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ALIEN
1. n Ausländer(in) m(f); (SCI-FI) außerirdisches Wesen
2. Adj.
a) (= foreign) ausländisch; (SCI-FI) außerirdisch
b) (= different) fremd; to be alien to sb / sbs nature / sth jdm / jds Wesen / einer Sache fremd sein
c) (COMPUT) fremd
d) (alien) ausländisch und noch nicht eingebürgert.
Was danach aussieht, als sei es ein belangloser Film über eine Alien-Invasion, hat ganz viel zu sagen. Meine Deutung muss nicht im Sinne des Autors sein.
Die Integration des Aliens namens Laura in Schottland birgt so ihre Tücken, denn für die Nahrungsaufnahme hat sie männliche Exemplare der Spezies Mensch vorgesehen. Der Grund dafür ist, dass sie leicht zu kriegen sind. Gleichzeitig Fremd in der neuen Welt fragt sie die Menschen aus, wohl nur sekundär, um etwas über die Menschen zu erfahren, denn primär geht es um Interesse heucheln, weil dies die Beute in die Falle treibt. Interessant ist, dass die Männer auf alle ihre Fragen ausgiebig eine Antwort geben. Stellte man einer Frau auf diese Weise Fragen, würde man spätestens bei der dritten Frage hören "Ist das ein Verhör?". Das ist ein Ausdruck für die Simplizität vieler Männer, wenn sie einer begehrenswerten Frau gegenüberstehen und sie hoffen durch möglichst interessante Antworten einen leichten Stich zu kriegen. Also leichtes Spiel für den Vamp.
Die Opfer werden in einer schwarzen Flüssigkeit gelagert. Dabei ist nicht ganz klar, ob es sich bei dem Raum mit der schwarzen Flüssigkeit tatsächlich um einen realen Raum handelt, eine allegorische Darstellung oder ob es sogar ein sexueller Traum ist, weil das ganze doch sehr surreal aussieht. Sehr eindeutig scheint es dann doch, dass die Menschen in dem schwarzen Wasser ausgesaugt werden und nur die Haut übrigbleibt, wie bei einem luftleeren rosa Gummiboot.
Alles ändert sich, als sie einen Menschen trifft, der nonkonformistisch ist, der von der Gesellschaft ausgeschlossen ist. Er unterscheidet sich von anderen männlichen Exemplaren nicht nur durch sein Äußeres (Elefantitis), er unterdrückt sein sexuelles Verlangen. Diese Erfahrung hat Laura noch nicht gemacht. Sie bemerkt, dass sie ihn mehr locken muss, als die anderen männlichen Exemplare, aber bemerkt sie, dass er nach gesellschaftlichen Konventionen hässlich ist? Sie bemerkt, dass er schöne Hände hätte, als sie sagte, sie seien weich. Wenn man bisher davon ausgegangen ist, dass alles nur Lockmittel für die Beute ist, scheint bei Laura Empathie geweckt worden zu sein, sie musste sie zum einen Aufbringen für ihr Opfer und andererseits fühlt sie sich offenbar von dem ruhigen Mann gespiegelt.
Laura ist vordergründig ein Männer mordender Vamp und Alien zugleich, aber "unter der Haut" befindet sich ein sensibles Wesen, das ihren neuen Lebensraum erst erkunden und scheinbar auch verstehen will.
Sie hat ebenso wie er keine Heimat in dieser Gesellschaft und ebenso wie der ruhige Mann lebt sie am Rande der Gesellschaft. Er ist genauso ein Alien wie sie. Dieses Erlebnis scheint eine Wende bei ihr zu bewirken bzw. eine außergewöhnliche Entwicklung. Der "ruhige Mann" mit der Elefantitis ist der erste Mensch, der das Bad in dem schwarzen Wasser überlebt und danach ist alles anders.
Die Passende Allegorie folgt auf dem Fuße: Ihr langer Blick in den Spiegel ist der Moment als sie zum ersten Mal selbst erkennt, weil im wahrsten Sinne des Wortes durch den "ruhigen Mann" gespiegelt wurde. Nun wird auch klar, was es mit dem Schwarzen Wasser auf sich hat, denn es klingt in meiner Zitatenbibliothek:
"Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind und hatte kindisches Verhalten; doch als ich Mann wurde, tat ich ab, was kindisch war. 12 Ich sah durch einen dunklen Spiegel nur verschwommen; doch nun stehe ich meinem Angesicht gegenüber. Ich erkannte nur stückweise; jetzt aber werde ich alles erkennen, wie ich erkannt worden bin." - 1 Korinther 11-12
Dieser Teil aus dem Hohelied muss erklärt werden um zu zeigen, was genau gemeint ist:
Zunächst ist es nötig voranzuschicken, dass bei dem Zitat "Mann" selbstverständlich auch für die Frau steht. Es ist eben in der Ich/Wir-Form geschrieben. Der Verfasser war ein Mann. Das Hohelied der Liebe beschreibt die Reifwerdung des Menschen in Form eines körperlichen und geistigen Erkenntnisprozesses. Den Übergang zum Erwachsenenalter wird in dreierlei Hinsicht dargestellt:
Zum Ersten gibt es einen Auslöser, nämlich den Verlust der sexuellen Unschuld, angesagt durch "Mann wurde".
Zum zweiten erlangt man die Vernunft, legt das "kindische Verhalten" ab.
Zum Dritten erkennt man sich selbst wie in einem Spiegel, welcher vorher schwarz war und nun klar ist. Früher hatten die Menschen kaum Spiegel also schauten sie ins klare Wasser, das Wasser in dem Raum war schwarz. Dabei bemerkt man wie plötzlich auch andere einen erkennen.
"Erkennen" meint in der Bibel unter anderem den Vorgang des Sympathisierens mit anderen Erwachsenen aber im Besonderen das Verlieben. Es geht auf die jüdische Mythologie zurück, wo Mann und Frau einmal als Einheit (Zwitterwesen) geschaffen wurde, aber getrennt wurden und nun das ganze Leben auf der Suche nach dem anderen Ich sind. Findet man das andere Ich, hat man sich gegenseitig erkannt also verliebt. Man glaubte also daran, dass der Liebespartner vorherbestimmt ist.
Doch dieser spirituelle biblische Aspekt ist es nicht allein, denn es gibt einen modernen wissenschaftlichen Bezug aus dem Mann Laura auch betrachten kann.
Aus der Perspektive Lauras bedeutet der spirituelle Vorgang, dass sie einen Reifeschritt gemacht hat und zwar durch das Spiegeln der Seele eines Menschen auf ihre eigene Seele. Aus wissenschaftlicher Perspektive ist Laura als Alien ein Neobiont, der aber wohl Spiegelneuronen wie Menschen besitzen muss. Darauf deutet ihr empathisches Verhalten wie auch ihre Veränderung hin. Diese Spiegelneuronen sind beteiligt, wenn Menschen durch das Modell eines anderen Menschen oder Tieres Lernen. Wenn Menschen bei Tieren aufwachsen lernen sie tierische Verhaltensweisen. Leben sie mehr als zehn Jahre unter Tieren, wird man sie nicht mehr zu einem Menschen erziehen können. Der Mensch ist also deshalb Mensch, weil er dazu erzogen wird und weil er von Modellen (Vorbildern) durch Nachahmung lernt. Laura muss also ebenso Spiegelneuronen besitzen, denn mit dieser Szene der Spiegelung/Reflexion wird ihr Lern- und Reifeprozess symbolisch angedeutet.
Wer genau aufpasst hat, dem ist aufgefallen, dass sich nach jedem Opfer ihre Augenfarbe geändert hat, so fällt dies auch in dieser Spiegelszene auf. Sie hat den anderen noch verspeist. Der ruhige Mann mit der Elefantitis hingegen hat das Bad in der schwarzen Flüssigkeit als erster Mann überlebt, er wird freigelassen und danach ist Laura völlig anders.
Ihr Hunger auf Männer ist weg. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass es ihr an Nahrung fehlt. Sie versucht es mit einer Torte, doch danach muss sie sich übergeben. Danach kommt keine Szene mehr bei dem sie essen wird. Sie folgt einen Mann, der der "nervöse Mann" genannt wird. Dieser gut eingerichtete Hausmann nimmt sie mit zu sich nach Haus in seine gute Stube und verpflegt sie mit Essen, Trinken und einem warmen Schlafzimmer. Ob sie isst oder trinkt sieht man wie gesagt nicht. Er fordert auch keinen Sex mit ihr, doch sie fordert ihn.
Dabei fällt auf, dass sie gar keine Vagina besitzt. Sie flüchtet in den Wald, wird dort fast vergewaltigt, doch der Vergewaltiger merkt ebenfalls, dass sie keine Vagina besitzt. Lauras Haut wird bei dem Angriff zerfetzt.
Liegt es daran, dass sie gehungert hat oder ist sie so leicht verletzlich?
Der Vergewaltiger kommt zurück, übergießt sie mit Benzin und zündet sie an, so dass ihre Haut brennt und ein schwarzer Alien zum Vorschein kommt.
Ist Laura tödlich verbrannt oder nur ihre menschliche Haut?
Ich habe noch so viele Fragen und hoffe jemand könnte meine Interpretation vervollständigen. Es gibt sicher noch weitere Deutungsmöglichkeiten in diesem sehr deutungsfreudigen Werk.
Vielleicht ist Laura hier eine Parabel auf die moderne Frau, die sich erst sexuell ausprobiert, bevor sie sich verliebt. Bis dahin sind Männer Opfer der promiskuitiven Liebe, genauso wie Frauen Opfer der promiskuitiven Liebe von Männern sein können. Ein Aspekt ist sicherlich, dass sie als alienartiger Vamp Männer tötet, aber das tut sie in einer surrealistischen Szene und nur mit bestimmter Vorarbeit.
Physisch allerdings ist der Alien den Männern unterlegen.
Christopher Nolan und sein Bruder Jonathan Nolan gehören zu den größten Filmemachern des 21. Jahrhunderts. Sie bieten nicht nur interessante Storys, sondern auch die Inszenierung durch Christopher Nolan als Regisseur hat das Filmerlebnis auf eine ganz neue Stufe gehoben, ohne dass hier CGI als technische Fortentwicklung im Vordergrund stehen würde.
Mit Oppenheimer hat es C. Nolan geschafft 3 Stunden lang keine Langeweile aufkommen zu lassen. Ein episodisches Erleben wechselt von Szenen zu Szene die Zeiträume und Zeitebenen und Zeitkontexte, weshalb Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in dieser Erzählung keine Rolle mehr spielen. Es ist als würde man die Erzählweise von Memento und Pulp-Fiction kombinieren und dabei geht fast jedes chronologischen Empfinden verloren. Man ist der Dramaturgie C. Nolans ausgeliefert. Im Laufe des Films jedoch passiert es mir, dass ich mich an Szenen erinnere, die am Anfang des Films waren und er später einen Sinn ergeben. Es ist als wenn das Gehirn die Puzzle-Teile ganz von selbst zusammensetzt, wenn es angebracht ist. Es gibt also einige zu verknüpfen. Wenn man den Film schaut und versucht von vorne herein schon Verknüpfungen zu finden, wehrt man sich eigentlich gegen diesen Neuro-Automatismus. Also lies ich es geschehen.
Diese episodisches Erleben entsteht durch den Schnitt von Szenen, die nicht wahllos aneinander gefügt sind. Am Ende gibt es schon eine erkennbare Chronologie und Entwicklung, aber ich bin mir halt nicht sicher, ob mein Gehirn die Fragmente nur geordnet hat.
An was ich mich orientiert habe, ist die Entwicklung der Bombe und die Haltung Oppenheimers dazu, denn die wichtigste Frage, die alle Kenner Oppenheimers interessiert, ist inwieweit er moralisch hinter dem Einsatz der Bombe stand.
Er versucht sich vor einem Ausschuss zu erklären, warum er die Bombe federführend entwickelt hat und auch noch geholfen hat das richtige Ziel dafür auszusuchen, aber nun erklärt, dass diese Waffe unmoralisch ist. Es ist nicht glaubwürdig, wenn er sagt, dass er von den Folgen nichts wusste, denn er wusste von der Schätzung, dass 50.000 sterben würden. Zu dem Zeitpunkt wusste man aber nichts von den Langzeitfolgen und den über 200.000 Toten bis Jahrzehnte später. Aber auch das kann nicht der Grund gewesen sein, dass Oppenheimer das Gewissen plagte.
Als 15-jähriger musste ich für die Mittlere Reife "In der Sache J. Robert Oppenheimer" von Heinar Kipphardt lesen und obwohl ich das Thema spannend fand, hatte ich damals nicht den notwendigen Intellekt. Aber ich entdecke in diesem Film sehr vieles von diesem Buch wieder, welches von Oppenheimer selbst autorisiert wurde. Es wurde ein wesentliches Thema zur schulischen Reflexion angestoßen. Man sollte die Schuld bzw. Verantwortung Oppenheimers an dem Einsatz der Atombombe reflektieren. Den ganzen Rattenschwanz, dass er statt als eigentlicher amerikanischer Held gefeiert, verfolgt und gedemütigt wurde, bis man ihm irgendwann doch die Ehrenmedaille zukommen lies, spielte keine Rolle, genauso wenig wie seine intellektuelle Sympathie für den Kommunismus.
Manche Beklagen, dass die Liebesgeschichten von Oppenheimer behandelt wurden, aber das war notwendig, weil ihm der Prozess gemacht wurde, wegen seiner Sympathien zum Kommunismus. Wer kann schon die Frage beantworten, was den Unterschied macht zwischen einem ideologischen Interessen und einem intellektuellen Interessen des Kommunismus?
Ich interessiere mich auch für einige Aspekte des Kommunismus und befürworte sie, weil sie wichtig sind für eine gerechtere Gesellschaft, aber es gibt auch Aspekte, die ich für utopistischen Irrsinn halte. Diese feine intellektuelle Differenzierung war in den USA im kalten Krieg nicht möglich. Das porträtiert der Film außergewöhnlich gut, ohne McCarthy in das Geschehen sichtbar einzubauen.
Ein wichtiger Aspekt, der mich seit dem Lesen des Buches "In der Sache J. Robert Oppenheimer" verfolgt, ist die Frage inwieweit die Wissenschaftler damals genau wussten, wie stark die Wirkung der Bombe sein würde. Ich dachte immer, dass vielleicht eine Kommastelle der Fehlberechnung, schon hätte die ganze Erde zerstören können. So war ich sehr interessiert daran, wie das Thema Fehleinschätzung hier behandelt wurde. Oppenheimer beratschlagt hier Einstein, ob die Berechnungen einen Kollegen stimmen würden, dass eine Kettenreaktion in Gang gesetzt würde, welche die Atmosphäre der Erde in Brand setzen. Das Risiko lag bei nahezu 0. Er hatte sich wohl um ein paar Kommastellen verrechnet bzw. kann man so eine Wirkung nicht total ausschließen. Was ist schon nahezu 0. Eigentlich ist das gar nichts, aber vielleicht haben sich die anderen eben um ein paar Kommastellen geirrt und das Risiko ist tatsächlich viel höher. Unterschiedliche Wissenschaftler schätzen Risiken unterschiedlich ein, denn es spielt auch eine Rolle ob man Werte optimistisch oder pessimistisch interpretiert. Das gibt es leider in der Wissenschaft auch. Für Außenstehende ist das ein Schrecken, weil sie gerne Aussagen hätten denen sie zu 100% glauben können. Aber so funktioniert Wissenschaft nicht. Alles hätte auf jeden Fall auch anders ausgehen können und "Trinity" hätte das letzte Experiment der Menschheit sein können.
Aber der wichtigste Aspekt für mich, war zu verstehen, warum Oppenheimer seine Haltung veränderte. Wurde er auch hier missverstanden von Menschen, denen einen Differenzierung nicht zugänglich ist.
Meine Meinung, warum Oppenheimer die Waffe entwickelte, teilt sich auf in zwei Hauptmotive, wenn man nach dem Film geht:
1. Er war getrieben davon sein Wissen zu erweitern und damit die Forschung voranzutreiben, bei dem was er gelernt hatte. Ich kenne einige Akademiker, die irgendwas studiert haben, bis sie auf einmal so viel Wissen in dem Bereich hatten, dass sie zu Forschungsgrößen wurden. Das haben sie selbst also gar nicht geahnt. Kurz gesagt: Wenn jemand durch Zufall einen Hammer entwickelt hat, dann benutzt er ihn auch, um Nägel reinzuschlagen. Und wenn jemand unbedingt von der Arbeit getrieben ist, wird er zum Workaholic.
2. Er war getrieben durch die Forschung des Nazi-Regime, die dabei waren die schrecklichste Waffe der Menschheit zu entwickeln, weshalb ein wichtiger moralischer Antrieb für Oppenheimer war die Nazis zu überholen um einen Patt herzustellen. Dabei muss man auch sagen, dass dies auch sein emotionaler Antrieb war, denn er hasste die Nazis dafür, was sie Menschen antaten.
Vom 1. Motiv konnte er sich nie loslösen. Aber das 2. Motiv fiel weg, als die Nazis kapitulierten. Für Oppenheimer schien damit die Begründung für den Einsatz der Waffe weggefallen zu sein, aber er hatte noch das Motiv, dass sein Werk auch funktioniert.
Jetzt kommt die heikle Situation, dass Oppenheimer dem Militär beratend zur Seite stand, was den richtigen Einsatz der Waffe betrifft. Die Höhe in der die Detonation erfolgen sollte und vor allem die Art des Ziels hat er mitbestimmt. Er wählte ein ziviles Ziel, statt ein militärisches Ziel, denn - so seine Begründung - käme die Wirkung der Waffe nicht zur Geltung. Viele wollen darin eine moralische Entscheidung sehen, aber in erster Linie war sie eine Entscheidung aus rein technisch-experimentellen Gründen.
Man fragt sich hier aber als normal denkender Mensch, wie er die technischen Aspekte so frei von den moralischen Aspekten behandeln konnte. Ein Fabrik als Ziel, wäre wenn man mit Kanonen auf Spatzen schießt, d. h. es wäre zu klein um die maximale Wirkung zu demonstrieren. Bei einer Fabrik würden 500 Menschen sterben und 99,9% wären verschossenen Pulver. Also schießt man auf eine Stadt, die einen größeren Radius hat, wo man stattdessen 50.000, also hundert Mal mehr Menschen töten kann. Von technischer Seite kann ich ihn vollkommen verstehen. Aber so denkt kein normaler Mensch. Das Militär jedenfalls dachte: Maximaler Schaden, das ist ja Super.
Es werden aber noch zwei Motive eingeführt, bei welchen man Oppenheimer scheinbar überredet hat, aber genau kann man es nicht sagen. Und zwar hat man ihn vermittelt, dass es kostengünstiger wäre und weniger Leben kosten würde, als wenn man Japan mit regulären Truppen besiegen müsste. Der Krieg würde sich um viele Jahre verlängern, denn die Japaner würden nicht so einfach kapitulieren bzw. könnten sie auch nicht so einfach besiegt werden. Das ist also das 3. Motiv, welches aber nicht mehr intrinsisch zustande gekommen war. Er hat sich dazu hinreißen lassen, die Argumente der Politiker zu glauben.
Ich kann das nicht ganz von der Hand weisen, dass die Atombomben vielleicht noch schlimmeres verhindert haben. Aber so sicher kann man sich da nicht sein. Schwerer wiegt für mich das Argument, dass so schlimm wie es war, die Atombombe seit Hiroshima und Nagasaki zum "Gleichgewicht des Schreckens" geführt hat. Immerhin ist das ein Zustand der noch immer vorherrscht.
Diese Entscheidung für den Einsatz der Atomwaffen zu treffen, mag sie richtig oder falsch gewesen sein, sie war jedenfalls skrupellos, aber sie hatte ungeahnte positive Folgen. Jeder weiß nun, dass die Menschheit es nicht überleben wird, wenn die Waffen einmal eingesetzt werden.
"Dead of Night" entpuppt sich als einer der ältesten Horrorfilm-Anthologien, der sogar mit einer Binnen-Rahmenhandlung-Konstruktion aufwarten kann.
Der besondere Charakter des Film, der Freud'sche Horror, der die Polarität von mythischem Aberglauben und Wissenschaft widerspiegelt, ist seiner Zeit weit voraus. Die wissenschaftliche Seite wird hier von Dr. van Straaten verkörpert, der rational-psychologisch Erklärungen für Phänomene liefert, die der abergläubige Mensch als Spuk oder Fluch, also als übernatürlichen Vorgang schildert.
Obgleich des Kampfes des Christentums gegen den Aberglauben, wodurch viele okkulte Praktiken der Antike abgeschafft wurden (z.B. Orakel aus rituell geschlachteten Tieren, Menschenopfer und anderen Opfergaben, durch Runen oder Seherinnen, Votivtafeln mit Flüchen) die dem heute noch existierenden Voodoo gleichen, ist der christliche Glauben zum einen selbst von Aberglauben behaftet (z.B. Jungfrauengeburt, Wandlung) und zum anderen konnte den Volks-Aberglauben bis heute nicht aus den Köpfen der Menschen entfernt werden, weshalb er in Form von Parapsychologie und Neo-Esoterik hinfort lebt.
Es ist heute immer noch schwierig Menschen zu vermitteln, dass es für die meisten Phänomene längst rationale Erklärungen gibt, auch wenn die Parapsychologie weiter wacker behauptet, es gäbe keine rationalen Erklärungen. Früher fehlten einige Erklärungen, aber sie wurden inzwischen nachgereicht, aber andere Erklärungen fehlen noch, was nicht dazu verleiten sollte zu schnell die Forschung danach aufzugeben und sich dem übernatürlichem Glauben hinzugeben. Aber der Mensch neigt dazu logische Lücken fantasievoll zu schmücken. Sein Gehirn macht das ganz von selbst, ohne dass er etwas davon mitbekommt.
Jeder der sich mit Psychologie beschäftigt weiß das, aber der Hinweis auf existierende Erklärungen wird von sog. Parapsychologen ignoriert. Dabei ist nicht immer ganz klar ob die Parapsychologen die rationalen Erklärungen bewusst desavouieren, um ihr Geschäft am Leben zu erhalten oder ob sie selbst Opfer eines Aberglaubens oder Verschwörungsglaubens geworden sind. Die Ignoranz von Erklärungen basiert zum einen auf kognitiver Dissonanz, wodurch Menschen ihre Denkmuster schwer aufgeben können, weil sie diese einerseits schon zu lange eintrainiert haben und andererseits der Angst vor einem Kontrollverlust, weil nicht klar ist ob die neue Theorie ebenso Sicherheit bietet wie die alte.
Menschen halten also gerne an oftmals einfachen Erklärungen fest, weil sie ihnen Sicherheit geben. Meistens bezeichnen sich die der Parapsychologie Zugewandten als wahre Skeptiker, dabei sind sie so leichtgläubig wie keine andere Gruppe in der Gesellschaft, denn die Erklärung der Parapsychologie werden oft im Indikativ dargestellt, welcher eigentlich stilistisch für die Darstellung der Wirklichkeit reserviert ist. Wissenschaftliche Erklärungen sind jedoch im Konjunktiv formuliert und maßen sich damit keinen Absolutheitsanspruch an, weshalb sie bei vielen Menschen Unsicherheit erzeugen und ein Gefühl der Bedrohung auslösen.
Es fällt deutlich aus, dass Menschen aus dem bildungsfernen Milieu, den Konjunktiv verabscheuen, wie der Teufel das Weihwasser. Benutzt man innerhalb dieses Milieus den Konjunktiv, wird man sofort als nicht zugehörig wahrgenommen, jedoch ohne dass den Leuten klar ist warum. Konjunktiv hört sich für sie einfach nur affektiert an, halten sie lieber an eindeutigen indikativen oder imperativen Aussagen fest. Die sind nicht mehrdeutig, schwammig oder wirken unsicher. Da sind wir schon wieder bei dem Punkt, dass der Konjunktiv Unsicherheit ausstrahlt mit der viele Menschen nicht leben können.
"Laut den amerikanischen Psychologen Jennifer Whitson und Adam Galinsky sind Personen, wenn sie glauben, keine Kontrolle über die Situation zu haben, in der sie sich befinden – also Personen mit einer situativ bedingt niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung –, anfälliger für Verschwörungstheorien und Aberglauben. Sie tendieren dann dazu, überall Muster und Verbindungen zu sehen – selbst dort, wo es gar keine gibt – oder abergläubische Rituale mit einer Situation zu assoziieren. Suggeriert man Menschen, dass sie die Kontrolle über eine Situation verloren haben, so suchen sie auch im scheinbaren Chaos nach Halt. Kontrollverlust wird von der Psyche als extrem starke Bedrohung wahrgenommen."
Nun, das ist in der Gesellschaft weiter verbreitet als man erwarten würde.
Menschen in psychotischen und schizoiden Zuständen neigen sogar dazu die Welt nicht mehr so wahrzunehmen wie sie ist. Die Wahrnehmung verändert sich so stark, dass Gesehenes, Gehörtes (und Eindrücke anderer Sinne) nicht mehr der Realität entspricht. Wenn man sich mit dem Begriff der Realität auseinandersetzt muss man sich als Mensch eingestehen, dass das Defizit der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit zum Defizit der Realität wird.
Dem Menschen ist es erschwert zwischen Wirklichkeit und Fantasie unterscheiden zu können.
Die Neuropsychologie bestätigt dies damit, dass man Traumerinnerungen in den gleichen Hirnarealen beobachtet habe wie reale Erinnerungen. Warum kann der Mensch also trotzdem zwischen Realität und Fiktion unterscheiden?
Die menschliche Realität ist eine Konvention, die dadurch entsteht, dass Menschen sich beim menschlichen Kollektiv vergewissern, dass sie das Gleiche wahrgenommen haben. Das ist auch der Grund warum der Mensch in Schwärmen bzw. als Herdentier auftritt, weil er alleine ein Wahrnehmungsproblem hätte. Diese Schwärme bzw. Herden brauchen klare Ansagen, keine unsicheren Aussagen, wie sie meist von Politikern beklagt werden, als könnten diese in die Zukunft schauen.
Das Wahrnehmungsphänomen in der Psychologie zeigt, dass der Mensch Gefahr läuft Dinge nicht zu sehen die da sind, aber auch Dinge zu sehen die nicht da sind.
Befragt man Zeugen nach einem Verkehrsunfall, könnten die Beobachtungen unterschiedlicher nicht sein. Diese Phänomene, die sowohl Psychologisch als auch neurologisch erklärt werden können, zeigen, dass der Mensch in einer großen Unsicherheit gegenüber der Wirklichkeit lebt. Der psychisch gesunde Mensch ist somit der Mensch, der diese große Anzahl von Unsicherheiten ausblenden kann und trotzdem einen Sinn im Leben sieht und den Alltag bestehen kann. Sobald ein Mensch diese Kontingenz nicht mehr bewältigen kann, bekommt er soviel Angst, dass er in eine Schockstarre fällt - das hat jeder schon einmal mindestens für einen kurzem Moment erlebt z.B. in einem Albtraum - jedoch hält diese hier über Tage, Wochen, Monate an, wodurch der Patient wohl handlungsunfähig und ein Fall für die Psychotherapie werden wird.
Abergläubische Menschen haben Erklärungen, welche ihnen bei der Kontigenzbewältigung helfen, jedoch sind sie nicht rational. Im Prinzip sind diese Mensche auch "irre" (irrational). Das heißt nicht, dass Abergläubige psychotisch oder schizoid sind, aber sie sind gewissermaßen auf einer Vorstufe dazu.
Solange diese Menschen ihr Leben trotz irrationalem Handeln normal bewältigen können ist es für einen Psychotherapeuten uninteressant, was diese Menschen glauben und wie sie ihre Welt begründen, auch wenn dies nachgewiesen irrational wäre. Denn man kann das irrationale Handeln von Menschen nicht absolut verhindern, weil der Mensch, trotz Wissenschaft, keinen Zugang zur absoluten Wahrheit hat. Diese Unsicherheit, dass es keine absolute Wahrheit gibt, ist also der Raum warum Menschen Mythenkomplexe und Verschwörungstheorien bilden. Verschwörungstheorien sind attraktiv, weil unser Gehirn darauf trainiert ist, möglichst einfache Muster in den Informationen um uns herum zu suchen.
Der Mensch strebt in der Masse nach Simplifizierung. Der Schwarm braucht klare Ansagen.
Die Parapsychologie ist deshalb auch so reizvoll, da sie die Psychologie als große Verschwörung darstellt, durch welche die Menschen von einer Scientific Community hinter die Fichte geführt würden, quasi ein Meinungsdiktat, das den Menschen manipulieren will. Damit ist die Parapsychologie keine Wissenschaft sondern Bauernfängerei, die sich die Ängste der Menschen vor rationalen, leider auch imperfekten, Erklärungen zu Nutze macht. Hier findet die tatsächliche Manipulation statt.
Die Parapsychologie geht sogar noch weiter. Selbst Theorien zu vollständig aufgeklärten Phänomene der Psychologie leugnet sie. Auf diese Weise werden viele Menschen von der Psychologie weggeführt und statt sich mit deren Inhalten zu beschäftigen, werden sie in die parapsychologische oder neoesoterische Erklärungswelt geführt, die simpler zu verstehen ist. Der Preis der Wahrheit ist eben das Verstehen und Nachvollziehen von komplexen Vorgängen. Wer die Komplexität aus Faulheit oder Oberflächlichkeit meidet oder nicht genügend Intellekt hat sie zu verstehen, der entfernt sich von der Wahrheit.
Fazit:
Diese Erkenntnisse, auf den Film bezogen, zeigen in der Rahmenhandlung ein Kammerspiel, bei dem ein Wissenschaftler alle anderen Teilnehmer über die Phänomene des Volksglaubens aufklärt in dem er psychologische Theorien zu den Horrorgeschichten, die sie präsentieren, liefert. 1945 war die Psychologie als Wissenschaft noch in den Kinderschuhen und deshalb sind die Erklärungen die Dr. van Staaten dem Zuschauer liefert ein Meilenstein, sowohl für die Psychologie, als auch für den psychologischen (Freud'schen) Horrorfilm.
Einige kontemporäre Vertreter des psychologischen Horrorfilms sind
"The Turn of the Screw"
"The Babadook"
"The Sixt Sense"
"The Beautiful Mind"
"Wenn die Gondeln trauer tragen"
"Dark Water"
"The Dark"
"The Mothman Prophecies"
"Silent Hill"
"Vertigo"
"Psycho"
"The Ward"
"Echoes"
Die Miniserie "War Sailor" bringt dem Zuschauer in 180 Minuten das Schicksal der beiden Seeleute Sigbjörn und Alfred sowie dessen Familie näher. Alfred heuert mit Sigbjörn auf einem Frachter an, der Kriegsmaterial aus den USA nach Europa bringen soll. Im Abspann erfahren wir, dass der Krieg ohne die norwegische Handelsflotte für die westlichen Alliierten verloren gegangen wäre.
Sigbjörn und Alfred unterschätzen die Gefahr der deutschen U-Boote auf dem Nordatlantik nicht, doch dass die Hälfte der norwegischen Handelsflotte versenkt werden würde, das war schon tragisch. Schon bald wird ihr Frachter beschossen und versenkt. Es gliche einen Wunder, wenn Sigbjörn und Alfred das überleben würden. Gleichzeitig wird ihre Heimatstadt in Norwegen bombardiert, weshalb Alfreds Familie in Gefahr ist.
Die Frage ist nun: Wer wird das Drama überleben und wer nicht?
////SPOILER////
Es mussten viele Wunder geschehen, dass alle überlebt haben. Aber das weiß nur der Zuschauer. Während Alfred erfährt, dass seine ganze Familie bei der Bombardierung ihr Leben verloren haben, erfährt Alfreds Familie, dass er nicht überlebt hat. Diese komplizierte Gemengelage ist schicksalhaft und außergewöhnlich. Daraus zieht der Film seine Attraktivität.
Aber wieder einmal wird das Thema Kriegsheimkehrer betrachtet. Einerseits hatte Alfreds Frau ein kurzes Verhältnis zu Sigbjörn, der sich aber entschloss Alfred zurückzuholen zu seiner Familie und andererseits erkennt der jüngste Sohn seinen Vater nicht. Außerdem ist Alfred inzwischen drogenabhängig. Auf die Bewältigung dieser Probleme geht der Film nicht ein.
Ich weiß nicht, ob es das war, was dem Film fehlte, dass ich nur 7 Punkte vergebe, denn ist er von der Ausstattung und den Kulissen sehr aufwendig und vom Cast sehr gut gespielt.
Keine Ahnung, wer sich diesen langen Text durchliest, aber habe ich darin meine Gedanken zu "Star Trek: Strange New World" verarbeitet, kurz ST:SNW.
Das wurde dringend notwendig, denn begann ich Star Trek schon im Vorschulalter zu schauen, damals mit Captain Kirk und bisher habe ich jede Serie gefeiert. Die Ausnahme ist "Star Trek: Discovery".
Wahrscheinlich gibt es immer noch Verteidiger der ST:DISC Serie. Doch wenn man nun sieht, wie sich ST:PICARD und ST:SNW aufgestellt haben, dann kann man deutlich sehen wieviel Kritik aus der Community sich die Produzenten zu Herzen genommen haben, um das alte Star Trek Feeling wieder herzustellen. Doch dazu komme ich später im Episodenreview.
An ST:SNW störte mich anfangs am Meisten, dass man versucht hat die Zeitlinie mit Captain Kirk wiederzubeleben. Ich fragte mich halt, ob man nicht den Mut oder die Kreativität aufbrauchte eine neue Generation in der Zukunft anzusiedeln, nach ST:TNG und ST:VOY. In der ersten Staffel von SNW herrschte das Gefühl noch stark vor, doch mit der zweiten Staffel hat sich das völlig erledigt, denn nun habe ich das alte Trekkie-Feeling wieder.
Die letzten Jahre musste hier "The Orville" einspringen als Star Trek Ersatz, weil ST:DIS sich bei "Star Wars" bediente und die Crew sich überdreht und melodramatisch gab. Die Diversität, die Star Trek klassisch auszeichnete, war hier zwar gegeben, aber sie erschien so aufgesetzt plakativ und aktivistisch, dass die Produzenten wohl damit so sehr beschäftigt waren und dabei vergaßen eine ansprechende Erzählung zu kreieren.
Bei ST:DIS stand nur eine Figur im Vordergrund. Klar traten da der Doktor und sein Freund ab und zu aus dem Schatten von Burnham, aber die anderen hat man kaum kennengelernt, obwohl da einige interessante Charaktere gewesen wären. Alles wurde wohl einem fanatischen feministischen Ansatz untergeordnet und einer melodramatischen Actionstory, die man kinofilmartig über die ganze Staffel zog. Dabei empfand ich die ständige Larmoyanz der Charaktere, die wohl die bessere Emotionalität der weiblichen Rolle widerspiegeln sollte, als falsches Bild selbstbewusster Weiblichkeit.
Als das Allerschlimmste empfand ich aber, wie man mit dem Star Trek Erbe umging. Wenn es überhaupt eine Rolle spielte, dann brach man ihn nach belieben. Spock als eine Art Jedi-Ritter, das ich für mich als Trekkie eine unfassbare Verletzung der Ausrichtung von Star Trek, welches im Gegensatz zu Star Wars eben versucht kein Fantasy-Märchen zu sein. Star Trek versucht technische, gesellschaftliche und politischen Entwicklungen auf einer seriösen futurologischen Basis darzustellen und zu reflektieren. Die Verwandlung in einer Actionmärchen lässt hingegen alle Fantasien möglich werden.
So hat man auch eine Nebengeschichte aus dem Star Trek Kanon mit dem bösen Paralleluniversum, welche eigentlich nur eine Posse in Episodenform sein soll, zur Haupthandlung erhoben. Damit hat man das Erbe der Lächerlichkeit preisgegeben und "Star Trek" wie "Star Wars" aussehen lassen.
Bei SNW hingegen habe ich oft das Gefühl, dass die Produzenten nicht nur der Trekkie-Community zugehört, sondern auch "The Orville" gesehen haben. Denn nun kommt die alte Erzählstruktur wieder, die Star Trek über alle Generationen verbunden hat, nämlich die Verbindung von Langzeitentwicklung der Geschichte und der Figuren sowie abgeschlossene Einzelerlebnisse. Das Erbe von Star Trek, also die ganzen Selbstreferenzen, wird hier wertschätzend und seriös eingebunden.
Auch verhalten sich die Crewmitglieder nicht alle so überdreht, was sogar in der Lower-Decks-Crossower-Episode kontrastiert wird. Ich mochte zwar den disziplinierten Habitus der ST:TNG Crew, der die meiste Zeit humorlos war, aber ich komme mit der neuen Crew sehr gut klar, weil die Charaktereigenschaften sehr variabel sind und natürlich wirken, so dass einige keinen Humor dafür andere mehr Humor haben.
In der zweiten Staffel haben auch alle Charaktere die Möglichkeit mal die Hauptrolle zu spielen.
So lerne ich die Frauen der Crew Uhura, Ortega, Chapel, Una Chin-Riley und La'an kennen, die ich alle ins Herz geschlossen habe. Der Anblick von Jess Bush als Christine Chapel reißt mich dahin. Rebecca Romijin ist auch ein anmutige Schönheit, erinnert sie mich an die Nummer 1 bei "The Orville", ist sie jedoch am Schönheitsideal der 60er orientiert, vor allem mit ihrer Hochsteckfrisur im Sixties Look. Ortega mag ich wegen ihrem Humor und Uhura, weil sie Weisheit ausstrahlt. Neu dazu gekommen in der zweiten Staffel, ist Commander Pelia, die Chef-Ingenieurin. Mit ihrer Art ist sie besonders und sticht heraus. Sie hat Humor und Wissen zugleich. Das ist kein Wunder, sie hat als Lanthanitin eine Lebenserwartung von mehreren Jahrtausenden. Ich habe sie wirklich liebgewonnen als deutlich Crew-Älteste.
Bei den Männern empfinde ich Ansons Mount als wirklich schönen Mann. Aber von den Kapitänen und Befehlshabern kommt er für mich an letzter Stelle.
Mein Kapitäns-Ranking ist:
1. Picard
2. Cisco
3. Janeway
4. Kirk
5. Lorca
6. Archer
7. Pike
Der neue James T. Kirk tritt in der zweiten Staffel häufiger auf. Er entspricht gar nicht dem Wesen von William Shatner, aber ich mag ihn lieber als Anson Mount, denn er hinterlässt mehr Charaktereindrücke. Sein Bruder Sam, der Teil der Enterprise Crew ist, hinterlässt bei mir auch wenig gute Eindrücke. Aber vielleicht lernen wir ihn noch kennen. Bisher war M'Benga für mich ein wichtiger Teil der Crew, aber nach seinem Mord ist mein positives Verhältnis zu ihm gebrochen. Es gibt viel weniger Männer in der Crew und nur einer überzeugt mich fast soviel wie die herausragenden Schauspielerinnen, das ist Ethan Peck als Spock.
Hier kommt nun das Episodenreview:
///SPOILER///SPOILER///SPOILER
Episode 1: Der durchbrochene Kreis - 7 von 10 Punkten
Das ist eine der stereotypischen Folgen, die man in allen Star Trek Serien mit episodischen Erzählungen findet. Man reist an einen Ort an der Grenze zum feindlichen Territorium und muss dort eine Situation befrieden. Terroristen versuchen den Krieg zwischen den Klingonen und der Föderation neu zu entfachen. Da der Captain in einer anderen Sache unterwegs ist, übernimmt Spock das Kommando. Nach einem Notruf entscheidet er und die anderen Offiziere sich gegen den Befehl der Sternenflott. Sie entführen die Enterprise, um dem Notruf nachzugehen. Auch das ist eine typische Referenz zu Kirk und Picard, die mehr als Einmal auf eigene Faust loszogen. Der Erfolg gab ihnen Recht.
Episode 2: Ad astra per aspera 9,5 von 10 Punkten
Auch diese Episode ist wieder stereotypisch für Star Trek. In einer Gerichtsverhandlung vor dem Föderationsgericht wird gegen Una Chin-Riley Anklage erhoben, weil sie der Sternenflotte verschwiegen hat, dass sie eugenisch verändert ist. Aus gutem Grund hat man in der Föderation die Eugenik verboten, doch die Anwendung des Gesetzes führt zu moralisch ungerechten Urteilen. Ich kann mich nicht erinnern, dass das Thema der Eugenik bei Star Trek bisher behandelt wurde, geht es hier aber auch nicht um die Eugenik selbst, sondern um die Diskriminierung von genetisch veränderten Menschen. Diese Folge ist eine Perle innerhalb der gesamten Star Trek Serien, weil hier dezidiert moralische Aspekte reflektiert und verhandelt werden.
Episode 3: Morgen und Morgen und Morgen 8 von 10 Punkten
La'an und Kirk sind gemeinsam in der Vergangenheit unterwegs, um im Toronto des 21. Jahrhunderts dafür zu sorgen, dass die Gesellschaftsutopie Roddenberrys erhalten bleibt. Kirk, der aus einer anderen Zeitlinie kommt, versteht sofort, dass seine Zeitlinie einen ungünstigen Verlauf der Menschheitsgeschichte darstellt. Zum Glück bedient man sich nicht wieder dem bösen Spiegeluniversum. In der Folge lernen wir auch ein neues Crewmitglied kennen, welches zu einer Spezies gehört, die so langsam alter, dass sie schon Pythagoras kannte. Diese außerirdische Spezies lebt schon lange unbemerkt unter den Menschen. Die Episode macht Spaß und erinnert an zahlreiche Star Trek Folgen, bei welchen man auf die Erde des 21. Jahrhunderts zurückreisen musste. Es gibt ein paar Referenzen an "Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart" zum Beispiel den "Spockgriff". Allerdings finde ich den Konflikt mit den romulanischen Terroristen ein bisschen albern dargestellt.
Episode 4: Unter den Lotusessern 7,5 von 10 Punkten
Ein wenig ST:TOS Nostalgie kommt hier auf, wenn Kirk auf einem Planeten gefangen ist, bei dem sein Außenteam alles vergisst, sogar ihre Identität.
Episode 5: Scharaden 8,5 von 10 Punkten
Nach einen Unfall repariert eine neue nicht irdische Spezies die DNA von Spock. Doch dabei gehen sie davon aus, dass die Mischlings-DNA ein Fehler ist und korrigieren sie zu einer menschlichen DNA. Nicht nur, dass da das Problem ist dies wieder rückgängig zu machen, es kommt ein weiteres Problem dazu. T'Pril will eine Zeremonie für die Verlobung ihrer Tochter T'Pring mit Spock abhalten, doch dafür muss Spock vulkanische Disziplin aufbringen. Die Folge ist sehr amüsant, es gibt einiges zu lachen, aber auch das Thema Rassismus der vulkanischen Schwiegermutter wird ernsthaft behandelt.
Episode 6: Wo Worte fehlen 7,5 von 10 Punkten
Das ist einer der kleinen Episoden, die Star Trek so liebenswürdig macht. Uhura steht hier im Vordergrund und ihre Fähigkeiten als Sprachwissenschaftlerin sind hier gefragt. Nur ist die Sprache hier sehr vertrackt, entspricht sie nicht den menschlichen Erwartungen einer Sprache. Diese Sprache zu verstehen ist sehr interessant, weil die fremde Spezies Halluzinationen erzeugt, die als Allegorien gedeutet werden müssen. Dieser Ansatz hat sehr viel Charme und besonders das Zusammentreffen von Kirk, Spock und Uhura, als spätere legendäre Enterprise Crew krönt das Ende der Episode.
Episode 7: Tierisch tolle Sternenreisende 8 von 10 Punkten
Im ersten Moment dachte ich "Oooooh Nein, Lower Decks, ich wollte das vermeiden mir anzuschauen". Ich bleibe zwar dabei, dass ich es nicht schauen werden, aber das Zeitreise-Crossover von zwei Figuren, die wohl der Serie entstammen hat mir Spaß gemacht. Das liegt vor allem an den massenweisen Star Trek Referenzen. Warum ich "Lower Decks" nicht schaue liegt daran, wie man auch bei diesem komischen Zusammentreffen sehen kann, an der Überdrehtheit von "Low Decks". Diese alberne infantile Gerede und Getue die ganze Zeit finde ich nicht wirklich lustig und zum klassischen Star Trek passt es für mich einfach nicht. Trotzdem hat mich hier Jack Quaid, der Sohn von Dennis Quaid, köstlich amüsiert. Ich kannte ihn schon vor "The Boys".
Episode 8: Der Schlächter von J'Gal 8,5 von 10 Punkten
Dak'Reh, ein klingonischer Überläufer, wird auf der Enterprise aufgenommen. Er gilt als der legendäre Schlächter von J'Gal, der eine ganze adelige Familie von Klingonen hingerichtet hat. Als Botschafter der Föderation stellt er sich gegen sein eigenes Volk, indem er für den Frieden zwischen der Föderation und den Klingonen wirbt.
Gleichzeitig erfahren wir die Hintergründe von Dr. M'Bengas und Christine Chapels Einsatz beim Kampf um J'Gal. Die Folge reiht sich ein in die Riege an Klassikern, wie "Die Schlacht um Ajilon Prime", wenn gezeigt wird wie ein Kriegseinsatz sich auf die Psyche von Personen auswirkt. Für Doktor M'Benga ist der Einsatz aber nicht nur mit PTBS belastet, es wird auch deutlich, dass nicht Botschafter Dak'Reh der Schlächter von J'Gal ist, sondern M'Benga es war.
Hier wird außerdem die Frage thematisiert, ob Kriegsverbrecher, wie Dak'Reh glaubhaft geläutert sein können. Wenn man die Härte der Gräueltaten sieht, denkt man, dass diese Person psychopathisch sein müsste, um so etwas zu tun, weshalb die Läuterung in Zweifel gezogen wird. Auf mich erschien Dak'Reh tatsächlich wie jemand, der den Frieden will und nicht nur Asyl, kann man letztlich aber nicht sagen, ob er nicht in die Rolle hineingewachsen ist, nachdem er ohne ein Asyl bei der Föderation hätte gar nicht weiterleben können.
Mich hat überzeugt, dass er M'Benga überzeugen wollte, weil dieser Selbst ein Veteran ist und man gemeinsam hätte mehr erreichen können. Aber M'Benga glaubt Dak'Reh nicht und ermordet ihn. Damit ist die derzeit einzige Chance auf Frieden vertan worden.
Episode 9: Subraum Rhapsodie 7,5 von 10 Punkten
"I keeeep us connected yeaaaahaeeeehaaaeeee"
Haben Crew-Mitglieder bei "The Orville" gesungen hat man nun auch bei ST:SNW eine Folge eingeführt, bei dem nun alle Crew-Mitglieder und schließlich das ganze Schiff sowie die Klingonen mitsingen.
Dazu kommt es ganz unfreiwillig als Uhura und Spock eine natürlich gegebene Subraumfalte dazu nutzen wollen um die Subraum-Kommunikation im Quadranten zu verschnellern.
Im Prinzip habe ich dieses Experiment genossen, denn hier konnte SNW zeigen, dass es ganz anders ist. Alle Lieder der Musical-Komödie sind eigens komponierte Originalsongs und auf die Serie und ihre Charaktere zugeschnitten. Die musicalesken Songs, es gab auch einen RnB Song und Uhuras Song, haben mir allesamt gefallen, wobei ich schon sagen muss, dass man bei einigen Autotune heraushört. Ich gehe davon aus, dass nicht alle so gut singen können, wie es sich letztlich anhört. Aber manche Stimmen erschienen mir auch authentisch.
Episode 10: noch unbekannt
"Quo vadis, Aida?" zeigt einmal mehr die bürokratische und diplomatische Ohnmacht der UN-Blauhelme während der Balkankriege. Hier wird eines der wichtigsten Kapitel dieser Menschheitstragödie thematisiert, nämlich das Wirken von Ratko Mladić.
Der Film beginnt ohne große Vorrede mit der Erstürmung von Srebrenica durch die Serben. Wir sehen die Menschen fliehen in Richtung UN-Militärbasis. Srebrenica galt als UN-Schutzzone, aber Ratko Mladić hat das nicht abgehalten. Mit dabei ist der Vater und die zwei Söhne der Familie Selmanagic. Die Mutter Aida ist schon als Dolmetscherin auf der Basis als UN-Akkreditierte tätig. Die UN vor Ort lässt etwa 5000 Geflüchtete auf ihr Gelände, doch Zehntausende müssen vor dem Basis auf freiem Feld campieren. Aidas Familie wird nicht herangelassen, weil man eine Panik verhindern will.
Eigentlich hatte die UN schon ein Ultimatum für den Abzug der Serben aus den Schutzgebieten gestellt, sonst würde es Bombardements durch die NATO geben. Die Eroberung Srebrenica durch die Serben blieb jedoch ohne Folgen. Es dauert nicht lange, da steht Ratko Mladić mit Einheiten vor der UN-Militärbasis und zieht die UN-Blauhelme wie Stiere mit einem Ring durch die Nase durch den Ring. Er bietet in Verhandlungen an, dass man die bosnischen Flüchtlinge mit Bussen in bosnische Gebiet bringen würde und nennt es ein Zeichen des Friedens. Viele vermuten, dass nichts gutes dahinter ist, denn Frauen und Männer werden voneinander getrennt und Muslime werden besonders schlecht behandelt.
Der Zuschauer verfolgt das unheilschwangere Geschehen durch die Augen der Familie Selmanagic. Der Film reduziert sich hierbei selbst auf die Atmosphäre und klammert die direkte Beschau von Gewaltszenen aus. Damit erreicht man die emotionale Lage der Betroffenen stärker empathisch mitzufühlen. Wenn man wissen will, wie die Gewalt direkt ausgesehen hat und wie die etwa 8000 Bosniaken bei Massaker von Srebrenica getötet wurden, sollte man das wohl nachlesen. Selbst andere Filme haben das Ausmaß der Gewalt nicht zeigen können.
Ratko Mladić sitzt als Kriegsverbrecher in lebenslanger Haft und das Urteil wurde nach der Anfechtung auch in letzter Instanz bestätigt. Seine Verhaftung kam nur zustande, weil Serbien die Auslieferung zur Bedingung für die Aufnahme in die EU gemacht hat.
Mit "1923" spannt Taylor Sheridan zum ersten Mal einen größeren durchaus ambitionierten Erzählbogen.
Einer der Duttons war im Ersten Weltkrieg und wurde zum berühmten Helden. Er verbringt seine Zeit nicht in den USA, sondern als Großwildjäger in Afrika. Auch da wird er als Held gefeiert. Die Großwildjagd finde ich dann nicht mehr gerechtfertigt, wenn dadurch Tiere vom Aussterben bedroht sind. Hier geht es nur um Raubkatzen. Das Thema Elfenbeinstoßzähne und Massaker an Elefanten wird hier schön ausgespart. Schon bald erliegt er dem Charme einer ganz anderen Form von Raubkatze, eine selbstbewusste Frau, die jedes Abenteuer mit ihm bestehen will. Das ist schon eine abenteuerliche und dramatische Angelegenheit und führt weit weg von Montana und der Familie Dutton.
Die Familie Dutton hat mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie 100 Jahre später in der Hauptserie "Yellowstone". Das wirkt wie eine Blaupause und ich denke, das habe ich doch schon gesehen. Das andere Zeitalter, die goldenen Zwanziger, sind aber auch im Detail ganz anders von den ganzen Umständen. Es ist vor allem spannend zu sehen, welche Umbrüche die modernen gesellschaftlichen Entwicklungen und technischen Erfindungen nach Montana bringen. Die sichtlich gealterten Protagonisten Mutter und Vater Dutton, gespielt von Helen Mirren und Harrison Ford, erleben den gesellschaftlichen Wandel umso dramatischer. Es steht alles auf dem Spiel. Helen Mirren spielt so emotional mitreißend, unfassbar gut.
Ein weiterer Erzählstrang ist der des indigenen First Nation Mädchens Teonna Rainwater. Sie wird ihrem Stamm entrissen und muss auf eine katholische Umerziehungsschule, wo sie von Nonnen und Priestern misshandelt wird. Auch andere Mädchen erleiden dieses Schicksal. Nicht nur Misshandlungen, sondern auch grobe Missachtung der indigenen Kultur spielen eine Rolle. Wie zivilisiert ist der Mensch, der von sich behauptet zivilisiert zu sein und wie christlich ist der Mensch, der behauptet christlich zu sein. Indigene, die die Bibel kennenlernen und verstehen, stellen sich u.a. diese Fragen. Es ist grausam, was man diesen Menschen an Leid zugefügt hat, überall auf der Welt. In der Serie "Anne with an E" wurde das auch thematisiert, wenn auch nicht so grausam. Überhaupt legt dieser Erzählstrang die Messlatte für Grausamkeit in der Serie "1923" deutlich am höchsten.
Die Kombination von Afrika-Safari, Abenteuerreise und Schiffbruch und dem Wilden Westen ist auf jedenfall ein sehr aufwendiges Szenario, das alles bisher dagewesene der Dutton-Serie in den Schatten stellt.
Ich möchte gar nicht bewerten, welche Serie über die Familie Dutton jetzt besser ist. Ob "1883", "1923" oder "Yellowstone", ich mag alle gleich. Ich steige hier mit 8 Punkten ein und jetzt hängt es davon ab, wie sich die Story weiter entwickelt. Aber die Tendenz geht deutlich nach oben.
Eigentlich ist das ein englischer TV-Film, aber an original Schauplätzen gedreht. Selbst wenn die Optik etwas nach TV-Film aussieht, hat man das Gefühl bei englischen UN-Soldaten dabei zu sein. Für mich ist das einer der grausamsten Filme, die ich je gesehen habe. In den ersten 45 Minuten ahnt man noch nicht was auf einem zukommt, harmloses bürgerliches Leben in Groß Britannien wird gezeigt. Dann kommt der Abschied und wir sind direkt im Krisengebiet.
Patrouillenfahrten mit Schützenpanzern, das ist die Aufgabe der britischen Einheit. Immer wieder streifen sie die Kampfzonen zwischen Serben und Bosniern. Ethnischen Säuberungen schauen sie tatenlos zu, bis sie auf einmal in einen Häuserkampf verwickelt werden. Schon nach ein paar Tagen im Einsatz stirbt ein junger UN-Blauhelmsoldat. War es ein gezielter Schuss oder ein Abpraller? Der Zugführer der UN-Einheit vermutet ersteres.
Immer wieder werden sie von serbischen Truppen an Wachposten aufgehalten und verspottet. Ein britischer Soldat hat einen slawischen Namen, sofort wollen die Serben wissen, ob er Muslim ist oder christlicher Serbe. Überhaupt wird sehr schnell deutlich, dass es hier nicht um die Bosnier geht, sondern um die ethnische Säuberung der Gegend von Muslimen. Auch wenn bei manchen in Deutschland Muslime gar nicht so beliebt sind, muss ich hier sagen, dass bosnische Muslime eher westlich aufgeklärt sind, sehr moderat, im Gegensatz zu wahhabitischen Muslimen in Saudi Arabien. Aber das Thema Islam ist eine ganze andere Geschichte. Hier wollte ich nur darauf hinweisen, dass die bosnischen Muslime absolut kein Interesse an einem Krieg hatten.
Mit jedem Tag im Krisengebiet verschlimmert sich die Tragödie für die muslimische Bevölkerung und für die UN-Beobachter.
Ein Dorf hinter den Linien dient als Zufluchtsort für Geflüchtete Bosnier, doch die Serben rücken vor. Die UN-Einheit vor Ort glaubt, dass die Serben schon nicht angreifen werden, wenn sie ihr Lager mit den Geflüchteten zusammen aufschlagen. Aber das ist ein Irrtum. Bald schlagen die ersten Granaten ein. Ein Schauplatz weiter: Ein Lkw-Kies-Laster ist mit Toten und Halbtoten beladen, aus den Ritzen sickert das Blut. Für diese Ladung müssen die UN-Blauhelme auch noch einen Tauschhandel abschließen, um die getöteten Bosnier zurückzubekommen. Junge Frauen werden wie Vieh ausgesondert und auf spezielle Transport verladen, Männer an die Straßenlaternen gehängt und ganze Familien gelyncht. Eine Großfamilie wird im Keller des eigenen Hauses verbrannt. Die UN-Blauhelme kommen zu spät. Fast wie bei einer Dokumentation sehen wir die Aufnahmen aus dem Keller, im Closeup die verbrannten Leichen.
Hat sich der Film in seiner Fürchterlichkeit, die ganz unaufgeregt inszeniert ist, auf den Höhepunkt zubewegt, wird uns noch ein Verhör präsentiert, bei dem Kameraden gegen einen anderen aussagen soll, weil dieser die UN-Direktive der Neutralität verletzt hat, um ein Menschenleben zu retten.
Auch PTBS, die Posttraumatische Belastungsstörung wird hier thematisiert und das Problem, dass es in den 90er Jahren immer noch nicht ernst genommen wird. Die Folgen der PTBS werden hier so drastisch dargestellt, das auch dieser Aspekt ein Schlag in die Magengrube ist.
Deshalb kommt der Film auch auf meine Liste "Schläge in die Magengrube".
https://www.moviepilot.de/liste/schlag-in-die-magengrube-warnung-vor-seelischer-grausamkeit-ouroboros
Ich habe den Film auf YouTube entdeckt, auf Englisch in einer Qualität, besser als HD, digital remastered in 1440p! Amerikanisches Englisch finde ich leichter zu verstehen.
https://www.youtube.com/watch?v=mzbNLKMaf94
Es gibt ihn auch auf Deutsch, in zwei Teilen, aber die Qualität ist bescheiden.
Allerdings ist hier das besondere Schmankerl daran, dass davor noch eine Einführung von ARTE mit einem kleinen historischen Abriss kommt, wie es dazu kam.
https://youtu.be/wXHHfMJdnRA
https://youtu.be/he2Fdftslwo
Ich werde den Film auch noch mal schauen, weil ich ihn in solch einer guten Qualität noch nicht gesehen habe.
Auf "Alone" wurde ich aufmerksam, weil die bereits 5. Staffel auf netflix veröffentlicht wurde. Im Gegensatz zu Bear Grylls "Ausgesetzt in der Wildnis" oder "7 vs. Wild" und anderen Survival-Reality Serien kommt diese ganz spartanisch und größtenteils undramaturgisiert herüber.
10 Menschen werden in dieser Staffel in einer öden Landschaft der Mongolei ausgesetzt, dürfen 10 Gegenstände dabei haben und wer als letztes noch steht, der gewinnt eine nette Summe Geld. Das alles ist sehr unspektakulär, ohne dramatisierende Kommentare, höheren technischen Aufwand und effekthaschende Einspieler umgesetzt. Ein wenig spannende Hintergrundmusik wird schon manchmal eingespielt, aber hauptsächlich hört man die Natur und den Teilnehmern zu, die auch mal von ihrer Familie erzählen oder eben laut nachdenken, was ihnen durch den Kopf geht.
Die Kenntnisstände sind sehr unterschiedlich. Die Herangehensweise reicht von talentiert bis zu erprobt aber ungeschickt. Manche scheiden aber auch aus, weil ihnen Missgeschicke passieren, die jedem passieren können, aber in der Wildnis unverzeihlich sind. Jeder Kontakt mit der Außenwelt ist verboten, d. h. wenn ein Arzt selbst wegen eines Verbands eingreifen muss, ist man raus. So passiert es einer Teilnehmerin, dass der Angelhaken zurückschnellt und sich in ihre rechte Hand gräbt. Durch den Widerhaken, ist damit zu rechnen, dass Muskelgewebe beschädigt wird und es stark bluten könnte. Eine Impfung gegen Wundstarrkrampf ist eventuell auch nötig. Das passiert nach wenigen Tagen.
Die Natur in der Mongolei gibt nichts her an Obst und Gemüse und es wirklich wichtig verschiedene Jagdmethoden anzuwenden, das Fleisch zu räuchern, um genug zu essen zu haben, auch in der Vorbereitung auf den Winter. Ich sehe schon am Anfang, dass Leute es wohl genügt unter ihrem Tarp zu schlafen und weiß schon, dass das nicht genug sein wird, wenn der lange Winter kommt. Wasser ist genug da, ein klarer Gebirgsfluss ermöglich es unbelastetes Wasser zu trinken. Aber im Winter wird alles meterdick zugefroren sein. Auch für den Fall muss vorgesorgt werden.
Es ist interessant dabei zuzuschauen, wie Menschen unterschiedlich mit dieser schwierigen Situation umgehen. Ihren Kommentaren lauscht man im OT, die deutschen UT sind allerdings fehlerhaft. Aber mir gelingt es 80% so zu verstehen, der Rest macht halt der englische UT.
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Es gibt zig YouTuber, die ihre Survival-Erfahrungen dokumentieren, von denen man viel lernen kann. Das reicht von primitiven Bushcraft Skills über Wegelagerei, bis zum Luxus-Abhängen mit Vollausrüstung.
Einer der das ziemlich stilvoll ästhetisch rüberbringt und Luxus mit Naturskills verknüpft ist Nagualero. Mit dem Boot fährt er von Lager zu Lager und am Ende packt er Leinwand und Stafetten aus, um seine Camps in Öl zu malen.
https://www.youtube.com/@NagualeroArt
Primitive Skills, das hört sich an, als wäre das wenig intelligent und es könnten auch Primaten, aber die Skills sind unglaublich intelligent. Sie sind zwar auch einer niedrigen Stufe der Entwicklung, aber wenn man gesehen hat, wie jemand mit seinen eigenen Händen in einem Dschungel Werkzeug herstellt, einen Eisenschmelzofen baut, Eisen abbaut und es zu Stahl verarbeitet, dann sitzt man nur fassungslos da und stellt sich die Frage, wie man so etwas erfinden kann, das soviel Überlegung, Vorstufen und Vorarbeit braucht? Er beginnt mit einem Holzstock, baut dann einen Schmelzofen aus Lehm...
https://www.youtube.com/watch?v=u7wAJTGl2gc
Dass man ältere Menschen verjüngen könnte, in denen man ihnen, wohl mittels Gentechnik, Körpersubstanzen zuführt, die man zuvor jüngeren Menschen entzogen hat, die dann schneller altern, in wenigen Tagen um 40 Jahre.
Das kommt mir ein wenig unwahrscheinlich vor. Andererseits gibt es keine echten wissenschaftlichen Ansätze dafür, weil es sowas einfach (noch) nicht gibt, so dass man diese Arbeitshypothese als Achillesverse der Erzählung einfach hinnehmen muss, wenn man Schlüsse daraus ziehen will.
Das Konzept der Lebensuhr und ihrer Verlängerung oder Verkürzung hat man schon in "In Time" mit Justin Timberlake und Amanda Seyfried sehen können. "Die Insel" oder "Alles was wir geben mussten" haben das Thema behandelt, wie menschliche Klone zum Ersatzteillager für Kunden werden. Rechte hatten die menschlichen Klone keine.
"Paradise" verfolgt einen anderen Ansatz und ist wesentlich gehaltvoller als "In Time", aber weniger actionreich als "Die Insel". In "Paradise" ist es tatsächlich möglich über genetische Therapie Menschen zu verjüngen. Die Alterung anzuhalten ist noch nicht gelungen. Über die Technik in "Paradise" kann man streiten, aber das Altern aufzuhalten und Menschen zu verjüngen wird kommen.
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Einige Gedanken außerhalb des Films
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Es gibt einige Lebewesen auf der Erde, die zwar eine andere DNS haben, aber basiert sie auf den gleichen vier Basenpaaren wie die der Hominiden, doch diese Lebewesen können ganze Körperteile nachwachsen lassen. Dazu gehört der Axolottl oder Kraken. Wenn es ein Programm in DNS gibt bei irgendeinen Lebewesen auf der Erde, bei welchem der Code sowas erlaubt, dann ist es theoretisch auch möglich diesen Code in der menschlichen DNS zu integrieren. Das ist verboten und der Nachbau gelingt wohl noch nicht.
Dann gibt es wohl einen genetischen Schalter in der menschlichen DNS, der bei jedem Menschen einen Zeitpunkt festlegt, an dem sein Körper bei diesem Wartungsprozess anfängt zunächst langsamer und dann immer weniger Zellen durch neue zu ersetzen, bis der Prozess völlig eingestellt ist und man in seine Einzelteile zerfällt und stirbt. Theoretisch könnte dieser Wartungsprozess ewig so weitermachen und man würde immer jung bleiben, würde man diesen Schalter umlegen. Dafür müsste man ihn aber erst einmal finden. Lebewesen mit Verjüngung von Körpergliedern sind eine Möglichkeit dem Code auf die Spur zu kommen.
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Sich also mit den gesellschaftlichen Folgen so einer bio-technischen Revolution im Voraus zu beschäftigen, ist also durchaus sinnvoll.
"Paradise" habe ich unter dem Label "deutscher Film" vorsichtig begonnen und schon die ersten Sekunden und Minuten zeigen, dass hier etwas grundlegend anders ist, als man so von deutschen Filmen gewohnt ist. Der Farbfilter entspricht den internationalen Kinoansprüchen, verschiedene Orte und Szenen werden auch hintergrundmäßig heller oder dunkler, lebendiger oder öder gestaltet, zum Beispiel vom Wechsel in der Stadt, über die Landstraßen in die Natur. Besonders auffällig sind die Kulissen. Das architektonische Design ist innen wie außen sowohl futuristisch als auch ästhetisch genial. Die Kulissen - natürlich viel CGI - zeigen ein Berlin in 15-20 Jahren, das nicht amerikanisch futuristisch aussieht, sondern erkennbar noch einen deutschen Stil hat. Man hat also nicht einfach irgendwelche hyperfuturistische Kulissen erzeugt, sondern genau gewusst was man tut.
Eher im ersten Drittel gibt es massive Meinungs-Debatten zwischen den Akteuren, so dass mancher sich davon schon gestört fühlt und sagen wird: "Normale Menschen reden so nicht." Doch, ich würde schon sagen, dass es Milieus gibt, in denen eben soviel anspruchsvolles geredet wird. Mir hat es gefallen. Philosophische Dialoge sind es allerdings auch nicht. So wir das intellektuelle Niveau auch nicht überstrapaziert. Immer wieder werden später kurze moralische Einwürfe gemacht, wird das aber dadurch weniger, da "Paradise" systemische Gewalt in einem kaum regulierten Kapitalismus darstellt, Menschen flüchten müssen und die gewalttätigen Auseinandersetzungen zunehmen. Die Flucht macht den größten Teil der Erzählung aus und Action übernimmt die Führung.
"Paradise" könnte eine Folge von "Black Mirror" sein, aber dafür fehlt ein wenig der makabre-satirische Stil bzw. schwarzer Humor, der sowieso den beiden letzten Staffeln von BM auch deutlich abgängig wurde.
Diese deutsche Produktion setzt Maßstäbe in der audiovisuellen Inszenierung, was Kulissen und Schauspiel betrifft. Die Kulissen sind nicht nur zahlreich, sondern auch, jene ohne CGI sind, äußerst interessant gewählt. Der Handlung verweilt nicht in Berlin, sie geht aus Deutschland heraus, ein deutliches Plus im Erleben.
Iris Berben als Sophie Theißen glänzt hier international, genauso wie ihre Schergen Kaya aka Lorna Ishema und Victor aka Numan Acar. Letzter erinnert mich eigentlich an den netten Türken bei mir gegenüber im Spätkauf. Die Serie überzieht mit ihren ethischen Aspekten und Debatten aber auch ein wenig den international niedrigeren moralischen Anspruch an die meisten Sci-Fi Produktionen, aber das empfinde ich nicht als Negativaspekt.
Die Teenieserie beginnt mit High School Partys und Dance Klassikern aus den 90ern, die auch heute noch auf jeder Party laufen.
Doch ein paar aktuelle Stücke hätten echt gut getan, handelt es sich hier doch um eine Erzählung, die in die ganz nahe Zukunft schaut und auch eine "Black Mirror" Story sein könnte, eben nur in Miniserienform.
Aufgebläht finde ich da nichts, außer man interessiert sich nicht für die Teenie-Biografien und Teenie-Probleme. So hart sozial-kritisch ist es aber nicht, es ist aber auch nicht wirklich oberflächlich, werden die Themen Scheidung, Tod, Mobbing, Grooming und Social Media, aber auch positives, wie neue Freundschaften und Zusammenhalt thematisiert. In jedem Fall, fand ich das Geschehen umso interessanter und spannender als die letzte "Black Mirror" Staffel im Gesamten. Die eine gute erste Folge der letzten Staffel von BM kann natürlich hier nicht mit einer Miniserien mithalten, wo eine ganze Gruppe von Schauspielern über die Zeit eine tiefere Vertrautheit erzeugen kann.
Was am Anfang wirkt wie "Scream" mit App oder andere Vertreter des gepflegten digital vorangekündigten Ablebens, entpuppt sich als anspruchsvoller als gedacht und die Serie bekommt schon in der 4. Episode einen neuen Drive und in der 6. Episode noch mal einen mächtigen Schwung, so dass ich bis zum Ende das Gefühl habe, dass hier eine russische Matroschka nach der anderen ausgepackt wird. Man kann davon ausgehen, dass sobald es langweilig zu werden scheint, plötzlich ein neues Kapitel aufgeschlagen wird, bis das Ende wieder zum Anfang zurückführt.
Ich würde sagen, dass das hier einer der besseren Teenie-Tech-Psycho-Thriller ist, der aber locker noch von einem 12-jährigen Publikum angesehen werden kann und sollte. Die eindringliche Warnung bzw. Message dieser Serie schüchtert junge Teenager sicher ein.
Die ü30 Fraktion gibt sich das eher nicht, es sei denn sie arbeiten mit Jugendlichen. Wer von älterer Generation über zu wenig Wissen verfügt, was so möglich ist mit dem Missbrauch von Smartphones, der kann sich hier einen Schauer abholen, beim Blick in den Dunklen Spiegel.
Kiefer Sutherland in der Rolle von Kevin Bacon, wie sehr hatte ich mir diesen Joke mal gewünscht, aber das ist hier die Retourkutsche für Weiße, die sich die Gesichter von Schwarzen nicht merken können, wie Weißbrote, die Jules in "Pulp Fiction" für Denzel Washington halten.
Ganz viel Aufwand musste man für die Binnenstory nicht betreiben. Ein paar abgewrackte Häuser, Shops und ein Motel und das kriminelle Setting ist vollständig, wäre da nicht noch eine metafiktionale Ästhetik. Vielleicht hat es was mit der Kaltfront zu tun oder ist das nur ein Mikroblizzard in der Schneekugel. Doch da will ich echt nix verraten, weil das Trio aus Drogendealer, Zuhälter und Nutte ganz amüsant zu Werke geht.
Blacksploitation ist nicht so mein Ding, aber in dem 70er Setting komme ich damit gut klar.
Crazy ist der Film schon und mit einem erworbenen canabinoiden neuronalen Netzwerk, entdeckt man wohl eine tiefere Logik in dieser gesellschaftskritischen Posse. Wer hier Logiklücken findet, der hat nicht genug nepalesische Kräuter inhaliert. Der sollte sich den Ärger ersparen und die Profis ranlassen. Ich suche jedenfalls immer noch nach hintersinnigen Botschaften und mehrdeutigen Assoziationen, habe ich aber auch einen Platz im Gehirn dafür eingerichtet, der unbegrenzt ist, wie das All.
Achtung, ihr kommt vielleicht drauf, aber nicht dahinter!
Der Beginn ist sehr aufregend und schließt nahtlos an die Nazi-Jagden bei "Der letzte Kreuzzug" an. Er ist zwar nicht besser als der Vorgenannte, aber mir hat er besser gefallen als die Teile 1 und 2.
Der furiose Beginn ist actionreich inszeniert. Und weil ich Actionfilme eher selten schaue, haben mich die neuen computergestützten Kamerafahren extremst krass abgeholt. Ich finde, dass Actionfilme heute mittlerweile damit überladen sind. Hier war es angenehm.
Gefallen hat mir auch der Deep-Fake von Harrison Ford, der ihn 30 Jahre jünger aussehen lässt. Erst als es mir gewahr wurde und ich genau hingeschaut habe ist mir ein Deep-Fake typischer Frame aufgefallen. Ich hatte genug Zeit darüber nachzudenken, wie ich das finde, bis man den aktuellen Harrison Ford sah, der jedoch auch ein wenig getuned wurde. In der Hafenkneipe sieht man wie seine linke Hand tattrig zittert, was natürlich nicht zu seinen sportlichen Einlagen passt. Auch hier hat man ein bisschen nachgeholfen um den Senior rüstig wirken zu lassen. Aber das ist nur meine Annahme, denn die Illusion war perfekt.
Sehr amüsiert hat mich das Rennen mit den kleinen Autos, durch die Gassen von Tanger, aber wirklich freie Lacher gab es von dem Dutzend Leuten im Kino nicht, nur 4-5 angestrengte soziale Lacher. Langeweile hatte ich zu keinem Zeitpunkt.
Ein visueller Höhepunkt nach dem anderen war geboten. New York in den 60er Jahren, ein Genuss, auch die Verfolgungsjagd durch die Straßenparade für die Mondlandung. Die Straßen sind gesäumt voller Menschen, man hat den Eindruck Hunderttausende stehen am Straßenrand, mit Konfetti und Glitter, Stars and Stripes. Gefallen haben mir die pseudo-archelogischen Bauten, Ornamente und Kunstwerke, aber bei der Höhlenexpedition hätte ich mir längere und spannende Momente gewünscht mit mehr Hindernissen und Fallen, mehr Abenteuer. Und dann ist da noch der Moment der Schlacht von Syrakus. Die 4k Qualität im Kino wurde zu etwa 90% ausgereizt, nur beim Anflug auf das antike Syrakus konnte man die Ortschaften nicht wirklich so gut erkennen. Aber dafür ist man plötzlich im Setting des antiken römischen Reiches und Archimedes steht leibhaftig vor einem.
Okay, man merkt ich habe den Fiktionsvertrag unterschrieben, die technischen Details und logischen Inkonsistenzen sind mir völlig Schnuppe. Den letzten "Indiana Jones" mit den Kristallschädeln habe ich nur so nebenbei geschaut, doch beim "Rad des Schicksals" hat es sich gelohnt ihn anzuschauen.
Wenn man solche Filme macht, habe ich auch nichts dagegen, wenn man Deep-Fake-Indiana-Jones noch ein paar weitere Teile spendiert.
"Medieval" bietet Licht und Schatten im doppelten Sinne.
Ganz angetan war ich vom historischen Hintergrundsetting, den Hussitenkriegen, König Wenzel und König Sigismund. Leider krankt es an der Story und Dramaturgie, die so schlecht und durcheinander ist, dass es wirklich B-Movie-Charakter hat. Das ist leider sehr traurig und ruiniert den Film.
Dagegen steht aber eine mittelalterliche Ausstattung und Szenerie, welche durch eine hervorragende Bildgestaltung ins Auge fällt, wären da nicht viel trübe und viel zu dunkle Passagen, bei welchen man kaum etwas erkennt. Die Beleuchtung ist in mindestens der Hälfte der Szenen bedauerlich schlecht geraten. Ein paar wundervolle Panoramen hat Böhmen zu bieten, kenne ich einige schon aus dem Computerspiel "Kingdom Come Deliverance". Daran hat man sich ein wenig orientiert, so wie es mir scheint.
Hingegen sind viele Kampfszenen und Scharmützel vom Schnitt, der Bebilderung und vom taktischen Vorgehen gut geraten. Man zeigt nicht jedes zerschmetterte Glied oder abgetrennten Kopf inflationär, was mir von der Quantität zusagt, aber wenn es gezeigt wird, dann mit Schmackes, also äußerst brutal. Aber auch hier verdirbt eine mangelhafte Beleuchtung oft den Spaß am Zuschauen.
Überraschend gut wirkt hier Til Schweiger, als Ritter Heinrich III. von Rosenberg. Er sieht wirklich stattlich aus wie ein Ritter, ist er auch ein gutaussehender Typ. Durch seine stupide Gesichtsmimik kam das bloß nie zur Geltung. Deshalb bin ich um so doller überrascht, wie er hier mit notwendigem Ernst in Mimik und Gestik auftritt. Zu gute kommt der Figur von Rosenberg allerdings auch, dass man Schweigers Quäks-Stimme und sein Nuscheln kurzerhand durch eine ansprechende Synchronstimme ersetzt hat. Soviel Gescheites hat er aber auch nicht zu sagen.
Die Schauspieler sind Profis und gefallen mir gut in ihren Rollen, bis auf Sophie Lowe, welche Herzogin Katherine, die Nichte des französischen Königs, spielt. Mir gefällt sie einfach nicht, gehe ich jedoch davon aus, dass sie eine gute Charakterdarstellerin wäre, die hier bloß wegen der versemmelten Erzählung nicht zur Geltung kommt.
Am Ende wundert es mich, dass man Jan Žižka im Abspann so viele Zeilen würdigt, während die Erzählung des Films einen völlig belanglosen Nebenschauplatz zeigt. Die letzten Szenen kündigen dann das wahre Historien-Epos an, was nur mehr Frust erzeugt, weil die Kluft zwischen dem Gebotenen und dem was man eigentlich hätte sehen sollen größer nicht sein kann.
Der Geist ist zu spüren, aber die Umsetzung ist inhaltlich oberflächlich und belanglos.
Die Spezies, die man langläufig "Mensch" nennt, ist die letzte Hominiden-Spezies, die kein Affe ist.
Das ist insofern bemerkenswert, wenn man sich klarmacht, dass es auf andere Spezies übertragen bedeuten würden, dass es z. B. nur noch eine Arachnidenart gäbe, wie die Kreuzspinne oder nur noch einen Caniden-Art wie den Schäferhund. Bei den Caniden muss man dazu sagen, dass die meisten durch Zucht entstanden ist, die der Mensch vorgenommen hat. Aber es soll nur als Beispiel dienen, um zu verstehen was bei den Hominiden passiert ist.
Deshalb gibt es heute im biologischen Sinn nur noch eine Menschenrasse: den Homo Sapiens. Alle anderen Hominiden-Spezies sind in ihrer reinrassigen Form ausgestorben.
Deshalb hat die Abstammungslehre in den letzten Jahrzehnten einen kleinen Wandel durchgemacht. Man musste einsehen, dass der Mensch am Anfang niemals ein Affe war, der sich über den Homo Erectus oder Homo Neanderthalensis zum Homo Sapiens entwickelt hätte. Es handelt sich um unterschiedliche Hominiden-Rassen. Es gab natürlich genetische Veränderungen innerhalb einer Spezies (verwende ich lieber als Rasse), aber sie sind eben nicht so drastisch. Es ist viel mehr so, dass es in der Frühzeit der Zweibeiner viele Hominiden-Spezies gab, die miteinander konkurrierten und sich manchmal vermischten, in sofern es Spezies übergreifend glückte. Homo Sapiens und Gorilla könnten wohl keine lebenden Nachkommen zeugen. Der Homo Sapiens ist genetisch zwar hauptsächlich Homo Sapiens, aber es stecken auch genetische Eigenschaften des Neandertalers oder anderer Hominiden in uns, die offensichtlich eingekreuzt wurden.
Diese Dokumentation ist spektakulär. Allerdings braucht man meines Erachtens Grundkenntnisse der Anthropologie und Paläoanthropologie. Im Team sind zwar Archäologen und Paläontologen am Werk, doch werden auch Anthropologen hier gut integriert. Eigentlich sind die einen Naturwissenschaftler und die anderen Kultur/Geisteswissenschaftler, weshalb vorallem Archäologen oft den Kopf schütteln darüber, was Anthropologen so alles in die Funde hineinfantasieren. Die kulturelle Interpretation von archäologischen Funden ist eher Anthropologen vorbehalten, während die Ausgrabung, Zusammensetzung, Kartierung und physikalische Alternsanalyse eher die Arbeit der Archäologen und Paläontologen ist. Zu deuten was die Funde bedeuten gehört nicht zum wissenschaftlichen Instrumentarium von Naturwissenschaftlern. Es ist schon viel Spekulation dabei, aber es gibt evolutionäre Konstanten im Verhalten der Hominiden, aus welchen sich erkennen lässt, dass wohl genetische Gemeinsamkeiten ähnliches Denken und Verhalten bewirken. Das arbeitet die Dokumentation sehr gut aus.
Was die Dokumentation also so spektakulär macht, ist die Frage, ob es schon vor dem Homo-Sapiens intelligente und spirituelle Hominiden gab. Manche werden wütend sagen, dass Intelligenz und Religion nichts gemeinsam haben, aber beide zusammen sind deutliche Indikatoren für ein abstraktes Denken, welches Tiere nicht zu eigen ist. Spiritualität ist dem Homo Sapiens zu eigen und es ist seine Triebfeder dazu die Welt zu gestalten und zu beherrschen. Bisher ist man ein paar zehntausend Jahre zurückgegangen, um den Homo Sapiens als den spirituellen Hominiden zu definieren, während man beim Neandertaler schon Zweifel hatte. Erkennbar ist Spiritualität durch Bräuche und Riten.
Bisher ist man nicht davon ausgegangen, dass Spiritualität bei Hominiden nicht vor 10.000 Jahren entwickelt ist, Kunst nicht älter als 36.000 Jahre, deshalb ist es absolut spektakulär, dass man eine 250.000 Jahre alte Hominiden-Spezies fand: den Homo Naledi.
Der absolute Wahnsinn ist, dass man Begräbnisriten nachweisen konnte, was man bisher nur Neandertalern und Homo Sapiens zuschrieb und es konnte so gar eine Grabbeigabe gefunden werden. Bei dieser Grabbeigabe handelt es sich um einen Stift für Felsritzungen. Die Felsritzungen sind simpel, aber sie bilden ein Muster ab. Dieses Muster hat man auch bei einfachen Werken von Neandertalern und Homo Sapiensis gefunden. Die Ähnlichkeit ist bemerkenswert. Wenn man bedenkt, dass der Homo Naledi eher wie eine Mischung aus Affe und Mensch ausgesehen hat und sein Gehirn etwa so so groß wie eine Orange war, dann ist seine Existenz eine ganz einzigartige.
Es ist kein Wunder, dass man diesen Hominid in Afrika ausgegraben hat, wo man den Ursprung der meisten Hominiden vermutet, bevor einige von ihnen über die arabische Halbinsel in das heutige Indien gewandert sind. Es gibt wohl noch viele weitere Hominiden, wie eingangs erwähnt, die ausgestorben sind und mit einem kleinen Beitrag am heutigen Genpool des Homo Sapiens teilhaben. Das alles lässt den Schluss zu, dass es nicht die letzte Hominiden-Spezies sein wird. Es wird viele weitere geben.
Ich fand die Doku sehr aufschlussreich und spannen. Sie hat ein Update verpasst für mein anthropologisches Interessensgebiet. Aber ich würde den meisten abraten sich das ohne Grundkenntnisse anzuschauen. Das ist keine Doku über Pharaonengräber. Hier findet man nur noch Knochensplitter und zwei drei Striche überkreuz in Stein geritzt zählen als Kunstwerk.
Schließe mich meinen Vorrednern an. Der Beginn ist okay, aber dann wird es zunehmend langweilig. Die Low-Budget-Lost-Places-Szenerie weiß am Anfang zu gefallen und auch die Kammerspiel artige Inszenierung. Die Schauspieler sind keine Laien und technisch ist der Film in Ordnung. Aber die Story flacht ab und die Dialoge sind völlig uninteressant. Sie haben weder Tiefe noch Relevanz.
Und wenn die ganzen Kontinente aufgrund des Meeresspiegel-Anstiegs verschwunden sind, warum ragen nicht der Himalaja und anderen hohe Gebirge zuerst aus dem Meer als Inseln hervor? Die Erde kann also nicht Grundlage dafür gewesen sein oder man hat es nicht bedacht.
Bei diesem psychologischen bzw. freud'schen Horrorfilm wurde sehr viel Wert darauf gelegt gesellschaftskritische Aspekte darzustellen, wie etwa der Druck der Masse, teilweise religiös inspiriert, den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen.
Was sehr interessant klingt, mag für Menschen unzugänglich sein, die es nicht interessiert, wie es Frauen geht, die eigentlich keine Kinder wollen, aber von allen Seiten dazu auf unterschiedliche Weise gedrängt werden.
Wie kann man keine Kinder haben wollen?
Wie kann man nicht die Liebe eigener Kinder spüren wollen?
Wie kann man nicht wollen, dass das Familienerbe weiter transportiert wird?
Wie kann man nicht wollen die Gottesgabe zu nutzen und Kinder nach seinem Ebenbild zu erschaffen?
Wie kann man nicht wollen, was selbstverständlich ist?
Wie kann man nicht die Erhaltung der Rasse wollen?
Die letzte Frage soll nicht missverstanden werden, denn ich habe alle diese Fragen nicht aufgeworfen, sondern es tut der Film.
Eine Architektin kurz vor ihrem 40. Lebensjahr wird von ihren Freundinnen, ihrem Mann und von ihrem Vater unter Druck gesetzt. Es ist ihr jüdischer Vater, der doch meint, dass es "nur noch wenige von uns" gebe, die jüdischer Abstammung seien.
Ich stellte mir hier die Frage, was ich wohl sagen würde, wenn ich eine Frau wäre und mein Vater würde mir sagen, dass ich Kinder kriegen solle, damit die germanische Abstammungsgruppe nicht erlischt. Wäre das nicht tendenziell rassistisch?
Mir ist das schlichtweg egal, weil ich die Gesellschaft um mich herum nicht als eine Rassengesellschaft sehe, sondern eine multi-ethnische globalisierte Gesellschaft erlebe. Aber auch keine der anderen Fragen würde mich überzeugen, obwohl ich eigenen Kindern nicht abgeneigt bin. Und weil ich ein Mann bin, kann ich die Frage letztlich nicht beantworten, denn eine Schwangerschaft ist mit hohen Risiken verbunden und hinterlässt bei den meisten Frauen individuell mehr oder weniger starke Spuren. Es kann sie für ihr Leben zeichnen, es kann ihre Lebensziele gefährden. Also kann auch keine Frau für eine andere diese Entscheidung treffen.
Bei all dem Druck, den die Protagonistin von der Gesellschaft erlebt, genießt sie ihr Leben, welches in einem Tagtraum sehr gut dargestellt wird. Sie ist eine kreative Frau mit viel Ego, sie ist eine sinnliche Schöpferin und sie genießt ihr Leben mit den Dingen, die sie mag. Unter anderem teil sie mit ihrem Mann ihre gemeinsame innige Liebe. Dieser Tagtraum ist kurz und prägnant wie ein Werbefilm, kommt er wohl tief aus der Seele der Protagonistin und vielleicht überzeugt er ja Zuschauer davon, die Perspektive mal zu wechseln.
Doch aufgrund des gesellschaftlichen Drucks stellt die Protagonistin sich die Frage, warum sie absolut keine Lust darauf hat Kinder zu bekommen, obwohl ihre biologische Uhr schon tickt und sie eigentlich nervös werden müsste. Sie beratschlagt ihre Frauenärztin, die darauf meint, dass es eben nur eine psychische Sache wäre und die biologische Uhr repariert werden müsse. Es gäbe da aber eine experimentelle Studie, bei der man diese biologische Uhr wieder reparieren könne bzw. forsche man daran mit Erfolgen. Also lässt sich sie darauf ein.
Bei der Studie kann man deutlich sagen, dass es vom Prinzip eher einer "Konversionstherapie" gleicht und dass die Mittel nicht ganz so ernst zu nehmen sind.
Was die Exposition betrifft, ist für mich dieser Film schon sehr hoch zu bewerten, weil ich das gesellschaftskritische Anliegen seht wichtig und aktuell finde, beim dem es darum geht, dass Frauen nicht zu Geburtsmaschinen degradiert werden, sondern frei entscheiden können, ob sie für ihre Erfüllung Kinder wollen oder einen anderen Lebensweg beschreiten wollen, um ihre Träume zu erfüllen.
Schauspielerisch ist der Film auf Standard-Niveau. Die Ausstattung erinnert eher an eine "Black Mirror" Folge, hätte es erzähltechnisch auch so eine BM-Episode sein können. Der Horror benutzt altbekannte Elemente, wie ein bedrohliches Phänomen in Lauerstellung. Realität und Fiktion wechseln fließend, wir nehmen alles aus der Sicht der Protagonistin wahr, wie bei Freud'schem Humor üblich. Das Muster des Freud'schen Horrors kommt in vielen Filmen vor und ist nichts neues, aber das Genre wird so eben standardmäßig umgesetzt. Zwei drei Twists zum Ende hintereinander waren sehr gut, aber der Abgang in der letzten Minute hat mich nicht so überzeugt, also weder positiv noch negativ. Ich konnte einfach das letzte Bild mit deuten mit der Amphibie auf dem Stein.
Aber der Film hat für mich noch eine längere Nachwirkzeit, wie man an diesem Kommentar sieht, der 3-4 Stunden danach entstanden ist. Der Teil, wo es um die gesellschaftskritischen Aspekte geht, der ist inhaltlich und erzählerisch einfach exzellent gemacht und hat auch eine aktuelle und ernste Relevanz, während der zweite Teil des Films eher auf den Horror ausgelegt ist und da eher geradeso noch als gut scheint.
Doch habe ich nun noch einen Aspekt beim Horror entdeckt, der mich dazu bringt den Film noch um 0,5 höher höher zu werten. Die technischen Kategorien lassen leider nicht mehr zu.
Ich begründe nun 7,5 Punkte.
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Mir wird erst später klar, wie das mit der Großmutter einzuordnen ist. Die Großmutter ist ja das Horror-Phänomen, das die Protagonistin quält. Das liegt daran, dass der Vater seiner Tochter genau dieses Foto wohl schon ein halbes Leben lang zeigt. Der Vater ist selbst traumatisiert, denn es ist ja seine Mutter. Dieses Trauma trägt er an seine Tochter weiter. Er nutzt es sogar als Druckmittel, dass die Großmutter nicht dafür überlebt hat, dass ihre Enkelin jetzt die Stammlinie aussterben lässt.
Für mich als Deutschen war es gerade doppelt schwierig hier die Perspektive zu wechseln, denn es wäre schon ziemlich makaber, wenn ich zur Protagonisten sagen würde "Hey Mädel, was interessiert dich deine Holocaust-Großmutter, vergiss das alles, das belastet dich nur."
Ich bin jemand der findet, dass der Holocaust als größtes und mächtigstes Mahnmal der Menschheitsgeschichte dienen sollte, damit es nicht wieder passiert.
Deshalb kann ich nicht derjenige sein, der der Protagonisten vorschlägt, das alles zu vergessen.
Aber ich kann es jetzt gut nachvollziehen, dass sie ihr Gewissen plagt, ob sie der Großmutter nicht wirklich etwas schuldig ist. Der Freud'sche Horror besteht also darin, dass der verdrängte Zweifel zur Erscheinung des Horror-Phänomens "Großmutter" führt, die sie dazu zwingen will den Pfad zugehen eine Nachfolgerin oder Nachfolger zu gebären.
Ich kann mir gut vorstellen, dass so eine Problematik in der Realität schon vorgekommen ist, also biografisch sein kann. Umso größer finde ich die Leistung diesen Aspekt in einem Kaleidoskop der Gesellschaftskritik um das Thema "Frauen als Gebärmaschine" einzupflegen.
Ein "Black Mirror" Klon aus Deutschland hat man versprochen und ja es gibt sogar zwei Folgen, die sich ernsthaft mit den Auswirkungen neuer Technologien beschäftigen.
Die erste Episode war allerdings so schwach, dass ich schon gar nicht mehr weiterschauen wollte: 4,5 Punkte. Aber es waren nur 20 Minuten, also schaute ich doch in die zweite Episode. Eine Steigerung war zu sehen auf 5,5 Punkte, also schaute ich noch eine dritte Episode. Allerdings spielt hier Technologie keine Rolle, sondern es war eher Psychohorror, aber ich gebe trotzdem 5,5 Punkte. Hier zeichnet sich aber schon ab, dass es insgesamt 3 Doppelfolgen sind, die im gleichen Universum spielen. Auch die letzten beiden Doppelfolgen kommen auf 5,5 Punkte, hat man hier das Thema VR-Gaming und Verschwörungserzählungen, wobei das nicht so tief geht.
Verpasst hat man hier wirklich nichts, wenn man sich das erst gar nicht anschaut, außer der Demonstration eines Versuches "Black Mirror" zu kopieren.
Immerhin ist das Schauspiel TV-Film-Standard. Es gibt ein paar spannende Szenen, die man so nicht kennt von TV-Filmen in Deutschland, aber die sind im internationalen Vergleich einfach unterstes Niveau. Eigentlich geht das Intro mit dem Titelsong voll in Ordnung. Da habe ich letztens doch einen interessanteren deutschen Sci-Fi TV-Film auf ZDF gesehen "KI - Die letzte Erfindung". Dem habe ich 7 Punkte gegeben.
https://www.moviepilot.de/movies/ki-die-letzte-erfindung
zu sehen hier:
https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/211106-ki-die-letzte-erfindung-100.html#:~:text=Tom%20liebt%20seine%20Frau%2C%20seine,f%C3%BCr%20ihn%20eine%20Welt%20zusammen.
Derzeit blüht das Black-Horror-Genre auf. Jordan Peele hat dazu wohl den Anstoß gegeben mit "Get Out". Genossen habe ich so auch "Antebellum", "His House" oder "Master". Es ist dann kein Wunder, dass wohl dann auch noch ein Migranten-Horror-Film folgen wird, wie "American Carnage".
Zu Beginn ist der Film innovativ, kreativ, sprüht vor Charme und malt den politischen Aberwitz an die Wand, etwa dass die USA einen Präsidenten wählt der noch rassistischer ist. Kurzerhand erteilt dieser einen Executive Order um alle illegalen Migranten, sowie deren in den USA geborenen Kindern auszuweisen. Häuser werden gestürmt. Die Transporte führen in Lager, die Guantánamo in nichts nachstehen.
Doch es gibt eine Möglichkeit einen Deal zu machen. Wer sich bereit erklärt in einem Altersheim Senioren zu begleiten, hat die Möglichkeit zu bleiben. Der Job erscheint auch am Anfang spitzenmäßig. Man könnte sagen, dass der Film hier gut zeigt, dass man Menschen so etwas auch Zumuten kann, damit sie sehen wie Altenpflege funktioniert, inklusive den inhumanen Zuständen in manchen Einrichtungen.
Doch das ist schon alles sehr oberflächlich. Schnell kündigt sich an, dass etwas nicht stimmt. Es gibt interessante Horrormomente, bei welchen man versucht witzig zu sein, doch dann wird der Gipfel der Oberflächlichkeit erreicht. Es ist weder neu, noch besonders interessant und dann auch zum Glück schnell zu Ende.
Mich hat gestört, dass der Film eine wichtige und gute politische Botschaft miserabel verkauft.
Es ist der Sommer 2003 und noch keine Ferien in Sicht. Lukas darf das Schulgelände nicht betreten. Die Security weist ihn ab, weil er den Schülerausweis verloren hat. Da trifft er auch seine anderen Kumpels beim Blaumachen.
Lukas, Gino, Julius und Sanchez sind Teenies, kurz vor dem Volljährigkeit und so selbstverständlich Multikulti tolerant, wie man nur sein kann. Mit teeniehaftem Leichtsinn streifen sie gemeinsam durch die Vorstadt Berlins. Sie kratzen all ihr Indianergeld zusammen, um bei Cem einen Zehner Piece zu kaufen. Auf dem Weg dorthin, kommen sie zu einem Park, wo sie mit den Arabern Stress bekommen. Julius, der stereotype deutsche Blondie hat seine Fresse zu groß aufgerissen. Lukas wollte schnell vorbei, hatte Julius gewarnt. Vermutlich kriegt man trotzdem eins auf die Fresse, gerade wenn man wie ein Opfer abhaut. Die Teenie-Kumpels sind ziemlich naiv und hatten bisher Glück. Als Julius Cem mit seinen Türken gegen die Araber aufbringt, gibt es eine wüste Massenschlägerei von zwei Jugendbanden und daraus ergibt sich ein Rattenschwanz aus Problemen und Zuspitzungen.
Da ich eher im Umland der Großstadt aufgewachsen bin, kam ich erst in die Stadt, als ich schon volljährig war, aber ich war nicht weniger naiv. Hatte ich aber mehr Glück nicht zwischen die Fronten von rivalisierenden Jugendbanden zu geraten, wenn ich Peace peilte. Aber oft genug sah ich die Fronten und verschwand immer rechtzeitig. Es ist aber nicht so, als wäre meine Teenager Zeit Ende 80er Mitte 90er im Umland konfliktfrei gewesen. Es war auch dort leicht in einen Konflikt zu geraten zwischen türkischen und deutschen Jugendlichen.
"Was guckst du?" war das Signal in den 90ern den Abgang zu machen. Daraus ist auch die Idee zur gleichnamigen Show von Kaya Yanar entstanden.
Ende der 80er, als ich im Alter der Protagonisten war, gab es noch Skinheads. Obwohl wir nix mit denen am Hut hatten, bekamen wir trotzdem Stress, weil wir in der Schule gesehen worden sind, als wir mit einen Skinhead ein Wort wechselten. Ich kannte ihn, weil er ein smarter Typ war und vorher noch kein Skin. Ich war sogar bei ihm zuhause und habe geschaut wie er politisch organisiert ist. Er hatte mit Skinheads aus Norwegen Kontakt über C64 Modem. Aber das ist ein anderes Thema.
Es gab dann auch mal Stress, weil mein bester deutscher Kumpel versuchte wieder an seine Ex-Freundin ranzukommen, die inzwischen mit einem Türken zusammen war, der auch gleichzeitig mein bester türkischer Freund war. So eine ähnliche Konstellation gibt es für Lukas, weil Julius mit Cem Stress anfängt.
Daraufhin haben mein Kumpel und Ich uns Bomberjacken gekauft und Springerstiefel angezogen. Da waren wir 14 Jahre alt. Wir wollten das halt mal ausprobieren. Das war eine Bullshit-Idee, weil ich über den Holocaust gut aufgeklärt wurde von meinen Großeltern und mir damit selbst im höchsten Maße widersprach. Am Ende habe ich vermittelt, denn mein bester türkischer Kumpel war bei mir in der Klasse. Er ist übrigens jetzt seit 30 Jahren mit eben dieser deutschen Freundin zusammen, um die es damals ging. Lustig war es dann, als die zwei Türken in meiner Klasse, dann auch Bomberjacken und Springstiefel angezogen haben. Es war dann voll im Trend. Diesen Aberwitz muss man sich mal vorstellen.
Ich war dann aber auch nicht zum letzten Mal zwischen die Fronten geraten. Auf einer Faschings-Veranstaltung war ich mit Klassenkameraden unterwegs, Deutsche gemischt mit Italienern, Tschechen und Polen. Am Rande der Veranstaltung habe ich dann ein türkisches Mädchen gedatet. Das war aber nicht das Problem, weil ich ja angesehen war bei den Türken. Während ich aber mit der Braut eine romantische Zeit hatte, verprügelten sich meine Kumpels mit meinen türkischen Kumpels.
Ich weiß noch wie mich meine Kumpels aufsuchten und riefen. "Hey wir werden von Türken angegriffen und du bist da mit dem Mädel beschäftigt. Wir brauchen deine Hilfe." Ich musste wieder einmal schlichten. Die Story muss ich mir auch noch 30 Jahre später anhören.
Irgendwann habe ich mir das Schlichten zur Lebensaufgabe gemacht, denn als die Russen bzw. Russlanddeutschen kamen, gab es erneut Probleme wegen Mädels oder Revieren. Das war so Anfang der 2000er Jahre, also auch in der Zeit in welcher "Sonne und Beton" spielt. Ich war mit einer Gruppe an einem öffentlich Platz dabei Party zu machen. Längst gab es das "Kids"-Phänomen, abgeleitet von dem Film "Kids", wo es darum ging, dass durch die niedrige Geburtenrate das Altersspektrum in Jugendgruppen größer geworden ist. Das reichte locker von 12-jährigen bis Mitte 20 Jährige und die Migranten-Diversität war noch viel größer. Es gab Musik, Bier und etc., bis dann die Neuankömmlinge aus Russland in Sichtweite gerieten. Auf einmal hieß es, dass die Russen ein deutsches Mädchen mit dem Baseball-Schläger bedroht hätten. Einige meinten, wir sollten ihnen auf die Fresse hauen. Ich meinte zu meinen Kumpels, von denen ich wusste, dass sie tolerant waren "Komm wir bieten ihnen was zu trinken an und versuchen Freundschaft zu schließen".
Darauf bin ich Stolz wie Otto, denn es wurde eine geile Party und es gab keinen Stress. Die Russen packten sogar den Wodka aus. Dabei konnten wir uns nicht mal unterhalten, weil die nicht mal Englisch konnten. Die Russen soffen aber rüde und die Verbrüderungen, mit in den Arm nehmen usw., waren schon sehr grob, aber man konnte es aushalten. Mit einem Russen habe ich sogar Musik getauscht, von einer russischen Rockband namens "Meteora". Aber das war nicht so mein Fall.
Als ich dann mehr in der Großstadt unterwegs war, kam ich dann mit Erwachsenenbanden in Kontakt u. a. das Rocker Milieu, deutsche Dealer-Banden, Osmanen, Italo-Clans, rumänische Menschenhändler und die Kroatische Wettmafia. Und zum Glück hatte ich damit nicht lange zu tun, denn im Alter von 28 Jahren holte ich mein Abitur nach und ging zur Uni.
Hier schließt sich der Kreis zu dem Film, denn der 17-jährige Lukas hat das Zeug zum Abitur. Sein Klassenlehrer hat eine Empfehlung ausgesprochen.
Felix Lobrecht beschreibt seine Jugend, eine Generation vor mir, mit der ich aber auch noch viel Kontakt hatte z. B. Reggae Dub Partys und Tanzfestivals. David Wendt inszeniert das vom Schauspiel authentisch. Die emotionalen Szenen sind unheimlich gut getroffen, dass ich manchmal Tränen des Schreckens in den Augen hatte. Der Film hat mich berührt, was die familiären Situationen der vier Jungs betrifft. Dann denke ich, dass bis auf die fehlenden Smartphones und Computer, alles auch heute noch so ähnlich an Problemen vorhanden ist. Dazu gekommen sind nur die Shischa Bars und viele Arabs sind jetzt auch im Multikulti-Pool angekommen. Ja es gibt trotzdem isolierte Araber, genauso wie es Russen, Polen, Bulgaren, Rumänen und Chinesen etc. gibt, die eher unter sich bleiben.
Beruflich habe ich auch damit zu tun. Selbst wenn das ganze Elend, das ich gesehen habe, hier nicht gezeigt wird, würde ich den Film gut behüteten Kindern bis 16 Jahren nicht zeigen. Kindern- und Jugendlichen Schutz und eine Perspektive zu geben ist meine Lebensaufgabe, weshalb ich an Schulen mit hohem Migrationsanteil arbeite. Es ist nicht so schlimm, wie es im Film gezeigt wird, aber 2003, gab es auch nicht die sozial-pädagogischen Strukturen, die es heute gibt.
Nicht umsonst hat sich die Jugendkriminalität seitdem um 20% reduziert, wobei der Rest eben dann gleich schwere Straftaten sind.
Die tristen Kulissen fand ich sensationell und man hatte auch ein weitläufiges Gefühl. Viel von der Gesellschaft erfährt man nicht. Obwohl der Film aus der USA ist, habe ich nichts ausmachen können, was mir einen Hinweis darauf gibt, wo es spielt. Das fand ich wiederum sehr gelungen.
Ich fand auch die Geschichte sehr interessant mit der Flucht und habe gerne zugeschaut, aber das Ende fand ich schrecklich einfältig, also gings von 7,5 auf 5,5 runter. Meine Fantasie ging mit mir durch und ich hätte soviel mehr daraus machen können, vielleicht sogar eine Serie, doch hier ist das Ende absolut nichtssagend.
Jemand hat eine KI gefragt, ob es einen Movie Trailer für einen neuen "Heidi"-Film generieren könnte. Was dabei rauskam ist verstörend. Wenn die KI die Welt so sieht dann... oder sollte ich da lieber nichts hineininterpretieren?
https://www.youtube.com/watch?v=0A2-Af5JEWU
Die dritte Staffel erscheint mir schon wie ein Abschied, denn das Abenteuer, dessen zartes Pflänzchen schon mit der ersten Staffel gesetzt wurde, findet seinen Abschluss.
Gefallen haben mir die ersten drei Episoden, eine kleine Robinsonade und Verfolgungsthriller und die letzten beiden Episoden mit einem Indiana Jones ähnlichem Thema. Mit den mittleren fünf Episoden tat ich mir sehr schwer und habe einiges verschlafen. Vielleicht kann mir ja jemand sagen, was ich da verpasst habe. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die Teenies als ein wenig oberflächlich und hedonistisch empfinde. Das Verhalten ist deshalb nicht gerade logisch, aber solche Teens gibt es zuhauf.
Eine nächste Staffel ist geplant und am Ende der dritten Staffel, wird ein neues Abenteuer in Aussicht gestellt. Wer die Serie liebt, wird sich also auf weitere Staffeln und neue Abenteuer freuen können.
Auch ich werde die Serie weiterschauen, die schon sehr leichte Kost fürs Hirn ist.
Hat mich eigentlich ganz gut unterhalten vom Humor, wobei man sagen muss, dass die Teenie-Gören schon ganz schön dumm sind. Darüber kann ich aber auch lachen. Manchmal blitzt auf, dass eine ein bisschen mehr Bildung hat, trotzdem kann das alles nicht verhindern, dass die Tussis sich immer tiefer reinreiten.
Anspruchsvollere Geister sollten unbedingt nicht ihre Zeit damit verschwenden. Außerdem wimmelt es von logischen Inkonsistenzen, weil sie Dinge machen, die kein normaler Mensch mit Gehirn machen würde. Aber bestimmte Teenies verhalten sich unter Umständen genauso so.
Insgesamt finde ich das Tempo der Serie zu stark gedrosselt. Die Erzählung ist ja schön bebildert, vor allem die des Serien-Killer-Künstlers, das kann man echt loben als Pluspunkt, aber das Tempo scheint mir absichtlich so lahm konstruiert zu sein. Ich bin manchmal ein paar Minuten weggedöst und denke, dass ich nichts verpasst habe. Das ist für mich persönlich der größte Kritikpunkt.
Der Tod dauert sicher ewig, das denken wir, aber Wissen darüber haben wir nicht.
Eigentlich bin ich nicht der Meinung, dass es eine Seele gibt, sondern dass der Tod dasselbe ist, wie wenn man dem Computer den Stecker zieht. Es dauert ein wenig, bis der Reststrom auch verbraucht ist. Während der Computer kein Bewusstsein hat, wird das Bewusstsein von uns Menschen dann eher vor uns hindämmern, bis auch bei uns der Reststrom weg ist.
Eigentlich müsste ich bei diesem Film gleich abwinken, weil ich, wenn man das Vorgenannte versteht, logischerweise keine Trennung von Seele und Körper befürworten werde. Ist im Körper keine Energie, dann ist da auch keine Seele (=Bewusstsein) aktiv.
Bisher konnte auch niemand beweisen, dass die entweichende Energie die Seele mitnimmt, wäre aber vielleicht möglich. Andere sehen sich darin bestätigt, dass der Körper angeblich beim Entweichen der Seele 21 Gramm Gewicht verlöre. Ich glaube daran nicht, denn Menschen können sich zum Beispiel schwerer und leichter machen, wenn man sie etwa versucht wegzutragen. Man sagt das zwar so, aber eigentlich ist es eine Gewichtsverlagerung. Aber dahinter steckt der Mechanismus, dass Energie im Körper dazu aufgewendet wird sich anzuspannen oder zu entspannen. Ist die Energie beim Tod entwichen, löst der Körper jede mögliche Anspannung. Dadurch entweichen überall auch Körperflüssigkeiten etc., die Verwesung beginnt, so dass der Körper mit jeder Sekunde in der sich der Tod verlängert leichter wird. Misst man das Gewicht des Leichnams nach 3 Wochen, wiegt er schon ein paar Kilo weniger. Die 21 Gramm sind also wohl eher eine Fehlinterpretation des Glaubenden.
Wo geht aber die Energie hin, die den Körper die ganze Zeit versorgt hat?
Da der Körper sich selbst mit Energie versorgt, wird sie einfach nur verbraucht und eigentlich gibt es da kein Entweichen von Energie. Sonst hätte man das schon längst feststellen können. Aber eigentlich gilt der Energie-Erhaltungs-Satz, der wohl besagt, dass Energie nicht verloren geht, sondern nur umgewandelt wird. Besteht also eine Restchance, dass die Seele zusammen mit der Restenergie doch irgendwo hin umgewandelt wird und entsteigt, ohne dass wir es merken? Glaube ich erst, wenn man es bewiesen hat.
Für den Film will ich meinen Glauben an die Unmöglichkeit aussetzen und den Fiktionsvertrag eingehen, weil ich vermute, dass ich sonst ein Erlebnis verpasse. Das Erlebnis war wie eine Folter. Das mag ich wirklich gar nicht, aber für den verstorbenen Protagonisten und sein Erleben bin ich dazu verdammt mit ihm Zusammen die Ewigkeit zu erleben. Wann hat man schon mal die Gelegenheit in die Ewigkeit wenigstens im Ansatz zu erleben, denn hier ist das doch sehr gut gelungen.
"Was wäre wenn" hat mich den Film dann doch schauen lassen und die Geduld wurde belohnt damit, dass ich 90 Minuten Ewigkeit erleben durfte. Ich habe in meinem Leben schon oft lange Geduld bewiesen, um auf etwas zu warten, ohne meine Langeweile dabei aussetzen zu wollen. Das ist ja heute richtig schwierig, in Zeiten in der man sofort Kontakte in den sozialen Medien findet oder eine Flut von Informationen. So ist die Ansicht des Films eine schwere Geduldsübung, die über das hinaus geht, was einem in "The Banshees of Inisherin" an belanglosen Episoden geboten wird. Der Vorgenannte ist dagegen geradezu ein Action-Film.
Es passiert schon was in "A Ghost Story", etwas das man wie bei "The Banshees of Inisherin" genauer anschaut, weil es einem zugemutet wird. Man sieht wie die trauernde Ehefrau noch ein paar Tage im Haus verbringt, wie sie leidet und man ist in der Situation, dass man ihr nah sein kann, ohne die Möglichkeit zu haben sie zu trösten, denn man ist ein Geist. Es gibt den Moment in dem der Geist sich so aufbäumt, dass er eine physikalische Reaktion auslöst, aber sie ist zu klein, um von den Lebenden gedeutet zu werden. Mehrmals erlebt man in der Sicht als Geist den Moment der Ohnmacht. Würde man die Welt als Geist erleben, dann wäre es sicher eine dauernde Ohnmacht, jedenfalls diese Ortsgebundenheit. Wie schrecklich wäre es, wenn man den Tod damit verbrächte immer an einem Ort zu sein und nur zusehen zu können.
Heute gibt es das gesellschaftliche Phänomen des "Ghosting" bzw. gibt es das schon länger, aber heute hat es einen Namen. Ein Mensch wird einfach sozial und kommunikativ ignoriert von dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin, von Freunden oder von einen Arbeitgeber nach einem Vorstellungsgespräch. Als Geist ist es wohl viel schlimmer, denn man findet keinen neuen Anschluss. Und so vergeht die Zeit innerhalb der Ewigkeit und man schaut einfach nur ewig zu. Menschen, die er kannte ziehen weg und eine neue Familie zieht in das Haus ein mit dem er als Geist verbunden ist. Will man das miterleben? Will man das miterleben, wenn man einfach nur zusehen kann? Ist das nicht langweilig, nicht zu sein? Wie kann man Jahre Langeweile ertragen? Aberwitzig wird es, wenn das Haus dann noch abgerissen wird und man als Geist mit in der Landschaft steht, aber ohne idyllischen Panoramablick.
Im anderen Haus gibt es auch einen Geist, den man durch die Fensterscheiben sehen kann, aber ein Kontakt ist nicht möglich. Man kann nicht von der Stelle. Das einzige was man in dem Moment tun kann ist den anderen Geist zu sehen und zu erkennen, dass es diesem gerade genauso geht. Trost kann man sich aber nicht spenden.
Trostloser könnte die Ewigkeit nicht sein. Schließlich dauert es einen winzigen Bruchteil der Ewigkeit, bis man eventuell erkennt, dass es nichts bringt sich an diesen Ort zu binden. Wer weiß schon wie viele Geister so Jahrhunderte oder Jahrtausende oder Äonen in diesem Zustand verharren müssen. Im Film erfahren wir, dass eine Loslösung möglich ist, aber nicht wohin sie führt.
Der Film dauert zwar nur 90 Minuten, aber dieser Bruchteil Ewigkeit fühlte sich authentisch ewig an. Das kannst du auch anders haben, werden hier einige sagen. Ja stimmt, aber mit dem Film war ich bereit dazu.