mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

  • 10

    Einer der weniger gezeigten Oliver Stone-Filme. Unverständlich, denn "Talk Radio" ist vielleicht sein bester, da eindringlichster und nachhaltigster Film. Warum? Ganz einfach, in diesem Film verlegt sich Stone nicht auf Verbrechen in unmenschlichen Kriegen oder der Gier und Korruption an der Höhle des Finanz-Löwen. In "Talk Radio" lässt er einen Radio-Moderator aufs Publikum und die Welt los, der die Amerika an einer ihrer empfindlichsten Stellen trifft: dem Recht der freien Meinungs-Äußerung. Der geniale Eric Bogosian, auch Autor der Vorlage und des Drehbuchs, erweist sich als Idealbesetzung. Schon die einleitenden zwanzig Minuten sind bombastisches Kino. Minimalistisch im Studio angelegt, wenige handelnde Figuren und Bogosian als Moderator Barry Champlain. Dieser wettert hinterm Mikro, zieht auf, beleidigt und gibt sich mehr als erhaben. Dabei wickelt er einem bereits um den Finger, den Champlain pocht auf seine Meinungs-Freiheit, die er selbst in seinem Heiligtum per Knopfdruck unterbindet. Diesem Wechsel-Spiel zwischen Moderator und Anrufer folgen wir fast zwei Stunden gebannt, während uns Erinnerungs-Fetzen hinter den Vorhang namens Champlain führen. Da konzentriert sich der Film auf seine Anfänge, das zunehmende Scheitern seiner Ehe, bis wir uns auf den Moment hinarbeiten, der seinen großen Triumph bedeuten soll. Seine Sendung soll landesweit ausgestrahlt werden. Aber dazu soll es nicht mehr kommen. Denn Champlain hat sich einen Feind zu viel mit seinen Äußerungen gemacht. Basierend auf der rassistisch motivierten Ermordung des Moderators Alan Berg zeichnet "Talk Radio" das Bild des wahren Amerikas. Der Medien, die um Quoten ringen und in denen sich Champlain mit seiner, sagen wir, frechen Schnauze behaupten will, während die mitunter krassen Antworten seiner Anrufer die Engstirnigkeit und Vorurteile der großen Nation offenlegen. Da gibt es keine politische Schön-Malerei, der ganze Dreck kommt nach oben. Dieser hässlichen Fratze hält Oliver Stone den Spiegel klar und unschön vor Augen. Ohne großkotzige Bilder und nutzlose Mätzchen. So stark wirken Filme selten nach.

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    • 8 .5

      Der Film zum Internet-Phänomen Facebook, das Biopic zum jüngsten Milliardär. David Fincher legt mit "The Social Network" einen "Citizen Kane 2.0" vor. Da sind eine beispiellose Erfolgs-Geschichte und der persönliche Niedergang eng miteinander verflochten. Jesse Eisenberg gibt den, aus der Ferne beobachteten, Mark Zuckerberg als Wunderkind, dessen Triumphzug emotionalen Kollateralschaden über sein Umfeld bringt. Wie Citizen Kane ist Zuckerberg irgendwann ein idealistischer Tüftler, der die Welt umkrempelt und dann zunehmend zum Gefangenen seines eigenen schillernden Xanadu wird. Größtes Manko Zuckerbergs laut des Films ist seine emotionale Verkrüppelung. Jedenfalls verfehlen seine eigenen Sozialen Interaktions-Versuche oftmals ihre Wirkung. Nur beim Programmieren, der Kalkulation der Site-Funktionen oder der Präsentation seines Web-Babys zeigt er sein überragendes Talent. In dieser Hinsicht wird Eisenberg der Rolle mehr als gerecht und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Da gibt es keine große Sympathie, man hat manchmal Mitleid mit diesem "kleinen Prinzen" und ist andererseits auch wieder stark vor den Kopf gestoßen. Denn Zuckerberg treibt sein Projekt "Facebook" ohne Rückschläge unbeirrt voran. Da stört es ihn auch nicht, dass er ursprünglich bei einer anderen Site der elitären reichen Sports-Zwillinge Winklevoss zugesagt hat. Das Konzept ist ja eh schnöselhaft und doof. Aber Facebook ist besser, und das sagt ihm auch Sean Parker, der kleine Mephisto in diesem Spiel. Parker drängt sich ins anfangs kleine Erfolgs-Unternehmen und macht Geldgeber und Freund Eduardo Saverin bald redundant. Dabei sonnt sich der gescheiterte Napster-Gründer eigentlich selber nur im Glanz des Überdings Facebook. Bei Zuckerberg selbst ist immer ein Pioniers-Geist zu verzeichnen, der unangenehme Entscheidungen oder Konsequenzen ausblendet, fast so wie im mehrfach beschworenen Tunnels, in dem sich die Programmierer vertiefen. Mit seinem Erfolg fällt es dem Wonderboy schließlich auch nicht schwer, im Prozess eine arrogante Groß-Kotzigkeit an den Tag zu legen, mit der er die klagenden Blutegel straft. Aber ganz gleich, wie die Rechtsstreitigkeiten ausgehen mögen, dem Urteil seiner Mitmenschen möchte sich Zuckerberg irgendwie immer nur entziehen. Oder er hofft auf eine späte Vergebung/Akzeptanz, wie Fincher in einer der feinsten Schluss-Geste der letzten Jahre überhaupt zeigt. Nicht nur damit unterstreicht David Fincher wieder einmal seine Überklasse. Da stimmt jedes Detail, vor allem die Musik von Trent Reznor und Atticus Ross - einfach nur göttlich -, aber auch die Erzähl-Struktur und viele hervorragende Bilder, die sich festsetzen.
      Aber auch beim restlichen Ensemble wie Andrew Garfield, Armie Hammer als Zwillings-Pärchen Winklevoss und sogar Justin Timberlake beweist der Mann einen perfekten Riecher. Keine Frage, "The Social Network" ist kein gewöhnliches Drama-Filmchen, keine Erzählung, die jedermann begeistern wird. Aber der Film ist nunmal um Klassen besser als alles, was von jedem anderen zu diesem Thema gedreht worden wäre.

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      • 1 .5

        Satan's Sohn is back. Julian Sands schlüpft nochmal in die Rolle des "Warlock" und da ist auch schon das beste an diesem Nachklapp. Es gibt mehr verdrehte Einfälle, blutige Details und auch Warlock gibt sich ein bisschen fieser. Aber na ja, bis auf die Abfolge böser Sterbe-Szenen, die manchmal den "Wishmaster" vorweg nehmen, bleibt nichts hängen. Kann auch am deutlich niedrigem Budget der B-Produktion liegen. Wer diesen Film durchsteht, wird alles andere als verhext.

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        • 6

          Klein aber fein dieser "Warlock." Schon in jungen Jahren sorgte Julian Sands in seiner erinnerungswürdigsten Rolle bei mir für wohligen Grusel. Schwarze Magie macht selten dermaßen Spaß. In keinem anderen Hexer-Streifen wimmelt es vor so vielen Einfällen, die mitunter derb daherkommen (ermordete Kinder, das arme Medium oder blutende Augen). Früher schrieen da manche Jugend-Schützer Zeter und Mordio und so wurde Satan's Sohn hierzulande unangenehm um viele seiner besten Momente erleichtert. Macht aber nichts, der Funke springt auch so über. Ein kleines Schätzchen aus dem Hause Roger Corman, kultig und mehr als unterhaltsam. Aber vergesst die Sequels.

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          • 3

            Die Möchtegern-Fortsetzung von "Interview mit einem Vampir": Lestat als Rock-Star, mit der Gesangs-Stimme von Korn-Frontmann Jonathan Davis? Passt vielleicht irgendwie, aber Stuart Townsend ist nicht Tom Cruise und "Queen of the Damned" nur ein aufgeblasener Vampir-Zirkus ohne echte Highlights. Bis auf Aaliyah, die ihre Sache sehr gut macht. Nur leider rettet das den blutarmen Stoff nicht vor dem Tageslicht.

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            • 7

              Eine der besten US-Produktionen mit Jet Li. "Romeo Must Die" bringt Hip Hop-Sound, schnittige Optik und tolle Körper-Akrobatik mit Shakespeare-Einschlag zusammen. Stilistisch ist der immer noch vergnügliche Film die Vorlage für weitere "Die"-Streifen aus dem Hause Joel Silver. "Romeo Must Die" bleibt dabei immer noch der beste. Auch die früh verstorbene Aaliyah hat hier ihren besten Leinwand-Auftritt.

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              • 3 .5

                Das Original hab ich schon abgehandelt. Jetzt gab ich nach Jahren dem zweiten Teil eine Chance. Schlechte Idee, denn "Candyman 2 - Farewell to the Flesh" hat nicht nur einen beknackten Titel, er will auch gar nicht so reifen wie guter Wein. Es stinkt einfach. Tony Todd gibt seiner Paraderolle zwar ein wenig Auftrieb, aber der Rest bleibt nur Horror-Ware von der Stange. Die Bilder wären gern so packend und unheimlich wie die des Originals, der Soundtrack ist schon etwas besser, die Handlung dagegen auf Biegen und Brechen um die Herkunft des Candyman konstruiert. Außerdem macht der Film handwerklich schon in den ersten zehn Minuten viel zunichte: Da hängt beim Gang des Professors durch die Straßen das Mikro gut sichtbar im Bild. Peinlich, wer will sich bei so viel Professionalität schon noch gruseln?

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                • 10

                  Meine 500., ein kleines Jubiläum. Und deshalb wage ich mich mal an the big one, "Citizen Kane." Keine Frage, Orson Welles legte hier vor fast 70 Jahren einen der Kino-Klassiker schlechthin vor. Sicherlich nicht jeder findet am alten Schwarz Weiß-Geschehen gefallen, aber das macht nichts. Auf "Citizen Kane" muss man sich einlassen können. Die Geschichte, ihre Erzähl-Struktur und -Weise, die aussagekräftigen Bilder - hier dreckt auch nach mehr als einem halben Jahrhundert alles den Stempel epic. In zwei Stunden führt Welles uns, in der Hauptrolle, durch das Leben von Citizen Kane. In ärmlichen Verhältnissen geboren, steigt er zum übermächtigen Zeitungs-Magnaten auf und stirbt doch einsam wie ein nutzloser König über ein Schattenreich. Beeindruckend, wie Welles hier dem Vorbild William Randolph Hearst nacheifert und dabei ein Gleichnis über Reichtum, Gier und selbstzerstörerischen Ehrgeiz abliefert. Anfangs noch als entwaffnend sympathischer Rebell gegen seine Erziehung, wird Kane nach und nach zum Monster, dessen Aufstieg zwei Ehen, Freundschaften und Weggefährten zerstören wird. Je mehr Kane auf die Anerkennung der Welt pocht, umso mehr entfremdet er sich von ihr. Orson Welles mag genau so egomanisch gewesen sein, aber er hatte auch eine unglaublich starke Vision. Auch nach über einem halben Jahrhundert ganz großes Kino. Beim Schreiben komme ich gleich wieder in Versuchung.

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                  • Ich schmeiße noch "Abwärts" in die Runde. Seit diesem feinen, deutschen Film betrete ich Fahrstühle mit einem flauen Gefühl im Magen.

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                    • Eine echte Schande, dass sich Verleihfirmen und Behörden auf eine derartige "Paranoia" einlassen. Hinter welcher Ecke lauern denn noch versteckte Gefahren für das seelische Gleichgewicht kindlicher Zuschauer. Demnächst werden dann wohl unflätige Stellen "nackter" Comicfiguren digital nachretuschiert. Zensur bei Gewalt und Splatter finde ich, moralisch gesehen, noch vertretbar. Aber bei Kinder-Filmen? Das ist ja schon eine Beschneidung künstlerischer Freiheit.

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                      • 3 .5

                        Einen erfolgreichen Film einfach nachdrehen = recht einfallslos. Aber sich dann eine unnötige Fortsetzung zu verhunzen = ärgerlich schlecht. Da hat man schnell Hideo Nakata aus Japan verpflichtet, denn er hat ja dort das Original gedreht. Wow, dann muss es ja was werden. Wird es aber nicht. Das Sequel törnt mit einer lieblosen Dramaturgie ab, die der Geschichte nicht gerecht wird und dieser auch nichts hinzufügen kann. Kein toller Video-Horror, nur eine gelangweilte Horror-Kind-Version. Dabei fand ich den Jungen schon im ersten Teil anstrengend. Lieber zu den Originalen aus Japan greifen, Erinnerung wird gelöscht.

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                        • 5 .5
                          über Ring

                          Eins vorweg: Gore Verbinski zähle ich zu den richtig talentierten Regisseuren Hollywoods. Über die Jahre hinweg hat er sich in unterschiedlichen Genres bewährt und ist dank der, auch insgesamt, famosen "Fluch der Karibik"-Reihe endlich in die oberste Liga vorgestoßen. Umso schlimmer jedoch, dass so ein Mann eines dieser unsäglichen Horror-Remakes drehen musste. Formal gesehen hat "The Ring" den meisten Schocker-Offerten Hollywoods viel voraus. Gute Darsteller, mächtig Budget und eine klasse Vorlage. Hier wiederum abgekupfert und durch geschleudert, wird aus "The Ring" "Pokemon" im "Mickey Mouse"-Gewand. Das ist also eine durchgekaute Story, die Kenner langweilt und alle anderen "Juhu, brillant!" schreien lässt. Stilistisch ist das ohnehin einwandfrei. Eine schöne Düster-Stimmung liegt auf den Bildern, obwohl ich den Kontrast mit dem Video-Horror und der realistischen Aufmachung eindrucksvoller fand. Aber das ist Geschmacks-Sache. Ansonsten bleibt der Film ein weiteres Remake, das ich eher gelangweilt verfolge. Schade drum.

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                          • 2 .5

                            "Doom" ist wie eine dieser unsäglichen Game-Adaptionen aus den 90er Jahren. Grund-Idee schlecht abgeguckt, eine total dämliche Story drumgestrickt und bedingt erfolgreiche Sternchen gecastet. Da wird viel bei "Aliens" und anderen Genre-Größen geplündert und ein wenig anschauliches Spektakel zusammengeschustert, das einem die verschwendete Lebenszeit schon schmerzt. Gerade mal ein paar Minuten fühlen sich wie das Videospiel-Vorbild an, aber Ego-Shooter-Ballern ohne Joystick zum Mitmachen sind genauso ergiebig wie durch Nachbars Fenster spannen. "Doom" darf sich in die Liga "Double Dragon", "Street Fighter" oder "Super Mario Bros." einreihen - und das ist alles andere als eine Ehre.

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                            • 3

                              Der feuchte Traum jener Metal-Bands wie Manowar, welche die Achtziger Jahre in schlechten Conan-Kostümen verbrachten und Schlachtgesänge zur Brunftzeit vortrugen. Marcus Nispel legt mit "Pathfinder" einen Musik-Clip mit Überlänge an, depperte Story und viel, viel Gemetzel. Eigentlich eine schöne Geschichts-Fälschung, diese Wikinger-Invasion. Nispel inszeniert diese irgendwo zwischen teutonischer Menschen-Verachtung und brutalstem Schlächter-Wesen. Gibt es eigentlich noch eine Kategorie unter eindimensional? Wenn nicht, vielleicht hat "Pathfinder" sie gefunden. Auch die Indianer sind ein verkitschtes Grüppchen, naturverbunden und doch einem Disney-Abziehbild nachempfunden. Nur die Atmosphäre kann einigermaßen überzeugen - nichts neues, aber immerhin souverän stimmig von Nispel aufgezogen. Ansonsten wird hier gekämpft, geschlachtet und verstümmelt - Völkerverständigung in Reinkultur also. Und doch, ein wenig fühlt sich dies an wie eine Hardcore-Version von "Avatar", nur ohne blaue Männchen, fliegende Wesen und Kampf-Maschinen. Das macht "Pathfinder" insgesamt für ausgelassene Abende und Feiern mal interessant, ansonsten gilt für Nispel weiterhin: Style ist nicht alles. Ärgerliche, hauchdünne Plots werden so nicht einen Film lang getragen. Aber hier geht es ja eh nur darum, nach blutlechzende Massen abzuspeisen. Da bleibe ich lieber beim ersten und besten "Conan"-Streifen.

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                              • 7 .5

                                Nach einer wahren Begebenheit. Ein gut aufgelegter Gus Van Sant inszeniert eine bitterböse Abrechnung auf den Traum vom großen Ruhm. Nicole Kidman gibt hier eine ihrer besten Leistungen überhaupt ab. Sie ist verschlagen, verführerisch, geht über Leichen - und verkauft ihr Leid anschließend in der üblichen TV-Tränendrüsen-Movie-Mentalität. Herrlich fies und so schön voller Galle. "To Die For" ist einer dieser hervorragend besetzten Filme (Joaquin Phoenix, Casey Affleck, Matt Dillon Dan Hedaya und David Cronenberg), die nach all den Jahren immer noch in ihren Bann schlagen können. Ein bravouröses kleines Meister-Stück der schwarzhumorigen Medien-Schelte.

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                                • Kraven passt sehr gut ins realistischere Feeling der Raimi-Adaptionen.

                                  • Schöner Artikel und eine herrliche Auswahl.

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                                    • 6 .5

                                      Kaum zu glauben, aber die "Transformers" hatten schon vor Micheal Bay mit ihren Filmen zu hadern. Bei "Transformers: The Movie" sind die Erwartungs-Haltungen gigantisch, denn ich fand die Serie immer spitze. Und so scheint auf den ersten Blick alles wie gewohnt gut in Cybertron-Hausen. Doch bald schon stellt sich ein laues Gefühl in der Magengegend ein. Nicht ganz 90 Minuten und doch so viel auf der Leinwand zu sehen. Da stürzen sich Optimus Prime und Megatron in ihren letzten Kampf gegeneinander - inklusive Dialogen, die sich bei Bay wieder finden, herrlich - während Unicron das gesamte Universum langsam zu zerstören droht. Den Zuschauer trifft das alles sehr schnell und hart, denn stilecht entledigt man sich vieler geliebter Charaktere wie eben dem großen Prime. Das Kino-Abenteuer vollzieht den Wechsel der Generationen und führt etliche Änderungen ein, die jetzt Nicht-Kenner verwirren würden. Nur leider ist das Skript eher mau und ziemlich am Publikum vorbei geschrieben. Hauptsache, den Fans knallt es mal eben mächtig um die Ohren. Und im Original durfte sich noch mit dem Einsatz des todkranken Orson Welles gerühmt werden, kein Scherz, er spricht Unicron. Unter dicken Schichten verzehrter Synthesizer. "Transformers: The Movie" dürfte wohl all denen in die Hände spielen, die der Serie nichts abgewinnen können. Oder sich bei den Real-Filmen fragen, ob das schon immer so beknackt war. Denn schließlich ist die Kino-Fassung der Serie ein rauschhaftes Gewusel mit vielen Elementen und einer Menge guter Robot-Action. Da bleibt das inhaltliche Gewicht auf der Strecke. Und dennoch ist es das Mekka jedes Cybertron-Fans. Hätte halt nur alles besser ausfallen müssen, dann wäre es Kult für die Ewigkeit geworden.

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                                      • 5

                                        Ach, Michael Bay ist kein Mann für Fortsetzungen. Das bewies schon seine aufgeblasene Nichtigkeit namens "Bad Boys II" und "Transformers - Die Rache" erweist sich als gnadenlose Fehl-Kalkulation. Wie lässt sich nur ein gigantisches Einspiel-Ergebnis toppen? Ganz einfach, wir entfesseln den Wahnsinn auf zwei Beinen! Noch mehr Autobots und Decepticons in Aktion, eine Rundreise um die Welt und eine eigentlich total beknackte Handlung. Sam Witwicky, der sich vor dem Wort mit L drückt - diese Karte zücken meist nur Sitcom-Autoren. Verschwörungs-Theorien und unglaubliche Offenbarungen über die gemeinsame Geschichte der Transformers und der Menschheit. Oh je, das muss ja schief gehen. Denn "Transformers - Die Rache" will zu schnell zu viel, selbst bei zweieinhalb Stunden Laufzeit. Da wird an den Möglichkeiten oft nur gekratzt, um möglichst schnell das Bombardement der Sinne fortzuführen. Da stapfen sie wieder, es wird viel gekämpft, alles geht zu Bruch und zwischendurch wird blöd gequatscht. Sorry, aber dieses Mal beschränkt sich schon der Personen-Kreis und dann bleibt alles so richtig belanglos. Aber das ist ja noch gar nichts im Vergleich mit den vielen Unstimmigkeiten und Fehlern, die sich eingeschlichen haben. Bitte, wir haben doch alle Erdkunde gehabt. Beim Showdown an den Pyramiden scheinen sich die zersplitterten Gruppen zuwinken zu können, trotz der Entfernung. Und nein, so nah liegt das Meer nicht an Gizeh, L-Ä-C-H-E-R-L-I-C-H. Ich weiß einfach nicht, ob dies ein Film zur richtigen Dosierung der Kopfschmerz-Tabletten ist. Getreu dem Motto, immer dem Hämmern im Kopf entgegenwirken. Darunter leidet nämlich auch die kindliche Spielfreude an der Destruktion, die sich zunehmend in schnellen Schnitten und unmöglichen Kamera-Fahrten verliert. Und trotzdem, als ungewollter Trash-Film ist dieses mega-teure Spektakel irgendwie doch ein netter Zeitvertreib. Moralisch vertretbarer Katastrophen-Tourismus á la Hollywood eben. Ein sinnfreier Blechschaden, der viel Geld gekostet hat. Der Abend ist gerettet.

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                                        • 6

                                          Wäre "Transformers" ein Buch, hätte es Marci Reich-Ranicki seinerzeit wohl live verbrannt. Zu konstruiert die Geschichte, zu einheitlich die Storylines, schlecht ausgearbeitete Figuren - aber dafür stapfen haushohe Riesen-Roboter durchs Bild!!! Nein, "Transformers" ist kein richtiger Film, jedenfalls war er so nicht wirklich ausgelegt. Eher ein Millionen Dollar teures Mega-Event, hinter dem sich natürlich der Name Steven Spielberg versteckt. Denn dieser sicherte sich die Lizenz zu einer Animations-Serie, die einst sehr erfolgreich viele Kinder-Stuben transformierte. Ich gebe zu, auch ich war geschädigt und habe immer noch einige tolle Figuren verstaut. Und genau auf diese Zielgruppe zielt der Film ja ab. Endlich Optimus Prime und Megatron dabei zuzuschauen, wie sie sich auf der Leinwand kloppen, löst kindliche Vorfreude aus. Bis dahin spielt Spielberg Backe-Backe-Kuchen und haut möglichst viele Zutaten in den Topf. Ausgerechnet Michael Bay, Mr. Mega-Gigantic-Boom-Boom, darf Regie führen und sorgt damit für viele Jerry Bruckheimer-Erinnerungen. Da trifft die irgendwie ja doch sympathische Teenie-Story um Sam Witwicky knallharten Militär-Fetischismus. Panzer, Helikopter, Schlachtschiffe - alles vom feinsten und wuchtig in Szene gesetzt. Dazu hagelt es auch diesen merkwürdigen Patriotismus-Einschlag, bei dem Amerikas Frauen und Kinder den machtlosen Mächtigen im Fernseher bibbernd zuhören. Weil die USA ja stellvertretend für die Welt unterzugehen drohen. Schon komisch, beizeiten auch wirklich ärgerlich. Fast genauso wie die Vielzahl unnötiger Figuren, die so schnell ihre Bedeutung verlieren. Da fragt man sich schon, ob es ein kluger Schachzug ist, möglichst viele Hacker und Soldaten einzuführen, wenn am Ende doch nur der Junge interessiert, der zufällig einen Autobot gekauft hat. Na ja, bei diesem Skript geht es echt nur darum, zu zeigen, was man hat. Aber das ist irgendwie alles zweitrangig, wenn endlich Autobots und Decepticons nach längerem Durchlauf die Innenstadt in Schutt und Asche legen. Verdammt, sieht das klasse aus. Ob Roland Emmerich da neidisch geworden ist? Vielleicht, denn hier ist Tricktechnik endlich mal in Sphären vorgestoßen, in denen Megatron sich lebensecht lästige Menschen vom Arm pult. Das sollte fast sogar für die idealistischen Monologe von Optimus Prime entschädigen, die vor Frieden und Aufopferung für eben jenen triefen. Nun ja, "Transformers" ist garantiert kein Anwärter fürs beste Drehbuch aller Zeiten. Die menschlichen Charaktere sind eigentlich null und nichtig, dafür schlagen sich manche wie Shia LaBeouf oder John Turturro (!) recht wacker. Andere wie Josh Duhamel oder Megan Fox weniger, Hauptsache, sie sind hübsch anzusehen. Doch wen interessieren schon diese Nichtigkeiten, wenn der Bildschirm zu zerspringen droht. Immerhin darf hier das Kind im Manne regieren und sich vom Kawumm unterhalten lassen. Da sehe ich mal großzügig über die maue Dramaturgie hinweg. Dieses Mal.

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                                          • Phantastisch, das wäre ja glatt was für den Kino-Ausflug gewesen. Echt irre.

                                            • Schöne Würdigung eines gern geschmähten Alt-Meisters (Kein Scherz!). Bei Joel Schumacher macht Mainstream eigentlich richtig Spaß - nur den vermurksten "Batman"-Ausflügen kann ich persönlich nicht viel abgewinnen.

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                                              • Die bisherigen "Harry Potter"-Adaptionen kamen ja auch, bis auf eine Sequenz, ohne 3D-Murks aus. Besser, die Macher bleiben gut erzählten Geschichten und verärgern uns nicht durch sinnlos aufgeblasene "Räumlichkeit."

                                                • 3 .5

                                                  Eine unwichtige Fuß-Note in der Karriere von Tony Scott. Sein fünftes Werk "Revenge" vermengt so vieles, was diesen Regisseur ausmacht, nur lange nicht so interessant wie in seinen besseren Filmen. Anfangs spielt Kevin Costner "Top Gun" goes Rente, nach einem Flug geht es nach Mexiko. Da sitzt Anthony Quinn und spielt regelrecht uninspiriert einen bösen, dicklichen Gangsterboss-Verschnitt. Die Freundschaft zwischen beiden zerbricht - Trommelwirbel - an der heißen Madeleine Stowe, Quinn's Filmfrau. Eine Affäre soll für ein bisschen Knistern sorgen, bleibt in Bildern aber eher belanglos. So richtig scharf bleiben da eher die Chips vorm Fernseher. Und dann wandelt sich der Film zum Rache-Thriller mit kleinem Drama-Anteil. Aber das ist regelrecht überzogen und so belanglos. Keine Ahnung, ob ich diesen Film als Finger-Übung ansehen soll. Jedenfalls hat sich keiner der Beteiligten einen Gefallen mit dem abgegriffenen Stückchen Rache getan.

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                                                  • 6 .5

                                                    Hart, härter, Steven Seagal. Mit "Deadly Revenge" legt der Mann einen der vielleicht krassesten Actionfilme vor. Der beängstigende William Forsythe wirkt zwar manchmal wie ein angepisster Killer-Zwerg, dennoch trägt er den Film als Psychopath ohne Skrupel. Seagal, souverän wie in den besten Zeiten immer, setzt dem mal brutalste Gewalt entgegen. Keine humanistische Friedens-Botschaft, kein buddhistisches Geschwafel. Einfach nur knallharte Action, dieser Film. Mitunter tut das sogar mehr als weh. Aber dafür nimmt sich "Deadly Revenge" das alte Sprichwort No Guts, No Glory wörtlich vor. Ein Film mit Eiern, ehrlich.

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