mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

  • 8 .5

    Bravo Ben Affleck, nach wenig schmeichelhaften Karriere-Leistungen wie "Pearl Harbor" oder "Gigi" waschen Sie sich Ihre Weste ordentlich rein. "The Town" zähle ich zu den besten Filmen des ausklingenden Kino-Jahres. Eben nicht weil, dieser Film eine sagenhaft verwegene Story auffährt, sondern im kleinen Rahmen alles richtig macht. Manchmal reicht eben auch eine einfache Geschichte, wenn sie eben aufrichtig erzählt wird. "The Town" watet nicht unbeholfen im Sozial-Kitsch, wie die Einführung in Charlestown vermuten lassen könnte. Affleck bewegt sich mit sicherer Hand im Milieu und kann dabei fast so erstaunlich tolle Ergebnisse wie Eastwood in "Mystic River" vorweisen. Auch seine Figuren sind mitunter stark vorgetragen, da gibt es keine Überzeichnung oder Karikatur. Affleck nutzt die Chance, sein Crime-Drama mit einer seiner besten Performances zu versehen. Der persönlich gescheiterte und nur kriminell erfolgreiche MacRay steht im angenehm gut. Und auch "Hurt Locker" Jeremy Renner beweist als tickende Zeitbombe und Kumpan Jem, dass seine Oscar-Nominierung keine reine Verlegenheits-Tat der Academy war. Ziemlich stilsicher startet der Film mit ruppigem Bankraub, dabei hinterlässt MacRay mit seiner Crew nicht nur Sachschaden. Notgedrungen greift sich Jem eine Geisel, die Bank-Angestellte Claire (für großes bestimmt: Rebecca Hall). Dumm nur, dass diese in direkter Nachbarschaft der Täter lebt. So heftet sich MacRay an ihre Fersen und baut, zunächst heimlich, eine Beziehung mit ihr auf. Aber das Fundament für ihren gemeinsamen Traum, endlich aus Boston rauszukommen, ist wacklig und verlogen. Denn MacRay kann jederzeit enttarnt werden und wird es auch, so viel sei verraten. Denn auch FBI-Ermittler Frawley will die Crew hinter Gitter bringen. Und natürlich bleibt auch dem heimlichen Auftraggeber von MacRay dessen Glück nicht verborgen. Das klingt jetzt nicht alles neu und läuft selbstverständlich auf den großen letzten Coup hinaus, bei dem man 50 Cent mit Get Rich Or Die Tryin' (ein Scheiß-Film, ich weiß) zitieren könnte. Und dennoch hat Affleck ein starkes Blatt. Er besitzt eine ausgeprägte Bildsprache und konnte durchweg hervorragende Darsteller verpflichten, egal, wie klein ihr Part auch sein mag. Da überraschen einige Neulinge oder eben alte Hasen wie Chris Cooper. Diesem gehören als Vater von MacRay starke fünf Minuten, Wahnsinn. Für "The Town" legen sich einfach alle ins Zeug, selbst "Gossip Girl"-Sar Blake Lively tauscht ihr glitzerndes Serien-Dasein gegen eine verkorkste Alkohol-und Drogenwrack-Existenz. Wer diesem Film abgestandene Zutaten oder Formelhaftigkeit vorwirft, übersieht vielleicht den Wert lässig vorgetragener Geschichten. Denn ob in ernsten Momenten oder den Shootout-Gewittern, "The Town" schafft das was, wovon seine Figuren träumen: Den Kopf lässig über dem Wasser zu halten. Ich bin mal gespannt, was Ben Affleck als nächstes anpackt.

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    • 10

      Hayao Miyazaki ist einfach ein Genie. Im hohen Alter versteht es der Mann, ganz einfach Kino-Magie mit dem Zeichenstift und Hand-Animation einzufangen. Auf den Spuren der kleinen Meerjungfrau erzählt er in "Ponyo" die Geschichte eines weiblichen Goldfischs, dem es in die Welt der Menschen verschlägt. Mit der Rettung durch den kleinen Sosuke beginnt eine Freundschaft, für die Ponyo das Fischsein aufgibt und dabei einen magischen Sturm entfesselt, der die Erde gehörig auf den Kopf stellt. Miyazaki selbst begibt sich auf unterschiedlichste Pfade, vermengt liebevoll Kindheits-Impressionen, Öko-Bewusstsein und ein wenig Dramatik - alles für die großen und kleinen Augen. Keineswegs halbgar oder seicht. Auch wenn Herr Miyazaki seinen Zuschauern nur den Rat gibt, der Umwelt mit einem gesunden und gegenseitigen Respekt zu begegnen. Herausgekommen sind dabei wiedermal phantastische Momente, deren Design und Umsetzung den 3D-Mätzchen der jüngsten Vergangenheit gnadenlos überlegen ist. Denn bei Studio Ghibli werden Filme noch mit dem Herzen realisiert, nicht nur aus reiner Kommerz-Gier. Und das merkt man in jeder Sekunde. Einen derart anrührenden Film bekommen wir heutzutage immer seltener zu sehen.

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      • Eine gute Auswahl, die als Einstieg in die Dämonen-Welt gute Dienste erweisen wird.

        • Der Lang-Trailer macht zwei Sachen deutlich: Henry Maske ist kein Schauspieler. Und Uwe Boll dreht nach wie vor schlecht und selbstverliebt. Aber scheint sich mittlerweile auf unterstes ZDF-Niveau vorgearbeitet zu haben.

          • 2 .5

            Ganz großer Müll, selbst für Trash-Verhältnisse nur im unteren Bereich anzusiedeln. Joel Schumacher will einfach zu viel. Da wühlt er weiter in der Spielkiste, baut pompöse schwachsinnige Dekors und will ein wenig Düster-Ambiente von Burton abzapfen. Geht nur leider gar nicht auf. George Clooney ist nicht Batman, Chris O'Donnell und Alicia Silverstone werden ihren Vorlagen nicht gerecht. Und das Böse in Gestalt von Schwarzenegger und Thurman spielt lieber Pausenclown als Krimineller. Schwache Sprüche und eine seifenoper-hafte Geschichte vervollständigen den lahmsten "Batman"-Film überhaupt. Aber vielleicht sollte es auch als durchdachte Satire verstanden werden. Dann hab ich den Gag bis heute wohl nicht verstanden.

            5
            • 5

              Mit seinen ersten beiden "Batman"-Filmen legte Tim Burton die Messlatte ziemlich hoch. Das Setting, die Bösewichte und die aufwendigen Effekte vermengte er jeweils zu beeindruckenden Achterbahn-Fahrten. Joel Schumacher hingegen gelang da einfach nur eine Variante der "Wilden Maus." Sein "Batman Forever" mischt Metropolis mit Pop, ein wenig wie in einem durchgedrehten Cyperpunk-Anime. Nur leider überhaupt so sympathisch. Vor allem die Neubesetzung mit Val Kilmer ist schon schmerzhaft. Grundsätzlich müht sich da ein toller Mime, leider werden ihm doofe, zweitklassige Einzeiler in den Mund gelegt. Echt peinlich für den dunklen Ritter. Sein Sidekick Chris O'Donnell wäre lieber gleich in der Comic-Gruft geblieben. Und erst Nicole Kidman als "Bat-Groupie", oh je. Bei den Schurken überzeugt mich Tommy Lee Jones am ehesten, aber nur, weil er sich so reinhängt in seine Karikatur. Was Jim Carrey als rätselstellender Hampelmann nicht hinkriegt. Ein krass glattgebügeltes Spektakel, bunt gemacht und allenfalls als heimliches Vergnügen zu empfehlen. Ansonsten blende ich die Zeit zwischen Burton und Nolan einfach aus.

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              • 10

                Tim Burton, der Mann fürs Außergewöhnliche hat es geschafft. "Batmans Rückkehr" ist mehr als eine aufgeblasene Fortsetzung. Dieser Film bewegt sich in einer ganz eigenen Atmosphäre, die selten von Comic-Adaptionen erreicht wird. Gotham City wird vom anonymen Moloch zu Mega-City mit expressionistischen Zügen. Überlebensgroß und doch die richtige Bühne für ein Ensemble, das sich gewaschen hat. Michael Keaton fühlt das Cape vollends aus, aber Danny DeVito gibt als Pinguin erst den besten Gegenpart. Er ist einfach der todtraurigste Bösewicht, den es je zu bestaunen gab. Einfach klasse, aber auch Michelle Pfeiffer ist als verschlagenes Kätzchen mit scharfen Krallen nicht zu verachten. Und "Max Schreck" Walken entfaltet ein fieses Charisma. Hier stimmt einfach jedes Detail, Handlung, Ausstattung, Effekte und die mimische Leistung. "Batmans Rückkehr" gehört einfach in die Königs-Klasse der Comic-Verfilmungen.

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                • 9 .5
                  über Batman

                  Einer dieser stilbildenden Blockbuster, wie sie in einem Jahrzehnt nur selten vorkommen. Und dabei sogar viel besser sind, als ihr Ruf. Tim Burton vollführte mit "Batman" ein wahres Wunder. Der dunkle Ritter ist schwarz wie die Nacht, grimmig und bewegt sich in einer Grau-Zone zwischen Recht und Ordnung. Kein knallbunter Psychedelic Comic-Kitsch und erst recht keine peinlichen Musik-Einlagen. Gotham City ist das pulsierende Herz der Finsternis mit Metropolis-Ausmaßen. Michael Keaton gibt den perfekten Milliardär mit Spätschäden, der zur Fledermaus mit High Tech-Gadgets gibt. Kim Basinger ist das zahme Sex-Kätzchen mit gutem Charakter und Jack Nicholson, der darf als herrlich übertriebener Joker den Genre-Rekord als Bösewicht aufstellen. Aber auch die restlichen Neben-Stars wie Billy Dee Williams (als erster Harvey Dent!), Jerry Hall und Jack Palance machen "Batman" zu einem Groß-Ereignis, das als Kassenmagnet das beste aus den 80's und 90's verband. Size and Style do matter, aber selten wirkten alle Einzelteile so großartig zusammen. Vielleicht noch nicht ganz das Meister-Gemälde des zweiten Teils, aber schon definitiv eine Über-Klasse für sich.

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                  • 7

                    Potzblitz Batman, was waren die Sixties doch schräg! Für manche sind die kindlich-naiven Abenteuer der Adam West-Ära eine schöne Kindheits-Erinnerung. Für andere sicherlich nicht weniger als die derbste Verschandelung des dunklen Ritters. Die düsteren Crime-/Detective-Stories von Bob Cane mussten ja unter dem Comic Code ziemlich leiden. Brutalität, sexuelle Anspielungen und was sonst noch einen Comic-Strip erst richtig Leben einhaucht war passé.
                    Umso schriller wirkt da heute noch das Entgegenwirken der Fernseh-Adaption. Gags und bewusst dümmliche Zotten, über-bunte Farben und Design. Campy nennt sich das wohl, ich nenne das mal bewusst Spaß. Denn genau das macht "Batman hält die Welt in Atem", die Leinwand-Version zur kunterbunten Fernseh-Stunde. Hier macht es POW und ZAPP, da wirbelt Musik im beatigen Zeit-Kolorit durch die Luft, kein orchestraler Bombast-Soundtrack. Und Adam West und Burt Ward ziehen ihr gewohntes Programm als dynamisches Duo gewohnt toll durch. Bei all den irrwitzigen Story-Ideen, Gadgets und Blödel-Einlagen stellt sich vielleicht mal das Gefühl ein, hier hätte jemand auf LSD geschrieben und gedreht, aber das trägt definitiv zum hohen Unterhaltungswert bei. Denn dieser Film richtet sich nicht an ein Düster-Publikum, noch wollte er anno 1966 Blockbuster-Gefilde abgrasen. Dieser erste vollwertige Kino-"Batman" lümmelt sich angenehm in seinem Serien-Universum, das heutigen Seh-Gewohnheiten mitunter stark fremd vorkommt. Und dennoch vor allem sich selbst reicht, als erfolgreiche Adaption eines (vormals) düsteren Comics. Denn seien wir mal ehrlich, das hier ist allemal angenehmer als die späteren "Power Rangers." Zwar irgendwie genauso bekloppt, aber relativ harmlos.

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                    • 7

                      Ein echtes Highlight des europäischen Thriller-Kinos, das in Deutschland leider nur als DVD-Premiere erschien. Dabei ist "Kein Sterbenswort" eine herrliche Abwechslung zu aufgesetzten Psycho-Spielchen oder dämlichen Action-Luftblasen. Harmlos, wenn auch nicht ganz harmonisch, präsentiert sich der Auftakt. Alexandre und seine Frau Margot besuchen ihre Familie. Da gibt es Krach, aber abends genießen die beiden Liebenden die angenehme Landluft. Und dann wird Alexandre ausgeknockt, Margot angegriffen. Ein Sprung von acht Jahren in die Zukunft und wir treffen Alexandre wieder. Er verarbeitet immer noch mühsam, dass ein entlaufener Serien-Killer seine Frau verschleppt und getötet hat. Die Fakten überzeugen Alexandre einfach nicht. Und schon sehr bald wird aus ihm selbst ein Mord-Verdächtiger. Jemand scheint es auf ihn abgesehen zu haben und macht vor seinen Freunden und der Familie nicht halt. Während seine Welt ziemlich schnell aus den Fugen gerät, scheint eine e-Mail seine Ahnung zu bestärken. Die verschlüsselte Botschaft kann nur von Margot stammen. Es ging in Europa also schon vor Lisbeth Salander nebulös und schweißtreibend zu. Trotz einer etwas schwankenden Inszenierung, in der immer wieder der gefürchtete Fernseh-Touch durchschlägt, ist der Film eine angenehm spannende Angelegenheit. Da gibt es falsche Fährten, die ein oder andere Schieß-Einlage und dennoch keinen verpeilten Dampf-Hammer, der einem ständig etwas überbrät. Leider braucht der Film nach seinem starken Einstieg ein wenig Anlauf. Aber ist dieser ausgestanden, steht einem der interessantesten Thriller der letzten Jahre nichts mehr im Wege. Außerdem dürfte sich hier auch der Umfang der literarischen Vorlage ein wenig bemerkbar machen. Doch das Tempo pendelt sich gut ein. An den ganzen Krimi-Büchern ist also doch mehr dran, als nur endlose Killer-Jagden. Spätestens, wenn "Kein Sterbenswort" im öffentlich rechtlichen Fernsehen läuft, dürfte das Publikum merken, dass man hierzulande leider nur deutlich betuchtere Spannungs-Kost vorzuweisen hat. Ein Jammer, aber die Hoffnung stirbt selbst im Thriller bekanntlich zuletzt.

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                      • 8

                        Wenn andere sich an Neu-Auflagen von Klassikern wagen, mündet das meist in Leichen-Fledderei. Tom Savini bewies 1990 aber, dass ein Remake auch mal nicht als Katastrophe enden muss. Seine Farb-Fassung von "Night of the Living Dead" ist ein spannendes Stück Genre-Kino, dass zeitweise sogar ähnliche Beklemmungen auslöst wie das Original. Immerhin wurde für die Gestaltung der Untoten Recherche in Leichen-Schauhäusern betrieben. An sich schon ein makabres Grusel-Gimmick, das sich beim Zuschauen erst vollentfaltet. Denn die Effekt-Arbeit ist dem Namen Savini mehr als würdig und wird mit reichlich plastischen Splatter-Momenten unterstrichen. Schon die US-Zensur fand das wenig lustig, die deutschen Behörden beschlagnahmten den Titel nach der Kino-Auswertung gar. Aber dies soll keine Werbung für ein blutiges Schlachtfest werden. Denn zum Glück versteht es Savini, Romero gerecht zu werden. Die Atmosphäre ist bedrohlich stimmig und wird schon durch die Präsenz der dead people getragen. Hinter der Kamera sorgte ein Großteil des Ur-Teams für die Aufbereitung des Konzepts, und keiner der Beteiligten braucht sich dafür zu schämen. Auch die Besetzung ist wirklich überzeugend, allen voran natürlich Patricia Tallman als neue Barbara, die im Verlauf schnell zur Überlebens-Kämpferin mutiert. Und auch der großartige Tony Todd erweist sich als ideale Wahl für den tragischen Helden Ben. Ferner gibt es auch ein paar weniger bekannte Gesichter, bei denen dann auch mal ein Bill Moseley ("Texas Chainsaw Massacre 2") heraussticht. Eine ganz vergnügliche Horror-Angelegenheit halt, die die sich überhaupt nicht flacher als das Original präsentiert. Der beste Beweis dafür, dass sich Remakes durchaus auf Augenhöhe mit ihren Vorbildern befinden können.

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                        • 6 .5

                          Es scheint, John Carpenter würde sich nichtmal eine Komödie ohne phantastisches Element gönnen. Für "Jagd auf einen Unsichtbaren" entstaubt er eine beliebte Figur des klassischen Hollywood-Horror-Kinos und dreht ein bisschen an der Action-Schraube. Dabei sind die Effekte mit dem unsichtbaren Chevy Chase (hier mal wieder in Topform) trotz des Alters immer noch recht ansehnlich und für die wirklich einfallsreichen Momente bürgt allein der Name des Regisseurs. Nach einigen eher durchwachsenen B-Movies zeigte Carpenter hier, dass er bei Besetzung und Umsetzung mit hohem Budget ein ebenso glückliches Händchen besitzt. Auch wenn der Film nicht der erhoffte Kassen-Schlager wurde. Denn auch ohne bahnbrechende Genre-Momente zählt "Jagd auf einen Unsichtbaren" zu den besten Arbeiten von John Carpenter, halt mal ein wenig anders.

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                          • 4

                            Nein, Nick Cassavetes ist nicht sein Vater. Trotzdem gelingt es dem Mann immer wieder, irgendwie gehyptes und auch gestandenes Personal für seine Filme zu verpflichten. "Alpha Dog" macht da ebenfalls keine Ausnahme. Denn wie so oft verhebt sich Cassavetes bei seinem Unterfangen, eine eindringliche Geschichte, nach wahren Motiven, zu erzählen und dabei einen eigenwilligen Stil zu präsentieren. Dokumentarisch ist das ganze, mit eingeworfenen Interview-Passagen und dann wieder so cool wie ein neues teueres Musik-Video auf MTV. Das alte Kaliber wird von Namen wie Bruce Willis, Harry Dean Stanton und Sharon Stone vertreten. Die jungen flippigen Gesichter gehören Emile Hirsch, Amanda Seyfried, Justin Timberlake, Olivia Wilde, Amber Heard und und und. Sie alle werden wie fleißige Bienchen hin und her geschoben, sind cool und reden meist wie aufgesetzte Stereotypen, die ziemlich an der Grenze zur Debilität entlang schrammen. So langweilig und eindimensional wirkten die Figuren eines Jugend-Crime-Melodrams selten. Gerade weil alles so gestelzt daherkommt, als hätte jemand das Drehbuch verfasst, der die Straßen von heute nur aus B-Filmchen kennt. Ach ja, das schrieb ja auch Cassavetes. Bei "Alpha Dog" merkt man die Ambition, hier etwas ansprechendes zu kreieren. Nur hat es nicht so recht geklappt. Gerade auch, weil die Absicht, eine reale Tragödie zu verfilmen, ziemlich ins Hinter-Treppchen gerät und nur zum billigen Vorwand verkommt. Etwas weniger Coolness und sehr viel mehr Einfühlungs-Vermögen hätte der Thematik eben besser getan.

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                            • 7

                              Es ist doch immer schön, wenn ein good lookin' Frauenschwarm mal den Bösewicht gibt. In den 80er Jahren galt Richard Gere als Inbegriff des Sex-Symbols. Scharenweise sorgt er für gefährlich hohe Herz-Schläge weiblicher Fans, und dann sogar in einigen wirklich überzeugenden Rollen. Da wäre es doch ein Klacks, wenn Gere nicht den bad Motherfucker meistern würde. Und in der Tat, für Ausnahme-Regisseur Mike Figgis veredelt er den Thriller "Internal Affairs." Immer noch gutaussehend und mit einem Lächeln gibt er den fiesen Peck, der gleich mal die Latte für ähnliche Rollen (wie "Training Day") ein wenig höher anlegt. Andy Garcia darf sich als ebenbürtiger Gegenspieler beweisen, auch wenn die größte Anziehungs-Kraft dieses, gerne in Vergessenheit geratenen, Thrillers ganz klar bei seinem Dreckschwein mit Sheriff-Stern liegt. Auch nach zwanzig Jahren bleibt "Internal Affairs" ein spannender Film zwischen Korruption und knallhartem Katz-und-Maus-Spiel. Der Plot läuft gut geölt und die rohe Brutalität kratzt mächtig am Glanz des Mainstreams. Könnte ruhig mal wieder öfters laufen.

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                              • 7 .5

                                Und wieder ein verlorener Schatz, der sich beim Ausmisten anfindet. Die erste deutsche DVD-Veröffentlichung förderte "Hausu" endlich mal einen ganz besonderen Spukhaus-Film zutage. Von all den filmischen Geister-Geschichten ist diese eine wirklich unvergleichliche. Regisseur Nobuhiko Obayashi drehte zuvor Commercials und bei seinem Spielfilm-Debüt merkt man deutlich, dass ihm formelle Vorgaben nicht recht interessierten. Eine Horde junger Mädchen folgt der Einladung von Oshare, die ihrer ungeliebten neuen Frau an Vaters Seite entfliehen will. Sie zieht es zum Haus von Ohsares Tante, die jedoch ihren greisen Zustand im Rollstuhl bald verlässt und die Mädchen nach und nach ausschaltet. Tja, Tantchen ist nämlich von einem bösen Geist besessen, und der sieht die Girls als stärkenden Happen zwischendurch. Was jetzt schon durchgedreht klingt, erweist sich beim Zuschauen schnell als psychedelisches Seh-Vergnügen, bei einem die Sinne ordentlich durchgewirbelt werden. Zeichentrick-Sequenzen, hübsch gebastelte Kulissen und eine Menge irren Humors lassen "Hausu" zu einem japanischen "Evil Dead"-Urahn werden. Hier geht es nicht direkt um Schauer-Momente, hier bleibt einfach kein Auge trocken. Dafür sorgen so grenzdebile Mädchen-Kicher-Momente, skurrile Horror-Szenen wie der sprechende Kopf im Brunnen oder filmische Zitate. Da erhalten die Mädchen englische Kosenamen wie Gorgeous oder Kung-Fu, samt Titel-Melodie. Und die verachtete Stiefmutter präsentiert sich im Weichzeichner mit wehenden Haaren (auch in geschlossenen Räumen!). So machen alte Spuk-Märchen wirklich Spaß, auch wenn die Handlung eher optisch nur durch den Kakao gezogen wird. Denn die Geschichte bleibt trotzdem ernst und verläuft strikt nach dem Zehn-Kleine-Negerlein-Prinzip, an deren Ende eine typische Inbesitznahme steht, die für einen lächelnden Abschluss-Twist sorgt. Wer neugierig geworden ist, sollte unbedingt mal Schnipseln auf youtube etc. Ausschau halten. Wenn euch das zusagt, wartet erstmal den vollen Trip ab.

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                                • 8 .5

                                  Es scheint, Martin Scorsese hat endlich wieder zu sich selbst gefunden. Viel zu verkrampft schien zuletzt sein Kampf mit der Epik, das Streben nach Anerkennung und Oscar-Ehrerbietung. Okay, das wurde ihm ziemlich unterstellt, aber etwas war doch dran an der Sache. Die große Kino-Wundertüte "The Aviator" schrie laut vor Pracht und großen Bildern, entbehrte aber der großen mitreißenden Komponente. "Gangs of New York" wiederum war Jahrzehnte zuvor geplant und wurde doch ein Opfer der Studio-Politik. Sein endgültiger Oscar-Erfolg "The Departed" stieß dann wieder auf Ablehnung, zumindest bei Kennern des Originals. Scorsese schien ein wenig die Freude an der Sache verloren zu haben. Stattdessen sprühten seine famosen Ausflüge ins Musikfach ("Shine A Light" und "No Direction Home") vor Begeisterung über. Und jene hält endlich wieder Einzug bei "Shutter Island." Eine Roman-Adaption ist es diesmal. Und nicht mal ein gefürchteter Best-Seller, mit denen Hollywood in letzter Zeit so verzweifelt um Stamm-Kundschaft buhlt. Nein, den Roman kannte vorher nicht jeder und das ist schon der größte Gewinn bei dieser schaurigen Story. Mit stilechtem Fifties-Ambiente entwirft Scorsese den Mikro-Kosmos der Nerven-Heilanstalt. Hier erweist sich der Regisseur wiederum als echter Meister seines Fachs. Die Ausstattung ist perfekt und auch die Effekte fügen sich, bis auf einige Bluescreen-Eskapaden, trefflich ins Gesamtbild. "Shutter Island" ist ein äußerst gelungener Mix aus den Spannungs-Bögen der glorreichen Kino-Jahre, die frei von Schnitt-Orgien und plumpen Buh-Momenten waren, und den teuren Standards des 21. Jahrhunderts, wo Film nun mal kostet. Mitunter könnte man meinen, dieser Streifen hätte auch in den Sechziger oder Siebziger Jahren gedreht werden können. Wenn er dann nicht doch so bombastisch beeindruckend wäre. Aber das ist betrifft nicht nur die Atmosphäre, auch schauspielerisch trumpft Scorsese voll auf. Leonardo DiCaprio darf anno 2010 endlich attestiert werden, dass er nicht mehr wie ein ambitioniertes Milchreis-Gesicht spielt. Ihm scheint die Rolle natürlich auch auf den Leib geschrieben, was seine Leistung aber nicht sonderlich schmälert. Ansonsten dominieren neben den zwielichtigen Betreuern Ben Kingsley oder Max von Sydow (beide groß, wie immer) auch die vielen Neben-Rollen. Hier glänzen mitunter viel zu kurz so hervorragende Mimen wie Michelle Williams, Ted Levine oder auch Jackie Earle Haley. Irgendwie auch ein Jammer, aber ihre Bemühungen heben den Film glatt über den Durchschnitt. Vor allem sorgt die Teilnahme aller dafür, dass "Shutter Island" bis zum ernüchternden Finale nicht kippt. Der Film ist ein gelungenes Gesamt-Kunstwerk, für das Scorsese wirklich gratuliert werden kann. Nicht für jeden Geschmack sicherlich, auch nicht der größte und vollkommen twistreichste Thriller ever, aber ein starkes Stück Kino, das zeitweise an den Nerven zehrt, anstatt nur bedrohlich ins Ohr zu flüstern. Und damit ist "Shutter Island" vielen Streifen im Kino-Jahr 2010 voraus.

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                                  • 6 .5

                                    "Hulk" reloaded und dieses Mal leicht bekömmlich. Mit "The Incredible Hulk" legt Action-Routinier Louis Leterrier ein mittelstarkes Effekt-Gewitter vor, das mich an die Bud Spencer und Terrence Hill-Ära erinnert. Nur millionenschwerer produziert und etwas satter in der Farb-Palette. Der Cast ist komplett ausgewechselt, der Hulk bekam ein Ganz-Körper-Lifting spendiert. Und bei der ganzen Action wird der Zuschauer geschont. Ja, es stimmt, Anspruch wird hier eher klein geschrieben. Beim zweiten Hulk geht es um Fun und mächtig Monster-Keile. Und dennoch, Edward Norton verleiht als Fan der Rolle des Banner die nötige Präsenz, um dem ganzen Spektakel einen gewissen Hauch von A-Klasse aufzudrücken. Liv Tyler ist sicherlich keine schlechtere Wahl, nur spielt sie eben die zweite Geige. Dafür darf sich Tim Roth als manisches Versuchs-Kaninchen austoben. Mit weniger gut aufgelegten Gesichtern wäre dies ein zweitklassiger Monster-Klopper der Marke "Street Fighter." Aber Leterrier und sein Stab sorgen für vergnügliche zwei Stunden, bei denen endlich mehr der Geist der Marvel-Comics Einzug hält. Und eben nicht ein Ensemble-Drama mit überzeichnetem Comic-Look aufgezogen wurde. An den Anblick unseres digitalen Muskel-Protzes müssen wir uns zwar immer noch gewöhnen, aber der Hulk würde wohl nur im Comic einen Schönheits-Wettbewerb gewinnen. Auch "The Incredible Hulk" will nichts mehr als ein Crowd-Pleaser sein, und das gelingt ihm dank Rasanz und ein gesteigertes Quentchen Selbst-Ironie (zumindest in der ersten Hälfte). Unter uns: Das ist nicht der bessere "Hulk"-Film, nur der, den ich mir zuerst gewünscht hätte. Und dennoch, beide Verfilmungen können ungehindert nebeneinander existieren. Manchmal will man eben Futter fürs Hirn, dann wieder einfach was knalliges für die Augen. Immerhin ist dieser Film meilenweit von den Untiefen der Schumacher-Batman-Streifen entfernt. Das will ja schon was heißen.

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                                    • 5
                                      über Hulk

                                      Zwei Hulks wohnen ach! In seiner Brust! Mit seiner groß angelegten "Hulk"-Verfilmung stürzt uns Ang Lee in ein echtes Dilemma. Einerseits entfesselt der Film zweitweise ein kleines Bombast-Gewitter, dann wieder will der Regisseur das Unmögliche wagen und den bunten Bilder-Geschichten Marvels eine gehaltvolle Story verpassen. Schon vor den "Watchmen" stürzt sich Lee in ein tiefes Vater-Sohn-Drama, eine Psycho-Studie, erkaltete Liebe aufgrund fehlender emotionaler Offenheit und und und. Dabei nutzt der Film nicht nur einige satte Effekte, sondern übersetzt reißerisch die Panel-im-Panel-Bildsprache für Nicht-Leser. Das ist alles sehr löblich und gewinnt, nach dem ersten geschockten Anschauen meinerseits, immer mehr an Faszination. Trotzdem schießt Lee mit seinem "Hulk" am Ziel vorbei. Für eine fordernde Geschichte braucht es manchmal gestandene Darsteller, kein Problem. Nur in diesem Fall erweisen sich die wichtigsten Charaktere glatt als fehlbesetzt. Der gutmütige Eric Bana gestaltet seinen Dr. Banner als Fuss-Abtreter mit Dackel-Blick, der nicht gelernt hat, aus sich raus zu treten. Seine heimliche große Liebe spielt Jennifer Connelly, von der ich sonst immer sehr begeistert bin. Hier jedoch weicht ihre unnahbare Aura der Anziehungs-Kraft eines gefrorenen Fisch-Stäbchens. Und schon verpufft der erste emotionale Faktor, der eigentlich zu den Trägern des Films gehören sollte. Etwas überzeugender sind die Leistungen von Sam Elliott und Nick Nolte. Gerade Nolte nimmt man den genialen, aber auch verrückten Vater voll ab. Gerade auch, weil dieser große Mime hier echt verkommen aussieht. Den würde ich nicht mal mit der Kneif-Zange anfassen wollen. Der Star des Films selbst schwankt ebenfalls bei seinen digitalen Auftritten. Ja, der Hulk ist grün und hat Muskeln, sieht jedoch auch irgendwie lächerlich aus. Vor allem mit seinen Stretch-Hosen, ein wunderlicher Einfall, um der Prüderie Amerikas entgegenzuwirken. Damit wird aber auch der Sinn der großen Marvel-Vorlage stark unterbunden. Schließlich sollen diese Comics Spaß machen und muss nicht unbedingt als Nährboden einer griechischen Tragödie dienen. Deshalb ist der erste Leinwand-Ausflug des "Hulk" durchwachsene Geschmackssache - manchmal tobend wie eine Natur-Gewalt, dann wieder etwas ermüdender Leerlauf, mit vielen problembelasteten Dialogen. Echt zum grün werden.

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                                      • 6 .5

                                        Eine gute alte Cyberspace-Perle der Neunziger Jahre. Denzel Washington darf als talentierter Sträfling durch ein virtuelles Kampf-Training hetzen. Darin wütet ein jüngerer Russell Crowe als fieser Super-Psychpath/Massen-Mörder, der sich aus über 100 verschiedenen Killer-Profilen zusammensetzt. Dessen Schöpfer lässt den Ober-Schurken bald in die Realität rüberwandern, bevor sein Baby gelöscht werden kann. Dann geht das muntere Treiben auch schon los. Im etwas futuristischen L.A.-Ambiente verbreitet Crowe irre und brutal Angst und Schrecken, Washington ist seinem "End-Gegner" aber schon ebenbürtig auf den Fersen. Brett Leonard hat mit "Virtuosity" einen sehr unterhaltsamen B-Movie mit Top-Besetzung gedreht. Jedenfalls sind die, natürlich schon veralteten, Tricks ansehnlicher als sein gesamter "Der Rasenmäher-Mann." Zeitweise kommt sogar ein wenig "Klapperschlange"-Flair auf, wenn dem guten Denzel ein "Rückversicherung" seiner Auftrag-Geber implantiert wird. Auch der fiese Witz, für den vor allem der superb aufgelegte Crowe sorgt, hebt den Film übers plumpe Action-Mittelmaß. Mit beinahe kindlicher Spielfreude bricht Crowe als fleischgewordenes Cyber-Hirn das Gesetz, wie einst Wesley Snipes in "Demoltion Man." Nur ist "Virtuosity" noch harter Action-Thriller genug, sich nicht ganz so auf die Spielwiese hinaus zu wagen. In dieser Hinsicht ist der Film ein böser "Matrix"-Bruder, der immer noch genossen werden kann. Und schön nostalgisch wirkt.

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                                        • 3

                                          Ein schön trashiges Horror-Vergnügen aus der Videotheken-Gruft. Hier sorgen vor allem die meisten schauspielerischen Leistungen und Effekt-Darbietungen für ziemliche Belustigung. Die Story verwurstet ein wenig Gothic-Ambiente mit Satans-Kult und, natürlich, der Herauf-Beschwörung der Höllen-Pforten. Leider eben nur auf ganz kleinem C-Movie-Niveau. "Talisman - Das Tor zur Hölle" bereitet keine schlaflosen Nächte, aber vielleicht einen lustigen Fernseh-Abend. Wenn man dann sein Schmerz-Empfinden runterschrauben kann und will.

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                                          • 4

                                            Hand aufs Herz, der letzte Real-film-Vorgänger war echt mies. Der vierte Teil, kurz "TMNT" genannt, versetzt die vier Mutanten-Schildkröten in die dritte Computer-Dimension. Im vierten Kino-Ausflug steckt das größte Budget der Reihe, im Original sprechen unter anderem Patrick Stewart, Sarah Michelle Gellar und Laurence Fishburne, aber davon hören wir deutsche Gucker natürlich nichts. Dafür dürfen wir uns mit einem Plot begügnen, der viel verlorenen Fan-Boden gut machen will. Hier geht es drunter und drüber, die Fantasie hält sprichwörtlich wieder Einzug ins New York der tapferen Panzer-Recken. Der unsterbliche und übernatürlich mächtige Yaotl sucht die Welt mit seinen steinernen Kameraden heim. Bei seinem Vorhaben, unsere Dimension mit einer anderen zu kreuzen, mischen sich auch der gute alte Foot-Clan und diverse Monster ein. Bis zum Showdown müssen April, Splinter und Casey unsere Jungs aber erstmal wieder zusammenrotten. Das klingt nach ganz schön turbulenten neunzig Minuten. Und wie turbulent. Das Charakter-Design ist zunächst ganz klar Geschmackssache, eben auch, weil hier viel von der Liebens-Würdigkeit des ersten Real-Films verlorengeht. Aber damit kann man sich noch anfreunden. Immerhin wird der Film schon den Comics gerecht, die sich mittlerweile zu einem Universum aus Parallel-Welten und Dimensionen mit mehr als bunten Figuren ausgeweitet haben. Und versetzt dem Geschehen gleich den herbsten Schlag: Denn es passiert irgendwie zu viel und das zu schnell. Natürlich haben sich die Seh-Gewohnheiten in den letzten Jahren gewaltig verschoben. Rasant geschnittene Blitzlicht-Gewitter gehören heute nunmal ins Vormittags-Programm. Doch als etwas älterer Zuschauer erlaube ich mir anzumerken, dass Rasanz oft eben ein schwachbrüstiges Konzept kaschieren soll. Wenn die Kids nicht nur auf fetzige Augen-Jubel-Ware auswären, dürften sie "Beschiss" schreien. Denn es hagelt viel Action, wahrscheinlich mehr als in den ganzen Filmen zuvor, und es gibt eine große Monster-Schau. Aber dann endet das alles viel zu schnell als Auftakt einer neuen Generation von Turtles-Abenteuern. Wie ein aufgeblasener Werbe-Film für die neue Spielzeug-Kollektion. Ohne viel Essenz und irgendwie nur herzlos. Auch deshalb will sich bei mir nicht so viel von der alten Begeisterung einstellen. Ziemlich schade.

                                            • 3 .5

                                              Mein Gott, da war ich sogar noch im Kino!!! Beim dritten Turtles-Film zögere ich das Wiedersehen jedes Mal lange hinaus. So weit wie es nur geht. Denn dieser Teil ist mit Abstand der uninteressanteste der Real Live-Adaptionen. Es gibt weder einen Shredder oder einen ebenbürtigen Schurken, noch richtig ausgefallene Kreaturen. Stattdessen wandern unsere Helden-Schildkröten auf "Back to the Future"-Pfaden und schlagen sich durch einen mauen Zeitreise-Plot. Mit dem Mittelalter-Japan-Setting schlägt sich hier vielleicht der Einsatz der chinesischen Geldgeber von Golden Harvest am stärksten nieder. Nur reicht es dabei zu nicht mehr, als einem Abenteuer für die kleineren Zuschauer, das leider nur wenig der Magie der Kult-Vorlage versprüht. Und nicht einmal mehr der Jim Henson Creature Shop durfte etwas an der Umsetzung beisteuern. Dabei hätte aus einem neuen Abenteuer der "Teenage Mutant Hero Turtles" sogar etwas viel versprechendes werden können. Dann nämlich, wenn sich die Macher vielleicht mit den ausgefallenen Geschichten der vier in der Dimension X und anderen spacigen Orten beschäftigt hätten. So bleibt ein eher fader Turtles-Film übrig, der schon verdientermaßen der letzte mit richtigen Schauspielern wurde.

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                                              • 5 .5

                                                Für eine Fortsetzung ist das zweite Abenteuer der Turtles leider nicht ganz ohne Probleme. Zwar schließt die Handlung beinahe nahtlos an den Vorgänger an, bleibt insgesamt aber weniger spannend und mitreißend. Da erscheint der ramponierte Shredder also doch aus dem Totenreich und erschafft sich gleich zwei Schoß-Tiere aus dem Ooze. Ein wenig mehr Kreativität hätte hier schon isnDrehbuch einfließen dürfen. Aber vielleicht wurde die auch Opfer der Umbesetzungen vor und hinter den Kulissen. April O'Neil wurde ebenso wie Shredder umbesetzt und auch ein neuer Regisseur zeichnete für die Umsetzung verantwortlich. Dafür dürfen die Turtles kurz die Show des peinlichen Vanilla Ice aufpeppen, zum Glück ist der nur ein paar Minuten zu sehen. Ansonsten würde ich einen großen Bogen um diesen Film machen. Fazit: Als Fortsetzung nicht minder schlecht gemacht, aber eben nicht so fantastisch wie der erste Teil. Wäre als Abschluss der Reihe dennoch voll in Ordnung gegangen.

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                                                  über Turtles

                                                  Der erste und beste Kino-Ausflug der kultigen Turtles. Der angesehene Musicvideo-Regisseur Steve Barron hievt doch tatsächlich beinahe alle Stärken der Comic-Vorlage auf die Leinwand. Vielleicht auch ein Verdienst der engeren Zusammen-Arbeit mit den Schöpfern Eastman und Laird. Auf jeden Fall besitzt der Film auch nach zwanzig Jahren mehr Charme als so manches CGI-Märchen, denn an die formvollendete Kunst eines Jim Hanson reicht nun mal nichts heran. Leider sollte die Fleisch-Werdung von Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo eines seiner letzten Projekte werden. Dafür wird auch der restliche Aufwand bei Gestaltung und Umsetzung dem Meister gerecht. Barron zauberte ein stimmiges Großstadt-Märchen, dass einige unschöne Themen auch für ein jüngeres Publikum passend aufbereitet. Und dabei sind Schandtaten des Shredder und seines Foot-Clan nie lächerlich und peinlich. Ganz im Gegenteil, wir verlieren sehr schnell unser Herz an die pizza-liebenden Schildkröten und ihren Meister Splinter. Und haben natürlich auch einen Platz für ihre menschlichen Mitstreiter April und Casey Jones. Es ist überrascht mich jedes Mal aufs Neue, wie wenig sich dieser Film auf "hochkarätige" Stars verlassen musste. Im Gegenteil, Elias Koteas (Casey) brachte es immer wieder auf Rollen in so unterschiedlichen Filmen wie "Cyborg 2" oder "Shutter Island." Auch ein junger Sam Rockwell verdiente sich hier noch seine Sporen. Daneben wurde allenfalls im englischen Original auf bekannte Stimmen gesetzt. Aber das ist keineswegs ein Nachteil, denn diese Comic-Adaption ist ein herrliches Ganzes. Es gibt genügend Tiefgang in der fantastischen Story, der weder von den Effekten noch dem Style verdrängt werden kann. Halt ein tolles Comic-Märchen, das, dank seiner liebevollen Machart, nicht vom Zahn der Zeit gnadenlos zerpflügt werden kann. Nur leider wurde es zum Start-Schuss einer nicht so glücklichen Kino-Reihe.

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                                                  • 7

                                                    Mut, Ehre, Tapferkeit - das Recht Waffen zu tragen und stolz seinem Vaterland zu dienen. So in etwa dürfen wir uns wohl die Tugenden einer Militär-Akademie vorstellen. Vorsätze, die Harold Becker in "Die Kadetten von Bunker Hill" mit einem beeindruckenden Ensemble anprangert. In den heiligen Hallen von Bunker Hill werden Teenager und junge Erwachsene für den Militär-Dienst ausgebildet. Mit Ehrfurcht lernen sie zu salutieren, auf Ordnung zu achten und vor allem Waffen zu bedienen. Wer jetzt schon an Hirnwäsche denkt, sollte erst abwarten, welche Richtung dieser Film bald einschlägt. Denn ein tödlicher Zwischenfall sorgt dafür, dass die Einrichtung geschlossen werden soll. Für die Schüler ist Bunker Hill aber mehr als nur eine Lehrstätte, sie sehen darin ihre Heimat. Und so dringen sie ins Waffen-Depot ein und nehmen sich Bunker Hill zurück. Geschütz-Posten, die Belagerung durch die Polizei und der bald einsetzende Nerven-Krieg, der sich innerhalb der Gruppe einstellt - ein wenig fühlt man sich spätere Ausnahme-Situation á la Waco erinnert. Und ähnlich grausam wird auch die Geschichte enden. Größter Verdienst dieses Films ist vor allem der Cast. George C. Scott gibt den alten General Bache, der Bunker Hill aufopfernd führt und unbeabsichtigt zur Galionsfigur seiner Schützlinge geworden ist. Timothy Hutton spielt den Kadetten Moreland, der das Erbe Baches ehren will und die Schüler anführt. Dabei wird sein Vorsatz, Stärke ohne Gewalt zu demonstrieren, bald schon gekippt. Denn unter den Schülern gibt es auch solche wie Shawn, den Tom Cruise beängstigend gut spielt. Shawn ist manisch und zum Waffen-Einsatz jederzeit bereit. Keine große Überraschung, dass ausgerechnet durch ihn das fatale Ende heraufbeschworen wird. Daneben gibt es noch eine Menge anderer toller Jung-Mimen zu bestaunen, bei denen vor allem der damalige Debütant Sean Penn, als Stimme der Vernunft, heraussticht. Ja sicher, "Die Kadetten von Bunker Hill" hat sicherlich bei zwei Stunden Laufzeit auch einige langwierige Passagen, aber dadurch wird seine Wirkung nicht besonders geschmälert. Schließlich zielt der Film auf einige amerikanische Werte ab, die dort als selbstverständlich angesehen werden. Militärische Helden-Verehrung, das Recht, Waffen zu tragen - so lange die Einstellung oder der Grund dazu stimmt. Auch wenn der Film keine bissige Abrechnung darstellt, bleibt er ein stimmige Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Denn wie leicht kippt das Verhältnis von militärischer Erziehung in Richtung Fanatismus und welche Verantwortung trägt dabei die Seite der Ausbilder, die jungen Leuten feurige Ansprachen von Blut und Ehre, Mut zur Durchsetzung hält? Das ist ein immer noch aktuelles Gedankenspiel, das in einem mehr als nur guten Film behandelt wurde. Danach fand sich dieses Story-Muster "Kids mit Knarren in der Schule" allenfalls in billigen Action-Streifen.

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