RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 30.09.2017, 12:13 Geändert 30.09.2017, 20:37

    Ein Krankendrama mit moralischer Botschaft - der unheilbar an aggressiver Leukämie erkrankte zehnjährige Oscar lernt zufällig die rosa gekleidete Pizzaverkäuferin Rose kennen, die das Krankenhaus beliefert. Sie ist die einzige, mit der er sich unterhalten will, so dass der Chefarzt ihr Pizza-Aufträge zuschanzt, damit sie Oscar (zunächst widerwillig) jeden Tag besuchen kommt....... so geht es ihm besser, und auch sie lernt, dass man ungeahnt beschenkt wird, wenn man einfach gibt.

    So weit, so gut. Doch die Umsetzung wirkt so oberflächlich, dass sie wenigstens bei mir kaum eine berührte oder bewegte Stimmung erzeugen konnte. Vieles ist klischeehaft, wie der obligatorische fette Junge, der andere herumschubst, oder stereotype Charaktere, wie die Schreckschrauben-Krankenschwester, die an allem und jedem herumnörgelt.

    Auch die Geschichten, die Rose Oscar erzählt, geben kaum Anlass zu Begeisterung und rangieren stellenweise schon im Kitsch. Vor allem dieses wiederholte, Fantasy-artige Frauen-Wrestling, oder die Mary Poppins-ähnlichen Einlagen wirken bestenfalls albern.

    Gut gemeint, aber zu verklärend, Fantasy-lastig und klischeehaft.

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      RoboMaus 30.09.2017, 08:50 Geändert 30.09.2017, 17:10

      Du wachst nach einem Schlaganfall im Krankenhaus auf und bemerkst Stück für Stück, dass sich kein Teil deines Körpers bewegen lässt, nicht einmal Unterkiefer und Zunge. Du bist vollkommen gelähmt und stumm, kannst nur noch hören und sehen - einzig deine Augenlider hast du noch unter Kontrolle, und dann wird dir auch noch eins davon zugenäht....... Locked in!

      Der Wahnsinn dieser Erkenntnis, ein nicht enden wollender Alptraum, bildet den unangenehm berührenden Einstieg zu 'Schmetterling und Taucherglocke' (2007). Das ist so gut gemacht, dass man sich tatsächlich in diese Situation versetzt sieht, wozu auch die Kameraperspektive aus der Sicht des Gelähmten mit einer starken Idee beiträgt: seine einzige Regung, das Blinzeln, wird so dargestellt, dass der Bildschirm kurz rot wird (Zocker von Egoshootern wie 'Wolfenstein' fühlen sich unweigerlich an einen schweren Treffer erinnert, wonach der Bildschirm ebenso rot wird).

      Ich dachte schon, dieser Film wird mich mit Haut und Haaren fressen, doch nach diesem kurzen Einstieg geht es im Wesentlichen um die Kommunikation, da sich mit dem Blinzeln Informationen übertragen lassen. Letztlich führt das zum Kern der wahren Geschichte, weil auf diese Weise das Buch eines Locked in-Patienten entstand.

      Das ständige Aufsagen des "Alphabets für Blinzler" wirkt mit der Zeit etwas ermüdend - das Alphabet wird vorgesagt, bis beim richtigen Buchstaben ein Blinzeln erfolgt, dann wieder von vorne. Eine Sisyphos-Angelegenheit für beide Seiten, die ausdauernd hohe Aufmerksamkeit erfordert. Da stellt sich die Frage, weshalb man nicht das Morsealphabet benutzt, wenigstens im Umgang mit dem Logopäden - das ist kein Hexenwerk, für jeden erlernbar und produziert einen Buchstaben wesentlich schneller, im Schnitt mit etwa drei Blinzlern.

      Es werden Flashbacks aus seinem früheren Leben gezeigt, Erinnerungen, mit denen er versucht, sich bei Verstand zu halten, wozu seine Gedanken und Empfindungen als off-Stimme zu hören sind. Daneben kommen Freunde und Verwandte, die versuchen, mit ihm über das Alphabet zu kommunizieren. Das ist zwar ansprechend gemacht, erreicht aber nie mehr die Intensität des Einstiegs und hat phasenweise eher den Charakter einer Doku, die heißen könnte: 'Kommunikation mit einem Locked in-Patienten'.

      Ein "ganz guter" Film, aber bis auf den Beginn ist es nicht das packende Kranken-Drama, weder erreicht es die Intensität des ähnlichen 'Johnny Got His Gun' (1971).

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        RoboMaus 29.09.2017, 18:59 Geändert 29.09.2017, 19:02

        Okay - ich muss vorausschicken, dass ich mehrere doppelte Whiskey hatte, als ich 'Stiefbrüder' (2008) sah, und habe sie immer noch, während ich diese Zeilen in das Keyboard hämmere....... Ich hatte auch keinerlei Erwartungen an diesen Film und werde wenige Erinnerungen haben............ und doch: das war stellenweise kolossal witzig.

        Humor ziehen aus Männern um die vierzig, die sich sich wie Teenager verhalten? Das klingt wie der Film, den man sich nicht geben will, könnte aber funktionieren, wenn die Gags stimmen, und die zünden überwiegend. John C. Reilly und Will Ferrell sind die Söhne, die jeweils bei alleinstehenden Eltern leben: Mary Steenburgen (sehr stark) und Richard Jenkins. Durch die Heirat der Eltern müssen sie sich zusammenraufen.... Chaos bei den Jungs mit dem Herz am rechten Fleck.

        "ich bin fünfhundert Meilen gereist, um dich zu bestäuben" - allein das Finale ist es wert, sich diesen Film anzuschauen. Noch zwei Shots mehr, und ich hätte 10 Punkte vergeben :D

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          RoboMaus 29.09.2017, 14:43 Geändert 29.09.2017, 16:28
          über Awake

          'Awake' (2007) dramatisiert dem Anschein nach, dass jemand bei der Narkose nicht völlig wegtritt, sondern bei Bewusstsein bleibt, aber ansonsten komplett gelähmt ist. Somit kann er hören, was die Chirurgen besprechen, bekommt Komplikationen mit, wie er aufgeschnitten wird, usw.

          Ein wahres Alptraumszenario, das einen Film wie 'Johnny got his Gun' (1971) ergeben könnte, worin ein Schwerverwundeter in einer ähnlichen Situation ist und der gesamte Plot darauf fokussiert, seine Situation in den Zuschauer zu tragen. Doch 'Awake' benutzt das nur als Aufhänger für eine arg konstruierte, unglaubwürdige Verschwörungsstory um den Betroffenen, die zwar eine unerwartete Wendung aufweist, aber inhaltlich weitgehend flach bleibt und kaum Spannung erzeugt. Zudem ist das gesamte erste Drittel lediglich mit Soap-Inhalten angefüllt, wie die alles dominierende Mutter, die ihren Sohn verstößt, nur weil er es wagt, seine selbsterwählte Verlobte zu präsentieren....

          Zu dünn, und nur in der kurzen Phase der Operation bei Bewusstsein dramaturgisch überzeugend.

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            RoboMaus 29.09.2017, 12:48 Geändert 30.09.2017, 09:57

            Lippenstiftkontrolle und -abwischen am Eingangsgatter der Universität.
            Spitzel, die in Stasi-Manier die Gesellschaft unterwandern.
            An Straßenecken "Wächter der Revolution", Schläger, die jedes "unmoralische" Verhalten niederwerfen, bei Wahlen zur Einschüchterung "Falschdenkender" eingesetzt werden.
            Für das Tanzen kommt ein Mann ins Gefängnis.....

            'Wüstentänzer' zeichnet in seiner Einführung ein eindringliches und düsteres Bild des Alltags im Iran, dessen Führung vor allem die junge Generation und ihr Streben nach einem Minimum an Freiheit knebelt, aber das Entstehen einer Subkultur nicht verhindern kann. Inmitten dieser gesellschaftlichen Agonie begegnet uns Afshin, der sich zum Tanzen geboren fühlt, Gleichgesinnte findet und sich eine bedrohte Oase der Freiheit und Verwirklichung seiner Ideen schafft.

            Nach dem starken ersten Drittel sackt der Plot leider massiv ab - anstatt sein eigentliches Thema, die verbotene Ästhetik und Entwicklung von Tanz/Ballett weiter auszuführen, versteigt er sich in unnötige, dramatisierte Nebenhandlungen, wie die Heroinsucht eines Mitglieds der Gruppe.

            Erst zum letzten Drittel widmet sich 'Wüstentänzer' seinem im Titel angedeuteten Thema, das stark dargeboten und mit einer gelungenen Dramatik-Komponente seitens der Häscher versehen ist. Doch leider bleibt es bei einem kurzen Intermezzo - danach verfällt man wieder in die Aufarbeitung des Unterdrückungsthemas, das allmählich einen tendenziösen Holzhammer-Charakter bekommt. Letztlich muss man erkennen, dass dies eher ein zunehmend (über)dramatisiertes Gesellschaftsdrama zu den Zuständen im Iran, als ein künstlerisch beeindruckender Film ist, der jedoch seine einnehmenden und berührenden Momente hat.

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              RoboMaus 28.09.2017, 14:52 Geändert 29.09.2017, 08:02

              Der Fußball schreibt die schönsten Geschichten..... jedenfalls in England - ansonsten ist es immer noch das Leben :)

              'The Damned United' (2009) ist das Biopic des wohl talentiertesten Trainers, den England je hatte, der es zweimal in den Siebzigern schaffte, mit einer Underdog-Mannschaft aus der zweiten Liga zum Meister der Premier League zu werden: Brian Clough (sehr stark: Michael Sheen). Als ob das nicht genug ist, gewann er mit Nottingham Forest zweimal hintereinander 1979+80 die Champions League (damals: Europapokal der Landesmeister). Es werden aber lediglich die sieben Jahre 1968-1974 beleuchtet, in denen er erstmals den Aufstieg in die Premier League schaffte und den damals führenden Club Leeds United vom Thron stürzte. Dabei geht es vor allem um die Rivalität mit dem Leeds-Trainer Don Revie (stark: Colm Meaney).

              Letztlich fällt 'The Damned United' zwar in das Genre Sportdrama, hat aber mehr den Charakter eines Beziehungsdramas, das zwischen den beiden Trainern abläuft. Dieser Aspekt hat mir in der gebotenen Ausführlichkeit weniger gefallen - er ist zwar Teil der damaligen Situation, doch letztlich sollte in einem Sportdrama auch der Sport die Hauptrolle spielen. So sieht man seinen Club in kurzen Einblendungen die Tabelle hochklettern, aber wie das erreicht wurde, erfährt man nicht. Es werden auch kaum Szenen vom Fussballplatz gezeigt, und seine größten Erfolge Ende der Siebziger kommen nur im Abspann.

              Immerhin ist die Charakterzeichnung der beiden Trainer gelungen, wobei vor allem Michael Sheen alias Brain Clough überzeugt. Man bekommt tatsächlich den Eindruck, dass dieser Mann das Zeug dazu hat, eine Mannschaft voll und ganz auf seine Vorgaben auszurichten, so dass eine hundertprozentige Einheit auf dem Platz steht. Nur so sind Siege dauerhaft zu erringen, vor allem, wenn einzelne Spieler nicht die Klasse teurer Superstars haben.

              Ein interessant, wenn auch nicht packend dargestelltes, wichtiges Kapitel der Fußballgeschichte.

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                RoboMaus 27.09.2017, 18:52 Geändert 27.09.2017, 19:48

                'Domestic Disturbance' (2001) deutet schon im Titel an, worum es geht. John Travolta und Teri Polo sind ein geschiedenes Paar, dessen zwölfjähriger Sohn bei Polo und ihrem neuen Mann Vince Vaughn wohnt. Vaughns Vergangenheit holt ihn in Form von Steve Buscemi ein, der von Vaughn abgelinkt wurde und nun Forderungen aus einem früheren Deal stellt. Travoltas Sohn kommt Vaughn auf die Schliche....

                Die Story ist bis zur Mitte zwar recht vorhersehbar, aber in den Aktionen spannend inszeniert. Daraus entwickelt sich ein Katz- und Mausspiel zwischen Vaugh und Travolta mit Sohn um die Aufdeckung von Vaughns Machenschaften, das leider in Nebenschauplätze wie eine Sorgerechtsklage abdrifted und damit die Spannung verliert. Zudem wird es inhaltlich unglaubwürdig, vor allem
                (SPOILER), die Charakterwende des Sohnes, der Vaugh nachgibt, sich plötzlich von seinem heißgeliebten Vater abwendet und sich selbst sogar noch vor Gericht als Lügner bezichtigt.
                ......und natürlich ist der böse Vaughn zu dämlich, Travolta endgültig zu erledigen, nachdem er ihn schon ohnmächtig geschlagen hat......
                (SPOILER ENDE).

                Stark aufgebaut, aber nach der Mitte leider zunehmend einfallslos und hanebüchen, selbst beim Showdown.

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                  RoboMaus 27.09.2017, 15:47 Geändert 27.09.2017, 17:12

                  Für die atemberaubenden Bergszenen und die Dramatik bei den Aktionen kann man durchaus ein paar Punkte liegen lassen - schließlich sind wir hier im Unterhaltungskino, da kann das aus bergsteigerischer Sicht auch im Fantasy-Bereich liegen. Allerdings ist manches davon tatsächlich so übertrieben und vorhersehbar, dass es eher lächerlich wirkt.

                  Dazwischen hat 'Vertical Limit' lange Sequenzen, die mit dem gegenseitigen Beharke der Protagonisten, pathetischen Unterhaltungen und Besprechungen der Lage angefüllt sind, was langweilt. Der Plot schafft es nur punktuell, Dramatik und Spannung aufzubauen und fällt dann wieder in seine hanebüchenen Dialoge zurück, mit denen der Film auf volle zwei Stunden gebläht ist.
                  Ausserdem sind CGI und Kulissen in manchen Szenen so dürftig, dass das mehr nach Studio und Greenscreen aussieht, als nach einem Bergnot-Szenario. Da wird vor Kälte in der Gletscherspalte gezittert, aber Kondenshauch hat darin keiner vor dem Mund....

                  Gerade noch ein "geht so".

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                    RoboMaus 27.09.2017, 12:58 Geändert 27.09.2017, 13:12

                    Der erste von inzwischen fünf Jack Ryan-Filmen und, wie ich finde, immer noch der beste. Dabei ist CIA-Agent Jack Ryan, stark verkörpert von Alec Baldwin, in 'Jagd auf Roter Oktober' (1990) im Gegensatz zu den anderen Filmen eher eine Nebenfigur. Die Handlung wird im Wesentlichen vom ideal besetzten Sean Connery alias seebäriger, sowjetischer U-Boot-Kommandant Marko Ramius getragen, der um sich einen beachtlichen Cast mit Sam Neill und Tim Curry versammelt hat. Curry hat allerdings nur eine blasse Nebenrolle.

                    Connery befehligt den Prototyp eines neuartigen U-Bootes, das über ein beinahe geräuschloses Antriebssystem verfügt, womit sich Atomraketen unbemerkt vor der Küste des Gegners in Stellung bringen lassen. Eine Erstschlagwaffe, die Connery den Amerikanern aushändigen will, um eine nie dagewesene Provokation und einen drohenden Krieg der Supermächte zu verhindern.....

                    Von Beginn an zieht der Plot eine interessante Story auf und produziert Spannung mit der Einführung der neuen Technologie und der konsternierten Reaktion der Amerikaner. Hinter den Kulissen entsteht ein politisches Tauziehen um das U-Boot, das allerdings erst durch einen inhaltlich nicht nachvollziehbaren, Dramaturgie-schürenden Ansatz möglich wird (SPOILER):
                    Connery informiert das sowjetische Militär zu seinen Absichten, was natürlich zur Jagd auf ihn führt, obwohl das überhaupt keinen Sinn macht, weil er damit seine Aktion unnötig gefährdet. Er behauptet zwar selbst im Film, nachdem ihm Sam Neill diese Frage stellt, dass er die Erklärung noch liefert, bleibt sie aber bis zum Ende auch dem Zuschauer schuldig. Der einzige Sinn besteht natürlich darin, ihm storytechnisch die Sowjet-Flotte auf den Hals zu schicken, damit Spannung entsteht, was inhaltlich im Sinne eines ansonsten gut durchdachten Politthrillers unnötig plump wirkt. Da hätte sich Tom Clancy etwas anderes einfallen lassen müssen (SPOILER ENDE).

                    Dafür schafft man es, die Intensität über eine spannende Inszenierung und immer wieder neue Facetten der Handlung hochzuhalten. Lediglich nach der Mitte hängt der Plot für eine halbe Stunde durch, womit die Spannungskurve absackt. Zweieinviertel Stunden Laufzeit erscheinen damit etwas zu ambitioniert, doch das ist Jammern auf hohem Niveau.

                    'Jagd auf Roter Oktober' ist über weite Strecken eine packende Kombination aus U-Boot- und Polit-Thriller, die auch nach wiederholten Sichtungen noch zu überzeugen weiß.

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                      RoboMaus 26.09.2017, 23:41 Geändert 27.09.2017, 11:16

                      Es gibt diese Filme, die gerade wegen ihrer außergewöhnlichen Eigenschaften abseits der ausgetretenen Pfade des Mainstream-Kinos für manche zu einem geliebten und gehegten Kleinod werden. Für andere wiederum sind es gerade diese Eigenschaften des abseitigen Kinos, das Gewöhnungsbedürftige, die es auch dem kleinen Robo schwer machen, manchen dieser Filme etwas Positives abzugewinnen.

                      An 'Der Fantastische Mr. Fox' (2009) läuft mir so ziemlich alles gegen den cineastischen Strich: die krude, auf den ersten Blick schon als hässlich empfundene Stop-Motion-Animation, die absurden, nervigen Dialoge, die alberne Intonation der Synchronstimmen, die abstruse Handlung, der Score, die komplette Witzlosigkeit, obwohl das witzig wirken soll. Ja, das alte Problem des Humors.....

                      Wes Andersons Stil ist schlicht und einfach nicht der meine - vor allem mit diesem ständigen, mehr oder weniger absurden Gerede in seinen Filmen kann ich mich überhaupt nicht anfreunden, und das ist auch hier nicht anders.

                      Bereits nach fünf Minuten fragte ich mich, wie lange ich es wohl noch durchhalten werde, blieb aber dabei, bis die Unerträglichkeit den Durchhaltewillen besiegte und die Vorlauftaste ihren Dienst antreten musste. Es war wohl mein letzter Wes Anderson.

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                      • 4 .5

                        Keine einzige Bewertung für einen Film mit dem legendären Vincent Price (sein letzter), dazu Dennis Hopper, W.H. Macy, Eric Stoltz und Jennifer Connelly? Alles reputierte Schauspieler, denen man einen gelungenen Kriminalfilm zutraut. Auf IMDb wird 'The Heart of Justice' (1992) mit 5,8/10 als Mittelmaß bewertet.

                        Die Gründe offenbaren sich allmählich: die Stars haben umso weniger Screentime, je größer der Bekanntheitsgrad. Stoltz spielt in der Hauptrolle einen Journalisten, der dem Mord an Dennis Hopper nachgeht, wobei sich der Mörder unmittelbar nach der Tat selbst erschossen hat. Die Ermittlungen ziehen sich und ziehen sich...... bis schließlich ein Geflecht aus familiären Beziehungen und Machenschaften ans Licht kommt, worin die geheimnisvolle Jennifer Connelly eine zentrale Rolle spielt.

                        Der Stil ist noir-mäßig angehaucht, beleuchtet ausgiebig die Charaktere und deren Beziehungen, worin des Rätsels Lösung liegt. Zu ausgiebig und dialoglastig für meinen Geschmack, wohingegen der Handlungsfortschritt lahmt. Wie so oft bei Noir-Filmen, geht ein mysteriöser Charakter eine mehr oder weniger unvemeidliche Liebesbeziehung ein, womit die Handlung zeitweise zum Stillstand kommt......

                        Überhaupt nicht spannend und zu langwierig, obwohl der Film nicht einmal 90 min läuft.

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                        • 4 .5

                          Eine gut besetzte Gesellschaftsdramödie um ein ernstes Thema: Drew Barrymore wird Ende der Sechziger mit 15 Jahren von Steve Zahn schwanger. Ihr Vater (James Woods) ist geschockt und arrangiert die Heirat....

                          Das ist zwar locker aufbereitet, aber von einem Komödienanteil ist hier kaum etwas zu erkennen. Zudem wirken Drew Barrymore und Brittany Murphy als Teenager-Freundinnen einfach nicht authentisch, da offensichtlich viel älter (beide sind in Wirklichkeit Mitte zwanzig).

                          Es bleibt eine langatmig erzählte Lebensgeschichte, die zu keiner Phase bewegend oder berührend wird, was auch durch die pseudokomödienhafte Albernheit verursacht wird. Daher lässt sich die Handlung nicht ernst nehmen - überflüssigerweise ist sie in dieser Form auch noch auf über zwei Stunden Laufzeit gezogen.

                          Es wäre besser gewesen, die Thematik ernster anzupacken, um den Zuschauer einzunehmen und im Idealfall Teil der Ereigisse werden zu lassen. Doch davon ist 'Riding in Cars with Boys' (2001) so weit entfernt wie Drew Barrymore von einem 15jährigen Teen.

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                            RoboMaus 26.09.2017, 13:55 Geändert 26.09.2017, 14:07

                            Charlie Chaplin-Filme haben neben der starken Komik meistens diesen herzzerreißenden, tragischen Aspekt. Das trifft ganz besonders auf 'Der Vagabund und das Kind' (1921) zu. Unglaublich, wie nah Chaplin dem Zuschauer diese Geschichte mit nichts als dem Ausdruck und der Mimik eines Stummfilmes bringt, wofür er sich bei den Slapstickeinlagen eher zurücknimmt. Doch natürlich bringt er in einigen Szenen ebenso seine ureigene, gelungene Situationskomik an. Auch technisch ist das mit den Kameraeinstellungen und dem Blickwinkel auf hohem Niveau, was seinen akribischen Arbeitsstil reflektiert. Bei seinen "Flugszenen" sind nicht einmal die Drähte zu erkennen.

                            Dem Charme und der herzerweichenden Handlung um ein Waisenkind, das Chaplin findet und aufzieht, und das ihm schließlich vom Jugendamt weggenommen werden soll, kann man sich nicht entziehen. Dazu trägt auch Edna Purviance als Mutter bei, die das Baby wegen ihrer Schauspielkarriere verstößt, was sie bald bitter bereut....

                            So einfach, so stark, so überzeugend in der Wirkung.

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                            • 3 .5
                              RoboMaus 26.09.2017, 10:49 Geändert 26.09.2017, 22:53

                              Was anfangs als ungewöhnlich erzähltes Drama noch Interesse wecken kann, versinkt nach dem ersten Drittel in einem abstrusen Konstrukt, das auf Ebene der Charaktere durch unglaubwürdiges Verhalten und Overacting charakterisiert ist, sowie inhaltlich jegliche Schlüssigkeit vermissen lässt.

                              Willkommen im japanischen Arthaus, das mit 'Geständnisse' (2012) eher Wert auf das Präsentieren von Absurditäten legt und das als Selbstzweck einsetzt, als den Zuschauer mit nachvollziehbaren Elementen zu beschäftigen und damit wenigstens ein Minimum an Dramaturgie oder Spannung zu erzeugen. Entsprechend langweilt dieses auf Anspruch und Sozialdrama getrimmte Kasperletheater, das sich lediglich durch abstruse Zerrbilder einer überkonstruierten Realitäts-Ebene und somit dem Eröffnen der typischen Interpretationsmöglichkeiten in Arthausfilmen auszeichnet.

                              Während die Fans solcher Filme das mit einem Community-Schnitt von 7,7/10 belohnen, kommt 'Geständnisse' bei mir unweigerlich an den Punkt, wo der Abschaltknopf als einziger Ausweg bleibt.

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                                RoboMaus 26.09.2017, 08:24 Geändert 26.09.2017, 08:34
                                über Shelter

                                Viele, die 'Shelter' (2009) kommentieren, stören sich am abstrusen Verlauf, den die Story in der zweiten Hälfte nimmt, womit sie von einem stark aufgezogenen Psycho-Thriller zu einem hanebüchenen Okkult-Mystery-Thriller wird. Das entspricht auch meinem Empfinden. Dabei stört nicht, dass die rationale Psycho-Ebene zu Gunsten von Mystery-Elementen verlassen wird, sondern die einfallslose Art und Weise, wie man es aus billigen B-Movies kennt.

                                Julianne Moore überzeugt als clevere Psychoanalytikerin, die glaubt, alle Tricks und Verhaltensstrukturen ihrer Patienten zu durchschauen, bis ihr Vater einen Fall präsentiert, der in kein gängiges Schema zu fallen scheint. Auch Jonathan Rhys Meyers wirkt glaubhaft in seiner Rolle als Patient mit multiplen Persönlichkeiten, der für Moore zur großen Herausforderung wird.

                                Leider wird danach das aufgebaute Potential wieder verschleudert - anstatt halbherzig mit Okkult-Elementen zu spielen, hätte der Plot entweder auf der rationalen Ebene bleiben und eine clevere Erklärung für die Phänomene anbieten sollen, oder im Stile eines unter die Haut gehenden Horrorfilmes in die Vollen greifen müssen (dafür ist er nach der ersten Hälfte geradezu prädestiniert). So ist das Gebotene inhaltlich weder Fisch noch Fleisch und enttäuscht am Ende.

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                                • 5 .5
                                  RoboMaus 26.09.2017, 07:50 Geändert 26.09.2017, 14:00

                                  Ein SF-Abenteuer mit schlauen Kids im optisch aufgerüsteten 'Fünf Freunde'-Format, nur, dass die Jungs hier zu dritt sind. Das hat Witz und Charme: der superclevere Junge mit weißem Wissenschaftlerkittel und diesen typisch-Achtziger, riesigen Brillengläsern baut ein kleines Raumschiff, mit dem die Jungs zunächst in der Gegend herumfliegen und für ein UFO gehalten werden, später im Weltraum Aliens begegnen.

                                  Im letzten Drittel wird es mit den Aliens zu albern-trashig und ist nur noch schwer zu ertragen - für kleine Kinder mag das angehen. 'Explorers' ist als Familienfilm geeignet, aber nur für Kinder bis max. 9 Jahre. Älteren Kindern kann man das letzte Drittel in der heutigen Zeit kaum noch vorsetzen, ohne sich vor dem Nachwuchs zu diskreditieren und sich der Frage auszusetzen, ob man noch ganz dicht sei ;-)
                                  Die FSK12 ist ein schlechter Witz.

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                                    RoboMaus 25.09.2017, 22:04 Geändert 27.09.2017, 11:26

                                    'Paper Moon' (1973) - ein Film, dessen einprägsamen Namen man schon so oft gehört hat, dass man kaum glauben kann, ihn noch nicht gesehen zu haben (oder evtl. zuletzt als Teen). Wir sind hier im typischen Siebziger-Kino, wo viel Zeit darauf verwendet wird, die Charaktere und ihre Interaktionen in allen Facetten darzustellen, was auch seinen Reiz haben kann. Wem das schon reicht, der mag hier ein kleines Filmjuwel erkennen, doch wer mehr auf Story und Handlung setzt, wird mit diesem Juwel weniger anfangen können.

                                    Ein Trickbetrüger (Ryan O'Neal) soll ein vorlautes Mädchen (seine echte Tochter Tatum O'Neal) zu ihrer Tante bringen. Daraus entwickelt sich ein Road Trip, auf dem die beiden dickköpfigen Charaktere sich zusammenraufen und sogar lernen zusammenzuarbeiten. Das Mädchen erweist sich als ideale Hilfe bei der Trickbetrügerei. Das ist mit ein paar guten Plotideen ansprechend gemacht, zieht aus seiner Dialoglastigkeit etwas Charme, und ist in der ersten Hälfte ansprechend bis an den Punkt, wo eine Frau ins Spiel kommt (6,5 bis hierher).

                                    Nun setzen schlagartig nervende Dialoge ein, während die Handlung aus Betrügereien eindimensional weiterläuft, aber die Aktionen immer abstruser werden. Vom Aspekt der Komödie ist das in der ersten Hälfte noch amüsant, wenn auch ohne Lacher, doch danach hat das wenigstens in meiner Wahrnehmung nichts Humoriges mehr - mit der kargen, zum Teil absurden Handlung wird es uninteressant (4,0).

                                    Darüber hinaus finde ich, dass man eine Neunjährige nicht beim genüsslichen Rauchen zeigen sollte, Veranschaulichung von Coolness hin oder her - selbst für die nikotinverherrlichenden Siebziger sind diese wiederholten(!) Szenen mit Tatum O'Neal unangebracht.

                                    Inhaltlich mager, aber phasenweise amüsant und charmant.

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                                    • 4 .5
                                      RoboMaus 25.09.2017, 12:42 Geändert 26.09.2017, 11:22

                                      Beunruhigendes geht in der Kirche vor sich......... Dinge bewegen sich........... der Pfarrer glaubt an ein Wunder und bestellt Prüfer des Vatikans ein, die das Wunder bestätigen sollen. Die rücken an, ausgerüstet mit Head Cam und Elektronik für eine Doku im Found Footage-Format.....

                                      Die Vorgeschichte gestaltet sich interessant, wobei natürlich klar ist, dass hier kein Wunder vorliegt, sondern dass ein Dämon oder der Teufel die Finger im Spiel hat. Schließlich sind wir beim FF-Horror. Doch leider köchelt 'The Borderlands' (2013) auf Sparflamme mit seinen Aktionen vor sich hin - es wird nur selten spannend, wobei Gänsehautmomente die Ausnahme bilden und die Handlung weder zu fesseln, noch zu gruseln vermag. Erst in den letzten zehn Minuten mündet sie in einen ansprechenden Trip zum Geheimnis des Spuks.

                                      'The Borderlands' ist genau die Art von Horrorfilm, worin lange kaum etwas Nennenswertes passsiert, aber gerade so viel, dass man in der Hoffnung auf eine Steigerung weiter am Ball bleibt. Doch die findet erst ganz am Ende statt, bietet nur Einheitskost und ist das lange Aushalten nicht wert.

                                      Zu dünn, zu harmlos.

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                                      • 6 .5
                                        RoboMaus 25.09.2017, 07:28 Geändert 25.09.2017, 08:50

                                        Wie gut kann man Unschlüssigkeiten in einem Horrorfilm wegstecken? Gerade für 'The Echo' (2008) lohnt es sich, bei dieser Frage Nehmerqualitäten aufzuweisen. Wir sind wieder einmal im Haunted House, genauer gesagt im Spuk-Mietshaus, und wieder einmal zieht ein Nichtsahnender in seinen Alptraum.

                                        Im Original ist 'The Echo' (2004) ein Asien-Grusler vom philippinischen Regisseur Yam Laranas, der ähnlich wie Takashi Shimizu mit 'The Grudge' (2002/2004) sein eigenes US-Remake machte. Die große Stärke ist der Aufbau einer gruseligen, unheimlichen Atmosphäre und von Suspense - das gelingt nur wenigen in dieser überzeugenden Form.

                                        Entscheidend trägt dazu der Sound-Score bei, mit cleverer Nutzung der hinteren Lautsprecher - technisch gesehen macht Laranas vieles richtig und baut damit im ersten Drittel einen interessanten Horrorfilm auf, der Appetit auf mehr macht und nicht nur den geneigten Genrekenner zum Verweilen einlädt.

                                        Doch in der Folge versäumt er es, die Schraube anzuziehen und seinen Plot inhaltlich, wie auch spannungsmäßig weiter zu verdichten. Es wiederholen sich lediglich die bisher gezeigten Andeutungen, womit die Handlung auf der Stelle tritt. Zu allem Überfluss wird auch noch eine Beziehungsgeschichte eingeführt, was um die Mitte beinahe zum völligen Kollaps der Spannungskurve führt. Dazu kommen einige Ungereimtheiten und Ansätze, die begonnen, aber nicht weiter ausgeführt werden. Erst in der letzten halben Stunde macht Laranas dort weiter, wo er lange zuvor aufgehört hatte und überzeugt mit starken Momenten, die für Gänsehaut sorgen.

                                        ....und wer hätte es gedacht? Letztlich enthält dieser Film sogar noch eine Message zu Themen wie Moral, Zivilcourage und Gleichgültigkeit. Für mein Empfinden in so einem Zusammenhang nicht unbedingt nötig, aber eine interessante, zusätzliche Facette.

                                        Unabhängig von den inhaltlichen Problemen hebt allein schon die düstere, gruselige Stimmung 'The Echo' (2008) aus dem Mittelmaß. Daher, für die, die es nicht zu genau nehmen: eine klare Empfehlung zum Aufwärmen für den Horroktober :)

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                                          RoboMaus 24.09.2017, 23:05 Geändert 25.09.2017, 06:43

                                          Eddie Murphys zweiter Streich, und gleich wieder ein Volltreffer. 'Die Glücksritter' (1983) bietet einfach alles, was man von einer Komödie verlangen kann: starke Situationskomik, die selbst bis in die Details überzeugt, in denen sich auch bei wiederholten Sichtungen noch Neues offenbart. Man achte z.B. auf die Szene, worin die Börsenmakler vor Öffnung der Börse in den Toiletten sind und beim Klingeln gleichzeitig herausstürmen wie Pferde beim Rennen, wenn die Boxen aufgehen..... welch herrliche Allegorie.
                                          Diese Komödie macht richtig Spaß mit jeder Menge Gags, die zünden, was neben Murphy auch an Dan Aykroyd und natürlich ebenso an der atemberaubenden Jamie Lee Curtis liegt. Holy Smoke.....

                                          Dazu kommt eine geniale Story, die die Mechanismen der Börse punktgenau darstellt, mit allem, was dort zum Tragen kommt, unter anderem Marktmanipulation mit einer gehörigen Portion Arroganz und Überheblichkeit. Doch genau damit drehen die unerschütterlichen Glücksritter Aykroyd und Murphy den Spieß um. Hier bekommt jeder, was er verdient, und das ist es doch, was man in solch einem Film sehen will.

                                          'Die Glücksritter' ist im Grunde eine satirische Aufarbeitung des überzogenen Börsengeschäfts, der Gier nach immer mehr Reichtum, gepaart mit der Blindheit gegenüber menschlichen Werten, die von vielen Vertretern dieses Berufsstandes mit Füßen getreten werden. Es ist dieselbe Gier im selben Geschäft, die auch schon einen Fussballmanager aus Bayern für einige Zeit in das Gefängnis gebracht hat.

                                          Ein wunderbare Komödie, die selbst nach über dreißig Jahren nichts von ihrem Charme, ihrer witzigen Frische und ihrer Aktualität verloren hat.

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                                            RoboMaus 24.09.2017, 17:48 Geändert 25.09.2017, 08:27

                                            'The Invisible' (2007) - ein Mystery-Thriller, der bei manchen durchaus punkten kann, aber bei der Mehrheit nur mittelmäßig abschneidet. Obwohl ich gerne Filme aus diesem Genre sehe, muss man letztlich der Realität ins Auge sehen und erkennen, dass an diesem Film nichts Besonderes ist.

                                            Zur Einführung wird das übliche Schul-Ambiente gezeigt, mit den üblichen Schulprolls, die andere terrorisieren - ein Novum ist vielleicht, dass ein gewalttätiges Mädchen Jungs einschüchtert. Es wird schnell absehbar, dass jemand mehr oder weniger zufällig bei einer Aktion des Mädchens getötet wird und fortan als Geist durch die Gegend spaziert, der seine Umwelt auf die Spur seiner Möderin lenken will.....

                                            Das Ganze wirkt über die ersten zwei Drittel plump und einfallslos auf den billigen Effekt des wandelnden Geistes gerichtet, wie man es schon zu oft gesehen hat - gerade interessant genug, um nicht abzustellen. Es wird danach zwar besser, einnehmender, wobei manchmal abstruse, manchmal schmalzige Melodramatik auf Kosten der Schlüssigkeit eingesetzt wird, aber die Hoffnung, dass eine gute Idee oder ein Twist der Handlung packende Momente beschert, stirbt am Ende zuletzt.

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                                              RoboMaus 24.09.2017, 10:58 Geändert 24.09.2017, 11:00

                                              Die Macht des geschliffenen Wortes.

                                              Denzel Washingtons zweite Regiearbeit, die man als gelungen bezeichnen kann und sogar an den Kassen erfolgreich war: 'The Great Debaters' (2007) spielte das Doppelte seiner Produktionskosten von 15 Mio.$ ein und holte noch 24 Mio.$ aus Video-Sales. Das ist umso bemerkenswerter, da dieser Film eher auf intellektuelle Werte setzt und sich in der Machart fernab vom Blockbusterkino aufhält.

                                              1935 hatte man als Schwarzer im Süden der USA keinen leichten Stand. Jegliches Streben nach Gleichberechtigung wurde von radikalen Südstaatlern brutal bekämpft. In diesem Umfeld betrieb der historische Melvin B. Tolson, stark verkörpert von Denzel Washington, einen Rhetorik-Club an einem Schwarzen-College. Damals war es üblich, dass Universitäten Rhetorik-Wettbewerbe abhielten, wobei das hauptsächlich unter Weißen ablief - Tolston schaffte es, mit seinen Leuten gegen Harvard anzutreten.......

                                              Obwohl auch das diskriminierende Umfeld beleuchtet wird, legt Denzel für meinen Geschmack den Fokus zu sehr auf die vielen Treffen und das rhetorische Training, womit er inhaltlich lange auf der Stelle tritt. Aus dramaturgischer Sicht wirkt das etwas zu langwierig und kann sich nicht mit thematisch verwandten Filmen wie z.B. 'Mississippi Burning' (1988) messen. Volle zwei Stunden hätten es in dieser Form nicht sein müssen. Das Highlight, die Auseinandersetzung mit Harvard, füllt erst die letzte halbe Stunde und wäre der perfekte Abschluss eines 90 Minuten-Filmes. So muss man einige Längen in Kauf nehmen, die den Unterhaltungswert verwässern.

                                              Wenn auch nicht packend, so ist 'The Great Debaters' doch ein interessanter Film zu einer bemerkenswerten Persönlichkeit, die ihre Würdigung mit Denzels Film verdient.

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                                                RoboMaus 23.09.2017, 21:21 Geändert 23.09.2017, 23:29

                                                Allein schafft es Sandra Bullock wohl nicht, auf die in heutigen Komödien geforderte Fäkalspruch- und Aso-Verhaltensquote zu kommen - vielleicht wurde ihr deshalb Melissa McCarthy an die Seite gestellt. Die löst das Problem in gewohnter Souveränität von der ersten Minute ihres Aufretens an - die Fans müssen sich allerdings ein Weilchen gedulden. Alle anderen haben mit dem Beginn von 'Taffe Mädels' (2013) Schonfrist, denn Sandra rockt die Show zunächst alleine.

                                                Die erste halbe Stunde ist durchaus gelungen, baut sogar eine interessante Kriminalstory im Drogenmilieu auf, wobei sich Bullock und McCarthy als Buddy-Cop Duo zusammenraufen müssen. Doch nach anfänglich aufkeimender Hoffnung wird es zunehmend witzlos und inhaltlich belanglos, hektische Nerv-Dialoge und einfallslose pipikaka-Gags nehmen im selben Maße zu, und zu allem Überfluss ist der Plot in dieser Form auch noch auf knappe zwei Stunden gebläht.

                                                So gerne ich Sandra Bullock sehe - diesen Versuch, mit McCarthy so etwas wie eine zeitgemäße Buddy Cop-Komödie zu machen, darf man wohl als Fehlschlag bezeichnen.

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                                                  Mit Kiefer Sutherland, Charlie Sheen und Oliver Platt sind Drei Musketiere im Grunde ideal besetzt, um diese humorig-zupackenden, nur allzu menschlichen Charaktere zu verkörpern. In dieser Verfilmung des Dumas-Klassikers von 1844 geben sie dem Film von Anfang an die richtige Würze für eine gelungene Mischung aus amüsanten, witzigen Auftritten und degenbewährtem Widerstand gegen Kardinal Richelieu (stark: Tim Curry) und seine Häscher.

                                                  In der Anfangsphase macht dieser Plot Laune, doch schon vor der Mitte flachen die Situationskomik und die Auseinandersetzungen zu reinen Albernheiten ab, während die Handlung in dialoglastige Intriegenspinnerei um die Machenschaften Richelieus driftet. Manche der Szenen erinnern beinahe schon an Spencer/Hill-Prügelfilme, was nicht zur eigentlich ernsten Handlung passt und 'Die drei Musketiere' (1993) phasenweise zu albernem Klamauk verkommen lässt.

                                                  Schade - Sutherland, Sheen, Platt und Curry hätten das Zeug dazu gehabt, den Drei Musketieren Leben einzuhauchen und eine packende Version des Stoffes zu liefern. Leider gelingt das nur im ersten Drittel (dafür insgesamt noch 6 Punkte), wonach das Drehbuch den Recken mehr und mehr einen Strich durch die Rechnung macht.

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                                                    RoboMaus 22.09.2017, 19:03 Geändert 09.02.2018, 10:01

                                                    Taniswurzel, auch Hexenpfeffer genannt.... leider gab es 1968 noch kein Internet, worin Mia Farrow alias Rosemary den Begriff hätte googeln können. So hängt sie das von der Nachbarin geschenkte, hübsch-silberne Amulett um den Hals. Dazu der merkwürdige Beigeschmack im Pudding von der "alten Fledermaus", wie ihr Mann die Nachbarin liebevoll nennt - so flößt man Katzen Medikamente ein, die sie nicht schlucken wollen. Nach einer Dreiviertelstunde kristallisiert sich allmählich heraus, wohin die Reise mit Roman Polanskis 'Rosemaries Baby' (1968) gehen soll.

                                                    In den späten Sechzigern wandelte sich das Kino und führte Elemente ein, die in den Siebzigern Standard wurden. Dazu gehört ästhetisch inszenierte Nacktheit, wofür Mia Farrows Brüste durchaus geeignet sind, und eine ausführliche, oft kryptische, aber auch kontrastierend explizite Darstellung der Inhalte. Man beachte in diesem Zusammenhang das reale Acting in der Spritzen-Szene mit Farrow - in fast allen Filmen ist das nur angedeutet oder kaschiert, aber hier wird gnadenlos in die Ader gestochen, und ihr Blut fließt unzweifelhaft in die Spritze.

                                                    Die ausführliche Darstellung ist allerdings ein zweischneidiges Schwert - was von Regisseuren wie Polanski oder Kubrick (zeitgleich: '2001: A Space Odyssey') wohl als Vertiefung der kargen Inhalte gedacht war, kommt bei einer weniger geneigten Zuschauerhaltung als langatmig und gedehnt an: simple Sachverhalte erscheinen in die Länge gezogen und brauchen gefühlt eine Ewigkeit, um auf den Punkt zu kommen. Die Handlung von 'Rosemaries Baby' darf man mindestens als schleppend bezeichnen.

                                                    So ist der Plot zwar interessant und angenehm effektlos aufgebaut, läuft aber mit zweieinviertel Stunden viel zu lang für die präsentierten Inhalte, so dass bei weniger geduldigen Zeitgenossen (wie mir) allmählich eine gewisse Unruhe einsetzt. Vor allem während Rosemaries langer Schwangerschaft unterschreitet das die Grenzen des Willens zur Aufmerksamkeit.

                                                    Es bleibt ein noch akzeptabler Film, der von Polanski über die Atmosphäre und das Setting gekonnt im Stile eines (damals) innovativen Psycho-Mysterythrillers inszeniert wurde, aber den Aufbau von Spannung durch den zähen Handlungsfortschritt weitgehend wieder zunichte macht.

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