsätzlich mag die Geschichte die gleiche sein wie in Joss Whedons Fassung. Angesichts des apokalyptischen Ausmaßes, ergeben die Änderungen und Erweiterungen einen völlig anders gearteten Film. Einen mit matter Farbgebung und düsterer Tonalität, bei dem Whedons Hang zu Running Gags und humorvoller Auflockerung nur fehl am Platz wären.
Zur großen Überraschung kennt aber auch "Zack Snyder's Justice League" durchaus noch Humor. Wie aber auch die von Gal Gadot verkörperte, ungezügelte Wut, die mit der in Watte gepackten, familienfreundlichen Unterhaltung von "Wonder Woman 1984" aufräumt.
Darin liegt natürlich auch einer der größten Makel von Snyders DC-Vision. Seine Welt wirkt auch nach 242 Minuten recht steril und mit reichlich Rechenpower erstellt, dass irgendwo die echte Menschlichkeit verloren gegangen scheint. Die Helden wirken wie mit sich hadernde Gottheiten, während die Normalsterblichen drumherum lediglich die Rolle verzichtbarer Schachfiguren einnehmen.
Aber okay, wer darüber noch immer laut und ausführlich mosern will, zeigt eigentlich nur, wie mickrig sein Lernwille seit "Man of Steel" doch geblieben ist. "Justice League" mag inhaltlich und vom Anspruch mit "Watchmen" gleichziehen. Es ist Snyder dennoch hoch anzurechnen, dass er den deutlichsten stilistischen Kontrapunkt zum Marvel-Universum setzt.
Im Kontext des eigenen filmischen DC-Kosmos macht der Snyder-Cut mehr Sinn als die bisherigen Anläufe und Nebenläufer. Und ihn zu lieben, bleibt auch weiterhin eine Ehrenfrage. "Justice League" muss ich gut finden, weil es allen die Stirn bietet, die Comics blöd finden und über dieses Genre nur herziehen. Wird nur schwer, dem jetzt etwas Gleichwertiges folgen zu lassen.
Was macht ein umstrittener Regisseur wie Victor Salva, wenn er wieder Geld und Aufmerksamkeit benötigt? Er reaktiviert mit "Jeepers Creepers 3" seinen einzig veritablen Hit und bedient eine Fan-Gemeinde, die heutzutage hauptsächlich aus Salva selbst zu bestehen scheint.
Das ist nicht einmal so böse gemeint, wie es klingt. Schließlich ist das Original von 2001 immer noch eine simple, aber effektive Farce zwischen Auflachen und Schaudern. Victor Salva mag sich gerne als erfahrenen Grenzgänger zwischen diesen Extremen betrachten, die Gratwanderung ist ihm dieses Mal gründlich misslungen.
Und dabei startet "Jeepers Creepers 3" noch besser als erwartet. Jedenfalls kaschiert das nächtliche Setting noch großzügig, dass dieser Film als wirklich kleines Brötchen gebacken wurde.
Bei Sonnenaufgang ist die Luft aus dem Konzept dann schon wieder raus. Der Creeper türmt Leiche auf Leiche, seine Killer-Karre birgt fiese Überraschungen und doch fehlt etwas Zentrales, dass uns bei Laune hält oder wenigstens etwas Neugier weckt.
Mit ein paar Brotkrumen an Hintergrund-Mythologie soll noch suggeriert werden, dass Salva an einem großen Gesamtwerk tüftelt wie einst Don Coscarreli. Doch bleiben diese Enthüllungen und neuen Anhaltspunkte auf Atom-Größe und täuschen eine hohle Relevanz vor, die nur noch vom schlechten CGI-Standard getoppt wird.
Es ist ja noch ansehnlich, wie der meiste Elan in die Creature Effects gelegt wurde. Aber wenn uns bei gefaktem Geschütz-Feuer, Explosionen und gecrashten Fahrzeugen die Augen unweigerlich zu tränen anfangen, kann auch eine Schreck-Gestalt wie der Creeper nicht viel retten.
Was da als Leckerbissen gedacht war, entpuppt sich lediglich als Genre-Fallobst. Geht schlimmer, aber auch viel, viel besser.
Schöne Kostüme vor prächtige Kulisse. Und darin große Namen mit großem Talent. Sofia Coppolas Remake von Don Siegels "Betrogen" ist ihr vielleicht kommerziellstes Werk.
Nicht unbedingt bahnbrechend oder von allzu vielen Deutungsebenen durchzogen. Dennoch fesselt "Die Verführten" mit seiner Geschichte vom allzu selbstsicheren Deserteur, der meint, sich ein matriarchalisches Öko-System eigen machen zu können. Und der diese Illusion bitter bezahlen wird.
Coppola setzt in ihrem, sich gemächlich anbahnenden, Thriller-Melodram im Rüschenkleid auf ruhige Akzente ohne Knalleffekte. Trotzdem ist das Ende ein starkes Stück. Da können wir sogar die leidige Debatte über Sinn und Unsinn von Neu-Verfilmungen mal zur Seite schieben.
Möchtegern-Kunstwerke und Hirn-Bruzzler. Warum werden Filme wie "Vivarium" eigentlich noch gemacht?
Erzählungen über Menschen, die sich plötzlich auf der anderen Seite des Brennglases wiederfinden, gibt es ja einige. Hat es da eine über eine menschenleere Vorstadt-Hölle im Bubblegum-Look, die wie eine Kulisse für ein Pop-Video anmutet, gebraucht?
Einziger Lichtblick ist die gute Chemie zwischen Jesse Eisenberg und Imogen Poots, die ihrer Isolationshaft streckenweise noch mit spöttischem Wortwitz begegnen. Doch die Hoffnung auf etwas Satire oder schwarzem Humor verfliegen spätestens dann, wenn das Protagonisten-Gespann in stoische Handlungsmuster verfällt.
Und nur um die hoffnungslose, wie enervierende Langeweile zu krönen, erscheint das nervigste Film-Balg der letzten Jahre. Was der Geschichte neue Rätsel, aber kaum Antrieb verleiht.
Deshalb taugt "Vivarium" weder als Neu-Interpretation von Motiven aus der Twilight Zone, noch überzeugt der philosophische Gehalt, der ungefähr so tief wie das Kinderbecken anmutet.
Da wäre mir doch eine Gefängniszelle in Pleasantville lieber.
Abwechslung? Innovation? Wünsche nach einer stilistischen Neuausrichtung können gerne persönlich an John Wick herangetragen werden. Bitte die Chipkarte für die Sanitäter bereithalten.
Auch im dritten Anlauf gibt Keeanu Reeves den Duracell-Hasen mit der Lizenz zum Töten. Ermüdungserscheinungen werden weiterhin per Handkante, Fußtritt oder durchbohrten Augapfel pariert.
Handlungstechnisch bleibt das dünn wie Papier, dafür (be)stimmen bei "John Wick: Kapitel 3" Tempo, Choreografie und Härtegrad alles. Ist ja auch ein Große-Jungs-Film mit maximalem Härtegrad. Selbst dann, wenn das Getriebe bei über zwei Stunden manchmal zu quietschen beginnt.
Aber wer sich bisher im Wicki-Verse heimisch gefühlt hat, wird hier nicht enttäuscht werden. Dem Stillstand wirken Tapetenwechsel und Auftritte von Halle Berry und Anjelica Huston entgegen.
Doch wirklich hervorzuheben ist der Part von Mark Dacascos als Fanboy und Richter. Klasse absolviert und ein verdienter Ausbruch aus dem C-Movie-Sumpf.
Was für ein aufwendiges Bond-Bewerbungsvideo. Oder soll es ein Stinkefinger sein?
Christopher Nolan legt erneut eine Vision von Unterhaltung vor, die sich aus visuellem und intellektuellem Anspruch speist. Gleichwohl gönnt er sich den kapitalen Fehler, "Tenet" nach "Inception" auf die Welt losgelassen zu haben.
Wäre es andersherum verlaufen, wäre seine Verschmelzung von Agenten-Thriller und Zeit-Paradox als guter Zwischenschritt in der Entwicklung zum Meisterwerk verucht worden. Aber so fehlen uns dann doch die nie gesehenen Bilder-Welten und verworrenen Denk-Muster dahinter, die einen noch weit über den Abspann Rätsel auf Trab halten.
Nicht, dass "Tenet" geistlos wäre. Auch in diesem Fall hat Christopher Nolan einen Stoff ersonnen, der die Grenzen der Physik und unsere Wahrnehmung der Realität verschiebt. Nur hat er das schon einmal mit ansprechenderen Figuren getan.
So kühn und lässig John David Washington als der Protagonist auch rüberkommt, an der Projektionsfläche von Bond-Moves und der Rolle als Weltenretter, prallt die tiefergehende Bindung zum Publikum des Öfteren ab. Und auch bei Kenneth Branaghs Schurken-Auftritt ist selbst mir noch nicht ganz klar, ob sein böser Russe nur zu klischeehaft oder gar parodistisch überzogen ist.
Alles andere ist die perfekte Synergie aus allen am Film beteiligten Abteilungen und Kunstrichtungen. Und ja, es darf wieder das Adjektiv meisterhaft verwendet werden, für das Gespür, wann Musik, Ton, Kamera, Beleuchtung, Schnitt, Darsteller und Stunt-Leute im goldenen Winkel zusammentreffen.
Bei der Action bleibt Nolan vielleicht auf dem Niveau von "The Dark Knight", aber das beherrscht er ja. Auch deshalb kann "Tenet", wenn er schon nicht der erwartete Knaller des Filmjahres 2020 war, als weiterer Beleg für Nolans Können überzeugen.
Momente wie die Eröffnungs-Sequenz oder das Autobahn-Spektakel in Estland zeigen, dass hier jemand seinen Platz in den Büchern sicher hat.
Aus der Reihe: "Tipps für den Ausbau des Film-Geschmacks"
Serienkiller auf Indisch. Ohne Gesang und bonbonfarbene Tanzeinlagen. Dafür geht es kopfüber in die Slums von Mumbai, dem Jagdrevier des gestörten Ramanna, der seine Opfer am liebsten mit einer Eisenstange zu Tode prügelt.
Anurag Kashyaps "Psycho Raman" ist eine eigenwillige Tour de Force. Manchmal fühlt sie sich wie ein drogeninduzierter Anti-Bollywood-Albtraum an, dann wieder grenzt der Anblick der realistischen Lebensverhältnisse irgendwie an Armuts-Tourismus.
In diesem ganz und gar nicht einladenden Umfeld darf es auch nicht wundern, dass sich mit dem Cop Raghavan jemand die Blutspur aufnimmt, bei dem selbst die Grenzen zwischen normal und Wahnsinn verwischen.
Alles andere als leicht bekömmliche Kost. Trotzdem setzt Kashyap vor allem visuell starke Ausrufe-Zeichen, während seine Hauptdarsteller Nawazuddin Siddiqui und Vicky Kaushal sämtlichen Anstand über Bord werfen und vollends in ihren Rollen-Gegen-Entwürfen zur indischen Traumfabrik aufgehen.
Das ist nicht unspannend erzählt, hat aber auch nur eine interessante Frauen-Figur in petto. Der Rest wächst kaum über Klischees hinaus. Und überhaupt funktioniert das schaurige Treiben in "Psycho Raman" auch nur, weil die Mehrzahl der Ermordeten gleich zur Salzsäule erstarren.
Andererseits mutet dieser Film auch so ungewöhnlich an, weil er selbst in den Verschnaufpausen keine Ablenkung humoristischer oder romantischer Art bietet. Der Gejagte ist ein Monster und sein Verfolger kriegt gar nicht mit, dass der Abgrund ihn inzwischen anschaut.
Schwer zu sagen, ob die Welt weitere Werke wie dieses braucht. Interessant ist der Trip in die trübe Realität Indiens dennoch. Nur die doch bisweilen zwiespältige Künstlichkeit der Inszenierung rechtfertigt dann auch einen Abzug in der Gesamtnote.
Schmales Budget, dafür dolle Optik und Mega-Effekte. Dazu setzt es eine fette Kopfnuss von einer Erzählweise. "The Signal" ist ganz klar ein Kultfilm mit Ansage. Also, einer, der mit geschwollener Brust neue Akzente setzen will.
Ganz so ist es denn zwar nicht gekommen. William Eubank kann dennoch angerechnet werden, einen Großteil der Indie-Konkurrenz in einer Staubwolke abgehängt zu haben.
Wo sich interessante Ideen oftmals am Granit der billigen Wirklichkeit die Zähne ausbeißen, gibt es hier einen Millionen-Dollar-Look, fließende Genre-Grenzen und ein Story-Mysterium, das sich, ähnlich wie das ausgeklügelte Gefängnis in "Cube", immerzu neu verschachtelt.
Wenn es dann noch grundsätzlich quasi verständlich und durchgehend packend wäre, hätte ein größeres Publikum die selbst gestellten Ansprüche von "The Signal" anerkannt. In seiner Form gestaltet sich dies aber als zu schwierig.
Eubank beherrscht zwar sein Handwerk, sein Handling von Erzählweise und Logik wirken bisweilen aber zu willkürlich oder freimütig losgelöst von der Schwerkraft. Kann sein, dass dies auch eine Stärke und ein Alleinstellungs-Merkmal markiert, den vollen Impact mindert es dann aber schon gewaltig.
Einen der letzten Auftritte von Chadwick Boseman kann ich mir doch nicht entgehen lassen. In den besten Momenten ein steiles Tempo, verdiente Co-Stars wie Sienna Miller oder J. K. Simmons und ein paar Schusswechsel mit Wumms.
Serien-Regisseur Brian Kirk fährt bei "21 Bridges" einige schwere Geschütze auf. Vermutlich, damit selbst Blinde den Unterschied zwischen Cop-Thrillern im Fortsetzungs-Format und auf der großen Leinwand sehen können.
Während das stilistisch durchaus gelingt, verweilt die Nadel des Story-Barometers leider größtenteils im Gähn-Bereich. Somit bleibt es der Fantasie überlassen, sich vorzustellen, welches Vermächtnis die Hetzjagd für den "Black Panther"-Star hätte werden können, wenn die abgefeuerten Kugeln und die dichtende Feder Hand in Hand gearbeitet hätten.
Peter Jackson ist doch ein gerissener Schuft. Er gibt sein Geld und seine Effekt-Leute für einen Murks her, der sich mit "Städte fressen Städte" zusammenfassen lässt. Aber die Verantwortung dafür wollte er nicht übernehmen.
Das Ergebnis spricht dann auch für sich selbst. "Mortal Engines" stellt den Versuch dar, irgendwas mit Steampunk zu machen und packt dabei seine dicken CGI-Cojones auf den Tisch. Was groß ausschaut, muss ja etwas taugen. Aber Pustekuchen.
Herausgekommen ist ein ziemlich unbefriedigendes post-apokalyptisches Märchen, in dem sich das Publikum kaum je heimisch, noch recht angesprochen fühlen darf. Und das zudem vor allem mit zahlreichen merkwürdigen Parallelen wie eine "Star Wars"-Nacherzählung im Retro-Futurismus-Look anmutet. Wobei ein Todesstern auf Rädern, eine Rebellen-Fliegerstaffel oder ein unbedarfter junger Typ, der vom Fliegen träumt, noch die offensichtlichsten Doppelungen mit Lucas Sternen-Kriegssaga darstellen.
Es geht noch weiter und so könnte die Story in einem anderen Kontext glatt als Parodie durchgehen. Aber dafür müsste halt auch ein gehöriges Maß mehr Eigenständigkeit durch die Adern dieses Möchtegern-Blockbusters fließen.
Welche edlen Motive und Schauwerte "Mortal Engines" auch immer vermittel sollte, die Geschichte wirkt abgekupfert, schlecht ausformuliert und, bei all der Zerstörungswut, langweilig erzählt. Ein weiterer Beleg dafür, dass nicht alle Stoffe verfilmt werden müssen, nur weil es geht. Immerhin hätte wohl auch Jackon als Regisseur kaum etwas Besseres aus dem Stoff machen können. Aber das ist nur ein äußerst schwacher Trost.
Jetzt mal Hand aufs Herz. Filme wie "Peppermint - Angel of Vengeance" werden uns noch lange heimsuchen. Da können wir alle noch so sehr die friedliebenden Welt-Verbesserer geben. Tief drinnen steckt dennoch diese Sehnsucht nach so einfach gestrickten Stoffen, bei denen die Sache mit Auge um Auge martialisch direkt ausgelebt wird.
Dabei kommt es diesem Machwerk noch zugute, dass die Hauptdarstellerin Jennifer Garner heißt. Zwar fehlt es "Peppermint", im Gegensatz zu Neil Jordans "Die Fremde in dir", gänzlich an den Willen zum Realismus und dem moralischen Hinterfragen der Selbstjustiz. Aber dafür vermittelt Garners Wandlung von der Ehefrau und Mutter zur Lady Punisher wenigstens den Anschein emotionalen Engagements.
Das federt jetzt nicht unbedingt die zynische Darstellung einer korrupten Männerwelt ab, die Garner verdientermaßen den Arsch aufreißt. Aber in Pierre Morels Inszenierung geht es nicht um Nuancen, Grautöne und versteckte Botschaften. Hier sollen uns deftige Shootouts, abgetrennte Extremitäten und durchsiebte Leiber jubeln lassen.
Mag ja alles scheinheilig, hohl und verdammt unangemessen sein. Hat aber auch keiner behauptet, "Peppermint" wäre eine realistische Aufarbeitung von Gang-Gewalt, Drogenhandel oder deren Beeinflussung auf den Justiz-Apparat. Mit Garner als Vorzeige-Gesicht wird eine ganz simple, wie rohe Rache-Phantasie verkauft. Ein weiblicher "Death Wish"-Epigone, den es so schon häufiger gegeben hat. Wenigstens in Grenzen ist der allerdings noch genießbar.
Ein Horrorfilm wie gemacht für den Lockdown. Die unsichtbare Gefahr der Ansteckung, das Einigeln in der eigenen Wohn-Festung und das allgegenwärtige Paranoia vor den Anderen, die noch so normal wirken können.
Wow, was hat die Welt sich doch verändert. Bei meiner Erst-Sichtung von "It Comes At Night" vor zwei Jahren war es nur ein gelungenes Schauer-Stück über die Gräuel, zu denen wir Menschen doch imstande sind. Heutzutage wirkt der Film wenn schon nicht visionär, dann doch unheimlich aktuell im Zeitalter von Corona.
Das liegt vor allem an der völligen Abstinenz vorhersehbarer Schocks und einer selbstsicheren Handhabung in Sachen Atmosphäre, Pacing und Dialogen. Den Rest erledigen die Darsteller. Was aus "It Comes At Night" vielleicht keinen Genre-Überflieger macht, aber immerhin für den Status eines versteckten Juwels reicht, der bekannte Versatzstücke umso überzeugender aufgreift, als so mancher anderer Endzeit-Horror.
R.I.P. Christopher Plummer. Als schwerreiche und ergrauter Bestseller-Autor und Oberhaupt einer Blutsauger-Sippe, lieferte der Schauspiel-Veteran eine kurze, aber prägnante Kostprobe seines Könnens ab, die sogar weniger geglückte Filme vergessen machen kann.
Ursprünglich reserviert war diese lobenswerte Einführung für Rian Johnson. Bei dem wollte ich mich für all die Kritik an "Die Letzten Jedi" entschuldigen. Aber das war damals und mit "Knives Out" ist alles wieder gut.
Mit einem gut aufgelegten Star-Ensemble und einem wendungsreichen Mörder-Raten, bei dem Motive von Agatha Christie trefflich modernisiert werden, legt Johnson eine überzeugende Punktlandung hin.
Gut, gemäkelt werden darf natürlich auch hier. Wir dürfen ja zum Glück alle ein eigenes Bild über die Qualität der dargebotenen Krimi-Kost machen. Da wird es wieder heißen, da sei ja alles schön und gut, aber auch zu oberflächlich, unterfordernd oder auch zu frühzeitig verräterisch erzählt.
Mag natürlich sein, dass nicht alle versammelten Darstellerinnen in gleicher Weise gefordert werden. Doch seien wir mal ehrlich: "Knives Out" wäre nicht der erste Film seiner Art, bei dem gute Mimen unterbeschäftigt wirken. Und natürlich sorgt erst das vermeintliche Übermaß an verächtigen Gesichtern fürs gediegene Murder-Mystery-Vergnügen.
Zudem sollten wir uns alle in einem Aspekt einig sein: die Departments Setdesign und Requisite übertreffen sich hier mal wieder selbst. Nicht nur Plummers ganz eigener Eisen-Thron ist da eine (symbolhafte) Schau, die Innen-Einrichtung der Familien-Villa lädt die Augen zum Abscannen ein.
So wie uns die Dialoge und Ausführungen der Tat-Verdächtigen auf Trab halten. An dieser Stelle wird die Begeisterung wieder persönlich. Bei aller Überzogenheit kann "Knives Out" als abwechslungsreiches Krimi-Vergnügen verstanden werden, dass zu keiner Zeit den Anspruch erhebt, klassisches Retro-Flair bedienen zu wollen.
Für diese Gelegenheiten gibt es ja die Poirot-Adaptionen mit Peter Ustinov und David Suchet. Dennoch kaschieren der Humor und Daniels Craig Gerede von Donuts, die in einem Donut stecken, kaum den meisterlichen Gottesblick auf und hinter einem Geschehen, bei dem sich auch all jene von uns wohl fühlen können, die ihre Agatha-Chrisitie-Verfilmungen lieben und sich dennoch gelegentlich mal was Abwechslung wünschen.
Eine Bestseller-Verfilmung, die sich rühmen darf, auf Rotten Tomatoes eine Null-Prozent-Wertung eingefahren zu haben. Das bleibt vielleicht in Erinnerung, der Film hingegen wohl weniger.
Dabei hält die Story von "Saving Zoë" nicht nur eine reißerische Murder-Mystery bereit, sondern thematisiert auch heftigen Stoff wie Drogen- und sexuellen Missbrauch. Etwas, dass nicht erst im Fahrwasser von "Tote Mädchen lügen nicht" besondere Aufmerksamkeit verdient.
Und genau hier wird es knifflig. Die Buch-Vorlage wird als gelungen bezeichnet, der Film dazu ist zu geradlinig und extrem überraschungsarm erzählt. Ein Teenie-Crime-Drama, aus dem jedes Quäntchen Spannung gepresst wurde, wodurch der ganze Rest mehr einer Seifenoper gleicht.
Somit wird "Saving Zoë" höchstens die zweifelhafte Ehre zuteil, weder als reine Zeit-verschwendung, noch als echter Katastrophenfall aufzufallen. Aber auch wirklich beeindrucken vermag hier während anderthalb Stunden nicht wirklich etwas.
So lange verschoben und dann war all das Warten für die Katz. "The New Mutants" muss als eine Enttäuschung verbucht werden, was nicht nur angesichts der langen Produktions-Geschichte zu vermuten war. Es schmerzt schon regelrecht, einen Film anzusehen, der sein Potenzial massiv verschenkt.
Weder überzeugt die Chose als Köder für eine neue Generation unbedarfter Fans, die mit dem ziemlich ausgelutschten X-Men-Franchise bisher nichts am Hut hatten. Noch punktet er wirklich als Psycho-Horror-Schocker, der immerhin in Trailer-Form einige Aufmerksamkeit generieren konnte.
Viel spannender liest sich dann doch die Liste der Ursachen fürs Versagen von "The New Mutants". Ob wir nun bei der ungenutzten Charakter-Zeichnung beginnen oder grob den mickrigen Handlungsrahmen kritisieren. Für jede und jeden ist was dabei.
Wo sich die aufkeimende Romanze zwischen Blu Hunts und Maisie Williams Nachwuchs-Heldinnen noch ansatzweise um langsames Tempo und Ruhe schert, haut die extrem engagierte Anya Taylor-Joy unbedarft auf den Putz. Was denn auch leider den einzigen Unterhaltungswert des Films markiert.
Und auch nur deshalb in Erinnerung bleibt, weil sonst keine weitere Figur richtig wichtig erscheint und nicht einmal ein übergroßer Dämonen-Bär oder Smiley-Gestalten die Sache wirklich in Schwung bringen.
Irgendwo auf dem Weg zur Zielstrecke kam den Machern, Studiobossen und Marketing-Genies wohl der Gedanke, Marvel mit Horror und einem Teenie-Reality-Drama à la MTV zu kreuzen, wäre wohl ganz was Feines und mächtig zeitgenössisch. Doch dafür fehlt es "The New Mutants" entscheidend an Tiefe. Das Konzept ist ja ausbaufähig, der Film leider kaum nennenswert.
Manche zieht es in den Flitterwochen in die Ferne, Colin Minihan und seine frisch Angetraute Brittany Allen drehten in der Zeit lieber einen Film. Mit "What Keeps You Alive" bleibt das Regie-Hauptdarstellerin-Duo thematisch dem Thema Ehe treu. Da ist die Story des Survival-Thrillers vielleicht nicht brandneu, aber der Dreh mit einem lesbischen Ehepaar sorgt für einen Push, der den gesamten Film anhält.
Schließlich findet das mörderische Duell nicht nur vor einer eindrucksvollen Natur-Kulisse mit Revenant-Flair statt, auch Allen und ihre Co-Darstellerin Hannah Emily Anderson werfen sich mächtig ins Zeug. Wenngleich sie mit ihrem körperlichen Einsatz daran scheitern, so manch unlogische Entscheidung ihrer Figuren plausibel zu machen.
Denn auf welcher Ebene "What Keeps You Alive" auch sonst punkten mag, bei der Dramaturgie hakt es dann doch hin und wieder. Was nicht nur für Spannungs-Abfälle sorgt, auch das Interesse der Zuschauerinnen gerät in Gefahr, ausgebremst zu werden.
Aber die Logik wäre nicht die Logik, wenn sie uns hin und wieder erlauben würde, in ihrer Abwesenheit Spaß zu haben. So wie auch hier. Das Drehbuch mag etwas verkrampft verlängert wirken, der Rest ist einfach eine Schau.
Luc Besson und die Frauen – das ist schon eine Beziehung. Wie kaum ein anderer Filme-Macher liebt Besson es, aufreizende Aktricen als resiliente Heldinnen zu inszenieren, die am Ende die Männer-Welt austricksen. Meistens jedenfalls.
Und eigentlich hat Besson mit "Nikita" ja den unerreichten Inbegriff dieser Power-Frau geschaffen. Da wäre "Anna" erst einmal unnötig gewesen. Aber vermutlich hat er einen veritablen Hit gebraucht.
Wie dem auch sei. Hier ist es Sasha Luss, die als gleichnamige Protagonistin Model und Geheim-Agentin mit der Lizenz zum Töten in Personalunion verkörpern darf. Das ist nicht allzu anspruchsvoll, bietet mit Helen Mirren, Cillian Murphy und Luke Evans wenigstens Star-Power.
Das ist denn auch nötig, denn "Anna" zählt zu jenen Spätwerken eines Künstlers, der sich hauptsächlich selbst zitiert. Es wirkt schon eher wie eine Fingerübung, wie Besson seine Anna Typen verführen zu lassen oder ihnen das Licht auszublasen. Manchmal gelingt dabei noch ein stilistisch recht ansehnliches Todes-Ballett. Aber sein Publikum intensiv am Leidensweg seiner Figur teilhaben zu lassen, das kann Luc Besson nicht mehr.
Dafür ist "Anna" einfach nur noch bedingt verwinkelt bei einem Verwirrspiel um Russen und Amis im Agenten-Wettstreit. Und muss sich schon den Vorwurf eines sehr oberflächlich gedachten Scripts gefallen lassen. Allerdings kann der Story auch zugutegehalten werden, dass sie im Grunde den aufrichtigeren "Red Sparrow" verkörpert. Allzu vertraut, trotzdem sehr aufrichtig, was ihre Absichten angeht.
Bei all seinen Versäumnissen bietet "Anna" daher eben auch einen gewissen Unterhaltungswert, der zwar auch größer hätte ausfallen können, dennoch die Zeit vertreibt.
Für seine Kritiker war er lange Zeit allenfalls der König der Trivial-Literaur. Fans von Stephen King wissen es natürlich besser, haben aber auch so manchen filmischen Rückschlag erleiden müssen. Eine ganz neue Krönung dieser Niederlagen-Serie stellt "Der Dunkle Turm" dar.
Kings epischer Kosmos wird hier auf einen jämmerlichen Tropfen reduziert, der aus zehn Fässern gleichzeitig destilliert wurde. Wonach soll ein derartiges Produkt wohl schmecken?
Erkennbar bleiben lediglich austauschbare Impressionen von Fantasy-Welten und Kreaturen, die in keinerlei Hinsicht den Erfindungs-Reichtum ihres Urhebers erkennen lassen. "Der Dunkle Turm" ist bestenfalls eine wahrhaft triviale Angelegenheit, die sich in Young-Adult-Anleihen und unergiebigen Plot-Points ergeht.
Selbst Nicht-Kenner und Gelegenheits-Leser dürfen sich da beleidigt fühlen. Denn dieses filmische Experiment, in Kings verzweigten Kosmos einzutauchen und dabei einsteigerfreundlich zu bleiben, ist gründlich schiefgegangen.
Hallo? Wir warten auf den Horror-Express, kommt der heute noch? Bei "Pyewacket" jedenfalls lautet die Antwort jedenfalls Nein.
Es ist doch immer wieder sonderbar. Da gibt es Filme über dämonische Heimsuchungen, die sich überraschenderweise den stumpfsinnigen Gepflogenheiten der B- und C-Ware widersetzen und es dennoch vergeigen.
Statt dämlicher Einstiegs-Schocks und fast ohne okkulten Mumpitz, investiert "Pyewacket" sein erstes Drittel lieber in die Schilderung eines angespannten Mutter-Tochter-Verhältnisses. Durchaus positiv zu verbuchen, ob dieser Drama-Teil uns alle nun restlos begeistert oder nicht.
Aber danach könnte sich dann doch langsam mal etwas anbahnen. Nur dieses langsam wurde im wahrsten Sinne des Wortes ernst genommen. Ob wegen des Budgets oder weil imaginäre Schrecken als besonders cleverer Schachzug der Macherinnen angesehen wurden, es weht nicht mal ein laues Horror-Lüftchen.
Viel zu lange werden die Gelegenheiten zum Schaudern hinausgezögert. Und wenn sich der namensgebene Dämon doch mal zeigt, wirkt "Pyewacket" plötzlich umso gehetzter und unfreiwillig billig. Daran ändert auch der, "Ich seh, Ich seh", nicht unähnliche finale Twist nicht mehr viel. Für den vollen Effekt hätte es da schon überzeugenderen achtzig Minuten Vorlaufzeit bedurft.
Die Vorstellung, wirklich nachts allein auf dem Bahnsteig zu stehen, lässt das Kopfkino da schon mehr auf Touren kommen.
Never change a winning team. Diese Devise gilt wohl auch für Mark " Den einsamen Wolf" Wahlberg und Peter "Ich leg' gern alles in Schutt und Asche" Berg. In "Mile 22" frönen der Star und sein Regisseur abermals ihrer Vorliebe für innerstädtische Abriss-Planung und die simpelste Form der Diplomatie, die direkt durch den Schädel des Feindes führt.
Leicht verdaulich, dargebracht durch ein Rudel hartgesottener Hunde und Hunde-Damen. Wenn auch das breitbeinige Auftreten der ach so treffsicheren US-Sonder-Einheit etwas hochgegriffen scheint. Aber Filme wie diese sind natürlich nichts für die reale Welt, sondern Träumereien fürs Ego.
Und wenigstens denen schiebt "Mile 22" am Ende einen kleinen Riegel vor. Wobei die Qualität des Twist auch zur Disposition stehen mag. Wird ein lauter B-Kracher dadurch aufgewertet oder verpufft der doch bestehende Adrenalin-Level der Hetzjagd auf den letzten Metern?
Pluspunkte gibt es auf jeden Fall für die Teilnahme von Iko Uwais und Lauren Cohan. Ansonsten haben sowohl Berg, als auch Wahlberg, deutlich bessere Titel vorgelegt.
Der Wilde Westen, das stand bisher immer für Goldrausch, dicke Luft im Saloon, die Eisenbahn, fliegende Pfeile und den rasch steigenden Bedarf an Särgen. Patrick deWitts Roman "The Sisters Brothers" fügte diesen archetypischen Vorstellungen eine neue Gattung hinzu: die der schwermütigen Auftrags-Killer.
Und die werden dank Joaquin Phoenix und John C. Reilly auch auf der Leinwand (und jedem Bildschirm) lebendig. Eli und Charlie sind sicherlich alles andere als strahlende Revolverhelden. Dieses intellektuell etwas überforderte und doch knallhart agierende Gespann wird auf eine Mission geschickt, an deren Ende das ganz große Los winkt. Aber auch die bittere Pille der Selbst-Erkenntnis.
War das Buch ein Wechselspiel aus verschossenem Blei und existenzialistischer Sinnsuche, verkürzt Jacques Audiard das zugrunde liegende Geschehen naturgemäß ein Stück. Den Ton der Vorlage trifft er dennoch und schafft nebenbei ein faszinierendes Porträt zweier Brüder, die häufig weder mit, noch ohne einander klarkommen.
Es sei dennoch anzumerken, dass "The Sisters Brothers" kein reines Meisterwerk der ironischen Comedy oder intellektuellen Action-Unterhaltung darstellt. Dieser wirklich exzellent besetzte, wie gespielte Western wirkt bisweilen etwas zwiespältig. Ist aber nie träge, sondern in seiner Geisteshaltung einfach nur menschlich. Bei den Sisters ist eben alles etwas anders.
Und ewig lockt das Verwirrspiel mit dem Verstand. Gore Verbinski lässt sich bei "A Cure for Wellness" durchaus nicht lumpen und sucht viele Anlässe, uns auf den Trip ins Niemandsland des Wahnsinns mitzuziehen.
Diese Reise ist dann eine opulente Mär zwischen Thomas Mann, Gothic-Horror und Anleihen bei Dario Argento. Was ja auch wegen Mia Goths späterer Teilnahme am Suspiria-Remake entzückt.
Weniger berauschend ist allerdings die offensichtlichste Schwäche dieses Werks. Mit zweieinhalb Stunden wird dann doch deutlich zu viel Laufzeit für ein Rätsel verschwendet, dessen Lösung sich schon früh abzeichnet.
Deshalb irritiert "A Cure for Wellness", nach einigen visuellen Schmankerln im ersten Drittel, zunehmend durch ein unnötig repetitives Muster. Es ist ja noch verständlich, dass ein Protagonist wie Dane DeHaans Lockhart nicht sofort zum wütenden Retter in der Not mutieren kann.
Trotzdem beraubt sich dieses, sicherlich sorgsam erdachte, Werk am Ende selbst um einen wahrhaft bleibenden Eindruck.
Hier eine Empfehlung für alle, dem stillen Silvester 2020 nachtrauern. Warum es nicht einmal mit einem Knallbonbon für Trash-Freunde scheppern lassen. Alfonso Brescias "Krieg der Roboter" ist dafür ein idealer Kandidat.
Ein billig, wie naiv unterforderndes Sci-Fi-Märchen aus einer Galaxie, weit, weit entfernt von echter Qualität. Da gibt es einiges zu bestaunen: die Kostüme, die schlichten Tricks, die Frisuren und ganz viele Ideen, die irgendwie gar nicht zum Thema passen. Aber wieso sollte es auch anders sein?
Schließlich wirkt der gesamte Film wie das Schauspiel seiner Darsteller: immerzu frei improvisiert. Als hätte sich Brescia und sein Co-Autor nach einem halbstündigen Brainstorming aufs Kinderzimmer zurückgezogen, um an den mickrigen Weltraum-Schlachten zu arbeiten.
Für herzhafte Lacher und feuchtfröhliche Trinkspiele reicht das allemal.
Mädchen gegen Jungs, doppelzüngige Gotteskrieger gegen liberale Metal-Legionäre. Das ganze versetzt mit etwas Eighties-Pastiche und schon stoßen wir die Pforten zur Hölle auf.
Oder auch nicht. "We Summon The Darkness" ist ein eher moderat begangenes Retro-Horror-Fest. Im Vergleich zu Kevin Smiths furchtlos rücksichtslosen "Red State", wirken Spannungsbogen und Blutvergießen recht handzahm. Auch das satirische Potenzial ist eher ungeschliffen.
Doch sorgt die Chose bei aller Vertrautheit wiederum für ein kurzweiliges Vergnügen. Hat es doch immer wieder etwas, wenn Überraschungs-Gäste oder banales Gezicke ein einfaches Vorhaben wie eine rituelle Abschlachtung behindern.
Da bin ich sogar versucht, "We Summon The Darkness" ein gesundes Maß an Mittel-Mäßigkeit zu attestieren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.