mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

  • 4 .5

    GOTT - IST DAS LANG! Ganz richtig, die Winterzeit ist auch mal Herzschmerz-/Seelentröster-Zeit. Da passt die sehr ambitionierte Literatur-Verfilmung "P.S. - I Love You" ja perfekt rein. Regisseur und Autor Richard LaGravenese legt sich echt ins Zeug, mit Star-Aufgebot eine Geschichte von Trauer-Bewältigung und der Wichtigkeit des Lebensmuts zu erzählen. Nur schießt sein Film dabei mehr als nur übers Ziel hinaus. Und es hätte doch alles so schön sein können: Hilary Swank ist eine zweifache Oscar-Preisträgerin, Gerald Butler kann auch mal auf brüllende "300"-Bauchmuskeln pfeifen, dann startet der Film ein wenig anders als die schlimmen Nicholas Sparks-Adaptionen. Ist am Ende aber irgendwie genauso nervig geworden. Da verliert eine noch etwas unentschlossene Frau ihren größten Rückhalt. Sie ist Witwe und verslumt erstmal - bis sie plötzlich ein Brief ihres verstorbenen Gatten erreicht. Es werden viele und so bahnt sie sich langsam einen neuen Weg ins Leben. Für diese zwei Sätze braucht der Film ebenso viele Stunden und das größte Problem ist Swank selbst. So großartig ihre prämierten Schauspiel-Künste auch waren - hier wirkt sie arg limitiert. Ob aufgekratzt, wütend, heruntergekommen, streitlustig oder als gerade-entwachsender-Teenie. Sie ist immer irgendwie gleich alt und lässt kaum eine entsprechende Nuance zu, die hier eigentlich angebracht wäre. Auch bei Butler wurde die Zeit optisch nicht vor und zurück-gedreht, aber seine Figur machte mir erheblich mehr Spass. Da kam vielleicht sogar etwas wie echte Sympathie auf - wenn nur dieses Extra-Quentchen Schwulst nicht wäre. Und dann diese Postkarten-Optik, die schon fast den Heimat-Filmen der Öffentlich-Rechtlichen Konkurrenz machte. Keine Frage, "P.S. - I Love You" nimmt sich einer interessanten neuen Perspektive des Herzschmerz-Kinos an, nur gelang LaGravenese kein besonders innovativer Film. Die Charaktere und ihre Lebens-Linien sind ziemlich abgegriffen oder wirken zu altbacken, sobald man sich eben nicht im "Kuschel-Modus" befindet und es nötig hat. Dieser Streifen ist das film-gewordene Äquivalent zum Eis-Bottich: Süss und voller Zusatz-Stoffe. Nur wird das alles gleich mit einer Riesen-Portion Karies-Gefahr reingeschoben. Alles zu klebrig und eigentlich nicht zu verdauen. Mit einigen Änderungen und etwas weniger Story-Elementen (wie die zu langgezogenen Rückblenden) - dann wäre mehr drin gewesen.

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    • 3 .5

      Ich hab da mal bei Wikipedia nachgelesen:

      - Budgeted at an estimated $4,500,000.
      - Shot in only 29 days.
      - Rick Herod's character is named after the famous Canadian singer/actress Avril Lavigne

      Wow, das klingt ja mächtig lustig und in der Tat - es hat mir den Abend nach einem anstrengenden Weihnachtsmarkt-Marathon versüsst. Bei diesem "Attack of the Killer-Wurmfortsatz" kann man herrlich abschalten und sich an den Billigst-Qualitäten des US-Fernsehens erfreuen. Dumme Militärs, ein engagiertes Helden-Paar und sogar ein wenig Fifties-Trash-Flair. Schade, dass die ansatzweise vorhandene Atmosphäre durch den lachhaften Monster-Ersatz zunichte gemacht wird - von der nervenden Synchro mal abgesehen. Aber so kommt selbst der langweiligste Winterabend wieder in Fahrt.

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      • 3

        Weihnachts-Stinker Nummer Eins:

        "Verrückte Weihnachten" - was für ein irreführender deutscher Titel. Das Original "Christmas with the Kranks" spricht eigentlich Bände. Der Familienname passt, irgendwie. Klingt ja eigentlich recht nett: Mr. und Mrs. Krank lassen ihr Töchterchen in die weite Welt hinaus und hassen ja das Weihnachts-Tamtam seit Jahren. Warum sich nicht also selbst was gönnen und den ganzen Scheiß in den Wind blasen? Hier scheinen ja die Träume aller X-Mas Hater in Erfüllung zu gehen, endlich mal ein Film für sie. Aber nein, nach schon recht lausigen Witzen in der neuerrungenen Freiheit vom Festtags-Wahnsinn mutiert der Film zur nervig platten Familien-Geschichte mit gehetzter Fest-Organisation, viel Nachbarschafts-Hilfe und diesem strahlenden Lächeln der bekehrten Gesichter, das selbst Schiffe zum Sinken bringt. Oh je, so schöne Morälchen sind ja ganz in Ordnung, aber "Christmas with the Kranks" präsentiert sich als Seh-Unfall, der zu lange in einer eklig klebrigen Liebes-Botschaft getunkt wurde. Ich hätte es wissen müssen, schließlich stehen die Namen Tim Allen und Jamie Lee Curtis schon immer und wiederum seit längerem für nichts anderes als langweilige Familien-Unterhaltung. Da mutiert auch Dan Akroyd vom anfangs noch lustigen Bespitzler vom nebenan zum aufgeschlossenen Christmas-Helfer. Oh je, Flops müssen mal sein, aber das - nächstes Mal klemm ich mir diese fade Krücke. "Bad Santa", Jetzt Erst Recht.

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        • 5 .5

          Ein zauberhaftes Kinder-Paradies, ein quirlig-liebenswerter Ladenbesitzer und die anfangs noch zerrissene junge Mitarbeiterin. Für ein knallbuntes Fantasy-Bonbon hat "Mr. Magoriums Wunderladen" eigentlich eine tolle Grundlage. Da wuselt alles lebendig herum und über allem liegt dieser Hauch digitaler Magie. Leider genauso sichtbar gekünstelt wie so manches Element dieser recht betulich erzählten "Glaube-an-dich-und-die-Magie"-Story. Vom irgendwie deplatzierten Jason Bateman, der in seiner Steifheit schon komatös rüberkommt oder der kleine Hut-Sammler Eric, der zu allem seinen Senf dazugibt. Kleiner Scherz, aber mit ein bisschen Wahrheit. Schließlich wirkt dieser Film ein wenig zerstückelt. Da gibt es für die Kleinsten die überbordende Ladung Eye Candy und für Erwachsene die Anleitung zur Selbst-Wertschätzung, dem Glauben an die Magie im Leben und sich natürlich niemals von anderen runterputzen zu lassen. Auch als vollends aufgeschlossener Zuschauer wusste ich nicht so richtig, ob Autor und Regisseur Zach Helm so richtig wusste oder verstand, was er aus dem Stoff raus holen wollte. Ohne die Aussage des Films abgegriffen nennen zu wollen, neu ist sie auch nicht. Und für ein rundum bezauberndes Erlebnis hielten wir uns ungewöhnlich kurz bei Mr. Magorium auf. Dustin Hoffman gab sich wirklich Mühe, doch dafür bereitet er zu schnell seinen Abschied vor, als dass man ihn als wirklich prägenden Charakter wahrnehmen könnte. Dafür rettet Natalie Portman mit ihrem kindlichen Esprit das ganze vor dem Absturz in die Langeweile. Wenn gleich auch etwas zu sehr vom Reißbrett, ohne dieses spürbare Gefühl des Gut-aufgelegt-seins, würde der Film vielleicht keinen Spaß vermitteln können. Immerhin. Aber ich will nicht nur meckern, immerhin waren die Szenen mit den lebendigen Spielzeugen richtig toll gemacht und lassen jeden noch so überdimensionierten Toys'R'Us reichlich überflüssig erscheinen.

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          • 9 .5

            Da haben die Franzosen mal wieder allen ein Schnäppchen geschlagen: Mit "Irma Vep" legte Olivier Assayas einen feinen Kunst-Film über Filme-Machen vor, der vom deutschen Fernsehen irgendwie ziemlich ignoriert wird. Traurig, denn mit Kunst meine ich durchaus keine verkopften Dialoge und bedeutungsschwangere Zum-verregneten-Fenster-rausschauen-Aufnahmen. Eigentlich geht es um Vorhaben eines ambitionierten Regisseurs, das legendäre Serial Les Vampires (achtet auf den Titel!) neu zu beleben. Das Team steht, die Produzenten wollen was fürs Geld sehen und dann fliegt endlich die Hauptdarstellerin ein. Maggie Cheung, Star des chinesischen Films, wurde ausgerechnet gecastet. Ein netter Dreh, denn immerhin spielt sich Cheung ja selbst. Sie ist die Wahl des jungen Regisseurs und da liegt auch schon der Hund begraben. Im Verlauf des Films ecken Cheung und die Vision des Nachwuchs-Filmers an. Umso authentisch wie möglich zu bleiben, wird ohne Ton und in Schwarz-Weiß gedreht, aber ein tolles Kostüm muss her. Ein schwarzer Catsuit aus dem Sexshop wird es schließlich und schon beginnen sich die Leute nach Maggie umzuschauen, dann missfällt die Choreografie, dann dieses und jenes Detail bis schließlich die Geldgeber sich gegen das Gesicht der Vampire stemmen. Maggie unterdessen beginnt sich nur widerwillig mit der französischen Umgebung anzufreunden und treibt sich schließlich nachts selbst in der Rolle der Meister-Diebin herum. Ja, die Zeichen stehen nicht gut und werden das hochtrabende Projekt am Ende schmerzhaft auf den Boden der Tatsachen herunterholen. Assayas ist ein unaufgeregter, aber keineswegs langweiliger Film gelungen, der gerade durch seine Idee und die Figuren punkten kann. Da gibt es Macken, Zurückhaltung, Probleme beim Vereinbaren von Traum und Wirklichkeit. Vielleicht keine bewusste Komödie, und doch sehr verwandt mit "Living In Oblivion." Außerdem darf sich die großartige Maggie Cheung hier auch ein wenig wie in "Lost In Translation" fühlen. Wäre schön, wenn "Irma Vep" sich nach Jahren endlich wieder auf deutschen Mattscheiben anpirschen dürfte.

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            • 6 .5

              GANZ TIEF AUSGEGRABEN und passend zur unheimlichen dunklen Jahreszeit. Da bahnt sich nach so langer Zeit der Rohling mit der Aufschrift "X-Tro" seinen Weg in mein Leben. Und schon gab ich mich diesem Ereignis hin. Ich liebe ja außergewöhnliche Filme, gerade beim Horror-Genre wird das ja immer mehr zur Seltenheit. Dieses britische Juwel ist aber wie kein zweiter Film, da stecken viele Ideen, aber auch einige Ausfälle drin. Mit dem heutigen Wissensstand wohl eher als eine Kreuzung aus Akte X-Episode, "The Thing" und Terror from Outer Space zu bezeichnen, damals wahrscheinlich zu viel des guten. Das rätselhafte Verschwinden eines Familien-Vaters vor den Augen seines Sohnes markiert den Auftakt für einige derbe Unheimlichen Begegnung der dritten Art und mehr. Daddy kehrt natürlich zurück, aber zuerst kommt etwas alienhaftes auf die Erde mordet sich zum Akt mit einer Frau durch, die wiederum Daddy in Original-Größe zur Welt bringen muss. Nasty halt. Und mit der Wiedervereinigung der inzwischen anderweitig liierten Frau hält der verspielte Wahnsinn erst Recht Einzug in die Realität dieses Films. Nach einigem drögen Drama-Hin und Her mutiert Sohnemann schließlich zum telekinetischen Hochbegabten und lässt sein Spielzeug lebendig werden. Da wächst die Soldaten-Figur an und bringt die schrullige Nachbarin zur Schrecke. Und das knackige Au Pair-Mädchen wird zur Gebärmaschine umfunktioniert. Hooray!!! In gewisser Weise ist "X-Tro" wohl das fürs britische Horror-Kino der Achtziger, was "Re-Animator" fürs angeschlagene US-Splatter-Metier war. Frisches Blut, durchgedreht und frei von allen Zwängen des guten Geschmacks. Hier finden sich neue Ideen, die jedoch auch oft in der Mittelmäßigkeit versinken. Ob nun wegen des mickrigen Budgets oder weil sich Atmosphäre nicht immer bei grausiger Musik und lahmen Dialogen einstellen wollen. Dafür ist dieser Film aber auch schön abgedreht und um Längen besser als die billigen Sequels, die ihm folgten. So etwas wie das hier, gibt es wirklich kein zweites Mal. Garantiert.

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              • 8

                Puh, wie soll man nur zwei Stunden "Infernal Affairs III" zusammenfassen. Es wird mir wahrscheinlich nicht ganz gelingen, der Fülle dieses Films gerecht zu werden. Deshalb knapp gesagt: Eine würdige Fortführung der Story, die dem Zuschauer aber mehr als nur Zuschauen abverlangt. Sehr komplex wirkt das Gerüst des dritten Teils. Einerseits versetzt es uns zehn Monate in die Zukunft nach den Ereignissen des ersten Films. Dann andererseits in die Vergangenheit zurückführt und die letzten Story-Knäuel lösen will. War der ursprüngliche Film vom Sterben Yans (Tony Leung) bestimmt, konzentriert sich "Infernal Affairs III" nun umso mehr auf den Abstieg Mings. Andy Lau meistert das wiederum toll, auch wenn ihm einiges an Wahnsinn abverlangt wird. Denn als Beobachter fällt es uns vielleicht erst spät auf, aber Ming wird verrückt, im Ernst. Er steht vor der Scheidung, dem Kampf um sein Kind, und muss sich in der Abteilung wieder rehabilitieren. Darüber hinaus erweist sich der gerissene Kollege Yeung (Leon Lai Ming) als neue Gefahren-Quelle. Hält der doch Tonband-Beweise unter Verschluss, die Ming jetzt noch als Spitzel entlarven können. In der parallelen Storyline verfolgen wir ein mal mehr Yan im letzten halben Jahr seines Lebens. Wie er in den Machtspielchen seines "Bosses" Sam und dessen neuen, geheimnisvollen Geschäftspartners beinahe tödlich verschließen wird. Aber auch, wie er seine Psychiaterin Dr. Lee (Kelly Chen als "trauernde Witwe" ;-)) kennenlernt. Keine Panik, so viel graue Zellen gehen bis zur Auflösung nicht flöten, aber es gelang den Machern abermals, ein, zwei Schaufeln Verwirrung und Komplexität draufzuladen. Bis sich jeder endlich zu erkennen gibt und das verbundene Schicksal von Yan und Ming schließlich seine Erlösung findet, gilt es, aufzupassen und mitzudenken. Das trübt natürlich auch ein wenig den Gesamt-Eindruck im Gegensatz zu den großartigen Vorgängern. Denn die waren ein wenig kompakter und ließen die Katze nicht um hundert Ecken aus dem Sack. Aber das macht diesen Teil auch umso vieles interessanter. Über ein fehlendes, eigenständiges Profil braucht er sich nicht zu beschweren. Und hier wird auch garantiert nicht übermäßig fantasielos rumgedruckst, um einen lange Laufzeit zu legitimieren. Wer wirklich das letzte Rätsel um die grandiose Gangster-Saga lösen will, muss eh reinschalten. Und wird mit einem der besten "dritten Teile" überhaupt belohnt. Am Ende ist man hier wahrhaft schlauer.

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                • 9

                  Für den "Abstieg in die achte Hölle" schöpfen Andrew Lau und Alan Mak wiederum aus den Vollen. "Infernal Affairs II" erweist sich als Prequel zu einem mehr als starken Vorgänger gleich als formvollendete Erweiterung dessen. Die Figuren werden verjüngt, Yan und Ming gleich von den Nachwuchs-Stars aus dem Original verkörpert. Und allesamt werden sie um eine Dimension erweitert, bekommt das Schicksal der Charaktere eine Tiefe verpasst, die sich geschmeidig ins Bild fügt. Auch wenn die ein oder andere Idee, wie immer, ein wenig konstruiert erscheint, zum Showdown hin gelingt eine großartige Zusammenfassung aller Stränge, die dem ersten Teil den roten Teppich ausbreitet. Da darf selbst dem späteren Gangster-Boss Sam eine ungeahnte Tragik zugesprochen werden. Überhaupt überzeugt dieser Film, denn er schafft bei seinem Sprung nach hinten eine beachtliche (Neu-)Definition von Figuren, die wir eigentlich schon in ihrer fertigen Form kennenlernten. Wo in Hollywood solche Experimente nur für belanglose Video-Nachzügler herangezogen werden, darf sich "Infernal Affairs II" zufrieden auf die Schulter klopfen.

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                  • 10

                    Ein echter Vorzeige-Film, dieser "Infernal Affairs." Nur ganz selten kann ich all den überschwänglichen Lobes-Hymnen nach Betrachtung (größtenteils) beipflichten. Dieser klasse Cop-Thriller aus der ehemaligen Kronkolonie ist auch beim sechsten, siebten Mal ein absolut famoses Glanz-Stück modernen Kinos. Da stimmt einfach alles: das Setting, die Aufmachung, die brillante Story und die Hauptdarsteller. Zur Abwechslung verzichte ich mal aufs Scorsese-Bashing, denn "Infernal Affairs" gelingt es heute wie gestern, einem westlichen Publikum vorzuführen, wie fantastisch und auch hintersinnig Großstadt-Thrill aufgezogen werden können. Wie überzeugend die Gegenüberstellung zweier, durchs Karma verbundener, Lebensläufe sein kann. Und wie spannend religiöse Symbolik doch sein kann, wenn man nur von den ewigen Engelchen und Teufelchen ablässt. Hervorragend besetzt und mit einem immer noch harten Schluss versehen, setzt der Film nicht für den asiatischen Raum ziemlich hohe Maßstäbe. Viel Glück beim Nacheifern, "Infernal Affairs" hat übrigens schon die zweite und dritte Runde eingeläutet. So sollten moderne Klassiker immer aussehen.

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                    • 6 .5

                      Okay okay, das Genre des Animationsfilms wird in den letzten Jahren geradezu inflationär ausgebeutet. Kein Studio, dass mit namhaften Sprecher-Stars und allerlei kunterbunten Figuren und Welten um junge Zuschauer buhlt. Da hat es eine kleine Trick-Schmiede aus Spanien umso schwerer, einen überzeugenden Kontrahenten gegen Pixar und Co. ins Feld zu schicken. Mit "Planet 51" können die Ilion Animation Studios jedenfalls ein Liedchen davon singen. Mit großer Rückenstärkung von Ami-Seiten und durchaus überzeugenden Stimm-Partnern wollten sie die Erde erobern und kamen doch nicht so hoch hinaus. An der Technik und dem Design liegt das aber weniger. Denn die verträumte Fifties-meets-Sci-Fi-Welt sieht klasse aus. Da tönen klassische Hits von Elvis und anderen Ikonen aus dem Radio, während die Familie im Garten grillt oder zu Bowling und Milkshake im Schwebeauto unterwegs ist. Auch die Idee, einen menschlichen Astronauten in der Alien-Idylle landen zu lassen hat richtig Potenzial. Nur wird die Geschichte diesem letztlich nicht ganz gerecht. Zu viel Space Teenie-Albernheiten in Form der alten "unscheinbarer-Junger-wird-zum-Helden"-Geschichte (mit Anleihen bei "E.T.") und leider gemäßigte kunterbunte Späßchen. Diese sind wohl eindeutig der jungen Zielgruppe gewidmet, was die Sache noch verkompliziert. Denn in "Planet 51" darf man sich als Genre-Kenner an unzähligen Zitaten erfreuen. Ob die vorgeschriebenen Maßnahmen beim Angriff von 50 Meter-Frauen, die kleinen fiesen Alien-Hunde, ja die Aliens, mit Säure-Pipi, das Landungs-Szenario aus "Der Tag, an dem die Erde stillstand" und und und. Selbst im Abspann werden Filmplakate alter Klassiker nachempfunden. Nur, dass die kleinsten diese Filme noch nicht kennen und die großen sich an der abgestandenen Harmlosigkeit der Handlung stören werden. Es ist eben diese Unvereinbarkeit von augenzwinkernder Hommage und leichtverdaulichem Inhalt, der "Planet 51" für ein Ansehen interessant, aber nicht essenziell für die Sparte Trick-Vergnügen macht. Und dennoch, er ist viel besser als so manch andere Produktion.

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                      • 5 .5

                        Liegt da nicht ein Hauch von LSD in der Luft? Wer hätte gedacht, dass sich Disney mal mit einem Mash-Up von Realität und Märchen-Kitsch endlich wieder im Wintergeschäft als Kassen-Magnet etablieren würde. Vielleicht auch kein Wunder, da immerhin die Abenteuer um dem kauzigen Jack Sparrow so gar nichts vom Zuckerguss der Disney-Tradition hatten und trotzdem brechend volle Kinos bescherten. Da ist der Gedanke gar nicht so abwegig, auch eine typische Märchen-Prinzessin mal ins moderne New York zu schicken. Nur ein Clash der Kulturen ist es letztlich nicht geworden, auch wenn ich mir einen erhofft hätte. Nach einem sehr vergnüglichen Zeichentrick-Start mit durchaus charmanter Selbst-Ironie transformiert sich Prinzessin Giselle in Amy Adams. Und ja, Amy hat Talent und sich schon anderen Rollen mehr als behauptet. Als Disney-Schmuckgesicht muss sie jedoch naiv von der einzig wahren Liebe faseln und singen (!), was zu einer schlimmem Szene im Central Park führt, die ich schnellstens wieder vergessen will. Das große Problem von "Verwünscht" ist es, bei aller gewollten Liebe, eine romantische Prince Charming-Suche einfach mit dem selben gewohnten Zuckerguss zu erzählen. Statt des ersehnten dumpfbackigen Prinzen wird es halt der alleinerziehende Patrick Dempsey, der sich als Scheidungs-Anwalt ja mit Romantik auskennt. Klar, bei einem real life-Disney darf man von Natur keine Selbstparodie erwarten, der Film will ja auch nichts anderes als ein frecheres Märchen sein. Aber so ganz frech ist der Film dann doch nicht, jedenfalls in seiner recht bescheiden innovativen Art. Da begnügten sich die Macher mit vorhersehbaren Gags und auch dem Bonus durch die Besetzung. Ja, Dempsey als sexy man, Adams als unbedarftes Prinzesschen und Susan Sarandon als böse Queen (die noch die meiste Selbst-Ironie spöttelnd austeilen darf). Aber bei all dem Kitsch und den (nach Geschmackssache) empfundenen Witzen habe ich auch ein echtes Novum entdeckt: der wie immer großartige Handlanger Timothy Spall. Als Disney-Figur gelingt ihm der Wechsel in die triste, unschöne Wirklichkeit am besten. Da darf ein Charakter auch mal eine echte Sinnkrise durchleben und schließlich als Bestseller-Autor auferstehen. Das ist doch mal wieder ein mehr als netter Fortschritt im eingefahrenen Disney-Konservativen-Kosmos. Zugegeben, bei all dem Kopf- und Augenschmerz hab ich mich auch so amüsiert. Nur der ganz große Wurf war dann doch den Piraten der Karibik vorbehalten. Oder Shrek's Angetrauter Fiona, die sich als Prinzessin etwas mehr frischen Wind gönnte.

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                        • 7 .5

                          Ein Episoden-Drama, auf dem ersten Blick nichts neues im Indie-Kino. Da erlauben sich Stars gerne mal den Ausflug in glaubhafte Charakter-Gefilde und spielen lieber richtige Rollen als vorgefertigte Konfektions-Ware. So war auch meine Erwartung an "The Dead Girl" anfangs einerseits durchs Aufgebot namhafter Gesichter enorm gesteigert, und dann beim Überangebot ambitionierter Geschichtchen ein bisschen gedämpft. Aber vollkommen zu Unrecht, wie sich beim Anschauen zeigte: Karen Moncrieff gelang mehr als nur ein interessantes Indie-Filmchen, sondern ein geschickt zerstückelter Blick auf ein (und mehrere) grausige Verbrechen. Und dann noch aus einer ungewohnt glaubhaften und einfühlsamen weiblichen Sicht. "The Dead Girl" handelt nach und nach beteiligte Figuren ab, deren Schicksal um den Fund einer ermordeten jungen Frau kreisen. Da geht es, ganz beiläufig, um das Leben der Fremden, welche das tote Mädchen findet. Und deren Existenz von mütterlicher Tyrannen-Herrschaft und fehlender emotionaler Sicherheit geprägt ist. Oder die Schwester, deren Leben nicht besser verläuft, auch wenn sie auf der sozialen Gegenseite lebt. Antidepressiva und die Abschottung vor anderen Menschen kennzeichnen bei ihr die allgegenwärtige vermisste Schwester, um die sich das gesamte Familien-Leben nur dreht. Da wird das vermisste Kind von der Mutter zur Heiligen stilisiert, während die anwesende Tochter als selbstverständlich und funktionierend angesehen wird. Schrecklich. Auch die eigentliche Mutter der Toten steht vor den Scherben ihres Daseins, nach dem sie ihre Tochter identifiziert hat. Vom wilden und desaströsen Leben der Tochter schockiert und von den nachhallenden Anschuldigungen dieser, ihr Leiden maßgeblich ausgelöst zu haben, erhält diese Frau doch noch eine zweite Chance. Der noch optimistischste Abschnitt des Films. Krass und geradezu unerträglich der Sprung zu einer nicht-existenten Ehe zwischen einem älteren Paar irgendwo im Nirgendwo. In deren Verlauf die Ehefrau eine unfassbare Seite an ihren stets abwesenden Mann macht und schließlich die letzten Tage des Opfers. Das sein Leben eigentlich in den Griff kriegen will und dann in den falschen Wagen steigt, weil sie ihre Tochter besuchen fahren will. Diese Schicksale verbindet "The Dead Girl" zu einem kunstvoll arrangierten Gesamtbild, das vor allem durch sein Arrangement punktet. Der Handlungs-Ablauf ist nicht nach vorn gerichtet, sondern wandert auch zeitlich nach hinten, wodurch der Film beinahe zu einem zweiten "Memento" wird. Da eben auch hier, augenscheinlich simple Begebenheiten und Beobachtungen eine stärkere Wucht entwickeln. Und natürlich auch durch die eindringlich gezeichneten Figuren und deren Lebensumstände und -zustände. Kein typisches Indie-Filmchen, um es noch mal zu betonen. Jedenfalls hat man diesen Film nicht so schnell vergessen. Bei der Star-Riege gibt es keine Ausnahmen, was das Lob betrifft. Ob nun Toni Collette, Rose Byrne oder Marcia Gay Hurden gelingt es ausgezeichnet, in kurzen Episoden diesen leidenden Charakteren das nötige Profil zu verleihen. Und James Franco oder Josh Brolin (als tätowierter Assi) sind da auf der Männerseiten nur echte Pluspunkte. Die schmerzlichste Besetzung wird hier aber Brittany Murphy zuteil. Weil sie als Titelfigur (!!!) eine kurze und wiedermal einprägende Leistung ablieferte, die ihren frühen Tod wiederum tragischer erscheinen lässt. Ein kleiner Film über das Leben und Sterben also, der vor allem dank seiner Darsteller mehr als nur ein Rührstück geworden ist. Sehr empfehlenswert, aber kein Film-Snack für Zwischendurch.

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                          • 8 .5

                            Neben "Philadelphia" der wohl wichtigste Vorstoß Hollywoods zur AIDS-Thematik. Vollgepackt mit Starpower und einer niederschmetternden Menge an Realität. Mit "And the Band Played On" gelingt Roger Spottiswoode der heikle Drathseil-Akt, Fakt und Dramatik zu verbinden und das Aufkommen der AIDS-Epidemie packend aufzuarbeiten. Gemäß dem Untertitel der Buchvorlage von Randy Shilts geht es um People, Politics and the AIDS-Epidemic. Sehr genau zeichnet der Film den Kampf um das Forscherteam um den ambitionierten Epidemiologen Don Francis nach, der eine beunruhigende Fülle an aufkommenden Krankheits-Fällen in der Homosexuellen-Szene Amerikas untersucht, die sich schließlich auch auf "normale" Bürger ausbreitet. Die Gesundheits-Politik unter Kriegstreiber Reagan schweigt den Schulen-Krebs lieber tot und wird massiven Etat-Kürzungen unterzogen. Und als der Virus schließlich von einem französischen Team isoliert und bestimmt wird, geht es letztlich sogar nur die Frage, welcher Forscher sich dafür den Ruhm einfahren darf. Vorzeige-Sender HBO steht nicht umsonst für Qualität erster Güte, denn diese Chronik des ersten Jahrzehnts im Zeichen von AIDS und HIV ist eine bitteres und vor allem nachdenklich stimmendes Mahnmal menschlicher Ignoranz und Politik-Spielchen. Dabei aber niemals rein wissenschaftlich oder allzu platt verkitscht. Hier werden echte Menschen portraitiert und Stars wie Richard Gere, Phil Collins, Matthew Modine, Steve Martin oder Sir Ian McKellan geben diesen Figuren Gesicht und glaubhafte Kontur. Wo sich Jonathan Demme einerseits auf den Kampf eines Betroffenen um Würde und Gerechtigkeit in "Philadelphia" konzentrierte, vermengt Spottiswoode eine Fülle an Charakteren, deren Schicksal aber wiederum genauso ergreifend rüberkommt. Es erscheint mir dabei als hinderlich, diese beiden Filme direkt miteinander vergleichen zu wollen. Denn in "And the Band Played On" geht es mehr um die Gegenüberstellung der erschreckend unwilligen Politik und dem dramatischen Zustand der betroffenen Gesellschaft. Bis eine Erkrankung vom Boulevard-Thema unter Schwulen zur nationalen Bedrohung, auch durch Behörden und Regierung anerkannt wird, ist es langsamer und bitterer Weg, der viele Kämpfer auf der Strecke lässt. Wie gesagt, eine fesselnde Chronik, deren Bedeutung auch heute nicht zu gering eingeschätzt werden darf. Selbst als TV-Produktionen eine echte Meister-Leistung, die ganz ohne Pathos und Holzhammer-Tragik auskommt. Hier wird weniger auf die Tränendrüse als aufs Gewissen und den Sachverstand appelliert. Bravo und nächstes Mal bitte nicht mehr nur im Nachtprogramm verstecken.

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                            • 3

                              Das soll's also gewesen? So viel Aufregung wegen ein bisschen heißer Invasions-Luft? Nach langer Wartezeit gab ich "Invasion" tatsächlich zwei Chancen - und fühle mich danach einfach leblos. Von allen "Bodysnatchers"-Adaptionen ist diese eine recht teilnahmslose Angelegenheit. Keine Spur von Identitäts-Paranoia, bedrohlichen Momenten mit gespenstischen Repliken oder einfach nur ein spannender Plot. Dabei kann nicht mal Regisseur Oliver Hirschbiegel als Buh-Mann herhalten, wurde seine ursprüngliche Fassung doch nachträglich aufgepeppt. Angeblich wünschten sich die Produzenten actionreiche Verfolgungsjagden und weniger Palaver. Und dann kommt ein zäher Brei dabei heraus: Einerseits der Versuch, all die Krisen unserer Welt mit dem propagierten Ideal der Gleichschaltung zu koppeln. Wie friedlich wäre die Erde, wenn wir uns nur aufgeben würden. - Und dann ziemlich ziellose Hetzjagden, die allesamt deplatziert wirken. Aber was soll's, es passt zum Rest. Denn in "Invasion" wird die Original-Story der Körperfresser eher lieblos runtergespult und geradezu zerfleddert. Die packenden Momente der Gefahr sind passe, kein Schreien und mit dem-Finger-deuten. Stattdessen begnügt sich der Film mit spuckenden Infizierten - was aber eher an ein glitschiges Kotzen erinnert, würg. Die Übernahme erfolgt in passenden sterilen Bildern, die Betroffenen laufen durch die Gegend und verziehen keine Miene. Welch Ironie, dass ausgerechnet die, als Botox-Junkie verschriene, Nicole Kidman hier die Hauptrolle übernimmt. Ihr darf Daniel Craig zur Hilfe eilen, was jedoch keine besondere Spannung ins Debakel bringen. Beide verbindet auch vor der Invasion keine glaubhafte Chemie. Ziemlich gestelzt liebeln sie da rum, die beiden Blondinen. Wenn ein Film uns das Fürchten lehren will durchaus ein Fehlstart. Womit wir auch schon beim absoluten Schwachpunkt des ganzen Streifens sind: Bei aller modernen Nachdenklichkeit, die Umsetzung ist ziemlich spannungsfrei, überraschungslos und eben emotionslos ausgefallen. Wie die Betroffenen werden wir diese "Invasion" schnell wieder vergessen. Eine belanglose Sache halt, die von ihren Vorgängern gnadenlos abgehängt wurde. Bis zum fünften Körperfresser-Streich.

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                              • 9

                                Wie man nur dreißig Jahre Wahnsinn in einer Doku vermengen könnte, wird Jim Jarmusch an einer Stelle des Films gefragt. Gib Jarmusch eine Kamera und lass ihn eine Doku drehen - du kriegst keine übliche Hochglanz-Ego-Streichelei. Neil Young and Crazy Horse - das sind vier ältere, irgendwie schrullige Typen, die Lärm androhen und ihn dann doch in große Rock-Epen umleiten. Nachdenkliche, laute, träumerische oder auch idealistische Hymnen für alle, die sich mit Geschmalze der Marke Bon Jovi (sorry Fans!) und Konsorten verarscht fühlen. Und diese Truppe fängt Jarmusch in verrauschten Bildern ein, schon im Vorspann verweist der Film stolz auf sein 8- und 16-mm Material. Handkamera statt HD eben. Das ist auch kein bloßer Konzert/Tournee-Film. Jim Jarmusch zieht das hier nicht als überkandidelte Rockshow auf, es gibt (auch lange) Songs auf der Bühne, Gejubel, aber eben kein reines Abfeiern dieser verkannten Elder Statesmen. Immerhin werden Crazy Horse nicht umsonst als Proto-Grunge-Pioniere, da wären solche Szenen auch nur bloßes Gehabe. Nein, "Year of the Horse" fühlt lieber doch dieser eigenwilligen Band auf den Zahn, die nach eigenen Angaben von so vielen anderen an die Wand gespielt werden würde und doch etwas ganz eigenes magisches an sich hat. Jarmusch bittet Young und seine Mitstreiter auf den Stuhl, aber auch Young's Vater, die etwas über sich und ihre Geschichte erzählen. Und somit auch ihrem erst kurz zuvor verstorbenen Produzenten David Briggs ein Denkmal setzen. Dann kreuzt der Film auch wieder Vergangenheit und Gegenwart, wirft Homevideo und andere Mitschnitte alter Tage aus den Siebzigern und Achtzigern ein. Da sitzen dann vier Typen backstage und ziehen sich was rein oder sie fackeln den Frühstückstisch ab und verpassen der freundlichen Bedienung den Schreck ihres Lebens. Oder Young lauscht verdutzt diesem Typen, der behauptet, der auferstandene Jesus zu sein. Aber nicht nur lustiges und skurriles ist dabei, auch Streits sind zu bewundern, womit der Film auch den Anstrengungen des Tourens und den nicht immer rosigen Bandzeiten Tribut zollt. Eben ein merkwürdig offenherziges und vollkommen ungehyptes Porträt einer großen Band. Und wenn Jarmusch dann selbst vor der Kamera sitzt und Neil Young aus der Bibel vorliest, ist klar, dies ist eine wahrhaft großartige Pferdeschau.

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                                • 8

                                  Der Unterricht geht weiter! Das Power-Gespann Wilson Yip, Sammo Hung und Donnie Yen führen die Saga um Ip-Man nahtlos fort. Im zweiten Teil versetzen sie uns in die harten Anfangs-Tage Ip-Man's, der als Lehrer in Hongkong Fuss fassen will. Dort ist der gnadenlos begabte Meister des Wing Chun ein verarmter Niemand, der sich noch an die neuen Gegebenheiten anpassen muss. Aber schon bald macht er auf sich und seine Schule aufmerksam, muss sich aber erst einer harten Bewährungsprobe durch die anderen Meister der Stadt stellen. Und steigt schließlich wiederum aus Ehrgefühl gegen den menschenverachtenden britischen Boxchamp Twister in den Ring. Ja, "Ip-Man 2" gönnt sich keine Atempause und vermengt abermals reale Ereignisse und unglaubliche Choreografie zu einem Martial Arts-Megamix, bei dem einen die Kinnlade nur so runterklafft. Endlich darf auch Genius Sammo Hung in einer vielseitigen Rolle vor der Kamera auftreten, während Ideal-Besetzung Donnie Yen der Figur Sanftmut, Anstand und doch einfach nur sagenhafte Körper-Beherrschung verleiht. Auch wenn sich dieses Mal die digitalen Hilfestellungen mehren, so bleibt der Kampfeinsatz in "Ip-Man 2" auf Augenhöhe mit dem furiosen Erstling. Auch das Drama bietet wieder dem Schicksal der Hauptfigur feine Anspielungen auf das Selbstwert-Gefühl der Chinesen. Diese leiden nach den japanischen Invasoren dieses Mal unter den korrupten britischen Polizeitruppen der Kronkolonien, die ihre gelben Laufburschen ausbeuten, Drecksarbeit erledigen lassen und ihnen ansonsten gerne mal die Würde aberkennen. Immerhin sorgt Wilson Yip nochmals dafür, dass hier keine Kitsch- und Pathos-Paraden das Vergnügen trüben. Er zeigt diese ernsten Hintergründe wohl dosiert und überzieht diese Aussagen nicht zum Selbstzweck. Deshalb ist "Ip-Man 2" erneut fantastisches Kampfkunst-Kino mit Herz und Köpfchen - keine Seifenoper und auch kein hohles Gekloppe. Aber das war ja angesichts des Vorgängers sowieso nie zu befürchten. Und ja, ich hoffe wirklich auf einen dritten Teil.

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                                  • 7

                                    Harry Potter ist nun fast erwachsen, und das bedeutet eigentlich nur: Hogwarts war einmal. Im ersten Teil des großen Serien-Finales präsentiert sich die Welt des Zauberlehrlings ungemein düster und muggel-feindlich. Regisseur verpasst der Potter-Saga einen noch ernsteren Anstrich, in dem sich der Tod schon in den ersten zehn Minuten seinen Weg in die einstigen Kinder-Fantasy-Gefilde ebnet. Da regiert Lord Voldemort mit seinen Chargen die Zauberwelt und richtet ein Terror-Regime ein, indem sich Magier ihrer oder Verwandter reinrassigen Herkunft beweisen müssen oder es geht zum Todesser-Tribunal, während im Zauberministerium der Propaganda-Apparat heißläuft und Muggel-Hetze betrieben wird. Diese Erinnerung an dunkle Zeiten ist in "Die Heiligtümer des Todes 1" sehr gut umgesetzt worden und beseitigt spätestens jetzt jede Erinnerung an die einstigen Kinderleien in Hogwarts, wo nur Abenteuer zu bestehen waren. Doch so ganz kann sich der Film seiner Machart nicht entziehen und so machen sich nach dem packenden Einstieg und den Szenen im Ministerium leichte Langstreckungs-Erscheinungen breit. Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint bestreiten ab da nämlich mehr und minder eine Reise in die Endzeit. Mit tollen Panorama-Aufnahmen, durch menschenleere Orte - da werden Erinnerungen an "The Road" oder "Carriers" wach. Doch zwischen den drei Freunden entspinnt sich da aber wiederum ein Teen-Drama mit Eifersucht und Glaubenskrise. Da möchte ich Ron einfach sagen: Go for it, und sprich deine Gefühle endlich aus. Nicht: Lauf angesauert weg! Immerhin kommen wir entscheidenden Geheimnissen näher auf die Spur, was auch zum Spannungs-Faktor der Saga beiträgt. Denn ohne diese würde die Handlung uns wahrscheinlich eher ermüden. Ich bekenne mich mal klar zum Nicht-Kennen der Bücher, aber ich verfolge die Filme sehr gespant und kann nicht leugnen, sehr fasziniert von Rowling's Welt zu sein. Da erfreut mich schon die düstere Grundstimmung, andererseits rücken im siebten Film einige Aspekte ungelenk in den Hintergrund. Voldemort ist ja jetzt da, gut, konzentrieren wir uns auf den toten Dumbledore (immer für eine späte Überraschung gut) und lenken wir dann wieder auf den geplagten Harry um. Vermutlich (hoffentlich) wird der nächste Teil einige Aspekte lösen. Das klingt jetzt etwas harsch, doch ich muss dem Film bei allen Vorzügen eine Schwäche unterstellen. Er regt meine Fantasie nicht mehr ganz so an wie frühere Episoden. Da gab es in der Potter-Welt noch immer viele Details zu entdecken, hier verläuft schon die Handlung im Großen und Ganzen irgendwie bekannt. Jedenfalls ahnt man schon im Vorfeld, wohin es jetzt geht oder welche Überraschung gleich um die Ecke kommt. Dafür fängt der Film eine ungemein düstere Stimmung ein, in der Greifer die Welt durchstreifen und unerwünschte Subjekte mitsamt Familie stündlich verschwinden. Ja, Massenmord und Verfolgung sind omnipräsent, da lauscht auch Ron nur noch der letzten Stimme der Freiheit, die neue Terror-Nachrichten über Funk verbreitet. Passend dazu tanzen Harry und Hermine zu den Klängen Nick Caves. Da denk ich mir doch auch gleich: Hier riecht alles nach Finale. Die letzten Weichen werden gestellt und die großen Überraschungen kommen wahrscheinlich zum letzten Duell alle raus. Und um es klarzustellen: Die Handlung mit ihren Offenbarungen und Versprechungen auf weitere ist spannend, keine Frage. Der Weg dahin aber ein ganz anderer als zu Hogwarts-Zeiten. Waren ja auch Lehrjahre.

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                                    • 3 .5

                                      "Latschen wir doch mal tief ins Fettnäpfchen", dachten sich wohl die Macher von "Bordertown." Da tappst J.Lo als blondiertes Latina-Püppchen durch einen erschreckenden, realen Hintergrund, auf den dieser Film ach so mutig aufmerksam machen will. La Lopez spielt dabei ihre eigene Version der Mutter Courage, so eine Kreuzung aus Mutter Theresa und Reporterin. Ganz richtig, das mexikanische Grenzgebiet ist mit einer unheilvollen blutigen Geschichte verknüpft, in deren Verlauf unzählige Frauen verschwanden und/oder tot aufgefunden wurden. Aber braucht es dann eine auf Biegen und Brechen überambitionierte Story, um diesen Umstand anzuklagen? Mich stört da an "Bordertown" einerseits diese hundertmal gesehene Crime-Handlung mit billigsten Verschwörungs-Elementen, die vielleicht ein Fünkchen Wahrheit besitzen - aber doch nur die Bühne für eine vollkommen verpeilte Laufsteg-Show der Lopez bilden. Ganz im Ernst, Miss Lopez mag diese Thematik am Herzen gelegen haben, aber sie bewegt sich auch in diesem Streifen als Fremdkörper durchs Bild. Die Armen-Viertel, das Undercover-Leben als Arbeiterin oder einfach nur das Journalismus-Wesen gehen ihr einfach nur ab. Weshalb es ihr auch in diesem Fall nicht gelingt, die Ernsthaftigkeit des Themas mit ihrer, sagen wir, eingeschränkten Schauspielkraft zu vereinen. Wichtiges Anliegen im falschen Film also. Und wenn ich nach dem recht spannungsarmen Thriller wieder zu mir komme, stelle ich fest: Dieses Thema wäre in einem rauen und ehrlichen Indie-Drama wesentlich besser aufgehoben gewesen.

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                                      • 8
                                        über Ip Man

                                        Endlich war ich auch mal in der Knochenbrecher-Schule und schon bin ich noch heißer auf das Sequel. Mit "Ip Man" legt das Dream-Team Wilson Yip (Regie), Sammo Hung (Choreografie) und Donnie Yen, wie immer ein fantastischer Haupt-Darsteller - erneut einen gewaltigen Martial Arts-Brocken vor, der sich in den überfüllten Gewässern des Genres wie eine Monsterwelle Raum und Respekt verschafft. Da kommen gnadenlos gute Kampf-Szenen, Legenden-Biografie und auch Okkupations-Drama zusammen, was hätte nicht alles schief gehen können. Aber hier sitzt jeder Treffer, denn "Ip Man" zeichnet nur einen kleinen, verständlichen Teil des übergroßen Kampfkunst-Innovators. Das ist auch nur ein kleine Schwäche des Films, wer genau Ip Man war, woher er kam oder wann und warum er diese Kunst erlernte, bleibt verborgen. Viel mehr ist der Ip Man hier schon ein recht fertiger Charakter, allen Lehrern seiner Heimat überlegen und doch zurückhaltend wie ein Gelehrter. Außerdem ein lieber und angesehener Familienmensch, dem das Schicksal schließlich jeden Reichtum raubt. Die japanische Invasion kostet Ip Man und seinen Liebsten Haus und Geld, aber noch nicht die Würde. Diese erkämpft er sich erst im Ring zurück, stellvertretend auch für seine unterdrückten Landsleute. Toll, dass neben unglaublichen Einlagen hier auf störend peinliche pathetische Posen und Worte verzichtet wurde. Die Japaner sind fies und kaltblütig, aber nicht nur überzeichnete Terminator-Übermenschen. Da artet das ganze nicht gleich zur ideologisch aufgeheizten Keilerei. Schlichtweg brillante Kampfkunst geht eben auch ohne, auch ohne nervige Matrix-Hilfe. "Ip Man" ist einfach großes Actionkino, im Sinne von Akrobatik und Martial Arts, sogar mit historisch-biografischem Hintergrund. Wirklich toll. Ich fiebere nach dieser Runde schon dem zweiten Teil entgegen.

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                                        • 6 .5

                                          Die Fortsetzung von "M.D. Geist" ist eine ganze Spur blutiger und auch zynischer. Koichi Ohata braucht keinen Krieg mehr, um seine Splatter-Einlagen zu rechtfertigen. Unser Anti-Held Geist rettet dieses Mal sogar die restlichen Menschen von Jerra, die seit dem ersten Teil von der "Death Force" gejagt und zerstückelt werden. Das liegt ihm scheinbar nicht so im Sinn, aber es bringt Geist einen Schritt weiter zur finalen Konfrontation mit Krauser, ebenfalls ein künstlicher Soldat wie Geist. Dieser lässt sich in seiner beweglichen Festung von den Geretteten wie ein Messias verehren. Aber das dauert nicht mehr lange an. Wie immer gilt: leicht verständliche Story, ohne wenn und aber, dafür jede Menge Gore. Dabei darf auch mal ein Kind durchbohrt werden. Nasty halt. Für Kenner und Fans(?) des ersten Teils Pflicht-Programm, das komischerweise gar nicht so hirnlos metzelnd verläuft. Nur eine Warnung: allzu liebenswerte Figuren sucht man hier garantiert vergebens.

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                                          • 6 .5

                                            Blood, guts and no glory. Mit seinem "M.D. Geist" hat der geniale Charakter- und Mecha-Designer Koichi Ohata ein beinhartes Zukunfts-Splatter-Fest geschaffen. In bester Mad Max-Optik lässt er den künstlich geschaffenen Anti-Helden Geist aufmarschieren, der dem Krieg zwischen der Erde und der Kolonie Jerra einen wuchtigen Schlussakkord verpasst. Zu Beginn sehen wir schon den bedingungslosen Krieg zwischen den Streitmächten, bei denen Mechs schon mal Soldaten zu Organ-Eintopf zerquetschen und Städte in Schutt und Asche legen. Nur einen klaren Sieger gibt es dabei nicht. Da taucht der mysteriöse Geist auf, wird Leader einer Banditen-Bande und bietet sich der Jerra-Armee als Hilfe an. Natürlich nicht ohne Hintergedanken, denn auch sein neuer Vorgesetzter erkennt den guten Geist bald wieder. Die restlichen 45 Minuten geht es wirklich unschön zur Sache, ein Himmelfahrts-Kommando löscht viele der Beteiligten bald aus und Geist nutzt es letztlich nur, um eine Höllen-Armee namens "Death Force" auf die Menschheit loszulassen. Seine ganz eigene Apokalypse halt. Da fließt viel Blut, es fliegen Körperteile durch die Gegend oder werden geschmolzen. Die Gewalt ist echt übel und nichts für Kinder-Augen. Zum Glück, immerhin vermeidet der Film einiges an Klischees, von sturen Cybermenschen ohne Emotion mal abgesehen. Wer keine Lust auf Kiddie-Anime sondern Blut-Eintopf hat, ist gerne eingeladen. Übrigens damals noch ab 16 Jahren freigegeben worden. Komisch, diese FSK.

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                                            • 7

                                              Ein Hoch auf meine verstaubten Anime-VHS!!! "Battle Angel Alita" habe ich erst letztens wieder in der Hand gehabt. Hatte sich tief in einem Regal versteckt. In dieser düsteren Sci-Fi-Vision ist der vermüllte Planet Erde zu einer krassen Zwei-Klassen-Gesellschaft geworden. Die ehrwürdigen, talentierten Bewohner ziehen sich in die Himmels-Stadt Zalem zurück, die nur über Kabel-Verbindungen mit dem Schrottplatz weiter unten Kontakt hält. Nur einige wenige Auserwählte wie der geniale Ingenieur Ido bleiben unten. Dieser stöbert durch die endlosen Müllhalden und findet doch glatt die funktionsfähigen Überreste eines weiblichen Cyborgs. Diesem schenkt er einen neuen Körper und tauft ihn Alita. Hinter dem freundlichen Wesen verbirgt sich jedoch ein ziemliches Kampf-Talent, Alita ist also weder Bedienung noch Sexsklavin. Aber auch Ido ist nicht nur der nette Ingenieur/Robo-Arzt. Er geht nachts dem Beruf des Bounty Hunter nach und schon bald eifert Alita ihm nach. Beim vorliegenden Film handelt es sich leider um einen zusammengestückelten Zwei-Teiler, weshalb hier ein wenig die Story-Pfade überhand nehmen. Da werden einige Figuren eingeführt, bei denen sich auch mal die Ereignisse überschlagen. Man merkt schon sehr deutlich, dass hier eine Serie hätte starten können, während einer wesentlich komplexeren Manga-Vorlage gehuldigt werden sollte. Es passiert halt mitunter einiges zu schnell, was den Figuren auch zu viel schadet. Hätten sie doch ruhig ein paar Folgen so nett (lebendig) bleiben können. Na ja, wer schon Erfahrung mit solch limitierten OVAs hat, weiß bereits, dass es auch hastig und zusammengestaucht zugehen kann. Aber diese Schwächen werden wiederum durch die erstklassige Umsetzung und die tollen Ideen wettgemacht. Animation und Setting sind stimmig genug, um uns in die verdreckte Erde reinzuziehen, in der sich künstliche und künstlich aufgemotzte Menschen tummeln. Außerdem geht es bei "Battle Angel Alita" nicht übermäßig lustig oder dämlich verkitscht zu. Es ist überraschend, wie sehr uns gezeichnete Figuren doch schnell ans Herz wachsen können. Vielleicht reicht ein Ansehen ja auch, um Lust auf die gefeierte Manga-Serie zu bekommen, die ging nicht so rasch zu Ende.

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                                              • 8 .5

                                                Wenn es eine Sache gibt, die Animations-Filme ihren realen Pendants immer wieder voraus haben, dann sind es gelungene Fortsetzungen. Auch bei "Patlabor 2: The Movie" handelt es sich um eine rundum gelungene Fortführung der Thematik, die sich vor allem durch einen merkbaren Richtungs-Wechsel auszeichnet. Die Figuren sind immer noch die selben, nur ist die Handlung weitgehend ernsthafter als im ersten Teil oder der ursprünglichen Serie. In diesem Film beeinflussen Themen wie Terror-Gefahr, militärische Souveränität, gesellschaftliche und marktwirtschaftliche Fragen die Handlung. Statt menschlicher Interaktion löst Mamoru Oshii die anschwellende Bedrohung lieber durch geisterhaft ruhige Passagen ab. Als begeisterter Zuschauer des ersten Teils war ich da schon etwas verunsichert, denn die Handlung ist durchaus kopflastiger, wenn auch nicht rein symbolüberladen. Es braucht schon einige Eingewöhnung, aber dranbleiben lohnt sich. Immerhin kann auch das Publikum heranwachsen und sich an Themen herantrauen, die etwas schwerer wiegen. Dann aber entfaltet "Patlabor 2" eine ganz eigene Wirkung und bestimmte Momente fügen sich, dank ihrer fantastischen Aufmachung, ins Gesamtwerk von Oshii nahtlos ein. So wie die unglaubliche Sequenz, in der sich fast unbemerkt riesige Ballons über Tokio herabsenken und plötzlich platzen. In Sekundenschnelle scheint ein grausiger Giftgas-Anschlag die Stadt zu treffen, bis die politischen Machtträger die Botschaft "Dies ist eine Warnung" erreicht. Das ist krass und so gesehen einfach nur heavy. Eine ganz Spur bedeutungsvoller als der Vorgänger und garantiert kein Anime-Filmchen für den verstreuten Nachmittag. Dafür gibt es aber auch keine Tradingcard-Werbung oder ziellose Kampfsysteme zu bestaunen.

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                                                • 9

                                                  Wie bin ich nur wieder auf den gekommen? Keine Ahnung, ich bin einfach mal nach längerem über "Patlabor: The Movie" gestolpert. Seinerzeit als Teil der Manga-Video-Offensive in Deutschland veröffentlicht, habe ich den Kauf selber leider versäumt. Ich hoffe immer noch auf eine Neu-Auflage. Denn mit Patlabor beweist Regisseur Mamoru Oshii, dass er nicht nur übertrieben hintergründige Sci-Fi-Szenarios der Marke "Ghost In The Shell" oder zuletzt "The Sky Crawlers" beherrscht. Versteht mich nicht falsch, ich liebe auch diese Filme, aber im Gegensatz zu diesen zeugt Patlabor von einer gewissen Wärme, was Figuren und Handlung angeht. Hier stehen Menschen im Mittelpunkt - ein gravierender Unterschied zu den besagten, späteren Filmen von Oshii. Keine emotional drainierten Kunstwesen, sondern eine bunte Truppe, bei der sich auch mal komische Facetten ins Charakterbild schmuggeln. Diese agieren in einer, natürlich, beeindruckenden Zukunfts-Vision des hyperfuturistischen Tokios, das einerseits noch ans Heute erinnert, dann aber auch manuell steuerbare Riesen-Mechas (die Patlabors) auffährt, mit denen aber auch allerlei Unfug getrieben werden kann. In diesem ersten Kinofilm geht es um den mysteriösen Selbstmord eines Programmierers, der ein verheerendes Erbe hinterlassen hat. Er legt den Mega-Damm vor den Toren Tokios via Computer-Virus lahm, während ein Typhoon darauf zu rast. Könnte man noch aufhalten, wenn nur nicht alle Wartungs-Einheiten darauf programmiert worden wären, Eindringlinge abzuwehren. Was neben dem "menschlichen" Hintergrund bei "Patlabor" auffällt, ist die ausgesprochen ausgewogene Verteilung der unterschiedlichen Story-Elemente. Da beginnt alles wie in einem Krimi, die Ermittler untersuchen den Selbstmord und stoßen auf Ungereimtheiten. Dann müssen die Cyber-Profis bis schließlich die ausgerüsteten Mechs zum Einsatz kommen. Lediglich in der geschätzten letzten Viertelstunde entfesselt Oshii ein kleines Action-Inferno und muss dafür nicht mal Weltkrieg spielen oder haufenweise zivile Opfer bieten. Viel mehr entfaltet der Film interessantes Hirnfutter, denn er versinkt in keiner Kunst-Sprache oder zahlreichen geisteswissenschaftlichen Verweisen. Was nicht heißt, "Patlabor" sei flache Unterhaltung, nachdenklich wird es auch hier und auch die Bibel wird immer wieder zitiert. Dabei stößt uns Oshii meiner Meinung sogar erfolgreicher auf den ein oder anderen wichtigen magischen Moment. "Patlabor" ist einfach einer dieser seltenen Glücks-Fälle, bei denen Animation, Charakterisierung, Story-Gehalt und auch Action im richtigen Maß zusammengefunden haben. Nach über zwanzig Jahren wirkt der Film noch frisch und faszinierend. Ein baldiges, angemessenes Wiedersehen wäre einfach klasse.

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                                                  • 6 .5

                                                    Wow und ein dickes Uff gleich hinten drangehängt. Als die ersten Bilder und Berichte zu "Wo die wilden Kerle wohnen" rauskamen, war ich gleich Feuer und Flamme. Denn es schien wirklich, als hätte Spike Jonze eine optisch famose Umsetzung des berühmten Kinderbuchs von Maurice Sendak geschaffen. Und nach zweimaligen Ansehen steht fest: Ja, Jonze hat wirklich etwas einzigartiges vorgelegt. Seine Version des Stoffes ist klasse geworden, was das Aussehen angeht. Wie die wilden Kerle mit dem kleinen Max agieren und wie sich ihre Welt so präsentiert, sagenhaft. So schön sollten "Kinderfilme" immer sein, aber ich setze die Bezeichnung mal in Anführungs-Strichen. Denn inhaltlich nutzt Jonze die Vorlage, um eine relativ düstere Seelenschau aufzuziehen. Seine "wilden Kerle" bieten dem Zuschauer ein Kindheits-Drama, in dem Max sich einerseits in seiner eigenen Traum-Welt austobt, dann wiederum von seiner Schwester und Mutter distanziert. Er ist wütend, zerstört seine kleinen Kunstwerke und Geschenke und macht einen gelockerten Abend seiner Mutter zunichte. Da hat sich also viel aufgestaut. Stress macht sich breit, es gibt keine Bilderbuch-Idylle, die sich nur auf ein bockiges Verhalten am Esstisch reduziert. Deshalb erscheint der Film schon vor den Monstern herb und keineswegs fantastisch-verträumt. Und es überrascht nicht, dass Max bei den wilden Kerlen eine Spiegelung erlebt. Dass sich der wilde Carol mit seiner Verstimmtheit (ich nenn das mal so) über die neuerliche Distanz zu K.W. als Projektion von Max erweist. Düster heißt es eben nicht immer nachtschwarz, sondern auch tiefe emotionale Risse, Aggression und ein aufgewühlter Seelen-Haushalt. Es hat mich wirklich verwundert, dass es Jonze da noch gelang, dem Stoff so treu zu bleiben, dass er am Ende eine Art Lektion für Max rausfiltern konnte. So interpretiere ich den Schluss zumindest. Denn ich hoffe, er nimmt etwas von seiner Reise mit. Auf der anderen Seite erweist sich der Film nämlich als Träumerei oder besser Phantasie, die einen kleinen aufgeladenen Jungen mit seinen düsteren Seiten konfrontiert und sich letztlich auch den gängigen Moralstündchen des Genres Kinderfilm entzieht. In dieser Hinsicht ist "Wo die wilden Kerle wohnen" eine schöne, ernsthafte Abwechslung - nicht der befürchtete zerkochte Einheitsbrei, wenn der Film kommerziellen Erwartungen gemäß angelegt worden wäre. Aber auch nicht das fantastische Augenfutter, der in seiner Laufzeit in fremde Welten entführt, sondern auch dort mit einer ziemlichen psychoanalytischen Wucht überrascht. Aber vielleicht war das auch die Absicht -
                                                    zu zeigen, dass man vor Problemen und Auseinandersetzungen in keine ferne Welten flüchten kann. Aus diesem Grund auch eine zwiespältige Empfehlung. Optisch ganz großes Kino, aber was die Handlung mit all ihren Facetten angeht, sicherlich nicht jedermanns Sache.

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