mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
"Herzlich Willkommen bei Mickey's. Was darf es für Sie sein? Unsere Spezialität, der Big One? Mit dem besten aus unmenschlicher Massen-Fleischverarbeitung, Immigranten-Schwarzarbeit zum Hungerlohn, Fäkalien-Rückständen und unserem ganz eigenen Speichel-Zauber-Zusatz?"
Wow, also wirklich. Das ist eklig, abartig, zehrt nicht nur an den Geschmacks-Nerven. "Fast Food Nation", das ist der Versuch, einen ausdrucksstarken Ensemblefilm zu drehen, der uns nachdrücklich vor dem Genuss des beliebten Fast Food zu warnen. Denn Fleisch ist eben nicht gleich Fleisch. Und hinter einem günstigen Hamburger steckt eben mehr als nur eine bestimmte Kilo-Zahl Rind, Gemüse und Spezial-Sauce. Basierend auf dem Buch gleichen namens, zeigt "Fast Food Nation", was so hinter dem fertigen Produkt steckt. Das Leid mexikanischer Arbeitskräfte, die sich unter verächtlichsten Bedingungen in der Fleischfabrik zu Tode schuften. Der Output jener Fabrik, die sich nicht kümmert, ob Rinderscheiße kleben bleibt. Die verpickelten Teenie-Angestellten im Imbiss, die lustlos fürs Gehalt das Zeug zusammen panschen oder spuckig veredeln. Oder die zwei Seelen in der Brust des hochrangigen Angestellten, der sich einfach mal auf die Suche nach den Ursprüngen der eigenen Ware macht. Feststellt, dass er wirklich Scheiße verkauft, aber sich auch fragen muss, ob er nun Idealist oder Verdiener mit gutem Gehalt sein will ...
Tatsächlich hat "Fast Food Nation" einige Kalorien zu viel. Da wirft er einen etwas abgründigen Blick aufs schmutzige Junk Food-Geschäft und wie es die Gesellschaft in mehr als nur einer Hinsicht krank macht. Ist dann aber auch stark überfrachtet. Hat viele Figuren zu bieten, von denen aber zu wenige wirklich interessant und relevant bleiben. Da kann ich mich erst auf einen Greg Kinnear als Mickey's-Führungsboss einschießen, erlebe aber dann, wie dieser Handlungsstrang verpufft. Einfach so. Dafür erlebe ich dann die Kassiererin Amber, kriege etwas Background mit und wie sie plötzlich ihre Ideale entdeckt und mit dieser dumpf-doof fabulierenden Studie-Gruppe loszieht. Wofür genau, erfahren wir aber auch nicht mit. Vielleicht sollte diese Episode auch zeigen, wie der Antrieb flöten geht, dass es eh aussichtslos ist, was dagegen zu unternehmen. Keine Ahnung. So richtig überzeugend wird der Film dann, wenn er in die Fleischfabrik schreitet. Uns ein paar der Illegalen vorstellt. Ihren Weg über die Grenze, rein in die beschissene Arbeit und deren Auswirkungen nachzeichnet. Kein Wunder, bei den geschilderten Zuständen, würde man sich auch mit Drogen ablenken. Schrecklich und doch gerade dann gelungen. Allein die letzten fünf Minuten mit ihrer authentischen "Unser Täglich Brot"-Ästhetik, da gelingt es "Fast Food Nation" diese unangenehmen Fragen zum Fleischverzehr zu bekräftigen, vielleicht etwas auszulösen ...
Davor verfallen die Ideale, trotz tollem Staraufgebot mit Bruce Willis, Kris Kristofferson, Patricia Arquette oder Ethan Hawke, schonmal in unnötige Ausflüge. Etwas blase Figuren und deren, zu oft unwichtiges Leben.
Genau deshalb bleibt "Fast Food Nation" ein gut gemeinter Film, der nicht auf ganzer Strecke überzeugt. Aber einen guten und teilweise wunderbar unschönen Blick hinter die Kulissen wirft. Als Dessert zu, sagen wir, "Supersize Me", deshalb empfehlenswert.
Alright, here we go. Eigentlich könnten wir es uns einfach machen und einfach M. Night Shyamalan bashen. Uns fragen, warum er solchen Bockmist überhaupt dreht. Warum er nicht genug sixth Sense hat, um zu wissen, dass Animations-Serien nicht zum Happening taugen. Oder dass Big Budget-Produktionen eben nicht unbreakable sind und gleich zum Über-Blockbuster taugen. Aber warum überhaupt? Warum sollte ich die Integrität eines Filmemachers untergraben - was habe ich schon gegen M. Night Shyamalan? Nichts und genau deshalb habe ich "Die Legende Von Aang/The Last Airbender" eine Chance gegeben. Schließlich sah ich schon die zugrunde Serie "Avatar" als eine jener herausstechenden Offerten des "Kinderprogramms": Im höchsten Maße fantasievoll, gut durchdacht und schön erzählt. Mit liebenswerten Charakteren, auf die man sich gern einlässt. Okay, nun also die Real-Film-Adaption. Wie seit beinahe jedem, ach was, jedem Mega-Fantasy-Spektakel für eine junge/jugendliche Zielgruppe schon zu Beginn als "Erstes Buch" angekündigt. Als Aufhänger eines neue Franchise. Da finden wir uns in der Welt von Element-Bändigern wieder. Die Nation der Feuer-Bändiger, die Luft-Bändiger im Shaolin-/Buddhismus-Ambiente und die Arktis-Siedler um Katara und Sokka. Beide stolpern bei der Jagd auf den schlummernden Aang. Einen kleinen Mönchs-Bub, der sich doch tatsächlich als mystischer Oberheld und Welten-Retter, als der Avatar, entpuppt. Weswegen er auch gleich von den Häschern der bösen Feuer-Nation gejagt wird, während er gleichzeitig der großen Aufgabe gerecht werden muss, sich selbst zu finden. Seine Ausbildung zu vollenden, alle Elemente zu beherrschen und ja, ganz nebenbei, eine echte Revolution der Völker zu entfachen. Puh, klingt nach ganz schön viel Firlefanz in einem Film. Und yes, es geht schlicht nach Hinten los. Über M. Night Shyamalan und seine Kompetenz könnten wir endlos streiten. Niemand will hier seine Berechtigung als Filmemacher anzweifeln. "Die Legende Von Aang/The Last Airbender" jedoch, ist einfach nur schlecht ... schlecht als mitreißendes Spektakel, schlecht in Sachen Trick-Zauber, schlecht zusammengefasst, gekleistert, komprimiert, adaptiert. Die ursprüngliche Serie war einfach besser, weil sie sich Zeit nahm. Und nicht wie hier, manches platt zusammenschrumpft, tragende Details des Originals auslässt. Schlecht auch, weil Shyamalan hier nicht das nötige Feuer der Vorlage auflodern lässt, kein Effekt-Feuerwerk verschießt, das sich mit angesagten Anwärtern auf die Kinokassen-Krone nur ansatzweise messen könnte. Und überhaupt, wo sind die guten Schauspieler? Dev Patel, ja den kennen wir. Bedauern können wir nur, dass er einfach nur angepisst rumtrotten, a bissle Martial Arts machen und flache Sprüche spucken muss. Ein Jammer, aber dieser Film dürfte ihn genau so wie uns Zuschauer unterfordert haben. Wenn ich mir das erlauben darf und Herrn Shyamalan einmal kritisieren dürfte: Wozu diese Scheiße? Da passiert so viel dämliches Kasperle-Theater mit Mystik und Budenzauber. Aber keine richtige Handlung - stattdessen verwurstet dieser Film kaum bis gar nicht bekannte Gesichter, die uns ziemlich oft in nervigen Close-Ups Einblick in ihre großen Nasenhöhlen gewähren. Ja, da hat es mich unwillkürlich hingezogen. Denn diese großen, leeren Augen gingen mir irgendwann auf die Nerven. Fakt ist, dies ist eine der schlechtesten Leinwand-Adaptionen einer Trickserie. Ziellos waten wir durch schlichte (CGI-)Kulissen, müssen uns mit den leblos wirkenden Pendants beliebter Charaktere begnügen, mit denen man einfach nicht warm werden kann. Und wer "Avatar"-Fan ist, wird wohl kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen, dass hier eine wirklich gute Story zum bloßen Etappenlauf verkommt. Charme und Fantasie fehlen- die des Originals lassen sich eben nicht so leicht bändigen. Das ist nicht nur schade, das hier ist eigentlich nur traurig.
Das Thema zwingend, die Absicht gut - das Vertrauen in "Trust" war ehrlich groß. Meine Auffassung nach der Begutachtung ... etwas zwiespältig. Einerseits finde ich es äußerst löblich, dass ein Film über das Martyrium eines 14-jährigen Mädchens, das von einem vermeintlichen "Freund" aus dem Netz vergewaltigt wird, nicht zur bloßen Thriller-Schablone verkommt. Obwohl Clive Owen hier den Vater besagten Mädchens mimt, erweist sich "Trust" nicht als Fortführung von "Entgleist". Greift er sich hier nicht den Drecksack und zeigt ihm, was in "Sin City" mit Abschaum wie ihm passiert. Nein, das wahre Leben ist halt etwas komplizierter und reichlich bitter. "Trust" jedenfalls nimmt die entgegengesetzte Ausfahrt des Genres und offenbart, wie es überhaupt dazu kommen kann. Schildert erstmal, wie das Leben einer 14-jährigen überhaupt so ist. Eben auch, dass derart verhängnisvolle Kontakte nicht beiläufig entstehen müssen oder aus purer, naiver Langeweile geknüpft werden. Das ist sogar vorbildlich, schon sehr einfühlsam gehandhabt. Gut, dass hier Darsteller wie Clive Owen und Catherine Keener als Elternpaar auftreten. Das verleiht dem ganzen die angemessene Ernsthaftigkeit. Überragend die Leistung der jungen Liana Liberato als Opfer Annie. Problematisch hingegen ist für mich das Zusammenwirken aller Komponenten: die Handlung, mitsamt Einführung, dem grausigen Geschehen, die polizeilichen Ermittlungen, die Rachephantasien des Vaters, die Trauma-Aufarbeitung, Mobbing, Suizid-Versuch, langsames Annähern innerhalb der zunehmend zerrütteten Familie und der schwerste Kloß im Hals: die Erkenntnis, dass Mistsäue auch davonkommen können. Das alles funktioniert schon bei "Trust", aber in mancherlei Hinsicht kann ich mich eines Eindrucks nicht erwehren. Dass hier dick aufgetragen wird, um möglichst dicht und packend alles aufzuarbeiten. Damit "Trust" der Vorzeige-Film zum Thema Gefahren des Cyber-Chats wird. Pädagogisch wichtige Präventiv-Gespräche zwischen Kindern und Eltern anregt. Noch mal zum Mitschreiben, diese Absicht unterstütze ich. Es scheint mir aber auch dann sinnvoll, zwischen der Intention und der Ausführung eines Films zu unterscheiden. Und bei letzterer hakt es dann doch ein bisschen. Die Kurve weg vom schwerfällig rührseligen Moralstück kriegt er schon hin. Und es soll keineswegs die Wichtigkeit des Hintergrunds von "Trust" untergraben werden.
Mit großem Dank an Jeff Lebowski. Der hat nämlich einen kurzen, prägnanten Kommentar geschrieben - und kurz darauf konnte ich "The Great Debaters" selber sehen. Und ich kann nur zustimmen, ein klasse Film. Erzählt wird die Geschichte des Wiley College Debattier-Teams und ihren Weg von kleinen ländlichen Außenseitern bis zu ihrer großen Chance gegen das große Harvard-Team anzutreten. Aber nein, dies ist kein "Club Der Toten Dichter"-Verschnitt. "The Great Debaters" zeichnet nämlich den Weg eines schwarzen Teams nach, das Wiley College war in den 1930er Jahren eines der Neger-Colleges. Dort wurde den Farbigen Bildung zugestanden, wenn sie nur unter sich blieben und sich ihrer Position bewusst waren. Von der nämlich weiß der engagierte Film auch zu berichten. Von Lynchmobs, der Repression durch prügelnde Sheriffs. In so einem Land als Schwarzer über Themen wie Gleichberechtigung, Bildung abseits der Hautfarbe oder staatlichen Ungehorsam zu debattieren, das nötigt mehr als nur Respekt an. Denzel Washington gelingt in seiner als Doppel-Funktion als Co-Darsteller/Mentor und Regisseur ein ausdrucksstarker kleiner Film mit großen, wichtigen Worten. Und einem Stück Geschichte, das nicht vernachlässigt werden darf. Genau so wie solche Filme trotz Überangebot nicht verloren gehen sollte.
"Sie versuchen den Panzer zu Fliegen ..." - Den Panzer, ah ja. Den Panzer? Der, der gerade in schwindelerregender Höhe aus diesem gesprengten Lockhead-Koloss geflogen kommt. Während ganz nebenbei die Besatzung versucht, die Reaper-Dronen abzuschießen, die ihnen da am Arsch hängen. Häh? Okay, bei jeder anderen Besatzung hätte ich wohl hirnloser Bullshit geschrien, aber wenn es sich um "Das A-Team" handelt ...
Es hilft nix. Ich muss kapitulieren, dieser Film ist nichts Freunde der cineastischen Logik, für Verfechter der Rationalität, des gehobenen, anspruchsvollen Humors, klug ausgetüftelter Geschichten. Und im Zweifelsfall auch gar nicht mal für Fans des Eighties-TV-Kults. Dafür weiß die aufgemotzte Leinwand-Fassung auf andere Art zu überzeugen. Schließlich wird Mitdenken eh überbewertet. Hinschauen und Genießen muss die Devise hier lauten. Liam Neeson, Bradley Cooper, Quinton Jackson, Sharlto Copley sind also das neue A-Team, lernen sich hier auf rasante Weise kennen, sind nach "80 erfolgreichen Einsätzen" dicke Kumpels und ein perfekt eingespieltes Team. In den letzten Tagen ihres Irak-Einsatzes (natürlich!) kümmern sie sich um einen brisanten Einsatz, eine Schatten-Mission. Ohne offizielles Briefing, keinen Aktenvermerk, was echt dumm ist. Denn unser A-Team wird abgezockt und ganz offiziell verurteilt. Dumm, aber richtig schmerzhaft wird es diejenigen, welche das Team ins Bockshorn jagen wollten ... Nee, mit dem Original hat das freilich nicht viel zu tun. Wie so oft borgt sich "Das A-Team" lediglich den Namen und etwas von der Grundidee. Aus dem Witwen- und Weisen-Retter-Team mit Muckis und Hirn wird hier mehr die angesäuerte Elite-Truppe mit Rums-Bums-Spielzeug, flotten Sprüchen und viel Männer-Freude am Dauerfeuerwerk. Die Art von Held, die quasi für Sender wie DMAX prädestiniert scheint. Ist aber vollkommen okay, denn einerseits macht das rundum erneuerte Team Spass. Andererseits gibt es mit Jessica Biel einen Hauch Girl-Power als Gegengewicht. Und noch besser, Patrick Wilson als schmierigeren CIA-Bastard und, natürlich!, Bösewicht. Tatsächlich einer mit Amusement-Faktor, selbstverliebt, hochnäsig und sexistisch. Da versenkt man doch seine Faust gleich doppelt so gern in seinem Gesicht.
Wo waren wir? Ah ja, der Film. Im Vergleich zur leicht ironischen und gutherzigen TV-Serie müssen hier wohl Krokodilstränen fließen. Bei der Action aber, so sehr die Logik-Löcher zum Himmel schreien mögen, kann man sich mächtig amüsieren. Mir erging es jedenfalls so. Aus dem Lachen kommt da einfach nicht raus. Denn obwohl es Regisseur Joe Carnahan schon in seinem "Smokin' Aces" hat Scheppern lassen, ist die Handschrift des Mentors Tony Scott doch unverkennbar. Schnitt-Tempo, flashige Schusswechsel, dazu ein bisschen spitze Zunge - ich denke, Herr Scott hätte es selber nicht besser drehen können. Unterm Strich also kann ich hier nur sagen: Absolut sehenswert, weil es auf die Gesetze der Physik scheißt, sich einen Dreck um aussagekräftige Plots kümmert und weil dieses "A-Team" einen sowieso keine Minute Zeit lässt, sich hier Gedanken über Defizite zu machen. Man könnte diesen Film ja zerreißen, man könnte. Wenn man dann nicht so viel Spass beim Zuschauen hätte.
Zu schade, da habe ich "Paranormal Activity 2" zuerst gesehen und etwas von dem Hype um den minimalistischen Grusel der "Blair Witch" des 21. Jahrhunderts gespürt - und endlich kann ich den Film begutachten, der dieses, mittlerweile vierteilige, Franchise erst begründet hat. Nur um ihn nicht ganz so gut zu finden. Verkehrte Welt, oder was? Der erste Teil soll schlechter sein? Nein, so meine ich das gar nicht. Bei dieser, etwas unglücklichen, Fügung, das Sequel vor dem Original zu sehen, wird klar, dass "Paranormal Activity 1 und 2" sich leider stark gleichen. Das Schockmuster mit dem heimgesuchten Zuhause ist beinahe identisch und wahrscheinlich werden auch die beiden, von mir noch ungesehenen, Teile diese lediglich mit neuen Spuk-Momenten anreichern. Da klappert und poltert es in einem Teil im Flur des Schlafzimmers, macht's im nächsten halt das selbe in der Küche. Okay, etwas unfair jetzt dem Erstling Punkte abzuziehen, weil die Fortsetzung nicht mehr so einfallsreich war. Den paranormalen Erscheinungen im Haus von Katie und Micah mangelt es aber schon an einigen Stellen: An etwas mehr Spannung - ja, der Spannungsbogen. Ein erstes Problemfeld im Film. Da fühlt sich eine Frau seit ihrer Kindheit von etwas unheimlichen, unförmigen, verfolgt. Ein Leben hat sie sich dennoch aufbauen können und anfangs frage ich mich, ob die gekaufte Kamera nicht doch nur aus einer Schnapsidee ihren Weg ins Haus gefunden hat. Und als dann der Horror einsetzt, klappt es nicht ganz mit der wachsenden Furcht vor dem, was da auf uns zukommen könnte. Auch weil, Problemfeld Nummer Zwei, das Zwischenmenschliche, die Spielszenen zwischen den Nächten, echt unterentwickelt sind. Schale, nichts sagende Dialoge, ein paar knappe Gespräche über, anfangs belangloses, und dann natürlich über die mysteriösen und schrecklichen Ereignisse. Klar, das "gefundene" Material soll ja beschränkt Einblicke ins Leben liefern, leider bleibt dabei das Mitfühlen, das Einfühlen in die Charaktere für mich auf der Strecke. Auch weil Katie und Micah leider in den letzten fürchterlichen Stunden kaum Aufregung vermitteln können. Bei solchem Psycho-Terror würde man doch viel kopfloseres, ausflippendes erwarten. Tja, leider sah ich "Paranormal Activity" zunehmend als gescriptete Horror-Soap an, als denn das meisterliche Kammerspiel des Grauens. Äußerst schade, denn der zweite Teil bot da schon etwas mehr Dynamik an. Es gab da ein Ehepaar, die Stieftochter, das Neugeborene. Etwas mehr Stoff, als denn die etwas ziellosen Konversationen des Pärchens in diesem Film. Wie auch immer, in "Paranormal Activity" sehe ich einiges Potenzial. Eine spannende Geschichte wird hier angedeutet und wäre das Geschehen nicht an das Format des Found Footage gebunden, hätte hier sogar der Grundstein für einen neuen "Poltergeist" oder gar "Der Exorzist" gelegt werden können. Zumindest einen ausdrucksstarken Dämonen-Horrorfilm, über eine geplagte Familie und böse Mächte, und keine reine Klopf-und Knarr-Parade. Selbstverständlich, "Paranormal Activity" ist kein schlechter Film, er will auch nicht das Genre neu erfinden. Meiner persönlichen Meinung nach hätte er aber besser werden können. Den wahren Gehalt wird man hier wahrscheinlich erst dann ausmachen können, wenn doch die komplette Reihe durchgeschaut wurde. Was aber leider auch heißen wird, die selbe Leier immer wieder, mehr oder minder, variiert. Wie bei so vielen Sachen heutzutage.
Ich erinnere mich noch daran, wie Neil Young seinen United 93/9-11-Tribute-Song "Let's Roll" veröffentlichte. Das war im November 2001 und wie es die Gemeinde teilte: Manche waren schockiert über den scheinbar blindlings ausgelebten Patriotismus, Ironie dabei, Young ist gebürtiger Kanadier. Ausgerechnet der Neil Young, der Verfechter des kleinen Mannes, Sprachrohr der Farmer, Arbeiter - reitet auf der Bombe geschnallt nach Kabul? Und dann 2006 die radikale Kehrtwende: Neil Young schreibt sich den Frust von der Seele. Mit "Living With War" setzt er den gefallenen und dienstleistenden Soldaten ein Denkmal, klagt als eine Stimme unter Hunderten die Kriegsführung seines Landes an. Will George W. Bush am liebsten aus dem Amt zerren. Youngs Lieder haben den Biss wieder und der schon mal als "politischer Sonntagsfahrer" (der deutsche Rolling Stone) titulierte Musiker will durchs Land reisen, die Message verkünden. Dem Gedanken Ausdruck verleihen. Hierfür raufte er sich erneut mit Crosby, Stills and Nash zusammen. Jenen drei Männern, mit denen Young einst der Antikriegsbewegung eine Stimme verlieh. So wie damals gegen Vietnam, nun gegen die schändliche Besatzung Afghanistans und des Iraks. Das sinnlose Sterben, die Medien-Propaganda, Falsch-Information und bis zum Himmel stinkende Ausflüchte des Präsidenten und seines Beraterstabs.
Wow, ich sollte echt aufpassen, nicht allzu angestachelt zu klingen. Dabei bin ich bisher nie zum Fantum für CSN&Y bekannt worden. Auch Youngs Solo-Werk schiebt sich nur gelegentlich in mein Leben. Wenn, dann aber richtig. Immerhin sehe ich den guten Neil weniger als Gitarren-Virtuosen oder Ausscheider-Genius süßer, überlebensgroßer Melodien an. Neil Young, der Musiker und Song-Writer erfüllt diese Begriffe eher auf die fundamentalste und wichtigste Art: Seine Songs gehen ins Ohr - manchmal mehr durch ihre Wortwahl, als denn durch ihre Musik. Was bei Liedern abseits des eintönigen Pop-Wesens noch wichtiger ist. Und was wiederum in den Konzert-Passagen von "CSNY - Déjà Vu" nur untermauert wird. Neil Young erfüllt seine Aufschreie und Anklage gegen den Präsidenten, die Trauer über gefallene Freunden und Familienmitgliedern mit lauten Soli, verzehrten Tönen - aber Jimmy Page oder Jimi Hendrix dürften sich wenig bedroht fühlen.
Aber geht es hier nicht um einen Film? Schreibe ich hier einen Young-Aufsatz, aus lange Weile? Nein, im Gegenteil. "Déjà Vu" ist ein Film, aber kein reiner Musikstreifen. Crosby, Stills, Nash und Young durchquerten auf ihrer Freedom Of Speech-Tour 2006 die Vereinigten Staaten und ließen nebenbei diesen Film drehen. Eine Art Doku ihrer Anstrengungen, eine begleitende Aufnahme ihres Mission-Statements und in den besten Momenten: eine Momentaufnahme der Stimmung im Land. Denn "CSNY - Déjà Vu" ist keineswegs verklärend und frei von Selbstkritik. Die Band veranstaltet diese multimediale Show mit Einspielern, persifliert oder zitiert, zu den Klängen von Hendrix' Star-Spangled Banner, die Flaggen-Aufstellung von Iwo Jima. Sie stellen den Bush an den Pranger - keine reine Gute-Laune-Show. Und erst recht nichts, zu dem man sich hundertprozentig bekennen möchte/will. Kein Wunder, dass es da nicht nur schlechte Kritiker-Stimmen gibt - sie werden über den Film verteilt aufgezählt. Genau so wie die Reaktionen des Publikums, die im konservativen Süden der USA zu lautstarken Buh-Rufen, Stinkefingern und Gewalt-Androhung führen. Und überhaupt, ist ein Ticket für so eine Show mit bis zu 200 Dollar nicht stark überteuert?
Fragen, die glücklicherweise vom Kriegs-Berichterstatter und Journalisten Michael Cerra gestellt werden. Der bekennt sich zu den Antikriegs-Hymen der Vietnam-Tage von CSNY, steht ihrer aktuellen aber nicht unkritisch gegenüber. Ein Vorteil für den Film. Gerade Cerra, der persönlich von Young zum Projekt eingeladen wurde, bringt eine ausgewogene Note ein. Er stellt Kontakt zu ehemaligen und bald wieder dienenden Veteranen her. Was "Déjà Vu" von der Arbeit und der zwingenden Inspiration Youngs wegführt. Es entstehen intimere Momente, als Zuschauer lernen wir nicht nur schimpfende oder begeisterte Hörer kennen. Wir landen bei einer Vereinigung wie Vets4Vets und deren Trauma-Hilfe. Erleben diesen jungen Soldaten, der mit seiner selbstgeschriebenen Ballade "A Traitor's Death" auf Youngs Website einschlägt und die gemischten Gefühle "Militärdienst, Stolz und auch Ablehnung gegenüber politischen Entscheidungen" treffend formuliert.
Sicherlich ist das jetzt nicht das allumfassende Bild der zerrüttet erscheinenden USA. Aber wenigstens ist es interessant und meist aufrichtig. Da tönt es nicht nur laut aus dem anderen Ende der Memory Lane, wo ein paar ergraute Hippie-Säcke Krach schlagen und die eigene Regierung verdammen. Es ist nicht der Konzert-Film mit fettem Populismus-Einschlag. Es ist auch nicht der Film, der Young und seine Angry Old Men-Kollegen zu den einzig wahren Verfechtern der Antikriegs-Bewegung stilisiert. An einer Stelle macht es Graham Nash deutlich. Es ging ihnen nicht darum, eine neue Bewegung zu kreieren, keine neue Über-Hyme zu schreiben.
Was es auch war, "CSNY - Déjà Vu" bringt uns mehr als angestaubte Hippie-Songs und fades Anti-Entertainment rüber. Es ist kein schallender Opis-aufm-Kriegsfuss-Konzert-Mitschnitt, dafür ein kleiner, etwas weitsichtigerer Ausflug in die Vereinigten Staaten. Auch für Nicht-Fans interessant, wenn auch keineswegs hier als Überwerk zu verklären. Wem es nicht zusagt, auch okay. Wenn überhaupt, aber ein schöne Motivation, mal wieder bei einem Song zuzuhören und nach "mehr Botschaft" zu suchen.
Wow, das hat mich wirklich bewegt. Film ist eben mehr als nur audiovisueller Zeitvertreib.
Weder Fisch noch Fleisch, kein reines Kostüm- und auch kein richtiges Politdrama. Aber eines ist ganz klar: Mit "1911 Revolution" drängt uns Jackie Chan kein Martial Arts-Film auf, sondern einen fast unverdaulichen Happen Geschichtsstunde. Zum hundertjährigen Jubiläum der großen chinesischen Revolution, welche die herrschende Qing Dynastie beendete und den Beginn der Republik einläutete, passt es natürlich, ein Monumentalwerk abzufeiern. Ein Denkmal für alle Männer und Frauen, die damals ihr Leben gaben oder es für dieses Ziel einsetzten. Was leider eine Inhaltsangabe äußerst schwer, oder aber komplett einfach macht. Es geht um jene Ereignisse von 1911, tragisch blutige Schlachten, brutale Vergeltungsmaßnahmen, politische Scherereien, Intrigen und auch, ein wenig, um die Rolle des Westen dabei. Namen und Figuren sind dabei für den unkundigen westlichen Zuschauer schwerer aufzunehmen. Es gibt Einblendungen, sogar einige erklärende Texttafeln, aber im Großen und Ganzen erweist sich "1911" als schwerer Brocken. Alles und jeder prasselt auf einen und erschwert den Zugang zur Materie. Schon blöd, wenn man eigentlich über einen Abschluss in chinesischer Geschichte verfügen müsste, um den Abriss der großen Ereignisse und deren Helden einordnen zu können. Wo man sich noch bei Filmen wie "Red Cliff" über die übergründliche Überarbeitung für den westlichen Markt streiten konnte, wäre hier etwas Erklärung im Vorfeld eigentlich nur wünschenswert gewesen. So macht es einem "1911" leider sehr schwer, die einzelnen Figuren zu würdigen. Erst ab der Mitte, grob geschätzt, pendelt sich das etwas ein. Da gibt es dann einen etablierten Personenkreis und die Sache wird etwas klarer. Aber: mit dieser (Teil-?)Regiearbeit hat sich Jackie Chan auch aus einem anderen Grund keinen allzu großen Gefallen getan. Stinkt es hier nicht nur nach Pathos, es wird ziemlich dick aufgetragen und quasi schon der Weg zum nächsten Einschnitt Chinas, der Kultur-Revolution, bereitet. Denn nicht nur in den Credits ist die Mitarbeit der Nationalarchive der Kommunistischen Partei und deren Mäzen-Funktion bei der Entstehung überdeutlich. "1911" verherrlicht den Begriff der Revolution, der Opfergabe und verweist auch, sich manisch verrenkend und gestikulierend, auf die Wichtigkeit der Souveränität des Volkes und der Entsagung an westliche Vereinnahmung. Was leider die Dramaturgie zwischen den, anfangs, immer wieder eingestreuten Schlachtszenen schon vor den Kopf stößt. Dieses Spektakel ist leider nicht selbstironisch, es kostet diesen Wesenszug offen aus. Jede Rede ist Jahrhundertwichtig - ob überliefert, kann ich nicht sagen -, jede Geste natürlich auch. Ich kann nicht mal sagen, dass mir ein deutlich differenziertes Epos über die chinesische Revolution deutlich besser gefallen hätte. Vielleicht aber doch schon. Denn hier kann Mastermind Jackie, der sowieso in einer deutlich kleinen Rolle auftritt, keine seiner Stärken richtig aufzeigen. Das war doch zuletzt immer Action mit Hintersinn, gutes menschliches Drama mit liebenswerten und begreifbaren Charakteren. Wahrscheinlich hätte sich Jackie her aus der Politik raushalten sollen. Anstatt einer parteilichen Vorstellung von der großen Schlacht gerecht werden zu wollen, sollte er sich einfach wieder dem "Little Big Soldier" widmen. Dem, der in der großen Schlacht ums Überleben kämpft und eben damit auch über deren Irrsinn oder Glorie entscheidet.
Es gibt die Lauten und es gibt die Leisen ... Nach einem Jahrzehnt im Zeichen des Krieges gegen den Terror, des Konflikts Morgenland gegen Abendland wird es vielleicht mal Zeit, die Perspektive zu wechseln. Anstatt einen erneuten Einblick ins beklemmende Soldatenleben zu geben, in einen permanenten Zustand zwischen Wachsamkeit und Entfremdung an einem Ort wie Afghanistan oder dem Irak, kehrt "The Messenger" genau dies um. Schaltet von der Patrouille durchs verfeindete Grenzgebiet, von Schusswechseln und Bombardierung einfach weg. Auf die andere Seite der Medaille, auf die Heimatfront. Hier schlagen keine Granaten ein, gehen keine Marktplätze hoch, werden "unsre Jungs und Mädchen" nicht einfach so aus dem Hinterhalt beschossen. Und doch, für den jungen Heimkehrer Staff Sergeant Will Montgomery erweist sich seine neue Aufgabe als ebenso verstörendes wie unberechenbares Schlachtfeld. Selbst noch sein verwundetes Auge und Bein pflegend, wird Montgomery dem Casualty Notification Service zugeteilt. An der Seite seines Vorgesetzten Captain Stone, muss er von nun an den Hinterbliebenen die schwerste aller Nachrichten überbringen. Ein Dienst mit ganz eigenen Richtlinien, wie Stone ihm einbläut. Und die doch schon beim ersten Einsatz gefährlich auf der Kippe stehen, schließlich scheinen für diese Aufgabe Verhaltensregeln einfach nur hinfällig. Denn einem wütenden Vater, einer verzweifelnden Mutter oder einer Angetrauten sind vorgeschriebene Distanz, Anstand oder vorgefertigte Kondolenz egal. Genau so wie sich für Montgomery immer wieder bewahrheiten wird, dass der Überbringer der Nachricht nun eben doch nicht als Unbeteiligter angesehen wird. Sondern in dem genau jenem Moment diese Armee und ihr Land verkörpert, die das Ableben des und der Geliebten zu verantworten haben. Auch wenn "The Messenger" formal keine Partei ergrifft oder Anklage erhebt, er macht deutlich, dass dies ein echter Scheiß-Job ist. Du musst nichtmal dein eigenes Leben oder das der Kameraden jeden Tag aufs neue retten, und dennoch, hierfür ist eine stabile emotionale Rüstung von Nöten. Eine, die auf Dauer erhebliche Kratzer davonträgt. Es bedarf dafür auch keiner übereilten Dramaturgie. Im Gegenteil, in "The Messenger" erfährt die schreckliche Seite des Kriegseinsatzes ein eindringliches, aber keineswegs donnerhaftes Echo. Was den Film vielleicht auch für den ein oder anderen als etwas langatmig oder distanziert beschrieben erscheinen lassen kann. In einer Hinsicht mag das formal sogar stimmen: Montgomery und Stone machen keine offensichtliche Wandlung oder Entwicklung durch. Es geht hier nicht um zwei Männer, die an ihrer Aufgabe wachsen oder ihr überdrüssig werden. Gerade Captain Stone, der von Woody Harrelson so angemessen wie auch großartig verkörpert wird, macht deutlich, dass er in der Sackgasse steckt. Raus kann er nicht, er schuldet es jemanden. Und so überrascht es wenig, dass das Klammern am Verhaltenskodex eine weitere Schicht des Panzers darstellt. Ebenso wie sein privates Einzelgängertum. Als trockener (und äußerst Rückfall-gefährdeter) Alkoholiker stürzt sich Stone nur zu gern in Fick-Abenteuer. Wobei sein neuer Kamerad Montgomery da bald schon Co-Pilot spielen darf. Und auch Will Montgomery ist natürlich nicht frei von Wunden. Zu den körperlichen gesellt sich eine emotionale Last, die schmerzlich nachvollziehbar und auch erdrückend ist. "ich hab ihr nur gesagt, sie sei frei, damit Sie ihr nicht diese Nachricht überbringen müssen", so fasst er schließlich an einem Punkt viel sagend zusammen. Aber natürlich geht es bei "The Messenger" nicht nur um diese zwei Soldaten. Die wahre emotionale Wucht dieses Films machen immer noch die "Einsätze" aus. Jene Augenblicke, wenn Montgomery und Stone die Familien mit dem Tod ihrer Liebsten konfrontieren, so wie auch die Überbringer von eben jenen konfrontiert werden. Das ist nie breitgewalzt, es gibt keine Gesprächsrunde. Dem Vorbringen der diktierten Vorab-Texte folgt meist einfach nur Klagen, Verzweifeln, Wut und Trauer. Selten vermag es ein Film in wenigen Minuten so niederzuschmettern, weil Dramen doch so deutlich umrissen werden. Es ist komisch, ich spreche natürlich nur für mich. Trotzdem, was diese relativ kurzen und doch eindringlichen Momente ausmacht, geht über simples Sympathisieren und Mitfühlen hinaus. Alles in allem zeigen sie nur so deutlich auf, warum nicht nur dieser Job, sondern auch der Krieg so beschissen ist. Wer "The Messenger" anschaut, wird verstehen, was ich meine, wenn ich sage: Bei diesem Film weinen am Ende selbst die harten Kerle.
Dass Jonathan Rhys Meyers hier mit einer Vase herumrennt, ist schon beinahe ein Gleichnis für "From Paris With Love": ähnlich dem Elefanten im Porzellan-Geschäft wird hier durch die Gegend gestampft. Froschfresser beleidigt, Schlitzaugen zusammengeschossen und böse Pakistani-Terroristen ins Nirwana gebombt. Dabei darf sich ausgerechnet John Travolta als Action-Dinosaurier versuchen. Glatzköpfig - was dem realen Zustand seiner Haarpracht noch am ehesten entsprechen dürfte - nie um einen dummen Machospruch verlegen, ballert Travolta durch die Massen, bumst mal rum, zerlegt da etwas Einrichtung, knallt da einer bösen Terroristin-Braut in den Kopf. Kurzum: Er darf sich in allem versuchen, was den waschechten Action-Rüpel vom gewöhnlichen Rülps- und Furz-Sack unterscheidet. Bazooka inklusive. Dass das alles seit bei Action-Helden seit mindestens zwanzig Jahren nicht mehr innovativ, noch anachronistisch wirkt, gerät völlig zur Nebensache. Ebenso wie auch bei der Logik, gibt sich "From Paris With Love" gänzlich dem prolligen Vergnügen. Worum geht es noch mal? Ach ja, Terroristen und dann um den unbedarften Jonathan Rhys Meyers, der als Neu-Agent die Travolta-Ladung abkriegt. Leider, leider ist hier alles so nebensächlich, dass vor allem ein wichtiger Aspekt auf der Strecke bleibt, der Spaß für den Zuschauer. Als Retro-Vehikel ist der, abermals von Luc Besson erdachte, Kracher leider so unterhaltsam wie eine, gegen eine Häuserwand geschmetterte, Packung Eier. Selbst wenn das Haus dabei explodiert. Der Film drückt einfach derart auf die Tube, dass sich echte Spannung noch Spektakel einstellen wollen. Viel Rumballern ist eben nicht gleichbedeutend mit viel Action. Auch wenn "Taken - 96 Hours"-Regisseur Pierre Morel fachmännisch gibt, weder zum derb-schnellen Vergnügen, noch zum handfesten B-Reißer hat es nicht gereicht. Da hilft auch der Royal mit Käse nix. Und überhaupt, was Meyers verbrochen, dass er hier so unliebsam verheizt wird? Echt schade, aber nach diesen anderthalb Stunden blieb ich unbeeindruckt zurück.
Adam Sandler, Kevin James, Chris Rock, Rob Schneider und David Spade im Sommer-Gedenk-Urlaub. Mit Frauen und Kids erweisen sie ihrem Film-Idol, dem Couch, die letzte Ehre und erinnern sich endlich wieder daran, wie wichtig das einfache Leben, die Freundschaft, Seventies- und Eighties-Kuschel-Rock und na ja, kindliches Herumalbern im Allgemeinen, doch sind. Soweit zu den Ingredienzen einer Buddy-Komödie, deren größtes herausstechendes Merkmal wohl Salma Hayek als Sandler-Film-Gattin darstellen dürfte. Wie kommt er nur immer dazu, die schönsten und talentiertesten Damen in seinen Streifen unterzubringen? Vielleicht nehmen die ja damit gerne eine Auszeit vom anspruchsvollen Film-Geschäft, von bewegenden und wirklich authentischen Stoffen, von sexy Outfits ...
Okay, zurück also zu "Kindsköpfe", dem Leinwand-Äquivalent der Milka-Werbung, wo die lila Kuh Brüder, Freunde und Familien anschubst, damit die sich wieder unbeschwert amüsieren. Oder, so sehe ich es, ein Film wie ein dicker Pickel am Arsch. Erst stört er nicht, doch mit der Zeit macht sich die Eiter-Ladung bemerkbar und wenn ausgedrückt, vermisst man ihn nicht mal. So ähnlich empfinde ich das leider wenig begeisternde Spaß-Feuerwerk von "Kindsköpfe". Die Message ist plump, wenngleich doch löblich. Vielleicht hätte bei der Besetzung sogar eines von Sandlers besseren Werken herauskommen können. Doch dafür trampelt der Film einfach zu sehr auf der Stelle, gibt nur Gelegenheits-Weisheiten mit erschreckend wenig Esprit ab und sonnt sich einfach zu viel unter der Sonne. Schön, dass alle hier so viel Spass hatten. Überträgt sich nur nicht auf den Zuschauer. Genau so wenig wie die Charaktere selbst beim Zuschauer auf übermäßige Gegenliebe stoßen. Alles in allem ist einem einfach zu egal, ob die da wieder zu sich, zu ihren Frauen, ihren Kindern finden. Für diese Ode ans simple Leben und die einfachen, aber nachhaltigen Freuden im Leben brauche ich garantiert keinen Millionenschweren Film wie diesen. Da geh ich doch lieber selbst ins Schwimmbad, mit Kumpels grillen oder Fahr einfach mal raus. Nein, das Niveau ist Sandler-untypisch gar nicht das Problem. Es ist einfach nur dieser Film, der so wenig bietet und gleich für zwei Geld verschlungen hat.
Da sitzt er, der gute Charlie Kaufman. Gerade wird sein Script zu "Being John Malkovich" verfilmt, aber Charlie hat Probleme. Ein Nachfolge-Projekt muss her, dabei leidet Kaufman an seinem schütten Haar, seinem Gewicht und er kommt einfach nicht aus seiner Haut. Kann dieser einen Frau nicht gestehen, dass er für sie echte Liebe empfindet. Sein Bruder Donald haust bei ihm und besucht seit neustem auch Drehbuch-Kurse. Und dann ist dieses blöde Buch von einer Autorin des New Yorker über einen Orchideen-Dieb in den Sümpfen Floridas. Und wo genau ist jetzt der Clou bei dieser "Adaption"? Hallo, habt ihr es nicht gehört? Charlie Kaufman, "Being John Malkovich". Das ist also kein gewöhnliches Drama, kein normaler Film über einen geplagten Autor mit Selbstfindungs-Problematik, Schreibblockade und emotionalen Komplexen. "Adaption" ist für Kaufman typisches, überfrachtetes, Grenzen sprengendes Kino und dabei wahrscheinlich persönlichster Film. Und genau deshalb mir der liebste von allen durchgedrehten Fantasie-Auswüchsen Kaufmans bleibt "Adaption" erstaunlich bodenhaftend und stellt nie das durchgedrehte Szenario über seine Figuren. Nicolas Cage - wer sonst? - liefert gleich im Doppelpack eine seiner besten Leistungen ab. Das meine ich ernst. Seit "Leaving Las Vegas" durfte sich Cage nicht mehr so herrlich tief und doch berührend im Selbstzweifel suhlen. Dieser Charlie Kaufman wächst einem richtig ans Herz, gleichzeitig kommt man über Donald nicht aus dem Staunen raus. Was schreibt er da bloß zusammen? Ach ja, bitte nicht wundern. Donald Kaufman gibt es gar nicht. Bestseller-Autorin Susan Orlean und ihr "The Orchid Thief" dafür schon. Meryl Streep, die sogar ein bisschen bitchig sein darf, und "Dieb" Chris Cooper verkörpern reale Persönlichkeiten. Auch wenn Kaufman die Ereignisse seiner Begegnungen maßlos übertreiben dürfte. Schön ist es allemal. Denn "Adaption" vollbringt das Wunder, eine Buch-Vorlage einerseits komplett außen vor zu lassen, uns aber auch ihre wahnsinnig guten und tragischen Charaktere näher zu bringen. So ist man fasziniert wie auch niedergeschmettert vom Lebensweg des Laroche. Von seiner Intelligenz, seinen krummen Geschäften und den Ereignissen, die ihm das Orchideen-Suchen zum Lebens-Inhalt werden ließen. Wie auch immer, Chris Cooper jedenfalls hat sich seinen Oscar für diese Leistung mehr als verdient. Während man Cage tatsächlich - ohne Übertreibung - einen gewünscht hätte. Gerade im Vergleich zu seinem jüngsten Output erweist sich "Adaption" als wahres Cage-Glanzstück. Auch, weil er souverän dem niedergeschlagenen Charlie und dem weniger Text-affinen Donald Plastizität einhaucht. Wie auch immer, tatsächlich dauerte es von der Premiere bis zu meiner Sichtung dieses Films geschlagene zehn Jahre. Klingt beinahe ebenso unglaublich wie der Film. Doch in diesem Fall spielt das für mich keine Rolle, so großartig finde ich dieses persönliche Bekenntnis zur Unvollkommenheit. Das Zur-Schaustellen der eigenen Probleme und Widrigkeiten, die einem das Leben plötzlich unerträglich machen. Wenn man auf eine mickrige, talentlose Randfigur reduziert scheint, während die ganze Welt oder der eigene Bruder Spass und Erfolg hat. Manchmal muss man sich eben alles von der Seele schreiben, und wenn auch an der einen oder anderen Stelle arg übertrieben.
Nummer 9 ist eine kleine Stoffpuppe. Ähnlich wie Pinocchio wird 9 auf magisch-unerklärliche Weise Leben eingehaucht. Der Kleine erwacht im zerstörten Labor eines Wissenschaftlers, dem Schöpfer von Nummer 9 und in einer gänzlich toten Welt. "9" spielt im wahrsten Sinne des Wortes in der Endzeit, dem Zeitalter nach dem Menschen. Karge, triste Szenerien lassen den einen, letzten Krieg widerhallen. Zerbombte Gebäude, verlassene Geschütze und Leichname inklusive. Shane Acker's Langfassung seines eigenen Kurzfilms präsentiert sich quasi von der ersten Minute als deutliche Antithese zum Disney-/Heile-Welt-Mainstream des Animationskinos. Dem Tod müssen wir hier nicht, unappetitlich, ins Auge eines Verwesenden schauen, aber er ist doch anwesend. Ob nun im Form von 9's Schöpfer, einer Mutter und ihrem Kind, die im Auto zusammengesackt liegen. Mit seinem "Terminator"-ähnlichen Setting, mit Steampunk-Einschlag, gelingt dem Film schon mal eine ganz eigene visuelle Note. Fragt sich natürlich, ob auch der Rest stimmt. Kann ein Abenteuer mit Puppen-Wesen in einer zerstörten Zivilisation auch unterhalten? Oder: Was für ein Abenteuer könnte eine kleine Stoffpuppe erleben? Ein großes natürlich. Schließlich ist 9 nicht alleine, sehr schnell läuft er seinen "Vorgängern" über den Weg und erlebt mit, wie sich die Schrecken der Vergangenheit nochmals erheben. Die Maschine, welche sich dereinst von der Wunderwaffe zum Massenvernichter wandelte, bekommt ebenfalls neues Leben verliehen. Bald schon hetzt sie gegen 9 und die anderen Puppen. Wobei es nicht nur darum geht, wer als Letzter übrig bleibt, sondern auch was bestehen wird. Die Menschlichkeit (trotz augenscheinlicher Auslöschung) oder der kalte Wille der Maschine, die alles verschlingt und auf gruselige Weise in immer neuen Kreaturen recycelt. Was jetzt damit genau gemeint ist, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. "9" präsentiert sich aber als interessante Mischung aus Post-Apokalypse, Technologie und Mythologie und sowieso den wahrscheinlich abwegigsten Helden seit langem. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Stoffpuppen aus den Trümmern der Menschen-Welt auferstehen? Und überhaupt für deren beste Eigenschaften stehen und nicht als Schreckgestalten eines Horrorfilms herhalten müssen? Überhaupt fällt es wirklich nicht schwer, sich zu diesen kleinen Stoff-Wesen hingezogen zu fühlen, so reichhaltig und anheimelnd sind ihre jeweiligen Eigenschaften und Wesenszüge. Wenn überhaupt, erscheint mir das naheliegende Problem eher die eigenwillige Dramaturgie. Einerseits verzaubert uns Shane Acker mit dieser sonderbaren Welt und diesen, auf fantastische Weise entstandenen, Figuren, andererseits ist "9" aber auch eine Hetzjagd mit viel Krach, Verstecken und Angreifen, in die Luft sprengen und natürlich einer großen Portion Heldenmut. Klar, ohne diese Zutaten wäre der Film auch nie auf seine vorliegende Form - immerhin mit Tim Burton und Timur Bekmambetov als Förderer im Rücken, herangewachsen. Irgendwie ist "9" halt ein simples Abenteuer, dann aber auch wieder nicht. Je nachdem, ob man sich als Zuschauer darauf einlassen will, bekommt man sogar eigentümliche (und doch nachvollziehbare) Antworten auf die Fragen geboten, die jene Welt aufwirft. Nicht ganz vermeidbar sind da kleine abgehackte Aspekte, wie das Ende. Wo es doch erst richtig interessant wird. So reicht der Film nicht ganz über den Standard seiner Konkurrenz heran. Dennoch, als düstere, eigenwillige Vision einer menschenleeren Welt weiß "9" durchaus zu begeistern. Weil es hier nicht um den Knuddelfaktor oder Merchandise-Tauglichkeit der Figuren geht. Auch "9" erzählt von der Beständigkeit des hoffnungsvollen Lichts, nur dass dieses hier sich seinen Weg durch eine dichte wie auch schlimme Finsternis bahnen muss. Das macht den Film so hoffnungsvoll menschlich, selbst wenn alles Menschliche schon verschwunden scheint. Echt stark, und wahrhaft anders.
Oh bitte, Mr. Holmes, sparen wir uns die Spitzfindigkeiten. Sie sind mir vielleicht ein Rabauke. Lassen Fäuste statt Diplomatie sprechen, jagen ganze Gebäude in die Luft. Spielen in dubios bunten Ganzkörper-Fetzen Wohnzimmer-Camouflage oder geben sich schriller Maskerade hin. Und dann diese tosenden Zeitlupen-Verfolgungsjagden unter Dauer-Beschuss. Für wen halten Sie sich, Mr. Holmes? Jason Bourne, Ethan Hunt oder gar James Bond? Ich weiß, Mr. Bond und Sie sind Landsmänner ...
Und sie lassen es doch wieder krachen: Ob Knochen-, Glas-, Holz-, Metall-Splitter oder Ziegelsteine. Das Trio Infernale Guy Ritchie, Robert Downey Jr. und Jude Law trumpft für "Sherlock Holmes: Spiel Im Schatten" auf und auf und auf. Anstatt es nur in London Fausthiebe oder mysteriöse Verbrechens-Akte hageln zu lassen, wird Europa zum Spielplatz des schlagfertigsten Buddy-Duos seit Spencer und Hill. Im Vorgänger kristallisierte sich ja die Holmes-Nemesis Professor Moriarty als Ober-Bösewicht heraus. Dieses Mal zeigt er uns dann auch baldigst sein Gesicht, denn das Spiel im Schatten ist nur ein Gleichnis, keine Zusammenfassung des Films. Guy Ritchie jedenfalls hat die Stärken seiner Erst-Adaption weniger im kriminalistischen Gespür und ultraspannenden Wort-Gefechten ausgemacht. Vielmehr geht es bei "Sherlock Holmes: Spiel Im Schatten" um wuchtiges Entertainment, die viktorianische Version des ultimativen Actionfilms. Was wäre das Muster "Meister-Detektiv-ermittelt-mit-Scotland-Yard" nur allzu beengend gewesen. Beflügelt von seiner persönlichen Vendetta gegen den verbrecherischen Mastermind Moriarty, gibt es hier politische Krisen, Terroristen und Nationalisten, Massen-Vernichtungswaffen und einen gewaltigen Hauch (Luftzug? Nee, Faustschlag!) von Technologie, die zu Holmes Zeiten noch undenkbar - genau, eher Science Fiction - war. Und natürlich verliert sich dabei die Logik, ergeht sich das ganze im Spektakel und einer protzenden Maßlosigkeit, die vor allem Freunden der Vorlage von Sir Arthur Conan Doyle kalte Schauer über den Rücken jagen dürfte. Und dennoch, auch dieser Robert Downey Jr. gibt sich wieder eloquent wie auch genial in seiner Kombinationsgabe. Aber auch, und das amüsiert noch mehr, genau so lustig und nie um einen Spruch verlegen. Nur gut, dass es da einen verantwortungsvollen Dr. Watson gibt, der das große Kind zügelt, meistens jedenfalls. Wie auch immer, wer schon den ersten Teil genossen hat, wird auch hier viele Anknüpfpunkte finden, die das Vergnügen fortsetzen. Selbst wenn weniger die Handlung als denn den die technische Umsetzung raffiniert erscheint. Ist ja auch nicht unbedingt was schlechtes. Gerade auch, weil Ritchie seine Holmes-Vision selbstsicher ausbaut. Aus einem superklugen Muskelmann wird nun gar eine Art charmanter Indiana Jones-meets-Bond-Comic-Held. Solche Typen verdienen halt ein fettes Abenteuer, mit starken Bösewichten wie Jared Harries ihn zu verkörpern versteht. Mit toughen Frauen wie Noomi Rapace, die sich hiermit angemessen in Hollywood anmeldet. Oder so tollen Nebenfiguren wie sie Stephen Fry als Holmes' Bruder abliefert. Und eben doch der ein oder anderen überraschenden Wendung. Und Huldigung, denn ab und zu schleicht sich auch hier Reminiszenz an den literarischen Holmes ein.
Weshalb im zum Schluss kombiniere: "Sherlock Holmes: Spiel Im Schatten" ist mächtig aufgeblasen, schlägt viel Krach und bereitet deshalb viel Vergnügen. Und als Fortsetzung, die der alten "Größer-Schneller-Lauter"-Formel folgt, ist sie durchaus eine der besseren. Kurzum, alle Achtung Mr. Holmes. Da haben Sie es doch wieder geschafft.
Was mir während der ersten zehn Minuten durch den Kopf geht? - Warum nicht gleich so?
Das ist er also, das vorläufige Most-Epic-Grandaddy-Action-Extravaganza. Auf ihre alten Tage knallen Sly und seine Eighties-Kumpanen/Ex-Rivalen alles weg, was nicht niet- und nagelfest ist und Bad Guy auf der Stirn tätowiert hat. "The Expendables 2" ist, das gleich vorweg, für mich der Film, der schon beim ersten Mal hätte entstehen können, sollen ... Ein aufgeblasenes Rumms-Bumms-Ding ohne Wenn und Aber. Sly Stallone tat gut daran, sich mehr aufs Schauspiel und alles andere drumherum zu konzentrieren. Und die Regie jemanden wie Simon West zu überlassen - einer, der sich mit Guilty Pleasures auskennt. Denn so ähnlich wie bei West's "Con Air" treffen minimalste Alibi-Handlung, ein schönes Cast-Paket und quasi unbarmherzige Material-Schlacht aufeinander. Ja, natürlich ist das so im Action-Genre, es fühlt sich nur nicht immer so gut und unterhaltsam an. Obwohl man doch die ganze Zeit Kopf- und Augen-Schmerzen kriegen müsste. Klar, "The Expendables 2" ist nichts weiter als ein weiteres Macho-Gebolze um den Testosteron-triefenden Trupp von Über-Söldnern um Barney Ross (Sly). Fiktive Namen sind übrigens auch nur Schall und Rauch. Ist doch egal, ob sich Chuck Norris da Booker nennen lässt oder Jean-Claude Van Damme passender weise gleich Jean "Vilain". Ach ja, die Story. Von CIA-Glatze Bruce Willis zum Gratis-Einsatz gezwungen, in den Hinterhalt gelockt und dann noch einen der ihnen vor den eigenen Augen ermordet: Die Expendables lechzen nach ultrabrutaler Rache und werden dabei sogar noch zu Messiassen der ausgebeuteten und terrorisierten bulgarischen Dorf-Welt. Die wird nämlich ihrer Männer beraubt, weil böse Buben den gefährlichen Altlasten der Sowjets in geheimen Minen nachjagen - was deutliche Parallelen zu "Indiana Jones Und Der Tempel Des Todes" aufweist. Nur dass "The Expendables 2" etwas weniger menschelt, wir sind doch immerhin echte Männer. Als Dauerfeuer-Action-Inferno weiß mir der Film da schon mehr zu gefallen, denn es wird mächtig gehobelt. Es fallen scharenweise Spänne, was heißt, es werden namenlose böse Soldaten weggepustet und zerfetzt. Und weil es sonst schnell eintönig werden würde, kommt eben im zweiten Teil ein waschechter Ober-Motherfucker wie Van Damme daher. Und kein nur schmalziger Strippenzieher wie Eric Roberts. Ja, was soll ich sagen? Die Besetzung wurde umfassend optimiert, eben weil sich Arnie und Willis mehr Screentime gönnen, endlich Chuck Norris auftaucht und gleich mit witziger Selbst-Ironie punktet. Weil Sly seinem Regisseur und dem Team die Vorgabe "Mehr Rumms, Mehr Zerstörung und Mehr Old School" gut eingehämmert haben muss. Da fällt neben dem wirklich minimalsten Maß an Handlung sonst nur das merkliche Fehlen von Jet Li oder das unvermeidliche Ungleich-Gewicht in der Besetzung auf. Bei so viel Star-Power muss halt der ein oder andere eben ein wenig abgedrängt werden. Ist aber genau so ein Symptom des 80's-Action-Films wie fast alles gute oder schlechte an "The Expendables 2". Die Muskeln mögen künstlich gestählt sein, dem Gesicht und der Haarpracht wurde öfters ganz offensichtlich nachgeholfen. Aber hey, bei all dem Geschnippel und Gespritze bewahren sich die alten Haudegen in diesem Film ihre Würde und lassen vor allem den Nachwuchs alt aussehen. Ja, es ist irgendwie hirnlos, massiv unterminieren Bomben, Geschosse und Explosionen jeden ernsten Aspekt. Und selbst den Vorwurf, das sei ziemliches Ego-Gewichse alternder (und rundum erneuerter) Recken bar jeden Zeitgeists kann man gelten lassen. "The Expendables 2" ist halt kein tiefgründiger oder gar superspannender Actionfilm, er steht für Action. Action mit der Handkante, dem Knochenbrechen, dem Wegblasen per Raketen-Werfer. Am besten als das begreifen, was es ist: ein Happening. Was kümmert da schon Logik, die Einhaltung physikalischer Gesetze oder ausgefeilte Dramaturgie? "The Expendables 2" beweist, dass in den Achtzigern nicht alles schlecht und peinlich war. Wenn man sich nur knallbunte Ninjas, nervendes Synthie-Gedudel spart und ein bisschen mehr über sich selbst lacht.
R.I.P. Dirk, einen so frühen Vorhang hast du nicht verdient.
So sehr ich manche dieser Filme wie "The Avengers" liebe, in Hollywood läuft seit geraumer Zeit was schief. Da werden wir Genre-Liebhaber, Geeks und Freaks erhöht und mit Happenings belohnt - andererseits ist es doch nun nicht mehr als eine unheilvolle Verbindung. Diese Krake lutscht Macher und Zuschauer gleichermaßen aus. Es werden Unsummen von Geld in Kampagnen gepumpt und für immer größere technische Errungenschaften aus dem Fenster geworfen, und am Ende trampelt das Ungetüm Traumfabrik doch nur auf der Stelle herum. Weil bei all dem Geplane und den Markt-Analysen keine Passion mehr im Spiel ist. Wir Freunde des Films, der Literatur und jeder anderen Kunstform halten lediglich als Zielgruppen-Objekt her, das angeblich Trends aufweist und sich nach immer gleichen Strukturen und Motiven verzehrt. Daher also diese Versteifung auf schmachtende Vampir-Romanzen, jugendliche Fantasy-Helden-Seriale und die mittlerweile obligatorischen Comic-Adaptionen. Was leider völlig untergeht ist die Begeisterung. Ich behaupte ja nicht, dass ein "Green Lantern" oder ein "Battleship" ohne eben jene Begeisterung realisiert wurde. Das sollte doch die Grund-Voraussetzung für jeden Film darstellen. Leider aber, ist Film inzwischen nur eine Ware, die beliebig oft ausgequetscht werden soll. Die Cashcow halt, was leider sehr schade ist. Da finde ich es natürlich auch traurig, dass der Ausblick aufs nächste Abenteuer genau so dazugehören muss wie das Popcorn. Andererseits, in einigen Fällen ist das aber auch ein netter Wink. Warum sollte ein Held oder eine Heldin nur auf ein Abenteuer reduziert werden? Ich erwarte ja von Spider-Man nicht, dass er seine Angebetete und die Stadt rettet und anschließend sein Kostüm einmottet und zu den anonymen Wandkrabblern geht. Nein, ich stimme zu. Nicht-Enden sind ein Gräuel, aber manchmal (ohne Prozentsatz und Krümelkackerei) erscheinen sie mir als das geringere Übel. Denn nicht jede Fortsetzung kommt gleich um die Ecke, manche lassen sich Zeit. (Oder entstehen doch nie.) In anderen Fällen, wie dem Horror-Genre, gehören sie mittlerweile schon längst zum Grundmuster. Den berühmten letzten Schock, das plötzliche Aufleben des vermeintlich toten Monsters - kommt seit den 1980er Jahren kaum noch überraschend.
Worauf ich eigentlich hinaus will? Dass es eine Schande ist, einen gut abgerundeten Stoff gleich zum Franchise aufzublasen. Dass Hollywood eine böse seelenlose Maschinerie ist, die leider keine wahre Achtung mehr vor ihren Produkten und den Konsumenten ist. Dass angeklebte Ausblicke auf das Sequel nerven, aber auch nicht immer scheiße sind. Auch wenn das angeführte Argument schon sicherlich die ein oder andere Höchstwertung meinerseits bereits einige Male nach unten gedrückt hat.
John Carpenter hat über Fortsetzungen mal gesagt: "Warum sollte ich die gleiche Geschichte
nochmals erzählen?"
Damit spricht er uns allen wohl aus der Seele - aber: Hätte er nicht den kompletten Film
selber umgekrempelt, nachgedreht und umgeschnitten - "Halloween II" wäre wohl nie eine
der definitiv besseren Fortsetzungen geworden. Immerhin knüpfen die Geschehnisse nahtlos an und der große Donald Pleasence bekommt einen der stärksten Final Fights überhaupt spendiert.
Erst nach diesem Film wurde Michael Myers mit jedem Mal stumpfsinniger und leider alles andere als schockierend.
Seien wir doch mal ehrlich, mit ihrem skurrilem Design und den irren Masken kam die Serie dichter an Douglas Adams als irgendwas
Für alle die dachten, es könnte nicht mehr schlimmer kommen und alle, die ständig den Untergang der Zivilisation beschwören ... Die gammlige VHS meiner alten Aufzeichnung von "Die Klasse von 1999" bietet für jeden was. Mark L. Lester, der verkannte Genius, nahm sich acht Jahre nach seinem visionärem "Class Of 1984" erneut dem Kriegs-Gebiet High School an. Nur dieses Mal etwas futuristischer.
Die Zukunft also: Welcome to the United States of Fucked. Hier brennen nicht mehr nur die Mülltonnen, die Kacke ist so richtig am Dampfen. In einigen Großstädten herrscht noch Ordnung, die Vorstädte jedoch, die sind der Hort des Abschaums. Und wie stinkig, anarchisch und brutal es da zugeht. Echt lachhaft, da noch mit Schulen etwas Perspektive und Sicherheit bieten zu wollen. Der Ort des Lernens und Wissens wird von Sicherheitszäunen umgeben, am Eingang werden die MG's schön abgegeben ... Doch nicht so vorschnell, seit 1984 ist noch schlimmer geworden. Die auf Punk-, Rebell- und Psychopath-mit-Waffenschein-getrimmten Kids sind alles andere als darauf erpicht, den Satz des Pythagoras zu lernen oder Shakespeare zu lesen. Wie gut, dass es da ein supergeheimes Projekt gibt, dass kybernetische Maschinen in Menschenform hüllt und sie als Lehrkräfte losschickt. Ging ja schon beim "Terminator" gut, und kann den schießwütigen, drogensüchtigen und verzogenen Pennälern ja nur eine Hilfe sein. Bis die Schaltkreise überhitzen und bei den drei Cyber-Teachern (zu denen auch Pam Grier gehört) die alte Programmierung durchhaut. Und die sieht eben nicht nur körperliche Züchtigung und Ertüchtigung vor, sondern die Ausrottung des Feindes.
"Die Klasse Von 1999" bekam einen echten Überschuss an Wahnwitz und Trash-Faktor 10+ spendiert. Im Gegensatz zum '84-Jahrgang versucht Lester gar nicht erst, seine Zuschauer mit etwas Gesellschafts-Kritik und ernstem Unterton bei der Stange zu halten. Sein Motto war wohl: Augen zu und ab dafür! Wer schon das Setting Ernst nimmt, kann nur verlieren. Obgleich es auch für belustigende Momente sorgt, den obligatorischen jugendlichen Helden bei seinem ersten Streifzug durchs Hood nach dem Knast-Urlaub zu begleiten. Hier wird ja so ziemlich jedes Klischee bedient: Suburban Warfare, das mütterliche Drogenwrack und natürlich auch die zwingende Läuterung bei unserem Helden. Als Good Guy darf er dann auch bei der Tochter des Direktors baggern, der wiederum von Malcolm McDowell verkörpert wird. Überhaupt, versammelt "Die Klasse Von 1999" einige überraschende Gesichter: Grier, McDowell, "Stand By Me"-Darsteller Bradley Gregg und sogar Stacey Keach. Das hier mag ja billiger wirken, legte seine Fünf Millionen und noch was eigentlich gut an.
Klar, es ist blöde. Richtig blöde, aber auch so schlecht, dass es schon wieder gut ist. Wie guter Trash halt immer sein sollte. Und wenn wir mal ehrlich sind, anders hätte Mark L. Lester seine übersteigerte Vision, vom unkontrollierbaren Tummelplatz einer respektlos brutalen Jugend, gar nicht mehr fortsetzen können. Und wahrscheinlich wird auch "Die Klasse Von 1999" sich in (un)absehbarer Zeit in bestimmten Punkten irgendwie bewahrheiten. Bis dahin können wir aber noch beruhigt Lachen und uns Amüsieren.
Wwwaaaassss??? Deine persönliche High School-Nemesis heiratet nun ausgerechnet deinen Bruder? Das muss doch verhindert werden!!!
Ja genau, so wie es am Ende auch wieder das große Versöhnungs-Knuddeln gibt. Sorry, das hier ist nett gespielt, nett gemacht, nett anzusehen. Wirft aber nicht mehr als die Erkenntnis ab, dass es Kristen Bell seit "Veronica Mars"-Zeiten eindeutig an Herausforderung mangelt.
Ein Märchen aus 1001 Nacht oder Millionen Dollar teure Videospiel-Adaption im Araber-Look? Bei "Prince Of Persia: Der Sand Der Zeit" fällt diese Unterscheidung zuerst nicht ganz so leicht. Fakt ist, Jerry Bruckheimer und Disney versuchen erneut, mit ihrer Allianz ein ähnliches Spektakel der Marke "Pirates Of The Caribbean" zu schaffen. Da treffen große Namen auf ganz viel Action, pompöse Settings und vor allem, belebt das ganze nebenbei ein total vernachlässigtes Historien-Ambiente aufwendig neu. Und versucht sich gar noch, dem schändlichen Stempel Game-Adaption einen würdevollen Output vorzusetzen. Etwas fesches, totales Entertainment mit viel Effekt-Zauber im Wüstensand. Klappt das, teils ja, teils nein. Weil "Prince Of Persia" zwar ordentlich Wind-Böen bläst, einiges auftischt und sogar Jake Gyllenhaal zum Action-Held macht. Als wackrer, besonnener Prinz und einstiger Bettelknabe Dastan führt der einen vermeintlich erfolgreichen Angriff auf die heilige Stadt Alamut. Ein Verräter-Nest, das böses plant, aber doch nur um das allerheiligste erleichtert werden soll. Titelgebender Sand der Zeit, nach dem ein Bösewicht trachtet, der leider sein unsichtbares Stigmata auf der Stirn spazieren trägt und das folgende Verwirrspiel so ziemlich zur Nebensache werden lässt. Unser Dastan jedenfalls rennt davon, weil er plötzlich seinen Vater vergiftet haben soll. Was in so einer Situation noch fehlt, ist natürlich die ebenso kesse wie dickköpfige Prinzessin namens Tamina (nicht schlecht gespielt von Gemma Arterton). Beide bilden also das ungleiche Gespann, das durch Dick und Dünn geht und sich irgendwann natürlich gar nicht mehr so abstoßend findet. Hey, "Prince Of Persia" ist wirklich kein schlechter Film geworden und erst Recht keine hohle Verunglimpfung eines legendären Videospiels. Im Gegensatz zu "Resident Evil" oder "Street Fighter" oder "Super Mario Bros.", gewinnt unser Perser-Prinz beim Sprung von der Pixel- in die Filmwelt durchaus an Kontur. Das mystische Element vom Sand der Zeit ist durchaus spannend und richtig fantasievoll. Was dem Abenteuer dann wieder schadet, und es auf lange Sicht nicht zum Nachfolger von Captain Sparrow machen kann, ist vor allem ein Umstand: Es passiert viel und dann doch wieder nicht. Mike Newell ist als Regisseur kompetent genug, die nötige Action nicht schwachbrüstig erschlaffen zu lassen und doch auch die Geschichte nicht aus den Augen zu verlieren. Wäre dann die Story nur etwas spannender und würde die wenigen Fragen, die da anfangs dramatisch aufgeworfen werden, voreilig verraten. Oder den Über-Klimax schließlich in eine sanfte und irgendwie auch vorschnell abgehandelte Auflösung umwandeln. Ein typisches Happy-End, vor dem ruhig noch mehr hätte stattfinden können. Es sieht gut aus, es gibt tolles Comic-Relief mit Figuren wie die von Alfred Molina und auch immer düstere Gegner wie die Hassassine. Im großen und ganzen bleibt es aber dann doch wieder bei einer Aneinander-Reihung von Action-Szenen, komischen Zwischen-Spielen. Und wie gesagt, das Mysterium, wer denn nun warum den Sand so brutal erobern wollte, springt uns geradezu ins Gesicht. Hier besaßen der Fluch der Karibik seinerzeit deutlich mehr fesselnden Esprit, offenbarte sein Blatt nicht voreilig. Und blieb genau deshalb so interessant. Wohingegen "Prince Of Persia" nur eine wirkliche gute Umsetzung eines Videogames geworden ist und ein gutes, mitreißendes Abenteuer-Spektakel bietet. Leider mit keiner so nachhallenden Langzeitwirkung.
Über den Dächern von Nizza ließ Alfred Hitchcock einst knistern. Und wie ach so passend, treffen sich Katherine Heigl und Ashton Kutcher als Film-Figuren dort zum ersten Mal. Einer von ihnen ist eine geradezu unsichere, blasse Erscheinung, der andere das charmante, übersprudelnde Gegen-Teil. Klar, dem filmischen Diktat folgend, verlieben sich die beiden. Und einer beschließt sogar, sich aus dem "Geschäft" zurückzuziehen. Leute ausschalten und das Vorstadt-Idyll vertragen sich schließlich nur bedingt. Boah ey, das schreit ja jetzt schon nach Innovation. An dieser Stelle darf ich mal sagen, dass ich "Mr. & Mrs. Smith" nicht ganz so bombig, aber wenigstens kurzweilig unterhaltsam finde. Warum jetzt diese Nennung? Vielleicht, weil das Glück von Heigl und Kutcher sich alsbald natürlich wendet und es Kugeln und andere Geschosse in Suburbia hagelt. Und eben da orientiert sich dieser Film, krampfhaft "Killers" respektive "Kiss & Kill" genannt, der deutlich am unteren Ende der Spaß-Skala anzuordnen ist. Auch auf der für Charisma, Action und noch weiteren Kategorien. Und das meine ich, vollends verdient. Wenig überraschend ist es natürlich Herr Kutcher, der als Spy/Hitman-Beau die naive und harmlose Katherine Heigl verzaubert und gezwungenermaßen in seine schmutzige Arbeit einweihen muss. Immer die Bösen im Nacken, die sich plötzlich als halbe Nachbarschaft outen. Was im übrigen auch beinahe die gesamte Handlung zusammenfasst, mit der wir Zuschauer so konfrontiert werden. Vermeintliche Ehe-/Paar-Probleme oder auch Schwangerschaften werden hier nebenbei unter Dauer-Beschuss besprochen und mit vermeintlicher Situations-Komik aufgewogen. Und doch jede Chance verschenkt, die sich nebenbei angeboten hätte. Ein Problem ist die mangelnde Chemie zwischen den Haupt-Darstellern. Kein Funkenflug bei Heigl und Kutcher, es hätten wahlweise auch leere Cola-Flaschen, Papp-Kartons oder Stofftiere sein können, die hier stehen. Und wenn dann noch jeder so blöde wie allseits bekannte Rollen-Klischees bedient, oh je. Wie wäre es denn mal mit einer toughen Heigl gewesen? Einer Blondine, die Muckis zeigt und ihrem sonstigen Repertoire eine frische Note verleiht? Das wäre doch mal eine Idee! Stattdessen zeigt sich, dass "Killers"/"Kiss & Kill" leider weder Humor und Action vereinen kann, noch überhaupt etwas zwingendes an sich hat. Flache Witze, die aus der Katherine Heigl-Drehbuch-Resterampe stammen. Dürftige Action-Einlagen, die ich nur mit viel Wohlwollen als solche benenne. Ja, das hier ist schon filmisches Entwicklungsland, zu wenig Ressourcen und kein Sach-Verstand, der die dann noch sinnvoll nutzt. Ich meine, hey, wir haben Tom Selleck in diesem Film. "Der Typ, der wie Magnum aussieht!" Hätte der nicht mehr machen können? Vielleicht hat er zwischenzeitlich nach dem Sinn des ganzen gefahndet (und nichts gefunden). Ganz klar, dem vermeintlichen Vorbild "Mr. & Mrs. Smith" hinkt "Killers" nicht nur hinterher. Er säuft ab und verendet schließlich im undankbaren Nirvana der cineastischen Totgeburten, verpufften Witze/Action-Knaller. All den blödelnden Blindgängern, die vergessen, dass zur Unterhaltung mehr als nur das Casten möchtegerngroßer Stars und ihrer Vorstellung von Humor, Rasanz etc. gehört ... Denn deren Vorstellung davon unterscheidet sich meist dramatisch von der unseren.
Wer Barney Panofsky ist? Ein ziemlich miesepetriger, mürrischer bis ultrafieser jüdischer Sack, der zufällig wie Paul Giamatti aussieht. Gründer der Totally Unnecessary Productions und seit 30 Staffeln verantwortlich für eine megaerfolgreiche wie auch belanglos hohle kanadische Soap Opera. Dreimal verheiratet, Vater von zwei Kindern und doch fristet Panofsky seit Dasein allein und unnahbar. Bei seinem launigen Verhalten irgendwie kein Wunder. Genau wie die Tatsache, dass ein ehemaliger Cop versucht, Barney einen Mord anzuhängen. Die Wirklichkeit ist selbstverständlich nicht ganz so einfach. Es gibt immer mehr als nur eine Seite der Story, so wie es "Barney's Version" mir mal wieder auf eindrucksvolle und doch behutsame, ruhige Art und Weise zeigt. Ein kleiner leiser Film, der mich völlig umgehauen hat. Wie das? Kann ich selbst gar nicht so einfach in Worte fassen. Vielleicht weil dies kein belehrender Film über ein vermeintliches Charakter-Schwein und seine langsame Läuterung darstellt. Kein zweites "Besser Geht's Nicht", wo der Arsch mit versteckten Glanzseiten merkt, dass es eben nicht ohne die anderen geht. Und wo er oder sie am Ende doch noch mit offenen Armen langsam in ein erfüllteres Leben eingeführt wird. Jedenfalls erlebt Barney Panofsky keine derartige Wandlung, die jetzt nur auf leichten Lachern fusst. Schrittweise schlüsselt "Barney's Version" Ereignisse und Begebenheiten auf, zeigt uns, wie kompliziert allein die Sache mit der Liebe ist. Stellen wir uns doch nur vor, wir würden der einen/dem einen über den Weg laufen, ausgerechnet auf der eigenen Hochzeitsfeier? Nur keine Angst, das klingt natürlich nach verkitschten Rom-Com-Klischee. Ist es einerseits, andererseits ein weiteres feines Detail in einer bittersüßen Lebens-Bilanz. Einem kleinen, einzelnen Film, in dem schöne und weniger schöne Ereignisse Hand in Hand gehen. Wie ja auch leider im wahren Leben. Was soll ich da sagen? Mich hat es einfach erwischt. Ich blieb die ganze Zeit am Ball, hab mich für Barney mal gefreut, dachte dann nur: Scheiße, sei doch nicht so ein Arsch - nur um dann doch gezeigt zu bekommen, dass es sich am Ende ganz anders verhielt. Die Wirkung von "Barney's Version" führe ich nicht auf so simple Fragen wie: Kriegt er sie oder kriegt er sie nicht? War er es oder nicht?, zurück. Auch nicht darauf, dass sich dieser Barney sich vom Ekel zum versteckten Gutmenschen mausert. Ich sehe ihn so gar nicht als Schaf im Wolfspelz. Ein bulliger Typ mit goldnem Herz aber einem verdammt harten Fell trifft es wohl eher. Und wie erst mal bittere, dann melancholische und glückselige Momente in einem bewegten (fiktiven) Leben greifen ... Eine tolle Vorstellung, auch, weil es ja eine Roman-Vorlage gibt, nach der ich jetzt Ausschau halten werde. Was brauche ich hier mit den Namen der Besetzung um mich zu werfen? Oder auf einige lustige Details wie die Cameos anderer Filmemacher (wie der eines gewissen David Cronen... !!!). Für mich hat bei "Barney's Version" alles gestimmt. Es gab keinen störenden Unterton, keine aufgesetzte Rührseligkeit, keine blöden Lacher. Das Leben ist ja die Summe aller Genres.