Patrick Reinbott - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+24 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+18 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+16 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later390 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps94 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von Patrick Reinbott
Gesneaked.
Mit "Heiter bis Wolkig" gelingt Regisseur Marco Petry ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Ließ der Trailer noch eine Komödie mit leicht dramatischen Elementen vermuten, ist der fertige Film eher das Gegenteil. Nach einem etwas albernen Einstieg mit ein paar gelungenen Gags wandelt sich der Film recht bald zu einem ernstzunehmenden Drama. Was mir vor allem gefallen hat und was deutsche Filme meistens vermissen lassen, waren die authentisch wirkenden Schauspielleistungen. Vor allem Max Riemelt und Jessica Schwarz bekommen viele Gelegenheiten, verschiedene Facetten ihrer Figuren überzeugend nach außen zu transportieren. Anna Fischer ist ganz süß anzusehen und macht ihre Sache auch recht gut, während Elyas M´ Barek eine verhältnismäßig kleine Rolle hat, die er aber auch zufriedenstellend spielt.
Der Film befindet sich also im Mittelteil auf einem guten Weg, ernste Themen werden mit leichten, humoristischen Momenten angereichert und der Film ließ sich wirklich angenehm schauen. Leider baut er gegen Ende hin merklich ab. Man merkt eben, dass sich die meisten deutsche Regisseure einfach nicht trauen, eine dramatische Geschichte mit nötiger Konsequenz zu Ende zu erzählen. So kommen auch hier noch einige vorhersehbare, klischeebehaftete Momente und den Abspann hätte man 10 Minuten eher setzen sollen, dann hätte es für den Film wahrscheinlich noch einen Punkt mehr gegeben.
"Heiter bis Wolkig" ist für eine deutsche Produktion wirklich recht gut gelungen, das Thema Krebs wird ernstzunehmend und gut behandelt und vor allem die Schauspieler machen ihre Sache wirklich gut. Nächstes mal bitte mehr Mut zu noch mehr Dramatik und Konsequenzen, dann klappt es auch hierzulande mit tollen, seriösen Dramen.
"Donnie Darko" ist ein gewagter Genre-Mix, der glücklicherweise voll aufgeht.
Der Film vereint die Genres Drama, Mystery, Coming-of-Age-Teenagerfilm und Highschool-Comedy. Der Film funktioniert deshalb so toll, da er all diese Genres sauber balanciert und von allem etwas bietet.
Die meisten lieben den Film wegen dem hohen Mystery-Faktor, er bietet viel zum Nachdenken und Interpretieren und erzeugt eine atmosphärisch äußerst gelungene, düstere Stimmung. Was den Film für mich allerdings so gut macht, ist dass er eben nicht einfach nur auf diese Mystery-Elemente setzt, sondern auch einige Szenen enthält, die das Geschehen herrlich auflockern oder sogar für einige Lacher sorgen können. Dieser Humor, der einigen Szenen beihaftet, ist allerdings kein oberflächlicher Holzhammer-Humor, der den Films ins Lächerliche abdriften lässt, sondern ein eher unterschwelliger, satirischer Ton.
Jake Gyllenhaal liefert eine beängstigende Darstellung als Donnie Darko ab und vor allem die Figur von Frank, einem Mann in Hasenkostüm, der Donnie den Weltuntergang ankündigt, bleibt im Gedächtnis und wurde für viele zur Kultfigur. Der Soundtrack bietet viele gelungene Songs aus den 80ern, die den Film super begleiten und zusätzlich nochmals aufwerten. Was mir auch richtig gut gefällt, ist das Ende des Films. Bei vielen Filmen im Mystery-Genre besteht die Gefahr, dass sich das Script verläuft und zu einem unbefriedigenden Ende führt. Bei "Donnie Darko" ist das nicht der Fall, das Ende ist einfach wunderbar, lässt einiges zum Interpretieren offen, der Kreis wirkt allerdings trotzdem geschlossen.
"Donnie Darko" ist ein wirklich toller Film, in dem mutig verschiedene Genres vermischt werden, die dann trotzdem wunderbar funktionieren. Ich wünschte, mehr Regisseure würden heutzutage noch etwas mehr Mut beweisen und sich an ähnliche Genre-Experimenten versuchen, anstatt die sichere Mainstream-Schiene zu fahren. Der Film ist völlig zu Unrecht an den Kinokassen gefloppt, wurde aber auf DVD völlig zurecht zu einem Kultfilm.
"Warum trägst du dieses dumme Hasenkostüm?" - "Warum trägst du dieses dumme Menschenkostüm?"
Mit "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" erzählt Regisseur Andrew Dominik die Geschichte der letzten Monate bis zum Ableben von Jesse James.
Dominik erzählt seine Geschichte allerdings anders, als man zunächst vermuten könnte. Das Ganze präsentiert sich zwar im Western-Setting, doch klassische Gute und Böse, Schießereien auf offener Straße oder Prügeleien in Saloons bekommt man hier nicht präsentiert. Stattdessen lässt Dominik tief in das Innenleben seiner Figuren blicken, vor allem in die der beiden Titelgebenden.
Jesse James wird hier von Brad Pitt als innerlich zerissener, psychisch angeschlagener und völlig unberechenbarer Räuber dargestellt, der irgendwann niemandem mehr zu trauen scheint. Das Schauspiel von Brad Pitt ist hierbei förmlich zum Niederknien gut und beleuchtet beeindruckend alle Facetten seiner Figur. Casey Affleck braucht sich aber nicht wirklich vor dieser Leistung zu verstecken, auch er spielt den jungen Robert Ford beeindruckend und wandelt dabei stets zwischen einem verängstigten, schüchternen Bürschchen und einer gewissen Unberechenbarkeit.
Im Prinzip dreht sich die Story hauptsächlich um das Psycho-Duell dieser beiden Charaktere, bei der allerdings auch noch einige andere Figuren aus der Bande von Jesse James mit eingebunden werden und wichtig sind für den Storyverlauf. Die Dialoge sind auch toll, in manchen Gesprächen entsteht eine unheimlich leise Spannung, bei der manchmal die Stimmung zu explodieren droht, die von den Figuren ausgeht.
Kameramann Roger Deakins, der auch häufig für die Coens arbeitet, fängt die Geschichte in epischen, wundervollen Bildern und langsamen, hypnotischen Aufnahmen ein, viele Bilder würde man sich am liebsten als Gemälde irgendwo hin hängen. Die Musikuntermalung ist angenehm zurückhaltend, aber perfekt eingesetzt und verstärkt die Atmosphäre in einigen Momenten ordentlich.
"Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" bricht die Erzählmotive des klassischen Westerns, um ein bedrückendes, langsames Charakterdrama zu erzählen, welches von den grandiosen Darstellern und den guten Dialogen lebt. Ein wenig mehr Mut zu noch spannenderen Momenten hätten dieses Werk für mich wahrscheinlich zu einem Meisterwerk werden lassen.
Mit "Zodiac" hat David Fincher einen Film gemacht, der die wahren Ereignisse rund um den Zodiac-Killer beleuchtet.
Fincher legt hierbei den Fokus auf drei Figuren, die von Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo und Robert Downey Jr. toll gespielt werden. Zwei von ihnen arbeiten bei einem Zeitungsverlag und einer ist Detective. Alle drei werden in die Ermittlungen gegen den Zodiac-Killer mit reingezogen.
Die Handlung wird dabei in vielen kleineren sowie größeren Zeitsprüngen voran getrieben, während man immer aus unterschiedlicher Sichtweise der jeweiligen Charaktere mehr Details erfährt und man dem Killer immer näher kommt. Fincher schafft einen gelungenen Einstieg in seinen Film, die Figuren werden sauber eingeführt und der Zeitgeist der 60er Jahre wird glaubwürdig durch gute Sets und Kostüme vermittelt. Die Ermittlungen werden aufgenommen und es wird begonnen, sich mit den Spuren und Rätseln des Killers auseinander zu setzen, was eine gelungene leise Spannung mit sich bringt. Leider hängt der Film für mich im Mittelteil ein wenig zu stark durch. Viele Motive und Erkenntnisse scheinen sich zu wiederholen und vor allem spannungstechnisch geht es ein wenig schleppend voran. Die Handlung scheint sich etwas im Kreis zu drehen und nicht voran zu kommen. Gegen Ende nimmt der Film aber nochmal ordentlich Fahrt auf, bietet einige wirklich spannende Momente und kann nochmal überzeugen.
Wie einem der Film letztendlich gefällt, hängt stark von der Erwartungshaltung ab. Fincher geht es nicht darum, einen spannenden Thriller im Stil von "Sieben" abzuliefern, sondern um eine vorlagengetreue Rekonstruktion der Ereignisse rund um den Killer. Leute, die hier viel Spannung und Action erwarten, werden vermutlich starke Probleme mit dem langsamen Tempo und der spannungsarmen Erzählweise haben.
Für mich hat David Fincher mit "Zodiac" ein klein wenig geschwächelt. Ich kann allerdings nicht behaupten, dass ich die Geschichte nicht gespannt bis zum Ende verfolgt habe und der Cast eine sehr gute Leistung abliefert.
"Straßen der Gewalt" ist ein gelungener Film aus Korea, der sich mal wieder dem Gangster-Business widmet.
Der Streifen folgt einem jungen Gangster und beleuchtet dessen Position in einer großen Gangster-Familie sowie seiner eigenen, privaten Familie und seinen Freunden. Inszenatorisch ist der Film sehr hochwertig, die Darsteller sind allesamt stark und wirken authentisch und der Spannungsbogen des Films ist auch stimmig durchkomponiert.
Vor allem kleine Einschübe in Form von rauen, harten Kämpfen ohne Schusswaffen haben mir äußerst gut gefallen, ziemlich am Anfang gibt es bereits eine ziemlich imposante Sequenz, die wirklich toll und intensiv daher kommt.
Insgesamt ist "Straßen der Gewalt" ein guter Film in gewohnt hoher Asia-Qualität, nur gab es diese Art von Gangster-Film schon sehr oft, so dass einige Abläufe und Strukturen etwas altbacken und vorhersehbar wirken. Eine Evolution des Genres oder neuartige Impulse bringt der Film nicht mit sich, aber er vereint gute, altbewährte Elemente in einer gelungenen Inszenierung.
"Love Exposure" ist ein fast 4 Stunden langes Werk von Sion Sono.
Obwohl der Film eine derart hohe Laufzeit hat, schafft es Sono, das Interesse durchwegs hoch zu halten und nie zu langweilen. Die Story entspinnt sich sehr sorgfältig, jede wichtige Figur bekommt sehr viel Zeit als Einführung und einen tollen Hintergrund, wodurch der jeweilige Charakter direkt viel tiefgründiger erscheint. Der Film bedient sich vieler Genres, ihn in ein einzelnes einzuordnen ist unmöglich. Ständig passiert irgendwas neues, die Stimmung wird dauernd in andere Richtungen gelenkt und stilistisch ist er auch erstklassig durchkomponiert. Im Kern geht es um eine schöne Liebesgeschichte, allerdings entstehen viele andere Ereignisse um diesen Plot herum und viele Motive und Aktionen wird man als westlicher oder Asia-Film-Unerfahrener nur schwer nachvollziehen können.
Sion Sono hat mit "Love Exposure" einen fantastischen Film abgeliefert, der es schafft, ein sehr hohes Niveau über fast 4 Stunden zu halten. Wie viele Filmemacher können das schon bisher von sich behaupten? Daher eine absolute Empfehlung für alle, die auf eine asiatische Wundertüte Lust haben, die viele Stile und Genres in sich vereint und von Anfang bis Ende unterhält.
Eigentlich schau ich gerne auch mal Filme, die eher im extremen filmischen Bereich angesiedelt sind, doch irgendwann ist auch bei mir eine Grenze des Erträglichen erreicht.
"A Hole In My Heart" hat es geschafft, diese Grenze zu überschreiten und mich dabei beinahe von Anfang bis Ende zu verärgern und zu nerven.
Nach einem unerträglichen, anstrengenden Intro machen die ersten ca. 20 Minuten noch einigermaßen neugierig auf das, was da jetzt noch folgen wird. Doch früh wird klar, dass der Film einfach total übertrieben auf provokativ getrimmt ist. Mir ist natürlich klar, dass das Ganze bewusst abschrecken und verstören soll, um einem das soziale Dilemma der Figuren nahe zu bringen. Leider ist es eben viel zu offensichtlich auf Skandal gebürstet, dazu kommt eine amateurhafte Inszenierung mit Laiendarstellern und improvisierten Dialogen, die einen billigen Pseudo-Kunstfaktor erzeugen soll, dabei aber einfach nur nervt. Der "Soundtrack" ist ebenfalls total penetrant nervig und hat mich oft fast soweit gebracht, einfach abzuschalten. Viele Szenen und Momente ergeben auch gar keinen Sinn, ich will nicht spoilern, aber könnte als Beispiel 2-3 Szenen nennen, die einfach völlig bescheuert sind und jegliches Nachvollziehen unmöglich machen.
"A Hole In My Heart" möchte möglichst stark schockieren, viele Szenen gehen auch über jegliche Grenzen des Zumutbaren. Der Film pendelt ständig zwischen widerlichem Amateurporno und Pseudo-Kunstdrama, doch alle Provokationen verpuffen für mich völlig und die Inszenierung hat mir schlicht den letzten Nerv geraubt. Ich kann verstehen, dass er viele Leute schockiert hat und die diesen Film deshalb gut bewertet haben. Für mich hat der Film aber trotz kleiner gelungener Ansätze extrem versagt und ich werde ihn auch schnell verdrängt haben, so belanglos ist das Ganze letztendlich.
"The Rock" ist ein Actionfilm aus den guten alten 90ern, in denen Michael Bay noch keine seelenlosen Maschinen-Materialschlachten gedreht und Nicolas Cage noch gute Rollen gespielt hat.
Die Story ist eher nebensächlich und schnell erzählt, in so einem Film steht natürlich eine packende Inszenierung, gut gemachte Action und ein toller Cast im Vordergrund. Genau diese drei Zutaten bietet Bay in diesem Film. Über seine zwei Stunden Laufzeit hinweg ist der Film stets kurzweilig und flott inszeniert, die Charaktere werden einem ausreichend vorgestellt und nach kurzer Zeit ist man schon mitten im Geschehen.
Was mich ein wenig stört, ist dass die erste Hälfte verglichen mit der zweiten ein Stück abfällt. Es ist zwar nie wirklich langweilig, aber die großen, überzeugenden Momente haben mir noch gefehlt und ich wollte, dass der Film nun endlich losgeht. In der zweiten Hälfte passiert das auch endlich, die Chemie zwischen Cage und Connery ist einfach fantastisch und beide gehen perfekt in ihren Rollen auf. Auch die Action ist typisch Bay ziemlich krachend und hochwertig umgesetzt, so dass viele packende Gefechte geboten werden.
"The Rock" ist einer der besseren Filme von Bay, der jedem gefallen wird, der gute Actionfilme mag. Er lebt von seinem großartigen Hauptdarsteller - Duo und einer schnörkellosen Inszenierung, büßt aber leider einige Punkte ein aufgrund seiner etwas schwächeren ersten Hälfte.
Gesneaked.
Man sollte vorher so wenig wie möglich über diesen Film wissen, denn so entpuppt sich "The Cabin in the Woods" als bester Horrorfilm seit langer Zeit.
Zur Story kann man sagen, dass fünf befreundete Studenten ein Partywochenende in einer Hütte mitten im Wald verbringen wollen. Mehr braucht man im Vorfeld gar nicht zu erfahren, denn umso mehr überrascht einen der Film immer wieder die gesamte Laufzeit über.
Regie hat hier Drew Goddard geführt, der mit Joss Whedon zusammen das Script geschrieben hat. Durch den fantastischen Ideenreichtum von Whedon bekommt man hier eine unglaubliche Story geboten, die viel facettenreicher ist, als es zunächst scheint. Es fängt bei den Hauptfiguren, den fünf Studenten, an, welche zunächst als typische Horror-Klischee-Figuren eingeführt werden. Da haben wir den Sportler, den Gelehrten, den Kiffer, das Luder und die Schüchterne. Diese Figuren fahren in eine Hütte mitten im tiefsten Wald. Dieses Setting gab es gefühlte tausendmal, doch Whedon ist ein im positivsten Sinne richtiger Nerd, der öfter betont hat, wie er die aktuelle Entwicklung und Lage des Horrorfilms verabscheut. So kommt es dann, dass sich "The Cabin in the Woods" zugleich als clevere, detailverliebte Hommage sowie als knallharte, aber auch lustige Satire entwickelt. Immer wieder werden einem vor allem anfangs noch scheinbare Klischees geboten, welche aber kurz danach oder später konsequent und wahnwitzig ins Gegenteil gekehrt werden, Genre-Konventionen werden ohne Rücksicht auf Verluste gebrochen. Das Ganze entwickelt sich schnell zu einer Achterbahnfahrt, immer wieder wird man zwischen Lachen, Staunen, Gruseln aber auch Mitdenken hin und her gerissen. Zusätzlich werden einem sehr viele Anspielungen auf Genre-Klassiker geboten, die man wahrscheinlich bei der ersten Sichtung gar nicht alle auf einmal erfassen kann.
"The Cabin in the Woods" hat bei mir ohnehin schon eine große Vorfreude ausgelöst, ich habe den Film nun ohne großes Vorwissen gesehen und bin immer noch völlig fasziniert. Man könnte höchstens bemängeln, dass der Kernaspekt des Genres, nämlich der Grusel- oder Schockfaktor, zu kurz kommt, doch der Film ist schlussendlich einfach so viel mehr als ein bloßes Horrorfilmchen. Er wirbelt die Grundkonzepte des Genres herrlich durcheinander, bietet praktisch einen Abgesang auf die ganzen 0815-Slasher und ist Hommage sowie Satire gleichzeitig. Drew Goddard und Joss Whedon haben einen wirklich überragenden Film geschaffen, der von Anfang bis Ende einen Hochgenuss für Genreliebhaber darstellt. Gerne mehr davon!
Ich hab mich sehr "Hugo Cabret" gefreut, da das Genre sehr neuartig wirkt für Martin Scorsese und ich gespannt war, wie der Film letztendlich geworden ist.
Anfangs war ich noch etwas skeptisch, der Regiestil von Martin Scorsese ist direkt zu erkennen, es werden einem fantastische Kamerafahrten geboten und der Cast ist auch sehr hochwertig. Von der Story her allerdings hab ich in den ersten ca. 15 Minuten noch nicht einordnen können, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt und fand noch keinen richtigen Zugang zum Film. Doch was Scorsese dann storytechnisch bietet, ist einfach nur fantastisch.
Der Film verläuft als schön erzähltes Abenteuer von zwei Kindern, welches vor allem durch die tollen Bilder überzeugt. Nebenbei geht es allerdings um etwas anderes, Scorsese huldigt nämlich den Anfängen des Kinos und so erlebt man als Zuschauer die Ursprünge des Films und Kinos an sich mit und spürt hautnah, wieviel Faszination und Magie von der Leinwand ausgehen können. Scorsese schafft es, dass mir wieder einmal klar wurde, wieso ich dieses Medium so liebe und wieso wir alle hier auf dieser Seite angemeldet sind.
Man könnte bemängeln, dass die Story ohne großartige Spannung verläuft, aber man bekommt viele bezaubernde Momente geboten, in denen man selbst wieder förmlich zum Kind wird und einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Allein für diese Magie der Bilder kann ich mich nur vor Scorsese verneigen und bereue es im Nachhinein, diesen wunderbaren Film nicht auf der großen Leinwand gesehen zu haben.
"Battleship" ist genau die Art von Film, die man vor dem Schauen schon erwartet hat.
Nach einer recht amüsanten, unterhaltsamen Einführung der Figuren, vor allem der von Hauptdarsteller Taylor Kitsch, wird nicht lange gefackelt und die schweren Geschütze aufgefahren. Es gibt mal wieder das Thema der Alien-Invasion, diesmal findet das Geschehen auf offenem Meer stand und eine Truppe motivierter Offiziere und Soldaten stellt sich der Bedrohung. Der Cast liefert hierbei ordentliche Leistungen ab, Liam Neeson ist kaum zu sehen, Rihanna kann überzeugen und Taylor Kitsch kann hier am meisten Sympathiepunkte einfahren. In "John Carter" hat er schon ganz gut gespielt, auch hier zeigt er, dass er als Hauptdarsteller gut geeignet ist und solch ein Effektespektakel tragen kann.
Die Effekte selbst sind auch recht gelungen, das Design der Alien-Schiffe fand ich ziemlich gut, nur die Aliens selbst sahen ohne ihre Kampfanzüge ziemlich unspektakulär und enttäuschend aus. Einige überzeugende Gefechte werden geboten, aber man konnte es sich mal wieder nicht verkneifen, einen schwachsinnigen Nebenplot einzubauen, der den Erzählfluss ziemlich stört und ausbremst.
Natürlich sind die Dialoge hier auf recht schwachem Niveau, der typisch-nervige Patriotismus der Amis schwingt jederzeit mit, doch "Battleship" ist für mich nicht so unterirdisch wie er oft bewertet wurde. Er geht als reines filmisches Fast-Food durch, kann über die Laufzeit einigermaßen zufriedenstellend unterhalten, ist aber danach schnell vergessen.
Nach "Dogville" hat mich die Fortsetzung "Manderlay" leider ein wenig enttäuscht.
Der Film bleibt in vielen Aspekten hinter seinem großartigen Vorgänger zurück. Zuerst einmal ist die Inszenierung wieder wie bei "Dogville", alles spielt sich auf einer Bühne ab und auf Requisiten wurde erneut verzichtet. Dieser Effekt ist allerdings diesmal nicht mehr wirklich überraschend oder innovativ, weshalb dieses Konzept schon mal nicht wirklich für Pluspunkte sorgen kann. Der Off-Erzähler ist auch hier wieder stimmig eingefügt worden und liefert einige unterhaltsame, zynische Momente. Als nächstes kommt der Aspekt, dass Nicole Kidman durch die Schauspielerin Bryce Dallas Howard ersetzt wurde, welche leider zu keinem Zeitpunkt an die intensive Leistung von Kidman heranreicht.
Die Story kommt leider auch etwas schleppend in Fahrt, für Lvt-Verhältnisse geht es ziemlich gemächlich voran. Trotzdem sind auch hier wieder einige starke Momente mit tollen inhaltlichen Botschaften vorhanden, was den Film trotz der Schwachpunkte über das Mittelmaß hebt. Auch wundern könnte man sich über einige leicht rassistische Momente, doch diese ergeben im Kontext des späteren Storyverlaufs durchaus Sinn. Die letzten 10 Minuten sind auch äußerst gelungen und das Ende selbst ist absolut grandios, selbst der Abspann ist großartig gemacht.
"Manderlay" bleibt leider ein Stück hinter den großen Erwartungen zurück, die Hauptdarstellerin konnte mich nicht so sehr überzeugen, trotzdem bekommt man einige gewohnt starke LvT-Momente mit toller Botschaft geboten.
Wie minimalistisch kann ein Film in Szene gesetzt sein?
Diese Frage beantwortet Lars von Trier in "Dogville", in dem er seinen Film so nah am Theater inszeniert wie nur möglich. Alles spielt sich auf einer großen Bühne ab, die Häuser der Einwohner sind nur als Umrisse auf den Boden gezeichnet und sämtliche Requisiten wie Stühle, Tische und Türen muss man sich als Zuschauer selbst vorstellen.
Auch einen Hintergrund als Kulisse sucht man vergeblich, alles bleibt der Vorstellungskraft überlassen, sodass ständig die eigene Kreativität des Zuschauers beim Schauen mit angesprochen wird. Durch diesen Stil wird man allerdings mit mit den Wurzeln des Theaters konfrontiert, der Schauplatz rückt in den Hintergrund und man konzentriert sich vordergründig auf die Geschichte und vor allem die einzelnen Leistungen jedes Darstellers.
Auf dieser Bühne erzählt LvT die Geschichte des kleinen Dorfs Dogville, welches von ca. 20 Leuten bewohnt wird. In diesem Dorf kommt Grace an, eine junge Frau, die anscheinlich vor irgendwelchen Kriminellen auf der Flucht ist und in dem Dorf Unterschlupf sucht. Sie bietet an, den Bewohnern ihre Dienste anzubieten und bei allen möglichen Arbeiten zu helfen. So wird sie schnell Teil des scheinbar freundlichen Dorfes, doch der Schein trügt und das Blatt kann sich schnell wenden.
LvT erzählt seine Geschichte in 9 Kapiteln plus Prolog, dazu begleitet den Zuschauer häufig eine Erzählerstimme aus dem Off, welche das Geschehen oftmals sehr normal und gewöhnlich erscheinen lässt, obwohl das Gegenteil herrscht. Nach anfänglicher Eingewöhnungszeit an das ungewöhnliche Setting hat es dann schnell bei mir Klick gemacht, ich bin ziemlich in die Story versunken und vor allem Nicole Kidman als Grace bietet die beste Leistung ihrer Karriere. Man entwickelt schnell Sympathien für die Einwohner, doch LvT beherrscht es wieder perfekt, die Stimmung immer schmerzvoller und eindringlicher zu kippen und den Zuschauer ziemlich schockiert zurückzulassen. LvT mischt Gesellschaftskritik mit verschiedenen Interpretationsansätzen zu einem Sog, dem man sich mal wieder schwer entziehen kann.
"Dogville" ist mit seinen 170 Minuten recht lang geraten, allerdings sind mir nur wenige Längen aufgefallen und LvT kann die intensive Atmosphäre fast durchgehend halten, bis hin zum starken, schockierenden Ende. Es ist vielleicht nicht sein bester Film, aber auf jeden Fall der ungewöhnlichste und kreativste.
Mit "Dancer in the Dark" bekommt man wieder einmal genau das, was man von Lars von Trier immer erwarten kann.
Die Geschichte spielt im Amerika der 60er Jahre und handelt von Selma, einer tschechischen Einwanderin, die an einer Augenkrankheit leidet, durch welche sie bald vollständig erblinden wird. Um eine rettende Operation für ihren Sohn bezahlen zu können, welcher die selbe Krankheit hat, arbeitet sie hart und spart jeden Cent. LvT erzählt diese Geschichte in seiner beliebten Wackelkamera-Optik und besetzte die isländische Sängerin Björk in der Hauptrolle der Selma, obwohl sie eigentlich erst nur die Filmmusik schreiben sollte. Schnell wird allerdings klar, dass Björk die Idealbesetzung ist. Ihre rührende, leidenschaftliche und qualvolle Darbietung übertrifft sogar noch die Leistung von Emily Watson in LvT´s vorherigem Film.
Selma wird dem Zuschauer von Anfang an sehr liebenswert und sympathisch rübergebracht, umso schmerzvoller ist der weitere Verlauf des Films, da LvT hier Regie führt, kann man sich schon denken, wohin das Ganze führen wird, nämlich zu einer Reise in die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Sehr ungewöhnlich kommen auch die Musical-Einlagen daher, die immer wieder kurz in die Handlung eingestreut werden. Sie wirken relativ unbeschwert und fröhlich, dadurch wirken sie in einem krassen Kontrast zur eigentlichen Handlung des Films, trotzdem sind sie dank der wunderbaren, ausdrucksstarken Stimme von Björk einfach nur gelungen und passen wunderbar in den Film.
Wie üblich bei einem Werk von LvT sollte man hier vorher wissen, worauf man sich einlässt. Alle Argumente, die Kritiker oftmals gegen den Regisseur aufbringen, kann man auch hier wieder erkennen, allen voran das wiederkehrende Motiv, vor allem Frauen einem unerträglichen Martyrium auszusetzen. Trotzdem schafft er es wie kein zweiter, den Zuschauer immer so nah wie möglich an seinen Figuren zu halten und einen immer mitzureißen und zu fesseln, so dass "Dancer in the Dark" wieder zu einem unwiderstehlichen, überragenden Film wird, vorausgesetzt man kann mit solchen Filmen etwas anfangen.
Ein Film wie ein Faustschlag ins Gesicht, den man noch stundenlang spürt.
"We Need To Talk About Kevin" ist ein Independent-Drama von Lynne Ramsay, welches mich wirklich unvorbereitet getroffen hat. Zuerst muss man die Schauspielleistung von Tilda Swinton loben, was diese Frau hier abliefert ist schlichtweg grandios und man muss es selbst gesehen haben. Die Auswegslosigkeit, völlige innere Leere und Verbitterung über ihr Dasein wird jederzeit schmerzlich für den Zuschauer spürbar, wodurch der Film schon zu einer unangenehmen Erfahrung wird. John C. Reilly nimmt sich hier ein wenig zurück, überzeugt aber wie immer und Ezra Miller als Kevin ist auch furcheinflößend und beeindruckend.
Der Film scheint zu Beginn wie ein Ehedrama zu beginnen, wobei die Handlung clever über 2 Zeitebenen erzählt wird, wobei man nach und nach durch Rückblenden erfährt, welche Aktionen zum gegenwärtigen Zustand von Eva, also Tilda Swanton, führten. Ihr Sohn Kevin macht ihr das Leben schon kurz nach der Geburt zur Hölle, selten wurden in einem Drama solch furchterregende Handlungen durch ein kleines Kind dargestellt.
Man sollte vorher möglichst wenig über den Film wissen, den nach der Hälfte des Films zieht die Atmosphäre noch härter an, ich habe förmlich einen unangenehmen Kloß in meinem Hals gespürt. Der stimmige, aber zu den Geschehnissen eigentlich gänzlich unpassende Soundtrack trägt seinen Teil zur verstörenden Atmosphäre bei. Doch selbst, wenn man gegen Ende denkt es kommt nicht mehr schlimmer, bekommt man einen bitterbösen, ultraharten Twist geboten, welcher mir kurzzeitig die Luft abschnürte in seiner Intensität.
"We Need To Talk About Kevin" ist einer der drei besten Filme, die ich bisher dieses Jahr sehen durfte. Er ist das absolute Gegenteil eines Feel-Good-Movies, er geht viel tiefer als ein übliches Drama und niemand wird ohne ein gewisses, flaues Nachwirken nach diesem Film verbleiben.
"Idioten" ist ein ungewöhnliches Drama von Lars von Trier, welches im Dogma 95-Stil inszeniert wurde.
LvT zeigt eine Gruppe von Leuten, die in einer Art Kommune leben und den inneren Idioten in sich finden wollen. Zu diesem Zweck spielen sie äußerlich, dass sie geistig zurückgeblieben seien und leben diese Rolle sowohl innerhalb der eigenen Gruppe, als auch in Alltagssituationen in der Öffentlichkeit. Gelungen sind hier vor allem die Szenen in der Öffentlichkeit, in denen LvT zeigt, wie normale Leute auf die scheinbar geistig Behinderten reagieren. Vor allem eine Szene ist hier sehr toll, in der einer aus der Gruppe ausgerechnet von ein paar unfreundlich wirkenden Rockern in der Kneipe an den Tisch aufgenommen wird und sie sich kurzzeitig um ihn kümmern. Die restlichen Szenen des Films, die sich innerhalb der Gruppe abspielen, fand ich allerdings viel zu nichtssagend und substanzlos, dazu kommt noch, dass mir viele der Figuren nach ca. der Hälfte des Films regelrecht auf die Nerven gingen, aufgrund des übertriebenen Spiels.
Was dem Film allerdings nochmal einen ordentlichen Qualitätsschub verleiht, ist die Konsequenz mit der Lvt seinen Film aufs Ende zusteuert. Ich will nicht zu viel verraten, aber der Film endet letztlich für die Figuren anders, als sie es sich wahrscheinlich von ihrem sozialen Experiment erhofft hatten. Man denkt selbst, LvT verfolgt eine eindeutige Botschaft mit dem Film, doch in den letzten 15 Minuten demontiert er seine eigene Aussage und präsentiert ein tolles, gelungenes Ende.
"Idioten" ist somit ein roher, ungeschönter Film, zu dem nicht jeder Zugang finden wird. Auch ich hab mir mit der Inszenierung oftmals schwer getan, zu unsympathisch sind die Figuren letztendlich. Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass mir das Konzept und die letzte Konsequenz der Erzählung gut gefallen hat, womit "Idioten" zwar weit hinter LvT´s besten Werken zurück bleibt, ein schlechter Film sieht allerdings trotzdem ganz anders aus.
"Vatertage" ist der schlechteste Film, den ich dieses Jahr gesehen habe.
Ich hatte mir jeden Film für die heutige Sneak erhofft, außer diesen und natürlich hatte ich dann das "Glück", diesen zu erwischen. Viel kann ich auch gar nicht dazu schreiben, der Film ist eine typische, deutsche Komödie, von denen es hunderte gibt. Qualitativ unterscheidet er sich nicht von unerträglichen Produktionen, die für Privatsender wie Sat 1 gemacht werden. Die Figuren sind ausnahmslos alle unsympathisch, klischeebehaftet und nervig, die Story ist völlig ausgelutscht und uninteressant und kein einziger Gag zündet. An ca. 2 Stellen musste ich ein wenig schmunzeln, das wars auch schon. Unentwegt genervt hab ich auf die Uhr gesehen, wann dieses Trauerspiel endlich ein Ende hat, die 90 Minuten haben sich doppelt so lang angefühlt.
Wer sich mal wieder ordentlich die Stimmung versauen lassen will, kann sich "Vatertage" ruhig ansehen, alle anderen schauen lieber einen guten Film.
Mit "Breaking the Waves" hat Lars von Trier ein trauriges, depressives Drama geschaffen, welches nach dem Abspann aber trotzdem irgendwie auch positive Gefühle bei mir hinterlassen hat.
LvT nimmt sich viel Zeit, um seine Geschichte ruhig angehen zu lassen und seinen Figuren ausreichend Profil zu verleihen. Stellan Skarsgard spielt hier wie immer eine starke Rolle, wobei seine Rolle im späteren Verlauf etwas in den Hintergrund rückt. Die wichtigste Figur ist hier Bess McNeill, die von Emily Watson gespielt wird, die gleichzeitig ihr Schauspieldebut abliefert. Ihre Leistung ist das Herzstück des Films, sie spielt die Rolle der Bess so intensiv, dass man einerseits mit ihr mitfühlt und Mitleid für sie hat, auf der anderen Seite hat sie auch beängstigende Seiten an sich, eine typische LvT-Frauenfigur eben. Man ist ebenfalls gewohnt, dass LvT seine Schauspielerinnen in seinen Filmen durch die Hölle schickt und so nimmt auch dieser Film nach einer gewissen Zeit seinen Weg in das Bittere, schwer erträgliche Terrain, in das sich LvT so häufig begibt. Verschiedene Motive wie unerschütterliche Liebe, Konflikt zwischen Glaube und Liebe und Konflikt zwischen Glaube werden hier aufs Extreme dargestellt und der Film zieht einen automatisch immer weiter mit runter.
Als krassen Gegensatz zu den normalen Szenen, die beinahe gänzlich ohne musikalische Untermalung auskommen, hat LvT wunderschöne Kapiteleinblendungen in den Film eingebaut, welche das nächste Kapitel mit einer Art bewegtem Gemälde und immer einem tollen Song einleiten. Was mich letztendlich ein wenig gestört hat, war dass die dramaturgischen Mittel ein wenig zu altbekannt waren, keine Aktion hat mich wirklich erschüttert oder emotional derart mitgerissen, dass mein Mund beinahe offen stand und sowas hat LvT schon bei mir geschafft, diesmal war das nicht so. Der Film läuft daher die ganze Zeit auf einem sehr hohen dramaturgischen Level ab, ohne wirkliche Spannungsspitzen oder Höhepunkte zu setzen. Lediglich das Ende hat mich dann wirklich nochmal umgehauen, die letzte Einstellung hat sogar eine Gänsehaut bei mir ausgelöst, so schön und gleichzeitig grausam lässt LvT sein Werk enden.
Ich war nie großer Fan von den Geschichten rund um Sherlock Holmes noch hab ich die beiden Filme mit Robert Downey Jr. gesehen. Doch nachdem ich "Luther" überragend gut fand und die Kommentare hier so positiv sind, war ich sehr neugierig auf "Sherlock".
Das Konzept, die Figuren aus Sir Arthur Conan Doyle´s Romanen in die heutige Zeit zu versetzen, funktioniert von Anfang an großartig. Vor allem den beiden Autoren Steven Moffat und Mark Gatiss gebührt hier ein großes Lob, die Scripts sind einfach hervorragend geschrieben und jede Folge wird durch schnelle, intelligente Dialoge, eine tolle Story sowie einer großen Portion Spannung und Humor zum Genuss. Die Mischung ist einfach perfekt gelungen, man kann sich an den großartigen Schauspielern erfreuen, selber ein wenig bei den Fällen miträtseln und bekommt oft was zu lachen.
Neben den Autoren funktioniert das Erfolgsrezept der Serie natürlich auch aufgrund der Darsteller. Benedict Cumberbatch spielt die Rolle des Sherlock Holmes nicht nur, sondern er lebt diese Rolle mit all ihren Facetten. Mit einer unglaublichen Glaubwürdigkeit bringt er die Intelligenz und das Genie des Privatdetektivs dem Zuschauer nahe, doch trotzdem bringt er auch die negativen Seiten der Figur zum Vorschein, die sich ja selbst gern als "hochfunktionalen Soziopathen" bezeichnet. Martin Freeman spielt John Watson, der einen Gegenpol zu Sherlock darstellt, allerdings auch immer wieder vergnügliche, zynische Kommentare abgibt und einfach eine tolle Chemie mit Sherlock entwickelt. Bei den Feinden sollte man vor allem Lara Pulver als Irene Adler und Andrew Scott als Jim Moriarty erwähnen. Jeden Moment, den diese Figuren in den jeweiligen Episoden bekommen, reißen die Darsteller vollständig an sich und bieten eine intensive, faszinierende Leistung.
Die einzelnen Folgen sind allesamt von einer sehr hohen Qualität, Längen sucht man vergebens und die 90 Minuten jeder Folge vergehen wie im Flug. Sicherlich fand ich auch wie die meisten Leute, dass in beiden Seasons jeweils Folge 1+3 besser waren als die Episode in der Mitte, doch diese Tatsache trübt das Gesamtbild nur geringfügig, da die letzte Episode beider Seasons jeweils so grandios ist, dass dieses kleine Manko zu verkraften ist.
"Sherlock" ist ein wahres Fest für Krimi-Fans, bei der die Qualität von britischen Serien wieder hervorkommt. Alles bewegt sich zu jeder Zeit auf höchstem Niveau und wer von den Crime-Serien gelangweilt ist, mit denen man uns auf den Privatsendern regelmäßigt zu bombt, der muss "Sherlock" gesehen haben. Für Fans der Romanvorlage ist die Serie natürlich ebenfalls Pflichtprogramm.
Gestern nach sehr langer Zeit mal wieder im Free-TV gesehen. "Dumm & Dümmer" hab ich zuletzt vor ca. 8 Jahren das letzte Mal gesehen und der Film hat nichts von seinem Charme und Witz verloren.
Die Farrelly-Brüder liefern eine extrem abgedrehte, derbe Komödie, die natürlich vom völligen übertriebenen Spiel seiner Hauptdarsteller Jim Carrey und Jeff Daniels getragen wird. Die Story ist eher Mittel zum Zweck und dient hauptsächlich dazu, eine absurde Situation an die nächste zu reihen. Die Gags sind natürlich ausschließlich derb und unter der Gürtellinie, doch im Gegensatz zu heutigen unterirdischen Komödien ála Friedberg und Seltzer merkt man bei diesem Film eben, wie damals noch viel mehr Liebe in solche Filme reingesteckt wurde. Natürlich muss man auch ein Freund von Jim Carrey´s abgedrehten Grimassen sein und eine gewisse Vorliebe für solch einen Humor haben, sonst wird man schon nach kürzester Zeit entnervt abschalten. Gleich von Anfang an werden hier keine Gefangenen gemacht und Gag an Gag, trottelige Zote an trottelige Zote gereiht.
Der schöne 90er-Jahre Charme, die tollen Darsteller, der gelungene Soundtrack und ein ganzer Haufen witziger Szenen machen "Dumm & Dümmer" heute immer noch zu einer spitzen Komödie, die einfach nichts von ihrem Charme verloren hat und die man sich wirklich öfters ansehen kann.
""Und wie ist ihr Name?" - "So genau kann ich das gar nicht sagen." - "Na toll." - "Aber ich weiß, dass er mit "S" anfängt. Sonnig...Summig...Semmig...Schwimmig...Schwammig...Swammig...Swanson....SWANSON?" - "Schaun wir doch mal auf den Koffer." - "Gute Idee.... Samsonite! Da war ich ja völlig daneben! Aber ich wusste, dass er mit "S" anfängt."
In "Coffee and Cigarettes" präsentiert Jim Jarmusch 11 kleine Episoden, die zu verschiedenen Zeitpunkten innerhalb von ca. 15 Jahren gedreht wurden. Jede Episode bietet mindestens einen bekannten Schauspieler, meistens in einem Café oder Restaurant spielen und immer werden die titelgebenden Kaffee´s und Zigaretten konsumiert.
Doch dies wär kein typischer Film von Jarmusch, wenn hinter den Episoden nicht noch etwas mehr stecken würde. In den kurzen Episoden stecken oftmals witzige Gespräche oder skurille Pointen, viele der Darsteller scheuen sich nicht davor, mit einer gehörigen Portion Selbstironie zu spielen, wobei man hier ganz klar die Episode "Delirium" am positivsten hervorheben muss, die durch RZA, GZA und Bill Murray zu einem wahren Highlight mutiert.
Ich könnte jetzt zu jeder Episode etwas schreiben, aber bei 11 Episoden würde das den Rahmen sprengen. Die Episoden sind allerdings meiner Meinung nach von sehr schwankender Qualität, am Anfang kommen 2-3 Episoden, die extrem gelungen sind, im Mittelteil gabs es einige Hänger und Episoden, die sehr wie Lückenfüller wirkten, doch ab der Episode mit Alfred Molina und Steve Coogan gibt es nochmal ein paar sehr gelungene Episoden zum Abschluss.
Mit "Coffee and Cigarettes" hat Jim Jarmusch einen unterhaltsamen Episodenfilm gemacht, bei denen hinter den scheinbar gewöhnlich wirkenden Konversationen mal wieder mehr steckt, als man zuerst annehmen könnte. Aufgrund der 4 schwachen Episoden im Mittelteil reicht es für mich allerdings nicht für eine allzu hohe Wertung.
Mit "Ghost Dog" ist Jim Jarmusch für mich nun wahrscheinlich auf der absoluten Höhe seines Schaffens angekommen. Jarmusch lässt hier so viele geniale Elemente in den Film einfließen, dass man einfach nonstop gebannt ist.
Der Fokus liegt auf der Hauptfigur Ghost Dog, der von Forest Whitaker überragend gut gespielt wird. Durch sein grandioses Mimikspiel hebt Whitaker alle Facetten seiner Figur so perfekt wie möglich hervor, jede Szene mit ihm ist ein absoluter Hochgenuss. In den Hauptplot um den Killer Ghost Dog, der von seinen ehemaligen Auftraggebern gejagt wird und nun Rache üben will, bringt Jarmusch auch noch die Lehren aus dem Buch "Hagakure" mit in den Film, in dem die Regeln des Daseins eines Samurai erläutert werden. Ghost Dog lebt nach diesem Kodex der Samurai, wodurch viele spirituelle Momente im Film entstehen, die mit der gewohnt großartigen Inszenierung, dem absolut genialen Soundtrack von Wu-Tang-Clan Member RZA und den präzisen Action-Momenten einen regelrechten Sog entfachen.
Trotz der ruhigen Bilder geht von dem Werk durchgehend eine leise Spannung aus, die einen bis zum Ende mitfiebern lässt. Hinzu kommen noch die vielen kleinen Details, die einen immer wieder begeistern, so beispielsweise die Dekonstruierung des gewohnten Mafia-Bildes, so dass die Mafiosi in diesem Film teilweise gerne Rap-Musik hören oder jeder im Fernsehen ausschließlich Cartoons schaut. Ebenfalls genial ist das Verhältnis zwischen Ghost Dog und seinem besten Freund. Ghost Dog ist Amerikaner, sein bester Freund Raymond spricht ausschließlich französisch, doch trotz der sprachlichen Barriere scheinen sich beide problemlos zu verstehen.
"Ghost Dog" ist für mich bisher der beste Film von Jim Jarmusch. Themen wie Rache, spiritueller Glaube, Respekt und kulturelle Differenzen verknüpft Jarmusch mit seinem typischen Erzählstil, dazu kommt ein perfekter Hip-Hop-Soundtrack und ein alles überragender Forest Whitaker. Ein absolutes Meisterwerk.
Gesneaked.
"Starbuck" ist eine Mischung aus Drama und Komödie, die eine ziemlich gelungene Grundidee verfolgt. Ein Mann hat früher über 600 mal Samen gespendet, wobei 533 Kinder entstanden sind und 150 davon seine Identität einklagen wollen. Patrick Huard spielt den fleißigen Samenspender und grundsympathischen Verlierertyp David mit einer überzeugenden Ausstrahlung, der Film ist allgemein in allen Rollen gut besetzt. Vor allem Antoine Bertrand als Freund und Anwalt von David ist wirklich sehr witzig und sorgt für die komischsten Momente des Films.
Aus der Grundidee heraus pendelt der Film immer wieder zwischen rührendem Drama und amüsanter Komödie, wobei es für mich bei Filmen dieser Sorte immer schwer ist, den richtigen Mittelweg zu finden und beide Seiten ausreichend zu bedienen. "Starbuck" macht seine Sache dabei aber recht gelungen, schafft die Gratwanderung ziemlich gut, wobei mir bei einigen Szenen auch ein paar Momente zu übertrieben und unpassend erschienen.
Leider hat sich der Film auch bei einer recht kompakten Länge von 110 Minuten ein Stück länger angefühlt, einen Großteil seiner besten Szenen hat der Film ein wenig zu früh verschossen, so dass dem Film in den letzten ca. 20-25 Minuten erheblich die Puste ausgeht. Der Schlusspunkt wirkte für mich viel zu weit hinausgezögert und dazu endet der Film zu vorhersehbar und klischeebehaftet.
"Starbuck" ist also angenehme Unterhaltung, die gelungen zwischen Drama und Komödie pendelt, lockere Gags bietet, nur etwas mehr Mut und eine kleine inhaltliche Straffung gegen Ende des Films hätten sichtlich geholfen, den Film noch besser werden zu lassen.
Mit "Dead Man" begibt sich Jim Jarmusch in das Genre des Westerns. Das Setting im wilden Westen nutzt er allerdings, um eine Geschichte zu erzählen, die einfach typisch für ihn ist. Johnny Depp spielt hier William Blake, der in einer runtergekommenen Stadt im Westen ankommt um eine Stelle als Buchhalter anzutreten. Durch einen ungünstigen Zufall werden ihm zwei Morde angehängt, er muss angeschossen flüchten und wird von da an von Kopfgeldjägern und dem Gesetz gejagt.
Mit schönen Schwarz-Weiß-Bildern und genialen Gitarrenklängen von Neil Young erzeugt Jarmusch wieder eine sehr melancholische, ruhige Atmosphäre, während Johnny Depp für eine der besten Leistungen der bisherigen Jarmusch-Werke. Erst ist er der schüchterne, Fremde in einer fremden Stadt, doch nach und nach wächst er in seine Rolle des Outlaw und wird immer skrupelloser. An seiner Seite agiert noch ein toller Gary Farmer, der den Indianer "Nobody" auch perfekt spielt.
Jarmusch lässt sich wie immer sehr viel Zeit, die Story läuft schön langsam vor sich hin, während man sich ausgiebig an den tollen Aufnahmen erfreuen kann. Ungewöhnlich für Jarmusch ließ er hier zum ersten Mal auch eine ordentliche Portion Gewalt in seinen Film miteinfließen, was der Atmosphäre des Films auf jeden Fall zugute kommt.
"Dead Man" ist ein schön erzählter, genial gespielter (Anti-)Western im typischen Jarmusch-Stil, durch eine ganz kleine Laufzeitstraffung wäre der Film auf jeden Fall noch besser geworden, zu einem sehr guten Film hat es aber trotzdem gereicht.
"Jonas" ist ein Film, in dem erneut die Qualitäten von Christian Ulmen super zum Vorschein kommen. Er schlüpft einfach in die Rolle des 18-jährigen Jonas und geht nochmal in die 10. Klasse. Zwar wird behauptet, dass seine Rolle von keinem Schüler oder Lehrer erkannt wurde und er wie ein ganz normaler Schüler behandelt wurde, doch oftmals ist die Linie zwischen Realität und Fiktion in diesem Film sehr dünn oft nicht eindeutig zuzuordnen. Auch ein ziemlich konstruierter Liebesplot schmälert das Vergnügen doch merklich, denn abseits davon bekommt man einen gelungenen Einblick in den ganz normalen Schulalltag. Bei vielen Situationen hab ich mich an meine eigene Schulzeit zurückerinnert, was sowohl positive als auch negative Gefühle hervorgerufen hat. Der Film vermischt den normalen Alltag mit gelungener Situationskomik von Ulmen, was zu einigen Lachern führt und gut zu unterhalten weiß. Wie einem der Film letztendlich gefällt, hängt also sehr davon ab, wie man sich auf das Konzept des Film einlassen kann. Die inszenierten Momente fallen verglichen mit den authentischen Doku-Abschnitten schon merklich ab, doch "Jonas" ist aufgrund eines toll aufgelegten Christian Ulmen einer der besseren Filme, die in letzter Zeit aus Deutschland kamen.