RoboMaus - Kommentare
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Alle Kommentare von RoboMaus
....und wieder beglückt Night M. Shyamalan seine Fangemeinde mit einem Mystery-Streifen, und wieder ist das qualitativ weit entfernt von den starken Filmen seiner Anfangszeit. Die Grundidee eines Naturphänomen-Strandes, an dem die Zeit viel schneller abläuft, ist gut. Menschen altern an einem Tag für ein ganzes Leben und sterben - was dahintersteckt, bietet Raum für eine spannende Story, doch die findet erst in der letzten Viertelstunde statt, nachdem man eineinhalb Stunden mit Dramaeinlagen von der Stange hingehalten wurde. Die erste halbe Stunde ist fast nur die Darstellung eines Beach Hotels mit diversen Gästen im Hotelalltag und Smalltalk. Nichts, das eine Story erzählt oder interessante Inhalte aufwirft - die entstehen endlich mit einer Gruppe von Gästen, die an den Traumstrand des Alterns gebracht wird, wo die Beteiligten bald merken, was ihnen widerfährt. Leider ist diese Idee schnell ausgereizt, doch anstelle einer Fortführung der Story setzt Shyamalan auf eine endlos erscheinenende Beleuchtung der Charaktere und ihrer Probleme, Reibereien, das übliche Gerangel um die Führung in solch einer zusammengewürfelten Truppe usw. Wirklich, nur dutzende Male gesehene Gruppendynamik-Drama-Stangenware ohne eine gute Idee. Der Mystery-Aspekt, obwohl ständig präsent durch das beschleunigte Altern, tritt in den Hintergrund, und natürlich darf man keine Fragen zur Nachvollziehbarkeit stellen. Sonst würde man sich u.a. vielleicht wundern, weshalb die Haare nicht mitwachsen oder wo der Strandfriseur versteckt ist ......
Schade - hätte Shyamalan das Geplänkel der ersten 90 min auf 20 min reduziert, dafür mit den interessanten Inhalten der Finalphase eine Story erzählt, wäre das vielleicht ein guter Film geworden. So ist es wieder nur einer mehr, der in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.
Die Abholzung der Regenwälder aus Profitgier ist eine globale Katastrophe, eines der gruseligsten Themen der Gesellschaft des 20. und 21. Jahrhunderts. Wie schlimm das Ausmaß ist, und wie wenig sich geändert hat, zeigt das aktuelle Beispiel Brasilien. 'Die Stimme des Regenwaldes' (2019) ist ein Biopic des schweizer Aktivisten Bruno Manser, der in den 80er-90er Jahren in Borneo zeitweise bei Ureinwohnern lebte und gegen die regierungsgesteuerte Abholzung der Urwälder antrat. Er wurde in Malaysia zum Staatsfeind Nr.1 und verschwand im Mai 2000 spurlos. Diesem Mann sollte man in der Tat ein Denkmal setzen, aber ist es dieser Film?
Abgesehen vom Anspruch und dem Gewicht des Themas (was einigen Hype-Kommentaren nach schon allein für Höchstnoten sorgt) liefert er eine eher glatte Darstellung der Situation und nimmt sich immer gerade dann zurück, wenn es an Eindringlichkeit oder Härte bedurft hätte. Mel Gibson hat in 'Apocalypto' (2006) vorgemacht, wie man so ein Setting inszenieren kann und den Zuschauer hautnah an das Geschehen bringt. Doch davon ist hier nichts zu sehen. Armknoli muniert in seinem Kommentar treffend "Ärgerlich sind die schwülstige Musik und diverse inhaltliche Schwächen", was den Eindruck des Glattbügelns unterstreicht. Dass die Laufzeit in dieser Form auch noch auf zweieinviertel Stunden gestreckt ist, provoziert eher den Blick zur Uhr, als dass man aufgewühlt oder gar spannungsgeladen dem Geschehen folgt. Keine Frage - für den reinen Anspruch müsste dieser Film 10 Punkte bekommen, aber letztlich sind wir hier im (Heim-)Kino und wohnen keiner Bruno Manser-Aktivistenveranstaltung bei. Niklaus Hilbert hat es versäumt, ein "richtiges Brett" zu inszenieren, das den Ereignissen und der Bedeutung des Themas angemessen wäre und das man nicht wieder vergisst. So plätschert der Film nach der Sichtung bald ins gedankliche Nirgendwo. Als reines Urwald-Drama betrachtet, ist 'Die Stimme des Regenwaldes' kaum besser als Mittelmaß (5 Punkte) - für den Anspruch und den Informationsgehalt gibt es einen Zähler dazu.
Nach 'Adams Äpfel' (2005) ist 'Helden der Wahrscheinlichkeit' (2020) wieder ein gelungener Wurf von Anders Thomas Jensen - zum Status der vielen Hype-Kommentare reicht es bei mir allerdings nicht. Inhaltlich überzeugt Jensen mit einer Story über Mathematiker, die glauben, den Zufall als Ursache eines tragischen Unfalls eliminiert zu haben und einen kaltblütigen Mord mit Kollateralschaden propagieren, bei dem auch Mads Mikkelsens Frau getötet wurde. Als Militär mit Spezialausbildung bittet er die Mathematiker nicht zweimal, ihm die Schuldigen zu präsentieren.... Die Symbiose der verschrobenen Filzbart-Wuschelkopf-Fettklops-Koalition birgt eine gewisse Frische, die sich in den Charaktereigenschaften, ihrem Umgang miteinander und ihren Aktionen ausdrückt, wobei stellenweise auch eine ordentliche Härte anfällt. Als schwarze Komödie aufgezogen, muss sich dieser Film wie jede anderen Komödie aber auch an der Frage messen lassen, ob das witzig/amüsant ist, und an diesem Punkt scheiden sich bekanntlich die Geister. Teilweise würde ich diese Frage mit ja beantworten, aber phasenweise sind die Dialoge bzw. deren Inhalte nicht wirklich prickelnd, während die Handlung im Leerlaufmodus verharrt. Wenn z.B. zum gefühlt fünften Mal Mikkelsens Therapiebedürftigkeit diskutiert wird, kommt eher der Gedanke auf "wie oft denn noch?", als dass das noch ein Schmunzeln hervorruft.
Vielleicht war es von Jensen etwas zu ambitionert, diesen Plot auf fast zwei Stunden zu ziehen - 20-25 min weniger hätte 'Helden der Wahrscheinlichkeit' gut getan, indem die starken Phasen für ein intensiveres Filmerlebnis verdichtet wären. Doch auch in dieser Form ist Jensens Werk allemal sehenswert und stellt eine erfrischende Bereicherung im Genre dar.
Fans von Hard SF und gut gescripteter Plots gehen im Zeitreise-Streifen 'The Adam Project' (2022) leer aus. Darüber hinaus kommt es darauf an, was man in so einem Film eher nicht (betont) sehen will, und hier liegt für meinen Geschmack der Killer: letztlich ist das ein verkapptes Familiendrama mit 50 % Screentime-Anteil, denn dass Ryan Reynolds durch die Zeit reist, um sich selbst als Kind zu treffen, ist lediglich der Aufhänger für eine Art großer Bruder/kleiner Bruder-Story, worin man es Mama recht machen und die Daddy-Komplexe richten will (der glaubt, sich zu wenig um seinen Sohn gekümmert zu haben). Wirklich seichte Drama-Kost, die im SF-Genre zumindest in diesem Ausmaß für mein Empfinden nichts zu suchen hat. Die anderen 50 % Screentime benutzen Zeitreise-SF auch nur als Vorwand, um ein einfallsloses Gut-/Böse-Hin-und-Her anzusetzen, wobei die Bösen ständig hinter Reynolds und seinem jüngeren Pendant her sind, was in einen hohen Anteil alberner Fights mündet. Natürlich ist Reynolds immer umzingelt, und natürlich befreit er sich immer gegen die Übermacht - Spannungsfaktor null, denn abgedroschener geht es doch kaum. Dazu das ständige Gelaber und die dummen Sprüchen dieser Nervbolzen: offensichtlich will man hier Reynolds 'Deadpool'-Aspekt in abgeschwächter Form einbringen, was für einen Zuschauer verheerend ist, der schon 'Deadpool' nichts abgewinnen kann (bei mir 3 Punkte).
Fazit: als SF-Film unbrauchbar; als SF/Drama-Mix mag das für manche funktionieren, die sich von dem nichtssagenden Geblubber wenigstens nicht gestört fühlen. Immerhin ist das flüssig inszeniert und zeigt nette CGI, aber das ist auch schon alles. Typisch Netflix.
Können zweieinhalb exzellente Minuten einen mittelmäßigen Film sehenswert machen? Hier kann ich diese Frage mit "ja" beantworten. 'Große Jungs' (2014) ist eine französische Komödie, worin sich ein heiratswilliger mit dem von der Ehe desillusionierten Schwiegervater in spe zusammenrauft und auf Tour geht. Natürlich wird vom üblichen Repertoire so gelagerter Komödien nichts ausgelassen - saufen, Gras rauchen, abtanzen, Mädchen, und auch die allein gelassenen Frauen des Duos bleiben nicht untätig, belassen es jedoch bei harmlosen Männergeschichten....
Diese Saurauslass-Komödien hat man in den letzten Jahren einfach schon zu oft gesehen, wobei sich die Inhalte mehr oder weniger wiederholen, als dass es in der präsentierten Form besser als mittelmäßige Unterhaltung wäre. Kurz vor Schluss stand dieses Werk entsprechend bei 5,5, doch ab der 86 Minuten-Marke kommt eine Sequenz, bei der ich aus dem Lachen nicht mehr heraus kam: intelligent und witzig wird hier eine starke Idee umgesetzt, was die Bewertung mit einem Schlag um einen Zähler nach oben gesetzt hat. Die mit Abstand beste Stelle des Films, welche auch als Stand Alone-Kurzvideo sehr gut funktionieren würde (habe danach auf YT gesucht, konnte es jedoch nicht finden). Wer sich mit 'Große Jungs' langweilt, sollte nicht abschalten, sondern wenigstens diese Szene mitnehmen - z.Z. noch im p-Abo zu streamen.
1987 erschien ein Film mit einem unglaublich melancholischen Lied, 'Calling You' von Jevetta Steele. Das Lied kenne ich seit damals, aber erst viel später merkte ich, dass es zum Soundtrack von 'Out of Rosenheim / Bagdad Café' gehört, der eine erhebende Story erzählt. 9 Punkte bei mir; das Lied würde 10 bekommen - aus ihm tropft die pure Melancholie, und man sollte in der Stimmung für so etwas sein. Nicht nebenher hören.
"Immerhin kam der Low-Budget-Horror bei der Kritik eher schlecht an" - wie wahr, und das nicht nur bei den ausgewiesenen Kritikern; auch bei den eher geneigten Usern der Filmplattformen erntet diese Blomkamp-Werk Gurken-Bewertungen und -Kommentare am laufenden Band (Bewertungsschnitt: 4,3 sowohl auf MP, als auch auf IMDb).
Das sollte natürlich niemanden davon abhalten, auf eines der so wunderbar harmonisch eingefügten Verkaufsportale zu klicken und sich dieses Werk für teures Geld ins Heimkino zu holen. Immerhin besteht die kleine Chance auf ein großartiges Filmerlebnis - die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.....
Filme wie 'Geostorm' (2017) haben den großen Vorteil, dass man genau das bekommt, was man sich schon von vorneherein ausmalen kann: eine hanebüchene Story mit Inhalten hart an der Schmerzgrenze, jede Menge Plotholes, klischeehafte Charaktere von der Katastrophenfilm-Stange, Bösewichte, die noch dümmer sind als böse, CGI-Gewitter mit Ausführung je nach Budget, eine gehörige Portion Action und natürlich den Helden-Verkörperer Gerard Butler, der im Alleingang die Welt rettet.
'Geostorm' saß schon lange auf der Watchlist beim Streaming-Anbieter, reserviert für den Tag, an dem dieser Film zur Stimmung passt. Nun war es so weit, doch in diesem Fall gab eher die körperliche Verfassung den Ausschlag, denn mit Grippe und Matschbirne gehen nur noch No-Brainer und Komödien. Alle oben angeführten Attribute treffen kaum überraschend zu und ergeben im Verbund bei einer abgelegten Erwartungshaltung einen akzeptablen Zeitvertreib. Hin und wieder wünscht man sich zwar, dass der Film die Intelligenz eines aufmerksamen Zuschauers doch nicht so maßlos beleidigen würde, doch beim nächsten Husten und allerspätestens beim nächsten Niesanfall ist das wieder verflogen. Dennoch, schade, dass bei dem technischen Auwand und der gut gemachten Weltraum-CGI nichts besseres herausgekommen ist, aber das wussten wir ja schon vorher.......
Sehr aufschlussreich - Arte hat diese Putin-Dokumentation Ende 2021 fertig gestellt, etwa 2-3 Monate, bevor er in die Ukraine einfiel. Sie könnte unabängig vom Krieg aktueller kaum sein und beleuchtet seinen Aufstieg und seine politischen Intentionen ab 2000, als er nach der Abdankung Yelzins am 31.12.1999 erstmals Präsident der Russischen Föderation wurde. Ebenso beleuchtet wird die Rolle des Westens und vor allem der Amerikaner, die ihn zunächst nicht ernst nahmen und in der Folge immer wieder unterschätzten. Die Aktionen Putins vor seiner eigenen Haustür ab 2007 (v.a. gegen Georgien und die Ukraine) lassen kaum einen anderen Schluss zu, als dass er niemals dem Westen die Kontrolle über seine Pufferstaaten überlassen wird, und schon gar nicht die NATO an der Grenze zu Russland toleriert. Der gegenwärtige Krieg erscheint aus dieser Perspektive kaum überraschend, ja, beinahe schon als unvermeidliche Konsequenz des Nichternstnehmens eines kompromisslosen und entschlossenen Potentaten. Darüber hinaus wird anschaulich dargestellt, wie Putin seinen Einfluss in der Welt ausserhalb Europas erfolgreich ausbaut und vor allem in rohstoffreichen afrikanischen Ländern die Kontrolle erlangt. Das gibt zu denken, da gerade Afrika eine immer wichtigere Rolle in der globalen Rohstoffversorgung inne hat, vor allem für Metalle im High Tech-Bereich.
Zum Abspann kann man sich fragen "was kommt als nächstes von Putin?", und die konsequente Antwort hätte Ende 2021 durchaus lauten können: "er annektiert die Ukraine und setzt einen Marionettenpräsidenten ein".
Eine ausgezeichnete und empfehlenswerte Doku zum Verständnis der gegenwärtigen geopolitschen Lage.
Kurz und schmerzlos - dieser Humor à la Duffy/Guy Ritchie/Shane Black usw. ist einfach nicht der meine. Da wird es schwierig, aus so etwas noch Unterhaltungswert zu ziehen, auch wenn ein, zwei Lacher dabei waren (Beeren-Auswirkungen.....LOL). Die Idee zu dieser eskalierenden Groteske ist gut und ausbaufähig, aber die Umsetzung gibt mir über lange Phasen sogar weniger als nichts. Vor allem die erste dreiviertel Stunde empfand ich als überwiegend nervendes Gezeter und Gezoffe, das mich dazu trieb, den Sound leiser zu stellen, sonst hätte ich das nicht ertragen....... normalerweise wäre hier schon Schluss gewesen, aber ich habe es tatsächlich ohne Vorlauf bis zum Ende gebracht.
Wie immer bei Komödien: lachst du nicht oder amüsierst du dich nicht, kannst du eigentlich schon abstellen.
Es sei allen gegönnt, die sich hier kringeln :-)
Eine gute Stunde lang bringt 'The Witch Next Door' (2019) nur einen belanglosen Mix aus Familiendrama und minimalem Waldschrat-Grusel, wobei die Handlung nach Einführung der Charaktere und der Bedrohung sich ständig im Kreis dreht. Zudem ist das an einer entscheidenden Stelle nicht nachvollziehbar, so dass man sich fragt, was der geduldfordernde Humbug dem geneigten Zuschauer eigentlich erzählen will.
SPOILER
Der Waldschrat benutzt die Körper seiner Opfer als Hülle und versteckt sich darin, so dass man ihn nicht erkennen kann. Wenn er entlarvt ist, kommt er heraus - das Opfer ist natürlich tot. Da es offenbar nur einen Waldschrat gibt, wie ist es dann möglich, dass er in mehreren Menschen gleichzeitig sitzt? Da man davon nicht ausgehen kann, es aber trotzdem so dargestellt wird, ist das eher verwirrend als spannungsfördernd.
SPOILER ENDE
Erst im letzten Drittel entwickelt sich die Handlung weiter und verdient sich allmählich das Prädikat eines Horrorfilms, bietet aber auch in dieser Phase nur Hausmannskost, die man als Genreliebhaber einfach schon zu oft gesehen hat. Technisch ist das immerhin ansprechend gemacht und wirkt wenigstens nicht billig, aber auch das kann den Eindruck eines insgesamt uninteressanten Films nicht beschönigen.
Wer sich die Filmographie von Gary Busey anschaut, wird bemerken, dass er seit den späten 90ern fast nur noch in unbeudetenden oder Schrottfilmen mitgespielt hat. Zur Zeit seiner bekanntesten und besseren Filme, in den 80ern bis mittleren 90ern, hatte er häufig die Rolle des Bösewichts oder Kotzbrockens, der anderen das Leben schwer macht. Gehen wir noch ein Stück zurück, erleben wir Busey in der Hauptrolle des Biopics 'The Buddy Holly Story'(1978), worin er den Rock'n'Roll-Star der späten 50er mimt - der beste Auftritt, den ich bisher von ihm gesehen habe, wofür er zurecht einen Oscar bekam. Obwohl Busey damals schon 34 Jahre alt war, wirkt er dennoch glaubhaft in der Rolle des Anfang Zwanzigjährigen. Die gelenkigen Moves sitzen auf den Punkt, wobei die Auftritte stark bis mitreißend sind. Auch 19 Jahre nach Buddy Hollys tragischem Tod erzeugt das Setting den Eindruck von Originalität, was u.a. wohl daran liegt, dass der Film aus heutiger Sicht noch recht nahe an den tatsächlichen Ereignissen liegt und im vordigitalen Zeitalter entstand.
Der Plot verzichtet auf Kindheitsdarstellungen und setzt im Jahre 1956 ein, als Buddy Holly sich vom Hillbilly-/Country-Gedudel seiner Zeit emanzipierte. Es wird anschaulich vermittelt, wie schwierig es war, überhaupt Rock'n'Roll zu spielen, weil das bürgerliche Establishment alles daran setzte, dies zu verhindern. Elvis wurde zwar im Jahr zuvor der Wegbereiter in den USA, doch das erzkonservative Texas war noch ein weißer Fleck auf der Rock'n'Roll-Landkarte, den Buddy Holly mit Farbe füllte. Er war ein begnadeter Songwriter, der starke Songs einfach aus dem Hut zaubern konnte und damit von der Plattenfirma die Freiheit erwarb, seinen ureigenen Stil umzusetzen, was im Film gut herauskommt. Ebenso überzeugt die Darstellung des allgegenwärtigen Rassismus, den gerade Buddy Holly zu spüren bekam, weil er und seine Combo von Veranstaltern für eine "Negerband" gehalten wurden (weil sie ihn nur aus dem Radio kannten). Leider setzt die Erzählweise für meinen Geschmack zu oft auf Auseinandersetzungen, was manchmal den Handlungsfluss ausbremst. Es wäre im Sinne eines Künstlerbiopics besser gewesen, den Fokus mehr auf sein Werk/Charterfolge bzw. seine Bühnenpräsenz zu legen und z.B. die überschäumende Reaktion der wachsenden Fangemeinde zu beleuchten (der Rock'n'Roll entfachte eine ganze Generation, wovon hier nichts zu sehen ist).
Trotz narrativer Schwächen ist dieses Biopic in jedem Fall sehenswert, auch weil es ein glaubhaftes Bild jener Zeit vermittelt.
Vergessene Perle oder biedere, angestaubte 80er-Kost? Die Meinungen über 'Gotcha!' (1985) gehen weit auseinander - in meiner Wahrnehmung trifft keines dieser Attribute zu. Genremäßig liegt das in den Bereichen Agententhriller und Komödie, wobei der Komödienanteil nicht so hoch bzw. absurd/albern ist, dass man die Story nicht ernst nehmen könnte. Ein Pluspunkt. Inhaltlich bewegt man sich im kalten Krieg, der hier allein schon wegen des originalen 80er-Settings und gut nachgebildeter DDR-Grenzanlagen einen authentischen Touch bekommt. Die Story ist allerdings nicht besonders einfallsreich, sondern bedient das Loverboy-Prinzip, wobei ein nichtsahnender Verliebter zu Geheimdienstzwecken benutzt wird. Sie hat auch nicht das anspruchsvolle Format von Genre-Filmen wie z.B. 'Bridge of Spies' (2015), sondern kommt eher simpel daher, weiß aber durch ihre schnörkellose, geradlinige Erzählweise zu überzeugen. Darüber hinaus gibt es wirklich spannende Momente, die vor allem mit dem Überwachungs- und Kontrollapparat der ehemaligen DDR erzeugt werden. Wer die DDR nie erlebt hat, mag diese Darstellung als übertrieben oder zu gewollt böse empfinden, aber ich bin ein paarmal ein-/ausgereist und kann bestätigen, dass es genau so ablief. Unter diesem Aspekt bietet 'Gotcha!' sogar den wirklichkeitsnäheren Geschichtsfilm.
Der Humor ist nie aufdringlich und lebt von Situationskomik sowie gut gesetzten Gags, beides für mein Empfinden gelungen. Damit ergibt sich starke Unterhaltung, welche, ausser im etwas mageren Anfangsdrittel, keine Längen aufweist und sich mit einem konsequent aufgezogenen Spannungsbogen zu steigern weiß.
Let's Dance!
Footloose (2011, Remake des Kevin Bacon-Originals von 1984) wird als Tanzfilm bezeichnet, doch ist das gerechtfertigt, wenn für Tanzszenen nur karge 9 % der Screentime abgestellt sind? Zugegeben, die Choreographie in ein paar kurzen Auftritten ist ansprechend und die Inszenierung mitreißend. Doch jedesmal, gerade wenn damit Stimmung entsteht, hört der Spass auf und weicht einer biederen Kleinstadt-Story mit den üblichen Zutaten: Techtelmechtel, Eifersüchteleien, Autorennen, Kräftemessen von Jugendlichen, und die Altvorderen haben natürlich nichts für die Bedürfnisse des Nachwuchses übrig. Dennis Quaid hat als Priester im Gemeindevorstand mit seiner Stimme einst das jugendgefährdende Tanzen in der Kleinstadt verboten - the new kid in town tritt gegen die verknöcherte Riege an....... Wenn auch Gesellschafts-Fantasy, hat das Potential für ein packendes Drama, das aber erst im letzten Drittel Gestalt annimmt, wo sich die Konfrontation zuspitzt. Zuvor ist das nur ein belangloses, kaum interessantes Geplänkel, immer hart an der Grenze zum Abschaltknopf entlangschrammend und getragen vor allem von der Hoffnung, dass der "Tanzfilm" seiner Bezeichnung endlich gerecht wird.
Am Ende bleibt der Eindruck eines lauen Kleinstadt-Dramas mit gelegentlichen Tanzeinlagen, wobei die kurzen, aber starken Auftritte die Bewertung gerade noch in das "geht so" hieven. Das Original kenne ich nicht, aber wenn das Remake beinahe eine 1:1-Kopie ist, wie manche hier schreiben, ist es wieder einmal nur eines mehr, das wohl keiner braucht.
Wenn man die drei Filmtitel der Indie-Komödie 'Journey of Love' (2012), 'Der Zeitreisende' und 'Safety not Guaranteed' im Geiste vermengt, entsteht daraus die Erwartung einer Story ähnlich der von 'The Lake House' (2006) oder 'The Love Letter' (1998), worin Menschen aus verschiedenen Zeiten kommunizieren, sich verlieben und sich auf einem gefährlichen Trip durch die Zeit finden. Mitnichten.
LEICHTER SPOILER: Hier geht es um einen wirren Typen, der vorgibt, eine Zeitmaschine zu bauen und von Zeitungsreportern verfolgt wird, die eine witzige Story daraus machen wollen.
SPOILER ENDE
Auf gleich zwei Schienen bahnen sich dabei Romanzen im prophanen Hier und Jetzt an.....
Für eine RomCom ist das erstaunlich gut gescripted und folgt nicht den ausgetretenen Pfaden des Subgenres. Die sehr verschiedenen Charaktere sind, bis auf einen vielleicht, alle auf ihre Art liebenswert. Der wichtigste Aspekt einer Komödie, der Humor, ist gelungen und sorgt weitab vom Pipikaka-Humor heutiger Zeit für einige Lacher. Daraus resultiert sehenswerte Unterhaltung, die so manchen starbesetzten Genrevertreter abhängt, auch wenn hier das Rad nicht neu erfunden wird.
Es gibt tatsächlich zwei Filme mit dem Originaltitel 'Stranger than Fiction' - diesen kaum bekannten aus dem Jahre 2000 und den mit Starbesetzung von 2006 (u.a. Will Ferrell, Dustin Hoffman). Letzteren finde ich ausgezeichnet und vermutete hier das Original, doch dem ist nicht so. Die Story ist anders, reitet ihre vier unbedarften Hauptdarsteller in immer weitere Kalamitäten, bei denen Leichen anfallen, die sie irgendwie entsorgen müssen. Das hat auf die ersten zwei Drittel einen komödienhaften Touch, worin alberne Mini-Handlungen eingebaut sind, die mit der eigentlichen Story nichts zu tun haben. Zwar schräg, aber in meiner Wahrnehmung weit entfernt von witzig (Eierwerfen auf ein parkendes, leeres Auto als Gag.....??). Entsprechend langweilen auch die begleitenden Dialoge. Erst im letzten Drittel kommt die Thriller-Handlung in Gang, wobei das zuvor Gezeigte in einen gänzlich unerwarteten Kontext gerückt wird. Damit rettet sich der bis dato uninteressante Film doch noch in die "geht so"-Zone - leider zu spät, um daraus ein starkes Filmerlebnis zu machen.
'Stranger than Fiction' (2000) will eine Krimi-Komödie sein, krankt aber daran, dass es zu lange weder witzig noch ernstzunehmen ist, was das Aufkommen von Spannung verhindert. Wer sich von dem Geschwurbel um mehr oder weniger sinnlose Aktionen unterhalten fühlt, dürfte hier wesentlich besser aufgehoben sein.
Mark Wahlberg als Jungspund, der mit dem erfahrenen Bill Paxton ein Gaunerduo bildet und mittels gut vorbereiteter Tricks Leute abzockt. 'Highway Bandits' (1997) verzichtet weitgehend auf eine Story, sondern zeigt die beiden bei der Arbeit, abgerundet mit Elementen einer Komödie und einer Bill Paxton/Julianna Margulies-Romanze. Das ist recht unterhaltsam, zumal es für die Gauner nicht immer glatt läuft und auch andere Abzocker unterwegs sind.
Wer nicht den großen Wurf erwartet, oder gar einen meisterlichen Abzocker-Film wie 'Der Clou' (1973), bekommt solide, zuweilen auch witzige Unterhaltung. In der heutigen Zeit würde so ein Film direkt an die Streaming-Anbieter gehen - 1997 lief er sogar im Kino, floppte aber mit Einnahmen von nur 0,5 Mio. US$. Für die große Leinwand reicht es zwar nicht, doch in den heutigen virtuellen Regalen hat 'Highway Bandits' einen würdigen Platz im oberen Mittelfeld gefunden.
Technisch und schauspielerisch ist 'Still/Born' (2017) ordentlich gemachter Horror um das geliebte Baby, doch inhaltlich wirkt das wie kalter Kaffee, der schon ein Dutzend Mal aufgewärmt wurde: eine dunkle Macht ist hinter dem Baby her, was sich durch Erscheinungen im Babyphone/-Monitor manifestiert. Natürlich ist da nichts, wenn im Babyzimmer nachgeschaut wird, wobei nur die Frau eine Bedrohung wahrnimmt, während der Mann allmählich glaubt, dass sie verrückt ist..... Same old Story, wie es sich gehört, mit Unschlüssigkeiten und kaum nachvollziehbarem Verhalten angereichert. Immerhin sitzen die schon relativ früh eingestreuten Scares.
Wer selten Horrorfilme sieht und/oder starke Empathie für die Frau mit ihren Ängsten um das Baby entwicklen kann, mag hier einen herausragenden Genrebeitrag wahrnehmen - anders, ausser mit Hype eines Beteiligten, kann ich mir einen 10 Punkte-Kommentar nicht erklären. Mehr als generisches Mittelmaß ist das kaum, doch gerade im Horrorgenre ist der leidgeprüfte Filmfan selbst für so etwas schon dankbar.
Die Idee zu 'Found Footage 3D' (2015) ist gut: eine Handvoll Filmamateure will einen FF-Horrorfilm machen und sucht sich eine creepy location für den Dreh. Doch dort treibt wirklich ein Dämon sein Unwesen, der seine Opfer gerne durch den Fleischwolf dreht......
Amateurhafte Schauspieler und miese Synchro wären noch zu verschmerzen, doch der mit 100 min viel zu lange Film erschöpft sich zu 80% in nervenden, bestenfalls nichtssagenden Dialogen und Streitereien des Filmteams, was schon im Aufbau langweilt. Um die Mitte erlöste ich mich durch eine viertelstündige Schlafpause, und auch danach musste gelegentlich kurz der Vorlauf genutzt werden, um die inhaltliche Ödnis zu überbrücken. Erst in den letzten 15 Minuten kommt so etwas wie Horror-Stimmung auf, da es nun endlich zur Sache geht und ein paar gute Ideen erkennbar werden (dafür die 3 Punkte).
'Found Footage 3 D' ist wohl der schlechteste Film, den ich in diesem Horror-Subgenre gesehen habe. Ein billiges, einfallsloses, substanzloses Schlafmittel. Während die drei anderen Kommentierenden mit 1-4 Punkten in etwa das Gleiche aussagen, hat dieser Streifen auf IMDb 5,4 Punkte aus 2146 Bewertungen, was der Grund für die Sichtung war. Sind das im höheren Bereich Filmamateure, die sich mit dem nervenden Gelaber in ihren Problemen so richtig verstanden fühlen? Eine andere Zielgruppe kann ich mir kaum vorstellen - Horrorfans sollten dieses Werk meiden.
TRASHMOB 22
Zustand während der Sichtung: 0,0 Promille
Anzahl der Sichtenden im selben Raum: 1
Zustand danach: stolz, das ohne Vorlauf durchgestanden zu haben
Trash as trash can for the trashcan - im Grunde wurde ‘Slime City’ (1988) für die Mülltonne konzipiert, nachdem damit ein paar Dollar verdient waren. Billige Horror-Massenware mit einem Produktionsbudget von ca. 50.000 US$, die damals unter ihresgleichen auf dem Genre-Regal in den Videoläden vergammelte und irgendwann im Abfall landete. Wären wir nicht im digitalen Zeitalter, würde der Film heute wohl sehr schwer zu beschaffen sein und als VHS zu Höchstpreisen gehandelt..... denn es hat sich tatsächlich eine kleine Kultgemeinde gebildet, die hier ein Meisterwerk sieht oder sich einfach nur köstlich unterhalten fühlt.
Solch ein Film kann eigentlich nur unterhalten, wenn er gewollt oder unfreiwillig witzig ist, denn bei den billigen Effekten wird sich kaum jemand gruseln oder ekeln. Herausquellende Gedärme ähneln eher einer Wurstkette mit Bandnudeln garniert, was immerhin für Heiterkeit sorgt. Selten kommen Lacher, z.B., wenn ein überraschtes Mädchen mit von oben bis unten aufgeschnittenem Gesicht fragt: „was soll das denn?“ Das 80er-Flair mit teilweise übertriebenem Klamotten-Styling erzeugt dazu etwas Nostalgie-Feeling, aber das war es auch schon – alles andere (grottige Schauspieler, Handlung, Dialoge, Score,....) besitzt nicht einmal mit der Trash-Nostalgie-Brille einen Unterhaltungswert. Entsprechend fühlen sich die gnädigen 78 min wesentlich länger an.
Idealerweise schaut man solche Filme mit Freunden und einer Kiste Bier o.ä., was zu ‚Slime City‘ nicht gelang. Falls doch, würde man sich wegen der Langeweile eher mit den Freunden unterhalten und vom Film nur wenig mitbekommen - auch eine Art Filmerlebnis, aber das würde ähnlich zu jedem anderen Horrorschrott vom Ramschregal ablaufen und könnte so die Bewertung anheben; Pech für ‘Slime City‘ - so gibt es nur nüchterne 3,5 Punkte.
Man merkt es dem breiten Bewertungsprofil zwischen 4,0-8,5 Punkten zu 'Das blutrote Kleid' (2018) an: diese US-Hommage an das italienische Giallo-Kino Ende der 70er polarisiert. Für die einen zu konfus/lahm/banal, für die anderen clever durchdacht und brilliant umgesetzt: ein elitäres Modekaufhaus, das von zwielichtigen und schrägen Charakteren betrieben wird, verkauft ein rotes Kleid, das seinem Träger übel mitspielt und scheinbar immer wieder ins Kaufhaus zurückfindet. Es wird schnell kar, dass dort eine Art Geheimkult stattfindet. Auf der anderen Seite stehen die Träger des Kleides und ihr Auskommen in der normalen Welt, worin es zuweilen auch skurril zugeht. Nicht nur die Handlungsstruktur, auch die verspielte, manchmal übertrieben farblastige Optik von Giallos wird hier nachgestellt.
Wer Filme wie 'Suspiria' (1977) liebt, woran sich 'Das blutrote Kleid' orientiert (dort Balletschule = hier Kaufhaus), könnte das als gelungen ansehen, evtl. aber auch als unnötige Nachahmung. Für mein Empfinden sind beide zu langatmig und die Charaktere bzw. ihre Handlungen zu gewollt skurril, teilweise zu albern (z.B. die Bankmanager, die hier mehrmals eine Angestellte in langen, abstrusen Gesprächen traktieren, was wohl witzig wirken soll und evtl. Rassismus-Inhalte einflechten will). Der Plot ist interessant, auch mit seinen kryptischen Inhalten, aber der abstrusen Form/Machart und entsprechenden Dialogen kann ich nur wenig abgewinnen. Unter dem Strich ist der Eindruck gerade noch ein "geht so".
RoboMaus, Dez. 2014: "Netter Genremix, der einen nicht vom Hocker reisst. Etwas weniger Fantasy und mehr Konsequenz in Richtung SF & Spannung hätte 'Outlander' gut getan."
Das und 5,5 Punkte sind alles, was ich vor über 7 Jahren für 'Outlander' (2008) übrig hatte. Ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich selbst die eigene Wahrnehmung abhängig von der Tagesform sein kann: gestern sah ich einen sehr spannenden SF-History-Film, der beide Genres gekonnt verbindet und darin eine subtile, nie zu dick aufgetragene Romanze verwebt. Zugegeben, der SF-Hintergrund kommt inhaltlich etwas wirr daher, um es freundlich auszudrücken - wie so oft, sollte man die Frage nach Logik nicht stellen. Letztlich dient das nur dazu, die schlecht gelaunte, üble Kreatur einer anderen Welt auf die Erde zu bekommen und so den mythologischen Drachen des frühen Mittelalters in Skandinavien zu liefern. Der scheinbar aussichtslose Kampf der Wikinger zusammen mit einem havarierten Ausseridischen (stark: Jim Caviezel) gegen diese effiziente Tötungsmachine ist mit guten Ideen und in starker Optik umgesetzt, stellt aber nur einen Teil der Handlung. Großen Raum bekommt auch die Integration des Ausseriridischen in die Gesellschaft eines Wikingerdorfes, wobei das martalische Verhalten vielleicht eine Spur zu pathetisch aufgetragen ist. Einen überzeugenden Auftritt hat darin Ron "Hellboy" Perlman als rasender, hammerschwingender Wikinger-Koloss. Die stringente, konsequente Umsetzung, das Pacing und die Dramaturgie mit sich immer wieder zuspitzenden Situationen tragen noch die Handschrift des 90er-Kinos. Die Dialoge dienen zur Unterstützung der Handlung, nicht umgekehrt, wie leider so oft im heutigen Kino.
War es Intuition? Normalerweise schaue ich mir allein keinen Film nochmals an, den ich mit 6 oder weniger Punkten bewertet habe. Die innere Stimme sagte mir, es noch einmal mit 'Outlander' zu versuchen, obwohl die Erinnerung bestenfalls bruchstückhaft war und die Gefahr der Mittelmäßigkeit im Nacken saß - dennoch war es genau der Film, der meiner Stimmung entsprechend zu einem starken Filmerlebnis führte.
Bryan Cranston: die Hauptrolle in 'Wakefield' (2016) konnte man kaum besser als mit einem starken Charakterdarsteller wie ihm besetzen (u.a 'Breaking Bad', 2008-2013). Er trägt den Film notgedrungen ganz alleine, denn eine Handlung gibt es nur in Ansätzen. Als griesgrämiger Anwalt kommt er spätabends nach Hause, sieht, dass die Tür zum Nebengebäude offensteht und richtet sich unter dem Dach ein. Vor dort beobachtet er seine Familie, lästert über seine Frau, den Besuch von Verwandten und Kollegen, sogar seine Kinder. In Rückblenden wird die totgelaufene Beziehung zu seiner Frau erläutert. Dazwischen sieht man ihn immer wieder beim Herumwühlen in Mülltonnen, wo er sich Essen und Kleidung organisiert - das soll sein selbstgewähltes Eremitendasein wohl glaubwürdiger machen, krankt jedoch in etlichen Situationen an mangelnder Nachvollziehbarkeit. Bis zur Mitte haben seine Verwahrlosung, gepaart mit zynischen Kommentaren über seine Familie und Kollegen, noch etwas Originelles und gesellschaftlich Relevantes, doch danach zieht es sich mit dem Versäumnis, inhaltlich Akzente zu setzen. Dafür besteht durchaus Potential, das jedoch überwiegend liegen gelassen wird:
SPOILER
Beispielsweise könnte der Nachbar, dem Cranston einst mit den behinderten Kindern half, den Dachboden-Eremiten entdecken (was sowieso hätte passieren müssen), ihn nicht verraten, sondern unterstützen, mit ihm zu einem guten Tropfen abhängen und die lausige Nachbarschaft argumentativ sezieren. Damit wäre u.a. die unglaubwürdigerweise nie entdeckte Versorgung aus nahen Mülleimern hinfällig. Zudem könnte der schleimige Anwaltskollege Cranstons Frau erfolgreich anbaggern, was Cranston schmerzerfüllt mit ansehen müsste, da sie nie die Fenster verdeckt....... usw.
SPOILER ENDE
Zum enttäuschenden Ende stiehlt man sich noch aus der Verantwortung, das bisher gezeigte auf den Punkt zu bringen. In dem Moment, wo es wirklich interessant wird, hört der Film mit einem Cliffhanger auf. Gewiss, die Standardantwort für so etwas ist "jeder muss die Chance haben, sich selbst ein Ende auszumalen". Doch auch die hochtrabendsten Ausreden täuschen nicht darüber hinweg, dass ein bislang magerer Eindruck durch die Einfallslosigkeit der Drehbuchautoren nur noch magerer wird. Fazit: 'Wakefield' folgt einer interessanten Prämisse, macht aber viel zu wenig daraus. Für Cranston-Fans wird sein starker Auftritt reichen, doch wer eher wert auf gute Plotideen, Handlung und Dialoge legt, wird hier wohl kaum mehr als Mittelmaß erkennen. Nicht umsonst findet dieser Film nur wenig Beachtung.
Inhaltlich ist 'Son' (2021) bei der Thematik von 'Rosemaries Baby' (1968) angesiedelt. Eine okkulte Sekte treibt scheinbar ein übles Spiel mit dem Jungen einer Frau, die der Sekte einst entkam.....oder bildet sie sich alles nur ein? Der Plot ist so angelegt, dass der Zuschauer nie sicher sein kann: hat die Mutter eine massive Persönlichkeitsstörung, oder ist ihr Sohn wirklich eine Ausgeburt der Hölle und sorgt für manches Blutbad? Dadurch, und mit einer stringenten Umsetzung, bleibt 'Son' bis zum Ende spannend, wobei auch der Härtegrad stellenweise ordentlich zuschlägt. Die Handlung entwickelt sich ständig weiter und folgt der Odyssee der Mutter, die primär ihren zehnjährigen Sohn beschützen will, wobei ihr sowohl die Häscher (eingebildet oder nicht) als auch die Polizei ständig auf den Fersen sind. Ivan Kavanagh (Drehbuch und Regie) schafft es, ohne Längen und Drama-Füllstoff auszukommen, zieht den Betrachter unweigerlich in das blutige Geschehen.
Weniger gelungen ist hingegen die Darstellung mancher Aktionen, die leider zu plump und unglaubwürdig erscheinen, um volle Wirkung zu erzielen.
Z.B. (SPOILER),
wenn der Junge einen Muskelprotz ohne jegliche Gegenwehr einfach umwirft und ausweidet. Das hätte man viel besser mit einem Kampf auf Leben und Tod unter Einsatz von schwarzer Magie darstellen können (wie sonst kann ein Zehnjähriger so einen Kerl überwinden?) - wohl das mindeste, was man vom Sohn eines Dämonen erwarten kann......
SPOILER ENDE
Das Ende wird hier überwiegend negativ beurteilt, und auch aus meiner Sicht ist das nicht gelungen - da wurde einiges an Potential verschenkt. Dieses jedoch mit Punktabzug zu belegen, wird dem insgesamt starken Film nicht gerecht. Einige munieren zudem die Zuordnung ins Horrorgenre. Tatsächlich hat 'Son' mehr von einem Psychothriller, ist aber mit seiner Okkult-/Dämonen-Thematik und den Gore-Anteilen auch im Horror verankert: "Psycho-Horrorthriller" trifft es vielleicht am besten. Wo auch immer verortet: 'Son' ist ein sehenswerter Genrebeitrag, der sich angenehm von der breiten Masse der Mittelmäßigkeit abhebt.
Die Spanier verstehen ihr Handwerk im Horrorgenre, was allein schon 'Malasana 32' (2020) für den geneigten Filmfan interessant macht. In der Tat legt dieser Haunted House-Grusler einen fulminanten Start hin und kommt im Aufbau relativ schnell zur Sache. Anstatt lang und breit die Beziehungen und Familienverhältnisse zu erklären, wie man es im Genre oft erleben muss, ist das Grauen in der Luft einer Madrider Altbauwohnung von Anfang an deutlich fühlbar. Doch leider versäumt man es, auf das starke Anfangsdrittel nachzulegen und die Bedrohung zu verdichten. Es bleibt bei Andeutungen mittels Standardrepertoire (zuschlagende Zimmertüren, gelegentliche Scares), womit sich die ohnehin schon dünne Handlung kaum noch weiterbewegt. Im Schlussdrittel gerät man gar auf eine überflüssige Erklärschiene, will mitteilen, weshalb der im Grunde bedauernswerte Geist angesäuert den neuen Bewohnern das Leben schwer macht, was in ein hanebüchenes, beinahe schon unwürdiges Finale übergeht.
Der Zuschauer erlebt einen eigenartigerweise umgedrehten Horrorfilm, dessen Spannungskurve zu Beginn hochschnellt, im Verlauf immer mehr abbaut und in einen einfallslosen Showdown mündet. Was bleibt, ist vor allem solides Handwerk und eine gelungene Grusel-Atmosphäre. So landet ein zunächst vielverprechender Genrebeitrag wieder einmal im Mittelmaß (5,5). Einen halben Bonuspunkt gibt es jedoch für den Score und den klugen Einsatz der hinteren Lautsprecher, denn das Grauen kommt am wirkungsvollsten von hinten. So gelungen das sein mag - leider kommt es in diesem Film weit weniger wirkungsvoll von vorn aus dem Bildschirm.