RaZer - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
UntamedUntamed ist eine Thriller aus dem Jahr 2025 von Mark L. Smith und Elle Smith mit Eric Bana und Wilson Bethel.+43 Kommentare
-
BallardBallard ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 mit Maggie Q und Titus Welliver.+10 Kommentare
-
MobLand - Familie bis aufs BlutMobLand - Familie bis aufs Blut ist eine Gangsterserie aus dem Jahr 2025 mit Helen Mirren und Pierce Brosnan.+9 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
One Battle After Another123 Vormerkungen
-
The Toxic Avenger111 Vormerkungen
-
Bring Her Back101 Vormerkungen
-
The Long Walk - Todesmarsch87 Vormerkungen
-
Caught Stealing65 Vormerkungen
Alle Kommentare von RaZer
Simon West, immerhin Regisseur von Actionhighlights wie "Con Air" und "The Expendables 2", aber auch einigen weniger erwähnenswerten Projekten, macht einen Abstecher nach China um den Leuten dort zu zeigen, wie die Welt standesgemäß unterzugehen hat. "Skyfire" ist ein urst konstruierter, strunzdummer Katastrophenfilm, der jedes noch so kleine Genre-Klischee bedient und vor völlig überzogenen Actionsequenzen jenseits aller Logik und Physik nur so strotzt. Mit anderen Worten eine Hollywood-Apocalypse made in China. Fehlt eigentlich nur noch Dwayne Johnson. Ich hätte jetzt beinahe gesagt der Film ist nur deshalb in China gelandet, weil das Drehbuch zu schlecht für Hollywood war, aber wenn ich mir so peinliche Stilblüten wie "Geostorm" und "Skyscarper" anschaue, kann das nicht der Grund sein. Das Übermaß an Blödheit, das solche Filme gerne begleitet, wird hier bis zum Erbrechen ausgeschöft. "Lasst uns auf einer Insel mit aktivem Vulkan einen Hotelkomplex bauen, mit Aussichtsplattform direkt im Vulkankrater und Monorail um den Berg. Was soll schon schief gehen?" Mittels High-Tech-Blödsinn wird der Vulkan lückenlos überwacht um sicher sagen zu können: "Joa, bricht aus." Interessanterweise senden die unzähligen Sensoren auch dann noch brav weiter, obwohl sie durch die Explosionen und Magmaausbrüche gar nicht mehr aktiv sein dürften. Aber das ist eher noch das geringste Problem für die Glaubwürdigkeit. Zum Glück für den Film ist die Laufzeit moderat und es wird sich nicht sonderlich lange mit Figureneinführung oder anderen Nebenschauplätzen aufgehalten. Es knallt nahezu nonstop und sieht dabei nicht schlecht aus. Über mangelnden Unterhaltungswert kann man folglich nicht klagen, sofern man mit abenteuerlichen Ideen und unfreiwillig komischer Dramatik leben kann. Der Cast ist soweit okay, was willst du bei dem Script groß reißen?
Als Edeltrash geht's so durch. Der optische Aufwand kann sich sehen lassen, der Rest darf getrost in einer Aschewolke untergehen.
Korea ist ein gutes Pflaster für rasante Actionfilme und düstere Thriller, quietschbunte, abgefuckte Sci-Fi sucht man auf der südlichen Halbinsel eher weniger. "Space Sweepers" möchte offenbar zeigen, dass das so nicht bleiben muss. Der chaotische Film, der beim Entwurf seiner Zukunftswelt viel bei "Wall-E" und "Interstellar" abgeschaut hat und optisch manchmal fast ein wenig an Luc Bessons Kultfilm "Das fünfte Element" erinnert, reicht zwar nicht an seine Vorbilder heran, macht ihnen aber immerhin keine Schande. Die eigenwillige Besatzung des Schrottsammelschiffs Victory, die unverhofft in eine gigantische Verschwörung gezogen wird, erfüllt allerhand Klischees, macht aber auch Spaß. Allenvoran Roboter Bubs, der ein paar sehr nette Kampfmoves im Weltraum vorweisen kann, ist ziemlich witzig. Der Gegenspieler ist hingegen eine reichlich peinliche Gestalt mit einem ziemlich undurchsichtigen Motiv. Die mehr als zwei Stunden Laufzeit kann der Film nur bedingt rechtfertigen, es gibt schon reichlich Leerlauf, obwohl Optik und Detailreichtum zumindest zum Entdecken einladen. Immerhin hat der Showdown im All eine gewisse "Star Wars"-Attitüde und kann mit einigen kreativen Kampfszenen aufwarten. Davor holpert es des öfteren auf dem Weg zum großen Finale.
Sicher kein schlechter Beitrag zum Genre, es fehlt aber an Konstanz und letztendlich auch etwas die Seele um bei den ganz großen mitzuspielen. Zumindest der optische Aufwand ist erwähnenswert.
"Bajocero" klaut sich allerhand Elemente von anderen Filme zusammen, was kein Problem wäre (Machen ja praktisch alle.), wenn das Ganze halbwegs unterhaltsam oder wenigstens mit brauchbaren Figuren ausstaffiert wäre. Davon trifft leider nichts zu. Ein komplett unfähiger Cop und ein paar farblose Gefangene in einem Gefängnisbus kämpfen teils gegeneinander, teils gegen einen Angreifer von außen, der im nächsten Leben wohl als Storm Trooper wiedergeboren wird, so, wie der Kerl ziellos durch die Gegend ballert. Die eisige, abgelegene Umgebung macht es für alle Beteiligten nicht einfacher, Atmosphäre und Spannung kommen leider dennoch kaum auf, dafür sind die Charaktere zu blöd und die Story zu löchrig. Gegen Ende kommt etwas mehr Tempo rein, das Motiv des Angreifers entpuppt sich als durchaus nachvollziehbar (wenn auch sehr klischeebelastet) und sorgt zumindest für ein dramaturgisch interessantes Ende. Bis dahin muss man sich allerdings mit zu viel Dummheit und mangelnder Logik herumschlagen.
Ganz sicher kein Beitrag zum Genre, der es wert wäre, bewahrt zu werden.
Disney+ kam leider ein paar Jahre zu spät für "Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.". Nicht auszudenken, was möglich gewesen wäre, wenn man losgelöst von Quotenzwängen bei ABC, Budgetkürzungen, Timingschwierigkeiten und Streitigkeiten zwischen den Bossen von Marvels TV- und Filmsparte hätte agieren können. Die noch in Staffel 1 zelebrierte unmittelbare Nähe zum MCU, die aus genannten Gründen im Verlauf rapide zurückgefahren werden musste, hätte aus der Serie das große Bindeglied im Universum machen können, so, wie es ursprünglich angedacht war. Nick Fury (Samuel L. Jackson) und Maria Hill (Cobie Smulders) schauten in der Anfangszeit vorbei (Robert Downey Jr. und Jeremy Renner hatten ebenfalls Bereitschaft für einen Gastauftritt signalisiert, doch in erster Linie Budgetgründe liesen das einen Traum bleiben.) und besonders im Bezug auf die Ereignisse in "Captain America: The Winter Soldier" hat "MAoS" sein Möglichkeiten ausgereizt und erzählt, wie es mit S.H.I.E.L.D. nach dem Ende des Films weiterging. Es war ein früher Höhepunkt und meiner Meinung nach sogar die beste Phase, die die Serie hatte. Danach entfernte sie sich leider notgedrungen Schritt für Schritt vom Rest des MCU und war gezwungen unter teils schwierigen Bedingungen mehr oder weniger eigene Wege zu gehen. Wirklich geschadet hat das allerdings nicht, das verschenkte Potential ist bedauerlich, doch qualitativ und dramaturgisch konnten Coulson und Co. stets überzeugen. Für mich ist "MAoS" trotz endruckvoller Konkurrenz die beste Marvel-Serie. Sie konnte trotz großer Unwegbarkeiten immer das Niveau hochhalten und kreative Wege finden auch ohne direkten Bezug zur Filmsparte Teil von Marvels Welt zu bleiben. Viele Comicfiguren und -elemente, die es (noch) nicht ins Kino geschafft haben, flossen einfach hier ein (z.B. die Inhumans, der Ghost Rider und die Kree).
Als großes Glück hat sich die Beteiligung von Joss und Jed Whedon herausgestellt, unter deren Federführung die Serie immer neue Ufer eroberte und nie zum Stillstand kam. Das tat gut und war nötig, denn Sender ABC hat dem Projekt nie einen brauchbaren Rahmen liefern können und es irgendwann zwischen einen zweitklassigen Comedyblock geschoben, was den Quoten und dementsprechend den finanziellen Möglichkeiten Grenzen gesetzt hat. Dass überhaupt sieben Staffeln entstanden sind, ist dem damaligen Senderchef und dem Erfolg beim Streamen und im Ausland (vor allem in China) zu verdanken. Die teils stiefmütterliche Behandlung war absolut unverdient, unterhalten konnte die Serie stets prächtig. Natürlich haben nicht alle Handlungstränge und Ideen voll gezündet, manche Geschichten waren zu lang und etwas wirr, aber wenn man gezwungen ist sich in jeder Staffel neu zu erfinden, kann nicht alles gelingen. Besonders ab Staffel 5, wenn der Weltraum und die Zeit eine gewichtige Rolle spielen, dreht das Ganze ziemlich ab, aber es passt letztendlich damit wieder gut ins MCU, das längst einen ähnlichen Weg einschlägt.
Der Cast hat von Beginn an wunderbar gepasst, ist überlegt gewachsen und konnte zumindest den harten Kern der Figuren bis zuletzt halten. Einige schmerzliche Abgänge mussten dennoch verkraftet werden. Ich denke da z.B. an Adrienne Palicki als Bobbi Morse und Nick Blood als Lance Hunter, die zwar nur verhältnismäßig kurz Teil der Story waren, ehe sie für (das leider jäh gescheiterte) "Marvel's Most Wanted" herausgeschrieben wurden, doch enorm viel Spaß mitbrachten. King im Ring ist natürlich Clarke Gregg in seiner Paraderolle als Agent Phil Coulson. Stets sympathisch, kauzig und selbstlos führt er sein vieleitiges Team und scheut sich nicht vor schweren Entscheidungen. Der Fanliebling des MCU musste sein eigenes Format bekommen, die bittere Ironie daran ist leider, dass sein Engagement hier eine Rückkehr ins Filmuniversum mehr oder weniger versperrte. Selbst in "Avengers: Endgame" konnte er nicht mitwirken, weil er und seine Leute zu dem Zeitpunkt ganz woanders beschäftigt waren. Bitter! Gemma Simmons und Leopold Fitz (toll: Elizabeth Henstridge und Ian De Caestecker), die beiden klugen Köpfe an Bord, die durch eine Beziehung voller Humor und Tragik verbunden sind, bilden den perfekten Gegensatz zur obercoolen Melinda May (Ming-Na Wen), die in erster Linie für Arschtritte zuständig war. Übestrahlt wurden für mich immer alle von der absolut umwerfenden Chloe Bennett, der einzigen Frau, für die ich wahrscheinlich einen Mord begehen würde. Ihre Daisy "Quake" Johnson, formally known as Skye, hat im Lauf der Zeit sicher die markanteste Entwicklung durchgemacht und musste dabei derbe Schicksalschläge einstecken. Doch sie kämpfte weiter bis zuletzt. Auch der Rest des Ensembles, den ich jetzt mal unerwähnt lasse, hat sich meist gut eingefügt und für mitunter viel Spaß, Spannung, Drama und Plottwists gesorgt. Ein geiles Team, das es auch brauchte um die Geschichte am Leben zu halten.
Die finale Staffel hat nochmal mit etwas Nostalgie gespielt und auf teils kreative und schräge Art alte Weggefährten bzw. Gegenspieler zurückgeholt. Ein echter Coup ist die Rückkehr des aus "Marvel's Agent Carter" bekannten Daniel Sousa (Enver Gjokaj), der für kleine Synergieffekte sorgte. Leider konnten längst nicht alle Figuren am Schluss nochmal auftreten, die es verdient hätten, dennoch wird die Serie zu einem runden Ende geführt. Ein sanfter Abschied mit bittersüßer Note und positiver Grundstimmung, der die Tür offen lässt für ein Wiedersehen. Die große Stärke das MCU waren immer die inneinander greifenden Zahnräder, es ist also nicht umöglich zumindest einige aus Coulsons Team an anderer Stelle wiederzutreffen. Wäre cool und absolut verdient. Eines ist am Schluss aber Fakt: S.H.I.E.L.D. ist zurück, fast so stark wie vor seinem Fall.
"Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D." hat mich von der ersten Folge an - trotz holprigem Start - prächtig unterhalten und zu meiner großen Freude entgegen aller Widrigkeiten lange überlebt. Das Konzept war super, hat große Wandlungsfähigkeit bewiesen und wurde nie langweilig. Dank eines tollen Casts, solider Effekte und wendungsreichen Plots hat sich die Serie schnell zu einem Favoriten meinerseits entwickelt (wie mein erster Kommentar zur Serie damals nach Staffel 1 schon unterstreicht) und ist es bis zum Schluss geblieben. Eine beeindruckende Leistung, wenn man bedenkt, dass hier tonnenweise Potential verschleudert wurde, das Resultat aber immernoch großartig ist.
Liam Neesons Ausflüge ins Action(thriller)-Genre verlieren zusehends an Biss. Wo er sich in "96 Hours" nach quasi nonstop durch die Gegnerhorden gemetzelt hat und dabei verdammt cool aussah, schleppt er sich jetzt müde und ein wenig lustlos zum Kampf gegen gerade mal zwei korrupte FBI-Agenten. "Honest Thief" ist nicht wirklich schlecht inszeniert, aber es fehlt an nahezu allen Ecken die Schärfe, die Kreativität und die Dynamik. Actionszenen sind rar gesät und selten spektakulär, meist Umkreisen sich die Parteien aus einiger Ferne. Ein echter Knalleffekt fehlt. Neeson begnügt sich einmal mehr mit einer Fingerübung, wird vom Drehbuch aber auch nicht wirklich von der Kette gelassen. Seine plötzliche Läuterung kommt etwas billig daher, noch irritierender ist allerdings das Verhalten des FBI, das ihn gar nicht ernst nimmt und nur höchst widerwillig auf sein Angebot sich zu stellen eingeht. Alles irgendwie sehr künstlich.
Der gute Liam ist endgütlig im B-Movie-Bereich angekommen. Dass er ihn jederzeit wieder verlassen könnte, steht außer Frage, allerdings scheint er sich in dieser Welt, in der nicht all zu viel verlangt wird, gar nicht so unwohl zu fühlen. Ob sein noch halbwegs intakter Ruf das auf Dauer mitmacht, ist aber zumindest zweifelhaft. Für Schlagzeilen wird "Honest Thief" definitiv nicht sorgen.
Weniger Charisma hatte ein Heist-Movie wohl noch nie, wobei es auch kein klassischer Vertreter des Genres ist. Eine Bande (vornehmlich) Mitzwanziger, die sich vom System verarscht fühlen und folglich naive, linke Ideologien und einen vermeintlichen Generationenkonflikt als billige Rechtfertigung für Diebstahl und Zerstörung benutzen, mehr ist es nicht. Alles Fassade, am Ende geht es doch auch nur um den Profit. Keine gewitzten Pläne, coolen Gadgets, lässigen Charaktere oder gewagten Ideen, nur ein paar Gestalten auf Abwegen, die relativ plump Häuser plündern und was nicht gebraucht wird kurz und klein schlagen. Der Unterhaltungswert der ganzen Nummer ist sehr überschaubar, vor allem weil kein einziger echter Sympathieträger zu finden ist. Alles blasse, nichtssagende Arschlöcher, die sich für coole, clevere Rebellen halten, dabei aber nur kleine Lakaien ohne Funken Ausstrahlung verkörpern und permanent die Dollarzeichen in den Augen funkeln haben. Damit dürfte "Echo Boomers" immerhin relativ nah an den realen Ereignissen, die für den Film Modell standen, dran sein. Einen Danny Ocean gab's in der Story sicher nicht.
Von vorne bis hinten in jederlei Hinsicht absolut nichtssagend.
Ein kleiner, dreckiger Superheldenfilm aus Norwegen, der als klarer Kontrast zum Hollywood-Hochglanz verstanden werden will. "Mortal" hat zwar auch einige gute Effekte zu bieten, ist aber - schon aus Budgetgründen - weit von einem Actionspektakel entfernt. In der kühlen Atmosphäre des Nordens beginnt eine ineteressante, aber auch nüchterne Jagd auf einen Mann, in dem plötzlich Kräfte erwacht sind, die er nicht wirklich kontrollieren kann. Eric versucht allem Ärger aus dem Weg zu gehen und keine Gefahr für sich und andere zu sein, doch gelingt das mit der Regierung im Nacken freilich kaum. Nur die junge Psychologin Christine ist gewillt ihm tatsächlich zu helfen, was auch ihr Leben durcheinanderwirbelt. Das ist keine sonderlich innovative Story, aber sie ist anständig inszeniert und verzichtet weitgehend auf Pathos. Wohin die Reise hinsichtlich des Ursprungs dieser Kräfte geht, deutet sich relativ früh an, ist allerding ganz nett gedacht. [SPOILER] Der Hammer am Ende, der ja nun offensichtlich Mjölnir darstellen soll, sieht leider aus als hätte schnell jemand seine alte Werkzeugkiste geplündert. Schon etwas schäbig und mickrig. [SPOILER ENDE]
Fernab von MCU, DCEU und Co. macht sich "Mortal" auf seinen Platz zu finden. Was letztendlich fehlt um in diesem Haifischbecken länger zu überleben, ist eine gewisse Markanz. Länger im Gedächtnis bleibt er eher nicht.
"Vikings" konnte sich im Schatten des "Game of Thrones"-Hypes ungestört entwickeln und schnell auch aus ihm heraustreten. Die Geschichte um die nach neuen Welten, Macht und Beute strebenden Wickinger, die keinen Kampf scheuen, aber ggf. auch diplomatisch handeln können und neuen Einflüssen nicht grundsätzlich abgeneigt sind, ist interessant, blutig und wendungsreich erzählt. Das flexible Volk aus dem Norden steuert mit voller Wucht in neue Gefilde vor. Fantasyelemente wie Drachen und Trolle findet man hier nicht, es wird ein eher realitätsnaher Ansatz verfolgt. Dazu gehört auch das Einbauen real existierender Orte, Geschehnisse und Figuren, letztere werden oft der Einfachheit halber kurzerhand zu Verwandten gemacht oder zeitlich etwas anders eingeordnet, um die Dramaturgie zu verbessern. Im Prinzip zeigt "Vikings" innerhalb eines Zeitraums von gerademal zwei Generationen den Aufstieg der Wickinger, der in Wahrheit dann doch etwas länger gedauert hat. Doch es geht ja auch eher um das Gesamtbild und den Unterhaltungswert, als um historisch korrekte Timelines. Die oft unvermittelten Zeitsprünge sind anfangs etwas gewöhnungsbedürftig.
Technisch ist die Serie nahezu perfekt. Ausstattung, Effekte, Optik und Aufwand sind großartig. Die raue Zeit damals wird schonungslos behandelt, auch wichtige Figuren und selbst Kinder sterben brutale Tode. Sterben ist allgegenwärtig. Der Norden als trister, kalter Ort mit seinen abgehärteten Bewohnern wird super dargestellt. Doch die Schauplätze wechseln gerne und oft, neben Norwegen wird sich ausgiebig mit England, Frankreich, Russland und dem Mittelmeer beschäftigt, deren Darstellungen nicht weniger beachtlich sind. An Schlachten, Scharmützeln und Auseinandersetzungen mangelt es in den sechs Staffeln freilich nicht, und alle sind stets kompromisslos, blutig und eindrucksvoll gut choregraphiert. Viele der Charaktere sind stark gecastet und hinterlassen ihre Spuren. Doch da ganz ähnlich wie in "Game of Thrones" auch hier mit der Zeit sehr zahlreich symathische und wichtige Figuren das Zeitliche segnen, kämpft "Vikings" irgendwann mit der Dramaturgie. Die letzten beiden Staffeln fallen inhaltlich doch deutlich ab, was eine gesamtheitliche Bewertung der Serie - wie so oft - schwer macht.
[AB HIER SPOILER]
Nach dem Ausscheiden von Ragnar (genial: Travis Fimmel), der die Serie über beinahe vier Staffeln als Fixpunkt getragen hat und unter dem die Wikinger besonders in England Eindruck hinterlassen haben, geht der rote Faden weitgehend verloren und keine der anderen Figuren kann die Lücke füllen. Die großartige Katheryn Winnick als Lagertha war als einzige stets nahezu auf Augenhöhe mit Ragnar, doch weder blieb ihr die Zeit, noch hatte sie die Motivation um den Part zu übernehmen vor ihrem (etwas unrühmlichem) Ableben. Ragnars Söhne konnten den Verlust auch nur bedingt auffangen, Björn (nicht übel: Alexander Ludwig) kam noch am nähesten ran, erlebte das Ende der Serie aber leider auch nicht. Der sympathische Ubbe wurde in andere Teile der Welt geschickt und hatte ganz andere Probleme, und der latent irre Ivar und der farblose Hvitserk waren phasenweise einfach nur nervig. Gerade Ivars kurze aber heftige Terrorherrschaft in Kattegat, bei der er wie eine schlechte Kopie von Nicolas Cage agiert, war überaus peinlich. In den letzten beiden Staffeln werden wild die Schauplätze gewechselt, gute Figuren teils völlig sinnlos - oft mit viel Pathos - geopfert und alle paar Folgen eine andere Intrige gesponnen. Der Fokus und die klare Linie sind ziemlich verloren gegangen, man will plötzlich zu viele Dinge auf einmal. Entsprechend ist auch das Finale eher dürftig. Die letzte Folge sollte viel lose Enden gar nicht verbinden, sondern eher den Weg in die Zukunft zeichnen. Per se kein schlechter Ansatz, aber wie die gesamten letzten Episoden fühlt es sich irgendwie unrund an.
[SPOILER ENDE]
Die Scripte konnten irgendwann nicht mehr mit dem Rest der Produktion mithalten, ein Schicksal, das viele Serien ereilt, die lange laufen und ständig aus dramaturgischen Gründen tragende Rollen rausschreiben müssen. Dennoch ist "Vikings" über weite Strecken überragende Unterhaltung voller Detailliebe, Spannung und Mut. Was manchmal etwas sehr gestört hat, weil es so viel Raum einahm, war die starke Fixierung der Figuren auf ihre jeweilige Religion. Besonders Floki auf Seiten der nordischen Mythologie und die Briten auf Seiten des Christentum sind irgendwann sehr anstrengend. Aber das hat zur damligen Zeit halt einfach dazugehört.
Das Glücksspiel-Geschäft hat schon zu manch interessantem Film inspiriert, "Runner Runner" begnügt sich leider mit einem Standardplot und kommt zu keiner Zeit auch nur in die Nähe von Filmen wie "Casino" oder "Ocean's Eleven". Qualitativ ist das Drehbuch ledglich auf TV-Krimi-Niveau, der namhafte Cast, die schöne Location und die saubere Inszenierung retten das Projekt ein Stück weit, für einen Thriller ist aber definitv zu wenig los. Gegen Ende baut sich immerhin etwas Spannung auf, echte Überraschungen bleiben aber auch da aus. Vom Cast wird wenig verlangt, was einigen Leuten durchaus zugute kommt. Affleck passt mit seinem stoischen, kalten Spiel ganz gut in die Rolle des zwielichtigen Online-Casion-Moguls Ivan Block, dasselbe gilt für Timberlake als leidlich sympathischer Yuppie, der primär seinen verpassten Chancen nachtrauert und seine Cleverness meist für völlig falsche Dinge verschwendet. Die wiedermal umwerfende Gemma Arterton ist leider nur wenig mehr als schmückendes Beiwerk.
Kein Film der länger im Gedächtnis bleibt, doch wenigstens keine großen Fehler macht.
Terry Gilliams erste Gehversuche als Regisseur münden in einen herrlich chaotischen und trashigen, aber auch sehr sympathischen Film. Manchmal ist der Titel "Jabberwocky" mit dem Zusatz "Monty Python's" versehen, was vermutlich auf eine gerne benutzte Masche der Verleiher zurückzuführen ist, denn er entspricht nicht den Tatsachen. Zwar ist der Humor oft dicht dran am Stil des Kult-Ensembles, doch abgesehen von Gilliam als Regisseur und Michael Palin in der Hauptrolle, ist kein anderer Python beteiligt. (Der Cameo von Terry Jones fällt nicht ins Gewicht.) Gewisse Vergleiche bieten sich aber auch abseits des Humors durchaus an, denn Kulissen und Ausstattung erinnern doch sehr an den zwei Jahre vorher entstandenen "Die Ritter der Kokosnuss". Es braucht wenig Fantasie um sich auszumalen, dass da viel Equipment wiederverwendet wurde, wogegen nichts zu sagen ist, denn beide Filme zeichnen ein ungeniertes, dreckiges Bild des Mittelalters und erliegen nicht einer romantischen Verklärung, wie man sie in anderen Werken oft sieht. Einige Effekte erhöhen den Trashfaktor gewaltig, aber davon abgesehen sind Optik und Inszenierung nicht übel. Gilliams Handschrift ist bereits erkennbar. Die Story glänzt nicht zwingend mit einem sinnvollen roten Faden und hat so einige Durchhänger, doch die vielen skurrilen Figuren und typisch britischen Gags entschädigen für vieles. Der König und sein meist verpeiltes Gefolge sind beispielsweise wunderbar witzig.
Keine Gourmetplatte sondern zünftige Hausmannskost. Wer den derben, britischen Humor mag und budgetbedingte Einschnitte verkraftet, kann dieser eigenwilligen Fantasykomödie eine Chance geben.
Der Untergang der Menschheit kann auch still und leise über die Bühne gehen. "The Midnight Sky" zeigt die letzten Tage und den einsamen Kampf eines Forschers in der Arktis, dessen letztes Ziel es ist eine Raumschiffbesatzung vor der Rückkehr zur Erde zu warnen. Der Plot ist keinesfalls übel, sondern eigentlich sogar hochinteressant. So fängt der Film auch an. Augustine (durchaus gut: George Clooney), ein todkranker Wissenschaftler, der auf einer verlassenen Forschungsstation ein kümmerliches Dasein fristet und mehr oder weniger auf sein Ende wartet, muss sich noch ein letztes Mal aufbäumen um wenigstens einen Rest der Spezies Mensch zu retten. Während er also verweifelt versucht Funkkontakt herzustellen, ist das Raumschiff nichtsahnend auf dem Weg nach Hause. Obwohl die Katastrophe an sich diffus bleibt, wird die ausweglose Endzeitstimmung gut eingefangen. Bleibt die Frage, warum sich der Film zunehmend in eine lächerlich überspitzte Seifenoper verwandeln musste, die jedes Klischee zur Spannungs- und Emotionserzeugung im Genre gnadenlos bedient. Beispielsweise war die Raumschiffbesatzung jahrelang unterwegs in schwierigen Gefilden und trotzdem lässt sich Sully (schon besser gesehen: Felicity Jones) auf dieser Mission schwängern (Hochprofessionelles Verhalten!), was sie aber nicht davon abhält an einem heiklen Außeneinsatz teilzunehmen. Überflüssig zu erwähnen, dass genau dann ein Asteroidenschwarm durchflogen wird. Die gesamte Crew wirkt wie das Ensemble einer Soap, aber sicher nicht wie ein Expertentrupp, der Geschichte geschrieben hat. Auf der Erde ist Augustine derweil auf ein Dialysegerät angewiesen, aber eine Tour quer die Eiswüste, bei der selbstverständlich allerhand schief geht, muss dennoch sein. Das ist alles so billig und künstlich. Aus der guten Atmosphäre macht der Film viel zu wenig, und Tempo ist auch nicht so seins. Selbst die wenig Actionszenen sind vergleichsweise unspektakulär inszeniert. Über das peinliche Adam-und-Eva-Ende, das brav ethnische Fallstricke vermeidet, will ich eigentlich gar nicht sprechen. Die Autoren sollten das nächste Mal mehr Science und weniger Bibel lesen. Der Mini-Twist am Ende ist auch kaum der Rede wert.
Gute Ansätze, vielversprechender Beginn, solider Cast, aber unterm Strich bleibt ein einfallsloser, zusammengeklauter Käse übrig, den sich auch RTL oder Sat.1 so hätte ausdenken können.
Pixar begibt sich unter der Regie seines obersten Genies Pete Docter auf die Suche nach dem Sinn des Lebens und dem Ursprung der Seele. Klingt vielversprechend, ist stellenweise auch gar nicht übel, aber vollständig überzeugen kann "Soul" leider nicht. Das hat mehrere Gründe. Am schwersten wiegt die höchst mittelmäßige Hauptfigur Joe Gardner, ein leidlich sympathischer Versager und Künstler, der so ziemlich jedes billige Klischee eines Jazzmusikers bedient, das es so gibt. Ein Traumtänzer, der seit Jahrzenten vergeblich auf den Durchbruch hofft und nicht aufgeben will. Ständig versucht der Film in diesem Zusammenhang dem Zuschauer die angebliche Magie des Jazz einzutrichtern, was aber nur bei einem kleinen Bruchteil gelingen dürfte. Der Rest dürfte - wie ich - irgendwann dezent genervt sein von teils überlangen Musikstücken und den Schwärmereien über diesen sehr speziellen Musikstil, die die Story kein Stück weiterbringen. Die Prioritätensetzung ist mittelprächtig, denn die Szenen im Jenseits über die Formung der Seelen zeugen von genau der Kreativität, die ansonsten hier fehlt. Dort ist dann auch mal etwas Ironie und Witz dabei, von der netten Optik ganz zu schweigen. Doch das sind eher kurze Ausflüge, den Film zerrte es meist sehr schnell wieder auf die Erde und zurück in die kitschigen Träume eines naiven Mannes. Freilich wird auch noch etwas über das Leben und dessen Sinn philosophiert, über das Niveau von ein paar Kalendersprüchen kommt man dabei allerdings nicht hinaus. Das ist aber kein Problem, da es ohnehin die absolute Antwort nicht gibt und der Film ja auch irgendwo für Kinder noch halbwegs zugänglich sein soll.
"Soul" ist mehr ein Musikfilm über den Jazz als eine Hommage auf das Leben. Okay, für manche mag das Hand in Hand gehen, wem sich der Zauber dieser Musikrichtung aber nicht erschließt, wird nur einen netten Film mit ein paar schönen (und beizeiten naiven) Botschaften vorfinden, dem man kaum böse sein kann, der jedoch weit weniger magisch daherkommt als offenbar beabsichtigt.
Das Camp Keating im Hindukusch ist ein absolutes Sinnbild der amerikanischen Politik in Afghanistan, die geprägt war/ist von Arroganz, Selbstherrlichkeit und gnadenlosen Fehleinschätzungen. Ein schlecht befestigtes und unterbesetztes Camp mitten im Feindesland an der taktisch ungünstigsten Stelle zu errichten, das ohne Luftunterstützung (die Stunden entfernt ist) nahezu unmöglich zu verteidigen ist, grenzt an Realsatire. Nur, dass sie in diesem Fall Leben gekostet hat. "The Outpost" erzählt die Geschichte dieses völlig fehlgeplanten Außenpostens und dessen blutiges Ende.
An Pathos spart der Film dabei freilich nicht, aber komplett peinlicher US-Militär-Propangana mit in Zeitlupe wehender Amifahne ist es dann auch nicht geworden. Die erste Filmhälfte zeigt das Leben im Stützpunkt, das durchzogen ist von ständigem Beschuss und der permanent Gefahr erwischt zu werden. Ruhige Momente werden nicht selten von plötzlichem Feindfeier unterbrochen. Das zehrt an den Nerven der Soldaten, die allerdings alle ziemlich austauschbar daherkommen. Wenn in der zweiten Hälfte dann der Großangriff der Taliban läuft und permanent die Kugeln, Mörsergranaten und Racketen einschlagen, ist selten ersichtlich, wer da gerade kämpft oder fällt. Eigentlich ist es sogar ziemlich egal, eine echte Nähe zu den Figuren entsteht nie. Der Feind ist ohenhin eine gesichtslose Masse, die allenfalls durch ein Zielfernrohr ein paar Details zeigt. Die Inszenierug der Kampfhandlungen ist überaus ordentlich und intensiv, die Kamera ist stets nah an der Action. Auch die krachende Soundkulisse passt.
Es ist keine Heldenstory, die zu Propagangazwecken dient, sondern eine der unzähligen Geschichte, die zeigt, wie Soldaten zu Werkzeugen einer völlig weltfremden Politik von Schreibtischtätern werden, die nur Zahlen und Landkarten im Blick haben. Das zeigt sich auch im Umgang mit den Afghanen, denen viele Versprechungen gemacht, aber praktisch keine davon gehalten werden. Verspieltes Vertrauen wird zum roten Teppich für die Taliban. So nimmt das Unheil seinen Lauf.
"Time Bandits" ist eigentlich nicht wesentlich schlechter gealtert als andere Filme aus dem Jahrzehnt, sein viel größeres Problem liegt in der eher langatmigen Inszenierung. Obwohl Terry Gilliam normalerweise ein Quell an Kreativität ist und mit John Cleese und Michael Palin zwei seiner "Monty Python"-Kollegen (in kleinen Rollen) an Bord hat, ist der Film harmlos, oft zäh und humortechnisch meist allenfalls für jüngere Zuschauer interessant. Die verrückte Geschichte um einen Haufen chaotischer Zwerge, die eine Karte zum Zeitreisen stehlen, unterwegs einen kleinen Jungen aufgabeln und eine irre Reise durch die Vergangenheit unternehmen, wäre unter dieser Regie und mit diesem Cast prädestiniert für einen absoluten Kultstatus, doch so ganz mag das nicht gelingen. Viele Szenen sind zu lang und die Witze eher seicht. Das Drehbuch ist einfach nicht gut. Am besten unterhält noch der Unterweltboss mit seinen verblödeten Lakaien. Optik und Ausstattung sind eigentlich gar nicht so übel, manche Kulissen, wie beispielsweise die Festung, in der sich Napoleon bespaßen lässt, sehen sogar richtig eindrucksvoll aus.
Ein Fantasyfilm, der viel zu wenig aus seinen Möglichkeiten macht und selbst mit einem gewissen Nostalgiebonus kaum aus der Mittelmäßigkeit gehievt werden kann. Möglicherweise war ich bei der Erstsichtung auch schon zu alt.
Eine weitgehend verlassene und verriegelte Location, ein Haufen böser Buben mit Geißeln und eine One-(Wo)Man-Army, die es mit dem Schlamassel aufnimmt. Kommt einem nur all zu bekannt vor oder? "The Doorman" macht gar keinen Hehl aus seiner mangelnden Kreativität und dem Hang zum ungenierten Kopieren. Trotz der schonungslos konstruierten Story nach berühmtem Vorbild ist der Unterhaltungswert nicht komplett für die Tonne. Die Actionszenen sind auf gutem B-Movie-Niveau. Ruby Rose, die sich gerne in solchen taffen Rollen sieht, ironischerweise aber ihre Rolle als Batwoman nach nur einer Staffel aufgeben musste, weil ihr Körper dem nicht gewachsen war, arbeitet solide, bedient aber auch so ziemlich jedes Klischee einer weiblichen Actionheldin. Wie glaubwürdig es nebenbei ist, dass diese 50kg (wenn überhaupt) schwere Elfe ihre Widersacher derart verprügelt, lasse ich mal dahingestellt. Langweilig ist es zumindest nicht. Was genau Jean Reno dazu bewogen hat eine mäßige französische Kopie von Hans Gruber zu spielen, kann ich auch nicht beurteilen. Er sollte aufpassen, dass er nicht den peinlichen Pfad von Bruce Willis einschlägt. An unfreiwilliger Komik spart der Film übrigens nicht, z.B. verteilt Ali in der Eröffnungszene zielsicher Kopfschüsse mit ihrer Halbautomatik, meist sogar einhändig, aber im Showdown zum Schluss trifft sie plötzlich aus drei Metern kein Scheunentor mehr und muss zum Nahkampf übergehen. B-Movie-Finale halt.
Christopher Nolan ist einer der letzten Filmemacher, die Blockbusterbudgets erhalten, ohne eine Franchise zu bedienen, erfolgsversprechende Fortsetzungen zu drehen oder eine lukrativ wirkende Vorlage zu verwenden. Er darf sich noch kreativ austoben mit teils sperrigen Ideen, die vom Zuschauer etwas Mitarbeit verlangen. Seine Filme sind Risikoinvestments, doch sie lohnen sich bislang zum Glück.
Der physikalisch höchst interessanter Agentenfilm "Tenet", bei dem Nolan ähnlich wie in "Inception" und "Interstellar" ungeniert mit den Gesetzen der Naturwissenschaften herumspielt, ist ein visuell beeindruckender Trip und eine echte Knobelaufgabe, untermauert von einem scheppernden Sound und einer coolen Atmosphäre. Je mehr man über die "Invertierung" von Objekten und Personen nachdenkt, desto mehr Fragen (und Ungereimtheiten) ergeben sich. Der Story zu folgen, ist nicht das Problem, den Szenen, in denen die beiden Welten aufeinandertreffen, ist schon etwas kniffliger. Aber es ist großartig inszenierter Mindfuck voller abgedrehter Actionszenen und aberwitziger Missionen, wie sie auch Ethan Hunt nicht besser hätte ausführen können. An manchen Stellen ist der Film vielleicht etwas zu lang geraten und dass das Gerät zur Invertierung am Ende aussieht wie eine modifizierte Nockenwelle, erscheint etwas unglücklich, doch das ist schon jammern auf ziemlich hohem Niveau. Einen Anspruch auf Realitätsnähe erhebt das Script zu keiner Zeit, was bei all den Paradoxa und schrägen Aktionen auch Irrsinn wäre.
Beim Cast musste Nolan auf viele seiner Lieblinge verzichten, dafür hat er offenbar ein paar dazugewonnen. Robert Pattinson, der seit Jahren hart dafür arbeitet sich endgütlig dieses furchtbaren "Twilight"-Gestanks zu entledigen, macht sich als Sidekick ziemlich gut. John David Washington fehlt noch etwas die Ausstrahlung, wie sie beispielsweise ein Idris Elba hat, doch schlecht ist er als Hauptfigur in diesem physikalischen Albtraum nicht, ebenso wie Kenneth Branagh als fieser Antagonist.
"Tenet" ist - wie eigentlich jeder Nolan-Film - ein echtes Erlebnis voller spektakulärer Bilder und unkonventioneller Idee. Ein Film jenseits der vergleichsweise primitiven Grenzen der großen Blockbuster, aber mit demselben Aufwand. Alzu viel Substanz sollte man hier dennoch nicht suchen. Es mag ein reichlich speziellen Actionfilm sein, aber mehr als das, ist er dennoch nicht.
Es ist mal wieder Weltuntergang. Ein Komet rast nicht wie berechnet knapp an der Erde vorbei, sondern biegt ungünstigerweise doch ab um auf Kollisionskurs zu gehen. Anders als bei "Armageddon" oder "Deep Impact" richtet "Greenland" den Blick ausschließlich auf den Boden und die "normalen" Menschen, die zu Hunderttausenden in Panik verfallen. Keine Wissenschaftler, denen in letzter Sekunde noch ein rettender Plan einfällt, keine ranghohen Regierungsmitglieder, die versuchen den Überblick im Chaos zu bewahren, keine Astronauten, die heldenhaft zur Rettung eilen und keine Soldaten, die sich im Adrenalinrausch in Selbstlosigkeit überbieten. Die Katastrophe kommt, und keiner kann sie stoppen. Bauingenieur John Garrity und seine Familie haben das Glück für systemrelevant erklärt zu werden und dementsprechend die Chance auf auf einen Platz in einem Bunker, doch so einfach ist es leider nicht. Wer nun glaubt, dass der eher bodenständige Blickwinkel zu einem glaubhaften Verlauf ohne größere Klischees führt, der wird bitter enttäuscht. Kein Versatzstück in diesem Familiendrama mit Actionelementen wird ausgelassen: Beziehungsprobleme der Eltern, der Sohn auf Medikamente angewiesen, eine Trennung während der Flucht, viel Gejammer, skrupellose Anarchie und selbst der Alte, der mit seinem Leben abgeschlossen hat und die heimischen Wände nicht mehr für eine Flucht verlassen will, fehlt nicht. Anfang und Ende sind gut gelungen, dazwischen ersäuft der Film in vorhersehbaren Klischees, Kitsch und Pathos. Billige Elemente zur vermeintlichen Spannungserzeugung so weit das Auge reicht, die wenigstens davon sind glaubhaft oder gut. Selbst der sympathische Cast um Gerard Butler und Morena Baccarin kann dagegen wenig ausrichten, weil die Figuren - genau wie die Story - volständig aus dem Baukasten stammen. Die Einfallslosigkeit und Einfältigkeit des Drehbuchs sind bedauerlich, denn gerade visuell ist "Greenland" stellenweise grandios. Man ist zwar meist ein Stück entfernt von der ganz großen Action, doch bekommt dennoch alles mit. Besonders die imposanten Panoramaaufnahmen von den nahenden Bruchstück und den fernen Einschlägen sind gigantisch. Da kommt auch tatsächlich etwas Atmosphäre auf, die leider durch die Soap-artigen Dramaelemente schnell wieder ad absurdum geführt wird.
Trotz weit weniger Gigantismus als bei den Emmerichs und Bays dieser Welt, kann der Film keine neuen Akzente im Genre setzen. Er ist optisch so grandios wie seine Konkurrenten, inhaltlich aber ebenso dürftig und oft sogar nerviger.
Angesichts der sehr bewegten und chaotischen Entstehungsgeschichte war nicht zwingend damit zu rechnen, dass "The New Mutants" ein brauchbarer Film wird. Am Ende ist das Resultat aber doch besser als befürchtet. Fernab vom Hochglanz und Spektakel der "X-Men"-Reihe werden hier in schäbiger Umgebung fünf junge Mutanten eingepfercht und unter der Leitung einer undurchsichtigen Ärztin (oder besser einer kleinen Befehlsempfängerin) "geheilt". Dynamik und Dramaturgie sind trotz der für einen Superhelden-Film sehr begrenzten Location gar nicht so schlecht. Mit der Ankunft der Mutantin Danielle beginnt es zu brodeln in der zwielichtigen Einrichtung. Der Film will ausdrücklich in Richtung Horror gehen und baut da auch einige solide Elemente ein. Das Problem ist nur, dass er sich nicht traut es auch voll durchzuziehen und draufzuhalten. Mehr als ein paar gute Ansätze kommen nicht zustande, echtes Terrorkino, was zweifelsfrei möglich gewesen wäre, gibt es somit nicht. Schade eigentlich, Pontenzial war vorhanden. Der Cast arbeitet durchaus gut, besonders Blu Hunt und die eigentlich immer gut funktionierende Anya Taylor- Joy sind souverän. Einzig "Game of Thrones"-Liebling Maisie Williams wirkt etwas Fehl am Platz, aber das kann auch an der unvorteilhaften Rolle (und Frisur) liegen. Beim Showdown werden dann doch noch ein paar Actionelemente bemüht, die sich sehen lassen können.
Der kleine, dreckige Ableger der großen "X-Men" hat allen Widrigkeiten zum Trotz den Weg zum Zuschauer gefunden und ist immerhin besser als beispielsweise diese "Dark Phoenix"-Farce. Wer weiß was hätte draus werden können, wenn man ihm nicht vorsichtshalber das Stachelhalsband angelegt hätte. Ich wäre einer Fortsetzung gar nicht so abgeneigt, doch die scheint aus verschiedensten Gründen äußerst unrealistisch.
Horror-Klischees zu verarschen ist eine äußerst dankbare Aufgabe, die schon oft - mal mehr mal weniger gelungen - Einzug ins Filmgeschäft gehalten hat. "You might be the killer" ist ein überschaubar subtiler und ziemlich billiger Versuch aus klassischen Slasher-Elementen eine Horrorparodie zu basteln. Ein harmloser Niemand wird in einem abgelegenen Camp durch eine verfluchte Maske zum Killer und lässt sich in seinen wachen Momenten von einer Freundin per Telefon über die Mechanismen des Genres aufklären. Klingt ja erstmal ganz nett, ist aber kein Brüller. Es wird ein wenig geschlitzt und gejagt, auch ein paar Seitenhiebe veteilt, aber alles eher lieblos. Die Figuren sind wenig ikonisch und nahezu unbrauchbar, das hemmt den Unterhaltungswert natürlich massiv. Alyson Hannigan, die das Ganze als Flüstertüte aus der Ferne miterlebt, ist noch am sympathischsten.
Ein Film, der sich für witziger hält, als er ist und abgesehen von handwerklich ordentlichen Gewaltspitzen wenig Nennenswertes zu bieten hat. Dann doch lieber zum x-ten Mal "Scream" ... oder gleich "Scary Movie".
DCs Zeichentrick-Maschinerie läuft schon seit vielen Jahren verlässlich, besonders die "Batman"-Filme stechen meist sehr positiv hervor. Auch "Batman: Hush" ist ein dramaturgisch gutes, düsteres Abenteuer des Dunklen Ritters, das allerhand bekannte Figuren in sich vereint, ohne dabei vollends überladen zu wirken. Neben den prominentesten Gegenspielern schauen sogar Superman und Lois Lane mal vorbei. Ich kann mich immer nicht ganz gegen die Frage wehren, wie zur Hölle es sein kann, dass praktisch alle großen Bösewichte in Gotham gleichzeitig auf freiem Fuß sind, obwohl Bruce und seine Sidekicks sie permantent einsacken. Er könnte innerhalb einer Woche in Ruhestand gehen, wenn er seinen Kodex über Bord werfen würde oder wenigstens die Gefängnisse ein Mindestmaß an Sicherheitsvorkehrungen hätten, die nicht jedes Kleinkind mühelos überlisten kann. Aber dann wäre es ja kein Comic mehr. Hush treibt Batman an seine Grenzen und die Rückkehr von Selina Kyle lässt ihn sogar sein Leben überdenken. Freilich ist das ganz nach Comicstil relativ simpel gestrickt, doch es funktioniert ziemlich gut. Für ein paar Gags ist ebenfalls Platz, von denen die besten wie üblich vom Joker kommen. Das Ende ist im Gegensatz zum Rest leider allenfalls mittelprächtig.
"Yummy" kommt erstaunlich gut weg wenn man sich die Reaktionen von Kritikern und Horrorfans so anschaut. Warum genau, kann ich allerdings nicht sagen, denn mir ist die belgische Zombieapocalypse zu nervig und einfältig. Es gibt im gesamten Film keine Figur, der man auch nur eine Träne nachweint, wenn sie das Zeitliche segnet. Ein Haufen strunzdummer Unsympathen, die unkoordiniert durch eine heruntergekommen Klinik stolpern, während rundrum das Chaos ausbricht. Ein enziges großes Klischee, garniert mit hartem Trash, der zugegebenermaßen ein paar Mal zum Schmunzeln verleitet, insgesamt aber unispiriert und gezwungen auf "abgedreht" machen will. Spannungsbogen gibt es keinen, weil keiner der Charaktere einen Verlust darstellt und der Cast einer einzigen Katastrophe gleichkommt. Was man dieser möchtegernwitzigen Trahskeule zugutehalten kann, sind die anständigen, handgemachten Effekte und der keinesfalls zimperliche Härtegrad.
Für mich zu seelenlos und zu langweilig.
Hier ist wieder Russell Crowe mit "Prügel um die Welt". Okay, ganz so ironisch wie in "South Park" ist sein Amoklauf hier nicht, aber die Richtung stimmt. Als tickende Zeitbombe, die in letzter Zeit offenbar einmal zu oft fallengelassen wurde und nun explodiert, macht sich der stark übergewichtige Russell auf das Leben einer jungen Mutter zu terrorisieren. Was mit einer alltäglichen Bagatelle im Straßenverkehr beginnt, entwickelt sich zu einer gnadenlosen Jagd, die zwar selten realistisch erscheint, aber immerhin nie langweilig wird. Das große Problem des Films besteht im Fehlen eines echten Sympathieträgers. Crowe als vom Leben gebeutelter Psychopath, der sich den Frust von der Seele zu morden versucht, fällt logischerweise aus, obwohl seine darstellerische Leistung astrein ist. Doch sein Opfer Rachel lädt auch nicht gerade zum Mitfiebern ein. Sie ist eine typische, in Scheidung lebende Versagerin, der das Wasser bis zum Hals steht, die aber dennoch unzuverlässig und selbstmitleidig weiter durchs Leben stolpert. Dahingehend hat ihr Peiniger mit dem Vorwurf gar nicht so unrecht, dass sie wohl immer die Schuld bei anderen sucht. Und wer so blöd ist, sämtliche Bank- und Adressdaten auf einem ungesicherten(!) Smartphone zu speichern, dem ist ohenhin nicht zu helfen. Jedenfalls bremst das den Unterhaltswert massiv aus, denn eigentlich ist es völlig egal, wer da am Ende noch steht. Immerhin sehen die Actionsequenzen ganz nett aus.
"Unhinged" ist eine etwas primitive Abrechung mit der modernen Gesellschaft, die sich zunehmend in ein gehetztes und unmenschliches Irrenhaus verwandelt. Sonderlich neu ist diese Erkenntnis nicht, schon Michael Douglas hat in "Falling Down" ähnliche Abgründe aufgezeigt, nur besser. Alles ein wenig selbstgefällig und halbgar hier.
Die gefühlt fünfhunderttausendste "Die Hard"-Kopie, die mal wieder meilenweit von einem ernstzunehmenden Resultat entfernt ist. Unter billig zusammenkonstruierten Umständen werden zwei Cops und einige Hausbewohner von den Außenwelt abgeschnitten und in einen Kampf mit schwer bewaffneten Klischeegangstern verwickelt. So weit, so vorhersehbar. Abgesehen von einigen passablen Actionszenen und einer solide eingefangenen, unwirtlichen Atmosphäre lädt der Film in erster Linie zum Kopfschütteln ein, weil das Script scheinbar von einem Bot geschrieben wurde. Der Gangsterboss ist ein skrupelloser Killer, der desillusionierte Bulle kämpft gegen ein Trauma und will nur seine Ruhe, während seine junge Kollegin voller Tatendrang und Ideale steckt, der alte Deutsche ist selbstverständlich ein Nazi, der Schwarze will nicht mit der Polizei kooperieren, weil er schlechte Erfahrungen gemacht hat und ein pensionierte Badass-Cop will ins letzte Gefecht ziehen. Einfallsloser geht es kaum, was nicht das Problem wäre, wenn es halbwegs unterhaltsam rüberkommen würde. Aber es fehlt sowohl an Ironie, als auch an Spannung. Ein gewaltiger Schuss Trash kommt durch das Raubtier hinzu, das in einem der Apartments gehalten wird und bei dem es sich entweder um eine schlecht gelaunte Mieze oder eventuell auch einen Greif handeln könnte. So oder so, es tut weh. Mit Hirsch, Bosworth und Gibson sind tief gefallenen Schauspieler an Bord, die in besseren Zeiten nicht solche B-Ware mit ihrer Anwesenheit beehren mussten. Besonders Mel Gibson hätte solche Dinger früher nicht mit der Kneifzange angefasst, doch das war lange bevor er abseits der Kameras vollends durchgedreht ist. Seine Nebenrolle hier ist nicht gänzlich sinnlos und eigentlich auch eines der wenigen Highlights, aber schon auch ein wenig traurig.
Seichter Actiontrash mit ein paar Gewaltspitzen und annehmbarem Cast, aber ohne Sinn für Dramatik, Kreativität und Realität. B-Movie halt.
Unnötige Fortsetzung des sehr soliden "Train to Busan", die mit besagtem Film kaum etwas zu tun hat und sich auch sonst durch nichtexistente Innovationen und dafür vielen Klischees auszeichnet. Der uninspierte Mix auch "28 Weeks Later", "Death Race" und "Doomsday" spart kein Standardelement des Genres aus und kann mit seinen Vorbildern nicht wirklich mithalten. In den Überresten des Landes regieren Chaos und Anarchie, selbstverständlich unter der "Verwaltung" brutaler, abgefuckter Gangverbände. Ich hege zwar keine Zweifel, dass ein beträchtlicher Teil der Menschheit tatsächlich sehr schnell in die altbewährte Barbarei zurückfallen würde, sobald die gesellschaftlichen und juristischen Regeln ihre Bedeutung verlieren und nur noch das Überleben zählt, dennoch ist dieses peinliche Overacting der künstlich auf irre getrimmten Gangmitglieder einfach anstrengend. Für Erheiterung sorgen die Verfolgungsjagden, die hauptsächlich am Rechner entstanden sind und mit ihrer Spieloptik und den merwürdigen Zeitraffereffekten komplett aus der Zeit gefallen erscheinen. Chapeau an das Mädel, das den schwerfälligen SUV durch die Stadtruinen peitscht wie Ken Block die Boliden in seinen Gymkhana-Videos, ohne den Hobel dabei umzuschmeißen. Das hätte selbst Walter Röhrl imponiert, wenn es auch nur ansatzweise realistisch wäre. Der Trashfaktor ist irgendwann ähnlich hoch wie der des Fremdschämens. Das viel zu lang gezogenen Enden ersäuft schlussendlich auch noch im Pathos.
Da bin ich von den Koreanern besseres gewohnt. Dieser billige Abklatsch eines Zombie-Endzeitfilms versucht stellenweise aufwendiger auszusehen als er ist, was selten gelingt und punktet allenfalls durch unfreiwillige Komik und eine relativ kompromissloser Gangart.
Quentin Dupieux ist als Meister des Absurden bekannt, mit "Wrong" liefert er ein WTF-Festival ab, das es selbst mit seiner Trashperle "Rubber" aufnehmen kann. Obwohl die Story um einen Mann, der verzweifelt seinen Hund sucht, im Prinzip völlig banal erscheint, ist die Präsentation das genaue Gegenteil davon. Ein Feuerwerk aus grotesken Szenen und irrwitzigen Dialogen, die wie selbstverständlich und mit stoischer Gelassenheit in den Alltag der Figuren eingeflochten werden. Der Zuschauer bleibt dabei wahlweise mit einem amüsierten Grinsen oder einem ungläubigen "Hä" zurück. Ein genialer Spaß, wenn man sich darauf einlässt. Der Cast reißt diesen eigenwilligen Geikel bierernst runter und verstärkt damit die Wirkung noch.
Ich glaube nicht mal die Japaner könnten Dupieux in einer "What the Fuck"-Challange schlagen, mit einer Seelenruhe entwirft dieser Mann bizarre (Parallel-)Welten und Situationen, ohne dabei ein gewisses Niveau zu unterschreiten. Das ist nichts für die breites Masse, aber wer damit klar kommt, wird prächtig unterhalten.
An dieser Stelle schöne Grüße an Alex.de.Large, der mir diesen aberwitzigen Irrsinn ans Herz gelegt und nicht zu viel versprochen hat. ;)