mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
Dass "Get Smart" nicht der ganz große Wurf werden würde, war abzusehen. Immerhin wählten die Macher eine derart kultige Serie, die allein durch den Namen Mel Brooks geadelt wurde. Und Don Adams hatte den guten Maxwell Smart regelrecht geprägt, wer ist da schon Steve Carell? Mal ehrlich, dieser "Get Smart" ist eine wiederum aufgeblasene Big Budget-Adaption, die sich ein paar Freiheiten zu viel rausnimmt und dann einige schöne Facetten des Originals vollkommen liegen lässt. Immerhin gab es damals ja eine Folge im KAOS-Gefangenenlager, das uns an eine finstere Episode der Geschichte erinnerte. Derartige Grenzgänge sind hier nicht vorzufinden, es wäre aber sowieso daneben gegangen. Aber ich gebe ich zu, ich musste oft und sogar laut lachen, nicht nur (peinlich berührt) schmunzeln. Was auch der große Verdienst von Steve Carell ist, der das Erbe von Adams immerhin mutig antritt. Ob er dem nun gerecht wird, will ich nicht beurteilen, denn er er schlägt sich ganz wacker und hält den Film regelrecht am Leben. Da sind ein recht lustiger Dwayne Johnson und eine lockere Anne Hathaway noch eine Ladung Sahne mehr auf dem Eis. Während mir Alan Arkin oder Terrence Stamp (ich weiß selbst nicht warum!) als eloquente Arschgeige von einem Terror-Chef echte Freude beim Zuschauen bereiten. Ja, das Skript kann man nur als zeitgemäß aufgeblasen und etwas übers Ziel hinaus geschossen bezeichnen. Aber für einige echte Lacher war es dann wieder gut. Agent 86 oder "Die Nackte Kanone" haben schon schlechtere Nachahmer gesehen.
Top-Besetzung, zum Setting ein launiger Soundtrack mit Blondie und The Clash und statt seichter Ehr-Motiven die ganz und gar unschönen Seiten des Polizei-Alltags. Im Nachfolger zu seinem beeindruckenden "The Yards" konzentriert sich James Gray dieses Mal auf den Krieg zwischen Polizei und den russischen Drogen-Kartells in den Achtzigern. Im Grunde ein Familien-/Bruder-Drama, erweist sich "We Own The Night" als toughe Crime Story der alten Schule. Keine stilisierten Shoot-outs, Zeitlupe oder schlimme Schmalz-Momente erschüttern das Geschehen, was uns die arg gezeichneten Figuren angenehm näher bringt. Von Joaquin Phoenix hätte ich natürlich nichts runtergespultes erwartet, aber hey, er holte mal wieder alles aus seiner Rolle raus. Nur wenige Schauspieler können den Leidensweg bis zur Läuterung einer Figur derart gut rüberbringen. Es hätte auch richtig in die Hose gehen können. Aber auch Mark Wahlberg oder der große Robert Duvall erwiesen sich als echte Glücksgriffe für "We Own The Night." Das ist kein Action-Kino, sondern einfach nur geradlinige Crime-Kost mit dreidimensionalen Charakteren. Wie viele Filme haben das schon.
Buah, das böse Internet und die Gewaltgier der anonymen Masse. Filme wie "Untraceable" bedienen sich nur allzu gerne der abgegriffenen "Tatort Internet"-Schablone, in der Millionen Voyeure Folter und Mord klickend verfolgen, als würden sie dabei masturbieren. Ziemlich rückschrittlich für einen Thriller, dessen Hauptfigur in der Abteilung Cybercrime tätig ist. Und wenn dann noch ein Milchreis-Bubi zum hinterhältigen Psychopathen aufgebaut wird, vergeht mir gleich die Lust am Zuschauen. Schließlich verärgert der Film neben einer krampfhaft unglaubwürdigen Handlung auch noch durch den regen Gebrauch der "Saw"-Ästhetik (dunkle Kammer, sadistische Konstruktion und ein geschundenes, schreiendes Opfer). Nur, um all den Web-Usern da draußen den hässlichen Spiegel vorzuhalten. Langweilig und bestenfalls einfach nur belanglos. Was für ein elender Mist.
Der Rasenmäher-Mann gegen die Mumie. "Darkman III" ist ein gruseliges Experiment, das voll schief gegangen ist. Glückwunsch, Sie haben die unterste Etage der Unterhaltungs-Skala erreicht. Echt schlimm.
Och nö, dem Kulthit folgt ein fades Direct-to-Video-Sequel. Liam Neeson war gestern, dafür sieht Westlake jetzt aus wie Arnold Vosloo, und büsst auch gleich eine ganze Menge Charisma ein. "Darkman II - Durants Rückkehr" ist leider nicht viel mehr als eine unfreiwillig campy wirkende Wieder-Belebung einer tollen Figur. Budget, Tricks und Ausstattung kommen nicht übers dürftige Video-Niveau hinaus und sorgen damit für starke Ermüdungs-Erscheinungen während des Anschauens. Da kann auch die Präsenz von Larry Drake nicht viel retten. Drei, vier Etagen unter dem Vorgänger, schlimmer wurde es nur noch im dritten Teil.
Was machst du, wenn dir ein großes Film-Studio ein ordentliches Budget stellt, du aber keine Superhelden-Lizenz kriegst? Du kreierst dir einfach einen eigenen Dark Hero! Mit seinem kultigen "Darkman" hat Sam Raimi einen etwas anderen Comicstrip-Streifen geschaffen. Einen, auf dem ein fettes "Ab 18"-Schild prangt, weil er nichts vom Glanz von Superman und Konsorten besitzt. Der vernarbte Dr. Peyton Westlake ist ein modernes Phantom der Oper, düsterer als Batman und handelt eigentlich nur aus einem ganz eigennützigen Grund: Rache. Wie schön, dass er dafür seine geniale Erfindung, eine synthetische Haut, nutzen kann. Mit der schlüpft er nämlich schon mal in die Rolle seiner Feinde. "Darkman" ist mehr als nur eine simple Vor-"Spiderman"-Fingerübung. Sam Raimi lässt den fiesen, schwarzen Humor nur so raussprudeln und verleiht selbst einer Gangster-Ballerei seinen ganz persönlichen Touch. Da wird selbst die Seelen-Qual des Westlake zum verfilmten Spukhaus. Zum Glück erweist sich Liam Neeson als Ideal-Besetzung, der selbst dramatische Momente vor cheesy Abgründen rettet. Ihm gegenüber stehen Colien Friels als hinterfotziger Unternehmens-Chef mit schwärzestem Humor ("Ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Deine Frau ist tot.") und der Fan-Favorit Larry Drake als Killer-Boss Durant. Das einzige, was man diesem herrlichen Horror-Comic vorwerfen könnte, ist sein merkliches Alter. Aber was soll's? Sollten uns unperfekte Buescreen-Bilder stören, wenn das Script immer noch so frisch daherkommt? Die "Darkman"-Achterbahn besteige ich immer wieder gerne.
Tsui Hark übt den Alleingang und inszeniert die Vorgeschichte zu "A Better Tomorrow." Irgendwie halt, denn der Film hat trotz des legendären Charakters Mark nicht viel mit den Stärken der Woo-Filme gemeinsam. Zu fade die Liebes-Geschichte, zu austauschbar das Kriegs-Gemetzel (der Film spielt während des Vietnam-Kriegs), das vor allem uncool daher kommt. Es fehlt halt die Vorstellungs-Kraft des Meisters Woo und eine fesselnde Geschichte, die uns dazu gebracht hätte, das Prequel zu einem der größten Action-Dramen überhaupt zu erkunden. So bleibt ein bestenfalls mediokrer Bastard aus Schmalz und Blutlachen, der sich einen großen Namen dranheftet, um ein Publikum zu finden. Deshalb leider nur ein fettes Geschenkt.
Einen Kultfilm nach einer Stephen King-Story fortsetzen - Ganz dumme Idee.
Viele blasse Nachwuchs-Gesichter mit einigen bekannten Leuten paaren - klingt schrecklich mittelmäßig
Gelangweilt nach diesem billigen Horror-Nachzügler zu greifen - ganz ganz blöde Idee
Gott, was hat mich nur geritten?
Was ist das? Ein langvergessenes Horror-Überbleibsel der 90er Jahre mit Larry "Durant" Drake. Nun ja, "Dr. Giggles" versucht sich in der Tradition des Schwarze-Mann-Märchens mit bösem Teenie-Slashing. Eine unbedarfte Kleinstadt, der psychopathische Sprössling eines psychopathischen Doktors und der ungesühnte Tod des Vaters. In einer schaurigen Nacht kehrt Dr. Giggles zurück und erleichtert das Städtchen mit diabolischer Spielfreude um ein paar Bewohner. Dass dieser Film im wesentlichen funktioniert, liegt dabei eindeutig am Haupt-Darsteller Larry Drake, der den Mad Man passend auskleidet. Er ist neben der späteren "Charmed"-Hexe Holly Marie Combs die einzige nennenswerte Besetzung. Bei den Kills hingegen gibt es die ein oder andere deftige Einlage, wenngleich nur ganz selten die Grenze zum schlechten Geschmack ausgelotet wird. Ansonsten bleibt "Dr. Giggles" ein verspäteter Slasher-Abkömmling, der ein Jahrzehnt zuvor vermutlich richtig Kasse gemacht hätte und vielleicht zum Geheim-Tipp geworden wäre. So ist er ein ganz netter Horrorfilm, von denen es aber auch so viele da draußen gibt.
Die unvermeidliche Fortsetzung ... Lässt sich ein göttlich makelloser Streifen eigentlich toppen? Jein, mit "A Better Tomorrow 2" setzen John Woo und Tsui Hark die Geschichte der Brüder Kit und Ho fort, nur verheben sie sich dabei ein wenig. Größtes Kopf-Schütteln im Vorfeld bereitet die plötzliche Auferstehung von Chow Yun-Fat, der als Zwillingsbruder aus dem Hut gezaubert wird. Aber dies lässt sich noch verkraften, immerhin wird mit dem Auswanderer Ken Amerika als zweiter Schauplatz eingeführt. Bei "A Better Tomorrow 2" gehen Schlagloch und Himmels-Treppchen öfters Hand in Hand. Gelang es Woo noch im ersten Teil, ein festes Ensemble durch eine straffe Handlung zu dirigieren, gestaltet sich hier alles etwas holpriger. Da treffen die versöhnten Brüder als Undercover-Agenten aufeinander, gibt es ein kleines Eifersuchts-Drama, Mafia-Intrigen hier, knallharte Survivor-Story da. Man merkt, dass Woo durchaus großes vor hatte, doch seine fast dreistündigen Ambitionen wurden bekanntlich um einiges zurechtgeschnitten. So umschifft "A Better Tomorrow 2" an einigen Stellen Seifenoper-Gewässer gerade noch so, während andere dramatische Momente durchaus von den talentierten Haupt-Darstellern geadelt werden. Immerhin bewegen sich die Action-Szenen in einer ganz eigenen Liga der Perfektion. Ob die Schießerei im Hotel oder der fulminante Showdown - John Woo gelingt hier das unmögliche, er toppt sogar den Vorgänger. Da gibt es gleich eine ganze Ladung legendärer Augenblicke, die einen auch heute noch umhauen. Kaum zu glauben, wie der Woo des Hongkong-Kinos den meisten US-Produktionen überlegen war. Denn selbst mit seinen Schwächen ist "A Better Tomorrow 2" immer noch als Drama packend genug, um ihn als direkten Nachschub zum ersten Teil zu genießen. Erst danach musste jeder Versuch, einen nächsten Teil folgen zu lassen, kläglich scheitern.
"Wie hieß der erste richtige Film von John Woo?" - ein schöne kleine Verbeugung, die sich da in "Kick-Ass" eingeschlichen hat. Und zugleich darauf verweist, dass John Woo fast zwanzig Filme teilweise runterdrehen musste, bevor er mit "A Better Tomorrow" diesen stil-bildenden Klassiker ablieferte. Ganz ohne Studio-Zugeständnisse, Tsui Hark machte es möglich. In diesem modernen Klassiker des asiatischen Kinos verbinden sich coole Ästhetik, Gangster-Thematik und die klassischen Tugenden des Dramas. Mit einer glänzenden Besetzung zelebriert Woo hier eine schön unkitschige Geschichte mit Brüder-Zwist, Fragen der Ehre und Selbst-Achtung und auch bitteren Verrats, nur dass es hier ein schnittiges Großstadt-Setting, schwarze Mäntel, Sonnenbrillen und Knarren statt historischen Gewändern und Papp-Bauten zu bewundern gibt. Es ist die große Stunde von Chow Yun-Fat, Ti Lung und dem leider verstorbenen Leslie Cheung, die ihren tragischen Figuren eine glaubhafte Tiefe und auch eine Coolness (vor allem Chow Yun-Fat) verleihen, die dem Action-Kino recht abging. Wer braucht schon toughe Sprüche, die Fähigkeit zur unmöglichen Körper-Verrenkung, wenn eindringliche Gesichter und superb choreografierte Shoot-outs um so vieles aussagekräftiger sind? John Woo legte hier ein echtes Meisterwerk vor, dass alle strebsamen Stärken seiner Handschrift vorstellte. Und die er selbst auch nicht immer so intensiv aufholen konnte. "A Better Tomorrow" hat sich ohne Zweifel seinen Platz in der Geschichte verdient, nicht nur, weil er gleich zum Blueprint für das ganze Hongkong-Kino wurde. Sondern auch, weil hier wie nur selten actiongeladene Bild-Sprache mit einer ansprechenden bedeutungsvollen Handlung korrespondieren. Jedes Mal wieder eine Wucht.
Der ausgestreckte Mittelfinger in Richtung Mainstream-Unterhaltung und einfach nur eines der außergewöhnlichsten Seh-Erlebnisse, das je erdacht wurde. Mit "Repo Man" hat Alex Cox einen durch und durch punk-infizierten kleinen Kult-Streifen abgeliefert, in dem sich derart viele Einfälle tummeln, dass es zur reinen Freude wird, diesen Film mehrmals zu studieren. Echt jetzt, beim ersten Mal war es nur die Freude über die abgedrehten Abenteuer des L.A.-Punks Otto (Emilio Estevez), der von normalen Jobs die Schnauze voll hat und unversehens ein Repo wird. Für ordentlich Kohle verfrachtet er nicht bezahlte Autos ins Depot. Und eine dieser Karren beinhaltet zufällig die glühenden Überreste entwendeter Alien-Leichen, denen natürlich waschechte Men-in-Black-Agenten nachjagen. So weit zum groben Story-Gerüst, das sich schon mal mit einer gehörigen Portion Rotz und Witz von allem abhebt, was wir bisher so von Aliens, Regierungs-Agenten und Knochen-Jobs sonst so kennen. Garniert mit einem fetten Soundtrack und einer punkigen Besetzung (Dick Rude, Zander Schloss, dessen Band Circle Jerks einen ganz schrägen Gast-Auftritt absolviert) erfreut "Repo Man" jeden, dem 80's Pop zu den Ohren rauskommt. Darüber hinaus wartet der Film aber auch mit versteckten Details auf, die beim ersten Durchlauf vielleicht noch vorbei rauschen. So wie die Lebens-Mittel, ob im Supermarkt oder Daheim, die sich in cleanstem Weiß mit simpler Aufschrift wie BEER, FOOD etc. präsentieren. Oder Ottos Quasi-Zombie-Eltern, die vor dem Fernseher kleben und einem Televangelist ihr gesamtes Erspartes schicken (Um ihrer aller Seelen zu retten). Oder, oder, oder - heißt es da, denn manche der Anspielungen und Wort-Witze (wie die Verarschung von L. Ron Hubbards Dionetic-Lehren) werden nicht ohne nachgooglen und mehrmaligen Studium auffallen. Aber es lohnt sich wirklich, in diese Punk-Comic-Fantasywelt einzutauchen. Nicht nur wegen der vielen unvergesslichen Szenen und dem vielleicht coolsten Wagen der Film-Geschichte. "Repo Man" ist einer dieser Filme, die das Prädikat Kult nicht nur verdienen, sondern es gleich noch definiert haben. Egal, wie bescheiden die Möglichkeiten auch waren, Ideen hat der Film für zehn. Leider aber auch eine zwiespältige deutsche Übersetzung, die Witz und Sprachgefühl ruiniert und viele Figuren wie "Oddoo" recht lahm rüberkommen lässt. Lieber im Original genießen. FUCK THAT!!!
Wenn selbst gute Namen kein Gewinn sind ... Mit "Die Vorahnung" hat sich Sandra Bullock keinen großen Gefallen getan. Im wesentlichen eine vermurkste Mischung aus "Und täglich grüßt das Murmeltier" und "Final Destination", konzentriert sich der Film größtenteils auf das aufgewühlte Seelenleben von Bullocks Figur. Da geht es um eine erkaltete Ehe mit Film-Partner Julian McMahon, der es vielleicht genießt, mal keinen Dr. Troy zu spielen, aber so eher langweilt. Und den Kampf gegen die Zeit. Schließlich durchlebt Bullock gleich zwei "aufwühlende" Zeitlinien, eine vor und eine nach dem Unfall ihres Gatten. In beiden Fällen wird jedoch unnötig auf die Tränendrüse gedrückt, werden Ängste vor Unverständnis oder der Psychiatrie aufbegauscht, fast wie in einem Fernsehfilm. Und dann offenbart sich "Die Vorahnung" letztlich nur als nervige "Genieße das Leben"-Botschaft und ein elendes Glaubensdrama, wie es vor allem dem amerikanischen Publikum gefallen möge. Immer schön dem Masterplan vertrauen, bei all dem Schmerz weiß Gott halt, was gut für dich ist. Dieser Film gehört sicherlich nicht dazu.
Von den Genre-Größen Rene Laloux ("Fantastic Planet") und Moebius stammt dieses kleine Sci-Fi-Juwel vergangener Tage. "Herrscher der Zeit" sieht man sein Alter heutzutage natürlich stark an. Die Animation sind mit heutigen Über-Werken nicht vergleichbar, wirken jedoch nie billig. Laloux und Moebius entführen uns in ein herrlich mannigfaltiges Universum, in dem Weltraum-Kapitän Jaffar sich aufmacht, dem letzten Notruf seines verunglückten besten Freundes Claude zu folgen. Dieser befand sich mit Frau und Kind auf Perdide, einem gefährlichen Planeten, auf den hirnsaugende Hornissen hausen. Bei einem ihrer Angriffe wird Claudes Frau getötet, Claude selbst kann seinen Sohn noch außer Gefahr bringen. Mit seinem neuen Freund Mike, einem Mikrophon, soll Piel Schutz suchen. Derweil bereitet Jaffar alles für die Rettung des Jungen vor. Bis zur Ankunft muss er jedoch den alten Silbad um Hilfe bitten, da dieser sich auf Perdide wie kein anderer auskennt. Und auch seine Flug-Gäste, der blaublütige Schatz-Räuber Matton und dessen Belle machen die Sache zunächst nicht leichter. Und trotzdem, sie alle halten mit dem kleinen Piel Kontakt und hauchen Mike jeweils mit ihren Stimmen neues Leben ein. Dabei läuft ihnen jedoch die Zeit weg und beim dramatischen Showdown offenbart der Film auch noch einen der verblüffendsten Twists überhaupt. Aber ich beiße mir da mal auf die Zunge :) "Herrscher der Zeit" ist ein außergewöhnlich schmucker Animations-Film, der relativ kurzweilig aufgezogen, eine erstaunliche Tiefe an Handlung, Figuren-Vielfalt und natürlich tollen Designs und Einfällen aufweist. Da spart man sich Comic-Relief größtenteils uns schiebt nur hier und da Späßchen wie von den gedanken-riechenden Gnomen Yula und Jad ein. So schön sind Sci-Fi-Ausflüge nur noch selten. Auch wenn der Film von heutigen "Trick-Filmen" technisch überholt wird, inhaltlich verhält es sich dagegen tatsächlich umgekehrt.
Na, wo ballern sie denn? An einen Film wie "R.E.D." kann man sich nur mit dem richtigen Anspruch wagen - nämlich mit der Lust auf Unterhaltung. Das Kinojahr war ja bisher mit eher erbärmlichen Action-Paketleichen für Jungstars gepflastert. Da ist es ja nur gerecht, wenn jetzt auch mal rüstige Rentner ihren Killer-Instinkt reaktivieren dürfen. Allen voran natürlich Bruce "Mc-cool-Clane" Willis, der seine Nummer wie gewohnt lässig durchzieht. Ob nun als ausgebildeter CIA-Agentin oder gelangweilter, unscheinbarer Rentner. In "R.E.D." präsentiert sich eine bunt zusammengewürfelte Alte Garde, die ihr Ding passend durchzieht. Ob Po-Starrer Morgan Freeman, Paranoid Pistolero John Malkovich oder Helen Mirren, die ihr eloquentes Wesen glaubhaft um Scharfschützen-Künste ergänzt. Dazu gesellen sich - Überraschung! - glänzend aufgelegte Co-Stars wie Brian Cox, Richard Dreyfuss und Ernest Borgnine (kleine feine Rolle). Die Youngsters Karl Urban und Mary-Louise Parker schlagen sich aber auch respektabel. Ernsthaft, den Beteiligten hat es scheinbar großen Spaß gemacht, als Rentner mit Knarren rumzufuchteln und dabei über die Strenge zu schlagen. Denn dieser Spaß überträgt sich auf den Zuschauer. Da zerfetzen mal kurz Granaten ganze Fieslinge oder halten Patronen Bazookas auf. Immerhin schlägt einem das nicht so nervig um die Sinne wie ein Michael Bay-Spektakel. Der Film serviert eine Verschwörungs-Story mit einigen schicken Action-Einlagen, bei denen sich auch mal Längen, oder sollte sich sagen, ruhige Momente (?), einstellen. Halt so, wie es im Rentner-Leben auch zugehen kann. Unaufgeregt, dann plötzlich doch noch ein tougher Überlebens-Kampf, kleiner Scherz. Bei "R.E.D." ist einfach typische Übermenschen-Action angesagt, ein schöner Alltags-Ablenker eben. Immerhin kommt keiner der Stars gelangweilt oder zwangsverpflichtet rüber, das macht die Sache noch runder. Ob das alles das Zeug zur Genre-Spitze oder Dauergast im heimischen DVD-Regal hat, wird sich zeigen. Bis jetzt habe ich mich jedenfalls einmal richtig vergnügt.
Kleiner Halloween-Nachtrag und zuerst ein fette Danke für die Preview moviepilot! Das war schon eine schöne Bereicherung zum Gruselfest. Als (Noch-) Nichtkenner des ersten Teils hatte ich durchaus zwei große Bedenken: 1. Werde ich da hintersteigen können, um was eigentlich geht? Und 2. Handkamera und Überwachungs-Optik, kann das funktionieren? Oh ja, es kann. "Paranormal Activity 2" erweist sich als wohliger Horror-Vertreter, der gegen den Strom schwimmt und trotzdem das heutige Publikum für anderthalb Stunden fesseln kann. Allzu viel Vorwissen wird dem Zuschauer auch nicht abverlangt, die Ereignisse des zweiten Teils werden mal sehr geschickt mit denen des Vorgängers verwoben. Und auch ohne Vorkenntnis wird schnell klar, was im ersten Teil passiert ist. Einige Zeit vor dem unerklärlichen und blutigen Geschehnissen im Hause von Katie und Micah wird der Fokus auf die Familie Kristie, Katies Schwester gelegt. Diese hat gerade Sohn Hunter zur Welt gebracht und heißt mit Mann Dan und Stief-Tochter Ali den Zuwachs willkommen. In der geräumigen Villa könnte alles so harmonisch glücklich zugehen, aber natürlich befinden wir uns in einen Horrorfilm. Und schon früh mehren sich unheimliche Anzeichen, die zunächst nur vom öfters abwesenden Hunter, der Hündin und der dummerweise bald gefeuerten Haushälterin wahrgenommen werden. Da bewegen sich Gegenstände wie von Geisterhand, wenn niemand hinsieht, unheimliche Geräusche sind zu hören und schließlich legen sich dunkle Schatten über die schlafenden Bewohner. Kein Zweifel, "Paranormal Activity 2" erfindet das Grusel-Rad nicht neu, aber was er macht, macht er umso effektiver. Die Idee des Video-Footage-Looks ist heutzutage nicht mehr neu, wirkt jedoch im Rahmen des Films weder störend, noch abgedroschen. Im Gegenteil, die Aufmachung erlaubt sogar ein relativ packende Dramaturgie, die gekonnt den Spagat von Poltergeist-Spuk hinzu Dämonen-Horror hinkriegt. Bei den, ich wage es, subtilen Chills habe ich mich immer wieder dabei erwischt, im Zimmer nach möglichen Geister-Zielen zu suchen. Was könnte sich jetzt bewegen? Schlägt jetzt die Tür zu oder knallt etwas gegen das Fenster? Überraschenderweise gaben die Macher nicht der Versuchung nach, derartige Schocks zu wiederholen, so verläuft der Schrecken ohne Endlos-Loops der selben Effekte ab und steigert sich, sagen wir mal, recht interessant von runterfliegenden Bratpfannen bis zur tatsächlichen physikalischen Attacke. Zwischendurch wird das alles immer wieder genährt von den Gesprächen zwischen den Geschwistern Katie und Kristie, die ein wenig Einblick in ihre düstere Vergangenheit bieten und unheimliche Geheimnisse teilweise offenbaren. Tja, ich sage nur soviel: Das alles hat natürlich etwas mit dem Sprössling Hunter zu tun. Mehr wird nicht verraten. Auch ohne den ersten Teil gesehen zu haben (was ich jetzt so bald wie möglich nachhole), habe ich mich wohlig gegruselt. Die Schock-Momente sind natürlich individuell zu bewerten. Die einen werden sich wahrscheinlich nur gelangweilt räuspern, bei anderen könnte der Puls hier und da nach oben schießen. Spaß macht es auf jeden Fall, die Einrichtung zu scannen und abzuwarten, was als nächstes passieren könnte. Und auch der Umschwung auf "REC"-Gefilde wurde sehr passend gemeistert. Deshalb: Greifbarer Horror, der Hype-Monster wie "Blair Witch" oder "Cloverfield" lächelnd überholt, ohne Anspruch auf sofortigen Kult-Status. Das will heutzutage schon was heißen.
Bei John Carpenter lohnt sich jedes Warten
What is it all about? Für alle, die sich etwas intensiver mit dem Phänomen des Slasher-Kinos beschäftigen wollen, ist "Going to Pieces" ein willkommenes Paket. In knapp 90 Minuten (typische Durchschnitts-Dauer des Horrus Slasherus) werden hier Hintergründe, Geschichte und Strukturen des Genres an sich informativ zusammengeführt. Da geht es um den gesellschaftlichen Ursprung für das Interesse am Grauen, die Proto-Slasher wie "Psycho" und die Geburts-Stunde des schwarzen Mannes durch "Halloween." Und es wird derbe, diese Doku versammelt einige der grausigsten Leinwand-Morde aus gefeierten und auch verdammten "Klassikern" wie "The Prowler", "The Burning" oder auch "My Bloody Valentine." "Going to Pieces" nimmt sich für beinahe jeden denkbaren Aspekt Zeit, wenngleich manchmal etwas weniger, und fährt eine ganze Riege Masters of Horror wie John Carpenter, Tom Savini, Sean S. Cunningham etc. auf, die jene Geschichts-Stunde veredeln. Wer nicht gleich Tage über Tage mit dem Durchlesen dicker Wälzer verbringen will, kann hier getrost zugreifen. Denn auch psychologische Aspekte und die Frage nach den Geschlechtern-Rollen wird hier durchaus ernsthaft beleuchtet. Und als Schmankerl sehen wir nochmals deutlich, in welchen Rollen spätere Stars mal zu bestaunen waren und woher die Inspiration für die nächste Generation der Horror-Slasher so im einzelnen herkommt. Viel Info also, aber sehr unterhaltsam aufbereitet. Und garantiert ein Dauer-Kandidat für die Rückspul-Taste.
Und noch ein alltime favorite, und was für einer. "Evil Dead 2" ist eine gelungenere Steigerung der Achterbahn-Fahrt, die Sam Raimi 5 Jahre zuvor mit einem mickrigem Budget und einem Höllen-Eifer abgeliefert hatte. Da dürfte es nicht verwundern, dass dies kein bloßes Sequel ist, sondern in den ersten fünf Minuten den Original-Stoff abwandelt und verdichtet. Bruce Campbell alias Ash darf hier zur Höchstform auflaufen. Der arme wird geschunden, bespritzt, verhöhnt, geschleudert, von Dämonen besessen und und und. Seine Mimik und sein Einsatz dürften selbst dem entfesseltsten Jim Carrey in die Schranken weisen. Sam Raimi und sein Team (die ehrwürdigen KNB-Gründer erstmals vereint) entfesseln ein wahres Feuerwerk an Ideen, das beinahe den ersten Teil in den Schatten stellt. Hier gibt es Ideen für mindestens ein Dutzend Filme, die Kamera wird zur Waffe, jagt dem Helden hinterher und Ash darf endlich die Kettensäge schwingen. "Evil Dead 2" ist ein Fest für die Augen, trotz kleinerer Schwächen, ein Film für alle, die Filmliebhaber und die lernen wollen, wie ein umwerfend guter Streifen funktioniert. An diesen Raimi kamen später nur ganz wenige heran.
Ein alltime favorite, wie soll ich das erklären? Bei "The Evil Dead" laufen nicht nur blutgierige Dämonen Amok, sondern auch die überbrodelnde Fantasie des Sam Raimi. Blut, grausige Monsterfratzen und das widerwärtige Necronomicon, im wahrscheinlich krassesten Studentenfilm überhaupt findet sich fast alles, was das deftige Horror-Genre der splattrigen Gangart so auszeichnet. Schwarzhumorig, fies und schon teilweise slapstickhaft übereichnet, ist der "Tanz der Teufel" kein hohles Schlachtfest, keine spinnernde Gespenster-Stunde, sondern ein wahrhaft fesselndes Ereignis. Mit seinen begrenzten Mitteln zieht Raimi hier Register, die vor ihm keine Big Bugdet-Produktionen auszuloten vermochten. Die Kamera ist nicht nur Beobachter, sondern setzt dem Zuschauer zunehmend mehr zu als die Besessenen. Diese wiederum machen ungehemmt Gebrauch von der schönen Stop Motion-Technik und Bruce Campbell setzt dem ganzen hier bereits die Krone auf. Die deutsche Zensur versteht bis heute keinen Spaß, aber ich hab meiner VHS aus Dänemark einen Schrein gebaut :)
"Ich bin du und du bist ich, komm ich zerschneid dir das Gesicht!"
Eigentlich müsste mir "Blutweihe" wie ein Nostalgie-Urlaub auf dem Holodeck der Enterprise vorkommen. Die goldigen Achtziger und ihre Fließband-Slasher, simpelste Figuren, einfaches Setting und Kills aus dem FF vollzogen. Hauptsache, aus Kehlen und Schädel schießen kleine Blutfontänen. Da ist durchaus nett anzusehen, aber solche Filme kamen damals im Wochentakt raus. Und da waren weitaus bessere dabei.
Sagt A zu B: "Ey, weißt du was gerade richtig angesagt ist? Dieser ganze Saw-Folterscheiß. Lass uns doch auch so einen Film machen!
- Was echt?
Ja, so richtig mit Folterzelle und einem geschundenem Mädchen. Am besten so eine Vorzeige-Blondine.
- Wie Elisha Cuthbert! Die ist immerhin billig und wenig anspruchsvoll.
Geht klar. Und dann brauchen wir gleich zwei Psychopathen, zwei Brüder. Der eine ist ein übergewichtiger Glatzkopf. So einen, den Mädchen nicht mal mit der Kneifzange anfassen, der andere ist ein fieser Schönling.
- Dem kann das Psychopath auch unsichtbar auf der Stirn stehen, Hauptsache er ist das Gegenteil vom Dicken.
Du sagst es. Schau mal, da liegt so ein altes Larry Cohen-Script auf dem Stapel. Kratz doch von dem mal den Staub ab.
- Boah, da geht es um zwei psychopathische Brüder und ein Model. Wow, genau das richtige.
Den werden wir machen. Noch fieser als Saw, noch mieser als Hostel, aber mit einer richtigen Alibi-Krimi-Handlung."
Da gaben sich A und B ein Highfive und drehten "Captivity." Ich hab es gesehen, aber einen Baum anzuschreien hätte mir mehr Aufregung gebracht. Schade um die Zeit und den verschwendeten Film.
Erschreckend überflüssige Fortführung einer feinen King-Adaption. Und bestes Beispiel dafür, dass Sequels richtig in die Hose gehen können. Edward Furlong nach "Terminator 2" und zwischen Drogen-Eskapaden spielt hier einen Jungen, der seine Schauspiel-Mutter sterben sieht und den Indianer-Friedhof entdeckt. Das bringt allerlei Probleme wie Clancy Brown (ja, der hat auch mal daneben gegriffen), der einen rülpsenden Zombie-Vater mimt. Und in erster Linie einen echt müffelnden Horror-Murks, der vom Namen King zehrt. Jetzt hör ich aber auf, sonst komm ich noch als King-Fan rüber :)
Halloween-Top: Eine der besseren Stephen King-Adaptionen und - Überraschung! - eine schöne Abwechslung zum Zombie-Einheitsbrei. Grundlegend folgt "Friedhof der Kuscheltiere" den selben Motiven der Verlustängste und des Wunsches nach der Auferstehung wie "Die Nacht der lebenden Toten." Doch wo George A. Romero seinen untoten Horden zur radikalen Gesellschaftskritik nutzte, konzentriert sich der Film von Mary Lambert auf ein erschütterndes Familien-Drama. Da erweist sich die starkbefahrene Landstraße nahe des neuen Heims der Familie Creed als Todes-Falle. Erst für die geliebte Katze, dann für den kleinen Sohn. Aber da gibt es ja noch den alten indianischen Friedhof, der beide ins Diesseits zurückbringen wird. Doch da hätte das auffällig aggressive Verhalten der Mulle schon verdächtig sein müssen. Und auch Sohnemann ist nicht mehr das reizende kleine Bübchen. Von all den verfilmten King-Storys überzeugt "Friedhof der Kuscheltiere" mit einer recht leisen Geschichte, die sich nicht so protzig präsentiert wie in "Tommyknockers" oder "The Mist." Das fördert recht atmosphärischen Horror im Familienkreis zutage, der mehr Schauer bietet als so manche Zombie-Invasion. Vor allem auch, weil der Film mit sorgsamer Hand gedreht wurde, und sich einige Zeit lässt, bevor er alle tödlichen Konsequenzen offenbart. Nach Jahren wiederentdeckt und immer noch empfehlenswert.
Halloween-Tlop! Da bin ich doch glatt über die alte Aufzeichnung von "Katzenauge" gestolpert. Wiederum Stephen King als Autor und sogar mit einiger Starpower - immerhin erleben James Woods, Robert "Ted Striker" Hays und eine ganz junge Drew Barrymore in drei Geschichten ein wenig Angst und Schrecken. Lose verbunden wird das ganze durch die titelgebende Katze, welche unterwegs ist, um ein Mädchen vor einem Troll zu retten. Das ist mal sehr schwarzhumorig wie in der ersten Episode, in der James Woods schmerzhaft das Rauchen abgewöhnt wird. Dann ein wenig schwindelerregend, wie in der zweiten "Mutproben"-Folge, in der Robert Hays ein Hochhaus umrunden muss. Und am Ende sogar etwas unheimlich, wenn Katze und Troll endlich aufeinandertreffen. "Katzenauge" ist ein recht vergnügliche Angelegenheit, aber auch nicht mehr. Schließlich sind die Episoden letztlich eher betulich wie inszeniert, fast so, wie sich ARD und ZDF wohl Horror vorstellen. Keineswegs böse gemeint, aber richtig grandios ist keine der Folgen, vielleicht auch, weil sie eher wie Skizzen daherkommen. Grob angerissen und schnell durchgestanden. Immerhin bleibt der Nichtraucher-Beitrag in wohliger Erinnerung. Ansonsten eher ein netter Zeitvertreib, kein Halloween-Must-see.