MurmelTV - Kommentare

Alle Kommentare von MurmelTV

  • 10
    MurmelTV 26.02.2020, 01:42 Geändert 01.01.2021, 16:13

    Analog - Digital
    Fiktion - Dokumentation
    Ton - Bild
    Kunst - Natur
    Mensch - Tier
    Brasilien - Amerika
    Zeit und Raum gehen ineinander über, verschwimmen, werden eins. Sprachen vermischen sich, lösen sich auf. Die Magie des Kinos dient als einziges Bindeglied zwischen dem was war, ist und noch sein wird.

    Paula Gaitán sprengt alle Fesseln, die das Kino sich in über 140 Jahren auferlegt hat und lädt ein zu einer 259-minütigen Tour de Force, die sich weder vor Tarkovsky noch sonst irgendwelchen großen Namen, die einem hier in den Sinn kommen mögen, zu verstecken braucht. Im Gegenteil: Dies ist wohl das poetischste Kino, dass es seit "Der Spiegel" zu bestaunen gab.
    Also runter mit den Klamotten und ab in den Amazons, um sich von ewig fließenden Strömungen treiben zu lassen. Purer Wahnsinn inklusive.

    7
    • Bester Film (10 Nominierungen)
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      Burning
      Der Leuchtturm
      Ad Astra
      The Souvenir
      John Wick 3
      Once Upon A Time in Hollywood

      Beste Regie (10 Nominierungen)
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      Robert Eggers (Der Leuchtturm)
      Lee Chang-Dong (Burning)
      James Gray (Ad Astra)
      Joanna Hogg (The Souvenir)
      Quentin Tarantino (Once Upon a Time in Hollywood)
      Chad Stahelski (John Wick 3)

      Bestes Drehbuch (10 Nominierungen)
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      Burning
      Der Leuchtturm
      The Souvenir
      Once Upon a Time in Hollywood
      Marriage Story
      Ad Astra
      Midsommar
      Parasite

      Bester Darsteller (10 Nominierungen)
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      Willem Dafoe (Der Leuchtturm)
      Robert Pattinson (Der Leuchtturm)
      Steven Yeun (Burning)
      Brad Pitt (Ad Astra)
      Tom Burke (The Souvenir)
      Joaquin Phoenix (Joker)
      Leonardo DiCaprio (Once Upon a Time in Hollywood)
      Adam Driver (Marriage Story)

      Beste Darstellerin (10 Nominierungen)
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      Jong-seo Jun (Burning)
      Scarlett Johansson (Marriage Story)
      Honor Swinton-Byrne (The Souvenir)
      Margot Robbie (Once Upon a Time in Hollywood)
      Emma Stone (The Favourite)
      Olivia Colman (The Favourite)
      Florence Pugh (Midsommar)

      Kreativster/Ambitioniertester Film (5 Nominierungen)
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      Burning
      Der Leuchtturm
      Ad Astra
      Once Upon a Time in Hollywood
      The Souvenir

      Bester Independentfilm (5 Nominierungen)
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      The Souvenir
      Ad Astra
      Burning
      Der Leuchtturm
      A Dog Barking at the Moon

      Bester Animationsfilm (5 Nominierungen)
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      Frozen 2

      Bestes Design (5 Nominierungen)
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      Der Leuchtturm
      Ad Astra
      Once upon a Time in Hollywood
      The Favourite
      Joker

      Bester Ton (5 Nominierungen)
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      Ad Astra
      Der Leuchtturm
      Midsommar
      John Wick 3
      Burning

      Beste Musik (5 Nominierungen)
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      Mowg (Burning)
      Mark Korven (Der Leuchtturm)
      Lorne Balfe, Max Richter & Nils Frahm (Ad Astra)
      Bobby Krlic (Midsommar)
      Hildur Guðnadóttir (Joker)

      Bester Schnitt (5 Nominierungen)
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      Der Leuchtturm
      Burning
      Ad Astra
      Midsommar
      John Wick 3

      Beste Effekte (5 Nominierungen)
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      Ad Astra
      John Wick 3
      Parasite
      Burning
      Der Leuchtturm

      Beste Kamera (5 Nominierungen)
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      Hoyte van Hoytema (Ad Astra)
      Jarin Blaschke (The Lighthouse)
      Hong Kyung-pyo (Burning)
      Robert Richardson (Once Upon a Time in Hollywood)
      Dan Laustsen (John Wick 3)

      Schlechtester Film (5 Nominierungen)
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      Belanglose Kategorie.

      Beste Serie (5 Nominierungen)
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      Bester Seriendarsteller (5 Nominierungen)
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      Beste Seriendarstellerin (5 Nominierungen)
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      Bester Film der Dekade (5 Nominierungen)
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      Es ist schwer, ein Gott zu sein
      American Honey
      'Til Madness Do Us Part
      The Tree of Life
      Mad Max: Fury Road

      Beste Serie der Dekade (5 Nominierungen)
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      Twin Peaks: The Return
      Game of Thrones
      Rick and Morty
      True Detective (S1)
      The Leftovers

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      • MurmelTV 16.01.2020, 20:46 Geändert 16.01.2020, 20:46

        1. Twin Peaks: The Return

        2. Game of Thrones
        3. True Detective (S1)
        4. The Jinx
        5. Rick and Morty
        6. The Leftovers
        7. Kidding
        8. Over the Garden Wall

        Eigentlich würde ich noch gerne Mad Men und Parks and Recreation erwähnen, da deren meisten Staffeln ebenfalls in diesem Jahrzehnt liefen. Ansonsten komme ich jetzt auch nicht auf 10 Serien und selbst von den 8 müsste man eigentlich nur Twin Peaks gesehen haben.

        5
        • 7

          Ein Amerikaner, ein Brite und eine Blondine treffen sich am Bahnhof.

          Was zunächst wie ein klassischer Witz anmutet, entpuppt sich als träumerischer Ruhezustand in der Provinz Englands, der stellenweise durch einen abstrusen Whodunit-Plot unterbrochen wird.

          Ein atmosphärisch dichter wie auch zugleich seltsamer Film, der immerzu spannende Motive aufgreift und Kontraste gekonnt gegenüberstellt, der sich dabei jedoch weigert, ein strukturiertes Gesamtbild zu zeichnen. Dadurch entsteht ein Mosaik aus Gedankenfetzen und Assoziationen, die den Zuschauer selbst auf mentale Reisen schicken. Nur eine Endstation scheint es nicht zu geben, beziehungsweise gibt sich Canterbury letztendlich keine große Mühe, eine solche zu sein.

          So verweilen wir genauso wie die Charaktere "in limbo" und die Pointe bleibt aus.

          5
          • 8

            Es bedarf keiner Odyssee im Weltall, um sich seiner selbst zu stellen.

            Und die Kamera schwenkt, konträr zum Titel, weg von den Sternen und hin zur Erde. „Ad astra per aspera“ / „Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen“: Die rauen Pfade wurden jedoch ausgelassen, bei Seite geschoben. Immerhin ist es deutlich angenehmer, direkt nach den Sternen zu greifen.

            „Ad Astra“ wirkt in vielerlei Hinsicht wie die Antithese zur großen Weltraum-Odyssee aus 1968. Besticht die Neugierde der Primaten zum Anbeginn der Zeit in „2001: A Space Odyssey“ noch durch niedliche Unschuld, so sind die Affen nun als tollwütige Bestien im Weltall angelangt: Völlig verloren und überfordert mit den Rätseln, die es (angeblich) zu lösen galt. Und wehe nur, wenn die Antworten auf die größten aller Fragen einem dann noch missfallen. Wo Kubrick die Menschheitsgeschichte als ein Epos über das unbändige Fortschreiten der Technik inszeniert und sie in überdimensionalen sowie nicht greifbaren Sphären enden lässt, wirft Gray unseren Helden, Brad Pitt alias Roy McBride, gleich zu Beginn vom bis hoch in den Himmel ragenden Technik-Turm und appelliert dazu, die Füße auf dem Boden zu lassen und sich auf das zu besinnen, was war und noch immer ist (Ursache des Unfalls wird als „Surge“ (/Search?) bezeichnet). Dazu benötigt es leider auch den Mut, die ödipalen Nabelschnuren zu durchtrennen und aus den Fehlern der Vorfahren zu lernen, anstatt sich an archaische Traditionen zu klammern und sich unaufhaltsam im Kreis zu drehen. Gray verzichtet auch bewusst auf einen definierten Antagonisten, den Kubrick beispielsweise im AI-System HAL-9000 fand. Er lässt lieber die Menschen sich miteinander duellieren: Ob in Form von Primaten, Astronauten, Vater und Sohn oder gar Mondpiraten. Denn am Ende ist und bleibt der Mensch der Menschheits größter Feind und Ablenkung.

            Die nüchterne Erkenntnis, dass der Mensch sich irgendwann selbst stellen und bestenfalls verstehen muss, ehe er auf Reisen durch die ferne Galaxie irrt und nach anderen Planeten oder gar Lebensformen zum Misshandeln sucht, ist wahrlich nur schwer zu verkraften. Doch immerhin liefert Gray mit der Liebe (gegenüber aller Lebewesen) einen Lösungsansatz, sowie ein Heilmittel, das den Zuschauer besänftigen soll – eine nette Geste.

            8
            • Vielen lieben Dank. Deine Einleitung ist wundervoll geworden :)

              Da steigt nochmals die Vorfreude auf Miyazakis filmische Zukunft!

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              • 8

                Am Ende steht das Erwachen und es wird krampfhaft versucht, einzelne Szenenstücke als Mosaik zusammenzusetzen. Das gelingt mal mehr und mal weniger erfolgreich, erst recht, wenn Logik und Sinn im Verborgenen liegen. Doch die Faszination des Traumes bleibt bestehen - ebenso wie das erpichende Gefühl, wenn der Traum einen im wachen Wandel des Tages verfolgt und die Grenzen zwischen der Welt der Geister und der Realität zu verschwimmen scheinen. Da kann sich die aufdringliche Geräuschkulisse der Baustelle noch so sehr gegen die natürlichen Klänge der Umwelt stemmen, denn an Tagen wie diesen werden jegliche Zweifel tanzend abgeschüttelt. Nur worin liegt das Geheimnis solcher Tage? Sind sie zu erzwingen oder rein willkürlich gesät? Bedarf es den Glauben an das Übernatürliche oder gar einer Opfergabe? Oder doch nur der eigenen mentalen Stärke und dem Gewissen, dass jene Geister einen stets umgeben, sich aber nur selten so offenkundig zeigen. Öfters mal genauer hinzusehen schadet auf jeden Fall nicht.

                7
                • 8

                  Jetzt bitte anschauen auf Mubi. Der knallbunteste und fröhlichste Horrorfilm aller Zeiten. Und wer weiß, vielleicht findet auch ihr das wahre Glück.

                  10
                  • MurmelTV 25.07.2019, 14:09 Geändert 25.07.2019, 14:11

                    Wirklich starkes Aufgebot.

                    Der neue Ciro Guerra wäre definitiv mein Highlight. Aber Koreeda, Andersson und Gray wäre die Vorfreude gigantisch.
                    Vom Joker erwarte ich nichts, bin aber gespannt, wie er von den Kritikern in Venedig aufgenommen wird.

                    Ach, mag mich nicht jemand nach Italien entführen und mit aufs Festival nehmen?

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                    • 8
                      über Memoria

                      Gut, dass ich davon auch schon erfahre: Einen neuen Film von Apichatpong Weerasethakul mit Tilda Swinton soll es in unserer aller Zukunft auf diesem Planeten also bald geben.
                      Ich glaub's erst, wenn ich es sehe.

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                      • "Dass The Lighthouse ein in jeder Hinsicht gelungenerer Film als The Witch geworden ist, hilft allerdings."

                        Kann ich mir nicht vorstellen, war "The Witch" doch mindestens einer der besten Horrorfilme des Jahrzehnts. :)
                        Bin aber enorm gespannt auf Robert Eggers neusten Streich.

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                        • MurmelTV 02.05.2019, 20:54 Geändert 02.05.2019, 20:54

                          Ich selbst arbeitet ehrenamtlich für ein studentisches Programmkino und wir arbeiten mit dem städtischen Multiplex zusammen. Sprich, Kontakte bestehen (seit nun über 15 Jahren) - sowohl mit dem Kino, als auch mit sämtlichen Verleihern (mindestens 50% der Filme werden auch als 35mm Kopie projiziert), Know-How ebenfalls, nur leider sind wir hier - in Paderborn - keine Metropole und müssen deshalb jedes Semester darum kämpfen, überhaupt 30 Zuschauer im Schnitt in den Saal zu treiben.

                          Wenn sich aus Paderborn oder dessen Umfeld weitere Moviepiloten finden würden, dann würde ich das mit dem Kino-Guerilla gerne auf mich nehmen - oder zumindest mit dem Vorstand besprechen.

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                          • Eine der atemberaubendsten Folgen der gesamten Serie, und das trotz der teils schweren Plot-Rüstungen. Inszenatorisch von der ersten bis zur letzten Sekunde nicht zu schlagen. Sapochnik (und das gesamte Team) hat sich selbst übertroffen und ich bin gespannt, was er uns in Folge 5 noch servieren wird. Doch zunächst darf David Nutter nächste Woche wieder die ruhigen Töne treffen und dann ziehen D&D hoffentlich den perfekten Schlussstrich. Nach zwei schwächeren Staffeln, würde ich es dieser großartigen Show doch sehr wünschen, wobei dies bei weitem kein leichtes Unterfangen sein wird.

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                            • Den werde ich am 28. Mai auf 35mm im Kino sehen. Jetzt ist die Vorfreude noch mal größer! :)

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                              • 8

                                Sicher kann man sich nun die Mühe machen, dieses alptraumhafte Puzzle zusammenzusetzen und die unzähligen, noch so winzigen Details miteinander zu verknüpfen, doch auch ohne aufschlussreicher Detektivarbeit bietet David Lynch genügend Stoff für spannendstes Meta-Kino.
                                Denn Mulholland Dr. ist in erster Linie ein experimenteller Mystery-Thriller, der nicht nur dem Hollywood-System, sondern – oder gar vor allem – der blinden Naivität des Zuschauers charmant den Spiegel vors Gesicht hält. Doch dieser schaut lieber nur und sieht leider nichts.

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                                • 7

                                  Wie die Haut nach zu ausführlicher Konfrontation mit der knallenden Sonne im heißen Spanien pellt Jonathan Glazer in seinem bemerkenswerten Spielfilm-Debut die Maskulinität des posierenden und marktschreierischen Gangster-Films ab und entlarvt dabei eine Fassade, hinter der sich tatsächlich ernsthafte Emotionen verbergen. Familiäre Liebe, Einsamkeit, Reue, finanzielle Sorgen und unterdrückte Homosexualität schwimmen somit immer wieder an die Oberfläche, nur um dort kurz Luft zu holen und wieder abzutauchen. Ein stilsicherer und vielschichtiger Thriller, wenn man sich traut, tiefer als bis zum Boden des Haus-Swimming-Pools zu graben.

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                                  • 7

                                    Soeben erst erfahren, dass es diese Doku gibt, bzw. geben wird. Premieren wird sie auf dem diesjährigen Tribeca Film Festival. Ich hoffe dann auf einen schnellstmöglichen Releasetermin hier bei uns!

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                                    • "A Land Imagined" ist ein eher durchwachsender Neo-Noir, der jedoch mit einer der schönsten (Counter-Strike-)Videospielszenen der Filmgeschichte auftrumpfen kann. Allein dafür lohnt es sich einen Blick zu riskieren.

                                      • Sehr hilfreiche Liste, danke dafür!

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                                        • MurmelTV 06.04.2019, 13:39 Geändert 06.04.2019, 14:25

                                          Ein wenig verspätet, aber endlich ist sie fertig: Meine Top 100 nach 25 Jahren auf dem blauen Planeten.

                                          Das war ein schwierigeres Unterfangen als zunächst vermutet, bin mit dem Resultat aber recht zufrieden.

                                          Bin gespannt, wie sehr sich das Ranking in 5 Jahren verändern wird. Meine Vermutung: sehr!

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                                          • 8

                                            Das Auge als Fenster zur Seele.

                                            Scarlett Johansson streift als Alien durch die Straßen Schottlands, um dort den Menschen oder eher, was einen als eben diesen auszeichnet, zu erforschen. Dabei werden nicht nur Fragen gestellt, sondern auch Männer verführt, entführt und verspeist – in der Hoffnung die Antworten buchstäblich in deren Innern zu finden, denn die menschliche Hülle wurde bereits perfektioniert, doch der Kern, sprich all jenes, das dahinter/darunter steckt, ist und bleibt ein Rätsel. Ein Rätsel, dessen Geheimnis Johansson nach ihrer unkonventionellen "Coming-of-Age"-Odyssee scheinbar lüftet oder zumindest erahnt, ehe sie in Flammen aufgeht und die Kamera sich gen Himmel neigt.

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                                            • ?

                                              Meine Lektüre bis zum Sommer.

                                              Nun, da die Criterion Collection endlich dieses monumentale Meisterwerk zurück ins moderne Heimkino bringen wird und mit einer brandneuen 2k-Restaurierung aufwartet, ist die Zeit gekommen, mich dem längst überfälligen Akt zu widmen, Tolstois Jahrhundertroman zu lesen, um anschließend Bondarchuks Umsetzung im vollen Maße genießen zu können.

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                                              • 9

                                                Ein Beziehungsdrama im geteilten Berlin.
                                                Schwindelerregend drehen sich Kamera und Schauspieler im Kreis; orientierungslos, verzweifelt, hilflos und stets das Schlimmste befürchtend. Sam Neil und insbesondere Isabelle Adjani erreichen kaum begreifliche Höhen des Schauspiels. Was in vielleicht jedem anderen Szenario genervt als Overacting abgestempelt werden würde, ist in Zulawskis Fiebertraum nicht anders vorstellbar. Und dennoch findet er immer wieder diese ruhigen, emotionalen Noten: Ein Blick, ein Ton oder eine Bildkomposition. In diesem Strudel aus Gedanken und Emotionen versinkt man gerne, selbst wenn der Kampf gegen die eigene Panik nicht leicht fällt, erst recht nicht, wenn schließlich die Bomben fallen und der kalte Krieg vor der Türe steht.

                                                „Don’t open. Don’t open. Don’t open. Don’t open. Don’t open. Don’t open. Please, don’t open!“

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                                                • 8
                                                  MurmelTV 05.02.2019, 00:11 Geändert 05.02.2019, 01:02

                                                  Auch wenn die Kommentare auf MP auf den untersten Teil der Seite gedrängt wurden und es demzufolge auf meinem Dashboard an Texten mangelt, versuche ich hier mal mein Glück, in der Hoffnung, dass irgendwann ein jemand über diesen Kommentar stolpern mag. Und sei es nur nachdem dieser Jemand vor dem Bildschirm einschlief, sein Kopf die Leertaste erdrückte und sich nach dem Erwachen über die verschollenen geglaubten Kommentare erfreut.

                                                  Dieses Wagnis gehe ich auch nur ein, weil "The Floriday Project" mir den Versuch wert ist. Denn in meinen Augen ist Sean Bakers Ausflug in die Welt der "White-Trash-Kinder" Amerikas ein reiner Glücksfall von Film geworden. Wieder schnappt sich der - was das angeht - bereits erfahrene Regisseur unbekannte Schauspieler mit teils gar keiner Erfahrung, und schafft es dennoch ein feinfühliges, neorealistisches Drama zu drehen - nun sogar mit Kindern in den Hauptrollen. Dazu gesellt sich ein Willem Defoe als regelrechter Fels in der Brandung, der es bravourös meistert als Hotel Manager, Bobby, die komplexeste Figur des Films zum Leben zu erwecken.

                                                  Wem das noch nicht genügt, für den hat Baker dann noch ein weiteres Schmankerl in Petto. So inszeniert er das eigentliche Drecksloch von Hotel in den farbenfrohsten Bildern und stets so proportioniert, dass man sich selbst in die unschuldigen Schühchen eines Kindes hineinversetzt fühlt, wenn die bombastischen Attraktionen über den kleinen Knirpsen aufragen, und so ein Baum zum gigantischen Geist alter Welten oder eine Eisdiele zum Ort der tiefsten Freude mutieren. Zum Glück belässt Baker es aber nicht beim nostalgischen Kindheitstrip, sondern schafft gekonnt den Spagat zwischen dem erwachsenden Ernst der Verantwortung und kindlicher Euphorie und hält dabei den älteren, verkrampften Zuschauern den ein oder anderen Spiegel vor. Des Kindes Augen Fantasie prallt auf die harsche Realität derjenigen, die tagtäglich um ihre Existenz zu kämpfen haben.

                                                  Die Tatsache, dass der Film darüber hinaus noch auf 35mm gedreht wurde – mit Ausnahme der finalen Szene, dessen somit spürbarer Bruch einen umso stärkeren, emotionalen Effekt auf den Zuschauer ausübt – ist am Ende das unerwartete “Tüpfelchen auf dem i“.

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                                                    Die 69. Berlinale präsentiert die neue Restaurierung am 16.02. im Delphi-Filmpalast. Sehr geil!

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