Obolos - Kommentare

Alle Kommentare von Obolos

  • 8 .5

    Sie ist es immernoch: die Serie, die im Kleinen und mit so viel Feingefühl ganz Wichtiges zu den großen Themen zu sagen hat.
    Während die erste Staffel noch recht stringent eine Geschichte um den Protagonisten Earn zu spinnen versuchte, dreht die zweite Staffel jetzt doch noch deutlich mehr ab, analog zur B.A.N.-Episode aus Staffel 1. Im Grunde wird hier die Serien-Erzählform im Allgemeinen bis auf wenige Ausnahmen komplett aufgehoben und auf den Kopf gestellt.
    Was bleibt, sind Einblicke, nur lose an die "Atlanta"-Welt geknüpft und recht unabhängig voneinander erzählt. Earn ist längst nicht mehr der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte(n), gerade der um ihn versammelte Maincast (Al, Darius <3, Van und seit neuestem auch der krass charismatische Tracy) werden von vielen Seiten beleuchtet, auch ganz ohne dass Earn auftauchen muss.
    In Kombination mit der gefühlt vollkommenen erzählerischen Freiheit der Autoren ergibt sich ein Potpourri aus fast schon Kurzfilmen ähnelnden Geschichten, die mit ihren eigenen Blickwinkeln Stück für Stück Atlanta weiter erkunden und Puzzleteile zur "Stadtkarte" hinzufügen.
    Die Figurenentwicklung kommt in diesen Episoden erstaunlicherweise fast komplett zum Stehen, was für viele andere Serien der Tod wäre. Die hier insgesamt sehr gemächliche Inszenierung lässt das Ganze etwas besser aussehen. Trotzdem - und da merkt man dann doch noch etwas, wer hier der Protagonist ist - verändern sich die Figuren im Laufe der Staffel. Besonders Earn wird vor ungeahnte Herausforderungen gestellt, die ihn ordentlich umhauen. Für seine Nebencharaktere bleiben die Handlungen dagegen oft recht folgenlos.

    Am Ende der Staffel bleibt der Eindruck einer größtenteils wieder ganz starken "Atlanta"-Staffel. Aufgrund der klar episodenhaften Erzählung gab es für mich den ein oder anderen Ausreißer nach unten, der in einer komplett durchgehend erzählten Geschichte sicher nicht so stark ins Gewicht gefallen wäre.
    Ein bisschen Schatten, aber ganz viel Licht. Viele der Episoden haben mich gut mitgenommen: einige waren krass lustig, andere sehr deprimierend-ergreifend.

    Eine sehr abwechslungsreiche Staffel einer sehr außergewöhnlichen Serie.

    4
    • 7 .5
      Obolos 28.05.2018, 00:04 Geändert 28.05.2018, 00:06

      Es ist natürlich eine Crux... Staffel 1 hat brutal vorgelegt mit einem schönen und in sich stimmigen Konzept, mit einer kreativen Story und einer klasse Darstellerriege.
      Was soll da Staffel 2 noch machen, ohne repetitiv zu werden oder in gewisse Konventionen abzudriften, könnte man sich fragen.

      Zum Glück kann Stranger Things in seiner zweiten Staffel da doch noch auf die ein oder andere kritische Nachfrage eine sinnvolle Antwort geben.
      Der Cast ist wiederum stark, diesmal auch unterstützt von dem auf alle Zeit und für immer festgelegten "Sam! - Frodo!"-Sean Astin, der hier in einer Nebenrolle zeigen darf, was er kann.
      Auch die Atmosphäre ist wieder gut getroffen, nicht mehr ganz so verspielt und dicht wie vielleicht in der ersten Staffel, aber das mag vielleicht auch einem gewissen Abnutzungseffekt unterworfen sein.
      Verbessert haben sich sogar noch die VFX, wie ich finde. Da sieht man wohl direkt das gestiegene Budget ob des Erfolgs der ersten Staffel. Ganz gutes CGI war allerdings auch nötig, da die Story im Laufe der zweiten Staffel eine deutlich andere Richtung einschlug, als noch vorher absehbar war.

      Die Story nämlich ist das, was wohl am ehesten unter der Fortsetzung dieser hochgelobten und gehypten Serie zu leiden hatte.
      Spannenderweise ist mir das Folgende alles während der Sichtung selber garnicht groß aufgestoßen, erst nachträglich wurde ich darauf aufmerksam.
      Wie steigert man also die Story um einen Kampf mit einem Monster aus einer anderen Dimension?
      a) ein Kampf mit einem größeren Monster aus einer anderen Dimension
      b) ein Kampf mit mehr als einem Monster aus einer anderen Dimension
      c) intensives World-Building und flächenmäßige Ausweitung der Geschichte
      ... okay, alles richtig in diesem Fall.
      a) und b) wirken schon ein wenig platt und passen ins Bild dieser zweiten Staffel, die nach dem Schneller-Höher-Weiter-Prinzip deutlich weniger Wert auf nebulöse Mystery-Momente legt und dafür die Action in den Vordergrund rückt.
      c) dafür ist ganz hohe Kunst und erfordert viel Mühe, Kreativität und Plan.
      Sehr gut, dass sich ein wenig Zeit genommen wurde, der Story mit einer weiteren Ebene (ungleich "Dimension") mehr Tiefe zu verleihen.
      Mehr Tiefe wurde grundsätzlich schon auch den Hauptcharakteren verliehen, aber gerade die neu eingeführten Figuren bleiben blass, eindimensional und letztlich auch in ihrer kitschigen Bestimmung für die Story durchsichtig.

      Fazit:
      Stranger Things verlässt auch in seiner zweiten Staffel nur sehr selten die breit ausgetretenen Pfade der Genre- und Serien-Konventionen und geht dahingehend schon ziemlich auf Nummer Sicher. Die teils bahnbrechende Art und Weise der ersten Staffel kann hier nicht mehr für dieselbe Begeisterung sorgen und spätestens für Staffel 3 (und 4? :o ) sollte nochmal ein ganz neuer Turn dazukommen, um nicht in der Belanglosigkeit des Peak-TV zu verschwinden.
      Dafür wär's dann doch zu schade.
      Denn nicht falsch verstehen:
      Stranger Things macht auch in Staffel 2 richtig Bock und lässt sich sehr gut und kurzweilig schauen.

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      • "ProSieben-Chef will deutsches Streaming-Portal als Gegengewicht zu Netflix"

        HAHAHA! :D

        • 8 .5

          Saoirse Ronan, die sich nach außen hin durch bewusste Andersartigkeit stark und selbstbewusst gibt, um die nagenden Selbstzweifel zu verbergen, auf verzweifelter Sinn- und Identitätssuche im amerikanischen Hinterland.
          Nach eigenem Ermessen zu Höherem berufen, aber irgendwie doch nur "Mittelmaß". Unbeschwerte Träume der Kindheit zerbersten an der tristen und problemgebeutelten Realität.
          Damit gilt es als Heranwachsende(r) erstmal klarzukommen.
          Dass das nicht ohne Störgeräusche abläuft, ist klar und in "Lady Bird" feinfühlig in ein Coming-of-Age-Drama eingewoben, was vordergründig eine ziemlich egoistisch wirkende Göre begleitet, die sich selbst am nächsten scheint, aber in ihrer Orientierungslosigkeit eigentlich auch nur von Bezugsperson zu Bezugsperson stolpernd um Anerkennung ringt, um nicht vollkommen in der gefühlten Bedeutungslosigkeit unterzugehen.
          Dass in der Altersgruppe irgendwie alle ihr ganz besonderes Päckchen zu tragen haben und keiner so recht weiß, was zu tun und zu lassen ist, davon zeichnen die vielfältigen Nebencharaktere ganz unauffällig ein eindrückliches Bild und nicht zuletzt liegt ein Fokus des Films einerseits auf der Abhängigkeit der Kinder von ihren Eltern, aber auch andererseits auf der bedingungslosen Zuneigung der Eltern zu den Kindern, die manches Mal auch einfach wehtun mag.
          Besonders beeindruckt hat mich der Vater, gespielt von Tracy Letts, der als die gute Seele der Familie zwischen den beiden willensstarken Powerfrauen Ehefrau und Tochter steht und die Familie mit aller Macht zusammenzuhalten versucht.

          Die schauspielerischen Leistungen waren klasse, aber vor allem das Skript mit scharfzüngigen Dialogen, klasse Timing in komödiantischen Szenen und ganz besonderem Gespür für die Charaktere des Films war meiner Meinung nach so stilbildend, dass es für mich nicht negativ ins Gewicht fiel, dass oftmals "nur" Alltagssituationen dargestellt wurden und die Handlung größtenteils in Details anstatt in großen Actionsequenzen stattfand. Das hätte offensichtlicherweise auch überhaupt nicht gepasst, aber ich wollte es trotzdem erwähnt haben, weil wohl bei einigen Zuschauern während des Films Langeweile aufkam. Bei mir nicht!

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          • Gute Sache, aber der Untertitel zum Coverbild ist nicht ganz korrekt.
            Er sieht zwar irgendwie immer gleich aus, aber den extremen Hipster-Kragen hat er doch nur als Dr. Strange, oder? :D

            • 6 .5
              Obolos 14.05.2018, 00:46 Geändert 14.05.2018, 00:47
              über Rampage

              Ja, gut, "Rampage" ist an sich schon eher großer Schmarrn, aber halt Blockbuster-Kino in Reinkultur und bot mir in jedem Fall die actiongeladenste Sneak-Preview seit Jahren - ein Film, der fürs Kino (mit größter Leinwand und Soundanlage) gemacht ist.

              Und zum Glück für den Film wurde die extrem cheesige Tagline "Big meets Bigger" auch im Film nicht zu Gunsten seriöser Storyentwicklung wegrationalisiert, sondern mal so richtig durchgezogen und auf die Spitze getrieben.
              Zum Glück deshalb, weil so wirklich keiner auf die Idee kommen kann, dass sich hier irgendwer selber ernst nimmt. Das ist Dwayne Johnson ins Gesicht geschrieben und hilft dabei, die mäßig tiefgründigen Figuren von Jeffrey Dean Morgan und Naomie Harris genauso zu verkraften wie die unfassbar platten Mega-Konzern-Bösewichte, die an dummdreister Hirnlosigkeit und eindimensionaler Figurenzeichnung kaum zu überbieten sind.
              Einzig interessant dahingehend ist die emotionale Verbindung zwischen Johnsons Protagonist und seinem Schützling (oder andersrum?) George, die tatsächlich sowas wie Chemie und Entwicklung aufweisen.
              Nicht falsch verstehen, auch das ist - wie alles an diesem Film - absolut überraschungsfrei und bietet somit wenig Angriffsfläche, aber dafür maximale Publikumszufriedenheit.
              Viel lieber fokussiert sich "Rampage" daher auf die eher plakativen und "simpleren" Skills, um zu beeindrucken: Visualität und CGI-Effekte.
              Da lässt sich die Arcade-Spiel-Verfilmung tatsächlich nicht lumpen; wäre sonst aber auch bitter, denn viel mehr gibts nicht zu erleben.
              Und so erfreut man sich an einem großen (BIG) Dwayne "The Rock" Johnson, drei sehr großen (BIGGER) Mutantenmonstern und der einfachen Prämisse, dass diese Monster (also nicht The Rock) auch ständig weiterwachsen und brutal aggressiv sind.
              Reicht ja manchmal auch, am besten dann aber im Kino!

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              • 6 .5

                "Dear White People" ist eine in sich qualitativ leider recht inkonsistente Serie, die mir manches Mal die Frage aufdrängte, warum ich überhaupt noch am Ball bleibe: Manche Charakterzüge sind krass unrealistisch, die Figuren handeln teilweise extrem sprunghaft und doch vorhersehbar.
                Aber andererseits: Coole Ästhetik & Musik, ernste Themen zeitweise brillant verarbeitet, komplexe und nachvollziehbare zwischenmenschliche Verbindungen und seltene, aber dann so tiefgreifend dramatische Momente, dass sie einen fassungslos zurücklassen.
                Also insgesamt schon irgendwie sehenswert...

                Was genau die Serie mir allerdings mit diesen Verschwörungstheorie-Handlungssträngen sagen möchte, bleibt wohl weiterhin eine offene Frage.
                Und nach diesem Ende der zweiten Staffel ist eine dritte wohl Pflicht.
                Dann scheinbar mit prominentem Neuzugang... :-o

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                • Ob der Erfolg von Die Schöne und das Biest tatsächlich am Drehbuch lag, darf allerdings bezweifelt werden.
                  Mir fielen da spontan ganz andere Faktoren ein.

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                  • Ein bei der Überschrift erwartbarer, aber kleiner und feiner Troll-Artikel.

                    Schön gemacht! :-)

                    8
                    • 5 .5

                      Justizdramen sind ja mal so garnicht meins, zumeist schlafe ich da recht schnell ein.
                      Diesmal gings noch klar, aber die Aufmerksamkeit litt dann doch ab und an unter den umständlichen Prozessen und Vorgängen in der weiten Jura-Welt, weswegen ich mich auch ganz wie vom Film gewünscht vor allem auf den von Denzel Washington gespielten titelgebenden Charakter konzentrierte.

                      Die spannendste Frage, die der Film aufwarf, war "Wieviel Idealismus eines Individuums erträgt die Gesellschaft?".
                      Die halte ich für eine sehr wichtige Frage, aber sie wirkt ja auch trotzdem erstmal ganz schön sperrig.
                      Roman J. Israel, , Esq. scheint ein krasser Idealist gewesen zu sein, der sich sehr starr in seinem aus Prinzipien erbauten Korsett hielt. Interessant waren dann die Reaktionen der Gesellschaft darauf, die alle Facetten abdeckten und positives wie negatives Feedback für Israel (also die Person jetzt - und auch im Folgenden) bereithielten. Zumeist von allen Kollegen als stumpf und unangepasst belächelt, von Frauen größtenteils ignoriert, von einzelnen Frauen für den Idealismus verehrt und letztlich doch eher als zu kauzig "verworfen", bahnt sich der (negativ formuliert) Hardliner seinen Weg und versucht, die Welt in seinem Sinne zu verändern.

                      Ich hatte das Gefühl, dass diese Thematik Relevanz für mich hat, weil ich mich selbst auch eher als von Idealen getriebenen Menschen bezeichnen würde.
                      Die Konsequenzen dieser sturen Andersartigkeit konnte ich in Teilen nachvollziehen.
                      Aber irgendwie wäre es doch auch schön gewesen, wenn um dieses Thema (und Washingtons zweifelsohne sehr solide Performance) wenigstens auch eine spannende Geschichte entwickelt worden wäre.
                      Zu häufig aber wurde dramaturgisch völlig auf die Bremse getreten und Stillstand erzeugt, der sich in scheinbar unüberwindbaren Längen äußerte.

                      Wer Denzel Washington mag und im Gegensatz zu mir Colin Farrell in irgendeiner Rolle noch ernstnehmen kann (no offense - ich schaff es einfach nicht, auch wenn ich gern würde), der kann sich "Roman J. Israel, Esq." gerne anschauen.
                      Aber muss es nicht.

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                      • 3 .5

                        Ich dachte schon, der Film wäre total in der Versenkung verschwunden.
                        Aber siehe da, es gibt einen Trailer und damit sicher auch gute Chancen, dass der Film tatsächlich existiert! :)

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                        • Visuell recht gut getroffen und Schauspielern können sie ja unter normalen Umständen auch ganz ordentlich...

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                          • Haha, als ich den Trailer vorhin auf YouTube angekündigt sah, hab ichs noch für 'nen Gag gehalten... schon ein wenig traurig eigentlich.

                            Aber dafür scheint der Film ja eher Comedy zu werden! :-)

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                            • 8

                              Sehr unterhaltsame und gut inszenierte Mockumentary, die trotz der abstrusen Ausgangslage und wohldosierter Comedy-Elemente nie die Verbindung zum Dramatischen und Ernsten kappt. So fallen auch die zeitweise eingestreuten und sehr ernsthaft gesellschaftskritischen Passagen nicht aus der Rolle, sondern verdeutlichen nur noch die Parallelen zwischen "American Vandal" und der uns umgebenden Welt. Da kann man auch mal nachdenklich werden.
                              Der Schlüssel zu einer guten Mockumentary ist natürlich das Vortäuschen von Realitätsbezug und "Echtheit", was ja an sich übrigens schon ein großartiges Durchbrechen der vierten Wand darstellt.
                              Hier haben sich die Macher alle Mühe gegeben und verschiedenste Stilmittel aufgefahren, um diese Illusion von Wahrheit aufrecht zu erhalten.
                              Sprunghafte Blicke der Figuren in die Kamera, Kameramänner, die in die Handlung eingreifen, sichtbare Setpieces, Kameraverbot, Off-Voice, alles dabei und sehr schlüssig.
                              Die vielen Stilmittel fingen nie an zu nerven, sondern dienten immer einem Zweck, sehr schön umgesetzt!

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                              • 8
                                Obolos 22.03.2018, 23:04 Geändert 22.03.2018, 23:06

                                "The Florida Project" ist ein Film, wie man ihn nur ganz selten sieht.
                                Das scheint so ein Ding von Sean Baker zu sein. Bei "Tangerine L.A." bezog sich diese Neuartigkeit allerdings vorrangig darauf, dass er technisch mit dem auf einem iPhone gedrehten Kinofilm neue Wege ging, was alles in allem trotzdem zu einem starken Film reichte, auch wenn die Geschichte an sich recht schnörkellos erzählt und insgesamt banal, wenn auch authentisch, war.

                                Hier in seinem neuesten Film ist die Herangehensweise und das Produktionslevel Bakers' gleich ganz anders.
                                Da wäre zum einen diese ganz ungewöhnliche Ästhetik in seinen Bildern, die ganz bewusst sehr satte, fast schon schrille Farben in wunderschön durchdachten und komponierten Bildern kombiniert. Die Kamera wackelt nur dann, wenn sie soll (nicht wie in "Tangerine L.A." die ganze Zeit... :D ), und zeichnet ein skurriles Bild eines Märchenlands, was hinter der Fassade zu vermodern scheint.
                                In wolkenlos blauen Himmel stechen die poppig-lila Türmchen des Motels, was natürlich optisch an das benachbarte Disneyland angelehnt ist... um den Schein zu wahren.
                                Und für eine Weile lassen wir uns wie mit großen Kinderaugen durch das kleine Spielparadies führen, bis sich langsam aber sicher die Konflikte zusammenbrauen und auch wir als Zuschauer merken, dass hier einiges im Verborgenen schwelt.

                                Sean Baker lässt sich recht viel Zeit, um den Zuschauer in das kleine Ökosystem des Motels einzuführen, und tut das mit genau diesem unbedarften und unwissenden Blick, wie vielleicht auch ein Kind die Welt erkunden würde, indem er scheinbar zusammenhangslos Szenen und Situationen aneinanderreiht, die auf den ersten und auch zweiten Blick nichts miteinander zu tun haben, aber im Rückblick dann ein so detailliertes Bild der Lebensumstände an diesem in vielerlei Hinsicht besonderen Ort zeichnen, dass man letztlich eine Basis hat, auf der man die weiteren Geschehnisse des Films einzuordnen und zu verarbeiten weiß.
                                Diese ungewöhnliche Erzählweise hat mich stark fasziniert.
                                Dazu gehört auch, dass es Baker ganz vortrefflich verstanden hat, subtil wichtige Handlungselemente einzubauen und so aus der klaren Einführungsphase unauffällig in die treibende Handlung überzuleiten. So dachte ich mir, dass in der ersten guten halben Stunde tatsächlich nichts passiert wäre, aber auf einmal war die Kacke mal so richtig am Dampfen, woraufhin ich merkte, dass sich das bei genauem Hinsehen auch eigentlich angedeutet hatte. Stark konstruiert und konzeptioniert!

                                Worüber alle reden: das Casting.
                                Brooklynn Prince ist tatsächlich zauberhaft und ein großer Sympathieträger sowohl für die Charaktere als auch für den Zuschauer, ein Kind halt... ;)
                                Da fällt es auch weniger auf, dass sie vorher noch nicht vor einer Kamera stand; vermutlich auch deshalb, weil es viele andere Kinderschauspieler in ihrem Alter noch nicht verstehen, eine Rolle konsequent und konstant zu spielen. Das klappt hier echt hervorragend.
                                Die zweite Darstellerin, über die viel gesprochen wird, ist Bria Vinaite als Mutter.
                                Auch sie spielt ihre erste Rolle gut, sie kann aber an manchen Stellen ihre Unerfahrenheit meiner Meinung nach nicht so gut kaschieren wie ihre Filmtochter und wirkt manchmal etwas festgefahren. Nichtsdestotrotz klasse ausgewählt!
                                Mein großer Held war und ist in "The Florida Project" allerdings Willem Dafoe.
                                Es ist schlichtweg unfassbar, was er seinen Charakteren für eine Tiefe und Echtheit verleihen kann. Dass seine Figur Bobby meiner Meinung nach zudem noch großartig geschrieben ist, darf natürlich nicht verschwiegen werden.
                                Egal: Dafoe ist hier mein Sympathieträger schlechthin. Die Zerissenheit, die an ihm zehrt, wenn er seiner Kundschaft oder auch vor allem den Kindern streng gegenübertreten muss, diese Fürsorge für seine Gäste, die er zeigt, obwohl er null Wertschätzung von irgendwem dafür bekommt. Das war Gänsehaut.
                                Man merkte genau, dass er weiß, was in seinem Motel abgeht, dass er (ob seiner eigenen Situation) Verständnis für die anderen Menschen aufbringt und dass er trotzdem nur versucht, seinen Job ordentlich zu machen. Seine Art und Ausübung der Menschlichkeit hat mich zutiefst beeindruckt.
                                Bobby als Motel Manager ist nicht nur der organisatorische und emotionale Leim, der das Magic Castle Motel zusammenhält, sondern auch das Herz dieses Films.

                                Als Drama angekündigt, wurde vor allem mit recht komödiantischem Trailermaterial für "The Florida Project" geworben, das war mir im Vorhinein auch schon aufgefallen. Tatsächlich findet der Film hier aber sehr gut und eigentlich immer auf den Punkt genau den schmalen Grat zwischen Humor und Drama, driftet nie in Klamauk ab, sondern wird mit zunehmender Laufzeit auch mehr und mehr zu dem angekündigten Drama. Trotzdem sorgen die Kinderdarsteller immer wieder für heitere Momente.

                                So, und warum jetzt (erstmal) nur 8 Punkte?
                                Das Ende konnte mich nicht überzeugen.
                                Was aber wohl vor allem daran liegt, dass ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll... :D
                                Nach einer hoffentlich baldigen Zweitsichtung, die auf jeden Fall sein muss, kann ich das sicher besser einschätzen.

                                Kurz und knapp:
                                Anschauen. Im Kino. Ganz besonderer Film!

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                                • Ich bin sehr gespannt, wie sie es anstellen wollen, die Serie zu produzieren, ohne einen gewaltigen Shitstorm der recht militanten Fanbase zu kassieren.
                                  Schon der Hobbit hat ja ordentlich auf die Fratz bekommen und das, obwohl PJ ja noch an Bord war.

                                  Hier einen Ton zu treffen, der möglichst vielen der Altfans gefällt, wird sicher schwierig und hilft aller Wahrscheinlichkeit nach nicht dabei, eine hochqualitative und atmosphärisch stimmige Serie zu schaffen.

                                  Dickes Budget = gute Serie. Die Gleichung geht leider nicht immer auf.

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                                  • 8 .5

                                    "Sons of Anarchy" fehlt nicht viel zu einer überragenden Serie.
                                    Vor allem stimmen hier die Atmosphäre, das Setdesign, die Figuren, die Musik und zu großen Teilen auch die Story.
                                    Diese stellt den Zuschauer häufig vor die Frage, wer hier überhaupt noch der Gute sein soll, und löst so die Dualität, die man normalerweise so vorgesetzt bekommt, knallhart auf. Ähnlich wie bei Breaking Bad und vor allem aber Game of Thrones hat hier jeder Dreck am Stecken, bekommt diesen aber vor dem Zuschauer legitimiert, sodass die Figuren an sich nicht wie die größten Arschlöcher dastehen, obwohl ihre Handlungen zu großen Teilen nicht nachvollziehbar in ihrer Rohheit und Gnadenlosigkeit sind. Die Stimmung der Serie fängt schon recht düster an, kippt aber mit steigender Laufzeit gekonnt in noch ernstere Gefilde, die an Drama zeitweise kaum zu überbieten sind. Das liegt auch daran, dass sich alle Figuren konstant weiterentwickeln, was nur in den seltensten Fällen etwas Positives bedeutet. Viel häufiger sehen wir, wie edle Motive und Ziele zunehmend in den Hintergrund rücken und einem Weltbild von Macht, falschgeleitetem Ehrgefühl und Gewalt Platz machen müssen... Dass vieles aus der Verantwortung und einer absurden Art von Liebe für die eigene Familie und den Club geschieht, lässt den Zuschauer daran zweifeln, ob die Figuren tatsächlich schlechte Menschen sind oder nur in einer schlechten Welt leben.
                                    Mit SAMCROs Rolle als Underdog kam die Serie immer ganz gut zurecht. Die staffelweise regelmäßig wechselnden Gegenspieler scheinen stets überlegen zu sein und führen Staffel für Staffel tiefer in den Morast, der sich um den Motorradclub gebildet hat, bis schließlich auch interne Konflikte alles auseinanderzureißen drohen.
                                    Und im Laufe der Erzählung merkt man auch, dass die Handlungen der Figuren keineswegs ins Nichts laufen, sondern ständig Reaktionen anderer Figuren oder gar ganze Handlungsstränge begründen, die dann zumeist schlechte Nachrichten für die Bike-Brüder bedeuten. Das spornt an, dranzubleiben und auf jedes noch so kleine Detail zu achten, um teilweise Staffeln später die Motivation der Figuren genau nachvollziehen zu können. Das macht Laune und spricht für eine glasklar durchdachte Geschichte, die sich allerdings trotzdem nicht immer vor leicht wiederholenden Passagen und Leerlauf schützen kann.

                                    Die Musik bringt ähnlich wie das Set- und Kostümdesign einen ganz besonderen Drive und Charakter in die Serie. Durch den auf Gitarrenriffs und Gesang basierenden American Folk merkt man recht schnell, dass man hier irgendwo im Hinterland der USA gelandet ist und so ist das Gesamtbild einfach stimmig, was "Sons of Anarchy" bei mir einige Pluspunkte einbringt.

                                    Letztlich ist SoA eine durchaus sehenswerte Serie, wo sich aber natürlich das Anschauen mit 69 Zeitstunden Laufzeit auch erstmal lohnen muss.

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                                    • Das ist wohl eher ein Film für ihn selbst, was aber auch total zu ihm und seinem Verständnis von Film in letzter Zeit zu passen scheint! :D

                                      Und wenn dabei noch ein netter Film fürs Publikum rauskommt, ists doch umso schöner...

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                                      • 6
                                        Obolos 12.03.2018, 02:03 Geändert 12.03.2018, 02:04

                                        Ganz deprimierender Tatort, aber sollte mit Sicherheit so.
                                        Von daher: Sehr intensiv und emotional inszeniert und ein recht solider Film.

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                                        • 6
                                          Obolos 06.03.2018, 14:02 Geändert 06.03.2018, 14:04

                                          Sehr verkopftes "Drama", was mit hohem Informationsfluss aufwarten kann, diesen aber nicht ordentlich kanalisiert, sondern dem Zuschauer recht ungehemmt entgegenschleudert. Dazu passt ganz Aaron Sorkin-typisch die hochbegabte Protagonistin mit schnellem Sprechtempo (Social Network lässt grüßen), die zudem ganz viel Gelegenheit für direkte Informationsweitergabe via Voice Over bekommt. Das ist auf Dauer etwas anstrengend und trägt vor allem dazu bei, dass "Molly's Game" bei mir als sehr kühl und berechnet ankam, weswegen ich das Genre "Drama" auch etwas unangemessen finde. Ich habe in keiner noch so emotional gemeinten Szene irgendwie mit den Figuren mitfühlen können und das ist ja normalerweise eher ein Todesurteil für einen Film.
                                          Jessica Chastain als Molly ist hier das Zentrum der Kühle, macht ihre Sache aber sicher genau so, wie es gewünscht war; war halt nicht nach meinem persönlichen Geschmack. Idris Elba bildet dagegen fast schon den emotionalen Kontrapunkt und sein Charakter kommt auch mal ein bisschen aus sich raus. Ansonsten wird jeder als recht distanziert dargestellt, die Ellenbogengesellschaft und der Leistungsdruck sind allgegenwärtig. Jeder will bspw. unter allen Umständen, dass das eigene Kind maximalen Erfolg hat. Alles recht plakativ.
                                          Handwerklich ist der Film auf gutem Niveau, zeigt aber immer wieder Längen und wirklicher Flow kommt auch nicht auf.
                                          Das Prinzip "Show, don't tell" wird hier eigentlich vollständig vernachlässigt. So gut wie jede für die Handlung relevante Information wird im Dialog oder Voice Over kommuniziert, was man zumindest bei gut geschriebenen Filmen als "ungewöhnlich" bezeichnen würde.
                                          Aaron Sorkin ist ein begnadeter Drehbuchautor, das hat er hinlänglich bewiesen, aber als Regisseur hat er meiner Meinung nach noch so seine Defizite, gerade wenn es darum geht, Emotionen zu transportieren und Identifikation des Zuschauers mit den Charakteren aufzubauen.
                                          Für einen "Debütfilm" aber durchaus stabil. Wenn das meiner wäre, wär ich stolz wie bolle! :D

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                                          • 9 .5

                                            Fantasy pur.
                                            Richtig ideenreiche und mit viel Liebe zum Detail umgesetzte Fantasy-Comedy-Serie mit Elijah "Frodo" Wood in einer Hauptrolle.
                                            Die Welten, in die der Zuschauer entführt wird, sind zwar sehr komplex und vollkommen skurril, zum Ende der jeweiligen Staffel hin aber immer schlüssig.
                                            Wo Staffel 1 noch hier und da erzählerische Defizite aufweist, ist Staffel 2 in sich so perfekt geschlossen und von Anfang bis Ende auf den Punkt getroffen, dass es einfach nur super unterhaltsam ist, sich den durchgeknallten Abenteuern des Detektiv-Duos anzuschließen.
                                            Eine absolute Perle der Serienwelt, ein wahres Original - auch wenn es anscheinend stückweise auf einem Buch basiert... ups! :-D

                                            Nach 18 Episoden in zwei Staffeln ist hier anscheinend schon Schluss, vermutlich weil wegen zu viel Nische.
                                            Aber halb so wild, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Hier passt ganz viel und das kann man sich ruhig mal ansehen!

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                                            • 10
                                              Obolos 04.03.2018, 23:24 Geändert 04.03.2018, 23:37

                                              "Dirk Gentlys holistische Detektei" ist vielen meiner Bekannten schon vom Namen her zu sperrig, um sich damit überhaupt auseinanderzusetzen, wenn ich mal wieder Lobeshymnen auf diese absolut einzigartige Perle der Serienwelt anstimme. Echt schade drum, da verpasst man was.
                                              Aber ähnlich seltsam wie die Wahl des Serientitels sind halt auch die Episoden. Staffel 1 hatte schon ihren ganz besonderen Charme und Staffel 2 behält nicht nur das Urige und Kunterbunte bei, sondern legt meiner Meinung nach auch erzählerisch noch eine ganze Schippe drauf.
                                              Wiedermal hat man unweigerlich das Gefühl, dass der Writer's Room bei der Ideenfindung irgendwas eingeworfen haben muss, um später dann die Spinnereien in eine sehr klare Ordnung und Reihenfolge zu bringen, damit alles auch noch dazu Sinn ergibt. So wird der Zuschauer in Staffel 2 in eine unfassbar fantasievolle Welt inklusive Parallelrealitäten entführt, die scheinbar mühelos und zumindest zum Ende hin ganz schlüssig miteinander verwoben werden, sodass tatsächlich keine Fragen offenbleiben. Als Fan von durchdachten Erzählsträngen bin ich froh, dass hier von vornherein keine halben Sachen gemacht wurden, und kann gut damit leben, im Laufe der Staffel mehrere Dutzend Fragezeichen auf der Stirn zu haben, wenn diese sich nur am Ende eins nach dem anderen in kleine Erleuchtungs-Glühbirnchen verwandeln.

                                              Mit einem lachenden und einem sehr großen weinenden Auge nehme ich zur Kenntnis, dass hier anscheinend nach 18 Episoden Schluss ist.
                                              Immerhin kein ätzend-halbes Ende, aber leider auch keine weitere Dreamteam-Action mit Samuel Barnett, Elijah Wood und Co., die hier richtig was gerissen haben.

                                              Wer fantasievolle Mind-Blowing-Erzählungen mag, sollte sich "Dirk Gentlys Holistische Detektei" zu Gemüte führen, es lohnt sich definitiv!
                                              Leider anscheinend ein absoluter Geheimtipp...

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                                              • 6
                                                Obolos 04.03.2018, 00:01 Geändert 04.03.2018, 00:08
                                                über Bright

                                                Ich halte "Bright" für einen im Prinzip grundsoliden Action-Fantasy-Streifen, wobei "grundsolide" nicht wirklich ein Kompliment für eine derart teure Blockbuster-Produktion sein dürfte.

                                                Die Geschichte ist relativ vorhersehbar und bedient wohl alle existierenden Hollywood-Konventionen, die Charaktere sind abgesehen von Nick Jakoby eindimensional und schaffen es kaum oder garnicht, Emotionen auf den Zuschauer zu übertragen, was aber bei dem Genre auch weniger eine Überraschung ist. Natürlich geht es in Fantasy-Actionern um Show-Off, um krasse Visuals und fantasievolles Worldbuilding, wozu zwar im besten Falle, aber scheinbar nicht zwingend, auch die Charaktere gehören. Der Rest von L.A., den man zu sehen bekommt, wenn nicht gerade alles in absoluter Dunkelheit absäuft, ist nämlich eigentlich ganz gut gelungen und deutet insbesondere auch die Konflikte zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen an, die ständig hochzukochen drohen.
                                                Um tatsächlich alle Figurenkonstellationen besser zu verstehen, hätte man sich allerdings insgesamt für das Worldbuilding auch mehr Zeit als "nur so nebenbei" nehmen dürfen.
                                                Der Look ist einheitlich und in sich stimmig, leider aber meiner Meinung nach einheitlich zu düster.

                                                Die Visual Effects sind auf einem konstant hohen Level, was dem Film sehr hilft, da er ob verschiedenster Fantasiefiguren und -gegenstände ständig darauf angewiesen ist, dass der Zuschauer nicht durch minderwertige CGI-Arbeit aus der Spur geworfen wird. Gerade bei den Orks hätte man da viel falsch machen können, sie wirken aber schön geerdet und haben ihren eigenen Look, ganz im Gegensatz zu den Elfen, die man wohl stylemäßig aus irgendeinem Katalog gezogen haben muss.

                                                Will Smith spielt hier übrigens erwartungsgemäß routiniert seinen Stiefel runter, was okay ist, aber nicht weltbewegend genug, um all diejenigen Lügen zu strafen, die in den letzten Jahren von seinen Leistungen enttäuscht wurden.
                                                Noomi Rapace, die ich wegen ihrer facettenreichen Filmographie sehr schätze, blieb leider komplett blass und hatte eher noch die unrühmliche Aufgabe, seltsame Handlungshaken anzuteasern, die etwa zwölf Sekunden später im Nirvana enden.
                                                Dagegen lieferte Joel Edgerton als heimlicher Protagonist ja schon eine fast richtig starke Performance ab, die mich auch am meisten berührte und die Entwicklung seines Charakters vor allem in den Zwischentönen beleuchtete.

                                                Zum Glück stimmte die Action. Mit einfallsreichen Choreographien und unter Nutzung aller in den Räumen verfügbaren Mitteln wurde sich die Rübe eingehauen, wie sie das eben so gehört! Blöd nur, wenn irgendwer bei der Produktion das Gefühl hatte, ständig sinnbefreit herumschneiden zu müssen - vielleicht mit dem Hintergedanken, so die Dramatik und Dynamik zu erhöhen. Das ging gründlich schief, war aber wenigstens in den Actionsequenzen noch weniger störend, vermutlich weil man den sehr nervösen Schnitt in solchen Situationen schon voll in die Sehgewohnheiten aufgenommen hat (s. Bourne). Tragischer war das dann schon an ruhigeren Stellen, teilweise sogar in Dialogen, wo vollkommen unmotiviert der Fokus von der Geschichte abgelenkt wurde, um nochmal zwei bis drei vielleicht einigermaßen cool aussehende Shots reinzubringen. Das erinnerte stellenweise schon ganz stark an den desaströsen Schnitt in "Suicide Squad", der da dann aber doch noch in einer anderen "Güteklasse" spielte.

                                                Bei der Filmmusik hatte der neueste Streich von David Ayer dann doch nochmal was zu bieten. Mit lässigen Hip-Hop-Tracks wurde man schon zu Beginn in die Stadt der (gefallenen?) Engel eingeführt, was sehr passend war und sich dann auch durch den Film zog.

                                                Insgesamt, wie gesagt, "grundsolide". Lob und Kritik, von beidem steckt da was drin. Ich bin mir sicher, dass das Feedback der Kritiker und Zuschauer ein anderes gewesen wäre, wenn "Bright" nicht mit allen Mitteln als DER Blockbuster des Jahres angekündigt worden wäre und nicht den sowieso aktuell in Verruf stehenden Will Smith als Hauptdarsteller gecastet hätte. "Bright" ist kein wirklich schlechter Film, hat aber durch eben diese Gründe schon vor der Bereitstellung auf Netflix ein so großes Päckchen an Erwartungen tragen müssen, dass er wohl nur darunter zusammenbrechen konnte.
                                                Wer erwartet allen Ernstes bei einem Fantasy-Actioner einen Kritikerliebling?
                                                Gab's das jemals? "Bright" unterhält mit einer weitestgehend originären Story (das man das überhaupt hervorheben muss...) ganz gut und das wars auch schon.
                                                Kein Grund jedenfalls, in irgendeine Richtung eine riesige Welle zu machen.

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                                                • 7 .5
                                                  über Dope

                                                  Netter, weil unterhaltsamer Film, der das Rad nicht neu erfindet, aber sympathische Charaktere in einer rasanten Story visuell schön und stylisch einfängt.
                                                  Ein großes Plus ist die Musik, die dem Film echt Drive verleiht.
                                                  Zum Ende hin hält "Dope" außerdem kurz und knackig dem Zuschauer den Spiegel vor, was das Gesehene auch nochmal in ein anderes Licht rückt.

                                                  Nichts für die Ewigkeit, aber durchaus sehenswert.

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                                                  • 8 .5

                                                    Staffel 4 von "Peaky Blinders" spinnt deutlich holpriger als ihre Vorgänger die Familiensaga um den namensgebenden britischen Clan (von einer Straßenbande kann man hier ja echt nicht mehr sprechen) weiter. Wo in vorherigen Staffeln noch alles wie aus einem Guss wirkte, sieht man sich zeitweise eher Versatzstücken ausgesetzt, die man dann selber zusammenfügen muss. So wirken diese sechs Episoden eigenwilliger, auf sich selbst fokussierter und etwas (vor allem visuell) verkünstelt, was grundsätzlich ein recht schlechtes Zeichen ist und auch hier zumindest für kleinere Abzüge meinerseits sorgt.
                                                    Auch die Geschichte dreht sich zumindest zu Anfang in kleineren Kreisen, wirkt wenig innovativ und basiert letztlich fast komplett auf Vorkommnissen aus der Vergangenheit, die die Shelby-Familie jetzt einholen.
                                                    Grundsätzlich ist das Ganze aber natürlich immer noch hochwertige Drama-Unterhaltung, die man sich gut anschauen kann.
                                                    Und das liegt neben der wie erwähnt leicht zu Selbstreferenzen tendierenden, aber immernoch überragenden Kameraarbeit und dem immer überzeugenden Produktionsdesign diesmal meiner Meinung nach vor allem am Gaststar Adrien Brody.
                                                    War vor einigen Staffeln Tom Hardy als zwielichtiger Geselle mit viel Licht, aber auch viel Schatten, der absolute Knaller und riss alles ab, ist Brody mit seiner Performance als italo-amerikanischer Mafioso diesem und sowieso allen anderen Figuren in Staffel 4 inklusive Cillian Murphys Thomas Shelby meilenweit voraus. Es ist schlichtweg überragend, bis in welche Details seine Darstellung reicht, wie absolut auf den Punkt seine Betonung und die Aussprache sind. Ich war vom ersten Moment an vollständig im Bann dieser Persönlichkeit, die für mich auf (mindestens lange Zeit) einzigartige Weise Stil und Eleganz mit einer Schmierigkeit und Eiseskälte verbinden konnte.
                                                    Als alter Game of Thrones-Fan hätte ich ja begeistert vom Mitwirken Aidan Gillens als Zigeunerfürst sein sollen, wirklich schlecht hat er seine Sache auch nicht gemacht, aber aus dem Schatten Brodys konnte er hier nie und nimmer heraustreten, und das tat der Serie, die doch richtige Schweinehunde als Bösewichte braucht, auch gut.

                                                    Als einen richtig klugen Kniff im Plot empfand ich, die Peaky Blinders aus dem rechts- und politikfreien Raum zu holen und ihnen mehr Verankerung in der Welt zu geben. So erfährt der inzwischen große Shelby-Konzern am eigenen Leib, dass sich die Welt weiterbewegt hat und die Arbeiterklasse nicht mehr alles mit sich machen lässt. Das fügte (unabhängig von der historischen Korrektheit, die ich nicht überprüft habe) eine spannende Wendung und eine weitere Dimension zur Story hinzu, die ich nicht kommen sah und die das Geschehene deutlich dichter und intensiver werden ließ.

                                                    ... und Adrien Brody... diese Augen! :-o

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