RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 25.10.2022, 07:35 Geändert 25.10.2022, 17:33

    Eine gehypte Serie, die den Genre-Zuordnungen nach im Bereich Mystery/SF/Zeitreise-Komödie angesiedelt wird. Im Grunde genau meine Genres, aber 'Matrjoschka' (aka 'Russian Doll', 2019+2022) hat eher etwas von einer eiskalten Dusche, so dass ich mich an dieser Stelle zu einer Gegendarstellung im Sinne derer, die das anders sehen und sich nicht äußern, genötigt fühle. Eine rudimentäre SF/Mystery-Handlung mit Zeitschleifenthematik ist zwar vorhanden, dient aber vor allem als Mittel zum Zweck, eine Frau immer von neuem auf einer Party erscheinen zu lassen und mit den mehr oder weniger schrägen Charakteren in Dialoge zu treten sowie Kommentare abzulassen. Thematisch kreist das um grundsätzliche Lebenseinstellung, Beziehungen, Sex, Drogen, Woke, etc., wobei die Dialoge mit Spitzfindigkeiten, Vulgärem und Zynismus durchsetzt sind. Normale Unterhaltungen sind ja sowas von uncool - cool ist hingegen wohl, dass die Protagonistin als Kettenraucherin ständig einen Glimmstängel zwischen den Lippen hat. Das hat gewiss im Subtext eine phallische Symbolik (Ironie off).
    'Fleabag' (2016-2019) stand im Konzept mit hoher Wahrscheinlichkeit Pate, so dass man das nicht einmal mehr als originell bezeichnen kann. Was andere als "grandios gescriptet" und "witzig" darstellen, kommt in meiner Wahrnehmung nur als ätzendes Dauergelaber einer Wichtigtuerin an, das weder inhaltlich, noch stilistisch irgendein Interesse weckt, ganz zu schweigen von Witz. Ähnlich wie in 'Fleabag', ist es auch hier eine one-woman-show, womit sich Natasha Lyonne selbst in Szene setzt. Träfe ich diesen Charakter in echt auf einer Party, würde es wahrscheinlich keine zwei Minuten dauern, bis ich mich verkrümelt hätte, um mir die Penetranz dieser geistigen Onanie und den damit verbundenen Brechreiz zu ersparen. Mit ihr in einer Zeitschleife gefangen zu sein, wäre in der Tat eine schlimme Bestrafung - spätestens im zweiten Zyklus würde ich sofort nach ausreichend Tape suchen, um sie an einen Stuhl zu fesseln und ihr den Mund zuzukleben.
    Trotz der vielen Hype-Kommentare: jede Medaille hat zwei Seiten - mindestens ;-)

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      RoboMaus 21.10.2022, 10:36 Geändert 21.10.2022, 15:17

      Leicht angestaubte SF-Dystopie mit viel 90er-Charme.
      Innerhalb von nur 18 Jahren, von 1991 (Gegenwart des Filmes) bis 2009 geht die Schere zwischen arm und reich immer weiter auf, so dass die Welt von Konzernen bestimmt wird, während die Ordnung für die Masse der Bevölkerung zusammengebrochen ist. In 'Freejack' (1991) lebt man 2009 hinter vergitterten Fenstern und verschlossenen Türen. Auf der Straße ist es gefährlich. Die Mächtigen haben eine Möglichkeit entwickelt, Menschen aus der Vergangenheit zu verschleppen, was sie zu einem perfiden Zweck nutzen: aus dem entführten Körper wird das Bewusstsein gelöscht und die leere Hülle mit dem elektronisch gespeicherten Bewusstsein eines Sterbenden gefüllt. Wer bisher glaubte, das sei eine clevere Idee von 'Altered Carbon' (2018-2020), kann sich hier vergewissern, wo sie abgekupfert ist. Doch kein System ist perfekt: Emilio Estevez alias entführter Rennfahrer entkommt und wird gejagt (stark: Rocklegende Mick Jagger als Oberjäger). Da der Zeitunterschied nur 18 Jahre beträgt, trifft er auf alte Bekannte, die ihm mehr oder weniger wohl gesonnen sind, darunter seine große Liebe Rene Russo. Ganz oben sitzt Anthony Hopkins als mächtiger Strippenzieher.....
      Trotz des für die Zeit ansehnlichen Budgets von 30 Mio. $ und des prominenten Casts hat 'Freejack' einen Touch von B-Movie, was jedoch einen gewissen Charme versprüht und hier kein Nachteil ist - vorausgesetzt, man mag das 90er SF-Kino. Man muss aber nicht die Nostalgiebrille aufsetzen, um die Qualitäten auf sich wirken zu lassen: der Film hat eine unbestreitbare Originalität (was z.B. so gut wie jeder Netflix-Produktion abgeht, vor allem im SF-Genre), einige starke Plotideen und Spannung, gewürzt mit der richtigen Dosis Action. Wohl bekomm's, falls jemand Appetit hat ;-)

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        RoboMaus 14.10.2022, 08:56 Geändert 15.10.2022, 07:22

        Wer neben Bond, Hunt & Co einen neuen Super-Agenten aufbauen will, sollte ein gutes Kreativ-Team haben, doch genau das scheint bei Netflix kein Thema zu sein. Es kommt einem beinahe so vor, als ob der Ausdruck dort ebenso gebrandmarkt ist, wie hierzulande "Schwarzes Schaf", "Indianer", oder "Mohrenkopf". Wozu auch das unnötige Risiko von Kreativität eingehen? Drehbücher werden heutzutage von K.I. nach genau analysierten Zuschauertrends konzipiert, deren Vorlieben bedient werden müssen. Doch was das Rezept für garantierten Erfolg sein soll, ist eher ein Rezept für garantierte Mittelmäßigkeit, was besonders bei 'The Gray Man' (2022) zu spüren ist. Es ist die zum gefühlt zweihundertsten Mal aufgetischte "Story" vom Topagenten (Ryan Gosling), der von den eigenen Reihen fallengelassen und gejagt wird, wobei ein übler Zeitgenosse in den oberen Rängen die Strippen zieht. Herrje - ist es denn so schwer, wenigstens ein bisschen Eigenständigkeit an den Tag zu legen? Somit reduziert sich der Plot auf zwei Stunden Search-and-Destroy, das streng nach Bond- und anderen Vorlagen aufgebaut ist. Entsprechend ist auch schon von Anfang an klar wie das ausgeht. Manche Szenen sind sogar direkt von den Vorlagen geklaut, wie das Fallschirm-in-der-Luft-Erobern (aus Bond 'Moonraker', 1979), oder die Verfolgung im Hecken-Labyrinth (aus 'Shining', 1980).
        Was bleibt, ist professionell inszenierte Action, Verfolgungsjagden, Mann-gegen-Mann/Frau-Kämpfe, aber mit z.T. dämlichem Verhalten, das eher Abwinken statt Spannung bewirkt: der brandgefährliche, üble Verfolger (Chris Evans) liegt vor Gosling ausser Gefecht am Boden, der ihm nur den Rest geben müsste, aber einfach weggeht?? Das Ganze ist eingebettet in reichlich Geschwurbel seitens der Bösen, die das Geschehen und ihre Rückschläge trotz massiver Überlegenheit kommentieren. Das als "Dialoge" zu bezeichnen, wäre schon grenzwertig.
        Eindimensionale, einfallslose Unterhaltung, die durch ihre flüssige Inszenierung, einige Locations und die überzeugenden Akteure wenigstens noch ein paar Schauwerte besitzt.

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          RoboMaus 13.10.2022, 07:26 Geändert 13.10.2022, 16:06

          Vielleicht sollte man sich die älteren Bond-Filme vor allem der Moore-Ära nicht in zu kurzen Abständen anschauen, weil es fast immer dasselbe ist, sogar im Aufbau, der quasi einem Kanon folgt. Bei 'Moonraker' (1979) kommt erschwerend hinzu, dass man nun auf die vollen zwei Stunden geht, was im Klartext bedeutet: noch mehr Verfolgungsjagden, hanebüchene Prügeleien, Hin und Her mit dem Bösewicht bzw. seinen Schergen, sowie Befreiungsaktionen auf dem wackligen Gerüst einer hauchdünnen Story. Nach der Mitte wich damit die Spannung allmählich den Ermüdungserscheinungen mangels Beschäftigung. In der letzten halben Stunde wird es gar trashig, womit sich die Action in den Weltraum verlegt - die Fans sehen hier natürlich den Nostalgiefaktor und drücken trotz des trashigen Schauwertes beide Augen zu, aber das ging auch schon 1979 weitaus ansprechender (in jenem Jahr kamen 'Alien' und der erste 'Star Trek'-Spielfilm heraus). Ohne Nostalgiebrille wird es allerdings schwierig, hieraus noch Unterhaltungswert zu destillieren.
          Ja, 'Moonraker' hat seine starken Momente, die in manchen Locations und deren gekonnter Inszenierung liegen, z.B. in den Kanälen von Venedig, aber auf volle zwei Stunden können die gelungenen Sequenzen das Vakuum der inhaltlichen Leere kaum wettmachen - immerhin passt das am Ende zum Vakuum des Weltraums. Vielleicht ist es kein Zufall, dass der Titelsong einer der schwächsten bei Bond überhaupt ist und im Gegensatz zu etlichen anderen schnell in der Bedeutungslosigkeit versank.

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            RoboMaus 12.10.2022, 12:08 Geändert 12.10.2022, 13:57

            Ein Schwätzchen hier, ein Schwätzchen dort, dazu etwas Bürgerrechts-Aktivismus und latenter Rassismus im Süden der USA, präsentiert mit viel 60er Jahre-Lifestyle einschließlich des unvermeidlichen Sexismus: in 'Charmant, ledig, sucht ...' (2021) liegt die Betonung vor allem auf "charmant". Obwohl Konflikt-Themen angerissen werden, wird hier niemandem weh getan, und selbst die Zartbesaitetsten werden nicht aus ihrer Komfortzone geholt. Eine gutaussehende Frau Mitte vierzig erbt eine Farm mit riesigem Grundstück, muss aber feststellen, dass das Anwesen hochverschuldet ist und die Bank mit Hypothekenzinsforderungen kommt. Um Geld aufzutreiben, geht sie zunächst den Weg des geringsten Widerstandes: einen Mann finden, der in sie und das Anwesen investiert....
            Nett, aber entgegen den Andeutungen in der MP-Beschreibung zu seicht für ein Drama, das inhaltlich beschäftigen kann. Der Plot macht thematisch einige Fässer auf, füllt aber keines davon auch nur annähernd, ausser das für belangloses Geplapper. Zweifellos gibt es ein Publikum, das sich so etwas stundenlang anhören kann und dabei ins Schmachten gerät, und diesem sei der Film wärmstens empfohlen. Fairerweise sei bemerkt, dass meine Mitseherin den Dialogen mit hohem Interesse folgte und 7 Punkte gegeben hätte. Vielleicht rede ich mit ihr zu wenig über Lifestyle und dergleichen?? ;-)

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              RoboMaus 12.10.2022, 07:20 Geändert 12.10.2022, 11:25

              Wie praktisch, wenn im Streaming-Abo plötzlich alle Bond-Filme erscheinen (bis auf den aktuellen) - ein kurzer Abgleich, und tatsächlich ist einer bisher durch die Maschen geschlüpft: 'Live and Let Die' (1973), der Einstieg für Roger Moore. Dagegen habe ich den superstarken Titelsong von Paul McCartney schon gefühlt hunderte Male gehört - im Film ist er noch in unterschiedlichsten Stilrichtungen zu genießen. Überhaupt sind es in diesem Bond eher die Nebensachen, die zu einem positiven Bild beitragen, wie das Setting in New Orleans, womit schon der Einstieg punktet, und die Atmosphäre mit Karibik-Schlangenzauber oder den Flussläufen von Louisiana mitsamt Alligatorfarm. Ansonsten ist es eben ein kanonischer Bond-Film, worin die rudimentäre Story nur eine Alibi-Funktion hat und lediglich als Gerüst dient, um diverse Verfolgungsjagden zu Land und zu Wasser anzubringen, durchbrochen von langen, z.T. atmosphärischen Suspense-Sequenzen, worin Bond sich selbst oder das "Bond-Girl" retten muss. Hierbei zeigen sich die Drehbuchschreiber (oder eher: Choreographen der Actionszenen) durchaus einfallsreich beim Abschütteln der Verfolger. Vergleichsweise schwach ist hingegen die Bond-Spezialausrüstung, welche lediglich aus einer Armbanduhr mit an- und abschaltbarem Magnetfeld besteht, das ein Ruderboot auf 10 m Entfernung anzieht - immerhin der klare Beweis, dass die britische Regierung im Besitz von Alien-Technologie ist ;-) Unter dem Strich ergibt das solide Einmal-Unterhaltung (6,0), plus einen halben Zähler für McCartneys Beitrag.

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                RoboMaus 11.10.2022, 11:25 Geändert 11.10.2022, 11:29

                💀 Robo im Horroctober 💀
                'Wyrmwood' geht in die zweite Runde. Der Zombietrash-Achtungserfolg der Australier von 2014 legt mit 'Wyrmwood: Apocalypse' (2022) nach und setzt dabei auf das Motto: noch etwas abgedrehter, noch etwas dreckiger, ekliger und brutaler, dann werden wenigstens die Fans nicht murren. Solange die Ideen witzig sind und Laune machen, ist daran nichts auszusetzen, denn damit überzeugte letztendlich der Vorgänger von 2014. Hier ist allerdings nur noch wenig von neuen, guten Ideen zu sehen, von Witz ganz zu schweigen. Die Handlung ist natürlich Banane, aber wenn sich die Aktionen lediglich als dämlich erweisen, ist auch damit kein Unterhaltungswert gewonnen. So setzt z.B. der Anti-Held drei harte Jungs der Anlagenbewachung zwar schön ausser Gefecht, lässt sie aber bewusstlos liegen anstatt ihnen die Kugel zu geben und wundert sich, dass sie ihn verfolgen..... Dramaturgie der billigsten Art.
                Das dreckige Setting überzeugt, wie auch die Zombies, was aber mangels Laune machender Aktionen oder gar Spannung zu wenig ist für akzeptable Genre-Unterhaltung. Für hartgesottene Genre-Fans ist das dennoch einen Blick wert ;-)

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                  RoboMaus 07.10.2022, 13:37 Geändert 08.10.2022, 08:08

                  Ein Beitrag zum Horroctober.
                  'Love, Death & Robots' (ab 2019) ist eine Mini-Serie mit bis dato 35 abgeschlossenen Folgen, die meistens um 10 min ohne Abspann laufen. Das dürfte auch die kleinste Aufmerksamkeitsspanne bedienen, spricht aber ebenso verschiedene Geschmäcker an. Die Folgen sind in den unterschiedlichsten Stilen animiert - von Dark Comic bis nahezu perfekte CGI ist alles dabei. Letztere ist wirklich überzeugend und zeigt, was heutzutage technisch möglich ist, denn von echten Menschen ist das bald nicht mehr zu unterscheiden. Sowohl stilistisch als auch inhaltlich sind die Folgen völlig unterschiedlich angelegt und entstammen wohl verschiedenen Kreativ-Teams. Thematisch würde ich das "Love" aus dem Titel weglassen oder mit "Apocalypse" ersetzen, dann kommt es für das Gros ungefähr hin. Die FSK18 zeigt, dass es hier nicht zimperlich zugeht, aber Gore allein macht noch keinen Film, auch keine Mini-Folge einer Serie. Dennoch sind etliche Folgen vor allem auf Gore ausgelegt und wirken manchmal, als ob man die Horror- bzw. Schlacht-/Kampfszenen aus einem Film geschnitten hätte, oder wie überlange Trailer, um Gorehounds anzuziehen. Andere Folgen schaffen es dagegen, selbst in der kurzen Zeit eine kleine Story zu erzählen, von denen manche wirklich einfallsreich und absorbierend sind. Es gibt auch einen witzigen Plot mit fortgesetzten Folgen, worin Roboter nach der Apokalypse den Planeten regieren und sarkastische Sprüche über die ausgestorbene Menschheit ablassen.
                  Qualitativ wirkt das sehr unterschiedlich - meine Bewertungen für die einzelnen Folgen rangieren bei 3-9, wobei ich die meisten bei 5-6 sehe, vielleicht zehn Folgen bei 7-9. Natürlich ist das Geschmackssache, aber auf Grund der Diversität dürfte hier für jeden etwas dabei sein, der einer härteren Gangart im SF-Bereich nicht abgeneigt ist.

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                    RoboMaus 07.10.2022, 08:13 Geändert 07.10.2022, 11:11

                    Seit ich von ein paar Komödien mit Hugh Grant eine Überdosis seiner Darbietungskunst bekommen habe, meide ich Filme mit ihm. 'Florence Foster Jenkins' (2016) wurde mir jedoch von verschiedener Seite empfohlen, so dass ich mir einmal mehr einen Ruck gab. Tatsächlich ist das entgegen der MP-Genrezuweisung zumindest in meiner Wahrnehmung eher ein traurig-ernstes Biopic-Drama, und an Hugh Grant lag es diesmal nicht, dass auch dieser Film mit ihm nicht zündet. Seine Performance ist noch das überzeugendste. Als liebender Eheman seiner Syphilis-kranken Florence (Meryl Streep) setzt er alle Hebel in Bewegung, um ihr die Illusion einer begnadeten Arien-Sängerin zu ermöglichen. Leider ist das auch schon der einzige Aspekt der Handlung um die reiche New Yorker Mäzenin der gehobenen Gesangskunst. Die ihr durch die Förderung zu Teil werdende Anerkennung reicht nicht, sondern sie will auch als Künstlerin anerkannt sein, was mit peinlichen Gesangsstunden und öffentlichen Auftritten einhergeht. Hugh Grant schmiert Kritiker und Schreiberlinge, damit sie beide Augen zudrücken, doch der Krug geht nur so lange zum Brunnen, bis er bricht......
                    Anfangs sind die Reaktion der Umgebung auf den schrägen Gesang und Grants cover-up Aktionen noch interessant und unterhaltsam. Doch die gelungene Einführung schleppt sich de facto über den gesamten Film, der damit inhaltlich bis kurz vor dem Ende stagniert. Die Aktionen wiederholen sich lediglich, wie auch der schräge Gesang, was irgendwann nicht nur das bedauernswerte Publikum nervt, sondern auch den Filmkonsumenten. Streep, Grant und Simon Helberg (als Pianist, der das Trauerspiel begleitet) spielen stark, und nicht zuletzt auf Grund der leider kaum beleuchteten Seite, dass sie die Bürden ihrer schlimmen Krankheit mit ihrer Liebe zur Kunst überwindet, hätte ich diesen Film gerne besser bewertet. Doch auch diese positiven Aspekte können das sehr schwache, eindimensionale Drehbuch kaum wett machen. Wenn man sich bei einem Film schon zur Mitte fragt, wie lange das noch so weitergeht, es aber so bleibt und man geistig mangels Input immer mehr abschaltet, ist er uninteressant (4,0-4,5 auf MP).

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                      RoboMaus 06.10.2022, 08:46 Geändert 07.10.2022, 08:38

                      Ein Beitrag zum Horroctober.
                      Die französische Horrorkomödie 'Veganer schmecken besser' (2022) hält was der vielversprechende Titel andeutet: nachdem militante Veganer seinen Laden verwüstet haben, erfährt der betroffene Metzger durch eine mehr oder weniger zufällige Verkettung von Ereignissen, dass das Fleisch eines Veganers einen wahren Begeisterungssturm bei der Kundschaft auslöst. So kann er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: zum einen saniert er damit sein schlecht laufendes Geschäft, zum anderen dünnt er die Reihen seiner Gegner aus. Die Story ist kein abstruser Quark, sondern sogar nachvollziehbar aufgebaut, denn die anfängliche Kannibalismus-Hemmschwelle ist groß, weicht aber Zug um Zug dem Profitstreben...... dass viele Menschen für ihre Ziele im übertragenden Sinne über Leichen gehen, ist hinlänglich bekannt, was hier lediglich wörtlich umgesetzt wird.
                      Das Acting ist überzeugend, der makabre Humor passt, und sogar im Gore-Anteil ist das nicht ohne - meine zartbesaitete Mitseherin vergrub ihr Gesicht mehrmals im Kissen, hat aber bis zur krönenden Endphase durchgehalten. Der Schluss ist für mein Empfinden jedoch zu konventionell geraten,
                      SPOILER
                      nach dem Motto: es kam, wie es kommen musste. Anstatt des einfallslosen Auffliegens hätte man dem Ganzen noch wunderbar eins draufsetzen können, indem z.B. die nach dem Superfleisch dürstende Kundschaft herausbekommt, was sie wirklich isst, aber so abhängig wurde, dass sie nun selbst das Veganer-Restaurant belauert und Jagd auf die verbleibende Beute macht, bis keiner mehr da ist. Dann geht es zum Nachbarort.... und Cut / Ende.
                      SPOILER ENDE

                      Ein insgesamt gelungener, derber Spass aus Frankreich.

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                        RoboMaus 04.10.2022, 12:27 Geändert 21.10.2022, 16:33

                        Eine der Spezialitäten im deutschen Film ist ohne Zweifel das Overacting, worin sich auch Karoline Herfurth mit Nachdruck übt. Was als Stilmittel in einer Komödie witzig wirken soll, und fairerweise bemerkt, bei manchen den Bewertungen nach wohl auch so ankommt, kann ich nur als Dauergenerve wahrnehmen. Dies betrifft vor allem das hektische Geschnatter, welches zuweilen in ein pseudopanisches Gekreische übergeht, um auf Deibel-komm-raus irgendwie komisch zu wirken. Thematisch sind wir in einer Buddy-Heist-Road Movie-Komödie, worin die als Geisel genommene Herfurth ihrer Entführerin und Diamantenträuberin zunächst das Leben schwer macht, die beiden sich aber im Verlauf annähern - wer hätte es gedacht? Inhaltlich gibt es hier so gut wie nichts, das man nicht anderswo besser gesehen hat - 'Sweethearts' (2019) besitzt nur selten etwas Originalität, bedient sich dafür munter bei den Genre-Vorbildern, wobei kaum ein Klischee ausgelassen wird. Vieles von dem, was dem deutschen Film im Allgemeinen vorgeworfen wird (was man aber auf keinen Fall pauschalisieren darf), findet sich hier: Abgekupfere, Einfallslosigkeit, zu häufiges und deplatziertes Overacting, z.T. kaum verständliches Genuschel,...... you name it. 2019 im Kino: mit einem Einspielergebnis von nur 1 Mio. €, wovon nach den Abzügen für Kinobetreiber, Werbung, etc. kaum mehr als 300.000 € bei der Produktionsfirma bleiben, dürfte das ein herber Flop gewesen sein. Ausser vielleicht, Karoline Herfurth hätte ihre Gage als Regisseurin und Hauptdarstellerin erfolgsabhängig gemacht.

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                          RoboMaus 03.10.2022, 11:21 Geändert 04.10.2022, 07:40

                          Vor knapp 13 Jahren sah ich 'Avatar' (2009) in 3D und im O-Ton, gestern im nach neuesten Standards überarbeiteten 3D auf deutsch. Der Eindruck war gefühlt in etwa gleich, wobei das 3D durch atemberaubende Kamerafahrten besticht, aber damals wie heute das Potential nur teilweise nutzt. Vor allem fehlt die Interaktion mit dem Kinoraum, aus dem man das Geschehen bis auf wenige harmlose Ausnahmen wie durch ein riesiges Fenster betrachtet. Darauf, dass z.B. eine der bedrohlichen Kreaturen die Leinwand durchbricht und für ein kollektives Zusammenzucken sorgt, wartet man auch in der digital erweiterten Fassung vergeblich. Doch das ist Jammern auf sehr hohem Niveau.
                          'Avatar' ist einer der Filme, die man nur auf der großen Leinwand sehen sollte, nicht nur ob der schieren Wirkung über die volle Breite eines 60°-Blickwinkels (je nachdem, wo man sitzt), sondern auch wegen des 3D und des brachialen Sounds, der zuweilen die Sitze erbeben lässt. Ein wahrhaftiges audio-visuelles Spektakel, das auf zweieinhalb Stunden sämtliche Kino-Sinne bedient. Das trifft auch auf die Story und das äußerst fantasievoll ausgestattete Setting zu, falls man für solch ein Science Fiction/Ethno-Crossover zugänglich ist. James Cameron wirft den Zuschauer in ein bis ins Detail durchdachtes Ökosystem eines fremden Planeten, das mit einer überbordenden Vielfalt aufwartet, sowohl im Design, den Farben und der Luminiszenz dieser Welt, als auch in den tieferen Zusammenhängen. Darin fügt sich die stringent ausgearbeitete Handlung über eine gierige Menschheit ein, die dieses Ökosystem und ihre Bewohner aus Profitgier zerstören will - eine Metapher auf die nach wie vor präsente Zerstörung der Regenwälder, eine unumkehrbare Katastrophe für unseren Planeten, die auch heute jeden Tag weiter voranschreitet. Wie immer bei James Cameron bleibt das frei von überflüssigen Nebenhandlungen, unnützen Dialogen oder sonstigen Füllstoffen. Grandios inszeniertes und erzähltes Kino zum Miterleben, Mitfühlen und Mitfiebern, das in der Endphase eine aus heutiger Sicht unfreiwillige politische Komponente erhält: im Kampf gegen die hochtechnisierte Armada der Menschen legen die blauen Ureinwohner eine gelbe Kriegsbemalung an....
                          Wer den Film mag, ihn aber noch nicht im Kino gesehen hat, sollte diese Chance unbedingt nutzen.

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                            RoboMaus 25.09.2022, 10:54 Geändert 25.09.2022, 10:59

                            Eine Mischung aus Monster-Action, Liebes- und Survival-Drama, was sich in etwa schon im Titel ausdrückt: 'Love and Monsters' (2020) brilliert in seiner Kombi-Packung mit dem Creature-Design und den Interaktionen Monster-Protagonist, liefert mit seiner Liebes- und Survival-Handlung jedoch nur Althergebrachtes, worin erst zum Ende eine gute Idee auftaucht, die für etwas Spannung sorgt. Ansonsten bekommt man die übliche Truppe serviert, die nach der Apokalypse im Bunker sitzt und sich durch das mehr oder weniger triste Leben schlägt (erstes Drittel), den Abweichler, der aus Liebe zu seiner Angebeteten im 140 km entfernten Bunker den Trip durch die monsterverseuchte Landschaft wagt (zweites Drittel) und das, was passiert, nachdem er ankommt (letztes Drittel). Wer storytechnisch mehr braucht als (zu) oft erlebte Standardkost, dürfte das Gebotene über die Handlung kaum interessant finden, doch das große Plus liegt in den Monstern, die Laune machen und den Streifen spürbar aufwerten. Für einen rundum starken Film ist das zwar zu wenig, bzw. zu eindimensional, aber es reicht für insgesamt solide Unterhaltung.

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                              Die Französin Camille Cotin gibt sich als Frau aus, die mit allen Mitteln Prinz Harry heiraten will und nach London reist, wobei die Reaktion der Leute auf ihre durchgeknallten Aktionen mit versteckter Kamera gefilmt wird. Etliches verläuft dabei im Sande und generiert sowohl bei den Passanten, als auch beim Sichten von 'Harry Me!' (2015) kaum mehr als ein Achselzucken, aber manche Ideen sind stark und machen Laune. Wie immer beim Humor, gehen die Meinungen weit auseinander, was sich deutlich in einer beinahe flachen MP-Bewertungsstatistik ausdrückt. Für mich war das amüsante, solide Unterhaltung, die immerhin einen gewissen Einfallsreichtum zeigt. Damit hebt sich 'Harry Me!' bereits von den meisten heutigen Komödien ab.

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                                RoboMaus 20.09.2022, 07:21 Geändert 20.09.2022, 13:29

                                Ein nettes, harmloses SF-Zeitreise-Filmchen, das verschiedenzeitige Stadtansichten von New Orleans bereithält (#Eudora ;-)
                                Die Einnahme einer neuen Droge schickt den Konsumenten in die Vergangenheit, weil etwas im Gehirn passiert, das die ohnehin nur illusorische Zeit aussetzt. Zurück geht es automatisch, wenn man den Ort nicht verlässt.... SF- und vor allem Zeitreise-Inhalte hinterfragt man besser nicht, auch wenn es noch so an den Haaren herbeigezogen wirkt. So kommt man zu einem interessanten Aufbau: da die Konsumenten häufig in üblen Situationen wie Krieg und Feuersbrunst landen, kommen sie entsprechend zurück, was bald die Polizei auf den Plan ruft. Doch nur zwei cleverere Sanitäter erkennen den Zusammenhang mit der Droge - einer kauft den gesamten Vorrat eines Ladens......
                                Das Konzept ist gut, aber die Umsetzung wirkt, als hätten vor allem die Beteiligten aus Regie und Drehbuch Schlaftabletten eingenommen und versuchen, sich mit aller Kraft wachzuhalten. In Punkto Spannung und Dramatik läuft 'Synchronic' (2019) auf Sparflamme. Es gibt zwar einen dünnen roten Faden, der auf ein vorhersehbares Ende hinausläuft, doch eher ist hier der Weg das Ziel, wobei die Visualisierung der Vergangenheitstrips mit ein paar guten Ideen aufwarten kann. Interessant, aber weit entfernt von packend - hätte man in Tempo und Härte noch 1-2 Schippen zugelegt, gäbe es Potential für einen einnehmenden SF-Film. So reicht es immerhin noch zu akzeptabler, wenn auch gewiss nur einmaliger Unterhaltung. Ausser, vielleicht, für New Orleans-Fans ;-)

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                                • RoboMaus 19.09.2022, 17:52 Geändert 21.09.2022, 10:06

                                  Tolle Idee, kidhan! Ich schätze, dass es in der Größenordnung 100-200 Filme gibt, die mir mindestens ein Tränchen aus den Augen geholt haben, aber konkrete Titel bleiben dazu selten haften. Manche bleiben natürlich in Erinnerung:
                                  The Imitation Game (2014)
                                  The Magic of Belle Isle (2012)
                                  Titanic (1997)
                                  Wie ein einziger Tag (2004)
                                  Braveheart (1995)
                                  Hachiko (2009)
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                                    RoboMaus 19.09.2022, 12:25 Geändert 23.09.2022, 07:40

                                    Lange, zu lange, verbleibt 'Antebellum' (2020) im vor sich hindümpelnden Andeutungsmodus, um endlich zur Sache zu kommen. Das erste Drittel besteht aus einer Darstellung übelster Sklavenhaltung zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges, wonach im Mitteldrittel lediglich das Leben einer farbigen Bürgerrechtsaktivistin der Gegenwart beleuchtet wird, einschließlich jeder Menge Smalltalk mit Freundinnen. Eine Handlung ist über eine Stunde lang nicht zu erkennen, wobei dennoch klar ist, dass diese beiden aneinandergehängten Milieustudien irgendwie verknüpft sind, was zur Mitte den einzigen Grund bildet, sich das weiterhin anzuschauen. Dabei wird die Geduld des Zuschauers auf eine nicht zu unterschätzende Probe gestellt: an der 70 min-Marke stand dieser Film immer noch bei "uninteressant" (4,5 Punkte), doch die Ahnung, dass es das Aushalten lohnt, wurde nicht enttäuscht. Nun kommen tatsächlich spannende und phasenweise auch packende Inhalte, die das zuvor gezeigte mit guten Ideen in die gelungene Konklusion führen (dafür 8,5 Punkte).
                                    Warum nur eine derart lange, storytechnisch stagnierende Exposition? 'Antebellum' hätte sich selbst massiv aufwerten können, wenn man die ersten beiden Drittel auf die Hälfte gekürzt und die eigentlichen, in die Endphase gequetschten Inhalte ausgiebiger beleuchtet hätte. So lässt einen dieses Werk mit einem dicken Wermutstropfen im Filmerlebnis zurück - was ohne großen Mehraufwand ein insgesamt sehr starker Film hätte werden können, versandet unnötigerweise wieder einmal im Mittelmaß.

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                                      RoboMaus 19.09.2022, 10:34 Geändert 19.09.2022, 15:14

                                      Vier Staffeln, vier Fälle in jeweils 8 Folgen: 'The Sinner' (2017-2021) könnte man als Psycho-Crime-Serie beschreiben, die einen Mord und den Mörder in einer Folge als Einführung benutzt und mit den restlichen sieben Folgen das komplexe Tatmotiv mitsamt Hintergründen herausschält. Ein interessantes Konzept. Bill Pullman besticht dabei als einfühlsamer Ermittler mit dem richtigen Riecher für die verborgenen Seiten der Beteiligten. Vor allem die erste Staffel überzeugt mit clever gescripteten Inhalten, die den Zuschauer auch auf falsche Fährten führen. Zudem erlebt man eine starke Jessica Biel als Mörderin. Dafür 7 Punkte, doch wie so oft, lässt es inhaltlich schnell nach, und die Story um einen Jungen aus einer sektenartigen Kommune in S2 kann die acht Folgen nicht mehr ausfüllen. Nach starkem S2-Beginn nehmen die Drama-Füllelemente entsprechend zu - ein Ringen um Einfluss auf den Jungen seitens diverser Partien, das mit dem Crime-Thema nur noch wenig zu tun hat (5,5 für S2). In S3 nimmt das unnütze Geschwurbel schließlich überhand, was u.a. zu Gesprächen um den Sinn von Schwangerschaft führt, schwerpunktmäßig jedoch in pseudophilsophische Diskussionen und Aktionen um die Nitzsche-mäßige Erweiterung von Moral ausartet. Nachdem der Spannungsfaktor in S3/F4 gegen null ging, musste leider der Stecker gezogen werden, um weitere Zeitvergeudung zu vermeiden. Immerhin, 10 Folgen starke Unterhaltung sind bereits ein respektabler Auftritt, den man durchaus empfehlen kann.

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                                      • 6 .5
                                        RoboMaus 05.09.2022, 12:15 Geändert 05.09.2022, 14:11

                                        Eine der besseren RomComs. Wie in jedem anderen Genrevertreter, ist in 'Der göttliche Andere' (2020) der Weg das Ziel, da immer schon von Anfang an klar ist, wer sich am Ende in den Armen liegen wird. Im ersten Drittel noch 08/15-mäßig, steigert sich der Plot mit zunehmend guten Ideen, die für einige Lacher sorgen und das Rauf und Runter zwischen dem zu formenden Liebespaar angenehm kurzweilig gestalten. Für eine RomCom ist dieser Film auf MP mit 6,7 relativ hoch bewertet und dürfte über den geistigen Daumen gepeilt hier im oberen Viertel des Genres liegen. Das trifft auch auf meine RomCom-Bewertungen zu (eher sogar in den Top 10 %). Wer dem Genre zumindest nicht abgeneigt ist oder zu Hause auf dem Sofa ab und zu eine Konzessionsentscheidung treffen muss, könnte es hiermit versuchen. Zu möglichen Nebenwirkungen lest vorher die Packungsbeilage ;-)

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                                          RoboMaus 04.09.2022, 17:47 Geändert 05.09.2022, 10:16

                                          „Am Ende leidet der Sohn unter den Sünden des Vaters“
                                          Dieses Zitat kommt eine halbe Stunde vor Schluss und zeigt, worauf es den Machern von ‚Ad Astra‘ (2019) ankommt: ein Familiendrama in den Weltraum zu verlegen. Brad Pitt ist der verlorene Sohn des verlorenen Weltraumhelden Tommy Lee Jones, der am Neptun festsitzt, von wo aus elektromagnetische Wellen die Erde bedrohen. Die Begründung des Ganzen, und vor allem die Beweggründe für Jones Handeln, wirken selbst für SF-Verhältnisse an den Haaren herbeigezogen, aber darauf kommt es primär ja nicht an. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn ein SF-Film nicht nur eine Attrappe ist, sondern auch SF-Inhalte liefert, die den Zuschauer beschäftigen und Spannung liefern können. Tatsächlich bringt die erste Hälfte ein paar Ansätze in dieser Richtung und wirkt recht unterhaltsam. Mit dem Auftritt von „Mondpiraten“ könnte man sich kurzzeitig gar in einem ‚Mad Max‘-Film wähnen. Immerhin ist das noch annehmbar, während die zweite Hälfte fast nur noch vom dialoglastigen Fortgang um die Vater-Sohn-Zusammenkunft und -Annäherung bestimmt ist. Um die emotionale Dramatik zu unterstreichen, gleicht das Pacing einem Schneckenrennen, und der Score drückt permanent tieftönige Synthie-Schwermütigkeit aus, die Sprüche wie das obige Zitat unterlegt. Welch ein öder, pathetischer Stuss. Es gibt wohl kaum einen Film, bei dem ich in der letzten Dreiviertelstunde so oft auf die Uhr geschaut habe, was sich jedoch mit der Genugtuung mischt, damals nicht ins Kino gegangen zu sein.

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                                            RoboMaus 03.09.2022, 11:47 Geändert 03.09.2022, 18:02

                                            Was wird wohl passieren, wenn man ein Dutzend Leute in einen Raum sperrt und ihnen einige Tage Nahrung und Wasser verweigert? Genau – der Ton wird zunehmend harscher und jeder ist sich selbst der Nächste. In der gesellschaftskritischen Studie mit Mystery-Einschlag von Luis Buñuel 'Der Würgeengel‘ (1962) passiert das einer Gruppe der Oberschicht nach dem oppulenten Dinner. Andeutungsweise auf Grund schwarzer Magie können die Leute den Raum bzw. das Haus nicht verlassen, obwohl die Türen offen sind. Dabei belässt es Buñuel im Mystery-Anteil – es zählt einzig und allein das Verhalten der Menschen untereinander, was jedoch komplett vorhersehbar ist, keinerlei Überraschungen oder gute Ideen beinhaltet (bis auf die Schafe) und sich vor allem in verbalen Auseinandersetzungen ausdrückt. Die Hoffnung, dass Buñuel seine Studie wenigstens konsequent in die Eskalation führt (der einzige Grund, das ermüdende Geschwurbel bis zum Ende durchzustehen), erfüllt sich indess nicht. Wenn schon die Hosen runterlassen, dann doch richtig, aber hier fallen nur die Hosen des erhabenen Anstands. Anders als Lobeshymnen auf diesen Film, die den gesellschaftskritischen Aspekt hervorheben und damit Höchstnoten begründen, könnte man entgegengesetzt argumentieren, dass Buñuel die gehobene Gesellschaft nur einer Scheinkritik aussetzt und sie dennoch hofiert, indem er ihr attestiert, dass ihre Mitglieder sich nicht einmal unter solchen Extrembedingungen gegenseitig an die Gurgel gehen. So etwas animalisches würde man doch eher der Unterschicht zutrauen.
                                            Im Grunde uninteressant (=4 Punkte), aber für die enttäuschenderweise fehlende Konsequenz gibt es noch einen Zähler Abzug.

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                                              Ebenso wie 'The Imitation Game‘ (2014) beinhaltet 'Enigma‘ (2001) das Thema des Nazi-Codeknackens im 2. Weltkrieg. England hat es vor allem Dank des genialen Alan Turing mit dem Bau des eines Ur-Computers tasächlich geschafft, was kriegsentscheidenden Einfluss hatte. Allgemein wird 'The Imitation Game‘ als der deutlich bessere Film wahrgenommen (auch bei mir), vermutlich weil er die Geschichte stringent am Thema des Wettlaufs gegen die Zeit und die Nazis ausrichtet und spannend darstellt. Dagegen beleuchtet 'Enigma‘ neben dem Knacken des Codes zunehmend eine Kriminal-/Spionagestory, die mit einer retrospektiv erzählten Lovestory einhergeht. Dadurch kommt dem Plot nicht nur der Fokus gemäß seines Titels abhanden, sondern er wandelt sich nach der Einführung immer mehr zu einem Spionagefilm, der nur noch marginal mit dem Dekodieren in Verbindung steht. Ganz aktuell im Sinne der Propaganda in Kriegszeiten geht es eher um Fake-News bzw. das Verhindern der Verbreitung wahrer Informationen, die das eigene Vorhaben schädigen oder schlecht aussehen lassen könnten. Hat man erst einmal realisiert, dass dieser Film nicht ‚Enigma‘ heißen sollte (der Name der Nazi-Kodiermaschine) und diese eher als Hintergrund benutzt, bekommt man einen annehmbaren Spionagefilm mit einer so bezaubernden wie männerverschleißenden Saffron Burrows, deren rätselhafter Auftritt in diesem Spiel sich erst am Schluss klärt. Dagegen hat die junge Kate Winslet eine eher blasse Rolle. Nicht der erwartete Film, aber dennoch ordentliche Unterhaltung.

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                                                RoboMaus 27.08.2022, 17:05 Geändert 28.08.2022, 10:57

                                                Ohne Zweifel ist die Absicht lobenswert, eine Satire zu produzieren, die den teuren und letztendlich nutzlosen Einsatz der Amerikaner in Afghanistan bloßstellt. Auch beim Personal zeigt 'War Machine' (2017) Profil mit Namen wie Brad Pitt (Hauptrolle), Tilda Swinton (bissige deutsche Kritikerin), Ben Kingsley (Präsident Karsai von US-Gnaden) und Meg Tilly (Pitts General-Ehefrau). Doch der allgemeine Tenor zu dieser Netflix-Produktion ist verhalten: belanglos, ermüdend, nicht witzig - alles Attribute, die ich unterschreiben würde. Die größte Enttäuschung ist Brad Pitt, der versucht, einen sich selbst überschätzenden US-General zu karikieren, aber nicht über eine alberne, abgestandene Doofi-Nummer hinauskommt. Zu allem Überfluss zieht er das auch noch volle zwei Stunden durch. Zudem fehlt es dem Drehbuch an zündenden Ideen, die zugleich witzig sind und thematisch ins Mark treffen, beides Kennzeichen einer wirklich guten Satire. Stattdessen wird viel Screentime auf Offiziersgehabe, Pathos und den Einfluss der Politik auf die Militärstrategie gelegt, was im Grunde kalter Kaffee ist und in dieser Form nicht mehr als den netten Versuch einer Satire darstellt.
                                                Schade, dass bei dieser Thematik und mit diesem Cast lediglich ein kaum interessanter Film herausgekommen ist (4,5) - einen halben Bonuspunkt gibt es für die gute Absicht und den Anspruch, aber mehr ist hier nicht zu holen.

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                                                  RoboMaus 25.08.2022, 11:20 Geändert 27.08.2022, 14:59

                                                  'Leaving Normal' (1992) erschien ein halbes Jahr nach 'Thelma & Louise' (1991) und scheint im Konzept deutlich an Ridley Scotts Roadmovie angelehnt: eine Kellnerin und eine desillusionierte Ehefrau finden sich, geben ihr bisheriges Leben auf und gehen im Auto gemeinsam auf Tour. Im Unterschied zu Susan Sarandon und Geena Davis werden Oscar-Trägerin Christine Lahti und Meg Tilly nicht von der Polizei gejagt, sondern geraten immer wieder in Kalamitäten, aus denen sie sich irgendwie befreien, um letztendlich doch noch ein gemeinsames Ziel zu verwirklichen. Wie sie dabei vorankommen, bzw. ihnen aus der Patsche geholfen wird, hat allerdings eher Fantasy-artige Züge, was dem Film phasenweise einen beinahe schon märchenhaften Touch verleiht. Das zeigt sich u.a. darin, dass sie mittellos sind (und ihnen sogar die Kleidung gestohlen wird), das Outfit v.a. von Lahti aber immer makellos ist, Geld für Benzin keine Rolle spielt, usw. Eine eingebaute Love Story darf natürlich nicht fehlen, die sich eleganterweise jedoch im Hintergrund hält und eher subtil vorgetragen wird.
                                                  An Scotts Werk kommt 'Leaving Normal' nicht heran, aber es macht Spass, den sympathischen Aussteigerinnen bei ihrem Trip und spießbürgerverachtenden Aktionen zuzusehen, die ruhig eine Runde derber hätten ausfallen können. Insgesamt etwas zu zahm, zuweilen auch zu dialoglastig, kann aber als kleine, nicht zu verachtende Schwester von 'Thelma & Louise' durchgehen.

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                                                    RoboMaus 16.08.2022, 08:47 Geändert 25.08.2022, 08:43

                                                    Weder habe ich den Roman von Thomas Mann gelesen, noch den Film von 1957 gesehen. Somit kann ich 'Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull' (2021) frei von Vergleichen beurteilen. Überraschenderweise ist dies bis auf die letzte Viertelstunde kein Hochstaplerfilm, wie z.B. 'Der talentierte Mr. Ripley' (1999), sondern eher eine Milieustudie in der gehobenen Hotelklasse der Belle Epoque in Paris um 1900. Ausstattung und Setting im Hotel sind top, wenngleich die CGI der Straßenaufnahmen etwas künstlich und billig wirkt. Hier erfährt man weniger, wie sich jemand mit gerissenen Tricks eine Fake-Identität aneignet und sich damit durchs Leben schlägt, immer in der Gefahr aufzufliegen, sondern dies ist das Ergebnis der Vorgänge im Hotel, die den ursprünglichen Liftboy Felix Krull letztendlich zum Hochstapler werden lassen.
                                                    Vielmehr dreht es sich um die Ausbeutung der jungen, unteren Hotelangestellten, die ihre Trinkgelder mit dem Personalchef teilen müssen, ebenso wie die Vergütung von Damen der High Society, die sich eine Runde mit dem Liftboy vergnügen. Immerhin - die Hälfte ist immer noch besser als nichts, und von der fürstlichen Entlohnung für gute Dienste kann sich der smarte Krull ein hübsches Sümmchen zusammensparen. Der Plot hat innerhalb seines vordergründigen Milieustudien-Aspektes genug Handlung und spannende Momente, um trotz mancher Längen nicht zu dialoglastig oder dahinplätschernd zu wirken. Die Story macht Laune, weil sich Krull nicht unterkriegen lässt, sondern opportunistisch seine Möglichkeiten ausschöpft. Manche Inhalte wirken jedoch v.a. zum Ende hin zu konstruiert und unglaubwürdig, wohl, um es dramaturgisch aufzupeppen (auch schon so bei Thomas Mann?):
                                                    SPOILER - der König von Portugal merkt sofort, dass Krull nicht der Adlige ist, den er vorher schon gesehen hat, lässt sich aber einfach "umdrehen" und Krull ziehen?? Krulls Komplizin enthüllt dummerweise den Plan, mit dem die beiden den Adligen geleimt haben, doch der will sie immer noch heiraten, anstatt die beiden zum Teufel zu jagen??
                                                    SPOILER ENDE

                                                    Unter dem Strich eine unterhaltsame Produktion aus deutschen Landen mit interessanten Inhalten, wenn auch nicht die großartige Literaturverfilmung.

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