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Alle Kommentare von RaZer
"Open 24 Hours" arbeitet brav die Checkliste für Slasher ab und hält es nicht für nötig da irgendwelche Neuerungen einzuführen. Entsprechend ist der Überraschungseffekt meist überschaubar, in der abgelegenen Location wird munter nach Schema F gemetzelt. Zugutehalten kann man dem Film, dass sowohl Inszenierung als auch Cast durchaus in Ordnung sind, wie eine komplette Billigproduktion wirkt er nicht. Hauptfigur Mary, mit deren psychischer Störung versucht wird etwas Verwirrung beim Zuschauer über Realität und Wahnvorstellung zu stiften, verhält sich leider oft dem Genre entsprechend dämlich und lädt deshalb trotz einiger Sympathiewerte nur bedingt zum Mitfiebern ein. Der mustergültige Killer ist ein billiges Abziehbild aller Jasons, Ghostfaces und Michaels der Filmgeschichte: taucht aus dem Nichts auf, ist fast unverwundbar, geht extrem brutal vor, weiß immer wo sich das Opfer versteckt etc.
Zwar zu keiner Zeit wirklich langweilig und handwerklich völlig okay, aber ohne die geringste Innovation. Für einen Platz über dem (zugegebenermaßen sehr niedrig liegendem) Horror-Durchschnitt reicht es allemal.
Naja, jetzt ist zumindest die Chance auf ein richtiges Ende gegeben. [SPOILER] Wobei man durch den unnötigen Tod von Debra eigentlich alle Möglichkeiten auf ein gutes Finale vernichtet hat. [SPOILER ENDE] Vielleicht kann man wengistens noch retten, was zu retten ist.
Die beiden Kindsköpfe sind älter geworden, jedoch nicht erwachsen. Das ist durchaus eine gute Nachricht, denn klischeebelastete Komödien mit verbitterten Männern in der Midlife-Crisis, die mit sich und ihrem Schicksal hadern, gibt es genug und die wenisgtens davon sind gut. Hätte auch nicht zu Bill und Ted gepasst, obwohl sie längst nicht die Stars sind, wie es ihnen eigentlich prophezeit wurde. Die beiden Hoschies sind nicht nur sprachlich weitgehend in den 80ern verblieben, ihre infantile Art haben sie auch aus ihrer Jugend herübergeretten, was zwar stellenweise etwas sehr albern wirkt, aber um ehrlich zusein, kommt es bei der Story dieser Filmreihe darauf nun auch nicht mehr an. Die Töchter der zwei Dödel, die in geradezu irritierender Weise ihren Erzeugern ähneln, spielen hier zwar auch eine wichtige Rolle, stehlen ihren alten Herren aber glücklicherweise nicht die Show. Von einem Generationenwechsel, in dem die ursprünglichen Figuren nur noch schmückendes Beiwerk sind, ist "Bill & Ted retten das Universum" folglich weiter entfernt. Gut so! Es gibt ohnehin kaum Filme, wo sowas funktioniert. Während die verpeilten Mädels ein eigenwilliges Team aus Musiklegenden zusammentrommeln, müssen die beiden tief gefallenen Rockstars mit ihren schrägen Ichs aus der Zukunft klarkommen und nebenbei mal wieder einem Killerroboter entkommen. Auch den Tod belästigen sie abermals. Also alles beim Alten, auch nach all den Jahren. Die Gagdichte ist höher als im zweiten Teil, mit gewohnt viel Ironie und Blödelhumor, nur das Ende ist ein wenig billig. Reeves und Winter wirken, als wären sie nie weg gewesen, was besonders bei Keanu schon etwas überrascht, weil er in letzter Zeit nur mit eher düsteren Figuren positiv auf sich aufmersam gemacht hat.
Lentzendlich viel Recycling, man könnte es aber auch Hommage an die alten Zeiten nennen. So oder so ist der späte dritte Teil der Reihe leichtfüßig und sympathisch dämlich, ganz wie seine Vorgänger. Ein Film, der keinem wirklich weh tut, viel von der Nostalgie zehrt und im besten Fall einfach ein wenig unterhalten möchte.
Die beiden Hoschies sind wieder da, und werden diesmal nicht nur durch die Zeit geschickt, sondern gleich mal ins Jenseits befördert. Wer glaubte die Story könnte nach dem latent irren ersten Teil nicht noch mehr abdrehen, der wird schnell eines Besseren belehrt. Unbedingt witziger wird die Fortsetzung dadurch aber nicht, die ohnehin nur entstand, weil der Vorgänger ein echter Überraschungserfolg war. Das merkt man, denn das gesamte Konstrukt ist ziemlich verkrampft und zwanghaft albern. Mit einer "Terminator"-Verarsche als Grundlage werden die beiden Dödel mal eben mit dem Tod, Satan und Gott konfrontiert. Klingt erstmal vielversprechend und einige gute Gags und Sprüche ergeben sich freilich aus diesem Geikel, z.B. wird der Tod ein ums andere Mal herrlich lächerlich gemacht und auch die Aktion um in den Himmel zu kommen ist wunderbar ("Hoschie, wir sind im Himmel und haben schon drei Leute ausgeraubt!"), dennoch hat der Film nicht ansatzweise die Dynamik von Teil 1. Immerhin sind Alex Winter und Keanu Reeves wieder gut aufgelegt.
Ganz sicher keine nötige Fortsetzung, aber es gibt noch genügend gelungene Szenen um nicht völlig hinten runterzufallen.
Eine herrlich dämliche Zeitreise-Blödelei, die Ende der 80er den Geist dieses Jahrzehnts nochmal selbstironisch hervorgehoben hat. "Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit" macht sehr früh deutlich, dass er keine Sekunde ernstgenommen werden will/kann. Bei der Story um zwei chaotische Kindköpfe, die mit einer umgebauten Telefonzelle durch die Zeit reisen um ein Geschichtsreferat fertigzustellen, wäre alles andere aber auch verherrend. Ihr damals vielleicht als hip und cool geltender "Jugendslang" wirkt heute auf sympathische Weise infantil und antiquiert. Amüsant ist der Streifzug der beiden Möchtegernmusiker durch die Geschichte defintiv. Die historisch bedeutenden Figuren, die sie dabei einsacken, werden stets witzig und ironisch, aber immer auch mit einem gewissen Respekt dargestellt. Wann sieht man schon mal Sokrates, Dschingis Khan und Abraham Lincoln in einem Bild? Alex Winter und der erschreckend heitere Keanu Reeves scheinen jedenfalls Spaß an dieser trashigen Nummer gehabt zu haben. Mit ihrer unbeschwerten, latent dämlichen Art bringen sie die Zeitalter mächtig durcheinander.
Die etwas andere Geschichtsstunde, die aus dem Augenzwinkern gar nicht mehr heraus kommt und damit sehr gut fährt. Der Film steht seit jeher etwas im Schatten von "Zurück in die Zukunft", obwohl das Maß an Kreativität und Witz Spielbergs Kultfilm eigentlich ebenbürtig ist. Granatenstark!
Der Regisseur, der u.a. für die höchst interessante Trashperle "Rubber" verantwortlich ist, inszeniert einen Film über einen Mann mittleren Alters, der von einer Wildlederjacke besessen ist und fortan davon träumt als einziger eine Jacke zu tragen und das notfalls auch mit Gewalt versucht durchzusetzen. Bewaffnet mit einem geschärften Ventilatorflügel schreitet er zur Tat. Was aberwitzig und unterhaltsam klingt und dementsprechend gewisse Erwartungen schürt, erweist sich in der Umsetzung leider als etwas zäh und langatmig. Trotz sehr geringer Laufzeit kommt nur wenig Schwung rein. Die meiste Zeit begleitet die Kamera in ruhigen Bildern das langsame Abdriften einen gebrochenen Mannes in den Wahnsinn. Sein Umfeld nimmt erstaunlich wenig Notiz von diesem merkwürdigen Kauz, in der heruntergkommen, ländlichen Gegend ist jeder mit sich selbst beschäftigt. Ein Lederfetischist mit Zwangsstörung fällt da offensichtlich nicht auf. Man muss Quentin Dupieux zugutehalten, dass er seinen grotesken Wahnsinn stets ansprechend und handwerklich gut einfängt. Weder Cast noch Umsetzung wirken billig.
Kein Highlight wie sein Film über einen Autoreifen mit Bewusstsein und telekinetischen Kräften, aber gewohnt absonderliche Unterhaltung des schrägen Franzosen.
Etwas "Matrix", ein wenig "Inception", viel Gefühlskino und ein Hauch Humor, "Hello World" präsentiert eine gewagten Genre-Mischung mit teils bizarrem Storyverlauf, weiß aber halbwegs damit umzugehen. Naomis Versuch seine Angebetete wenigstens virtuell zu retten, verursacht reichlich Chaos im System, das praktisch alle Geschehnisse im Großraum Tokyo aufzeichnet und abspeichert. Typisch Anime in vielerei Hinsicht, obwohl das Ganze vielleicht gar nicht so weit von einer zukünftigen Realität entfernt ist. Eine echte Magie kann sich zwischen den beiden Hauptfiguren nur in Ansätzen entwickeln, sie sind einfach zu selten gemeinsam im Bild. Die Sehnsucht danach genau diesen Punkt zu ändern, treibt die Geschichte voran. Am Ende gibt es noch eine interessante Pointe. Begleitet wird diese emotionale Achterbahnfahrt von einem schönen Design und einem soliden Soundtrack. Nur das kunterbunte, konfettiartige Pixelfasching beim Aufbauen bzw. Zerstören der virtuellen Strukturen wirkt komplett lächerlich.
Hat vielleicht nicht das Zeug zum Klassiker, ist aber sympathisch und interessant genug um Animefans bei Laune zu halten.
"Weathering With You" erzählt keine sonderlich logische Geschichte und kann auch wenig Tiefgang vorweisen, doch es ist eine schöne Anekdote über zwei spezielle Figuren, die sich auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt gegenseitig Halt geben. Der Ausreißer, der im verregneten Tokyo sein Glück sucht und das Mädchen, dass die Sonne nach Belieben scheinen lassen kann, stürzen sich erstmals in wahre Leben. Schön erzählt, nur bisweilen mit merkwürdigen Ideen ausgeschmückt, aber das ist im Anime-Genre eher die Regel als die Ausnahme. Manche Dinge muss man einfach als gegeben hinnehmen. Die Chemie zwischen den Charakteren stimmt jedenfalls, bis in die Nebenrollen ist das ein sympathisches und latent schräges Ensemble. Wie in allen höher budgetierten Animefilmen ist die Liebe zum Detail auch hier grandios. Optisch geht es kaum besser.
In erster Linie ein Feel-Good-Movie ohne viel Substanz, aber mit Herz. Weite Teile der Welt hätten das Wasser übrigens gut brauchen können, das Japans Hauptstadt da praktisch non-stop heimsucht.
"DARLING in the FRANXX" hebt sich prinzipiell nicht sonderlich von anderen Mech-Animes ab und bedient sich stellenweise sogar sehr großzügig bei Klassikern wie beispielsweise "Neon Genesis Evangelion", verarbeitet diese Elemente aber immerhin stilvoll und verzichtet auf allzu harten Mindfuck. Besonders dank der nahezu durchweg interessanten und sympathischen Figuren und oft guter Dramaturgie kann der Anime trotz geringer Eigeninitiative seine Existenz rechtfertigen. Es ist schön Hiro, Zero Two, Ichigo und Co. bei ihrer Entwicklung in dieser kaputten, dekadenten Welt und der Erkentnis, aus diesem Kreis ausbrechen zu müssen, zuzuschauen. Die Bande zwischen den (Haupt-)Charakteren sind stark und entwickeln sich teils in überraschende Richtungen. Die eher schwermütige, dramalastige Ausrichtung driftet manchmal etwas sehr in Kitsch und Westentaschenphilosophie ab, fängst sich aber dann meist auch wieder. Nur in den letzten paar Folgen dreht die Story eigentlich etwas zu sehr ab, das wäre sicher bodenständiger und besser gegangen. Das bittersüße Ende passt allerdings gut zum Grundton und ist durchaus in der Lage den Zuschauer emotional mitzunehmen. Design und Zeichenstil sind hochwertig.
Dafür, dass ich eigentlich nicht sonderlich viel erwartet habe (auf den Hype damals habe ich nichts gegeben), war ich dann doch ziemlich gefesselt und musste nach der letzten Folge auch mal tief durchschnaufen.
Bei all diesen Realverfilmungen von Disney-Zeichentrickklassikern schwingt unvermeidlich die Frage nach dem Mehrwert mit, der bei noch keinem der Projekte sichtbar hervorgetreten ist. "Mulan" ist keine dumpfe Nacherzählung des Trickfilms, kann sich dementsprechend eher einer gewissen Existenzberechtigung erfreuen als beispielsweise "Der König der Löwen", hätte dafür aber auch unter einem anderen Namen veröffentlicht werden können. Der Spagat zwischen Neuinterpretation und Wiedererkennungswert ist hier in der anderen Richtung nicht sonderlich geglückt, doch der Film kann dank guter Inszenierung, schöner Optik und solidem Cast dennoch Punkte sammeln.
Die Kampfchoreographien sind sehr ordentlich, leiden aber natürlich unter der geringen Alterfreigabe, die all zu viel Gemetzel nicht zulässt. Von typischen Kampfabläufe, wie sie in asiatischen Martial-Arts-Filmen Standard sind (Wände hochlaufen, Riesensprünge, in der Luft halten, spektakuläre Specialmoves etc.), wird ausgiebig Gebrauch gemacht. In die Geschichte schleicht sich selten Langweile, doch ein bisschen einfach macht es sich der Streifen stellenweise schon die Handlung schnell voranzutreiben. Es dauert beispielsweise kaum fünf Minuten von Mulans schändlicher Verbannung aus der Armee bis zu ihrer Ernennung zur Anführerin einer Sondereinheit. Yifei Liu als Titelheldin wirkt etwas kühl, doch angesichts des kulturellen Hintergrunds kann das durchaus absichts sein. Für große Gefühle und Sentimentalitäten ist kein Platz. Den Verzicht auf eine kitschige Lovestory werte ich als großen Pluspunkt. Schade ist das Fehlen von Mushu, doch so eine Gestalt in einen Realfilm einzubauen, ist schwierig und hätte mörderisch peinlich werden können.
Von einem imposanten Epos sind wir hier weit entfernt und ein echtes Alleinstellungsmerkmal fehlt ebenfalls, als guter Abenteuerfilm geht "Mulan" aber getrost durch. Erfreulicherweise wird die Geschichte von der starken (aber nicht penetranten!) Frau, die sich gegen verknöcherte Traditionen, einen übersteigerten Ehrbegriff und die Unterdrückung durch das Patriarchat auflehnt nicht zu sehr aufgebauscht und überhöht. Dass Mulan eine Frau ist, spielt gegen Ende kaum noch eine Rolle, ihre Taten werden ganz unabhängig davon akzeptiert, ohne dass jemand da ein großes Ding draus macht. Zum feuchten Traum militanter Feministen taugt der Film folglich kaum, was für alle normalen Zuschauer nur gut sein kann. (Die unangenehmen Nebengeräusche, die die Produktion in politischer Hinsicht verursacht, lassen sich leider nicht ausblenden, spielen aber bei meiner qualitativen Bewertung keine Rolle.)
Trashfilmabende enden eher selten mit positiven Überraschungen, auch "Party Bus to Hell" ist wahrlich meilenweit davon entfernt eine zu sein. Der maue Mix aus blutigem Thriller, mäßigem Splatter und ungelenkem Softporno versucht stellenweise sogar witzig sein, was alles eigentlich nur noch schlimmer macht. Frei von Logik, dafür mit viel nackter Haut, schlechten Kostümen, offensichtlichen Laien-/Pornodarstellern und erbärmlichem Overacting stolpert der Film durch seine trashige Story. Ja, ein gewisses Maß an Unterhaltung schwingt schon mit, weil man den Geikel ohnehin nur mit Humor und Sarkasmus erträgt. Die tief gefallene Tara Reid ist übgrigens nur ein paar Minuten am Anfang zu sehen, aber die reichen schon aus um zu erkennen, dass es für diese Frau einfach keine Hoffnung mehr gibt.
In gemütlicher Männerrunde mit den entsprechenden Kommentaren zu dieser geistig umnachteten Trashnummer ertragbar, sonst aber nur in der Tonne gut aufgehoben.
Ein Altenheim für Superhelden hat absolutes Unterhaltungspotenzial. "Supervized" gelingt es auch in Ansätzen dieses zu nutzen, man wird nur das Gefühl nicht los, dass da noch weit mehr rauszuholen gewesen wäre. Die unvermeidliche Verschwörung hinter der Fassade des Heims ist eher plump, die Geschichte hat generell allerhand Leerlauf und über den Showdown am Ende verliert man am besten gar keine Worte. Dazwischen gibt es durchaus Grund zum Schmunzeln. Das Maß an Selbstironie, das Herumspielen mit Superheldenklischees und der teils infantile Humor der Bewohner sorgen durchaus für Unterhaltung. In einigen der alten Helden brennt noch Feuer (teils wortwörtlich) und für Penis- und Sexwitze sind sie offenbar auch noch immer nicht zu alt. Der Cast beweist viel Sinn für Humor und ist in der Lage über sich selbst zu lachen. Besonders Tom Berenger als grimmiger Quertreiber und Louis Gossett Jr. als kauziger Speedster sind gut dabei.
Nett gedacht, teils auch cool umgesetzt, nur der letzte Kick fehlt leider.
Ganz fiese Nachricht so früh am Morgen. Ein herber Schlag.
R.I.P. Black Panther
Es ist durchaus Skepsis angebracht, wenn eine deutsche Serie in großen Maßstäben zu planen gedenkt und mit komplexen Dingen wie Zeitreisen spielen möchte. Zwar gibt es einige Lichtblicke in der deutschen Serienlandschaft, doch in erster Linie besteht diese aus leidlich guten Krimis und billigen Seifenopern mit inländischer Ausrichtung. "Dark" ist unter der Federführung von Netflix ein schillernder Beweis, dass es hierzulande durchaus anders geht. Produktion, Inszenierung, Dramaturgie und Cast sind absolut hochwertig und auch im internationalen Vergleich zweifelsfrei konkurenzfähig.
Das triste, meist von trübem Wetter eingehülte Winden, eine ländliche Kleinstadt mit AKW in der Nähe, wird zum Schauplatz einer Geschichte, die sich zu einem echten Gehirnzwirbler entwickelt. "Dark" verlangt vom Zuschauer genau zwei Dinge: ungeteilte Aufmerksamkeit und massives Mitdenken. Dafür bekommt er eine höchst interessante, wendungsreiche und dramaturgisch einwandfreie Reise geboten, die das Schicksal mehrere Generationen miteinander verbindet. Mit jeder Folge werden neue Entwicklungen, Beziehungen und (Un-)Wahrheiten enthüllt. Dabei ist es längst nicht immer leicht, den verschiedenen, zunehmend miteinander verwobenen Zeitebenen und den damit verbundenen Figuren zu folgen. Längere Pausen zwischen den Episoden und Staffeln sollte man sich nicht gönnen. Der Überblick kann schnell leiden in dem Chaos aus Zeitlinien und Parallelwelten. Es lohnt sich allerdings dranzubleiben.
Natürlich sorgt die Zeitreisethematik auch hier für allerhand unvermeidliche Paradoxa und Probleme bei der Logik. Daraus macht die Serie gar keinen Hehl, sondern nutzt sie ganz bewusst für harten Mindfuck. Sie bewegt sich praktisch permanent im absoluten Grenzbereich zwischen "genial gewagt" und "übertrieben lächerlich". Wo eine Erklärung Sinn macht, wird eine geliefert, der Rest der mitunter sehr paradoxen Entwicklungen wird so elegant wie möglich in dramaturgische Spitzfindigkeiten integriet. Fundierte Kenntnisse über Quantenmechanik, Higgs-Bosonen und Einstein-Rosen-Brücken sind keine Vorraussetzungen um hier mitzukommen. Das hätte die Zielgruppe auch massiv eingeschränkt. (Es schadet natürlich nicht, schonmal etwas von diesen Dingen gehört zu haben.) Einen Anspruch auf Glaubwürdigkeit und physikalisch stichhaltige Beweisführung erhebt hier keiner. Das ist auch gar nicht nötig, denn der ganze Irsinn findet ein erstaunlich sauberes Ende. [SPOILER] Der Preis dafür ist leider, dass von den involvierten Figuren schlussendlich nur die paar übrig bleiben, die in der letzten Szene am Tisch sitzen. Doch es liegt ein gewisse Logik und Konsequenz in dieser Entscheidung, denn all die offenen Handlungstränge, seltsamen Verwicklungen und geradezu perversen Verwandschaftsbeziehungen sind auf einen Schlag bedeutungslos. Die Welt wird "repariert". Das ist insgesamt verdammt mutig und clever gelöst. [SPOILER ENDE]
Die Autoren schonen - neben den zur geistigen Mitarbeit angehalten Zuschauern - auch ihre Figuren nicht. Die meisten gehen durch ihre ganz persönliche Hölle, müssen Dinge verkraften, die sich dem menschlichen Verstand eigentlich entziehen und sind oft ohne es zu ahnen fremdgesteuert. Opfer werden zu Tätern, Täter zu Opfern, manche Charakterentwicklungen kommen überraschend. Der Cast löst diese schwierigen Rollen rund um Jonas, der entzückenden Martha und Co. meist erstaunlich gut, kaum jemand ist vollends fehlbesetzt. Auch die verschiedenen Alterstufen der Figuren sind glaubhaft gecastet.
Eine erfreulich positive Überraschung, die da im Auftrag von Netflix zustandegekommen ist. Zweifelhaft, ob so ein gewagtes Projekt von den Öffentlich-Rechtlichen oder gar den Privatsendern hierzulande eine Chance bekommen hätte. Entspricht ja nicht zwingend den Sehgewohnheiten des durchschnittlichen Bundesbürgers und ist genau dehalb so erfrischend. Mich hat dieser irre Trip mit seiner düsteren Attitüde jedenfalls mehr gefesselt, als ich für möglich gehalten hätte. Meine Erwartungshaltung lag meilenweit darunter.
Über 90 Minuten auf Desktopfenster, Chatverläufe und Videocalls zu starren, ohne dass man selbst den aktiven Part übernimmt, kann anstengend werden. Doch im Gegensatz zum erbärmlich schlechten "Unknown User", der sich auch dieses Stilmittels bedient hat, kann "Searching" damit durchaus überzeugen. Es ist nicht immer elegant, wie der Film versucht diesen Stil aufrecht zu erhalten und konsequent durchzuziehen, doch die Dramaturgie dahinter hat ihren Reiz. Wie der verzweiflete Vater (sehr gut: John Cho) auf einer virtuellen Odyssee versucht Hinweise zum Verbleib seiner Tochter zu finden und dabei auf unschöne Geheimnisse stößt, hat das Potenzial den Zuschauer zu fesseln. Sicher stechen die wohl unvermeidlichen Klischees hervor und ganz logisch ist das auch nicht immer. Dass beispielsweise ein Famileinangehöriger die Social-Media-Plattformen durchsuchen darf/soll, obwohl das in so einem Fall eindeutig der Polizei obliegen müsste, ist einer der dramaturgischen Kniffe, die den Film überhaupt ermöglichen. Als sonderlich störend empfand ich das allerdings nicht. Die Verwendung real existierender Plattformen macht das Ganze sehr sympathisch, obwohl ich nicht nachvollziehen kann, warum Hollywood früher oder später immer auf Apple setzt. Schön ist der klare Fingerzeig darauf, wie leicht selbst ein absoluter Laie detailierte Recherchen über Personen anstellen kann, die sehr aktiv soziale Netzwerke nutzen und jeden Scheiß im Browser speichern. Der Twist am Ende ist okay, allerdings auch ein wenig konstruiert.
Ein Drama, der - zumindest stilistisch - etwas anderen Sorte, das mit der Zeit gehen will und den "Errungenschaften" des Internets spielt. Das geht so schon in Ordnung.
Ein erstaunlich unaufdringlicher Coming-Of-Age-Film, der nicht mit übertriebenem Drama, übermäßig vielen Klischees oder billigen Sexwitzen um sich wirft. Mindestens zwei von diesen drei Elementen begleiten das Genre eigentlich immer, "Vielleicht lieber morgen" schafft jedoch eine gute Balance zwischen Drama und Komödie, ohne sich in etwas reinzusteigen oder nervig zu werden. Das liegt in erster Linie freilich an den Charakteren, die vom Cast überraschend gut gespielt werden. Logan Lerman ist eigentlich ein Typ ohne jede Ausstrahlung, doch genau das kommt ihm beim Verkörpern des blassen Außenseiters Charlie zugute. Als stiller Teenager, der Anschluss an die Clique der schlagfertigen Geschwister Sam und Patrick findet und so erstmal in seinem Leben aufblüht, macht er sich ziemlich gut. Dasselbe gilt für Emma Watson, die abseits der "Harry Potter"-Reihe eigentlich nicht unbedingt für ihre warme, sympathische Aura bekannt ist. Die offenherzige, zutiefst liebenswerte Sam spielt sie grandios. Die gesamte Besetzung passt nahezu perfekt. Es ist ein Film über das Erwachsenwerden, die erste Liebe und den Blick Richtung Zukunft, aber auch über die Vergänglichkeit der Dinge und unvermeidliche Abschiede. Menschen schlagen nunmal unterschiedliche Wege ein und müssen sich folglich voneinander trennen. Das ist nicht wirklich schön. Und die Handlung spielt in einer Zeit vor der Verbreitung von Internet, Social Media und Co., was die ganze Sache nicht einfacher macht.
Ein bittersüßer, aufrichtiger Ausschnitt aus dem Leben. Weichen werden gestellt, Erkenntnisse gewonnen, Verluste verkraftet, das wahre Leben beginnt.
"The Void" würde prinzipiell schon in die frühe Vita von David Cronenberg oder John Carpenter passen, Jeremy Gillespie und Steven Kostanski haben sich offensichtlich von den beiden Veteranen des Horrorfilms inspirieren lassen. Es gibt schlechtere Vorbilder, doch einige Abzüge vor allem in der B-Note schleichen sich hier freilich ein. Angefangen bei den Figuren, die allesamt ziemlich uninteressant und teils nervig daherkommen. Sheriff Carter beispieslweise ist als Gesetzeshüter ungefähr so nützlich wie wie ein Amboss in einem Schlauchboot. Natürlich machen es sich die beiden Filmemacher auch einfach, indem sie ein halb abgebranntes, abgelegenes Krankenhaus als Location auswählen, was schon von Natur aus eine unangenehme Atmsophäre ausstrahlt. Innovation steckt da jetzt nicht drin. Trotz der wenig gelungen Charaktere und vieler Klischees kann der Film einiges an Spannung aufbauen, besonders zu Beginn. Im Verlauf dreht die Story dann mehr und mehr ab und verliert sich ein wenig in okkultem Firlefanz, hantiert dafür aber auch gewaltig an den Stellschrauben für Blut und Ekel. Das ist reichlich abgefuckter Stoff, der dem Zuschauer um die Ohren fliegt. Mit Logik ist da schnell Schluss, aber das sollte niemanden überrachen. Die Effekte sind sehr ordentlich und meist sogar handgemacht.
Dieser kleine kanadische Horrorfilm darf sich gewiss sein, dass er trotz einige Schwächen weit besser abschneidet als über 90% von dem Ranz, den Hollywood in dem Genre zustande bringt.
Lange bevor die unzurechnungsfähigen Berufsverbrecher von The Asylum (und artverwandte Idiotenzentren) das Genre des Tierhorrors in die billigste und peinlichste aller Trash-Ecken gekickt haben, ist Steve Miner eine kleine Perle gelungen. "Lake Placid" ist herrlich selbstironisch und auf gute Art trashig, ohne die Spannung völlig zu vergessen oder in eine sinnlose Blutorgie auszuarten. Der größte Gewinn ist der Cast, der in tragenden Rollen ausschließlich namhaft besetzt wurde und damit viel Qualität in diesen offenkundigen Geikel bringt. Bill Pullman, Oliver Platt, Brendan Gleeson und die wunderbare Bridget Fonda hätten es nicht nötig gehabt an dieser munteren Krokodiljagd teilzunehmen, machen sich aber den Spaß und sorgen damit auch beim Zuschauer für solchen. Nicht zu vergessen der denkwürdige Gastauftritt von Legende Betty White. Die Gagdichte ist zwischen den kurzen Gewaltspitzen sehr anständigund und die Effekte sind zumindest okay.
Einer der rar gesäten Lichtblicke im ansonsten ziemlich zugemüllten Subgenre. Lustig, blutig, doof und unterhaltsam, läuft soweit.
Disney hat sich auch schon früher hin und wieder getraut bei manchen Zeichentrickprojekten einen ernsteren Grundton anzuschlagen, ein so schwieriges Thema wie hier wurde bis dahin aber nicht bearbeitet. "Pocahontas" erzählt eine kleine Anekdote aus der frühen Zeit der Besiedelung Amerikas, die lose auf einer (vermeintlich) wahren Begebenheit beruht. Der Konflikt zwischen den Ureinwohnern und den Siedlern nimmt dabei viel Raum ein und scheut sich nicht Fehler und Schwächen auf beiden Seiten zu zeigen. Es prallen zwei Welten aufeinander, die einfach nicht kompatibel sind. Dass sich das Ende eine kleine, weitgehend heile Welt erschafft, in der die Liebe als Instrument der Völkerverständigung fungiert, ist etwas, das man Disney wohl einfach zugestehen muss. Wie das Ganze auf lange Sicht in Wahrheit ausgegangen ist, ist hinlänglich bekannt. Die menschlichen Figuren stehen für die Ernsthaftigkeit in der Geschichte, Spaß und Gags kommen primär von den tierischen Sidekicks. Besonders der freche Waschbär Meeko und der aufbrausende Kolibri Flit sorgen für prächtige Unterhaltung in der ansonsten eher dramalastigen Geschichte. Design und Farbenspiel sind großartig, die eher dunkle Farbgebung passt wunderbar zu den augedehnten Wäldern und den schwelenden Problemen.
Es läuft längst nicht alles rund bei Disneys 33. abendfüllendem Zeichentrickfilm, doch im Kern will er eine schöne (wenn auch naive) Botschaft vermitteln und nähert sich der zugrundeliegenden Thematik mit Respekt.
Jon Favreaus kleines Herzensprojekt lebt in erster Linie von den Sympathiewerten seines Hauptdarstellers und dem ähnlich unaufdringlichen Ensemble außenrum. "Kiss the Cook" ist ein typisches Feel-Good-Movie, das sich eine kleine heile Welt bastelt, in der Probleme stets als Chancen wahrgenommen werden. Chefkock Carl Casper ist mit dertiger Leidenschaft bei der Sache, dass er dabei auch gerne mal seinen Sohn vernachlässigt und nur durch seinen engstirnigen Boss (Dustin Hoffman so unsympathisch wie selten.) eingeschränkt wird. Sobald diese Fesseln sich lösen und er sein eigener Herr ist, blüht er auf und der Zuschauer darf daran teilhaben. Mit viel Hingaben und Liebe zum Detail fängt die Kamera die Zubereitung selbst einfacher Gerichte ein, aber das Favreau dem Essen sehr zugetan ist, sieht man ja auf Anhieb. Viele Kanten duldet der Streifen nicht, selbst mit seiner Ex-Frau versteht Caspers sich blendend. Daran ist nicht zwingend etwas auszusetzen, das künstliche Drama, das solche Filme gerne mal einholt, ist ja auch eher selten eine Bereicherung. Ob es Absicht war, dass der Film stellenweise wie ein überlanger Twitter-Werbespot daherkommt, oder ob sich das einfach aus der Handlung heraus so ergeben hat, sei mal dahingestellt.
Ein schönes, manchmal etwas seichtes Filmchen, das mit ein paar sehr hochkarätigen Cameos aufwartet und ansonsten einfach nur gemocht werden will. Fällt schwer dagegen etwas zu sagen.
"Diese Frau verdient ihre Rache und wir verdienen den Tod." Okay, diese Worte stammen von Budd aus "Kill Bill: Volume 2", passen aber bestens zu diesem dunklen Ausschnitt australischer Geschichte. Nun ist Clare keine Beatrix Kiddo und auch der restliche Film fühlt sich mehr wie ein zäher Marathon als ein rasanter Sprint an. Das drückt den Unterhaltungswert doch sehr. Die lange Laufzeit ist kaum zu rechtfertigen, der Streifen zieht Szenen gnadenlos in die Länge, fügt überflüssige Einspieler hinzu und besonders die letzte halbe Stunde nimmt einen komplett sinnlose Umweg, fast so, als wollte man die Story noch nicht zu Ende bringen. "The Nightingale" ist folglich ein anstrengender Film, der handwerklich zwar astrein inszeniert wurde, aber zu viele Dinge gleichzeitig behandeln will. Die Willkür des Militärs, die Probleme der (ehemaligen) Strafgefangen und der rassistische Feldzug gegen die Aborigines halten alle Einzug in die Geschichte und dabei sieht man die meiste Zeit eigentlich nur ein paar Gestalten zu, wie sie durch den Wald latschen. Clares Rachefeldzug ist reichlich unbeholfen und emotional derart überladen, dass sie viele dämliche Entscheidungen trifft. Man kann nicht behaupten, dass die Figur sonderlich viele Sympathien beim Zuschauer wecken kann, allerdings gelingt das bei den mustergültigen Drecksäcken in Soldatenuniform noch weit weniger. Über die Leistung des Casts gibt es wenig zu meckern, die oft sehr undanbaren Rollen werden super verkörpert. Der Härtegrad ist phasenweise sehr anständig, wäre nur das Ende auch so konsequent wie manch Passage dazwischen und nicht so brutal konstruiert.
Ein unangenehmer Film, der ein unschönes Licht auf allerhand Umstände jener Zeit in Australien wirft, sich dabei aber gerne mal etwas in seinen Intentionen verirrt.
Eine Gruppe verkappter "Wolverines" (nur ohne das Adamantium-Skelett) kämpft als Söldnerteam für eine bessere Welt, und das seit Jahrhunderten. Klingt erstmal unterhaltsam, nur kann sich "The Old Guard" nicht so recht entscheiden, was er eigentlich sein will. Zwischen die brutalen Actionszenen mischen sich ständig ruhige, eher dramalastige Passagen, in der die Figuren mit ihrer Existenz und der Quasi-Unsterblichkeit hadern. Das mag zwar in gewisser Weise nachvollziehbar sein, ist auf Dauer aber auch ermüdend. Wie bei einer Sinuskurve geht der Spaßfaktor rauf und wieder runter, bedaulicherweise sind die Täler meist größer als die Höhen. Das Team um die desillusionierte Anfüherin Andy (wie immer gut: Charlize Theron) ist ganz ertragbar, einzig "Neuzugang" Nile fällt etwas ab. Sie muss einen Haufen Klischees bedienen und nervt damit insgesamt eher. Der Gegenspieler in Gestalt eines Pharmakonzern mit seinem skrupellosen CEO in bester Comic-Manier ist mustergültig. Man sieht gerne dabei zu, wie das Team deren Reihen dezimiert. Der Bodycount wird gerne mit dem aus der "John Wick"-Reihe verglichen und die Richtung stimmt definitiv, allerdings pflügt der gute John noch wesentlich öfter, schnörkelloser und brachialer durch seine Gegnerhorden und zwar ganz ohne Heilfaktor.
Die eher durchwachsenen Reaktionen auf den Streifen sind insgesamt nachvollziehbar, denn zu oft nimmt der Film das Tempo raus, wiederholt in beinahe penetranter Art die Probleme seiner "Helden" und könnte hin und wieder noch etwas mehr Ironie und Humor vertragen. Der oft bedeutungsschwangere Unterton tut dem Ganzen nicht gut. Ein paar Minuten weniger Laufzeit hätten vielleicht ebenfalls nicht geschadet. Dank gutem Cast, interessanter Prämisse und kompromisloser Action reicht es dennoch locker für einen Platz über dem Durchschnitt, doch da wäre weit mehr rauszuholen gewesen.
Eine überraschend rasante und kurzweilige Hetzjagd durch L.A.. "64 Minutes - Wettlauf gegen die Zeit" ist nicht das erwartet billige, uninspirierte B-Movie ohne große Höhepunkte, sondern lässt einigen Aufwand erkennen. Die wohl konstruierte, aber stets spannende Story hält das Tempo hoch, geizt nicht mit solide inszenierten Actionszenen, ist mit der Kamera immer mittendrin und haut auch mal einen Gag oder eine ironische Bemerkung raus. Ein wenig Mediensatire klingt ebenfalls an, wenn auch recht beiläufig. Aaron Eckhart in der für ihn eher untypischen Rolle als engagierter, chaotischer Cop macht sich erstaunlich gut. Frank Penny besitzt nicht nur eine Elefantenlunge und echte Nehmerqualitäten, er hat auch gerne mal einen rotzigen Spruch parat. Letztere tun besonders gut, wenn er sie der naiven Möchtegernjournalistin Ava reinwürgt, die sich für ziemlich wichtig hält, nur weil sie ein Smartphone bedienen kann. Ein netter Seitenhieb auf das bizarre Geltungsbedürfnis der Generation Z. Gegen Ende wird diese Figur etwas erträglicher, nachdem ihr die Kugeln um die Ohren geflogen sind und eine harte Dosis Realität zu wirken beginnt, ist sie plötzlich ganz kleinlaut. Der schießwütige Gegenspieler in Gestalt von Ben McKenzie ist reichlich überzeichnet, bringt aber auch Schwung in die Bude.
Entgegen der Erwartungen ein gar nicht mal so kleiner Actionfilm, der handwerklich viel richtig macht, stellenweise Humor beweist und mehr oder weniger unabsichtlich sogar eine brandaktuelle Botschaft hat.
"Sie haben den Bruchteil einer Sekunde um zu entscheiden was sie tun, bevor ein zugedröhntes Arschloch ihnen das Hirn wegschießt. Vielleicht ist die Knarre nicht echt, vielleicht ist der Kerl geisteskrank, vielleicht sterbe ich gleich. Eine Million Entscheidungen müssen im Bruchteil einer Sekunde gefällt werden und keine ist gut. Was machen Sie? Was wollen Sie also tun? Sie werden nie wissen wie das ist! Verurteilen Sie niemanden, bevor sie nicht ein seinen Schuhen stecken." Worte von Penny, die sich der Ein oder Andere gerne mal durch den Kopf gehen lassen kann.
"Romeo is Bleeding" ist stilistisch ein typischer Thriller der frühen 90er, der die 80er noch nicht ganz hinter sich lassen kann, aber modernisierte Tendenzen zeigt. Der dreckige Film voller Korruption und menschlicher Abgründe ist in seiner Erzählung mitunter etwas holprig und abgehackt, aber atmosphärisch und darstellerisch bärenstark. Gary Oldman in der Rolle des innerlich komplett zerissenen und zutiefst opportunistischen Cops Jack Grimaldi ist grandios. Der undurchsichtige Mann, der angeblich seine Frau so sehr liebt, sich dennoch eine Geliebte hält und dann auch noch eine zutiefst toxische Affäre mit einer Killerin eingeht, gerät in einen Strudel der Gewalt und verliert aus Gier und übersteigerter Lust gänzlich die Kontrolle über sein Leben. Nicht neu, aber solide inszeniert und verdammt gut gespielt. Jacks Nemesis Mona Demarkov ist leider reichlich überzeichnet und spielt ein etwas merkwürdiges, nicht immer nachvollziehbares Spiel. Sie taucht oft plötzlich auf um Schaden anzurichten und ist dann genauso schnell wieder verschwunden. In den Auftritten der Femme fatale steckt meist recht wenig Logik, dafür viel Effekthascherei. Das Ende ist in jederlei Hinsicht konsquent.
Inhaltlich nicht immer glücklich, außenrum aber ein ansprechend verpackter Film mit gut eingesetzten Elemente des Film Noir.
"The Lodge" braucht die genretypische Anlaufzeit um auf Touren zu kommen. Abgesehen von einem kleinen Schocker passiert in der ersten halbe Stunde nahezu nichts, außer dass darauf aufmerksam gemacht wird, dass die beiden Kids mit ihrer neuen Stiefmutter, die eine düstere Vergangenheit mit sich herumschleppt, nicht warm werden. Bis dahin ist das keine Schlagzeile wert, doch die Dinge entwicklen sich im späteren Verlauf durchaus spannend. In die kalte Atmosphäre des dunklen, eingeschneiten Hauses mischt sich schon bald ein unbehagliches Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmt in der Bude. Das Regieduo Severin Fiala und Veronika Franz arbeitet effektiv und minimalistisch mit Mysteryelementen und legt ein paar falsche Fährten, die den Zuschauer bei Laune halten sollen. Funktioniert ganz solide, einige Wendungen sind tatsächlich gut gelungen, freilich bei Vernachlässigung der Logik. Gegen Ende wird die ganze Nummer gar richtig fies, die Eskalation hat eine sehr bittere Note. Riley Keough, deren Figur Grace die Geschehnisse psychisch ganz und gar nicht verträgt, spielt den zunehmenden Verfall gut und unaufdringlich.
Und die Moral von der Geschicht: Mit einer psychisch kranken Person böse Spiele zu spielen, ist keine Idee. Welch Erkenntnis!