Patrick Reinbott - Kommentare

Alle Kommentare von Patrick Reinbott

  • 5 .5

    "Schutzengel" ist der Versuch von Til Schweiger, Action-Unterhaltung auf internationalem Niveau abzuliefern.
    Zuerst einmal zu dem Positiven. Die Action-Szenen sind grandios gelungen und Schweiger schafft es, ordentlich Atmosphäre vor den anstehenden Szenen aufzubauen, wobei viele dann auch wirkliche Spannung bieten. Schweiger selbst verfügt natürlich nur über limitierte Schauspielqualitäten, weshalb die Rolle des isolierten Ex-Soldaten allerdings gut zu ihm passt. In den Shootouts zeigt sich außerdem, dass er sich gut mit Waffenverhalten und Schusspositionen auseinandergesetzt hat. Die Atmosphäre ist bis auf kleine, leicht peinliche Ausrutscher in Humor-Bereiche erfreulich ernst und hart, was dem Film gut steht.
    Nun muss ich allerdings auch einiges bemängeln. Schweiger´s Tochter Luna ist ungeeignet für ihre Rolle, nuschelt öfters mal unverständlich und nervt mit viel Geschrei in den Action-Momenten. Dazu ist der Film ca. 20-25 Minuten zu lang geraten, wobei Schweiger oftmals einfach viel zu viel Leerlauf bietet. Hier hätte er auf jeden Fall kürzen müssen. Dazu kommt in ruhigen Dialog-Passagen ein völlig misslungener Schnitt, der ziemlich nervt. Wie schon erwähnt kann Schweiger auch leider nicht darauf verzichten, Humor in seinen Film einzubauen, der zwar glücklicherweise sparsam eingesetzt wurde, trotzdem hätte er ausnahmsweise einfach mal komplett darauf verzichten können. Die Musik ist oftmals ein wenig zu penetrant in den Vordergrund gedrängt, wobei wiederum in Action-Szenen teilweise komplett auf Musik verzichtet wird, was wirklich sehr gut passt.
    In den Nebenrollen gibt es einige bekannte Gesichter, vor allem Moritz Bleibtreu bleibt hier positiv in Erinnerung. Das Ende ist auch abschließend so eine Sache. Ich möchte nicht spoilern, aber ich hasse es einfach, dass die Regisseure hierzulande einfach nie den Mut haben, was durchzuziehen und sich schlussendlich immer der breiten Masse anbiedern müssen.
    "Schutzengel" macht wirklich viel richtig, aber auch leider einiges falsch. Schweiger schafft es tatsächlich, Action auf internationalem Niveau zu bieten und kann richtig starke Spannungsmomente bieten. Hätte er einen anderen Schnitt vor allem in den Dialog-Szenen gewählt, den Humor vollständig gestrichen, 20 Minuten gekürzt und nicht ein völlig misslungenes Ende gewählt, könnte man wirklich von einem richtig sehenswerten Genre-Film aus Deutschland sprechen.

    3
    • 8

      Bond 50: Die Jubiläums-Collection [Blu-ray] -7/22- "Diamantenfieber"
      Nachdem George Lazenby nicht mehr für die Rolle von James Bond zur Verfügung stand und vom Publikum auch nicht wirklich akzeptiert wurde, schaffte man es, Sean Connery noch einmal für die Rolle zu gewinnen.
      Im Gegensatz zum größtenteils ernsten Vorgänger geht es in "Diamantenfieber" um einiges witziger zur Sache. Zu albern fand ich den Film entgegen einiger Meinungen allerdings nie. Positiv ist schon mal, dass zumindest bis knapp über die Hälfte des Film kein größenwahnsinniger Plan im Vordergrund steht. Bond infiltriert einen Diamantenschmugglerring, um an den Drahtzieher zu kommen. Connery sieht man zwar an, dass er schon etwas gealtert ist seit seinem letzten Bond-Einsatz, doch er hat wie immer einige trockene Sprüche auf Lager und gibt sich cool, an einigen wenigen Stellen wirkt er jedoch wirklich ein bisschen gelangweilt. Trotzdem beweist er bei einer rohen Prügelei ziemlich früh, dass mit ihm noch zu rechnen ist.
      Kurze Zeit später wird die Handlung nach Las Vegas verlegt, wo eine wirklich gelungene 70er-Atmosphäre geboten wird. Erwähnenswert ist hier eine Verfolgungsjagd über die Boulevards von Vegas und eine Klettereinlage von 007 außen an einem Hotel. Besonders stechen in diesem Film auch das homosexuelle, bizzare Killerpärchen Mr. Wint und Mr. Kidd hervor, die mit skurillen und kreativen Tötungsmethoden einige Leichen hinterlassen und auch Bond immer wieder gefährlich auf die Pelle rücken. Mit Bambi und Klopfer, ebenfalls sehr "kreative" Namen, hat man auch zwei amüsante Frauen, die Bond anders zu Leibe rücken, als er sonst gewohnt ist.
      Gegen Ende wird dann der große Plan enthüllt, welcher leider nicht mit den vorherigen Geschehnissen mithalten kann und altbekannt daher kommt. Charles Gray ist in diesem Film auch kein wirklich toller Blofeld-Darsteller und auch die Bond-Girls sind etwas unspektakulär bzw. im Falle von Jill St. John als Tiffany Case leicht nervig, was von Bond selbst gegen Ende des Films äußerst treffend auf den Punkt gebracht wird ("Du dumme Nuss").
      "Diamantenfieber" hat mich entgegen meiner gedämpften Erwartungen wirklich positiv überrascht. Mit dem großen Masterplan, dem neuen Blofeld-Darsteller und etwas zu viel Humor gibt es zwar sichtbare Schwächen. Ein cooler Sean Connery, eine vor allem in der ersten Hälfte gelungene Story mit tollen Einzelmomenten und dem genialen Killerpärchen Wint und Kidd bekommt man aber genug geboten, um diesen Bond-Film letztendlich als absolut ausgezeichnet bezeichnen zu können.

      5
      • 8

        Bond 50: Die Jubiläums-Collection [Blu-ray] -6/22- "Im Geheimdienst Ihrer Majestät"
        Nach dem Ausstieg von Sean Connery hat man mit George Lazenby einen neuen Schauspieler für die Rolle von James Bond gewählt. Dieser setzt allerdings nicht wirklich eigene Akzente, sondern orientiert sich weitesgehend an Connery´s Vorlage. Während er im Umgang mit den Frauen etwas ungelenk wirkt, punktet er aber dafür umso mehr in den Actionszenen, vor allem in harten Faustkämpfen bekommt man eine ordentliche Härte geboten.
        Diesmal läuft alles allerdings nicht nach dem üblichen Schema ab. Bond verliebt sich und plant sogar zu heiraten, ist bereit seinen Beruf hinzuschmeißen und darf mehr Gefühle zeigen als zuvor. Auffällig sind auch witzige Anspielungen an vorherige Teile. Nachdem er offiziell beurlaubt wurde, verfolgt Bond auf eigene Faust die Spur seines Erzfeindes Blofeld, der hier von Telly Savalas gespielt wird, welcher diesmal auffällig öfter auftritt und auch selbst in Actionszenen mitmischt. Die Spur führt 007 in die Schweiz, wo hervorragende Schneepanoramen geboten werden.
        Im Mittelteil zieht sich der Film ein wenig, auch wenn der Aufenthalt Bond´s in dem Berghotel unter vielen Frauen ziemlich amüsant inszeniert ist. Danach geht es aber gewohnt gut weiter, wobei vor allem die von Willy Bogner inszenierten Skiverfolgungsjagden wirklich spektakulär anzusehen sind. Mit Diana Rigg bekommt Bond zur Abwechslung mal eine ziemlich schlagkräftige Partnerin zur Seite, die ihm durchaus die Stirn bieten kann.
        Als man dann noch glaubt, der Film endet wie üblich, wird man von einem überraschenden, extrem tragischen und pessimistischen Schluss in den Abspann entlassen. Eine mutige Entscheidung, die wirklich Respekt verdient hat.
        "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" bietet mit George Lazenby einen akzeptablen neuen Darsteller, begeistert allerdings wiederum durch das gelungene Verwerfen gewohnter Konventionen und einem denkwürdigen Ende.

        7
        • 7

          Bond 50: Die Jubiläums-Collection [Blu-ray] -5/22- "Man lebt nur zweimal"
          Diesmal verschlägt es 007 nach Tokyo, wo er zusammen mit dem dortigen Geheimdienstchef Blofeld stoppen muss, der einen Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion auslösen will.
          Sean Connery hatte bei diesem Teil schon regelrecht die Lust an der Rolle verloren und wollte keinen weiteren Bond-Film mehr machen, da er nur noch mit dieser Rolle in Verbindung gebracht wurde und ihn die Reporter regelrecht verfolgten. Diese Unlust merkt man ihm aber meiner Meinung nach nicht wirklich an und so kann er wie immer eine gute Leistung bringen.
          Mit Tokyo wird eine tolle Location geboten, die eine schöne Abwechslung zu den bisherigen darstellt. So vergeht die 1. Filmhälfte wie im Flug. Bond ermittelt, kämpft, schießt und flirtet sich von einer atmosphärischen Szene zur nächsten und man bekommt die altbekannte Mischung in, dank dem Schauplatz, neuem Gewand geboten.
          Leider fällt der Film dann in der 2. Hälfte merklich ab. Hier wird eins der größten Probleme des Films deutlich. Ihm fehlt ein markanter Gegenspieler und Blofeld hat einfach viel zu wenig Screentime, um diesen Mangel zu kaschieren. Dazu kommt wohl, dass man ein wenig vom Hype der damaligen Kung-Fu-Filme Welle mitnehmen wollte und so wird Bond optisch zum Japaner verwandelt und besucht eine Kung-Fu-Schule, um dort zum Ninja ausgebildet zu werden. Das Ganze empfand ich als ein wenig zu albern, vor allem hat dieser Storyteil im Finale wenig bis gar keine Verwendung, weshalb er sich im Nachhinein als ziemlich überflüssig anfühlt. Bis zum actiongeladenen Showdown in Blofelds Geheimbasis vergeht außerdem ein wenig zuviel Zeit, wo nichts sonderlich spannendes passiert, was zu leichten Längen führt.
          "Man lebt nur zweimal" bietet in der ersten Hälfte gewohnt erstklassige Unterhaltung und kann vor allem durch die neue Location Tokyo überzeugen. Leider bricht der bis dahin ausgezeichnete Film in der 2. Filmhälfte merklich ein, sodass viel Potential verschenkt wurde und der grandiose Gesamteindruck merklich getrübt wird.

          6
          • 8

            Bond 50: Die Jubiläums-Collection [Blu-ray] -4/22- "Feuerball"
            Nach dem grandiosen "Goldfinger" geht es mit "Feuerball" in hoher Qualität weiter.
            Schurke Emilio Largo erbeutet zwei Atombomben und droht damit, eine Stadt auszulöschen, wenn ihm nicht die Summe von 1.000.000 Pfund ausgezahlt wird. Nach einem kurzen Urlaub, der ebenfalls schon mit Turbulenzen verbunden war, muss 007 zu den Bahamas reisen, um wieder mal die Lage zu klären.
            Adolfo Celi spielt hier einen guten Bösewicht, der allerdings nicht an den vorherigen Goldfinger rankommt. Bond ist diesmal allerdings nicht mehr ganz so überlegen wie im Vorgänger und ihm passieren ab und an kleine Fehler, die ihn in brenzlige Situationen bringen. Trotzdem löst er die Situationen wieder geschickt, dabei kommt auch der Humor wieder nicht zu kurz. 007 gibt sich allerdings stets arrogant und überheblich, was ihm in diesem Film auf humorvolle Weise sogar das ein oder andere Mal vorgehalten wird.
            Obwohl der Titel "Feuerball" lautet, ist Wasser in diesem Teil ein Hauptelement. Ich bin ein großer Fan von Unterwasseraufnahmen und so hat es mir umso mehr gefallen, dass hier vor allem für damalige Verhältnisse spektakuläre Unterwasserszenen gefilmt wurden. Erfreulicherweise spielt sich dann auch fast der gesamte Showdown unter Wasser ab. Ein großer Teil des Films spielt sich außerdem in Nassau auf den Bahamas ab, wodurch die exotischste Atmosphäre seit dem Debütfilm entsteht. Die Action ist ordentlich verteilt und wirkt hochwertiger als je zuvor, wofür es damals zurecht den Oscar für die besten Spezialeffekte gab. Einzig ein paar misslungene Schnitte bzw. Anschlussfehler schmälern ein wenig den positiven Gesamteindruck.
            "Feuerball" führt die Bond-Reihe in erfreulich hoher Qualität fort. Alle wichtigen Zutaten werden erneut in hoher Qualität geboten, die 130 Minuten vergehen ohne wirkliche Längen und zusammen mit den tollen Unterwasserszenen bekommt man einen rundum gelungenen Bond-Film geboten.

            "Darf ich meine Freundin zu Ihnen setzen? Sie belästigt Sie nicht, sie ist nämlich tot."

            4
            • 9

              Bond 50: Die Jubiläums-Collection [Blu-ray] -3/22- "Goldfinger"
              Mit dem dritten Film der Bond-Reihe wurde ein regelrechter Grundstein gelegt, der alle darauf folgenden Filme prägen sollte.
              Sean Connery präsentiert sich in absoluter Bestform und hat sich in seinem 3. Auftritt endgültig in die Rolle eingefunden. Der Vorspann ist mit einem der absolut besten Titelsongs der gesamten Reihe unterlegt und danach geht es gleich direkt los. Ein großer Vorteil des Films gegenüber den beiden Vorgängern ist es, dass man hier nicht bis kurz vor Ende warten muss, bis es zur Konfrontation mit dem Bösewicht kommt. Bond und Goldfinger begegnen sich indirekt schon sehr früh und auch kurz danach kommt es immer wieder zu offenen Konfrontationen zwischen den beiden, was dann zu raffinierten Szenen führt, beispielsweise das grandiose Golfduell. Gert Fröbe spielt dabei den Part von Goldfinger absolut brillant und darf auch noch einen wirklich größenwahnsinnigen Plan vorstellen. Zurecht zum Kult wurde auch sein Leibwächter Oddjob mit einem äußerst tödlichen Hut.
              Der Film unterhält von Anfang bis Ende komplett ohne Längen und ist mit tollen Einzelmomenten gespickt, wie zum Beispiel die Laserszene oder ein ganz besonderer Ganzkörper-Goldüberzug. 007 bekommt außerdem coole Gadgets für seinen Auftrag, die sinnvoll im Laufe des Films eingesetzt werden und so zusätzlich für gelungene Momente sorgen. Einzig die Flugzeugtruppe von Goldfinger´s Pilotin Pussy Galore (was für ein Name) kommt ein wenig zu albern daher.
              Mit "Goldfinger" wurde die Bond-Reihe zurecht zu einem absoluten Erfolgsgaranten, wobei dieser Film alle Zutaten beinhaltet, für die man 007 schätzen und lieben lernen durfte.

              6
              • 9
                über Liebe

                Mit "Liebe" hat Michael Haneke einen genauso ungemütlichen wie bewegenden Film gedreht.
                Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva spielen das alte Ehepaar Georges und Anne, die auch im hohen Alter noch eine starke Bindung zueinander haben. Nachdem die beiden am Anfang eingeführt werden, spielt sich der Rest des Films ausschließlich im Inneren ihres schönen, altmodischen Hauses ab. Durch einen Schlaganfall wird Anne an den Rollstuhl gebunden, wodurch Georges vollständig für sie verantwortlich wird.
                Haneke inszeniert seinen Film gewohnt hochgradig realistisch, dazu kommt die langsame Erzählweise, bei der die Kamera oftmals völlig starr verweilt, außerdem wird auf Musikuntermalung völlig verzichtet. Als eine Art Kammerspiel wird der Film vollständig von den beiden herausragenden Hauptdarstellern getragen. Es ist wunderbar anzusehen, mit welcher stillen Hingabe sich Georges um seine Anne kümmert. Im späteren Verlauf wird der Film immer bedrückender und unbequemer, je schlimmer eben Anne´s Gesundheitszustand wird. Haneke beendet seinen Film schließlich auf perfekte Art und Weise mit einem interpretationswürdigen Moment, der zum Nachdenken anregt.
                "Liebe" ist ein Film, in dem die Themen Altern, Tod und Liebe von einem großartigen Regisseur und mit fantastischen Darstellern behandelt werden. In letzter Zeit und vielleicht auch in nächster Zeit wird man vermutlich kaum einen Film finden, in dem diese Themen derart realistisch und intensiv verarbeitet werden. Eine absolute Empfehlung, auch wenn es nicht ganz einfach ist, sich diesem Film zu stellen, so lohnt es sich aber einfach zu 100%.

                4
                • 7 .5

                  Bond 50: Die Jubiläums-Collection [Blu-ray] -2/22- "Liebesgrüße aus Moskau"
                  007´s zweiter Einsatz spielt sich vor der Kulisse des kalten Kriegs ab. Eine russische Dechiffriermaschine und eine Falle für Bond spielen hier eine große Rolle, während in diesem zweiten Bond-Film neue Elemente etabliert werden, die wiederkehrend in jedem der Filme Verwendung finden. So gibt es zum ersten Mal eine wirklich gelungene Pre-Title Sequence, außerdem verkörpert Desmond Llewelyn das erste Mal Q. Von ihm bekommt 007 sein erstes Gadget, einen ganz besonderen Koffer, mit auf seine Mission.
                  Sean Connery macht auch beim zweiten Anlauf eine sehr gute Figur als James Bond, nur muss er sich diesmal ein wenig dem ernsteren Erzählton anpassen. Statt lockerem Karibik-Flair bekommt man hier einen geradlinigen, ernsten Agenthriller, in dem nur das Nötigste an Humor untergebracht wird. Durch diesen Erzählton und einen etwas zu passiven Bond entwickelt sich die erste Filmhälfte leider ein wenig zäh und mit kleinen Längen behaftet (Zigeunerlager). Daniela Bianchi darf als weibliche Begleitung von 007 diesmal auch mehr als ein dümmliches Püppchen abgeben, sondern sich als wichtiges Story-Element in die Gesamthandlung einfügen.
                  Diesmal gibt es gleich mehrere Bösewichte, wobei vor allem Lotte Lenya als herrlich fiese Rosa Klebb, ein schemenhafter Blofeld mit Katze und ein fantastischer Robert Shaw als Donald Grant herausstechen. Grant ist eine Art ernsterer Anti-Bond und wird somit ein absolut würdiger und gefährlicher Gegenspieler von 007. Ab der zweiten Filmhälfte scheint sich der Film zu wandeln und man bekommt gewohnt großartige Bond-Unterhaltung geboten. Ein fantastischer Abschnitt im Orient-Express, der in einem brutalen Fight mündet, eine geniale Bond-vs.-Hubschrauber Szene, eine wilde Bootsverfolgungsjagd sowie ein toller Abschluss-Showdown machen "Liebesgrüße aus Moskau" letztendlich noch zu einem mehr als sehenswerten Bond-Film.

                  3
                  • 7 .5

                    Bond 50: Die Jubiläums-Collection [Blu-ray] -1/22- "007 jagt Dr. No"
                    Mit dem Debütfilm von 1962 bekommt man einen wirklich gelungen Einstieg in die Reihe rund um den bekanntesten Geheimagenten der Welt.
                    James Bond wird in die Karibik geschickt, wo ein stationierter Geheimagent spurlos verschwunden ist. Zum ersten Mal schlüpft hier Sean Connery in die Rolle von 007 und er macht seine Sache direkt absolut grandios. Seine Performance ist eine tolle Mischung aus charmant, lässig aber auch knallhart und eiskalt. Die typischen Markenzeichen der Reihe werden hier langsam schon eingeführt und man bekommt gelungene Auseinandersetzungen mit Bösewichten, Bond darf ordentlich drauf los flirten und die wiederkehrende Musikuntermalung geht auch direkt ins Ohr.
                    Natürlich wirkt hier alles noch ein klein wenig roh und ungeschliffen, aber der erste Bond versprüht einen regelrechten Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann. Für die damalige Zeit ist alles ziemlich stilvoll inszeniert und der edle Look steht dem Film einfach exzellent. Connery´s Bond ist es vor allem, der für mich die Qualität des Streifens ausmacht. Sein Bond ist noch weit entfernt vom späteren, unverwundbaren Superagenten. Er gerät ab und zu ordentlich ins Schwitzen, darf gehörig einstecken und wirkt allgemein noch viel menschlicher als später in den Filmen. Trotzdem ist er eiskalt und tötet ohne Skrupel, wenn´s drauf ankommt. Mit Ursula Andress bekommt man außerdem den Urtyp des Bond-Girls geboten, denn sie sieht einfach fantastisch aus und macht sich ausgezeichnet an Connery´s Seite. Der Showdown gegen Ende ist dann leider etwas überhetzt und wird zu vorschnell abgehandelt, was leider ein wenig den sehr positiven Gesamteindruck schmälert.
                    Mit "007 jagt Dr. No" bekommt eine kultige Reihe ihren sehr gelungenen Einstieg, der zwar noch an kleinen Schönheitsfehlern krankt, einen aber direkt den Mund nach mehr Bond wässrig macht.

                    10
                    • 7 .5
                      über Samsara

                      "Samsara" ist eine Dokumentation von Ron Fricke, bei der sich durch einen Bilderrausch ein fast meditatives Erlebnis entfaltet.
                      Eine wirkliche Story gibt es in dem Film nicht, zudem sind die gezeigten Bilder nicht wirklich zusammenhängend. Fricke hat in 25 Ländern gedreht und bietet dem Zuschauer dadurch einen Einblick in das gesamte Weltgeschehen. Das Ganze kommt dabei komplett ohne Dialoge aus, nur einzelne Klänge und Melodien begleiten die bombastischen Bilder. Trotzdem gibt es hier nicht nur schöne Themen zu bestaunen, denn in einigen Szenen wird auch offen am Verhalten der Menschen Kritik geübt, wie man zum Beispiel in Aufnahmen aus der Massentierhaltung und Schlachtung bedrücken zu sehen bekommt.
                      "Samsara" bietet bombastische Bilder, die einen auf eine meditative Reise ins Weltgeschehen mitnehmen. Meine Wertung fällt zwar nicht allzu hoch aus, da eine wirkliche Story oder ein Spannungsbogen komplett fehlen und die 105 Minuten daher mit einigen Längen behaftet sind, der Film ist aber trotzdem eine Empfehlung für Leute, die mal wieder ein Fest für die Augen erleben möchten.

                      4
                      • 4

                        Nachdem mir selbst der von vielen kritisierte 4. Teil echt gut gefallen hat, war ich gespannt, wie gut "Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben" wird". Die Antwort fällt ziemlich ernüchternd aus, denn der 5. Teil ist eindeutig der schwächste Teil der Reihe.
                        Dies fängt schon bei der Laufzeit an. 97 Minuten sind einfach viel zu kurz, vor allem verglichen damit, dass jeder bisherige Teil 2 Stunden oder länger lief. In der kurzen Laufzeit schafft es der Film dann meiner Meinung nach zusätzlich nicht, vollständig zu überzeugen. Grob gesagt besteht der Film aus 3 großen Actionszenen, zwischen und vor denen es immer wieder Leerlauf gibt, der daraus besteht, dass man eine vollständig abstruse und unlogische Story mit noch unspektakuläreren Twists versucht hat einzubauen.
                        Die Actionszenen selbst sind ganz ordentlich ausgefallen, glücklicherweise verzichtete man hier gleich im Vornherein auf ein unsinniges PG-13-Rating. Gab es in den vorherigen Teilen auch meist irgendeinen oder mehrere markante Bösewichte, muss man auf das ebenfalls im 5. Teil verzichten. Was man hier an Schurken geliefert bekommt, ist geradezu lächerlich.
                        Was man letztendlich aber noch gut anrechnen kann, ist die Performance von Bruce Willis. Er rettet den Film vor dem Untergang, indem er eine richtig gute Spielfreude an den Tag legt und gewohnt unterhaltsame One-Liner abliefert. Jai Courtney als sein Sohn hat auch eine überzeugende Ausstrahlung, sodass er gut in den Film passt.
                        Alles in allem ist "Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben" schon eine leichte Enttäuschung. Der Film ist viel zu kurz, die Action ohne wirkliche Höhepunkte, die Story abstrus und die Schurken völlig farblos und lächerlich. Einzig Bruce Willis kann für gute Momente sorgen.

                        2
                        • 9
                          über Wrong

                          Nach dem herrlich skurillen "Rubber" kommt mit "Wrong" das nächste Werk von Quentin Dupieux.
                          Schon nach kurzer Zeit kann man erfreulich feststellen, dass Dupieux seinem Stil zu 100% treu geblieben ist. Die Rahmenhandlung um einen Mann, der seinen geliebten vermissten Hund sucht, dient dem Zweck, eine absurde und skurille Situation an die nächste zu reihen. Der Ton des Films ist dabei im Gegensatz zum recht harten "Rubber" ziemlich heiter und man könnte den Film schon fast als Komödie bezeichnen, allerdings ist der Humor absolut nicht massenkompatibel und man muss schon Gefallen an skurillen Filmen haben.
                          Jack Plotnick ist super in der Hauptrolle und passt mit seinem zurückhaltenden, verklemmten Spiel wunderbar zum Rest des Films. Die Bilder sind wunderschön gefilmt und der Soundtrack ist minimalistisch und passend.
                          Der Stil des Films schwankt oftmals zwischen den Drehbüchern eines Charlie Kaufman und der Art eines David Lynch Films, doch man denkt nie, eine Kopie zu sehen, sondern etwas frisches und neuartiges. Der Schluss ist auf seltsame Art berührend und hat mir wirklich extrem gut gefallen und bringt dieses surreale Ausnahmewerk zu einem tollen Abschluss.
                          Mit "Wrong" setzt Quentin Dupieux seinen einzigartigen Stil auf eindrucksvolle Art fort und zeigt, was heutzutage mit Kreativität immer noch für wundervolle Filme gemacht werden können. Jeder, der auf surreale, skurille Filme steht, muss hier auf jeden Fall einen Blick riskieren.

                          7
                          • 7
                            über 39,90

                            "39,90" ist eine Werbesatire, die einen bissigen Einblick hinter die Kulissen einer manipulativen Branche wirft.
                            Jean Dujardin spielt hier Octave. Octave ist jung, schwimmt im Geld und zählt zu den erfolgreichsten Kreativen in der Werbebranche. Der Film ist aus seiner Perspektive erzählt, mit vielen Off-Kommentaren angereichert.
                            Inszenatorisch wird der Film oft mit "Fight Club" verglichen, allerdings erreicht er dessen Klasse zu keiner Zeit wirklich, da viele Szenen hier irgendwie ein wenig zu gezwungen und übertrieben auf mich wirkten, was zwar sicherlich gewollt ist, mir allerdings ein wenig "too much" war. Man bekommt einen amüsanten Einblick hinter die Kulissen einer Werbeagentur und wird Zeuge, wie hinterhältig oder im Prinzip kaputt die Menschen sind, die dort arbeiten und mit welchen Methoden der Konsument manipuliert wird.
                            Nach und nach wird der Alltag von Hauptfigur Octave eingerissen und er wird selbst Opfer des Systems, für welches er arbeitet. Die folgende von ihm geplante Revolution ist nur logische Konsequenz. Insgesamt hat mir der Film schon gut gefallen, allerdings war er mir an vielen Stellen eben irgendwie zu künstlich überdreht und einige Szenen empfand ich als störend oder überflüssig.
                            "39,90" überzeugt durch die gelungene Botschaft und einen Jean Dujardin in der Hauptrolle, wie man ihn garantiert noch nie gesehen hat. Die fieberhafte, überdrehte Inszenierung übertreibt es leider an einigen Stellen, was den Film ein wenig runterzieht, letztendlich aber immer noch sehenswert macht.

                            5
                            • 8

                              Mit "Zero Dark Thirty" legt Kathryn Bigelow ihren nächsten Film nach dem tollen "The Hurt Locker" vor.
                              Der Film beschäftigt sich mit der CIA-Arbeit, die über 10 Jahre hinweg betrieben wurde, um Osama bin Laden nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zu schnappen. Action und Tempo sind dabei zwei Dinge, die man in dem Film nicht finden wird, denn Bigelow konzentriert sich darauf, in langsamer Erzählweise die wichtigsten Stationen dieser Operation zu rekonstruieren. Das bedeutet, dass man hauptsächlich Verhöre, Abhöraktionen und Spurenverfolgungen zu sehen bekommt.
                              Das Ganze ist allerdings handwerklich ausgezeichnet inszeniert, so dass nie wirklich Langeweile aufkommt. Dies liegt auch am erstklassigen Cast, bei dem wirklich jede Rolle passend besetzt ist. Vor allem Jessica Chastain ist es, die den Zuschauer letztendlich mitreißt. Man erlebt fast den gesamten Film aus ihrer Perspektive, doch man hat das Gefühl, dass man nie wirklich in ihr Innenleben blicken kann, so distanziert und kühl verhält sich ihre Figur. Diese Faszination, die von ihrem Charakter ausgeht, machen den Film letztendlich zu dem packenden Erlebnis, welches er geworden ist. Bigelow verzichtet zwar diesmal auf Action, doch in manchen Momenten, wo man denkt, jetzt könnte es leicht zäh werden, lässt sie förmlich Bomben platzen, die den Zuschauer wieder völlig ins Geschehen reißen. Die letzte halbe Stunde ist zudem noch besonders positiv hervorzuheben, denn hier wird es wirklich spannend und man fiebert nonstop mit. Mit dem Ende gelingt es Bigelow dann schließlich, den zu befürchtenden Pathos komplett zu umschiffen und sie beendet den Film mit einem eindringlichen, intensiven Moment, der wahrlich einen perfekten Schlusspunkt setzt.
                              "Zero Dark Thirty" ist wieder mal erstklassiges Spannungskino, welches allerdings unter völlig anderen Gesichtspunkten funktioniert als "The Hurt Locker". Hier ist es die menschliche Ebene, die einer präzise strukturierten Operation entgegen gesetzt wird, durch die dann ein wunderbares Gesamtbild entsteht.

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                              • 8

                                "Get the Gringo" ist mal wieder ein Versuch von Mel Gibson, ein Comeback zu schaffen, nachdem er zurecht aufgrund seiner privaten Eskapaden von Hollywood verbannt wurde.
                                Man kann von Mel Gibson als Privatperson halten was man will, doch in diesem Film macht er einen absolut fantastischen Job. Seine Figur wird über der mexikanischen Grenze verhaftet und in ein riesiges mexikanisches Gefängnis gesteckt, wo er nun ums Überleben kämpfen darf. Der Film ist dabei aber kein ernster Survival-Thriller, sondern stets mit einem Augenzwinkern und einer gehörigen Portion Humor inszeniert, was vor allem durch die zynischen Off-Kommentare von Mel Gibson unterstrichen wird.
                                Durch die kompakte Laufzeit von 95 Minuten entstehen keinerlei Längen und der Film kann ein konstantes Tempo von Anfang bis Ende halten. Man merkt, dass Gibson auch stark am Drehbuch mitgewirkt hat und so bekommt man eine Handvoll skuriller, politisch unkorrekter Einfälle präsentiert, die wunderbar in den Film passen und den Gesamteindruck positiv verstärken. Die Action-Einlagen sind hart und blutig, der mexikanische Soundtrack ist stimmig und auch die Nebenrollen sind zufriedenstellend besetzt worden.
                                Somit ist "Get the Gringo" vor allem durch einen grimmigen, charismatischen Mel Gibson eine kurzweilige, unterhaltsame Actionkomödie, die über die komplette Laufzeit hinweg absolut gelungen ist.

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                                • 4 .5

                                  Gesneaked.
                                  "Der Hypnotiseur" ist ein Krimi aus Skandinavien, in dem ein Kommissar mit Hilfe eines Hypnotiseurs eine Mordserie aufklären will.
                                  Grundsätzlich ist der Film gut besetzt. Die Schauspieler machen wirklich einen tollen Job und sorgen dafür, dass zusammen mit der ebenfalls wirklich gelungenen Musik eine stimmige Atmosphäre entsteht. Leider hilft dies nur bedingt, wenn man hier ein Drehbuch serviert bekommt, welches relativ uninspiriert daher kommt und großteils einfach langweilt. Neben dem Kriminalfall bekommt der titelgebende Hypnotiseur einen Nebenhandlungsstrang, der den Fokus auf dessen Familie legt. Das ist keine wirklich schlechte Idee, bremst die Haupthandlung allerdings viel zu häufig aus und nervt irgendwann nur noch. Der Fall selber verläuft nach und nach in immer abstruseren Bahnen und es kommt zu unsinnigen Twists, die nicht wirklich gelungen sind. Letztendlich ist der Film inhaltlich auf dem Niveau eines durchschnittlichen Fernsehfilms, den man einmal sehen kann, danach aber schnell wieder vergessen wird.
                                  "Der Hypnotiseur" ist ein 0815-Krimi, der an einem unstimmigen Drehbuch leidet. Die guten Schauspieler und die stimmige Atmosphäre retten den Film davor, komplett unterzugehen.

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                                  • 7

                                    Mit "Gangster Squad" legt Ruben Fleischer, der mir vor allem durch den tollen "Zombieland" aufgefallen ist, sein neuestes Werk vor.
                                    Nach dem Trailer erwartet man sich einen klassischen Crime-Thriller im 40er-Jahre-Look mit einem fantastischen Cast. Der 40er-Jahre-Look ist wirklich gelungen, die Optik wirkt zwar an einigen Stellen ein wenig zu künstlich und comichaft, aber Kostüme, Locations und die Musik sind wirklich toll und machen Spaß. Spaß ist im Bezug auf den Film auch genau das richtige Stichwort, denn der Film ist nicht wirklich ein packender Crime-Thriller mit fesselnden Dialogen, sondern ein Gangster-Actionstreifen, bei dem man merkt, wie viel Spaß der Cast bei den Dreharbeiten hatte. Ruben Fleischer zieht seinen Stil weiterhin durch und bietet blutige Action, gepaart mit einer Menge Unterhaltung.
                                    Der Cast ist durchwegs fantastisch, nur leider bekommen die einzelnen Darsteller durch die hohe Anzahl an Figuren nicht genügend Gelegenheit, ihren Charakteren großartig Tiefe zu verleihen. Vor allem Sean Penn und Ryan Gosling haben mir besonders gefallen. Ryan Gosling gefällt mir in letzter Zeit sowieso immer durch sein smartes Charisma und Sean Penn gibt durch seine anfangs gewöhnungsbedürftige Maske und sein Overacting einen überragenden Bösewicht ab. Die Spannung bleibt den ganzen Film über etwas auf der Strecke und die Dialoge sowie die Story beschränken sich aufs Nötigste, trotzdem hat mir der Film von Anfang bis Ende sehr gut gefallen, weil er einfach ohne Längen Spaß macht und unterhält.
                                    Bei "Gangster Squad" sollte man sich keinen ernsthaften Crime-Thriller erwarten, sondern einen unterhaltsamen, harten Action-Thriller mit fantastischer Optik und einem tollen Cast. Wer den Stil von Fleischer´s "Zombieland" mochte, kann sich diesen Film ohne Weiteres ansehen.

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                                    • 7 .5
                                      über Flight

                                      "Flight" ist ein Drama von Robert Zemeckis, in dem sich ein vermeintlicher Held mit seinem zweifelhaften Status auseinandersetzen muss.
                                      Denzel Washington spielt den Pilot Whip Whitaker, der ein Flugzeug nach einer Katastrophe landet, wobei fast niemand zu Schaden kommt. Er wird als Held gefeiert, doch in seinem Blut wurden kurz nach dem Absturz Alkohol und Drogen gefunden, daher muss er sich nun mit unangenehmen Fragen auseinandersetzen.
                                      Die erste knappe halbe Stunde des Films ist schlichtweg atemberaubend. Der Flugzeugabsturz ist unheimlich intensiv und realistisch inszeniert und man fühlt sich mittendrin im Geschehen. Danach nimmt Zemeckis das Tempo raus und der Rest des Films verläuft als geradliniges Alkoholiker-Drama. Denzel Washington ist es, der den Film durchgehend sehenswert macht. Ohne seine eindringliche Performance wäre der Film nur halb so gut und würde im großen Pool von ähnlichen Filmen, die es bereits zuhauf gibt, ziemlich untergehen. John Goodman sorgt für die einzigen etwas witzigen Momente im Film, seine Screentime beträgt allerdings nur ca. 10 Minuten. Ansonsten hat mir noch Don Cheadle als Anwalt sehr gut gefallen.
                                      Leider schafft es Zemeckis nicht, das Niveau durchgehend auf gleichem Level zu halten und so haben sich vor allem in der Mitte einige Längen eingeschlichen. Einen bestimmten Nebenplot empfand ich auch als recht überflüssig, diesen hätte man streichen können. Das Ende war für mich zwar relativ gelungen, allerdings hätte der Schluss vielleicht 5 Minuten eher gesetzt werden sollen.
                                      "Flight" ist ein sehenswertes Drama, dass vor allem durch einen überragenden Denzel Washington und dem faszinierendem Anfangsteil überzeugt. Meine sehr hohen Erwartungen konnte der Film leider nicht erfüllen, aber gelungen ist der Film trotzdem auf jeden Fall.

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                                      • 8 .5

                                        Nachdem ich leider erst jetzt gemerkt hab, dass es in meiner Nähe ein kleines Programmkino gibt, kam ich gestern in den Genuss, mir "Der Geschmack von Rost und Knochen" anzuschauen.
                                        Regisseur Jacques Audiard erzählt in seinem Drama die Geschichte von zwei Personen, die beide unter schwersten Bedingungen zueinander finden. Audiard versteht es perfekt, den Zuschauer ganz nah an die Figuren zu bringen und obwohl Hauptfigur Ali anfangs wie ein Unsympath daher kommt, entwickelt man schnell einen Draht zu seiner Figur. Marion Cotillard ist brillant wie eigentlich immer und man fühlt schnell mit ihrer vom Schicksal gezeichneten Figur mit.
                                        Audiard zeigt uns Menschen, die einfach hundertprozentig natürlich wirken und mit Problemen zu kämpfen haben, die jeden von uns treffen könnten. Dabei ist der Film anfangs eine präzise Charakterstudie, bei der die Figuren sehr detailliert gezeichnet werden. Später entwickelt der Film eine wundervolle, kitschfreie Liebesgeschichte, die immer wieder mit kleinen, emotionalen Stichen punktet und auf jeden Fall berührt.
                                        Audiard hat zudem ein tolles Gespür für Bilder und bietet immer wieder wundervolle Bildkompositionen, die stets mit passender Musik unterlegt sind.
                                        "Der Geschmack von Rost und Knochen" ist ein kraftvolles und rührendes Drama, getragen von einer bodenständigen Inszenierung und fantastischen Schauspielleistungen. Ein wenig mehr emotionale Höhepunkte hätten mir noch besser gefallen, aber gerade die Natürlichkeit ohne konstruierte, übertriebene Melancholie macht den Film aus. Jeder, der authentische Dramen mag, sollte ruhig mal einen Blick riskieren, es lohnt sich.

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                                        • 8 .5

                                          Mit "Guilty of Romance" beendet Sion Sono seine "Hass-Trilogie".
                                          Sono erzählt die Geschichte einer Ermittlerin, die in einem bizarren Mordfall ermittelt. Neben dieser Geschichte erzählt er außerdem noch von zwei anderen Frauen und später ergeben alle drei Geschichten ein mehr oder weniger zusammenhängendes Bild.
                                          Der Film ist von den Filmen der Trilogie das reifste und komplexeste Werk. Sono verzichtet hier fast vollständig auf die für ihn typischen Gewaltexzesse. Dafür zeichnet sich dieser Film dadurch aus, dass sexuelle Obsessionen jede der drei Geschichten beherrscht. Sono erzeugt erneut eine einzigartige Atmosphäre, in der sich sexuelle Motive, symbolhafte Puzzleteile, bizzare Vorfälle und eine stimmige Erzählweise zu einem tollen Gesamtbild formen. Sex wird ziemlich explizit gezeigt, womit man es meiner Meinung nach in der zweiten Filmhälfte leider ein wenig übertrieben hat. Allgemein fällt die zweite Hälfte leider etwas negativ durch einige Längen auf, während einen die erste Hälfte sofort in seinen Bann zieht und durchwegs zu begeistern weiß.
                                          Im Gegensatz zum Vorgänger "Cold Fish" haben mir hier die Schauspieler mehr gefallen. Auf auffälliges Overacting wurde weitesgehend verzichtet und besonders die drei Frauen können durch vielschichtige Darstellungen überzeugen. Am Ende werden einige Fragen beantwortet, doch Sono lässt auch einige zentrale Fragen ungeklärt, so dass dieser Film auch wegen der symbolträchtigen Bildsprache das komplexeste Werk seiner "Hass-Trilogie" geworden ist.
                                          "Guilty of Romance" ist ein toller Abschluss einer sehr guten Trilogie. Wäre Sono die zweite Filmhälfte qualitativ genauso wie die erste Filmhälfte gelungen, hätte es der Film zu einem richtig großen Werk bringen können, so bleibt lediglich "nur" ein weiterer ausgezeichneter Film eines japanischen Ausnahmeregisseurs.

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                                          • 8

                                            "Cold Fish" ist der zweite Teil der Hass-Trilogie von Regisseur Sion Sono.
                                            Shamoto führt ein Fischgeschäft für tropische Fische mit seiner jungen Frau. Eines Tages lernt er Murata kennen, der ebenfalls ein solches Geschäft führt. Murata möchte Shamoto als Partner gewinnen und dieser ist bereits skeptisch. Kurze Zeit später lässt Murata die Maske fallen und Shamoto sieht sich mit einem Albtraum konfrontiert, der ihn in seine tiefsten Abgründe führt.
                                            Sono legt nach seinem fast 4-stündigen "Love Exposure"direkt den nächsten Brocken nach. Sein Nachfolger ist ein bedrückendes Werk, welches zwischen Gesellschaftssatire, Psychothriller und makaber-skurillen Splattereinlagen wechselt, dazu streut er ab und zu kleine schwarzhumorige Szenen ein, über die aber nur sehr abgebrühte Leute lachen können. Anfangs nimmt sich Sono viel Zeit, um erstmal die Figuren einzuführen, doch nach knapp 45 Minuten explodiert die zuvor aufgebaute Stimmung bereits in einem brutalen Höhepunkt, nach dem es immer weiter Richtung Abgrund geht für Hauptfigur Shamoto. Der Film behält zwar weiterhin ein eher behäbigeres Tempo bei, kann aber trotzdem immer wieder für Spannungsmomente sorgen. Die letzten ca. 15 Minuten entlädt sich Sono dann in einem Finale, welches einfach nur noch krank und brutal ist und den Zuschauer verblüfft zurücklassen wird.
                                            Schauspielerisch befindet sich hier jeder Darsteller auf dem selben recht guten Niveau, nur ein paar asia-typische Overacting-Einlagen fallen ein klein wenig negativ ins Gewicht. Sono beweist wieder sein Gespür, Bilder und Musik stimmig zu verknüpfen, wobei er einige harte Szenen mit fröhlicher Musik unterlegt, was eine ziemlich absurde Wirkung erzeugt.
                                            "Cold Fish" ist nach dem großartigen "Love Exposure" erneut ein sehr guter Film von Sion Sono. Der Film ist allerdings nicht für jeden geeignet, da inhaltlich sowie stilistisch einiges Explizites geboten wird und Sono ein äußerst bedrückendes, pessimistisches Bild einer Familie zeichnet. Alle, die Asia-Filme mögen, sollten sich dieses Werk aber ruhig ansehen, da Sono einer der aufregendsten Regisseure zur Zeit aus diesem Land ist, der immer wieder zu überraschen und zu schockieren weiß.

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                                            • 8

                                              "Django Unchained" ist wohl einer der Filme, auf die ich mich unfassbar lang gefreut hab. Ich bin riesiger Tarantino-Fan, daher war ich gespannt, was sein neues Werk zu bieten hat.
                                              Tarantino tut mal wieder das, was er am liebsten macht und würfelt diverse Zutaten zu einem unwiderstehlichen Cocktail zusammen, der vor genialen Einfällen und Einzelszenen fast übersprudelt. Die epische Länge von 165 Minuten nutzt er, um eine relativ simple Story typisch für ihn schön gemächlich und detailliert auszuwalzen.
                                              Der Film ist ein dreckiger Southern, hat viel von einem Spaghetti-Western und beleuchtet außerdem den Sklavenhandel, der damals um 1858 rum herrschte. Tarantino hält sich aber wiedermal nicht sonderlich an historische Korrektheit und schafft seine völlig eigene Version der Geschehnisse. So erzählt er die Geschichte eines Sklaven, der von einem deutschen Kopfgeldjäger befreit wird und fortan sein Partner wird, um seine Frau aus den Fängen eines Sklavenhändlers zu befreien.
                                              Der Cast ist gewohnt großartig. Christoph Waltz spielt eine leichte Variation seiner vorherigen Rolle und begeistert wieder mit seinem typischen Charisma. Jamie Foxx fügt sich perfekt in den Film ein und bekommt vor allem gegen Ende große Momente spendiert. Besonders erwähnenwert sind allerdings Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson. DiCaprio ist unbeschreiblich gut, durch leichtes Overacting macht er seinen teuflischen Sklavenhändler Calvin Candie zu einer weiteren absoluten Kultfigur im Tarantino-Mikrokosmos. Samuel L. Jackson dagegen ist zum Brüllen komisch und hat die meisten Lacher auf seiner Seite.
                                              Zuviel zum Inhalt will ich gar nicht mehr verraten. Man bekommt das, was man sich immer von Tarantino wünscht. Der Film mixt verschiedene Genres, ist stellenweise super witzig, an anderen Stellen wiederum sehr brutal und blutig, die Dialoge sind gewohnt großartig, die Musik ist erstklassig und Tarantino reiht wieder eine tolle Einzelszene an die nächste, was zu einem schönen Erzählfluss führt. Es ist wieder mal überragend, wie es Tarantino gelingt, nur durch Dialoge und Atmosphäre für hohe Spannung zu sorgen, hier möchte ich nur auf die Dinnerszene auf Candies Anwesen verweisen. Als kleinen Mangel würde ich höchstens kritisieren, dass Tarantino den Film wieder mal so vollgepackt hat, dass Django selbst ein bisschen zu wenig Tiefe bekommt und erst gegen Ende so richtig loslegen darf.
                                              "Django Unchained" ist ein typischer Tarantino. Wie bei "Inglourious Basterds" dachte man nach dem Trailer, man weiß ungefähr, was man für einen Film erwarten kann. Das Resultat ist dann aber doch überraschend und anders, trotzdem ist man nach dem Film wieder völlig begeistert. Für mich das beste Werk von Tarantino seit "Kill Bill Vol.1" und ein absolutes Must-See. Vor allem im O-Ton.

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                                              • 9

                                                "Blue Valentine" ist das Regiedebüt von Derek Cianfrance, der eine Liebesbeziehung langsam sterben lässt.
                                                Der Film erzählt von einem Paar, welches in der Gegenwart fast jegliche Liebe zueinander verloren hat. Dazu kommen immer wieder Rückblenden, die beleuchten, wie sich die beiden kennengelernt haben und wie ihre unterschiedlichen Lebensweisen aussahen.
                                                In den Hauptrollen spielen hier Ryan Gosling und Michelle Williams, die eine absolut fantastische Leistung abliefern. Sie schaffen es, sowohl die romantischen, schönen Momente der Vergangenheit zwischen ihren Figuren darzustellen, aber ebenso auch die bitteren, harten Auseinandersetzungen in der Gegenwart. Dadurch bieten beide eine ganze Palette unterschiedlicher Gefühlslagen und zeigen auch keine Scheu, in intimen Szenen alles zu zeigen und bis an die Schmerzgrenze zu gehen. Cianfrance zeigt mit dem Film ein Wechselbad der Gefühle. In einem Moment sieht man wunderschöne, berührende Szenen, im nächsten Moment kippt die Stimmung und man kann fast nicht hinschauen, so eindringlich und unangenehm ist die Lage zwischen den beiden Hauptfiguren. Dabei sind die Dialoge stets authentisch und so nah wie möglich an der Realität, so dass man bei vielen Momenten nachdenklich wird und vielleicht an Situationen aus dem eigenen Leben erinnert wird. Cianfrance geht dabei bis zum bitteren Ende und entlässt den Zuschauer keinesfalls mit gutem Gefühl aus dem Film.
                                                "Blue Valentine" zeigt, dass auch mit geringem Budget Großartiges geschaffen werden kann. Der Film ist das faszinierendste und authentischste Beziehungsdrama seit Jahren, was vor allem an den beiden, unglaublichen Hauptdarstellern liegt. Zudem bekommt man gleichzeitig die berührendsten Momente, sowie die bittersten und traurigsten seit langem gleichzeitig in einem Film zusammen.

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                                                • 8 .5

                                                  "Zeiten des Aufruhrs" von Sam Mendes ist ein Beziehungsdrama, welches auch "Szenen einer Ehe" heißen könnte.
                                                  Mendes beleuchtet wieder mal das Leben einer Vorstadtfamilie, diesmal in den 50ern. Leonardo DiCaprio und Kate Winslet sind nach Titanic wieder als Schauspielpaar vereint und spielen Frank und April, die mit ihren beiden Kindern in einer Vorstadt von Connecticut leben. Nach außen hin sind sie für die Nachbarn das absolute Traumpaar, doch als Zuschauer merkt man schon vor Einblendung des Filmtitels, dass dem nicht so ist.
                                                  Mendes beleuchtet anfangs durch Rückblenden die schönen Momente des Paares, während einen die Gegenwart in die bittere Realität zurückholt. Beide wollen den stereotypischen Idealen des öden Durchschnittsbürgers entfliehen, dabei sind beide längst in diesen Rollen festgewachsen, was ihnen nach und nach durch schmerzliche Situationen klar wird. Immer wieder lässt Mendes die beiden fantastischen Hauptdarsteller in heftigen Auseinandersetzungen gegeneinander prallen, wobei die Streitsituationen stets sehr eindringlich inszeniert sind.
                                                  In den Nebenrollen sticht vor allem Michael Shannon hervor. Er holt als psychisch Gestörter wieder mal das Maximum aus seinen recht kurzen Szenen heraus und vor allem im Zusammenspiel mit DiCaprio sind hier fantastische Szenen gelungen. Das 50er Jahre Design ist hervorragend in Kostümen und Austattung gelungen, besonders gefallen hat mir aber wieder die Musikuntermalung, bei denen zwei spezielle Stücke immer wieder auftauchen und mich begeistert haben.
                                                  Als Kritikpunkt muss ich sagen, dass ich die beiden Kinder des Paares als recht überflüssig empfand. Diese hätte man locker aus der Geschichte streichen können, da sie kaum vorkommen.
                                                  "Zeiten des Aufruhrs" ist ein fantastisch gespieltes, hervorragend inszeniertes Beziehungsdrama, welches sehr intensiv die Ups & Downs einer Ehe beleuchtet, in der ein Paar an der Eintönigkeit der braven, langweiligen Alltagsroutine zu scheitern droht.

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                                                  • 8 .5

                                                    David O. Russell hat hier nach seinem Boxer-Drama "The Fighter" eine romantische Komödie gedreht, die aber auch genügend dramatische Elemente beinhaltet. Pat, gespielt von Bradley Cooper, wird aus einer psychiatrischen Klinik entlassen und wieder in die Obhut seiner Eltern übergeben. Nach und nach lernt er Tiffany, gespielt von Jennifer Lawrence, kennen, die ebenfalls psychische Probleme hat.
                                                    Anfangs nimmt sich Russell viel Zeit, um die Figur von Pat ausreichend zu beleuchten. Mit Bradley Cooper hat er hier die perfekte Wahl für die Rolle getroffen. Cooper ist so gut wie wahrscheinlich noch nie und spielt seinen Part einfach nur großartig. Jennifer Lawrence ist genauso fantastisch und zeigt, dass sie neben ihrem guten Aussehen auch schauspielerisch einiges zu bieten hat. Der Film ist bis in die kleinste Nebenrolle toll besetzt, vor allem Robert De Niro als abergläubischer, neurotischer Vater von Pat ist ein kleines Highlight.
                                                    Der Film ist fantastisch inszeniert, die Kameraführung ist durchgehend klasse und Russell hat für jede Szene die passende Musik dank dem Score von Danny Elfman. Immer wieder verharrt die Kamera ganz nah an den Gesichtern der Figuren, wodurch Emotionen und Ausdrücke perfekt eingefangen werden. Der Ton des Films ist sehr außergewöhnlich. Ständig wechselt das Geschehen zwischen lustigen Szenen voll mit witzigen Dialogen und plötzlichen, ernsten Einbrüchen hin und her. Im einen Moment lacht man noch mit den Figuren mit, im nächsten Moment ist man wieder schockiert, wie schlimm es um sie geschehen ist. Trotzdem überwiegen die positiven und herzerwärmenden Momente, die einen nach dem Film zufrieden zurück lassen, auch wenn das Ende vielleicht ein wenig zu vorhersehbar geworden ist.
                                                    "Silver Linings" ist eine tolle Mischung aus RomCom und Drama, die stets den richtigen Ton trifft. Durch die hervorragenden Schauspieler und die makellose Inszenierung ist der Film ein optimaler Start in ein Kinojahr, welches gerne qualitativ so weitergehen kann.

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