mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

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    über Beastly

    Sorry, nee, war wohl nüschts. "Die Schöne Und Das Biest" im "Gossip Girl"- High-School-Universum, für die Generation "Twilight", bäh. Da lebt die eine Olson-Schwester als Hexe ihren erschreckenden Fashiontrend aus, bezeichnenderweise versucht man uns Zuschauer die ganze Zeit, eine Romanze zwischen Vanessa "High School Musical" Hudgens und diesem, wie hieß er noch, als wandelnde Gesichts-Irritation zu verkaufen. Lustig, aber auch traurig, dass ein Film/eine Märchen-Verschandelung, über die Macht echter Gefühler, gerade über keine verfügt. Eine blanke, seelenlose Oberfläche, in der höchstens der unterbeschäftigte Neil Patrick Harris für lichte Momente sorgt. Der Rest ist als Produkt des Marketing-Kalküls eben genau so herzlos und ideenarm ausgefallen.

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    • 8 .5
      über Argo

      " ... Letzte Spielminute im Match "Argo" versus "Zero Dark Thirty", es steht 2:1 für Affleck. Ja, was macht er denn jetzt? Affleck holt den Goldjungen, unfassbar!!! Aus, das Spiel ist aus. Geh doch noch nach Hause du alte ernüchternde Chronik von einer Terroristenjagd ... "

      Bevor wir jetzt alle in blinden Siegesjubel verfallen und laut "U-S-A, C-I-A" krakeelen oder wahlweise "Yankees Raus" skandieren, bewahren wir doch lieber einen kühlen Kopf. Der Wettkampf Affleck - Bigelow war eigentlich keiner. Zu unterschiedlich die Betrachtungsweise und selbst wenn. Wenn man die Wahl hat zwischen Fehlschlägen, Ermittlungspannen und milliardenschwerden Versäumnissen oder dem gewitzten Triumph-Balsam fürs Ego, was gewinnt wohl? Schauen wir uns lieber an, wie Agenten am Einsatz scheitern oder wie sie die ollen Mullahs austricksen und ohne Verluste die eigenen Landsmänner schützen? Mit "Argo" ist Regisseur und Darsteller Ben Affleck nicht der allumfassende, superb ausgewogene und vielschichtige Film zur Geiselnahme der US-Botschaftler im Iran gelungen. Nein, hier werden eben nicht alle Seiten gleichberechtigt beleuchtet. Wird kein Dialog der Kulturen gesucht. Wenn "Argo" eines ist, dann in ein, zwei Bereichen der Peripherie bewusst oder absichtlich blind. Hier geht es nicht nur um das Schicksal bedrohter Bürger in einem fremden, feindlich gesinnten Land - man beachte die Kommasetzung. Es geht um das größere, die Geheimdienste, die anfangs sehr unbeholfen agieren, die Politik und die Bürger, welche Schleifchen binden und für die Rückkehr der Betroffenen beten. Ja, es darf und soll sich keiner auf den Schlips getreten fühlen. Ist das unverzeihlich oder nachvollziehbar? Dies muss jeder Betrachter für sich selbst entscheiden. Was "Argo" nicht leisten kann, ist die Veranschaulichung des kollektiven Leids, das damals geherrscht haben muss. Die sechs Geiseln, die sich in die kanadische Botschaft retten, durchleben, im Film, fast schon eine Fünf-Sterne-Versteck-Situation. Kein Vergleich zu denen, die im Keller auf verlausten Matratzen hocken und mit Schein-Exekutionen traktiert werden. Wirkt der Film nicht nur unterschwellig, als ein einziges Hohelied auf die CIA? Oh bitte, das dies natürlich irgendwo abgesegnet, beaufsichtigt oder beratend begleitet wurde... Das sich Zuschauer dessen bewusst sind, spricht doch gerade für ihre Denkfähigkeit. Immerhin ist "Argo" kein Abfeiern militärischer und geheimdienstlerischer Kompetenz. Keine martialische Zurschaustellung dicker Eier, wie sie besonders im Blockbuster-Format so häufig peinlich inszeniert wird (Ich sage nur: Riesenroboter). Fernab der Debatte, ob "Argo" irgendwo, irgendwie propagandistisches Potenzial bürgt oder nicht, steht ja immer noch ein Film zur Debatte. Einer, der über ein wirklich tolles Script verfügt. Wirklich starken, amüsanten Zeilen, für deren Vortrag Affleck abermals einige hochkarätige Namen versammeln konnte. Ein Film mit toller Ausstattung,der die späten Siebziger und frühen Achtziger aufleben lässt. Und der vor allem eines, im Kern irgendwo versteckt darstellt, eine Hommage an das Science-Fiction-Kino dieser Zeit. Als jeder zwar nur "Star Wars" kopierte, trotzdem einige trashige bis wirklich liebenswerte Perlen hervorbrachte. Blickfang sind hier vor allem die Plakate, Ausschnitte der alten "Galactica"-Serie und ... die originalen Spielzeuge (Lechz, Keuch). Ferner stellt "Argo" auch einen interessanten Dreh im üblichen Thriller-Format mit der Geiselnahme, dem Verhandeln und Ablenkungsmanövern an sich dar. Wie es der Film schafft, den Gang durch einen Flughafen, das Ablaufen der einzelnen Gates zum nervenaufreibenden Parcours zu stilisieren, alle Achtung. Bei allen Schwächen, "Argo" sollte nicht in einer Sparte gegen Tom Clancy oder Jason Bourne antreten, da kann er sich behaupten. Wenn schon, dann ist "Argo" unscheinbar bis dezent - in seiner Art, die Krisensituation und ihr Management zu schildern (auch dessen Sackgassen), in seinem bisweilen süffisanten Einblick ins Film-Biz und auch eigentlich auch dann, wenn hier sich Herzklopfen und Atemnot einschleichen. Mit "Argo" hat Affleck einen Agency-schmeichelnden Wohfühlfilm vorgelegt, eine Tinktur Stärkung des Selbstbewusstseins, yeah, Pathos ist das, vielleicht mehr oder weniger, offenkundig. Aber eben auch ein wirklich guter Film, mit dem Affleck seine bisherigen Arbeiten, vor allem "The Town", fast zu toppen versteht. Beinahe jedenfalls.

      5
      • 4 .5

        Gott, was wollte ich diesen Film hassen. So richtig in Grund und Boden stampfen, verachten und bespucken. Mich über Florian Henckel von Donnersmarck hermachen und laut "Loser" schreien. Zu meiner großen Überraschung musste ich mir dann eingestehen, so schlimm ist "The Tourist" gar nicht. Auch nicht besonders gut oder gar überragend großartig. Die aufgemotzte Hollywood-Bearbeitung des französischen Thrillers "Anthony Zimmer" ist erwartungsgemäß weniger spannend, weniger überraschungsvoll. Jedoch, er lässt Erinnerungen und Flair der alten Schule aufleben. So in Richtung "Über Den Dächern Von Nizza" gedacht. Verwirrspiele, Suspense, Geheimniskrämerei - alles mit einem Schuss Humor und etwas Ironie. Das fühlt sich, gerade heutzutage, wohlig unzeitgemäß, schön antiquiert und tatsächlich "anders" an. Natürlich reicht "The Tourist" nicht an die Klasse seiner offensichtlichen Klassiker-Vorbilder heran. Was zum einen an der Erzählweise liegt (mal zu lustig, um zu fesseln, zu lang, um zu interessieren), zum anderen an der Paarung Jolie/Depp. Ich möchte Frau Jolie ihr Talent nicht absprechen, aber in diesem Film ist sie doch nur Staffage. Was ein bisschen stört, wenn der gut aufgelegte Depp kein Feuerwerk mit ihr entfachen kann. Auf der anderen Seite fand ich die restliche Besetzung ziemlich stark. Viel Talent für das US-Debüt eines Deutschen. Gerade deshalb schade, dass "The Tourist" sich nicht für eine Richtung entscheiden konnte. Nicht lässig cool wie "Ocean's Eleven" ausfiel, so richtig clever (da zu vorhersehbar) oder an einer Stelle etwas spürbaren Pep bot. Deswegen fliegt der Film sanft vorüber und kann dann eine ganze Weile abseits des Radars verbringen. Da kann er dann ruhig eine Weile verweilen. In ein, zwei Jahren vielleicht wieder.

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        • Schräger Scheiß... "Glee" entzieht der Pop-Musik das Leben. Jetzt ist einer der Stars tot. 31 ist eindeutig zu jung um zu Sterben. Herr Monteith hatte einen hügeligen Lebenslauf, das Szenario "Tot im Hotel" ist seit Belushi trotzdem keinen Deut cooler geworden. "Don't Stop Believin?" - jetzt wohl nicht mehr. Mach's gut Buddy.

          • Lee, Brolin und Jackson - trotzdem meh. An das Original wird das wohl nicht heranreichen (wie auch?). Mit einem eigenen Stoff wäre dies sicher ein phänomenaler Ausblick geworden.

            2
            • 5 .5

              "A Chinese Ghost Story" - ach bitte, von der Würde dieses Titels ist nicht mehr viel übrig. Vor vielen, vielen Monden zog mich die Original-Trilogie in den Bann des asiatischen/Hongkong-Kinos. Damals beeindruckten mich die verführerischen Geister-Sirenen, ihre böse Baummutti mit der Monster-Zunge, die toughen Mönche und Krieger, die auf Lichterschwerten durch die Luft flogen und Monstren bombardierten. So gehören Liebesgeschichten aufgepeppt. So und nicht anders. Selbst heute vermag mich die unglückliche wie auch schöne Erzählung über den glücklosen Steuereintreiber und das Geistermädchen zu rühren. Eine Bilderflut mit Herz ist das, war es und wird es immer sein ... Entstammt selbstverständlich einer komplett anderen Zeit und es wird auch am stolzen Alter liegen, dass die chinesischen Studiobosse es ihren amerikanischen Gegenstücken gleichtaten. Nach über zwanzig Jahren wurde der Mythos "A Chinese Ghost Story" also entstaubt, aufpoliert und auf die zeitgenössische Zielgruppe losgelassen. Taugt diese Geister-Story nun auch zur Erfolgsgeschichte? Leider nein, was sich allein am Vorhaben ablesen sollte, diesen unbestreitbaren Klassiker neu zu verfilmen. Seinen Namen heranzuziehen, den Glanz heraufzubeschwören ... die Leier dürfte bekannt sein. Auch "A Chinese Ghost Story - Die Dämonenkrieger" ist im Grunde ein komplett eigenständiger Film, der seinen Namen als Tarnung trägt. Vermuten wir mal, weil er unter einem anderen einfach viel zu schnell, wegen seiner offensichtlichen Mängel, verrissen worden wäre. Denn dem Mangel begegnen wir hier an quasi an allen Ecken. Wo fangen wir da nur an? Irgendwie stimmt alles nicht, fühlt sich unbequem an und will auf Teufel komm raus modern sein. Modern leider auch im Sinne von Liebesdreiecken und Gefühlsakrobatik, die vergisst, dass sich nicht überall Dreiecksbeziehungen einbauen lassen. Bei diesem "A Chinese Ghost Story" wirkt dieses nervige Element symptomatisch für das gesamte Unterfangen. Da haben wir ein Geistermädchen, dass sich in Jungs verliebt, die ihr Bonbons geben, den jungen Steuereintreiber/Landvermesser oder was auch immer, der einem armen Dorf helfen will, das über kein Wasser mehr verfügt. Es gibt den einsiedlerischen Dämonenkrieger, der um den unheimlichen und heimgesuchten Tempel seine Runden zieht und sich auch mit seinen ehemaligen Weggefährten kloppt. Weil hier sowieso jeder über einen gestörten Ehrenkodex und Komplexe verfügt. Die einen wollen Helden spielen, andere welche sein und benehmen sich wie Fieslinge. Im Umkehrschluss ist es natürlich auch das Geistermädchen, das sein Herz so oft verschenkt, auch für die gegenteilige Wirkung sorgt. Vermeintlich böse sein und doch gutes tun. Simpel, simpler, am simpelsten also, selbst wenn der Film so ungemein unnötig gestreckt wird. Und zu oft versucht, aus einer schwachen Idee ein verhältnismäßig komplexes Werk zu schaffen. Da bleibt es nicht bei der ursprünglichen Seelenrettung des Originals und den damals hinreißenden Fight-Einlagen. Heutzutage müssen schon oberflächige Sachen wie Wasserknappheit, Fehden und Vergiftungs-Wettläufe her. Viel zu öde und unzusammenhängend verknüpft und vor allem, viel zu erschreckend lieblos präsentiert. Mit viel gutem Willen hätte der Remake-Planung vielleicht ein einigermaßen ansehnliches Filmchen entlockt werden können. Dann aber bitte ohne diese zwanghaften Bravo-Bezüge. Auf diesem Niveau jedenfalls wird die Liebesgeschichte abgearbeitet und reiht sich tatsächlich eher hinter "Twilight" und ähnlichen Schnulzen ein. Anstatt an diesen einfach vorbei zu rasen. So was. "A Chinese Ghost Story" ist kein guter Film, kein gutes Remake oder eine halbwegs gelungene Neu-Interpretation. Alles in allem ist er ein merkwürdiges Ereignis, bei dem viel zu viel digitale Künstlichkeit, komische, aber nicht lustige Figuren, herumalbernd vorherrschen. Das Augenmerk lag hier wohl eindeutig in Richtung Westen. Kann sein, muss aber nicht. Handelt es sich doch um eine von mehreren Erklärungshilfen, die diesen Film nachvollziehbar machen sollen. Wie auch immer, der Zauber der alten Tage ist fast vollständig dahin. Bestenfalls reicht es immer noch zum Spaß für zwischendurch. Mitdenken nicht erlaubt, Mitfühlen wie damals aber leider auch nicht erbeten. Schade, schade, schade.

              2
              • 8 .5

                Martin Scorsese's Musicalfilm, eine Hommage an eines der ureigensten Genres der Traumfabrik und dennoch gern angeführtes Box-Office-Desaster. Ich gebe zu, mich selbst gegenüber "New York, New York" geziert zu haben. Musical, bäh, was ist das denn schon? Aufwendige, wenngleich richtig schöne Dekors, großkotzige Kamerafahrten und die obligatorische Trulla, die irgendwo auf der Heide steht und ihre Gefühle in schrillen Notenregistern und Versform herausposaunt. Ach danke, lieber nicht. Habe ich bisher immer gedacht und das erklärt wohl auch meine Reserviertheit. Selbst dem guten Scorsese hätte ich nichtzugetraut, das in den Griff zu bekommen. Falscher hätte ich jedoch nicht liegen können. "New York, New York" ist eben nicht das klassische Hollywood-Musical. Der Konfetti-Regen mit Plüschfaktor zehn und Bonbon-Farbrausch. Nicht die nervende Dauerbeschallung, die zwei Stunden lang die Wirklichkeit mit aller Gewalt aussperrt und auf Biegen und Brechen positive Gefühle zu evozieren versucht. Kein Vorschlaghammer mit Zuckerguss, Scorsese wagt fast das unmögliche. Die Vermählung von klassischem Handwerk, Glamour und der Nüchternheit des Realen. In "New York, New York" geht es um zwei Liebende, die durch ihre Kunst ebenso eng miteinander verbunden sind, aber auch nie zusammen sein können. Robert De Niro ist Jack, heruntergekommener Saxofonist. Ein Lump von einem musikalischen Wanderarbeiter, der von Stilen träumt, die nicht angesagt sind und mit sich mit seiner Art nicht gerade bei Clubbesitzern beliebt macht. Francine, alias Liza Minelli, fällt als plötzlicher Lichtstrahl in sein Leben. Sieht es anfangs noch anders aus, beide werden ein Paar, in privater wie auch professioneller Hinsicht. Dank Francine's Stimme und Jack's Talent legen sie einen beeindruckenden Aufstieg hin, doch die Risse sind unverkennbar. Die zwei können zu den ganz großen ihres Metiers werden, doch dafür müssen sie sich wohl oder übel trennen. Wow, ist das hart. Zieht einen runter, was? "New York, New York" ist ein herber Film. Keine beschwingte Musical-Komödie, wenn schon, dann ein musikalisches Dramolett. Definitiv kein Film, bei dem jedwede Konversation oder jeder Monolog zur Gesangsnummer ausartet, inklusive minutenlanger Choreografie. Der Zauber der alten Tage, in denen Unbeschwertheit locker und freudestrahlend getanzt und besungen wurde, ahmt und empfindet Martin Scorsese optisch perfekt nach. Soll heißen, er erweckt diesen Zauber zum Leben, aber nicht als blinder Jünger. Schließlich wird in "New York, New York" nicht an jeder Ecke gesungen. Gesang bleibt Gesang und wird nicht bis zum perversen Höchstmaß zum Stilmittel gepuscht. Hier sieht die Fassade oft schön aus, wird auf der Bühne alles geboten. Aber genauso oft nimmt sich Scorsese Zeit, dem Zuschauer zu verdeutlichen, dass hinter der Schau und dem Talent, echte Menschen stehen. Die haben ihre Makel, ihre Eigensinnigkeit, unterliegen den irrwitzigsten und banalsten Umständen. Was dann auch in großen und kleinen, vielbeutenden Momenten gipfelt. Dem Kuss im Wald, deutlich erkennbare Studiokulisse oder dem Abschied vor dem Motel-Bungalow. Das Wegfahren gen Sonne, auf dem schlammigen Pfad, alles natürlich komplett im Studio nachgebaut. Wieso an dieser Stelle derart viel auf solche Details eingegangen wird? Na weil es solche Details wie jene künstliche Kulissen sind, die "New York, New York" gerade heute so wichtig machen. Stammt der Film doch auch einer Zeit, als solche Bühnenbilder noch handgemacht wurden. Blue Screen und digitales Post-Production-Getrickse nicht mehr als Sci-Fi-Träumereien waren. Damit holte Martin Scorsese nicht nur die Handwerkskunst des guten alten Hollywood im großen Stil auf die Leinwand zurück. Gerade er, der sonst eher die Straßen des Big Apple als Bühne nutzte. Visuell ergibt sich aus den aufwendigen Bauten auch eine schöne Verknüpfung zur Handlung und der Musik. Als kleines Projekt, das sich nur auf den Bühnen echter Clubs abspielte, hätte das alles wohl weitaus weniger gewirkt. Mit dem Freudentaumel der Massenszene zu Beginn, den glanzvollen und beeindruckenden Studiobauten, sowie der schmissigen Songs und Orchesternummern, schafft es Scorsese gerade, die Gefühlswelten seiner Figuren im Visier zu halten. All die Imposanz, all der Glitzer - nichts davon plättet den emotionalen Kern der Story. Der bleibt als gepanzerter Nukleus in der Schwebe und wenn der Stecker gezogen werden muss. Die Figuren sich nicht hinter Noten und Beifall verstecken können, am Ende müssen sie mehr oder minder viel miteinander reden. Ja, okay, dafür braucht es dann schon über zwei Stunden. Ich beziehe mich auf die deutschsprachige DVD-Fassung, ursprünglich lag der Film bei zweieinhalb Stunden. Aber keine Minute wirkt behäbig, sinnentleert oder zu schwerelos. Es liegt ja auch im Wesen des "Gefühlsfilms", dass Figuren sich und ihre Umwelt ergründen. Wenn es um Schablonen ginge, dann könnten alle auch wie im Slasher in typische Rollen verfallen und sich und uns neunzig quälende Minuten auf den Wecker gehen. Auch deshalb fasziniert mich "New York, New York" nach einer urplötzlichen Annäherung. Es ist ein Film, wie er heute nicht mehr so gemacht wird. Es ist die überraschende Annäherung eines Portrait-Künstlers der Taxi Driver und Hexenkessel an diese Gattung "Musical." Es ist kein Film, der damit endet, dass alle lustig im Kreis tanzen und ihre Gefühle in Songs packen. Gefühle, die haben die Figuren hier, wäre schade gewesen, die einfach nur zu trällern.

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                • Da freut sich eine Seite in mir sehr ... die andere bleibt weiterhin skeptisch. Ein Alita-Realfilm sollte schon so beeindruckend rüberkommen wie District 9

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                  • 8 .5

                    Wie kommt es eigentlich, dass mir bei jedem Ausblick auf eine Profikillerin-Story gleich das Herz rast, sich die Nackenhaare aufstellen und der natürliche Würge-Abwehrreiz sich meiner Speiseröhre bemächtigt? Dumme Frage, weil die ewig gleichen Motive von Luc Besson's Über-Werk "Nikita" mittlerweile bis zum geht nicht mehr durchgekaut wurden. Was "Hit & Miss" damit zu tun hat? Chloë Sevigny spielt eine Professionelle, die sich mit Kills den Lebensunterhalt verdient ... An dieser Stelle wollten sich schon die Alarmglocken bei mir warmläuten, aber halt - Diese britische Serie ist nicht der übliche, ausgelutschte Abklatsch. Nicht der tausendste Verschnitt. Jeder Anflug von Skepsis war unbegründet. "Hit & Miss" ist eines der besten Fernseh-Erlebnisse der letzten Zeit. Weil es schon mal nicht um Thugs und Cops geht, Königshäuser und Drachenreiter oder körperstudierende Kriminal-Ermittler. Oder eben um ein toughes Superweib mit Nahkampfskills, feschen Klamotten und der Lizenz zum Töten. Mia alias Chloë Sevigny, ist keine Superagentin und noch nicht mal eine Frau im biologischen Sinne.

                    Mia ist transsexuell, gehört nirgendwo ganz dazu und deshalb das ideale Hitgirl. Jobs erledigt sie kurz, präzise und gefühlsfrei. Und doch, in jeder guten Serie tickt mehr als eine Zeitbombe. Bei "Hit & Miss" geht eine fette gleich in den ersten fünf Minuten hoch.
                    Unverhofft erhält Mia Post aus der Vergangeheit, ihre Ex liegt im Sterben. Mehr als das, Mia ist urplötzlich Vater ...

                    Keine typisches Assassin-Portrait, was es hier sechs Folgen lang zu bewundern gibt.
                    Erst recht kein typisches Familiendrama. "Hit & Miss" spart sich Klischees, ist ernsthaft und findet die Zeit, sich seiner Hauptfigur mit all ihren Widersprüchen, zu nähern. Beinahe möchte ich diesem Brit-Juwel "Breaking Bad"-Qualitäten zusprechen. Aber da hat schon die nüchterne Planung der TV-Chefs interveniert. Eine Schande, denn hier stimmen die, etwas abstrus wirkende, Geschichte, die Darsteller und die Schlüssigkeit der Episoden untereinander. Echtes Qualitätsfernsehen, das Potential für ein paar spannende Staffeln birgt, aber auch so in seinen Bann schlägt. Jedem wärmstens empfohlen.

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                    • Boink, nö. Das, den, die ZDF renovieren, ja bitte - aber nicht so

                      • 7

                        "Welcome to Stake Land", das Reich der Fangzähne ist auch nicht mehr das selbe. Bleichgesichtige Wegelagerer schlagen selbst massive Goldkruzifixe mit ihren unsterblichen Liebesschwüren in die Flucht. In den Straßengräbern verschimmeln die armseligen, ausgebluteten Stereotypen ... Wartet nicht irgendwo ein schwarzes Licht in dieser finsteren Nacht? Gedeiht nicht irgendwo untotes Leben aus einem vampirischen Samen? Die Hoffnung auf eine Zeitenwende für die Blutsauger, die endlich wieder böse und angsteinflößend sein wollen?

                        Jim Mickle's "Stake Land" könnte so ein Leuchtfeuer sein. Ein durch und durch ernst zu nehmender, altmodischer Streifzug durch ein karge, feindselige Welt. Hier sind Menschen Freiwild für die sich ausbreitende Übermacht der vom Vampirismus Befallenen. Und zu allem Überfluss drehen auch die letzten Normalen auf Blutdiät durch und organisieren unter dem Banner der Bruderschaft, einem Fanatiker-Orden, der glaubt, die Plage sei Gottes Plan zur Säuberung der Erde.

                        Was sind das doch für schöne Aussichten. Um in dieser postapokalyptische Schreckensvision zu überleben, brauchst du mehr als nur Glück, den Willen zu Töten und einen ruchlosen Überlebensinstinkt. Wenn du Glück hast, findest du einen Lehrmeister wie den ominösen "Mister", der mit seinem jungen Schützling Martin auf dem Weg gen Kanada ist. Dort heißt es, ist es Blutsauger-frei, gibt es friedliche Siedlungen, Hoffnung. Aber der Weg dahin ist voll von Pfählungen, Aderlass und harten Lektionen ...

                        Hoppla, das fühlt sich gut an. Sieht gut aus und zieht einen in seinen Bann. Mickle hat nicht den x-ten Vampirfilm gedreht, sondern ein herbes Traumwandeln durch triste Horror-Landschaften. Sein "Stake Land" reiht sich irgendwo zwischen "Mad Max", "The Road" und Romero's Bild einer über den Haufen geworfenen Welt ein. Mitunter erinnert das ganze ländliche Setting auch Don Cascarelli's spätere "Phantasm"-Filme. Dort wie hier sind es nicht die Metropolen, sondern vorrangig die Kleinstädte, die verlassen, zerstört und ausgedört gezeigt werden. Was umso vieles unheimlicher und erdrückender wirkt, trotz oder gerade wegen des schmalen Budgets.

                        Was nicht heißt, "Stake Land" wäre gänzlich neu. Nicht alles hier gezeigte ist in der Art neu. Manches haben wir so schon ähnlich gesehen, aber selten so glaubhaft und nüchtern. Die Stärke des Films liegt nicht in einem ausgeklügelten Drehbuch, das aber auch sehr gut geschrieben ist. Faszinierend ist sie ja, die Geschichte vom ungleichen Duo Jägersmeister/Krieger Mister und seinem anfänglich noch schwachem Protegé Martin. Was aber den wahren Reiz ausmacht, ist Jim Mickle's Darstellung der verrohten Gesellschaft, die als solche ja nur noch rudimentär exiztiert. Die Menschen zerfleischen sich selbst oder helfen sich gerade so. Letztlich hat Jim Mickle nämlich einen Film "mit Vampiren" statt über Vampire gedreht. Was, trotz des komischen deutschen Verleihtitels "Vampire Nation" und meinetwegen, gewissen Parallelen zu "Zombieland", immer noch einen Unterschied macht. Denn "Stake Land" ist nicht wirklich zum Lachen, und das ist wirklich mal gut so.

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                        • Mal ehrlich, ich kenne die Titel, hab schon mal reingeschaut, aber nur selten durchgehalten. Trotzdem, eine schöne Liste für eine unbequeme dreckige Nische

                          • 3 .5

                            Dinge, die ich in der Zeit hätte erledigen können, als ich "Blood: The Last Vampire" sah:

                            Die dolle Manga-Vorlage lesen.

                            Einen guten moviepilot-Kommentar für einen besseren Film schreiben.

                            Früh ins Bett gehen.

                            Einen Essensplan für die Woche erstellen.

                            In Heimarbeit bessere Effekte als die gezeigten zu produzieren.

                            Den ersten "Blade" anschauen.

                            Meine Bude nach Feng Shui ausrichten, nee.

                            Von einer besseren Welt träumen.

                            Mich nicht langweilen.

                            5
                            • 5

                              Ein Film wie sein Hauptdarsteller. Tom Hanks präsentiert mit "Larry Crowne" einen grundsoliden, sympathischen Film, der etwas stolpert, hadert oder lässig auf seinem Roller durch die Gegend kurvt. Es gibt ein paar feinsinnige Beobachtungen zum irrsinnigen Wirtschaftswettbewerb, erschreckendem Umgang mit Humankapital und eine große Portion Selbstfindung. Alles in allem kein Sakrileg, aber auch kein Anlass für Begeisterungsstürme. "Larry Crowne" mag davon handeln, wie man sich trotz herber Rückschläge nicht unterkriegen lassen soll. Sonnenschein? Ja, es ist ein Film wie der Sommer. Kommt vorbeigerauscht und zieht dann vorbei. Wenn er da ist, zieht er alle Aufmerksamkeit auf sich. Geht er wieder vorbei, bleibt mitunter die Gewissheit, dass es ja ganz schön war, aber doch keine lebensverändernde Wirkung bleibt. Wollte Hanks überhaupt elemenetare Weisheiten vermitteln? Wahrscheinlich nicht, geht auch in Ordnung. Wenn ich in letzter Zeit einen echten Gute-Laune-Film gesehen habe, dann wohl diesen. Mit Launen ist es aber auch wie mit der Jahreszeit.

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                              • 4 .5

                                Vergibt mir Vater, denn ich habe gesündigt ... Meine letzte Beichte ist schon Ewigkeiten her und jetzt habe ich noch ein unverzeihliches Sakrileg begannen: "The Rite" für schlecht befunden. Na so halb kacke, halb hm. Ich weiß, es ist unfair, denn das hier ist eigentlich kein Horrorstreifen nach simplem Exorzismus-Strickmuster, das schon zigfach durchexerziert wurde. Aber wenn es sich doch im Grunde um eine filmgewordene Glaubensfrage und -Findung handelt, warum ist es dann mehr luftleerer Raum anstatt spannender Leere? Ich will nicht belehrt werden, mich nicht um die faktische Existenz des Teufels oder von Besessenheit streiten - aber wieso fühlt sich "The Rite" größtenteils wie kalter Kaffee an? Tausendfach schon gesehen, dieses In-fremden-Sprachen-Züngeln, dieses Körper-Winden und Verdrehen, die immer selbe Leier vom Befehlston der Exorzisten, dass der böse Geist jetzt die arme Seele verlässt. Dieser Film fühlt sich wie eine Gebrauchsanleitung fürs Austreiber-Handwerker an, könnte uns Ungläubige faszinieren, weil auch einer die Hauptfigur ist. Aber letzten Endes ist doch nur ein Kammerspiel mit Hokus Pokus und leidlich orchestrierten Dämonen-Attacken, die
                                den persönlicheren Bezug zum Thema in das altbekannte Grusel-Muster packen. Oh Herr, auch ohne großes Vatikan-Backing riecht es doch verdächtig nach Kirchen-Werbung. Vielleicht wäre ein zwiespältigerer Bezug zum Thema besser gewesen. Nein, bitte, ich werde nicht mehr freveln.

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                                • 7 .5

                                  Eine Geschichte, die schon oft erzählt wurde, hier einmal ganz anders ...

                                  Romeo heißt Gnomeo, ist wie Julia ein Gartenzwerg und hat sein Reich im Garten der alten Mrs. Montague. Seine Angebetete hingegen hockt auf dem Nachbargrundstück des Herrn Capulet. Und weil sich schon die menschlichen Besitzer nicht leiden können, wieso sollte es sich mit den Keramikwesen, welche über ein wundersames Eigenleben verfügen, da anders verhalten? Shakespeare's tragisches Epos von geheimer Liebe und blutiger Familienfehde wurde ja nun wirklich bis zum Gehtnichtmehr gemolken. "Gnomeo Und Julia" jedoch sorgt für mehr als nur eine frische Brise in der Adaptionskommode.

                                  Es gibt gewitzte Rasenmäher/Modellauto-Wettrennen, die Feindseligkeit der Zwergen-Häuser gipfelt im irrsinnigen Garten-Zerstören und überhaupt, braucht selbst der Zuschauer am Ende Kleber für die Lachmuskeln. Beweis gefällig? Ozzy Osbourne spricht eine durchtriebene Reh-Statue! The Dear of Darkness quasi. Ja, der Cast des englischsprachigen Originals liest sich göttlich, wird aber auch in der deutschen Fassung gut vertreten. Für Kinder ist "Gnomeo Und Julia" eine lustige Möglichkeit zum ersten Kontakt mit klassischer Literatur. Erwachsene Zuschauer werden dann schon die ein oder andere Schwachstelle ausmachen können, wenn sie sich über die Dramaturgie in einem Adaptionsfilm für kleine und große Genießer beschweren wollen. Funktioniert halt anders, wenn es am Ende ein Happy-End geben soll. Wenn Charaktere nicht ganz so abgrundtief böse sind und brav dazulernen.

                                  Dieser Film ist farbenfroh, knallt mehr als nur eine Idee rein, die es schafft, die Generation Ü-0 bis 90 beim Anschauen zu vereinen. Er fällt nicht ruppig über Shakespeare's Original her und verwurstet es zu unbeholfenen Zeichentrick. Die beste Annäherung an den Stoff seit Baz Luhrmann's MTV-Version und eine nette Aufforderung, den Kiefer nicht nur zum Kauen, sondern auch zum Lachen zu benutzen. Mal sehen, was die Macher aus der angekündigten Sherlock Holmes-Version machen werden.

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                                  • 4

                                    Uninteressant, leider doch ... weil Kevin Costner schon den gesamten Film über so blöd aus der Wäsche schaut. Weil das hier schwankt zwischen "Mädel-dreht-in-Pubertät-böse-auf"-Trash und "Schwarze-Monster-von-Gestern-wollen-wieder-auf-der-Erde-mitmischen"-Quark. Is a bissle atmosphärisch, a bissle laut, lässt ab und zu Spannung aufblitzen. Insgesamt aber kann Luis Berdejo, eine Hälfte des Regie-Duos von {REC}, "The New Daughter" keine Eigenständigkeit oder Lebendigkeit einhauchen. Ganz gleich der Schocker stellenweise sogar shön altmodisch rüberkommt, etwas mehr Denkarbeit hätte schon reingesteckt werden können.

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                                    • 6 .5

                                      Ein neuer Superman-Film, dass ich das noch erleben darf! Wie viele Jahre sind seit Christopher Reeve's letztem verunglückten Rundflug vergangen? In wie vielen durchwachsenen Fernseh-Reinkarnation musste der Stählerne sein Denkmal verwässern und umkrempeln lassen? Es ist eine wahrlich überfällige Leinwand-Auferstehung, die Superman hier antreten darf. Richtg, sind ja auch schon beinahe dreißig Jahre ins Land gezogen seit ... Moment, nee. Ich lasse ja was aus! 2006 war es schon einmal soweit. "Superman Returns" hieß das emsig beworbene Spektakel, mit dem Bryan Singer seine kindliche Begeisterung ausleben durfte. Brandon Routh (Who?) als fader Erd-adoptierter Kryptonier den Inbegriff des Superhelden verkörperte und leider, wie der gesamte Film, dem Stoff keine allzu neuen Ideen abgewann. Ist nicht Herr Routh's alleinige Schuld. Der damalige Film war ein nostalgisches Revival, hing zu sehr am 78er-Cape Supermans. So löblich die Detail-Verliebtheit, so angenehm flauschig die eher altmodische Baddie-Truppe - so unvorbereitet war die Welt doch. Zu verdutzt, weil sich im wahren Leben viel dringernde Probleme aufgetan hatten, als abschmierende Überschallflugzeuge mit Richtung Weltraum. Und wir vielleicht gehofft hatten, etwas anderes serviert zu bekommen, als die x-te Rückkehr von Supermans Intimfeind Lex Luther. Wer hatte die olle Bowlingkugel eigentlich eingeladen? Egal, denn nun ist es an zwei Großen, uns zu zeigen, wie der Inbegriff des Comic-Helden auch aussehen kann. Rausgerissen aus seiner Comfort Zone, mit realen Bezügen zu Terror, Krieg, Untergangs- und Weltenrettungs-Dramatik. Christopher Nolan und Zack Snyder wollen dafür sorgen, dass Superman wieder in der ersten Liga mitmischt. Geglückt? -

                                      Ja, nein, weiß auch nicht so recht. "Man Of Steel" plättet den Zuschauer in zweifacher Hinsicht. Er ist so bombastisch aufgezogen wie aufgeblasen. Flach, pathetisch und prätentiös, "super-aufwendig" wie geradezu verzweifelt an der Devise "Let's Play It Safe" festgetackert. Da kann sich Superman noch so gegen wehren, das Cape steckt irgendwie fest. Der Stählernde hat Start-Schwierigkeiten und es wird wahrlich einen weiteren Film brauchen, um festzustellen, ob sich die alte Richtung mit dem neuen Einschlag vertragen kann. Im Grunde mutet "Man Of Steel" wie die Selbstfindung Jesus an. Erleuchteter Gottessohn heißt hier außerirdisches Findelkind, Göttervater ist Jol-El, personifiziertes Gewissen der Heimatwelt Krypton. Findet auf der Erde seine Entsprechung im gutherzigen Jonathan Kent. Der umsorgt den Fremdling, macht ihn mit der Welt vertraut und bereitet seinen Clark darauf vor, dass große Macht nunmal große Verantwortung bringt. Entschuldigung, falsches Franchise, aber der Gedanke ist der gleiche. "Man Of Steel" versteht sich als Neu-Ansatz der Origin Story Supermans. Alles andere wäre auch langweilig gewesen. Für die Geburt eines neuen Helden und der anschließenden Film-Reihe ist es ja unabdinglich, die Ursprünge zu verstehen. Einblick zu erhalten in die Motivation, die charakterformenden Ereignisse aus der Vita des Kryptoniers. Dass es etwas zu berichten gibt, dafür sorgt Regisseur Snyder, keine Frage. Mit seinem Händchen für wuchtige Bilder, künstliche Welten (und deren Niedergang), fegt über den Zuschauer wie ein Orkan hinweg. Und wieder, alles andere hätte auch enttäuscht. Superman hadert in ausgewählten Krisen mit sich und seiner Kraft und zieht schließlich gegen eine Invasionsgruppe von Landsleuten in die Schlacht, die unter Führung von General Zod, wenig gutes mit der Erde vorhaben.

                                      Das rockt gewaltig, wenngleich nicht in der dritten Dimension. Passt irgendwie, denn wirklich dreidimensional, im Sinne von tiefgründig, wird "Man Of Steel", trotz der guten Ansätze nie. Der Held ist hier nicht nur der mächtigste unter den Comic-Geschöpfen. Er ist eine Gottheit, der im Grunde nur gleichgeartete etwas können. Verständlich, dass hier versucht wird, zumindest anklingen zu lassen, dass wir Menschen mit so einer Erscheinung nicht umgehen können. Daher der Jesus-Vergleich. Nur entledigt sich der Film dieser, durchaus angebrachten, Denkweise, ähnlich brachial wie damals Mel Gibson den Predigten von Aufgeschlossenheit und Versöhnung mit seinen Folterungen, den Zahn. Wenn "Man Of Steel" sich Zeit für seinen Helden nimmt, zeigt, wie schwer es für ihn war, sich hier anzupassen, dann weht da ein Hauch "Die Leiden des jungen Kal-El" durchs Szenario. Sollte aber auch nicht allzu wuchtig runtergemacht werden. Obwohl Superman hier, ähnlich Dr. Manhattan, zum Über-Wesen stilisiert wird, das gegenwirkende Element seiner beiden Väter, ihr Aufruf zum Glauben (an das gute, sich nicht hinreißen lassen, alles wegzulasern, in die Stratosphäre zu kicken), ist wichtig. Es trägt dazu bei, Superman nicht als entmenschlichte Vernichtungsmaschine ohne Direktive zu begreifen. Und es stellt überhaupt den strahlendsten Anknüpfpunkt fürs Publikum dar. Jedenfalls für jene, die als Kind in DC-Heftchen blätterten und diesen aufgeschlossenen, gutherzigen Typen bewunderten, der Autos stemmte und mit einem Sprung Hochhäuser überquert. Das Echo dieses Ideals ist auch hier vertreten, selbst wenn es sich Leinwand-Widrigkeiten unterwerfen muss. "Man Of Steel" etabliert sich schnell als Anwärter auf den Titel "Material-Schlacht des Jahres", rüttelt den Karton, läst abermals panische Leutchen (auch mal sinnlos) vor Explosionen, Trümmern und Alienwaffen flüchten. Lässt den neuen Superman ruchlose Kryptos in den epischen Kämpfen verdreschen - Episch, mit der bildgewordenen Definition dieses Begriffs hat Zack Snyder keine Probleme. Und was wäre Desaster heute ohne 9/11-Reflektion? Wird gemacht, damit uns das Geschehen so richtig mitnimmt. Beinahe jedenfalls. Wenn jetzt nur die meisten anderen Figuren wie Perry White, nicht so unheimlich egal wären.

                                      Wenn die Welt, die Kal-El alias Clark beschützt, nicht so schnell an uns vorbei huschen würde. So wie die Effekte und Trümmer-Orgien, die so ausgiebig wie auch schal zelebriert werden. Ja, was ist denn nun das Problem von diesem Superman? Es liegt wohl daran, dass trotz aller Dauerbeschallung das Leuchten einer Sternstunde fehlt. Die Ahnung, dass hier etwas großes seinen Anfang nimmt. Henry Cavill als Hauptdarsteller ist gestählt, aber ich wäre vorsichtig, ihn als ultimativen Superman hochleben zu lassen. Was Christopher Reeve reinbrachte, konnte bisher keiner Reproduzieren, das leichtfüßige. Das Feeling, dass die Last und das Cape auf den Schultern nicht Megatonnen wiegen. Vielleicht nehmen wir das alles auch einfach zu ernst. Denn Superman ist nicht Batman. Er muss und müsste sich nicht realen Terror- und Kriegsbezügen aussetzen. Schließlich könnten seine Kräfte dem ganzen Schmu auf einen Schlag beenden ... Ach Mist, jetzt palaver ich hier rum und vergesse das wesentliche. Cavill, na ja, Amy Adams unterfordert, Kevin Costner mehr als okay - aber Russell Crowe und Michael Shannon sind sowieso die tragenden Säulen des Films. Vielleicht hätte der Film ganz Krypton spielen sollen? Wäre doch auch eine Möglichkeit zur Neuausrichtung gewesen. Egal, "Man of Steel" ist leider "nur" der Sturm der Verwüstung, den wir von Superman erwarten durften. Er ist "nur" ansatzweise das verständnisvolle Portrait eines Außenseiters, eines Fremden in einem fremden Land, der zu großem berufen scheint. Ist "nur" state of the art Blockbuster und Bildersturm. Was leider nicht schafft, ist einen mit wässrigen Mund nach der Fortführung lechzen zu lassen. Jetzt haben Nolan und Snyder die Sektenkorken knallen lassen, das Cape bitte nicht einmotten. Aber vielleicht nicht gleich im nächsten Jahr die Fortsetzung drehen.

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                                      • Tolle Würdigung eines animierten Klassikers. Hat mich als junger Spund weggeblasen und schafft das auch heute noch locker

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                                          "Alle Mann einsteigen in den Zeitreise-Express. Wir verlassen die Trümmer des letzten Widerstands und drehen die Uhren einfach großzügig zurück auf Anfang ..."

                                          Vielleicht wäre "X-Men: Revision" doch der bessere Titel für dieses Unterfangen gewesen. Oder "Die Wiedergutmachung." Seien wir mal ehrlich, der dritte X-Men war an sich okay, ganz gut, aber garantiert nicht umwerfend. Mit einem mörderischen Tempo preschte da das Tempo wie eine Dampframme nach vorn, ließ aber die Figuren zurück. Weshalb es einen auch bei den geschilderten Ereignissen schwer fiel, sich darauf einzulassen, mitzufühlen. Ja, die Gesichter kannten wir schon, nur wurden sie reihenweise angezählt, aussortiert oder verschließen. So episch das Schlachten-Gemenge war, so hochdramatisch die finale Konfrontation um die Selbstbestimmung der Mutanten nun präsentiert werden sollte, nach dem Weggang von Regisseur Bryan Singer und seinem Kreativ-Team klaffte eine Lücke im X-Men-Universum. Man konnte sie vielleicht nicht sehen, aber doch spüren.

                                          Und nun also das, "X-Men: First Class", der Schritt zurück zu den Anfängen der Geschichte. Ob das jetzt noch ein Prequel oder ein schlecht kaschierter Reboot-Versuch darstellt, sei mal dahingestellt. Lieber einen großen Schritt zurück, als zwei unüberlegte geradeaus. Auch Nur-Kennern der Vorgängerfilme wird auffallen, dass sich die Macher hier einige Freiheiten herausgenommen haben. Änderungen, die im ursprünglichen Story-Kosmos der Reihe so nicht vorkamen. Ist dennoch faszinierend und wir Zuschauer werden nicht für blöd verkauft. Tatsächlich beginnt Matthew "Kick-Ass" Vaughn seine "X-Men"-Interpretation ähnlich wuchtig wie die erste Adaption. Die damals, vor über zehn Jahren, schlagartig klar machte, dass hier eine Comic-Vorlage nicht nur gelesen, sondern auch verstanden wurde.

                                          Grundlegend handelt es sich natürlich um ein ziemliches Märchen - gute Mutanten, böse Mutanten, ignorante und eingeschüchterte Geheimdienste und Nationen, der Kalte Krieg - dürfte natürlich klar sein. "First Class" bedient sich dem atomaren Schatten der Kuba-Krise, schreibt Geschichte aber ähnlich radikal um wie beispielsweise Tarantino in "Inglorious Basterds." Komischerweise sorgt das aber auch für Begeisterung, selbst dann, wenn Sixties-Retro-Chic mit Hyper-Futurismus kollidiert. Eigentlich eine unmögliche Mischung, aber hey, es ist ein Comic-Film. Und da ist selbst für eine amüsante wie auch tragische Bromance Platz.

                                          Ja, es macht sogar Freude, dem Gespann James McAvoy/Michael Fassbender als jüngere Ausgaben von Xavier und Magneto zuzuschauen. Weil sich Freude an ihren Rollen haben und sich bewusst von ihren gestandenen, älteren Konterfeis abgrenzen. Womit wir bei einer absoluten Stärke des Films wären, die ihn zweifelsohne als würdiges Mitglied der X-Family identifiziert: gute Mimen in "Super-Rollen." Dabei sehe ich noch nicht mal Überstarterin
                                          Jennifer Lawrence als junge Mystique, keine Rose Byrne - als Hauptargument, um die Behauptung zu stützen. Kevin Bacon allein reicht schon. Er ist der perfekte Bösewicht. Besitzt eine Freude daran, mit dämonischen Teint den "Weltverbesserer", Nemesis und brutalen Geburtshelfer. Dabei strahlt Bacon so sehr, er könnte einem als Teufel den eigenen Tod verkaufen.

                                          So kehrt die Serie, trotz etwas gewöhnungsdürftiger Umstellung, zu ihren Wurzeln zurück. Ein eindeutiger, doch auch viel schichtiger Fiesling. Die alte Frage, ob du als Mutant an eine friedliche Ko-Existenz mit den Normalsterblichen glaubst, selbst, wenn die den Finger am Abzug haben. Schwächen gibt es natürlich auch zu verzeichnen. Kleinere Tricks sind zu offensichtlich, einige Entwicklungen erscheinen dann doch reichlich merkwürdig. Und tja, wer hat sich denn bitte dieses Katzenmenschen-Aussehen von Nicholas Hoult erdacht? Geht irgendwie gar nicht. Lenkt vielleicht aber auch davon ab, dass "X-Men: First Class" ein wenig schwankt zwischen den Stühlen. Hier eine grimmige Rache-Saga, da die Superhelden-Kiddie-Training, dann teilweise "bombastischer" Kriegsfilm. Dazu bitte geschüttelt, nicht gerührt. Wie schon gesagt, es wird nicht vergessen, das ganze mit einem fetten Grinsen zu servieren. Dieser Blickwinkel "rettet" die Anlaufschwierigkeiten von "First Class" und seinem neuausgerichteten Universum, das etwas Gewöhnung bedarf. Andererseits auch klar macht, dass die "X-Men" es immer noch drauf haben, sich bei der Vielzahl von filmgewordenen Comic-Helden zu behaupten. Spannend auch, weil Bryan Singer sich nochmals persönlich auf den Regie-Stuhl niederlassen wird. Mal sehen, was er aus den alten und neuen Mutanten machen wird.

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                                            über Arthur

                                            Es liegt vielleicht schon Ewigkeiten zurück. Existiert in meiner Erinnerung nur noch als unförmige Erscheinung hinter dicken Rauchschwaden verborgen ... aber ich wünsche mir das Original von "Arthur" zurück, weniger die ruhmlose Fortsetzung. Denn Dudley Moore schimmert bei immer wieder durch, wenn ich an diesen selbstverliebten, trinkfreudigen Geldadels-Spross zu denken versuche. Gang gleich, wie viel Mühe sich Russel Brand in dieser Rolle gibt - er reicht einfach nicht heran. Es braucht halt etwas mehr, um in diesem Arthur ein stoisches Kind in Erwachsenenverkleidung oder den verhinderten Erwachsenen in Kinderverkleidung darzustellen. Im Falle des Remakes sehe ich hingegen eher einen unerträglichen, infantilen Quatschkopf, dessen Sympathie-Werte sich während des Film nur selten über die Zehn-Prozent-Hürde retten können. Was nicht heißen soll, dass ich Brand nicht abkann. Ich finde ihn sogar ganz witzig, nur konnten die wenigsten seiner Kino-Ausflüge die gesamte Laufzeit hinweg, seinem Talent gerecht werden. Muss wohl am Comedy-Flug liegen. Der, bei dem jeder dritte, vierte Film ein Volltreffer ist. "Arthur" ist da leider nicht dabei. Selbst wenn es ab und zu wirklich etwas zu lachen gibt. Über den größtenteils unverbesserlichen reichen Buben mit Alkoholsucht, dem Wunsch nach wahrer Liebe und seiner Hollywood-Flotte kann ich mich eher selten amüsieren. Ebenso wie wirklich reinsteigern, denn dafür packen die ernsten Abschnitte viel zu wenig. Auch wenn Helen Mirren als gute Seele in rauer Schale dem Film etwas Wärme einhaucht. Letzten Endes bleibt dies ein sehr überflüssiges Remake, das sich mit seinem übersteigerten Hang zur Spielstunde nicht wirklich ins Gedächtnis eingräbt. Da kann selbst das Batmobil nicht viel richten.

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                                            • 4 .5

                                              Och nö, eine Komödie über zwei Paare, die dem Korsett des ehelichen Familienlebens entkommen möchten ... und es doch nicht tun. Bei so geringer Gagdichte, bitte nicht.

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                                              • 8 .5

                                                Ja was denn nun, Überflieger mit Warp 10 oder doch eher flügellahme Untertasse? Selbst nachdem J.J. Abrams vor knapp vier Jahren das ebenso abgöttisch geliebte, zuletzt aber auch hermetisch abgeriegelte "Star Trek"-Franchise, wieder zu einem Massenphänomen für die Leinwand machte, bleibt doch etwas Skepsis. Dieser kleine Funke Angst, dass der Zauber der Jugendlichkeit, dieser Reboot-Schub mit neuen Gesichtern, bekannten Motiven und deren Umkehrung und Neuinterpretation, vielleicht schon nachlassen könnte. Dass es dieses Mal wenig neues, trotz viel zu vielem, zu bestaunen gäbe.

                                                Und ja, "Star Trek Into Darkness" ist kein Film, der vergessen würde, ordentlich ranzuklotzen. Es wäre sogar möglich, dass es da draußen, in den unendlichen Weiten des Universums, irgendwo Ur-Trekkies und Puristen gibt, die angesichts des zweiten Abenteuers der generalüberholten Enterprise-Crew nur die Nase rümpfen. Weil ihr geliebtes Heiligenkind aus der Altar-Krippe geraubt und zur relativen Unkenntlichkeit verunstaltet wurde. Aber wir leben ja auch in anderen Kino-Zeiten. Die Grundfesten einer Marke sind vor der Blockbuster-Rekord-Jagd und 3D so wenig sicher, wie der Moralkodex der Föderation vor Korrumpierung ...

                                                Andererseits, mir gefiel Abrams' "Star Trek" richtig gut. Flott gemacht, sich seiner Herkunft besser bewusst als beispielsweise "Transformers", und vor allem sehr unterhaltsam. Um es jetzt endlich mal auszusprechen: "Star Trek Into Darkness" ist eine gelungene Fortsetzung.
                                                Einer jener seltenen Summer Movies, die dem Titel nicht bloß eine Nummer dranhängen. Wie schon beim ersten Abenteuer der neuen Enterprise nutzen J.J Abrams und sein Kreativ-Team den kongenialen wie auch simpel frechen Twist, eine Filmreihe im wesentlichen nachzuerzählen, indem in eine alternative/parallele(?) Timeline, Zeit-Dimension oder wie auch immer, vorgestoßen wird. Diese Idee war vielleicht nicht ganz neu, aber an solch verunglückten Experimenten wie den "Star Wars"-Prequels, schoss die Enterprise geschmeidig vorbei.

                                                Auch "Star Trek Into Darkness" umgibt immer noch diese frische Brise. Es ist vieles neu und doch auch jenen, die mit den Filmen der Erst-Ausgabe von Kirk, Spock und Co. aufwuchsen,
                                                so vieles wunderbar vertraut. Dass hier bis jetzt kein Wort über den Inhalt des Films gefallen ist, hat übrigens einen gewichtigen Grund. Ich habe nicht vor, groß zu spoilern. Denn so einfach sich die Handlung verdichten ließe, würde, meiner Meinung nach, nur die geringste "Anspielung", dem puren Vergnügen des Erst-Bestaunen schaden. Trust me.

                                                Nur so viel sei verraten: die gute alte Föderation wird von mehr als einem Anschlag erschüttert, Spock und Kirk vertiefen ihre Freundschaft - wobei Zachary Quinto als Vulkanier seinem Captain sogar den Rang als Hauptfigur streitig macht -, es gibt endlich Klingonen und Benedict "Sherlock Holmes" Cumberbatch darf sich als Bösewicht, vom vermeintlich unbeschriebenen Blatt, als größter, kultigster und bester Gegenspieler der Enterprise-Geschichte enttarnen. Selbst wenn es die Spatzen schon von den Dächern pfeifen, diese Andeutung reicht. "Star Trek Into Darkness" ist eine fetzige Hommage an den zweiten Teil der Ur-Kinoserie. Jenes Abenteuer, bei dem die Crew damals echte Action und Dramatik bot, vom heldenhaften Opfer bis zur gewaltigen Dialogkunst. Ob Abrams ein ähnlich würdiger Anwärter auf den Titel Kultfilm gelungen ist, wird freilich die Zeit zeigen. Bis jetzt aber ist es ein donnerndes Science Fiction-Ereignis, das endlich mal wieder im All spielt. Klar, die Logik bleibt manchmal etwas auf der Strecke, so wie auch einige Stellen im Skript etwas zu sehr phaserbetäubt wirken. Aber in seiner Gesamtheit schafft es "Star Trek Into Darkness", wie seine Vorbilder, zeitgemäße Trickkunst und - da ist es wieder, unser aller Lieblingswort! - Action miteinander zu verbinden. Und zwar so gut, dass eben nur die bewussten Dialoge witzig und anspielungsfreudig sind. Dass die Crew dieser Enterprise sich als würdige Epigonen ihrer Vorbilder erweist. Weil die größten Heldengesten wie damals an der Lächerlichkeit vorbei schrammen und dem ein oder anderen vielleicht sogar eine Träne der Bewunderung entlocken.

                                                Nein, ich schäme mich nicht zu behaupten, dass "Star Trek Into Darkness" bis jetzt zum besten gehört, was das Kinojahr zu bieten hatte. Zu sagen, dass die Enterprise für mich auf einem echten Erfolgskurs ist. Und dass ich mich schon darauf freue, wenn J.J. Abrams das nächste Mal wieder emsig Photonen-Torpedos im Hyperraum verschießen wird. Sofern es mindestens genau so gut wie dieser Film wird, bin ich gern dabei.

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                                                • 8

                                                  Der größte und beste Teil der Reihe. Es kracht und fetzt an jeder Ecke und überhaupt ist das hier das geilste Ding der Saison. Ach was, des ganzen Kinojahres ...

                                                  Jetzt habe ich euch aber fast gehabt, oder? Es wäre ja so leicht, jetzt den Fanboy raushängen zu lassen und "Iron Man 3" ewige Liebe zu schwören. Sicher, Comic-Adaptionen genießen bei mir eine Art Sonder-Status. Was nicht heißt, dass ich sie von vornherein zum Kinogold erhebe und die Augen und Ohren vor jedem anderen Event verschließe. Wir haben schon zu viele schmerzhafte Reinkarnationen unserer liebsten Comic-Helden erlebt. Da freue ich mich prinzipiell über jede gutgetrickste Leinwand-Umsetzung. Ganz einfach aus deshalb, weil diese Filme zum inoffiziellen Synonym der Blockbuster-Unterhaltung geworden sind. Wenn also nicht gerade Blechroboter und Army-Soldaten aus dem Spielzimmer in die Kinosäle hüpfen, ist es doch meist eine altgediente Heldenfigur aus der Welt der bunten, dynamischen Blättchen, die sich anschickt, unsere Münzen aus der Tasche zu stibitzen. Und so jemand wie ich lässt das gerne zu, denn mit Unterhaltung meinte ich das Versprechen des Eskapismus. Der Flucht aus den Alltag, den blinden Kopfsprung ins pulsierende Action-Glück. Dahin, wo dunkle Wolken am Himmel aus einer feindlichen Alien-Armada oder fiesem High Tech-Spielzeug des Bösen bestehen.

                                                  Eine Welt wie die des Tony Stark also, der erst letztes Jahr mit seinen Avengers-Kumpeln die Welt gerettet hat. Und der sich nun wieder seinen persönlichen Vorlieben widmet: einer exzentrischen Selbst-Überzeugung - die er aber auch immer wieder mit fettem Spielzeug rechtfertigt -, seiner Beziehung zu Pepper Potts und der wohl ewig währenden Erforschung des eigenen Seelenzustands. Vom sich überschätzenden, hedonistischen Saulus zum wenigstens humanistisch einegstellten Mecha-Paulus hat es Tony Stark schon geschafft. Aber wie immer, kommt von irgendwo doch noch ein Schatten der Vergangenheit herbei gerauscht, dem Stark dereinst einen triftigen Grund zum Hassen gab.

                                                  Bleibt natürlich unser allerliebste Frage nach der Existenz-Berechtigung von "Iron Man 3". Wieso braucht es einen dritten Teil? War der zweite nicht schon genug? Teilweise stimme ich dieser Ansicht zu. Selbst als Fan kann ich heute sagen, dass "Iron Man 2" weniger Handlung in langer Laufzeit bot. Durchsetzt mit etwas zu viel Vorgaben aus dem Hause Marvel, das Geschehen jetzt aber deutlich in Richtung "The Avengers" zu lenken. Das verträgt sich nun mal nicht mit einem schon damals angeschlagenen Helden. Einem Kerl im Übermacht-Anzug, der doch mit sich selbst hadert, aber schön die Übermacht an Fieslingen aufhalten soll. Kein Wunder, dass sich Regisseur Jon Favreau, angeblich entnervt, vom Regie-Posten zurückzog und lieber nur als Happy vor der Kamera, spürbar motiviert, agiert. Dieser Umstand bot eine gute Chance, die Versäumnisse des Vorgängers ein wenig gutzumachen. Und dem ganzen vielleicht nicht einen weiteren, unnötigen Nachfolger zu verpassen. Und jene Chance nutzte ausgerechnet Shane Black - der als Autor von "Lethal Weapon 1 und 2" oder "Last Boy Scout" das Action-Kino nachhaltig prägte. Dass der Mann einige Zeit unter so manchem Radar flog, liegt nicht an einer abnehmenden Qualität seiner Werke. Im Gegenteil, mit seiner ersten Regie-Arbeit, dem verkannten "Kiss Kiss Bang Bang", zeigte Black, dass er es immer noch krachen lassen kann. Und dabei doch nie das Augenzwinkern aus den Augen lässt.

                                                  Jene Grund-Haltung fürs Leinwand-Scheppern mit Timing fürs leichtfüßige sorgt auch bei "Iron Man 3" für den fetten Bonus, der die ein oder andere Furcht vor Enttäuschung verpuffen lässt. Hier hagelt es in der Tat wieder Spezial-Effekte. Kreist am Ende eine Vielzahl von Iron Man-Anzügen am Himmel. Sorgt Ben Kingsley als furchterregend kaltblütiger Terroristen-Lord Mandarin für Angst und Schrecken. Es ist aber auch der Teil der Reihe, bei dem Robert Downey Jr. - muss ich noch erwähnen, dass er diese Rolle lebt und atmet? - die meiste Screen-Time ohne Rüstung hinlegt. Und dabei muss er nicht nur witzeln und irgendwie charmant seine Fehltritte verteidigen. Nee, "Iron Man 3" exerziert weniger das Rulebook der Marvel-Helden durch, als dass er mühelos sehr viele Kniffe aus dem Action-Kino der achtziger Jahre übernimmt. Statt sich abermals mit den Ansichten seines Bro Rhodes (Don Cheadle) auseinanderzusetzen, schlägt sich Stark lieber durch einen halben Buddy-Movie mit einem neunmalklugen, aber wenig nervenden Jungen. Ballert sich mal unbeholfen durch und sorgt für natürlich immer verlässlich fette Sprüche. Ja genau, neunmalklug ist dieser Tony Stark natürlich auch, aber er ist vor allem mega-amüsant. Das belegt schon sein Monolog zu Beginn des Films, der übrigens mit seinem 90's-Flashback erstmal die Nackenhaare aufstellt, aber auch vielschichtig ist. Nicht nur für den späteren Handlungs-Verlauf, auch Kenner des ersten Teils werden hier überrascht.

                                                  Überhaupt ist es Neueinsteiger Shane Black gelungen, das Verhältnis von Stark's Charakter als nonchalanten Technik-Dandy und Superheld gut auf diesen dritten Film zu übertragen. Endlich ist die Action voll aufgeladen, zieht die Patrioten-Schiene heran und führt sie letztlich sogar ad absurdum. Mit einem großen Augenzwinkern natürlich. Black stürzt sich natürlich auch begeistert auf den ein oder anderen Baustein, mit denen Michael Bay seine "Transformers" bis zum Overkill zukleisterte. Im Gegensatz dazu nahm Black aber einiges Fine-Tuning vor. Wenn er es mal etwas aus den Augen verliert, dann ist es schon der Showdown und da geht es naturgemäß drunter und drüber. Sogar die wundervollen Anspielungen und Wieder-Erweckungen des guten Action-Kinos behindern "Iron Man 3" nicht wie einen schwerfälligen Dinosaurier. Allein bei der Rolle der Frau sorgt der Film schließlich für Gleichstand der Geschlechter - auch wenn hier leider am Ende keine echte Superheldin am Horizont steht. Etwas schade vielleicht, aber na ja.

                                                  Immerhin tröstet allein die Einsicht, dass "Iron Man 3" nicht zum seelenlosen, heillosen Durcheinander verkommen ist, die zweite Fortsetzungen gerne mal darstellen. Es gibt keine Abstriche beim Esprit, beim Wortwitz und klar, auch nicht bei der Material-Schlacht. Downey Jr. hat das Glück, dass die Rolle seines Lebens nicht von minderwertigen Kalkül-Geburten beschmutzt wird. Da darf jeder selbstverständlich rummäkeln, seine persönlichen Lieblings-Defizite finden. Ob Comic-Liebhaber oder nicht. Verhandeln wir doch lieber darüber, ob es einen weiteren Teil geben sollte/muss. Bei "Iron Man 3" gilt für mich die Devise: Wenn schon Mainstream-Blockbuster, dann bitte so. Klug genug, um mich mit Schauwerten UND Dialogen bei Laune zu halten. Vielleicht nicht perfekt, um für alle Zeit das Maß aller Dinge zu werden, aber perfekt genug, um sich mal aus dem Alltag auszuklinken. Darum geht es doch, "It's Only Entertainment!"

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                                                    Clooney's Eröffnungsmonolog trifft den Nagel auf den Kopf: Nur weil Hawaii wie das Paradies aussieht, leiden die Leute dort nicht an einer anderen Sorte von Krebs. Schlagen sich nicht mit einer harmloseren Variante von Ängsten und Sorgen herum. Und wenn sie bei Höchstgeschwindigkeit aus einem Speedboat geschleudert werden, dann fallen sie wie jeder andere Mensch auch ins Koma.

                                                    "The Descendants" ist nicht nur ein Drama vor traumhafter Kulisse, für mich ist es George Clooney's menschlich richtig nahegehender Film seit "Up In The Air". Das liegt nicht daran, dass er sonst keine Lust aufs Schauspiel hat. Oder dass seine sonstigen Figuren nicht überzeugend oder sympathisch gewesen wären. Nein, es ist einfach eine schöne Abwechslung, jemanden zu sehen, der nicht versucht, mit Blicken Ziegen zu töten, Leute als Profi kill oder als einen, der sich aalglatt ins Oval Office manövrieren will. In "The Descendants" gibt Clooney in aller erster Linie einen Mann, der seine Familie zusammenzuhalten versucht, während seine Frau im Koma liegt. Zwar ist Matthew King ein reicher Mann und Anwalt - aber er hockt nicht weltfremd im Elfenbeinturm. Die Entscheidung, dass geerbte Vermögen nicht wie seine zahlreichen Verwandten rauszuschmeißen, sondern in ein gutes, doch bescheidenes Leben zu investieren, macht uns diesen Matt zuerst mal richtig sympathisch. Und genau so einen Sympathie-Träger braucht es, um uns einen Stoff wie diesen näher zu bringen.

                                                    Eine Geschichte um den anstehenden Verkauf des letzten Land-Besitzes von Matt's Familie, dem Versuch, seine beiden Töchter nicht aus der Reichweite zu verlieren. Und dem Schaden, den die Tatsache anrichtet, dass seine Frau Matt vor ihrem Unfall betrog. Bitte die Ruhe bewahren, das alles weder viel zu viel an Story-Gehalt, noch ist es viel zu seicht aufbereitet. "The Descendants" bewahrt sich trotz aller Schicksalsschläge und schwerer Entscheidungen eine innere Gelassenheit, die einen gerade auf diesem Weg einnimmt und einbezieht.

                                                    Die Magie dieses Films setzt sich nicht aus hochtrabenden Drama-Momenten und vermeintlich tiefgründigen Wortfetzen zusammen. Tatsächlich sind es hier die kleinen Dinge, die einem hier Hoffnung in der schwersten Stunde schenken. Klingt schwülstig, ich weiß. Aber wie soll ich das besser zusammenfassen, ohne den gesamten Film vorwegzunehmen? "The Descendants" wirkt, auch wegen seiner Kulisse, wie ein gutes Lehrstück fürs In-sich-Reinhorchen. Besagter ruhiger Fluss trägt dazu bei, uns für die Sorgen dieses einfachen Mannes zu begeistern. Selbst dann, wenn er mehr Geld auf der Bank hat als wir, macht ihn das nicht gleich zu einem ganz anderen Menschenschlag, der in einem eigenen Dunstkreis vor sich hinlebt. Und ist dieser paradiesische Ausblick, der dafür sorgt, dass alles, was hier geschieht und erzählt wird, langsam in einen sickert. Denn "The Descendants" ist kein lauter, schneller Film. Es ist einer, der teilhaben lässt, der gut nachwirkt und deshalb zum besseren Output gehört, den Hollywood sonst so auf die Leinwand schleudert.

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