mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
"Die Liebesgeschichte Nach Once" ... ist eigentlich eine irreführende Bezeichnung. Aber fassen wir erst einmal die Ereignisse zusammen:
"Once" - ein kleiner, äußerst günstig gemachter Film über einen aufstrebenden Straßenmusiker in Dublin, wird vom Geheim-Tipp zum Festival-Hit und findet schließlich ein unerwartetes Millionen-Publikum. Seinen Charme verdankt er vor allem den berührenden leisen Songs, die Haupt-Darsteller Glen Hansard mit seiner Film-Partnerin Markéta Irglová gleich selbst schrieb. Schließlich klatscht sogar die versammelte Hollywood-Elite dem Duo Beifall und überreicht den beiden einen Oscar ...
Und dann kommt "The Swell Season", der Film über die gleichnamige Formation von Hansard und Irglová. Zeigt die Folk-Musiker, die sich mittlerweile den Platz im Scheinwerferlicht und auch das Bett teilen. Fragt sich natürlich, was jetzt folgen soll, denn eigentlich scheinen Hansard und Irglová die letzte Seite des Märchenbuchs erreicht zu haben. Das dies aber nicht nur einem jener seltenen cineastischen Glücksfälle, sondern jahrelanger Arbeit zu verdanken ist, erweist sich als erste Überraschung der vorliegenden Langzeit-Beobachtung. Ebenso wie die Tatsache, dass sich die beiden Liebenden schon seit Jahren kannten und zusammen Musik erschaffen.
Beleuchtet wird nicht nur die Stunde des großen Ruhms, wie jene, hier dokumentierte, Amerika-Tournee, bei der The Swell Season in immer größeren Venues auftreten. Auf der sie und ihre Mitstreiter sich einer stetig wachsenden Schar von Fans und Bewunderern gegenübersehen. Im Umkehrschluss öffnen Glen Hansard und Markéta Irglová auch ihre Schatulle der Erinnerungen. Wann und wo sie sich kennen lernten, beschreiben die jeweilig verspürte Magie der Musik. Hier stiehlt Hansard unbeabsichtigt seiner Partnerin etwas die Schau. Dreht sich der Film mehr um seinen Background, seinen schwer kranken Vater und letztlich auch Hansard als Songwriter, der versucht, den eigenen Wurzeln treu zu bleiben. Während ihm die Welt gerade die Tür einrennt. Letzteres trifft natürlich auch auf Markéta Irglová zu. Ihr wird es irgendwann unangenehm, jeder Schnappschuss-Anfrage nachzukommen. Jeden Abend vor und nach dem Gig den immer zahlreicheren Leuten persönlich fürs Kommen und ihrer Bewunderung zu danken. Doch sie und Hansard trennen immerhin einige Jahre Altersunterschied. Hansard schlug sich etwas länger nach Oben durch, doch auch sein scheinbar spielerischer Umgang mit diesem Ruhm erweist sich im Verlauf als bröckelnde Fassade.
So viele Eindrücke prasseln auf einen ein. Die eigene Mutter will dir klar machen, dass du von jetzt an ein großer Star bist und bleiben solltest. Dass du aus dir raus gehen solltest, während du doch nur weiterhin deine Musik machen willst. "The Swell Season" geht schließlich der Seele eines Künstlers auf den Grund, der zwar das betreibt, was er innig liebt, der aber noch nicht mit dem klarkommt, was mit dem Erfolg einhergeht. So deutet sich schließlich an, dass auch seine Liebesgeschichte mit Irglová am Ende in eine andere Phase übergehen wird oder muss. Dass sie ihre Zuneigung und tiefe Verbundenheit beibehalten werden, aber von der Bühne nicht mehr in die selbe Koje oder das gleiche Hotelzimmer gehen.
Deshalb ist "The Swell Season" zwar die Geschichte einer innigen Verbindung, aber das Märchen von der großen Liebe zweier Künstler-Seelen kommt bald zum Erliegen. Umso passender wirkt der Verbleib bei den Farben Schwarz und Weiß. Es sperrt auch für den Zuschauer eine gewisse optische Reiz-Überflutung aus, verdichtet und konzentriert sich schließlich ganz auf das Wesen: zwei Menschen, ihre Band und ihre Gefühlswelten.
Aber um das klarzustellen: "The Swell Season" ist keine aufwühlende Tour- und Musik-Doku, bei der wir am Ende betrübt und ernüchtert zurückbleiben. Uns fragen, ob das alles eigentlich noch einen Sinn hat. Das Gefühl, mit dem wir diesen Film verlassen können, würde ich eher als bittersüss bezeichnen. Traurig ja, aber auch nie misanthropisch. Wie in ihren Songs, taugt "The Swell Season" als intime Selbst-Reflexion. Es lässt tief blicken und deshalb wissen wir auch, egal was passiert, es ist doch gut so. In dieser Hinsicht bildet das Schicksal von Hansard/Irglová die einzig folgerichtige Fortführung ihrer Figuren aus "Once", nur eben im wirklichen Leben.
Zwei Typen drehen einen Film über die Liebe und dann nennen sie ihn "Crazy, Stupid, Love." Zum Glück ist das Ergebnis weder durchgeknallter, unterbelichteter Fäkal-Humor, noch irgendeine aufgesetzte Verrücktheits-Kiste, bei der sich Alt- und Jungstars mit Zoten und peinlicher Situations-Komik einsauen. "Crazy, Stupid, Love" ist, wenn überhaupt, ein erstaunlich ruhiger Film - so einer mit leisem Humor, einem überschaubaren Personal, bei dem die jeweiligen Schicksale durch die Irrungen und Wirrungen der Liebe miteinander verbunden werden. Das Regie-Duo Glenn Ficarra und John Requa setzt dabei auf einen erstaunlich ruhigen Erzähl-Fluss und ein Gespür für die Angemessenheit der Gags. Dieser Film ist frei von Penis-Brüchen, Kotz-Attacken - sogar wenn es an Eingemachte geht, verlässt er nie die "Plüsch-Zone", wo es nie derbe, brutal oder sonst wie zugeht. Das mag "Crazy, Stupid, Love." zu einem Parade-Beispiel des aseptischen Familien- oder Gefühls-Kinos machen. Verleiht ihm auf diesem Wege aber auch einen gewissen Charme, an dem selbst absehbare Story-Schlenker nichts machen. Uns werden hier keine neuen Wahrheiten der Relativitäts-Theorie der Liebe näher gebracht, sondern einfach nur ein paar liebenswerte Figuren, denen wir gern zwei Stunden beiwohnen. Gerade auch, weil diese von Steve Carell, Julianne Moore, Ryan Gosling, Emma Stone oder Kevin Bacon verkörpert werden. Vielleicht aber auch nur, weil bei all diesen Liebes-Dingen einfach die plattesten Späßchen ausgespart wurden. Harmlos ist ja nicht gleichbedeutend mit Langeweile und Gehirn-Unterforderung.
Die deutsche Hauptstadt, saudische Prinzen, genetische optimiertes Saatgut, Attentäter, Rumms Bumms im Adlon und über allem schwebt ein Mann mit Persönlichkeits-Krise: Habe ich schon mal bemerkt, dass ich Liam Neeson allmählich für den coolsten Action-Helden unserer Zeit halte? Nicht, weil es in beinahe all seinen jüngsten Filmen allerorten kracht. Nicht, weil Neeson die coolste Action-Sau gibt. Der Grund ist ganz einfach, der Mann ist der Knaller, die Sorte Action-Man der Ü-50-Fraktion (okay, er ist ja schon 60). Bruce Willis hat nur von Film zu Film so richtig Lust, Total-Akrobaten und Kampfsportler wie Jackie Chan schließen wir einfach mal aus - Liam Neeson macht keine peinlichen Verrenkungen, die er sowieso nicht drauf hätte - von einigen Stunt-Sprüngen abgesehen - kann unheimlich gut böse starren oder leiden. Und wenn er richtig fies sein werden muss, dann lässt er seine Feinde leiden. Ob ein ausgewiesener Charakter-Darsteller - mit Talent und Charisma! - sich nun mit teilweise fragwürdigen Produktionen wie den "Taken"-Streifen, seinen Ruf selbstbeschädigt oder nicht. Allein wegen Neeson's Besetzung schalte ich doch ganz gern ein. Würde er es nicht machen, wäre vermutlich einfach wieder so ein Jason Statham eingesprungen. Überhaupt, Sly, hörste zu? Stock mal dein Budget auf und biete Neeson einen Hammer-Part im nächsten "Expendables" an. Dieser Mann kann nämlich ein bescheidenes Plot-Etwas um Identitäten-Raub, Mord-Pläne, Killer-Vereine und solche Sachen veredeln. So was wie "Unknown Identity", der in Berlin spielt, welches natürlich viel cooler als in Echt wirkt. Selbst wenn hier Taxen von nervigen Fahrern wie Diane Kruger (wie immer der größte Schwachpunkt des Films) gesteuert werden. Ist zwar alles wenig spannend bis unglaublich vertraut aufgezogen - aber was soll's. Wenn Liam Spass hat, dann habe ich denn auch. Da kann das hier noch so sehr einem Hitchcock, "Frantic" oder welchen Motiven hinterher hinken. Bekloppt? - Ja klar, aber wenigstens mit Stil.
Filme über komplex-beladene Leute auf Sinn-Suche gibt es genug. Kleine und größere Sünder, die ihr Gewissen erleichtern wollen. Die die Seiten aus dem Lebenslauf einfach rausreißen und einfach nur noch gutes vollbringen wollen.
Achtung: "Choke" ist auch in etwas so ein Film. Nur geht es hier um einen kleinen Sauhaufen. Menschen die Lügen und Betrügen, Typen mit Dauer-Wichs-Problem, ausgewachsener Sex-Sucht, Almosen-sammelnde Simulanten und das Völkchen historischer Dörfer und Klapsmühlen. Aber nee, das ist nicht die Flodder Familie, es ist das Umfeld von Victor alias Sam Rockwell, das ist der böse Typ aus "Iron Man 2", der auch schon mal Nic Cage abgezockt hat oder auf dem Mond eine tolle One Man Show abzog.
Sam, äh, Victor ist ein echter Sex Addict. Stellt sich selbst den verdorrtesten Busch noch nackig vor und treibt es auch auf seinem Arbeitsplatz, einem historischen Kolonial-Dorf, in der Scheune, hinter der Hecke ... Vic nimmt das Leben etwas lockerer, aber er hat eine Menge unverdauter Sachen im Gepäck. Da wäre sein kluger Kopf, dem doch kein Studium vergönnt war, Geldsorgen, das ewige Poppen, die Versuche, bei den Anonymen Sexholikern unterzukommen. Die Geldbeschaffung per vorgetäuschtem Erstickungs-Tod und über allem, seine Mutter. Die liegt jetzt ziemlich verschlossen im Heim, weigert sich, ihren Sohn zu erkennen, noch, den Namen des Vaters endlich mal preiszugeben. Verdammt verkorkste Kiste und eigentlich ein wenig zu viel des guten.
"S.H.I.E.L.D. Agent Coulson" Clark Gregg kriegt diese ganzen Probleme seiner Haupt-Figur, und den Versuch des Reinemachens, ganz gut unter einen Hut. "Choke" ist der herrlich schräge Werdegang einer Katharsis, nicht immer dramaturgisch spitzfindig ausgereift. Er wird nicht jedem interessanten Aspekt der Geschichte vollends gerecht. Aber es ist doch der etwas andere, derbe kleine Film. Die Adaption des gleichnamigen Buches vom "Fight Club"-Schöpfer Chuck Palahniuk, pendelt immer wieder zwischen der herben Liebe von Victor's Mutter - Anjelica Huston in Höchstform - und seinem heil- und ziellosen Treiben als Erwachsener. Ja, er ist nicht der beste Mensch. Ja, er würde gern aufhören, aber es ist schwer. Und wird noch viel komplizierter, als er mit der Ärztin seiner Mom eine Fick-Beziehung startet.
Bei "Choke" ist meiner Meinung nach tatsächlich der Weg das Ziel. Nicht das Licht am Ende des Tunnels winkt einem hier zu, sondern eher die Attitüde der Hauptfigur. Macht nichts, dass nicht alle Fragen beantworten werden. Dass nicht jeder Story-Abschnitt gleich stark abgearbeitet wird. Vor allem Rockwell und der Rest des Ensembles (Huston, Kelly Macdonald aus "Boardwalk Empire" und "No Country For Old Men", Gillian Jacobs aus "Community" und natürlich Clark Gregg himself) tragen dazu bei, dass einen dieser Hybrid aus Schwarzem Humor und tragisch gefärbter Persönlichkeits-Findung bis zum Schluss fasziniert.
Tim Burton, wie sehr habe ich diesen Mann immer bewundert. Als Filme-Macher und Kreativ-Kopf hatte er schon früh verstanden, das Gewühl im eigenen Kopf in ausdrucksstarke Bilder-Welten zu packen. Eine herrlich düstere Corporate Identity zum Marken-Zeichen zu machen. Immer wieder mit dem Hang zum grenzwertigen, subversiven Späßchen und kauzigen, abnormen Figuren den steril gelackten Status Quo zu unterwandern. Egal wie abstrus so mancher Einfall auch rüberkam, Tim Burton hat uns doch immer wieder bewiesen, was er alles hinzaubern kann: Schreckliche schöne Weihnachtsfilme, blutige Horror-Musicals, Invasions-Streifen, Geschichten über Rächer im Fledermaus-Kostüm oder Traumwandler, die mit ihrer Liebe zur Vorstellungskraft die Welt erst so richtig bereichern.
Fantasie ist es auch, die aus einer kultigen, aber ziemlich angestaubten Gothic-Soap-Opera der 1960er Burton's letzten Film "Dark Shadows" werden ließ. Ein abenteuerliches Unterfangen, denn an während wohl jede kommende Generation für immer "Raumschiff Enterprise" kennen wird, hat das Phänomen "Dark Shadows" seine besten Tage schon hinter sich. Und auch Tim Burton - als eingeschworener Langzeit-Fan - wird daran nicht viel ändern können. Es zeigt sich einfach, dass der Mann trotz phänomenaler Langzeit-Wirkung einiger seiner Werke, eben doch nicht übers Wasser laufen und alles obskure in Kassen-Gold verwandeln kann. Nein, Burton ist kein Gott, künstlerisches Genie vielleicht. Aber auch er verstand es von Anfang an, Kompromisse einzugehen. Sonst wären seine besten Werke nicht nur mit Herz, sondern auch mit ordentlich Studio-Taschengeld im Rücken entstanden.
Wozu dieses Vor-Geplänkel? Sich als Zuschauer nochmals klarzumachen, wie toll doch einige von Burton's Filmen waren, ist vielleicht ganz hilfreich. Immerhin hat der Mann nicht nur Bewunderer - die ihn öfters als einen der "Most Overrated Directors" verschrien - er hat grenzwertiges gemacht. "Sweeney Todd" zum Beispiel. Dolle Atmo, ein starker Johnny Depp, aber das Gesinge auf Dauer - na ja. War für mich trotzdem kein totaler Fehlschlag. Auch "Dark Shadows" ist alles andere als das, kommt dennoch meiner Vorstellung einer Burton-Verfehlung am nächsten ... Warum?
Weil der Film vieles bietet und doch wieder zu wenig. Gemäß seines Ursprungs, besagter TV-Mischung aus Gothic Horror und Familien-Dynastien-Soap, ist "Dark Shadows" höchstens ein amüsantes Durcheinander geworden. Bei der durchgeknallten Grund-Idee eines, aus England übersiedelten, Reichen-Familien-Sprösslings, der per Fluch zum Vampir, dann vergraben wird und 200 Jahre später erwacht und auf seine Nachfahren trifft - wer hätte hier schon einen rein ernsthaften Grusel-Stoff erwartet. Burton gewinnt der abstrusen Idee des Siebenschläfer-Vampirs Barnabas vor allem die witzigen Seiten ab. Kultur-Clash, Unverständnis für die modernen Sitten und Gebräuche, eigentlich für alles - die Erfindung des Autos, der Fernseher, Alice Cooper - bester Leinwand-Auftritt sein "Wayne's World" übrigens!!! Aber in "Dark Shadows" geht es nicht allein um einen Blutsauger, der deppert durch die Neuzeit torkelt. Da gibt es noch seine wenig rühmlichen Nahfahren, die dem Familien-Namen wenig bereiten. Weil Vampir Barnabas aber im Grunde auch so etwas wie ein Herz besitzt, will das zügig ändern. Und hier kommt seine nachtragende Ex-Affäre Angelique ins Spiel. Die hat die Jahrhunderte nämlich ebenso überdauert und will Barnabas, na was jetzt - zu Tode vögeln, lebendig verspeisen, das Ansehen seiner Familie endgültig auslöschen -
Es wirkt alles ein wenig unentschlossen in "Dark Shadows", dabei sieht der Film wie immer natürlich wahnsinnig stark aus. Das Anwesen der Familie Collins ist der feuchte Traum jedes Gothic-Liebhabers, der Schauplatz - das Fischer-Örtchen Collinsport - strahlt wie ein schwarzer Regenbogen. Insgesamt alles schön Burton-mäßig. Düster, etwas skurril, spooky und zur Abwechslung: Burton's laszivster Film. Johnny Depp und Eva Green liefern sich eine stürmische Hass-Liebe-Orgie, die in ihren eruptivsten Momenten "Basic Instinct" in den Schatten stellt. Es gibt auch ärztliche Zuwendungen, die zeigen, was der Mund so alles anstellen kann. Nie vulgär - wie könnte Tim Burton auch anders - aber auch mit viel Humor versehen. Fast scheint es, Burton volle das olle Spinnen-Netz-Gestrüpp der Vorlage mit all seiner Keuschheit und Alterserscheinungen aufrütteln.
Das funktioniert, wenn der Film einfach so einige sehr gute Gags bietet. Nur insgesamt ist der Fortgang der merkwürdigen Handlung weniger inspiriert als diese feinen Anspielungen, Momente der Situations-Komik und schön schaurige Augenblicke des Aderlasses. Gerade als Film über den Zusammenhalt der Familie, finden die Elemente zu wenig und sehr spät zueinander. Die Collins sollen Unikate darstellen, aber letztlich bleiben Michelle Pfeiffer, Helena Bonham-Carter und auch Chloe Grace Moritz, allesamt hinter Johnny Depp zurück. Er dominiert schon allein story-technisch das Geschehen und bleibt einem von allen Mitgliedern des Clans, am meisten in Erinnerung. Schade, denn sehr spät zieht Burton hier doch noch die ein oder andere Überraschung aus dem Hut. Verwandelt die Charaktere von komischen Gestalten in phantastische Erscheinungen - wenn er das nur eher hinkriegen würde. Dann würde es wohl um mehr als übernatürliches Beziehungs-Getue, blutige Geschäfts-Rivalitäten oder das Martyrium des ewigen Nachtwandlers gehen. Dann wäre "Dark Shadows" mehr wie ein wahrhaftes "Dallas" in der Schattenwelt und nicht wie "Mein Ururur-Onkel, der Vampir, meine neurotische Mutter und ich".
"Dark Shadows" ist alles andere als eine Enttäuschung. Der Film ist definitiv ein waschechter Burton - ob nun rein optisch, oder auch wegen seinem Talent, "bissigen" Fangzahn-Horror in seichten Handlungs-Strängen verbeißen zu lassen. Aber die zwei Stunden sind wirklich ein wenig mühsam ausgefallen, auch, weil es einfach an einer fesselnden Langzeit-Geschichte fehlt. Einem Ziel, das sich irgendwann klar oder noch unklar, formuliert. Allein von lustigen Szenen oder ein paar genialen Cameos und Nebenfiguren wie Jackie Earle Haley, kann dieses Unterfangen allein nicht fesseln. Dafür ist "Dark Shadows" einfach zu sehr der langgehegte, wahr gewordene Traum eines kleinen Jungen. Einer, der einfach ein wenig zu verschroben und eigenartig ist, damit wir alle daran teilhaben können. Kein Überhammer, kein Downer - wahrscheinlich am ehesten einfach nur Tim Burton. Aber wenigstens nicht so unbedeutend wie sein "Planet Der Affen".
Der Typ, der diesen Zuckerberg gespielt hat - und die, die diese Vampir-Tussi verkörpert. Da haben sich ja die beiden richtigen ins "Adventureland" verirrt, einen vorsintflutlich anmutenden Vergnügungspark, in dem die Attraktionen genau so erfrischend rüberkommen wie Charade an einem Spiele-Abend mit Omi und Opi. Eisenberg und Stewart - so heißen sie doch - ziehen doch immer die selbe Schnute, diese zwei. Passt aber perfekt. Bitte nicht den Fehler begehen, bockige bis freudlose Gesichts-Ausdrücke mit Schauspiel-Talent oder Sympathie gleichzusetzen. Gerade Kristen Stewart "spielt" hier zur Abwechslung mit Lust an der Sache, das macht sie erstens, menschlich sympathisch und zweitens, lässt es einen diese grässlich gestelzten, zu Tode erstarrten, Liebes-Bekundungen der "Twilight"-Filme vergessen. Eine gewisse Dämpfung der Gefühle ist aber durchaus angebracht. "Adventureland" ist ein Film über die ewige Suche nach dem Ziel, der eigenen Identität, dem großen und kleinen Etwas, das diese ganze verdammte Kacke, namens Jugend und Erwachsenwerden, wert ist.
Das einfach alles erträglicher macht. Auch, weil uns schmerzlich bewusst wird, dass die Schule
doch aufs Leben vorbereitet - schließlich treffen wir selbst im Fegefeuer eines abgestandenen Vergnügungsparks immer wieder auf die gleiche Cliquen-Ideologie, die selben Kasten. Aber auch wunderbare mehrdimensionale Geeks und Kumpels.
Ach ja, da ist es (nicht) ganz egal, dass der Film 1987 spielt. Denn Musik nimmt einen besonderen Platz in "Adventureland" ein - schon länger her, dass man einen kleinen, unaufgeregten Streifen mit so coolem Soundtrack gesehen hat. Hüsker Dü, The Replacements, Lou Reed, Big Star - die megastarken Typen halt, die den Subkontext des Films in ihren zeitlosen Songs widerspiegeln - "Satellite Of Love", "Bastards Of Young", "Don't Wanna Know If You're Lonely". Wow, ich war ja noch ein Knirps, als die zum Teil noch unterm Mainstream-Radar agierten. Aber ich fühle mich trotzdem etwas alt, wenn ich diese aufregenden Zeiten denke, an denen ich ja gar nicht teilhaben konnte, irre. Muss die Wehmut sein. So gesehen passt es super zu "Adventureland", dieses Gefühl. Zu Spüren, dass die Zeiten doch vorübergehen und nicht wiederkommen. Dass das alles doch hinter einem liegen wird. Und dass wie Hüsker Dü & Co. endlich irgendwann "das echte" dem Mainstream erobert. So wie "Adventureland", einen aufrechten, gefühlsechten Film, der sich einfach am ganzen aufgesetzten Coming of Age-Kram nach Muster F vorbei geschmuggelt hat.
Die traurigste Nachricht der Woche ...
In mir schlummert immer noch dieser kleine Junge, dem bei Harryhausen's Effekt-Zaubereien die Augen ungläubig überquollen. Der sich heute noch vor der Medusa, dem Kraken, dem Zyklopen oder dem Grauen aus der Tiefe fürchtet. Der laut jubelt, wenn die Monster endlich besiegt sind - und dem irgendwie keine andere Technologie vergleichbare Ehrfurcht einjagt, wie überragend sie auch daherkommen mag.
Ja, der kleine Junge wird sich immer begeistern lassen vom großen Ray Harryhausen. Er wird sich mitreißen lassen, sich amüsieren, die Decke abends im Bett etwas fester über den Kopf ziehen, er wird auch weiterhin Kritzel-Bilder von fantastischen Monstren zeichnen und an jene großen Leinwand-Abenteuer denken. Sie werden ihm immer weiter ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, aber leider von nun an auch ein etwas trauriges.
Ein kleines Assoziation-Spielchen zum Thema "Contagion":
Soderbergh wirft eine Glücksmünze, auf deren beider Seiten ein Galgen prangt
die teuflische Seite der Globalisierung
die Apokalypse macht nicht vor der eigenen Haustür Halt
der Mensch richtet sich letztlich eben doch selbst zugrunde
Arm und Reich tanzen Hand in Hand ins Massen-Grab
wovor musst du mehr Angst haben - einem Bakterium oder der Pharma-Industrie?
auch Engel sprechen mit Teufelszungen, selbst wenn sie wie Jude Law aussehen
ein beklemmend dichte Geisterstunde nah an der Realität
Spekulativ faszinierend - echtes Angstfutter
weder übliches Moral-Geplänkel noch die immer gleichen Katastrophen-Szenen
die Stille ist unheimlicher als jeder Sturm
dies ist ein schönes, fies tief schneidendes Skalpell
eine echte "Ensemble"-Leistung
Prophezeiung oder doch Verhaltens-Katalog für die jüngste Zukunft?
das ist nicht nur die Paranoia, die auf deine Schulter klopft - es ist die Gewissheit, dass die
da schon Recht haben
Nichts für Sicherheits-Fanatiker, die es im Winter gern kuschelig haben, sich in ihre gepolsterten Kitsch-Kissenburgen verkrümeln, die beim fernen Donner-Grollen gleich den sonnigen Morgen herbeisehnen, die beim Krimi die Augen zumachen, wenn hinter jemanden der schwarze Schatten-Mann auftaucht, die Unglücke nur bei Kerzenlicht und Champagner erträglich finden - und für alle, die sich in der Bahn nicht mehr trauen, eine Stange anzufassen. Für diejenigen, die sich kaum die Hände waschen übrigens auch.
Eine Mär von Auftragskillern, Gangster-Bossen, Geistermädchen und ja, Thailand. Der exotische Schauplatz soll wohl ein wenig darüber hinwegtäuschen, dass "Elephant White" ein äußerst austauschbares Filmchen ist. Djimon Hounsou - yeah, der aus "Amistad" und "Blood Diamond", begnügt sich einmal mehr mit der Rolle des waffenschwingenden Pistoleros, der erst böse Buben gegen Bezahlung eliminiert, dann sein Gewissen entdeckt und es sogar für lau macht. Muss wohl am Klima liegen oder am Esoterik-Einschlag, der ein wenig Laufzeit überbrückt. Nicht falsch verstehen, Regisseur Prachya Pinkaew versteht sein Handwerk. Immerhin wurde sein "Ong-Bak" ein internationaler Hit. "Elephant White" hingegen wirkt wie der typische westliche Action-Trip durch Fernost. Hübsche bunte Lichter in den Straßen, Mönche und Tempelbauten. Böse schlitzäugige Bad Guys und ein paar arme Mädchen, die unter Drogen gesetzt und missbraucht werden. Natürlich gibt es weit und breit niemanden, der etwas dagegen ausrichten kann - also her mit dem harten Ami-Killer. Der macht das schon. Mit ein bisschen Unterstützung seines Waffendealenden Bekannten, den Kevin Bacon verkörpern darf - und ziemlich unterfordert bleibt. Unterm Strich ganz okaye, aber auch weitgehend so schon hundertmal vorher gesehene Unterhaltung, die wirklich nur für die Mattscheibe taugt.
Hooray!!!
Wrumm Wrumm Wrumm - der Diesel macht die Banane krumm ...
Es ist selbstverständlich nicht Vin Diesel's alleiniger Verdienst, der "Fast Five" ermöglichte. Die wahren Props gebühren vor allem den Machern, die den letzten Boxenstopp nutzten, um einiges neu zu kalibrieren. Tatsächlich stellt die Reihe eine der langlebigsten des Genres dar.
Und wie auch "Stirb Langsam" und "Lethal Weapon", hat "Fast" seine durchwachseneren Teile erlebt. Anstatt nun ganz auf Altersmilde zu setzen, richtet sich die fünfte Runde nun sogar etwas neu aus. Vorbei also die Zeiten der illegalen Straßen-Raser mit Ehrgefühl - von nun an geht das ganze umso mehr in Richtung "Robin Hoods auf vier Rädern" oder "The Wild Bunch mit PS-Stärke", mit erweiterter "Mission Impossible"-Kompetenz. Vom Fahren und Ballern allein lassen sich Bösewichte ja nicht allein abschütteln, ausnehmen oder was auch immer. Und von Diesel, Walker und den anderen versammelten Serien-Gesichtern allein kann man auch nicht mehr leben. Deshalb schlägt Dwayne "The Rock" Johnson einem Meteor gleich, ein ins Geschehen. Dass er sich an die Fersen von Diesel und Konsorten heftet, macht den wahren Reiz dieser Neuauflage aus. In Sachen Innovation belegt "Fast Five" dabei natürlich keine Pole Position, aber als krachender, dahin rasender Action-Bolide, kann man dem Film durchaus Unterhaltungs-Qualität zuschreiben, aber nur dann ... Auch "Lethal Weapon 4" war beileibe kein Überhammer - zu viel Leerlauf, zu wenig Handlung. Zu viel Verlass auf die alteingesessenen Stars. Dasselbe wie bei "Stirb Langsam 4.0" - es fehlt immer wieder mal an Bösewichten mit Profil. Der ein oder anderen wirklich genre-relevanten Action-Sequenz. Solchen Macken versucht "Fast Five" deshalb - manchmal keine Beachtung zu schenken - oder diese einfach zu überrollen. So betrachtet ist der fünfte Teil wahrhaft einer der besten seiner Reihe (seit Teil eins?). Obwohl er spätestens bei der nächsten Fortsetzung wieder in Vergessenheit geraten wird und muss.
Auf dem Weg zur Vin Diesel-Reunion legen wir einen unbedeutenden Zwischenstopp in Tokio ein ... Beim dritten Teil hat sich "The Fast And The Furious" unlängst zur Marke entwickelt - nennenswerte Attribute: die (teilweise digitalen) Autos, luftige Stories mit viel Platz für Rennen und vorübergehend amüsante Action-Sequenzen. Nachteil: dünne Story und hier schnell vergessene Figuren, für die man sich nicht groß zu interessieren braucht. Wäre aber trotzdem irgendwie schön, mehr aus diesem Film mitzunehmen. Mehr als nur "Oh, Tokio kann einem Weißbrot aber schon komisch und gefährlich vorkommen" oder "Driften baut Brücken, selbst bei fremdelnden Kulturen" ... Aber was rede ich hier von Anspruch.
Sorry, ohne Vin Diesel schlägt sich Paul Walker allein nur mäßig. Typisch, weil er vielleicht etwas Charme für die Ladys-Fraktion mitbringt, aber keineswegs zum Leading Man eines Actionfilms taugt. Ach ja, die Story hat auch einen platten ...
Die Motoren machen Wrumm Wrumm,
Die Story ist eher dumm dumm ...
Es hilft ja nichts. Wie oft kommt man in die Verlegenheit, offen zu bekennen, dass einem Scheiße Spass macht. "The Fast And The Furious" ist natürlich keine filmgewordene Scheiße schlimmster Art. Auch nicht das andere Extrem - formvollendete Film-Kunst - aber er macht auch nach fast zehn Jahren noch Spass. Irgendwie jedenfalls, weil es doch um überirdische Kisten, illegale Street Racer und Verbrechen und so geht. Story ganz klar auf der Überholspur abgehängt - aber mit Vin Diesel-Bonus (damals noch uneingeschränkter Anwärter auf den Bruce Willis-Thron).
Außerdem repräsentiert "The Fast And The Furious" im eigenen Film-Universum immer noch die Sonne: Quell allen Lebens und strahlender Himmelskörper, der so manches schlechte Sequel verblassen lässt.
Ich habe ja schon vor einiger Zeit mein Herz für gute japanische Thriller-Unterhaltung entdeckt. So wie in fast jedem anderem Genre erkennbar, ticken die Uhren im Land der aufgehenden Sonne halt etwas anders. "Geständnisse" passt sehr gut in die Kategorie Nervenkitzel "Made in Japan", ist er doch oberflächlich unterkühlt, ein bisschen gekünstelt. Darunter aber brodelt es - verrichtet ein ganz besonders fieses Gift seine Wirkung.
Ein schleichendes Gift, das sich Zeit nimmt. So wie Fräulein Yuko Moriguchi, Lehrerin an der Junior High School, zu Beginn. An ihrem letzten Schultag bewegt sie sich mit bewundernswerter Zen-Haltung durch ihre unbändige Meute. Hält diesem iPod- und Handy-vernarrten Sauhaufen einen ganz besonderen Vortrag: Die Geschichte des Mordes an ihrer kleinen Tochter. Davon, wie Behörden diesen als Unfall deklarierten oder wie das Gesetz Minderjährige, selbst bei Tötungsdelikten, vor Bestrafung schützt. Welche beiden Schüler warum und wie das dreijährige Mädchen sterben ließen. Und Fräulein Moriguchi hält am Ende eine ganz besondere Überraschung für ihre Klasse parat: Zwei speziellen Milchtüten der Morgenration hat sie mit HIV-Blut versetzt.
Bereits in der ersten halben Stunde wirkt "Geständnisse" wie ein Showdown. Alles ist da - die Haupt-Personen. Das Motiv, eine krasse Vergeltungs-Aktion. Über allem schwebt die zwingende Dichte des Klassenraums - typisch clean. Engster, weißer Raum, der urplötzlich wahnsinnig bedrückend wirkt. Jedoch, wir sprechen vom Anfang des Films und er läuft nicht rückwärts. "Geständnisse" kommt eine superbe Erzähl-Struktur zugute. Er ist so linear wie auch ultrafies. Unter dem schönen Gesicht der unscheinbaren Lehrerin Yuko verbirgt sich ein perfider weiblicher Rache-Engel, der seine Opfer, nach starkem Auftritt, sich selbst überlässt. Spöttisch macht die paranoia-genährte Klasse jeden Flausch-Ansatz der Pädagogik zunichte. Es wird denunziert, eine Liste mit Extra-Punkten fürs Quälen der Mörder in den eigenen Reihen geführt. Da hilft auch kein gut gemeintes Auf Kumpel Machen des neuen Lehrers. Keine "Dangerous Minds"-Erziehungs-Methodik.
Ach ja, das linear von grade bezieht sich mehr auf den unablässigen Weg Richtung Knaller-Ende. Bis das kommt, beleuchtet "Geständnisse" das Geschehene und die Beteiligten mehrmals durch. Der Film bequemt sich nicht, einfach so die altwürdige "Wer kann ein Kind töten?" zu stellen. Er liefert ordentliche Gründe dafür, diese schließlich mit einem "Ich schon" zu beantworten. Was nicht bedeuten soll, hier wird psychologisch gesehen nur mit Finger-Farben gemalt. "Geständnisse" spiegelt eine trügerische Balance zwischen Recht und Unrecht wider. Die Täter in diesem Film sind nicht einfach nur Verbrecher - sie handeln nicht nur aus niederen Beweggründen, und werfen vor allem die Frage auf, auf welches Alter wir das Verantwortungs-Empfinden bei Heranwachsenden festmachen können oder/und sollten. Natürlich ist dies nur eine fiktive Begebenheit und auch jeder vermittelte Anspruch sollte kritisch betrachtet werden. Letzten Endes ist "Geständnisse" nur ein Thriller. Ambivalent und unangenehm vielseitig. Aber auch nicht Grundlage für eine neue gesellschaftliche Debatte. Wenn überhaupt, knüpft das Rache-Verhalten der Lehrerin Moriguchi an die Härte von "Die Klasse Von 1984" an. Ist das Bild der dargestellten Jugend weit entfernt vom urjapanischen Ehrgefühl gegenüber der Tradition, der Älteren und Autorität im allgemeinen. So wie die Teens wiederum ganz und gar nicht nur wandelnde Zielscheiben sind. Nicht die Nachfahren aus dem Dorf der Verdammten. Nee, "Geständnisse" ist schwerer zu fassen als sonst, präsentiert sich aber auch einfach, unverfälscht. Man bleibt sowohl bei Haupt-Darstellerin Takako Matsu am Geschehen kleben, als auch den sehr guten Nachwuchs-Stars, die zur Abwechslung nicht alle wie End-Zwanziger wirken. Sie alle manövrieren uns auch durch die Tonart des Films. Die manchmal sperrig wirkt, weil vieles weniger nach Roman- als Theater-Adaption aussieht. Es braucht vielleicht etwas Aufgeschlossenheit und zwei, drei Anläufe, bis dieser Film seine volle Bannbreite offenbart. Aber dann klickt es umso schöner. Wenn "Geständnisse" als das wahrgenommen wird, was er unter all den Schuldfragen, Tötungs-Absichten und -Delikten, und fieser Momente sowieso, eigentlich ist - ein Film mit Eiern, ein verdammt böser Tritt in die Weichteile, wenn nicht sogar das Abtrennen selbiger.
Es mag sich komisch anhören - bei der Suche nach etwas anderem, aufrichtigem, realen - hat mich "Breaking And Entering" ziemlich enttäuscht. Nicht, weil dieser Film grässlich wäre - lahm, langweilig, belanglos, gekünstelt, zu anspruchsvoll, zu verkopft. Nein, er ist einfach zu unentschlossen. Geht es nun um den leidgeprüften Architekten, den Jude Law verkörpert? Darum, dass er sich mit seiner unterkühlten Ehe herumschlägt und seiner autistischen, doch unbändigen Tochter? Oder geht es doch mehr um ein Drama im Immigranten- und Jugend-Kriminellen-Milieu? Es ist eine recht blöde Frage, die man als Zuschauer stellen kann/muss und dabei wie ein Snob wirkt. Aber ich wollte mich wirklich auf diesen Streifen einlassen, gerade auch, weil er seit sechs Jahren existiert, aber nie in deutschen Kinos lief. Anthony Minghella ("Cold Mountain")- Gott hab ihn selig - lieferte mit "Breaking And Entering" solide Arbeit ab. Kitzelte aus Law, Robin Wright Penn (die etwas unterfordert aussah) und Juliette Binoche, gewohnt gute Leistungen. Letztlich ist es aber die Anzahl der einzelnen Handlungsstränge, die sich nicht recht zu einem Ganzen fügen will. Wir können uns Binoche's Misere als Mutter eines Nachwuchs-Einbrechers oder Law mit seiner emotionalen Zerrissenheit zwar annähern, aber keine der beiden Seiten der Medaille will in diesem Fall so richtig einnehmen. Weshalb die Wirkung des Films wie seine dramatische Zuspitzung am Ende genau so verpufft - wie eine Seifenblase oder das sonntagabendliche Herzensfilmchen des zweiten deutschen Rundfunks.
Ich bin schon sehr gespannt. Stand schon lange auf meiner Liste
Ihn als den besten Time Travel-Streifen der letzten Jahre zu bezeichnen, würde "Looper" nicht genügend Ehre machen. Das hier einen, mit Sci-Fi-Elementen durchtränkten, Willis-Actioner zu nennen, erst recht nicht. Rian Johnson bietet viel mehr exzellentes Erzähl-Kino ab. Super durchdacht und stark durchkonzipiert. Selbst dem letzten Trailer-Gucker dürfte es schon bekannt sein: In "Looper" liefern sich Joseph Gordon-Levitt und Bruce Willis ein Duell zwischen der jeweils jungen und älteren Ausgabe eines futuristischen Hitmans. Dieser Film ist aber keineswegs eine dieser seichten Zeitreise-Luftnummern, bei denen sich die Protagonisten ballernd und bombend solcher Unzulänglichkeiten wie Plot, Tiefgang und Logik entledigen. Wenn überhaupt, hatte Regisseur Jonson wohl weniger einen verdammt actionslosen Zeitreise-Stoff, als denn ein waschechtes Drama im Kopf gehabt. Genau das verbirgt sich unter der Oberfläche dieser typischen Wo-Willis-draufsteht-macht's-Rumms-Bumms-Nummer, die bisweilen im Vorfeld suggeriert wurde. Stattdessen überrascht der Film mit seinen - in jedem Sinne des Wortes - fantastischen Story-Elementen. Ein Killer, der Opfer aus der Zukunft zugeschickt bekommt und sich nun selbst liquidieren soll. Sein älteres Ich, das daran natürlich nicht denkt und eine entscheidende Veränderung der Zukunft bewirken will. Wann hat es so etwas denn schon mal gegeben? Dazu kommen noch kleine und große vielschichtige Details wie das heruntergekommene Kansas City anno 2047 oder der Telekinese-Aspekt. "Looper" steht eindeutig in der Tradition der guten alten Dark Future-Ära. Grimmig ist die Welt, bei Nacht schimmernd die Innenstadt, ansonsten überwiegt die zunehmende Verarmung der Bevölkerung. All die Obdachlosen, die Vermüllung bieten einen starken Kontrast zum schnittigen Design der Future-Cars, schicker Gadgets wie Handys, Waffen oder neu-artige synthetische Drogen. Und erinnert so auch an mahnende Prophezeiungen wie "Soylent Green", vielleicht mit etwas weniger Schock-Potenzial. Aber auch dies zähle ich zu den Stärken von "Looper", dieser Film will nicht erziehen, nicht predigen. Trotzdem scheint die Entwicklung seiner fiktiven Welt durchaus vorstellbar. Eben darum geht es doch: eine akzeptable Welt zu erschaffen, die wir bereit sind, für das gezeigte Geschehen anzunehmen. Hier macht "Looper" alles richtig. Er diktiert lieber die Regeln, ohne daraus eine wissenschaftliche Dissertation machen zu wollen. So viele Male versuchten sich andere daran, Zeitreisen in Konzepte zu fassen. All die Paradoxa aufzuarbeiten oder mit eigenen Twists zu versetzen. Da ist es öfters der Versuch, der einen beim Zuschauen stört. Rian Johnson vermeidet es, seine Vorgehensweise lautet ganz simpel: Zeig es so, zieh es durch und bleib dabei. Letztlich bleibt es uns Zuschauern überlassen, den Ablauf der Ereignisse als logisch zu betrachten. Fakt ist, "Looper" schildert seine grundlegenden Zeitreise-Regeln und vermeidet es strikt, "Diagramme mit Strichhölzern" zu legen. Auf diese Weise funktioniert der Film auch am besten. Ob der Thematik nun waschechte neue wissenschaftliche Seiten abgerungen werden, ist eigentlich sekundär. Und da einer der Haupt-Darsteller Bruce Willis heißt, bietet sich der Vergleich mit "Twelve Monkeys" geradezu an. "Looper" ist vielleicht die beste Zeitreise-Aufarbeitung seit Terry Gilliams genialer Arbeit. Denn in "Looper" geht es darum, wie das Handeln und Nicht-Handeln eines Individuums sich auf das eigene Schicksal und das der Gemeinschaft auswirken kann. Auch im besten Sinne eines Ray Bradbury gedacht. Ihm hätte das Drehbuch wohl große Freude bereitet. Um den Vergleich abzurunden, zeigt auch Bruce Willis mehr Bock aufs Schauspiel und emotionelle Bandbreite, seit er in "Twelve Monkeys" eine gnadenlos gute Leistung erbrachte. Zwischen dem alten und dem jungen "Looper" gibt es nämlich keine einfache Trennlinie zwischen Gut und Böse. Selbst dann, wenn Willis das wohl abgrundtief schlimmste Film-Verbrechen begeht, zeigt er uns keinen erkalteten Villain. Sondern einen bedauernswert zerrissenen Handelnden, dem man einerseits verdammen aber auch Verstehen kann. Wie und warum, das zeigt Rian Johnson eben mit einer Dramaturgie, die viel komplexer gestrickt und vorgeführt wird, als es scheint. An mancher Stelle sucht er den Bruch, nabelt sich von einer Zeitlinie oder einer Figur ab, und nimmt sich erstmal Zeit, neue Seiten ins Gefüge aufzunehmen. Im Ergebnis macht das drei vollwertige Charaktere aus - Gordon-Levitt, Willis und auch Emily Blunt - wie so für einen derart abgeschmeckten Stoff mehr als angemessen sind. Bei so viel geballtem Hintersinn überrascht es auch nicht, dass "Looper" unterm Strich nur wenige Knaller-Szenen im Gepäck hat. Die Beteiligten, allen voran Willis, nur zu wenigen Gelegenheiten zur Waffe greifen und waschechte Shoot-outs abliefern. Darum geht es ja auch nicht. Ich wiederhole: dies ist kein Action-Spektakel. Die Action, ob mit Kanone oder auch per Gedankenkraft, ist nicht an John Woo oder den X-Men angelehnt. "Looper" erinnert mich hier eher Brian De Palma's "The Fury/Teufelskreis Alpha". Weil er sich mit diesen Dingen beschäftigt, aber kein telekinetisches, Leinwand-sprengendes Dauerfeuerwerk macht. Was soll ich also noch sagen? "Looper" hat Köpfchen, wurde mit Grips und Herz für ausgereifte Erzähl-Strukturen gemacht. Bietet eine, bis in wichtige Nebenrollen, tolle Besetzung und eine ungewohnt erdige Annäherung an die High Tech-Welt von Morgen. Nicht Style Over Matter, sondern Matter Over Style dominiert hier einen ausgeklügelten Plot, der keineswegs brüllend, sondern gemächlich leise Standards setzen wird. Den wohl besten Zeitreise-Stoff seit "Twelve Monkeys" darstellt, nicht den größten und besten Actionfilm über Zeitreisen. So oder so, "Looper" spielt in einer ganz eigenen Liga.
Bullshit, alles was die Fünfjahresgrenze überschreitet gleich mit einem Remake versehen zu wollen. Hollywood schäm dich.
Auszug aus "Tough Shit: Life Advice From A Fat, Lazy Slob Who Did Good":
The concept no longer made sense to me: a handful of loudmouth crackpots who make their parasitic living off of self-expressing about someone else’s self-expression, telling that person, essentially, that he or she is expressing themselves wrong.
How the fuck can self-expression ever even be classified by someone who’s not expressing it themselves? It’s like someone telling you you’re dreaming incorrectly. Only someone who doesn’t understand art tells an artist their art somehow failed. How the fuck can art fail? Art can’t be graded, because it’s going to mean something different to everyone. You can’t apply a mathematical absolute to art because there is no one formula for self-expression.
And for the privilege of this? I’m expected to show critics, bloggers, and other members of the movie media my film free of charge. The audience has to pay to weigh in on my art, but the critical crowd? They get a free meal, then get to throw it up in my face, shit in my sink, and head out the door, unscathed.
Anbetunsgwürdig. Kevin Smith, mein Held.
Das klingt nach einem schaurig schönen Wiedersehen. Scheint Urzeiten her, dass mir Dr. Caligari das letzte Mal begegnete
Absolut zwiespältige Angelegenheit. Bei einer kompletten Neubesetzung würde eh der Charme der alten Besetzung (in vorderster Front: Leslie Nielsen) flöten gehen. Warum also nicht einfach mal eine neue lustige Cop-Comedy konzipieren, anstatt immer nur hochdekorierte Ttiel abzugreifen und mit neuen Gesichtern zu versehen. Die TV-Remakes, Reboots oder wie auch immer, gingen in letzter Zeit sowieso ordentlich in die Hose ...
In irgendeiner Parallel-Welt ist das sicherlich eine ganz tolle Idee, aber nicht in unserer ...
Ade Shrek, die Hauptsaga ist offiziell vorbei, voerst. Über das Ende des Franchises hinwegtrösten dürfen uns nun also Spin-Offs wie das zugegeben, lang überfällige Solo-Adventure des gestiefelten Katers. Es liegt nicht nur an seinem alles durchbohrenden Mitleids-Blick, der flauschige Kerl hat sich doch in unser aller Herz gespielt. Fragt sich nur, ob dieser Kino-Ausflug die Mühe wert war oder ob nicht auch das Kurzfilm-Format hier ausgereicht hätte ...
Denn der "Der Gestiefelte Kater" macht letztlich ziemlich deutlich, dass DreamWorks nach vier durchwachsenen "Shrek"-Filmen so langsam sein Pulver verschossen hat. Es mangelt etwas an neuen Ideen, neuen Kniffen und Ansätzen, die keine Langeweile und Formelhaftigkeit aufkommen lassen. Zumindest geschulte Zuschauer werden sich beim Kater-Abenteuer nicht nur schnell zurechtfinden, es wird ihnen das ein oder andere sehr vertraut vorkommen. Ob sich die "Shrek"-Serie nun im Innovationsbereich überschlug oder sich mehr mit witzigen Parodien und pop-kulturelle Verweisen über Wasser hielt, sei einmal dahingestellt. Auffällig ist, dass "Der Gestiefelte Kater" manches Muster der Hauptreihe aufgreift und ein wenig unter den Möglichkeiten bleibt.
Wir begleiten Señor Kater also auf der Jagd nach den Zauberbohnen. Wie es das Schicksal so will, muss sich der Kater mit seinem alten Bekannten Humpty Dumpty zusammenraufen. Welche Beziehung genau die zwei verbindet, wird ebenso beleuchtet, wie der Schlamassel, den der Fund der wahrhaftigen, Gold-Eier legenden Gans nach sich zieht.
Das ist oft (sehr) witzig, wirklich. Es gibt zwei, drei Charaktere - den Kater aber leider schon eingeschlossen - die das ganze am Laufen halten. Aber die Ausbeute bleibt doch recht überschaubar. Weil "Der Gestiefelte Kater", trotz breiter Zielgruppe, vorhersehbar gestrickt wirkt. Keine urkomischen, neuartigen Wege findet, bekannte Märchen-Motive durch den Kakao zieht. Bei aller Liebe und Herzblut, die im Film stecken, "Der Gestiefelte Kater" bewegt sich ausschließlich in gewohnten Bahnen und zieht quasi nix weltbewegendes aus dem Hut. Was wirklich schade ist, denn charmant ist der Junge ja. Sein erster eigener Film hinkt dennoch einigen hochwertigen Konkurrenten hinterher. Andererseits klingt diese Auffassung jetzt niederschmetternd. So herzlos will ich gar nicht rüberkommen. Für ein Animations-Abenteuer ist "Der Gestiefelte Kater" recht ordentlich gemacht. Nur zeigt der Bonus-Film mit den drei Diablos, dass dem Kater vielleicht kürzer gehaltenen Mini-Vorstellungen etwas mehr Ehre erweisen würden.
Stuck between a Rock and a Hard Place ... Danny Boyle, das heimliche Kino-Genie, hat es einfach drauf. Die Misere des Aron Ralston ist so einfach wie existenziell, der Film eher unspektakulär - und genau deswegen schweißtreibend, emotionsgeladen, dicht und ein überwältigender Trip. Es erwischt einen lebensfrohen jungen Typen beim Canyoning. Abseits der langweiligen Touristen-Pfade, vertieft in die Schluchten des Blue John Canyon, hüpft Aron. Er klettert und rutscht schließlich ab, in die Tiefe. Die rechte Hand eingequetscht von einem Felsen. Was der echte Aron Ralston hier schließlich fünf Tage erlebte, bildet die Grundlage von "127 Hours", nicht eines, sondern des "etwas anderen Films." Danny Boyle konzentriert sich auf den aufwühlenden, aber auch verblüffenden Überlebenskampf seiner Figur. In einer engen Schlucht gibt es ja keine Ausweich-Möglichkeiten, weshalb sich die Kamera-Arbeit unglaublich intim gestaltet. Wir blicken einer Figur nicht nur über die Schulter, sondern in die Augen, in denen sich immer wieder Erschöpfung, Entsetzen oder Konsternation aufblitzen. Durchbrochen wird das Geschehen durch gut platzierte Einspieler: Visionen der Liebsten, denen man gegenüber hier und da etwas netter hätte sein können. Aron wird auch als Eigenbrötler gezeigt, der sich seiner sehr menschlichen Schwächen hier natürlich bewusst wird. Es ist definitiv eine Meister-Leistung von Haupt-Darsteller James Franco, in dieser Situation so verschiedene Facetten wie Selbstfindung, Läuterung, aber auch Ideen-Reichtum und einfach, das Streben nach dem Hier-Rauskommen in eine Performance zu packen. Franco ist kein überheblicher Arsch, vielleicht zu unbedacht. Höchstens verantwortungslos und selbstsicher. Aber auch ein Typ, der mit stiller Toughness und Überlebenswillen jeden Action-Helden in die Schranken weist. Stellenweise wissen wir gar nicht, ob wir mit ihm lachen sollen, wenn er zu uns (an Stelle seiner Kamera) spricht. Weil er eine so schmerzhaft selbstironischen wie bittere Persiflage auf Good Morning America hinlegt, mit ihm als Gast live aus dem Loser Canyon. Wie gesagt, nicht nur sein Star ist facettenreich, Danny Boyle ist mit "127 Hours" ein vielschichtiges Erlebnis gelungen. Die cineastische Aufarbeitung einer wahren Begebenheit, nach der man echte Hochachtung für Aron Ralston empfindet, den echten wie auch seinem filmischen Pendant.