mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

  • 4 .5

    Es geht nicht, keine Ahnung warum. "Stichtag" ist einfach kein zweiter Volltreffer, weder für "Hangover"-Mastermind Todd Phillips, noch für seinen Star Zach Galifianakis. Ist es bei der Junggesellen-Truppe vor allem die geballte Chaos-Kraft von vier Typen, die aneinander und aufeinander geraten, bleibt hier einfach nicht so viel Krawall-Potenzial übrig. Faktisch klingt es schon annehmbar, Galifianakis, der trotzdem seine "Hangover"-Rolle irgendwie wiederholt, mit jemanden wie Robert Downey Jr. zusammenzubringen. In echt geht das leider oft nach hinten los. Denn "Stichtag" weiß nicht so recht wohin oder wann er so richtig die Sau rauslassen sollte. Wie gesagt, bei den "Hangover"-Filmen konnte ich noch kapitulieren, die Entgleisungen und das bodenlose Niveau genießen. Hier fühlte ich mich irgendwie so, als müsse ich die ganze Zeit auf die Erlaubnis dazu warten. Sprich: Es vergeht dann einige Zeit, bis endlich mal ein Kracher einschlägt und ich mich, leider kurzzeitig, kringeln darf. Natürlich gibt es Highlights, aber eben auch keine l-e-g-e-n-d-ä-r-e-n Szenen, die jetzt für die nächste Zeit das Maß aller turbulenten und urkomischen Klamotten definieren würden. Einen wesentlichen Grund sehe ich dafür schon in den Figuren selber, die bei Zach Galifianakis, einfach schon zu vertraut sind. Oder bei Robert Downey Jr. teilweise unterfordert bleiben. Wenn er als reservierter, aufgeräumter Kerl schließlich diesen kleinen Scheißer die Leviten liest, dann ist das schon lustig. Aber so eine richtige Ausflipp-Runde hätte ihm auch nicht geschadet. Was bleibt, ist das Gefühl, dass bei "Stichtag" sehr viele Gelegenheiten verschenkt wurden. Dass es hier eben keinen ganz so anarchisch lustigen Road Trip quer durch Amerika zu bestaunen gibt, wie ihn die Macher von "Hangover" eigentlich hätten aufziehen können. Was auch schon wieder schade ist, aber eine lose Handlung mit recht einfach durchschaubaren Typen und Witzen, muss ab einem bestimmten Punkt einfach absaufen.

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    • 6 .5

      Der letzte Beitrag vom filmischen Vermächtnis des Tony Scott. Eine echte Höllenfahrt, die den Kampf Mensch gegen Maschine auf rudimentäre Art und Weise verdichtet. Denn wie stoppt man einen tonnenschweren Zug, der ohne Lok-Führer durch die Lande rast? Auf Oscar-Qualitäten hat Scott ja größtenteils geschissen, ihm ging es immer um Unterhaltung und Machart. So betrachtet bildet "Unstoppable" einen absoluten würdigen, wenn auch frühzeitigen, Schluss-Punkt im Schaffen des Mannes, der doch tatsächlich jedes Mal Action-Entertainment bot wie eben kaum ein anderer. Wie so oft ist es an einem Average Joe-Typ (ja sogar zwei), hier über sich hinauszuwachsen. Und wie schon mehrmals davor, erweist sich Denzel Washington, als älterer der zwei Haupt-Figuren, als Ideal-Besetzung für diesen Job. Verlässlich gibt er den erfahrenen Durchschnitts-Arbeiter, der das nötige Quentchen Bodenhaftung als Kontrast zum Höllen-Spektakel bietet, das Tony Scott kompetent entfesselt. Interessant ist an "Unstoppable" vor allem, wie hier ein Action-Film ein Beinahe-Unglück im Zentrum steht, und keine Schießerei, aufgetürmte Sachschäden an Mensch und Umwelt. Das hier ist quasi eine endlose Verfolgungsjagd, eine, die wirklich mitreißt. Was gleichwohl fasziniert, denn eigentlich hätte das ganze auch als vermurkstes TV-Katastrophen-Filmchen mit Endlos-Blöd-Titel enden können. Aber fürs Gegenteil bürgt ja der Name Scott. Wie auch immer, "Unstoppable" bietet abermals einen sehr guten Washington, mit Jung-Kirk Chris Pine einen guten Co-Helden, sogar eine Prise Humor/Slapstick und eine große Portion gutgemachter Action. Mag sein, dass dies kein cineastischer Überflieger ist. Dass "Runaway Train", "Panik Im Tokyo-Express" oder "Speed" etwas packender und cleverer sind. Na und? Wenn es jemanden gibt/gab, der geradlinige Action derart protzend und schick über die Leinwand sausen lassen kann/konnte, dann war und ist es immer noch Tony Scott. Deine Filme werden uns noch lange unterhalten.

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      • 6

        Ja ist das denn die Möglichkeit, ein Film mit Katherine Heigl, den ich nicht so schlimm fand? Tja, es geschehen halt noch Zeichen und Wunder, aber bitte nicht vom Glauben abfallen. Ich hab meine Sinne noch beisammen und bin erst recht nicht zum Romantic-Freak mutiert. Nee, so richtig großartig empfand ich "So Spielt Das Leben" eher nicht, aber er ist doch ein wenig entfernt von den bemühten Standard-Klamotten, mit denen Frau Heigl sonst so krampfhaft versucht, auf den Spuren von Julia Roberts und Co. zu wandeln. Und so wenig ich mich nicht unbedingt um den Funkenflug zwischen Heigl und ihren Film-Partner Josh Duhamel schere, es ist mal ein bisschen was anderes. Das eigene Leben in den Griff kriegen, während man versucht, dem eigenen Patenkind die verunglückten Eltern so gut es geht zu ersetzen. Und überhaupt, wenn es einen Grund gibt, nicht zu harsch über diesen Film zu richten, dann sind es die niedlichen Baby-Darstellerinnen, die man irgendwie doch gleich ins Herz schließt.

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        • 7 .5

          Am Ende von "Overnight" steht dieses schöne Zitat, demnach Erfolg einen Menschen nicht verändert. Sondern ihm nur seine wahre Persönlichkeit entlockt. Troy Duffy, dem Mann hinter "Der Blutige Pfad Gottes" scheint für diesen Gedanken geradezu prädestiniert. Wie aus dem Nichts beginnt für ihn eine Erfolgs-Geschichte, wird aus einem Barkeeper und erfolglosem Musiker, über Nacht das Aschenputtel Hollywoods. Da öffnen sich viele Pforten, es werden viele Hände geschüttelt und Schultern geklopft. Harvey Weinstein kauft Duffy eine Bar und will "The Boondock Saints" produzieren. Wie in einem Rausch gründet Duffy mit seinen Kumpels und Bandmitgliedern eine Firma, will Alben aufnehmen und die fettesten Filme drehen. Selbstverständlich ist nicht so gekommen und "Overnight" zeigt deutlich und ungeschönt, warum Troy Duffy seinen Status als heißestes Wunderkind nicht lange halten konnte. Diese beachtliche Doku ist die Langzeit-Bearbeitung eines zu groß aufgeblasenen Egos, das die meiste Zeit mit der Realität, und jedem anderen Menschen, auf Kriegsfuss zu stehen scheint. Die Nachwuchsfilmer Mark Brian Smith und Tony Montana (nice one!) wohnen dem Höllenritt übrigens von Anfang an bei. Sie zeigen bestens auf, wie einem unbescholtenen Typen plötzlich halb Hollywood Aufmerksamkeit schenkt. Wie er mit Jeff Goldblum, Mark Wahlberg oder Patrick Swayze zusammenhockt und von seinem monumentalen Script spricht. Aber das Blatt wendet sich und ganz gnadenlos wird unser Duffy von den Zahnrädern der Traumfabrik zermalmt. Wobei sich Duffy nicht wundern sollte, schließlich beansprucht er in "Overnight" nicht nur die meiste Screentime, sondern auch den gesamten Erfolg, der ihm da noch in Griffbreite serviert wird. Es ist schon irgendwie krass, verdammt interessant und doch mal abstoßend, wie Duffy hier das Bildnis vom Elefanten im Porzellan-Laden als zu mickrig erscheinen lässt. Da bezeichnet er eine Miramax-Chefin als Cunt, zieht über seinen Bruder her, der in der Band Gitarre spielt. Motzt dann, nachdem seine Band "The Brood" endlich bei einem Label unter Vertag steht, die beiden Regisseure des Films an. Und er schwitzt aus jeder Pore Paranoia und Hass auf seine persönliche Nemesis Harvey Weinstein, weil der es sich quasi zum Ziel gesetzt hat, diese kleine Schmalzfliege zu zerquetschen. Wir wollen ihn hier ja nicht als komplettes Arschloch abstempeln, aber Troy Duffy muss sich den Vorwurf schon gefallen lassen, hier nicht in seinen besten Momenten gefilmt worden zu sein. Was nicht heißt, dass "Overnight" eine vorurteilsfreie Doku sei, vom Verdacht einer regelrechten Abrechnung mit ihrem Sujet Duffy, würde ich die Macher dann aber doch freisprechen. "Overnight" ist wenn überhaupt, ein überfälliger, schonungsloser Blick auf die Verheißungen des schnellen Ruhms, ob sie nun jemanden wie Troy Duffy ereilen, der von sich glaubt, ein Universal-Genie zu sein oder nur einem armseligen Autor oder Schauspieler. Der Film zeigt ohne Filter, wie Hollywood für oder gegen jemanden arbeiten kann. Und wie alle gern auf der Welle mitreiten, auch wenn ein unbedarfter Schachzug das alles gleich wieder zunichte macht. In "Overnight" liefert Troy Duffy eine enorme Fülle solcher Beispiele und uns einen Denkansatz, wie wir unsere Freunde und Geschäftspartner vielleicht selbst freundlicher behandeln. Damit sich unser Durchbruch nicht in einen Zusammenbruch verwandelt.

          7
          • 7

            Und grade weil sie nicht gestorben sind, da kämpfen sie noch heute ...
            Nach der ersten Runde schließt "Gantz - Die Ultimative Antwort" beinahe nahtlos an den Vorgänger an. Wir springen fünf Monate in die Zukunft und wieder macht es uns die dicke schwarze Kugel nicht leicht mit dem Verstehen. Da wird völlig unerwartet das Tempo gedrosselt, erweisen sich Neuzugänge unter den Spielern als gar nicht so unbekannt. Und überhaupt, fassen die Ereignisse um die merkwürdige Alien-Abwehr plötzlich doch in der Realität Fuss, weil jetzt noch so ein Schnüffler den Ereignissen auf die Schliche gekommen ist ... Häh? Nicht die geringste Ahnung, wovon ich da spreche? Dann am besten gleich meiner Empfehlung folgen und den ersten "Gantz" ansehen. So wird das Verständnis für die Ausgangslage der Fortsetzung natürlich gleich um einiges mehr einleuchten. Aber auch jener zweite Teil macht es einem nicht ganz so leicht. Fast zweieinhalb Stunden benötigt "Die Ultimative Antwort", um endlich die Zielgerade zu erreichen, wobei diese Ausgabe des japanischen Popcorn-Kinos für mich besser ausfällt, als so einige dritte und vierte Teile eines Franchises. So benötigt auch der zweite "Gantz" einiges an Zeit, um uns mit den Neuerungen seit Ende des ersten Films bekannt zu machen, führt gänzlich neue Handlungsstränge und Personen ein - dennoch, so ein letzter "Pirates Of The Caribbean" erschien mir in mancherlei Hinsicht deutlich gestreckter und aufgeblasener. Immerhin stellt "Gantz" ja die Adaption eines Manga-Stoffes dar, die fallen meistens etwas umfangreicher und länger aus. Da bildet auch dieser Film, so verschroben er auch wirken mag, die noch massenkompatibelste Aufbereitung und Übersetzung dar. Natürlich verkompliziert sich das Story-Muster dieses Mal. War "Gantz" noch so etwas wie "Blade" trifft "Men In Black", mit seinem Außerirdische-Abmetzeln, tauchen hier doch tatsächlich Aliens auf, die selbst schwarze Anzüge tragen. Und ihrer ganz eigenen Abrechnung mit "Gantz" entgegenfiebern. Yo, das klingt doch viel versprechend und ist vor allem für bereits vertraute Zuschauer letzten Endes das erhoffte bombige Finale. Es gibt nach ungewöhnlich ruhiger Einführung mehrere große Action-Sequenzen und Duelle, welche den Bildschirm sprengen. Störend, da leider ziemlich flach, ist der Moral-Einschub, mit dem unsere Spieler dieses Mal, ausgerechnet von der feindlichen Seite, konfrontiert werden. Interessant ist es ja, denn es steht schon die elementare Frage im Raum, warum wir Menschen das eigentlich mit uns machen lassen. Oder ob die Aliens nicht doch richtig damit liegen, dass sie überhaupt als erste von "Gantz" angegriffen wurden. Klar, dieser Ansatz nicht in diesem Rahmen schneller, knalliger Kino-Unterhaltung aus Japan nicht entsprechend gewürdigt werden kann. Der zweite "Gantz" ist zwar lang, aber ein so stimmiges wie durchdachtes, intellektuelles Niveau erreicht er dann doch nicht. Mir persönlich fiel das jetzt aber auch nicht als so störender Schwachpunkt auf, denn dafür ist das Geschehen zu vereinnahmend, wenn wir uns darauf einlassen. Trotzdem ist es keine ultimative oder gar perfekte Antwort (wie vom englischen Titel versprochen), mit der "Gantz" sich verabschiedet. Schon früh im zweiten Teil hab ich mir ausgemalt, wie das hier wohl ausgeht und von der letztendlichen hohen Übereinstimmung mit dem gezeigten war ich sehr überrascht. Und dennoch, es knallt gewaltig, es ist so schön schräg, wie es eine Comic-Fantasie nur sein kann. Als Sequel betrachtet schließt der zweite "Gantz" stark an und überhaupt gut ab. Ich hoffe, es gibt nicht so schnell größenwahnsinnige Remake-Plane in Hollywood. Das wäre nämlich gantz schön blöd.

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            • 7

              Pah, da bist du grade gestorben und dann zwingt dich so eine große fette, schwarze Kugel dazu, gegen irgendwelche Aliens in den Kampf zu ziehen. Der Tod ist auch nicht mehr, was er mal war ...
              Willkommen in der Welt von "Gantz", jene mysteriöse Erscheinung, die sich immer wieder frisch Verstorbener bedient und sie zur Teilnahme an einem perversen Spiel zwingt. Mit genügend Punkten kann sich jeder freikaufen und ein neues Leben verdienen oder er oder sie nutzt seine Erfolge dazu, bereits verstorbene Spieler auferstehen zu lassen. Ausrüstung wie schnittige Kampfanzüge und High Tech-Waffen stellt "Gantz" gerne zur Verfügung. Dann nichts wie ran oder habt ihr noch Fragen?
              Bestimmt erstmal ganz viele, klar "Gantz" ist ja auch eine aufgemotzte japanische Live-Action-Adaption einer beliebten Manga/Anime-Serie. Neulinge haben es da nicht leicht, sich in die sehr eigensinnige Definition von Realität, Raum und Zeit, Leben und Sterben und Wiedergeburt, einzufinden. Ein Begreifen oder Akzeptieren kann da eigentlich nur stattfinden, wenn wir die genannten Fakten mal nicht durchleuchten, sondern einfach als gegeben erachten. "Gantz" sagt wie es ist, okay? "Eure alten Leben sind vorbei. Ich bestimme, was ihr mit euren neuen macht.", ist doch mal eine Ansage. Die ehemaligen Schulfreunde Kurono und Kato jedenfalls tauchen als Bezugspersonen des Publikums jedenfalls direkt in diese schräge Welt ein, nachdem sie von einer U-Bahn zerfetzt werden. Jetzt heißt es also, das Spiel spielen um zu Leben. Für Nicht-Kenner des Stoffes wird sich womöglich ein gewisser "Matrix"-Vergleich am ehesten aufdrängen. Denn bei "Gantz" werden die Teilnehmer immer wieder von der dicken Kugel an ihren Einsatzort gebeamt, der zwar an ganz normalen Orten des alltäglichen Lebens stattfindet, aber sich stets menschenleer präsentiert. Wobei die Herkunft der jeweiligen und ziemlich skurrilen Aliens, nicht mal das größte Rätsel darstellt. Diese komischen Zwiebel-Köpfe, die lebendigen Buddha-Statuen oder der Ghettoblaster-Roboter-Verschnitt - woher kommen die nur? Was sollten die hier schon wollen und überhaupt, sind die alle Teil einer Rasse oder gibt es davon verschiedene? Fragen über Fragen, die uns Zuschauer sich hier präsentieren, während wir noch ganz verblüfft feststellen, wie das Leben für unsere Teilnehmer des Spiels zwischen den Runden doch irgendwie weitergeht. Echt schräg, und doch muss ich zugeben, dass diese Real-Version deutlich geradliniger, und verständnisfreundlicher, als die Anime-Serie ausfällt, die sich mehr in Symbolik erging und immer nur einen Brotkrummen nach dem anderen im Schritttempo preisgab. In knapp 130 Minuten zeigt sich, meiner Meinung nach, der "Gantz"-Kosmos in überzeugender und dennoch undurchdringlicher Gestalt. Da passt es auch, dass vor allem die Hauptfiguren Kurono und Kato nicht so flach ausfallen. Während einer schon im Gefängnis saß, wird aus dem anderen, im Verlauf, aus einem verklemmten Studenten, schließlich so etwa wie eine Mord-Maschine. Qualitativ spielt der Film auch in der oberen Liga japanischer Kino-Produktionen. Es steckt eine Menge Geld drin, was die Effekte, das Design und die Action deutlich von den, in letzter Zeit ach so beliebten Splatter-Produktionen aus Fernost, abhebt. Ein "Tokyo Gore Police" kann von den Produktionsbedingungen eines "Gantz" nur träumen. Interessanterweise ist der Film aber auch keine Familien-Unterhaltung. Schon beim ersten Einsatz fliegen die Körper-Teile, lässt fiese Waffen-Technologie Arme und Köpfe platzen. Was bei unserer heimischen FSK sogar noch cool aufgenommen wurde. Schon schräg. Ach ja, an "Gantz" kann sich auch jeder herantrauen, der von den ganzen Splendid-Synchronarbeiten einen Langzeit-Schaden davongetragen hat. Die deutschen Sprecher-Stimmen sind allesamt bekannt und machen ihre Sache sehr gut, so wirkt das ganze nie billig. Splendid, sieh her wie so was klingen muss! Okay, "Gantz" ist alles in allem ein überaus interessantes Stück J-Cinema. Irgendwie durchgeknallte Story mit genau so komischen Figuren und Kreaturen, aber genau deswegen einen Blick wert. Und jetzt nur keine Panik schieben, aber nach diesem Film unbedingt den zweiten Teil ansehen. Beide ergeben nämlich erst das gesamte Bild.

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              • 7

                Bob Crane dürfte den meisten von uns vor allem als Colonel Hogan aus "Ein Käfig Voller Helden" bekannt sein. Seinen Weg zum Fernseh-Ruhm erklomm Crane als Schlagzeuger und Radio-DJ. Zu mehr Schauspieler-Ehren reichte es dann nicht mehr, vor allem auch, weil Bob Crane, mit seiner Fassade des familiären Glücks, nur seine Vorlieben für Unzucht und Sex-Videos kaschierte. Mit "Auto Focus" setzt Paul Schrader Crane jedenfalls ein faszinierendes Denkmal. Zum einen, weil sich hier Strahlemann Greg Kinnear als Crane mal so richtig austoben darf und seiner Figur glaubhafte Kontur und eine unwiderstehliche Nonchalance verleiht. Zum anderen aber auch, weil der Film so superb wie "Mad Men" ausgestattet ist und die 1960er und 1970er zum Leben erweckt. Was nicht nur die Kulissen betrifft, sondern auch die Video-Technik einschließt, der hier ja eine besondere Rolle zukommt. Mit dem damals neusten vom neusten drehten Bob Crane und sein "Co-Pilot" John Henry Carpenter (!!!) - genau so famos wie Kinnear: William Dafoe - ihre ganz eigene Version des Homevideo. Bumms-Abenteuer, so oft wie möglich. Als wollte Bob Crane persönlich die Geburtenrate der nächsten Generation sicherstellen. Wie auch immer, "Auto Focus" ist ein kleiner, feiner Film, der nicht nur schauspielerisch punktet. Als Zuschauer verfolgt geradezu gebannt, wie Bob Crane da seine perversen Neigungen, parallel zum wachsenden Erfolg seiner Serie, auslebt. Und wie genau dieser Schweinekram seiner Karriere am Ende das eigene Grab schaufelt. Schließlich macht es auf Disney-Bosse nicht unbedingt den besten Eindruck, wenn ein vermeintlicher Vorzeige-Familien-Mensch ständig seine selbstgeschossenen Titty-Bilder herumzeigt. Umso überraschender mag es auch erscheinen, dass wir, dank Kinnears Spiel, diesem Bob Crane sogar irgendwie mehr als traurigem Held betrachten, als denn als Schweinehund. Auf jeden Fall ist "Auto Focus" eines der interessanteren Biopics der letzten Jahre. Weil eine Gestalt wie Bob Crane hier nicht mit seinen etwas wünschenswerteren Aspekten beleuchtet wird. Weil es keine aufgesetzte Büßerkutte wie noch bei einem Johnny Cash gibt, erst recht keine herbei gebetete Vergebung. Sondern nur den unvermeintlichen Abwärtsstrudel aus Sex, Sex und noch mehr Sex. Ein definitiv gelungenes Psychogramm eines echten Players, der sich mächtig verzockt und dennoch nicht so totgeschwiegen werden sollte.

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                • 6 .5

                  Aus dem Mel Gibson-Rehabilitationsprogramm, Schritt Fünf: Dreh einen waschechten Erfolgs-Film. Am besten etwas mit Relevanz zum politischen Klima und dem "Die-da-oben-wir-da-unten"-Zeitgeist-Gefühl. Idealerweise mit einem schön düsteren Rache-Aspekt, wo nur noch knallhart verübte Selbstjustiz dem Prinzip von Recht und Ordnung gerecht wird. Womit wir, gemäß dieses Vorsatzes, bei "Auftrag Rache" landen, der schon mal als Anwärter auf den dümmsten deutschen Titel hervorsticht. Der weitaus bessere Original-Name "Edge Of Darkness" macht es sich jedenfalls nicht so plump im Land der gnadenlosen Vergeltungsmaßnahmen gemütlich. Was den Film außerdem vom Gros der, vornehmlich billig runtergekurbelten, Revenge-Film der 80er Jahre absetzt, ist seine Verwandtschaft mit einem Klassiker des britischen Fernsehens. 1985 jedenfalls nahm sich Regisseur Martin Campbell der Thematik zum ersten Mal an. Und es scheint durchaus ein glücklicher Umstand, dass er wiederum das Ruder bei der Aufbereitung fürs amerikanische Leinwand-Format übernahm. So startet "Edge Of Darkness" konsequent durch und lässt Mel Gibson als Bostoner Detective alsbald zur Mission starten, die da lautet: "Bring die Schweinehunde zur Strecke, die deine Tochter auf dem Gewissen haben". Klarer kann ein Ziel nicht lauten. Nur hier kommen dann die durchaus interessanten Story-Aspekte von "Edge Of Darkness" ins Spiel. Gibsons Film-Tochter wird nicht von irgendwelchen dahergelaufenen Thugs vor seinen Augen umgenietet. Eine beunruhigende Spur führt zu ihrem Arbeitgeber, einem schwergewichtigen privaten Rüstungskonzern. Und der hat durchaus einflussreiche Freunde. Beste Grund-Voraussetzungen also, hier etwas gehaltvolles und vielleicht sogar kluges zu schauen. Diese Versprechen löst "Edge Of Darkness" dann leider doch nicht vollends ein, trotzdem ist er alles andere als ein schlechter Film. Größtes Manko ist wahrscheinlich der Vorsatz, eine ursprünglich mehrteilige Reihe zu einem Film einzudampfen. So bleibt "Edge Of Darkness" eine straighte Angelegenheit, die stellenweise richtig mitreißt, aber andererseits auch wenig Überraschungen bereithält. Die ominösen Konzerne und ihre engen Beziehungen zur politischen und geheimdienstlichen Elite sind allzu bald als Feindbild etabliert, so dass es mehr oder weniger reicht, von deren finsteren Machenschaften zu sprechen. All das Böse und Verschlagene findet umso mehr seine x-te Verkörperung in Danny Huston, der sich immer wieder gern die Rolle des überheblichen Arschlochs und Strippenziehers aufbürdet. Ein wahrhaft stummer wie edler Verdienst, könnte er doch in jedem Film gleich mit einem roten X auf der Stirn rumlaufen. Spaß beiseite, als Rache-Thriller ist "Edge of Darkness" durchaus kompetent ausgefallen. Er überfordert den Zuschauer keineswegs, weil hier wenige Figuren eine schnell abgeklärte Hintergrund-Geschichte beleuchten und sich trotzdem einige Zeit findet, gerade Gibsons Figur vom Pfad des engstirnigen Rächers abzulenken und noch etwas Gefühl in seine Rolle einzubringen. Im wahren Leben mag der gute Mel ja unausstehliche Arschloch-Qualitäten besitzen, schauspielerisch bewahrt er uns hier mit seiner Erfahrung aus "Mad Max" und "Lethal Weapon" ein wenig vorm inneren Abschalten. Was natürlich nicht heißt, das bei der, doch etwas vorherrschenden Stereotypisierung der Charaktere, hier Oscarreife erreicht würde. Dem ist nicht ganz so, die Figuren sind eher einfach definiert und fügen sich der geradlinigen Zielsetzung von "Edge Of Darkness". Das haut vielleicht nicht ganz aus den Socken, unterhält aber immerhin bis zum Schluss. Und der ist dann, wenn es drauf ankommt, einer der besseren Vertreter des Rache-Themas. Eben auch, weil dem ruppigen Showdown durchaus noch eine kleine Überraschung folgt. Menschlich mag es Mel Gibson im wahren Leben an so mancher Qualität mangeln, auf der Leinwand gibt er immer noch den kompetenten Schauspieler.

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                  • 4

                    Sorry, ich hab's nicht ganz gerafft - war das jetzt eine Parodie aufs Rom-Com-Genre oder eine Verballhornung des Agenten-Kinos? Die Amis jedenfalls gaben "Knight And Day" die obercoole Bezeichnung Romantic Action Comedy Film, womit sich dieses Fellknäuel aus Secret-Service-rund-um-den-Globus-Hatz, die-Unschuldigen-vor-bösen-raffgierigen-Bad-Guys-beschützen-Elementen und dann dieser "Love Story", nach Hochglanz-Politur anhört. Was ihn aber auch nicht davor rettet, nicht mehr als ein bemühtes Karriere-Reboot-Vehikel für Tom Cruise zu sein. Und weil heute jeder potenzielle Blockbuster-Kandidat so simpel wie vorhersehbar gestrickt sein muss, um die Massen ins Lichtspielhaus zu locken, ergeht sich "Knight And Day" im "Malen nach Zahlen". Dem vorsichtigen Aneinanderreihen bekannter Versatzstücke, vorsichtig abgeschmackt und aufgewärmt, damit ja nicht etwas zu innovatives dabei rauskommt. Tom Cruise gefällt mir da noch am besten, weil er hier eigentlich die Chance geboten bekommt, seinen Part im "Mission Impossible"-Franchise zu persiflieren. Und tatsächlich, in der ersten Hälfte, grob geschätzt, liefert Hollywoods ewiger Charmeur genau das noch ab. Da strahlt er mit seinem entwaffnenden Lächeln und knallt auf der Motorhaube festgeklammert böse Buben ab, nachdem er grad einen unmöglichen Luftsprung auf dem Motorrad abgeliefert hat. Das ist einfach wow, wenn da "Knight And Day" nur nicht derart bemüht wäre, jetzt noch eine schale Liebes-Geschichte mit Cameron Diaz aufzubauen. Im Grunde genommen eine nach dem Strick-Muster, welches schon Hitchcock in "Der Unsichtbare Dritte" anwandte, und dem es übrigens weitaus gelang. Als unbeteiligter, quirliger und Beziehungs-resistenter Frauen-Part erfüllt die Diaz das Type-Casting und nervt schließlich alle, die sie schon so oft quasi ein und der selben Rolle erlebt haben. Vielleicht spricht jetzt nur der Neid aus mir, weil sie eben versteht, den Studiobossen das zu geben, was die erwarten. Andererseits funkt es überhaupt nicht zwischen Diaz und Cruise, weshalb der Teil mit der Liebes-Geschichte bei "Knight And Day" ziemlich brach liegt. Womit der Film im wesentlichen schon langweilt, denn diese ganze "Wir-könnten-uns-lieben-nein-du-bist-ja-ein-Agent"-Chose nutzt sich so gnadenlos ab und irgendwann interessiert es uns herzlich wenig, ob sich da noch was ergibt oder ob Cruise's Figur doch nur ein durchgeknallter Übermensch-Bourne-Verschnitt ist. Jedenfalls lahmt "Knight And Day" inhaltlich, wodurch das optische Vergnügen, hier wenigstens ein paar durchaus bombige Action-Einlagen geboten zu bekommen, stark reduziert wird. James Mangold, der sich wohl in jedem Genre versuchen möchte, kriegt es einfach nicht auf gradegebogen, dem Stoff am Ende ein halbwegs plausibles Ende zu verschaffen. Da weicht das, zu Beginn noch lustvolle, Aufblasen aller Agenten-Klischees, den verzwickten Bemühungen, hier eine irgendwie lustige Love Story einzuflechten. Und ganz nebenbei, weil es ja doch um James Bond-Sachen geht, hier am Ende einen Abschluss hineinzudrücken, bei dem dann die wahren Fieslinge ihre verdiente Strafe bekommen und alles wieder gut wird. Wenn das nur alles nicht zu viel und mehr schlecht als recht vermengt wäre. Okay, eines muss ich wirklich loben. "Knight And Day" sieht als Vertreter des Kinos des 21. Jahrhunderts durchaus bombig aus, wenn es dann bombig wird. Wäre der Film, sagen wir, den 1980er Jahren entstanden, dann hätte er auch visuell dem dürftigen Konzept entsprochen. Letzten Endes muss ich feststellen, dass "Knight And Day" meine eh geringen Erwartungen weder erfüllen, noch sprengen konnte. Dafür ist er einfach zu merkwürdig glatt, zu entschlossen und weiß leider nicht, wie der spannende Ansatz mit der Bond-Übersteigerung recht zu nutzen ist.

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                    • 7

                      Mit "This Is England '86" durchbricht Autor und Regisseur Shane Meadows den Teufelskreis der Remakes und zeigt außerdem, dass gefeierte Kinohits durchaus fürs Fernsehen aufbereitet werden können. Wenngleich sich bei dieser vierteiligen Fortsetzung einige qualitative Abstriche ausmachen lassen. So fällt das Wiedersehen mit den Stars des Originals äußerst sympathisch aus - der mittlerweile 15-jährige Shaun erneuert seine Freundschaft zur Clique um Woody, Lol und den anderen liebenswerten Chaoten - treibt aber stellenweise etwas vor sich hin. Da wird zusammen gefeiert, es soll geheiratet werden, bis sich schließlich erste dunkle Schatten aufs vermeintliche Paradies legen. Bei einer Laufzeit von über drei Stunden hätte hier und da schon inhaltlich gestrafft werden können, da manche Story-Schlenker schon etwas zu treibend rüberkommen. Andererseits stand da schon fest, dass "This Is England '88" nicht lange auf sich warten lassen würde. Wie dem auch sei, diese Mini-Serie überrascht mit einem anfangs lichten Ton, zudem vor allem die bestens aufgelegten Darsteller beitragen. Weswegen sich das Ansehen allein schon lohnt. Und schließlich überrascht uns Meadows dann mit einem Finale, mit dem sich der Schnappschuss eines jugendlichen Lebensgefühls in der Vorort-Einöde, abermals zum waschechten Drama-Stoff wandelt. Definitiv eine der besseren Vertreter der Gattung "Fortsetzung".

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                      • 7 .5

                        Boah, zwei irische Spacken-Brüder auf dem göttlichen Vergeltungstripp ... Da werden die Tage des Alten Testaments neuaufgelegt und üblen Mafia-Schweinen der Krieg erklärt. Und weil der Herr im Himmel zwar die Welt erschaffen hat, aber keine irdischen Gesetze verwaltet, findet sich ein aufgekratzter FBI-Agent, der die beiden Brothers unter seine Fittiche nimmt. Klingt doch voll geil, was? Ist doch immerhin Kult und war sogar schon aufm Index und so. Ja klar, "Der Blutige Pfad Gottes" aka "The Boondock Saints" ist äußerst skurril und so grenzwertig, wie es eine Indie-Produktion nur sein kann. Wobei ich auch gleich die Qualität des Films miteinschließen will, denn der ist wahrhaftig weit von den Güteklasse A und B entfernt. Na ja, ein B-Film ist es noch. Für die Mission von Connor und Murphy McManus - unseren Heiligen - muss sich das Herz erst mal erwärmen. So wie auch die Haupt-Figuren an sich wenig likeable erscheinen, ist auch "Der Blutige Pfad Gottes" eine etwas wirre, wie auch bemühte Angelegenheit. Zu günstig, um das Crime-verseuchte Boston mit wahrhaftig biblischer Wucht zu säubern, ein wenig zu verquatscht und dann diese sprunghafte Erzählweise, hier vor und dann noch zweimal zurück ... Regie-Debütant Troy Duffy hat es dennoch irgendwie geschafft, aus einer Story-Mücke zu einem halbwegs prächtigen Film-Elefanten aufzublasen. Auch wenn "Der Blutige Pfad Gottes" sich nicht ganz entscheiden will, welchen Teil vom, garantiert gespaltenen, Publikum, er nun bedienen möchte. Die Handlung ist, wie gesagt, minimal und erlaubt sich dann noch größere Löcher als die Einschüsse, welche die Saints hier großzügig verteilen. Auch die Figuren beschränken sich hier auf Schießbuden-Funktion, was den Spaß an vielerlei Stellen etwas ausbremst. Doch was soll das Bemängeln - es gibt nur eines: den Kopf durchlüften und dann reinziehen. Mit der richtigen Einstellung und Erwartungshaltung entpuppt sich "The Boondock Saints" als schrulliges Guilty Pleasure. Ein derbes Vergnügen, bei dem den Bösen das Licht ausgeblasen wird - quasi im Videogame-Modus lichten die McManus-Brüder die Reihen der Gangster. Und ab und zu sind die Sprüche auch nicht ohne. Wobei Sean Patrick Flanery und Norman "The Walking Dead" Reedus nicht mal die lässigste Performance des Films abliefern. Treibende Kraft ist hier ganz klar William Dafoe als Special Agent Smecker. Der geht so was von ab und lässt den Fuss nicht von der Bremse, herrlich. Dafoe ist es auch, der uns daran erinnert, das hier nicht allzu ernst zu nehmen. Da stellt sich dann etwas vom Kult-Flair ein, immerhin bricht William Dafoe mit vollstem Einsatz das etwas gestelzte Verhalten der meisten Beteiligten, des Spiels, des Drehbuchs ... Hätte es sich Regisseur Duffy damals nicht mit den Mächtigen Hollywoods verscherzt, es wäre sicherlich ein größerer Film herausgekommen. Einer mit etwas mehr "mehr" begabten Darstellern und besser kanalisierter Schaffenskraft. Da wäre dann ein Billy Connolly als drittwichtigste Figur nicht verheizt worden. Oder die Frage nach der Richtigkeit der Saints hätte es in mehr als nur ein, zwei Alibi-Dialoge und einen etwas verunglückten Abspann-Anhang geschafft. Nee, ich schreib ja keinen Verriss. Ich trau mich nur, zu sagen, was mir nüchtern am Morgen danach durch den Kopf spukt. "Der Blutige Pfad Gottes" kann halt in jeder Hinsicht an normalen Maßstäben gemessen werden. Sonst wäre es nur ein sehr dilettantischer Erstlings-Film, den Kritiker mit dem ewigen Tarantino-Vergleichskomplex zerpflücken würden. Geht eben auch anders. Als böllerndes Ding mit Eiern, das uns lieber einen großen stinkenden Haufen auf die Veranda kackt, anstatt uns mit Selbst-Gebackenen in der Nachbarschaft willkommen zu heißen. Wo kommt das nun her, keine Ahnung. Als Zuschauer darf man hier durchaus seinen Spaß haben.

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                        • 10

                          Kassenschlager und Konfessionen übergreifend gefürchteter Verunglimpfung des Glaubens und der Sitte. So abartig und schockierend, dass über Riesen-Einnahmen und Schockzuständen im Publikum gleichermaßen berichtet werden musste. Ja, oder wurde da die Werbe-Trommel etwas zu heftig gerührt? Na egal, "Der Exorzist" ist für mich ein unglaublich starker Horrorfilm, einer der besten ... Was ist keineswegs meine, um mich an Lobhudelei, Legenden-Verehrung und unnötiger Speichelleckerei zu beteiligen. Fakt ist, "Der Exorzist" war schon 1973 etwas völlig anderes und er hat definitiv unzählige Kopien, Parodien und anderweitige Aufbereitungen inspiriert. Und er ist auch heute noch genau so einzigartig, weil er wie sonst kaum ein Film seiner Genre-Bezeichnung gern gerecht wird und sie ebenso auslotet und erweitert. Wie schon bei seinem Vorgänger-Werk "French Connection", gewann William Friedkin dem vermeintlich einfach klingenden Ursprungs-Motiv "Kleines-besessenes-Mädchen-wird-vom-Pfarrer-exorziert" ganz neue Seiten ab. Und wie schon den Cop-Film, zieht Friedkin seinen Horrorfilm sehr dokumentarisch auf. Was sich keineswegs in endlosen, unnötigen Film-Minuten äußert, wo freigiebig und zu bemüht improvisiert und belanglos gefaselt wird. Dokumentation wiederum deshalb, weil uns hier eine Vielzahl an Figuren begegnet und wir in zwei Stunden an deren Leben teilnehmen dürfen. Sich das Böse etwas Zeit lässt, bis es von der kleinen Regan Besitz ergreift und sich doch schon, in einem überhaupt ganz eigensinnigen Prolog, dem Pater Lankester Merrin bereits zeigt oder immerhin andeutet. Weil wir zuerst mitkriegen, wie die kleine Regan lebt und wie ihre schauspielernde Mutter Chris Karriere und Erziehung unter einen Hut zu bringen. Und wie die dann noch versucht, rein rationale, wissenschaftliche Antworten, auf den immer schlimmer werdenden Zustand ihrer Tochter, zu finden. Denn bei Regan und ihrer Mutter spielt der Glauben keine große Rolle. Interessanterweise zweifelt auch der andere, jüngere Pater, Damien Karras, zunehmend an seiner Verpflichtung gegenüber Gott. Keine uninteressante Ausgangslage also, mit spannendem Personal, das den Themen Horror und Exorzismus einige Seiten abgewinnt, die in dieser speziellen Kategorie selten erreicht werden. Wenn überhaupt, ist das Besessen-Motiv hier Grundlage für eine Reportage über den Exorzismus, und nicht der Aufhänger, der sich uns, bereits in den ersten zehn Minuten, durch die aufgebrochene Tür ankündigt. Es ist einerseits extrem einfallsreich, wie der Teufel hier an unsere Welt anklopft. Wie die kleine Regan alias Linda Blair, hier zum Sprachrohr der verdammten Seelen wird und eine Extrem-Renovierung ihres Zimmers vornimmt. Und wie der Film teilweise krass Mythologie und Symbolik der Kirche benutzt. So richtig schlecht werden kann uns da weniger. Ich gehe jetzt mal von einer breiteren Masse aus, die bereits Erfahrung im Genre hat. Hier dürfte eher der sagenumwobene Schleim für den einen oder anderen Ekel-Moment sorgt. Vielleicht aber auch das Make-Up, welches heutzutage noch arg dämonisch wirkt und ein kleines Mädchen zum Satan werden lässt. Ich meine, "Der Exorzist" macht es sich nicht so leicht und lässt eifrig die Puppen tanzen. Das Grauen stellt sich schon durch die Intensität der Teufelsaustreibung statt, die allen beteiligten Darstellern enorm viel abverlangt. Aber auch sonst erweist sich der Film als ganz eigener Horror-Klassiker, weil er schon mal enorm vieldeutig ist. Ist das jetzt eine Parabel auf die Schrecken der Pubertät, das Unvermögen der modernen Welt - in Person von Regan's Mutter, mit dem immer heftigeren Verhalten der Kinder nicht mehr klar zu kommen? Oder auch eine Erinnerung daran, dass sich der Glauben - egal wie beschwerlich dahin war - nicht von der Wissenschaft und ihren ausladenden Apparaten und Untersuchungen, verdrängt werden kann. Das ist hier ja noch eher an der Oberfläche gekratzt, "Der Exorzist" bietet wirklich einige spannende Punkte, die zum Sinnieren einladen. Sei es die Krise von Damien Karras, der sich in den Momenten mit Regan's Mutter vielleicht doch ein ganz anderes Leben für sich ausmalt. Genau wie der Bezug zur Filmwelt an sich, immerhin steckt Schauspielerin Chris ja anfangs noch mitten in Dreharbeiten. Okay, okay, halten wir es einfach. "Der Exorzist" ist ein wahnsinnig starker Film, der nicht nur bleibende Bilder mit sich gebracht hat oder von einer ebenso starken Performance Max von Sydow's lebt. Er ist ein echtes Streit-Objekt, das manche als billig und ineffektiv erachten und verschrien. Das manche langweilt, die auf schnellen Thrill aus sind oder nur irgendwelche Masken über die Leinwand huschen sehen wollen. "Der Exorzist" war manchem Kritiker zu schlampig gemacht, hohl - und ist doch genau das Produkt, dass der manisch Dickkopf William Friedkin ersonnen hat. Selbst wenn er mit seiner Vorgehensweise, den Verfasser der Buchvorlage und Drehbuch-Autor, William Peter Blatty, verärgert hat. "Der Exorzist" ist nicht nur "völlig gelungen" oder "so schrecklich schön", "spannend" und "nervenzerrend" - Wir können ihn auch einfach nur als das würdigen, was er ist grundsätzlich ist: ein Unikat, dem nicht mal das teilweise desaströse Nachäffen der Sequels und Prequels etwas anhaben konnte.

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                            "Pures Dynamit!" schallte es anno 1971 noch vom deutschen Kinoplakat. Das muss sich natürlich zwangsläufig für uns Nachgeborene etwas relativieren. Seit William Friedkin die "French Connection" aufs Publikum losließ, hat sich der Cop-Film schon oft verändert. Ein hartgesottener Bulle hetzt heute nicht bloß manisch dem Verdächtigen hinterher. Er zerlegt dabei mindestens einen Straßenzug, jagt gleich das üble Crack-Labor in die Luft und liefert sich fetzige Schießereien, die uns Zuschauern visuell mehr als nur ein paar Patronen um die Ohren hauen. Wenn wir da mal einen Waschgang runter schalten und uns auf einen Klassiker wie "French Connection" besinnen, merken wir gleich, was James "Popeye" Doyle von seinen späteren Leinwand-Kollegen unterscheidet. Es ist in so ziemlich jeder Hinsicht ein Cop-Film, ein Film über Polizei-Arbeit und kein Dauer-Feuerwerk. Popeye's ganz persönliche Mission, den französischen "Drogen-Unternehmer" Charnier zu schnappen, folgt einer ganz eigenen Dramaturgie. William Friedkin war klug und verschroben/eigensinnig/kompromisslos genug, hier keine Papp-Kameraden von Figuren vorzustellen und dann die nächsten eineinhalb Stunden die Kamera draufzuhalten, wenn sich Räuber und Gendarm balgen. "French Connection" nimmt sich doch tatsächlich die Zeit, Popeye und seinen Partner "Cloudy" vorzustellen, wo und wie sie arbeiten. In den schmuddeligen, überhaupt nicht glamourösen Straßen des damaligen Brooklyn, wo Gene Hackman sich ebenso wenig als gutherziger Polizist seinen verdienten Oscar erspielt. Als grummeliger, fluchender Bulle, der raubeinige Verhör-Methoden ebenso für sich gepachtet hat wie die offenherzige Verwendung des N-Worts und Spagetti(Fresser)-Bezeichnungen für die reichhaltigen Nationalitäten der Bevölkerung. Nein, das ist kein Gut-Mensch und auch keiner, der das Gesetz immer hundertprozentig befolgt, weil sich sonst die Schweine nie festnageln lassen würden. Und so antiquiert, vom Tempo runtergeschraubt und natürlich optisch ganz anders herausfordernd als seine Epigonen, der Film auch wirken mag. Für mich liegt "French Connection" inhaltlich nahe an "The Wire" oder "The Shield", und das nicht nur, weil Hackman alias Popeye, mit seinem zeitweiligen Frei-Vögeln- und Sauf-Verhalten, der Onkel von Jimmy McNulty sein könnte. Eben auch, weil Friedkin in diesem Film ein feines Geflecht spinnt, eines mit einer spannenden Sachlage und einem kleinen Personal-Kreis, der mehrere Facetten des organisierten Verbrechens ausbreitet. Halt nicht nur ein Cop und sein Partner auf der einen und dem bösen Drug-Lord auf der anderen Seite. Überhaupt kommen die Ermittler hier den dicken Fischen über Mittelsmänner und Laufburschen auf die Schliche, was ja auch erst mal ausgekundschaftet und verdeckt ermittelt werden will. Wie schon gesagt, gerade in diesem, dann viel zu oft vernachlässigten Aspekt, sehe ich eine direkte rote Linie, die zu "The Wire" und Co. führt. Und "French Connection" erheblich adelt. Zum anderen ist es auch die Figuren-Zeichnung, die mich unheimlich fasziniert. Gerade weil der Film ja mehr als Dokumentation veranlagt ist, gibt sich Friedkin wiederum keiner überschwänglichen Facetten-Reichhaltigkeit hin. Ein kurzer Biss auf die Zunge, so mein ich das gar nicht. Die Charaktere sind teilweise facettenreich, und überhaupt keine eindimensionalen Schachfiguren, die bloß vom Skript übers Brett geschoben werden. Es dürfte nur überraschen, wie kantig die gezeigten Verhaltensweisen rüberkommen. Wir werden nicht mit jeder möglichen Wesensseite überschüttet, sondern erfahren, im kalkulierten, Maße, was wir sehen sollen. Das mag dann nicht jedem gleich munden, ist aber ein weiterer wahnsinnig starker Aspekt an "French Connection". Zur damaligen Zeit muss die Art und Weise, wie Friedkin hier seinen Antihelden portraitiert, geradezu revolutionär und ein klein wenig schockierend gewesen sein. Popeye Doyle, ein Cop mit einer vergilbten Weste, schlimmen Verhalten, der auch dann, wenn er riesige Scheiße gebaut hat, nicht von seinem persönlichen Kreuzzug gegen einen Franzmann abgehalten werden kann. Manisch, schweinisch, manchmal schwer zu ertragen und zu tolerieren - halt einfach sehenswert. Wie so vieles in "French Connection" weiß William Friedkin einfach, wie er was aufzuzeigen hat. Aber es gibt natürlich noch weitere Figuren wie Roy Scheiders Darbietung von Popeyes Partner Cloudy. Der hält seinen Kumpel hier und da im Zaun, erträgt seine Schweinereien mit Fassung oder springt dann beim Vorgesetzten in die Presche, weil er weiß, dass nur so etwas erreicht wird. Oder auch die wenigen markanten Einblicke ins Leben von Drogen-Baron Charnier. Der sich in Marseilles wohl hochgearbeitet hat, eine hübsche junge Frau an seiner, und wie er einen verdammt klugen Weg gefunden hat, seine Ware nach Amerika zu schmuggeln. Alles in allem ist "French Connection" also mehr als ein verschlafener, pampeliger Polizei-Film aus einer vergangenen Kino-Ära. Er ist allein wegen seiner Haupt-Figur schon Kult, aber auch wegen diesen atemlosen Momente des Zugriffs - von der legendären Verfolgungsjagd zwischen Auto und Subway ganz zu Schweigen, und diesem ganz besonderen Blick über die Schultern spannender Figuren, die so manches Klischee von Gangstern und Bullen hinter sich lassen. Ja, "French Connection" ist kein müder Vorfahr des Actionfilms, er ist auch heute noch ein grandioses Stück Cop-Film. Einer der besten seiner Art. Und damit wahrhaft eine dieser Errungenschaften, die vollkommen Zurecht den Ruf ihres Schöpfers begründeten.

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                              "Alles Einsteigen bitte! Der Tokio-Express startet in einer Minute. Bitte beachten Sie unsere kurzfristigen Fahrplan-Änderungen. Wir werden heute konstant mit 80 km/h ohne Stopps herumrasen, weil sonst ein Bombe unterm Zug explodieren könnte. Ach ja, ich fürchte auch, dass uns der Kaffee ausgegangen ist ..."
                              "Panik Im Tokio-Express" aka "The Bullet Train" oder auch "Killer Train" (würg!) - das ist wohl einer der spannendsten Klassiker des japanischen Kinos. Ein vielschichtiges Stück Thriller-Kino, bei dem gleich einige Handlungsstränge unter dieser perfiden Erpressungs-Masche zusammenlaufen. Und vor allem, ist dieser Film ganz klar das Vorbild für "Speed" gewesen und wohl noch ein paar anderen Reißern mit unkontrollierbar dahin rasenden Vehikeln, wie "Runaway Train".
                              Die Geschichte mit dem Sprengsatz ist simpel und wird doch äußerst spannend aufgezogen. Es gibt übrigens drei Erpresser, die nach und nach ins Visier der Polizei geraten und verfolgt werden. Größtes Manko bleibt bei diesem Film aber die vorliegende deutsche Fassung. Sehr gute Sprechrollen, oft gehörte Stimmen. Das glänzt auch heute noch und müsste jede schändliche DVD-Ramsch-Arbeit zu Staub verfallen lassen. Problematisch empfand ich aber die Laufzeit, knapp 90 Minuten. Dabei kommt der Film im Original auf rund 150 Minuten. Per Vergleich mit Schnittberichten muss ich sagen, dass die deutsche Fassung sehr viele Elemente eindämpft oder einfach weglässt. Was? Eine Schwangere ist an Bord des Zugs und sie steht kurz davor, zu entbinden? Muss ja dramatisch sein, fällt hierzulande aber komplett weg. Auch die Erpresser, denen der tolle Ken Takakura, wahrscheinlich am besten bekannt aus "Yakuza", vorsteht, werden eher auf die Schurkenrolle reduziert. Das ist schon ärgerlich, weil sich aus "Titanic" nun mal auch nicht wegschneiden ließe, dass es um eine Kreuzfahrt und deren vorzeitiges Ende geht. Okay, genug aufgeregt. Soweit ich weiß, ist dies auch die einzige Fassung, die hier je erschien. Und alles in allem bleibt "Panik Im Tokio-Express" ein guter, weil etwas anderer Katastrophen-Thriller. Persönlich muss ich dennoch von der DVD-Veröffentlichung abraten. Die sieht qualitativ eher nach VHS-Raubkopie aus.

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                                Das Grauen kommt auf leisen Hufen, es guckt ganz harmlos, frisst sein Gras und macht laut "Muh" ... Okay, in den letzten Tagen sehe ich ja fast nur noch Horrorfilme. Warum also diesem kleinen irischen Nachwuchs namens "Isolation" keine Chance geben? Da verpassen ein Bauer, eine Veterinärin und der obligatorische, größenwahnsinnige Wissenschaftler, ein paar Kühen die Gen-Spülung. Und was kommt wohl dabei heraus? Eine irgendwie unförmige, angriffslustige, ja was eigentlich? - Parasiten-Kreatur. Erinnert mich jedenfalls irgendwie an wiedergekaute Bi-Fi mit Reißzähnen. Abermals ist guter Rat teuer, als eine der behandelten Kühe diese Mist-Dinger gebärt und die sich, mit einem teuflischen Heißhunger, aufs Mini-Besetzung des Films stürzen. Regie-Debütant Billy O'Brien ist mit "Isolation" nicht gerade ein Überflieger des Genres gelungen. Dafür fehlt es dem Film zu sehr an wirklich starken Schock-Momenten und Figuren, für die wir uns wenigstens etwas interessieren können. Allzu vorhersehbar wird hier mit Taschenlampe und unzureichender Bewaffnung dem lauernden Feind nachgejagt. Wobei in dieser Horror-Fassung von Old MacDonald had a farm, wenigstens immer wieder mal etwas aufblitzt. Da erinnern die dunklen Ställe ohne viel Beleuchtung, in ihrer Beklemmung mal an die Nostromo. Und nicht an "Bauer sucht Frau", Gott sei Dank. Und dann beschwört der Film ja einen ähnlich apokalyptischen Ausblick der Monster-Pandemie wie damals Carpenter's "The Thing", samt Infektions-Suspense. Zumindest ansatzweise. Wenn jetzt noch einige weitere Bausteine da gewesen wären, hätte "Isolation" ein wirklich vergnüglicher und eigenartiger Genre-Beitrag werden können. So wie es ist, bleibt unterm Strich ein großer Haufen "Hätte sein können", "Wäre noch besser gewesen", ein Film, der fast belanglos an einem vorbeizieht und wahrscheinlich schnell vergessen wird.

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                                  David Cronenberg, das Genie des Body Horror, beschäftigt sich ja seine Karriere über mit den unterschiedlichsten Auswüchsen unterdrückter Gefühle. Den Extremen der Lust nach Tabu, Perversion, Mutation und körperlicher Modifikation - tja, eigentlich allem, was der menschliche Körper zu bieten hat. "The Brood" bildet da thematisch keine Ausnahme, erweist sich aber auch als einer von Cronenbergs persönlichsten und stärksten Filmen. So löst sich "The Brood" etwas deutlicher von den Motiven, die in den Vorgänger-Arbeiten "Shivers" und "Rabid" behandelt wurden. Dort verwandelten sich die Protagonisten dank des vermeintlichen medizinischen Fortschritts beziehungsweise durch experimentelle Behandlung. Es wurde über die Mitmenschen hergefallen und ein wenig in Seuchen-Chaos-Zombiefilm-Gefilden gewildert. Mit "The Brood" erkundet Cronenberg aber in erster Linie die eigene Gefühlswelt und den emotionalen Schaden, den eine andere Ausgeburt des zivilisatorischen Schreckens, anrichtet: Die Scheidung. In erster Linie verarbeitete David Cronenberg hier seinen eigenen Kampf ums Sorgerecht und genau dadurch wird der Film zu einem echten Horror-Drama, anstatt zu einem weiteren eigenartigen Mutanten-Schocker. Im Mittelpunkt steht die Hauptfigur Frank, der sich einen langen Scheidungskrieg mit seiner psychisch-kranken Frau Nola liefert. Beide haben sie eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Aber da gibt es die gemeinsame Tochter Candice, um die ein erbittertes Tauziehen in vollem Gange ist. Nola und auch Candice befinden sich darüber hinaus in der Obhut des Psychoanalysten Hal Raglan. Der wird wegen seiner unorthodoxen Psychoplasmics-Behandlung einerseits gefeiert, als auch hinterfragt. Für Frank ist Raglan jedenfalls ein Scharlatan und Schwätzer, der fantasievolle Ausflüchte, für die vermeintlichen Misshandlungen seiner Tochter, erfindet. Mit allen juristischen Mitteln will Frank beweisen, dass Candice weder in die Hände ihrer Mutter, noch des Therapeuten, gehört. Raglan jedoch hat mit seinen Behandlungsmethoden nicht nur Vorstöße in die Psyche seiner Patienten gemacht. Er beobachtet auch die Wechselwirkung des repressiven Seelenzustands auf den Körper. Und genau hier kommt dann doch das Cronenberg'sche ins Spiel. Wird aus einem ernsten Drama ein Horror-Thriller, bei dem Frank entsetzt miterlebt, wie die titelgebende Brut aus missgestalteten Gnomen-Kindern seine Tochter Candice verfolgen. Und brutal gegen diejenigen vorgehen, die ihnen dabei im Weg stehen. Zugegeben, es fällt mir etwas schwer, "The Brood" angemessen zu würdigen und gleichzeitig diesen Film zu "beschreiben", ohne allzu viel zu Verraten. Gleichzeitig wird mir da aber nochmals bewusst, dass der Film gar nicht mal als verschachtelter, effekthascherischer Thriller funktionieren will. Klar, er ist spannend und geht mit seiner Scheidungs-Thematik wirklich nah. Besonderer Verdienst auch der guten Darsteller, deren Riege Titan Oliver Reed anführt. Das Grauen entfaltet sich hier, nach kurzer Einleitung, deutet an einige Zeit auf eine schräge Plausibilität, bevor dann ein wahrhaft krasser Ursprung quasi alles kippt. Klingt krass? Ist es auch, weil Cronenberg zum Finale hin eine seiner berühmtesten Szene offenbart. Einen Anblick, der sicherlich nicht jedermanns Magen-Sache sein dürfte und trotzdem wirklich genial ist. Das Kippen jeder rationalen Erklärung entsteht bei "The Brood" durch eine einzigartige Personifizierung des Bösen. Als eigentlicher Ursprung aller Monstren, erweist sich einmal mehr nicht das Reagenzglas, eine verschlossene Höhle oder irgendwelche Strahlen - es ist das Unterbewusste. Jene unkalklierbare Kraft, die vielleicht das Gute will und doch das Böse schafft. Um es mal so radebrechelnd zu Formulieren. Jedenfalls enthüllt "The Brood" den zivilisierten Menschen am Ende, ähnlich wie auch "Alarm Im Weltall", als ewigen Hort der Heimsuchung und Quell finsterer Auswüchse. Rein filmisch betrachtet, mag "The Brood" da auch ein wenig B-Movie-limitiert erscheinen. Es handelt sich hier ja immerhin um eine kleinere kanadische Produktion, die sich schon damals mehr abstrampeln musste, als ein "hochwertiges" US-Geschwisterlein. Aber sehen wir es mal so, erst mit "The Fly", oder eher noch mit "Videodrome", kam Cronenberg Bugdet-technisch in die Regionen, die seinen Visionen wahrscheinlich richtig gerecht wurden. Und wie schon gesagt, geht es bei diesem Film nicht um die hässlichsten Maske, das meiste Blut. Die krassesten Verstümmelungen. Das Grauen zeigt sich dennoch mit einer angemessen Fratze.

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                                    "Dead cats hanging from poles - Little dead are out in groves

                                    I remember Halloween"

                                    Schnell, tischt noch ein paar Schädel-Snacks auf. Wir kriegen mehr Zombie-Besuch! Dieser Tage wurde uns "Return Of The Living Dead III" wieder mal vorgesetzt. Ein Release-Versuch mit Zensur-Einschnitten, die an Körper-Verletzung grenzen. Ungefähr so lustig und wenig zum Kredenzen geeignet wie Äpfel mit Rasierklingen und mit Zyanid versetzte Coca Cola. Deshalb liebe Kinder, Hände weg von schlechtem Süßkram. Wenn die Zähne verrotten sollen, dann doch bitte mit dem echten Stoff. Außerdem, entfaltet "Return Of The Living Dead III" nur ganzen Stück seine herrliche Sogwirkung aus Kunstblut und Creature Effects.

                                    Herzstück dieser dritten Runde des Zombie-Treibens, bildet die tragische Liebesgeschichte von Curt und Julie. Der Curt ist nämlich Militär-Sprössling, mag Daddys harte Hand nicht leiden und will genau so wenig immer wieder umziehen. Gerade jetzt, da er doch seine Julie. Eine rothaarige Schönheit, mit einem etwas morbidem Interesse am Tod. Auf einer geheimen Erkundung des Militär-Geländes entdecken die beiden, wofür der Papi da verantwortlich ist: die ultrageheime Zombiefarm, wo an den Trioxin-Gas-Kontaminierten herumgedoktert wird. Echt schocky und wenig tasty, aber schließlich auch hilfreich, als sich Julie das Genick bricht. Curt erweckt seine Angebetete wieder zum Leben. Bleiben nur zwei Probleme: Daddy und seine Army-Leute und Julies neuerlicher Appetit auf BRAINS und was sonst noch am lebendigen Körper verzehrbar ist ...

                                    Okay, das klingt doch nach Apfel mit süßem Splatter-Guss. Eine echte Halloween-Spezialität. Brian Yuzna nahm sich hierfür der "Return ... "-Reihe an und legt gleich eines seiner bessern Frühwerke vor. Verglichen mit seinen letzten Arbeiten, die leider merklich im C-Bereich versumpften, ist dieser Film schon beinahe eine echte Glanzleistung. Es sieht kaum billig aus und die Effekt-Arbeit ist wirklich beachtlich. Da werden Körperteile durchbohrt, einem Untoten blättert das halbe Gesicht vom Schädel, Köpfe bleiben mit rausgezogener Wirbelsäule am Rumpf hängen. Die Nase vorn hat trotzdem Melinda "Mindy" Clarke, jepp, das ist die Lady Heather aus "CSI" und die aus "O.C. California". Noch etwas jünger, frönte das zeigefreudige, damalige Nachwuchstalent, hier der Lust am Horror-Kino. Peppt sich mit Glasscherben, Nägeln und Rasierklingen auf, wohl mit der erste Leinwand-Auftritt der Body-Mod-Bewegung. Tatsächlich sorgt der Romeo und Julia-Einschlag hier für etwas willkommene Wärme. Es darf aber nicht unterschlagen werden, dass "Return Of The Living Dead III" sich weitgehend von den Qualitäten seiner beiden Vorgänger unterscheidet. So verzichtet man aufs Zitieren des großen Romero-Vorbilds. Dem ja einst, im ersten Film, gleichzeitig Tribut und ein wenig Parodie gezollt und gewidmet wurde. Hier beschränkt sich die Handlung auf ein minimales Mast, schwenkt von der Hetzjagd durch die Kanalisation zur Armee-Basis zurück. Das ist okay, aber letztlich fehlt es "Return Of The Living Dead III" irgendwie an etwas Abwechslung. Nur ein paar tolle Zombie-Geschöpfe und das bisschen Mayhem machen halt noch keinen großartigen Film. Sowieso hätte dieser Film auch solo unter einem anderen Namen laufen können. Gerade weil die Untoten hier generell keine schönen Sprüche reißen. Nach Brains verlangen oder längst verstorbene Präsidenten als Amtsinhaber vermuten. Aber dennoch, ich halte an meiner Aussage fest. Yuzna hat später echten Mist gedreht, hier zeigt er noch seine Kompetenz als Filmemacher. Überhaupt, kultig ist das ganze schon allein wegen der bestens aufgelegten Melinda Clarke. Eine solche Schöpfung gibt's nicht allerlei Tage zu bewundern.

                                    Kürbis-Faktor 5.5 von 10

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                                      "Brown leafed vertigo - Where skeletal life is known

                                      I remember Halloween"

                                      Ach du dickes ... loch! Da haben wir uns ja ein echtes Schmankerl angelacht, "Ein Zombie Hing Am Glockenseil". Mit Lucio Fulci's Beiträgen zum Horror-Genre haben die deutschen Behörden ja bis heute so ihre Probleme. Sorry, Freunde des Jugendschutzes, da bildet leider auch dieser Film keine Ausnahme.

                                      Im öden Städtchen Dunwich geht es so richtig gruselig zu. Erst erhängt sich der Priester auf dem Friedhof, dann sterben plötzlich die Leute wie die Fliegen. Weil sie sich vor etwas unbeschreiblichem zu Tode ängstigen. Oder sie kriegen gleich von Untoten die Schädeldecke abgerissen, bluten aus den Augen und kotzen ihre/Tier-Organe aus dem falschen Dummy-Mund. Ferner zerspringt mal ein Spiegel und es berstet eine Pappwand, die doch aus Stein bestehen soll, aber eben doch merklich künstlich ist.
                                      Oh ja, es ist wirklich Halloween in Dunwich. Das übrigens auf den Trümmern des alten Salem errichtet wurde, weshalb die Unterwelt der Stadt quasi den Einlass zur Hölle bildet. Aber selbstverständlich. Jene wird übrigens über die Menschheit kommen, weil besagter Priester geweihten Boden besudelt hat. Und während die Einwohner der Kleinstadt durchdrehen und sich fürchten, ist schon das Medium Mary unterwegs mit diesem Reporter im Schlepptau. Mary hat das alles nämlich schon während einer Séance kommen sehen und weiß, dass vor Allerheiligen das schlimmste verhindert werden muss.

                                      Ach herrje, was für ein verfahrener Plot. Es macht aber beim Zuschauen etwas mehr Sinn. Mit "City Of The Living Dead (Englischer Titel)" widmete sich Fulci zum ersten Mal den Pforten der Hölle. Vermengt dabei zwei beliebte Kräfte des Genres, welche in den Siebzigern etabliert wurden: Mystischer Hokus Pokus und Zombie-Völlerei, spitzbübisch ausgedrückt. Denn natürlich kann "Ein Zombie Hing Am Glockenseil" auf beiden Bereichen nicht ganz überzeugen. Mystisch sind nur die Bekundungen von tausend Jahre alten Niederschriften, sonst gleicht das Vorspiel um Mary und ihre Erlebnisse in New York eher einer Staffage. Auch in Dunwich zeigt sich der Zombie-Horror eher als Melange aus unappetitlicher Verwesung, Würmern und dunkler Pampe, die hier manchem Opfer ins Gesicht geschmiert wird und später auch die Zombies auszeichnet. Da sollte wohl jemand mal doch bei QVC-Beauty-Produkten zugreifen. Na wie auch immer, Horror-mäßig ist eher die Ausführung. Viele Großaufnahmen leidlich fauliger Gesichter, das zombie-typische Schlurfen und dann hier und da, etwas blutiges Grabschen und Rausreißen. Bei der Gelegenheit sollte man anmerken, dass die Sache mit dem Schädel sich übrigens nach dem zweiten, dritten Mal etwas abnutzt. Und überhaupt, liebe FSK, es gibt hier wirklich nur ganz selten etwas zu bewundern, das irgendwie perverses oder gar verstörend wirken könnte. Die Sache mit dieser Leiche, okay. Aber so richtig harte Bilder waren dann doch eher anderen Genre-Vertretern vorbehalten. Stattdessen unterhält der Film eher mit seinen Schock-Momenten, bei denen so mancher, im Angesicht des Zombies, nicht mehr weiß, dass man Hände auch einsetzen kann oder dass es vielerlei Arten von Waffen gibt. Es amüsiert schon, dass ausgewachsene Männer da einknicken, wenn diese komischen Dinger am Ende einfach hart geschlagen oder mit spitzen Gegenständen getroffen werden müssen. Andererseits, erweist sich Fulci als ansehnlicher Meister der Grusel-Atmosphäre. Das etwas nervige Gedudel mal beiseite, punktet der Film grade beim Finale in der Unterwelt, wo die Toten von der Decke hängen. Oder aus dicken Spinnenweben auftauchen. Selbst wenn überirdisch immer die selben Komponenten wie der Nebel aufgefahren werden. In seinen besten Momenten ist "Ein Zombie Hing Am Glockenseil" ein bluttriefendes Schauerfilmchen, das durchaus atmosphärisch daherkommen kann. Und der deutsche Titel hat sowieso einen Titel verdient. Der klingt irgendwie so scheiße, das er schon fast wieder Kult ist.

                                      Kürbis-Faktor: 5 von 10

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                                      • 4 .5

                                        "Bonfires burning bright - Pumpkin faces in the night

                                        I remember Halloween"

                                        Weiter geht's und wie immer lassen wir es uns nicht nehmen und laden Michael Myers zu uns ein. Halloween ohne Myers, das ist wie Weihnachten ohne Wichtelschnitzen und Rentier-Braten. He He. Dieses Jahr erwärme ich mal wieder und picke statt das übergroßen Originals einen Teil der Endlos-Reihe heraus. Mit durchaus gemischten Gefühlen übrigens, denn "Halloween 4" und ich, das ist immer so eine Sache. Besser als so mancher Titel der Serie, aber auch leider auch nicht auf einer Ebene mit den ersten beiden Auftritten von Michael.

                                        Jedenfalls schreiben wir den 31. Oktober 1988. Der dritte, Myers-lose "Halloween" war nur ein böser Traum, der Michael nun von den Toten aufweckt. Zehn Jahre nach seinem ersten Besuch in Haddonfield macht er sich erneut auf dem Weg. Denn es gibt da seine kleine Nichte Jamie (Nette Idee mit dem Rollennamen, wirklich!), die schon den drohenden Schatten ihres Onkels spüren kann. Auch dieses Mal wird der ein oder andere Jugendliche, und Erwachsene, in Haddonfield das Halloween-Fest nicht überleben. Und auch Michaels Nemesis, Donald Pleasence in seiner Glanzrolle als Doktor Loomis, stellt sich natürlich dem Schwarzen Mann in den Weg. Neu hingegen ist der Mythos von Myers, der einige Bewohner zu waffenschwingenden Idioten mutieren lässt, die auf eigene Faust durch die Gegend rasen und das Monster stellen wollen. Natürlich keine gute Idee.

                                        Und erst recht kein umwerfender Schocker. "Halloween 4" erfindet das Rad nicht neu, viel mehr bequemt sich der Film in seiner Rolle als Reloaded-Auflage zum zehnjährigen Jubiläum. Wobei aus Myers als unheilvolle Verkörperung des Schwarzen Mannes, als ganz reales und bösartiges Nachtgespenst mehr die unaufhaltsame Killer-Maschine wird, die eher stumpf die Population ausmerzt. Was sich spätestens mit dem unvermeidbaren fünften Teil als echtes Problem herausstellen sollte: Jason war schön überzeichnet, Freddy reißt böse Sprüche und Leatherface war der grobschlächtigste Auswuchs seiner perversen Sippe. Michael hingegen kam jedes Mal einfach wieder, verlässlich wie der erste Schnee und wetzte das Messer. Nun gut, immerhin macht dieser vierte Film das Sakrileg seines Vorgängers wieder gut. Es gibt wenigstens wieder einen Myers zu bewundern und überhaupt, passt der Film zum Geschmack seiner Zeit. In den Achtzigern lebte die Serial-Produktion des Slashers eben richtig auf, da liefen die Leute noch Scharenweise ins Kino, selbst wenn sie im Grunde immer nur den selben Film anschauten. Wie gesagt, "Halloween 4" übersteigert Myers als Monster, macht ihm zur achten Plage, der mit konventionellen Waffen nicht Einhalt zu gebieten ist. Bis er sich eben doch klein kriegen lässt, es ist ja nächstes Jahr eh wieder Halloween. Dafür überrascht der Film am Ende mit einer wirklich guten Idee: Der Fackel-Übergabe des Myers-Erbe an die nächste Generation. Das zeigt schon Jamies Kostümwahl im Film, noch ein nettes Detail. Jedoch, war auch dieser Einwurf eher von kurzer Dauer und wurde im nächsten platten Film zunichte gemacht. Gut, dass John Carpenter und Debra Hill eher nur Produzierten und mal an der Musik herum schraubten, die Geschichte war einfach schon erzählt.

                                        Trotzdem eine ganz passable Bereicherung des Festnachts-Programms und an sich deshalb eine noch freundliche Bewertung wert:

                                        Kürbis-Faktor: 4 von 10

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                                        • 3 .5
                                          über Detour

                                          "Candy apples and razor blades - Little dead are soon in graves

                                          I remember halloween

                                          This day anything goes - Burning bodies hanging from poles

                                          I remember

                                          Halloween, halloween, halloween, halloween

                                          Halloween, halloween, halloween, halloween"

                                          - It's the scariest time of the year!!! Happy Halloween!!!
                                          Da sind wir also wieder mal, vor der schaurig schönsten Nacht des Jahres. Wenn Ghouls und Zombies sich erheben, über den Friedhof bis zu unserem Zuhause schleichen. Wenn das Läuten an der Tür einen Chills übers Rückrad jagt, weil das da draußen unterm Laken-Kostüm vielleicht doch ein kleines Monster sein könnte. Eines, das sich nicht mit Süßigkeiten abspeisen lässt, weil es lieber dein Gesicht fressen will ...

                                          Wie schön, das wir bis zum ersten Klingeln noch ein bisschen Zeit haben und uns ein paar cineastische Leckerbissen (und Stinker) zum Fest des Grauens gönnen können. Bitte Platz nehmen, drückt das eiskalte, körperlose Händchen auf eurer Schulter, lasst Freddy das Popcorn rüberwachsen und sagt Dracula, er soll das Texten lassen. Wolfman und die Mummy finden schon den Weg zu uns. Here we go - Stinker voran:

                                          Ein halbkriminelles Pärchen, eine vereinsamte Landstraße bei Nacht. Dieser nicht enden wollende Weg nach Hause und dann gibt es dann noch eine Umleitung ... Und eh wir uns versehen, stranden das norwegische Männlein und Weiblein bei einer gruseligen schwedischen Familie. Und die haben ihre Besucher auserkoren als Hauptdarsteller eines abgefuckten Horror-Livestreams ...

                                          Mit Horrorfilmen ist es eben manchmal wie mit ungeliebten Speisen. Vor dem süßen Kompott winkt der schwer verdauliche Hauptgang, das eklige Gemüse, das doch groß und stark macht. So ähnlich fühlte sich "Detour" an, dabei sah es ganz vergnüglich aus. Die Geschichte klang vertraut, hätte aber ganz interessant werden können. Bis aber überhaupt was passiert, gilt es, eine viel zu lange Einführung zu überstehen. Beinahe tödlich, dass man hier schon auf die Folter gespannt wird, auch weil die falschen Fährten - der nette Polizist, die Sache mit dem entlaufenen Mädchen - viel zu viel hinauszögern, anstatt zu unterhalten. Auch, weil hier alles böse ein blickenden "Sims"-Diamanten über den Kopf schweben hat, der brüllt: "Ich bin abgrundtief böse und will dich leiden sehen!" Das wäre an sich nicht schlecht, wenn "Detour" sich nur entscheiden könnte, ob er die altbackenden Versatzstücke von der Autopanne bis zum dringenden Notruf im wenig einladenden Haus, nun zitieren oder auch variieren will. Handwerklich gibt es eigentlich nicht viel aussetzen, es sind eher das Tempo und der wenig überraschende Verlauf, die negativ auffallen. Mag sein, dass die Kritik zu harsch klingt, dass ich "Detour" vielleicht zu wenig würdige. Aus meiner Sicht war er jedenfalls ein etwas angestrengter norwegischer Beitrag, der mit genügend Kenntnis des Genres nichts wirklich neues bieten konnte. Deshalb bildet er eben nur eine nette Aufwärmrunde fürs Fest.

                                          Kürbis-Faktor: 1.5 von 10.

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                                          • 9
                                            über Drive

                                            Kühl und distanziert - das ist der Driver. Hat wahrscheinlich 0 Facebook-Freunde, weil er sich eh den Teufel um so etwas schert. Ein unauffälliges spartanisches Appartement reicht ihm vollkommen. Die Brötchen verdient er tagsüber mit Stunts für Film und Fernsehen. Nachts aber, da blüht der Driver richtig auf. Bugsiert Einbrecher und Möchtegern-Kriminelle durch die Straßen von L.A., liefert sich immer wieder die Adrenalin-geladene Hetzjagden mit der Polizei. Ein irrwitziges Lebenselixier, in der Tat. Neuerdings gibt es da aber auch etwas in seinem Leben. Die hübsche Nachbarin und deren kleiner Sohn. Sie locken den Driver langsam aus seinem Schneckenhaus. Wenn diese Schönheit nur nicht mit einem Knacki verheiratet wäre ...
                                            Neo-Noir Crime Drama, Retro-Action-Thriller oder einfach nur kleines Indie-Schmuckstück? Wie man es nun dreht und wendet, "Drive" ist einer dieser Geheimtipps, die dem Hype wirklich gerecht werden. Und das behaupte ich nicht, um auf irgendeinen Zug aufzuspringen. Mit diesem eigensinnigen Film knallt Regisseur Nicolas Winding Refn mit der Wucht eines Kometen in Hollywood auf. Zur Abwechslung ist dieser Einschlag aber nicht mit donnernden Dicke-Hose-Bildern verbunden, wird nicht alles hingekotzt, was nur geht. Damit denn den Studiobossen vor triefender Geldgier gleich die feuchte Hose platzt. Wer mit Refn's Werk vertraut ist, oder auch nur die direkten Vorgängerfilme "Bronson" und "Valhalla Rising" kennt, wird das bestätigen können. Der Refn ist eben kein williger Sklave der erhabenen Traumfabrik. Er verfolgt jeweils seinen eigenen stilistischen Weg. Konsequent, würde ich sagen. Die bereits erwähnten Titel machten das deutlich und "Drive" bildet mit da keine Ausnahme. Hier wird in einer ganz eigenen Liga geschwelgt. Es gibt diese langsamen, manchmal mit gestocktem Atem ablaufenden Bilder, dann diese entfesselten Momente. So verschlossen wie sein Protagonist, zeigt sich dieser Film. Es gibt keine rührselige Lovestory, wo man auf Wolke Sieben schwebt, während Schmetterlinge um einen herumfliegen. Und erst recht versinkt dieser Film nie in hohle Shootouts oder schmierige Unterwelt-Klischees. Wenn überhaupt, bildet der Name "Drive" eine Antithese zur Gangart des bezeichneten Produkts. Vorsichtig tastet sich der Film vor, führt uns an seine Figuren heran. Bis, Wumms!, plötzlich doch noch jemanden der Kopf weggeblasen wird oder eine Gabel im Auge eines Typen landet. Gerade mit diesen eruptiven Gewalt-Schwenkern gelingt Nicolas Winding Refn die vielleicht größte Überraschung des Films. Da wird einfach so, möglichst brutal, der romantische Unterton dieses Crime-Dramas, ausgeblendet. Was auch wieder das falsche, weil harmlose Wort ist. Auf jeden Fall wird "Drive" in diesen Momenten der eingangs erwähnten Wucht gerecht. Und doch, kostet er das nie selbstzweckmäßig aus, will nicht "dieser Film mit all diesem krassen Scheiß" sein. Im Gegensatz zu Refn's bedrückendem Knast-Psychogramm, wo Gewalt ja quasi Ausdrucks- und Kommunikationsmittel war, findet sie sich hier unterschwellig wieder. Wie ein langsam anschwellender Schatten, der schließlich unweigerlich über die Figuren herabsinken wird. Und wo wir schon bei Bildern sind. "Drive" unterscheidet sich auch durch seine visuelle Komponente von so ziemlich allem, was in den letzten Jahren irgendwie mit dem Etikett Crime/Thriller versehen wurde. Da pulsiert L.A. nicht nur durch diese eigene Handschrift in Sachen Kamera- und Schnittführung, es ertönt auch mit diesem Synthie-Pop der 1980er Jahre. Was den insgesamt wohligen Retro-Chick des Films nur noch verstärkt. Aber was wäre die Technik ohne die Schauspieler? Für sein kleines Ensemble hat sich Nicolas Winding Refn gleich ein paar Überraschung geleistet. Das beginnt natürlich schon bei Ryan Gosling - einen dieser Everybody's Darlings, der diesen Ruf weniger mit Aussehen, als mit guter Leistung und Experimentierfreude bei der Rollenwahl, erfüllt. Setzt sich dann mit der weiblichen Besetzung fort, wo sich mit Carey Mulligan als Nachbarin und "Mad Men"-Sexbombe Christine Hendricks als Gangster-Flittchen, das jeweils beste Argument für und gegen das Einlassen aufs weibliche Geschlecht, verkörpert finden. Womit wir schließlich in die Ziellinie gehen und zwar mit einer astreinen Besetzung von Albert Brooks, der einige der besten Komödien überhaupt geschrieben/inszeniert und gespielt hat, und hier zusammen mit Ron Perlman als eine Mobster präsentieren darf. So was von ungewöhnlich, aber es funktioniert. Bei Perlman bedarf es eigentlich keiner Worte, der packt das. Zuletzt darf da nicht der bis dahin einzige Freund des Drivers verschwiegen werden, den "Breaking Bad"-Ungetüm Bryan Cranston verkörpern darf. Das ist alles in allem, hochkarätig, verdammt gut und passend gespielt. Ein weiterer wunderbarer Bestandteil für das Fundament von "Drive". Einem Film, der sich anfühlt, als sei er gerade mal ein paar Wochen nach Walter Hill's "The Driver" oder nach "Leben Und Sterben In L.A." rausgekommen. Und dabei doch verdammt eigenständig ist und eine überraschende Abkehr vom Alltagstrott des Kinos darstellt. Ein Film, den man auch mit oder gerade wegen seiner Eigenarten (siehe die Jacke des Driver oder seine Maske!) lieben und genießen kann. Definitiv eines der besten Unikate der letzten Zeit.

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                                            • 6 .5

                                              "Herzlich Willkommen bei Mickey's. Was darf es für Sie sein? Unsere Spezialität, der Big One? Mit dem besten aus unmenschlicher Massen-Fleischverarbeitung, Immigranten-Schwarzarbeit zum Hungerlohn, Fäkalien-Rückständen und unserem ganz eigenen Speichel-Zauber-Zusatz?"

                                              Wow, also wirklich. Das ist eklig, abartig, zehrt nicht nur an den Geschmacks-Nerven. "Fast Food Nation", das ist der Versuch, einen ausdrucksstarken Ensemblefilm zu drehen, der uns nachdrücklich vor dem Genuss des beliebten Fast Food zu warnen. Denn Fleisch ist eben nicht gleich Fleisch. Und hinter einem günstigen Hamburger steckt eben mehr als nur eine bestimmte Kilo-Zahl Rind, Gemüse und Spezial-Sauce. Basierend auf dem Buch gleichen namens, zeigt "Fast Food Nation", was so hinter dem fertigen Produkt steckt. Das Leid mexikanischer Arbeitskräfte, die sich unter verächtlichsten Bedingungen in der Fleischfabrik zu Tode schuften. Der Output jener Fabrik, die sich nicht kümmert, ob Rinderscheiße kleben bleibt. Die verpickelten Teenie-Angestellten im Imbiss, die lustlos fürs Gehalt das Zeug zusammen panschen oder spuckig veredeln. Oder die zwei Seelen in der Brust des hochrangigen Angestellten, der sich einfach mal auf die Suche nach den Ursprüngen der eigenen Ware macht. Feststellt, dass er wirklich Scheiße verkauft, aber sich auch fragen muss, ob er nun Idealist oder Verdiener mit gutem Gehalt sein will ...
                                              Tatsächlich hat "Fast Food Nation" einige Kalorien zu viel. Da wirft er einen etwas abgründigen Blick aufs schmutzige Junk Food-Geschäft und wie es die Gesellschaft in mehr als nur einer Hinsicht krank macht. Ist dann aber auch stark überfrachtet. Hat viele Figuren zu bieten, von denen aber zu wenige wirklich interessant und relevant bleiben. Da kann ich mich erst auf einen Greg Kinnear als Mickey's-Führungsboss einschießen, erlebe aber dann, wie dieser Handlungsstrang verpufft. Einfach so. Dafür erlebe ich dann die Kassiererin Amber, kriege etwas Background mit und wie sie plötzlich ihre Ideale entdeckt und mit dieser dumpf-doof fabulierenden Studie-Gruppe loszieht. Wofür genau, erfahren wir aber auch nicht mit. Vielleicht sollte diese Episode auch zeigen, wie der Antrieb flöten geht, dass es eh aussichtslos ist, was dagegen zu unternehmen. Keine Ahnung. So richtig überzeugend wird der Film dann, wenn er in die Fleischfabrik schreitet. Uns ein paar der Illegalen vorstellt. Ihren Weg über die Grenze, rein in die beschissene Arbeit und deren Auswirkungen nachzeichnet. Kein Wunder, bei den geschilderten Zuständen, würde man sich auch mit Drogen ablenken. Schrecklich und doch gerade dann gelungen. Allein die letzten fünf Minuten mit ihrer authentischen "Unser Täglich Brot"-Ästhetik, da gelingt es "Fast Food Nation" diese unangenehmen Fragen zum Fleischverzehr zu bekräftigen, vielleicht etwas auszulösen ...
                                              Davor verfallen die Ideale, trotz tollem Staraufgebot mit Bruce Willis, Kris Kristofferson, Patricia Arquette oder Ethan Hawke, schonmal in unnötige Ausflüge. Etwas blase Figuren und deren, zu oft unwichtiges Leben.
                                              Genau deshalb bleibt "Fast Food Nation" ein gut gemeinter Film, der nicht auf ganzer Strecke überzeugt. Aber einen guten und teilweise wunderbar unschönen Blick hinter die Kulissen wirft. Als Dessert zu, sagen wir, "Supersize Me", deshalb empfehlenswert.

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                                              • 2 .5

                                                Alright, here we go. Eigentlich könnten wir es uns einfach machen und einfach M. Night Shyamalan bashen. Uns fragen, warum er solchen Bockmist überhaupt dreht. Warum er nicht genug sixth Sense hat, um zu wissen, dass Animations-Serien nicht zum Happening taugen. Oder dass Big Budget-Produktionen eben nicht unbreakable sind und gleich zum Über-Blockbuster taugen. Aber warum überhaupt? Warum sollte ich die Integrität eines Filmemachers untergraben - was habe ich schon gegen M. Night Shyamalan? Nichts und genau deshalb habe ich "Die Legende Von Aang/The Last Airbender" eine Chance gegeben. Schließlich sah ich schon die zugrunde Serie "Avatar" als eine jener herausstechenden Offerten des "Kinderprogramms": Im höchsten Maße fantasievoll, gut durchdacht und schön erzählt. Mit liebenswerten Charakteren, auf die man sich gern einlässt. Okay, nun also die Real-Film-Adaption. Wie seit beinahe jedem, ach was, jedem Mega-Fantasy-Spektakel für eine junge/jugendliche Zielgruppe schon zu Beginn als "Erstes Buch" angekündigt. Als Aufhänger eines neue Franchise. Da finden wir uns in der Welt von Element-Bändigern wieder. Die Nation der Feuer-Bändiger, die Luft-Bändiger im Shaolin-/Buddhismus-Ambiente und die Arktis-Siedler um Katara und Sokka. Beide stolpern bei der Jagd auf den schlummernden Aang. Einen kleinen Mönchs-Bub, der sich doch tatsächlich als mystischer Oberheld und Welten-Retter, als der Avatar, entpuppt. Weswegen er auch gleich von den Häschern der bösen Feuer-Nation gejagt wird, während er gleichzeitig der großen Aufgabe gerecht werden muss, sich selbst zu finden. Seine Ausbildung zu vollenden, alle Elemente zu beherrschen und ja, ganz nebenbei, eine echte Revolution der Völker zu entfachen. Puh, klingt nach ganz schön viel Firlefanz in einem Film. Und yes, es geht schlicht nach Hinten los. Über M. Night Shyamalan und seine Kompetenz könnten wir endlos streiten. Niemand will hier seine Berechtigung als Filmemacher anzweifeln. "Die Legende Von Aang/The Last Airbender" jedoch, ist einfach nur schlecht ... schlecht als mitreißendes Spektakel, schlecht in Sachen Trick-Zauber, schlecht zusammengefasst, gekleistert, komprimiert, adaptiert. Die ursprüngliche Serie war einfach besser, weil sie sich Zeit nahm. Und nicht wie hier, manches platt zusammenschrumpft, tragende Details des Originals auslässt. Schlecht auch, weil Shyamalan hier nicht das nötige Feuer der Vorlage auflodern lässt, kein Effekt-Feuerwerk verschießt, das sich mit angesagten Anwärtern auf die Kinokassen-Krone nur ansatzweise messen könnte. Und überhaupt, wo sind die guten Schauspieler? Dev Patel, ja den kennen wir. Bedauern können wir nur, dass er einfach nur angepisst rumtrotten, a bissle Martial Arts machen und flache Sprüche spucken muss. Ein Jammer, aber dieser Film dürfte ihn genau so wie uns Zuschauer unterfordert haben. Wenn ich mir das erlauben darf und Herrn Shyamalan einmal kritisieren dürfte: Wozu diese Scheiße? Da passiert so viel dämliches Kasperle-Theater mit Mystik und Budenzauber. Aber keine richtige Handlung - stattdessen verwurstet dieser Film kaum bis gar nicht bekannte Gesichter, die uns ziemlich oft in nervigen Close-Ups Einblick in ihre großen Nasenhöhlen gewähren. Ja, da hat es mich unwillkürlich hingezogen. Denn diese großen, leeren Augen gingen mir irgendwann auf die Nerven. Fakt ist, dies ist eine der schlechtesten Leinwand-Adaptionen einer Trickserie. Ziellos waten wir durch schlichte (CGI-)Kulissen, müssen uns mit den leblos wirkenden Pendants beliebter Charaktere begnügen, mit denen man einfach nicht warm werden kann. Und wer "Avatar"-Fan ist, wird wohl kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen, dass hier eine wirklich gute Story zum bloßen Etappenlauf verkommt. Charme und Fantasie fehlen- die des Originals lassen sich eben nicht so leicht bändigen. Das ist nicht nur schade, das hier ist eigentlich nur traurig.

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                                                • 6

                                                  Das Thema zwingend, die Absicht gut - das Vertrauen in "Trust" war ehrlich groß. Meine Auffassung nach der Begutachtung ... etwas zwiespältig. Einerseits finde ich es äußerst löblich, dass ein Film über das Martyrium eines 14-jährigen Mädchens, das von einem vermeintlichen "Freund" aus dem Netz vergewaltigt wird, nicht zur bloßen Thriller-Schablone verkommt. Obwohl Clive Owen hier den Vater besagten Mädchens mimt, erweist sich "Trust" nicht als Fortführung von "Entgleist". Greift er sich hier nicht den Drecksack und zeigt ihm, was in "Sin City" mit Abschaum wie ihm passiert. Nein, das wahre Leben ist halt etwas komplizierter und reichlich bitter. "Trust" jedenfalls nimmt die entgegengesetzte Ausfahrt des Genres und offenbart, wie es überhaupt dazu kommen kann. Schildert erstmal, wie das Leben einer 14-jährigen überhaupt so ist. Eben auch, dass derart verhängnisvolle Kontakte nicht beiläufig entstehen müssen oder aus purer, naiver Langeweile geknüpft werden. Das ist sogar vorbildlich, schon sehr einfühlsam gehandhabt. Gut, dass hier Darsteller wie Clive Owen und Catherine Keener als Elternpaar auftreten. Das verleiht dem ganzen die angemessene Ernsthaftigkeit. Überragend die Leistung der jungen Liana Liberato als Opfer Annie. Problematisch hingegen ist für mich das Zusammenwirken aller Komponenten: die Handlung, mitsamt Einführung, dem grausigen Geschehen, die polizeilichen Ermittlungen, die Rachephantasien des Vaters, die Trauma-Aufarbeitung, Mobbing, Suizid-Versuch, langsames Annähern innerhalb der zunehmend zerrütteten Familie und der schwerste Kloß im Hals: die Erkenntnis, dass Mistsäue auch davonkommen können. Das alles funktioniert schon bei "Trust", aber in mancherlei Hinsicht kann ich mich eines Eindrucks nicht erwehren. Dass hier dick aufgetragen wird, um möglichst dicht und packend alles aufzuarbeiten. Damit "Trust" der Vorzeige-Film zum Thema Gefahren des Cyber-Chats wird. Pädagogisch wichtige Präventiv-Gespräche zwischen Kindern und Eltern anregt. Noch mal zum Mitschreiben, diese Absicht unterstütze ich. Es scheint mir aber auch dann sinnvoll, zwischen der Intention und der Ausführung eines Films zu unterscheiden. Und bei letzterer hakt es dann doch ein bisschen. Die Kurve weg vom schwerfällig rührseligen Moralstück kriegt er schon hin. Und es soll keineswegs die Wichtigkeit des Hintergrunds von "Trust" untergraben werden.

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                                                  • 7 .5

                                                    Mit großem Dank an Jeff Lebowski. Der hat nämlich einen kurzen, prägnanten Kommentar geschrieben - und kurz darauf konnte ich "The Great Debaters" selber sehen. Und ich kann nur zustimmen, ein klasse Film. Erzählt wird die Geschichte des Wiley College Debattier-Teams und ihren Weg von kleinen ländlichen Außenseitern bis zu ihrer großen Chance gegen das große Harvard-Team anzutreten. Aber nein, dies ist kein "Club Der Toten Dichter"-Verschnitt. "The Great Debaters" zeichnet nämlich den Weg eines schwarzen Teams nach, das Wiley College war in den 1930er Jahren eines der Neger-Colleges. Dort wurde den Farbigen Bildung zugestanden, wenn sie nur unter sich blieben und sich ihrer Position bewusst waren. Von der nämlich weiß der engagierte Film auch zu berichten. Von Lynchmobs, der Repression durch prügelnde Sheriffs. In so einem Land als Schwarzer über Themen wie Gleichberechtigung, Bildung abseits der Hautfarbe oder staatlichen Ungehorsam zu debattieren, das nötigt mehr als nur Respekt an. Denzel Washington gelingt in seiner als Doppel-Funktion als Co-Darsteller/Mentor und Regisseur ein ausdrucksstarker kleiner Film mit großen, wichtigen Worten. Und einem Stück Geschichte, das nicht vernachlässigt werden darf. Genau so wie solche Filme trotz Überangebot nicht verloren gehen sollte.

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