OUROBOROS - Kommentare

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    OUROBOROS 22.12.2023, 11:53 Geändert 22.12.2023, 11:55

    "Die Kathedrale des Meeres" spielt während des Hochmittelalters und der Spanischen Inquisition. In vielen Momenten erinnert sie dabei an die Kingsbridge Saga "Säulen der Erde" etc. Für mich kann sie jedoch nicht daran tippen.

    Was für mich schwer auszuhalten war Melodramatik und Overacting. Ich mag Dramen und Tragödien, aber es war mir zu dick aufgetragen. Interessant ist aber die Epoche des abendländischen Schisma und den Machtkampf zwischen Adel und Klerus in Spanien zu sehen.

    Mich erschien der Handlungsverlauf von Zeit zu Zeit sehr fragmentarisch, wohl deshalb, weil man einige Teile des Romans eher unsanft herausgenommen hat. Punkten kann die Erzählung aber mit einer tollen Ausstattung und vielen mittelalterlichen Requisiten und Kulissen, so dass man die Zeit eintauchen kann.

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      OUROBOROS 21.12.2023, 19:08 Geändert 21.12.2023, 20:06

      Wahnsinn. Dass Ari Aster auf tiefenpsychologischen Pfaden wandelt, hat er mit "Hereditary" und "Midsommar" schon bewiesen. Konnte man aber bei den Vorgängern noch zwischen Wahn und Realität unterscheiden, durchlebt man hier eine schizophrenen Trip, bei welchem Realität und Wahn unmöglich voneinander getrennt werden können.

      Einige wollen hier den Ödipuskomplex erkennen, ich sehe eher eine wohl durch die Mutter verursachte gestörte psycho-sexuelle Entwicklung, die mit dem Verlust des Vaters zu tun hat. Aber das allein reicht eben nicht aus, dass ein Mensch so wird. Die Schizophrenie muss schon genetisch veranlagt gewesen sein.

      Viel zu sehr ist sein Erleben vom Wahn geprägt, dass sich Traumata aus realen Erlebnissen und eingebildeten Erlebnissen trennen lassen würden. Somit kann man die Psychoanalyse hier meiner Meinung nach nicht so gut anwenden. Wenn man so will, dann steht Aster auch in der grotesken Tradition von Kafka und Hieronymus Bosch, wenn man es von literarischer und malerischer Seite sieht. Es hier weniger Symbolismus als Surrealismus zu sehen. Aster tritt aber auch in die Fußstapfen Polanskis, im Kontext zu dessen Werken "Ekel" und "Der Mieter" oder Nicolas Roegs "Wenn die Gondeln Trauer tragen".

      Die verzerrte Wahrnehmung Beaus ist so grandios packend inszeniert, dass Polanski und Roeg jetzt ihren Meister gefunden haben. Ari Aster hat dafür aber auch einen Meister der Kamera engagiert: Pawel Pogorzelski. (Hereditary, Midsommar).

      Im Unterschied zu den vorgenannten Meistern, hat Ari Aster allerdings dafür gesorgt, dass bei so einer hochgradigen paranoiden Schizophrenie, wie sie hier im vollem Erleben aus der Sicht des Betroffenen dargestellt wird, es so gut wie unmöglich wird einen wirklichen Interpretationsansatz zu finden, da es genauso unzählige andere geben könnte. Letztlich bleibt zum Schlussakt nur zu sagen, dass es sein könnte, dass man Beau vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt hat.

      Damit wird hier deutlich gemacht, wie Dissoziation vom Betroffenen aus der Innensicht erlebt wird, weil es von den Beteiligten von außen nicht gesehen werden kann. Wir müssen uns jetzt die Realität vor Gericht vorstellen und durch Beau sehen wir, was er vor Gericht sieht und erlebt. Das hat mit normaler Wahrnehmung der Welt gar nichts mehr zu tun.

      Natürlich stellt sich hier auch die Frage, wie schuldfähig ein Mensch ist, der so eine starke dissoziierte Wahrnehmung hat!

      Der vermutliche Auslöser für Beaus Horrortrip ist wohl die veränderte Medikation durch den Psychiater. Wer beruflich Erfahrung hat mit der Einstellung von Psychopharmaka bei Patienten, der muss bei der Szene verärgert gewesen sein und sich die Frage gestellt haben, wie man die Medikation einfach so umstellen kann und den Patienten damit nachhause schickt, statt in eine Klinik, bis klar ist, dass die Einstellung stimmt?

      Aus meiner beruflichen Erfahrung kann ich sagen, dass es bei Schülern schon vorgekommen ist, dass man die Einstellung nicht ausreichend getestet hat und der Betroffene schizophrene Episoden im Schulalltag davon bekam. Die Inklusions-Betreuer haben es gemerkt, weil der Schüler mit Gegenständen redete.

      Klasse Film mit einem heftigen Erleben, bei welchem ich eigene Erfahrungen mit Wahnerleben habe, die zum Glück schon 30 Jahre her sind.

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        über T.I.M.

        Eine low-budget Version von "Ich bin dein Mensch" und "Megan". Zeitverschwendung.

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          Eine Bekannte hat "Das Fest der Liebe" aus der ARDmediathek empfohlen. Das war gar nicht so schlecht, ich musste sogar ein paar Mal lachen. Es war amüsant, nicht crazy. Mit Charly Hübner und Devid Striesow kann man nicht viel falsch machen. Aber für mich haben Nicole Heesters und Wolf Dietrich Sprenger als die Familienoberhäupter den Vogel abgeschossen. Es war besser als erwartet, aber relativ lau.

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            OUROBOROS 20.12.2023, 18:51 Geändert 20.12.2023, 22:03
            über Undine

            Mir fällt es schwer den Film gut zu finden.

            Franz Rogowski sehe ich ganz gerne und Paula Beer ist meine einzige deutsche Lieblingsschauspielerin. Es gibt hier schöne Tauchszenen und die mythologischen Elemente sagen mir normalerweise zu.

            Doch für mich hat diese Liebe kein reales Fundament, weil Undines Verhaltensweise zu ihrem Ex eher aussieht wie eine Borderline-Episode. Dazu passt, dass sich zwei ineinander verlieben ohne Substanz und damit gewissermaßen eine Liebe von zwei Verschmolzenen idealisiert wird. Genauso könnte man sagen Bauernsohn trifft auf Märchenprinzessin.

            Es gibt zwischen dem Pärchen keine Dialoge, sondern nur ein Zauber von Liebe. Somit finde ich, dass die Symptome einer erweiterten Borderline-Störung plus Persönlichkeitsstörung eher verharmlost werden bzw. Betroffene dadurch bestätigt werden. Das Märchen dient hier nur als Analogie.

            Ich geht jetzt mal offensiv in die Analyse und führe die Symptome auf.

            Folgende Symptome sind für mich erkennbar:

            1. Wie sie mit Ihrem Ex-Partner umgeht, wie sie ihn zwingt, bei ihr zu bleiben, wie sie herzlos und befehlend mit ihm spricht, ihn emotional erpresst und ihm droht ihn zu töten. Er ist offensichtlich auch ein Typ, der sich davon eine Zeit lang hat emotional fangen lassen.

            Manche denken hier vielleicht, das mit dem Töten wurde nur so dahingesagt, weil es ja ein Märchen ist. Aber die Wahrheit versteckt sich hinter einem Märchen. Das Märchen ist nur Analogie für psychische Probleme einer Persönlichkeitsstörung.

            2. Sie selbst hält sich für ein übernatürliches Wesen, weshalb sie wohl glaubt dem Mythos entsprechend jemanden töten zu dürfen. Das ist schizophrenes wahnhaftes Verhalten.

            3. Alltägliche Bilder werden zu Symbolik, die den Mythos bestätigen, ähnlich wie bei psychotischem Verhalten, hier aber nicht als Paranoia sondern Pronoia. Die Symbolik macht das Märchen von der Bestimmung der Liebenden aus, dabei sind es überdrehte total abwegige Gedanken.

            4. Die Liebe wird über-idealisiert. Verschmelzung wird angestrebt, eine Bestimmung füreinander wird hineingedeutet, aber darüber hinaus gibt es keine beobachtbaren Dialoge mit dem Partner, bei welchen Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zu Tage treten können. Die Liebe bleibt rein körperlich. Es werden keine Konflikte ausgetragen. Sie werden nicht mal sichtbar.

            "Bindung ist für Borderline-Betroffene erstmal nur durch Idealisierung erträglich. Alles am Gegenüber wird positiv bewertet und bedingungslos angenommen, das Bedürfnis nach Verschmelzung wird gestillt, wodurch sich dann auch z.B. der Partner extrem geborgen und geliebt fühlt. Die Bindung basiert meist mehr auf Abhängigkeit und Bedürftigkeit, statt auf tatsächlicher Liebe. [...]

            In solchen extrem belastenden Situationen wie einem Kontaktabbruch verstehen die Partner die Welt nicht mehr und haben ein Gefühl, als würde ihnen der Boden unter den Füßen weggerissen werden. Während es Partner meist völlig unerwartet trifft, wurde eine Person mit Borderline-Störung von diesen Gefühlen schon vorher überrollt, hat sie abgewehrt und wirkt oft nur noch „eiskalt“ und herzlos."

            Quelle: https://www.psychotherapie-praxis-mainz.de/borderline/#:~:text=Bindung%20ist%20f%C3%BCr%20Borderline%2DBetroffene,extrem%20geborgen%20und%20geliebt%20f%C3%BChlt.

            "Der Wechsel von Idealisierung und Entwertung wird in der Psychoanalyse als Spaltung bezeichnet. Gemeint ist damit ein Frühkindlicher Abwehrmechanismus, der von Borderline-Persönlichkeiten bewusst zur Verarbeitung belastender Situationen eingesetzt wird. Auch bei gesunden Menschen kann es in besonderen Krisensituationen zu Spaltung kommen, bei Borderlinern besteht dieser Abwehrmechanismus jedoch dauerhaft und gilt als Borderlinetypisch. Spaltung sichert das psychische Überleben und war in der Entwicklung bei Betroffenen einst eine wichtige Strategie um Ihre Existenz zu sichern. Während gesunde Menschen jedoch in ihrer Entwicklung irgendwann reife Abwehrmechanismen entwickeln stehen diese Borderlinern, besonders in Krisen nicht zur Verfügung."

            Quelle: https://www.borderline-spiegel.de/45-psychodynamische_abwehrmechanismen.html

            Das Ende mag ein wenig Heilung bringen in Bezug auf den Taucher, indem es realistisch sein Weiterleben zeigt, aber ich finde den Film inhaltlich zu dünn.

            Wenn es um einen Film geht, bei dem ich den Undine-Mythos, Märchen und Psychologie behutsam miteinander verknüpft sah und das Paar auch Dialoge führte, die coming-of-age Gehalt hatten, dann würde ich "Spring - Love is a Monster" nennen. Dort geht es nämlich um die Überwindung der psychischen Krankheit.

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              OUROBOROS 18.12.2023, 23:12 Geändert 18.12.2023, 23:46

              MEGA BOMBE!

              Staffel 2: Die zwei letzten Episoden bringen meine Nervenstränge fast zum Bersten. Bei der ersten Staffel habe ich schon gelitten mit dem Vater und würde eine 8 vergeben, doch Staffel 2 übertrifft alles.

              Julien Baptiste, ein französischer Inspektor in Rente ist in Staffel 1 noch fast unscheinbar bei den Ermittlungen beteiligt. Im Vordergrund stehen auch eher die Eltern des vermissten Jungens. So detailliert hat man dieses Schicksal eines verzweifelten Paares selten ausgebreitet. Der Fall wird auf jeden Fall gelöst. Aber in Staffel 2 geht es um einen ganz neuen Fall von vermissten Mädchen. Inspektor Baptiste ist dieses Mal in Deutschland unterwegs und zwar bei einer britischen Kaserne nahe Hannover. Die Militärpolizei ermittelt, wie auch die deutsche Polizei. Inspektor Baptiste ist nicht zufrieden und ermittelt auf eigene Faust, nicht immer mit Wohlwollen der offiziellen Behörden.

              Die Finesse der zweiten Staffel sind die unterschiedlichen Zeitebenen. Es gelingt mir gar nicht mehr sie zu zählen. Man kann jedoch gut folgen, weil die Schauspieler altersmäßig schon einer Zeitebenen zugeordneten werden können. Im Notfall gibt es eine Einblendung. Man verliert also nicht die Kontrolle. Außer Kontrolle gerät die Größe des Puzzles, bei welchem sich zäh Fragmente in ein Gesamtbild einfügen, so dass ich das Gefühl habe, es wäre ein 3000er Puzzle mit 12 Motivkomplexen. So ein geschicktes Krimi-Spiel habe ich noch nie beim Zusammenfügen erlebt.

              Filmisch mögen manche andere Krimiserien mehr Style haben, doch die zweite Staffel ist pure Erzählkunst. Lange habe ich nicht mehr so mitgefiebert und war so hellwach. Die ganze Staffel hat einen hohen Spannungsbogen. Es gibt sogar eine Reise in den Irak, die sehr abenteuerlich ist. Irrungen und Wirrungen.

              Hier will man wirklich alles wissen und es gibt sehr viel zu erfahren.

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              • 4 .5

                Auch Bruno darf im Polizei-Dienst nicht so rumlaufen, mit Cowboyhut und US-Polizei-Sirene.

                Ich bin aber kein Alman, also wäre das noch hinnehmbar gewesen, wenn diese Figur wenigstens lustig wäre. Homophobie und toxische Männlichkeit, darüber hätte man lachen können, weil jemand, der sich so verhält, hochnotpeinlich ist. Sein Verhalten ist nicht zur Nachahmung empfohlen. Aber man hat eine tragisch-komische Figur aus ihm machen wollen, was völlig gescheitert ist.

                Es tut mir leid, dass daneben der junge homosexuelle Polizist keine gute Plattform bekommt für sein diverses Leben, aber auch er verhält sich wirklich tollpatschig, ohne dass es lustig wäre.

                Nach 2,5 Folgen bin ich raus. Und sag mir keiner, dass ich deshalb keine Wertung hinterlassen dürfe. Das Schauspiel ist einfach mies.

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                  OUROBOROS 18.12.2023, 17:41 Geändert 18.12.2023, 17:58

                  "Der vermessene Mensch" als Titel hat für mich etwas doppeldeutiges, denn zum einen offensichtlich im Film, sind die Wissenschaftler emsig damit beschäftigt jeden Schädel, jeden Körper eines schwarzen Afrikaners zu vermessen. Zum anderen wird im Film deutlich, dass die Deutschen vermessen - also selbstüberschätzt und ignorant - genug waren, zu glauben, dass sie als Deutsche bzw. als weißer Mensch allein biologisch von der Schöpfung zu geistig Höherem berufen seien.

                  Wie anders wäre zu erklären, dass die schwarzen Afrikaner offensichtlich zu gleichwertigen Leistungen fähig sind, aber dies nicht bemerkt wurde. Der Film zeigt ein wenig, dass man es nicht bemerken wollte, denn es war so leicht diese armen Menschen zu versklaven und zu töten. Ihre kulturelle andere Lebensweise, zu dem was wir als zivilisiert verstehen, hat sie gegenüber dem bösen Werk, das der weiße Mann ihnen antat, zunächst wehrlos gemacht. Dass sie so leben, wie sie leben, liegt wohl daran, dass sie genügsam sind, dass sie wegen der klimatischen Bedingungen nie dem polaren Wetter trotzen mussten. In ihrer technisch-zivilisatorischen Entwicklung waren sie rückständig und deshalb leichte Beute. Sie haben keine Dampfmaschinen und Kanonen gebaut, kannten keine Industrie, aber sie waren damit noch lange nicht kognitiv und moralisch rückständig.

                  Es ist leider in diesem Film viel zu einseitig, hier nur die Deutschen auf ihrem Weg zur nationalsozialistischen Rassenideologie aufzuzeigen. Der Herrenmenschen-Ideal war in allen Nationen mit weißer Bevölkerung weit verbreitet und basiert letztlich auf Verklärungen der Postulate Hegels und Nietzsches sowie Darwins Thesen.

                  Dieses ganze Streben nach der höchsten Vernunft, nach dem gottgleichen Menschen steckt auch noch heute in der kapitalistischen Ethik. Es geht um Maximierung. Gewinn reicht nicht mehr aus. Auch reicht keine Gewinnsteigerung mehr aus, denn schon lange muss die Steigerung gesteigert werden. Und dabei wird der Egoist vergöttert (Adam Smith: "Egoismus ist der Motor der Wirtschaft"). Das ist nichts anderes als der Tanz um das goldene Kalb, wie der Bulle vor der Frankfurter und der New Yorker Börse (Charging Bull).

                  "Die lebensgroßen Bronze-Skulpturen von Bulle und Bär sind neben der Frankfurter Börse einander gegenüber aufgestellt. Sie sollen das Auf und Ab des Börsengeschehens ausdrücken. Die geduckte Haltung des Bären symbolisiert dabei den Abwärtstrend der Börsenkurse. Die stolze, aufgerichtete Haltung des Bullen drückt hingegen einen Aufwärtstrend aus. Er ist zwischen Bär und Börse aufgestellt und soll die Börse vor den negativen Einflüssen des Bären schützen."

                  Gerne hätte ich mehr Persönlichkeiten auf längere Zeit kennengelernt und zwar auf beiden Seiten. Ich fand die Zeit in Deutschland viel zu lang. Man hätte viel mehr Bindung herstellen müssen. Wäre nicht diese Bindung zwischen Herero-Frau und deutschem Ethnologen so spannend, hätte der Film sonst keine emotionale Spannung besessen. Doch diese eine Beziehung, wenn auch keine ausgelebte Liebesbeziehung, ist besonders am Ende ein schwerer Tritt in die Magengrube.

                  Der Film kann der Aufklärung dienen.

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                    Der Titelsong ist wirklich schön. Er klingt noch lange nach. Der Film eher nicht. Klar hat mir Ida Ursin-Holm sehr gut gefallen, auch in der norwegischen Tracht. Die Weihnachtskulisse ist perfekt, auch fand ich die Schauspieler höchst sympathisch.

                    Das alles trügt darüber hinweg, dass man erstens das Paar überhaupt nicht kennt und schon verloben sie sich und zweitens ich nicht so wirklich über alles lachen konnte, obwohl die Gags gut geschrieben waren. Sie zündeten trotzdem nicht, denn es schien alles so routiniert abgespielt. Die Story kann man tatsächlich 1000 Mal so erzählen. Dafür braucht man nicht unbedingt einen tollpatschigen Inder namens Jasha, da reicht schon der Anhang der Familie Grisvold.

                    Weiß noch, als ein Kumpel mir erzählt hat, wie er seine bulgarische Freundin an Weihnachten mit zu seinen Großeltern in der verschneiten Provinz nahm. Sie hatten schon Probleme den Namen auszusprechen und waren überfordert, dass sie Abitur und Studium hatte, wie auch, dass sie Veganerin ist. Würstchen mit Kartoffelsalat an Heilig Abend, das kam ihr sehr ärmlich vor. Jedenfalls war das, was dort alles passierte doch sehr ähnlich, endete aber nicht so lustig.

                    Ich muss sagen, dass ich so ein traditionelles Weihnachtsfest auch nicht unbedingt verändern will, was das formale betrifft, aber beim Essen, da kann alles möglich sein. Und Indisch essen, also da gibt es tolle Gerichte, die wirklich jedem schmecken. Mein Nachbar ist Koch im indischen Restaurant. Dafür dass ich ihm einen Gastzugang eingerichtet habe beim Internet und die Bezahlung ausgeschlagen haben, hat er mich schon oft verschiedene Gerichte eingeladen und sie mir vor die Tür gestellt. Damit habe ich das Geld locker um ein Vielfaches heraus. Na jedenfalls am Essen sollte Weihnachten nicht scheitern.

                    Unsere Mutter braucht dringend diese altbackende Weihnachtsmusik. Es war für meine Mutter schon Stress, als meine Schwester den Soundtrack von "Bad Santa" aufgelegt hat. Ich habe geschmunzelt und die Musik genossen, die ja nicht wirklich mit dem Film enger verknüpft ist. So steif sich die norwegische Familie am Anfang verhalten hat, so nehme ich das auch bei deutschen Familien wahr. Vor allem das Thema "Weihnachtsstress" werde ich nie nachvollziehen können. Meine Mutter, die noch kaum was vorbereitet, so wie früher, macht sich komplett den großen Stress und wirkt dann ähnlich unangenehm, so als dürfe nichts schiefgehen.

                    Wenn ich meine Partnerin zum ersten Mal mitnehmen würde, dann träfe sie auf meine sehr aufgeregte Mama, die unbedingt Familie Heinz Becker am Heilig Abend sehen möchte und dann die Christmette. Soviele Traditionen wie diese norwegische Familie gibt es bei uns nicht mehr, aber ich fand es schön. Ich werde wieder die Zeit genießen im weihnachtlich eingerichteten zuhause, in meinen alten Jugendzimmer, auf 400 Metern Höhe, abseits des großen Verkehrs, vielleicht sogar eingeschneit. Aber nach 3 Tagen Familie, so ich es auch mag, bin ich froh wieder Ruhe zu haben.

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                    • 8 .5

                      "Family Man" ist ein Film aus einer Zeit in der ich Nicolas Cage als Schauspieler gar nicht mochte. Aber mit diesem Weihnachts-Film hat er mich gekriegt.

                      Klar folgt seine Figur der Vorlage von Ebenezer Scrooge, aber ich finde die Situation als Familienvater aufzuwachen, mit einem Gepäck an realen Sorgen und Ängsten, doch sehr rührend umgesetzt.

                      Der Film hat viel Empathie und Authentizität, indem es keine heile Welt gibt, aber sie ein wenig geheilt werden kann.

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                      • 8 .5
                        OUROBOROS 15.12.2023, 18:29 Geändert 15.12.2023, 20:17

                        🎥 YEARS AND YEARS
                        2019 ‧ Sci-Fi ‧ 6 Episoden á 60 min

                        Heute Abend kann man sich im TV den satirischen Jahresrückblick geben.

                        In Anbetracht der Multiproblemkrisen-Lage und der Desillusionierung, dass es nach Trump noch schlimmer kommen könnte, nämlich die Wiederwahl Trumps und viele andere Staaten mit rechts-autoritärem Ruck, möchte ich auf einen Rückblick verzichten.

                        Wer das auch tun möchte und sich stattdessen eine mögliche globale gesellschaftspolitische Zukunft bis 2030 ansehen möchte, die den zynischen Unterton aus den besten "Black Mirror" Episoden hat, der sollte "Years and Years" ansehen.

                        Das Jahr 2019 bildete den Auftakt für die Sci-Fi-Mini-Serie "Years and Years", die sich ähnlich wie "Black Mirror" mit Problemen in naher Zukunft beschäftigt. Aber der Fokus ihrer Prognosen setzt sie nicht allein auf die Auswirkungen der Technik, sondern widmet sich intensiver den politischen und sozialen Verwerfungen in der globalen Gesellschaft. Einiges davon ist inzwischen schon auf uns zugekommen, anderes deutet sich bereits an. In jedem Fall aber schickt sich die Serie an unsere Zukunft als globale Multiproblemlage zu beschreiben. Der Begriff ist erst seit 2023 im medialen Gebrauch.

                        Der Beginn aller Probleme ist die politische Idiotie von einem neuen Autoritarismus unter faschistischer Prägung, welche global um sich greift. Das ist nicht die Ursache, sondern ein Symptom derzeitiger globaler Fehlentwicklungen.

                        Nachdem Trump in den USA wiedergewählt wurde, was derzeit noch antifaktisch wäre, eskaliert der Konflikt zwischen den USA und China,...

                        https://ouroborosforum.wordpress.com/2023/12/15/years-and-years-die-globale-eskalation/

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                          OUROBOROS 15.12.2023, 15:34 Geändert 15.12.2023, 15:41

                          Der Film ist witzig gemacht, das muss man schon sagen. Da gab es wirklich sehr besondere Szenen u.a. Hunde auf einem Psyllocibin-Trip oder die Panik bei Silvesterböllern. Ich kann verstehen, wenn es auch höhere Wertungen gibt. Er enthält auch so einige Botschaften, wie man mit Haustieren umgehen sollte.

                          Schließlich muss ich im Finale das erste Mal laut lachen, ansonsten den ganzen Film nur schmunzeln. Bin eben auch schwer zum lachen zu bringen. Die KI-Hunde sehen wirklich sympathisch aus, wirklich absolut süß, und die deutschen Synchronstimmen passen super.

                          Ich mag ja tabulosen Humor unter der Gürtellinie, doch die Sprüche sind hier wohl eher an 12 bis 14-jährige adressiert im "Denk mal schief"-Alter bzw. "wenn das unsere Eltern hören"-Alter.

                          Dazu eine kleine Story aus der pädagogischen Praxis:

                          Letztens habe ich wegen Stundenausfall auf eine 8. Klasse aufgepasst. Hab dann "Bad Santa" aufgelegt auf der digitalen Tafel. Als dann später doch noch eine Lehrerin kam und wieder ging und dann noch eine Vertretung, haben beide zunächst gefragt, ob der Film wirklich FSK 12 ist und rollten die Augen, googelten schnell mal das FSK und gingen ihrer Wege. Die Schüler haben sich gefreut, teilweise geniert reagiert, verhalten gelacht, bei manchen Sprüchen, aber sie machten große Augen, was sie da sehen durften. Dachte danach, er wäre nicht lustig genug gewesen, aber dann gab es danach doch mehr positives Feedback, als ich erwartet habe.

                          Ob ich deshalb einen Film wie "Doggy Style" in einer 8.Klasse zeigen würde?

                          Da wäre ich zu dem Schluss gekommen: Nein.

                          Es zeigt sich auch, dass er mit FSK 16 angegeben ist. Trotzdem ist es auch ein Film sein, der ein sehr hohes "heimliches" Kultpotenzial bei u16 haben wird, d. h. die eigentliche Zielgruppe wird den Film schon irgendwie beschaffen.

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                            OUROBOROS 14.12.2023, 20:30 Geändert 15.12.2023, 18:45

                            Martin Scorsese punktet mit 7 Filmen in der IMDB Top 160. Das klingt nicht so krass, doch wenn man sich klar macht, wie viele andere Regisseur-Größen sich dort tummeln, dann ist er damit schon einer der ganz Großen. Aktuell steht auf der imdb-Rangliste der Regisseur auf Platz 25.

                            Mit "Killers of the Flower Moon" ist er meiner Meinung nach an der ganz großen Inszenierung nur knapp gescheitert. Das Schlussdrittel hat viel Atmosphäre eingebüßt, die am Anfang noch vorhanden war. Bis zur letzten halben Stunde dachte ich, dass "Killers of the Flower Moon" keine Sekunde zur kurz oder lang geraten ist, aber die Gerichtsverhandlung hätte ich doch gerne etwas ausführlicher gesehen.

                            Warum ich trotzdem noch mit 8 Punkten werte liegt einfach an der hochklassigen schauspielerischen Leistung des gesamten Casts, überdies wird man in die 1920er Jahre auf dem Land hineingeworfen. Und über allem thront das Thema des Films, nämlich die unsäglichen Morde an reichen Indianern, gedeckt von Teilen der Exekutive, Judikative und Legislative.

                            Bisher haben Serien u.a. wie "Yellowstone", "Lawmen Bass Reeves" oder "1883" aber auch "Anne with an E" das Thema Diskriminierung gegenüber Indianern - Umerziehung, Enteignung, Folter, Morde - thematisiert. "Heavens Gate" hat die Weidekriege zum Thema genommen. Auf diesen Zug ist nun auch Scorsese aufgesprungen, der uns hier nun ein Kapitel zeigt, das ich nicht kannte und das es Wert ist gezeigt zu werden.

                            Letztlich darf diese hochklassige narrative Vermittlung amerikanischer Geschichte, was auch die Reflexion der Taten beinhaltet, meiner Meinung nach nicht unterbewertet werden, obwohl ich mir mehr monumentale Aufnahmen gewünscht hätte. Dafür ist es Scorcese bzw. dem Cast gelungen das Leid der Betroffenen und deren Mühlen erfahrbar zu machen.

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                              OUROBOROS 10.12.2023, 11:17 Geändert 10.12.2023, 11:25

                              Andreas Eschbach ist für mich ein Meisterautor. Gerne habe ich "Der Herr aller Dinge" gelesen. "NSA - Nationale Sicherheits Agentur" ist auch ein raffinierter kontra-faktischer Roman.

                              Ich denke nicht, dass "Eine Billion Dollar" mit diesem Stil seiner ernsten Vorlage entspricht. Kulissentechnisch und von der Kameraarbeit kann man nicht klagen. Florenz gibt echt schöne Bilder her, Berlin aber auch. Trotzdem kann ich nach 2 Episoden nur sagen, dass die Geschichte mir zu infantil inszeniert ist, weil sie den "Da Vinci Code"-Style kopiert und irgendwelche esoterische Mafia-Clans präsentiert.

                              Plötzlich reichster Mann der Welt sein, eigentlich eine spannende Ausgangslage, aber irgendwie zündet es bei mir noch nicht so.

                              Widerwillig werde ich weiterschauen, weil es ja darum geht, dass er mit dem Geld die Welt verändern will, indem er kapitalistische Methoden nutzt um soziale Gerechtigkeit herzustellen. Außerdem hat er den Traum eine Weltregierung zu gründen.

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                                OUROBOROS 09.12.2023, 22:11 Geändert 09.12.2023, 22:12

                                Endlich ist diese geniale Miniserie bei MP angelegt worden.

                                „The Collapse“ hat mich mächtig mitgenommen. Es schwimmt auf der gesellschaftskritischen Welle von dystopischen Serien wie „Black Mirror“, „Years and Years“ oder „8 Tage“.

                                Frankreich und der Rest der Welt, in wenigen Jahren, die Welt kollabiert, denn alle Ressourcen sind aufgebraucht. Lange hat die Politik so getan, als würde das ökonomische Wachstum unendlich so weitergehen, man werde schon Lösungen finden für Probleme, während Mahner seit Jahrzehnten davon sprachen, dass es bereits 5 vor 12 sei für das globale Klima.

                                Als die Katastrophe beginnt, befinden wir uns im Discounter eines Shoppingmalls. Zuerst fällt auf, dass die Kunden ständig fragen, ob dies oder das noch vorrätig ist, so wie in manchen Zeiten von Corona. Dann fällt der Strom aus und als der Strom wieder da ist, können die Kunden nicht mit Karte zahlen. Viele haben sich schon mit Hamsterkäufen eingedeckt und wollen das nicht hinnehmen. Omars Freundin will ihn aus dem Geschehen reißen. Sie hat mit Freunden schon länger geplant abzuhauen, bevor es zum Zusammenbruch kommt, aber Omar glaubt nicht daran. Doch dann spitzt sich die Lage zu. Das wäre das Setting für die erste Episode am Tag des Zusammenbruchs.

                                Die folgenden Episoden zeigen jeweils einen ganz anderen Schauplatz, Tage und Wochen später, mit neuen Schauspielern in einer neuen Konsequenz des Zusammenbruchs. Rein zufällig kann es passieren, dass Figuren aus den vorangegangenen Episoden wieder zu sehen sind, wenn auch nicht in der Hauptrolle. So erlebt man in 8 Folgen á 15 Minuten 7 unterschiedliche Szenarien während des Zusammenbruchs. Die letzte Folge beschäftigt sich allerdings mit dem Zeitpunkt eine Woche vor dem Zusammenbruch.

                                Fast alles Szenarien finde ich interessant und einige sind sehr spannend z.B. die Tankstelle oder das Atomkraftwerk. Man kann gut antizipieren warum diese Schauplätze ausgewählt worden sind. Weitere Szenarien ist eine Gruppe von Flüchtlingen die auf einem Bauernhof strandet, auf welchem aber schon eine Kommune einquartiert ist. Auch werden zwei Szenarien mit Wohlhabenden bzw. Reichen gezeigt, die für solche Fälle vorgesorgt haben, weshalb sie eine Arche gebucht haben, doch dabei läuft nicht alles glatt. Schließlich konnte ich nur mit dem Szenario im Altersheim wenig anfangen, weil es unter allen Episoden, wie eine Bremse wirkt, obwohl es gut gemeint ist und sicher bedenkenswert ist.

                                Insgesamt ist die Serie eine Schreckensvision und ein Wecker vom Glauben des ewigen Wachstums. Selbst wenn man nicht daran glaubt, dass es einmal soweit kommen könnte, zeigt „The Collapse“ sehr gut, wie sich Menschen in diesen Situationen verhalten können. Der Fokus liegt dabei natürlich auf dem schlechten Beispiel, sonst hätte das Thema der Serie keine Ursache.

                                Ich habe die Serie auf Joyn geschaut, dort ist sie kostenlos zu sehen. Die Werbung nervt ein bisschen, aber 120 Minuten Miniserie waren es schließlich Wert. Bei Prime muss man wohl 10 Euro dafür blechen. Es lohnt sich aber.

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                                  OUROBOROS 09.12.2023, 22:09 Geändert 09.12.2023, 22:34

                                  Nach Shyamalans erbärmlichen "Knock at the Cabin" ist es netflix gelungen unter der Regie und nach dem Drehbuch von Sam Esmail ein gelungenes Endzeitdrama zu Werke zu bringen, welches zeigt wie man es richtig und subtil spannend macht, ohne unseriös zu werden.

                                  Das Ehepaar Obama, als ausführende Produzenten, haben offenbar ihre Lieblings-Musik-Playlist beigesteuert. Das fand ich ganz angenehm.

                                  Man muss dazu sagen, dass "Leave the World Behind" nicht an actionaffine Zuschauer adressiert ist, denn das Szenario spielt am Rande der Zivilisation, außerhalb der Metropole New York City, auf Long Island. Deshalb beschäftigt es sich eher mit der intimen individuellen Sicht einer Familie, die ein Wochenendurlaub in einem Haus gebucht hat und dann eine böse Überraschung erlebt.

                                  Mitten in der Nacht erscheinen die Eigentümer des Hauses oder jene, die sich dafür ausgeben. Rassismus wird thematisiert oder steckt dahinter etwas anderes. Nicht nur, dass sich völlig fremde Menschen gegenüberstehen, denen man wenig vertraut, sondern bald schon häufen sich seltsame Phänomene, die etwas beängstigendes, aber auch etwas warnendes haben. Der Stromausfall ist nur der Anfang. Verschwörungstheorien werden diskutiert.

                                  Überhaupt ist es interessant die peripheren Auswirkungen einer unbekannten Bedrohung zu beobachten. Haben wir uns die Natur zu Feinden gemacht, haben wir uns andere Völker zu Feinden gemacht? Die Reue scheint zu spät zu kommen. Mit meiner Deutung lag ich richtig, aber mit dem Ausmaß habe ich nicht gerechnet. Eine endgültige globale Sicht auf das ganze Szenario bleibt einem trotzdem verwehrt. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass wenn man sich den Film anschauen möchte, er trotz der Länge, unvermittelt mit einem gewaltigen Augenzwinkern vorzeitig endet.

                                  Mir hat das gefallen.

                                  Wer mehr sucht, der sollte sich die "The Collapse" anschauen, denn dort werden episodenhaft mehrere üble, zynische und spannende Erzählungen zu einem ähnlich gelagerten Szenario in Frankreich gezeigt. Dort erhält man Einblicke, wie es ist wenn Einzelpersonen wie aber auch ganze Gruppen auf der Flucht sind bzw. sich irgendwo verschanzen.

                                  https://www.moviepilot.de/serie/der-kollaps

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                                    OUROBOROS 07.12.2023, 21:39 Geändert 07.12.2023, 21:40

                                    David und Daniela wollen mit einem Camper die Seidenstraße befahren. David ist begeistert von der Geschichte Marco Polos. Doch auf der Rückreise werden sie im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan entführt.

                                    Lange Zeit ist nicht klar, wer die Entführer genau sind. Es stellt sich heraus, dass David Polizist ist. Von der Persönlichkeit neigt er dazu, nicht zu kooperieren und sich Fluchtpläne zu schmieden. Seine Frau Daniela ist dem nicht wirklich gewachsen. So stellt sich die ganze Zeit die Frage, wer schwach wird oder wer es übertreibt.

                                    Schwierig wird die Lage, weil sie in zufälligen Zeitabstände an neue Ort gebracht werden. Die Schweizer Behörden hingegen versuchen den Eltern zu helfen und diplomatische Kanäle zu den Pakistanis zu öffnen. Es kommt zu Verhandlungen, wobei den Eltern nicht ganz klar ist, wie das abläuft. Immerhin kann das bis zu einem Jahr dauern. Und die Forderungen der Entführer sind hoch.

                                    Während ihrer Gefangennahme gibt es schwierige und menschliche Situationen. Manche Entführer sind zugänglich, andere brutal und unberechenbar. Fast schon dokumentarisch erfahren wir etwas über das Leben im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan z. B. vom fließenden Übergang zwischen Paschtunen-Mudschaheddin und Talibans. Man vergisst, dass die Paschtunen immer noch um das Land kämpfen, dass ihnen von der Kolonialmacht Groß Britannien geraubt und trotz Versprechen nicht zurückgegeben wurde.

                                    "Und morgen seid ihr tot" ist jetzt kein Hollywood-Thriller, weshalb er halbwegs seriös und wenig effektheischend umgesetzt wurde. Trotzdem enthält er sogar eine würzige Action-Sequenz mit einem Beschuss einer Stadt, durch einen Kampfhubschrauber. Ansonsten geht es eher ums Ausharren. Der Film ist also nicht für die bloße Action-Unterhaltung gedacht.

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                                    • OUROBOROS 05.12.2023, 18:16 Geändert 05.12.2023, 18:19

                                      Wenn man sich nicht viel mit Politik beschäftigt und gegenüber dem Treiben der Agrarkonzerne unbedarft ist, dann ist das wohl eine gute Aufklärung. Wenn man sich aber schon länger mit dem Thema beschäftigt, dann erscheint das wie ein niederschwelliger Öko-Thriller über die EU-Agrar-Politik für Zuschauer, die nach dem Sonntag-"Tatort" nicht mehr ruhig schlafen können. Nach einer Episode bin ich raus, weil es mir zu bieder ist. Aber "The Suspect" aus der ARD-Mediathek kann ich empfehlen.

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                                        OUROBOROS 05.12.2023, 18:03 Geändert 05.12.2023, 18:27

                                        Nachdem "Die Saat" bei mir nicht aufgegangen ist, weil die ARD mir hier zu viel Öko-Thriller auf Tatort-Niveau kreiert hat, bin ich nach einer Episode ausgestiegen und habe mir dann "The Suspect" angesehen.

                                        Das hat dann von Anfang bis Ende eingeschlagen. Der Protagonist tritt als Psycho-Therapeut auf und es ist schon genial, was er sich ab und an für ein Gespräch hält. Das kann man schon nach 5 Minuten sehen, als er versucht einen davon abzuhalten vom Dach zu springen.

                                        Der Typ, der kognitiv und empathisch-analytisch so krass drauf ist, soll eine Frau umgebracht haben. Ich traue es ihm nicht zu, aber dann erfährt man so einiges. Zwei Ermittler sind ihm auf den Fersen. Insgesamt ist die Geschichte eine ganz schöne Hatz, bei der der Protagonist entweder versucht sich selbst zu entlasten, weil er unschuldig oder eine Spur zu legen, weil er schuldig ist.

                                        Ob man ihn für schuldig oder unschuldig hält, wechselt alle 10 Minuten, manchmal sogar innerhalb einer Minute zweimal.

                                        Die Story ist spannend erzählt und exzellent gefilmt. London erstrahlt als Kulisse futuristisch bei Nacht.

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                                          OUROBOROS 03.12.2023, 12:46 Geändert 03.12.2023, 12:52

                                          Was wäre, wenn man die Vergangenheit ändern könnte? Seit "Back to the Future", "Täglich grüßt das Murmeltier" und gefühlt Dutzenden von Filmen, bei welchen es möglich ist, die Vergangenheit zu ändern, für eine vermeintlich bessere angestrebte Zukunft, scheint diese Frage total ausgelutscht zu sein.

                                          Jeder hat schon einen Film dieser Art gesehen, doch "Butterfly Effect" ist in seiner Art ein einzigartiger Film und gehört für mich in die ewige Top 3. In der Vergangenheit zu reisen bedeutet hier auf einem schmalen Grat unterwegs zu sein zwischen Wahn und Realität. Das Psychodrama mit Komödienelementen vollzieht eine Achtbahnfahrt von Gefühlen, die sich gewaschen haben. Ich kenne keinen anderen Film, der das so exzellent erreicht hat wie dieser, dass man danach einige Zeit braucht sich von dieser bipolaren Schussfahrt zu erholen.

                                          Klar muss man sich mit den beiden Liebenden identifizieren können, doch auch so ist die schauspielerische Leistung von Amy Smart außergewöhnlich, die ihre Rolle von College-Braut zu Junkie-Braut stufenlos wechselt.

                                          Der Reiz an der Story ist, dass sie mich nach dem Lesen von Stephen Hawkings "Eine kurze Geschichte der Zeit" abgeholt hat, weil in einem Film zum ersten Mal alternative Realitäten thematisiert werden. Das Buch von Stephen Hawking ist außerordentlich lesenswert und eines der erfolgreichsten Bücher aller Zeiten, denn es fasst leicht verständlich und kurz, mit vielen Beispielen, die aktuellen Erkenntnisse über unseren Kosmos zusammen, insbesondere die Rolle der Zeit. Der Butterfly-Effekt dabei kein von ihm erwähnter Aspekt, weil er eben zu den allgemeinen Voraussetzung zählt, wenn kleinste Veränderungen alternative Zeitverläufe auslösen können.

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                                            OUROBOROS 03.12.2023, 12:18 Geändert 03.12.2023, 13:32

                                            Diesen Film mag ich besonders, weil er eine episodenhafte Reise ist, mit skurrilen Erlebnissen. Der Film ist auch der Grund warum ich mich seit sehr langer Zeit mit Wahrnehmungs- und Kognitions-Verzerrungen beschäftige. ❤️

                                            Auch wenn James Marsden manchen eher nicht gefallen wird, weil er so in seinen anderen Rollen der stereotypische Ken - US-Boy Schönling vom College ist, finde ich hier seine Rolle super gespielt. Doch noch krasser ist die Rolle von Amy Smart ❤️, die hier so wandlungsfähig brilliert, dass man sie gleich zwei Jahre später für "Butterfly Effect" engagierte.

                                            Der Film beschäftigt sich vordergründig mit der Identitätsfindung, denn der Protagonist, soll seinen Vater beruflich beerben, der Anwalt ist und ein fürchterlicher Egoist und Materialist. Also bricht der Protagonist aus diesem Joch aus, sich selbst und eine Frau zu finden, die er auf einem Werbeplakat gesehen hat. Auf dieser Reise lernt er verschiedene Menschen kennen und man erlebt ein paar kuriose Geschichten, die sich mit hintergründiger Gesellschaftskritik beschäftigen.

                                            Ein überraschender Cast wird aufgeboten mit Kurt Russel, Gary Oldman, Michael J. Fox und Christopher Lloyd. ❤️

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                                              OUROBOROS 02.12.2023, 20:59 Geändert 02.12.2023, 21:07

                                              Es gibt derer Serien und Filme schon einige, bei welchen jemand angeklagt wird und sich die Frage stellt ob schuldig oder nicht. Wer also gerne im finale eine Gerichtsverhandlung sehen will, kommt hier auf seine Kosten, vor allem weil der Fall hier seinen eigenen Charakter hat. Der Soundtrack reicht von Indie-Rock, Synth-Pop bis zu einem klassischen Underscore.

                                              Mich hat die Miniserie von Anfang bis Ende abgeholt und wegen des wichtigen Ende, welche eine moralische Grenzfragestellung aufzeigt, gebe ich sogar eine 8,5.

                                              * * *

                                              Alles beginnt damit, als die 15-jährige Stella im Handball-Sportcamp von einem Trainer vergewaltigt wird. Zunächst beruhte die Anziehung auf Gegenseitigkeit, aber nach dem Küssen zerrte er sie auf das Bett und ignorierte Stellas Abwehr.

                                              Ich habe mich gleich verliebt in Stella (Alexandra Karlsson Tyrefors), aber es ist wirklich fehl am Platz, dass man bei der Vergewaltigung erotische Szenenbilder einstreute. Es waren zwar nur ein paar Sekunden, aber ich fand das gar nicht gut. Ansonsten finde ich die Serie zu gut, dass ich sie deshalb ganz ablehnen würde.

                                              Die Eltern überzeugen Stella davon, dass sie mit der Vergewaltigung besser nicht an die Öffentlichkeit geht. Bis man weiß von was die Serie letztlich handeln soll, muss man das Ende der dritten Folge abwarten.

                                              Vier Jahre später erlebt man eine 19-jährige Stella, die alles gut verabeitet zu haben scheint. Doch nach einiger Zeit wird Stella verhaftet, weil sie ihren aktuellen Freund Christ ermordet haben soll. Die Polizei verdächtigt sie alleine. Und der Zuschauer denkt intuitiv, dass es Stella gewesen sein muss.

                                              Soweit also die Vorgeschichte...

                                              * * *

                                              Und ab dann wechseln die Perspektiven ständig, weil man Stellas Rückblicke sieht und auch durch andere Personen neue Einsichten. Aber auch die Eltern haben ihre Finger im Spiel, wobei das was Stellas Mutter und Vater von ihrer Tochter glauben unterschiedliche Perspektiven darstellen.

                                              Trotzdem löst sich das ganze erst in der finalen Episode auf...

                                              Ich fand es sehr angenehm mich mit der Rolle des Vaters zu identifizieren, auch wenn das sehr schmerzhaft wurde. Er glaubt an die Unschuld seiner Tochter und versucht auf eigene Faust zu ermitteln, was zu Problemen führt. Mit der Mutter kann ich nicht connecten, denn sie spielt eine zweifelhafte Rolle. Sie glaubt an die Schuld ihrer Tochter. Aber sie versucht ihre Tochter ebenfalls zu schützen, aber tut Dinge die negativ auf ihre Tochter zurückfallen könnten, wenn diese an die Öffentlichkeit gelangen.

                                              Was die Einmischung von Stellas Eltern für Konsequenzen haben wird, zeigt sich dann während der Gerichtsverhalten in der finalen Episode.

                                              +++++SPOILER-ANFANG+++++

                                              Dass die Eltern zu dem Schluss kommen, dass es für Stella besser ist, wenn sie mit der Vergewaltigung nicht an die Öffentlichkeit gehe, weil es keine Beweise gäbe und Aussage gegen Aussage stände ist höchst problematisch. Es ist schon realistisch, dass sie mit einer Anzeige gescheitert wäre, aber es nicht zu versuchen, vor allem weil sie 15 ist und Sperma existieren muss. Es gibt also Beweise. Da kann ich die Haltung der Eltern nicht nachvollziehen. Vor allem die Mutter wollte keinen Skandal, um ihre Tochter. Die bittere Konsequenz davon ist, dass es Stella damit nie eine psychologische Aufarbeitung des Traumas erfahren konnte.

                                              Deshalb muss einem anfangs der Gedanke kommen, dass Stella wegen ihrer unverarbeiteten Vergewaltigung vielleicht aus dem Trauma heraus ihren Freund Chris umbrachte.

                                              Aber bald kommen zwei andere Frauen ins Spiel, die Ex-Freundin von Chris und Stellas beste Freundin Amina. Ihre beste Freundin scheint ein Affäre mit Chris zu haben. Irgendwas stimmt auch mit diesem Chris nicht, weshalb sie von seiner Ex-Freundin gewarnt wird.

                                              Schon bald zeigt sich, dass Chris gegenüber Stella nicht mehr so feinfühlig ist, wie er sich am Anfang gezeigt hat. Er übergeht Stellas Wünsche und überhört ihre Ablehnungen und Neins. Dabei geht er trotzdem Schritt für Schritt vor, steigert also die Übergriffigkeiten. Zunehmend merkt man seinen Drang Stella zu besitzen und zu manipulieren, zu beherrschen. Chris wird immer eifersüchtiger, doch er ist sozio-psychopathisch genug, um es nicht zu übertreiben.

                                              Es gibt es immer wieder Momente, in denen das Trauma der Vergewaltigung bei Stella hochkommt. Interessant ist das Gespräch mit der Gefängnis-Psychologin, wo sie Stella darüber aufklärt, dass sie keine Schuld an der Vergewaltigung trägt. Sie spricht das Phänomen der Schockstarre an, welches sie "frozen fright" nennt.

                                              https://www.watson.ch/leben/deutschland/890502752-frozen-fright-effekt-bei-vergewaltigung-auf-einmal-war-ich-wie-gelaehmt

                                              Wirbeltiere haben ein angeborenes verhalten, wobei sie in extremen Angstsituationen, aus denen sie nicht entkommen können in eine Schock- bzw. Duldungsstarre verfallen. Männliche Tiere nutzen das auch aus, wenn sie weibliche Artgenossen begatten. Beim Menschen ist dies wohl auch vorhanden. Warum sich also eine Frau nicht wehrt, wenn sie "übermannt" wird, liegt also nicht in ihrer Schwäche sondern darin, dass ihr Duldungs-Reflex ausgelöst wurde.

                                              Zu diesem Zeitpunkt kann man sich bestätigt fühlen, dass Stella die Mörderin gewesen sein kann, weil sie ein Motiv hat, wenn man nicht wüsste, dass Amina Stellas Mutter schon mitgeteilt hat, dass es eigentlich kein Mord werden sollte. Aber wie man im Finale sieht, kann man sich irren. Auch die Rolle der Zeugen, die das was sie sahen Stella negativ auslegten ist pure Dramatik. So findet es wohl oft statt, dass Zeugen sich in eine Vorverurteilung hineinsteigern, obwohl sie die Tat selbst nicht gesehen haben.

                                              Aber mit dem Ende hätte ich nicht gerechnet. Stella hat Chris den Todesstoß gegeben, doch im Prinzip war es Notwehr, jedenfalls der erste Messerstich. Mehrfachstiche werden von Gerichten gerne als Totaschlag ausgelegt. Damit wäre Stella zu ein paar Jahren Gefängnis verurteilt worden.

                                              Hat die Gerechtigkeit gesiegt?

                                              Aus meiner Sicht, war dies ein schmaler Grat zwischen Notwehr, Affekt und Totschlag und damit schon über die Grenze zur Selbstjustiz. Ich lehne Selbstjustiz ab, doch hier fällt es mir schwer Stella zu verurteilen.

                                              ++++++SPOILER-ENDE+++++++

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                                                OUROBOROS 30.11.2023, 22:05 Geändert 30.11.2023, 22:10
                                                über Schnee

                                                Man paart die Optik aus "Der Pass", gebe zwei gehäufte EL "Zone Blanche" dazu, 2 TL "The Gift" und einen halben TL "Shining" und "Hereditary" sowie eine Prise "Dark" dazu, dann erhält man "Schnee".

                                                Zusammengekocht sieht das so aus, dass man durchaus ein erzählerisch interessantes Werk kreiert hat. Es scheitert nicht am Drehbuch, insofern man für Volksglauben offen ist. Die imposanten Szenenbilder von schneebedeckten Berglandschaften hat man sich aufgehoben um die Atmosphäre im Schlussteil anzuheben. Teilweise können auch die Szenenbilder der Dorfkulissen überzeugen. Wenn sie sehr alt und traditionell sind, wie einige Intarsien und der Baustil der Häuser, dann haben sie einen völkischen Gothic-Horror Touch. Die Spannung des Öko-Mystery-Thrillerdrama leidet an einer mangelhaften Takt- und Tempogestaltung, ähnlich wie bei Shyamalan. Dadurch sind die Spannungsbögen zu seicht, um den Puls in die Höhe zu treiben.

                                                Zu Beginn klingt der Mood-Score zu kontrastreich. Ein schöne Berglandschaft trifft auf einen Horrorscore, quasi ähnlich wie bei "Shining", um anzukündigen, dass es hier nicht um einen Urlaub der spaßigen Sorte geht. Das ist mir hier aber ein Quantum zu dick aufgetragen, quasi "Uiuiui hier kommt etwas böses". Da war das "Shining"-Intro doch eher schön rätselhaft. Der Mood-Score und FX sind jedoch im späteren Verlauf sehr subtil eingesetzt und bringen wenigstens ein bisschen Spannung. Eher deplatziert wirkt auf mich die zweimalige Verwendung von "Me and the Devil" von Soap & Skin, welcher ja die Intromusik von "Dark" ist.

                                                Am Ende ist "Schnee" spürbar ein Brei aus vermeintlich erlesenen und erprobten Zutaten. Mit talentierteren Regisseuren hätte man durchaus mehr draus machen können.

                                                "Zone Blanche" oder "The Essex Serpent" sind hier für mich die bessere Wahl in dem Genre.

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                                                • Da gebe ich mich doch gerne damit zufrieden. Dass GoT auf eins ist, ist mir egal, hätte auch auf 5 sein können, bei den Kandidaten. GoT, da habe ich mich schon extrem gut unterhalten gefühlt, allein durch die Dialoge. Breaking Bad kann meiner Meinung ruhig in zwei Jahrzehnten vertreten sein, denn manche Serien können ja auch Jahrhundertserien werden. Wahrscheinlich gehören dazu "The Wire" und "Sopranos" obwohl ich da "Mad Men" sehe, aber damit bin ich wohl in einer kleinen Gesellschaft.

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                                                    OUROBOROS 26.11.2023, 22:30 Geändert 26.11.2023, 23:03

                                                    Zwei Familien lernen sich während des Toskana-Urlaubs kennen. Nach dem Urlaub wird die dänische Familie nach Holland eingeladen. Ich frage mich gerade, ob ich da hin gefahren wäre? Wahrscheinlich schon, aber wann wäre der richtige Zeitpunkt gewesen.

                                                    Sehr viel Horror findet hier subtil statt, aufgrund von zufälligen Beobachtungen von Verhaltensweisen. Damit handelt es sich nicht wirklich um einen Horrorfilm, denn es geht nicht um Monster oder Geister, was viel mit Horror verbinden. Man denkt viel darüber nach, ob man nicht fährt, weil man nicht wirklich zu dem anderen Paar passt oder ist das vielleicht übertrieben. Egal wie man es nennt, die Psyche wird schon sehr belastet durch das teilweise wirklich komische Verhalten, das sich ja auch noch steigert. Aber in was steigert es sich? Und es vergeht eine lange Zeit bis sich aus den verschiedenen Vermutungen, was gespielt wird, vom wem, oder ob überhaupt sich ein klares Bild ergibt.

                                                    Wohltuend ist die europäische Herangehensweise an diese Form von Horror, die man oft in den USA mit low budget und wenig inspiriert verfilmt sieht. Dieser Film ist optisch ansprechend und die kluge Gesellschaftskritik zwischen verschiedenen Milieus bringt einen besonderen und zynischen Touch mit in die Story.

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