OUROBOROS - Kommentare

Alle Kommentare von OUROBOROS

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    OUROBOROS 06.02.2024, 20:34 Geändert 06.02.2024, 20:39

    Sløborn, eine fiktive beschauliche Nordseeinsel, wird zum Schauplatz einer Pandemie, die weltweit etwa 80% der Menschenleben fordern wird. Angelehnt an die Corona-Pandemie, nur mit verheerenderer Wirkung, erlebt man als Zuschauer den Beginn derselben und schließlich den Zivilisationsbruch.

    Die erste Staffel widmet sich dem Beginn und ist deshalb vom Pacing hoch, während die zweite Staffel sich ein wenig zieht, aber nicht ohne die später wichtigen Charaktere emotional miteinander zu verbinden. Hier bindet mich allein Emily Kusche an die Serie, aber die Verbindungen innerhalb der Gruppen zu den anderen Akteuren passen. Evelin entwickelt sich zu einer mutigen taffen Frau a la Katniss Everdeen, jedoch ohne dass die Figur zu sehr übertrieben wird.

    Staffel zwei beschäftigt sich dann mit der Flucht von der Insel, wenn sich Allianzen, meist von Jugendlichen und Kindern, aufmachen die Zivilisation zu suchen, welche sie verloren haben. Natürlich suchen sie auch ihre Eltern. Glaubhaft werden verlassene Dörfer und Städte gezeigt und der Zusammenbruch sämtlicher Infrastruktur. In diesem zivilisatorischen Chaos gibt es kaum Medien und man weiß nicht wem man vertrauen soll. So sickert aber langsam durch, dass die Pandemie höchstens 12 Millionen Deutsche überlebt haben.

    Bei all dem Erleben wird klar, dass die Menschheit fast ausgestorben ist und es sterben weitere, nicht nur am Virus, sondern auch durch andere Menschen. So ist das Hauptthema der stärksten letzten Staffel der Kampf gegen marodierende Banden und selbsternannte Fürsten. Sie kämpfen wie Warlords um die Vorherrschaft... überall auf der Welt. Wir erleben aber nur eine faschistische Gruppe mit einem Anführer, genannt Dux, der aus einem Wikinger-Reichsbürger Milieu aus agiert. Die Bundesregierung hat nicht mehr ganz Deutschland unter Kontrolle. Überall herrschen Banden und Terrorgruppen bzw. öko- bzw. antikapitalistische Rebellen. Um einen Impfstoff zu finden, werden Menschen u.a. wie in KZs gehalten und ihr Tod wird billigend in Kauf genommen. Rebellen und Regierung unterscheiden sich keinen Deut.

    Evelin (Emily Kusche), die man von Anfang an begleitet ist mit ihren Geschwistern unterwegs Vater und Mutter zu finden. Ständig sind sie der Gefahr ausgesetzt voneinander getrennt oder gar getötet zu werden. Aber auf diesem Weg lernen sie sich mit Waffen zu verteidigen.

    Für mich ist "Sløborn" das Beste was Christinan Alvart bisher produziert hat. Seine Ideen sind immer toll, genauso wie die Bebilderung. Meistens ist er jedoch an der Story gescheitert und hat die Oberklasse verfehlt. Das war stets unterhaltsam aber dabei wurde meistens zu viel Potenzial vergeudet. "Sløborn" ist aber durchaus gelungen und klopft oben an. Man hat es geschafft so ein bisschen "Last of Us"-"Walking Dead"-Feeling ohne Zombies aufkommen zu lassen, denn das postapokalyptische Szenario lässt Deutschland (Nordseeinsel, Husum, Berlin) glaubhaft kaputt aussehen.

    Am Schluss überzieht Alvart mit einer öko-sozialen Predigt. Die werden einige strickt ablehnen, aber er wiederholt nur die Phrasen, die man gedroschen hat nach der Corona-Pandemie, dass man jetzt bewusster leben wolle, dass nichts mehr wie vorher sein würde, aber im Prinzip wird Natur, Tier und Mensch weiter ausgebeutet, die Schere zwischen Arm und Reich hat sich durch Corona und den Ukraine-Krieg noch weiter geöffnet. Nichts ist besser geworden und hier setzt auch die Kritik der jungen Generation in "Sløborn" an.

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      OUROBOROS 04.02.2024, 22:43 Geändert 04.02.2024, 22:44

      "Komm hol das Lasso raus, wir spielen Cowboy und Indianer"
      lasst uns auf Walen reiten wie die Maori und Prinzessin Vaiana.
      Pandora ist ein Paradies, doch das hat einen Haken,
      ein US-Cowboy wie John Wayne spielt den Bösewicht,
      Undercover mit schweren Waffen und blauem Gesicht.

      Melodramatik, oberflächliche Spiritualität, im Einklang mit der Natur leben diese edlen Wilden. Nun müssen sie ihre Welt retten vor den bösen Imperialisten und Kapitalisten. Wie gut passt es da, dass die alle aussehen wie US-Amerikaner. Antiamerkanisten freuen sich hier kaputt, wenn das Imperium harmlose Menschen in Angst und Schrecken versetzt und diese mit geringen Mitteln und Heldenmut sich in den Kampf stürzen.

      Aber die Indianer bleiben hier die Sieger, auch Dank ihrer Tiere, wahrscheinlich auch in Teil 3, sonst wäre es kein angemessenes Heldenepos. Leider stirbt jemand wichtiges am Ende, womit man noch einen bittersüßen Heldensieg erleben darf.

      Oft kam mir der Film zu lang vor, denn irgendwann ist das Auge überreizt von solch bombastischen Animationen, welche dieses Mal häufig unter Wasser spielen. Krachende Action gibt es auch. Warum sollte ich die große Message gegen Rassismus und Kapitalismus verurteilen. Es ist halt kein intellektueller Film, aber opulent und die einfache Message ist eine Gute.

      Es gibt soviel Animationsfilme und CGI-Inflation, aber das fand ich im Vergleich zu anderen schon Oberklasse, deshalb 8 Punkte.

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        OUROBOROS 03.02.2024, 16:40 Geändert 03.02.2024, 16:44

        ++++SPOILER-WARNUNG++++

        Mindestens die Hälfte des Films habe ich mich gelangweilt, weil der Film langweilige Urlaubszenen reproduziert und obwohl ich sehr früh erkannte, dass Calum depressiv ist und er möglicherweise Suizid begehen könnte. Ich dachte aber auch, dass es in diesem Urlaub nicht geschehen würde, weil er das seiner Tochter nicht antun würde.

        Es tatsächlich so, dass man am Ende sagen kann, dass es so gekommen ist, wie es sich andeutete. Natürlich kann man sagen, dass der Film damit am Ende dazu bringt, sich bestätigt zu fühlen und zu glauben, dass es andere nicht gesehen habe, weshalb der Eindruck um vieles größer scheint, dass man etwas gesehen hat, was andere nicht gesehen haben. So wird meiner Meinung nach mehr in den Film hineininterpretiert, als er tatsächlich ausgesagt hat. So kann man sich nicht sicher sein, dass sie in dem Video und den Erinnerungen nach Hinweisen sucht, ob sie sie das hätte damals schon sehen können oder ob sie einfach nur nach Erinnerungen sucht. Man weiß auch einfach nicht, ob es der 11-jährigen Tochter klar war, in welchem Zustand sich der Vater befunden hat.

        Ich gehe davon aus, dass sie es nicht bemerkt hat, erstens weil sie mit ihrem eigenen coming-of-age beschäftigt war und zweitens, weil das nicht einmal der Großteil der Erwachsenen bemerkt. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, aus meinen eigenen leidvollen Erlebnissen vor 30 Jahren. Niemand hat gemerkt, wie es mir geht oder mich gezielt darauf angesprochen, dass ich mir therapeutische Hilfe suchen sollte. Meine pubertären bipolaren Erfahrungen damit haben mir nicht einmal geholfen diesen Zustand bei einer vertrauten Person zu erkennen, sondern erst als diese sich geöffnet hat. Seitdem erkenne ich es aber, auch weil ich gezielt beobachtbare Symptome aus der Psychologie studiert habe.

        Hätte der Film nicht so geendet, so dass er mich emotional zu Tränen gerührt hat, dann hätte ich weniger Punkte vergeben, weil er mindestens zur Hälfte langweilig ist. Es gibt so einige, die ihn zu unrecht verschmähen werden, andere werden ihn wohl überbewerten.

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          OUROBOROS 03.02.2024, 10:58 Geändert 03.02.2024, 16:45
          über Testo

          Nach "4 Blocks" und "In Deutschland wächst kein Orangenbaum" war ich Feuer und Flamme für Kia Khodr Ramadan, doch schon die Miniserie "Asbest" hat mich nicht mehr ganz so abgeholt. Da muss man halt noch sehen was die zweite Staffel bringt, ob es da einen Entwicklung gibt.

          Doch "Testo" ist absolut schwach. Die Riege an Schauspielern kann man gerne haben, aber die Story ist so einfältig, dass sie auch nicht mehr unfreiwillig lustig ist.

          Klar der Sound knallt rein und es gibt krasse Sprüche mit übertrieben zur Schau gestellter Gewalt. Aber das ist wirklich unglaubwürdig unauthentisch. Man hätte vorher besser ein Drehbuch verfasst.

          So eine schlechte Wertung vergebe ich äußerst selten.

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            OUROBOROS 01.02.2024, 20:14 Geändert 01.02.2024, 20:15

            "Bed Rest" ist auch wieder ein eher altmodischer Horrorfilm mit Klischees. Eine Schwangere muss das Bett hüten. Sie hat schon mal ein Kind verloren und das Trauma verfolgt sie anscheinend mit Psychosen, andererseits könnte es ja auch tatsächlich ein Geist sein, der in dem schönen alten Haus sein Unwesen treibt. Wochenlang nicht aus dem Bett zu können ist eine Herausforderung für die Psyche. Die Auflösung ist nicht so nach meinen Geschmack, aber wer mich kennt ahnt wohl warum. Handwerklich ist der Film solide und eher was für zwischendurch.

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            • 6

              Diese deutsch-osteuropäische Variante von "Buried - Lebendig begraben" bzw. hier "Entführt im Kofferraum" ist nicht schlechter als die zahlreichen US-amerikanischen low-budget Vorbilder. Vielleicht ist das ganze 15 Minuten zu lang, aber es unterhält einigermaßen. So schlecht ist es nun auch wieder nicht. Stümper waren hier nicht am Werk. Solider Film.

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              • 6

                Die Wetten sind leider harmloser Natur. So kann man die Story nicht wirklich ernst nehmen. Um die Wette Luft anhalten, laufen und den Puls unter 100 halten. Aber die Tatort-Folge aus meiner Heimatstadt hat ein angenehmes Pacing und die Schauspieler machen ihre Sache gut. Wegen des Lokalkolorit, gebe ich 6 Punkte.

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                • 8 .5
                  OUROBOROS 28.01.2024, 12:28 Geändert 28.01.2024, 12:32
                  über Anna

                  "Anna" zeigt uns auf erschreckende Weise eine für Erwachsene tödliche Pandemie während des Ausbruchs in der Großstadt und im postapokalyptischen Setting an abgelegen Orten.

                  Es ist gelungen ein Szenario zu kreieren, das das Gefühl von größeren Entfernungen rüber bringen kann, so dass ein bisschen "Last of Us"-Atmosphäre entstehen kann.

                  Einiges entspricht nicht den Bedürfnissen stereotypen Film-Konsums, aber für mich ist das Gesamtwerk ganz besonders und herausragend. Der Dreh der Serie begann kurz vor der Corona-Pandemie und die Buchvorlage ist aus dem Jahr 2015.

                  Auch wenn mir manches zu bunt und overacted war, gab es anfangs mächtig Thrill und es gibt emotional bestürzende Szenen, die ich nicht vergessen werde, wie etwa der Tod der Mutter, der Mord an einem Mädchen und die anschließende Trauerfeier, sowie die Käfighaltung des jugendlichen Händlers. Da sind schon massive Schläge in die Magengrube dabei.

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                    OUROBOROS 28.01.2024, 12:15 Geändert 28.01.2024, 12:16

                    Für ein low-budet Produkt haben sie sich viel Mühe gegeben gut zu kostümieren und viele Lost Places zu finden. Die chernobylesken Plattenbauten sind aber der Abturner. Die Dialoge sind wechselhaft zwischen schlecht und annehmbar, doch manche Infos des Erzählers sind echt haarsträubender Tobak a la "Die infizierte Luft ist voller Strahlung". Ich wusste, dass es low-budget sein würde, aber mir war das dann doch zu low.

                    Ich kann die italienische Miniserie "Anna" empfehlen wo es um eine Pandemie geht, deren Ausbruch man sehen kann samt postapokalyptischen Szenario.

                    https://www.moviepilot.de/serie/anna--2

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                      OUROBOROS 28.01.2024, 09:33 Geändert 28.01.2024, 09:35

                      Das war mal wieder ein amtlicher Horrorfilm der alten Schule. Familie erbt Haus in prächtiger Lage mit riesigem Grundstück, aber etwas stimmt damit nicht. Entscheidend für die atmosphärische Qualität ist die hübsche Szenerie an einer schroffen Küste mit einem borealen Dschungel. An Blut und Splatter gibt es nichts zu sehen, weshalb da einige enttäuscht sein werden, aber die beklemmenden Gruseleffekte wirkten und die Spannung war zum Bersten. An manchen Stellen finde ich die Creatures etwas unfreiwillig komisch, denn einmal sind sie pfeilschnell, andermal lahm wie eine Schnecke.

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                        OUROBOROS 28.01.2024, 09:23 Geändert 28.01.2024, 09:41

                        Amber Heard ist eine Wuchtbrumme. Mir ist es auch egal, was da vor Gericht abging. Für mich zählt das Schauspiel. Das war in Ordnung, aber der Film ist trotzdem grober Mist.

                        Wissenschaft versus Aberglaube/Glaube, das ist eigentlich voll mein Thema, aber oberflächlicher kann man es wirklich nicht umsetzen. Ständig muss sie die Empörte spielen, der niemand glaubt, dass sie eine studierte Frau ist. Manche werden sich schon darüber ihr Lachen verkneifen. Auf der anderen Seite sind ihre wissenschaftlichen Argumente Erstsemester-Phrasen. "Aber in diesem wissenschaftlichen Buch steht doch die Wahrheit". Der Pfaffe wirft das Buch weg und hält die Bibel hoch. "Das ist die Wahrheit, da steht alles drin was wir wissen müssen." Die "Schöne" wird dann noch ausgepeitscht. Dabei sieht man ihr Gesicht und die offene Bluse, wo man die Brüste festhalten möchte, bevor sie herausfallen. Na wenn das jetzt nicht einige anlockt. Schlecht gefilmten Sex gibt es auch reichlich. Da kann ich mir gleich Filme von Amber Moore ansehen, die haargenau aussieht wie sie und passenderweise Pornodarstellerin ist.

                        Amber Moore Bio: https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=Cv3ZFFUgIik

                        Diese platte hysterische Provokationsnummer hat zum eigentlichen Thema Psychologie vs. religiösen Aberglauben nichts beizutragen.

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                          OUROBOROS 27.01.2024, 11:28 Geändert 27.01.2024, 11:30
                          über Kafka

                          Vor 30 Jahren habe ich Kafkas Tagebücher gelesen. Ich freue mich über die Verfilmung und erst recht, wenn ich diesen Cast sehe. Wie geil ist das denn?! Ich hoffe natürlich, dass man seine feinsinnigen inneren Monologe aus den Tagebüchern zu hören bekommt.

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                          • 8 .5

                            Streifzüge durch die nächtliche Großstadt. Was könnte spannender und aufregender sein, als der moderne Großstadtdschungel. Gefahren und positive Überraschungen warten auf einen, man trifft Menschen mit Zielen, andere irren ziellos umher. Nirgendwo kann man das besser beobachten als in den Taxis.

                            Ein wenige enttäuscht war ich zu Anfang, als ich bemerkte, dass nicht alles in einem Taxi und einer Stadt spielen würde. Es gibt jeweils eine Episode in Los Angeles, New York, Paris, Rom und Helsinki, immer mit ganz neuen Schauspielern. Am Ende hat es doch etwas für sich, denn man sieht auch die unterschiedlichen Gegebenheit für Taxifahrer. Los Angeles und New York pulsieren bei Nacht, während die Städte Paris, Rom und erst recht Helsinki sich im Tiefschlaf zu befinden scheinen.

                            An der Episode Los Angels hat mir gefallen Gena Rowlands zu sehen, die ich eigentlich nur aus "Leben und Lieben in L. A.", wo sie an der Seite von John Connery ein gemeinsames Paar bilden. Dort wirkt sie doch schon sehr betagt, während sie 1991 ihr Fahrgestell auf Pfennigabsätzen sexy durch die Gegend trägt. Diesen Wesenswandel kann nur das Alter bringen. Eine interessante Frau ist sie und ihr gegenüberstellt wird die blutjunge Winona Ryder mit burschikosem Auftreten. Für mich ist die Geschichte nur am Ende interessant, wenn Winona Ryder der Casting-Agentin zu verstehen gibt, dass sie ihren eigenen Weg gehen wolle und auf keinen Fall eine berühmte Schauspielerin werden wolle.

                            Amüsant und gut gespielt fand ich die Episode in New York. Armin Müller Stahl, ein Clown aus der DDR, versucht sich mehr schlecht als recht als Taxi-Fahrer in New York. Ein verzweifelter Kunde, den niemand mitnehmen wollte - wohl aus rassistischen Gründen - nimmt er mit und lässt sich von ihm zeigen, wie man Taxi fährt. Aber dann kam der Moment, als der Kunde die Frau eines Kumpels gewaltsam von der Straße kratzte, als wäre er der Aufpasser und Frauen Eigentum der Männer. Das hat mir die Episode verdorben. Selbst im Jahr 1991 war das schon ein No-Go Frauen so zu behandeln. Gerade bin ich überrascht als ich lese, dass Giancarlo Esposito den Kunden spielt. Ich hätte den niemals erkannt. Der sieht heute ganz anders aus, viel mehr Charakter im Gesicht.

                            Paris war eine gemischte Episode mit zwei kamerunischen Fahrgästen, die sich gegenüber dem ivorischen Taxifahrer äußerst provokant und beleidigend verhielten. Hier war interessant, dass es keine rassistische Diskriminierung war sondern Armuts-Diskriminierung, denn die Kameruner prahlten damit zum Botschaftspersonal zu gehören. Als der Ivorer sie einfach mitten im Nirgendwo aus dem Taxi schmiss wurde es ruhig und eine blinde hübsche Frau stieg ein. Das wurde zum tiefsinnigsten Dialog von allen Episoden. Blinde Menschen kann man schon sehr unterschätzen.

                            Die Helsinki Episode fand ich am wenigstens interessant, wobei ich sagen muss, dass ich daran zweifelt, dass die Story des Taxifahrers über die Frühgeburt nicht erfunden war, um die rüden Kunden ruhigzustellen. Also schmunzelte ich ein wenig darüber. Angenehm war es die verschneite Stadt zu sehen, weshalb ich eher die Atmosphäre genoss, was die Episode für mich dann doch wertvoll machte.

                            Den Vogel hat für mich aber Roberto Benigni abgeschossen. Ich habe so gelacht über seine Monologe und seine Quatsch-Performance. Aber dem nicht genug. Als der Pfaffe einsteigt tischt er dem eine Story auf, bei der ich mich fast totgelacht hätte. Was der Pfaffe sich alles anhören muss. Benigni hat natürlich seinen Respekt vor dem Pfaffen nur gespielt und wollte diesen ärgern. Doch dieser hat sich schließlich totgeärgert bzw. hat nervlich die Story nicht überlebt.

                            Das ist also mein erster Jarmush, den ich bis zur letzten Sekunde ansah, trotz der Untertitel. Untertitel vermeide ich sehr gerne, außer es ist nicht mehr zu vermeiden. Leider ist die Bildqualität total mies. Mal sehen, was ich mir mit dem Mubi-Probeabo noch anschauen werde. Das war jedenfalls sehr cool.

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                            • 8 .5
                              OUROBOROS 26.01.2024, 18:06 Geändert 26.01.2024, 19:36

                              Diese Doku habe ich in der arte Mediathek gesehen. Sie hat mich total abgeholt. Hätte stundenlange zuschauen können.

                              Man geht mit einem Inuit-Jäger auf Tour. Er erzählt ein wenig wie man so lebt, man erfährt was über die Hunde oder Eisangeln. Dabei erfährt man aber nicht das übliche Geplauder, sondern er gibt Wissen preis, das von großer Professionalität zeugt. Wahrscheinlich ist es nur ein Bruchteil von dem was er weiß. Besonders interessant ist der Bau eines Iglus, nach allen Regeln der überlieferten Kunst. Man kann das sehr gut als Anleitung sehen selbst einen zu bauen. So gut habe ich dieses Handwerk noch nie beobachten können.

                              Wer dem Alltag entfliehen will und reif für ein bisschen Eskapismus ist, der ist mit dieser Doku bestens bedient.

                              https://www.arte.tv/de/videos/101377-000-A/groenland-das-letzte-iglu/

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                                OUROBOROS 26.01.2024, 17:36 Geändert 26.01.2024, 17:38

                                Eigentlich habe ich kein Bedarf an Filmen, wo man sich die ganze Zeit das Hirn aus dem Schädel prügelt, auch wenn es tatsächlich Kampfkunst genannt wird. Als Kind hatte ich genug Bud Spencer und Terrence Hill Filme gesehen, die das meisten aber nicht so ernst sahen, wie dieser Film.

                                Octavio hat immer Huddel mit dem Geld, was soviel bedeutet wie, dass er immer hart daran kämpft welches zu verdienen, aber sich ihm immer wieder Hürden stellen. Eigentlich soll er am Abend einen großen UFC-Fight liefern, doch seine Ex-Frau droht ihm, dass sie ihm das Sorgerecht entziehen lässt, wenn er am selben Abend nicht zum Geburtstag seiner Tochter erscheint.

                                Ohne dass er Mitreden durfte hat man den Kampf angesetzt und als er versucht davon abzuhauen, beginnt eine wilde Jagd quer durch Berlin, bei welcher ihn die Veranstalter und die Wettmafia verfolgt, welche massiv auf ihn gewettet hat. Die haben kein Verständnis dafür, dass er seine Tochter unbedingt sehen muss und stellen sich ihm mit Gorillas und mit Waffen entgegen. Der Running-Man ist nicht ganz allein und hat zwischendurch Hilfe.

                                Brutal gut inszenierte Fights mit knackigem Sound, eine Menge Blut und gebrochene Knochen, das hat mich gut unterhalten, obwohl bei der Story eher ein Klischee das nächste jagt. Mein Highlight ist der Fight im Techno-Club.

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                                • OUROBOROS 21.01.2024, 17:46 Geändert 21.01.2024, 19:45

                                  Wie der Titel schon verrät handelt es sich hier um Interviews von ehemaligen AfD-Mitgliedern, die von der Erfahrung mit der Partei berichten. Interessant ist dabei, dass die fünf Interviewkandidaten natürlich ihre subjektiven Erfahrungen berichten, doch alle gehen chronologisch dabei vor. Auf diese Weise ist es möglich die Aussagen ihrer Berichte an der Chronologie der Partei zu orientieren. Alles in allem wird an den Berichten nicht rumgedeutet oder versucht sie zu pointieren, weil die Interviewer sehr zurückhaltend sind. Auch die Kommentare, welche die Chronologien zusammenbringen, sind sehr zurückhaltend, einfach informativ. Die Wertungen entstehen alleine durch die subjektiven Berichte.

                                  So werden die Intentionen der aus der AfD ausgetretenen Mitglieder sichtbar und bei allen wird klar, dass sie im Laufe der Zeit ihre roten Linien verschobenen haben. Zu Anfang wollten sie etwas ganz anderes, aber eine Partei - nicht nur die AfD - ersetzt schnell den Freundeskreis, weil neben Arbeit und Schule sehr viel Zeit für Parteiarbeit drauf geht. Ständig muss man Netzwerken und Debattieren. Tritt man aus einer Partei aus, dann verliert man auf einen Schlag ganz viele Dialoge. Aber auch eine andere Seite wird klar. Die vier jüngeren Erfahrungsberichte zeigen auch, dass man in einer Partei auf einmal viel Geld verdienen kann, ohne Berufsabschluss. In diesem Kontext ist es echte in Pointe, wenn man viele AfD-Stimmen hört, die linken Politikern vorwerfen, keinen Beruf erlernt zu haben, aber selbst hat man zahlreiche solcher Menschen in der eigenen Partei.

                                  Die Berichte machen deutlich, dass die AfD sich radikalisiert hat und der Bericht ist so neutral, dass er ein scharfes Trennschwert in die Debatte darum bringt, ob die AfD eine reine Nazi-Veranstaltung ist. Der öffentliche Dialog wurde lange Zeit so geführt, dass man der AfD vorgeworfen hat komplett rechtsextremistisch zu sein. Das hat die Debattenkultur in Deutschland sehr stark beschädigt, aber genauso auch solche Gräben wie entweder ist man Bahnhofsklatscher oder Nazi bzw. ist man Corona-Leugner oder impf-gechiptes Schlafschaf.

                                  Die AfD war also mal gut?

                                  Als die AfD sich gründete, sah ich persönlich die Partei als gefährlich für die europäische Einheit an, denn hat sich die AfD an der Eurokrise und den Griechenlandhilfen abgearbeitet. Man behauptete, dass der Euro ins bodenlos fallen würde, wenn man Griechenland Kredite gäbe, die sie nie zurückbezahlen könnten. Fakt ist, dass Griechenland seit Jahren Schulden im Voraus tilgt und die EU an den Krediten sehr gut verdienen. Die Welt ist dadurch nicht untergangen. Ich war der Meinung damals, dass nur diejenigen gegen die Rettung sind, die an der Börse auf eine andere Lage gewettet haben. So ein Volkswirtschaftsprofessor wie Lucke hat sich viele Gelder investiert und sicher nicht in den Euro.

                                  Der Bericht eines Ex-AfDlers ist besonderes pointiert. Er sagt, dass die AfD 2014 schon kurz vor dem Ende war, aber Merkels großherzige Geste für die Aufnahme von Geflüchteten der AfD wieder zum Leben verhalf. Damit hat er wohl Recht.

                                  Als sich in der AfD von Storch, Gauland und Höcke etablierten schaute ich mir deren Biografie und Reden an. Für mich war klar, dass sich in der Partei drei rechte Strömungen befinden, die auch im Volk ihre Adressaten haben.

                                  Gauland ist dezidiert ein Christ. Schon bei der antiislamischen und antijüdischen christlichen Gruppe "Pro Köln" bzw. "Pro Deutschland" ist der Mann beliebt. Er steht für den intoleranten ja chauvinistischen Teil der katholischen Kirche, die selbst mit dem moderaten Islam kein Auskommen suchen, sondern den Islam von Grund auf als Satanswerk verdammen. Kopftücher und Schächten sind das die roten Tücher, wobei das letzte Thema dann auch Juden betrifft. Gauland steht also für die rechten Christen.

                                  Beatrix von Storch steht für die nationalkonservativen Aristokraten und den Geld-Adel hinter dem Trugbild, des Wirtschaftsliberalismus. Hier haben auch viele ehemalige FDP-Mitglieder eine Heimat gefunden. Man muss hier von einer Strömung sprechen und zwar von einer, die man unter dem Begriff der Reaktionären kennt. Man wird zwar nicht mehr den Adel reaktivieren können, aber der Adel hat in Deutschland immer noch einen Einfluss und man sie sich verbunden mit den Technokraten. Zu diesem Teil gehörte auch Petry und Meuthen, aber auch Alice Weidel. Sayn von Wittgenstein (ist keine echte Adelige) hat ja versucht Parteivorsitzende zu werden, eben weil es ähnlich wie in der FDP auch in der nationalkonservativen Strömung der AfD einen Adelsfetisch gibt. Es ist nicht nur ein Fetisch, sondern Seilschaften von Technokraten und Aristokraten verbünden sich einfach. Das ist insofern interessant, weil die nationalkonservative Strömung auch Hitler unterstützt hat, einen Mann aus dem Volk ohne aristokratische Ausstrahlung.

                                  Die dritte Strömung wird durch den Höckeflügel repräsentiert. Interessant ist hier auch, dass Höcke sowohl völkische faschistoide Thesen vertritt und die Arbeiter und Bauern anspricht, aber auch die Aristokraten, wenn er vom tausendjährigen Reich spricht oder von den Königen und Kaisern Deutschlands. Höcke ist allerdings christlich nur andeutend wie Hitler seinerseits. Überhaupt sind die AfD-Ostverbände mehr ideologische Sachsen als Christen.

                                  Man sieht also, dass die Strömungen untereinander konservative Überlappungen haben, die sie suchen, welche schon in der Weimarer Republik gesucht wurden.

                                  Die Nazis unter Hitler haben genau diese Strömungen gezielt angesprochen und seit Corona tritt noch eine Strömung auf, die sich "Querdenker" nennen. Es ist nicht verwunderlich, wenn man die Weimarer Republik kennt, dass die "Querdenker" eigentlich die neue "Querfront" sind. Hinter den Querdenkern steht auch ein gewisser medial bekannter Ideologe namens Jürgen Elsässer, der in der Erstausgabe seines Magazins "Compact" im Editorial unverblümt schreibt, dass man bzw. er eine Querfront erzeugen wolle.

                                  Wer nicht weiß, was eine Querfront ist:

                                  Linksextremisten und Rechtsextremisten die sich für eine gemeinsame Sache begeistern und zwar gegen die global (jüdisch) Finanzkapitalismus und deren Handlager - den politischen Mainstream. Die Querfront existierte in der Weimarer Republik und Nationalsozialisten förderten sie.

                                  (Q)uerfront - (Q)uerdenker - (Q)anon

                                  Derzeit scheint es, dass die Strategie die Querdenker in die AfD zu integrieren aufgeht. Diese Konstellation mit den drei national-konservativen Strömungen in der AfD und den Querdenkern, war genau das was den National-Sozialisten der NsdAP über 30% verholfen hat.

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                                    OUROBOROS 21.01.2024, 14:58 Geändert 22.01.2024, 22:14

                                    Liam Neeson verzeiht man es, wenn er wieder Menschen tötet, egal ob er weiß warum sie sterben müssen oder er sie tötet weil sie zu den Bösen gehören. Das ist Selbstjustiz eines edlen Auftragsmörders. Andererseits gerät er in Situationen, bei welchen es an Notwehr grenzt. Aber hier werden die meisten Zuschauer auf seiner Seite stehen, weil er einem Pädosexuellen an den Kragen will. Diese Situation ist aber nur der Anlass für ein viel größeres Blutvergießen.

                                    Der Titel "In the Land of Saints and Sinners" ist hier überaus vieldeutig. So zeigt der Film die negativen Seiten von IRA Mörder, die einerseits für die Freiheit kämpfen, andererseits Unschuldige wie Kinder und Mütter in Stücke sprengen. Die Darstellung Kerry Condons als die kaltblütige IRA Terroristin Doireann McCann ist herausragend. Selten habe ich eine Schauspielerinn gesehen, die so eine monströse Brutalität und kerlige Explosivität darstellen kann, während sie als Siobhán in "The Banshees of Inisherin" die zutiefst anmutige Schwester von Pádraic (Colin Farrell) gab.

                                    Und wo wir schon bei "The Banshees of Inisherin" sind. "In the Land of Saints and Sinners" liefert deutlich herausragendere Bilder der irischen Küstenlandschaft und kleiner Küstenorte. Bestimmt an 20 Stellen hätte ich die Szenerie fotografieren wollen. Mehr Landschaft und unterschiedliche Orte auf Irland habe ich in keinem anderen Film bisher gesehen. Das 70er Jahre Setting wirkt auf dem Land weniger als in der Stadt, aber es hat mir ebenso gefallen. Ich habe mich sogar manchmal an meine Kindheit in den 70ern erinnert.

                                    Zurück zum Titel "The Land of Saints and Sinners". Was ich direkt mit Irland assoziiere ist der tausendfache sexuelle Missbrauch von Kindern und die Massengräbern mit abgetriebenen Föten in katholischen Sozialeinrichtungen. Saints and Sinners, Heilige und Sünder, liegen also schon dicht zusammen, wenn man nur an diesen grauenhaften Verbrechen denkt. Irland ist immer noch nachhaltig geschockt und diese Vorfälle haben zu einem weitreichenden Verlust an christlicher Religiosität geführt. Zahlreiche Filme thematisieren das. Hier schwingt das nur in der Konnotation des Titels mit, denn der Film spielt in den 70er Jahren. Das Ende mit der Flucht der Sünderin vor das Kreuz Christi ist also noch nicht mit diesen Dingen behaftet, auch wenn sie angedeutet werden.

                                    Der Titel ist aber trotzdem eine Abrechnung mit denen, die ein Leben bereuen, in welchem sie getötet haben, denn am Ende kommen viele Sünder, die die Kirche gemieden haben wieder zurück in den Schoß der Kirche. Als Heilige Heldin im Kampf gegen das Imperium betrachtet sich Doireann McCann selbst. Der Zweck heiligt dabei die Mittel für die fanatische Rebellin. Schon in Schillers "Räuber" wird das Thema Ambivalenz der Gewalt behandelt. Heiligt der Zweck auch die Mittel, wenn man es bereut, sein ganzes Leben als Auftragskiller sein Brot verdient zu haben?

                                    Wieder einmal darf man sich hier die Frage stellen, ob man nur jemand ist, der zum Töten getrieben wurde. Oft wird diese in Filmen so dargestellt, dass jemand in einem Dilemma steckte. Notwehr ist dabei aber nicht gemeint. Hier ist es auch nicht Notwehr. Ein Pädosexueller wird hingerichtet und kein Zuschauer würde ihn verteidigen. Er hat es verdient, denkt sich jeder. Auch ich werde zum Komplizen, weil der Film sonst sehr sehenswert ist. Meine Meinung ist aber, dass selbst dann Töten nicht die Lösung ist, wenn jemand Kindern Leid angetan hat. Diese Menschen müssen für immer weggesperrt werden - insofern sie nicht heilbar sind - aber Töten halte ich für kein moralisch richtiges Handeln, außer man tut es in Notwehr und es passiert bei der Verteidigung des eigenen Lebens.

                                    Für meine Meinung bekomme ich sicherlich keine Unterstützung, eher wütende Reaktionen, weshalb die Minderheit, zu der ich gehöre, hier auch eher den Mund hält. Man denkt schon. Lohnt es sich die Wut der Todesstrafen-Befürworter auf sich zu ziehen für einen Menschen, der Kindern schadet? Man würde mir empört entgegnen "Was würdest du tun, wenn du den kennst, der deiner Tochter weg getan hat?" Wurde ich schon öfter gefragt, weil ich meine Meinung sagte. Ich weiß es nicht. Ich würde ihn hassen, sicher, aber ich wünschte, ich würde die Polizei rufen und sie entfernt diesen Menschen aus der Gesellschaft, bevor er es nochmal tut. Von daher habe ich kein Verständnis für die in diesem Film gezeigte Selbstjustiz. Aber dieser Vorfall ist nur der Anlass dafür, dass es noch viel mehr Tote gibt.

                                    Positiv hervorzuheben ist das Schauspiel der kleinen Michelle Gleeson als Moya. Sie ist sehr niedlich. Ich habe keine Ahnung ob sie zum Gleeson Schauspiel-Clan gehört, genauso wenig wie Jack Gleeson, bekannt als ein der größten Ekel der neueren Seriengeschichte Joffrey Baratheon aus "Game of Thrones". Optisch völlig verändert hat er mich in seiner neuen Rolle, als Auftragskiller mit Herz am richtigen Fleck, positiv erreicht. Gefreut hat es mich noch einmal Chief o'Brien (Trekkies wissen was ich meine) zu sehen bzw. Colm Meaney.

                                    "The Land of Saints and Sinners" ist für mich einer herausragenden Filme aus der Reihe "Liam Neeson killt sie alle", vor allem weil man hier tatsächlich mehrere moralische Fragen serviert bekommt und eine Art Versöhnung im irisch-englischen Konflikt, denn Finbar (Liam Neeson) ist mit einem Polizisten namens Vinnie befreundet, der für die englischen Besatzer steht. Finbar und Vinnie verbindet der gemeinsame Kampf gegen das Nazi-Regime, wo es keine Rolle spielte wer Ire und wer Engländer ist.

                                    "The Land of Saints and Sinners" ist ein Film der wunderbar emotionalisiert, aber es fehlt etwas episches, um ihm eine höhere Auszeichnung zu verpassen.

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                                      OUROBOROS 20.01.2024, 23:46 Geändert 21.01.2024, 11:24

                                      Christian Alvart ist ein talentierter Kameramann und Regisseur, aber seine Drehbücher hielt ich bisher für dramaturgischen Schrott. "Slowborn" war jetzt auch nicht schlecht, aber es ist halt immer so, dass Alvart aus seinen Talenten nie die Meisterklasse herausholt. Dieses Mal jedoch hatte er beim Drehbuch Unterstützung, was das Seherlebnis ungemein verbessert.

                                      Das liegt vor allem daran, dass "Oderbruch" so einige Szenen aus der ersten Season von "True Detective" kopiert, etwa die Inszenierung von Überlandfahrten von oben oder ruhende Szenen wie mit dem schlafenden Polizisten in der Polizeiwache und dem Kaffeebecher u.a. was aber der anderen Story von "Oderbruch" zugute kommt. Die Art der Tempowechsel und Zeitblenden haben ebenfalls "True Detective" zum Vorbild, wie auch die genial düstere Soundgestaltung. Aber ganz ehrlich, mittlerweile gibt es zig andere Krimiseren, die sich stilistisch davon was abgeschaut haben. Ist doch gut für alle.

                                      Für mich krankt die Erzählung hier aber daran, dass ich keine übernatürlichen Elemente mag. Als sich nach ein paar Episoden herausstellte, dass diese Serie auf Übernatürlichem baut, habe ich sie nur noch weitergeschaut, weil mir der Stil gefiel und ich wissen wollte, wie es ausgeht. Mit dem Schluss kann man dramaturgisch vollends zufrieden sein. Fantasy-Fans werden hier auch bestimmt noch 1-1,5 Punkte auf meine 7 Punkte draufpacken. Schade, dass es nicht mein Genre ist. Krimi wäre realistischer gewesen. Aber selbst wenn es realistischer gewesen wäre, an "True Detective" kommt es einfach nicht ran.

                                      Felix Kramer mag ich nicht so als Schauspieler. Ich finde ihn einfach aalglatt und unsympathisch. Er sieht halt gut aus und ist nicht untalentiert. Karoline Schuch spielt gut, aber ich mag sie einfach optisch nicht so. Meistens fand ich ihre Mimik etwas gulaschig. Ihr jugendliches Alter Ego Maggie Kring ist dagegen optisch eine Wucht und emotional erst Recht. Sie überzeug mit Spielfreude. Überhaupt gefielen mir alle Jungschauspieler in ihren Rollen. Die Ähnlichkeiten zu den Erwachsenenrollen wurden sehr gut ausgesucht, so dass man gleich erkannte, welcher Jugendlicher später welcher Erwachsener ist.

                                      Am besten hat mir von den Erwachsenenrollen Lucas Gregorowicz gefallen. Seine Ausstrahlung hat etwas geheimnisvolles, also völlig anders, als ich ihn aus "Lammbock" kannte. Ansonsten ist er aus keinen Filmen größer in Erscheinung getreten bzw. waren die meisten Filme mittelmäßig. Ich sehe ihn eigentlich in größeren Rollen.

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                                        OUROBOROS 19.01.2024, 18:07 Geändert 19.01.2024, 18:11

                                        Da es wenige Film und Serien im Abenteuerbereich gibt, schmachte ich jedes Mal, wenn etwas in diese Richtung geht. Viele Welten oder Gegenden werden hier nicht erschöpfend erkundet.

                                        Andor ist eine Wüstenstadt, wie bei allen Star Wars Filmen, meistens gefühlt im Hauptgeschehen. Es könnte bis auf die Architektur der Häuser auch Tatooine von "Der Mandalorian" gewesen sein.

                                        Optisch ist trotzdem was geboten, was Raumschiffe, die Festung auf Aldhani und Imperial City auf Coruscant betrifft, die eher an Cyberpunk-Städte wie "Blade Runner" oder "Ghost in the Shell" erinnert.

                                        Seltsam anders sind die Menschen des Imperiums und auch die Führungsriege. Während ich mich an die dämonischen Sith oder gar Darth Vader erinnere, sehe ich hier mit dem in Andor dargestellten Imperium viel mehr Menschlichkeit. Alles erscheint nahezu zahn. Klar hat man hier einen Überwachungsstaat, aber in den meisten Fällen erinnert die Gesellschaft eher an die USA in autoritären Zeiten als an Nordkorea oder das Dämonische Imperium in den Original Episoden. Die Politik erscheint fast schon demokratisch in diesem Parlament, außer das Militär ist halt eben etwas kriegsgeiler, etwa so wie in den USA. Auch was die Technik betrifft ist man hier wenige futuristisch-fantastisch. Man hat sich drastisch von der Fantasy-Märchen-Erzählung mit schwarz-weiß Schablonen entfernt. Es reicht an den Star Trek Reboot von Abrams ran, was mir zu kindisch war. Obwohl man es versucht ernster zu gestalten, fehlt in Star Wars Andor einfach wissenschaftliche, technische oder politische Tiefe. Philosophisch-moralische Inhalte sucht man hier vergeblich, es sei denn man will sie auf einer infantilen bildungsfernen Ebene finden. Mir wäre es lieber gewesen, man wäre dem Fantasy Märchen treu geblieben, so kommt es einem vor als wolle man "Game of Thrones" ins echte Frühmittelalter versetzen.

                                        Aber als Abenteuer hat es mir gut unterhalten. Mit Gefängnissituation und Rebellenanschlag war schon etwas geboten.

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                                        • Falscher Intro-Text. Es geht um den Zweiten Weltkrieg, nicht um den Ersten Weltkrieg. Aber die Gasmaske im Trailer wäre dann eher fehl am Platz. Scheint aber gut zu sein die Serie.

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                                            Ich habe den Film als 11-jähriger Bub gesehen und werde nie die Szene in der Umkleide vergessen. Das war so ein erotisches Prickeln, die absolute Gänsehaut. Ich vermutet, dass es die erste Situation in meinem Leben gewesen ist, wo ich meine Sexualität spürte. Wahrlich konnte ich damit noch nicht viel anfangen. Das kam erst ein zwei Jahre später.

                                            Aber nicht nur diese Szene war für mich spannend. Mir gingen die Augen über von der ganzen Szenerie und eigentlich identifizierte ich mich ja mit dem Jungen und seiner Zeit, eine Zeit aus der mir meine Großeltern reichlich erzählten, wo sie selbst Teenager waren.

                                            Ich werde nie die Szene, wo er unter dem Rock sitzt und außen herum die Trümmer, die Flüchtenden, die Armut, von der ich bisher nur die Erzählungen kannte, die Gefahr von Soldaten irgendeiner Seite missbraucht und misshandelt zu werden. Die Szene mit dem der Mutter und den Aalen, verstand ich erst im späteren Alter, ekelhaft war es aber schon bei der Erstansicht. Und ich vergesse eben nicht die Szene als er die Glasscheibe zu Springen bringt. Insgesamt fand ich an dem Film spannend, die Zeit von damals zu sehen, was mir nur aus Berichten bekannt war, zu sehen wie das aussah. Das Setting ist schon überaus aufwendig.

                                            Ich weiß so vieles nicht mehr, weil ich den Film vor über 30 Jahren das letzte Mal gesehen habe, einer Zeit in der ich noch nicht viel Bildungshintergrund hatte, eher kindlich naiv. Wie ich den Film wohl heute sehen würde? Dass der Film mir sogar als Kind gefallen hat, finde ich selbst komisch, weil das keineswegs stereotyp ist. Welches Kind schaut sich das schon von selbst an.

                                            Heute schauen die Kids und Teens sowieso keine Filme mehr, die keine gute Laune versprühen.

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                                              🎥 FOR ALL MANKIND
                                              2024 ‧ Sci-Fi, Drama, Thriller ‧ 4 Staffeln á 10 Episoden

                                              - Staffelfinale Season 4 -
                                              HAPPY VALLEY TEA PARTY

                                              For All Mankind ist eine Geschichte über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Raumfahrt. Am 12.01.2024 war es soweit, die letzte Episode der 4. Staffel wurde ausgestrahlt.

                                              Russen und Amerikaner wollen einen Asteroiden mit wertvollen Rohstoffen und Antriebstoffen in die Erdumlaufbahn bringen, weil die Transportrouten von Mars zur Erde zu weit und damit zu kostenintensiv ist. Aber die Mitarbeiter von Helios auf dem Mars sehen sich um ihren Lohn gebracht und versuchen die Mission zu sabotieren, damit der Asteroid in die Umlaufbahn des Mars' gelangt. Gelingt diese Rebellion, dann wäre ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu der Storyline von "The Expanse" geschafft: Die erste souveräne Mars-Nation.

                                              Es gibt zwei wichtige Autoren, die an "For all Mankind" mitwirken, die zuvor an "Star Trek: Next Generationen", ST:VOY, DS9 und "The EXPANSE" entscheidend mitwirkten, weshalb es Referenzen zu Star Trek gibt und die Erzählung von FOR ALL MANKIND auf THE EXPANSE zuläuft.

                                              Startet die erste Staffel noch in den 60er Jahren, sind wir in Staffel 4 schon im Jahr 2012, aber kontrafaktisch zu unserer Geschichtsschreibung, nämlich mit etwas mehr Fortschritt als wir derzeit haben. Wie es dazu kam und was noch dahinter steckt, erfahrt ihr hier.

                                              Mehr dazu in meinem Blog:

                                              https://ouroborosforum.wordpress.com/2024/01/12/for-all-mankind-von-der-uberwindung-der-lezten-grenzen/

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                                                Den Schauspielern kann ich nicht Professionalität und Authentizität nicht absprechen. Kameratechnisch und soundtechnisch ist der Film auch völlig solide, trotz geringen Budgets. Das bemerkt man eher nicht. Der Anfang ist schon interessant, wenn die Leute sich über das Mysterium wundern. Schwer ist es mir gefallen der Handlung zu folgen, weil die Zeit ohne Vorwarnung in Tagen, Wochen, Monaten und Jahren verrinnt. In der Not essen die einen Hunde, die anderen Katzen und man bringt sogar Babys auf die Welt um sie zu essen. Am Schluss isst einer Kakerlaken. Ich verstehe nicht, was der Film mir sagen will, von daher kann ich 5 Punkte geben für das Technische, aber 0 für den Inhalt.

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                                                  Entweder habe ich den Film auch nicht verstanden oder mir war die Erkenntnis einfach schon zu klar. Jedenfalls war für mich das beste an dem Film der Song "Only You" von Yazoo.

                                                  Achtung Spoiler:

                                                  Dass der Vergleich der Fingernägel darüber entscheiden soll, zu wieviel Prozent man mit seinem Partner kompatibel ist, war für mich eher der Versuch einer Analogie, also nichts was real gemeint war, sondern mehr in die Richtung von "was wäre wenn". Manche Methoden des Instituts die Kompatibilität zu erhöhen fand ich interessant, aber so einfach funktionieren Beziehungen einfach nicht allein.

                                                  Und natürlich kann man in mehrere Menschen verliebt sein, denn man ist ja nicht 24/7 in seinen Partner verliebt. Der Unterschied ist, dass man seinen Partner immer wieder liebt. Die Liebe zum Partner kommt wieder, weil sie stärker ist als die Liebe zu andern, weil der Partner das emotionale Zuhause ist, dort wo man sich trösten kann, dort wo man sich beraten kann, dort wo man gemeinsame Pläne schmieden.

                                                  Außerdem ist es doch so, dass man die Liebe auch füttern muss, d. h. es muss der Wille da sein den anderen zu lieben und nicht einfach nur zu lieben, weil man ihn vorher schon geliebt hat.

                                                  Ich vermute, dass die Beziehung scheiterte, weil das Körperliche nicht vorhanden war. Es ist, wie ich schon immer vermutete: Eine Liebe gründet auf körperlicher Anziehung und erbaut sich an der geistigen Anziehung. Beides muss nicht genau 50% ausmachen, aber je weiter sie vom Mittelpunkt weg sind, desto schwieriger wird es die Beziehung aufrecht zu erhalten.

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                                                    OUROBOROS 06.01.2024, 22:10 Geändert 06.01.2024, 22:16
                                                    über Enemy

                                                    Am besten liest man sich hier keine Kommentare durch, denn armknolli spoilert massiv in einem Satz den ganzen Film.

                                                    Man darf sicher kein Sci-Fi-Film erwarten, denn die Kulisse ist ein altes Farmhaus umgeben von einer postapokalyptischen Vegetation. Das Auto des mysteriösen Gastes ist das einzige was etwas futuristisch ist. Der Plot mag im Nachhinein oberflächlich, wie ein Remake einer Netflix-Episode sein, aber ich verrate nichts. Nur damit sich niemand verirrt, muss ich sagen, dass man eher ein Liebesdrama erwarten sollte und zwar eines mit feministischem Anklang. Es stellen sich aber auch ethische komplexe Fragen.

                                                    Genossen habe ich die Klaviermusik, von der ich nicht weiß, ob Saoirse Ronan tatsächlich selbst spielt. Infos im Netz sagen, dass sie sehr gut Piano spielen kann. Nun will ich unbedingt die Piano-Stücke aus diesem Film haben. Saoirse Ronan war eigentlich nicht auf meinem Schirm, hat mich ihre Optik bei "Ladybird" so abgeschreckt, dass ich keinen weiteren Film wagen wollte. Aber ich konnte mich in sie verlieben für diesen Film, was natürlich notwendig ist, wenn es sich um ein Liebesdrama handelt.

                                                    Doch es geht um viel mehr und meine anschließenden Reflexion kann beweisen, dass der Film tatsächlich komplexe kritische Fragen stellt, die leider viele hier nicht gesehen haben. Der philosophische Gehalt ist für mich so groß, dass ich höher werte.

                                                    ++++++++++++SPOILER+++++++++++++++

                                                    Ich tat mir schwer mit dem Inhaltlichen dieses Films. Es dauerte lange, bis ich verstand, dass die Kopie des Ehemannes Junior für Henriette die bessere Version war als der Original Junior, weil er mehr Empathie besaß und weil er sich so verhielt, wie am Anfang der Liebesbeziehung, als alles noch nicht so eingefahren war.

                                                    Henriette fühle sich zudem eingesperrt und von Junior wenig gefragt und kontrolliert. Er verbot ihr das Klavierspielen, denn dann sei sie wie eine andere, eine die anders sein wollte, als er es wolle.

                                                    Ich protestiere natürlich, denn so schön wie sie Klavier spielt, kann man ihr das einfach nicht verbieten.

                                                    Außerdem gab Junior das Versprechen, dass sie nach der Rückkehr die einsame Gegend verlassen wollten. Die Kopie gab dieses Versprechen auch, aber es kam nie zu der Situation wo auch die Kopie das Versprechen hätte einlösen müssen. Von daher könnte man auch davon sprechen, dass die angeblich bessere Kopie vielleicht nur eine Illusion gewesen sein könnte.

                                                    Henrietta tut was sie angekündigt hat, sie verlässt ihren echten Ehemann, mit einem Brief in dem nichts steht - denn ihm müsste alles bekannt sein, hat sie ihm alles schon gesagt. Aber Junior kann sich gut trösten, denn man hat ihm ebenfalls eine Kopie von Henriette besorgt, die mit ihm in der Einsamkeit leben möchte. Ich habe es geahnt, dass es nicht die Original-Henriette ist und deshalb sieht man Henriette sowohl im Farmhouse, wie auch beim der Abreise im Flugzeug. Es gibt also zwei Henriettes.

                                                    Diejenigen die glauben, dass Henriette doch zurückgekehrt sei, die haben den Film überhaupt nicht verstanden.

                                                    Hinter diesem Erlebnis steckt die immer wiederkehrende Frage, was man tut, wenn sich die Wege scheiden, weil man irgendwo ganz anders sein möchte. Das kommt häufig in jüngeren Jahren vor zwischen 20 und 30, da die meisten in dieser Zeit sich beruflich stark entwickeln. Das kann dazu führen, dass die einen in der Heimat bleiben, die anderen in die Welt ziehen, um irgendwo anders einen Platz zu finden oder der Karriere nachzugehen.

                                                    Dass Junior jetzt auch eine Kopie seiner Frau besitzt ist ausgleichende Gerechtigkeit. Zuerst wurde Henriette mit einer Kopie versorgt und während Junior die Welt erkunden durfte, jetzt erhält Junior eine Kopie von Henriette, während Henriette die Welt erkundet und ihrem Traum nachgeht, dem Klavierspiel, Musik und Menschen.

                                                    Allgemein kann man sich hier die Frage stellen, ob ein Mensch glücklicher ist, wenn er einen Partner hat, den er dominieren kann, wenn dieser ihm gefügig ist. Die Frage wird dann richtig brisant, wenn man einen programmierten Menschen vor sich hat, der alles Menschliche hat, nur nicht 100%ig seinen eigenen Willen.

                                                    Ob der Mensch überhaupt einen freien Willen hat, dass stellen einige in Frage. Für mich ist klar, dass der Mensch teil-determiniert ist also einen teilweise freien Willen besitzt. Der Mensch hat also auch nicht 100% seinen freien Willen, ein Teil davon ist sogar Illusion. Doch bei diese künstlichen Menschen wird der Wille künstlich manipuliert. Im Prinzip lassen sich aber auch echte Menschen künstlich manipulieren.

                                                    Da bliebe noch die Frage, wie man damit umgeht, dass man die Kopie Juniors einfach so abgeschaltet hat, denn war er von einem Menschen kaum zu unterscheiden. Das Leid, das man ihm und Henriette zugeführt hat, weil man sie einfach trennte, das war im Prinzip inhuman. Hier wird also wieder die Frage gestellt, ob es ethisch vertretbar ist, dass man einer Künstliche Intelligenz auf biologischer Basis mit Gefühlen und Schmerzempfinden die Persönlichkeitsrechte verwehrt. Im Prinzip erscheinen die Kopien als vollwerte Klone, nur wurden sie manipuliert. Der Grat ist natürlich schmal, denn die Manipulation von echten Menschen ist auch nur teilweise verboten, was daran liegt, dass es Manipulationsmethoden gibt, die sehr raffiniert sind

                                                    Auch ist es so, dass man einem Menschen Mündigkeit zugesteht, also im Prinzip das Mittel, damit er sich selbst gegen Manipulation wehrt und stark macht. Doch auch die mündigsten Menschen sind nicht frei von Manipulation durch andere Menschen.

                                                    Bisher habe ich das in keinem Film so deutlich herausgestellt gesehen.

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