RaZer - Kommentare

Alle Kommentare von RaZer

  • 7

    Disneys Umsetzung der berühmten Geschichte rund um Alice und ihr abgedrehtes Abenteuer dürfte unter den vielen Adaptionen bis heute die bekannteste und wohl auch noch immer beste sein (Nein, Burtons Realverfilmung von 2010 kommt da auch nicht ran). Der schräge Streifen, der nicht wirklich einer klaren Linie folgt und allenfalls die Jagd nach dem weißen Kaninchen als Konstante hat, ist überdreht, bunt und abwechslungsreich, aber auch anstrengend. Die sehr musicallastige Umsetzung, bei der längst nicht jeder Song sitzt, ist auf Dauer etwas nervig. Doch es gibt genügend Irrsinn, der das wieder etwas ausgleicht. Die Tigerkatze weißt Alice ja auch nochmal explizit darauf hin, dass hier alle irre sind. Absolutes Highlight sind der verrückte Hutmacher und der Märzhase, die die Verücktheit dieser Welt so sympathisch und genial verkörpern wie sonst niemand. Dass an diesem Ort nichts Sinn ergibt oder den Regeln folgt, ist nur konsquent, schließlich heißt es nicht umsonst "Wunderland". Da muss kein Plan dahinter stecken, der Titel hält, was er verspricht. Alice nimmt den ganzen Wahnsinn meist erstaunlich gelassen hin und wahrt dabei stets ihre guten Manieren, aber wer weiß, was sie eingeworfen hat, um diese Welt sehen zu können. ;) Der wunderbar liebevolle und detailierte Zeichenstil ist erstklassig.

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    • 6 .5

      Kennst du einen Cop-Thriller, kennst du alle. Varianz ist im Subgenre nicht sonderlich präsent. Wenn das Konzept aber ordentlich inszeniert wird, kann es jederzeit unterhalten. "21 Bridges" gehört zu den qualitativ besseren Werken, besonders weil er sich nicht in Nebenplots verliert sondern relativ schnörkellos zum Punkt kommt. Die Hetzjagd durch das abgeriegelte Manhattan mit einigen kompromisslosen Feuergefechten ist düster und halbwegs rasant erzählt. Der Tod von acht Cops lässt den New Yorker Polizeiapparat ans Äußerste gehen, bekommt aber im Verlauf einen faden Beigeschmack. Die anfänglich sehr abgründig dargestellten Gangster bekommen plötzlich eine menschliche Seite und sind angesichts der massiven Korruption in der Stadt gar nicht mehr das größte Problem. Chadwick Boseman als gefühlt einzig verbliebener aufrechter Cop muss brav alle entsprechenden Klischees erfüllen. Ich fand es nur überraschend, dass er nicht auch noch eine schwangere Frau zuhause hatte, aber vielleicht ist die Drehbuchseite verloren gegangen. Der restliche Cast spielt im Rahmen der Möglichkeiten okay, Sienna Miller ist wie (fast) immer eher blass.
      Insgesamt ein sehr ordentlicher und keineswegs langweiliger Ableger des Genre, der alle typischen Elemente solide einbaut, aber selbst keine Sekunde nachdenkt. So bleibt ein Film übrig, der zwar gut genießbar ist, aber keinerlei bleibenden Eindruck hinterlässt.

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      • 6 .5

        Die Unterwasserversion von "Alien" macht sich nicht die Mühe Dinge neu zu erfinden oder Experimente zu wagen. Der strikt nach Schema F ablaufende Film setzt lieber auf bewährtes Material und schickt es lediglich in eine neue Location. Komplett schlecht fährt "Underwater" damit nicht, zumindest ist der optische Aufwand durchaus respektabel. Zeit mit langen Einführungen von Figuren und Story wird nicht verschwendet, es knallt praktisch direkt von Beginn an. Trotz der effektiv eingesetzten, klaustrophobischen Atmosphäre gelingt es nicht dauerhaft die Spannung hochzuhalten. Dazu sind die Dinge einfach zu vorhersehbar. Erschwerend kommt hinzu, dass bei den Außenaufnahmen in der trüben Brühe wenig erkennbar ist. Der teils namhafte Cast spielt auch mehr oder weniger Standardcharaktere, die nicht zu Glanzleistungen einladen. Warum genau Kristen Stewart, die eine anständige Performance abliefert, hier aussieht wie Dolph Lundgren in "Rocky IV" kann ich leider nicht beantworten. Gegen Ende könnte man glauben, man sei in Universals "Dark Universe" gelandet. Das Finale ist allerdings eher billig und ziemlich berechenbar. Wo ist eigentlich Godzilla, wenn man ihn braucht?
        Prinzipiell kein schlechter Sci-Fi-Horror, er traut sich nur kein Stück aus der Deckung. Abgesehen von der Verortung am Meeresgrund bietet der Film nichts, was man nicht schon gesehen hätte (und selbst das ist nicht gänzlich neu).

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        • 8

          Viele Disney-Trickfilme jenseits der Jahrtausendwende sind an mir vorbeigegangen, ohne dass ich groß Interesse daran gezeigt hätte. "Lilo und Stitch" ist einer dieser Filme, der mir zu kindisch und abgedreht aussah, als dass ich ihm Beachtung schenken wollte. Nun muss ich aber zugeben, dass ich dem außerirrdischen Mutant und seiner hawaiianischen "Besitzerin" unrecht getan habe, denn das Filmchen macht absolut Spaß. Im Kern mag die Ausrichtung eher auf jüngere Zuschauer abzielen, doch der Humor setzt vermehrt auf Slapstick, und der funktioniert in allen Altersstufen. Die schräge Story steckt voller Gags und witzigen Sprüchen, besonders Lilo haut, so klein sie ist, herrliche Dinger raus: "Er war mal ein Collie und dann ist er überfahren worden." oder "Oh gut, mein Hund hat die Kettensäge gefunden." Die Nebenstory um das Sorgerecht bringt ein wenig Emotion und Drama in die ansonsten sehr heitere Angelegenheit, ist aber gut dosiert und sorgt für eine gewisse Balance. Das Ende ist Disney pur, aber schön anzuschauen.
          Vielleicht ist "Lilo und Stitch" nicht Disneys bester Trickfilm jenseits der 2000, aber sicher einer witzigsten. Ein Feel-Good-Movie mit viel Herz und dem Hang zum Chaos.

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          • 5
            RaZer 18.04.2020, 12:28 Geändert 18.04.2020, 15:12

            Ja, da steckt schon viel "Nikita" drin und auch ein Hauch "Jason Bourne", nur alles ein paar Level schlechter. Bis "The Rhythm Section" überhaupt in die Gänge kommt, vergeht sehr viel Zeit und auch danach ist es ein Klischeefestival erster Güte. B sagt es bei der "Ausbildung" Stephanies sogar selbst: "Du bist ein Klischee." Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, das dieser Satz von einer Figur stammt, die auch alles bedient, was man von einem zurückgezogenen Geheimdienstler erwartet. Der Geschichte ist kein noch so offensichtilich zusammengeklautes Element zu peinlich. Die vielen wechselnden Schauplätze rund um die Welt sind ganz nett, können aber die schwache Geschichte natürlich nicht kaschieren. Wenn der Film mal das Gas anzieht, was selten genug passiert, fängt die Kamera sofort das Zittern an. Blake Lively sieht man sonst eher top gestylt und vorteilhaft in Szene gesetzt, hier lässt sie sich mal auf das komplette Gegenteil ein. Sonderlich sympathisch ist ihre Rolle allerdings nicht. Besonders lächerlich ist ihr arrogant lässiger Abgang in der letzten Szene, der suggeriert sie wäre eine Art weiblicher John Wick, dabei sind all ihre "Missionen" bis dahin komplett dilettantisch und chaotisch verlaufen und allenfalls durch Glück und Zufall zum Erfolg gekommen. Die dicke Hose ist folglich völlig unangebracht.
            Ein seelenloser Actionthriller mit einer billigen Möchtegernkillerin, der ein paar berühmte Vorbilder hat, aber nie an sie heranreichen kann.

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            • 7 .5

              Disneys rotziges Abenteuer mit Südamerika-Location geht erfrischend flott von der Hand. Die Gagdichte ist erfreulich hoch und verteilt sich auf praktisch alle beteiligten Figuren. Es muss kein Sidekick die Kastanien allein aus dem Feuer holen, wenn es um den Unterhaltungswert geht, die Charaktere haben alle einen Schuss weg und zeigen das auch. Einen klaren Sieger in der Disziplin gibt es natürlich dennoch, und der geht selbstverständlich an Kronk, den liebenswert dämlichen Gehilfen der leicht verpeilten Gegenspielerin. Der selbstgefällige Herrscher Kuzco, der in ein Lama verwandelt wurde und von seinem unfreiwilligen Begleiter, dem bodenständigen Bauer Pacha, seltsamerweise nie im Stich gelassen wird, obwohl es jeden Grund dafür gäbe, wird schön ironisch dargestellt und druch die Mangel gedreht. Damit wirkt er nicht so aufgeblaßen, wie es solche Adligen in Filmen oft sind. Er fällt im Verlauf derart oft auf die Schnauze, dass jegliche Arroganz abbröckelt. Gut so. Zeichenstil und Soundtrack können vielleicht nicht mit den alten Klassikern mithalten, sind aber dennoch okay. Und dass hier eher selten gesungen wird, bewerte ich mal absolut positiv.
              "Ein Königreich für ein Lama" muss sich in der Riege der Disney-Zeichentrickfilme nicht verstecken. Das witzige und kurzweilige Filmchen beweist in nahezu jeder Szene einen munteren Sinn für Humor.

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              • 6 .5

                Plot und Titel klingen erstmal nach einer Folge "Futurama" bzw. einer "Simpsons"-Halloweenepisode. Was Absurditäten angeht, kann "Die Farbe aus dem All" da auch durchaus mithalten. Nach behäbigem Beginn schaukelt sich die Geschichte mehr und mehr zu einem irrem Trip aus grellen Farben, psychischem Wahnsinn und blutiger Gewalt auf. Ein wilder Mix aus "Auslöschung", "The Thing", "Far Cry: New Dawn" und cronenbergschem Bodyhorror, der nicht immer die Balance findet und die Elemente zunehmend wirr zusammenschmeißt, aber diese Linie konsequent durchzieht. Nicolas Cages Rolle ist anfangs eher unspektakulär, doch ihm wird genügend Zeit eingeräumt wieder völlig abzudrehen. Man muss sein nonchalantes Overacting einfach lieben. Der restliche Cast lässt sich eher blass von der außerirrdischen Macht überrollen, allenfalls die junge Madeleine Arthur als leicht satanistisch angehauchte Teenietochter sticht noch etwas hervor. Die Atmosphäre, die sich aus den absonderlichen Geschehnissen ergibt, ist nicht übel und der (teils unfreiwillige) Humor trägt gut zum Unterhaltungswert bei. Da stürtzt eine Meteorit in den Garten einer Familie, hinterlässt dabei einen lächerlich kleinen Krater und abgesehen vom Sheriff und der Bürgermeisterin guckt sich praktisch kein Schwein das an. Der einzige "Experte", der mal einen Blick drauf wirft, ist ein Wasserkundler, der einen Scheiß über Himmelkörper weiß. Das Desinteresse der Beteiligten ist grandios.

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                • 7

                  Disneys tierisches Gegenstück zu Sherlock Holmes, das praktischerweise auch gleich mit in der Baker Street 221b wohnt, hat sich allerhand von seinem Vorbild abgeschaut: vom Charakter über die Genialität bis hin zum gewöhnungsbedürftigen Umgang mit Mitmenschen (-mäusen). "Basil, der Große Mäusedetektiv" ist eine schön gezeichnete und kreativ vorgetragene Hommage an Arthur Conan Doyles Helden, die keinesfalls zu kindisch oder heiter daherkommt. Die Spurensuche im düster gehaltenen, viktorianischen London ist kein Gagfeuerwerk, sondern ein rasantes aber beizeiten auch ernstes Abenteuer mit schönen Ideen und interessanten Figuren. Der finstere Gegenspieler ist für einen Disneyfilm der damailige Zeit äußerst rabiat und brutal, das hinterlässt Eindruck und treibt selbst den cleveren Basil in die Enge. Die verhältnismäßig kurze Laufzeit erlaubt es leider nicht das alles zu vertiefen sondern zwingt zu einem schnellen Showdown, der sich jedoch sehen lassen kann.
                  Einer der Disney-Klassiker mit zurecht gutem Ruf, bei dem man aber das Gefühl nicht los wird, dass es noch besser gegangen wäre.

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                  • 5 .5

                    "The Ship" ist nicht mehr als ein stinknormaler Spukhausfilm, nur dass das Haus hier halt schwimmt. Die verfluchte Nussschale versucht eine bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen, während sie Teile der Besatzung befällt. Das ist stellenweise ganz nett, aber letztendlich wenig spektakulär. Daran ändert auch der teils sehr plump eingesetzte Jumpscare nichts. Gary Oldman habe ich selten so austauschbar und farblos gesehen, doch seine Rolle gibt auch nicht viel her. Emily Mortimer kommt da weit besser weg als Löwenmutter, die ihre Kinder vor der Gefahr zu beschützen versucht. Optik und Inszenierung sind okay und keinesfalls billig, was man vom Ende leider nicht behaupten kann.
                    Dem Cast zuliebe guckbar, Dutzendware bleibt es aber doch.

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                    • 7

                      Heute ein Klassiker, damals ein Flop. Dass "Fantasia" finanziell nicht überzeugen konnte, ist gar kein so großes Wunder, denn obwohl die elegante Komposition aus Bildern und Musik künstlerisch höchst wertvoll sein so mag, so ist sie auch verdammt anstrengend. Schon der Einstieg ist nicht ideal gewählt: Anstatt mit einer Episode anzufangen, die eine Geschichte erzählt um langsam auf den Film und seine Intention einzustimmen, prasselt gleich der surrealste Part auf den Zuschauer ein mit einer Flut aus Farben und Bildern, die man so auch beim Konsum bestimmter Substanzen wahrnehmen könnte. Das kann verschreckend wirken. Alle folgenden Teile lassen eine klarere Linie und viel Kreativität erkennen und schaffen eine wunderbare Atmsophäre, sind aber praktisch immer zu lang geraten. Die liebevoll aufgebaute Magie geht oft wieder verloren, bevor die Episode beendet ist, weil sich das Gesehene zieht wie Kaugummi. Das ist schade, denn das Zusammenspiel aus Bild und Ton ist überragend. Ein Markenzeichen, das Jahrzehnte typisch für Disneyfilme werden sollte und noch heute versucht wird umzusetzen, allerdings längst nicht mehr so flächendeckend gelingt wie früher. Einige der bekanntesten Melodien der Geschichte werden hier grandios visualisiert.
                      Vielleicht der künstlerisch anspruchsvollste Film aus dem Hause Disney, und eventuell lag genau darin sein Problem.

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                      • 6
                        RaZer 14.04.2020, 13:28 Geändert 14.04.2020, 14:31

                        Konventioneller in Aufbau und Struktur kann eine Actionkomödie nicht sein. Nichts, aber auch gar nichts an "Der Spion von nebenan" ist neu, unverbraucht oder in irgendeiner Form revolutionär. Der Storyverlauf ist komplett vorhersehbar und teils absurd konstruiert. Was den Film ein Stück weit rettet, ist der Umstand, dass er aus dem Festival an Klischees und Versatzstücken gar keinen Hehl macht, sondern sogar oft selbstironisch darauf hinweist, wie lächerlich das alles ist. Eine vorlaute Neunjährige, die mal eben im Vorbeigehen eine CIA-Überwachung enttarnt und dann auch noch den bulligen Boss der Operation um den Finger wickelt, muss man aber auch mit viel Augenzwinkern verkaufen. Dave Bautistas Figur JJ ist natürlich auch geradzu prädestiniert für eine unauffällige Überwachung: Wem sollte diese tätowierte Schrankwand schon auffallen? Als Drax im MCU ist er trotz über die Maßen beschränktem Schauspieltalents sensationell, und genau diesen Schwung nimmt er hier mit. Der aufgepumpt coole Elitesoldat hat seine liebe Not mit dem zivilen Leben und entdeckt dabei seine weiche Seite, was zu einigen netten Gags führt. Dennoch hätte ich vermutlich lieber undercover in einem nordkoreanischen Gefängnis gearbeitet, als mir diese Göre tagelang anzutun, die auf Dauer mit ihrer altklugen und frühreifen Art tierisch nervt. Der Showdown, der abermals mit massig Actionklischees um sich wirft, wird zur Parodie für das ganze Genre, was wiederum ziemlich sympathisch wirkt.
                        Prinzipiell nichts, was großer Erwähnung wert wäre, aber dank eines gut aufgelegten Bautista, der dem ungeschriebenen Gesetz folgt, dass Wrestler, die ins Filmbusiness gehen sich von Zeit zu Zeit mal sebst verarschen müssen und der stets ironischen Präsentation der schwachen Story ist ein wenig Unterhaltungswert gegeben.

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                        • 5 .5

                          Die Legende von Atlantis hat die Menschen schon immer fasziniert, da war es kein Wunder, dass auch Disney sich des Stoffs früher oder später annimmt. Das Resultat ist leider weit weniger magisch als so manche Werke vergangener Tage aus dem Haus mit der Maus. "Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt" ist bemüht ein großes Abenteuer in eine relativ kurze Laufzeit zu quetschen, was freilich zu Lasten der Figurenentwicklung und Handlung geht. Von einer Suche nach der versunkenen Insel kann eigentlich keine Rede sein, wo man hin muss und wie man hin kommt, wird zur Nebensache, die am Anfang schnell geklärt wird. Die gewonnene Zeit wird im schön gestalteten Atlantis allerdings dann eher lustlos verbraten. Dank der Sidekicks gibt es immerhin ein paar Gags, die schräge Crew rettet mehrfach den Unterhaltungswert. Die komplett farblose Hauptfigur Milo Thatch wird in Windeseile vom schwächlichen Bücherwurm zum Actionheld, kann damit aber weder überzeugen noch sonderlich viele Sympathien wecken. Der Zeichenstil ist mittelprächtig, doch immerhin ist der Film nicht zimperlich und spart nicht an Actionszenen. Die Botschaft hinter dem Ganzen ist eher unspektakulär.

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                          • 6 .5

                            Das Potenzial für einen putzigen Disney-Klassiker wäre vorhanden gewesen, aber so ganz vermag es "Oliver & Co." nicht zu nutzen. Nach einem herzzerreißenden Beginn flacht die Geschichte schnell ab. Das namensgebende Katerchen hat weit weniger zur Story beizutragen als erwartet, Straßenhund Dodger ist der eigentliche Fixpunkt. Die Geschichte wechselt oft die Schauplätze und führt schnell viele Figuren ein, eine klare Linie ist selten zu erkennen. Mal ein Heistmovie, dann mal eher ein Drama, dann wieder eine Komödie, die Mixtur ist nicht homogen. Von den teils unpassend eingesetzten Gesangseinlagen kann ausnahmslos keine überzeugen. Was funktioniert, sind die Figurenzeichnungen. Die Bande ist witzig und sympathisch, sie wird nur zu selten richtig eingesetzt. Sehr schön ist der Zeichenstil, der stark an meinen Disney-Zeichentrickfavoriten "Bernard und Bianca - Die Mäusepolizei" erinnert.
                            Gewiss kein schlechtes Filmchen, es fehlen nur fast überall ein paar Prozent.

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                            • 7

                              Erstaunlich unterhaltsame Fortsetzung des schon überraschend guten ersten Teils. "Jumanji: The Next Level" macht mit der Selbstironie und dem rasanten Trash da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Die Rückkehr in das verrückte Spiel ist reichlich konstriert und gezwungen, kann aber mit den (anfangs) leicht geändert Vorzeichen in Sachen Spaßfaktor punkten. Ich meine wie geil ist bitte die Idee Danny Devito in den Körper von Dwayne Johnson zu stecken? Er und Kevin Hart, der Danny Glovers Rolle in sich trägt, spielen die beiden kauzigen Senioren herrlich authentisch. Da ergibt sich nicht selten ein schönes Gagfeuerwerk, weil die beiden alten Herren den Ernst der Lage und die Spielmechanik partout nicht einsehen (wollen). Die umwerfende Karen Gillian muss sich nicht so verbiegen und macht weiter wie bisher, auch in Ordnung. Über die Story gibt es nicht viel zu sagen, wieder wird eine typische Abenteuergerschichte präsentiert voller Klischees und Versatzstücke, aber immerhin auch mit viel Action und ironischen Seitenhieben. Optisch ist der Film durch die abwechslungsreichen Schauplätze und solider Effekte ebenfalls auf der Höhe.
                              Die "Jumanji"-Reihe scheint einen guten Rhytmus gefunden zu haben hinsichtlich dem Unterhaltungswert, dem stets ironischen Spiel mit Computerspielklischees und einem sympathischen Cast. Gewiss sind beide bisherigen Teile keine Meisterwerke, aber immerhin kurzweiliges Popcornkino ohne große Nervereien.

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                              • 6

                                Ein Horrorfilm der alten Schule, der dank einer nostalgisch angehauchten Atmosphäre und solider Inszenierung zu den ertragbareren Vertretern des Genres zählt. Sonderlich neu mag die Geschichte nicht sein, die Präsentation rund um die nicht gänzlich verblödeten und hormongesteuerten Teenies ist aber nicht schlecht. Das verfluchte Buch hat so einige unangenehme Überraschungen parat für die neugierige Bande. Es ist halt doch keine gute Idee Dinge aus einem Geisterhaus mitzunehmen. Der Gruselfaktor hält sich für Leute, die schon den ein oder anderen Film geshen haben, ehrlicherweise in Grenzen. Man weiß im Prinzip immer, was kommt. Dennoch gelingt es "Scary Stories to Tell in the Dark" für einen ordentlichen Unterhaltungsfaktor zu sorgen, einerseits durch (unfreiwillige) Komik und Klischees, andererseits durch düstere Bilder und gute Kameraarbeit.
                                Könnte einer dieser Filme werden, die man an Halloween mal anschmeißt, vielleicht nicht jedes Jahr, aber hin und wieder.

                                • 5

                                  "Das perfekte Geheimnis" beginnt wie eine typisch deutsche Trashkomödie mit haufenweise Fremdschämhumor, Sex-/Peniswitzen und erwartbaren Charakter-Klischees, kippt im Verlauf aber zunehmend in Richtung bitteres Beziehungsdrama. Aus dem heiteren Spiel mit der pikanten Note wird ein fieser und völlig überzeichneter Akt der Selbstzerstörung. Nahezu jedes noch so schmutzige Geheimnis der Figuren wird in den paar Stunden enthüllt, nur weil alle Smartphonenachrichten öffentlich gemacht werden. Die Glaubwürdigkeit geht dabei sehr schnell flöten in dieser brachial konstruierten, emotionalen Abwärtsspirale. (Selbst Schuld, wer sein ganzes Leben auf dem Ding speichert.) Der Cast, der ja prinzipiell aus halbwegs ertragbaren deutschen Schauspielern besteht, schafft es zu keiner Zeit den Charakteren echten Charme zu verleihen. Allerdings ist die Figurenzeichnung schon vom Drehbuch aus dermaßen schlecht, dass ich den Darstellern gar keinen großen Vorwurf machen will. Die Männer kommen bei all den Enthüllungen mal wieder wesentlich schlechter weg als die Frauen, aber das ist schon länger in Mode. Ein wenig positiv finde ich, dass der Film auch mal etwas politisch unkorrekter wird, ohne hinterher gleich mit der Moralkeule zu wedeln. Das passiert in der Realität schließlich auch nicht. Auch das Ende hat eine gewisse Nüchternheit und erzählt nichts von einer bunten Bärchenwelt, in der alles wieder ganz toll ist.
                                  Ich kenne weder das italienische Original noch die anderen Remakes und habe daran auch keinerlei Interesse. Die deutsche Version hat mich jedenfalls nicht sonderlich überzeugt. Überschaubare Dramedy, die sich aufplustert um eine Wahrheit zu präsentieren, die so alt ist wie die Menschheit: jeder hat Geheimnisse.

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                                  • 6 .5

                                    Ein perfides, kleines Psychospielchen. "Der Unsichtbare" schickt die bemitleidenswerte Hauptfigur Cecilia durch einen wahren Albtraum. Die unsichtbare Gefahr lauert praktisch überall auf sie, lässt sie selbst und Andere zunehmend an ihrem Verstand zweifeln und bringt sie mehr und mehr in Bedrängnis. Der Film nutzt die bedrohliche Atmosphäre sehr effektiv, meist ist kein Schnittgewitter oder wilder Jumpscare nötig, um beim Zuschauer unbehagen hervorzurufen. Einige Szenen sind dennoch vorhersehbar und vielleicht ist die Story auch ein paar Minuten zu lang geraten. Irgendwann ist der allgegenwärtige, unsichtbare Stalker ermüdend und die technische Spielerei, die das Ganze überhaupt erst möglich macht, muss man wohl einfach akzepieren. Das Ende gelingt ebenfalls eher mäßig. Elisabeth Moss spielt die unter dem psychischen Druck allmählich dem Wahnsinn anheimfallende Cecilia nicht schlecht. Die Figur verkommt weder zum aufgedonnerten Topmodel mit gähnender Leere im Schädel, noch wird sie zu einem möchtegern taffen Heldin hochstilisiert, sondern als ganz normale Frau dargestellt, der eine falsche Entscheidung das Leben zur Hölle werden lässt. Sonderlich clever verhält sie sich längst nicht immer, aber wenn das der Fall wäre, gäbe es das Horrorgenre gar nicht.
                                    Wenn ich mich so perfekt unsichtbar machen könnte, würden mir sicher weit bessere Dinge einfallen als eine Ex-Flamme zu stalken. Glaubwürdigkeit und Logik sind in vielerlei Hinsicht nicht die Stärke des Streifens, aber die dauerhaft diffus bedrohliche Stimmung hat ihren Reiz.

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                                      RaZer 03.04.2020, 19:44 Geändert 03.04.2020, 19:45

                                      Ein eindrucksvoll dokumentierter Abstieg in den Wahnsinn. Zwei Männer, eine einsame Insel, ein heftiger Sturm und schwindende Hoffnung. "Der Leuchtturm" zeichnet ein düsteres Bild der menschlichen Psyche voller surrealer Szenen und emotionalen Achterbahnfahrten. Der konsequent in schwarz-weiß gehaltene Film wirkt durch dieses und andere alte Stilmittel wie mitte des letzten Jahrhunderts entstanden. Die kühle, bedrückende Atmosphäre, auf die der gesamte Film aufgebaut ist, ergibt sich nicht nur durch die stürmische, verregnete Location, sondern auch durch die beiden Protagonisten, deren psychischer Verfall beängtigende Formen annimmt. Die beiden Männer sind je nach Alkoholpegel innige Freunde, erbitterte Feinde oder irgendwas dazwischen. Auf intime Geständnisse folgen wilden Schimpftiraden, auf freundschaftliche Nähe folgen brutale Auseinandersetzungen, die Isolation treibt sie sowohl zusammen, als auch auseinander. Beide haben Geheimnisse, beide lügen, beide driften auf ihre eigene Art in eine andere Welt ab. Was von dem Gesagten wahr und was gelogen ist, bleibt ein Stück weit der Fantasie des Zuschauers überlassen. Die zunehmende Eskalation auf der kleinen Insel ist jedenfalls echt und sie ist nicht schön anzuschauen. Willem Dafoe und Robert Pattinson laufen zur Höchstform auf, während ihre Figuren zusehends verfallen. Die raue Geräuschkulisse und besonders das ständig schallende Nebelhorn untermalen diesen höchst unangenehmen Film so effektiv wie es nur geht.
                                      Robert Eggers' finsteres Kammerspiel mit einem unverkennbar eigenen Stil ist nichts für die breite Masse oder zarte Gemüter, aber ein irre intesives Filmerlebnis, das zwar keinen Spaß macht, jedoch auf seine ganz eigene Art zu fesseln weiß.

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                                        Die Voraussetzungen für eine zumindest unterhaltsame Fortsetzung des Kultfilms "Ein ausgekochtes Schlitzohr" waren vorhanden: der Cast wieder vollständig an Bord, der Trans Am so schön wie immer und ein lukratives Ziel mit knappem Zeitlimit als Motivation um wieder alles rauszuholen. Dass das Resultat derart ernüchternd ausgefallen ist, verwundert da schon sehr. Von der Dynamik des ersten Teils ist praktisch nichts übrig. Bandit hätte den Trans Am locker in der Garage lassen können, es gibt im gesamten Film keine nennenswerte Verfolgungsjagd. Die uninspirierte Spazierfahrt durch den Süden der USA lässt jegliche Rasanz vermissen, vom Zeitdruck der Lieferung ist nichts zu spüren und die Polizei interessiert sich einen Scheiß für die Elefantenkuh. Erwähnenswert ist allenfalls der nette Showdown am Ende, wenn Schneemann mit seinen Trucker-Kollegen die Cops auseinandernimmt. Burt Reynolds und Sally Field wirken, als würden sie völlig andere Charaktere als im Vorgänger spielen. Von Bandits Charme und Coolness ist wenig geblieben, er lebt versoffen und verblendet vom Ruhm vergangener Tage und Frosch hat ihre freche, rebellische Art auch weitgehend abgelegt. Nur Schneemann und Sheriff Justice sind noch die Alten, werden vom sterbenslangweiligen Drehbuch aber genauso mit runtergezogen. Ein weiteres Ärgernis im deutschsprachigen Raum ist die schon häufig kritisierte, völlig überflüssige neue Synchro im Rahmen der DVD-Auswertung, die nicht nur den Nostalgiefaktor killt und teils völlig deplaziert wirkt, sie sorgt auch dafür, dass die alte (bessere) Version praktisch nicht mehr zu bekommen ist (zumindest bislang).
                                        Der sperrige deutsche Titel "Das ausgekochte Schlitzohr ist wieder auf Achse" passt zu diesem sperrigen Film. Eine Kopie des ersten Teils, nur ohne den Speed, den Charme, den Spaß und den Irrsinn. Eine Enttäuschung auf ganzer Linie, die fünf Punkte gibt es von mir lediglich aus Gründen der Nostalgie und der Sympathie gegenüber den Figuren (und dem Trans Am).

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                                          Später Ruhm für einen vierbeinigen Helden. "Togo" ist ein Film, wie er lange Zeit typisch für Disney war: ein verwegenes Abenteuer, (leicht) vermenschlichte Tiere, ein großes Herz und viele Emotionen. Das Studio setzt zwar seit Jahren andere Prioritäten, kann seine einstige Paradedisziplin aber noch immer ausfüllen, wenn es denn will. Die Geschichte um den alternden Leithund Togo und seinen Hundeschlittenfahrer Leonhard Seppala lässt die beiden Figuren aus dem Schatten des Hundes Balto treten, der beim legendären Medikamententransport im Winter 1925 das letzte Stück anführte und dafür stellvertretend für alle Schlittenhunde und ihre Führer zum Helden hochstilisiert wurde. Dass Seppala und seine Hunde, angeführt von Togo, die mit Abstand längste und gefährlichste Strecke in diesem schnell organisierten Staffellauf bewältigt haben, geriert weitgehend in Vergessenheit. Details waren der Presse schon damals nicht wichtig. Umso schöner entfaltet sich die Wirkung des Films, auch wenn sich die Story natürlich einiger (massiver) Ausschmückungen bedient. In Rückblenden wird nebenbei erzählt, wie der tapfere Hund mit dem erbarmungslos eigenen Kopf sein Herrchen in den Wahnsinn trieb, bevor er seine Bestimmung fand und damit Seppalas Herz eroberte. Die Inszenierung ist technisch und atmosphärisch astrein, und Willem Dafoe kann man ohnehin in jeden Film werfen, ohne Angst haben zu müssen, dass etwas schief geht. Er sorgt hier mit seiner ruhigen, kontrollierten Art dafür, dass das Ganze nicht zu kitschig wird. Das schöne - für manche wahrscheinlich herzzerreißende - Ende passt wunderbar.

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                                            RaZer 31.03.2020, 19:27 Geändert 01.04.2020, 12:22

                                            "Halloween Haunt" versucht gar nicht erst neue Wege zu gehen oder komplizierte Handlungsabläufe zu generieren, sondern beschränkt sich auf Horror in seiner einfachsten und reinsten Form. Das ist ziemlich plump, dank einer ordentlichen Inszenierung und solidem Timing aber in Ordnung. Ob ich den Protagonisten unbedingt spitze Gegenstände in die Hand drücken würde, sei mal dahingestellt, aber immerhin sind sie nicht ganz so nervig und dämlich wie es der Großteil der Genrevertreter meist für nötig hält. Die meisten Figuren sind ertragbar. Das perfide Spiel in dem künstlichen Spukhaus nutzt seine Umgebung effektiv, spielt ein wenig mit Jumpscare-Elementen und hat einen soliden, aber nicht übertriebenen Härtegrad. Was Fallen und Horrorelemente angeht, legen Scott Beck und Bryan Woods eine erwähnenswerte Vielseitigkeit an den Tag. Von Hexen über Geister und Dämonen bis hin zum Kettensägenmörder sind alle Motive vertreten. Die abgefuckten Betreiber des sympathischen Etablisments sind erfreulicherweise nicht so übermächtig, wie es zu Beginn scheint. Glaubwürdigkeit ist bei dieser fiesen Hetzjagd freilich kein Faktor.
                                            Ordentliche, schnörkellose Horrorkost mit klarem Fokus auf seine Kernkompetenz (und unfreiwilliger Komik).

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                                            • 6 .5

                                              Es gehört ja immer einiges an Mut dazu Vin Diesel zu casten, wenn er seinen Arsch nicht gerade hinter das Steuer eines V8 klemmen darf. "Bloodshot" ist das Risiko mit dem personifizierten Kassengift eingegangen und kann es halbwegs im Zaum halten. Nach dem mehr als plumpen Beginn, der Übles erahnen lässt, offenbart der Film tatsächlich eine Art doppelten Boden und lässt den einfallsarmen Anfang in einem anderen Licht erscheinen. Das mag alles auch nicht gänzlich neu, übermäßig kreativ oder sonderlich logisch sein, fängt den ansonsten hart zelebrierten Trashfaktor aber gut ein und kanalisiert ihn ein wenig. Für eine Origin-Story hält sich der Streifen zum Glück wenig an Details auf, es geht ziemlich schnell zur Sache, die Story ist eher schmückendes Beiwerk. Angesichts des Plots nicht die schlechteste Entscheidung, aber da es sich immer noch um eine Comicverfilmung handelt, sollte man da ohnehin einen großzügigen Maßstab ansetzen. Die mit technischen Spielerein vollgestopften Figuren sorgen für solide Action mit ansprechendem Härtegrad, die Optik passt. Vom Cast werden keine Wunderdinge verlangt, deshalb kommt selbst Diesel nicht all zu schlecht weg; seine mangelnde Ausstrahlung bleibt leider ein Problem. Er vermag es einfach nicht den Zuschauer mitzureißen, dieser kann sich hier eigentlich nur an den rasanten Actionsequenzen erfreuen.
                                              Dank des technischen Aufwands (für Actionfans) gut guckbar, ansonsten aber wenig aussagekräftig oder gar ikonisch.

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                                              • 6 .5

                                                Die Jungs von Pixar haben nach wie vor gute Ideen, wenn sie denn wollen, bzw. wenn man sie lässt. "Onward" spielt gelungen mit allerlei Fabelwesen und projeziert sie in eine moderne Gesellschaft voller technischem Schnick-Schnack, der die früher allgegenwärtige Magie weitgehend verloren ging. Der Plot hat Potenzial, die Umsetzung ist mitunter ausbaufähig. Die beiden Hauptfiguren Ian und Barley sind eher mäßig interessant, Ian als typischer Weichkeks, der über sich hinauswächst, ist phasenweise sogar anstrengend. Etwas mehr Coolness und Abgeklärtheit an der Stelle hätte Wunder gewirkt. Die Gagdichte ist trotz der teils sehr emotionalen Geschichte durchaus ansprechend. Es gibt viele Anspielungen und Parodien auf bekannte Fantasyelemente.
                                                Kultstatus wird Pixar hiermit nicht erreichen, die Fähigkeit ist dem Studio schon länger etwas abhanden gekommen, zur solide Unterhaltung taugt "Onward" auch für älteres Publikum allemal. Dass es besser und ikonischer gegangen wäre, ist jedoch offensichtlich.

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                                                • 7 .5

                                                  Der klassische Detektivfilm aus der Schwarz-Weiß-Ära des Kinos verlor nie völlig seinen Reiz. Renny Harlins aufmöblierte Version eines lässigen, chauvinistischen Detektivs mit einem Coolnessfaktor jenseits der Skala funktioniert gut. Weg von Trenchcoat, Hut, Zigarre und Jazz, hin zu Lederjacke, Pommade, Zigarette und Rock'n'Roll. Die genretypischen Einwürfe des Protagonisten aus dem Off dürfen selbstredend nicht fehlen. Die kleine Frischzellenkur ist zwar inzwischen auch schon wieder etwas angestaubt, kann aber von ihrem Unterhaltungswert und dem sympathischen Trashfaktor nach wie vor gut leben. Andrew Dice Clay als namensgebender Ford Fairlane fühlt sich in seiner Rolle sichtlich wohl. Immer einen coole Spruch auf den Lippen, keine Angst vor schmutziger Arbeit und dem anderen Geschlecht stets zugetan. Der Fall, in den der auf das Musikgeschäft spezialisierte Schnüffler gezogen wird, ist nicht gerade ein Füllhorn an Kreativität und Glaubwürdigkeit, doch es geht hier eher um die Präsentation und den Unterhaltungswert des Ganzen. Dass dieser gut ausfällt, liegt auch am restlichen Cast. Lauren Holly als leidgeprüfte Assistentin Fairlanes macht sich beispielsweise sehr gut. Der Soundtrack passt zum Titel, wäre ja auch eine Schande wenn nicht.
                                                  Ein etwas aus der zeit gefallener Film, der genau daraus seine Kraft zieht.

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                                                  • 6

                                                    Allemal besser als Eddie Murphys Ausflüge als verschrobener Tierflüsterer (obwohl ich die beiden Teile damals als Kind auch lustig fand), das heißt aber nicht viel. Nüchtern betrachtet sind beide Interpretationen - so unterschiedlich sie in ihrer Herangehensweise auch sein mögen - mehr als seicht und nahezu ausschließlich auf sehr junges Publikum zugeschnitten. "Die fantastische Reise des Dr. Dolittle" ist keine Origin-Story, sondern umreißt eine Zeit, in der der Doktor die Fähigkeit mit Tieren zu sprechen längst beherrscht. Dementsprechend hält sich zumindest der Leerlauf zu Begin in Grenzen, es geht praktisch direkt los. Allzu viele Gedanken über die Story hat sich leider niemand gemacht, die primitive, reichlich abenteuerliche Handlung reißt wohl keinen ernsthaft mit, der älter als zehn ist. Das wirkt sich auch auf den Humor aus, der zwar ein paar nette Gags und etwas soliden Slapstick bereithält, aber stets brav die Handbremse fest angezogen hat. Robert Downey Jr. kann die hohen in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen, was nicht sonderlich verwundert, seiner Figur wird wenig Raum zum Austoben gegeben. Er ist ein Sklave des harmlosen Drehbuchs. Seine tierischen Begleiter mit ihren unterschiedlichen Zwangsstörungen haben da etwas mehr Platz zum Glänzen.
                                                    Dass es dem Film nicht gelang in die finanziellen Sphären vorzustoßen, die man sich bei Universal erhofft hat, überrascht letztendlich nicht. Ein namhafter Cast und eine bekannte Figur reichen nicht mehr zwangsläufig für einen Hit aus, wenn das Resultat so farb- und zahnlos daherkommt wie hier. Gewiss hat der Film das Herz am rechten Fleck und will niemandem etwas Böses, aber vielleicht liegt genau darin ein Teil des Problems. Mit Downey Jr. an der Spitze wäre hier bestimmt eine herrlich rotzige, sarkastische Version des schrägen Doktors möglich gewesen, doch diese Möglichkeit blieb beinahe vollständig ungenutzt.

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