mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
Dany Boon, der Meister der herzlichen Kleinstadt-Komödie, meldet sich zurück. Und wie sich das heute so gehört, bleibt der Mann hinter den "Sch'tis" seiner Handschrift treu. "Nichts Zu Verzollen" entführt uns wiederum in die Abgeschiedenheit des ländlichen Idylls. Wo die Uhren langsamer gehen, die Leute sich beim Vornamen rufen und sich städtische Aufgeregtheit höchstens in Form von Durchreisenden hinverirrt. Denn dieses Mal widmet sich Boon dem Treiben eines Grenzstädtchens, in dem auf halber Strecke Frankreich und Belgien aufeinandertreffen. Vor allem stoßen hier die Zoll-Truppen und Ansichten der Zoll-Beamten Ducatel (Boon höchstpersönlich) - auf französischer Seite - und Vandervoorde - an der belgischen Front - zusammen. Vandervoorde nämlich ist Über-Patriot, überpenibler Bürokrat und lässt die Franszaken und Drecks-Camemberts seine Verachtung deutlich spüren. Das Leben und der Grenzgang sind also schon kompliziert genug, wäre es jetzt nicht 1993. Dank der Europäischen Union wird der bisherige Zoll nämlich abgeschafft und ausgerechnet Ducatel und seine Nemesis Vanderwoorde sollen das erste Team der neuen internationalen mobilen Grenztruppe bilden. Vielleicht sollte Ducatel seinem Partner noch etwas länger verschweigen, dass er seit geraumer mit dessen Schwester schläft ...
Ein bisschen jüngste EU-Historie, ein verschlafenes Grenzort-Setting, schrullige bis liebenswerte Charaktere. Nicht nur formal erweist sich "Nichts Zu Verzollen" als unaufgeregter "Sch'tis"-Nachfolger. Dany Boon greift die Stärken seines Erfolgsfilms auf und wechselt die Postbeamten einfach mit Zollern aus. Wie immer gibt es kleine und große Sorgen - die Liebe, das Einkommen und ganz marginal Kriminalität. Richtig schade, dass Boon seinen geschichtlichen Rahmen kaum nutzt und etwas mehr auf die wirtschaftlichen Auswirkungen des Grenzbetriebes eingeht. Eine Nebenbaustelle ist ja ein Lokal, indem sich Touristen und Zoller beider Seiten immer treffen. Und dem es im Verlauf der Handlung immer schlechter geht. Andererseits kann man es Dany Boon auch nicht nachtragen, dass er da lieber die Macken und komischen Schwächen seiner Figuren auslotet. Oder dass Boon als französischer Grenzer noch die blasseste Performance abliefert. Schließlich spielt Benoît "Mann Beisst Hund" Poelvoorde so ziemlich jeden an die Wand. Sein Vandervoorde ist das eigentliche Highlight des Films. Wirft er doch mit beleidigenden Franzmann-Attacken um sich, zieht seinen kleinen Sohn heran, um nachts die Grenzen des großartigen Belgiens eigenhändig zu erweitern. In diesen Momenten entfaltet "Nichts Zu Verzollen" sein größte komödiantische Wirkung. Selbst die ersten Einsätze von Vandervoorde und Ducatel als neues "Dream-Team" in ihrer Klapperkiste (und dann nach dem Tuning!) strapazieren die Lachmuskeln.
Und treiben die etwas schwebende Handlung endlich voran. Denn allein Wortgefechte und Handgemenge zwischen den Grenzern oder verschwiegene Liebschaften würden den Film nicht tragen. Deshalb gibt es sogar etwas Drogen-Schmuggel. Ja, und der liefert gleich zwei, drei weitere echte Lach-Anfälle. Wenngleich natürlich alles in kleinem Rahmen abläuft und wirklich nur die jeweilige Pointe abzielt. Trotzdem, die Szenen um den schlecht getarnten "Ambulanz"-Wagen sind echte Brüller. Gerade der Humor rettet "Nichts Zu Verzollen" vor der Belanglosigkeit. Wäre da nicht der Humor, Dany Boon's Mär von der Kleinstadt am Grenzübergang könnte einem fast gestohlen bleiben. Ist doch, wie bei den Sch'tis, alles etwas zu liebenswürdig naiv und harmlos gestrickt. Beinahe inkonsequent, da selbst die, im Raum stehende, Problematik zwischen Franzosen Ducatel und Franzosen-Hasser Vandervoorde am Ende seicht aufgelöst wird, damit noch schnell ein weiterer Witz eingeschoben werden kann. Mit dieser Vorgehensweise wird sich Boon möglicherweise einige Zuschauer-Kreise verprellen. Nämlich jene, die sich etwas mehr Tiefe vom interessanten Stoff versprochen haben. Und womöglich steht "Nichts Zu Verzollen" sogar ein wenig hinter dem Alltags-Urlaub der Sch'tis an. Weil lieber mehr bewährtes wiederholt statt neu erfunden wird.
Jedoch, schlecht ist dieser Film auch nicht. Ganz im Gegenteil. Die Posse von den wenig kumpelhaften Zollbeamten bietet durchaus tolle Lacher. Ich konnte stellenweise jedenfalls nicht mehr aufhören - dafür hat Boon die wenig erfolgreichen Einsätze der "mobilen Einsatztruppe" einfach zu grandios inszeniert. Und deswegen kann man diesem Film durchaus eine Chance geben. Nicht, weil er die Gesamtheit seiner Figuren oder das Potential der Geschichte vereint. Einfach, weil Dany Boon dann richtig gute Gags auffährt, wenn er sich der Absurdität von zwei ungleichen Männlein widmet, die irgendwo in der Pampa mit Schildern winken und das Gesetz aufrecht erhalten wollen.
Kurz, bezaubernd süss - und endlich wird die kleine Maggie zur Hauptfigur eines entwaffnend schönen Kurzfilms. Die Simpsons kehren zu ihren Ursprüngen zurück und erzählen in wenigen Minuten amüsante und hier, eine hintersinnige Geschichte für die kleinsten. Die Staffeln der letzten Jahre musste ich mir teilweise erst schön sehen. Hier aber hat es auf Anhieb gefunkt. Spricht auch für die zeitlose Qualität des Formats.
Ich sag's mal so: Schlimmstenfalls aufrechter Edel-Kitsch. Vorzüglich ausgestattet, of course. Dabei wird der Ritt durchs frühe 20. Jahrhundert durch den gedoppelten Blick auf die Dienerschaft erst richtig interessant. Leider lassen die Reviews der nächsten Staffeln einen leichten Qualitätsrückgang befürchten.
Beim ersten Durchlauf war ich schon fasziniert. Mittlerweile gehe ich mit der Bewertung nochmals rauf. "Game Of Thrones" ist eine wirklich vorzügliche Fantasy-Serie - ein echtes Groß-Ereignis, dass alle Merlin, Robin Hood - und Märchen-Aufbereitungen der letzten Jahre hinwegfegt. Toll besetzt, die Mythologie ganz nach meinem Geschmack und erst das köstliche Ränkeschmieden. Ich hoffe, die kommenden Staffeln lassen die Flamme gleich stark weiter lodern.
Auszug aus einem jener verhängnisvollen Pitches:
Drehbuchautor: "... also im Grunde genommen wollen wir einen abwechslungsreichen romantischen Film erzählen ..."
Produzent: "Können Sie etwas schneller machen? Ich bin um zwölf zum Lunch verabredet."
Drehbuchautor: "Äh, ja. Also, es ist nicht so ein normaler Film, wo sich alle lange kennen und dann am Ende endlich zusammenkommen ... Ne, äh, es geht um diesen Dummkopf, der Frauen reihenweise verführt aber zu keiner festen Beziehung fähig ist ..."
Produzent - schaut von seinem Blackberry kurz hoch: "Eh, reden wir hier von so einem Psycho-Laber-Schinken. Ich hab zehn Scripts wie "Harry und Sally" im Schreibtisch"
Drehbuchautor - panisch: "Nein, absolut nicht. Es geht um einen Playboy, wissen Sie, was ganz neues. Wir ziehen das so auf wie diese Dickens' Weihnachtsgeschichte auf. Wissen Sie?"
Produzent: "Dick? Dickens? Nie gehört."
Drehbuchautor: "Ja, dieser Playboy wird von drei Geistern heimgesucht. Frauen, die er damals abgeschleppt hat ..."
Produzent: "Ghostbuster-Tussen, oder was?"
Drehbuchautor: "Und so lernt er schließlich, dass auch er zu echten Gefühlen fähig ist und kommt mit der Frau zusammen, die er schon all die Jahre hätte lieben ..."
Produzent: "Oh, wird mir schlecht. Das klingt ja schrecklich."
Drehbuchautor - als letzte Rettung: "Nein, warten Sie. Für die Hauptrolle schwebt mir Matthew McConaughey vor!"
Produzent - zögert kurz und lässt sein inneres Kino hochfahren: "Boing!!! Gekauft - der bringt doch jeden Scheiß an die Weiber, die das schauen sollen. Ich stelle Ihnen gleich einen Check aus. Wann ist die erste Fassung fertig?"
Drehbuchautor - jauchzend: "Geben Sie mir zehn Minuten."
Produzent: "Sie haben acht."
Und wenn sie nicht gestorben sind, drehen sie auch heute noch mächtig belanglose Filme.
Oh nein, die Geschichte wiederholt sich ...
Ich habe da noch so eine dunkle, verschwommene Erinnerung an den Kinobesuch, als "Morning Glory" das erste Mal, in Trailer-Form, in mein Leben trat. Komisch, bei welchem Hauptfilm, weiß ich gar nicht mehr. Dafür blitzten bei "Morning Glory" einige schöne markige Sprüche auf und bei mir die Hoffnung, der gesamte Film wäre so.
Die Geschichte einer jungen Producerin, die eine vor sich hin dümpelnde Morning Show retten will. Und sich ausgerechnet mit ihrem Fernseh-Idol den Teufel persönlich ins Studio holt.
Klingt nach einer bitterbösen Abrechnung mit der glitzernden Fassade des Fernsehens.
Jedoch, "Morning Glory" ist "leider nur" eine Komödie, die uns teilweise die Illusion nimmt, Arbeiten fürs TV sei so erstrebenswert wie der Himmel auf Erden.
Rachel McAdams beweist als gemarterte Hauptfigur, dass sie Eisberge schmelzen könnte. Harrison Ford gibt eine tolle missgelaunte Fernseh-Legende und liefert sich Diane Keaton die besten Sprüche. Überhaupt punktet "Morning Glory" bei der Besetzung. Patrick "Watchmen" Wilson als Love Interest, Jeff Goldblum (!!!) als Sender-Chef. Der Film liebt seine verschrobenen Charakter wirklich sehr. Weshalb der Kampf der DayBreak-Crew gegen das Absägen letztlich ein wenig zu viel Wert auf unaufgeregtes Entertainment legt. Harrison Ford als drittschlimmster Mensch auf der Welt, rettet das ganze dennoch immer wieder vor der Belanglosigkeit. "Morning Glory" ist vielleicht kein Meilenstein, aber immerhin kurzweilig. Womöglich genau so, wie es das Frühstücksfernsehen selbst sein will. Keine Ahnung, ich schaue eher abends fernsehen.
Boah ey, wie schade. Mit "Woher Weißt Du, Dass Es Liebe Ist", zielt James L. Brooks leider mächtig daneben. Diese Romanze ist wirklich gut besetzt und gespielt. Ist dramaturgisch gradlinig und durchschaubar, aber es gibt mal relativ interessante Background-Stories der Figuren. Was gleichzeitig aber auch das größte Problem der ganzen Unternehmung darstellt. Komplexe Figuren beziehungsweise komplexere Probleme als in den meisten anderen Filmen, sind löbliche Züge. Aber strecken den Film dadurch unnötig, weil es am Ende sehr viele lose Enden gibt. Paul Rudd's glückloser Unternehmer hätte zudem glatt einen eigenen Film verdient. Was reichlich schade ist, weil Brooks die Anstrengung unternimmt, seine Charaktere auf Stelzen nicht durch die Fettnäpfchen des Genres latschen zu lassen. Aber sonst nicht viel mit ihnen anzufangen oder zu nutzen weiß. Verdammt, es hätte ein viel besserer Film daraus werden können.
Wow, das sitzt. Ich hätte es ja nicht für möglich gehalten. Ein kleiner Film, der nichtmal eine Million Dollar gekostet hat, könnte der beste Liebes- und lustigste Film des Kino-Jahres werden. Aber hey, was heißt hier Romantic Comedy?
Celeste, die Trendforscherin, und Jesse, erfolgloser Nachwuchskünstler, sind die allerbesten Freunde. Kennen sich seit der High School in und auswendig. Ergötzen sich an ihren Insider-Jokes wie dem "Penis-Rubbeln" - kurzum, das ideale Paar. Mit einem kleinen Schönheitsfehler: vor sechs Monaten haben sich Celeste und Jesse getrennt. Aber warum sollte eine anstehende Scheidung ihre Freundschaft beenden? Oder warum sollte der zukünftige Ex-Mann nicht im Gästehaus nebenan bleiben dürfen? Beide ermuntern sich sogar, lockere erste Schritte auf dem Date-Gebiet zu machen. Ihre Freunde flippen darüber aus, aber Jesse und Celeste wollen der Welt beweisen, dass Trennungen eben echt cool vonstattengehen können. Was solange gut geht, bis Jesse seiner Ex verkündet, dass eine andere Frau sein Kind erwartet. Und dass es ihm ernst mit dieser sei.
Ab da diesem Moment lässt sich die Ernsthaftigkeit der gemeinsamen Situation nicht mehr so leicht durch Spiel und Spass verdrängen. Plötzlich stellen sich elementarere Fragen als diejenige, ob ein ungeplantes Intermezzo jetzt Make-Up oder Break-Up-Sex war. Celeste zieht es gar den Boden unter den Füssen weg. Schließlich verändert sich ihr Jesse zunehmend zu dem Menschen, der er bisher einfach nicht sein konnte. Hat sie manche Dinge vielleicht als zu selbstverständlich betrachtet?
Ach ja, die Irrungen und Wirrungen der Liebe, einer der zeitlosen Stoffe fürs Kino. Zur Abwechslung stellt "Celeste And Jesse Forever" aber keinem Pärchen nach, welches zueinander finden muss. Jedenfalls nicht der gewohnten Definition des Genres. Da trennen sich zwei, die wir sofort Herz schließen können und doch befreundet bleiben wollen - sie liegen einfach auf einer Wellenlänge. Aber, plötzlich bricht diese riesige Kluft zwischen ihnen auf. Gekonnt umschifft dieser Film die naheliegendsten Klischees. Eine Trennung ist eben doch eine ernste Angelegenheit. Schmerz lässt sich nicht ewig ausblenden. Und trotzdem findet der Film die richtige Balance zwischen Herz und Pein. Er liebt seine Figuren viel zu sehr, um ins Melodramatische abzurutschen. So steinig der Weg der Selbstfindung auch ist, am Ende winkt ein Regenbogen. Ein wunderschöner sogar. Weil er das Knäuel anders als erwartet auflöst - und dabei einfach nur zu Herzen geht. Yeah, das hab ich so geschrieben wie ich es meine, okay?
Es gibt keine gravierenden Mängel zu vermelden. Keine abgenutzten Versatzstücke aus der RomCom-Mottenkiste geholt. Bestimmt auch, weil dieser Film nicht so viel, wie seine vermeintlich besser gestellte, Verwandtschaft gekostet hat, ist er direkter, konzentrierter und aufrichtig charmant. Die Besetzung ist durch die Reihe weg toll. Rashida Jones und Andy Samberg machen Celeste und Jesse zu einem wirklich denkwürdigen Leinwand-Paar. Jones empfiehlt sich letztlich für größeres, da sie das Drehbuch mitschrieb. In einer kleinen, aber feinen Rolle glänzt Elijah Wood als Business-Partner und Kumpel von Celeste. Er hat eine der besten Dialog-Zeilen überhaupt: "You might turned the cock inside the butt around!"
Oh yeah, es ist zwar eine Komödie. Doch schmutzige Wörter gibt es einige. Aber das ist mitnichten der ausschlaggebende Faktor für den Triumph dieses Film. "Celeste And Jesse Forever" ist einfach eine jener Produktionen, die auch hierzulande, mächtig tief unterm Radar fliegen. Und doch, genau deswegen Überflügeln sie ihre Konkurrenz auf aller höchster Ebene. Ist er doch ein Film, der mit Verstand und Gefühl umgesetzt wurde, und nicht mit verklemmtem Kalkül.
Da wären wir also, angekommen an der fetten 1000. Ein echter Grund zum Jubeln und in diesem Moment tippe ich gar so aufgeregt wie beim ersten Mal. Doch diesen Anlass nutze ich, zur Abwechslung, nicht zum Tempelbau für einen jener persönlichen All time Favorites. Ich nehme einfach mal ein mächtig heißes Eisen vor.
"Zero Dark Thirty", der sich der jüngeren Zeitgeschichte und ihren einschneidendsten Momenten des Terrorismus und der Jagd nach Osama bin Laden widmet. Daher die Sache mit dem Eisen. Schließlich wissen wir doch nur zu gut, dass diese Sache auch nach hinten losgehen kann. Und wenn hier alles nach ausgelebtem Militär-Fetischismus und mega-naiver Schwarz-Weiß-Einteilung in gute Amis und böse Muselmänner geschrien hätte, wäre ich gar nicht erst ins Kino gegangen. Zum Glück jedoch prangt Kathryn Bigelow hier auf dem Regiestuhl. Nicht der Name eines eingeschworenen Krawall-Spezies und Action-Overkill-Lüstlings. Schon bei ihrem, zurecht gefeierten "The Hurt Locker", verkniff sich Bigelow die
Dicke Hose-Attitüde der übrigen Jungs vom Spielplatz.
Genau hier knüpft "Zero Dark Thirty" stilistisch an. Es gibt keine Sekunde, in der dieser Film,
auf irgendeine Art und Weise, als Rekrutierungs-Spot für die Army missverstanden werden könnte. Es werden keine protzigen Errungenschaften der Waffen- oder Spionage-Technologie, wie beim Penis-Wettkampf, vor uns Zuschauern ausgebreitet. Noch gibt es keinen Moment der Ergreifung von Bin Laden, der mit Heavy Metal-Soundtrack und idiotischer Montage-Technik "aufpoliert" wäre. Insofern hier meine Entwarnung: "Zero Dark Thirty" ist kein selbstgerechtes und -verliebtes Action-Feuerwerk. Kein überpatriotisches Manifest der
Desperado-Methode, mit der allem Bösen dieser Welt Einhalt geboten wird.
Viel eher haben wir es mit einer ernüchternden Chronik zu tun. Sie beginnt mit Hilferufen vom 11. September 2001 und endet mit den Ereignissen des 2. Mai 2011 im pakistanischen Abbottabad. Und zeichnet den Weg der jungen Geheimdienstlerin Maya nach, deren Arbeit bei Verhören und Analyse erst zu diesem Zugriff führen wird. Nein, Maya ist kein Superhirn und könnte den gesamten Agency-Apparat ablösen. Maya ist durch und durch eine Sterbliche. Als zentrale Bezugsperson ermöglicht sie uns Zuschauern einen Blick auf die Vorgehensweise und Ermittlungen der Geheimdienste. Sie liefert uns eine empathische Sichtweise auf die Dinge. Maya und ihre Kollegen werden von Verlusten nicht geschont. Eben jener Aspekt macht es auch so interessant, diesen Film zu verfolgen.
Formal findet kein gewöhnlicher Reifungsprozess statt. Keine dramaturgische Wandlung der Hauptperson ist hier bewusst anzusehen. Maya ist von Anfang auf ihre Mission konzentriert, sie verschießt sich schließlich auf ihre Zielperson, den Kurier von bin Laden. Selbst dann, wenn es heißt, der sei doch längst tot. Wir verbleiben dennoch mit unserem Interesse bei dieser Figur. Wollen sehen, wie sie sich letztlich gegen die Krawattenträger durchsetzt, die lieber vorsichtige Schätzungen abgeben, anstatt ein direktes Go zu fordern. Genau hier setzt "Zero Dark Thirty" das Skalpell an. Schnippelt jedem, der davon überzeugt, dass die CIA jede Milchtüte, die wir je gekauft haben, zurückverfolgen, das Augenlid gehörig auf. Dem scheint nicht so. Sonst hätte es Anschläge wie die in London oder Islamabad nicht gegeben.
Im Film selbst zeigt sich dieser Geheimdienst als bisweilen humpelnder Koloss. Mit Geld vollgepumpt, überall vertreten, aber immer wieder über erhebliche Mängel stolpernd. Da muss sich Maya mit ihren Thesen und Überzeugungen, gegenüber ihren Vorgesetzten, durchsetzen. Gibt es auf höchster Ebene Kompetenzgerangel und ermüdendes Taktieren beim Umgang mit Zahlen und Fakten. Illusionen macht dieser Film keine. Auch nicht hinsichtlich des widerwärtigsten Weges der Wahrheitsfindung: dem Foltern. Gleich der erste Abschnitt des Films führt uns diverse, abstoßende Formen des grausamen Verhörs vor. Waterbording, extreme Beschallung mit Heavy Metal-Musik, jemanden zusammengefaltet in eine Kiste sperren. Hundehalsbänder und Entblößung. Wahrlich unentschuldbare Methoden, aber auch nie offenkundig mit den Techniken des Torture Porn-Genres erzählt. "Zero Dark Thirty" ist hier selbstverständlich kontrovers. Auch wenn er nichts glorifizieret oder legitimiert. Wenn überhaupt, schockiert eher, dass ein Gefangener nach diversen schmerzhaften Folterungen schließlich beim genauen Gegenteil auspackt. Als ihm im Freien ein Teller zu Essen und eine Zigarette gereicht werden.
Relativ entzaubert wird am Ende auch der Militär-Einsatz. Die Helikopter, die Waffen und Nachtsicht-Geräte sind allesamt ultramodern - ihre Nutzer, die SEALS, werden als Kanarienvögel tituliert. Kathryn Bigelow beschließt ihren Film konsequenterweise nicht mit einem wuchtigen Action-Stück. Es wird belauert, angeschlichen und ausgeknipst. Heldenhaft sieht aber trotzdem anders aus. Der Tod bin Ladens ist nicht der wuchtige Schlusspunkt, sondern eher die fette Randnotiz, die dennoch - rein professionell betrachtet - die Unternehmung nicht ins Stocken geraten lassen darf.
Okay, genug beschrieben und geschrieben. "Zero Dark Thirty" empfand ich vor allem als sehr interessantes Lehrstück in Sachen Geschichtsaufbereitung. Zugegeben, besonders wegen der Geheimhaltung müssen wir die Darstellung der gezeigten Fakten und Ereignisse als "wahr" betrachten. Und sicherlich werden diese einigen Ummodellierungen, aus dramaturgischer Hinsicht, unterzogen worden sein. Dennoch, dieser Film zeigt sich frei von pathetischen und patriotischen Einschlägen. Kathryn Bigelow verdient in dieser Hinsicht jedes ausgesprochene Lob. Ihr gelang ein Film, der von keiner naiven Kriegsführung träumt und den Zuschauer über zweieinhalb Stunden fordert - ob nun zum Mitdenken, Mitverfolgen oder auch zum Urteilen.
Abschließend möchte ich noch feststellen, dass ich Bewertungen keineswegs für in Stein gemeißelte Vorgaben erachtete. Sie sind Momentaufnahmen und so sehe ich "Zero Dark Thirty" nicht sofort als absolutes Meisterwerk an. 9 Punkte gibt es hier vor allem für den richtigen Weg, den dieser Film einschlägt. Auch wenn ich mich wiederhole, es hätte auch das genaue Gegenteil daraus werden können.
1993: Kurt Cobain war nicht noch tot und in den Rock 'n' Roll-Himmel aufgestiegen. Er war noch nicht der tragische Heilige der Underdogs, sondern nur ein mystifizierter Rock-Star. Und seine Band Nirvana die lukrative Cash cow nimmersatter Labels. Aber wem erzähl ich das? Vielleicht, um mir bewusst zu machen, wie lang das jetzt schon hinter uns liegt. Verdamp lang her, wie eine deutsche Combo mal sang. In dieser Zeit kümmerte sich Kurt Cobain aber noch um etwas anderes, als seine Musik oder sein Privatleben. Er setzte sich mit dem Autor und Journalisten Michael Azerrad zusammen und lieferte die Grundlage für "Come As You Are: The Story Of Nirvana". Tolles Buch, eben auch weil es von den direkten Aussagen der Beteiligten lebt und nicht von Quellen wie "einem Insider" oder "Vertraute" der Band. Aufgezeichnete Gespräche zwischen Cobain und Azzerad bilden auch das Fundament von "Kurt Cobain: About A Son". Keine übliche Musik-Doku, kein nachgeschobenes Biopic. Der Film ist nicht mehr und auch nicht weniger, als neunzig Minuten Cobain's Stimme, die aus dem Grab zu uns spricht. Und lieber seine eigene Geschichte, seine eigenen Ansichten vermittelt, ungefiltert und ohne nervendes Anfügen von Leuten, die eh nie direkt mit Nirvana zu tun hatten. Das ist der größte Pluspunkt des Films. Selbst wenn die Qualität des Audiomaterials bisweilen schmerzhaft verdeutlicht, wie veraltet die damalige Aufnahme-Technik war. Wer über Knistern und Rauschen hinweghören kann, wird aber wahrlich belohnt. Denn nichts ist direkter, als der auskunftsfreudige Cobain. Da geht es, um den nicht immer einfachen, Weg von Nirvana. Auch um die Schattenseiten der vermeintlichen Berühmtheit. Dem ganzen Bullshit wie dümmlichen Plattenbossen, die deine Musik nicht kapieren und dem blutdürstigen Pack der Klatschpresse. Visuell bietet "Kurt Cobain: About A Son" wunderschöne Landschaftsaufnahmen, Eindrücke aus dem Seattle der heutigen Zeit. Straßenkünstler, Nachwuchsbands oder einfach nur Fans, die heute dort leben, wo Kurt Cobain herkam und sich, in den besten Zeiten, wohl am meisten Zuhause fühlte. Auch deswegen ist der Film eine der am überraschendsten Vorstöße auf dem Gebiet der Musik-Dokumentation.
Politik - ein schmutziges Geschäft. Und immer wieder für einen interessanten Film gut. George Clooney legt mit "The Ides Of March" gleich einen überaus interessanten Film zum Polit-Rummel um die Wahl nach dem nächsten Präsidentschaftskandidaten vor. Kammer-Spielartig, es wurde einmal mehr ein Theaterstück adaptiert, und deswegen stark dialoglastig. Aber bitte nicht Dialoge mit zehntausend-stelligen Sprech-Passagen verwechseln. Hier zählt jedes Wort und eine Aussage wiegt mehr, als es eine unnötig gezeigte Geste oder Anschluss-Aktion hätte vermitteln können. "The Ides Of March" handelt von den entscheidenden Tagen der Kampagne für den demokratischen Gouverneur Mike Morris (Clooney). Aber zur Abwechslung geht es nicht vorrangig um die Schicksalswahl des Gesichts, sondern um die Leute dahinter. Ryan Gosling nämlich schlüpft in die Rolle des Junior-Wahlkampfleiters Stephen. Er ist loyal, nicht verblödet, wenn es um den Glanz seines Champions geht. Trotzdem hängt sich Stephen idealistisch in den Wahlkampf. Weiß er doch, dass die Stimmen des Volkes allein nie für einen Sieg reichen. Koalitionen sind das Zauberwort, weshalb wir auch miterleben dürfen, wie ein dringend benötigter Senator sich wie ein König umwerben lässt. Und sein eigenes Spiel spielt, weil er eben genügend Delegierte verfügt, die Morris den Sieg bringen werden. Aber ich schweife ab. Junior Stephen jedenfalls ist in seinem Metier der beste, auch wenn er noch unter seinem Mentor Paul (Philip Seymour Hoffman) steht. Und hier wird es noch interessanter. Denn Stephen gerät unvermittelt zwischen die Zahnräder des dreckigen Apparats und wird wie eine heiße Kartoffel fallengelassen. Das wie und warum, zeigt "The Ides Of March" als gar nicht mal so langweilen Exkurs ins Wesen moderner Politik. Wie heutige Könige gemacht werden und wie es um den Wert der fleißigen Ameisen im Hintergrund bestellt ist, wird hier ohne Glanz und erschreckend nüchtern beleuchtet. So ist der Film im Kern die Geschichte einer Entscheidung. Gibt Stephen das auf, was er kann und was ihm einfach so weggenommen werden soll? Oder lässt er von der Wertvorstellung ab, dass ein Wort ein Wort ist. Und Treue und guter Willen einen im Leben weit bringen werden? Deswegen muss ich auch klar sagen, dass George Clooney in seiner Funktion als Regisseur, oberflächlich betrachtet, nicht der, vermeintlich spannendste, Polit-Thriller der letzten Jahre gelungen. Nein, "The Ides Of March" packt einen genau darum, weil er sich auf jemanden fokussiert, der die Ränke überwacht und bisweilen auch selber schmiedet. Wie schon gesagt, der Superstar Clooney als Amtsanwärter Morris ist hier gar nicht mal der entscheidendste Dreh- und Angelpunkt. Wohlweislich eine von Clooney's besten Entscheidungen. Da es sich um einen Theater-Stoff handelt, ist auch klar, dass "The Ides Of March" großen Wert auf die zum Teil bewundernswerten Dialoge legt. Die sind nicht geschwollen, überphilosophierend - sondern extrem präzise. Und keine Angst, nur weil Spannung durch Wortwechsel aufkommen soll, bedeutet das nicht, dass hier jedes Gaffen in die Kamera zum Showdown stilisiert wird. "The Ides Of March" ist in dieser Hinsicht erfrischend unprätentiös. Er dämonisiert niemanden aus dem Polit-Geschäft. Die Dinge werden nur in die richtige Perspektive gerückt. Denn ganz gleich, um welches Lager es geht. Jeder will hier nur aufs nächste Feld vorrücken. Insofern war ein Film mit einer so klaren Sicht der Dinge mal richtig überfällig.
Sorry, Pardon und ein demütiges Verzeihung an alle Romantiker, Valentins-Gläubige und Vor-Freude-Radioaktiv-Strahlende: "Valentinstag" ist beileibe kein vermurkster Ensemble-Film. Bei diesem filmgewordenen Zuckerherzen ist sicher für jeden was dabei. Aber es reicht irgendwann, mit diesen arg simpel gestrickten und sehr bemühten Verwicklungen zu jedem denkbaren Feiertag. Und sowieso läuft Hollywood hier nur den Briten hinterher. Denen gelang mit "Tatsächlich Liebe" vor einiger Zeit einfach der besserer Prototyp des Genres. Wozu also noch mehr Abklatsche?
"Zippy-Di Zippy-Di Zapp, Wir hauen den Pikten die Rüben ab!"
- Auszug aus einem fiktiven Schlachtlied übers Legionärsleben
Hell yeah, mit "Centurion" lässt Regisseur Neil Marshall die schlecht synchronisierten (und chargierten) Historien-Dokus des ZDF mächtig alt aussehen. Roms Heere gegen die bockigen Barbaren-Stämme im alten Schottland. In Sachen Diplomatie spricht die Streit-Axt und spaltet Schädel, es werden keine Gefangenen gemacht und wenn, dann nur um, sie leiden zu sehen. "Centurion" ist in fast jeder Hinsicht ein waschechter Männerfilm. Es wird nur weniger Gesoffen, noch Ärsche und Busen begrapscht. Würde ja auch nicht zur Thematik passen. Dafür ist Marshall auch schlau genug. Sein Schlachten-Gemälde mit anschließendem Survival-Kampf ist ziemlich tight gehalten. Da geht's ab, wird etwas Luft geholt und dann ordentlich gehetzt, zu - und abgestochen. Aber immerhin mit Stil - es sieht wenigstens doll aus, wie sich die Jungs und wenigen Mädels hier die Köpfe ein- und abschlagen. Und mit Michael Fassbender, Dominic "The Wire" West und Ulrich Thomsen als tragischem Pikten-König ist "Centurion" für ein schmutziges Hack'n'Slay-Vergnügen ziemlich gut besetzt. Nicht zu vergessen Bond-Girl Olga Kurylenko als stumme Kampf-Maschine, die ihre Feinde noch in der Hölle heimsuchen wird. Dass meine Bewertung hier kein Meisterwerk vermuten lässt, soll nicht heißen, dass "Centurion" nur besseres B-Movie-Entertainment darstellt. Der Film ist mehr als solide, äußerst unterhaltsam. Ein ruppiger kleiner Schlächter-und-Schlachten-Perle, wenngleich auch nicht mega-spannend und relativ über- und durchschaubar. Selbst dann, als sich gar große Gefühle ins Geschehen schleichen. Hier könnte ich Rumnörgeln, dass Marshall, im Thema etwas artverwandten, "The Descent" mehr Thrill und etwas interessantere Charaktere einstreute und dirigierte. Da ging der Schrecken natürlich auch von etwas unerklärlichem aus. Bei den blutdürstigen Pikten wissen wir ja, dass sie menschlich sind. Ja ja, ich könnte etwas nörgeln. Will aber auch nicht sonderlich. "Centurion" ist ein harter Film, der den Feingeist und Gewalt-Verzicht mit einem Arschtritt aus dem Haus wirft und, abgesehen von "Valhalla Rising", einen der besten blutigen Ausflüge ins Geschichtsbuch darstellt. Das Kriegsbeil wird nicht neu erfunden, aber souverän geschwungen. Das weiß man schließlich, was man kriegt.
Oh yeah, ein Quasi-Remake von "Die Kaktusblüte". Mal wieder was neues. Doch halt, haltet die Ironie zurück. Wir reden hier von einem Adam Sandler-Film. Und damit beginnt die Katastrophe. Ein Adam Sandler-Film begnügt sich, schon der Logik halber, nicht mit einer Neu-Interpretation eines bewährten Stoffes. Er stürzt sich auf den Stoff, zerrt an allen Ecken und pumpt ihn gnadenlos mit neuen Ideen voll. Natürlich nicht immer tollen oder notwendigen Ideen. Überhaupt, die Geschichte vom flunkernden Beauty-Doc, der eigentlich eine baldige Ex-Frau benötigt und mit der Zeit merkt, dass er seine Sprechstundenhilfe doch ganz scharf findet - ist reichlich flach. Selbstverständlich vorhersehbar, aber wo andere Filme die Komponente Herz und Charme ins Spiel bringen, begnügt sich "Meine Erfundene Frau" mit allerlei nervigen Dreingaben. Wie Cousin Eddie, der einem als falscher Dolph Lundgren richtig auf den Sack geht und immer zu Blödsinn über Schafe labert. Blöd nur, dass ausgerechnet die Hauptattraktion Adam Sandler hier eher blas bleibt und sich nicht viel anstrengt.
Auch, dass der Film quasi nur ein Hawaii-Urlaubsspot darstellt, trägt nicht unbedingt zur Ermunterung bei. Wenn überhaupt, gehen die Verdienste des Films aufs Konto der Frauenriege. Jennifer Aniston bringt das ganze durch ihr doppeltes "Spiel" und ihre lockeren Hang zum Sexysein erst richtig in Gang. Und ausgerechnet Nicole Kidman absolviert hier einen tollen Cameo als eingebildete Märchen-Prinzessin mit hohem Zicken-Faktor. Hätte sie gar nicht machen müssen, aber sie macht es mit einem strahlendem (falschen) Lächeln im Gesicht. Und sonst, bleibt leider nicht viel übrig, was diesen Film auf lange Sicht in unserer Erinnerung haften ließe. Selbst wenn es eine der besseren Sandler-Komödie darstellt, was heißt das schon?
Unwitzige Komödien gibt es ja zur Genüge. Wie schade, dass sich "Dickste Freunde" da ausgerechnet mit einem eigentlich gutem Regisseur, eigentlich guten bis ganz guten Darstellern, in dieses gesichtslose Heer einreihen muss. Aber seien wir mal ehrlich: Du hast einen besten Kumpel, bist mit seiner Frau befreundet und erwischt die dann beim Fremdknattern und willst und musst vor ihm erstmal die Klappe halten? - Wäre dies ein Story-Element bei einer Sitcom wie "Friends", hätte es da vielleicht auch auf zwei Folgen verteilt werden können. Weil solche Serien von mehreren Figuren leben und da eben noch etwas anderes passiert. Wenn wir jetzt aber einen langen Film diese Idee auf zwei Freunde breitgelatscht erleben müssen, heißt es schon zwangsläufig gute Nacht. Liegt vielleicht aber auch daran, dass Kevin James und Vince Vaughn - trotz okayer Chemie keine Glanzlichter der Comedy vom Stapel lassen -, und Winona Ryder und Jennifer Connelly als Film-Ehefrauen leider ungenutzte Rand-Elemente bleiben. Und, na ja, weil Ron Howard als Filme-Macher eigentlich sonst gutes Gespür für Stoff und Machart besitzt. Nur eben bei diesem leider mühseligen "Vergnügen" nicht. Deshalb fällt das filmgewordene "The Dilemma" (O-Titel) gegenüber immer noch wunderbaren Leistungen wie "Apollo 13" oder "A Beautiful Mind" gnadenlos ab. Aber auch rein als Komödie betrachtet, ist dieser Film nur verschwendete Lebenszeit. Lieber stattdessen drei Folgen deiner Lieblings-Sitcom gucken.
Ein guter Freund von mir meinte über "Super 8": "Erinnert mich an "Die Goonies", ist aber weder als Erwachsenen- noch als Kinder-Film richtig rund."
Nach Begutachtung des Films muss ich sagen, stimmt - teilweise. Ob "Super 8" ein Klassiker wie "Die Goonies" werden kann, muss die Zeit entscheiden. Im Moment lasse ich in dieser Hinsicht noch etwas Vorsicht walten. Was aber keineswegs bedeutet, dass es sich hier um einen ziemlich schlechten oder sehr misslungenen Film handelt.
J.J. Abrams feiert seine eigene Vision der Nostalgie und versetzt uns zurück ins Jahr 1979. Im harmlosen Kleinstadtnest Lillian dreht eine kleine Gruppe filmvernarrter Kids einen Zombie-Streifen. Für Joe, den Make-Up-Mastermind des Unternehmens, soll die Arbeit vor allem Ablenkung vom schmerzlichen Verlust seiner Mutter bringen. Beim nächtlichen Guerilla-Dreh an der alten Bahn-Station wollen unsere Nachwuchsfilmer eigentlich nur höchstrealistisch einen vorbeifahrenden Zug einfangen. Da stürmt ein Wagen die Gleise und bringt die tonnenschweren Wagons zum (spektakulären) Entgleisen. So weit so krass, bildet dieser Crash aber nur den Auftakt. Im, natürlich ultrageheimen, Zug befand sich nämlich eine ganz besondere Fracht und die kann so endlich aus ihrer Gefangenschaft fliehen. Pech, dass das ausgerechnet in Lillian passieren muss ...
Okay, so betrachtet klingt "Super 8" eher nach "Super B". Doch da gibt es noch eine Garantie dafür, dass wir hier nicht einen nur aufgeblasenen Schwachsinn kredenzt bekommen: Steven Spielberg. Der Meister produziert ja eigentlich nur, doch seine Präsenz ist in verdammt vielen Details quasi omnipräsent. Die mysteriösen Ereignisse in einer Kleinstadt, das Auftauchen des Militärs, die Kinder als Helden, den keiner anfangs so recht glauben schenken will oder kann ... Hier schreit natürlich alles nach "E.T. schickt seinen bösen Bruder, um die unheimliche Begegnung der dritten Art in einen Horror-Schocker zu verwandeln", nur wesentlich besser und einfühlsamer, als die Formel vermuten lassen mag. Tatsächlich widerspreche ich meinem Freund, "Super 8" ist schon eher ein Erwachsenen-Spektakel, durch Kinder-Augen erzählt. Ob da jetzt das Drama, um den Unfall-Tod von Joe's Mutter, jetzt jedem gleich gefallen wird - es ist sorgt definitiv für einige der tiefgründigeren Kino-Momente der letzten Jahre. Selbst wenn Spielberg in "E.T." die Kinder-Perspektive etwas intensiver auskostete - man denke nur an die bedrohlichen Erwachsenen, deren Köpfe anfangs komplett abgeschnitten wurden. J.J. Abrams leistet hier wahrhaft gute, ansehnliche Arbeit. Nein, ich werde jetzt nicht zum Jünger oder meine plötzlich, der Mann könne sich jetzt auch ruhig an Klassikern der Welt-Literatur versuchen. Sagen wir doch einfach, als Regisseur stellt er hier, ab und zu, das Fan-Sein und die Lust auf Effekt-Protzerei hinter die Figuren. Die werden übrigens von einer kleinen Garde wirklich toller Nachwuchs-Darsteller gespielt. Was mich sogar so weit denken lässt, dass die gezeigte Story nicht unbedingt neuartig ist. Aber in erster Linie, durch die Figuren vermittelt wird. Und sei es nur zu Beginn. Natürlich erreicht "Super 8", spätestens zum Finale, ein Stadium, bei dem sich kleinere bis mittelgroße Löcher im Gefüge ausmachen lassen. Da kracht es dann an vielen Ecken, wird gruselig und etwas brutal - und trotzdem stellen sich über den vermeintlich außerirdischen Verursacher des Trubels eher elementare Fragen. Warum sollte ein menschenfressendes Ungetüm, mit telepathischen Fähigkeiten, im letzten Augenblick plötzlich doch noch Mitleid für sich entdecken? Wo er doch ziemlich motiviert scheint, keine Gnade mit nichts und niemand zu kennen? An anderer Stelle frage ich mich dann auch, warum Menschen mit derart wichtigem Geheimwissen aus dem Staatsdienst scheiden können und High School-Lehrer werden? Okay, es gibt also doch einige Punkte, an denen "Super 8" zwangsläufig scheitern muss. Inhaltlich, damit wir uns nicht falsch verstehen.
Optisch jedenfalls fährt der Film eine angenehm nostalgische Schiene. Nicht nur die Ausstattung, auch kleine, feine Details wie die "Belichtung" vermitteln den Eindruck, als sei "Super 8" wirklich Ende der 1970er entstanden. Und dann bleiben da noch die ganzen Zitate, die sich vor allem in der Einrichtung der Kinderzimmer unserer Helden finden. Star Trek-Bilder und Film-Poster an der Wand. Der Universal-Monster-Bausatz und natürlich der Name des Chemie-Konzerns, um den es im Amateur-Film der Kids geht. Das ist zur Abwechslung keine Geekerei mit dem Holzhammer und nervigem Zitat-Raten. Genau so wie "Super 8" tatsächlich kein ganz dummes wie stumpfes Zelebrieren der eingefahrenen Blockbuster-Machart darstellt. Ob das jetzt echt selbstständige Elemente oder nur gut zusammengeklaubt wurde, kann jeder für sich selbst ausmachen. Ich für meinen Teil sehe in "Super 8" aber doch sehr gute Unterhaltung der gar nicht blöden Art.
Und so wandert der erhabene Tolkien wieder in die Hände, die ihn wohl am besten auf die Leinwand bringen können. Peter Jackson nimmt sich mit ungebrochenem Eifer des Fantasy-Meisters an und erweckt mit "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise", die Vorgeschichte zum Giganten "Herr Der Ringe", zum Leben. Nichts dagegen einzuwenden, obwohl sich hier schon einige grundsätzliche Zweifel einschleichen. Zwar bestand auch damals, vor über zehn Jahren (!!!), Skepsis über das Gelingen der Adaption, beim "Hobbit" haben aber auch wir Zuschauer an Erfahrung gewonnen. Wir sehen in Jackson's "Ringe"-Triumph einen der bedeutsamsten Genre-Vertreter überhaupt. Lieben die Figuren, staunen immer noch über das Gros der Effekte ... Und kriegen dennoch einen weiteren 3D-Film offeriert, der abermals eine Trilogie ergeben soll, die ursprünglich keine ist. Ich persönlich habe "Der Hobbit" noch nicht zu Ende gelesen, weshalb ich gerade deswegen finde, dass eine Einzel-Benotung hier etwas schwer fällt. Die Geschichte ist hier noch lange nicht zu Ende erzählt. Ich mag mich dieses Mal nicht so leicht aus dem Fenster hängen und gleich die Geburt einer neuen epochalen Saga verkünden. Peter Jackson zieht den Stoff etwas in die Länge und liefert dennoch, ausstattungstechnisch, perfektes Kino ab. Die Hobbits und Zwerge sehen klasse aus und spätestens am Ende dieses Kapitels haben wir sie in Herz geschlossen. Bei den Effekten gibt sich Jackson gönnerhaft und erweckt Mittelerde glaubhaft zum Leben. Seine Vision von 3D ist dabei sehr klar und detailreich, zuweilen rutschte es bei mir ab - einige Bildstellen waren dann doch unscharf. Sprengt aber auch nicht den Standard des schon gesehenen. Und auch deswegen kann ich nicht so recht sagen, dass die unerwartete Reise des Bilbo Beutlin sofort, auf der Stelle, den selben Grad der Begeisterung hervorruft. Es ist noch etwas zu früh. Was dann bleibt, ist dennoch ein sehr guter Fantasy-Film mit viel Liebe zum Detail und zur Glaubwürdigkeit der Illusion. So gesehen hat mich Peter Jackson nicht enttäuscht, wie sollte er auch?
Eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte als Bühne für einen launigen Spaghetti-Western? Darf Kino das? Ich finde, wie schon bei "Inglorious Basterds", für mich die Antwort: JA, Kino darf das. Wenn es richtig gehandhabt wird. Mit "Django Unchained" erfüllt sich Quentin Tarantino nicht nur einen alten Kindheitswunsch, er verkauft glasierte Äpfel mit Rasierklingen. Und bringt sie, Varieté-mäßig, mit viel Tamtam an den Mann und die Frau. Ein Schwarzer Sklave wird von einem Deutschen, der vom Zahnarzt auf Kopfgeld-Jäger umgeschult hat, befreit und bringt flüchtige Verbrecher zur Strecke? Wir können gar nicht anders, als uns auf diesen Ritt einzulassen. So surreal erscheint die Grund-Idee, und umso bitterer natürlich die Note (sprich: Rasierklinge), auf die man beim Reinbeißen immer wieder stößt.
Mit der Leichtigkeit und Coolness, die Django hier an den Tag legt, und sich bei ehemaligen Peinigern und den Teufeln stellt, die seine holde Maid gefangen halten, wäre ein realer Zeitgenosse damals nie so weit gekommen. Man möge mir die, eigentlich unmögliche, Untertreibung an dieser Stelle verzeihen. Auch weil ich selbst Leute kenne, die sich, angesichts solcher Tatsachen-Verdrehung, erschüttert bis verständnislos zeigen, kann ich Tarantino nur sagen: Well done. Seinem Publikum die Last der eigenen Geschichte um die Ohren zu hauen, und sie gleichzeitig dabei zu unterhalten - so etwas will gekonnt sein. Und in dieser Disziplin ist Mr. Tarantino mittlerweile zum Meister gereift.
"Django Unchained" konfrontiert uns Zuschauer vielleicht mit einer nicht ganz ausreichenden Version des damaligen Rassismus. Andererseits kann hier natürlich auch nur an die Grenzen des Zelluloid verwiesen werden. Papier mag geduldig, Zuschauer sind es nicht unbedingt. Weshalb die filmische Aufarbeitung von menschenverachtenden politischen und sozialen Zuständen, genau wie gesellschaftlicher Entwürfe und Konzepte, sich auch in Zukunft schwierig gestalten wird. "Django Unchained" erreicht beinahe eine Laufzeit von drei Stunden und schon im Vorfeld machte Quentin Tarantino klar, dass er dem wirklichen Leiden nie gerecht werden könnte. Aber er verwöhnt oder gar schont uns nicht. Weshalb wir auch bei diesem, nur scheinbar, leichtfüssigen Spiel mit Western-Rhetorik und Helden-Glanz, am Ende mehr als genug Denkansatz dafür haben werden, was Sklaverei eigentlich bedeutet. Hier werden Menschen als minderwertig abgestempelt. Qualifiziert genug für niedere Arbeiten, sollen sich schließlich, zum Zeitvertreib der weißen Herren, gegenseitig Tot-Prügeln oder werden gar, im schlimmsten Fall, von Hunden zerfleischt.
Wer will da behaupten, "Django Unchained" sei eine Trivialisierung oder eine Verhöhnung? Okay, wer das so empfindet, wird wahrscheinlich auf Lebzeiten kein Tarantino-Fan mehr. Und wird sich auch nicht für ähnlich geartete Filme begeistern können. Wenn ich da nur anmerken dürfte, dass höchstens eine Seite hier vereinfacht dargestellt wird. Die der Sklavenhalter. Mit großem Genuss zieht der Film Ultra-Rassisten wie den KKK durch den Kakao. Stellt sie als ländliche Idioten und Chaoten dar, die nichtmal für vernünftige Kutten sorgen können. Und ich bleibe dabei, so wie die Nazis in "Inglorious Basterds", verdienen es diese Leute, einmal derart abgewatscht zu werden.
Krönung des ganzen ist Leonardo DiCaprios erdbebengleiches Spiel als Plantagen-Besitzer Calvin J. Candie. Mit Verve gibt DiCaprio nicht nur einen echten Leinwand-Bösewicht, dem man gleichsam verachtet und doch irgendwie an den Lippen hängt. Candie ist ein ruchloses Schwein, der personifizierte weiße Teufel der Sklaverei - und doch auch ein Schwätzer, der Weltmännischkeit vorspielt und doch selten über seinen Bundesstaat herausgekommen ist. Kein Wunder, dass "Django Unchained" damit seinen wohl größten Streitpunkt vorbereitet, einen heimlichen Kollaborateur. Samuel L. Jackson übernimmt diese Rolle, gibt den keineswegs harmlosen und nur kauzigen Hausdiener, der für seinen Herrn eine weitaus wichtigere Position einnimmt. Auch dafür spende ich Tarantino großes Lob. Er kalkuliert auch hier richtig. Jongliert im gewissen Maße mit der Rollen-Verteilung von Master and Servant. Ich verstehe das weniger als eine missglückte Provokation, mehr ein Gedankenspiel (ob zwingend oder dringend, sei dahingestellt), das eben auch mit eingefahrenen Klischees und Verantwortungs- und Schuldzuweisung spielt.
Denn selbst wenn "Django Unchained" ein weißer Film über einen Farbigen ist, der Rache an seinen Peinigern üben darf. Ich sehe ihn ignorantes Ausschlachten echten Leids. Vielleicht bin ich auch zu sehr eingenommen von der fixen Idee, dies sei endlich mal ein Film, der sich nicht allein ethisch und moralisch mit der Aufarbeitung eines Verbrechens wie der Sklaverei beschäftigt. Der abgeht und lostritt, und nicht ellenlang über die richtigen Worte und Argument nachdenkt. Ja genau, ein aufgeblasener, teurer Film, der sich so erfrischend respektlos und frei verhält wie seine Vorläufer des Black Cinema. Ein Schwarzer, der miese weiße Ärsche, auch den des Regisseurs, kicken darf.
Im Grunde könnte ich es auch so ausdrücken: "Django Unchained" ist ein mehr als ordentlicher Tarantino, vielleicht nicht sein bester und bahnbrechendster. Aber wem will er noch was beweisen? Die Mischung stimmt. Coole Musik - wie immer. Jamie Foxx haut mich richtig um, er ist wie geschaffen für die Rolle. Christoph Waltz hat sich seine Oscar-Nominierung verdient. DiCaprio und Jackson geben ein wahnsinniges Bad Guy-Paar ab. Geile Zitate und Hommagen, wie Franco Neros Auftritt - der nur so hätte stattfinden können. Oder der Shootout auf Candyland, der John Woo alle Ehre macht. Was will man also mehr. Ob "Django Unchained" nun ein simpler Film ist, um den viel Gerede gemacht wird oder ein hintersinniges Vergnügen, hinter dem sich etwas mehr "Botschaft" und Gehalt verbirgt - das noch junge Kinojahr hätte durchaus langweiliger starten können.
All das Lob, all der Kritiker-Jubel ... und das bei einem Film, der im unwirtlichen Mikrokosmos des vergessenen Amerikas spielt. Im Dreck, auf Anwesen, die Müllhalden gleichen. Dort, im ländlichen Hinterland Amerikas, ist "Messie" kein versnobter Krankheitsbegriff verwöhnter Großstädter. Sammeln und Durchwühlen ist hier eine Überlebenshilfe und die einzige Alternative zur geringen staatlichen Stütze. In diesem Milieu spielt "Winter's Bone" und ehrlich, dieser Film haut einen um. Zwischen abseitig ländlichem Thriller und Existenz-Drama siedelt die Geschichte von Ree Dolly an. Ree schmeißt die elterliche Ranch im Alleingang, erzieht ihre beiden Geschwister, weil Daddy wiedermal untergetaucht ist und Mom mehr oder minder katatonisch dahinvegetiert. Als der Sheriff auftaucht und Ree darüber informiert, dass ihr Vater lieber seinen Gerichtstermin wahrnehmen sollte, beginnt "Winter's Bone" mit einer Spirale von Ereignissen, die Ree in den Sog der Familien-Geschäfte, Korruption und einfachen, wie brutalen Ehren-Kodexen führen wird. Denn ihr Vater hat die Ranch als Sicherheit für seine Kaution verpfändet und gibt es kein Lebenszeichen, verliert Ree alles. Aber wo kann sie suchen? Schließlich hat niemanden etwas von ihrem Vater gehört, noch will niemand etwas sagen. Ihr sinister wirkender Onkel nicht, noch eines der weitläufig reichenden Familien-Mitglieder oder Bekanntschaften. Denn die verhalten sich teilweise so wenig einladend wie die Schauplätze von "Winter's Bone". Die nicht mal Volljährige Ree versucht sich einen Weg zu bahnen, durch einen kühlen, tristen und undurchsichtigen Dickicht, in dem Menschen sich notfalls so rabiat verhalten wie Tiere. Neben der überzeugenden Leistung von Jennifer Lawrence ein weiterer Grund, diesen Film zu loben: "Winter's Bone" wurde in wenig Drehzeit an Original-Schauplätzen gedreht. Und die vermitteln, auch mit einiger Drapierung, ein gutes Gespür für diesen Stoff, der sich irgendwo im Nirgendwo abspielt. Und doch einen absolut aufrüttelnden Kampf ums eigene und familiäre Überleben schildert. "Winter's Bone" erinnert in dieser Hinsicht weniger an eine Detektiv-Geschichte im versifften Milieu, als viel mehr an einen Western, bei dem Kugeln Recht sprechen, und jede Begegnung schnell die letzte sein könnte. Dabei ist dieser Film auch handwerklich zuweilen karg, spartanisch. Was nicht jedem sofort schmecken dürfte, denn immerhin zeigen sich hier keine ach so liebenswerte Figuren, die am Konflikt wachsen und sich entfalten dürfen. Andererseits ist ihr Leben auch nicht mit Sonne, Strand und Sorglosigkeit gekennzeichnet. Wer sich einen wahrhaft andersartigen Thriller gönnen will, sollte sich "Winter's Bone" auf die Merkliste setzen.
Es klingt wie die Grundidee eines bildgewaltigen, Multi-Millionen-Dollar-schweren Science Fiction-Films: Forscher entdecken am Firmament einen neuen Planeten, der unserer Erde verblüffend ähnlich sieht. Wer jetzt befürchtet, diese faszinierende Idee würde durch drohende Worte wie "A Jerry Bruckheimer Production", gleich mit Pauken und Trompeten niedergetrampelt, der darf sich entspannen. "Another Earth" ist keiner der üblichen, rumpelnden Popcorn-Kino-Boliden. Viel mehr überrascht dieser, extrem günstig produzierte Film, mit der gerne vernachlässigten Paarung von Verstand und Herz. Wendet sich weniger verkopften wissenschaftlichen Fakten als menschlichem Drama zu. So lernen wir umgehend die äußerst kluge Rhoda kennen. Sie ist 17 Jahre alt und lässt sich eines Abends, nach ihrer Studien-Zusage, etwas gehen. Angetrunken steigt sie ins Auto und vernimmt die Ankündigung aus dem Radio, dass ein leuchtender Planet zu sehen sei. Sie schweift, während der Fahrt, von der Fahrbahn ab und blickt nach oben ... Minuten später kracht sie ins Auto des Komponisten John und tötet seine Familie. Rhodas Leben ändert sich radikal. Vier Jahre lang sitzt im Gefängnis. Vier Jahre, in denen sich auch unsere Welt etwas auf den Kopf gestellt hat. Am Himmel thront nun neben Sonne und Mond eine riesige zweite Erde. Ein Spiegelbild, zu dem Wissenschaftler nun Kontakt aufnehmen und sogar Expeditionen starten wollen. Rhoda will davon anfangs aber nichts wissen. Sie isoliert sich von ihrem früheren Leben, von ihrer Familie und leistet, auf beinahe biblische Art und Weise, Buße. Mit Blut und Schweiß will sie wieder gutmachen, putzt Klos und Flure einer Schule. Und sucht als vermeintliche Putzhilfe auch die Nähe von John, der nach langem Koma ebenfalls mit den Scherben seiner Existenz hadert.
Im Kern präsentiert sich "Another Earth" als leises, und gerade deswegen, bedrückendes Schuld und Sühne Drama. Es ist ein Film, dessen Budget bei lächerlichen 200,000 Dollar lag, damit würden wir in Hollywood wohl niemanden aus dem Bett locken können. Gerade das macht aber den feinen Unterschied aus. "Another Earth" bietet durchkomponierte und arrangierte Bilder, kleine große Gesten - ist aber weit entfernt von der Schwere seiner Brüder des Teutonen-Kinos. Da mag die Qualität der Post Production nicht immer mit gewohnten Standards mithalten. Und es ist dennoch jedes Mal faszinierend, wie die andere Erde bei Tag und Nacht über dem irdischen Treiben schwebt. Weil eben keine mittel- bis großen Studios diesen Stoff verwursteten, bleibt der Fokus exakt, dicht und überzeugend. Mir fällt da der Vergleich zwischen Mainstream-Ballladen-Pop-Song und Indie-Bands ein. "Another Earth" verhält sich zum üblichen emotionalen Kino wie ein überfrachteter Streicher-Schmachtfetzen mit Rührseligkeits-Appell zu einer intimen Radiohead-Platte. Produktionstechnisch mag diese Low Budget-Perle zuerst nicht viel anders aussehen, als der Amateur-Porno deines Cousins, den selbst das alte Bahnhofskino abgelehnt hat. Inhaltlich und optisch ist "Another Earth" aber in der oberen Liga anzusiedeln. Regisseur Mike Cahill gelingt hier ein überraschender Film. Überraschend auch die Präsenz von Hauptdarstellerin Brit Marling, die mit Cahill Drehbuch und Finanzierung übernahm. Wenn die Kamera ihre monotonen Putz-Arbeiten, das ständige Herumfahren im Regionalzug oder die stillen Momente der Abgeschiedenheit auf dem elterlichen Dachboden einfängt, überzeugt Marling nicht durch die große facettenreiche Mimik, sondern durch ihre glaubhafte Ausstrahlung. Das wir mit Rhoda mitfühlen und Anteil nehmen können, wie sie es nicht schafft, an ihr "altes" Leben anknüpfen zu können - das sind wundervolle Momente, wenn auch keine unbeschwerten. Und von ihrer wachsenden Beziehung zu John, der nicht weiß, wer Rhoda wirklich ist, will ich hier gar nicht anfangen. Das sollte jeder ruhig für sich selbst genießen. Wenn ich jetzt behaupte, "Another Earth" sei ein kleiner großer Film, dann ist das noch untertrieben.
Was hat er sich gewunden, was hat er Zeter und Mordio geschrien? Als Film hat mich "Killer Joe" schon interessiert, weit bevor ich überhaupt wusste, worum es darin geht. Denn William Friedkin ließ, wie kein Zweiter, mächtig Dampf ab, als die Zensur-Behörden mögliche Eingriffe in sein Werk androhten. Ist ja auch eine unterhaltsame Form der Publicity. Gerade dann, wenn ein Film so minimal budgetiert und released wird, dass er eigentlich glatt untergehen müsste. Und wie schon bei "Bug", Friedkin's Quasi-Auferstehung und Ruf-Revitalisierung, ist "Killer Joe" ein echt zwiespältiges "Vergnügen" - kein in Watten gepacktes Ansehen, kein politisch korrektes Indie-Filmchen. Bei "Killer Joe" gibt es statt Seife und Bleiche beinahe jede Form von Schmutz, Abschaum. Blut, Intrigen und sogar nackte Schwänze. Also schön im Dreck wälzen bitte, wir stapeln tief. Und werden von William Friedkin's Stiefel mit dem Gesicht in die Jauche-Grube einer texanischen Trailer Trash-Familie gedrückt. Genau genommen eine Patchwork-Familie, bei der ein nichtsnutziger Dealer-Sohn lieber zum saudummen Vater und dessen neuen, dauergeilen Braut flüchtet. Die Mama ist nämlich unerträglich und so würde es allen Beteiligten sehr gelegen kommen, wenn Mum vorzeitig ins Grab beißt. Von wegen Lebensversicherung und so. Für den Job gibt es auch schon den scheinbar besten Mann: Killer Joe, der tagsüber Detective ist und sich blutig was dazu verdient. Aber Killer Joe hat seinen Preis, und mit Geld kann die mordlüsterne Sippe nicht so recht dienen.
Jepp, ganz tief im Dreck spielt dieser Film. Wie schon bei "Bug", greift Réalisateur Friedkin auf ein Stück des Autors Tracey Letts zurück. Und so ist auch "Killer Joe" äußerst reduziert, spielt sich vieles in und knapp um den Trailer der "Familie" Smith ab. Eine abgefuckte Sippe, die ihre Bezeichnung eigentlich nicht verdient. Hier ist keiner unschuldig, herzensrein oder besonders gutmütig. "Killer Joe" gibt sich ganz dem moralischen Morast hin. Die Typen sind hochgradig verschlagen, haben 'ne Klatsche und ein, zwei perverse Adern. Werden uns von Friedkin aber auch weniger näher gebracht als sonst. Klingt etwas komisch, ich versuch es mal auszudrücken: "Killer Joe" legt das Vergrößerungsglas an, wahrt im Gegensatz zur beinahe minutiösen Charakterzeichnung in "French Connection" oder "Der Exorzist", eine spürbare Distanz. Als wären die Figuren getreu dem Motto "Schmutz bleibt Schmutz" entworfen und das ganze eher ein hinterlistiges Spielfeld für das Strapazieren der Zuschauer-Nerven. Für alle, die sich bei ungezwungenem Rum-Huren, Kinder-an-Freier-Vermitteln und brutalem Fresse-Polieren, eher abwenden möchten, ist es definitiv ein schön fieser Gedulds-Test. Zur Krönung garniert mit dem vielleicht widerlichsten Blowjob der jüngsten Kino-Geschichte. Ich habe jedenfalls keine Lust mehr auf KFC, bäh. Und das allerschönste: In "Killer Joe" verabschiedet sich ein Matthew McConaughey mal so richtig vom Sunnyboy-Image, dem ganzen Rom-Com-Prototypen mit strahlendem Lächeln und gebräuntem Sixpack. Killer Joe ist höchstens ein Teufel mit Engels-Gesicht. Während die restliche Besetzung mit Emile Hirsch, Thomas Haden Church und Gina Gershon, als Abschaum-Familie eher zu einer homogenen Masse vermengt, brilliert McConaughey geradezu. Die wohl erste, wirklich abgründig fiese Rolle seit dem "Texas Chainsaw Massacre '94", steht ihm erstaunlich gut. Mit diabolischem Eifer jagt der böse McConaughey dem guten McConaughey den Dreizack in den Bauch. Lässt sich so richtig gehen, weil Killer Joe kaltblütig, abartig und stellenweise schön unberechenbar ist. Das ist nicht nur ein Schweinehund, sondern ein Monstrum vor dem Herrn. Genau die Art von Monstrum, die einen solchen Film trägt. Das macht auch beinahe vergessen, dass "Killer Joe" nicht in allen Belangen der Königsklasse vergangener Friedkin-Filme gerecht werden kann. Die Geschichte ist nicht so ganz überraschend und klug konstruiert - ja fast sogar schon straight, - lebt aber auch vom wundervollem Jauche-Teint. Sehr fahrlässig sind die Mängel der Gewalt-Choreografie, in anderen Filmen wird deutlich kunstvoller Blut vergossen. Aber hey, wer sich den Abend mit richtig fiesen Stoffen vertreiben will, liegt bei "Killer Joe" schon ganz richtig. Es hätte auch schicker aussehen können. Keine Frage. Vermutlich wäre "Killer Joe" dann aber auch weitaus mehr auf "massenkompatibel" und "gut zu Verkaufen" getrimmt worden. Schön, dass sich gute Darsteller nicht nur mit anspruchsvollen, kleinen feinen Autoren-Filmen Ablenkung von ihren Mainstream-Verpflichtungen gönnen. Ist das Getue um "Killer Joe" letztlich gerechtfertigt? Ja und nein, wie bei einem guten William Friedkin eben durchaus üblich.
Ich glaub, ich hab hab n'en Knall von diesem Film davongetragen ... Bedrohlich tief kreisen Helikopter über einem einsamen Wüsten-Motel. CIA-Agenten dringen in dein Hirn ein. Die Riesen-Käfer-Mutter schickt ihre fleißigen Arbeiter los, damit sie dich von Innen auffressen. Oder ist das alles nur ein lebendiger Fiebertraum, der entfesselte Wahnsinn eines Junkie-Pärchens, das im Mahlstrom hockt und sich mit Verschwörungstheorien, Selbst-Verstümmelung und Abschottung dahinrafft? - Nee, "Bug" ist nicht das, was andere Regisseure für gewöhnlich als gefeierte Rückkehr zu alter Form vorlegen. Kein einfaches Werk, das einhellig aufgenommen und beklatscht werden darf. Aber William Friedkin ist auch nicht jeder andere Filmemacher. Er hat den damaligen Mainstream zu Beginn der 1970er Jahre mit aufgerüttelt, weil er interessante Stoffe interessant umsetzte. Was so mancher hochnäsiger Konsument oder Kritiker als schludrige bis schlampige Machart verdammte, überzeugte andere umso mehr. Weil Friedkin, wie die Figuren seiner besten Filme, ganz tief eintaucht. Mit der Kamera kleben bleibt, wenn er oder sie in manisches Handeln verfällt und jedwede Warnung ignoriert. Und auch abseits der Leinwand spiegelt sich diese Haltung bei William Friedkin wieder. Wie viele Regisseure gibt es denn noch, die, im High Definition-Zeitalter, Studios und Zuschauer mit erhöhtem Film-Korn auf einer Blu Ray, in den Wahnsinn treiben würden? Mit diesem Gedanken im Hinterkopf erscheint es gleich viel sinniger, dass "Bug" kein Film der brieten Akzeptanz geworden ist. Kein altersweiser, gefälliger Garant für Preis-Verleihungen und besonders Verleih-freundlich. Im Gegenteil, nach vielen Jahren in der Versenkung, oder besser gesagt: wenig wahrgenommenen Projekten, stürzt sich Friedkin fast besessen auf die Besessenheit. Kein Wunder, dass es den einen gefallen wird/kann und andere kritisch kotzen und mosern. Wie schon gesagt, ein Film des Konsens ist "Bug" eben nicht. Das beginnt schon damit, dass es welche gibt, die sagen werden: Aber mikkean? In "Bug" geht es gar nicht um Drogen, ist Junkie da nicht der falsche Begriff? Yeah, stimmt. Es gibt aber noch mehr, von dem Suchtgefahr ausgeht. Wahnsinn zum Beispiel oder Paranoia. Davon handelt "Bug", zum einen. Weil Ashley Judd, die kaum wieder zu erkennen ist, hier als Gestrandete im Wüstenkaff, sich hier alsbald einem eindeutig Verrückten an den Hals wirft. Weil Teilzeit-Lesbisch-Sein und Bar-Bedienung keinen Lebensinhalt bieten. Vor allem, wenn man selbst sein eigenes Trauma zu betäuben versucht. Oder in Angst vor dem brutalen Ex-Mann lebt. Krass bis unverständlich wirkt es da, wenn ausgerechnet der vermeintliche Ritter in schimmernder Rüstung selber an der Madness-Batterie geleckt hat. Michael Shannon, gibt, elektrisierend durchgeknallt, das Yin zum Yang der Judd. Und Friedkin entfaltet den gemeinsamen Abstieg in den Abgrund als irres und wirres Kammerspiel. Wechselt sehr spartanisch das Setting, das von der Enge eines Motel-Zimmers dominiert wird. Was aber auch sinnig erscheint, denn mit "Bug" nimmt sich Friedkin ein Stück des Autors Tracy Letts vor. Kaum verwunderlich also, dass der Off-Broadway sich nicht als Glamour-Kino präsentiert. Würde ja auch gar nicht passen. Das hier ist reduziert, nutzt weniger Effekte als vielleicht erwartet. Zeigt weniger, als vielleicht erwartet. Und doch verkeilen sich die beiden Hauptfiguren von "Bug" in ihrer Zwangs-Vorstellung, von der Regierung Insekten transplantiert bekommen zu haben. Kleine fiese Käfer, die ihren Verstand zerstören und nun auch ihre Körper auflösen. Echt wirr, oder? Wäre ja auch weniger was für die großen Bühnen-Bretter. Und erst recht nicht Stoff für einen jeden überzeugenden Streifen. Einen Quasi-Klassiker, ein feines Charakter-Drama. Mit "Bug" führt William Friedkin wiedermal Krieg mit der Zuschauerschaft. Er spaltet die Gemüter, liefert nichts ab, was jeden sofort überzeugen dürfte. Und nichts, das richtig sinnvoll erscheint. Als wäre Wahnsinn etwas zum Kalkulieren und Kategorisieren. Dass ich den Film intensiv und morbide faszinierend finde, muss nicht von jedem verstanden werden. Keiner muss "Bug" lieben. Ich hab mich auch nicht darin verguckt. Aber ich wurde beim ersten Anschauen sofort reingerissen. Jedenfalls gut genug, um sich gleich noch eine Runde zu gönnen. Für einen derartigen Spalter muss ich dem alten Friedkin wirklich Respekt zollen.
Ja, es war irgendwie lustig. Hat ab und zu ordentlich gescheppert und manchmal konnte ich sogar vergessen, dass fehlende Handlung, Charisma oder filmische Erzähltechniken, einen nicht so ganz stören. Und trotzdem: "The Green Hornet" ist kein gutes bis fast gutes Protz-Modell für den alten Serial-Hero Green Hornet und seinen schlagkräftigen Sidekick Kato. Es ist weder doll selbst-ironisch, als vielmehr ziellos und aufgesetzt erheiternd. Seth Rogen pinselte sich die Rolle der dumpf-doofen Titelfigur selbst auf den Leib. Was natürlich gleich erklärt, warum "The Green Hornet" sich darauf beschränkt, einen Dödel mit Helden-Ambition, mit Holzhammer-Humor, vorzuführen und ansonsten viel Technik-Spielereien vorzuführen, die den guten alten Adam West-Batman Freuden-Tränen in die Augen treiben dürften. Doch Gimmicks allein reichen nun mal nicht für einen halbwegs verträglichen Film aus. "The Green Hornet" fehlt es an einer motivierten Geschichte oder so etwas wie einen würdigen Gegenspieler. Stattdessen darf sich Christoph Waltz, nach seinem verdienten Oscar-Gewinn, in seiner Russen-Gangster-Parodie etwas ausruhen. Was die Alarm-Glocken gleich noch mehr aufheulen lässt, denn von einem unbeholfenen Hampelmann, wie Rogen ihn gibt, kann ein Helden-Spektakel eben nicht leben. Auch nicht von einer völlig nutzlosen weiblichen Rand-Figur wie Cameron Diaz, die warum noch mal hier auftritt? Keine Ahnung. In wirklich positiver Erinnerung bleibt hier eigentlich nur Jay Chou alias Kato. Wer, so wie ich, eher peinlich berührt bis genervt,vom Fettnäpfchen-Baden des Seth Rogen reagiert, kann sich immerhin mit dem lässigen Auftritt des modernen Wunderkinds Kato ablenken. Tja, wenn nur "The Green Hornet" dann noch etwas mehr bieten würde: Mehr Handlung als Alibi. Mehr eigene Corporate Identity als heilloses Durcheinander in den Action-Sequenzen und dem Gesamt-Bild der Hornisse. Mehr was noch? Irgendwas halt, damit "The Green Hornet" nicht nur als aufgeblasene Kleine-Jungen-Phantasie hängenbleibt. Okay, für einen (Super-)Helden-Film war es einer der unbeschwertesten überhaupt, aber leider auch eher nervigsten. Und das traurigste daran ist immer noch der Name des Regisseurs. Ausgerechnet Michel Gondry, der Verspielteste der Verspielten, der Träumer und Bastler im Kinoland, fegt die selbstbemalten Spiel-Klötzchen vom Tisch und packt einen schnöden RV-Flitzer drauf. Keine Phantasie dieses Mal, dafür huldigt er dem reinsten Mainstream. Das kann noch nicht das Ende aller Tage sein, absolut nicht. Traurig stimmt nur, dass "The Green Hornet" irgendwie rein gar nichts vom Ruf Gondry's bietet. Keine eigenen Spielereien, keine Einfälle, die eben nur mit dem Namen Gondry assoziiert werden würden. Bei all dem aufgeregten Treiben im Film bleibt da die etwas enttäuschende Erkenntnis, dass dies letzten Endes wenig aufregend war.
Hm, ach. Besen Besen, ich bin's nicht gewesen. - Schon wieder Zauberer und Hokus Pokus, schon wieder der Versuch, dem großen "Harry Potter" etwas magischen Erfolg abzuluchsen? Wenn es an "Duell Der Magier" auch nur eine positive Überraschung gibt, dann vermutlich die, dass aus dem einen, ewigen auserwählten Kind im Handumdrehen ein schusseliger Teenie wird. Tatsächlich erweist sich Hollywoods Griff in den Zauberkasten dahingehend unterhaltsam, denn Jay Baruchel ("Zu Scharf Um Wahr Zu Sein") sorgt noch für die besten Momente des Films. Ist er doch kein allzu erwartungsfreudiger Zauber-Lehrling, den Nicolas Cage hier trainiert. Andererseits ist der Film leider auch nur ansatzweise parodistisch, über-lustig. Die sehr vorhersehbare und doch ziemlich uninteressante Geschichte, vom großen Kampf der verfeindeten Merlin-Schüler Balthazar und Maxim, folgt dem simpelsten Strick-Muster des Blockbuster-Malen-Nach-Zahlen. Da wird sehr wenig, sehr schnell erzählt, hagelt manch guten Effekt und viel Budenzauber, da sich die Magier ja auch waschechte Trick-Nummern um die Ohren hauen müssen. Wäre die ganze Story nur etwas ausgefeilter, würde sich Regisseur Jon Turteltaub mal entscheiden, ob er hier eine echte Geschichte oder nur eine Plattform für Magier-Witze entfalten will. Hätten sich solche elementaren Probleme klären lassen, dann würde auch Alfred Molina wesentlich beschäftigter durchs Geschehen laufen. Nur von ein paar wenigen Sprüchen kann ein Bösewicht einfach nicht leben. Ja wenn doch nur, dann wäre "The Sorcerer's Apprentice" vielleicht mehr geworden, als ein kleiner Zauber-Puff, der in unserer Hand kurz auflodert.