Obolos - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+24 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence320 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning177 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von Obolos
*♡*LiKe My DiRecToR*♡*: Edgar Wright
Weil er eine unvergleichliche Art hat, Humor sprachbarrierenüberwindend rüberzubringen und seine Filme einfach immer wieder der Knaller sind!
"Bleed for this" ist recht offensichtlich Boxfilm Nr. 0815, dessen Genre gefühlt seit 40 Jahren storytechnisch festgefahren und überraschungsbefreit Ableger um Ableger produziert. U.a. dadurch haben Boxfilme bei mir grundsätzlich schon einen schweren Stand und müssen deshalb auf anderen Ebenen bei mir punkten.
Konnte "Bleed for this" das?
Zu meiner generellen Aversion gegenüber eines Sports, bei dem man sich ganz bewusst die Fresse poliert, kommen in den meisten Fällen, so auch hier, männliche Protagonisten, deren Prioritätengewichtung für mich positiv formuliert nur unverständlich ist. Trotz eines absolut uneinschätzbaren Gesundheitsrisikos, was leicht und nicht mal unwahrscheinlich den eigenen Tod zur Folge haben kann, muss man(n) auf jeden Fall zurück in den Ring und so schnell wie möglich seinen Mann stehen. Zumeist fußen diese Prioritäten der Boxsportler auf irgendwelchen Konventionen und Vorstellungen, nach denen "ein Mann das eben so zu tun hat", was mich unweigerlich mit der alles erdrückenden Frage zurücklässt, ob ich weniger Mann bin als andere. :o
Dass diese Entscheidungen anscheinend ja nicht nur im Film, sondern sogar im realen Leben so getroffen wurden und sich die Leute im Umfeld tatsächlich damit arrangiert haben, dass ein Familienmitglied/Freund etc. emotional verblendet und absolut irrational sein Leben riskiert, macht alles eigentlich nur noch bitterer.
Ich akzeptiere, dass das natürlich seine eigene Entscheidung ist und war, werde mich damit aber trotzdem nicht anfreunden können.
Damit entstand für mich ein ernsthaftes Problem, mit wem der Charaktere ich mich bitte identifizieren soll, denn viele andere Figuren waren entweder nicht differenziert genug ausgearbeitet, um mehr als ein Plotdevice zu sein, oder bauten rein alterstechnisch ungefähr 40 Jahre Distanz zu mir auf. Letztere (die Eltern des Hauptcharakters) hatten trotzdem noch am ehesten mein Mitgefühlt, immerhin.
Ein Boxfilm steht und fällt mit der Underdog-Resurrection-Story und mit der Empathie für den Boxer, der am Schluss doch noch gewinnt, da bleibt wenig Raum für das Hinterfragen der Handlungen. Eine richtige Charakterentwicklung (außer bzgl. der Gewichtsklasse) konnte ich auch nicht entdecken, irgendwie war Vinny immer extrem aggro, dickköpfig und motiviert. Beides (Hinterfragen von Handlungen und Charakterentwicklung) hätte ich mir mehr gewünscht, denn eigentlich ist jemand, der sein Leben für eine Unterhaltungssendung im Fernsehen bereitwillig aufs Spiel setzt, niemand, den ich mir zum Vorbild nehmen würde - seinen Fokus, seine Willenskraft und sein Durchhaltevermögen in Ehren.
Ich kann aber durchaus nachvollziehen, dass diese Geschichte natürlich verfilmt werden musste, denn krass ist sie in jedem Fall.
Auf welchen anderen Ebenen konnte "Bleed for this" denn jetzt bei mir punkten?
Kamera: Mäh, nichts wirklich Besonderes, würde ich meinen. Zeitweise sehr shaky und nervös.
Schnitt: Ist mir jetzt nicht als künstlerisch besonders wertvoll aufgefallen, mehr so normal. Vor allem in den Kampfsequenzen verliert man teilweise komplett den Überblick, auch wenn das vielleicht das Ziel war. Hat irgendwie öfters keinen Spaß gemacht, hinzuschauen.
Darstellerensemble: JA! War stark, vor allem Katey Sagal und Ciarán Hinds. Auch Ted Levine mal wieder zu sehen, war schön. Aaron Eckhart und Miles Teller fand ich dagegen jetzt nicht so pralle...
Alles in allem ein meiner Meinung nach recht mittelmäßiger Film, der vom Handwerklichen her wenig falsch macht, bei mir thematisch aber auf Stahlbeton beißt und dazu story- und aussagetechnisch in bekanntem Fahrwasser herumdümpelt.
Super Mainstream, aber:
*♡*LiKe My AcTRess - Emma Stone*♡*
Hat sich in den letzten Jahren echt gemacht und den Sprung von der Teenieschauspielerin zur Leinwandgöttin geschafft, finde ich.
Unvergessen für mich ihr Auftritt in Zombieland, aber in letzter Zeit ist ja auch noch der ein oder andere Hochkaräter dazukommen, den sie mit ihrer Präsenz und Emotionalität echt bereichert hat!
Like My Actor - Viggo Mortensen
Unvergessen seine Performance in Herr der Ringe, aber auch in Eastern Promises u.v.m. hat er für mich seine ganze Klasse gezeigt.
Ähnlich wie Cillian Murphy macht er irgendwie jeden Film besser!
Ich entschuldige mich gleich mal im Vorfeld für das tendenziell wirre Gedankenmosaik, in das ich hier irgendwann abgerutscht bin. Leichte Spoiler sind vielleicht auch dabei.
Ich habe mich sehr gefreut, als mir klar wurde, dass in der Sneak, in der ich saß, gerade "Moonlight" vor meinen Augen anlief. Einerseits verständlich, war das doch "der beste Film" des Jahres 2017, den die Oscars gerade erst prämiert hatten. Andererseits unverständlich, wenn man sich vor Augen führt, wie wenig objektiv solch eine Entscheidung überhaupt an sich sein kann und wie wenig Relevanz diese sowieso für meinen Filmkonsum nur haben kann.
Wie dem auch sei... wo waren wir? Ah, richtig: Relevanz, gutes Stichwort!
Ich bin mir relativ sicher, dass "Moonlight" mindestens in der diesjährigen Oscarverleihung der relevanteste Film war und deshalb von mir aus auch gern den Hauptpreis mitnehmen durfte.
Relevanz erlangt diese Charakterstudie vor allem durch die Thematik, eine Coming-of-Age-Geschichte eines afroamerikanischen, homosexuellen Jungen, der - wie man es sich denken kann - in seiner Jugend einige Schlachten zu schlagen hat.
Wie die Prämisse schon vermuten lässt, war das für mich kein Film zum Genießen, nichts, was mich im engeren Sinne "unterhalten" hätte. Im weiteren Sinne war "Moonlight" ein Film fürs Herz und den Verstand, der auf sehr unplatte Art und Weise sehr wohl zu unterhalten wusste, auch noch weit über die eigentliche Laufzeit hinaus.
Während des Films hatte ich so meine Einstiegsprobleme.
Nicht nur habe ich gefühlt 30 Minuten gebraucht, bis ich mit der englischen Aussprache zurecht kam und den Slang dann wenigstens meistens verstanden habe (OV-Sneak sei Dank!), auch die Charaktere boten mir auf den ersten Blick(!) so wenig Identifizierungspotential wie schon lange kein Film mehr.
Ich bin kein Afroamerikaner, ich bin hetero, ich bin behütet mit "ordentlichem" Elternhaus in einem absoluten Nicht-Ghetto aufgewachsen, habe den Kontakt mit Drogen sämtlicher Art von vornherein eigentlich komplett abgelehnt und so weiter...
Deshalb stellte ich mich von vornherein darauf ein, "Moonlight" ganz bewusst als Zuschauer zu erleben und nicht als Teil des Films.
Es mag sein, dass ich im Allgemeinen nicht so stark emotional eingebunden in die Geschichte war, wie ich es vielleicht in einem Film mit anderen Charakteren gewesen wäre - für meine Psyche kann der Film allerdings nix -, aber zumindest hat sich diese Prämisse dann im Laufe des Films doch gewandelt.
Schließlich bekommt man immer mehr und bessere Einblicke in das Leben des Jungen, des Jugendlichen und des Mannes, der von allen Seiten mal emotional, mal physisch, mal beides gleichzeitig aufs Maul kriegt. Es ist teilweise nicht leicht, mitanzusehen, wie mit Chiron umgegangen wird, aber das stärkt die Bindung zu ihm, sodass man sich auch freuen kann, wenn ihm ab und an dann doch mal Gutes widerfährt. Ich kann nicht nachvollziehen, wie es ist, als homosexueller Junge aufzuwachsen, womit man konfrontiert wird und was einen erwartet, aber nach diesem Film habe ich das Gefühl, wenigstens einen Einblick bekommen zu haben.
Ich ging mit sehr gemischten Gefühlen aus dem Film, vermutlich, weil ich leicht überladen mit der Message war.
Recht deutlich fiel mir ins Auge, dass "Moonlight" im großen Ganzen von Akzeptanz handelt. Damit haben viele der Charaktere scheinbar ein großes Problem, was sich letztlich in wutgeladenen Drangsalierungen gegenüber Chiron, dem Protagonisten, entlädt. Er selber ist !von Natur aus! anders, schmächtiger und zarter als andere Jungen in seinem Alter, was ihn anscheinend für die Rolle des "Opfers" prädestiniert. Das halte ich für eine sehr realistische Darstellung, weil Kinder (nicht nur Jungen, auch Mädchen) grausam sein können, wenn es darum geht, schonungslos auf Gleichaltrigen herumzuhacken, um die eigene Stärke zu untermauern. Sind wahrscheinlich Urinstinkte.
Akzeptanz findet Chiron nur bei ganz wenigen Charakteren, die daraufhin auch sein Leben prägen, aber nicht mehr rückgängig machen können, was seine Peiniger ihm "erfolgreich" eingeprügelt haben. Denn den gesamten Film über scheint Chiron aus einer unglaublichen Verschüchtertheit und Unsicherheit zu agieren, hält sogar in Bärengestalt ständig den Kopf gesenkt und ist im Allgemeinen ein leiser Mensch.
Für mich zeigt "Moonlight" damit auch, wie groß die Verantwortung für die eigenen Mitmenschen ist, die man dauerhaft trägt. Ob man will oder nicht, man ist nicht nur seines eigenen Glückes Schmied, sondern auch dafür verantwortlich, dass es anderen in seinem Umfeld zumindest nicht schlecht geht. Ständiges Drangsalieren von Leuten, deren Umstände man nicht kennt (oder noch schlimmer: deren Umstände man kennt und bewusst ausnutzt, um besser dazustehen), ist nichts, was spurlos am Drangsalierten vorbeigeht. Man beeinflusst das Leben eines anderen Menschen auf Dauer, verändert es vielleicht sogar für immer. In einer Gesellschaft wie der in "Moonlight" dargestellten, wo es unter Jungen vor allem darum geht, als Alphamännchen dazustehen und sich einen Platz an der Sonne zu ergattern, ist nicht viel Platz für Empathie und offen gezeigte Emotionen. Diese Darstellung sollte uns ein Ansporn sein, darüber nachzudenken, ob es vielleicht ernsthafte Gründe gibt, warum jemand anders ist als man selber, anstatt direkt draufzuhauen und nur sich selbst als "richtig" und "normal" anzusehen. Die wenigsten Menschen kennt man so gut, dass man genau weiß, was abgeht. In noch viel selteneren Fällen sind diese Menschen dann diejenigen, denen man Böses will, weil man Verständnis und Empathie für ihre Situation aufbringt. Mehr Empathie kann sicherlich nicht schaden.
Okay, jetzt nochmal was zu den filmischen Aspekten:
Die Kameraarbeit fand ich ehrlich gesagt längst nicht so herausragend wie alle sagen. Mir gefielen die vielen offensichtlich gewollten Unschärfen überhaupt nicht, die sich vor allem an den Rändern des Bildes bildeten (wegen der anamorphotischen Linsen wahrscheinlich), das riss mich tendenziell aus dem Film raus. Ansonsten passte die ruhige Kameraführung stilistisch sehr gut zu der im Allgemeinen sehr ruhigen Inszenierung. Wenige Schnitte, lange Einstellungen, wenige Actionsequenzen, die dazu auch meistens nicht wirklich wie Action inszeniert worden sind, viele "Pausen", all das lässt "Moonlight" sehr künstlerisch und Indie wirken. "Pausen" stand übrigens in Anführungszeichen, weil es zwar viele dialogfreie Stellen gab, aber ordentlich nonverbal kommuniziert wurde. Blicke, Gesten und Mimiken spiegelten eindrücklich das Innere der Figuren, den Schmerz, die Verzweiflung, die Sehnsüchte. Auch das trug zur ruhigen Erzählweise bei.
Kurzes Fazit:
Ein sehr interessanter und relevanter Film, der dadurch auch gern von jemandem "Bester Film" genannt werden darf, der eben darauf Wert legt. Ansonsten rein thematisch für mich schwierig mit anderen Filmen zu vergleichen und deshalb so halb "außer Konkurrenz".
Milonov begründete seine Forderung damit, dass es die Hauptaufgabe des Staates sei, die "Kindheit und Jugend von der Unsauberkeit der Welt zu beschützen" und der Film somit verboten werden müsse, um die "Kinder gegenüber diesen schädlichen und gefährlichen Phänomenen abzuriegeln".
// Mir würden da ganz spontan einige andere "Unsauberkeiten der Welt" und "schädliche und gefährliche Phänomene" einfallen, vor denen uns Milonov in seiner tollen, väterlichen Berufung schützen könnte, anstatt medialen Content, der aller Voraussicht nach einfach nur das Leben aus Sicht von Menschen schildert, zu verbieten.
Ein guter Anfang wäre doch mal z.B. die Unterdrückung von Minderheiten...
Krass, ich hab #goslinggate gesehen!!!
Eine Promoaktion für eine sowieso auch offiziell schon begrabene Sendung, sehr gerissen.
Auf mich machte das eher den Eindruck, dass die beiden unbedingt auch vorkommen wollten und es doof fanden, nicht dabei zu sein. Aufmerksamkeit um jeden Preis.
Die Anwesenden im Saal haben das auch reihenweise nicht verstanden, das jedenfalls sagten ihre ausdruckslosen Gesichter (irgendwas zwischen Desinteresse und Verwirrung), gelacht hat jedenfalls niemand. Cooler Prank...
Oh, wow, ich hätte gewonnen?
Falsch, ich hab gewonnen, Ruhm und Ehre natürlich! :D
Glückwunsch den anderen, viel Spaß beim Stöbern und Entdecken!
Danke ans Team fürs Auswerten der Tipps!
Taxi Driver und Raging Bull mögen richtungsweisend gewesen sein, aber mich haben sie überhaupt nicht mitgenommen, sondern maximal handwerklich überzeugt (2x 6.0).
Für Wolf of Wall Street, Hugo Cabret, Shutter Island, Departed und GoodFellas gabs dann dafür aber auch eine überdurchschnittliche 8.0, für Aviator knapp drunter. Insgesamt schon sehr stabil, das Werk vom guten Marty. Den Rest sollte ich vielleicht auch mal nachholen.
Silence hoffe ich im Kino erwischen zu können, lohnt sicher! :)
Ich bin mir irgendwie recht sicher, dass Netflix klug genug dafür ist, nicht seinen eigenen Premium-Erfolg "Stranger Things" nach nicht einmal einem Jahr neu aufzulegen. Das wäre nämlich wirklich reichlich ungeschickt.
Die Prämisse scheint ähnlich zu sein, aber ich gehe davon aus, dass es sich in eine ganz andere Richtung entwickeln wird.
Netflix <3
"The Founder" basiert wohl auf der wahren Geschichte, wie Ray Kroc aus einem innovativen Burgerladen ein weltumspannendes Franchising-Konstrukt erschaffen hat.
Ich finde es ja immer klasse, durch Filme etwas zu lernen; in diesem Fall die Entstehungsgeschichte von McDonalds. (Leichte Spoiler, aber die Geschichte und ihr Ausgang sind ja eigentlich bekannt... falls nicht: Wikipedia)
Der Film an sich kommt recht unspektakulär daher. Die Kamera lässt keinen außergewöhnlichen Stil durchscheinen, alles ist schön sauber ausgeleuchtet, vom Look her könnte es auch ein Werbefilmchen sein. In jedem Fall besticht der Film hier für mich nicht durch visuelle Reize, darauf wurde wohl auch nicht besonders wert gelegt.
Das Schauspielerensemble ist angemessen, im Gedächtnis blieben mir Michael Keaton in der Titelrolle als Ray Kroc sowie die beiden McDonalds-Brüder (John Carroll Lynch kommt einfach immer putzig daher, außer vielleicht bei American Horror Story... :D ). Keaton hat seine Sache hier sicherlich gut gemacht. Ohne vorher eine Abneigung gegen ihn gehabt zu haben, war seine Figur für mich letztlich vor allem widerlich und unausstehlich... Ziel erfüllt?! Das erschloss sich mir nicht ganz.
Es war mir bis zum Schluss unklar, was der Film mir vermitteln möchte. Selten genug kommt es vor, dass der Protagonist im Film ein richtiger Drecksack ist (im Vergleich zu all den Filmen, die den moralisch einwandfreien Charakter als Hauptbezugspunkt featuren), jetzt weiß ich auch, warum:
Weil es ein furchtbar schmaler Grat ist zwischen "Der Typ war richtig assi, der Film hat mir nicht gefallen!" und "Den Typen konnte man richtig hassen, das hab ich genossen, toll gemacht!". Gern wäre ich mit letzterem Gefühl aus dem Kino gekommen, aber es bedarf wohl einer Menge Fingerspitzengefühl, um beim Publikum exakt die richtigen Emotionen zu triggern. Sicher war es eine Sache von Nuancen, die für mich "The Founder" zu einem Film machten, der seinen Protagonisten und dessen Verhalten richtig abfeiert. Nichtsdestotrotz ist das etwas, womit ich hier nicht klarkam. Ray Kroc verhält sich wie ein "Fuchs im Hühnerstall", sucht in allem nur seinen Vorteil, bricht absolut ansatzlos mit Menschen, die nur die allerbesten Motive verfolgen und niemandem schaden wollen, nur um am Schluss mit seiner Methode "Erfolg" zu haben und ein milliardenschweres Imperium aufzubauen, was ihn vollkommen unangreifbar macht. Alle ihn während des Films umgebenden Figuren verschwinden im Nirvana und leiden unter Krocs Charakter, Verhalten und Anwesenheit.
Das alles ist an sich kein Problem für mich, wenn der Film wenigstens leise Kritik an seinem Protagonisten äußert und irgendwie aufzeigt, dass das vielleicht so nicht der optimalste Weg einer menschlichen Gesellschaft ist. Bei "The Founder" blieb das für mich aus.
Stattdessen wurde man alleingelassen mit dem Mitleid für Krocs menschlich gebliebenes Umfeld und die McDonalds-Brüder, die als kleine Projektionsfläche für meinen Unmut und sympathischer Gegenpol herhalten mussten, dafür aber viel zu wenig emotional in die Geschichte eingebunden waren, um diesen Film als !ihre! Geschichte wahrzunehmen. Dass das allerdings so gewollt war, kann ich bei der Konzeptionierung des Films vollkommen nachvollziehen.
Es bleibt für mich letztlich nebulös, ob "The Founder" eine Generalkritik an McDonalds, das hier für mich wirklich nicht gut wegkommt, oder ein 100-minütiger Werbefilm für McDonalds und dessen heroischen Aufstieg sein soll. Vermutlich liegt es einfach im Auge des Betrachters.
Ich fühlte mich durch einen derartigen Unsympathen an der Spitze dieses Unternehmens jedenfalls nur weiter darin bestätigt, meinen seit Jahren aufrechterhaltenen McDonalds-Boykott fortzusetzen.
Guten Appetit.
Drauf aufmerksam geworden durch Elijah Wood beim Netflix-Durchstöbern, habe ich irgendwann dann mal die erste Folge gesehen, und obwohl ich sie schon irgendwie sympathisch fand, erstmal wieder eine Pause eingelegt.
Danach nochmal alles in einem Rutsch an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gesehen und mein Gefühl täuschte mich einfach nicht.
Großartig-wilde Mixtur aus Krimi, Sci-Fi, Thriller und Comedy, die vollkommen mühelos zwischen ernsten und absurd lustigen Sequenzen wechselt.
Mit sehr genauen und dezent getroffenen Tönen wird hier ein großes Ganzes erschaffen, was viele Fragen aufwirft, einige davon beantwortet, aber den Zuschauer zum Schluss doch heftigst vertröstet, weil es ja (hoffentlich) weitergehen soll. Ohne die letzten 5 Minuten wäre die Serie aber auch nach einer Staffel super beendet gewesen.
Nichtsdestotrotz bin ich extrem gespannt, was in einer vermutlich kommenden zweiten Staffel aufgefahren wird. Genug Platz für skurrile Figuren und Momente gibts wohl noch.
Achja:
Netflix <3
Nach dem ersten gelösten Hinweis flutschts dann doch ganz gut, cooles Quiz! :)
Und ich kann die Leute verstehen, die bei Hinweis 2 ausversehen zu Hinweis 10 gekommen sind! :D
Von der ersten Minute an hatte ich ein Problem mit diesem Film:
Ich fragte mich, warum dieser Film überhaupt produziert wurde.
Unabhängig von der letztendlichen Qualität des Films ist es meines Erachtens nicht möglich, ein derartiges Ereignis, was noch nicht einmal vier Jahre zurückliegt, angemessen in einem zweistündigen, fiktionalen Film aufzuarbeiten, sodass das Endergebnis sowohl kommerziellen Interessen genügt (die stehen ganz bewusst auch hier an erster Stelle) als auch die Hinterbliebenen und deren Seelenheil berücksichtigt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendjemand der in diese Tragödie Involvierten Interesse daran hat, seine Geschichte in dieser Form wiedergegeben zu sehen. Das hat für mich wenig mit Bewältigungsarbeit zu tun, sondern lässt den Verdacht in mir aufkeimen, dass hier jemand mit Sensationsgeilheit das große Geld gerochen hat, was durch den Veröffentlichungszeitpunkt in einer sowieso schon brisanten Lage in den USA nur noch abstoßender wirkt.
Nachdem ich mir diese Meinung über den Film innerhalb der ersten Minuten gebildet hatte, war ich für die nächsten gefühlt 150 Minuten (in Wahrheit nur 120) entsprechend skeptisch.
So richtig verflüchtigt hat sich meine Einstellung allerdings auch danach nicht.
Die durchweg namhafte Darstellerriege scheint hier nicht besonders gefordert zu sein, nur Kevin Bacon stach da für mich einigermaßen raus.
Dafür war sich wohl auch Peter Berg nicht ganz sicher, was er hier überhaupt machen will. Zahlreiche Einbindungen von "Real Footage" von "Überwachungskameras", die dann auch aussieht wie die letzte Grütze, werden unterschnitten von Material in Transformers-Optik (was nicht nur an Mark Wahlberg liegt). Der ständige Wechsel zwischen epischem Kinofilm und Found Footage-Doku war auf Dauer schon sehr anstrengend.
Die Einführung der Charaktere wirkte hölzern (Parallelen zu Suicide Squad waren erkennbar) und von vornherein nur darauf bedacht, später Bezugspunkte zu bilden, um Emotionen beim Zuschauer hervorzurufen. Dass das gängige Praxis ist und jeder Film das vom Prinzip her ähnlich angeht, ist allgemein bekannt. Wenn ich dieses Vorhaben aber von vornherein als solches wahrnehme, funktioniert es bei mir einfach nicht und geht somit in die Hose.
In meinen Zweifeln bzgl. des guten Willens der Verantwortlichen bestärkt hat mich dann leider auch noch die Charakterzeichnung bzw. deren Verhalten.
Wer einen solchen Film produziert, kann das gerne machen, dann muss dieser Film für mich aber auch ein Downer sein.
Absolut unter aller Kanone finde ich es dagegen, die Figuren wie in "Boston" zotige Sprüche und Witze reißen zu lassen, die sämtliche Ernsthaftigkeit aus dem Gezeigten nehmen (und wohl auch nehmen sollen). Gegen Ende verkommt der Film immer mehr zu einer wirren und null durchdachten Mischung aus Action-Thriller und Klamauk, die vielleicht einem weiteren Expendables-Teil gut zu Gesicht stehen mag, doch bei dieser Thematik für mich vollkommen unangebracht ist.
Fazit: Lieber nicht ansehen und besser auf eine Dokumentation zum Thema warten.
Ein Film mit Licht und Schatten, der mich nicht nur begeistern konnte.
Das Schauspiel war ebenso wie der Schnitt echt gelungen, das konnte schon fesseln, Musikalität ging dem Film auch nicht ab.
Ich tat mich allerdings etwas schwer mit der Story, die mir doch etwas überzeichnet schien. Vielleicht hoffe ich auch nur, dass das in den Musikhochschulen, in die ich keinen Einblick hatte, so nicht läuft. Ist auf jeden Fall ein sehr spezieller pädagogischer Ansatz, den Terence Fletcher in "Whiplash" vertritt.
Schlussendlich bleibe ich mit dem Gefühl zurück, dass sich hier zwei Charakterköpfe getroffen haben, die in einer ganz merkwürdigen Hassliebe und Abhängigkeit zueinander stehen. Da ich mich da nicht reinversetzen kann, weil ich (wohl - Achtung, Vorurteil!) einfach kein so krasser Künstler bin, blieben mir die Motivationen schleierhaft und das Ende war irgendwie ziemlich unbefriedigend.
Schade, aber das tut der Qualität des Films an sich keinen Abbruch, ist eher mein persönliches Problem...
Hm, habe kurz überlegt, ob ich mir das Projekt rot anstreichen soll, aber...
dann merkte ich, dass es natürlich schon !längst! auf meiner Watchlist steht!!!1!
Großartig, die Kombi passt für mich so! :))
Evtl. leichte Spoiler, aber wohl nichts Geheimes, wenn man den Trailer gesehen hat.
Auf eindrückliche Art und Weise macht Ang Lee das Spannungsfeld, was sich bzgl. Krieg im Allgemeinen zwischen Für und Wider aufspannt, zum Protagonisten seines neuen Films "Die irre Heldentour des Billy Lynn". Am klarsten wird das, wenn man sich den tatsächlichen Protagonisten Billy Lynn anschaut, der vollkommen verunsichert irgendwo zwischen Verklärung und Trauma durch eine Welt stolpert, die ihm bekannt sein müsste, aber doch so fremd geworden ist.
Im Vorfeld hörte ich von zahllosen Schwächen, die dieses (Kriegs)Drama ruiniert haben sollen, aber letztlich bekam ich einen soliden Film zu sehen, der aber mit Sicherheit auch gut missverstanden werden kann.
Ist das jetzt (für uns Europäer erstmal unverständlicher) Nationalstolz, Patriotismus und Glorifizierung des Kriegs und seiner Soldaten?
Oder ist das eigentlich garnicht mal so subtile Kritik an Kriegsführung im Allgemeinen und Aufopferung von Individuen für einen Krieg des Volkes?
Die Entscheidung für die eine oder andere Seite lässt der Film lange offen, aber letztlich war das Ergebnis dann für mich doch klar.
Bezeichnend dafür ist, dass der Protagonist fast all seine Charakterzeichnung durch die ihn umgebenden Charaktere bekommt. Er ist zum einen klarer Gefolgsmann seines Truppenführers, dem er ohne Zögern gehorcht. Er ist aber auch (irgendwie teilweise) Familienmensch und sehnt sich nach menschlicher Zuneigung, die er so im Irak nicht bekommen kann. Relativ schnell bemerkt er aber, dass Zuneigung anderer ihm gegenüber auch nicht so einfach zu bekommen ist, wie gedacht, da er - und da steht ein Charakter wohl sinnbildlich für die Bevölkerung im Ganzen - im Wesentlichen auf seinen Heldenstatus reduziert wird und ein Soldat ist, der diesem "gerecht werden muss", indem er wieder in den Krieg zurückkehrt.
Die Zerissenheit des Protagonisten ist klasse dargestellt, vielleicht schon ein wenig plakativ, aber lädt definitiv dazu ein, sich emotional einzubinden, sodass das Ende dann auch so ein richtig schöner Downer ist. Nach dem Film waren alle erstmal ziemlich fertig, was aber letztlich nur dafür spricht, dass er nicht so ganz vergurkt sein kann.
Bedrückend und erschreckend waren die Kumpels aus der Truppe "Bravo" dargestellt, die teils komplett degeneriert und nicht mehr zu normalem Leben fähig entweder vollkommen still in sich gekehrt alle Schotten dicht machten, oder bei einem falschen Wort sofort an die Decke gingen.
Ich halte das für eine bittere, aber angemessene Darstellung der These, dass Krieg niemanden unversehrt heimkehren lässt.
Alles in allem ein meiner Meinung nach gelungener Film, der sicher nicht fehlerlos ist (einige Sequenzen wirken mir doch arg lang, könnte aber auch dramaturgisch so konzipiert worden sein), aber seine Message doch recht klar und niederschmetternd rüberbringt.
Dennoch. Das absolute Knaller-Filmzitat muss ich hier zum Ende noch mit euch teilen:
"Every man's penis has the same IQ, Billy.
Be smarter than your penis."
Ein bisschen überrascht war ich am Ende dann doch, als der Abspann lief.
Nach Sichtung des Trailers war ich mir sehr sicher, dass das im großen und ganzen dann doch ein ziemlich mittelmäßiger Film sein würde.
Aber: "Hidden Figures" hat meine nicht allzu hohen Erwartungen übertroffen.
Dabei spielte die geradlinige, vollkommen twistbefreite und damit ziemlich vorhersehbare Story natürlich die Hauptrolle. Denn obwohl die Story an sich nicht gerade vor dramaturgischer Spannung platzte, weil man schon zu Beginn wusste, wo der Film hinwill, konnte man sich den Film doch gut anschauen. Das lag vor allem an der emotionalen Spannung, die aufgebaut wurde, sprich: an den eingeführten Charakteren und Figuren, die begleitet wurden.
Ohne hier jetzt den großen Spoiler rauszuholen, darf gesagt werden, dass "Hidden Figures" ein Film über Rassismus bzw. die durch Tradition fundierte und zementierte Unterdrückung der Afro-Amerikaner in den 60er Jahren ist. Inwieweit der Film den wahren Tatsachen entspricht, wie er beworben wurde, kann ich nicht nachvollziehen, aber zumindest bringt er durch die drei Hauptcharaktere frischen Wind in die Thematik. Drei afroamerikanische Frauen, die über den Tellerrand schauen und sich nicht mit der Situation zufriedengeben wollen, in die sie unverschuldet hineingeboren wurden. Die titelgebenden "Heldinnen" sind vom Zuschauer relativ alternativlos als einwandfreie Persönlichkeiten einzustufen, klare Sympathieträger und das macht den Film dann im Laufe der Zeit auch so stark. Man hat zumindest das Gefühl, sich in die Zeit der Rassentrennung einfühlen zu können, auch wenn man dazu wie ich weder die körperlichen Voraussetzungen noch das nötige Alter hat. Trotzdem merkt man, wie (Achtung: wohlwollend formuliert) unfair dieses System war, mit dem auch die Protagonistinnen konfrontiert werden.
Dass sie das nicht hinnehmen, sondern mit einer herzerwärmenden, aber dennoch bestimmten Art friedlich ("mit Köpfchen") dagegen angehen, ist der Punkt, ab dem wohl fast alle Zuschauer dann irgendwie mitgefiebert haben.
Nebenbei geht es übrigens auch noch um Raumschiffe und den Wettlauf im All, was natürlich immer eine tolle Rahmenhandlung bildet, um epische Geschichten zu erzählen. Dieses Setting bietet zwar nicht mehr als viele VFX-Shots und technisches Kauderwelsch, aber da der Film ja auf wahren Tatsachen beruhen soll, nehme ich das mal so hin.
Wenn es um toll ausgearbeitete Charaktere geht, die den Film tragen und ihm zu seiner Qualität verhelfen, dann sind auch die Schauspieler nicht weit.
Mit Henson, Spencer, Costner, Dunst und Parsons hat man natürlich ein ordentliches Ensemble versammelt, die auch allesamt einen guten Job machen, aber auch unbekanntere Größen fügen sich da nahtlos ein.
Schade nur für Parsons, dass er so unrettbar im Typecasting gelandet ist, dass hier nur noch ein Blick in die Kamera mit einem trockenen "Bazinga!" fehlte, um die Illusion komplett zu zerstören.
Der vermutlich flachste Film, den ich jemals gesehen habe, hat eine recht hohe Dichte an unglaublich platten Gags, die zu einem ebenfalls erstaunlich hohen Teil auch zünden. Die Geschichte ist vorhersehbar und eigentlich auch nicht das, wofür man dranbleibt.
Zum Glück kann sich "Why him?" auf Cranston und Franco verlassen, die hier (relativ gesehen) eine starke Performance abliefern und den Film gekonnt tragen.
Gegen Ende entwickelt sich der Film sehr zum Kitsch und hat einige Längen, aber das sind sicher nicht die größten Probleme, die dieser Film hat... ;)
Heftiger "Liebes"-Thriller, der unter die Haut geht.
Dank übertrieben gutem Cast (Gyllenhall sowieso unangefochten, Adams steigt auch immer weiter in meiner Gunst und Shannon macht hier richtig Bock) steigt man richtig auf diese vollkommen absurd wirkende Story ein, bis man später merkt, dass sie garnicht so absurd ist. Aaron Tayler-Johnson trägt abstoßenden Ekel bei, no offense.
Die Story findet auf mehreren Erzählebenen statt, wirkt dabei jedoch keineswegs hölzern oder konstruiert, sondern nutzt durch den Schnitt so harmonisch-organische Übergänge, dass alles nur vom Einen ins Andere fließt.
Optisch ist der Film in der Haupthandlung sehr durchgestylt und clean, dafür sind die anderen Erzählebenen dazu teils sehr gritty in Kontrast gesetzt.
Dabei fängt die Kamera überall Details ein, die einem später wieder als handlungstragendes Element einfallen, wenn man mehr von der Geschichte verstanden hat.
Es ist beeindruckend, wie einfach man als Zuschauer ein Spielball der Gefühle der Charaktere wird, wie leicht man mit der Protagonistin mitfühlen kann, wenn sie in dem titelgebenden Buch liest.
Bei einigen Sequenzen wollte man sich lieber möglichst weit von der Leinwand entfernen, ist ganz tief in den Sessel gerutscht, um etwas Distanz zum Film aufzubauen, aber nicht, weil das Gezeigte sonderlich brutal oder gruselig gewesen wäre, sondern weil ein Gefühl des Ekels und der Angewidertheit gegenüber einiger Figuren aufgekommen war, was durch die gut transportierte Hilflosigkeit der Hauptfiguren nur noch verstärkt wurde. Toll, dass Kino das auch noch kann!
Alles in allem echt sehenswert, aber nicht zwingend etwas für schwache Nerven.
Und: Die Anfangssequenz hat man so auch noch nicht gesehen... :D
Was ist denn ein "flinkes Franchise"?
...eine schöne Alliteration auf jeden Fall... :D
Die wenigen Filme, die auf mich den Eindruck machen, dass sie auf der Kinoleinwand ganz besonders erfahrbar sind (Sound, Bombast, Atmosphäre etc.), werde ich mir trotz dann verkürzter/nichtexistenter Wartezeit nicht im Heimkino anschauen, weil da diverse Faktoren einfach nicht reproduzierbar sind, ohne sechsstellige Beträge in Soundanlagen zu investieren. Und für diese vielleicht 6 Filme im Jahr kriege ich dann auch den Arsch hoch (300km bis zur nächsten 70mm-Analogprojektion von "The Hateful Eight" haben sich auch gelohnt...).
Auf alles andere kann ich auch warten. Abgesehen davon ist halt ein Preis von 50€ aus schon im Artikel genannten Gründen irgendwie unangemessen.
Richtig ist die Argumentation, dass diese Entwicklung natürlich auch Leuten den Zugriff auf aktuelle Filme ermöglicht, die diesen sonst nicht hätten. Für diejenigen mag das eine tolle Möglichkeit sein. Vergessen sollte man aber nicht, dass Kino auch ein absolutes Luxusobjekt ist und keineswegs als selbstverständlich wahrgenommen werden sollte.
Mich hat Netflix mit "House of Cards" bekommen...
Als Zuschauer mit dem Hang, nicht nur auf den eigenen Teller zu schauen, gefällt mir der wilde Mix, den Netflix aktuell fährt, super.
Mal dies, mal das, mal jenes, vor allem serientechnisch richtig hochwertiges Zeug dabei, und bei den Filmen sind sie ja scheinbar auch am Kommen.
Gibt auf jeden Fall immer etwas, was mich interessiert, und meine Watchlist ist einfach uneinholbar lang. Solange das so bleibt, ist das doch ein gutes Zeichen...
Weil mir von Vornherein klar war, dass man Nymphomaniac 1 und 2 nur gemeinsam beurteilen kann, hab ich mir einfach beide hintereinander reingezogen, 5 Stunden Directors Cut. Uff! :D
Der ein oder andere Spoiler dürfte drin sein, soweit das für den Film überhaupt von Relevanz ist...
Nymphomaniac ist ein sehr wuchtiger Film. Was er tut, das macht er mit brachialer Gewalt und dann auch richtig. Eingebettet in eine Rahmenhandlung erzählt die titelgebende Nymphomanin von ihrem Werdegang und ihren Erfahrungen.
Leider hat sich Lars von Trier irgendwie null Mühe gegeben, die Rahmenhandlung nicht vollkommen hölzern, konstruiert und dazu noch spannungsbefreit zu gestalten. Eine Ausnahme dazu ergibt sich erstmals nach etwa 19/20 des Films.
Schade, dass ich durch das Aufeinandertreffen dieser beiden sehr unterschiedlichen Figuren immer wieder gewaltsam aus einem Zustand herausgezerrt wurde, in dem ich irgendeine Empathie mit den Figuren hätte empfinden können. Dafür waren die Flashbacks, die Erzählungen von Joe umso reizvoller und größtenteils sehr interessant anzusehen, auch wenn sie mit zunehmender Laufzeit ein wenig abstruse Dimensionen annahmen. Positiv gesagt: Sie waren sehr abwechslungsreich, bildeten in sich geschlossene Kapitel, ähnlich einer Zusammenstellung von inhaltlich lose verbundenen Kurzfilmen, und waren selten vorhersehbar, halfen aber dabei, ein ausführliches Bild der Problematik "Sexsucht" zu zeichnen.
Dabei wurde der Charakter von Joe sehr klar und feinfühlig umrissen, sodass viele Beweggründe für Entscheidungen klar wurden und man sich ab und an in ihre Situation hineinversetzen konnte.
Ohne bisher allzu viel von Lars von Trier gesehen zu haben, fiel mir aber direkt auf, wie witzig und unbeschwert die Figuren in "Nymphomaniac 1" noch(!) sind. Das entsprach erstmal garnicht meinen Erwartungen, aber "zum Glück" änderte sich das noch, als es im Laufe von "Nymphomaniac 2" dann doch noch knüppeldick kam und die Welt mehrfach über dem ein oder anderen Charakter in sich zusammenfiel. So bildete sich ein spannender Kontrast zwischen den beiden Teilen, der einen zum Schluss so konsterniert und mitgenommen (war die Laufzeit hier auch ein Faktor?) zurückließ, dass es schon auffällig war.
Handwerklich ist Nymphomaniac auf hohem Niveau, die Bilder sehen einfach toll aus, sind ästhetisch gestaltet, und der Schnitt erledigt seine Hauptaufgabe, das Erzählen der Geschichte, unaufgeregt, aber sicher.
Besonders gefallen hat mir eine lebensbejahende und sehr menschliche Sequenz, in der offensichtlich wurde, dass es für jede Person, so wenig sie sich auch selber mögen mag und so wenig sie auch gesellschaftlich akzeptiert sein mag, doch auch einen Platz gibt, wo sie Menschen findet, die sie akzeptieren, wie sie ist.
Dass dieser wunderschöne Moment dann doch wieder von-Trier-like vernichtet und zu einhundert Prozent ins Negative verkehrt wird, soll an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden, war ja aber eigentlich irgendwie auch klar...
Alles in allem ein in jeder Form echt heftiger (ja, FSK18 ist wegen exakt einer Szene definitiv berechtigt), aber andererseits auch ein aus technischer Sicht sehr interessanter Film, der dem Zuschauer während der Sichtung viel abverlangt und vor allem Konzentration erfordert.
PS: Währenddessen essen ist keine sonderlich gute Idee, eigene Erfahrung! :)