RaZer - Kommentare

Alle Kommentare von RaZer

  • 3

    500 Jahre in der Zukunft reist die Menschheit zwar durchs All und besitzt Außenposten in anderen Sonnensystemen, benutzt aber noch immer dieselben Fahrzeuge, nahezu dieselben Waffen und auch sonst scheint in einigen Bereichen der Fortschritt demnächst zu stagnieren. (Es gibt in Japan schon jetzt bessere Roboter als den Blechhaufen, der dort in der Kneipe als Barkeeper arbeitet.) "Cosmic Sin" hätte mit seiner unfrewilligen Komik durchaus eine Trashperle werden können, wäre er nicht so verflucht langweilig und dabei auch noch dermaßen ernst. Kein Funke Ironie versteckt sich in diesem Käse, stattdessen wird die wirre Story um eine Alieninvasion konsequent durchgezogen, freilich ohne dabei Sinn zu ergeben oder Mühe bei der Inszenierung erkennen zu lassen. Ein B- bis C-Movie, das vornehmlich in irgendwelchen Wäldern oder aufgehübschten Lagerhallen spielt und dessen ohnehin schon erbärmliches Budget offenkundig zum Großteil für Bruce Willis draufgegangen ist.
    Hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt Willis würde irgendwann mal Stammgast in solchen Dingern sein und exzessiven Raubbau an seiner ehemals guten Reputation betreiben, ich hätte ihn in eine Zwangsjacke stecken lassen. Doch die bittere Realität sieht nunmal so aus, dass er seit Jahren nur noch lustlos ein wenig durchs Bild irrlichtert und ansonsten seine zweitklassigen Kollegen die Arbeit erledigen lässt. Ich weigere mich zu glauben, dass er nichts besseres finden könnte, aber offenbar fehlt ihm inzwischen jegliche Motivation noch richtig zu arbeiten. Er ist ja nicht der erste Große im Business, der diesen Weg geht, aber mir als Fan tut das derb weh. Drei Punkte ist er mir dennoch wert, einfach um der alten Zeiten willen. Für den Rest gibt's nix, wofür auch?

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    • 7 .5

      Ein naives Mauerblümchen und ein sarkastischer Haudegen suchen im kolumbianischen Dschungel unfreiwillig einen Schatz. Robert Zemeckis' muntere Abenteuerkomödie gewinnt gewiss keinen Preis für Glaubwürdigkeit, unterhält dafür aber dank viel Ironie, coolem Cast und rasanter Action sehr anständig. Der Charme der 80er-Actionfilme, mit den etwas hüftsteifen Schießereien und dem ungenierten Humor, ist heute mehr denn je sympathisch. Die flotte Story läuft keinesfalls immer rund, doch immerhin gibt es kaum Leerlauf. Vom hilfsbereiten Drogenbaron über schießwütige Feinde bis hin zu netten Verfolgungsjagden durch den Dschungel ist alles dabei. Selbst der sadistische Gegenspieler, der irgend einem Comic entflohen ist, fehlt nicht. Früher dachte ich immer es sei eine dreiste "Indiana Jones"-Kopie, weil Plot und Cast ja schon irgendwie danach klangen, aber davon kann eigentlich keine Rede sein. Mit Michael Douglas und Kathleen Turner in den Hauptrollen und Danny DeVito als fiesem Giftzwerg in einer Nebenrolle ist der Film bestens besetzt.
      Eine leichte Staubschicht ist zu erkennen, dennoch ist "Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten" gut gealtert und bis heute absolut unterhaltsam und kurzweilig mit schönem Tempo und rotzigen Sprüchen.

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      • 6

        Das legendäre Gespann erhält eine Frischzellenkur und bekommt seinen eigenen Realfilm im Stil von "Space Jam" oder "Falsches Spiel mit Roger Rabbit". Die Kombination aus Zeichentrick- und echten Figuren hat schon immer erstaunlich gut funktioniert, tut sie prinzipiell auch hier, der Charme der alten Serie fehlt allerdings nahezu völlig. Der Film ist ein Gefangener seiner echten Umgebung und vor allem der kindgerechten, abendfüllenden Geschichte. Es ist eben doch ein Unterschied, ob man nur kurze Clips ohne nennenswerten Plot und dafür mit viel Slapstick füllen kann, oder ob man aus der Prämisse eine zusammenhängende Erzählung basteln muss. Dementsprechend primitiv und platt ist die Story, der Spagat in der Hinsicht auch erwachsene Zuschauer anzusprechen, misslingt komplett. Der Slapstick und die typischen Jagdszenen funktionieren immerhin fast wie früher. Es geht viel zu Bruch, wenn die beiden Chaoten loslegen (und Spike auch noch mitmischen darf), sehr zum Unmut der Mitarbeiter des Nobelschuppens, den sie als Spielwiese auserkoren haben. Zum Glück kam niemand auf die Idee Tom und Jerry mit einer Stimme auszustatten. Das Reden haben in deren Welt schon immer andere übernommen und so sollte es auch bleiben. Chloë Grace Moretz kann man prinzipiell überall einsetzen, ihre sehr dreiste und mit überbordendem Selbstbewusstsein ausstaffierte Figur ist aber allenfalls leidlich sympathisch. Immerhin stiehlt sie den Zeichtrickhelden nicht die Show, sondern wird wie alle anderen in den Sog aus Chaos und Zerstörung mit reingezogen. Warum es jemand für eine gute Idee hielt die Zuschauer mit einem sehr R'n'B-lastigen Soundtrack zu belästigen, kann ich leider nicht beantworten.
        Im Kern ganz nett und stellenweise absolut unterhaltsam, insgesamt werden die freche Maus und der aufbrausende Kater hier aber unter Wert verkauft. Als Hommage an die legendären alten Episoden, die jeder Zuschauer mit ansatzweise schöner Kindheit kennen dürfte, taugt der Film entsprechend nur bedingt, aber irgendwo ist es ja auch der Gedanke, der zählt.

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        • 6

          Alte Hollywood-Legenden, die gemeinsam einen sebstironischen Blick auf die Filmbranche werfen, sind nicht neu, aber an sich immer gerne gesehen und unterhaltsam. "Kings of Hollywood" baut massiv auf diesen Faktor und kann sich auf seine Veteranen verlassen, die holprige Inszenierung verhindert leider den großen Wurf. Der Film wirkt eher wie ein noch etwas unbeholfenes Erstlingswerk, als wie die Arbeit eines bereits lange im Geschäft tätigen Regisseurs. Der Mann hat keinen Stil. Dabei sind die Voraussetzungen für einen Komödienhit locker vorhanden, wer weiß, was Leute wie Matthew Vaughn, Martin McDonagh oder Edgar Wright aus dem Stoff hätten rausholen können. Das heißt nicht, dass der Film ein Totalausfall wäre. Dazu hat der namhafte Cast immer noch viel zu viel Spaß an dieser Räuberpistole. Vor allem De Niro als abgewrackter Produzent und Jones als noch abgewrackterer, ehemaliger Western-Star sind voll in ihrem Element. Auch Freeman als grantiger Mafioso (eigentlich eine Spezialität De Niros) bringt einige herrliche Momente mit. Highlight ist allerdings das Pferd mit echter Persönlichkeit. Das Drehbuch strotzt vor wiztigen Ideen, die merkwürdig sterile Machart, die eher an eine TV-Produktion erinnert, wirkt da leider wie ein Bremsklotz.
          Da wäre mehr drin gewesen, auch, wenn das Potenzial gelegentlich aufblitzt.

          3
          • 7 .5

            Schon Bill Murray hat nach anfänglicher Skepsis eine gute Zeitschleife zu schätzen gewusst und Tom Cruise hat damit sogar die Welt gerettet. Das gerne mal benutzte Stilmittel, das viel Raum zum Herumspielen lässt, macht auch aus "Boss Level" ein kurzweiliges und nebenbei sogar handwerklich erstaunlich hochwertiges Vergnügen. Joe Carnahan, der durchaus schon ein paar nette Actionfilme in seiner Vita stehen hat, lässt Frank Grillo hier über 200 Mal teils sehr witzig sterben, um ihn dann gleich wieder durch diesen sehr abgefuckten Tag zu schicken. Da man sich hier von Beginn an keine Gedanken über die Glaubwürdigkeit machen musste, konnten auch die Actionszenen schön überladen werden. Der stets selbstironische Film voller abgefuckter Gags und herrlichem Sarkasmus kann mit Mel Gibson und Naomi Watts sogar zwei echte (ehemalige) Hollywoodgrößen aufbieten, die zwar nur Nebenrollen begleiten und Grillo keinesfalls beim munteren Töten bzw. Sterben im Weg stehen sollen, aber doch ganz gut reinpassen. Trotz einiger unnötiger Längen ist das Ganze ungeheuer unterhaltsam.
            Es bleibt zwar ein B-Movie, rangiert aber in der Kategorie ganz klar in der vordersten Tabellenhälfte. Action, Ironie und schwarze Humor verpackt in einer flotten (und idiotischen) Story und präsentiert von einem sympathischen Cast. In dem Genre geht selten mehr.

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            • 6 .5

              "Love and Monsters" wird gerne als eine Art "Zombieland" mit Monstern statt Untoten bezeichnet, was im Kern auch absolut zutrifft. Dass Ruben Fleischers zweiteilige Zombiekomödie aber in nahezu allen Belangen besser aufgestellt ist, sollte bei dem Vergleich durchaus erwähnt werden. Das soll nicht heißen, dass wir es hier mit einem Totalausfall zu tun hätten. Die trashige Nummer ist recht aufwendig inszeniert mit ordentlich Effekten und spart nicht an Selbstironie. Die zahlreichen Klischees und altbekannten Elemente sind stets mit einem Augenzwinkern versehen. Es ist eine erstaunlich schöne Welt da an der Oberfläche ganz ohne Menschen: viel Grün und pure Natur, nur ein paar schlecht gelaunte Kreaturen, die dich auffressen wollen. Eigentlich keine so schlechte Umgebung, wenn man sich etwas anpasst. Komplett überzeugen kann der Geikel dennoch nicht. Das liegt auch an Joel, der als reichlich naiver Weichkeks mit dem Hang sich um Kopf und Kragen zu reden auf Dauer anstrengend ist. Solche über sich hinauswachsenden Underdogs (mit mehr Glück als Verstand) sind in derlei Filmen immer gerne gesehen, nutzen sich aber sehr schnell ab. Irgendwann ist sein dämliches Verhalten nur noch nervig. Einige Längen und Durchhänger im Verlauf der abenteuerlichen Reise lassen sich leider auch erkennen. Immerhin der Showdown ist dann wieder ganz witzig.
              Für so einen trashigen Film handwerklich ziemlich gut und die meiste Zeit auch halbwegs unterhaltsam. Kult wird es keiner werden.

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              • 6 .5

                Ein altes Ehepaar kämpft um seinen Enkelsohn, mit allen Mitteln. Das behäbig erzählte Drama (Thriller kann man das nicht nennen.) rund um einen Schicksalsschlag, der eine Familie auseinanderreißt und damit eine unglückliche Kettenreaktion aus schlechten Entscheidungen auslöst, ist unspektakulär und lebt in erster Linie von seinen Hauptdarstellern Kevin Costner und Diane Lane. Als in die Jahre gekommenes Paar, das im amerikanischen Hinterland ihren Enkel aus den Fängen einer dubiosen Familie zu retten versucht, sind sie nicht übel. Die Chemie zwischen den beiden Figuren stimmt und die Beziehung kommt ohne billige Klischees aus. Ihr gemeinsamer Kampf gegen eine mafiaartige Struktur, in der sich dieser merkwürdige Clan in Sicherheit wiegt, wirkt ehrlich und aufrichtig. Warum der stets auf Ruhe und Atmosphäre bedachte Film am Ende doch ein unnötig melodramatisches Finale bekommen hat, bleibt sein Geheimnis.
                In der Gesamtschau ein eher nichtssagender Film, der einen guten Cast und schöne Bilder liefert, aber eigentlich viel zu wenig zu erzählen hat, um die 110 minütige Laufzeit sinnvoll zu füllen. Diese Entschleunigung ist so gewollt, sie führt nur nirgends hin.

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                • 5

                  Wenn bei den Puppen Kinder keine Albträume kriegen, weiß ich auch nicht; und das ganz unabhängig vom Blutdurst der pelzigen Hässlinge. Nicolas Cage werfen die plüschigen Angreifer jedoch nicht aus der Bahn. Im Bestreben den Saustall aufzuräumen, in dem er eingeschlossen ist, killt er sie praktisch im Vorbeigehen und macht dann brav weiter sauber. In gewisser Weise ist er der ideale deutsche Beamte: eisern beim Einhalten der Regeln/Pausenzeiten, komplett resistent gegen Veränderungen des Ablaufs und stoisch auf seine Aufgabe fixiert. Was für eine Rolle. Cage ist vielleicht der einzige, tief gefallene Hollywoodstar, der selbst in seinen peinlichen B-Movie-Auftritten nicht völlig seine Würde verliert, weil er sie meist selbstironisch gleich von sich aus abgiebt. Der große Gewinner hier dürfte allerdings Martin Keßler sein, der früher das Privileg hatte und heute die Bürde mit sich herum trägt Cage seine Stimme im Deutschen leihen zu müssen, egal wie schlecht der Ranz inzwischen ist. Da er hier aber keinen Ton sagt, bleibt Keßler zumindest diesmal verschont, es sei ihm gegönnt. "Willy's Wonderland" ist nichts anderes als ein fieser Trip ausgelöst durch minderwertiges LSD. Die kuriose, aber ebenso hoffnungslos dämliche Story verursacht in erster Linie Schmerzen, vereinzelt mal ein Schmunzeln und sehr oft ungläubiges Kopfschütteln. Um einen Haufen verblödeter Teens, die sich in die heruntergekommene Location schleichen und billiges Futter für Flauschköpfe werden, kommt man leider nicht herum. Die Gesetze des Genres müssen ja gewahrt werden. Es wäre unterhaltsamer gewesen Cage noch länger beim Putzen und Flippern zu filmen, als diesen Halbhirnen beim Sterben zuzusehen.
                  Eine knallharte Trashkeule, die in gemütlicher Runde durchaus Spaß macht, jedoch auch zum Konsum von unverhältnismäßig viel Alkohol verleitet.

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                  • 6 .5

                    Die Neunziger waren das goldene Jahrzehnt der Serienkiller-Thriller, Regisseur John Lee Hancock und sein Team versuchen in "The Little Things" etwas von dieser "Magie" zurückzuholen, indem sie den Film nicht nur in den neunziger Jahren verorten, sondern auch allerhand Elemente des düsteren Genres kopieren. Mit dem ungleichen Team aus ausgebranntem Haudegen und umtriebigem Frischling, der eher der Fantasie des Zuschauers überlassenen Brutalität, den fiesen Psychospielchen des (vermeintlichen) Täters und der ruhigen, bemüht atmosphärischen Erzählweise sind besonders die Parallelen zu David Finchers Genreprimus "Sieben" sehr auffällig und zahlreich. In der selben Liga spielt "the Little Things" deshalb noch lange nicht. Trotz beeindruckender Namen wie Washington, Malek und Leto gelingt es selten wirklich zu fesseln. Die Versuche das Ganze eindringlich und etwas nihilistisch zu gestalten, sind oft etwas ungeholfen und sehr gekünstelt. Solche stilistischen Schwächen machen es dem Cast nicht leicht und ehrlich gesagt erscheint keiner der genannten Stars tatsächlich völlig überzeugt von der Nummer hier. Allenfalls Leto legt in seiner undurchsichtigen Rolle etwas Enthusiasmus an den Tag, der Rest könnte auch aus einem besseren "Tatort" stammen. Nichtsdestotrotz wirft das Ende ein paar interessante Fragen auf.
                    Als ehrenwerter Versuch an eine vergangene Epoche anzuknüpfen, geht Hancocks Serienkillerjagd bedenkenlos durch. Eine ernsthafte Konkurrenz zu den Größen des Genres ist sie trotz bemühter Herangehensweise und starkem Cast jedoch nie. Stoff für Diskussionen über moralische Fragen bleibt immerhin liegen, wenn man daran Interesse hat.

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                    • 8

                      Den Hype um den Snyder-Cut von "Justice League" konnte ich nur bedingt nachvollziehen. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde Zack Snyder für "Man of Steel" und besonders "Batman vs Superman" von einer beträchtlichen Anzahl Fans teils hart (und mitunter berechtigt) kritisiert, aber kaum zog er sich aus dem DCEU zurück, wurde er als der Messias gefeiert, dessen Rückkehr herbeigesehnt wird. Ich empfand Joss Whedons "Justice League"-Version als gar nicht so schlecht für DCEU-Verhältnisse. Ein unterhaltsamer Blockbuster eben, der freilich weitgehend den Konventionen des Genres unterlag und eine echte Vision vermissen ließ. Wahrscheinlich kam er vor allen deshalb überraschend schlecht weg. Ob nun Snyder es verpasste Whedon über seinen Plan aufzuklären oder Whedon bzw. das Studio einfach kein Interesse daran hatte, kann ich nicht beurteilen. Am Ende gab es nur Verlierer, obwohl das vorhandene Material gut war.
                      Nach langem Kampf hat Snyder nun seinen Willen doch noch bekommen und seine Version auf die Welt loslassen dürfen. Sie ist gut, stellenweise sogar episch, ändert etwas die Tonlage und lässt einen größeren Plan dahinter erkennen, aber es ist keinesfalls eine Offenbarung oder ein gänzlich neuer Film. Damit war auch nicht zwingend zu rechnen, denn Story, Cast und Plot sind ja weitgehend gleich geblieben. Ein paar Gags weniger hier, etwas längere/angeänderte Szenen dort und seine geliebten Zeitlupeneffekte haut er quasi inflationär raus. Viele seiner Veränderungen ergeben durchaus Sinn. Barry und Victor werden von besseren Nebendarstellern zu echten Hauptdarstellern befördert und die Bedrohung durch Steppenwolf und sein Gefolge wirkt sehr viel greifbarer. Das war zweifelsohne eine große Schwäche bei Whedon. Was auch hier nicht ganz gelingen wollte, ist der sinnvolle Einbau von Batman und Aquaman in die Kampfszenen. Bruce ohne Superkräfte und Arthur weit weg von seinem Element wirken neben ihren kraftstrotzenden Mitstreitern da oft etwas verloren. Davon abgesehen erscheint hier trotz der Überlänge alles etwas dynamischer. Dennoch bleibt es zweifelhaft, ob Snyder diese vierstündige Mammutversion damals so ins Kino hätte bringen können/dürfen, als Film fürs Heimkino ist diese Laufzeit sehr viel einfacher zu realisieren.
                      "Zack Snyder's Justice League" ist sicher die bessere und weitsichtigere Version, aber am Ende ist sie sehr offensichtlich vor allem eine überlange Einleitung für eine noch viel größere Geschichte, die bedauerlicherweise in dieser Form wohl nie verwirklicht werden wird. Daran ist Snyder nicht gänzlich unschuldig, weil er nach dem dezent überambitionierten "Batman vs. Superman" bereits angezählt war und seine klar vorhandene Vision weder den Fans noch dem Studio angemessen vermitteln konnte. Hier ist sie erkennbar, leider zu spät. Nach seinem unfreiwilligen Rückzug wurde er offenkundig nicht mal mehr zurate gezogen, stattdessen zog man bei DC lieber gleich die Notbremse. Jetzt rebootet man unter dem Deckmantel des Multiversums einfach so lange, bis dabei mal etwas herauskommt, was irgendwie (fast) allen gefällt. Flickschusterei eben. Sehr schade, denn besonders der überlange Epilog, der fast so wirkt, als wollte Snyder partout nicht zum Ende kommen, liefert ein paar sehr interessante Elemente, die sich wirklich für eine Weiterverfolgung lohnen würden. Der neuerliche Ausflug in die Knightmare-Welt, die in "Batman vs Superman" noch gewaltige Fragezeichen hinterließ, ist hier hinsichtlich der Story und der abenteuerlichen Allianz hochinteressant und hätte es absolut verdient vollständig erzählt zu werden. Doch es wird wohl ein Traum bleiben.
                      Für Snyder dürfte es eine späte Genugtuung sein zu sehen, dass die Fans ganz plötzlich mehrheitlich doch gefallen an seinen Ideen finden und seine Rückkehr ins DCEU fordern. Da man im Studio aber in Panik verfallen ist und nahezu alles umgeworfen hat, weil man an den Kinokassen nicht mit Marvel, wo man Milliardenerfolge praktisch im Vorbeigehen einsackt, mithalten konnte, dürfte das Universum, wie Snyder es sich vorgestellt hat, mehr oder weniger tot sein. Aber wer weiß ...

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                      • 3

                        Interessante Geschichtsstunde voller stichhaltiger Argumente... Futter für die Verschwörungstheoretiker, bei denen das Ding hier wahrscheinlich sogar als Dokumentation durchgeht. Doch was kann der normale Mensch wohl von einem Film erwarten, der "African Kung-Fu Nazis" heißt? Richtig, keine Sternstunde der Filmgeschichte. Als lupenreiner Trashfilm wird er sich aber vermutlich einen Namen machen. Ein nicht alternder Hitler mit Hakenkreuz-Tattoo auf der Brust, weiß geschminkte Ghanaer, die "Ghan-Arier" heißen und Kung-Fu betreiben und der japanische Kaiser mit der Iron Fist. Da ist Potential für ein Aneurysma vorhanden. Und wann sieht man schon mal einen schwarzen Göring, der asiatischen Kampfsport betreibt? Wären nicht die schlechten Bluteffekte, könnten man glauben einen 80er-Jahre Klamaukfilm vor sich zu haben. Die gesamte Inszenierung ist gewollt albern und wirkt völlig aus der Zeit gefallen. Der beizeiten sehr spezielle Sinn für Humor und die absichtlich schlechten Parodien auf alte Martial-Arts-Filme tun öfters weh. Sensationell ist die deutsche Synchro, die wohl irgendwo im Keller eines zweitklassigen Youtubers mit einem Mikrofon für 5€ enstanden ist und bei der man mehr Dialekte zu hören bekommt, als in jedem alten Heimatfilm. Ghanaische Männer und Frauen, die u.a. astreines Schwäbisch, Bayrisch oder Berliner Schnauze drauf haben. Das ist oft so schlecht und absurd, dass es schon wieder geil ist. Man muss schon weit abgedriftet sein, um sich so eine Story auszudenken und umzusetzen, aber in gewisser Weise nötigt mir das auch Respekt ab. Ein paar nette Ideen und coole Satire sind durchaus vorhanden, die können die Kopfschmerzen aber nicht lindern.
                        Gehört in die Kategorie des brachialsten Trashs überhaupt und ist dementsprechend nur mit entsprechender Erwartungshaltung (und ggf. dem Konsum von Lack, Nitroverdünnung oder Glysantin) so halbwegs ertragbar. Ich habe nebenbei noch ein paar andere Dinge gemacht, die volle Aufmerksamkeit auf dieses abstruse Machwerk zu richten, ist vermutlich nicht ratsam.

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                        • 8

                          Schöne Dokumentation über dieses Mammutprojekt. Der deutsche Forschungseisbrecher "Polarstern" lässt sich in der Arktis einfrieren um den gesamten Zyklus des Eisdrifts (und tausende andere Dinge) zu erforschen. Ein ambitioniertes Vorhaben und logistischer Albtraum, der stets von der Kamera begleitet wird. Natürlich kann in 90 Minuten nur ein grober Überblick über die Abläufe, die Probleme und die Faszination Arktis gegeben werden. Ins Detail wird nicht sonderlich gegangen. Besonders als Ergänzung zum lesenswerten Buch "Eingefroren am Nordpol" von Expeditionsleiter Markus Rex eignet sich die Doku gut. Viele Beteiligte kommen zu Wort und vermitteln ein Bild von der Stimmung und den Tätigkeiten an Bord. Überleben und Forschen an diesem unwirtlichen Ort ist besonders in der Polarnacht bei -40°C, Schnee, starkem Wind, dynamischen Eisbewegungen und der ständigen Gefahr durch Eisbären eine Herausforderung für Mensch und Maschine. Als dann plötzlich Corona die Welt in den Würgegriff nam und damit Projekt MOSAiC mitten in der heißen Phase an die Grenze des Scheiterns brachte, zeigte sich, was für eine engagierte und eingeschworene Gemeinschaft Polarforscher sind. Die ohnehin schon organisatorische und logistische Meisterleistung trotzte selbst dieser unvorhersehbaren Katastrophe und konnte fortgesetzt werden. An dieser Stelle endet der Film leider und unterschlägt damit den zweiten Teil der Expedition, was er bis dahin gezeigt und erzählt hat, liefert aber zumindest eine kurzweiligen Übersicht.

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                          • 7 .5
                            RaZer 23.03.2021, 19:55 Geändert 04.04.2021, 14:10

                            Drückende Hitze, schweißtreibende Arbeit, ein enger Zeitplan und dann auch noch zwei blutrünstige Löwen. Nein, die Arbeiter am Tsavo-Fluss sind nicht zu beneiden und John Patterson, der Verantwortliche für das Projekt noch viel weniger. "Der Geist und die Dunkelheit" ist atmosphärisch kraftvolles Spannungskino, das die Rolle von Jäger und Gejagtem gerne munter durchwechselt und nicht vor einer gewissen Brutalität zurückschreckt. Die beiden Löwen, die aus purer Mordlust auf Menschenjagd gehen, sorgen für eine permanente Bedrohung. Übermäßig glaubwürdig ist das längst nicht immer, aber wenigstens wird an mehreren Stellen ganz offen darauf hingewiesen, dass das Verhalten der beiden zwangsgestörten Miezen keinesfalls normal ist, sondern in höchstem Maße atypisch. Val Kilmer, der zu der Zeit noch als große Nummer mit vielversprechender Zukunft in Hollywoord galt, ist als engagierter, aber mit der Situation überforderter Patterson gut dabei. Die Unterstützung, die er vom kauzigen Jäger Remington (Michael Douglas in bestechende Form) erhält, ist da mehr als willkommen und sorgt sogar für etwas Spaß. Komik kommt auch öfters in unfreiwilliger Form zum Tragen, wenn man sich anschaut, wie unfassbar dämlich sich die Menschen bei der Jagd oft anstellen. Hammerhart ist die Szenen mit der Falle, wenn keiner der angeblich so guten Schützen eins der Viecher aus drei Metern Entfernung auch nur verwundet. Typisch Film, das tut schon derb weh manchmal. Der Trashfaktor ist trotz solch fragwürdiger Aktionen jedoch längst nicht so hoch wie in solchen Filmen üblich. Die aufwendige und weitgehend authentische Ausstattung sorgt zusammen mit dem guten Cast und der dichten Atmosphäre dafür, dass man solch blödsinnige Szenen ertragen kann und nicht völlig die Lust verliert.

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                            • 7 .5

                              Coole Neuinterpretation der kultigen Teeny-Hexe. Anders als die Sitcom "Sabrina - total verhext" ist "Chilling Adventures of Sabrina" wesentlich düsterer und okkulter, vegisst den Humor allerdings nicht. Im stets vernebelten, tristen Greendale geben sich Hexen, Dämonen, Geister und sonstiges Gestalten die Klinke in die Hand, viele davon sind nicht gerade freundlich gesinnt, was die Serie oft erstaunlich blutig werden lässt. Der rote Faden, der die gesamten vier Staffeln durchzieht, hat diverse Knoten und Schleifen, findet aber wenigstens so halbwegs sein Ziel.

                              Die Serie ist chaotisch, was durchaus positiv gemeint ist angesichts der Thematiken, der sie sich widmet. Das soll, darf und kann nicht immer nachvollziehbar, glaubwürdig oder logisch sein. In den verhältnismäßig wenigen Folgen passiert allerhand, viele Figuren machen eine erstaunliche Wandlung durch. Klischees über die Welt der Magie, Hexen und die Hölle gibt es genug, allerdings wird mit ihnen oft eher selbstironisch gespielt, als dass sie plump bedient werden. Nach der sehr guten ersten Staffel erfolgt leider ein Abstieg auf Raten. Es ist nicht so, dass der Serie komplett den Überblick verliert, die Formkurve geht aber sanft und kontinuierlich nach unten. Etwas nervig ist der oft unverholen vorgebrachte Hardcore-Feminismus. Während bei den männlichen Figuren viele schwache bzw. despotische Charaketere dabei sind, sind die meisten weiblichen Protagonisten stark, schlau und einfach überlegen. Sie sind die Retter, die Kerle stehen meist allenfalls als Sidekicks daneben oder halten als durchtriebene Gegner her. Irritierend bis erheiternd ist der krampfhafte Versuch in das verhältnismäßig kleine Ensemble alle erdenklichen Ethnien und sexuellen Neigungen zu pressen. Vielleicht gut gemeint, aber alles andere als glaubhaft und representativ, was in dieser fiktiven Welt natürlich keine große Rolle spielt.

                              Der Cast ist trotz dieser übermotivierten Entscheidungen richtig gut. Kiernan Shipka gibt eine super Sabrina ab: sympathisch, schlagfertig, gutherzig und süß, tolle Leistung. Schade, dass Salem selten zu sehen ist und auch nicht sprechen kann. Hätte aber wohl nicht so ganz in das Konzept gepasst. Miranda Otto als strenge Tante Zelda und Lucy Davis als mütterliche Tante Hilde können sich ebenfalls sehen lassen. Die Parallelen zu ihren Sitcom-Ichs sind zahlreich, Raum für neue Facetten wird ihnen dennoch genug eingeräumt. Optisch ist die Serie auf Höhe der Zeit, Ausstattung und Inszenierung sind meist hochwertig, billig wirken allenfalls einige Ideen und Plots, aber nichts auf der technischen Seite.

                              Unklar ist ein wenig, was man als Zuschauer mit dem Finale anfangen soll. Das Ende der Serie kam für viele trotz unübersehbarer Probleme überraschend, für die Autoren wohl ebenfalls, anders ist dieser unbedachte Schnellschuss eigentlich nicht zu erklären. Scheint ein wenig Frust dabei gewesen zu sein. Die Tür für eine Rückkehr ist in dieser magischen Welt zwar niemals zu, dennoch erscheint es komplett unnötig die Serie so enden zu lassen. Richtig cool ist eigentlich nur das kurze Gastspiel von Beth Broderick und Caroline Rhea, die in der Sitcom Zelda und Hilda verkörperten. Es wäre sicher noch viel Potential für weitere Staffeln und Entwicklungen vorhanden gewesen, doch Netflix hat angesichts der wackeligen Formkurve wohl lieber den Stecker gezogen, bevor es kritisch wurde. Wer weiß, für was es gut war?

                              "Chilling Adventures of Sabrina" funktioniert dank gutem Cast, dichter Atmoshäre und kurzweiliger Prämisse. Komplett ins Schwarze trifft die Serie längst nicht immer, im Verlauf sogar zunehmend weniger und über das Serienfinale schweigt man sich am besten ganz aus. Der Gesamteindruck bleibt trotzdem mehrheitlich positiv.

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                              • 6 .5
                                über Cherry

                                Joe und Anthony Russo auf ungewohntem Terrain. Die begabten Brüder, in deren Vita die Kultserie "Community" ebenso auftaucht wie mehrere Marvel-Milliardenerfolge, bewegen sich aus ihrer Wohlfühlzone und nehmen Tom Holland gleich mit, den man so ernst auch noch nie gesehen hat.
                                "Cherry" erzählt die alte Geschichte vom orientierungslosen jungen Mann, der zur Armee geht, traumatisiert aus dem Krieg zurück kommt und mit Medikamenten und Drogen seinen Ängsten zu entkommen versucht. Da ist wenig Platz für Spaß und Heiterkeit. Äztliche Hilfe beschränkt sich auf das Verschreiben von Pillen, legales Dealen sozusagen. Cherry kann dem Strudel nicht entkommen, seine Liebe zur ursprünglich so bezaubernden Emily (gute Leistung: Ciara Bravo) hätte ihm Kraft geben können, doch die junge Frau ist nicht stark genug um seine Dämonen auf Dauer auszuhalten und macht dann einfach mit beim fröhlichen Zudröhnen. Die eigentlich wunderbare Beziehung der Beiden wird zutiefst toxisch und wirkt wie ein Brandbeschleuniger für die gegenseitige Abwärtsspirale. Beschaffungskriminalität und körperlicher wie psychischer Verfall sind die Folge. Leider zu real um als bloßes Klischee durchzugehen.
                                Das klingt alles interessant und intensiv, aber komplett vermögen die Russos trotz blitzsauberer Inszenierung hier nicht zu überzeugen. Die ganze Nummer kommt vom Reißbrett und möchte alles auf einmal, kann paradoxerweise trotz seiner Überlänge aber viele Dinge nur schemenhaft anschneiden. Wer eine Chronologie der Selbstzerstörung durch Drogenmissbrauch sehen will, greift zu "Requiem for a Dream", wen der Schrecken des Krieges mit Schwerpunkt auf der psychischen Belastung interessiert, ist bei "Full Metal Jacket" oder "The Hurt Locker" besser aufgehoben. "Cherry" segelt irgendwo dazwischen und meint es gut, macht damit aber auch einen etwas halbgaren Eindruck. Die Erzählung ist oft zäh und folgt brav dem bewährten Drama-Pfad, trotz guter Schauspielleistungen ist das ganze irgendwie steril. Den Mut von Darren Aronofsky in seinem Drogendrama haben die Russos hier nicht, am Ende darf ein Funke Hoffnung aufflammen, was bei den eigentlich sympathischen Figuren, die ein Stück weit unglücklich in diesen Sog geraten sind, vielleicht als Zugeständnis an die Zuschauer anzusehen ist. Eine effektivere Wirkung hätte man allerdings auf andere Art erzielt.
                                Ein Film über falsche Entscheidungen, Ohnmacht und die Suche nach einem einfachen Ausweg. Nicht schlecht, stellenweise sogar ganz gut, doch kaum markant und risikofreudig. Tom Holland zeigt, dass er durchaus vielseitig sein kann, ebenso wie die Russo-Brüder, etwas Übung fehlt aber noch. Der Wiederanschauungswert hält sich in Grenzen.

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                                • 4
                                  RaZer 15.03.2021, 19:13 Geändert 15.03.2021, 19:13

                                  "Die Simpsons"-Folge "Prinzessin von Zahnstein" Mr. Burns: "Hier arbeiten eintausend Affen an eintausend Schreibmaschinen, in Kürze haben sie den längsten Roman der Welt geschrieben." Die Wahrscheinlichkeit ist beträchtlich, dass diese Affen auch das Drehbuch für "Jiu Jitsu" geschrieben haben. Man brauchte vielleicht nicht alle dafür. Über die Primaten, die das Ding dann auch noch zur Produktion freigaben, ist scheinbar nichts bekannt. Dieser aberwitzige Trash, dessen Alternativtitel "Kung Fu Predator" lauten sollte, ist geradezu beeindruckend grenzdebil und dämlich, einen gewissen Unterhaltungswert kann man ihm aber nicht absprechen. Das Maß an unfreiwilliger Komik ist schon sehr erheiternd. In all dem sinnbefreitem Gekloppe verstecken sich sogar eine handvoll guter Fights mit netten Kameraspielereien, der überwiegende Teil ist leider mäßig choreographiertes Gehampel von der Stange. Eigentlich schockierend, dass man für den Geikel einen Cast zusammenbekommen hat, der einige Leute beinhaltet, die zumindest in der Vergangenheit schon in ganz anderen Sphären unterwegs waren. Was bei Nicolas Cage seit Jahren schief läuft, ist ohenhin eine Schande, der alte Gesichtsakrobat ist zu so markanten Leistungen fähig und begnügt sich einmal mehr mit einer zwar witzigen, aber völlig sinnlosen Rolle in einem billigen B-Movie. Tony Jaa könnte seine Arschtritt-Fähigkeiten auch besser einsetzen und was "The 100"-Star Marie Avgeropoulos hier macht, verstehe ich mal überhaupt nicht. Mit dem Personal wäre richtig was möglich gewesen, aber nicht mit einer Geschichte über einen außerirrdischen Jiu Jitsu Meister mit Selbstheilungskräften und Tarnfähigkeit, der alle sechs Jahre durch ein Portal auf die Erde kommt um gegen neun Herausforderer zu kämpfen. Ich hab schon Kopfschmerzen, wenn den Quatsch nur beschreibe.
                                  B-Movie-Trash erster Güte, der den dampfenden Haufen, den er Story nennt, beängstigend selten mit etwas Ironie würzt. In gewisser Weise ist das durchaus lustig, am Ende aber in erster Linie armselig.

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                                  • 8

                                    Dass Disney auch ohne seine Spezialisten von Pixar gute Animationsfilme abliefern kann, ist keine neue Erkenntnis, doch "Raya und der letzte Drache" bestätigt diese Tatsache einmal mehr. Das mustergültige Fantasyabenteuer um eine junge Kriegerin, die den letzten Drachen sucht um ihre Welt zu retten und dabei ein eigenwilliges Team um sich versammelt, ist erfrischend rasant, kurzweilig und witzig. Dass die Story vom Reißbrett kommt und relativ einfach gehalten wird, ist weder überraschend (schließlich soll sie auch für Kinder zugänglich sein) noch problematisch, denn der Unterhaltungswert stimmt. Es gibt durchaus düstere Passagen und elegant choreographierte Kämpfe zwischen all den meist guten Gags. Der von der Geschichtsschreibung zur Legende verklärte Drache entpuppt sich als ziemlich chaotisch und verpeilt, was dem Spaßfaktor keinesfalls schadet. Die tierischen Sidekicks sind wie üblich ein Quell an Slapstick und Komik. Leerlauf ist kein Thema in dieser spaßigen und optisch gelungenen Jagd durch diesen fiktiven, vielfältigen Kontinent. Botschaft und Ende sind halt typisch Disney: bisschen naiv, ziemlich süßlich, aber seit Jahrzehnten bewährt. Wer will schon in so einem Film etwas Anderes sehen?
                                    Zum potenziellen Klassiker fehlen wahrscheinlich ein paar Prozent, als kurzweiliger Zeitvertreib ist er dank sympathischer Figuren, gutem Humor und schöner Animationen immerhin absolut brauchbar.

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                                    • 6

                                      Einsame Rachefeldzüge von entsprechend geschultem Personal sind ein einfaches, aber effektives Motiv um brauchbare Actionfilme zu kreieren. "Sentinelle" schlägt zwar auch in diese Kerbe, hat aber kein Interesse daran das Gaspedal ständig voll durchzutreten und seine gebeutelte Heldin nonstop durch die Gegnerhorden berserkern zu lassen. Wie so viele Netflix-Filme, kann sich auch dieser nicht ganz entscheiden, was er eigentlichsein möchte: Drama, Rachethriller oder Actioner, er nascht überall mal, mag sich aber nicht festlegen. Klara, eine von PTBS geplagte Soldatin, die nur mit Medikamenten über den Tag kommt und ständig ein latentes Gefühl von drohender Gefahr verspürt, wird von Olga Kurylenko ganz anständig verkörpert. Ihr Versuch daheim etwas zur Ruhe zu kommen, wird von einem brutalen Angriff auf ihre geliebte Schwester jäh zunichte gemacht. Getrieben vom Wunsch nach Vergeltung macht sich die labile Kämpfernatur auf die Suche nach der Wahrheit. Ein brutaler Rachefeldzug mit massenweise Bodycount und Specialmoves ergibt sich daraus allerdings nicht. Klara geht durchaus vorsichtig an die Sache heran und muss dabei stets aufpassen sich nicht selbst völlig zu verlieren. Die paar Konfrontationen im Verlauf ihrer Suche nach Vergeltung sind kurz und halbwegs authentisch, mit entsprechender Technik kann die vergleichsweise zarte Figur auch gegen Kerle bestehen, ohne jedoch völlig unrealistisch die köperlich weit überlegenen Schergen zu windigen Sparringspartnern verkommen zu lassen. Das bekommt Hollywood bis heute selten hin. Die Frage nach der Moral stellt sich bei solchen Filmen längst nicht mehr, darum geht es einfach nicht.
                                      Nicht Fisch, nicht Fleisch, aber die Würze passt soweit.

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                                      • 6 .5

                                        Man vergisst ja ganz gerne mal, dass die Amis nicht die einzigen waren, die sich am Vietcong die Zähne ausgebissen haben. "Danger Close - Die Schlacht von Long Tan" begleitet eine australisch-neuseeländische Einheit beim verzweifelten Kampf gegen den zahlenmäßig weit überlegenen Feind, das ist allerdings auch die einzige "Neuerung". Ansonsten läuft die ganze Nummer streng nach Schema F für Vietnam-Kriegsfilme ab. Der gesichtslose Feind rennt an, attackiert aus dem Hinterhalt und kennt das Gelände, die versprengten Verbände der Australier versuchen verbissen gegenzuhalten und kämpfen ums nackte Überleben. Beschönigt wird nichts, hier ist wenig Platz für Helden oder kugelsichere John Rambos, dafür für Fehleinschätzungen und taktische Fehler. Die Inszenierung ist handwerklich gut, die Kamera meist nah dran. Sonderlich markante Szenen, die sich ins Hirn brennen, gibt es allerdings nicht, vom brachialen Härtegrad eines "Wir waren Helden" ist man genauso ein Stück weg wie vom zermürbenden Psychofaktor von "Platoon" oder "Full Metal Jacket". Der Film sucht sich einen bequemen Mittelweg, reißt alles mal ein wenig an, traut sich aber nicht voll draufzugehen.
                                        Keinesfalls ein schlechter Beitrag zum Genre, nur etwas altbacken.

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                                        • 4 .5
                                          RaZer 07.03.2021, 16:26 Geändert 07.03.2021, 17:02

                                          80er-Trash, der sich in die frühen 90er herübergerettet hat, mehr ist "Bloodsucking Pharaohs in Pittsburgh" nicht. Die ganze Nummer ist durchweg unsinnig und närrisch, jedoch keinesfalls immer witzig. Kindisch überdrehte Blödellei mit wenig Sinn für gutes Timing. Ein wenig Krimisatire, ein wenig Buddymovie, etwas Splatter, die Mischung wirkt ganz okay, doch die Umsetzung ist zu billig und die Story zu einfältig um konstant zu funktionieren. Der Cast ist ganz passabel für diesen Käse, vielleicht etwas hüftsteif. Übrigens tauchen im Film keine Vampirpharaonen aus Ägypten auf, gemeiner Etikettenschwindel ...
                                          Ein Blödelfilm, der keinerlei Ambitionen zeigt mehr zu sein. Das mag irgendwo sympathisch sein, aber Qualitätsarbeit sieht anders aus.

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                                          • 8 .5
                                            über The 100

                                            "The 100" ist ein beizeiten abenteuerlicher Mix aus Science-Fiction, Postapocalypse und Mittelalterelementen, der es mit Naturgesetzen nicht so genau nimmt, die brutale Natur des Menschen offen zeigt und allerhand kuriose Schauplätze zu bieten hat. Über mangelnde Abwechslung im Verlauf der sieben Staffeln kann man sich nicht beklagen, kaum ist ein Problem gelöst, erscheint schon das nächste. Dass die Konflikte dabei zunehmend bizarr und weit hergeholt erscheinen, ist nunmal das Los einer Serie, die länger läuft als ursprünglich beabsichtigt. Rückblickend ist schon der Titel "The 100" nicht sonderlich glücklich gewählt, wenn man bedenkt, wie viele von den titelgebenden hundert Pionieren das Ende der Geschichte erleben.

                                            Doch auch wenn besonders die letzten beiden Staffeln das letzte bisschen Glaubwürdigkeit pulverisieren, langweilig wird es nie. Nach einem vielversprechenden Beginn, der mit all seinen Ideen und Settings auch gut als Anime funktioniert hätte, gibt es zwar einige dramaturgische Durchhänger und wirre Plots in manchen Staffeln, doch die steten Wendungen, kompromisslosen Tode (gerne auch unnötige von Handlungs- und Sympathieträgern) und emotionalen Achterbahnfahrten haben die Serie immer unter Spannung gehalten. Die Marschroute ist klar: Niemand ist sicher. Allianzen werden hier gewechselt wie Trainer in der Bundesliga. Innerhalb einer Folge können aus engen Verbündeten plötzlich erbitterte Feinde werden und umgekehrt, was sich eine Episode darauf dann nicht selten wieder dreht. Vetrauen ist ein rares Gut in dieser rauen Welt, in der die einzelnen Fraktionen in erster Linie für sich selbst kämpfen und keine Scheu zeigen Gewalt anzuwenden. Brüchige Zweckgemeinschaften sind der Weg zum Ziel und Verrat ein ständiger Begleiter. Bedauerlicherweise spielt auch in dieser fiktiven Zukunft der Glaube immernoch eine gewichtige Rolle. Die Menschheit hat sich nach der Apokalypse offensichtlich eher zurück entwickelt und ist in alte barbarische Muster zurückgefallen. Den Punkt halte ich für sehr glaubwürdig. Anders sieht es bei den Spielereien mit Strahlungen, KIs etc. aus, die man ohne groß nachzudenken einfach hinnehmen sollte, sonst drohen Kopfschmerzen. Optik, Effekte und Ausstattung sind für eine Serie eines vergleichsweise kleinen Senders wie The CW ohne riesiges Budget sehr ansehnlich.

                                            Der Cast, der im Verlauf einige teils überraschende und einschneidende Verluste hinnehmen musste, aber immerhin einen harten Kern zusammenhielt, macht den Job richtig gut. Allen voran Eliza Taylor, die als Clarke Griffin früh in eine Anführerrolle gezwungen wird und im Verlauf eine gewisse Routine darin entwickelt das kleinere von zwei (oder mehr) Übeln erkennen zu müssen und große Opferbereitschaft mitzubringen, liefert eine saubere Leistung ab. Die Charakterentwicklungen sind mitunter sehr interessant. Aus dem rebellischen Bellamy (Bob Morley) wird ein verantwortungsbewusster Leader, aus die süßen Octavia (Marie Avgeropoulos) eine knallharte Kampfamazone und selbst der anfangs zutiefst unsympathische Murphy (Richard Harmon) bekommt irgendwann halbwegs die Kurve. Mein heimlicher Liebling Raven (Lindsey Morgan) muss sich nicht so verbiegen und bleibt als wichtiger, technikbegabter Retter in der Not, der wie alle anderen auch herbe Tiefschläge einstecken muss, stets eine zuverlässige Stütze. Es gäbe noch mehr erwähnenswerte Figuren, doch das würde den Rahmen sprengen. Fakt ist, dass die meisten Charaktere gut gecastet und eingesetzt wurden und oft keine klare Grenze zwischen gut und böse erkennen ließen. Umso schwerer wiegt es, dass ein Großteil der Figuren im Verlauf - teils sinnlos - auf der Strecke bleiben musste.

                                            Die finale Staffel verliert ein wenig die Nerven und versucht geradezu verzweifelt unter Zuhilfenahme aller erdenklichen Sci-Fi-Klischees eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Menschheit zu konstruieren. Dramaturgisch stellenweise nicht schlecht, zu oft aber auch nervig und vorhersehbar. Diese Sektenspinner sind extrem anstrengend und die Zeitanomalien bzw. "Schnellreisen" sorgen für bizarre Wendungen und Charakterenwicklungen. [SPOILER] Was beispielsweise mit Bellamy in den letzten paar Folgen gemacht wird, ist eine Schande. Unwürdiger kann sich eine derart wichtige Figur nicht verabschieden. Der ehemals loyale Kämpfer und Freund stirbt als verblendeter Verräter durch Clarkes Hand. Bitter, unnötig und unglaubwürdig, auch wenn etwas Wahres am Glaube der Sekte dran ist. Das gesamte Finale ist eine zwiespältige Angelegenheit. Es hat durchaus seine Momente, ist bei genauerer Überlegung allerdings auch abgrundtief dämlicher Blödsinn. Die letzte Szene ist jedoch ganz gut geworden. Für die standhafte Clarke, die auf dieser irren Reise, die in der Gefängniszelle einer Raumstation begann, beinahe jeden wichtigen Menschen in ihrem Leben verloren hat (u.A. Geliebte, Mutter, besten Freund und schließlich auch noch ihre Ziehtochter) und nebenbei noch große Teile ihrer Seele durch schwere Entscheidungen opfern musste, gibt es doch noch ein kleines Happy End. Es sei ihr gegönnt. Dass die Menschheit schlussendlich von Raven und Octavia gerettet wurde, und nicht von Clarke, ist dabei höchst ironisch. [SPOILER ENDE]

                                            Eine alltägliche Serie war "The 100" nie. Sie hat längst nicht immer gute Entscheidungen getroffen und die ohnehin nie im Fokus stehende Glaubwürdigkeit irgendwann vollends über Bord geworfen, doch mit ihrem guten Cast, der kompromisslosen Dramaturgie und den teils wilden Genremixturen konnte sie stets Spannung aufbauen. Trotz einiger Abzüge in der B-Note bleibt sie ein Highlight, dem leider vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde, besonders hierzulande.

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                                            • 4 .5

                                              Haie, Wölfe und Krokodile wurden von der Filmbranche schon zu Genüge auf Menschenjagd geschickt, Großkatzen ist diese Ehre noch vergleichsweise selten zuteil geworden. Die schlecht animierte und gelaunte CGI-Mieze ist aber längst nicht das einzige Problem, mit dem sich die leidlich fähige Söldnereinheit in "Rogue Hunter" herumschlagen muss. Ein paar Islamisten sind ebenfalls scharf auf deren Köpfe. An Klischees und Trash mangelt es dem Film nicht, wohl aber an brauchbaren Figuren und gesundem Menschverstand. Die brutale und kompromisslose Action kann kaum Spannung erzeugen, weil die meisten Szenen vollkommen vorhersehbar und konsturiert erscheinen. Megan Fox - nach wie vor durchaus ansehnlich - ist als aufgeblasen coole Anführerin des Teams, die diesen Job wahrscheinlich beim Würfeln gewonnen oder aufgrund einer Quotenregelung bekommen hat, weitgehend fehlbesetzt. Man nimmt ihr weder die harte Schale, noch die angeblich jahrelange militärische Ausbildung ab. Das ist keine Figur, der man in ein Krisengebiete folgen möchte, fairerweise gilt das für den Rest ihrer Chaostruppe ebenfalls. Dämliche Entscheidungen und doofes Verhalten soweit das Auge reicht. Einzig Philip Winchester sorgt für etwas Unterhaltung im positiven Sinn. Der Schowdown mag ganz nett sein, hat aber auch nix Neues zu bieten. Vollends abgeschossen wird der Vogel mit dem genial unpassenden Disneyfilm-Ende, das an unfreiwilliger Komik kaum zu überbieten sein dürfte.
                                              Einfältiger und vergleichsweise aufwendiger Trash, der sich von dem ganzen billigen The Asylum-Ranz nur durch ein höheres Budget und minimal besseres Personal unterscheidet. Ein Qualitätsnachweis ist das sicher nicht.

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                                              • 6

                                                "Nighlife" nimmt eine typische Story für Hollywoodkomödien zur Hand und verfrachtet sie nach Berlin. Nicht sonderlich kreativ, aber immerhin spritzig genug um kein kompletter Totalausfall zu werden. Die Mischung aus Buddymovie, Romcom und Actionkomödie ist ganz okay und hat duchaus einige witzige Ideen parat, nimmt auf ihrem Weg aber auch jedes Klischee mit. In dieser munteren Jagd sitzt längst nicht jeder Schuss, doch der Großteil des Casts arbeitet mit geringem Fremdschämfaktor, was besonders bei deutschen Komödien gerne mal anders aussieht. Elyas M'Barek als vergleichsweise vernüftiger Pechvogel und Frederick Lau als chaotischer Depp vom Dienst funktionieren recht gut als verpeiltes Duo, das innerhalb eines Tages die halbe berliner Unterwelt gegen sich aufbringt. Palina Rojinski als unfreiwilliges Dritte im Bunde ist aufgrund der Rollenzeichnung manchmal etwas anstrengend und schauspielerisch offenkundig auch arg limitiert, insgesamt aber ertragbarer als befürchtet. Keiner der Drei ist sich zu schade, sich ein wenig lächerlich zu machen, was für den Rest des Ensembles ebenfalls gilt. Besonders Lau beweist die Fähigkeit zur Selbstverarsche, wenn er beispielsweise im Zwergenkostüm durchs nächtliche Berlin stolpert.
                                                Sicher kein Highlight der deutschen Filmgeschichte und vielleicht ein wenig zu lang geraten, direkt verstecken vorm Großteil der ähnlich gearteten amerikanischen Konkurrenz muss sich "Nightlife" aber nicht.

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                                                • 4
                                                  RaZer 22.02.2021, 19:21 Geändert 22.02.2021, 22:05

                                                  "Wonder Woman" ist einer der raren Lichtblicke im ansonsten stotternden DCEU-Motor. Auch in Zack Snyders nicht ganz zu unrecht verrissenem "Batman vs. Superman" war Diana Prince das vielleicht einzig echte Highlight, auf die Amazone mit dem leuchtenden Lasso war bislang Verlass. Regisseurin Patty Jenkins, die sich schon für den guten ersten Teil verantwortlich zeichnete, beweist hier nun aber leider eindrucksvoll, dass sie ähnlich wie Snyder vielversprechendes Potential brutal gegen die Wand fahren kann.
                                                  "Wonder Woman 1984" wird nach solidem Beginn mit jeder Minute schlechter, ist vollgestopft mit nervigen Figuren ohne Ausstrahlung und hat weder eine brauchbare Story, noch einen interessanten Gegenspieler zu bieten. Im Gegenteil, der völlig farblose Ölmagnat Max Lord (Pedro Pascal in beängstigend schlechter Form), der zerfressen von Gier und Neid die Welt ins Chaos stürzt, ist komplett lächerlich und uninteressant. Noch schlimmer ist nur der Auftritt von Kristen Wiig, deren peinliche Rolle in einer Entwicklung gipfelt, die wunderbar zum Fremdschämen einlädt. Die hineingeschusterte Rückkehr von Chris Pine als Steve Trevor sorgt zwar für etwas Spaß, besonders wenn er mit den Neuerungen der Zeit konfrontiert wird, wirkt allerdings auch verzweifelt und krampfhaft. Die Aktion wirft dabei kein gutes Licht auf Diana, die sein Ableben auch nach knapp siebzig Jahren offenbar nicht verwinden konnte und dadurch ziemlich schwach wirkt. Ansonsten ist Gal Gadot kein Vorwurf zu machen, sie versucht so stilvoll wie möglich durch die grauenhafte Story zu kommen. An ihr liegt es nicht, dass sich die Formkurve des Films irgendwann der Nulllinie nähert. Wenigstens einige passable Actionszenen gibt es, der Angriff auf den Konvoi in Ägypten ist z.B. nett anzuschauen, was man vom dümmlichen Showdown und dem in Kitsch und Pathos ersaufenden Ende nicht behaupten kann. Unfreiwillige Komik kommt auch gerne mal zum Tragen, beispielsweise ist die Szene, in der Diana und Steve mal eben einen (scheinbar vollgetankten und einsatzbereiten) Kampfjet aus einem Luftfahrtmuseum(?) klauen und damit nonstop bis Kairo fliegen, schon irgendwie erheiternd. Kleine Strohhalme, an die man sich klammern kann, nachdem der Film nach spätestens einer Stunde seiner viel zu langen Laufzeit Richtung Abgrund zusteuert und kein Interesse mehr an einem Kurswechsel hat. Dass er dabei stets schick aussieht, ist ein schwacher Trost.
                                                  Hätte nicht gedacht, dass DCs filmische Vorzeigeheldin dermaßen abschmiert. Aber zweite Teile ereilt dieses Schicksal ja bekanntlich oft. Dieses Fiasko hier wäre vermeidbar gewesen, wenn mal jemand mit Verstand das Script vollständig gelesen hätte, die dramaturgischen und charakterlichen Unzulänglichkeiten springen einen förmlich an. Meine sehr gnädigen vier Punkte gibt's für Gadot, Pine und die nette Optik.

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                                                  • 6 .5

                                                    Ein Funke Menschlichkeit in einer rauen Welt. Im von den Nachwirkungen des Bürgerkriegs gezeichneten Amerika macht ein gutherziger, ehemaliger Captain und jetziger Nachrichtenvorleser eine schicksalhafte Begegnung, die seinem Leben wieder einen Sinn gibt. "News of the World" ist kein blutiges Spektakel, was bei dem Cast und Plot niemanden überraschen dürfte, sondern eine kleine, eher unscheinbare Geschichte über zwei geschundene Seelen, die sich in einer schwierigen Zeit gegenseitig Halt geben. In den geschlagenen Südstaaten herrscht Chaos, die Verbitterung über die Niederlage ist greifbar, Gewalt, Anarchie und Rassismus gegenüber den Ureinwohnern sind an der Tagesordnung. Inmitten dieser unwirtlichen Umgebung versucht der desillusionierte Jefferson Kyle Kidd seinen Lebensunterhalt mit dem Vortragen von Nachrichten zu verdienen. Tom Hanks hat da mal wieder eine sehr "hanksige" Rolle inne, bei der er sein Übermaß an sympathischer Ausstrahlung ungefiltert rauslassen kann. Er passt nicht wirklich in diese Welt, was zum Glücksfall für das junge Entführungsopfer Johanna wird, dessen er sich notgedrungen annimmt. Helena Zengel ist als wortkarger Sidekick nicht übel, sonderlich fordernd ist die Aufgabe allerdings auch nicht. Prinzipiell schaut man dem ungleichen Duo bei seinem beschwerlichen Weg nach Hause zu. Das ist nicht immer spannend. Einige kleinere Konfrontationen und Scharmützel gibt es, die sind auch gut inszeniert, der Fokus liegt jedoch eher auf der zwischenmenschlichen Komponente. Atmosphäre, Ausstattung und Optik sind dabei absolut auf der Höhe, der Wilde Westen lebt und ist authentisch dargestellt, das gesetzte Erzähltempo kann auf Dauer aber anstrengend sein.
                                                    Kein klassischer Western, sondern eher ein Drama mit entsprechendem Setting. Handwerklich und schauspielerisch top, inhaltlich vielleicht etwas trocken.

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