mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
Okay, "Einfach Zu Haben" spielt an einer kalifornischen High School. Dort, wo die Straßen wie geleckt aussehen, selbst Kirche, Mall und Coffee Shop schicke Postkarten-Motive abgeben. Es quasi nur gehobene Mittelstands-Familien hinzieht, in denen die Eltern super-verständnisvoll sind. Definitiv ein Märchen-Ort, der in einer schönen Blase verpackt daherkommt. Bevor wir jetzt alle: "Nicht Noch Ein Teenie-Film" schreien, schauen wir doch mal näher, um was sich die Handlung denn dreht. Das ist keine realitätsferne, aseptische Disney-Produktion. Aber auch an der Ausfahrt "Derbe Komödie über Kopulations-willige Teenies im Vollhonk-Modus" zieht "Einfach Zu Haben" geschmeidig vorbei. Protagonistin Olive alias Emma Stone ist eines dieser unauffälligen Mädchen an der Schule, das eigentlich nur mal eine gottverdammte Notlüge loslässt, um nicht immer als prüdes Ding abgestempelt zu werden. Was ist denn schon dabei? Na ja, wenn deine High School nicht nur leicht zu beeindruckende Lästermäuler, sondern auch keuschheits-vernarrte Bibel-Fanatiker (so richtig mit Gebets-Zirkel und Keuschheitsring!) besuchen, wird es vielleicht kompliziert. Über unsere Olive machen bald die wildesten Gerüchte die Runde - doch zur großen Überraschung denkt die sich: Scheiß drauf! Olive nimmt die Rolle des Schul-Flittchens dankend an und gibt den Leuten das, was sie verdienen. Ein wandelndes Luder, das Jungs gerne zum ersten Mal verhilft. Aber Achtung, es handelt sich nur eine Masche. Der Sex ist vorgetäuscht oder wird rein als Story verbreitet. Olive macht es anfangs dennoch richtig Spass, umsonst ist ihre Leistung ja auch nicht. Kompliziert wird es nur, als ihr rebellischer Akt mit Hintersinn, langsam zum Selbstläufer verkommt. Eine kleine Lüge macht den Anfang, dann springen andere auf den Zug und schließlich droht ein übergroßer Lügen-Schneeball, dich zu plätten ...
Hab ich schon erwähnt, dass "Einfach Zu Haben" im Grunde ein Märchen ist? Nicht nur das kalifornische Setting zeichnet ein Idealbild, irgendwie ist Olives Zuhause ein Ort, an dem wohl alle Sonnenfreude leben würden. Versaut ist der Film auch nicht, vielleicht nicht mal richtig anzüglich. Obwohl sich Emma Stone schon entsprechend in Schale wirft. Was ihn so interessant macht, ist eher die Tatsache, dass er doch wahrhafter Unterhaltung für Jugendliche entspricht. Mit Olives Problem können wir uns bis zu einem bestimmten Grad alle identifizieren. Und wenn wir genauer darüber nachdenken, stellen wir vielleicht fest, dass dieser Film auf seine Art klug mit Vorurteilen, Zwängen (Gruppe, Schule, Rollenbild, Prüderie) umgeht. Ja, sie sogar etwas karikiert und mindestens den Spiegel vorhält. Mag sein, dass in unseren Gefilden keine religiös motivierten Life Style-Diktatoren auf dem Vormarsch sind, macht trotzdem viel Spass, zuzuschauen, wie Olive diese und andere herausfordert. Wenn überhaupt, muss man sich darauf einlassen, einen Film zu sehen, bei dem sich Konflikte im kleineren Rahmen entwickeln und natürlich auch auflösen. Es handelt sich aber keineswegs um einen verkitschten Kleine-Mädchen-Traum, noch um einen neunmal klugen Ratgeber-Stoff. Wäre ja noch schöner. Rein formell fällt mir eher auf, dass Darsteller wie Stanley Tucci, Patricia Clarkson, Thomas Haden Church oder Malcolm McDowell hier stark auf Randerscheinungen reduziert werden. Aber mal ehrlich, sind das Eltern, Rektoren und Lehrer nicht sowieso? Garniert wird das ganze eher durch die Zitate und Quer-Verweise auf die wahren Perlen des Teeniefilms. Womit ich nicht die Ära nach "American Pie" meine, sondern die echten Wegweiser eines John Hughes und Co. Wo es thematisch um mehr als nur die baldige Entjungferung ging. Sondern darum, sich im Leben zurechtzufinden. Klar, auch um große Gesten. Siehe das Ende von "Einfach Zu Haben", das uns aus einen stark unterschätzten Film entlässt. Mit dem Gefühl, dass man Teenagern durchaus mehr zutrauen sollte, als Vampir-Liebeleien und hormongetriebene verbale und körperliche Flatulenz.
Gaylord Focker ist ein übler Name, ein ehemaliger Geheim-Agent als Schwiegervater absolut schwierig und der nervtötende Ex deiner Frau ist immer noch in jene verknallt. Nichts wirklich neues also, was "Little Fockers" zu bieten hat. Selbst Greg's überfällige Beförderung sind nur marginale Bereicherungen einer ziemlich schwachen Fortsetzung. Schon die Motivation für diesen dritten Teil ist an den Haaren herbeigezogen, was das gesamte Unterfangen so lahm, schnarchig wie auch überflüssig macht. Trotz routinierter Stillers, De Niros, Wilsons und Co. Bitte, lasst dieses unrühmliche Kapitel dann auch das letzte im Focker-Familienbuch sein.
New York City, nächtliches Sammelbecken des Glitzers, der schönen Schaufenster-Fassaden. Schicken Party People, Tanzfreudigen und Menschen auf Streifzügen, wie Brandon Sullivan einer ist. Brandon ist im Grunde genommen ein Serial Fucker, er macht sich über alles her, was Brüste hat und so rumläuft. Aber Brandon ist kein Psychopath und Vergewaltiger, dennoch würde seine Kerbenliste jeden Serien-Mörder erblassen lassen. Tagsüber versucht Brandon, mit seinem Aussehen und eloquentem Auftreten, seine Triebe während der Arbeit zu verschleiern. In jeder unbeobachteten Minute aber pumpt es gewaltig in ihm. Es braucht es, er will es. Ob er nun eine Frau aufreißt, sie bezahlt, ob Pornofilme oder Livechat. Brandon lässt nichts anbrennen. Aber mit dem Sex kompensiert er weniger die Last seines gelackten Yuppie-Lebens mit schmuckem Appartement und gut dotiertem Job. Brandon Sullivan ist eines jener Irrlichter der Großstadt, das auf andere stößt, in sie eindringt, sich ihnen aber nie öffnen kann. "Shame" ist kein Film über unzüchtige Konfrontation, sondern über Distanz. Regisseur Steve McQueen zeigt uns hier einen Mann, der es mit Leichtigkeit schafft, Kunden zu überzeugen, Frauen für schmutzigen Spass zu gewinnen - der aber niemanden besonders nah sein kann. Denn Nähe ist unerträglich, Nähe ist schwierig, genau wie Vertrauen. Deshalb ignoriert Brandon das Flehen seiner Schwester, bis sie in sein Leben platzt. Aber auch die Geschwister sind sich untereinander fremd. Sissy, so ihr Name, ist instabil, hilfsbedürftig. Womit Brandon nicht dienen kann. Echte, tiefergehende Gefühle scheinen ein unüberwindbares Hindernis in "Shame", und wer sie zuletzt, macht sich verletzbar. Das wird Brandon schmerzhaft klar, als er sich auf etwas echtes einlassen möchte, und keinen mehr hochkriegt. Als seine Schwester sich ausgerechnet mit dem Falschen einlässt und ihre Agonie gefährlich auslebt. In "Shame" geht es nicht unbedingt um einen Selbstfindungstrip, der mit Rasierklingen, Glasscherben und Sperma-Flecken gepflastert ist. Michael Fassbender gibt in seiner bemerkenswerten Performance einen Mann mit Zielort Selbstzerstörung. Am Ende befindet sich Brandon auf einer Rampage, die nur noch das Bumsen mit irgendeiner Person oder Personen kennt. Doch so hart er es treibt, so wenig zielt er auf Lust ab. Als würde jeder Orgasmus etwas mehr von ihm aufsaugen. Einfach das Loch füllen, das ihn immerzu anstarrt. "Shame" ist kein perfekter Film, kein Allrounder, den alle lieben werden. Er ist spröde, knapp dramaturgisch gestrickt und doch verraten die Gesten und Taten mehr, als erbarmungslos langgezogene Dialoge oder krampfhaft stilisierte Gesten es könnten. McQueen entwirft weniger einen dramatischen Film, als ein Stück Kunst. Eine Skulptur, eine Montage, auf die wir fasziniert blicken können. Vielleicht, weil Brandon und sein Kosmos so etwas ähnliches wie eine schmutzige Parodie auf die schöne Schein-Welt bemühter Daily Soaps mit ihren unfassbaren Alltagssorgen darstellt. Vielleicht aber auch, weil Brandon etwas verkörpert, das wir alle irgendwann schon einmal nachvollziehen konnten oder es immer noch tun. Weil "Shame" zeigt, wie hart das alles sein kann, obwohl die Oberfläche so schön funkelt. Überhaupt, bewundernswert ist die Haltung des Films, keinen Ausweg, kein Mantra aufzuzeigen. Keine Wandlung zum besseren. "Shame" verweigert sich der Prüderie ebenso wie der aufgesetzten Psychoanalyse. Wichtig ist das Empfinden, das uns bleibt, wenn wir zuschauen, ob Brandon nun auf seinen Streifzügen irgendwann ausgelaugt umkippt oder ob er davon wegkommt. Mit der Schande ist es wie mit dem Leben, es kommt darauf an, was jeder daraus macht oder dafür hält.
Acht Freunde wollen zusammen dinieren. Die Männer stehen schon in der Küche und bereiten das Essen vor. Die Damen lassen sich im Fitness-Studio noch etwas Zeit. Zeit, miteinander zu Spaßen, zu Reden ... übers Bumsen, Ficken, die Schwierigkeit, Affären und Familie unter einen Hut zu bringen. Oder in Montreal spätnachts einem befreundeten afrikanischen Professor eine geeignete Prostituierte klarzumachen. Oder wie unangenehm Geschlechtskrankheiten sein können, und wie die Ehefrau nichts davon mitbekommt. Über den jungen Heißsporn, der die geschiedene Frau Lehrerin und Radio-Moderatorin so richtig schön hart rannimmt. Die Freuden und Lächerlichkeiten, die zwei stämmige Burschen einer Frau im Bett bereiten können. Die Pros und Contras der Würde von Mädchen im horizontalen Gewerbe.
Ja, die Ohren dürfen heißer als rot glühen. "Der Untergang Des Amerikanischen Imperiums" ist ein Film über Ferkel im Schafspelz. Ein pikanter Ausschnitt, eine Moment-Aufnahme einer dysfunktionalen, inzestuösen Familie. Besagte Freunde bekleiden fast alle selbst Lehr-Posten, sind Professoren, haben Bücher und Abhandlungen verfasst, oder sind auf dem Weg dahin. Sie kennen sich zuweilen über Jahrzehnte, gingen durch dick und dünn und manchmal auch miteinander ins Bett. Wenn sie dann aber aufeinandertreffen, hüten sie sich vor dem letzten Tabu. Dann herrscht Anstand. Es wird über alte Zeiten gesprochen, nicht über den Sex. Jedenfalls erstmal nicht, denn diese Ruhe trügt ...
Sabber-Zungen wieder einrollen Leute. "Der Untergang Des Amerikanischen Imperiums" ist kein verkappter Porno, kein Arthouse meets Softsex. Geredet wird viel darüber, zu sehen ist im Grunde nichts. Trotzdem verdient der Film sein Erwachsenen-Warnschild. Dabei erscheinen die Beteiligten nie als vulgäre, promiskuitive Unsympathen und dauergeile Arschgeigen. Nicht mal als Uni-Absolventen, die doch nur parfümierte Schweine sind. Irgendwie sind sie einfach nur menschlich. Weil fehlbar, sicher ihrer selbst etwas zu sicher, aber sie alle haben schon das Oben und das Unten erlebt. Scheidungen, anhaltende Schuldgefühle oder gesundheitliche Spätfolgen ihrer sexuellen Abenteuer-Freude.
So legt sich über das schließlich auch stark angeschlagene Zusammensein der Clique ein wehmütiger Unterton. Sie bauen Scheiße und halten doch an der Vorstellung ihrer "Familie" fest. Umrandet vom titelgebenden Vortrag über das Philosophieren vom Untergang des amerikanischen Imperiums, dem Verfall von Moral und Werten, den dekadenten Eliten - zu denen die intellektuellen Buddies hier dazugehören, ohne es vielleicht zu merken. Man kann von diesem Film einiges mitnehmen. Wie schweinisch ein Film über Zusammentreffen sein kann. Welch interessante Gattung der Mensch doch sein kann, wenn er sich sicher in seinem natürlichen Habitat fühlt. Oder wie unbedeutend der ganze Scheiß sein kann, wenn du nur mal die Augen öffnest und nicht auf dich, sondern deine Mitmenschen achtest. Wie auch immer, selten war ein Film mit philosophischen Untertönen so herrlich versaut. Und selten ist ein Film über ein paar Freunde, die viel quatschen so oberflächlich wie auch tiefgründig.
Es war einmal ... ein zuhauf verfilmtes Märchen, das abermals auf die Leinwand gezerrt wurde. Die Geschichte einer hübschen Königstochter, ihrer neidvollen bösen Stiefmutter, einer Zwergen-WG im Wald, verzauberter Äpfel, Glassärge und Prinzen, die einen küssend zurück ins Leben holen können ...
Gähn, da fängt es schon an. Alles schon mal da gewesen, in allen Formen und Farben. Und nun also als aufgeplustertes Blockbuster-Happening. Wenn schon denn schon, immer her mit dem Schmackes. Deshalb heißt der hier besprochene Film auch nicht einfach Schneewittchen, sondern "Snow White And The Huntsman", die Titelfigur ist nicht bloß eine schöne Prinzessin. Nee, sie mutiert gleich zur Jeanne D'Arc und zieht gegen die Bitch von einer Stepmom in den Krieg. Es hagelt CGI-Tricks, Massen-Schlachten und eine Epicness, die sich gefälligst am heutigen Fantasy-Standard zu orientieren hat. Wo leben wir denn bitte schön, natürlich in der Post-Lord-Of-The-Rings-Ära. Ohne Riesen-Monster und abertausende umfassende Streitheere geht es heute nicht mehr. Auch nicht ohne andere massenkompatible Ingredienzien wie namhafte zeitgenössische Stars. Weshalb "Snow White And The Huntsman" Romanze für die Generation "Twilight" und Action-Spektakel für Tolkien-Freunde und Comic Con-Nerds gleichermaßen sein will. Was dabei herauskommt, wirkt wie filmgewordener Marketing-Irrwitz, stapelt inhaltlich und vom Anspruch her eher tief. Ist aber auch ziemlich ansehnlich und vor allem kurzweilig unterhaltsam bis sogar interessant. "Snow White And The Huntsman" stellt sicherlich keinen neuen Standard in Sachen Fantasy-Kino dar, wird nicht zur besten Märchen-Aufbereitung der nächsten Jahre avancieren. Andererseits regte er mich aber durchaus zum Umdenken an. Was meine Erwartung an den Film selbst und an das ihm zugrunde liegende Märchen an sich betrifft. Darum hier meine Gründe, warum dieser Streifen Spaß machen kann:
Kristen Stewart - Richtig, die aus den "Twilight"-Filmen. Boah, was für eine Scheiße, die soll Schneewittchen sein. Das schönste Mädchen im ganzen Land? Zieht die nicht immer so eine Fresse? Verfügt ein Industrie-Roboter nicht über mehr Emotion? Ich war da auch skeptisch. Über Miss Stewart kann jeder denken wie er will. Mit der Zeit fing ich dennoch an, mich an sie zu gewöhnen. Weil es nicht immer ein freudig-strahlendes Mädel sein muss, dass Schneewittchen verkörpert. Nicht immer gehen Schönheit und Talent Hand in Hand (Gegenbeweis erfolgt gleich!). Und Kristen Stewart gibt hier keine Barbie-Puppe, sondern setzt durchaus auf etwas Gören-Charme. Snow White kriegt den Rock zerfleddert, weil der eh nur stört. Bindet sich die Haare nach Hinten und besteigt in Rüstung das Schlachtpferd. Sie wirkt burschikos, ohne sich optisch einer Vorstellung anzupassen. Dieser Verzicht auf Knicks und Etikette macht den Reiz dieses verqueren Ansatzes aus. Schneewittchen als Teenie-Girl-Ausgabe, fick doch die Konvention. Mimisch stößt sie ganz klar an ihre Grenzen. Kristen Stewart kann ganz klar noch dazu lernen. Nicht immer nehme ich ihr die anfängliche Schüchternheit ab, bei der abgekupferten Mobilisierungs-Rede fehlt das Feuer. Eine Bella im Märchengewand ist das dennoch nicht.
Charlize Theron - Jackpot, einwandfrei die Entscheidung, jene Aktrice als böse Königin zu casten, die wahrhaft erkaltete Schönheit verkörpern und unglaublich gut spielen kann. Bei dieser Evil Queen passt alles: der Teint, die gesamte Ausstrahlung und auch das teilweise kreative Kostüm-Design. Theron gleicht einer schwarzen Kerze - sie erstrahlt wunderschön hell und verdunkelt mit ihrem Leuchten doch den Raum. Keine Frage, das bösartige Wesen kann sie mit ihrem Talent bestreiten und macht kleinen wie großen Kindern reichlich Angst. Selbst wenn "Snow White And The Huntsman" keine verborgenen Meta-Ebenen aufbietet, mit der bösen Königin wird wiedermal der Bösewicht zum interessantesten Charakter des Film. Jedenfalls handelt es sich hier nicht um eine blöde Tussi, die im Wettstreit mit der Jugend steht. Die neue Königin bringt Königreiche zu Fall, befehligt Geister-Armeen, löst sich in Vogelschwärme auf und saugt einem mit CGI-Fratze das Leben aus. Obwohl sie damit mehr in Tobe Hooper's "Lifeforce" gepasst hätte, steckt unter dem machthungrigen, eitlen Antlitz ein geprügeltes Wesen ärmster Herkunft. Womit sich auch wieder zeigt, dass Boshaftigkeit nicht immer in die Wiege gelegt werden muss.
Chris Hemsworth - Yeah, "Thor" als Huntsman. Ist natürlich enorm zwiespältig, mit Hemsworth einen begabten wie auch sympathischen Darsteller eine solche "Parade-Rolle" zu verpassen. Weil das vornehmlich bedeutet, dass der Jäger halt Thor ohne Hammer und Cap ist. Gutherzig, raubeinig und etwas romantisch. Eine Art "Der Letzte Bulle" der Märchenwelt. Hemsworth kann das perfekt spielen, leider wird nicht mehr von ihm verlangt. Letzten Endes macht er sich so - positiv gesehen - etwas zum Affen, aber es ist auch die Manpower, die dem schon strapazierten Stoff gefehlt hat. Natürlich knistert es nicht zwischen Snow White und dem Prinzen, sondern zwischen ihr und dem Huntsman. Bevor wir zur Besinnung kommen und uns über glaubwürdige Chemie und ausgelutschte Romance-Klischees ereifern, komme ich lieber zu den sträflich vernachlässigten Zwergen.
Die kommen nämlich auch vor. Und weil dies ein actionreiches Märchen ist, sollen sich die Winzlinge möglichst von ihren gutherzigen Cousins, den Hobbits, absetzen. Darum wurden aus gutherzigen Minenarbeitern schlitzohrige Hobby-Räuber. Welch Glück, dass die Truppe unter anderem aus Bob Hoskins (zum letzten Mal schnuppert er Film-Luft!), Ian McShane, Nick Frost und auch Toby Jones. Keine Ahnung, von wem ich spreche? Einfach hinsehen, erkennt man schon. Ja, auch die Zwerge sind echte Randfiguren, aber sie bringen erneut etwas Leichtigkeit ins Geschehen.
Genau wie Regisseur Rupert Sanders sich, seiner inhaltlichen Unzulänglichkeiten wohl bewusst, ganz der Optik widmet. In "Snow White And The Huntsman" gibt es eine ordentliches Fantasy-Reich zu bestaunen. Nette mittelalterliche Bauten und einen finsteren Wald, der so auch in "The Evil Dead" oder "Sleepy Hollow" hätte vorkommen können. Die hellen Wälder strotzen nur so von allerlei kleinen Elfen-Wesen und einer Elch-Gottheit, die ganz klar an Miyazaki's Mononoke erinnern. Hier und da zitiert oder stibitzt der Film fleißig von anderen Werken, ich verbuche es trotzdem unter "Charme". Sanders macht wenigstens eine Bogen um sprechende Bäume und gute Feen. Kriegt das ganze so hin, dass wenigstens wie eine anständige Videogame-Cutscene aussieht. Ist doch egal, ob unter einem erfahrenen Regisseur wie, sagen wir, Del Toro ein noch mystischeres, überbordendes Spektakel geworden wäre. "Snow White ... " sollte vor allem als eine Gaudi angesehen werden. Das Script ist wie zu erwarten simpel ausgefallen (sind Märchen aber auch), aber nicht ganz bis zum Anschlag mit Beklopptheit vollgetankt. Selbst wenn der Film eher des Kaisers schönen neuen Kleidern gleicht, ansehnlich ist er allemal. Er kommt meiner Auffassung von Popcorn-Kino noch am nächsten. Nicht nachdenken, einfach genießen. Wer Süßes nicht mag, Äpfel schmecken auch prima dazu. Vor allem rote.
Ein kleiner Junge steht im Süßwaren-Laden und schlägt sich den Bauch voll. Dem Kleinen schmeckt es so gut, doch das Geschäft macht in fünf Minuten zu. Was kann der kleine Junge jetzt nur tun? ... Mit der "Bourne"-Reihe verhält es sich ähnlich wie mit dem schlemmenden Jungen. Dreimal haben wir uns den süßen Kick gegönnt, aber das bisherige Aushängeschild Matt Damon hat ja bekanntlich abgesagt. Der Süßwaren-Laden soll aber am besten niemals schließen. Also heißt es Bye Bye Jason Bourne, Bühne frei für Aaron Cross. So jedenfalls heißt der Wunderknabe, den Neuzugang Jeremy Renner als neuer Protagonist verkörpern darf. Denn schon die ersten Trailer klatschten es uns um die Ohren: Jason Bourne war nie der einzige.
Und Matt Damon tatsächlich nicht das einzige Qualitätsmerkmal am Inbegriff des Super-Agenten des 21. Jahrhunderts. Mit den richtigen Kniffen kann doch jeder über Dächer flitzen, von Fenster zu Fenster sprinten und zu neuen exotischen Schauplätzen hechten. Eye Candy war bei den "Bourne"-Filmen ja auch nie das Problem.
Wichtig für das Gelingen von "Das Bourne Vermächtnis" die inhaltliche Komponente: Können die Macher einen vollkommen Neuling als Handlungsträger etablieren und eine ähnlich spannende Geschichte erzählen, damit wir dabeibleiben? Um das Bild vom Süßwaren-Geschäft wieder aufzugreifen, haben es es die Macher geschafft, uns Zuschauer zu diesem Jungen zu machen, der sich am liebsten im Laden festkrallen will?
Diplomatisch ausgedrückt, ja und nein. "Das Bourne Vermächtnis" geht Wagnisse ein und vermeidet sie. Ist im Großen und Ganzen, die Art von Unterhaltung, die ein nachgereichter vierter Teil so mit sich bringt. Auf dem Regie-Stuhl nahm mit Tony Gilroy einer der bisherigen Autoren der Vorgänger Platz. Schon das ein Garant dafür, dass hier nicht viel stilistisch an der Erfolgs-Formel gerüttelt wird. Neben Aaron Cross werden uns einige andere neue Gesichter vorgestellt - Rachel Weisz als Cross' Mitstreiterin, Edward Norton und Stacy Keach als Strippenzieher. Und führt uns nebenbei auch ein bisschen tiefer ein in die Welt der Geheimdienste und deren Operationen namens Treadstone, Blackbriar oder Outcome.
Wie schon Jason Bourne wird auch Aaron Cross von denen da oben geschasst. Will und muss flüchten, stellt sich Verfolgern und hat doch einen Grund, sich in die Höhle des Löwen zurück zu wagen. "Das Bourne Vermächtnis" macht vielerlei Anstalten, die Schuhe des großen Bruders auszufüllen. Renner und Weisz schweißen sich da schnell zusammen und geben sich alle Mühe, der schnittigen Action-Gangart anzupassen. Auf dieser Ebene kann der Film gar nicht enttäuschen. Es passiert viel und immer noch sorgen die Macher dafür, dass wir uns beinahe genauso zackig mit unseren Augen kleben bleiben. Vor allem Jeremy Renner trägt viel dazu bei, dass uns dieser "Bourne"-Nachfolger nicht vollkommen egal bleibt. Aaron Cross erweist sich als ebenso trainierter wie auch gezüchteter Super-Soldat. Wie auch Jason Bourne läuft er vor seinem alten Ich davon. Durchaus interessant, welche Wege die Background-Story hier einschlägt. Statt Gewissensbissen läuft Cross hier seinen Schwächen und Unzulänglichkeiten davon. Womit der Film wenigstens ansatzweise eine Neu-Ausrichtung probiert. Nein, ein Ego-Schwein ist Cross noch lange nicht. Sonst würde er auch Rachel Weisz alias Dr. Shearing nicht retten, die nach CIA-Logik, wegen der Beendigung eines ultrageheimen Projekts einfach mit ausgelöscht werden soll.
Bei diesem Aspekt wird es aber schon problematisch. Im Grunde ist "Das Bourne Vermächtnis" sicher recht einfach, ganz logisch erzählt wird er aber nicht. Ehe wir zum Kern vordringen oder den Punkt erreichen, an dem das Duo Renner/Weisz zusammenfindet, ist der Film erstmal anstrengend. Der Versuch, sich ins Gefüge der Trilogie einzufügen, verwirrt mehr, als dass er zusätzliche Spannung erzeugt. Es blitzen kurze Szenen auf, die mit Kenntnis des dritten Teils, bekannt vorkommen. Aber ihr Sinn für dieses Abenteuer erschließt sich nicht immer. Natürlich ist es nett, Joan Allen oder Albert Finney kurz wiederzusehen, doch es hätte vielleicht auch ohne sie ein gewichtiger Stand Alone-Streifen werden können. Nicht einer, bei dem wir förmlich darauf warten, ob nun beim nächsten Mal der Bourne und der Cross im selben Raum aufeinandertreffen.
Letztlich sorgt "Das Bourne Vermächtnis" für Aha-Momente und etwas weniger lichte Momente. Äußerst stark wird der Schatten und die gleichzeitige Nicht-Präsenz des Jason Bourne bemüht. Manchmal ist das okay, dann scheint durch die weniger gelungene Einbindung der anderen Story-Abschnitte die narrative Niveau abzurutschen. Mag es nur daran liegen, dass Aaron Cross hier quasi das selbstständige Laufen lernt, die Stützräder der ersten Filme behindern und erleichtern. Ein Bourne-Film ist das schon, die Action rockt und nimmt es locker mit dem Jason auf. Nur passiert anfangs so vieles, das irgendeine Bedeutung zu haben scheint, sich dem Zuschauer aber schwer erschliesst. Hatte man hier nur Angst, dass keine Story-Bezüge und Querweise keinen interessanten oder nur einen bloßen Agenten-Verfolgungsjagd-Film ergeben hätten? Vielleicht, lässt sich auch nur Mutmaßen. Denn der Grad der erhellenden Momente über das Walten der Geheimdienste bleibt letzten Endes überschaubar.
Mit "Das Bourne Vermächtnis" haben uns die Macher gezeigt, dass der Laden doch noch länger offenbleiben kann. Es regnet Lutscher und Bonbons, manchmal mehr Eye Candy als vitalisierende Story-Bereicherung. Doch ob nun sie der Junge sind, der weiterhin alles verdrückt oder ob wir dazu werden, bleibt dabei unklar. Weil das hier schon richtig Spaß macht - und dabei doch ziemlich schnell klar macht, dass mindestens ein weiteres Kapitel folgen wird.
Und letzten Endes ist auch klar, dass es viel schäbigere Läden gibt, in denen wir uns Candy Kicks verschaffen können.
Die traurigste Nachricht überhaupt, welche uns da erreicht. Roger Ebert, Mr. Film himself, verlässt das Set. Wie immer schwer zu fassen. Ein wahnsinnig inspirierendes Kapitel Geschichte geht nun zu Ende. Und das ist noch untertrieben. Mich hat Mr. Ebert immer angesport, sich näher mit einem Film zu beschäftigen, mehr als nur loses Tastentippen in eine Review oder einen Kommentar und bei überhaupt jeder verbalen Artikulation zu verwenden. "Your Movie Sucks", so hat er ja seine Anthologie minder guter bis schlechter Kritiken genannten - und doch war es auch eine geniale Kampfansage, eine Grundhaltung. Eine, mit der man viele Aspekte des Lebens beschreiten kann. Schau nicht bloß auf den Bildschirm, wirf einen Blick durch die Leinwand, auf das, was dahinter steht. Selbst, wenn ich nicht immer ihm einer Meinung war, seine Arbeit habe ich doch immer gern verschlungen. Deshalb kann ich sagen, heute hat nicht bloß Mr. Roger Ebert die Feder aus der Hand gelegt. Sondern mein allerliebster Kritiker überhaupt.
"Sorry, aber diesen Film habe ich schon mal gesehen ... " - Müsste eigentlich die Reaktion jedes vernünftigen Produzenten lauten, dem Til Schweiger seinen Film pitcht. "Ich hab da die Idee überhaupt! Es geht um einen Mann, der sich auf keine richtige Beziehung einlassen kann. Denn er hat es vor Jahren mit der einen verkackt, aber dann lernt er dazu und will sich bessern. Oh ja, seine Tochter, von der er bisher nichts wusste, hat auch damit zu tun!"
Nun heißt aber nicht nur der Hauptdarsteller Til Schweiger, der Mann vereinigt wiederum Drehbuch-Co-Autor, Produzent und Regisseur in Personal-Union, womit das lästige Problem mit dem Pitch ebenfalls flachfällt. Schließlich spült A Til Schweiger Film regelmäßig Zuschauer und Geld gleichermaßen in die Kinos und Kassen. Wäre jetzt nur noch das räudige Problem mit den Filmen selbst.
Schweiger entführt uns abermals ungehemmt in seine eigene Parallel-Welt. Ein gelacktes, hyper-gestyltes Berlin. Mit schnittigen Taxen, belebten Erlebnis- und Shopping-Meilen, Supermärkten, die selbst das KaDeWe wie einen Tante-Emma-Laden aus der Vorkriegszeit aussehen lassen. Hübschen, bis nicht ganz, aber nicht so wenig hübschen Menschen, die so anerkannte Jobs wie Bestseller-Autor und Zahnarzt, oder sonst was. Sie alle fahren schicke Autos, hausen entweder im großzügig dimensionierten Fabrikloft oder gleich im Stadtpalais, das selbst Politikern die Schamesröte ins Gesicht treibt. Kurzum, Figuren in Til Schweigers Filmen sind selbst für die Bezeichnung gehobener Mittelstand eigentlich viel zu schade. Alles bewegt sich in einer Blase, wie sie hierzulande höchstens ARD und ZDF hinkriegen, und die irgendwie Schweigers Verständnis der typischen Hollywood-Welt entspricht. Interessant, dass der Mann diesen Figuren überhaupt etwas Problematik und inneres Aufwühlen zugesteht.
Das Problem mit dem Problem ist nur, dass "Kokowääh" keinen großen Unterschied zu den anderen Zweifussküken und Dreischwanzfüchsen darstellt. Was nicht zuletzt an Schweiger selbst liegt. Er legt die selbe Performance-Vielfalt wie sonst auf und wo liegt noch mal der Unterschied zu der anderen Rolle? Ach ja, dort war ein Reporter, der sich in billige schnelle Bett-Abenteuer stürzt, bis er entdeckt, dass sein Herz doch echte Gefühle spüren kann. Hier ist er dann ja Drehbuchautor. Neu hingegen ist die Sache mit dem Kuckuckskind, der Tochter, die Schweigers Figur mal gezeugt hat und die sich schließlich als seine entpuppt. Womit eine andere Ehe in die Brüche zu gehen droht, dafür hat der Autor sie ab da an der Backe. Echtes Konflikt-Potenzial, das in Til Schweigers Film-Welt exaltiert rüberkommt, und deswegen auch nicht groß ausgenutzt wird. Häh? Stimmt doch, bei "Kokowääh" wirkt alles gleich wie Abschied, Nah-Tod, Hirnfick, Kollaps - und löst sich doch am Ende in Wohlgefallen auf. Die Ehe wird doch gekittet, es wird eine fröhliche Patchwork-Family gegründet. Alles in Butter, begleitet von Bild-Collagen, die immer dann aushelfen, wenn der Film eigentlich schon zu Ende sein könnte oder sich das Drehbuch erschöpft hat. Da schmeißt Schweiger alles zusammen. Seine Emma in allen strahlenden Posen, Vater-Tochter und Neu-Vater-Tochter-Szenen, die Haustiere, das schöne Berlin, bei dem alles verdächtig nah am Wasser gebaut ist ... Es kann eben alles so schön sein, du musst es nur so filmen. Wen stört es da, dass die kleine Emma - ja, sie hat Charme - immer ein bisschen wie ein dressiertes Kapuziner-Äffchen wirkt, das seine einstudierten Sätze aufsagt. Ganz natürlich ist das, was ihr Knuddel-Faktor ja weitgehend wettmachen dürfte. Bei der Zielgruppe wohlgemerkt.
Wer das ist? Keine Ahnung. Wir wollen ja nicht behaupten, dass Til Schweiger der Hochglanz-Uwe-Boll sei, dass seine Filme von vornherein zu verurteilen wären. "Kokowääh" kann jedem gefallen, der sich für zwei Stunden von der realen Welt und ihren Gefahren abschotten will. Der gern Dramen schaut, die nicht an die Nieren gehen und sogar einHappy End kennen. Alles nicht schlimm. Auffällig bleibt aber, dass "Kokowääh" sich nicht allzu sehr von Schweigers Vorgänger-Erfolg absetzt und lediglich eine Variation dessen darstellt. Und dass sich in diesem Fall die selben Kniffe und Tricks irgendwie abnutzen. Immer den selben Film zu machen, die gleiche Rolle zu spielen, muss doch auch ihm mit der Zeit langweilig werden. Man kann ja schon froh darüber sein, dass Til nicht noch seinen Kumpel Matthias mit ins Bild zehrte. Dieses Mal jedenfalls ...
Mandy Lane, das heißeste Törtchen unter der Sonne. Alle Jungen an der High School lechzen nach ihr und kommen der schönen Blondine doch nicht nahe genug. Wer sie zum Besuch seiner Party oder noch besser, einem Wochenendausflug überreden kann, macht sich schon vor Freude die Hose nass. Aber Achtung, Grund zur Freude gibt Mandy's Okay noch lange nicht. Was die Clique in diesem Film auf die äußerst harte Tour lernen muss. Denn auf der abseits gelegenen Ranch, wo der Trip mit Trophäe Mandy hingeht, schleicht schon bald jemand herum, der seine holde Maid nicht mit hormongesteuerten Losern teilen will.
Wow, ich habe "All The Boys Love Mandy Lane" schon ziemlich lange auf dem Radar. Und dennoch blieb das Ansehen bisher versagt. Nun war es doch schließlich soweit, Amber Heard setzte ihre ganze Strahlenkraft ein und erhellte das Zimmer. Klingt mächtig blöde, ich weiß. Tatsächlich ist es aber doch Miss Heard, die mit ihrer Präsenz den ganzen Film trägt. Der ist nämlich größtenteils der zu erwartende Teenie-Slasher, ein Horrorfilm mit geradezu klassischem Setup und Ausführung. Was nicht heißt, dass er grenzstupide ausfällt oder gar unterirdisch sei. Ganz im Gegenteil, "All The Boys Love Mandy Lane" bezieht seinen ganz eigenen Reiz aus der Tatsache, dass er eben so viel gewohntes offeriert. So packt er uns Zuschauer nämlich am Ende erst richtig am Kragen. Wenn sich die hübsche Mandy schließlich als größere Gefahr als der lauernde Killer präsentiert. Und auf erfrischende Art und Weise das Rollen-Verständnis der weiblichen Hauptfigur im Genre ziemlich verschiebt. Bis dahin drückt der Film die üblichen Knöpfe. Es geht darum, wie diese Teenies es tun wollen. Wie die Jungs die keusche Mandy rumkriegen möchten und sich doch die Zähne ausbeißen. Sogar aus der Identität des Killers wird kein großer Hehl gemacht. Klingt jetzt überraschungsarm, und doch, wird "All The Boys Love Mandy Lane" dann vollends stark, wenn die titelgebende Schönheit dem Klischee der Scream Queen das Messer in die Brust rammt und das ganze Ding rockt. Ja, leider spoilere ich schon wieder viel zu viel. Aber irgendwie ist das im vermeintlichen Slasher-Genre anders ja kaum möglich. Das stellt auch den größten Kritikpunkt am Film dar. Seine große Überraschung lässt sich unbefleckten Zuschauern nicht umschreiben, pantomimisch darstellen ... Jeder muss es selber sehen. Und dann kann er oder sie entscheiden, ob die Vorgehensweise des Films nun abgestanden oder doch nur trügerisch mit vertrautem Terrain spielt, weil so das Finale noch besser kommt. Jedenfalls sehe ich in "All The Boys Love Mandy Lane" einen ganz klugen Thriller, dessen Pointe oder die Entlarvung am Ende bisheriges schön auf den Kopf stellt und einen ungewohnten weiblichen Typus etabliert. Davor ist nicht alles so innovativ, aber keineswegs dumm und langweilig. Wer jetzt noch eine Einladung braucht, soll sich einfach ein Bild von Amber Heard ansehen. Aber bloß nicht die Finger an ihr verbrennen!
Ene Mene Muh und schon hängst du ... mit zwei Freunden auf dem einsamen Lift herum. Ist ja auch eine sublöde Idee, spätabends den Aufseher zu bestechen, weil du noch mal Skifahren willst. Hätten diese nervigen College doch ahnen müssen oder warum sind sie so dumm? Okay, "Frozen" ist ein Film, ein Survival-Reißer und irgendwie umgedrehtes Kammerspiel. Zur Abwechslung hocken die Beteiligten nicht auf dem engsten Raum zusammen sondern allein auf menschenleerer Flur. Autor und Regisseur Adam "Hatchet" Green greift erneut auf ein einfaches Grundmuster zurück: simple Ausgangslage, eine halbwegs fiese Wendung und dann ein nervenzehrender Überlebenskampf. Nur ist "Frozen" kein munteres Abfeiern lustiger Old School-Splatter-Klischees und deren Debilität. Dies will richtig spannend sein und doch ist "Frozen" für mich ein echter Spalter. Das Szenario aus der Märchenwelt der Urban Legend oder panikmachender Boulevard-Reportagen, hat definitiv was. Genau wie die dramaturgische Aufbereitung im Ansatz deutlich macht, wie beschissen man sich fühlen kann/muss, wenn weit und breit niemand aufkreuzt, bis auf die hungrigen Wölfe ...
Wenn jetzt nur die zwei Jungen und das Mädel einem nicht so verdammt egal! Im Falle einer Horrorshow wie "Hatchet" ist es geradezu wünschenswert, als Zuschauer einer Horde Papp-Kameraden zuzusehen, wie sie aufgerieben werden. Bei einer schweißtreibenden Nummer wie dem meterhoch hängenden Sessellift machen sich äußerst einfach gehaltene Figuren zwangsläufig negativ bemerkbar. Jedenfalls empfand ich wenig Lust, mich auf die Protagonisten richtig einzulassen. Ihr Gerede von vergangenen Tagen oder dem Mädchen, das unbedingt angerufen werden muss, wenn die Sache durchstanden, war mir als Beobachter, das Äquivalent zu den fiesen Frostbeulen und Erfrierungen der drei Unglücksraben. Lieber habe ich damit angefangen, zu raten, wer hier wohl durchkommen mag und wer wie draufgeht. (Ich lag sogar richtig!!!) Bitte nicht falsch verstehen, "Frozen" hat was und auch die Darsteller liegen etwas abseits von der üblichen Herde Null-Gesichter, die nicht spielen oder vernünftig kreischen können. Subtrahieren müssen wir hier dennoch die Empathie für vernünftige Charaktere. Eben weil die drei es irgendwie nicht lernen und immer noch um Hilfe schreien, wo sie es doch geschnallt haben sollten. Weil die entgegengesetzten Beispiele wie "Abwärts" oder "Devil" besser vormachen, wie in so einer Situation Spannung und Suspense aus der Background-Story der Beteiligten entstehen kann. Ist vielleicht etwas fies, diesen Vergleich heranzuziehen, dennoch sorgt "Frozen" nicht für richtig ergreifende Typen, die ich nicht sterben lassen will. Und sowieso fühlt sich der Film mindestens zwanzig bis dreißig Minuten zu lang an. Womit wir wieder bei den Figuren und der ihnen zugestandenen Intelligenz wären. Jetzt habt ihr euch schon die Seele aus dem Leib geschrien. Hängt zwei, drei Nächte in der klirrenden Kälte über dem Boden fest - wollt immer noch runter und doch nichts dafür tun? Labern und Jammern sind nunmal das Gegenteil von Aktionismus und Überlebenswillen, weshalb bei "Frozen" echter Nervenkitzel häufig im Sand verläuft. Von diesem Film hätte ich ja mindestens gefrorene Füsse verpasst kriegen müssen, wenn er denn voll reingehauen hätte. War aber eben nur ein leidliches Frösteln.
Es ist das alte, immer wiederkehrende Motiv: Junge trifft Mädchen, schläft und verliebt sich - sie ist sich da noch nicht so sicher - und weil wir eh im 21. Jahrhundert Leben, kann man ja miteinander Matratzen-Sport betreiben, ohne eine feste Beziehung zu führen. Junge und Mädchen können ja auch einfach fick(ende) Freunde sein. Oder? Nee, natürlich nicht, weshalb bei "Freundschaft Plus" natürlich alles am Ende doch so kommt, wie schon hunderttausendmal zuvor. Merkwürdig an diesem Film ist nicht, dass Ashton Kutcher vom Blödel-Image etwas runterkommt, dass Natalie Portman sich hier aufreizend und sexy präsentiert - es liegt vor allem am krampfhaften Festhalten am Wohlgefühl. Das Gefühl, bloß nichts außergewöhnliches aus der Geschichte zu machen. Selbst wenn Kutcher's Film-Vater Kevin Kline plötzlich mit der Ex vom Sohn schläft. Das Gefühl, dass der Film zu lang geraten ist und uns eigentlich nur eine absehbare Minimal-Handlung bietet. Ich bin ja durchaus kein Romantik-Muffel. Es liegt nur an Regisseuren wie Ivan Reitman, uns das alte Spiel jedes Mal etwas kesser aufzubereiten. Und nicht wie hier im Autopilot, das kommt weniger gut.
Herzlichen Glückwunsch, Freunde der Horror-Tombola. An diesem schaurig finstren Tag hält das Ticket mit der Losnummer 666 für Liebhaber und Genießer einen ganz besonderen Gewinn bereit. Eine in Vergessenheit geratene Perle der 1980er, die tief verborgen in meiner Sammlung von VHS-Tapes schlummerte. Vor vielen, vielen Monden angesehen, dann weggestellt und aufbewahrt, aber doch nie so ganz aus meiner Erinnerung zu verscheuchen: "The Lamp" aus dem Jahr 1986.
Richtig gelesen, ein Horror-Streifen, in dem zur Abwechslung eine alte Öllampe Ursprung allen Übels ist. In dem abenteuerlustige und gattungswillige Teenies eine ganz besondere Nacht im Museum durch- aber nicht unbedingt überleben. Weil Gegenstände und Ausstellungsstücke ein mörderisches Eigenleben entwickeln. Und wen sie erst die, grade noch schlummernden, Mumien plötzlich gefrässig anknabbern, ein uralter Djinn erscheint, der garantiert nicht Wünsche-Erfüllen im Sinn hat - dann darf man sich als Zuschauer sicher sein, einem echten Volltreffer beizuwohnen ...
"Don't rub it the wrong way" prangte auf einem alten Promo-Poster. Und selbst Aladdin hätte das Teil ganz tief irgendwo im Nirgendwo vergraben, hätte er um den Inhalt gewusst. Besagte Öllampe löschte schon Schiffs-Mannschaften aus und verfrachtete hirnlos raffgierige Diebe ins Nirwana, als sie im Naturkunde-Museum von Houston landet. Dort ergreift sie erstmal Besitz von Professoren-Töchterlein Alex, damit die ihre Schul-Clique zu einer ganz besonderen Mutprobe animiert. Nächtliches Einschleichen ins verwaiste Museum. Schließlich winken Spass und gegenseitiges Erkunden des eigenen Körpers ... Die Gaudi bleibt am Ende natürlich uns Zuschauern, denn schon bald sorgt der Geist in der Flasche, äh, Lampe, für einen Sleepover der blutigen Art.
Doch ganz so ernst nimmt sich "The Lamp" nicht. Schon die Museums-Gänge sind teilweise schön spartanisch gehalten und erinnern mehr an ein umgebautes Fernseh-Studio. Aber es schimmert immerhin rotes und grünes Licht, während die aufgekratzten Teenies versuchen zu entkommen. Aber mal ehrlich, wer würde bei dieser Ausgangs-Idee einen ernsthaften Schocker erwarten? "The Lamp" ähnelt mehr dem, thematisch ähnlichen "Waxwork", als dem ordinären Teenie-Slasher-Verschnitt seines Entstehungs-Jahrzehnts. Da verrät uns bereits die Kamera-Einstellung, dass der panische Typ lieber nicht zu dicht an die vermeintlich ruhende Mumie treten sollte. Musikalisch untermalt wird das Geschehen mit Auszügen aus der Oper "Die Hochzeit Des Figaro", was jedem klar machen sollte, dies ist durchaus kein billig hingerotzter B-Film-Schinken. Typische Genre-Bausteine werden hier lieber aufgegriffen und etwas durcheinander geschüttelt.
Wo sich jeder vermummte Killer, der kopulierungswillige Teens kaltmacht, mit einem obligatorischen First Kill oder einer semi-entlarvenden Genesis im Prolog ankündigt, nimmt sich "The Lamp" doch tatsächlich Zeit. Zeit für eine längere Einführung, die aber nichtsdestotrotz für die meisten Mitwirkenden tödlich verläuft. Im Zeitalter der mehr oder weniger übernatürlich auftretenden Slasher-Kollegen mutet der böse Djinn dieses Films zudem wie eine echte Neuerung im Genre an. Es hat zwar noch gut zehn Jahre gedauert, bis sich mit "Wishmaster" ein ähnlich cleverer Nachfahre fand, aber immerhin. Mit so einem Bösewicht konnten damals nicht viele Filme aufwarten. Und dass sich ein Streifen mitunter hingebungsvoll der Parodie annähert, erweist sich als Stärke im Meer des Horror-Kinos. Wenn die Idee nicht so neu ist, warum nicht etwas auf die Kacke hauen und dem ganzen auf diesem Wege etwas Pep verleihen?
Wer sich auf diese Denkweise einlassen kann, sollte auf seine Kosten kommen. Abstriche müssen hier höchstens Gorehounds machen, die auf ein munteres Körpersaft-Spritzen hoffen. Derart brutal ist das ganze dann doch nicht geraten. Viel mehr dürfte das überschaubare Budget in die Umsetzung des Djinn geflossen sein. Der sieht ein bisschen aus wie ein Gremlin, der in den Kessel mit dem Zaubertrank geplumpst ist, trotzdem nicht lächerlich.
Horror mit großem Augenzwinkern, eine böse Geschichte aus 1001 Nacht und garantiert "Nicht Noch Ein Teenie-Slasher-Film" - es ist doch erstaunlich, welche Schätze einen immer wieder in die Hände fallen. Selbst wenn die Story irgendwie beknackt ist, es ist bewusst beknackt. Damit das Vergnügen in Seh-VERGNÜGEN großgeschrieben werden kann. Ist doch auch besser, einen Horrorfilm mit Gute-Laune-Feeling zu Schauen, als einen Möchtegern-Reißer mit ausgelutschten Schock-Effekten. Also, einfach mal dran Rubbeln, falls bei euch demnächst eine Öllampe vor der Tür steht.
Sex und abnorme Formen der Body Modification, das ist er, unser Meister Cronenberg. Ich habe schon immer bewundert, wie er Sex in seinen Filmen einsetzt. Toller Artikel.
Ganz großes Kino, bei dem alles stimmt: Die Geschichte, die Science Fiction und natürlich das großartige Paar Goldblum/Davis. "Die Fliege" ist und bleibt ein wohlverdienter Klassiker, ach ja, unerreicht ist er natürlich auch.
Stimmt mich traurig, eine solche Stimme zu verlieren. Aber sein Echo bleibt uns noch lange erhalten
Alles gute Cronenberg. Mögen die Abgründe der Seele und des Körpers noch viel Stoff für weitere Meisterwerke bereithalten.
Alright Die Hards, ihr habt es ja nicht anders gewollt. Heute wühlen wir mal wieder in den Untiefen der Sammlung des mikkean. Ganz weit hinter den Kauf-DVD's und Kassetten leuchtet schleimig grün ein verrottetes VHS-Tape. Der Titel kaum lesbar, aber er jagt mir immer noch Schauer über den Rücken: "Evil Clutch". Würde hier jetzt ein funktionsfähiger Video-Rekorder stehen, das Tape würde wie von Geisterhand selbst hineinfliegen und sich zu Abspielen. Und dann würde es das reinste Grauen entfesseln ...
Nämlich ein schamloses, italienisches Horror-Filmchen, das nicht nur beim Titel die Nähe zum großen Bruder "Evil Dead" sucht. Ein Mindestmaß an (lächerlicher) Handlung wird hier geboten. Viele, ziemlich schräge Make-Up-Leistungen, die oft Kopfschütteln bis Lach-Anfälle hervorrufen und letztlich das Gefühl, dass die Italiener eben doch ziemliche Copycats sind, die vielleicht mal eine Filmschule von innen sehen sollten.
Es ist abermals das gleiche Märchen: Junges Pärchen will in den Alpen campen. Ihnen läuft eine aufgewühlte Frau über den Weg, die ihnen was von bösen Leuten erzählt und ins nächstgelegene Dorflein lockt. Klar, die Alte löst sich zunächst in Luft auf, damit die obligatorische Campfire Tale vorgetragen werden kann. Im ziemlich menschenleeren Dorf findet sich nämlich ein komischer Kauz mit langem Mantel und Flieger-Kappe, der Grusel-Stories zu erzählen weiß. Aber unser Pärchen lässt sich natürlich nicht so leicht abschrecken und so folgen sie schließlich der Einladung der nun doch wieder aufgetauchten verschreckten Frau. Die lockt mit einem netten Häuschen als Unterkunft, Drogen (natürlich!) und vielleicht einem flotten Dreier - ABER: Bevor der Film jetzt irgendwie andersartig interessant werden könnte, zeigt die mysteriöse Verführerin lieber ihr wahres Gesicht. Sie ist nämlich ein blutrünstiger Dämon. Und hat schon zu Beginn einem armen Trottel per Krallenhand, die zwischen ihren Beinen herausschoss (!!!), das beste Stück entfernt (!!!!!!!!). Ratet doch mal, wen sie jetzt als Opfer auserkoren hat ...
Was, das war noch nicht genug? Kommt noch besser, glaubt mir. "Evil Clutch" ist nicht der hellste Stern am Horror-Firmament, aber er ist doch amüsant. Besagter Trottel und auch der komische Geschichten-Erzähler werden bald vom Dämonenweib als Zombies rekrutiert und jagen unser Pärchen quer über den Bauernhof. Der ist natürlich schön klein, wird von nächtlicher Finsternis und gruseligem Nebel, die hier und da auftaucht, umschlossen. Was selbstverständlich weniger Ausdruck atmosphärischen Gespürs der Macher, sondern des mickrigen Budgets gewesen sein mag. "Evil Clutch" wirkt so limitiert, dass sich die Schauplätze wie bei einer Daily Soap ständig wiederholen. Wie oft kann man noch in die gleiche Scheuen zurückkehren? Oder Mist, warum lauf ich eigentlich immer wieder um die selbe Ecke? Versucht der Film noch im ersten Drittel, mit so mancher langen Kamerafahrt im Dorf, hochwertigerer Genre-Verwandtschaft nachzueifern, werden diese Ansätze schließlich vollends fallengelassen. Am Ende zählen nur das Zombie-Make-Up, abgerissene Köpfe und das lustige Gesicht des Horror-Weibs. Deren überdimensionierte Augen stechen lustig hervor und machen jedem noch so bemühten Karnevals-Aufzug Konkurrenz. Amüsant auch die Tatsache, wie die Zombies hier das Paar terrorisieren und natürlich, den Kerl am Ende schnappen. In "Evil Clutch" sind die Untoten nicht aufs Fleisch ihrer Opfer aus. Sie reißen ihnen die Köpfe ab, indem sie die Armen durchs Kutschen-Rad zehren und dann rütteln, bis es plupp macht. Warum der Zombie dann den sichtbar schlecht nachgemachten Kopf des Typen die ganze Zeit vor sich hinträgt, wo er doch mit beiden Armen die Kleine viel besser schnappen könnte, entzieht sich meinem Sachverstand. Immerhin kommt der Zombie schließlich selbst drauf und wird das Teil lieber los, um mit einer Angel nach dem Mädchen zu jagen. Denkt euch bitte hier wieder ein Ausrufezeichen oder viele. Oh yeah, "Evil Clutch" ist zwar eine Kopie, aber er entspricht mit seiner doch lachhaften Machart, irgendwie auch dem Geiste von Sam Raimi. Das Grauen ist so komisch aufgezogen, wie unerklärlich. Weil es schließlich schnell vorbei geht, noch weil wir am Ende wirklich wissen, was das ganze eigentlich soll. Es sind gerade die vielen, lächerlichen Details, die diesen Film nicht formidabel, aber doch sehr unterhaltsam machen. Warum gibt es auf diesem Bauernhof keine Einrichtung? Warum liegt dann am Ende plötzlich eine Kettensäge rum? Und warum entfernt sich die Kamera, sobald das Mädchen den Zombie am Boden hat und die Säge kreisen lässt - vom Gesehen und es zieht wieder dieser Nebel auf, der das Bild verdeckt? War wohl das Budget.
"Evil Clutch" ist wahrhaft einer jene billigen Horror-Produktionen, die man nicht ernst nehmen kann und sollte. Der Film ist wahrlich kein Meilenstein, kann aber viel Spass machen. Weil er so schlecht gemacht wurde, dass er sogar heute, in Zeiten von The Asylum und Co. wie ein edles Relikt des alten Handwerks wirkt. Es gibt zwar auch keine Geschichte, keine dollen mimischen Leistungen, aber irgendwie wollten man hier doch etwas erschreckend blutiges abliefern. Der Film badet also nicht bloß im Trash, er will ein wenig darüber hinaus. Genau das macht das Vergnügen aus, nennt es ruhig Schadenfreude. Ich jedenfalls bin froh, dass dieses alte Tape nicht über größere dämonische Kräfte verfügt. Hell yeah.
"Oh je, ich bin ein aufgeblähter Katastrophen-Film und wäre gern so wie Armageddon!"
Achtung Mitbürger: Der Erdkern ist stehengeblieben, zumindest in "The Core". Klingt jetzt nicht ganz optimal, wirkt im Film aber tausendmal schlimmer - durchdacht und aufgezogen. Erst fallen Leute tot um, dann blitzt es gewaltig und die Vögel spielen verrückt - auch wenn Hitchcock das immer noch besser hinbekommen hat. Und yeah, dann soll sich ein Expertenteam in die Erde graben und Starthilfe für den erschlafften Motor unseres Planeten geben. Wer bis dahin durchgehalten halt, wird sich übrigens stark langweilen. "The Core" hat nämlich Überlänge. Der Film lahmt schon daran, dass er von seinen "Aufhängern" bis zur Ursache des Geschehens null Interesse beim Zuschauer generieren kann. Nicht mal die okaye Besetzung mit Hillary Swank, Aaron Eckhart, Stanley Tucci, Tchéky Karyo oder Bruce Greenwood kann da helfen. Weil es diese talentierten Mimen schon schwer gewesen sein muss, sich den Bullshit des Scripts am Blue Screen-Set vorzustellen. Zugegeben, an sich ist "The Core" ja nur ein verunglücktes B-Movie, das irgendwie nicht für die Billig-Schmiede vom ScyFy-Channel, sondern in einem großen Hollywood-Studio realisiert wurde. Problematisch ist allerdings, dass hanebüchener Schwachsinn, der sich selbst viel zu ernst nimmt, am Ende immer umso lächerlicher rüberkommt. Denn bei "Armageddon" wollen wir ständig "Was für eine gequirlte Scheiße!" rufen, aber da kommen Bruce Willis und Co. doch wieder mit einem coolen Spruch rüber. Eine Qualität, die "The Core" eben nicht zu bieten hat. Genau so wenig wie bahnbrechende Effekte, die uns wenigstens jegliche Denk-Aktivität vernachlässigen lassen. Jedoch, nicht mal das kriegt der Film hin. Und so müssen wir letztlich attestieren: Bei "The Core" hat sich das größere Desaster wohl in den Köpfen der Macher abgespielt und nicht auf der Leinwand.
Sorry, Sat.1-Produktionen meide ich nun seit fast zwei Jahrzehnten. Da werd ich mir diesen "Satire-Versuch" nicht antun.
Glück auf Nicolas, such dir lieber wieder spannende Stoffe. Die Ghost Rider-Filme haben für mich eine Marvel-Kult-Figur demontiert. Falls irgendwann noch mal ein Teil kommen sollte, dann bitte schön mit Blaze's Nachfolger Danny Ketch. Dessen Abenteuer erinnern teilweise an das Flair von "The Crow" und könnten der Marke etwas Glaubhaftigkeit zurückgewinnen.
Oh nein, hat da etwa jemand seinen Midas-Touch verloren? Oder hat er ihn einfach nie besessen?
Gott, hab ich jetzt den Verstand verloren? Über so was hemmungslos zu lachen, ohne nachzudenken? "Ted", das ist doch kein richtiger Film, eher eine Nummern-Revue. Eine aufgedunsene "Family Guy"-Episode und schon die geben einen Scheiß auf Geradlinigkeit. Füllen Story-Löcher mit weit verzweigten Pop Culture-Referenzen auf und beackern die Felder der Geschmacklosigkeit. Nee, Seth MacFarlane ist nicht das überlustige Komödien-Talent. Sieht ihm ähnlich, uns einen Spielfilm hinzu kotzen, indem es um so einen Loser und seinen besten Kumpel, einen lebendig gewordenen Teddybären, geht. Ja klar, ist doch der billigste Einfall aller Zeiten. Da sitzt der Ted dann auf der Couch, kifft sich das Plüschhirn weg, labert Kacke und nagelt Nutten. Boah ey, echt lustig ...
Und wie, verdammt noch mal. Fragt nicht warum, ich hatte meinen Spass. Mit "Ted" ist das so wie mit MacFarlane's Trickserien-Kindern. Die waren anfangs echt ziellos und schossen öfters übers Ziel hinaus. Aber mit der Zeit amüsieren sie mich doch. Und "Ted", der erste Realfilm von Seth MacFarlane, schließt da genau an. Vermutlich, weil die Vorstellung, ein Teddy wird per Wunschzauber lebendig, avanciert zum Star und endet dann doch nur als Couch Potato irgendwie larger than life wirkt und auch so ausgelebt wird. Im Grunde ist es ja die Geschichte zweier Buddys, von denen sich einer zwischen Kumpel und Freundin entscheiden soll. Also irgendwo zwischen zottigen Drogen- und Sex-Witzen pendelnd, platzt dann immer wieder die Love Story mit Mark Wahlberg und Mila Kunis rein. Und das ist gar nicht mal so schlecht, ich hätte nicht gedacht, da dranzubleiben. Generell fährt "Ted" derart großen Irrsinn auf, dass man irgendwie kleben bleibt. Lustige Cameos wie den von Sam "Flash Gordon" Jones - der übrigens mächtig Fahrt in die Party-Szenen bringt. Oder der herrlich durchgeknallte Giovanni Ribisi als Stalker, dem man sein Macke schon meilenweit ansieht. Cool von ihm, das so zu spielen, in so einem Film. Überhaupt, tummeln sich hier einige bekannte Gesichter, die uns hier und da bereits über den Weg gelaufen sind. Oder die wir schon mal gehört haben - im Original gibt Patrick Stewart den Erzähler.
Das Niveau ist erwartungsgemäß Ansichtssache. Wer Ted nicht über geilen Stoff namens Hirnfick labern hören will, sich bei Äußerungen über den Dosensaft der Frau des Vorgesetzten die Ohren zu halten muss oder das F-Wort, welches sich auf Glotze reimt, nicht abkann - der sollte "Ted" vermutlich meiden. Andererseits, wer MacFarlane-erfahren genug ist, wird sich wahrscheinlich so wie ich verhalten: Nicht drum scheren, einfach über den schieren Willen zum Rum-Dödeln lachen. Dann funktioniert der Film nämlich am besten.
Obwohl, "Ted" ist ja kein richtiger Film. Das Zelluloid-gewordener Schwachsinn. Eine Beleidigung des Wortes Humor. Das ist ... vielleicht nicht mehr als ein auf die Leinwand geschmierter Kackhaufen. Aber wenigstens einer, über den ich mich amüsieren kann.
Wenn das Fernsehen dem Kino den Rang abläuft, ja dann liegt das an Ausnahme-Erscheinungen wie "Boardwalk Empire". In den letzten Jahren versorgten uns die US-Sender mit echten Schmuckstücken. Und beweist, dass wir Zuschauer unser Herz auch an Figuren verschenken können, die nicht vorrangig im Licht- oder im Schattenreich zu Hause sind. In deren Brust beiderseits Heldenherz und Lumpenseele innewohnen. Konsequente Weiterentwicklung dieser Serien-Lieblinge ist Enoch "Nucky" Thompson, Stadtkämmerer und inoffizieller Herrscher von Atlantic City. Dem Atlantic City der 1920er Jahre, das in Zeiten der Prohibition Goldalder der Schnapshandels und anderer lukrativer Geschäfte darstellt. Alles unter der Führung von Thompson, der seinen Bruder gleich zum Sheriff gemacht hat und auch sonst viele einflussreiche Freunde zufrieden zu stellen versteht. Ja, er ist Schuft und König, aber das sind nur die offensichtlichsten Seiten, die Steve Buscemi, in seiner vielleicht größten Rolle überhaupt, auslotet. Denn so fachmännisch bis gnadenlos brutal Thompson auch managt, er ist auch ein tragischer König. Ein Mann mit Vergangenheit. Und es ist der Federführung von Serien-Schöpfer Terence Winter und seiner Mäzene Martin Scorcese und Mark Wahlberg zu verdanken, dass "Boardwalk Empire" nicht nur über eine glaubhafte Figur verfügt. Sondern sich auch den Luxus der Zeit gönnt, die nötig sind, tiefgründig in einen Menschen und sein Handeln einzutauchen. "Boardwalk Empire" verweigert sich der üblichen Limitierungen des Serien-Universums. Die da heißen: möglichst abgeschlossene Dramaturgien im 45 Minuten-Bereich, Cliffhanger-Finale und, wie so oft, unnötiges Strecken, auch unserer, Geduldsfäden, das umso häufiger in echter Enttäuschung mündet. "Boardwalk Empire" handelt vielleicht von der Zeit des Schnapshandels, das Ansehen sollte aber nicht mit einer billigen Pulle verglichen werden. Es knallt nicht umgehend und dann brummt der Schädel, weil irgendwie nichts mehr geschieht. Dieses Serien-Juwel reift wie Wein, bezieht seine Wirkung auf längerfristige Sicht. Für Piloten-Regisseur Scorcese ist gar die gelungene Rückkehr ins Mafia- und Untergrund-Terrain. Weil "Boardwalk Empire" erstklassig in jene korrupte und korrumpierende Zeit entführt und dabei so großartig wirkt, wie "Casino" oder "Good Fellas". Und weil schon die erste Staffel, gerade mal bei der Mitte angelangt, schon so viel Dramatik und Wucht wie zwei Spielfilme auffährt. Ohne dabei jemals zur klebrigen Kirmes-Overkill-Charakter anzunehmen. Ob durch seine Besetzung, seine vortrefflichen Skripts, seine Machart - "Boardwalk Empire" bietet mehr als nur erstklassige Fernseh-Unterhaltung. Es ist Entertainment im eigentlichen Sinne: Langlebige Figuren und ihre Geschichten. Nachdenklich, abgründig wie auch hier und da etwa hoffnungsvoll. So zerrissen wie seine Hauptfigur, aber genau deswegen immer gut bis besser, nie schlecht.
Ducken, Blocken, Draufhauen - Boxen kann ja so ermüdend sein. Und doch: Boxen kann ja so packend sein. Beurteile einen Boxer nie nach der Beschaffenheit seiner Handschuhe, nie nach dem Zustand seiner vorderen Zahnreihen. Kack aufs Prestige und die Statistik, wichtig ist, wo er herkommt und wo hingeht.
Tatsächlich wurde ich von David O. Russell's "The Fighter" mehr als überraschend umgehauen. Der Film ist kein müdes Biopic, kein Sportrevue, die uns mit überzogenen Kämpfen gängelt. Aber immerhin hat O. Russell immer wieder überrascht. "Three Kings" war ein ganz anderes Kriegs-Abenteuer, als damals im Trailer versprochen wurde (und bleibt deswegen bis heute in angenehmer Erinnerung). Und so ähnlich ist auch "The Fighter" nicht der hundertste Versuch eine Betroffenheits-Geschichte im Kielwasser des Giganten "Rocky" abzuspulen. Nee, das hier ist schon ein neuer "Rocky", ein zweites "Million Dollar Baby". Weil es um große Träume und ganz niedrige Herkunft geht. Um den steinigen Weg, auf dem Illusionen zerplatzen und die harte Faust der Realität einen umso häufiger auf die Bretter schickt.
Schwafeln wir nicht rum. "The Fighter", das ist die Story der beiden Halb-Brüder Micky (Mark Wahlberg) und Dicky (Christian Bale). Dicky war mal ein verheißungsvoller Nachwuchs-Boxer. Einst brachte er auf ein landesweit übertragenes Match gegen Sugar Ray Leonard. Das war aber mal, nun ist Dicky eine ramponierte Lokal-Größe, die sich mit ihrer Crack-Sucht selbst dahinrafft. Micky hingegen boxt sich erfolglos durchs Leben. Meist nur, damit andere ihn besiegen und die Rangliste aufsteigen können. Beide Brüder werden von ihrer bestimmenden Mutter aufgezehrt. Die "managt" Mickys nicht vorhandene Karriere und versucht den vergangenen Ruhm Dickys noch zu nutzen. Schließlich ernähren die Brüder das Leben ihrer Mom und ihrer zahlreichen nichtsnutzigen Schwestern. Ah ja, Leben kann man diese Existenz am unteren Rand der Gesellschaft nicht gerade nennen. Das ist irgendwie echt White Trash, asozial und bis auf den verbitterten Micky, scheint sich jeder in der Sippe was vorzulügen. Sogar Dicky träumt vom Comeback, wird er doch von einem Kamerateam begleitet, das eine Doku dreht. Jedoch nicht über seine erstaunliche Karriere. Jedenfalls zeigt uns "The Fighter", wie Micky Ward sein Leben schließlich in den Griff kriegen und den Weg eines echten Champions einschlagen will. Und das nicht nur weil, er mit Bardame Charlene endlich mal eine viel versprechende Beziehung am Start hat.
Es ist ein Film über den Drang nach echten Triumphen, getränkt mit herben Niederlagen und persönlicher Marter. Micky will und kann ein Champ sein, wenn er sich nur von seiner Besitzergreifenden Mutter abnabelt. Die liebt ihre Söhne zwar, ist aber herb verblendet. Und auch Dicky landet schließlich da, wo er längst hingehört. Und findet doch noch zum Licht. "The Fighter" ist ein starkes, vor Kraft nur so strotzendes Drama. Die besseren und besten "Sportfilme" finden ja in der Regel das richtige Niveau zwischen Event-Inszenierung und Charakter-Erforschung. Da bildet David O. Russell's Aufarbeitung der Karriere des echten Micky Ward keine Ausnahme. Aber er zieht das nicht nur im Box-Ring fett auf. Der Film liegt in seinen persönlichen Momenten näher dran an "The Wrestler", weil der Weg aus der Misere genau so schmutzig und hart nachgezeichnet wird. Allerdings winkt Micky und seinem Bruder eine echte Chance raus.
Und das überrascht am meisten: "The Fighter" bezieht sich im doppelten Wortsinn auf einen Kämpfer. Es geht um den Kampf bis an die Spitze und die Emanzipation, die Absage an die widrigen Lebensumstände, die einen bisher im Würgegriff hatten. Und zur großen Überraschung weiß man am Ende schon gar nicht mehr genau, ob mit dem Titel nun allein der Boxer Micky oder auch sein Bruder gemeint ist, der scheinbar endlich aufwacht und an sich arbeitet. Hier muss vor allem das Gespann Mark Wahlberg/Christian Bale geehrt werden. Wahlberg füllt auch physisch die Rolle von Micky Ward. Unter seiner Miene lässt er uns immer wieder den brodelnden Umnut über seine Familie spüren. Den Drang, sich auf seine neue Liebe einzulassen oder einfach nur, ein guter Vater zu sein. Bale hingegen geht wiederum an Äußerste und treibt sich selbst in die Enge. Wie schon bei "The Machinist" hat er sich herunter gehungert und treibt einen, zu Beginn, echte Schauer über den Rücken. Aber, er kann auch spielen. Ist vernebelter Klein-Krimineller, Drogen-Opfer, großer Zampano und letztlich ein reumütiger Paulus, der sich aus seiner Saulus-Schale pult. Man kann Fan von Christian Bale sein oder nicht - den ihm verliehenen Oscar heiße ich durchaus gut. Bisweilen legt Bale hier einen Acting-Ehrgeiz an den Tag, der mich an Al Pacino erinnert. Auch bei der restlichen Besetzung trifft der Film ins Schwarze. Melissa Leo gibt die klammernde und erdrückende Mutter richtig gut, ohne dass sie uns dabei richtig auf den Sack geht. Ja, sogar Mitleid weckt sie bei uns. Amy Adams spielt viel und gern, und macht das hier sehr gut. Richtig gut sind aber auch diejenigen, die keine großen Namen besitzen und vielleicht sogar von der Straße gecastet wurden. So erfüllt "The Fighter" nämlich ein Vibe des realen. Verkommt der Film nie zu einer auf Hochglanz polierten Angelegenheit verkommt, die sich nur auf schäbige Vorbilder beruft.
Und dann die Kampfszenen, eine Wucht ist das. Sehen klasse aus, es spritzen Blut, Schweiß und Tränen. Dazu ziehen die Macher einen fetten Soundtrack heran. Von Indie-Legenden wie den Breeders zur Rock-Hymne "Back In The Saddle Again" der jungen Aerosmith. Hier feiert "The Fighter" ein echtes Feuerwerk ab, ohne selbstverliebt den Sportler zum Götterliebling zu machen. Eben das ist es, was diesen Film für mich zum Hingucker macht. Er ist kantig, nüchtern geerdet und wird genau deswegen am Ende so furios. Gut, dass die Box-Handschuhe hier nicht vergoldet sind.
Es gibt ihn noch, den unheimlichen Film. Abseits erzwungener Genre-Grenzen schleicht wie ein unsichtbarer Schrecken umher. Greift hier und da etwas von der Ästhetik vergangener Zeiten auf, als Spuk noch psychologisch und nicht per Rechner erzeugt wurde. Handelt aber auch von interessanten Figuren mit Hintergrund und Motivation, wofür er, dankbarerweise, Pappkameraden und abgeranzte Story-Schablonen vernachlässigt.
Okay, jetzt nur nicht Sabbern, "Das Verborgene Gesicht" ist einer jener unheimlichen Filme. Jedoch sollte hierfür folgender Rat berücksichtigt werden: Einfach Ansehen, nicht den Klappentext der DVD-Hülle studieren, nicht Googlen und ja nicht nach Trailern suchen. Denn dieser Film wirkt dann am besten, wenn er einfach unvorbereitet genossen wird. So kann die Geschichte um die junge Kellnerin Fabiana, die sich auf eine Liebschaft mit dem feschen Dirigenten Adrian einlässt, ihre umfangreiche Wirkung am besten entfalten. Im üppigen Haus das Adrian bewohnt, fühlt sich Fabiana nicht nur willkommen. Und auch die Polizei weckt ein unterschwelliges Gefühl des Verdachts. Sind die Behörden schließlich noch auf der Suche nach Adrians Freundin Belen, die ihn offensichtlich verlassen hat, aber nie in ihrer Heimat Spanien ankam.
Ein Höchstmaß an Verschwiegenheit ist hier angebracht. Besagte Quellen haben meiner Meinung nach schon zu viel von der Handlung verraten. Und so die Illusion beeinträchtigt, die dieser wirklich gekonnte gemachte Film entwirft. Suspense schleicht hier nicht nur die Räume, sie erfüllt auch die zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere. Das der nun nächstbeste Verdacht nur zur fälschen Fährte führt, verdankt "Das Verborgene Gesicht" einer clever konstruierten Dramaturgie, die sich auch Versatz-Stücke des guten alten Geister-Spuks leiht und - ohne ins verhängnisvolle Detail zu gehen - mittendrin einfach mal eine 180 Grad-Wanderung hinlegt. Und sich damit nicht nur der Erwartungshaltung des Zuschauers entzieht. Ganz nebenbei beweist der Film mit seinem Kunststück, dass ein Twist nicht nur ans Ende gehört oder immer irgend ein fettes Kaninchen aus dem Hut zaubern muss. Schon wieder genug gesagt.
Der Film ist dicht inszeniert, gut gespielt und generiert seine Sog-Wirkung, wie aufgestellte Nackenhärchen oder angespannte Handmuskeln, nicht aus einem wiederholten Flüstern des Wortes "Thriller" ins Ohr seines Zuschauers. Dafür ist die Definition des Genres fast zu eng. "Das Verborgene Gesicht" handelt von mehr als nur Angst vor unheimlichen Ecken und Räumen, dem Hinterfragen der harmlosen Fassade. Es spielen hier sehr viele emotionale Facetten eine gewichtige Rolle. Womit sich dieses Seh-Erlebnis, wenn sich der Zuschauer darauf einlässt, letztlich als leise, aber schaurig schöne Bereicherung des Thriller- oder Grusel-Kanons erweisen wird.
Wenn es eine offensichtliche Schwäche zu bemängeln gibt, dann besteht sie vornehmlich aus einem Aspekt. Die Geschichte von "Das Verborgene Gesicht" funktioniert beim ersten (aber nicht zum letzten) Mal am besten, und dann eben nur ohne Vorab-Studium externer Quellen. Mit der Verweigerung an Inhaltsangaben aus dem Netz und freigiebige Trailer kehrt man auch Zuschauer, im wahrsten Sinne des Wortes, irgendwie zur ursprünglichen Wirkung des Mediums Film zurück. Es geht ja um so vieles mehr als nur Schauwerte und Schocks. Da spielt es auch keine Rolle, dass man den Film nach dem ersten Mal schon kennt. Die großen Überraschungen eines "The Sixth Sense" oder "The Crying Game" hauen uns doch heute immer noch aus den Socken.