Patrick Reinbott - Kommentare
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Alle Kommentare von Patrick Reinbott
Durch die im Vorfeld durchgesickerten Informationen über das große Produktionsdesaster dieses Films war eigentlich schlimmes zu befürchten, daher bin ich gestern mit gemischten Erwartungen in die 2D-OV-Preview von "World War Z".
Um es gleich vorweg zu sagen, ist von diesem Chaos im fertigen Film nur teilweise etwas zu bemerken. Marc Forster startet nach einem hervorragenden Vorspann erstmal entspannend in seinen Film, um die Hauptfiguren kurz und knapp vorzustellen mit allen Informationen, die nötig sind. Nach ca. 10 Minuten bricht im Stauverkehr von Philadelphia dann bereits die absolute Hölle los. Forster entfacht ein stakkatoartiges Inferno, indem sogar seine berüchtige extreme Wackelkamera ihre Berechtigung findet und man wird sekundenschnell ins chaotische Geschehen geschleudert.
Richtige Längen wird man dann den gesamten, weiteren Verlauf des Films nicht mehr finden. Das Gaspedal bleibt meist durchwegs durchgetreten, nur ab und zu gibt es Momenten zum Durchatmen, in denen die Lage neu ausgerichtet wird.
Brad Pitt schafft es mal wieder locker, den Film zu tragen und spielt den ehemaligen U.N.-Arbeiter Gerry Lane mit einer großen Portion Emotionalität, ängstlicher Unsicherheit und tatkräftiger Entschlossenheit zugleich. Forster hetzt seinen Hauptdarsteller von einem Schauplatz zum nächsten, um dem Ursprung der Zombie-Pandemie auf die Spur zu kommen und eventuell ein Gegenmittel zu finden. In jedem Land gibt es grandiose Schauwerte und spannende, wirklich gut umgesetzte Action-Szenen, denen man das hohe Budget jederzeit ansieht.
Große Diskussionen löste vorab auch das PG-13-Rating aus. Ja, der Film hält sich bei gewalttätigen Szenen immer zurück und zeigt keinerlei explizite Details, doch da das Tempo so hoch ist und der Fokus mehr auf der Geschichte liegt, fällt das Ganze nicht halb so schlimm aus, wie befürchtet. Auch die typischen Logiklücken spart der Film an manchen Stellen nicht aus, hier wird dann ab und an schon deutlich, dass die Drehbuchautoren häufig gewechselt wurden und jeder was anderes in dem Film unterbringen wollte.
Der letzte Abschnitt wurde dann im Nachhinein komplett geändert, nachdem hier vorher eine extrem actionlastige Schlacht gedreht wurde, die dann komplett entfernt wurde. Im neuen Finale wird das Tempo auf einmal komplett rausgenommen, dafür hat man es meiner Meinung nach geschafft, die Spannung in diesem ruhigen Finale merklich hochzuschrauben und so für einen rundum stimmigen Schluss zu sorgen.
"World War Z" ist weit entfernt vom befürchteten, chaotischen Desaster. Der Film ist eine wüste Achterbahnfahrt mit teils irre hohem Tempo und spannender Action, inszeniert in fantastischen Bildern und mit guten Schauspielern, vor allem einem grandiosen Brad Pitt. Ein etwas höherer Gewaltgrad und ein paar kleine Logiklücken weniger und der Film hätte dieses Jahr in der Blockbuster-Sparte auf jeden Fall eine Spitzenplatz sicher gehabt.
"Undisputed III" macht im Prinzip da weiter, wo der zweite Teil aufgehört hat.
Richtig viel schreiben kann ich über den Film eigentlich nicht. Wer die Reihe bisher mag, kann sich den dritten Teil auch unbesorgt ansehen, denn man bekommt eben mehr vom gewohnten.
Michael Jai White ist in diesem Teil leider nicht mehr dabei, diesmal wird der Charakter Boyka von Scott Adkins in den Mittelpunkt gestellt. Er nimmt an einem Gefängnis-Turnier teil, bei dem die 8 besten Kämpfer aus 8 verschiedenen Ländern antreten. Die Handlung rund um dieses Turnier herum ist wieder mal ziemlich dünn und bietet wieder einiges an Filler-Material, dafür bekommt man aber mehr Kämpfe als im zweiten Teil geboten. Der Amerikaner Mykel Shannon Jenkins entwickelt mit Scott Adkins eine ganz gute Chemie, Michael Jai White´s Präsenz kann er aber zu keiner Zeit ersetzen.
"Undisputed III" ist auf dem selben Niveau wie der zweite Teil. Man bekommt einiges an langweiliger Handlung, tolle und etwas mehr Kämpfe und einen sehr guten Scott Adkins, leider fehlt die Präsenz von Michael Jai White spürbar.
In "Undisputed II" muss sich Michael Jai White aufgrund eines Hinterhalts in einem russischen Gefängnis durchschlagen.
Eigentlich kam George Chambers, der amerikanische Ex-Weltmeister im Boxen, nur nach Russland, um für einen Werbespotdreh Geld abzugreifen, doch aufgrund eines Hinterhalts landet er im russischen Hochsicherheitsgefängnis, wo der dortige Knast-Champion Yuri Boyka schon auf ihn wartet, um seinem Titel weiterhin alle Ehre zu machen.
Michael Jai White macht wie gewohnt eine gute Figur in dem Film, indem er sowohl Sympathien streut, als auch in den Kämpfen durch eine knallharte Performance glänzt. Scott Adkins spielt Yuri Boyka als unsympathisches Arschloch, welches im Ring allerdings auch mit extremen Fähigkeiten aufwarten kann. Der Film bezieht seinen Reiz daher nur aus dem Spannungsfeld zwischen diesen beiden Charakteren und den immer wieder eingestreuten Kampfszenen, während die eigentliche Handlung absolut zu vernachlässigen ist.
Während den 97 Minuten Laufzeit schleichen sich immer wieder spürbare Längen ein, bei denen vor allem versucht wird, einigen Insassen des Gefängnisses ein wenig Profil zu verleihen, was mal mehr, mal weniger gelungen ist. In dieser Hinsicht kann Eli Danker als Nikolai am ehesten überzeugen, da es durch seine Figur ermöglicht wurde, dass der Film sogar mit einem überraschend gelungenen, warmherzigen Ende abgeschlossen wird.
"Undisputed II" bietet starke Kämpfe mit ordentlichen Darstellern, bei denen natürlich Michael Jai White und Scott Adkins am meisten überzeugen. Die Handlung ist arg dünn und der Film leidet immer wieder an spürbaren Längen, was den Film letztendlich zu einem zweischneidigen Schwert macht. Insgesamt trotzdem noch knapp über dem Durchschnitt anzusiedeln.
Mit "Blood and Bone" bekommt man genau das, was man sich von dem Film erwarten kann.
Michael Jai White spielt den Kämpfer Bone, der aus dem Gefängnis kommt und sich schnell einen Namen bei einigen Street-Fights macht, während er einen eigenen Plan im Hinterkopf verfolgt.
Die Geschichte ist natürlich denkbar simpel, besticht aber durch für das Genre durchaus ansehnliche Schauspielleistungen und eine stimmige Atmosphäre. Der Hauptgrund, sich den Film anzuschauen, sind natürlich die Kämpfe. Diese sind auch wirklich ausgezeichnet, am Anfang ein wenig zu kurz geraten, aber insgesamt vor allem im späteren Verlauf wirklich spektakulär und toll umgesetzt. Michael Jai White glänzt durch seinen beeindruckenden Körper, noch beeindruckendere Kampftechniken, hat aber auch eine bombastische Präsenz, durch die er den Film locker tragen kann. Mit Eamonn Walker als James bekommt man allerdings auch einen wirklich gelungenen Gegenspieler.
"Blood and Bone" glänzt wahrlich nicht durch eine gut durchdachte Handlung, kann aber mit einem bombastischen Michael Jai White, einer rauen und guten Straßenatmosphäre und fantastischen Kämpfen auftrumpfen. Für Genre-Fans unbedingt sehenswert.
Nachdem die erste Season nun durchgelaufen ist, ist es Zeit ein erstes Fazit zu "Hannibal" zu ziehen.
Bryan Fuller bedient sich der Figuren aus dem Roman "Red Dragon", um den Mythos um den intelligenten Kannibalen zu etwas völlig Neuartigen zu formen. Die Serie fokussiert sich in ihrem Kern auf das Verhältnis zwischen dem Profiler Will Graham und Hannibal selbst. Will besitzt die Gabe, Verbrechen gedanklich zu rekonstruieren und sich in die Köpfe der Täter versetzen zu können, um ihre Verhaltensmuster zu analysieren. Durch diese Fähigkeit ist er allerdings sozial sehr isoliert und kann mit Menschen allgemein nur schwer umgehen. Nach einem einschneidenden Ereignis wird Dr. Hannibal Lecter sein Psychiater, der mit ihm allerdings eigene Pläne zu haben scheint.
Da die Serie auf dem Network-Sender NBC läuft, war mein Bedenken zuerst groß, dass sich die Serie in einem langweiligen Crime-Procedural verlieren wird, bei der jede Folge nach einem ähnlichen Muster ablaufen wird. Pustekuchen. Die Serie besitzt in ihren Grundzügen zwar solch ein Crime-Schema, allerdings bricht sie ständig aus diesem Mantel aus, indem die Fälle meistens dazu dienen, eine Hauptstory weiterzuführen und immer tiefer in die Figuren einzudringen.
Von Beginn an ist man fasziniert von dem extrem düsteren Stil, der sich durch morbide Bilder und einen grauenvoll-intensiven Klangteppich auszeichnet, wodurch eine Atmosphäre erzeugt wird, welche die Krimi-Thriller-Drama-Serie fast schon zum schockierenden Horrorerlebnis werden lässt. Für eine Network-Serie werden hier immer wieder die Grenzen des Zeigbaren ausgelotet. Die Brutalität definiert sich dabei sowohl aus grafisch extrem expliziten Absurditäten als auch der psychischen Anspannung, die hier jederzeit unter den diversen Schichten brodelt.
Die Darsteller sind ein weiterer Hauptgewinn. Hugh Dancy ist absolut fantastisch in der Rolle des belasteten Profilers, der gleichermaßen genial wie bemitleidenswert ist. Eine Mischung aus Unsicherheit und präzisem Antrieb machen seine Figur aus, die im Verlauf der ersten Season immer tiefer in den Abgrund zu stürzen droht. Der größte Besetzungsclou ist aber mit Mads Mikkelsen geglückt. Anthony Hopkins in allen Ehren, doch was Mikkelsen hier abliefert, muss man schon selbst gesehen haben. Mit starkem Akzent und verblüffendem Mimikspiel verleiht er dem brillanten Psychopathen eine unfassbare Aura, die Hannibal sowohl sympathisch als auch verabscheuenswürdig macht.
Die Fälle werden immer morbider und verstörender, das Katz- und Mausspiel zwischen den beiden Hauptfiguren wird immer spannender und die Atmosphärer dichter und dichter, bis die Serie in einem heftigen und beklemmenden Finale kulminiert, welches zum Glück nicht der Serienabschluss wurde, da eine 2. Season sicher ist.
"Hannibal" ist schlicht und ergreifend der faszinierendste und beste Serienneustart 2013 bisher für mich. Ein raffiniertes, intelligentes, böses, verstörendes Meisterstück, das durch die packende Atmosphäre, psychologisch tiefgreifende Dialoge, beklemmende Fälle und die brillanten Darsteller begeistert und einen nach mehr verlangen lässt.
Vorneweg muss ich sagen, dass ich ein großer Fan von Zack Snyder bin. Bisher haben mich alle seine Filme begeistert und da ich Comic-Verfilmungen auch meistens mag, standen die Vorzeichen für "Man of Steel" schon mal gut. Umso ernüchternder fiel dann das Endergebnis aus.
Zunächst wird die Geburt von Kal-El gezeigt, was schon in eine große Action-Szene mündet. Visuell kommt hier direkt das Können von Snyder zum Vorschein, doch leider tritt der Film dann nach den ersten gut 20 Minuten bereits auf der Stelle. Irgendwie geht es handlungstechnisch viel zu wenig voran, stattdessen wird bereits Bekanntes erneut durchgekaut und der Erzählfluss ist viel zu stockend und unausgegoren.
Aufgrund der Produktion von Christopher Nolan war schon klar, dass der Streifen ähnlich wie die neue "Batman"-Reihe düster ausfallen wird. Bei dieser Reihe ging solch ein Konzept auch voll auf, doch hier bei Superman misslingt das Ganze leider etwas. Obwohl die Schauspieler größtenteils willig wirken, sind die Dialoge meistens arg flach und pathetisch. Henry Cavill gibt einen durchaus sympathischen Superhelden ab, bei dem er meistens darauf setzt, die menschliche Komponente zu betonen. Michael Shannon als Bösewicht ist ganz gut, aber besticht meistens halt nur durch seine aufgerissenen Augen und sein finsteres Gesicht. Durch das Fehlen von Humor baut man keine Bindung zu den Figuren auf, wodurch einem die Charaktere meist ziemlich fremd wirken, was angesichts der teilweise guten Ansätze einfach schade ist.
In der zweiten Hälfte tritt Snyder das Action-Pedal dann endgültig durch und fährt eine Materialschlacht auf, bei der sogar Michael Bay neidisch werden könnte. Visuell kann Snyder hier einige optisch gelungene Akzente setzen, aber die Nonstop-Action-Orgie wirkt dann auf die Dauer doch arg anstrengend und ermüdend, die Kämpfe wollen kein Ende nehmen. Der Soundtrack von Hans Zimmer ist dabei nichts besonderes und eben das, was er meistens musikalisch abliefert.
Für mich als großen Zack Snyder Fan war es schon eine ziemliche Enttäuschung, dass er mit "Man of Steel" einen beliebigen Blockbuster von der Stange abliefert, der viel zu emotionslos und spannungs- bzw. höhepunktarm daher kommt. Potential ist einiges zu erkennen, aber durch das missratene Drehbuch versinkt leider alles im Mittelmaß.
Nachdem mir "The Midnight Meat Train" von Ryūhei Kitamura wirklich gut gefallen hat, hab ich mich sehr auf sein neuestes Werk "No One Lives" gefreut.
Der Anfang des Films ist zunächst recht gelungen. Man wird unvorbereitet mitten ins Geschehen geworfen, wobei das Tempo dann erstmal ein wenig rausgenommen wird. Die ersten 20 Minuten wird eine stimmige Atmosphäre aufgebaut, bei der man gespannt ist, in welche Richtung sich der Film noch entwickeln wird.
Als sich dann offenbart, um was es wirklich geht, bricht das interessante Grundkonzept allerdings schnell komplett in sich zusammen. Wirklich keine der Figuren taugt ansatzweise als Identifikationsfigur, was eigentlich nicht immer schlimm ist. In diesem Fall allerdings und vor allem in einem Horrorfilm ist das Ganze aber ein ziemlicher Dolchstoß, da es einem wirklich komplett egal ist, wer hier wie und wann abtritt.
Der Gewaltgrad ist extrem hoch, was allerdings auch nichts bringt, da zu keiner Zeit irgendwie Spannung aufkommt.
Öde Klischee´s werden geboten und bei der Laufzeit von 87 Minuten kommt nach der Hälfte schon Langeweile auf. Einzig Luke Evans verleiht seiner Figur vor allem anfangs ein klein wenig Ausstrahlung, schaltet aber dann komplett auf starren Autopilot, was wieder recht daneben ist.
"No One Lives" beginnt interessant, entpuppt sich aber rasch als öder und uninspirierter Slasher mit ätzenden Charakteren, der nur mit expliziter Gewalt auf sich aufmerksam machen kann. Nach dem tollen "The Midnight Meat Train" auf jeden Fall eine herbe Enttäuschung.
Dank Arte konnte ich bereits in den Genuss von "Schuld sind immer die anderen" kommen, doch dieser Film hätte ein weitaus größeres mediales Echo nötig.
Regisseur Lars-Gunnar Lotz liefert den meiner Meinung nach besten deutschen Film seit langer Zeit ab, was vor allem daran liegt, dass Klischee´s fast vollständig ausgelassen werden. Der Film ist vom ersten Augenblick an sehr beklemmend und eindringlich inszeniert und diese Atmosphäre wird die gesamte Laufzeit über aufrecht erhalten. Es gibt Momente, die sind so intensiv, dass man wirklich extrem gebannt zuschaut und fast die Luft anhält.
Mitverantwortlich für das Gelingen des Films sind natürlich auch die Darsteller. Edin Hasanovic liefert eine wirklich unglaublich gute Performance ab. Anfangs wirkt sein Spiel ein wenig zu aufgesetzt und übertrieben, doch mit fortschreitender Laufzeit wird seine Darstellung immer facettenreicher und beeindruckender. Der Rest des Casts steht ihm aber in nichts nach, vor allem Julia Brendler ist sehr überzeugend in der Opferrolle.
"Schuld sind immer die anderen" ist polarisierend, aufwühlend und wuchtig-erschütternd. Oftmals geht der Film an Punkte, die wirklich wehtun und tief greifen, während einen das unglaublich intensive Ende noch ordentlich nachhängen wird. Ein wirklicher Lichtblick, wenn nicht sogar strahlender Stern im deutschen Filmbereich, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Die ersten Folgen fällt es nicht gerade leicht, "Banshee" zu mögen. Die Figuren kommen alle etwas platt und eindimensional daher, der Pegel an Sex und Gewalt ist sehr hoch und man weiß noch nicht so recht, in welche Richtung die Serie eigentlich will.
Antony Starr gelingt es anfangs noch nicht so gut, seiner Hauptfigur das nötige Profil zu verleihen und sein Spiel wirkt etwas steif. In den Nebenrollen stechen vor allem Frankie Faison als Sugar und Hoon Lee als Job hervor, deren Figuren wirklich für Unterhaltung sorgen.
Nach und nach schafft es die Serie dann aber dennoch, eine gewisse Spannung aufkommen zu lassen. Die Verstrickungen unter den Figuren, toll inszenierte und harte Action sowie die allgemeine Kompromisslosigkeit des Formats schaffen es, den Zuschauer in die Kleinstadt Banshee zu ziehen, während man immer mehr mit dem zuerst unsympathischen Antihelden Lucas Hood mitfiebert. Vor allem ab Folge 7 von 10 gewinnt die 1. Staffel ungemein an Tempo und Spannung und die letzten Folgen schauen sich richtig gut weg.
"Banshee" spielt zu keiner Zeit in einer Liga mit den ganz großen Serien, überzeugt aber nach einer gewissen Eingewöhnungsphase durch die knallharte Kompromisslosigkeit, einen mürrischen Antihelden und eine gesunde Prise Action und Spannung. Die 2. Staffel kann gerne kommen.
"Stoker" ist das US-Debüt von Regisseur Park Chan-wook, der mit "Oldboy" einen der für mich besten Filme aller Zeiten drehte.
Die gerade 18 Jahre alt gewordene India Stoker hat ihren geliebten Vater durch einen Autounfall verloren. Nun ist sie mit ihrer Mutter, zu der sie kein besonders rosiges Verhältnis hat, allein in einem prachtvollen Haus. Bei der Beerdigung des Vaters tritt allerdings der Bruder ihres Vaters, Onkel Charlie, in ihr Leben und einige Dinge verändern sich grundlegend.
Wem diese Geschichte bis hierhin schon bekannt vorkommt, hat vermutlich auch schon einige Filme von Hitchcock gesehen. Das Drehbuch von Wentworth Miller strotzt nur so vor subtiler Spannung, die es in ihren besten Momenten durchaus mit den Werken des Altmeisters aufnehmen kann. Lange Zeit schwebt eine mysteriöse und merkwürdige Ungewissheit über den Ereignissen des Films und man kann die Figuren und Momente gefühlstechnisch nicht so richtig einordnen. Dieses Spiel mit der Erwartungshaltung des Zuschauers und die Erzeugung einer solch eigenartigen Atmosphäre ist es, was den Film erst einmal von der Masse abhebt.
Abseits der Handlung sorgt allerdings die souveräne Regie von Park Chan-wook selbst für Staunen. Der Film ist ein visuelles Prachtstück, bei dem jede einzelne Einstellung perfekt durchkomponiert daher kommt. Fantastische Kamerafahrten, kreative Überblendungen sowie ein ausgeklügeltes Farbspiel lassen den Film zu einem optischen Hochgenuss werden, der tolle Score tut dann noch sein Übriges.
Die Darsteller machen ihren Job allesamt hervorragend. Im Kern steht das geniale Dreiergespann aus Mia Wasikowska, Matthew Goode und Nicole Kidman, die sich perfekt in ihre Rollen einfügen.
Park Chan-wook hat mit "Stoker" keineswegs seine Handschrift an den Hollywood-Mainstream abgegeben. Im Gegenteil: Der geniale Südkoreaner macht das spritzige Drehbuch von Wentworth Miller, das an einigen Stellen ein klein wenig vorhersehbar ist, zu seinem Eigenen und drückt ihm seinen unvergleichen Stempel auf, was für uns Zuschauer ein absoluter Gewinn ist. Trotz ganz kleiner Mängel im narrativen Sinne zieht einen der Film durch die visuelle Brillanz in seinen Bann und entlässt mit einem wohligen Gefühl in den Abspann.
Yes! Die News der Woche für mich.
"Vs" oder, wie der Film eigentlich heißt, "All Superheroes must Die" ist ein Ultra-Low-Budget-Werk von Jason Trost, der auch eine der Hauptrollen übernahm.
Vier Menschen in Superheldenkostümen wachen in einer Stadt auf und werden über einen Fernseher mit einem ihrer Erzfeinde verbunden. Er teilt ihnen mit, dass er ihnen ihre Superkräfte genommen hat und alle Bewohner der Stadt als Geiseln genommen hat. In von ihm erdachten Spielen müssen sie um das Leben dieser Geiseln kämpfen, ohne ihre Superkräfte.
Der Film hat größtenteils vernichtende Kritiken bekommen, diesem negativen Tenor kann ich mich allerdings nicht anschließen. Natürlich muss man sich vorher klar machen, was man von diesem Film zu erwarten hat. In allerkürzester Zeit geschrieben und gedreht mit minimalem Budget ist der Look des Films natürlich recht billig. Das Konzept allerdings ist ziemlich interessant und erinnert an eine Kreuzung aus Superhelden-Filmen und der "Saw"-Reihe. Durch den Verlust ihrer Kräfte müssen die vier Hauptfiguren allerdings wie völlig gewöhnliche Menschen handeln und werden nach und nach mit moralischen Entscheidungen konfrontiert, in denen sie sich ebenfalls mit Konflikten innerhalb der Gruppe auseinandersetzen müssen. Der Film verzichtet dabei auf explizite Torture-Porn-mäßige Gewaltorgien, sondern konzentriert sich auf das Verhältnis dieser kleinen Helden-Gruppe und die Entscheidungen, die sie treffen müssen.
Die Schauspieler machen ihre Sache allesamt recht ordentlich, vor allem Jason Trost selbst und James Remar als Bösewicht. Negativ fallen einige Logiklücken auf und einige etwas undurchdachte, plumpe Dialoge, aber hier hätte Regisseur Trost einfach mehr Zeit investieren und das Drehbuch noch etwas überarbeiten müssen. Über die Hintergründe der Superhelden hätte man ruhig noch mehr erfahren können, aber wie gesagt war hier aufgrund des limitierten Budgets wohl einfach nicht mehr drin.
"All Superheroes must Die" ist meiner Meinung nach keinesfalls das unterirdische Machwerk, als das es oftmals abgescholten wird. Trost weiß mit dem niedrigen Budget umzugehen und liefert ein interessantes Konzept ab, das teilweise gelungen ist, aber einfach noch mehr Feinschliff und Budget nötig gehabt hätte.
"A Tale of Two Sisters" vermischt Horrorfilm und Familiendrama miteinander und bietet zudem eine etwas tiefgründigere Geschichte als übliche Standard-Horrorfilme.
Zunächst dauert es relativ lange, bis die Handlung an Fahrt aufnimmt und mitreißender wird. Natürlich kann ich es verstehen oder sogar begrüßen, wenn sich ein Regisseur erstmal Zeit nimmt, um Charaktere einzuführen und Atmosphäre aufzubauen, aber hier herrscht leider fast die gesamte erste Hälfte immer wieder etwas Langeweile.
Die gruseligen oder schockierenden Momente des Films entstehen vor allem durch sehr laute Soundeffekte, die den Schockmoment begleiten, was nach einer gewissen Zeit etwas redundant und nervig wird. Dazu kommt noch ein gewisses Overacting der titelgebenden Schwestern, die viel Zeit des Films mit Schreien oder Weinen verbringen, was nach einer gewissen Zeit auch an den Nerven zehrt, im leider negativen Sinne.
In der zweiten Hälfte sorgt Regisseur Kim Jee-woon dann immerhin noch für ein paar Story-Twists, von denen ich einen leider auch schon nach 10 Minuten des Films erahnt hatte, wofür der Film aber eigentlich nichts kann. Wirklich mitreißend oder fesselnd ist der Film aber dann auch noch nicht so richtig, was nunmal an den nicht wirklich herausragenden Schauspielern liegt.
"A Tale of Two Sisters" hat meine recht hohen Erwartungen leider zu keiner Zeit erfüllt. Zwar gut inszeniert, enttäuscht der Film mit übertrieben lauten, nervigen Schockeffekten, mittelmäßigen Schauspielern und vielen zähen Passagen.
In "8MM" lässt Joel Schumacher Nicolas Cage in die Abgründe der Porno-Industrie abtauchen.
Beauftragt von einer reichen Witwe soll Privatdetektiv Tom Welles die Echtheit eines Snuff-Videos überprüfen, in dem ein junges Mädchen ermordet wird. Die Witwe hat Angst, dass ihr verstorbener Mann vielleicht involviert war. Zuerst erklärt der Detektiv Snuff-Filme als inszenierten Mythos, doch bei der Sichtung des Videos muss er auf einmal schwer schlucken, auch weil er selbst ein kleine Tochter hat, und nimmt sich dem Fall an.
Schumacher versteht es schon früh, eine ziemlich düstere und beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, die er den ganzen Film über aufrecht erhält. Erwähnenswert ist auch die Musik, bei der vor allem die leicht orientalischen Rhythmen auffallen. Nicolas Cage spielt seine Figur wirklich super und zusammen mit ihm dringt man als Zuschauer immer tiefer in eine brutale und verstörende Welt ein. Natürlich ist es etwas bedenklich, dass Schumacher die BDSM-Szene und die Snuff-Szene so eng aneinander stellt bzw. zusammenhängend inszeniert, doch für den Spannungsbogen erweist sich dieser inhaltliche Weg als effektiv.
Der Film ist außerdem auch in den Nebenrollen wirklich gut besetzt mit Darstellern wie Joaquin Phoenix, James Gandolfini oder Peter Stormare, die ihre Rollen allesamt klasse verkörpern. Nachdem Schumacher die Spannungschraube immer fester anzieht, kommt der Film gut 45 Minuten vor dem Abspann schon zu einem wahren Höhepunkt, der an Intensität und Spannung später kaum noch erreicht wird. Durch einen inhaltlichen Kniff, der moralisch durchaus anstößig und bedenklich ist, leitet Schumacher ein brutales Finale ein, welches berechtigt für gespaltene Reaktionen sorgt.
"8MM" ist toll gespielt, handlungstechnisch wirklich spannend und schön düster inszeniert. Lediglich die moralische Bedenklichkeit gegen Ende und inhaltlich fragwürdige Aspekte im Bezug auf die dargestellte Ähnlichkeit zwischen BDSM und Snuff sorgen für Abstriche in einem ansonsten wirklich ausgezeichneten Thriller.
Gestern mal die Free-TV Ausstrahlung wahr genommen und geschaut, was die Farrelly-Brüder komödientechnisch noch so drauf haben.
"Dumm und Dümmer" ist eine meiner absoluten Lieblingskomödien der 90er, daher hab ich mir "Alles erlaubt" mal angesehen, wurde aber leider recht schnell ernüchtert. Die Grundidee ist an sich noch ganz amüsant. Zwei Jugendfreunde, die mit dem Sexleben ihrer Ehen nicht mehr zufrieden sind, bekommen von ihren Frauen jeweils einen Freibrief, wodurch sie eine Woche lang machen dürfen, was sie möchten.
Mit Owen Wilson und Jason Sudeikis ist das Ganze auch ziemlich stimmig besetzt und die beiden harmonieren ordentlich zusammen. Leider ist der ganze Film insgesamt viel zu selten wirklich lustig. Es wirkt alles größtenteils viel zu zahm und bieder und viel zu selten kommt der brachiale Anarcho-Humor der Marke "Dumm und Dümmer" mal durch. Es gibt zwar einige Momente, die für einen Lacher gut sind, aber ingesamt versinkt diese Komödie leider absolut im Mittelmaß, da helfen auch die überwiegend guten Darsteller nicht sonderlich.
Mit "Alles erlaubt" liefern die Farrelly-Brüder leider keine besonders gute Komödie ab, sondern lediglich einige amüsante Pointen, die aber durch den viel zu biederen und zurückhaltenden Grundton zu unausgereift sind.
"Parker" ist ein Actionthriller, in dem Jason Statham getrieben von Rache mal wieder ordentlich aufräumt.
Parker ist ein Dieb, der nach einem erfolgreichen Coup nur seinen Anteil möchte. Seine Komplizen, die er vorher nicht kannte, haben allerdings andere Absichten und wollen seinen Anteil behalten und so endet Parker halb tot am Straßenrand und sinnt auf Rache.
Regisseur Taylor Hackford hat mit "Parker" einen schnörkellosen, geradlinigen Actioner abgeliefert, der sich nicht vollständig an den Genrefilmen von heute orientiert. Völlig befreit von unpassendem Humor und ohne Rücksicht auf ein niedrigeres Alters-Rating schickt er Jason Statham auf einen Rachefeldzug, der zunächst durch einen atmosphärisch stimmigen Einstieg eingeleitet wird. Statham ist natürlich optimal geeignet für die Rolle des Parkers und liefert die gewohnte Performance ab, die er in seinen letzten Filmen eben immer abspult.
Leider hat der Film im Mittelteil dann einen starken Durchhänger. Nach ca. einer Stunde wird die Figur von Jennifer Lopez in das Geschehen integriert, weshalb die eigentliche Handlung leider stark auf der Stelle tritt und stellenweise ein wenig Langeweile aufkommt. Nach diesem Hänger kommt der Film dann wieder mehr ins Rollen und vor allem die Action überzeugt durch eine gewisse Kompromisslosigkeit, bei der auch die Titelfigur richtig einstecken darf.
"Parker" ist ein altmodischer, recht brutaler Actioner, der leider unter der langen Laufzeit und einigem unnötigen Nebenballast leidet. Um gut 30 Minuten gestrafft hätte der Streifen sicherlich eine Genre-Granate werden können, so gibt es halt einige richtig gute Momente, die sich mit zähen Passagen abwechseln.
"Bullet to the Head" ist ein weiterer Versuch von Sylvester Stallone, das Action-Kino der 80er Jahre wieder aufleben zu lassen.
Die Handlung ist natürlich nicht sonderlich erwähnenswert. Der Film ist dabei aber nicht ganz eine One-Man-Show von Stallone, sondern fährt eher die Buddy-Action Schiene. So bekommt Stallone mit Sung Kang einen Darsteller an seine Seite und da beide unterschiedlicher Kulturen entstammen, bekommt man auch einige Gags geliefert, die mal mehr und mal weniger aufgehen.
Das Konzept ist, dass ein Killer und ein Cop zusammenarbeiten und der Killer nach dem Prinzip des Zuschlagens bzw. Schießens und dann Fragens handelt und der Cop natürlich eigentlich andersrum. Die Handlung dient dabei nur dazu, von einer Actionsequenz in die nächste zu leiten, wodurch die Nebendarsteller recht wenig Raum haben, sich zu entfalten und lediglich Jason Momoa durch seine physische Präsenz punkten kann. Die Action selbst ist schön oldschool mit viel Körperlichkeit, allerdings etwas hektisch gefilmt, was aber nicht so stark negativ ins Gewicht fällt.
"Bullet to the Head" ist gewiss kein besonders anspruchsvoller oder wirklich herausragender Film, zur Abwechslung für zwischendurch sorgt er aber für ordentliche Unterhaltung durch klassische, geradlinige Action und einen recht gut aufgelegten Sylvester Stallone.
In "Take This Waltz" ist Michelle Williams zwischen Ehe und neu kennengelerntem Mann hin- und hergerissen.
Auf einem Heimflug lernt Margot den Künstler und Rikschafahrer Daniel kennen, zu dem sie sich direkt hingezogen fühlt. Er offenbart ihr, dass er direkt in ihrer Nachbarschaft wohnt, während sie ihm gestehen muss, dass sie seit 5 Jahren verheiratet ist.
Regisseurin Sarah Polley hat mit diesem Film eine etwas andere RomCom gedreht, bei der mir persönlich der Einstieg anfangs etwas schwer fiel. Völlig anders als in den üblichen Filmen dieses Genres sind die Figuren allesamt nicht einfach zu durchschauen und haben jeder für sich einige Ecken und Kanten, allen voran Margot. Michelle Williams spielt die junge Frau an einigen Stellen fast schon kindlich-naiv und verunsichert, aber stets irgendwie lebenswert. Die größte Überraschung im Cast ist allerdings Seth Rogen. Dieser kommt den gesamten Film über ohne Grimassen oder vulgäre Ausdrücke aus und darf eine recht ernste Rolle als Lou, Ehemann von Margot, spielen, was ihm hervorragend gelingt.
Im Gegensatz zu amerikanischen Vertretern des Genres gibt es hier allerhand merkwürdige Szenen zu sehen, vor allem einige Rituale oder Verhaltensweisen in der Ehe von Margot und Lou sind schon ein wenig sonderbar und befremdlich, machen die Figuren aber stets menschlich. Nebenbei wird mit Freizügigkeit und erotischer Offenheit in einigen Dialogen nicht gespart, was dem ganzen auch eine ungewohnte Note verleiht.
"Take This Waltz" ist nicht so einfach zu bewerten. Die 2 Stunden Laufzeit ziehen sich hier und da schon und einige Elemente in dem Film sind einfach etwas komisch und leicht unpassend. Andererseits ist das Ganze gut gespielt, gefilmt und musikalisch unterlegt und kann für einige schöne Momente sorgt. Insgesamt ein etwas anderes Liebesdrama, welches aus der Masse hervorsticht.
"Sinister" ist ein Horrorfilm, der auf altmodische Art und Weise zu fesseln weiß.
Der Film ist entgegen der derzeitigen Trends ziemlich altmodisch inszeniert, was ein eindeutiger Vorteil ist. Zunächst bekommt man hier Figuren geboten, die einen wirklich interessieren und keine eindimensionalen Abziehbilder oder stupides Schlachtvieh. Vor allem Ethan Hawke geht in seiner Rolle als erfolgloser Schriftsteller voll auf, da man anfangs nicht weiß, ob die gruseligen Ereignisse real sind oder ob ihm sein Verstand nur ein Streich spielt. Diese Unsicherheit bringt Hawke wirklich gekonnt rüber, wodurch der Streifen bereits mitreißen kann.
Ein weiteres tolles Element sind die furchteinflößenden Video-Bänder, die die Haupfigur findet und sich ansieht und auf denen Snuff-Szenen zu sehen sind. Zusammen mit der effektiven, schockierenden Klangkulisse entstehen hier richtig tolle Szenen, in denen allein durch Atmosphäre und nicht durch übermäßige Gewaltdarstellungen Horror erzeugt wird.
Mit fortschreitender Laufzeit wechselt die Handlung zwar ein wenig in Genre-typischere Gefilde und setzt häufiger als zuvor auf laute Jump-Scares, die effektive Atmosphäre bleibt aber trotzem weitesgehend aufrecht erhalten. Der Schluss ist dann letztendlich auch nicht wirklich mega überraschend, in seiner Konsequenz aber trotzdem effektiv.
"Sinister" bietet zu keiner Zeit innovative Momente, überzeugt aber durch einen tollen Cast und altmodischen Horror, der mehr durch Atmosphäre und Sound erzeugt wird als durch explizite Gewalt. Insgesamt ein guter, sehenswerter Horrorfilm und in seinem Genre einer der besseren Vertreter der letzten Zeit.
"I'm a pimp... and pimps don't commit suicide."
Nach seinem Überraschungserfolg "Donnie Darko" hatte Regisseur Richard Kelly viele Möglichkeiten, wie er seinen nächsten Film macht. Heraus kam dann "Southland Tales", nach dessen Sichtung man glaubt, Kelly hatte nach "Donnie Darko" längst noch nicht genug mit verwirrenden, abgedrehten Szenarien.
Die Handlung des Films zusammenzufassen ist denkbar schwierig, daher reihe ich einfach mal ein paar Schlüsselbegriffe aneinander. Dritter Weltkrieg, Apokalypse, größenwahnsinnige Wissenschaftler, alternative Energiequellen, Verwechslungsspielchen, Zeitrisse, Verschwörungstheorien und Bibelzitate sind nur grobe Elemente, die Kelly alle in seinen Film stopft. Dabei schert er sich nie darum, irgendeine Stringenz oder Struktur in das Ganze zu bringen, sondern vermengt alles zu einem einzigartigen Gaga-Erlebnis, welches einen entweder fasziniert oder total verärgert zurücklassen wird. Die Dialoge reichen dabei von trashig sinnlos bis zu fast schon philosophisch tiefgründig, was zu einer merkwürdigen Atmosphäre führt, die durch den absolut fantastischen Klangteppich von Moby ein einzigartiges Filmerlebnis beschert.
"If you don't let me suck your dick I'll shoot myself in the head!"
Die Schauspieler sind zusätzlich zu großen Teilen ziemlich gegen den Strich besetzt, was vor allem bei The Rock, Sarah Michelle Gellar und Seann William Scott auffällig ist und entweder für Begeisterung oder Kopfschütteln sorgen wird. Man merkt schon, dass ich nur betonen kann, dass der Film auf jeden Fall spaltet. Obwohl Kelly den Film nach vernichtenden Kritiken in Cannes schon um gut 20 Minuten gekürzt hat, läuft der Film immer noch ordentliche 145 Minuten, was man dem Film an einigen Stellen auch anmerkt.
"Southland Tales" ist ein herrlich unkontrolliertes Chaos, bei dem eine Vielzahl an Themen satirisch, trashig und tiefgründig zugleich durch den Fleischwolf gedreht werden. Ein herrlicher Spaß, den nicht jeder mit dem Film haben wird.
"Ladies and gentlemen, the party is over. Have a nice apocalypse."
Mit "Oh Boy" präsentiert Jan-Ole Gerster seinen ersten Spielfilm, in dem er ein charmantes Porträt unserer Hauptstadt zeichnet.
Niko ist ein Schwärmer, der einfach so ziellos in den Tag hinein lebt. Sein Jura-Studium hat er vor zwei Jahren abgebrochen und von der monatlich überwiesenen Kohle von seinem Vater macht er sich eine angenehme Zeit.
Der Film zeigt 24 Stunden im Leben von Niko, der von Tom Schilling perfekt verkörpert wird. Er streunert planlos durch den Tag, während er viele Begegnungen mit teilweise sehr skurillen Leuten hat und in einige schräge Momente gerät, sozusagen der ganz normale Wahnsinn des Alltags. Die Nebenrollen sind hierbei auch exzellent besetzt und man erlebt einige wirklich witzige Performances. Gerster inszeniert seinen Film in schönen Schwarz-Weiß-Bildern und unterlegt ihn mit einem tollen jazzigen Soundtrack, wodurch ein besonderes Bild von Berlin geboten wird. Langsam muss Niko erkennen, dass sein eingeschlagener Lebensstil vielleicht nicht ganz so passend ist, was durch melancholische, aber auch witzigen Szenen nach und nach verdeutlicht wird.
"Oh Boy" ist ein hervorragendes Porträt eines ziellosen jungen Mannes, mit dem wir uns alle identifizieren können. In lustiger, melancholischer sowie schräger Art und Weise hat
Jan-Ole Gerster einen sehr starken Beweis für sein Können abgeliefert und man darf gespannt sein, was von diesem Mann noch kommt.
Mit "The Great Gatsby" bringt Baz Luhrmann den Literaturklassiker von 1925 auf die Leinwand.
Vor ungefähr 1 Woche hab ich zur Einstimmung noch das Buch gelesen, daher kann ich nun einen schönen Vergleich zwischen Buch und Film ziehen. Luhrmann ist natürlich der perfekte Regisseur für diesen Stoff und bringt die Geschichte wie von ihm gewohnt unglaublich bildgewaltig auf die große Leinwand. Ein wenig merkwürdig scheinen anfangs die starken CGI-Kulissen, allerdings unterstreichen diese perfekt das eingefangene Zeitbild der Roaring-Twenties, in denen die Künstlichkeit und Oberflächkeit die Gesellschaft prägten.
Sobald Luhrmann dann die erste Party präsentiert, entfacht er einen wahren Bilderrausch, zudem wird der nächste kongeniale Inszenierungscoup deutlich. Obwohl die Handlung in den 20ern angesiedelt ist, stellte Luhrmann mit Rapper Jay-Z einen Soundtrack zusammen, bei dem moderne Hip-Hop-, House-, oder Popsongs von heutzutage im Film verwendet werden, die teilweise mit Retro-Klängen vermischt werden. Dieses Konzept ist einfach nur überragend und ging für mich jederzeit voll auf.
Während Autor F. Scott Fitzgerald ein authentisches Gesellschaftsbild von damals zeichnete und stets eine zynisch-entlarvende Perspektive bewahrte, kann Luhrmann diese Dekadenz zwar auch beeindruckend wiedergeben, allerdings geht es ihm hier mehr um das Liebesdrama, den Kern der Geschichte.
Dass diese Liebesgeschichte allerdings zu keinem Moment aufgesetzt, kitschig oder langweilig wird, liegt an dem hervorragenden Cast. Tobey Maguire macht einen tollen Job als Nick Carraway, Carey Mulligan spielt eine Abwandlung der Figuren, die sie meist immer spielt, aber vor allem Leonardo DiCaprio spielt seinen Jay Gatsby jederzeit auf den Punkt. Sein facettenreiches Spiel reicht hierbei von charmant-sympathisch bis hin zu merkwürdig geheimnisvoll. Vor allem im Zusammenspiel mit seinem Love Interest Daisy legt er allerdings ein außergewöhnliches Spiel an den Tag, bei dem er jugendhaft zurückhaltend wirkt und nicht so richtig weiß, wie er seine Gefühle ausdrücken kann.
Den einzigen wirklichen Kritikpunkt würde ich nur Luhrmann selbst ankreiden, da er am Ende einen kleinen Aspekt aus dem Buch ausspart, den ich sehr gerne in dem Film gesehen hätte.
"The Great Gatsby" ist eine fast perfekte Verfilmung der Vorlage. Luhrmann´s wilder, visueller Stil reißt einen in einen wahren filmischen Exzess, während durch die hervorragenden Schauspieler eine tolle Liebesgeschichte erzählt wird, wobei die damalige Zeit perfekt eingefangen wird.
"Gatsby believed in the green light, the orgiastic future that year by year recedes before us."
"500 Days of Summer" ist das Spielfilmdebüt von Regisseur Marc Webb, der zuvor Musikvideos inszenierte.
In dem Film geht es um Thomas, dessen Freundin Summer zu Beginn des Films die Beziehung beendet hat.
Mithilfe einer unchronologischen Erzählstruktur schildert Webb, wie sich die beiden kennenlernen, zeigt gemeinsame Momente zwischen den beiden und springt dabei immer zwischen derzeitiger Handlung und vorangegangen Ereignissen hin und her.
Diese außergewöhnliche Inszenierung hebt den Film dabei bereits besonders hervor, doch Webb hat zusätzlich noch viele wirklich kreative, tolle Details und Elemente eingefügt, die den Streifen von gewöhnlichen Beziehungsfilmen unterscheiden.
Ein großer Trumpf ist außerdem der fantastische Cast, bei dem vor allem Joseph Gordon-Levitt und Zooey Deschanel absolut glänzen und durch eine hervorragende Chemie überzeugen. Von den Nebenrollen fällt vor allem Chloë Moretz auf, welche die kleine Schwester von Thomas spielt und ihm immer wieder mit witzigen Ratschläge erteilt, wobei sie viel erfahrener als ihr deutlich älterer Bruder wirkt.
Allgemein ist der Humor ein weiterer großer Pluspunkt in dem Streifen. Einige witzige Wortspiele und charmante Wortwechsel sorgen für einige Lacher, ohne dabei auf platte oder dümmliche Jokes zu setzen.
"500 Days of Summer" unterscheidet sich auffällig von den üblichen Beziehungsfilmen, indem der Streifen hervorragende Schauspieler, schöne Musik, tollen Humor und eine clevere sowie kreative Inszenierung vorweist und dabei unterhält sowie stellenweise durchaus berührt.
Mit seinem aktuellsten Film "The Tall Man" unterwandert Regisseur Pascal Laugier wie schon in seinem vorherigen Werk "Martyrs" die Genre-Sehgewohnheiten.
Zunächst entwickelt sich das Ganze wie ein typisches Gruselfilmchen um den bösen Unbekannten, von denen es bereits sehr viele gibt. In einem kleinen Städtchen namens Cold Rock verschwinden immer mehr Kinder spurlos, während öfters ein sogenannter "Tall Man" gesichtet wird, der mit den Entführungen in Verbindung zu stehen scheint. Die Krankenschwester Julia ist mit dieser Situation vertraut, bis sie auf einmal selbst betroffen wird, als ihr Sohn eines Nachts entführt wird.
Mehr sollte man vorab über den Film nicht wissen, denn Laugier wartet nach der knappen ersten Hälfte mit einem Twist auf, durch den er die ausgelutschten Genre-Konventionen hinter sich lässt. Der Mystery-Thriller entwickelt sich dann zu einem Psycho-Drama, welches weiterhin Haken schlägt. Was sich allerdings abwechslungsreich und erfrischend anhört, ist letztendlich trotz des eingeschlagenen Richtungswechsels nicht sonderlich überzeugend und bietet im Prinzip wieder nur Altbekanntes. Laugier kann das Niveau seines Vorgängers "Martyrs" zu keinem Zeitpunkt halten, denn dieser war zwar auch nicht frei von Schwächen, war aber viel aufwühlender und gnadenloser, wodurch er deutlich mehr an die Nieren ging. Schauspielerisch gibt es keine wirklich erwähnenswerten Leistungen zu verbuchen, lediglich Jessica Biel darf mit einer etwas vielschichtigeren Darbietung aufwarten als der Rest des Casts.
"The Tall Man" will zwar ähnlich wie "Martyrs" Genre-Konventionen aufbrechen, bietet aber insgesamt nur Altbewährtes, was mich zu keiner Zeit wirklich gefesselt oder gar gegruselt oder geschockt hat. Der Film ist insgesamt viel zu bieder und zahm, sodass Laugier mit seinem neuen Film leider ein wenig enttäuscht und schlussendlich nur Durchschnitt bietet.
"The Perks of Being a Wallflower" ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans, bei der Autor Stephen Chbosky selbst auch gleich Regie führte.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Charlie erzählt, dessen erstes Jahr an der Highschool beginnt. Charlie ist ein recht schüchterner, sensibler Junge und muss sich erstmal zurechtfinden, doch nach und nach lernt er diverse Vorzüge als auch Rückschläge des Lebens kennen.
Gleich vorneweg kann ich sagen, dass mich dieser Film einfach nur begeistert hat. Die Mischung aus Coming-of-Age-Highschool-Geschichte sowie Tragikomödie geht voll auf und der Streifen bietet haufenweise Momente, die zumindest bei mir direkt ins Herz gingen. Die Figuren wirken so real und sind dermaßen grandios gespielt, dabei ist vor allem das Hauptdarsteller-Trio Logan Lerman, Ezra Miller und Emma Watson hervorzuheben, aber eigentlich ist wirklich jede Figur perfekt besetzt (Paul Rudd!).
Der Soundtrack passt zu jeder Zeit erstklassig und bietet viele schöne Songs, die zusammen mit der jeweiligen Szene durchaus hängen bleiben.
Selten gab es in letzter Zeit einen Film, der die Themen erste Liebe, Außenseiterdasein, Freundschaft, Homosexualität und psychische Labilität so wundervoll verarbeitet und hautnah vermittelt, ohne dabei kitschig oder konstruiert zu wirken, sondern jederzeit durch die hohe Authentizität beeindruckt.
"The Perks of Being a Wallflower" ist für mich ein in allen Belangen perfekter Film. Die Geschichte an sich ist zwar nicht innovativ, doch die sensible, lebensnahe Inszenierung und die wundervollen Darsteller haben dafür gesorgt, dass ich einen wahren Achterbahnritt der Gefühle durchleben durfte, bei dem alle Emotionen abgedeckt wurden. Bedrückend, dann wieder berührend, lustig und traurig, wie das wirkliche Leben an sich eben.
"We accept the love we think we deserve"